MITTEILUNGSBLATT DES ENTOMOLOGISCHEN VEREINS MECKLENBURG

23. Jahrgang / 2020 VirgoVirgo Impressum

Herausgeber Entomologischer Verein Mecklenburg e. V. 19067 Dobin am See, OT Buchholz, Feldstr. 5 E-Mail: www.entomologie-mv.de Vorsitzender: Uwe Deutschmann

Erscheinungsweise Die Virgo erscheint einmal jährlich als Mitteilungsblatt des Entomologischen Vereins Mecklenburg e. V.

Redaktion und Gestaltung Uwe Deutschmann, Dobin am See, OT Buchholz; Eckehard Rößner, Schwerin E-Mail: [email protected]; [email protected]

Titelbild Zum Beitrag DEGEN, B.: Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 – Insekt des Jahres 2020 (Coleoptera: Meloidae): Weibchen des Schwarzblauen Ölkäfers Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 auf Rasenflächen des Freibades Hohen Viecheln im Landkreis Nordwestmecklenburg. Siehe dazu auch die Umschlagseite 4. Foto: Gerd Hartwich (Grambow).

Auflage 125 Exemplare

Druck: Wir machen Druck, 71522 Backnang

ISSN 1438-5090

Copyright und Reproduktionsrecht, auch auszugsweise, nur mit Erlaubnis des Entomologischen Vereins Mecklenburg e. V.

Erschienen: August 2020.

Konto für Mitgliedsbeiträge und Spenden: IBAN: DE61 1405 2000 0366 1600 01 BIC: NOLADE21LWL.

Jahresmitgliedsbeitrag 25,00 Euro, ermäßigt (für Schüler, Studenten) 10,00 Euro. Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen () und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern)

INGO BRUNK, UWE GEHLHAR, STEPHAN GÜRLICH, SUSANNE POEPPEL, CHRISTIAN SCHMID-EGGER, THERESIA STAMPFER & VOLKER THIELE

Zusammenfassung InsHabNet (Erarbeitung, Optimierung und Im Rahmen des Forschungsvorhabens InsHabNet Umsetzung von Schutzstrategien für durch (Erarbeitung, Optimierung und Umsetzung von Lebensraumfragmentierung gefährdete Insekte- Schutzstrategien für durch Lebensraum- populationen mit Maßnahmen eines wirkungsvollen fragmentierung gefährdete Insektenpopulationen Biotopverbundes in und außerhalb von Wäldern) mit Maßnahmen eines wirkungsvollen gefördert. In diesem Rahmen führt das Forstliche Biotopverbundes in und außerhalb von Wäldern) Versuchswesen der Landesforst Mecklenburg- finden seit 2019 entomologische Untersuchungen Vorpommern seit 2019 u. a. entomologische der Käfer (Coleoptera), Schmetterlinge Untersuchungen der Käfer (Coleoptera), (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Schmetterlinge (Lepidoptera) und Stechimmen Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen in der (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Umgebung Güstrows statt. Das Forschungsvorhaben Waldreststrukturen in der Umgebung Güstrows wird von der Fachagentur für Nachwachsende durch. Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt (weitere in Rohstoffe (FNR) gefördert, der Landesforst den Projektlinks, s. u.) im Projekt dient der Mecklenburg-Vorpommern (Betriebsteil FVI, FG Beantwortung der Frage, ob sich aufgrund der Forstliches Versuchswesen) durchgeführt und soll an Fragmentierung und Verinselung der Wälder in der dieser Stelle kurz vorgestellt werden. Erste Vergangenheit Aussterbeprozesse in den naturschutzfachlich und faunistisch bedeutsame Lebensgemeinschaften der Insekten feststellen Ergebnisse werden präsentiert. Sechs Arten der lassen. Stechimmen und fünf Arten der Käfer sind Neufunde für die Fauna von Mecklenburg Untersuchungsgebiet Vorpommern, eine Käferart ist neu für Mitteleuropa. Große Sorgfalt wurde auf die Auswahl eines geeigneten Untersuchungsgebietes gelegt, welches Summary einerseits ein geschlossenes Waldgebiet mit einer In 2019 entomological research was conducted in Mindestgröße von 5.000 ha aufweisen, andererseits forests and woodland fragments in areas around direkt an eine hinsichtlich Waldstrukturen Güstrow (Mecklenburg-Western Pomerania). This ausgeräumte und stark fragmentierte Offen- research is funded by the Agency for Renewable landschaft grenzen sollte (Abb. 1). Raw Materials (FNR, Fachagentur für Darüber hinaus sollten Klimastufe und Naturraum Nachwachsende Rohstoffe) as part of the project im gesamten Untersuchungsgebiet identisch und die „InsHabNet“ (Development, optimization and mikrochorielle Ausstattung (Wuchsgebiet, implementation of protection strategies for Wuchsbezirk, möglichst gleiche Hydromorphie, populations endangered by habitat fragmentation Nährkraft) so homogen wie möglich sein. Nach using measures of an effective biotope network in entsprechenden GIS-Analysen (GIS-Geografisches and outside of forests) and conducted by Landesforst Informationssystem) fiel die Wahl auf das in Abb. 1 Mecklenburg-Vorpommern (Betriebsteil FVI, FG und Abb. 2 dargestellte Gebiet südlich Güstrows. Forstliches Versuchswesen). In this paper, first Als Baumart, die sowohl im geschlossenen Wald, als results were presented regarding to the occurrence auch im Offenland gefunden und vergleichend and assessment of habitat specialists as well as rare beprobt werden kann, wurde die Stieleiche gewählt. ( - Coleoptera, & – Der Mittelpunkt der Probekreise (PK = 1.000 m2 Lepidoptera, bees & wasps - Hymenoptera: große Untersuchungsfläche) wird fast immer durch Aculeta). Six species of bees & wasps and five eine starke Eiche gebildet, die möglichst alt (in der species of beetles are new records for Regel 150-200 Jahre) und soweit vorhanden bereits Mecklenburg-Western Pomerania, one für xylobionte Insekten relevante Sonderstrukturen species is a new record for Middle . aufweisen sollte. Derlei Eichen wurden in möglichst naturnahen Laubwäldern (überwiegend Einleitung Buchenwälder), aber auch als Waldreststruktur im Durch die Fachagentur für nachwachsende Offenland, als Einzelbaum, in Alleen und Hecken, Rohstoffe (FNR) wird das Forschungsvorhaben sowie in und am Rand kleiner Feldgehölze, gesucht

3 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. und gefunden. Die Waldgeschichte lässt sich etwa vermitteln Eindrücke von den Habitaten und den für die Zeitebenen 1780 und 1880 rekonstruieren Untersuchungsmethoden (Fotos: Dr. I. Brunk). und mit dem Ist- Zustand vergleichen. Die Abb. 3-9

Material und Methoden Großschmetterlinge (Makrolepidoptera) und die Als zu untersuchende Artengruppen wurden und aculeaten Hymenoptera standardisiert erfasst und werden die Käfer Coleoptera), die nachtaktiven bearbeitet. Eine Übersicht ist in Tab. 1 gegeben .

Abb. 1: Blick ins Untersuchungsgebiet mit stark verinselten „Waldreststrukturen“ (Foto. Dr. I. Brunk).

Abb. 2: Das Untersuchungsgebiet mit den untersuchten Probekreisen südlich von Güstrow. (Nicht dargestellt ist ein weiterer PK nördlich von Güstrow).

4 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13.

Abb. 3: Waldkante bei Klein Upahl. Abb. 7: Totholzreiche Untersuchungsfläche.

Abb. 4: Hecke bei Steinbeck.

Abb. 8: Steineichenallee Bei Steinbeck.

Abb. 5: Kleines Feldgehölz einer Wüstung bei Mühl Rosin.

Abb. 6: Im Untersuchungsjahr umgestürzte Stieleiche.

5 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. Abb. 9: Aufhängung der Lufteklektoren (Pfeile) im Bestand.

Tab. 1: Überblick über die angewendeten Methoden, sowie Artenzahlen und Aktivitätsdichten. Artengruppe Erfassungs- Anzahl Anzahl Erfassungszeitraum Arten- Individuen methode Fallen Probe- zahl [Aktivitäts- kreise dichte] Coleoptera Lufteklek- 100 50 kontinuierlich (07.05.- 944 127.190 toren 02.10.2019, 3-wöchige Leerungen) Nachtaktive Automatische 40 40 28 Erfassungen bei 335 20.699 (Makro)- Lichtfallen geeigneter Witterung Lepidoptera (21.05.-23.10.2019, 14 2-tägige Durchgänge) Hymnoptera: Gelbschalen 400 40 14 Erfassungen bei 233 5.692 Aculetata geeigneter Witterung (exklusive (14.05.-23.10.2019, 14 Formicoidea) 2-tägige Durchgänge)

Erste Ergebnisse und faunistisch Käfer (Coleoptera) bemerkenswerte Funde Im ersten Untersuchungsjahr wurden insgesamt 944 Die Bearbeitung des Materials des ersten Käferarten in 127.190 Individuen erfasst und Untersuchungsjahres 2019 ist abgeschlossen. Das ausgewertet. 389 dieser Arten sind „Holzkäfer“ Untersuchungsgebiet erwies sich als unerwartet (Xylobionte) im Sinne des Kataloges von KÖHLER artenreich. Aus den drei jeweils mittels der o. g. (2000, 2014). Insgesamt 167 dieser Arten werden in Fallen beprobten Tiergruppen wurden allein 1.512 den Roten Listen Deutschlands oder Arten nachgewiesen. Weitere Arten sind mit anderen Mecklenburg-Vor p o mmerns geführt. Von diesen Nachweisverfahren (Sichtbeobachtungen, Beifänge Rote-Liste-Arten nehmen die „Holzkäfer“ den der anderen Erfassungsmethoden) erfasst und größten Anteil ein (78 %, 130 Arten). werden derzeit noch bearbeitet. Gesamtartenlisten Unter den Nachweisen befanden sich sechs werden nach Abschluss der Untersuchungen Urwaldreliktarten (Tab. 2), sensu MÜLLER et al. veröffentlicht. Es gelangen schon nach dem ersten (2005). Diese Urwaldreliktarten sind aber Untersuchungsjahr eine Reihe von faunistisch keinesfalls als Überbleibsel eines „Urwaldes“ zu bedeutsamen, sowie Neu- und Wiederfunden für verstehen. Es sind Arten mit besonders hohen Mecklenburg-Vorpommern, die im Folgenden kurz Ansprüchen an die „Kontinuität eines Bestandes vorgestellt werden sollen. hinsichtlich Totholzangebot und Bestandsstruktur“, was von den Autoren als „Habitattradition“ definiert

6 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. wurde. Die Urwaldreliktarten zeichnen sich durch Kategorie 1, auf zwei Probekreisen zu werten. Die folgende Kriterien aus: „Reliktäres Vorkommen in Art war in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 100 Mitteleuropa; Bindung an Strukturkontinuität bzw. Jahre verschollen, wurde 2006 auf Usedom Habitattradition sowie Kontinuität der Alters- und wiederentdeckt (SCHEUNEMANN 2010) und ist Zerfallsphase; hohe Ansprüche an Totholzqualitäten aktuell von fünf Fundorten belegt (SCHEUNEMANN und -quantitäten; aus den kultivierten Wäldern 2013, GÜRLICH i. Dr., i. V.. diese Untersuchung). Mitteleuropas verschwindend oder schon Eine Urwaldreliktart der Kategorie 2, der verschwunden.“ Baumschwammkäfer Mycetophagus decem- MÜLLER et al. (2005) unterscheiden zwei punctatus Fabricius, 1801, konnte über das gesamte Kategorien. Arten der Kategorie 1 Gebiet an den entsprechenden Alters- und („Urwaldreliktarten im engeren Sinne“) sind heute Zerfallsstrukturen gefunden werden (95 Individuen meist extrem selten und besitzen spezifische insgesamt). Für die postulierte Indikation einer zusätzliche „Anforderungen an Requisiten, Habitattradition spricht der Umstand, dass sie im Ressourcen und Strukturen wie z. B. große ersten Untersuchungsjahr in fast allen Probekreisen Waldflächen, seltene Holzpilze, starke aus alten Wäldern nachgewiesen wurde, während sie Totholz-Dimensionen, hohes Baumalter, Heliophilie in den Probekreisen der kleinen Feldgehölze, der Bestände, lange Verweildauer bzw. späte Einzelbäume (Feldeichen), den Hecken und der Sukzessions-Stadien der Holzstruktur im Allee trotz vorhandener Strukturelemente fehlt. Abbauprozess“. Weitere Urwaldreliktarten der Kategorie 2 sollen Das Vorkommen von Urwaldreliktarten im hier nur genannt werden. Es sind die Untersuchungsgebiet ist als Indikator für das deutschlandweit stark gefährdeten Arten: Noch-Vorhandensein einzelner Strukturelemente Allecula rhenana Bach, 1856 und -qualitäten von Bestandesstrukturen der „Alters- Colydium filiforme Fabricius, 1792 und Zerfallsphase“ oder "reifer Wälder", sowie Corticeus fasciatus (Fabricius, 1790) deren „Habitatkontinuität“ auf Landschaftsebene zu Elater ferrugineus Linnaeus, 1758 (Tab. 2). bewerten. Als große Besonderheit ist der Nachweis des Bockkäfers Necydalis ulmi Chevrolat., 1838, Panzers Wespenbock, einer Urwaldrelikart der

Tab. 2: Überblick über Nachweise von Urwaldreliktarten (UWR) nach MÜLLER et al. (2005). RL BRD – Rote Liste Deutschland, nach GEISER (1998). Art Familie UWR Anzahl der RL Kategorie Fundereignisse BRD Necydalis ulmi Chevr., 1838 Cerambycidae 1 2 1 Allecula rhenana Bach, 1856 Alleculidae 2 1 2 Colydium filiforme F., 1792 Zopheridae 2 2 2 Corticeus fasciatus (F., 1790) Tenebrionidae 2 11 2 Elater ferrugineus L., 1758 Cerambycidae 2 4 2 Mycetophagus decempunctatus F., 1801 Mycetophagidae 2 53 1

Den folgenden Meldungen von Erst- oder bisherigen Aufarbeitung von Sammlungsmaterial Wiederfunden für das Land aus Nordwestdeutschland lässt sich bereits Mecklenburg-Vorpommern liegt das Verzeichnis der erkennen, dass S. subseriatus offene Lebensräume Käfer Deutschlands (KÖHLER & KLAUSNITZER bevorzugt, während S. collaris in Wäldern lebt (mdl. 1998) mit dem publizierten 2. Nachtrag (KÖHLER Mitt. Meybohm). 2011) sowie die seit Anfang 2013 verfügbare Online-Datenbank zur laufenden Fortschreibung des Aulonium trisulcum (Geofroy, 1785) (Zopheridae, Kataloges auf www.coleokat.de zugrunde (BLEICH ehem. Colydiidae, 60-.019-.001-.) et al. 2019). Xylobiont, entwickelt sich als Verfolger von Scolytus-Arten unter der Rinde anbrüchiger Ulmen. Neumeldung für Mecklenburg-Vorpommern (5 Mecklenburg-Vorpommern war die einzige Region Arten) Deutschlands, aus der diese Art bisher noch unbekannt war. Ihr Nachweis erfolgte westlich Kirch Stenichnus subseriatus Franz, 1960 (Staphylinidae; Rosin in einem einzigen Exemplar in der ehem. Scydmaenidae, 18-.007-.0082.) Fangperiode 26.07.-06.08.2019. Ein Streubewohner, der bisher mit Stenichnus Bruchidius varius (Olivier, 1795) (Chrysomelidae; collaris (Müller & Kunze, 1822) vermengt war (als ehem. Bruchidae, 89-.004-.010-. ) geführt) und erst jüngst als artverschieden Dieser Samenkäfer lebt oligophag an erkannt wurde (MEYBOHM 2019). Aus der Trifolium-Arten. Die Art war ehemals ausschließlich

7 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. aus dem Südwesten Deutschlands bekannt, hat sich Eine aus Deutschland bisher nur aus Bayern (LOHSE aber in den vergangenen Jahren nach Norden und 1989), Schleswig-Holstein, Mecklenburg- Vorpom- Osten ausgebreitet (RHEINHEIMER & HASSLER mern und Brandenburg (ASSING et al. 1998) 2018). Das westliche Niedersachsen wurde bereits bekannte und wenig dokumentierte Art. Sie lebt in 1992 erreicht (BELLMANN et al. 2003), das nördliche Sumpfgebieten, bevorzugt in Carex Niedersachsen 2010 (MEYBOHM et al. 2011). Nun paniculata-Bulten, wie es MEIßNER (1998) aus erfolgte südöstlich von Kirch Rosin im Zeitraum Brandenburg ausführlich beschreibt. Aktuelle 16.08.-03.09.2019 der Erstnachweis für Nachweise für Mecklenburg-Vorpommern sind Mecklenburg-Vorpommern und praktisch zeitgleich bereits bekannt, wurden lediglich noch nicht für den 2019 auch der erste Nachweis für Deutschlandkatalog gemeldet bzw. publiziert Berlin-Brandenburg (ESSER; colkat.de). (KLEEBERG i. l.), einer davon aus der Nähe des Untersuchungsgebietes bei Klueß 11.04.2015 leg. Polygraphus grandiclava (Thomson, 1886) Kleeberg. Im Rahmen der vorliegenden (Curculionidae; ehem. Scolytidae, 91-.010-.001-.) Untersuchung wurden zwei Exemplare Xylobiont, entwickelt sich als Rindenbrüter in Schistoglossa pseudogemina östlich von Bellin verdorrenden Ästen und schwachem Stammholz von (13.06.-05.07.2019) und ein Exemplar nordwestlich Baumrosaceen, wie z. B. der Vogelkirsche Prunus Zehna (26.07.-16.08.2019) festgestellt. avium, aber auch an Pinus-Arten. Die Art ist aus allen Regionen Deutschlands bekannt. Für Atheta cribrata (Kraatz, 1856) (Staphylinidae, Mecklenburg-Vorpommern gelang nun der 23-.188-.094-.) Erstnachweis bei Tieplitz im Zeitraum Ein Faulstoffbewohner, der bevorzugt in Wäldern an 05.07.-26.07.2019. Aas lebt. Ein Exemplar wurde im Zeitraum 05.07.-26.07.2019 westlich von Kirch Rosin erfasst. Acrotona nigerrima (Aubé, 1850) (Staphylinidae, 23-.1881.009-.) Alevonota gracilenta (Erichson, 1839) Nach BENICK & LOHSE (1974) ist Acrotona (Staphylinidae, 23-.190-.002-.) nigerrima mediterran verbreitet und alle alten Alle Vertreter der Gattung Alevonota werden Meldungen aus Deutschland bzw. Mitteleuropa aufgrund ihrer mutmaßlich vorwiegend (siehe HORION 1951) seien vermutlich irrtümlich unterirdischen Lebensweise nur selten erfolgt. PACE (2008) gibt als Gesamtverbreitung nachgewiesen (ASSING & WUNDERLE 2008), nach Europa, Afrika, Madagaskar, Zentral-Asien und den wenigen Funden aus Nordwestdeutschland ist A. Indien an. Der Nachweis von jeweils einem gracilenta augenscheinlich xerothermophil. Die Exemplar dieser Art nordwestlich Zehna im Mai Meldung im Deutschlandkatalog für 2019 sowie im Juli 2019 bei Tieplitz und Mecklenburg-Vorpommern beruht auf einem südwestlich von Upahl ist somit sehr überraschend Bodenfallen-Fund südöstlich von Stralsund (Devin, und nicht nur der Erstnachweis für 30.05.1967, 1 Ex., leg. Zerche, DEI). Der Mecklenburg-Vorpommern und ganz Deutschland, Wiederfund gelang in einem Exemplar im Zeitraum sondern – soweit derzeit bekannt – auch für ganz 21.05.-03.06.2019 nördlich Klein Upahl. Mitteleuropa. Longitarsus reichei (Allard, 1860) (Chrysomelidae, Erste Nachweise ab 2000 (im Deutschlandkatalog +, 88-.051-.0242.) 7 Arten) Lebt oligophag an Plantago-Arten und wurde bis in die jüngere Vergangenheit (DÖBERL 1994) nicht von Cercyon haemorrhoidalis (Fabricius, 1775) der verwandten Art Longitarsus pratensis getrennt. (Hydrophilidae, 09-.003-.006-.) Die Meldung im Deutschlandkatalog für Ein Dungbewohner, der in Deutschland verbreitet Mecklenburg-Vorpommern beruht auf Funden im aber zumindest im Norden recht selten ist (GÜRLICH Elbtal, Rüterberg bei Dömitz (leg. Ziegler, et al. 2017). Ein Exemplar wurde im Zeitraum 09.08.1994). Der Wiederfund gelang nun in einem 16.08.-13.09.2019 südlich Mühl Rosin mit einem Exemplar nordöstlich Suckow im Zeitraum der Lufteklektoren erfasst. 16.08.-13.09.2019.

Laccobius sinuatus (Motschulsky, 1849) (Hydrophilidae, 09-.011-.002-.) Eine thermophile Wasserkäfer-Art, die am flachen Orchestes betuleti (Panzer, 1795) (Curculionidae, Ufer sich schnell erwärmender Kleingewässer lebt. 93-.1804.002-.) Ein Exemplar wurde im Zeitraum 21.05.-13.06.2019 Dieser Spring-Rüssler lebt als Blattminierer an bei Tieplitz erfasst. Ulmus-Arten, nach RHEINHEIMER & HASSLER (2010) bevorzugt an der Flatterulme. Die am Schistoglossa pseudogemina G. Benick, 1981 nächsten gelegenen Funde befinden sich im (Staphylinidae, 23-.160-.0031.) Südosten Schleswig-Holsteins sowie im

8 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. nordöstlichen Niedersachsen entlang der Elbe. Die Meldung im Deutschlandkatalog für Cryptocephalus chrysopus (Gmelin, 1788) Mecklenburg-Vorpommern beruht auf einer (Chrysomelidae, 88-.017-.055-.) unveröffentlichten Checkliste der Curculioniden der Eine wärmeliebende Blattkäferart warmer Säume neuen Bundesländer (DIECKMANN & BEHNE, o. J.). und locker mit Gehölzen bestockter Magerrasen. Die Wie Lutz Behne (i. l.) mitteilte, sind ihm keine Art ist nach RHEINHEIMER & HASSLER (2018) „in Funde aus dem heutigen Gebiet Deutschland weit verbreitet aber durchweg selten Mecklenburg-Vorpommerns bekannt, Dieckmann und in einigen Regionen im Norden verschwunden.“ habe aber einige Nachweise von 1975 für Die letzten bekannten Funde aus Wittenberge/Elbe, das im Kreis Perleberg gelegen Mecklenburg-Vorpommern stammen nach SCHMITT ehemals zum Bezirk Schwerin gehörte, heute in et al. (2018) aus dem Jahr 1912 (Waren/Müritz) bzw. Brandenburg liegt. Der aktuelle ‚Wiederfund‘ für Werder nordöstlich Altentreptow aus dem Juli 1926 Mecklenburg-Vorpommern südöstlich Kirch Rosin (beide leg. Hainmüller, coll. Müritzeum Waren). Der unweit der Nebel im Zeitraum 21.05.-13.06.2019 in Wiederfund für Mecklenburg-Vorpommern gelang einem Exemplar ist somit eigentlich der im Zeitraum 21.05.-13.06.2019 in einem Exemplar Erstnachweis für Mecklenburg-Vorpommern. östlich von Bellin.

Wiederfunde nach über 50 Jahren (im Schmetterlinge (Lepidoptera) Deutschlandkatalog -, 2 Arten) Bei den Großschmetterlingen wurden insgesamt 335 Arten in 20.699 Individuen (Tab. 1) mittels Lamiogethes haemorrhoidalis (Förster, 1849) automatischer Lichtfallen nachgewiesen, die sich (Nitidulidae, 50-.008g.010-.) auf 5 Tagfalterarten, 64 Spinnerartige, 162 Phytophag an Lamium-Arten. Die Meldung im Eulenartige und 104 Spannerartige verteilen (sensu Deutschlandkatalog für Mecklenburg-Vorpommern KOCH 1991). In eine hohe Kategorie der Gefährdung beruht auf einem Eintrag bei HORION (1960) nach der Roten Liste (WACHLIN et al. 1997) lassen „Greifswald, Rebmann leg. 1936-39 in Anzahl“. sich die in Tab. 3 aufgeführten Arten einordnen. Südwestlich von Klein Upahl wurde ein Exemplar im Zeitraum 08.05.-21.05.2019 erfasst.

Tabelle 3: An den verschiedenen Fallenstandorten nachgewiesene Arten, die einer hohen Gefährdungskategorie nach Roter Liste Mecklenburg-Vorpommern angehören. Art Familie Fundorte Habitat Fraßpflanzen Kategorie 0 – ausgestorben oder verschollen Pseudeustrotia auf 17 Probekreisen Waldränder und krautige Pflanzen, candidula (Den. & Waldwiesen, wie Kleiner Schiff., 1775) Lichtungen, lichte Sauerampfer, Wälder Wiesen-Knöterich Kategorie 1 – vom Aussterben bedroht Tethea ocularis (L., Drepanidae 1 Probekreis: feuchte Espe, Pappel 1767) Rundes Holz bei Waldinnenbereiche, Groß Upahl gewässernah Tyta luctuosa (Den. Noctuidae 1 Probekreis: südgerichtete Acker-Winde & Schiff., 1775) Wieres Feld südl. Waldränder, Ökotone Hägerfelde zur Feldmark Siona lineata (Scop., Geometridae auf 8 Probekreisen magere Wiesen mit krautige Pflanzen, 1763) (v. a. zwischen Ökotonen zu wie Wegerich, Mühl Rosin und Waldrändern, partiell Johanniskraut, Steinbeck) gewässernah Löwenzahn

Das Dreieck-Grasmotteneulchen (Pseudeustrotia Lokal, aber in den letzten Jahren deutlich häufiger candidula) wird in den letzten Jahren deutlich kommt der Augen-Eulenspinner (Tethea ocularis) häufiger gefunden und erweitert sein Areal. Die Eule vor. Er braucht feuchtere Waldbereiche in liebt offene und südexponierte Standorte, wobei der Niederungen, wo seine bevorzugte Fraßpflanze, die Falter sowohl tagaktiv ist, als auch ans Licht kommt. Zitterpappel oder Espe, wächst. Die Raupen sind Sie ist häufiger an Ökotonstandorten am Waldrand nachtaktiv und verstecken sich am Tage zwischen und auf Waldwiesen zu finden. Die Raupen fressen versponnenen Blättern. an krautigen Pflanzen, die Puppe überwintert. Jahrweise in Nordexpansion ist die Ackerwinden-Trauereule (Tyta luctuosa)

9 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. begriffen. Der kleine Falter ist tag- und nachtaktiv unerwartet. Die zweite Gruppe setzt sich aus Arten und ein Binnenwanderer. Die Eier werden zusammen, die derzeit aufgrund des Klimawandels vornehmlich an den Blüten von Acker-Winde expansiv sind und die in den letzten Jahren ihre abgelegt. Wie bei dem Augen-Eulenspinner auch, Areale nach Norden erweitert haben. Gleiches ist sind die Raupen nachtaktiv und verbringen den Tag auch in Hamburg zu beobachten (Schmid-Egger: zwischen zusammengesponnenen Blättern der eigene Untersuchungen), wo ebenfalls zwei der hier Futterpflanze. Im Untersuchungsgebiet wurde sie an erwähnten Arten in den letzten Jahren neu südgerichteten Waldrändern mit Ökotonen zur nachgewiesen wurden. Feldmark gefunden, wo Acker-Winde wächst. Neumeldung für Mecklenburg-Vorpommern (6 Der Linien-Spanner (Siona lineata) findet sich Arten) sowohl in gebüschdurchsetzten Magerrasen- biotopen, als auch an Ökotonen zu Waldrändern und Andrena strohmella Stöckhert, 1928 (Apidae) partiell auf Waldwiesen. Er kann aber auch in Die Sandbienenart A. strohmella (Abb. 10) ist in der gewässernahen, teils anmoorigen Wiesenbereichen südlichen Hälfte Deutschlands weit verbreitet und nachgewiesen werden. Die Raupen fressen an nicht selten. In den letzten Jahren häufen sich auch verschiedenen krautigen Pflanzen, ihre Eier werden Funde in der Norddeutschen Tiefebene (Hamburg, in Reihen an der Fraßpflanze abgelegt. Die eigene Beobachtung) und Brandenburg, so dass ein Verpuppung findet im Frühjahr statt. Aus dem Vorkommen der Art in Mecklenburg-Vorpommern geblichen Gespinst schlüpft im Mai der Falter. zu erwarten war. Die wärmeliebende Art reagiert damit auf die aktuellen Klimaerwärmungen. Sie Stechimmen (Hymenoptera Aculeata) nistet im Boden. Neun Weibchen wurden zwischen Zu den Stechimmen zählen verschiedene 15.-29.05.2019 an sechs verschiedenen Standorten Insektenfamilien, unter denen die Wildbienen im gesamten Gebiet nachgewiesen. (Apoidea), Grabwespen (Ampulicidae, Crabronidae), Wegwespen (Pompilidae) oder Faltenwespen (Vespidae) am artenreichsten sind. Diese Insektengruppe ist in Deutschland gut untersucht und wurde auch bei der letzten bundesweiten Roten Liste bearbeitet (Wespen: SCHMID-EGGER 2011, dort auch weiterführende Literatur zu Bestimmung und Lebensweise, Bienen: WESTRICH 2011). Für die Fauna von Mecklenburg-Vorpommen liegen aktuelle zusammenfassende Bearbeitungen nur für die Wegwespen (JACOBS 2012) und die Goldwespen (JACOBS & KORNMILCH 2007) vor. Andere Familien sind in Bearbeitung. Somit konnte das in Güstrow ermittelte Artenspektrum nicht mit aktueller Literatur abgeglichen werden. Abb. 10: Weibchen der Sandbienenart Andrena Stechimmen wurden mittels Gelbschalen in 5.692 strohmella (Foto: Dr. C. Schmid-Egger). Individuen nachgewiesen, die zu 107 Bienenarten und 126 Arten der Wespenfamilien gehörten. Neben Crossocerus heydeni (Kohl, 1880) (Crabronidae – einigen Nachweisen seltener Arten wurden während Grabwespen) der Untersuchung 2019 sechs Arten neu für die Diese sehr selten gefundene Grabwespenart ist Fauna von Mecklenburg-Vorpommern boreoalpin verbreitet und in Deutschland vor allem nachgewiesen. Dieses Ergebnis ist sehr auf die Mittelgebirge beschränkt. Sie war bisher überraschend, auch wenn man berücksichtigt, dass noch nicht aus der nördlichen Hälfte Deutschlands die untersuchten Standorte nicht zu wirklich bekannt. Vermutlich kam die kleine und unauffällige optimalen Stechimmen-Lebensräumen zählen. Art schon immer in Mecklenburg-Vorpommern vor Diese entwickeln vor allem in trockenwarmen und wurde bisher übersehen. Ihre Lebensweise ist Lebensräumen wie Binnen- und Küstendünen, unbekannt. Verwandte Arten nisten in Magerrasen oder Abbaugebieten hohe Artendichten. Käferfraßgängen in Totholz und tragen Blattläuse Bei den neu nachgewiesenen Arten lassen sich zwei als Larvennahrung ein. Nachweis: Ein Männchen Gruppen unterscheiden. Einmal handelt es sich um am 09.07.2019 nördlich Klein Upahl (Wieres Feld). unauffällige und versteckt lebende Waldarten, die wohl schon immer in Mecklenburg-Vorpommern Diodontus luperus Shuckard, 1837 (Crabronidae – vorkamen, aber bisher übersehen wurden. Bei Grabwespen) Projekten, in denen vermehrt Fallen eingesetzt Diese Art ist bereits durch zwei unpublizierte werden, sind die Nachweise solcher Arten nicht aktuelle Funde in Mecklenburg-Vorpommern bekannt und hat dieses Bundesland vermutlich auch

10 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13. erst in den letzten Jahren von Süden her neu sowie der Landesforst MV – Waldservice und besiedelt. Ähnlich wie die Sandbiene Andrena Energie GmbH, hier insbesondere Charlotte Fischer strohmella und die Rollwespe Tipia minuta scheint und Enrico Drewitz, für die zuverlässige Betreuung sie damit auf die aktuellen Klimaveränderungen zu der Fallen. Wir danken Hans-Joachim Jacobs und reagieren. Sie ist in der südlichen Hälfte von Frank Wagner für Hinweise zum Artenspektrum der Deutschland weit verbreitet und besiedelt Aculeata in Mecklenburg-Vorpommern. Die trockenwarme Lebensräume mit leichten Böden. Bestimmung von Acrotona nigerrima erfolgte durch Dort gräbt sie Niströhren in den Boden und trägt Jürgen Vogel, Görlitz, dem an dieser Stelle Blattläuse ein. Nachweis: Ein Männchen am herzlichst für seine freundliche Unterstützung 18.07.2019 an einer Eichenallee südlich Steinbeck. gedankt sei.

Passaloecus borealis Dahlbom, 1844 (Crabronidae - Projektlinks (letzter Zugriff am: 27.04.2020) Grabwespen) https://www.fnr.de/projektfoerderung/projekte-und- Auch diese Grabwespe ist in Deutschland vor allem ergebnisse/ausgewaehlte-projekte/projekte/tx_news auf kühlere und waldreiche Lebensräume /waldinsektenschutz-durch-biotopverbund-in-und-z konzentriert und besitzt in Deutschland einen wischen-waeldern/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5 Schwerpunkt in Hessen und Thüringen. Aus der D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cH norddeutschen Tiefebene liegt bisher nur ein Fund in ash=e734a6a7246c6f6362dff237897cf78c Schleswig Holstein vor. P. borealis nistet ebenfalls https://pflanzen.fnr.de/projekte/insektenfoerderung/ in Totholz und trägt Blattläuse ein. Nachweis: Ein Weibchen am 16.05.2019 auf einer Literatur Hochspannungstrasse bei Suckow. ASSING V. , FRISCH, J., KAHLEN, M., LÖBL, I., LOHSE, G.A., PUTHZ, V. , SCHÜLKE, M., Passaloecus brevilabris Wolf, 1958 (Crabronidae – TERLUTTER, H., UHLIG, M., VOGEL, J., Grabwespen) WUNDERLE, P. & ZERCHE, L. (1998): 23. Familie Ähnlich wie die vorhergehende Art ist auch P. Staphylinidae. – In: LUCHT, W. & KLAUSNITZER, B. brevilabris eine typische Waldart, die nur sehr selten (1998): Die Käfer Mitteleuropas, Band 15, 4. gefunden wird. Die Art war in Supplementband. – Krefeld (Goecke & Evers, im Mecklenburg-Vorpommern zu erwarten, weil es Gustav Fischer Verlag). 398 S. bereits Funde aus Schleswig-Holstein sowie ASSING, V. & WUNDERLE, P. (2008): On the Brandenburg gibt. In der Lebensweise gleicht sie der Aleuonota species of the Western Palearctic region vorhergehenden Art. Nachweis: Ein Weibchen am (Coleoptera: Staphylinidae: Aleocharinae: Athetini). 22.08.2019 in einem buchendomierten Laubwald bei – Beiträge zur Entomologie 58: 145-189. Hoppenrade. BELLMANN, A., ESSER, J., LAKOMY, W. & ROSE, A. (2003): Bemerkenswerte und neue Käferfunde Tiphia minuta van der Linden, 1827 (Tiphidae – aus dem Weser-Ems-Gebiet (Coleoptera) (Teil 5). – Rollwespen) Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Verein Diese unauffällig lebende Rollwespenart entwickelt zu Bremen 45: 445-448. sich parasitisch bei im Boden lebenden BENICK, G. & LOHSE, G. A. (1974): Tribus 14 Blatthornkäferlarven. Sie besiedelt vor allem (Callicerini). – In: FREUDE, H., HARDE, K. W, trockenwarme, offene Habitate und ist in der LOHSE, G. A.: Die Käfer Mitteleuropas. Band 5: südlichen Hälfte Deutschlands weit verbreitet, 72-220. – Goecke & Evers, Krefeld. jedoch sehr selten. Offenbar ist die wärmeliebende BLEICH, O., GÜRLICH, S. & KÖHLER, F. (2019): Art expansiv, weil auch aus Hamburg und Schleswig Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Holstein mehrere aktuelle Funde vorliegen (eigene Deutschlands. – World Wide Web electronic Beobachtungen). Somit sind die Funde auf publication www.coleokat.de. Zuwanderung und damit vermutlich auf die DIECKMANN, L. & BEHNE, L. (o.J.): Checklist der Klimaerwärmung zurückzuführen. Nachweis: Ein Curculioniden der neuen Bundesländer. – Weibchen am 12.08.2019 auf einer Unveröffentlichtes Manuskript, Eberswalde (Stand Hochspannungstrasse bei Suckow. vor 1998). DÖBERL, M. (1994): U. F. Alticinae. – In: LOHSE, G. Danksagung A. & LUCHT, W. H.: Die Käfer Mitteleuropas. Band Die Untersuchungen werden von der Fachagentur 14: 92-141, 3. Supplementband. – Goecke & Evers für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) mit Mitteln (Krefeld). des BMEL (FKZ: 22013518) gefördert. Wir danken GEISER, R. (1998): Rote Liste der Käfer den Unteren Naturschutzbehörden Rostock und (Coleoptera). – In: BINOT, M., BLESS, R., BOYE, P., Ludwigslust-Parchim für die artenschutzrechtlichen GRUTTKE, H. & PRETSCHER, P. (Bearb.): Rote Liste Ausnahmegenehmigungen, den Flächeneigen- gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für tümern, dem Forstamt Güstrow (R. Neuss) und den Landschaftspflege und Naturschutz (Bonn-Bad zuständigen Revierleitern für ihre Unterstützungen, Godesberg). 168-230.

11 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13.

GÜRLICH, S. (i. Dr.): 15 Jahre Holzkäfererfassung in LUCHT, W. H.: Die Käfer Mitteleuropas, Band 12, 1. Naturwaldreservaten und weiteren Schutzgebieten Supplementband. – Goecke & Evers, Krefeld. 346 S. in Mecklenburg-Vorpommern. Stand der MEIßNER, A. (1998): Die Bedeutung der Erkenntnisse und Aussichten. – Jubiläumsband zur Raumstruktur für die Habitatwahl von Lauf- und Tagung „20 Jahre Forstliches Versuchswesen in Kurzflügelkäfern (Coleoptera: Carabidae, Staphy- Mecklenburg-Vorpommern“ vom 12. Oktober 2016 linidae). Freilandökologische und experimentelle in Güstrow. Untersuchung einer Niedermoorzönose. – GÜRLICH, S. (i. V.): Naturwaldreservat ‚Schieren Dissertation an der TU-Berlin, 184 S. Buchen’ mit Vergleichsfläche, Forstamt MEYBOHM, H. (2019): Erste Ergebnisse zur Neubrandenburg – Bestandsaufnahme und Revision von Stenichus collaris (unpubl. Vortrag im Bewertung der Holzkäferfauna 2018/2019. – Verein für Naturwissenschaftliche Heimatforschung Gutachten im Auftrag der Landesforstanstalt zu Hamburg e. V. , siehe auch Abbildungen in den Mecklenburg-Vorpommern, Abt. Forstliches Bestimmungstabellen von Arved Lompe, Versuchswesen. www.coleonet.de). GÜRLICH, S., MEYBOHM, H. & ZIEGLER, W. MEYBOHM, H., ZIEGLER, W. & GÜRLICH, S. (2017): Katalog der Käfer Schleswig-Holsteins und (2011): Nachträge zur Käferfauna von des Niederelbegebietes. – Verhandlungen des Schleswig-Holstein, Hamburg und Nord- Nieder- Vereins für naturwissenschaftliche Heimatforschung sachsen. Bericht der koleopterologischen Sektion zu Hamburg 44: 1-207. für das Jahr 2010. – Bombus 3: 369-380. HORION, A. (1951): Verzeichnis der Käfer MÜLLER, J., BUßLER, H., BENSE, U., BRUSTEL, H., Mitteleuropas (Deutschland, Österreich, FLECHTNER, G., FOWLES, A., KAHLEN, M., Tschechoslowakei) mit kurzen faunistischen MÖLLER, G., MÜHLE, H., SCHMIDL, J. & Angaben, 2 Bände, 536 S. (Stuttgart). ZABRANSKY, P. (2005): Urwaldrelikt-Arten – HORION, A. (1960): Faunistik der Xylobionte Käfer als Indikatoren für mitteleuropäischen Käfer. Bd. 7, Clavicornia 1. Teil, Strukturqualität und Habitattradition. – (Sphaeritidae - Phalacridae. – Überlingen (Feyel) Waldoekologie online, 2.Freising: 106-113. 346 S. PACE, R. (2008): Aleocharinae della Regione JACOBS, H.-J. (2012). Die Wegwespen Etiópica al Naturkundemuseum di Erfurt Mecklenburg-Vorpommerns (Hymenoptera, (Coleóptera, Staphylinidae). – Beiträge zur Pompilidae). Entomologische Nachrichten und Entomologie 58 (2): 357 - 397. Berichte, 56: 29-131. RHEIMHEIMER, J. & HASSLER, M. (2010): Die JACOBS, H.-J. & KORNMILCH, J.-C. (2007). Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. – Landesanstalt Goldwespen Mecklenburg-Vorpommerns für Umwelt, Messungen und Naturschutz (Hymenoptera, Chrysididae). – Entomologische Baden-Württemberg (LUBW) (Hrsg.), Heidelberg: Nachrichten und Berichte 51: 73-92. Regionalkultur, 944 S. KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge. RHEIMHEIMER, J. & HASSLER, M. (2018): Die Ausgabe in einem Band, bearbeitet von W. Heinicke. Blattkäfer Baden-Württembergs. – Kleinsteuber – Leipzig, Radebeul: Neumann Verlag, 792 S. Books (Karlsruhe). 928 S. KÖHLER, F. (2000): Totholzkäfer in SCHEUNEMANN, P. (2010) Wiederfund von Naturwaldzellen des nördlichen Rheinlands. – Necydalis ulmi (Chevrolat, 1838) für Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Mecklenburg-Vorpommern (Coleoptera, Ceramby- Forsten/Landesamt für Agrarordnung NRW (Hrsg.), cidae). – Virgo 13 (1): 72-73. LÖBF-Schriftenreihe, Band 18. 352 S. SCHEUNEMANN, P. (2013) Weitere bemerkenswerte KÖHLER, F. (2011): 2. Nachtrag zum „Verzeichnis Käfernachweise (Coleoptera) in Mecklenburg- der Käfer Deutschlands“ (KÖHLER und Vorpommern (Teil 2). – Virgo 16 (1): 39-42. KLAUSNITZER 1998) (Coleoptera) Teil 1. – SCHMID-EGGER, C. (2011). Rote Liste und Entomologische Nachrichten und Berichte 55 (2-3): Gesamtartenliste der Wespen Deutschlands. 109-174. Hymenoptera, Aculeata: Grabwespen (Ampulicidae, KÖHLER, F. (2014): Die klimabedingte Veränderung Crabronidae, Sphecidae), Wegwespen (Pompilidae), der Totholzkäferfauna (Coleoptera) des nördlichen Goldwespen (Chrysididae), Faltenwespen (Vespi- Rheinlandes. Analysen zur Gesamtfauna und am dae), Spinnenameisen (Mutillidae), Dolchwespen Beispiel von Wiederholungsuntersuchungen in (Scoliidae), Rollwespen (Tiphiidae) und ausgewählten Naturwaldzellen. – Wald und Holz Keulhornwespen (Sapygidae). – In: BINOT-HAFKE, NRW (Hrsg.), 198 S. M., BALZER, S., BECKER, N., GRUTTKE, H., HAUPT, KÖHLER, F. & KLAUSNITZER, B. (Hrsg.) (1998): H., HOFBAUER, N., LUDWIG, G., MATZKE-HAJEK, G. Verzeichnis der Käfer Deutschlands. – & STRAUCH, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: 4. Dresden, 185 S. Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster: LOHSE, G. A. (1989): Familie Staphylinidae (II) Landwirtschaftsverlag. – Naturschutz und (Aleocharinae) S. 185-240. – In: LOHSE, G. A. & Biologische Vielfalt 70 (3): 419-465.

12 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C., STAMPFER, T. & THIELE, V. .: Faunistisch bedeutsame, sowie Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern): 3-13.

SCHMITT, M., BÄSE, W., BEENEN, R., DROVENIK, B., FRITZLAR, F., GEISER, E., JÄCKEL, R., Anschriften der Verfasser: LANGER, M., MAUSER, J., RINGEL, H., SCHÖLLER, Dr. Ingo Brunk, Uwe Gehlhar, Susanne Poeppel & M. & SIEDE, D. (2014): Das Projekt ChryFaun – Theresia Stampfer: Faunistik der mitteleuropäischen Blatt- und Landesforst Mecklenburg-Vorpommern, FG Samenkäfer (Chrysomelidae s. l.). – Forstliches Versuchswesen, Projekt Insektenschutz Entomologische Blätter und Coleoptera 110: 33–38. (InsHabNet), Zeppelinstrasse 3, 19061 Schwerin (Datenbestand Januar) E-Mail: [email protected] (korrespondieren- WACHLIN, V. , KALLIES, A. & HOPPE, H. (1997): der Autor) Rote Liste der gefährdeten Großschmetterlinge Mecklenburg-Vorpommerns. – Umweltministerium Stephan Gürlich, Büro für koleopterologische des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.), 32 Fachgutachten, Wiesenstraße 38, 21244 Buchholz S. E-Mail: [email protected] WESTRICH, P. (2011). Rote Liste und Gesamtartenliste der Bienen (Hymenoptera, Apidae) Dr. Christian Schmid-Egger, Fischerstr. 1, 10317 Deutschlands. – In: BINOT-HAFKE, M., BALZER, S., Berlin, BECKER, N., GRUTTKE, H., HAUPT, H., HOFBAUER, E-Mail: [email protected] N., LUDWIG, G., MATZKE-HAJEK, G. & STRAUCH, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Dr. Volker Thiele, biota – Institut für ökologische Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil Forschung und Planung GmbH, Nebelring 15 1). – Münster: Landwirtschaftsverlag. – Naturschutz 18246 Bützow, und Biologische Vielfalt 70 (3): 373-416. E-Mail: [email protected]

13 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste

RÜDIGER PESCHEL

Auf den ersten Blick erscheinen einem die Sand-, Gelegentlich wurde auch in den Schilfgürteln des Kies und Geröllstrände der Ostseeküste nicht Saaler Boddens zwischen Wieck und Born gesiebt. unbedingt attraktiv für das Sammeln von Käfern. Die hier gefundenen Arten finden gleichfalls in der Bei näherem Hinschauen ist jedoch eine Artentabelle ihre Berücksichtigung. Vielgestaltigkeit von Kleinstlebensräumen an den Im Weiteren beinhaltet die Artentabelle auch Funde Stränden zu entdecken (Abb. 5-18). Die Strände von Stränden auf der Insel Rügen, Insel Usedom, sind ständigen Umwelteinflüssen wie zum Beispiel der Insel Poel am Timmendorfer Strand Sturmfluten, Überspülungen, Abbruch der (Mecklenburg Vorpommern), der Insel Fehmarn Steilküsten, Wechsel in der Salinität an den und bei Kellenhusen (Schleswig-Holstein) (vgl. Küstenabschnitten, Anschwemmungen von Abb. 1). In den genannten Jahren gelang der Treibgut, Kadavern, Holz u. a. m. ausgesetzt Nachweis von insgesamt 215 Arten (Tab. 1), von (PESCHEL 1991a, b). Diese Veränderungen denen 122 bei PESCHEL (1991a, b) noch keine ermöglichen immer wieder die Herausbildung Erwähnung fanden. Unter Berücksichtigung der neuer, zum Teil individuen- und artenreicher, dort genannten Arten gelangen dem Verfasser Lebensgemeinschaften. bislang Nachweise von 389 Käferarten an den Für den Weststrand auf dem Darß stellte der Stränden der Ostseeküste. Hervorhebenswert sind Verfasser bislang 267 Käferarten vor (PESCHEL die Aufsammlungen vom Weststrand auf dem Darß 1991a, b). In den Jahren 2005, 2011, 2012, 2017 in der Zeit vom 12. bis 17. Mai 2012. In diesem und 2018 nahm der Verfasser wiederholt Zeitraum sammelte der Verfasser 532 Käfer in 163 Aufsammlungen an der Ostseeküste vor, wobei der Arten. Die Abb. 5-17 geben einen Einblick in die Schwerpunkt wiederum am Küstenstreifen des Vielgestaltigkeit der Küsten und Kleinst- Westdarßes lag (Abb. 1). lebensräume zu diesem Zeitpunkt. In Abb. 2 sind die täglichen quantitativen und qualitativen Ergebnisse der Aufsammlungen dargestellt. Im Zeitraum der Aufsammlungen herrschten günstige Witterungsverhältnisse. Sehr warme Frühlingstemperaturen, täglich Sonnenschein und teilweise wehte auch ein kräftiger Wind. Überrascht von der am Strand aufgefundenen hohen Anzahl an Individuen bestand das Bemühen darin, möglichst viele Arten zu erfassen. Die tatsächliche Individuenzahl am Strand übertraf augenscheinlich ein Vielfaches der hier genannten Gesamtstückzahl der Aufsammlungen. Abb. 1: Fundpunkte an der Ostseeküste. Karte: Google Earth.

Abb. 2: Darstellung der jeweiligen Individuenzahl (I)/und Artenzahl (A) pro Aufsammlung am Weststrand.

A - 17.05.2012 42

I - 17.05.2012 57

A - 14.05.2012 100

I - 14.05.2012 187

A - 13.05.2012 85

I - 13.05.2012 256

A - 12.05.2012 14

I - 12.05.2012 32

A - gesamt 163

I - gesamt 532

0 100 200 300 400 500 600

14 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Ein großer Teil der Arten dürfte seinen Ursprung gab nur wenige Gelegenheiten Aufsammlungen im unmittelbaren Hinterland, dem Darßer Urwald, vornehmen zu können. haben, welcher in vielen Abschnitten unmittelbar an die Steilküste bzw. an die Dünen angrenzt (Abb. 6-8). Für eine Anzahl von Arten ist der Strand nicht der unmittelbare Entwicklungs- und Lebensraum. Holz, Steine, Tang, Detritus, Anspülicht und Kleinstkadaver u. a. bieten kurz- bis mittelfristig Unterschlupf-, Versteck- und Überlebensmöglich- keiten. Am ergiebigsten waren die Aufsammlungen am 13. und 14. Mai 2012 mit 443 Käfern in 146 Arten.

Bei einer Reise auf die Halbinsel Usedom im Jahr 2017 erfolgten fast im selben Zeitabschnitt (14.-17. Mai) Aufsammlungen direkt am Strand bis an die Abb. 3: Usedom, Küstenabschnitt Bansin-Ahlbeck. Dünen (Abb. 3). In diesem Bereich sind die Strände touristisch erschlossen und unterliegen urbanen Obwohl wenig Tang und Strandgut vorhanden war, Einflüssen. Mit dem Säubern der Strände werden konnten mittels Sieben und Ausschütteln dessen stets Kleinstlebensräume zerstört und beseitigt. Es einige Käferarten gefunden werden. Die Ergebnisse sind in Abb. 4 dargestellt.

Abb. 4: Darstellung der jeweiligen Individuenzahl (I) und Artenzahl (A) pro Aufsammlung Halbinsel Usedom.

A - 17.05.2017 21

I - 17.05.2017 28

A - 16.05.2017 15

I - 16.05.2017 21

A - 15.05.2017 9

I - 15.05.2017 11

A - 14.05.2017 6

I - 14.05.2017 7

A - gesamt 41

I - gesamt 67

0 10 20 30 40 50 60 70

Insofern nicht anders erwähnt, sind alle Belege vom der Oberlausitzer Coleoptera (KLAUSNITZER et al. Verfasser gesammelt worden und befinden sich in 2018) nach der Großsystematik des Palaearktis- dessen Sammlung (coll. Peschel). Die Artenliste Kataloges. folgt konsequent der aktualisierten Gesamtübersicht

Tab. 1: Artenliste Legende: AHD Ahrenshoop (Darß) KAR Kap Arkona (Insel Rügen) ABU Ahlbeck (Usedom) KHU Kellenhusen BAU Bansin (Usedom) MGR Thiessow (Mönchgut Insel Rügen) DWS Darß-Weststrand SER Sellin (Insel Rügen) FKH Insel Fehmarn (Katharinenhof) WSB Wustrow-Saaler Bodden (Darß) HDU Heringsdorf (Usedom) WSD Wustrow: Ostsee-Dünen INH Insel Hiddensee PTS Insel Poel, Timmendorfer Strand.

15 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Carabidae Notiophilus palustris (Duftschmid, 13.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL 1812) (1991b) Loricera pilicornis (Fabricius, 1775) 07.05.2012 2 FKH Felix PESCHEL 14.05.2012 1 DWS (1991b) Blethisa multipunctata (Linnaeus, 13.05.2012 1 DWS Peschel 1758) 14.05.2012 3 DWS 17.05.2012 1 DWS Clivina fossor (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 6 DWS Felix 14.05.2012 4 DWS Dyschirius globosus (Herbst, 1784) 14.05.2012 1 DWS Felix Dyschirius tristis Stehens, 1827 17.05.2012 1 DWS Felix syn.: D. luedersi Wagner, 1915 Broscus cephalotes (Linnaeus, 1758) 22.09.2011 1 PTS Peschel Asaphidion curtum (Heyden, 1870) 14.05.2012 1 DWS Felix

Bembidion femoratum Sturm, 1825 07.05.2012 1 FKH Felix PESCHEL (1991b) 13.05.2012 2 DWS 14.05.2012 1 DWS 17.05.2012 1 DWS Bembidion gilvipes Sturm, 1825 17.05.2012 1 DWS Felix 16.05.2017 1 ABU Bembidion lampros (Herbst, 1784) 13.05.2012 2 DWS Felix PESCHEL (1991b) 14.05.2012 2 DWS Bembidion properans (Stephens, 07.05.2012 1 FKH Felix PESCHEL (1991b) 1828) 13.05.2012 3 DWS 14.05.2012 5 DWS 15.05.2017 1 HDU Bembidion quadrimaculatum 07.05.2012 11 FKH Felix PESCHEL (1991b) (Linnaeus, 1761) 13.05.2012 1 DWS Bembidion saxatile Gyllenhal, 1827 07.05.2012 3 FKH Felix PESCHEL (1991a, b) Bembidion tetracolum Say, 1823 07.05.2012 1 FKH Felix PESCHEL (1991b) Bembidion tetragrammum Chaudoir, 07.05.2012 3 FKH Felix 1846 08.05.2012 2 KHU 13.05.2012 2 DWS 14.05.2012 11 DWS 17.05.2012 2 DWS Acupalpus exiguus Dejean, 1829 14.05.2012 3 DWS Felix 15.05.2017 2 HDU Acupalpus flavicollis (Sturm, 1825) 13.05.2012 1 DWS Felix 14.05.2012 1 DWS Acupalpus meridianus (Linnaeus, 14.05.2012 2 DWS Felix PESCHEL (1991b) 1761) 17.05.2012 2 DWS Acupalpus parvulus (Sturm, 1825) 14.05.2012 2 DWS Felix PESCHEL (1991b) 17.05.2012 2 DWS Anthracus consputus (Duftschmid, 14.05.2012 4 DWS Felix 1812) Harpalus affinis (Schrank, 1781) 17.05.2017 1 ABU Felix PESCHEL (1991b) 14.05.2017 1 BAU Harpalus distinguendus (Duftschmid, 17.05.2012 1 DWS Felix 1812)

Harpalus latus (Linnaeus, 1758) 07.05.2012 1 FKH Felix PESCHEL (1991b) Harpalus rubripes (Duftschmid, 15.05.2017 1 HDU Gebert PESCHEL (1991b) 1812)

16 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Harpalus signaticornis (Duftschmid, 13.05.2012 14 DWS Felix 1812) 14.05.2012 1 DWS

Demetrias atricapillus (Linnaeus, 14.05.2012 5 DWS Felix PESCHEL (1991b) 1758) 17.05.2012 1 DWS Demetrias monostigma Samouelle, 08.05.2012 9 KHU Felix PESCHEL (1991b) 1819 12.05.2012 1 DWS 17.05.2012 4 DWS 16.05.2017 1 ABU Microlestes minutulus (Goeze, 1777) 14.05.2012 3 DWS Felix PESCHEL (1991b) 16.05.2017 3 ABU 17.05.2017 1 ABU Paradromius linearis (Olivier, 1795) 08.05.2012 1 KHU Felix PESCHEL (1991b) Paradromius longiceps (Dejean, 18.04.2018 1 WSB Peschel PESCHEL (1991b) 1826) Philorhizus notatus Stephens, 1827 08.05.2012 5 KHU Felix PESCHEL (1991b) Syntomus foveatus (Geoffroy, 1785) 16.05.2017 1 ABU Felix PESCHEL (1991b) Syntomus truncatellus (Linnaeus, 14.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL (1991b) 1761) 15.05.2017 1 HDU 16.05.2017 2 ABU Badister bullatus (Schrank, 1798) 14.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL (1991b) Odacantha melanura (Linnaeus, 18.04.2018 11 WSB Peschel PESCHEL (1991b) 1767) 20.04.2018 1 AHD Panagaeus cruxmajor (Linnaeus, 14.05.2012 1 DWS Felix 1758) Agonum muelleri (Herbst, 1784) 14.05.2012 2 DWS Felix 17.05.2012 1 DWS Agonum sexpunctatum (Linnaeus, 14.05.2012 1 DWS Peschel PESCHEL (1991b) 1758) Agonum thoreyi Dejean, 1828 13.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL (1991b) Agonum versutum (Sturm, 1824) 12.05.2012 1 DWS Felix Anchomenus dorsalis (Pontoppidan, 13.05.2012 1 DWS Felix 1763)

Poecilus cupreus (Linnaeus, 1758) 14.05.2012 1 DWS Felix Poecilus versicolor (Sturm, 1824) 14.05.2012 1 DWS Felix Pterostichus anthracinus (Illiger, 13.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL (1991b) 1798) Pterostichus minor (Gyllenhal, 1827) 13.05.2012 2 DWS Felix Pterostichus nigrita (Paykull, 1790) 13.05.2012 4 DWS Felix Pterostichus strenuus (Panzer, 1797) 14.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL (1991b) Amara communis (Panzer, 1797) 16.06.2017 1 ABU Felix 17.05.2017 1 Amara eurynota (Panzer, 1797) 12.05.2012 2 DWS Felix 13.05.2012 5 DWS Amara familiaris (Duftschmid, 1812) 12.05.2012 3 DWS Felix PESCHEL (1991b) 13.05.2012 23 DWS 14.05.2012 1 DWS 17.05.2012 2 DWS Amara plebeja (Gyllenhal, 1810) 13.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL (1991b) Amara spreta Dejean, 1831 12.05.2012 1 DWS Felix PESCHEL (1991b) 13.05.2012 1 DWS 17.05.2017 1 ABU Gebert Amara tibialis (Paykull, 1798) 13.05.2012 1 DWS Felix 14.05.2012 1 DWS Haliplidae

17 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Haliplus flavicollis Sturm, 1834 17.05.2012 1 DWS Strutzberg Noteridae Noterus clavicornis (DeGeer, 1774) 13.05.2012 2 DWS Strutzberg Dytiscidae Agabus congener (Thunberg, 1794) 14.05.2012 1 DWS Strutzberg Agabus undulatus (Schrank, 1776) 14.05.2012 1 DWS Strutzberg Ilybius ater (DeGeer, 1774) 13.05.2012 3 DWS Strutzberg 14.05.2012 3 DWS Ilybius fuliginosus (Fabricius, 1792) 13.05.2012 1 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) Ilybius quadriguttatus (Lacordaire, 13.05.2012 1 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) 1835) Ilybius subaeneus Erichson, 1837 14.05.2012 1 DWS Strutzberg Rhantus suturalis (MacLeay, 1825) 07.05.2012 1 FKH Strutzberg 13.05.2012 1 DWS Acilius canaliculatus (Nicolai, 1822) 13.05.2012 1 DWS Strutzberg Graphoderus cinereus (Linnaeus, 14.05.2012 1 DWS Strutzberg 1758) Hydaticus seminiger (DeGeer, 1774) 12.05.2012 2 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) 13.05.2012 3 DWS 14.05.2012 3 DWS Hydaticus transversalis (Pontoppidan, 13.05.2012 1 DWS Strutzberg 1763) 14.05.2012 1 DWS 17.05.2012 1 DWS Hydroporus angustatus Sturm, 1835 14.05.2012 4 DWS Strutzberg Hydroporus discretus Fairmaire 13.05.2012 1 DWS Strutzberg &.Brisout de Barneville, 1859 Hydroporus gyllenhali Schiödte, 1841 17.05.2012 1 DWS Strutzberg Hydroporus incognitus Sharp, 1869 13.05.2012 1 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) 14.05.2012 3 DWS Hydroporus umbrosus (Gyllenhal, 14.05.2012 1 DWS Strutzberg 1808)

Hygrotus decoratus (Gyllenhal, 1810) 17.05.2012 1 DWS Strutzberg Hygrotus impressopunctatus 07.05.2012 4 FKH Strutzberg syn.: Coelambus (Schaller, 1783) 12.05.2012 2 DWS impressopunctat 13.05.2012 25 DWS us (Schaller, 14.05.2012 1 DWS 1783) 17.05.2012 1 DWS Hygrotus inaequalis (Fabricius, 1777) 13.05.2012 1 DWS Strutzberg Hydroporus morio Aubè, 1836 13.05.2012 2 DWS Strutzberg 17.05.2012 1 DWS Hygrotus versicolor (Schaller,1783) 17.05.2012 1 DWS Strutzberg Laccophilus minutus (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 1 DWS Strutzberg Helophoride Helophorus flavipes Fabricius, 1792 14.05.2012 2 DWS Strutzberg 17.05.2012 1 DWS Helophorus granularis (Linnaeus, 13.05.2012 1 DWS Strutzberg 1761) 14.05.2012 1 DWS 17.05.2012 2 DWS Helophorus minutus Fabricius, 1775 13.05.2012 3 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) 14.05.2012 4 DWS 17.05.2012 3 DWS Hydrophilidae

18 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Hydrobius fuscipes rottenbergi 07.05.2012 2 FKH Strutzberg in PESCHEL Gerhardt, 1872 12.05.2012 3 DWS (1991b, H. 13.05.2012 9 DWS fuscipes) 14.05.2012 1 DWS Hydrochara caraboides (Linnaeus, 09.09.2005 1 MGR Peschel 1758) 12.05.2012 1 DWS 13.05.2012 3 DWS 14.05.2012 13 DWS Anacaena globulus (Paykull, 1798) 14.05.2012 1 DWS Strutzberg Anacaena limbata (Fabricius, 1792) 14.05.2012 1 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) Cymbiodyta marginella (Fabricius, 14.05.2012 1 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) 1792) Enochrus bicolor (Fabricius, 1792) 14.05.2012 1 DWS Strutzberg Enochrus fuscipennis Thomson, 1884 13.05.2012 1 DWS Strutzberg Enochrus melanocephalus (Olivier, 13.05.2012 2 DWS Strutzberg 1792) Enochrus ochropterus (Marsham, 13.05.2012 1 DWS Strutzberg 1802) Enochrus quadripunctatus (Herbst, 13.05.2012 4 DWS Strutzberg 1797) 14.05.2012 1 DWS Enochrus testaceus (Fabricius, 1801) 13.05.2012 7 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) Helochares obscurus (Müller, 1776) 13.05.2012 2 DWS Strutzberg Cercyon bifenestratus Küster, 1851 13.05.2012 3 DWS Strutzberg 17.05.2012 3 Cercyon castaneipennis Vorst, 2009 13.05.2012 2 DWS Strutzberg Cercyon littoralis (Gyllenhal, 1808) 13.05.2012 1 DWS Sieber PESCHEL (1991b) Coelostoma orbiculare (Fabricius, 13.05.2012 4 DWS Strutzberg 1775) 14.05.2012 1 DWS 17.05.2012 1 DWS Sphaeridium bipustulatum Fabricius, 12.05.2012 1 DWS Strutzberg 1781 13.05.2012 1 DWS Sphaeridium lunatum Fabricius, 1792 13.05.2012 1 DWS Strutzberg PESCHEL (1991b) Histeridae Margarinotus purpurascens (Herbst, 14.05.2012 2 DWS Peschel 1792) Hypocaccus rugiceps (Duftschmid, 10.04.2018 1 AHD Peschel PESCHEL (1991b) 1805)

Hydraenidae Limnebius crinifer Rey, 1885 14.05.2012 1 DWS Sieber 17.05.2012 1 Strutzberg Ochthebius minimus (Fabricius, 1792) 14.05.2012 1 DWS Sieber Leiodidae Catops morio (Fabricius, 1787) 04.09.2005 1 KAR Ruzicka Silphidae Dendroxena quadrimaculata (Scopoli, 13.05.2012 1 DWS Peschel syn.: Xylodrepa 1771) quadripunctata (Linnaeus, 1758) Nicrophorus vespilloides Herbst, 1783 14.05.2012 1 DWS Peschel syn.: Necrophorus Staphylinidae Acidota crenata (Fabricius, 1792) 16.05.2017 1 ABU Kleeberg Tychus niger (Paykull, 1800) 18.04.2018 1 WSB Vogel Mycetoporus lepidus (Gravenhorst, 16.05.2017 1 ABU Kleeberg PESCHEL (1991b) 1806)

19 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Sepedophilus immaculatus (Stephens, 19.05.2017 1 HDU Vogel 1832) Sepedophilus testaceus (Fabricius, 17.05.2012 1 DWS Kleeberg 1792) Aleochara bilineata Gyllenhal, 1810 09.09.2005 1 MGR Vogel PESCHEL (1991b) Aleochara punctatella (Motschulsky, 14.05.2012 1 DWS Kleeberg syn.: 1858) A. (Emplenota) obscurella (Gravenhorst, 1806) Aleochara villosa Mannerheim, 1830 17.05.2017 1 ABU Kleeberg Atheta elongatula (Gravenhorst, 13.05.2012 1 DWS Kleeberg PESCHEL (1991b) 1802) 14.05.2012 1 DWS 17.05.2012 1 DWS 17.05.2017 1 ABU Atheta fungi (Gravenhorst, 1806) 14.05.2012 2 DWS Vogel PESCHEL (1991b) 17.05.2012 2 DWS 16.05.2017 2 ABU Kleeberg 16.05.2017 2 ABU Vogel 17.05.2017 1 ABU 17.05.2017 2 ABU Kleeberg Atheta palustris (Kiesenwetter, 1844) 17.05.2017 2 ABU Vogel PESCHEL (1991b) Aloconota gregaria (Erichson, 1839) 14.05.2012 1 DWS Kleeberg PESCHEL (1991b) Drusilla canaliculata (Fabricius, 09.09.2005 2 MGR Vogel PESCHEL (1991b) 1787) 14.05.2012 1 DWS Kleeberg 17.05.2012 1 DWS Zyras collaris (Paykull, 1800) 16.05.2017 1 ABU Kleeberg Ilyobates nigricollis (Paykull, 1800) 17.05.2012 1 DWS Kleeberg Oxypoda haemorrhoa (Mannerheim, 04.09.2005 1 KAR Vogel PESCHEL (1991b) 1830) Thinonoma atra (Gravenhorst, 1806) 17.05.2012 1 DWS Kleeberg Anotylus rugosus (Fabricius, 1775) 13.05.2012 2 DWS Kleeberg PESCHEL (1991b) 14.05.2012 2 DWS 17.05.2012 2 DWS 16.05.2017 1 HDU 17.05.2017 2 HDU Stenus formicetorum Mannerheim, 14.05.2012 1 DWS Kleeberg 1843 Stenus humilis Erichson, 1839 13.05.2012 1 DWS Kleeberg 14.05.2012 1 DWS Stenus juno (Paykull, 1789) 13.05.2012 1 DWS Kleeberg PESCHEL (1991b) Euaesthetus ruficapillus Boisduval & 18.04.2018 1 WSB Sieber Lacordaire, 1835 Euconnus hirticollis (Illiger, 1798) 18.04.2018 4 WSB Vogel Lathrobium fulvipenne (Gravenhorst, 07.05.2012 1 FKH Kleeberg PESCHEL (1991b) 1806) Paederus riparius (Linnaeus, 1758) 09.09.2005 1 MGR Vogel PESCHEL (1991b) 14.05.2012 2 DWS Kleeberg 16.06.2017 1 ABU Peschel 17.05.2017 3 ABU Rugilus orbiculatus (Paykull, 1789) 17.05.2017 1 ABU Kleeberg Gabrius breviventer (Sperk, 1835) 16.05.2017 1 ABU Kleeberg syn.: G. coxalus Hochhuth, 1871 Ocypus olens (Müller, 1764) 08.09.2005 1 INH Vogel

20 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Cafius xantholoma (Gravenhorst, 04.09.2005 7 KAR Vogel PESCHEL 1806) 09.09.2005 5 MGR (1991a, b) 13.05.2012 1 DWS Kleeberg 14.05.2012 2 DWS Philonthus politus (Linnaeus, 1758) 17.05.2017 1 ABU Kleeberg Tasgius melanarius (Heer, 1839) 04.09.2005 1 KAR Vogel PESCHEL (1991b), syn.: Ocypus m. (Heer, 1839) Gyrohypnus angustatus Stephens, 13.05.2012 1 DWS Kleeberg PESCHEL (1991b) 1833 syn.: G. scoticus (Joy, 1913) Xantholinus longiventris Heer, 1839 16.05.2017 2 ABU Kleeberg 17.05.2017 1 ABU Geotrupidae Typhaeus typhoeus (Linnaeus, 1758) 14.05.2012 1 DWS Peschel Scarabaeidae Calamosternus granarius (Linnaeus, 17.05.2017 1 ABU Rößner PESCHEL (1991b) 1767) syn.: Aphodius granarius (Linnaeus, 1767) Chilothorax distinctus (Müller, 1776) 19.05.2017 1 HDU Rößner syn.: Aphodius distinctus (Müller, 1776) Aegialia arenaria (Fabricius, 1787) 10.04.2018 2 AHD Peschel PESCHEL (1991b) Maladera holosericea (Scopoli, 1772) 19.05.2017 1 HDU Peschel Cetonia aurata (Linnaeus, 1761) 14.05.2012 1 DWS Peschel Scirtidae Contacyphon laevipennis (Tournier, 14.05.2012 1 DWS Klausnitzer syn.: Cyphon 1868) phragmiteticola Nyholm, 1955 Contacyphon variabilis (Thunberg, 13.05.2012 1 DWS Klausnitzer syn.: Cyphon v. 1787) 17.05.2012 1 DWS Thunberg, 1787 Byrrhidae Byrrhus pilula (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 7 DWS Pütz PESCHEL (1991b) 14.05.2012 4 DWS Cytilus sericeus (Forster, 1771) 13.05.2012 6 DWS Pütz PESCHEL (1991b) 14.05.2012 1 DWS Elateridae Agrypnus murina (Linnaeus, 1758) 14.05.2012 2 DWS Holzer PESCHEL (1991b) 14.05.2017 1 BAU Agriotes lineatus (Linnaeus, 1767) 13.05.2012 11 DWS Holzer PESCHEL (1991b) Agriotes sputator (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 3 DWS Holzer Ampedus balteatus (Linnaeus, 1758) 14.05.2012 1 DWS Holzer Dalopius marginatus (Linnaeus, 16.05.2017 1 ABU Holzer 1758) Cidnopus aeruginosus (Olivier, 1790) 14.05.2012 1 DWS Holzer Selatosomus aeneus (Linnaeus, 1758) 12.05.2012 2 DWS Holzer PESCHEL (1991b) Cantharidae Cantharis obscura Linnaeus, 1758 14.05.2012 2 DWS Kopetz Cleridae Thanasimus formicarius (Linnaeus, 14.05.2012 1 DWS Peschel 1758) Dasytidae Dasytes caeruleus (DeGeer, 1774) 15.05.2017 1 HDU Kopetz syn.: D. cyaneus (Fabricius, 1775)

21 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Nitidulidae Glischrochilus hortensis (Fourcroy, 13.05.2012 1 DWS Hoffmann 1775) 17.05.2012 1 DWS Meligethes aeneus (Fabricius, 1775) 07.05.2012 1 FKH Hoffmann PESCHEL (1991b) 14.05.2012 1 DWS 17.05.2012 2 DWS 14.05.2017 2 BAU 15.05.2017 3 HDU 17.05.2017 1 ABU 10.04.2018 3 AHD Silvanidae Psammoecus bipunctatus (Fabricius, 18.04.2018 1 WSB Peschel 1792) Phalacridae Olibrus aeneus (Fabricius, 1792) 14.05.2012 2 DWS Hoffmann 17.05.2012 2 DWS Stilbus atomarius (Linnaeus, 1767) 14.05.2012 1 DWS Sieber Stilbus testaceus (Panzer, 1797) 14.05.2012 1 DWS Strutzberg 17.05.2012 1 DWS Weigel Cryptophagidae Cryptophagus acutangulus Gyllenhal, 14.05.2012 1 DWS Esser 1828 Coccinellidae Scymnus haemorrhoidalis Herbst, 14.05.2017 1 BAU Sieber 1797 Adalia decempunctata (Linnaeus, 13.05.2012 1 DWS Klausnitzer 1758) 14.05.2012 5 DWS Coccinella septempunctata Linnaeus, 13.05.2012 3 DWS Klausnitzer PESCHEL (1991b) 1758 Myzia oblongoguttata (Linnaeus, 14.05.2012 1 DWS Klausnitzer 1758) Tenebrionidae Phylan gibbus (Fabricius, 1775) 12.05.2012 11 DWS Schawaller PESCHEL (1991a) 13.05.2012 1 DWS Melanimon tibialis (Fabricius, 1781) 12.05.2012 1 DWS Schawaller Meloidae Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 18.04.2018 1 WSD Peschel Salpingidae Salpingus planirostris (Fabricius, 07.05.2012 1 FKH Peschel 1787) Anthicidae Anthicus bimaculatus (Illiger, 1801) 14.05.2012 3 DWS Sieber PESCHEL (1991b) Omonadus floralis (Linnaeus, 1758) 09.09.2005 14 SER Holzer PESCHEL (1991b) Omonadus formicarius (Goeze, 1777) 14.05.2012 2 DWS Sieber 17.05.2012 1 DWS Notoxus monocerus (Linnaeus,1761) 14.05.2012 1 DWS Sieber PESCHEL (1991b) 17.05.2017 3 ABU Peschel Cerambycidae Rhagium sycophanta (Schrank, 1781) 14.05.2012 1 DWS Peschel Mesosa nebulosa (Fabricius, 1781) 14.05.2012 1 DWS Peschel Chrysomelidae semicuprea Panzer, 1796 14.05.2012 1 DWS Sieber Lilioceris lilii (Scopoli, 1763) 13.05.2012 1 DWS Heinig Oulema duftschmidi (Redtenbacher, 17.05.2017 1 ABU Heinig 1874) Cassida flaveola Thunberg, 1794 13.05.2012 1 DWS Heinig PESCHEL (1991b)

22 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Cassida nebulosa Linnaeus, 1758 13.05.2012 9 DWS Heinig 14.05.2012 5 DWS Cassida rubiginosa Müller, 1776 13.05.2012 2 DWS Heinig PESCHEL (1991b) Chrysomela populi Linnaeus, 1758 13.05.2012 1 DWS Heinig PESCHEL (1991b) 14.05.2012 2 DWS Chrysomela vigintipunctata (Scopoli, 13.05.2012 3 DWS Heinig 1763) 14.05.2012 2 DWS 17.05.2012 1 DWS Gastrophysa polygoni (Linnaeus, 13.05.2012 18 DWS Heinig PESCHEL (1991b) 1758) 14.05.2012 2 DWS Phaedon cochleariae (Fabricius, 13.05.2012 1 DWS Heinig PESCHEL (1991b) 1792) Plagiosterna aenea (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 1 DWS Heinig syn.: Linaeidea 14.05.2012 1 DWS Prasocuris phellandrii (Linnaeus, 13.05.2012 1 DWS Heinig 1758) 14.05.2012 3 DWS Agelastica alni (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 2 DWS Heinig 17.05.2017 1 ABU Heinig Galeruca pomonae (Scopoli, 1763) 08.09.2005 2 INH Heinig Galeruca tanaceti (Linnaeus, 1758) 08.09.2005 2 INH Heinig Galerucella (Galerucella) grisescens 15.05.2017 1 HDU Heinig (Joannis, 1865) Galerucella (Galerucella) nymphaeae 13.05.2012 1 DWS Heinig (Linnaeus, 1758) Galerucella (Neogalerucella) lineola 13.05.2012 1 DWS Heinig (Fabricius, 1781) 15.05.2017 1 HDU Heinig Lochmaea suturalis (Thomson, 1866) 17.05.2017 1 ABU Heinig Aphthona euphorbiae (Schrank, 1781) 15.05.2017 1 HDU Heinig Chaetocnema hortensis (Fourcroy, 17.05.2017 1 ABU Heinig 1785) Chaetocnema picipes Stephens, 1831 17.05.2012 1 AHD Fritzlar syn.: C. laevicollis (Thomson, 1866) Phyllotreta vittula (Redtenbacher, 14.05.2012 1 DWS Heinig 1849) 14.05.2017 1 BAU Heinig Psylliodes marcidus (Illiger, 1807) 12.05.2012 1 DWS Fritzlar Curculionidae Anthonomus rectirostris (Linnaeus, 13.05.2012 1 DWS Hermann 1758) Ceutorhynchus pallidactylus 10.04.2018 1 AHD Sprick (Marsham, 1802) Ceutorhynchus typhae (Herbst, 1795) 15.05.2017 1 HDU Sprick syn.: C. floralis (Paykull, 1792) Rhinoncus castor (Fabricius, 1792) 14.05.2012 1 DWS Sprick Philopedon plagiatus (Schaller,1783) 13.05.2012 2 DWS Hermann PESCHEL (1991b) 14.05.2012 3 DWS 17.05.2012 1 DWS Charagmus gressorius (Fabricius, 14.05.2012 1 DWS Hermann syn.: Sitona 1792) 14.05.2017 1 BAU Sprick gressorius (Fabricius, 1792) Sitona lineatus (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 3 DWS Sprick Hypera conmaculata (Herbst, 1795) 13.05.2012 1 DWS Sprick syn.: H. adspersa (Fabricius, 1792), H. pollux (Fabricius, 1801)

23 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Taxon Datum Anzahl Fund- Deter- Bemerkungen ort minator Hypera nigrirostris (Fabricius, 1775) 13.05.2012 1 DWS Hermann 14.05.2012 1 DWS Cleonis pigra (Scopoli, 1763) 14.05.2012 1 DWS Hermann PESCHEL (1991b) Hylobius abietis (Linnaeus, 1758) 13.05.2012 2 DWS Peschel PESCHEL (1991b) 14.05.2012 1 DWS Summe: 215 Arten 720

Bemerkenswerte Arten Bembidion saxatile Gyllenhal, 1827 über den sandigen Strand in der Nähe von Das Vorkommen dieser Art scheint nur an die Ahrenshoop. Meeresküsten gebunden zu sein (Müller-Motzfeld 1983; PESCHEL 1991a, 1991b) Das Auftreten kann Odacantha melanura (Linnaeus, 1767) aber auch stellenweise häufig sein. Bislang Obwohl die Art in ganz Europa und in Mitteleuropa gelangen dem Verfasser nur wenige Einzelfunde verbreitet an schilfreichen Gewässern vorkommt, (PESCHEL 1991a, 1991b). In der Roten Liste und ist der Fund auf Grund der Häufigkeit in den Artenliste der Käfer des deutschen Küstenbereiches Schilfgürteln an der Küste des Saaler Boddens (MÜLLER-MOTZFELD & SUIKAT 1996) ist die Art erwähnenswert. Fast in jeder Siebung war die Art infolge ihrer Seltenheit in die Gefährdungsstufe P vom Einzelstück bis zu mehreren Exemplaren stets (selten, daher potenziell gefährdet) eingeordnet präsent. Ähnliche Erfahrungen sammelte der Autor worden. bereits bei seinem Aufenthalt in Born auf dem Darß im Jahr 1985 und 1986. Die in der Artentabelle Acupalpus exiguus Dejean, 1829 erwähnten Stückzahlen sind nur die in der Wie der Artenliste zu entnehmen ist, gelangen dem Sammlung aufbewahrten Belege. Die tatsächliche Verfasser nur wenige Nachweise dieser Art in den Anzahl der aufgefundenen Käfer lag bedeutend Jahren 2012 und 2017. MÜLLER-MOTZFELD & höher. SUIKAT (1996) stellten die Art infolge Seltenheit in die Gefährdungsstufe P. Cercyon littoralis (Gyllenhal, 1808) In KÖHLER & KLAUSNITZER (1998) noch keine Philorhizus notatus Stephens, 1827 Fundmeldungen für Mecklenburg Vorpommern Eine ausgesprochen wärmeliebende Art, die vorhanden. Im ersten Nachtrag von KÖHLER (2000) bevorzugt in trockenen, selten auch in feuchten zum „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ durch Habitaten vorkommt (MÜLLER-MOTZFELD 2004). JUNG (i. l. 1999) erstmals für Mecklenburg Die Belege wurden alle ausnahmslos am Strand von Vorpommern gemeldet. Nunmehr erfolgte ein Kellenhusen gefunden. weiterer Nachweis dieser Art für den Westdarß.

Paradromius longiceps (Dejean, 1826) Enochrus bicolor (Fabricius, 1792) Nach MÜLLER-MOTZFELD (2004) eine relative Eine halobionte Art der Küste und Binnenland- seltene Art, die sehr feuchtigkeitliebend ist und nur salzstellen. Soll an der Ostsee (LOHSE 1971) nach vereinzelt vorkommt. Funde aus dem vorigen Osten hin seltener sein. Dem Verfasser gelang Jahrhundert sind von Wismar, Boltenhagen, bislang nur ein Nachweis von E. bicolor an der Gingst/Rügen und Steinhagen gemeldet (MÜLLER Küste vom Westdarß. Auch diese Art ist in MOTZFELD 1983). Die Art scheint auch in anderen MÜLLER-MOTZFELD & SUIKAT (1996) infolge Teilen Deutschlands selten zu sein. So sind zum Seltenheit in die Gefährdungsstufe P eingeordnet Beispiel bei KLAUSNITZER et al. (2018) nur 3 worden. Belege von 3 Fundorten aus der Oberlausitz in Sachsen verzeichnet. Man kann diese Art entweder Hydrochara caraboides (Linnaeus, 1758) durch Treten der Schilfstreu (PESCHEL 1991a, b) In Tümpeln und Teichen; gebietsweise ist in oder durch das Sieben derselben auffinden. Alle neuerer Zeit die Art viel seltener als früher (LOHSE bisherigen Funde des Autors auf dem Darß 1971). Sehr ungewöhnlich war die Häufigkeit am erfolgten im Schilfgürtel des Saaler Boddens. Weststrand am 13.05.2012 und 14.05.2012. Mehr als die hier in der Artentabelle genannte Anzahl Panagaeus cruxmajor (Linnaeus, 1758) (Abb. 19) Individuen wurde am Strand an diesen Tagen Eine in Mitteleuropa verbreitete Art, welche nicht aufgefunden. Eine Vielzahl der Käfer fand sich häufig sein soll. Bevorzugt frische bis feuchte unter feuchten, am Strand liegenden Holzstücken Lebensräume. Soll im Norden sehr selten sein bzw. Steinen, weitere Exemplare wurden vom (MÜLLER-MOTZFELD 2004). Der Käfer lief direkt Wind über den Strand geweht. Solch eine große Menge (>50) an einem relativ begrenztem

24 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Küstenabschnitt ist mir selbst nicht noch aus der Mitteleuropa an sandigen Stellen des Binnenlandes Literatur bekannt geworden. verbreitete Art und soll auch an Sanddünen meist nicht selten sein. Die Art scheint jedoch nicht Hypocaccus rugiceps (Duftschmid, 1805) häufig zu sein. MÜLLER-MOTZFELD & SUIKAT In der Datenbank des Verfassers sind von dieser Art (1996) stufen A. bimaculatus im deutschen bislang 108 Exemplare aus dem Zeitraum 1896 bis Küstenbereich als gefährdete Art (Gefährdungsstufe 2018 registriert. In der Regel sind es vielfach 3) ein. Dem Autor selbst gelangen bislang nur sehr Einzelfunde, in Ausnahmefällen kann die Art auch wenige Nachweise auf dem Darß am Weststrand. In in größerer Menge gefunden werden (> 10). Die 36 KLAUSNITZER et al. (2009, 2018) werden nur fünf Datensätze untergliedern sich wie folgt: Fundorte in der Oberlausitz gemeldet, an allen 32 x 1- 5 Exemplare Fundorten nur in Einzelstücken. 2 x 6-10 Exemplare 2 x > 10 Exemplare (1980, 1988). Omonadus formicarius (Goeze, 1777) 134 Datensätze weisen Funde mit 50 Belegen in In KÖHLER & KLAUSNITZER (1998) für den Jahren 1980 bis 1989 aus. Nach 2000 sind dem Mecklenburg Vorpommern nur Funde bis 1950 Verfasser nur zwei Fundmeldungen von der vorhanden. Von ZIEGLER für Mecklenburg Ostseeküste mit nur sechs Belegen bekannt. Vorpommern als aktuell gemeldet. In KÖHLER MÜLLER-MOTZFELD & SUIKAT (1996) haben (2000): Autokescher 1992 (Ziegler i. l. 1999). Im bereits H. rugiceps als gefährdete Art Mai 2012 gelang am Strand vom Westdarß der (Gefährdungsstufe 3) eingeordnet. erneute Nachweis dieser Art.

Margarinotus purpurascens (Herbst, 1792) Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 In KÖHLER & KLAUSNITZER (1998) für Nach KASZAB (1969b) die häufigste Art der Mecklenburg Vorpommern nur Funde bis 1950 Gattung. In den Ebenen und niederen Lagen im vorhanden. Im ersten Nachtrag bei KÖHLER (2000) Allgemeinen nicht selten. M. proscarabaeus nach zum „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ durch KÖHLER & KLAUSNITZER (1998) in ganz ZIEGLER im Jahr 1994 (Ziegler i. l. 1999) wieder Deutschland vorkommend. MÜLLER-MOTZFELD & aktuell für Mecklenburg Vorpommern gemeldet. SUIKAT (1996) stufen die Art als gefährdet für den Ein weiterer Fund der Art erfolgte nunmehr 2012 deutschen Küstenbereich (Gefährdungsstufe 3) ein. auf dem Westdarß. Vom Verfasser im Jahr 2018 nur einmal an der Ostseeküste in den Dünen von Wustrow gefunden. Tychus niger (Paykull, 1800) Bei KÖHLER & KLAUSNITZER (1998) nur Funde vor Aegialia arenaria (Fabricius, 1787) (Abb. 20) 1900. Duvennest, leg. Ziegler, 8.VIII.1996 im Nach MACHATSCHKE (1969) eine halobionte und Autokescher (Ziegler i. l. 1999). Im Frühjahr 2018 psammobionte Art der Meeresküsten. Ist im gelang in den Dünen bei Wustrow ein erneuter Küstengebiet der Nord- und Ostsee nicht selten. Die Nachweis dieser Art. aktuellen Funde dieser Art entlang der Ostseeküste sind bei RÖßNER (2012) dokumentiert. Cafius xantholoma (Gravenhorst, 1806) Im Allgemeinen eine häufige und typische Art der Maladera holosericea (Scopoli, 1772) (Abb. 21) Meeresküsten, die im Sand unter Tanghaufen Nach MACHATSCHKE (1969) tritt diese Art meist vorkommt (LOHSE 1964, PESCHEL 1991a, b). nur vereinzelt auf und ist nicht häufig. Bei RÖßNER (2012) finden sich nur wenige Angaben zu Dendroxena quadrimaculata (Scopoli, 1771) aktuellen Funden an der Ostsee. Sie beziehen sich Nach FREUDE (1971) in Mitteleuropa verbreitet, auf den Ostteil der Insel Rügen. Für die Halbinsel aber nur stellenweise häufig; besonders Laubwälder Usedom existieren seit 1949 keine Neumeldungen. bevorzugend, wo die Käfer Raupen jagen, Mit dem Fund am Strand von Heringsdorf ist die besonders die des Eichenprozessionsspinners. Das Art für Usedom nunmehr aktuell belegt. Exemplar ist wahrscheinlich durch den starken Wind an den Strand verweht worden. Es gibt in der Phylan gibbus (Fabricius, 1775) (Abb. 22) Literatur auch Hinweise, dass diese Art durch Licht Eine halobionte Art der Meeresküsten, die jedoch angelockt wird (LORENZ 2010). nicht an allen Küstenabschnitten vorkommt. Wahrscheinlich sporadisch im Auftreten, kann dann Anthicus bimaculatus (Illiger, 1801) aber an entsprechender Stelle sehr zahlreich sein Dem Verfasser liegt nur wenig Literatur (KASZAB (PESCHEL 1991a, b). Findet man vor allem an sandigen Küstenabschnitten im Dünenbereich. 1969a, MÜLLER-MOTZFELD & SUIKAT 1996, MÜLLER-MOTZFELD & SUIKAT (1996) ordnen die KLAUSNITZER et al. 2009, 2018, KÖHLER & Art als gefährdet für den deutschen Küstenbereich KLAUSNITZER 1998, PESCHEL 1991b) zu dieser Art (Gefährdungsstufe 3) ein. vor. In KASZAB (1969a) eine in Nord- und

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Melanimon tibialis (Fabricius, 1781) KLAUSNITZER, B., HORNIG, U., BEHNE, L., Nach KASZAB (1969c) soll die Art in Mitteleuropa FRANKE, R., GEBERT, J., HOFFMANN, W., JÄGER, in Sandgebieten im Allgemeinen verbreitet und O., MÜLLER, H., RICHTER, W., SIEBER, M. & häufig sein. Infolge Seltenheit an der Ostseeküste VOGEL, J. (2018): Die Käferfauna (Coleoptera) der ist die Art von MÜLLER-MOTZFELD & SUIKAT Oberlausitz. Teil 3. Nachträge, Gesamtübersicht (1996) in die Gefährdungsstufe P (selten, daher und Analyse der Umweltbezüge. – Entomologische potenziell gefährdet) eingestuft worden. Im Nachrichten und Berichte, Beiheft 23, 632 S., 1 Rahmen der zahlreichen Aufsammlungen an der Karte. Ostseeküste bisher vom Verfasser nur im Jahr 2012 KÖHLER, F. (2000): Erster Nachtrag zum ein Beleg gesammelt, auf dem Darß am Weststrand. „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“. – Entomologische Nachrichten und Berichte 44 (1): Psylliodes marcidus (Illiger, 1807) 60–84. Nach MOHR (1966) erstreckt sich das Vorkommen KÖHLER, F. (2011): 2. Nachtrag zum entlang der Küstenländer des Mittelmeeres, des „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ (Köhler & Atlantiks mit europäischem und nordafrikanischem Klausnitzer 1998) (Coleoptera). Teil 1. – Anteil, der Nord- und Ostsee bis Finnland. Entomologische Nachrichten und Berichte 55 (2-3): Entwicklung soll am europäischen Meersenf 109-174; Teil 2. – Entomologische Nachrichten und (Strandrauke Cakile maritima) erfolgen. P. Berichte 55 (4): 247-254. marcidus wurde von MÜLLER-MOTZFELD & KÖHLER, F. & KLAUSNITZER, B. (Hrsg.) (1998): SUIKAT (1996) in die Gefährdungsstufe P (selten, Verzeichnis der Käfer Deutschlands. – daher potenziell gefährdet) eingestuft. Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 4, 185 S. Danksagung LOHSE, G. A. (1964): 23. Familie: Staphylinidae I Ich bedanke mich bei allen nachfolgend genannten (Micropeplinae bis Tachyporinae). – In: FREUDE, Personen herzlich für die freundliche Unterstützung H., HARDE, K. W. & LOHSE, G. A. (Hrsg.): Die bei der Determinationsarbeit: Jens Esser (Berlin), Käfer Mitteleuropas, Bd. 4. – Krefeld: Goecke & Ron Felix (Berkel Enschot, Niederlande), Frank Evers, 264 S. Fritzlar (Jena), Jörg Gebert (Dresden), Uwe Heinig LOHSE, G. A. (1971): Familienreihe Palpicornia, 9. (Berlin), Holger Hermann, (Schlüchtern- Familie: Hydrophilidae. – In: FREUDE, H., HARDE, Breitenbach), Werner Hoffmann, (Hoyerswerda), K. W. & LOHSE, G. A. (Hrsg.): Die Käfer Erwin Holzer (Anger, Österreich), Bernhard Mitteleuropas, Bd. 3. Adephaga 2, Palpicornia, Klausnitzer (Dresden), Andreas Kleeberg, (Berlin), Hydrophilidae, U. Fam. Hydrophilinae. – Krefeld: Andreas Kopetz (Kerpsleben), Andreas Pütz Goecke & Evers, S. 127-155. (Eisenhüttenstadt), Eckehard Rößner (Schwerin), LORENZ, J. (2010): Käferbeifänge am Licht Jan Ruzicka (Prag), Wolfgang Schawaller (Coleoptera). – Entomologische Nachrichten und (Stuttgart), Max Sieber (Großschönau), Viola Berichte 54 (3/4): 193-206. Strutzberg (Dissen-Striesow), Jürgen Vogel MACHATSCHKE, J. W. (1969): Lamellicornia, 85. (Görlitz), Andreas Weigel (Wernburg). Familie: Scarabaeidae. – In: FREUDE, H., HARDE, K. W. & LOHSE, G. A. (Hrsg.): Die Käfer Literatur Mitteleuropas, Bd. 8. Krefeld: Goecke & Evers, S. FREUDE, H. (1971): Familienreihe Staphylinoidae 266-366. (1), 12. Familie: Silphidae. – In: FREUDE, H., MOHR, K. H. (1966): Chrysomelidae. In: FREUDE, HARDE, K. W. & LOHSE, G. A. (Hrsg.): Die Käfer H., HARDE, K. W. & LOHSE, G. A. (Hrsg.): Die Mitteleuropas, Bd. 3. Adephaga 2, Palpicornia, Käfer Mitteleuropas, Bd. 9. Krefeld: Goecke & Histeroidea, Staphylinoidea. – Krefeld: Goecke & Evers, S. 95-280. Evers, S. 190-201. MÜLLER-MOTZFELD, G. (1983): Kritische Liste KASZAB, Z. (1969): 75. Familie Anthicidae, S. 106- der Laufkäfer der Bezirke Rostock, Schwerin und 118; 76. Familie Meloidae, S. 118-138; 83. Familie Neubrandenburg (Col., Carabidae). Natur und Tenebrionidae, S. 229-264. – In: FREUDE, H., Landschaftsschutz in Mecklenburg 14: 5-48. HARDE, K. W. & LOHSE, G. (Hrsg.): Die Käfer MÜLLER-MOTZFELD, G. (Hrsg.) (2004): Bd. 2 Mitteleuropas, Bd. 8. Teredilia, Heteromera, Adephaga1: Carabidae (Laufkäfer). – In: FREUDE, Lamellicornia. – Krefeld: Goecke & Evers, 388 S. H., HARDE, K. W., LOHSE, G. A. & KLAUSNITZER, KLAUSNITZER, B., BEHNE, L., FRANKE, R., B.: Die Käfer Mitteleuropas. 2. Auflage. GEBERT, J., HOFFMANN, W., HORNIG, U., JÄGER, Heidelberg, Berlin: Spektrum-Verlag, 521S. O., RICHTER, W., SIEBER, M. & VOGEL, J. (2009): MÜLLER-MOTZFELD, G. & SUIKAT, R. (1996): Die Käferfauna (Coleoptera) der Oberlausitz. Teil Rote Liste und Artenliste der Käfer (Insecta: 1. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Coleoptera) des deutschen Küstenbereichs der Beiheft 12: 252 S., 1 Karte. Ostsee. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 48: 67-82.

26 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

PESCHEL, R. (1991a): Die Ostseeküste von RÖßNER, E. (2012): Die Hirschkäfer und Mecklenburg-Vorpommern, ein interessantes Blatthornkäfer Ostdeutschlands (Coleoptera: Sammelgebiet aus der Sicht eines Coleopterologen. Scaraboidea). – Verein der Freunde & Förderer des – Entomologische Zeitschrift mit Insektenbörse 101 Naturkundemuseums Erfurt e. V., Erfurt, 508 S. (19): 360-368. PESCHEL, R. (1991b): Käferaufsammlungen an der Anschrift des Verfassers Ostseeküste von Mecklenburg Vorpommern. – Rüdiger Peschel, Bersarinstraße 48, Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft D-09130 Chemnitz ostwestfälisch-lippischer Entomologen 7 (2): 49-64. E-Mail: [email protected]

Bildteil Abb. 5-12: Strandabschnitte am Westdarß (Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern).

Abb. 5. Abb. 8.

Abb. 9.

Abb. 6.

Abb. 10. Abb. 7.

27 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Abb. 11. Abb. 15: Insel Fehmarn.

Abb. 12. Abb. 16: Insel Fehmarn.

Abb. 17: Am Saaler Bodden bei Wieck. Abb. 13: Bei Zingst auf dem Darß.

Abb. 18: Darßer Urwald. Abb. 14: Insel Poel.

28 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste.: 14-29.

Abb. 20: Aegialia arenaria (Fabricius, 1787), Abb. 19: Panagaeus cruxmajor (Linnaeus, 1758), Länge: 4 mm. Länge 8,5 mm.

Abb. 21: Maladera holosericea (Scopoli, 1772), Abb. 22: Pyhlan gibbus (Fabricius, 1775), Männchen. Länge: 8 mm. Länge: 7 mm.

Fotonachweis: Abb. 5-18: Rüdiger Peschel; Abb. 19, 22: Eckehard Rößner (Schwerin); Abb. 20, 21: Gerhard Brunne (Hamburg).

29 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: HIPPKE, M.: Sphiximorpha subsessilis (Illiger in Rossi, 1807) – eine neue Schwebfliegenart für Mecklenburg-Vorpommern (Diptera: Syrphidae): 30-35.

Sphiximorpha subsessilis (Illiger in Rossi, 1807) – eine neue Schwebfliegenart für Mecklenburg-Vorpommern (Diptera: Syrphidae)

MATHIAS HIPPKE

Key words beispielsweise Allodynerus rossii (Lepeletier, Sphiximorpha subsessilis, Diptera, Syrphidae, rare 1841). Darüber hinaus haben sie eine große species in , new species for Mecklenburg- Ähnlichkeit mit den ebenfalls „harmlosen“ Western Pomerania Dickkopffliegen (z. B. Conops flavipes Linnaeus, 1758), aber auch weiteren Schwebfliegen anderer Summary Gattungen, wie Ceriana conopsoides (Linnaeus, In June 2018 and 2019 up to three specimens of 1758) (siehe Abb. 2). Sphiximorpha subsessilis were discovered in Parchim, Mecklenburg-Western Pomerania. All of them were male. This rare species occurs normally in habitats with old deciduous trees (especially spp., Aesculus hippocastanum, Ulmus spp.) and sometimes in coniferous forests. Waterfilled cavities in the trunk and a sap run is needed for the larvae. In Parchim it could be seen at the lakeside at the Wockersee on an old poplar (Populus canescens) and plane tree (Platanus spp.). Breeding is documented. This is the 279th hoverfly species, recorded for Mecklenburg-Western Pomerania in northeast Germany.

Einleitung Abb. 1: Ein Männchen von Sphiximorpha Schwebfliegen (Syrphidae) sind eine weltweit subsessilis (Illiger in Rossi, 1807) am 03.06.2018 in mindestens 6.000 Arten umfassende Familie ca. 1,90 m Höhe an der Borke einer Platane, nahe innerhalb der Ordnung der Zweiflügler (Diptera). eines Saftstromes, am Ostufer des Wockersee in Obwohl sich leider nur wenige Entomologen in Parchim fotografiert. Mecklenburg-Vorpommern mit Schwebfliegen beschäftigen, konnte doch DUTY (2012) eine Checkliste dieser interessanten Gruppe publizieren. Von den in Deutschland 463 nachgewiesenen Arten (SSYMANK et al. 2011) waren etwa bis zum gleichen Zeitpunkt für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern 277 Arten bekannt. Da der Kenntnisstand einer systematischen Gruppe niemals als abgeschlossen betrachtet werden kann und sich durch intensive Beschäftigung stets erhöht (siehe HIPPKE 2015), ist die Gesamtzahl in der Zwischenzeit leicht angewachsen und liegt mit diesem Erstnachweis für Mecklenburg- Vorpommern nun bei 279 sicher nachgewiesenen Arten. Im folgenden Beitrag soll diese interessante Abb. 2: Eine zum Verwechseln ähnliche und seltene Art näher vorgestellt werden. Schwebfliegenart einer anderen Gattung ist Ceriana conopsoides (Linnaeus, 1758). Hier ein Foto von Äußeres, Beschreibung Karin Brümmer vom 04.05.2018 aus dem Relativ große (11,1-15,2 mm), schwarz-gelbe Tharandter Wald (Sachsen). Bei dieser Fliege von schlanker Gestalt, mit dunkel Geschwisterart sind die ersten Antennenglieder eingefärbtem vorderen Flügelrand (Abb. 1). Der allerdings verwachsen (siehe Pfeil). schwarze Körper weist auffällige gelbe Querbänder aus, eines auf dem Thorax sowie drei auf dem Verbreitung in Europa Abdomen. Für Schwebfliegen sind auch die Die Hauptverbreitung liegt in Zentraleuropa, d. h. schwarzen Antennen sehr lang gestielt und haben von den Niederlanden im Westen südlich nach eine weiße Spitze. Sie zeigen eine beeindruckende Spanien im Südwesten, über die Schweiz bis zum Wespenmimikry, z. B. mit Lehmwespen, wie Balkan im Südosten. Im Osten ist sie bis zur Linie

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St. Petersburg (Russland) – Finnland – Litauen – Weißrussland – Polen – Rumänien – Kroatien nachgewiesen, kommt aber vermutlich noch weiter östlich bis zum Ural vor (SSYMANK et al. 2011). Im Norden endet das Verbreitungsgebiet in Südfinnland und Südschweden (hier nur ein Einzelnachweis aus dem Jahr 1963 aus Uppsala) (BARTSCH et al. 2009). Die Art fehlt bislang im Westen, so in Großbritannien, Irland und Portugal. Bislang wurde sie auch noch nicht in Dänemark und Norwegen gefunden.

Abb. 3 (rechts): Nachweise von Sphiximorpha subsessilis in Europa (aus: www.researchgate.net).

Verbreitung und Gefährdung in Deutschland Tab. 1 gibt zusammenfassend einen gegenwärtigen Kenntnisstand der Verbreitung von S. subsessilis in Deutschland wieder.

Tab. 1: Nachweise von Sphiximorpha subsessilis in Deutschland. Leider liegen noch nicht für alle Bundesländer entsprechende Checklisten oder Rote Listen der Schwebfliegen vor. Bundesländer aktuelles Quelle (von NW nach SE) Vorkommen Deutschland ja RL 1998: Kat. 3, RL 2008: Kat. 2 Schleswig-Holstein nein C. Claußen schriftl. (2020) Mecklenburg-Vorpommern ja Checkliste 2012, keine RL vorhanden. Erstnachweis: Parchim 2018. Niedersachsen ? Bremen ? Hamburg ? Brandenburg ? Berlin ja RL 2017: Kat. 2, Berlin-Johannisthal 20.05.2011. Nordrhein-Westfalen nein RL 1998, Checkliste 2005 Sachsen-Anhalt ja RL 2004: Kat. 1 Saarland nein Checkliste 2008 Rheinland-Pfalz ? Hessen ja vorläufige Artenliste 1999 Thüringen ? Sachsen ja RL 1996: Kat. 0. Nachweise: 1,0 Tharandter Wald 06.2015 und Leipzig-West 04.2014, 2018 Baden-Württemberg ja RL 2001: Kat. 3 Bayern nein RL 2003: Kat. 0 6 6 4

In Mecklenburg-Vorpommern war die Art bis zur Lebensraum, Ökologie und Verhalten Erstentdeckung 2018 in Parchim nicht bekannt. Diese Schwebfliegenart ist auf kleinere bis größere Gemäß der Roten Liste der Schwebfliegen Fäulnishöhlen zumeist älterer Bäume mit Deutschlands (SSYMANK 2011) gilt S. subsessilis in auffälligen Schleimausflüssen bzw. den fließenden Deutschland als sehr selten. Langfristig zeigt sie Saft von Baumwunden angewiesen. In diesen einen mäßigen Bestandsrückgang. Daher wurde sie nassen Mikrohabitaten, z. T. mit verrottender von „gefährdet“ nun als „stark gefährdet“ (RL 2) organischer Substanz, werden die Eier abgelegt und eingestuft. Nach VUJIĆ et al. (1999) ist sie dort entwickeln sich die detritophagen weißlichen wahrscheinlich auch europaweit gefährdet. Larven (siehe Abb. 10). Da immer nur wenige Larven pro Standort gefunden wurden, ist anzunehmen, dass die Reproduktionsrate sehr gering ist. Man findet die Art vorzugsweise in alten,

31 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: HIPPKE, M.: Sphiximorpha subsessilis (Illiger in Rossi, 1807) – eine neue Schwebfliegenart für Mecklenburg-Vorpommern (Diptera: Syrphidae): 30-35. naturnahen Wäldern, Flussauen, aber auch an alten Verhaltensweise schwierig bis problematisch. Dies und großen Straßen- und Parkbäumen, die solche könnte auch die relative Seltenheit in Deutschland Strukturen aufweisen. Sie wurde überwiegend an und Europa erklären. Laubbäumen, z. B. an Pappeln (Populus), Rosskastanien (Aesculus hippocastanum), Platanen Eigene Beobachtungen in Parchim (Platanus), Ulmen (Ulmus), Eichen (Quercus), Lage des Fundortes Weiden (Salix) und Erlen (Alnus) angetroffen, aber Im südöstlichen Bereich des Wockersees von auch an Nadelbäumen, wie der Weißtanne (Abies Parchim wird dieser von einem standorttypischen alba). Gehölzsaum aus Weiden (Salix) und Grau-Pappeln Das Problem ist, dass häufig gerade diese (Populus canescens) begleitet und grenzt an einen höhlenreichen Altbäume der Kettensäge zum Opfer Wanderweg sowie an eine sich anschließende fallen, da sie nicht mehr gesund und Kleingartenanlage (Abb. 5). Wegbegleitend „verkehrssicher“ erscheinen. Darüber hinaus befindet sich eine Baumreihe mit älteren Platanen werden leider oftmals als Bruthabitat geeignete (Platanus) von denen einzelne Saftfluss erkennen Baumhöhlen im Rahmen von Baumsanierungen lassen. Eine dieser mächtigen Grau-Pappeln weist verschlossen und damit vernichtet. an einer Schnittstelle, an welcher vor längerer Zeit ein Starkast entfernt wurde, eine Fäulnishöhle auf, Die Art kommt zumeist nur in geringer Anzahl vor aus der eine schwärzliche Flüssigkeit austritt. Am und ist nur selten zur Nahrungsaufnahme an Blüten Rande dieser Asthöhle fielen am 04.06.2018 zu beobachten (z. B. Weißdorn Crataegus und wespenähnliche Insekten auf, die sich bei genauerer Eberesche Sorbus aucuparia). Insbesondere die Betrachtung und Auswertung der Fotos als drei Männchen sind sehr standorttreu und Exemplare der seltene Schwebfliege Sphiximorpha „flugunlustig“. Sie verharren oft Stunden oder Tage subsessilis herausstellten, für die es in am Stamm in Höhlennähe (www.researchgate.net), Mecklenburg-Vorpommern bislang noch keinen warten dort zur Kopulation auf Weibchen und Nachweis gab (Abb. 9). Der Baum wurde mehrfach scheinen auch den Brutplatz gegen Artgenossen und im Juni 2018 und 2019 aufgesucht und es konnten andere Insekten zu „bewachen“. Ein Ausweichen jeweils ein bis drei Exemplare der Schwebfliege auf Ersatzlebensräume ist vermutlich auf Grund der beobachtet werden (siehe dazu Tab. 2). Seltenheit der ökologischen Bedingungen und der

Abb. 4: Lage des Fundortes in Parchim (Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Ludwigslust-Parchim). Quelle: https://www.orchids.de/haynold/tkq/KoordinatenErmittler.php

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Abb. 5: Grau-Pappel (Populus canescens) am Ostufer des Wockersees (04.06.2018). Der Pfeil deutet auf die Stammhöhle. Blickrichtung etwa Nord-Süd.

Abb. 6: Detail der Stammhöhle mit Wasseraustritten und Schleimfluss (04.06.2018). Sie befindet sich etwa in 1,90 m Höhe und ist nordostexponiert.

Beobachtungsdaten Tab. 2. Übersicht der Beobachtungen von Sphiximorpha subsessilis in Parchim (Mecklenburg-Vorpommern). Die Flugzeit liegt zwischen Mitte April und Ende Juli, mit einem Peak im Mai. Datum Anzahl/Geschlecht Fundort, Bemerkungen Männchen,Weibchen 03.06.2018 1,0 In ca. 1,90 m Höhe an der Borke einer Platane, nahe eines Saftstromes, am Ostufer des Wockersees in Parchim. 04.06.2018 1,0 + 1 Ex. + 1 Ex. 2 Ex. in ca. 1,90 m Höhe am Rande einer größeren Fäulnishöhle (Bruthöhle?!) einer Grau-Pappel beobachtet (Abb. 5-6). Am Ausfluss der Höhle zeigt sich eine weißliche Schwebfliegenlarve, die von S. subsessilis stammen könnte (Abb. 8, 9, vgl. Abb. 10). Wenig später eine dritte Imago an einem Saftausfluss einer alten Platane, etwa 100 m entfernt. 09.06.2018 2,0 In 1-2 Metern Höhe sich am Stamm sonnend, zuweilen auch in ca. 1,90 m Höhe am Rande einer größeren Fäulnishöhle der o. g. Pappel beobachtet. Relativ „flugunlustig“. 19.06.2018 1,0 Dito; letztmalig dort beobachtet (danach auch keine Kontrolle mehr). 20.04.2019 Fehlanzeige Wetter: 22 °C, sonnig. 09.06.2019 3 Ex. 1 Ex. hält sich wieder in 1-2,5 m Höhe am Stamm der alten Grau-Pappel auf (Abb. 7), zumeist nicht weiter als 50 cm von der Baumhöhle entfernt, die aber zurzeit relativ trocken ist. 2 (1,0 + 1) weitere Ex. wieder am Saftfluss der alten Platane am Stamm sitzend. Das Männchen weist am Tergit III links oben eine Eindellung auf (von Vogelschnabel?) und ist damit eindeutig von dem Männchen auf der Pappel zu unterscheiden. 03.08.2019 Fehlanzeige

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Abb. 7: Sphixiomorpa subsessilis (Männchen), manchmal auch wie eine Faltenwespe mit zusammengelegten Flügeln zu beobachten (09.06.2018).

Abb. 8: Wassergefüllte Fäulnishöhle (Schleim- Abb. 9: Sphiximorpha subsessilis am 04.06.2018 – fluss?) im Stammbereich der Pappel. vermutlich mit einer ihrer weißen Larven (siehe Pfeil) – am Eingang der Fäulnishöhle der Grau- Pappel. Hiermit ist (wäre) ein Reproduk- tionsnachweis erbracht.

34 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: HIPPKE, M.: Sphiximorpha subsessilis (Illiger in Rossi, 1807) – eine neue Schwebfliegenart für Mecklenburg-Vorpommern (Diptera: Syrphidae): 30-35.

REEMER, M., RENEMA, W., STEENIS, W. VAN, ZEEGERS, T., BARENDREGT, A., SMIT, J. T., VEEN, M. P. VAN, STEENIS, J. VAN & LEIJ, L. J. J. M. VAN DER (2009): De nederlandse zweefvliegen (Diptera: Syrphidae). – Nederlandse fauna 8. Utrecht:. Nationaal Natuurhistorisch Museum Naturalis, 442 S. DOCZKAL, D., RENNWALD, K. & SCHMID, U. (2001): Rote Liste der Schwebfliegen Diptera: Syrphidae) Baden-Württembergs. (2. Fassung, Stand 15. September 2000). – Landesamt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg (Hrsg.). Mannheim: Naturschutz- Praxis, 49 S. SSYMANK, A., DOCZKAL, D., RENNWALD, K, & DZIOCK, F. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Schwebfliegen (Diptera, Syrphidae) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 13-83. Abb. 10: Zum Vergleich ein frühes Larvenstadium VUJIĆ, A., SPEIGHT, M., WILLIAMS, DE C., von Sphiximorpha subsessilis (Illiger in Rossi, EDWIN, M., SANTOS, R., STÅHLS, G., SNEŽANA, R. 1807) vom 31.05.2003 aus DUSSAIX (2007). (1999): Atlas of the Hoverflies of (Diptera, Syrphidae). – Boston: Brill, 410 S. Mit diesem Erstnachweis und diesen VEEN, M. P. VAN (2010): Hoverflies of northwest Beobachtungen der Jahre 2018 und 2019 ist S. Europe. Identification keys to the Syrphidae – subsessilis nunmehr die 279. sicher für Second ed., Zeist: KNNV Publishing, 247 S. Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesene Schwebfliegenart. Es bleibt zu hoffen, dass zum BARTSCH, H., BINKIEWICZ, E., KLINTBJER, A., einen noch weitere Nachweise dieser hübschen und RADEN, A. & NASIBOV, E. (2009): Nationalnykeln seltenen Schwebfliegenart gelingen, zum anderen till Sveriges flora och fauna. Tvavinga: Blomflugor, aber auch, dass zukünftig bei Altbäumen mit Diptera: Syrphidae: Eristalinae & Microdontinae. – Fäulnishöhlen seltener die Kettensäge zum Einsatz ArtDatabanken, SLU, Uppsala. kommt. www.rote-liste-zentrum.de/ de/Detailseite.html? species_id=12097&q= Schwebfliegen Literatur https://www.insekten-sachsen.de/Pages/ Taxo- BOT, S. & VAN DE MEUTTER, F. (2019): Veldgids nomyBrowser.aspx?tab= (04.06.2018) zweefvliegen. – Zeist: KNNV Uitgeverij, 388 S. https:// www.diptera.info/photogallery.php? BOTHE, G. (1996): Schwebfliegen. photo_ID=7607 Bestimmungsschlüssel für die Schwebfliegen https://www.researchgate.net/publication/310619 (Diptera, Syrphidae) Deutschlands und der 479_Revision_of_the_West-Palaearctic_species_of- Niederlande. – Deutscher Jugendbund für the_tribe_Ceriodini_Diptera_Syrphidae Naturbeobachtungen (DJN) (Hrsg.), Hamburg, 123 S. Anschrift des Verfassers DUSSAIX, C. (2007): Status and rearing of Dipl.-Biol. Mathias Hippke, Wiesenring 29, Sphiximorpha subsessilis (Diptera, Syrphidae) in D-19370 Parchim the Département of Sarthe, . – Volucella 8: E-Mail: [email protected] 237-241. DUTY, I. (2012): Checkliste der Syrphidae (Diptera) für Mecklenburg-Vorpommern. – Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, Neue Folge 51: 127-134. HIPPKE, M. (2015): Merodon avidus (Diptera: Syrphidae), eine neue Schwebfliegenart für Mecklenburg-Vorpommern (Nordost-Deutschland). – Virgo 18 (1): 51-53.

35 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera)

UWE DEUTSCHMANN & UDO STEINHÄUSER

Einleitung (STEINHÄUSER 2013). Begrenzender Faktor ist Zu Beginn der 1990er Jahre wurden mit dem Ende dabei meist die allgegenwärtige Munitionsbelastung des Kalten Krieges zahlreiche militärische der ehemaligen Militärflächen. Aktuell gibt es im Liegenschaften in Ostdeutschland aufgegeben und Zuge der Umsetzung der FFH Management- freigezogen. Die meisten Militärflächen waren auf planungen sowohl im brandenburgischen als auch wenig produktiven, meist nährstoffarmen im mecklenburgischen Teil des FFH-Gebietes neue Standorten eingerichtet worden. Obwohl auf vielen Ansätze für noch kampfmittelbelastete Flächen zum dieser Standorte regelmäßig mit schwerem Erhalt der mit bestandenen Offenland- Kriegsgerät geübt wurde, blieben flächige, bereiche (FFH-LRT 4030). stoffliche Einträge meist aus und so sind die Die floristische und faunistische Bearbeitung des freigezogenen und auch die noch aktiven Gebietes begann in den 1990 er Jahren mit den Militärgelände heute letzte nährstoffarme Untersuchungen von BRIELMANN (1994). Danach Sonderstandorte in einer durch Düngung und wurde es ruhig um das Gebiet. Einzelne Melioration nivellierten und auf hohe Produktivität bemerkenswerte Beobachtungen von ausgerichteten Kulturlandschaft. Freizeitforschern ließen das floristische und Der militärische Übungsbetrieb mit Panzern und faunistische Potenzial des Gebietes erahnen. Mit schwerem Gerät, mit Geschosseinschlägen und der Spinnenfauna legte MARTIN (2019) die erste Bombendetonationen schuf darüber hinaus stark systematische Bearbeitung einer Artengruppe gestörte Offen- und Halboffenlandschaften. (Araneae) für das Gebiet vor, es folgten REIKE & Nährstoffarme Kleingewässer und Moore sowie DEUTSCHMANN (2019) mit einer ersten Erfassung trockene Sandheiden konnten sich dennoch vielfach der Käfer des Gebietes. erhalten. Nach dem Abzug des Militärs wurde das In dem folgenden Beitrag soll der aktuelle naturschutzfachliche Potenzial derartiger Gebiete Wissensstand zur Lepidopterenfauna des NSG erkannt und viele dieser Flächen unter Naturschutz Marienfließ vorgestellt werden. Dazu wurden gestellt. Naturschutz und militärische Altlasten dankenswerter Weise Beobachtungen von bewahrten die meisten Gebiete bis heute vor zahlreichen Freizeitforschern, die das Gebiet seit Düngung, Melioration, Zersiedelung, Bebauung, 1992 aufgesucht haben, zusammengetragen. Den Erschließung und touristischer Überprägung. Kern der Arbeit bilden die Daten aus regelmäßigen Lichtfängen (Mischlichtlampe) von Uwe Das NSG Marienfließ Deutschmann im mecklenburgischen Teil des NSG. Im Süden Mecklenburgs, an der Grenze zu Insbesondere der Großteil der Nachweise der Brandenburg, war nach dem 2. Weltkrieg im Kleinschmetterlinge geht auf ihn zurück. Bereich der Sanderflächen zwischen Retzow (heute Raupenfunde und Falterbeobachtungen am Tage Landkreis Ludwigslust-Parchim) und Jännersdorf wurden durch den in Mecklenburg-Vorpommern (heute Landkreis Prignitz) ein sowjetischer ehrenamtlich berufenen Gebietsbetreuer Udo Truppenübungsplatz eingerichtet und bis 1990 Steinhäuser, aber auch von Monty Erselius (Plau betrieben worden. Nach Abzug des Militärs wurden am See) beigesteuert. Beide führten ergänzend große Teile des Gebietes (ca. 1.800 ha) unter ebenfalls Lichtfänge durch. Sehr erfreulich ist, dass Naturschutz gestellt. Zur Geschichte und auch brandenburgische Lepidopterologen über Jörg naturschutzfachlichen Entwicklung seit 1990 siehe Gelbrecht (Königs Wusterhausen) Beobachtungen STEINHÄUSER (2013). Das von Kiefernforsten für diese Arbeit zur Verfügung stellten umgebene Schutzgebiet mit seinen großen (Landesdatenbank InsectIS des AK Lepidoptera im Offenlandanteilen wird bestimmt von einem eng LFA Entomologie des NABU Brandenburg). So verzahnten Biotopkomplex auf wasserfernen, kann dem einheitlichen Charakter dieses sich über nährstoffarmen Sanden, bestehend aus zwei Bundesländer erstreckenden einheitlichen Callunaheiden, kräuterreichen Sandmagerrasen, Naturraumes am besten Rechnung getragen werden. Ginstergebüschen, unterschiedlichen Sukzessions- Den Kern des Untersuchungsgebietes bildet das stadien sowie Wald und Vorwaldstadien. NSG Marienfließ, aber auch unmittelbar Um den Offen- und Halboffenlandcharakter großer angrenzende naturräumlich gut zuzuordnende Flächen zu gewährleisten, beweiden Schafe einen umgebende Wald- und Offenlandbereiche wurden Teil des Gebietes, werden gezielte in das USG mit einbezogen (Karte siehe Abb. 6). Entkusselungsmaßnahmen sowie das Instrument Die Abb. 1-5 vermitteln Eindrücke vom Gebiet mit des kontrollierten Brennens eingesetzt unterschiedlichen Pflanzengesellschaften.

36 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Abb. 1: Das Heidegebiet im NSG Marienfließ.

Abb. 2: Magerasen. Blühaspekt der Grasnelke. Abb. 4: Die „Pflegekräfte“ im Einsatz.

Abb. 3: Kryptogamenreiche Silbergraspionierflur Abb. 5: Großflächige Besenginsterheide im Westen mit Calluna und Kiefernanflug. des NSG Marienfließ.

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Abb. 6: Das Untersuchungsgebiet NSG Marienfließ.

Abkürzungen der wichtigsten Beobachter mit Angabe zum untersuchten Teil des NSG, entweder in Brandenburg (Brbg) oder in Mecklenburg-Vorpommern (MV). AK Axel Kallies (Brbg) ME Monty Erselius (MV) FO Fred Ockruck (Brbg) NB Norbert Brielmann (MV) FR Frank Rosenbauer (Brbg) RB Rainer Busse (Brbg) HL Holger Lemm (Brbg) TL Thomas Lange (Brbg) JG Jörg Gelbrecht (Brbg) UD Uwe Deutschmann (MV) KS Karl-Heinz Salpeter (Brbg) US Udo Steinhäuser (MV) Diesen Entomologen wird für die Bereitstellung ihrer Untersuchungsergebnisse sehr herzlich gedankt.

Artenliste der seit 1992 festgestellten Lepidopteren im Bereich NSG Marienfließ und Umgebung Die nachfolgende Auflistung (Tab. 1) aller bisher nachgewiesenen Lepidoptera im Untersuchungsgebiet ist auf der Grundlage des Verzeichnisses der Schmetterlinge Deutschlands erstellt (GAEDIKE et al. 2017). Der besseren Übersicht wegen wurden bei den Familie Erebidae, Noctuidae und Xylenidae die Unterfamilien zusätzlich aufgeführt. RLD = Rote Liste Deutschlands, RL MV = Rote Liste Mecklenburg-Vorpommern, RL BB = Rote Liste Brandenburg, BASVO = Bundesartenschutzverordnung.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Eriocraniidae Stigmella UD Eriocrania assimilella

sparrmannella UD (Zeller, 1848) (Bosc, 1791) Stigmella UD roborella Hepialidae Triodia sylvina ME, (Johansson, 1971) (Linnaeus, 1761) UD Trifurcula UD Korscheltellus immundella 4 G UD lupulina (Zeller, 1839)

(Linnaeus, 1758) Opostegidae Phymatopus hecta UD, Pseudopostega UD (Linnaeus, 1758) US auritella

Nepticulidae (Hübner, 1813) Adelidae

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Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Nemophora Argyresthia UD, metallica goedartella UD US (Poda, 1761) (Linnaeus, 1758) Nematopogon Argyresthia adansoniella UD sorbiella UD (Villers, 1789) (Treitschke, 1833) Argyresthia Triaxomera retinella UD parasitella UD Zeller, 1839 (Hübner, 1796) Ypsolopha lucella UD trinotella (Fabricius, 1775) UD Thunberg, 1794 Ypsolopha UD parenthesella Bucculatricidae Bucculatrix (Linnaeus, 1761) frangutella UD Depressariidae (Goeze, 1783) Agonopterix Bucculatrix noltei scopariella UD UD Petry, 1912 (Heinemann, Gracillariidae 1870) Caloptilia Agonopterix UD betulicola arenella (Denis & UD (M. Hering, 1928) Schiffermüller, Caloptilia 1775) populetorum UD Agonopterix (Zeller, 1839) subpropinquella UD Aspilapteryx (Stainton, 1849) tringipennella UD Agonopterix (Zeller, 1839) purpurea UD Leucospilapte-ryx UD (Haworth, 1811) omissella Agonopterix (Stainton, 1848) liturosa UD Parornix UD (Haworth, 1811) anglicella Agonopterix (Stainton, 1850) nervosa UD Parornix betulae (Haworth, 1811) UD (Stainton, 1854) Depressaria Parornix badiella UD finitimella UD (Hübner, 1796) (Zeller, 1850) Elachistidae Phyllonorycter Cosmiotes ulmifoliella UD exactella (Herrich- UD (Hübner, 1817) Schäffer, 1855) Elachista alpinella Yponomeutidae UD Yponomeuta Stainton, 1854 evonymella UD Elachista (Linnaeus, 1758) bedellella UD Yponomeuta (Sircom, 1848) Elachista utonella cagnagella UD UD (Hübner, 1813) Frey, 1856 Yponomeuta Scythrididae sedella Treitschke, UD Scythris 1833 potentillella UD Swammerdamia (Zeller, 1847) caesiella UD Scythris knochella UD (Hübner, 1796) (Fabricius, 1794) Paraswammer- Chimabachidae damia lutarea UD Diurnea (Haworth, 1828) fagella (Denis & US Cedestis Schiffermüller, subfasciella UD 1775) (Stephens, 1834) Oecophoridae Ocnerostoma Bisigna procerella piniariella UD (Denis & Schiffer- UD Zeller, 1847 müller, 1775) Ocnerostoma Denisia similella UD friesei UD (Hübner, 1796) Svensson, 1966 Metalampra Plutellidae cinnamomea UD Plutella xylostella (Zeller, 1839) UD (Linnaeus, 1758) Borkhausenia Argyresthiidae fuscescens UD (Haworth, 1828)

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Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Crassa unitella Coleophora UD (Hübner, 1796) tamesis UD Batia lambdella Waters, 1929 UD (Donovan, 1793) Coleophora Batia internella alticolella UD UD Jäckh, 1972 Zeller, 1849 Harpella forficella Coleophora UD (Scopoli, 1763) taeniipennella UD Carcina quercana Herrich-Schäffer, UD (Fabricius, 1775) 1855 Pleurota bicostella Coleophora UD (Clerck, 1759) therinella UD Batrachedridae Tengström, 1848 Batrachedra Coleophora pinicolella UD versurella Zeller, UD (Zeller, 1839) 1849 Coleophoridae Coleophora Coleophora vestianella UD flavipennella UD (Linnaeus, 1758) (Duponchel, 1843) Coleophora Coleophora artemisicolella UD serratella UD Bruand, 1855 (Linnaeus, 1761) Coleophora Coleophora peribenanderi UD orbitella UD Toll, 1943 Zeller, 1849 Coleophora Coleophora striatipennella UD alcyonipennella UD Nylander, 1848 (Kollar, 1832) Coleophora Coleophora argentula UD hemerobiella UD (Stephens, 1834) (Scopoli, 1763) Coleophora Coleophora dianthi Herrich- UD mayrella UD Schäffer, 1855 (Hübner, 1813) Coleophora Coleophora clypeiferella UD albidella (Denis & O. Hofmann, 1871 UD Schiffermüller, Blastobasidae 1775) Blastobasis Coleophora phycidella UD kuehnella UD (Zeller, 1839) (Goeze, 1783) Hypatopa Coleophora binotella UD ibipennella UD (Thunberg, 1794) Zeller, 1849 Autosichidae Coleophora Oegoconia deauratella betulella UD UD Heinemann, 1876 (Herrich-Schäffer, Coleophora 1854) currucipennella UD Zeller, 1839 Aristotelia Coleophora ericinella UD pyrrhulipennella UD (Zeller, 1839) Zeller, 1839 Aristotelia brizella UD Coleophora (Treitschke, 1833) conspicuella UD Chrysoestia Zeller, 1849 drurella UD Coleophora (Fabricius, 1775) caelebipennella UD Isophrictis Zeller, 1839 striatella (Denis & UD Coleophora lixella Schiffermüller, UD Zeller, 1849 1775) Coleophora Monochroa albicosta UD tenebrella UD (Haworth, 1828) (Hübner, 1817) Coleophora Monochroa pennella (Denis & tetragonella UD UD Schiffermüller, (Stainton, 1885) 1775) Eulamprotes Coleophora wilkella UD caespititiella UD (Linnaeus, 1758) Zeller, 1839

40 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Eulamprotes Sophronia unicolorella UD semicostella UD (Duponchel, 1843) (Hübner, 1813) Bryotropha Aproaerema terrella (Denis & anthyllidella UD UD Schiffermüller, (Hübner, 1813) 1775) Anarsia spartiella UD Bryotropha (Schrank, 1802) desertella UD Neofaculta (Douglas, 1850) ericetella UD Bryotropha (Geyer, 1832) galbanella UD Brachmia (Zeller, 1839) blandella UD Bryotropha (Fabricius, 1798) senectella UD Helcystogramma (Zeller, 1839) lutatella (Herrich- UD Bryotropha similis Schäffer, 1854) UD (Stainton, 1854) Helcystogramma Bryotropha rufescens UD umbrosella UD (Haworth, 1828) (Zeller, 1839) Limacodidae Bryotropha affinis Apoda limacodes FO, UD (Haworth, 1828) (Hufnagel, 1766) UD Recurvaria Zygaenidae nanella (Denis & UD Rhagades pruni 3 2 3 § FO, Schiffermüller, (Denis & FR, 1775) Schiffermüller, UD, Exoteleia 1775) US dodecella UD Adscita statices V 3 V § NB, (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1758) UD, Teleiodes luculella US UD (Hübner, 1813) Sesiodae Teleiodes saltuum UD Sesia 3 FR, (Zeller, 1878) melanocephala JG, Teleiodes Dalman, 1816 US, fugitivella UD Paranthrene 3 (Zeller, 1839) tabaniformis ME, Teleiodes (Rottemburg, US proximella UD 1775) (Hübner, 1796) Synanthedon Teleiopsis diffinis spheciformis UD FR, (Haworth, 1828) (Denis & JG Mirificarma Schiffermüller, mulinella UD 1775) (Zeller, 1839) Synanthedon Chionodes tipuliformis US distinctella UD (Clerck, 1759) (Zeller, 1839) Chamaesphecia 4 ME, Chionodes empiformis (Esper, US electella UD 1783) (Zeller, 1839) Cossidae Chionodes Cossus cossus ME, fumatella UD (Linnaeus, 1758) UD, (Douglas, 1850) US Aroga velocella Phragmataecia UD ME, (Zeller, 1839) castaneae UD Neofriseria (Hübner, 1790) peliella UD (Treitschke, 1835) Phtheochroa Scrobipalpa pulvillana UD atriplicella (Herrich-Schäffer, (Fischer v. UD 1851) Röslerstamm, Agapeta hamana UD 1841) (Linnaeus, 1758) Caryocolum Eupoecilia alsinella UD angustana UD (Zeller, 1868) (Hübner, 1799) Caryocolum Aethes fraternella UD smeathmanniana UD (Douglas, 1851) (Fabricius, 1781) Aethes cnicana UD (Westwood, 1854)

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Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Cochylidia Aphelia paleana UD implicitana UD (Hübner, 1793) (Wocke, 1856) Clepsis pallidana UD Cochylis (Fabricius, 1776) posterana UD Adoxophyes orana Zeller, 1847 (Fischer v. UD Tortrix viridana Röslerstamm, UD Linnaeus, 1758 1834) Aleimma Bactra lancealana ME, UD loeflingiana (Hübner, 1799) UD (Linnaeus, 1758) Endothenia Acleris laterana ericetana UD UD (Fabricius, 1794) (Humphreys & Acleris ferrugana Westwood, 1845) (Denis & Endothenia UD Schiffermüller, quadrimaculana UD 1775) (Haworth, 1811) Acleris notana Apotomis UD (Donovan, 1806) turbidana UD Cnephasia (Hübner, 1825) stephensiana UD Apotomis (Doubleday, 1849) betuletana UD Cnephasia (Haworth, 1811) alticolana Orthotaenia UD (Herrich-Schäffer, undulana (Denis ME, 1851) & Schiffermüller, UD Cnephasia 1775) asseclana (Denis Hedya pruniana UD UD & Schiffermüller, (Hübner, 1799) 1775) Metendothenia Cnephasia atropunctana UD genitalana Pierce UD (Zetterstedt, 1839) & Metcalfe, 1922 Celypha rufana UD Cnephasia (Scopoli, 1763) communana Celypha striana UD (Herrich-Schäffer, (Denis & Schiffer- UD 1851) müller, 1775) Pseudargyrotoza Celypha cespitana UD conwagana UD (Hübner, 1817) (Fabricius, 1775) Celypha lacunana Epagoge grotiana (Denis & Schiffer- UD UD (Fabricius, 1781) müller, 1775) Paramesia Celypha rivulana UD gnomana UD (Scopoli, 1763) (Clerck, 1759) Olethreutes Periclepsis arcuella UD cinctana (Denis & (Clerck, 1759) UD Schiffermüller, Piniphila 1775) bifasciana UD Archips oporana (Haworth, 1811) UD (Linnaeus, 1758) Lobesia abscisana UD Archips podana (Doubleday, 1849) UD (Scopoli, 1763) Thiodia citrana UD Ptycholoma (Hübner, 1799) ME, lecheana UD Gibberifera (Linnaeus, 1758) simplana (Fischer UD Pandemis v. Röslerstamm, corylana UD 1836) (Fabricius, 1794) trigonella UD Pandemis (Linnaeus, 1758) ME, cerasana (Hübner, UD Epinotia 1786) demarniana UD Pandemis (Fischer v. Rösler- heparana (Denis stamm, 1840) UD & Schiffermüller, Epinotia tenerana 1775) (Denis & UD Syndemis Schiffermüller, musculana UD 1775) (Hübner, 1799) Epinotia ramella UD Lozotaenia (Linnaeus, 1758) forsterana UD (Fabricius, 1781)

42 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Epinotia Cydia rubiginosana fagiglandana UD UD (Herrich-Schäffer, (Zeller, 1841) 1851) Cydia amplana UD Epinotia tedella (Hübner, 1800) UD (Clerck, 1759) Lathronympha Epinotia bilunana strigana UD UD (Haworth, 1811) (Fabricius, 1775) Zeiraphera Dichrorampha griseana UD plumbana UD (Hübner, 1799) (Scopoli, 1763) Zeiraphera Dichrorampha isertana UD aeratana (Pierce UD (Fabricius, 1794) & Metcalfe, 1915) Eucosma cana Dichrorampha UD (Haworth, 1811) simpliciana UD Eucosma (Haworth, 1811) conterminana UD Alucididae (Guenée, 1845) Alucita Gypsonoma hexadactyla UD minutana (Hübner, UD Linnaeus, 1758 1799) Pterophoridae Gypsonoma Platyptilia dealbana (Frölich, UD tetradactyla UD 1828) (Linnaeus, 1758) Gypsonoma Stenoptilia aceriana UD pterodactyla UD (Duponchel, 1843) (Linnaeus, 1761) Epiblema Oxyptilus distans UD scutulana (Denis (Zeller, 1847) UD & Schiffermüller, Ovendenia 1775) lienigianus UD Epiblema (Zeller, 1852) turbidana UD Emmelina (Treitschke, 1835) monodactyla UD Notocelia (Linnaeus, 1758) rosaecolana UD Pyralidae (Doubleday, 1850) Aphomia zelleri ME, Notocelia Joannis, 1932 UD trimaculana UD Synaphe punctalis ME, (Haworth, 1811) (Fabricius, 1775) UD Blastesthia ME, Pyralis farinalis turionella UD UD (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1758) Orthopygia Rhyacionia ME, glaucinalis UD pinicolana UD (Linnaeus, 1758) (Doubleday, 1849) Endotricha Rhyacionia flammealis (Denis ME, pinivorana (Lienig UD & Schiffermüller, UD & Zeller, 1846) 1775) Ancylis uncella Pyla fusca UD (Denis & Schiffer- UD (Haworth, 1811) müller, 1775) Sciota hostilis Ancylis laetana 3 UD UD (Stephens, 1834) (Fabricius, 1775) Selagia argyrella Ancylis obtusana UD (Denis & Schiffer- 2 UD (Haworth, 1811) müller, 1775) Ancylis upupana ME, Selagia spadicella G UD (Treitschke, 1835) UD (Hübner, 1796) Ancylis badiana Oncocera (Denis & Schiffer- UD semirubella UD müller, 1775) (Scopoli, 1763) Ancylis Oncocera faecella UD mitterbacheriana ME, (Zeller, 1839) (Denis & Schiffer- UD Pempelia formosa ME,

müller, 1775) (Haworth, 1811) UD Cydia lathyrana UD Pempelia (Hübner, 1822) palumbella (Denis Cydia pomonella 3 UD UD & Schiffermüller, (Linnaeus, 1758) 1775) Cydia splendana UD (Hübner, 1799)

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Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Dioryctria Agriphila sylvestrella UD geniculea UD (Ratzeburg, 1840) (Haworth, 1811) Dioryctria Catoptria simplicella UD osthelderi (Lattin, UD Heinemann, 1863 1950) Dioryctria Catoptria pinella UD abietella (Denis & (Linnaeus, 1758) UD Schiffermüller, Catoptria falsella 1775) (Denis & Schiffer- UD Phycita roborella müller, 1775) ME, (Denis & Schiffer- Catoptria verellus ME, UD müller, 1775) (Zincken, 1817) UD Acrobasis Thisanotia sodalella 3 UD chrysonuchella UD Zeller, 1848 (Scopoli, 1763) Acrobasis Pediasia consociella UD fascelinella G UD (Hübner, 1813) (Hübner, 1813) Eccopisa Pediasia luteella effractella UD (Denis & Schiffer- 3 UD Zeller, 1848 müller, 1775) Assara terebrella Platytes cerussella UD (Zincken, 1818) (Denis & Schiffer- G UD Nyctegretis müller, 1775) lineana UD Platytes alpinella UD (Scopoli, 1786) (Hübner, 1813) Homoeosoma Elophila ME, nimbella 2 UD nymphaeata UD (Duponchel, 1837) (Linnaeus, 1758) Phycitodes Parapoynx ME, binaevella UD stratiotata UD (Hübner, 1813) (Linnaeus, 1758) Anerastia lotella Evergestis UD (Hübner, 1813) forficalis UD (Linnaeus, 1758) Scoparia Evergestis basistrigalis UD extimalis V UD Knaggs, 1866 (Scopoli, 1763) Scoparia Evergestis limbata UD ambigualis UD (Linnaeus, 1767) (Treitschke, 1829) Udea lutealis UD Scoparia (Hübner, 1809) ancipitella UD Udea prunalis (La Harpe, 1855) (Denis & Schiffer- UD Scoparia pyralella müller, 1775) ME, (Denis & Schiffer- Loxostege UD müller, 1775) sticticalis UD Dipleurina (Linnaeus, 1761) lacustrata UD Ecpyrrhorrhoe (Panzer, 1804) rubiginalis UD Eudonia (Hübner, 1796) mercurella UD Pyrausta UD, (Linnaeus, 1758) despicata US pratella (Scopoli, 1763) V UD (Linnaeus, 1758) Pyrausta Crambus porphyralis (Denis 2 UD lathoniellus UD & Schiffermüller, (Zincken, 1817) 1775) Crambus hamella Pyrausta 3 UD (Thunberg, 1788) purpuralis V UD Agriphila tristella (Linnaeus, 1758) (Denis & Schiffer- UD Pyrausta aerealis V UD müller, 1775) (Hübner, 1793) Agriphila Sitochroa inquinatella verticalis V UD UD (Denis & Schiffer- (Linnaeus, 1758) müller, 1775) Ostrinia nubilalis UD Agriphila latistria (Hübner, 1796) 3 UD (Haworth, 1811) Agriphila poliellus 3 UD (Treitschke, 1832)

44 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Anania Deilephila FO, verbascalis (Denis porcellus ME, UD & Schiffermüller, (Linnaeus, 1758) UD, 1775) US Anania hortulata Hesperiidae UD (Linnaeus, 1758) Thymelicus lineola NB, Patania ruralis ME, (Ochsenheimer, US (Scopoli, 1763) UD, 1808) US Thymelicus Lasiocampidae sylvestris US Poecilocampa (Poda, 1761) populi US Thymelicus aceton (Linnaeus, 1758) (Rottemburg, 1 2 US Malacosoma ME, 1775) neustria UD, Hesperia comma JG, (Linnaeus, 1758) US (Linnaeus, 1758) 3 2 2 TL, Malacosoma FR, US franconica JG, Ochlodes sylvanus NB, (Denis & KS, (Esper, 1778) US 1 1 1 § Schiffermüller, ME, Papilionidae 1775) UD, Papilio machaon 3 V US US Linnaeus, 1758 Lasiocampa FR, Pieridae trifolii ME, Anthocharis NB, (Denis & TL, cardamines UD, Schiffermüller, UD, (Linnaeus, 1758) US 1775) US Aporia crataegi 4 US Macrothylacia ME, (Linnaeus, 1758) rubi UD, Pieris brassicae NB,

(Linnaeus, 1758) US (Linnaeus, 1758) US Dendrolimus pini ME, Pieris rapae NB, (Linnaeus, 1758) UD, (Linnaeus, 1758) UD, US US Euthrix potatoria UD, Pieris napi ME, (Linnaeus, 1758) US (Linnaeus, 1758) NB,

Endromidae UD, Endromis ME, US, versicolora UD, Colias hyale § US (Linnaeus, 1758) US (Linnaeus, 1758) Saturnia pavonia FO, Gonepteryx ME, (Linnaeus, 1758) HL, 3 rhamni NB, ME, (Linnaeus, 1758) US US Pontia Sphingidae edusa/daplidice- US Shinx ligustri US Artkomplex (Linnaeus, 1778) Lycaenidae Mimas tiliae ME, Lycaena phlaeas JG, (Linnaeus, 1758) US (Linnaeus, 1761) NB, Smerinthus FO, § TL, ocellata ME, UD, (Linnaeus, 1758) US US Laothoe populi FO, Lycaena tityrus ME, (Linnaeus, 1758) ME, (Poda, 1761) NB, § US UD, Hyloicus pinastri FO, US (Linnaeus, 1758) ME, Thecla betulae US,

UD, (Linnaeus, 1758) JG US Neozephyrus Macroglossum quercus 3 US stellatarum US (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1758) Callophrys rubi NB, V Hyles euphorbiae ME, (Linnaeus, 1758) US (Linnaeus, 1758) 3 3 V § UD, Satyrium pruni US US (Linnaeus, 1758) Hyles galii ME, Celastrina NB, (Rottemburg, 3 3 § US argiolus UD, 1775) (Linnaeus, 1758) US Deilephila elpenor ME, Plebeius argus NB, (Linnaeus, 1758) UD, (Linnaeus, 1758) 2 2 UD, US US

45 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Aricia agestis Hyponephele NB, (Denis & Schiffer- 3 V UD lycaon (Rottem- 2 2 2 US müller, 1775) burg, 1775) Cyaniris Melanargia NB, semiargus galathea 3 3 US US (Rottemburg, (Linnaeus, 1758) 1775) Hipparchia semele ME, Polyommatus (Linnaeus, 1758) 3 V NB, amandus US US (Schneider, 1792) Drepanidae Polyommatus NB, Thyatira batis UD, icarus (Rottem- UD, (Linnaeus, 1758) US, burg, 1775) US ME Nymphalidae Habrosyne ME, Issoria lathonia JG, pyritoides UD, (Linnaeus, 1758) NB, (Hufnagel, 1766) US

KS, Tethea ocularis 1 UD US (Linnaeus, 1767) Boloria selene Tethea or FO, (Denis & Schiffer- V 2 ME (Denis & Schiffer- UD, müller, 1775) müller, 1775) US Boloria dia Tetheella fluctuosa 1 2 US V ME (Linnaeus, 1767) (Hübner, 1803) Vanessa atalanta NB, Ochropacha

(Linnaeus, 1758) US duplaris UD Vanessa cardui (Linnaeus, 1761) US (Linnaeus, 1758) Polyploca ridens FO,

Aglais io ME, (Fabricius, 1787) FR (Linnaeus, 1758) NB, Achyla flavicornis ME, US (Linnaeus, 1758) UD, Aglais urticae ME, US (Linnaeus, 1758) NB, Falcaria ME, US lacertinaria UD, Polygonia c-album ME, (Linnaeus, 1758) US

(Linnaeus, 1758) US Watsonalla Araschnia levana NB, binaria TL (Linnaeus, 1758) UD, (Hufnagel, 1767) US Watsonalla UD, Nymphalis antiopa ME, cultraria V § ME (Linnaeus, 1758) US (Fabricius, 1775) Nymphalis Drepana curvatula polychloros V 3 2 US (Borkhausen, V UD (Linnaeus, 1758) 1790) Melitaea cinxia JG, Drepana ME, (Linnaeus, 1758) ME, falcataria TL, 3 3 2 KS, (Linnaeus, 1758) UD, US US Limenitis camilla Cilix glaucata V 3 2 § US UD (Linnaeus, 1764) (Scopoli, 1763) Pararge aegeria UD, Geometridae

(Linnaeus, 1758) US Idaea ochrata FO, Lasiommata (Scopoli, 1763) JG, megera (Linnaeus, US 3 RB, 1767) TL, Coenonympha UD glycerion Idaea muricata § US UD (Borkhausen, (Hufnagel, 1767) 1788) Idaea sylvestraria UD Coenonympha FO, (Hübner, 1799) pamphilus JG, Idaea biselata UD (Linnaeus, 1758) NB, (Hufnagel, 1767) § TL, Idaea seriata UD UD, (Schrank, 1802) US Idaea emarginata Aphantopus UD NB, (Linnaeus, 1758) hyperantus Idaea aversata FO, US (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1758) UD Maniola jurtina JG, Idaea straminata TL, (Linnaeus, 1758) ME, (Borkhausen, UD NB, 1794) TL, Scopula immorata UD US (Linnaeus, 1758)

46 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Scopula Ecliptopera nigropunctata 2 RB silaceata (Denis & UD (Hufnagel, 1767) Schiffermüller, Scopula JG, 1775) rubiginata ME, Chloroclysta 3 (Hufnagel, 1767) TL, siterata (Hufnagel, 3 UD UD 1767) Scopula immutata Lampropteryx UD (Linnaeus, 1758) suffumata (Denis FO,

Timandra comae TL, & Schiffermüller, RB A. Schmidt, 1931 UD, 1775) US Pennithera firmata HL Cyclophora (Hübner, 1822) pendularia 3 ME Hydriomena ME, (Clerck, 1759) furcata (Thunberg, UD Cyclophora 1784) albipunctata UD Pennithora (Hufnagel, 1767) firmata US Cyclophora (Hübner, 1822) quercimontaria Thera obeliscata ME, 4 UD (Bastelberger, (Hübner, 1787) TL, 1897) UD Cyclophora Thera variata linearia ME (Denis & Schiffer- UD (Hübner, 1799) müller, 1775) Rhodostrophia Cidaria fulvata UD vibicaria 2 V UD (Forster, 1771) (Clerck, 1759) Electrophaes TL, Lythria purpuraria UD, corylata 4 2 UD (Linnaeus, 1758) US (Thunberg, 1792) Lythria cruentaria ME, Cosmorhoe TL, (Hufnagel, 1767) UD, ocellata UD US (Linnaeus, 1758) Scotopteryx Colostygia TL, chenopodiata TL pectinataria UD, (Linnaeus, 1758) (Knoch, 1781) US Scotopteryx Operophtera RB, luridata 3 3 brumata US UD (Hufnagel, 1767) (Linnaeus, 1758) Xanthorhoe Perizoma ME, spadicearia (Denis TL, alchemillata UD & Schiffermüller, UD (Linnaeus, 1758) 1775) Euchoeca Xanthorhoe nebulata UD ferrugata UD (Scopoli, 1763) (Clerck, 1759) Hydrelia Xanthorhoe flammeolaria UD TL, fluctuata (Hufnagel, 1767) UD (Linnaeus, 1758) Eupithecia Catarhoe cuculata TL, linariata (Denis & 3 UD (Hufnagel, 1767) UD Schiffermüller, Costaconvexa 1775) FO, polygrammata Eupithecia 1 3 RB, (Borkhausen, exiguata UD UD 1794) (Hübner, 1813) Camptogramma UD, Eupithecia ME, bilineata ME, centaureata TL,

(Linnaeus, 1758) TL (Denis & Schiffer- UD, Epirrhoe alternata FO, müller, 1775) US (Müller, 1764) RB, Eupithecia

TL, selinata Herrich- 3 V UD UD Schäffer, 1861 Mesoleuca Eupithecia albicillata UD satyrata UD (Linnaeus, 1758) (Hübner, 1813) Eulithis prunata Eupithecia UD (Linnaeus, 1758) tripunctaria UD Eulithis testata Herrich-Schäffer, TL (Linnaeus, 1761) 1852 Eupithecia subfuscata UD (Haworth, 1809)

47 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Eupithecia Macaria liturata FO, TL, icterata (Clerck, 1759) ME, UD (Villers, 1789) RB,

Eupithecia TL, subumbrata UD, UD (Denis & Schiffer- US müller, 1775) Macaria wauaria UD Eupithecia nanata FO, (Linnaeus, 1758) (Hübner, 1813) ME, Macaria

RB, brunneata UD UD (Thunberg, 1784) Eupithecia Chiasmia ME, UD, innotata clathrata TL, US (Hufnagel, 1767) (Linnaeus, 1758) UD, Eupithecia US lariciata (Freyer, UD Cepphis advenaria UD 1841) (Hübner, 1790) Eupithecia Petrophora tantillaria UD chlorosata UD Boisduval, 1840 (Scopoli, 1763) Gymnoscelis Plagodis UD, rufifasciata UD dolabraria US (Haworth, 1809) (Linnaeus, 1767) Rhinoprora Opisthograptis ME, rectangulata UD luteolata UD (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1758) Chesias legatella Epione repandaria US, 3 UD (Denis & Schiffer- (Hufnagel, 1767) RB müller, 1775) Colotois pennaria US Chesias rufata FO, (Linnaeus, 1761) (Fabricius, 1775) RB, Angerona UD prunaria 3 UD Aplocera plagiata ME, (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1758) TL, Ennomos alniaria ME,

UD (Linnaeus, 1758) UD Aplocera Ennomos erosaria UD, efformata (Denis & Schiffer- UD US (Guenée, 1857) müller, 1775) Lobophora Selenia dentaria ME,

halterata UD (Fabricius, 1775) UD (Hufnagel, 1767) Selenia FO, Pterapherapteryx FO, tetralunaria FR, sexalata RB, (Hufnagel, 1767) ME, (Retzius, 1783) UD RB, Trichopteryx FR, UD carpinata (Bork- UD, Alsophila hausen, 1794) US aescularia (Denis US Acasis viretata & Schiffermüller, UD (Hübner, 1799) 1775) Archiearis Lycia hirtaria FO, ME, parthenias (Clerck, 1759) FR, US (Linnaeus, 1761) RB, Abraxas sylvata UD, US (Scopoli, 1763) US Lomaspilis Lycia zonaria FO, FO, marginata (Denis & Schiffer- 1 1 1 HL, UD (Linnaeus, 1758) müller, 1775) RB Ligdia adustata Biston strataria FO, (Denis & Schiffer- UD (Hufnagel, 1767) ME,

müller, 1775) UD, Macaria notata FO, US (Linnaeus, 1758) ME, Biston betularia US RB, (Linnaeus, 1758) UD, Agriopis US leucophaearia US Macaria alternata (Denis & Schiffer- (Denis & Schiffer- ME müller, 1775) müller, 1775) Agriopis aurantiaria US (Hübner, 1799)

48 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Agriopis Geometra FO, marginaria US papilionaria ME, (Fabricius, 1776) (Linnaeus, 1758) RB, Erannis defolaria UD, US (Clerck, 1759) US Peribatodes Comibaena rhomboidaria bajularia (Denis UD US (Denis & Schiffer- & Schiffermüller, müller, 1775) 1775) Alcis repandata FO, Thalera fimbrialis FO, (Linnaeus, 1758) RB, (Scopoli, 1763) FR, V UD RB, Hypomecis UD UD, roboraria (Denis Hemithea US, & Schiffermüller, aestivaria UD ME 1775) (Hübner, 1789) Hypomecis Chlorissa viridata ME, US punctinalis (Linnaeus, 1758) UD (Scopoli, 1763) Ectropis Thaumetopoea ME, crepuscularia ME, processionea 4 UD,

(Denis & Schiffer- UD (Linnaeus, 1758) US müller, 1775) Clostera curtula FO, Paradarisa (Linnaeus, 1758) HL, consonaria UD FR, (Hübner, 1799) UD, Aethalura US FO, punctulata (Denis Clostera pigra FO, RB, & Schiffermüller, (Hufnagel, 1766) RB, UD 1775) UD, Ematurga ME, US atomaria UD, Cerura vinula FH, (Linnaeus, 1758) US (Linnaeus, 1758) FR, Bupalus piniaria ME, HL, 3 (Linnaeus, 1758) UD, ME, US UD, Cabera pusaria ME, US (Linnaeus, 1758) UD, Cerura erminea 3 FO US (Esper, 1783) Cabera Furcula furcula UD exanthemata UD (Clerck, 1759) (Scopoli, 1763) Furcula bicuspis Lomographa (Borkhausen, US temerata (Denis & 1790) UD Schiffermüller, Furcula bifida UD 1775) (Brahm, 1787) Aleucis distinctata FO, Gluphisia crenata ME,

(Herrich-Schäffer, 3 RB, (Esper, 1785) UD 1839) UD Notodonta ME, Theria primaria AK, dromedarius UD, 3 2 (Haworth, 1809) JG (Linnaeus, 1758) US Campaea ME, Notodonta torva V 3 R UD margaritata UD, (Hübner, 1803) (Linnaeus, 1767) US Notodonta ziczac FO, ME, (Linnaeus, 1758) ME, TL US Hylaea fasciaria Leucodonta UD (Linnaeus, 1758) bicoloria (Denis & 3 ME fagaria ME, Schiffermüller, 1 1 1 § (Thunberg, 1784) US 1775) Perconia Drymonia FO, UD, strigillaria 3 2 3 ruficornis ME, US (Hübner, 1787) (Hufnagel, 1766) US Pseudoterpna FO, Pterostoma FO, pruinata RB, palpina ME, (Hufnagel, 1767) TL, (Clerck, 1759) US UD Odontosia US carmelita 3 ME (Esper, 1799) tremula ME, (Clerck, 1759) UD, US

49 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO ME, Eilema complana ME,

(Fabricius, 1776) US (Linnaeus, 1758) UD, Ptilodon capucina ME, US (Linnaeus, 1758) UD, Eilema pygmaeola 2 3 UD US (Doubleday, 1847) Ptilodon cucullina Eilema lutarella V V UD (Denis & Schiffer- 3 V (Linnaeus, 1758) müller, 1775) Eilema sororcula ME, 2 2 Phalera bucephala ME, (Hufnagel, 1766) UD (Linnaeus, 1758) UD, Spiris striata FO, US (Linnaeus, 1758) 3 3 UD, Peridea anceps FO, US (Goeze, 1781) ME, Coscinia cribraria FO, US (Linnaeus, 1758) FR, Stauropus fagi UD, 3 ME,

(Linnaeus, 1758) US UD, Nolidae US Meganola albula Phragmatobia FR, FO, (Denis & Schiffer- fuliginosa ME, UD müller, 1775) (Linnaeus, 1758) UD, Nola cucullatella US § UD (Linnaeus, 1758) Diaphora mendica US Bena bicolorana (Clerck, 1759) US (Fuessly, 1775) Spilosoma lutea US Pseudoips (Hufnagel, 1766) ME, prasinana Spilosoma FO, UD (Linnaeus, 1758) lubricipeda ME,

Nycteola revayana FR, (Linnaeus, 1758) UD, 3 (Scopoli, 1772) UD US Rhyparia Erebidae ME, purpurata 2 3 § Lymantriinae US Leucoma salicis (Linnaeus, 1758) UD (Linnaeus, 1758) Arctia caja ME, Lymantria ME, (Linnaeus, 1758) V § UD, monacha UD, US (Linnaeus, 1758) US Tyria jacobaeae JG, Lymantria dispar UD, (Linnaeus, 1758) 3 2 KS,

(Linnaeus, 1758) US US Calliteara ME, Herminiinae pudibunda UD, Herminia grisealis (Linnaeus, 1758) US (Denis & Schiffer- UD Dicallomera FR, müller, 1775) fascelina 3 2 ME, Zanclognatha (Linnaeus, 1758) US tarsipennalis UD Orgyia antiqua Treitschke, 1835 US (Linnaeus, 1758) Boletobiinae Euproctis similis ME, Parascotia (Fuessly, 1775) UD, fuliginaria UD US (Linnaeus, 1761) Laspeyria flexula Laelia coenosa ME, 2 1 UD (Denis & Schiffer- (Hübner, 1808) UD Rivulinae müller, 1775) Rivula sericealis ME, Eublemma JG, (Scopoli, 1763) UD minutata TL, Hypeninae (Fabricius, 1794) UD, Hypena Colobochyla TL, proboscidalis salicalis (Denis & UD FO (Linnaeus, 1758) Schiffermüller, Arctiinae 1775) Thumatha senex ME, Erebinae V Catocala fraxini (Hübner, 1808) UD V 3 § US Cybosia (Linnaeus, 1758) UD, mesomella Catocala nupta ME, ME (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1767) § UD, Atolmis rubricollis ME, US 2 G Callistege mi (Linnaeus, 1758) UD US Lithosia quadra UD, (Clerck, 1759) G Euclidia glyphica (Linnaeus, 1758) US US Eilema depressa TL, (Linnaeus, 1758) V (Esper, 1787) UD Noctuidae Eilema griseola Plusiinae UD (Hübner, 1803)

50 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Diachrysia Shargacucullia TL, chrysitis verbasci 2 3 § US UD (Linnaeus, 1758) (Linnaeus, 1758) Plusia festucae Oncocnemidinae TL (Linnaeus, 1758) Calophasia lunula V US Autographa FO, (Hufnagel, 1766) gamma JG, Amphipyrinae (Linnaeus, 1758) ME, Amphipyra ME, TL, pyramidea TL, UD, (Linnaeus, 1758) UD, US US Eustrotiinae Amphipyra Protodeltote berbera ME TL, pygarga Rungs, 1949 UD (Hufnagel, 1766) Amphipyra ME, Deltote deceptoria ME, tragopoginis UD (Scopoli, 1763) UD (Clerck, 1759) Deltote bankiana FO, Condicinae (Fabricius, 1775) ME, Callopistria US juventina UD Acontiinae (Stoll, 1782) Emmelia trabealis TL, Psaphidinae (Scopoli, 1763) 2 UD, Brachionycha ME, US nubeculosa 2 US Pantheinae (Esper, 1785) Panthea coenobita Xylocampa areola HL, UD R (Esper, 1785) (Esper, 1789) US Colocasia coryli FO, Heliothinae (Linnaeus, 1758) ME, Heliothis viriplaca UD, UD, (Hufnagel, 1766) US US Xyleninae Dilobinae Pseudeustrotia Diloba candidula (Denis 0 UD caeruleocephala ME & Schiffermüller, (Linnaeus, 1758) 1775) Acronictinae Elaphria venustula ME,

Moma alpium (Hübner, 1790) UD 3 3 US (Osbeck, 1778) Caradrina Simyra nervosa morpheus UD (Denis & Schiffer- 1 1 ME (Hufnagel, 1766) müller, 1775) Paradrina Acronicta psi UD, clavipalpis UD

(Linnaeus, 1758) US (Scopoli, 1763) Acronicta aceris Hoplodrina UD (Linnaeus, 1758) octogenaria UD Acronycta cinerea (Goeze, 1781) FO (Hufnagel, 1766) Hoplodrina Acronicta leporina ME, blanda (Denis & FO,

(Linnaeus, 1758) US Schiffermüller, UD Acronicta 1775) ME, megacephala Hoplodrina UD, ME, (Denis & Schiffer- ambigua (Denis & US TL, müller, 1775) Schiffermüller, UD Acronicta 1775) ME, auricoma (Denis Charanyca UD, UD, & Schiffermüller, trigrammica US US 1775) (Hufnagel, 1766) Acronicta rumicis FO, Dypterygia ME, (Linnaeus, 1758) ME, scabriuscula UD,

UD, (Linnaeus, 1758) US US Rusina ferruginea FO,

Craniophora (Esper, 1785) UD ligustri (Denis & ME, Thalpophila ME, 3 Schiffermüller, UD matura TL, 3 1775) (Hufnagel, 1766) UD, Cuculliinae US Cucullia JG, Trachea atriplicis ME,

artemisiae § TL, (Linnaeus, 1758) UD (Hufnagel, 1766) US Euplexia lucipara UD Shargacucullia (Linnaeus, 1758) lychnitis 2 § TL (Rambur, 1833)

51 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67.

Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Phlogophora TL, Oligia latruncula meticulosa UD, (Denis & Schiffer- UD (Linnaeus, 1758) US müller, 1775) Tiliacea aurago Oligia fasciuncula ME,

(Denis & Schiffer- US (Haworth, 1809) UD müller, 1775) Xanthia togata ME polyodon FO, (Esper, 1788)

(Clerck, 1759) UD Xanthia aurago ME, Aporophyla (Denis & Schiffer- UD lueneburgensis müller, 1775) (Freyer, 1848) / Cirrhia icteritia ME, ME, Aporophyla 2 3 (Hufnagel, 1766) UD UD lutulenta (Denis & Cirrhia ocellaris Schiffermüller, (Borkhausen, UD 1775) 1792) Aporophyla nigra Sunira circellaris 4 US UD (Haworth, 1809) (Hufnagel, 1766) Polymixis gemmea ME, Agrochola helvola ME, (Treitschke, 1825) TL, 3 (Linnaeus, 1758) UD UD, Conistra vaccinii HL, US (Linnaeus, 1761) ME, Staurophora celsia ME, 3 UD, (Linnaeus, 1758) US US Eremobia Conistra rubiginea FO, ochroleuca (Denis (Denis & Schiffer- FR, 2 3 1 US & Schiffermüller, müller, 1775) HL, 1775) US Calamia tridens ME, Conistra (Hufnagel, 1766) D UD, erythrocephala HL,

US (Denis & Schiffer- ME Luperina testacea ME, müller, 1775) (Denis & Schiffer- UD, Lithophane socia ME müller, 1775) US (Hufnagel, 1766) Rhizedra lutosa ME, Lithophane (Hübner, 1803) UD, ornitopus US US (Hufnagel, 1766) Amphipoea fucosa UD Eupsilia ME, (Freyer, 1830) transversa UD, Arenostola (Hufnagel, 1766) US phragmitidis UD Enargia paleacea UD (Hübner, 1803) (Esper, 1788) Nonagria typhae Cosmia trapezina ME, TL (Thunberg, 1784) (Linnaeus, 1758) UD Chortodes fluxa Dryobotodes UD TL, (Hübner, 1809) eremita UD Apamea (Fabricius, 1775) FO, monoglypha Antitype chi TL, UD (Hufnagel, 1766) (Linnaeus, 1758) UD Apamea crenata Ammoconia UD TL, (Hufnagel, 1766) caecimacula UD, Apamea lateritia FO, (Denis & Schiffer- US (Hufnagel, 1766) UD müller, 1775) Apamea furva Polymixis (Denis & Schiffer- 2 3 3 UD flavicincta (Denis 1 TL müller, 1775) & Schiffermüller, Apamea anceps 1775) (Denis & Schiffer- UD Blepharita satura müller, 1775) (Denis & Schiffer- UD Apamea müller, 1775) scolopacina FR (Esper, 1788) Panolis flammea FO, Mesoligia (Denis & Schiffer- FR, furuncula (Denis ME, müller, 1775) HL,

& Schiffermüller, UD ME, 1775) UD, Litoligia literosa US UD (Haworth, 1809) Orthosia incerta US, Mesapamea (Hufnagel, 1766) ME, secalis UD FO, (Linnaeus, 1758) HL, FR

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Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Orthosia gothica FR, Sideridis FO, (Linnaeus, 1758) HL, reticulata UD,

ME, (Goeze, 1781) US US Sideridis turbida 3 UD Orthosia cruda HL, (Esper, 1790) (Denis & Schiffer- ME, Hadena bicruris TL,

müller, 1775) US (Hufnagel, 1766) UD Orthosia miniosa FO, Hadena compta (Denis & Schiffer- V FR, (Denis & Schiffer- UD müller, 1775) HL müller, 1775) Orthosia cerasi FO, Mythimna turca 3 UD (Fabricius, 1775) HL, (Linnaeus, 1761) ME, Mythimna ME, UD, albipuncta (Denis TL,

US & Schiffermüller, UD, Orthosia gracilis 1775) US UD, (Denis & Schiffer- US Mythimna pallens ME, müller, 1775) (Linnaeus, 1758) TL,

Anorthoa munda UD, ME, (Denis & Schiffer- US US müller, 1775) Mythimna l-album 4 TL Tholera cespitis ME, (Linnaeus, 1767) (Denis & Schiffer- TL, Leucania comma FO, müller, 1775) UD (Linnaeus, 1761) ME, Tholera decimalis ME, UD (Poda, 1761) TL, Noctuinae UD tritici- Cerapteryx Artkomplex: ME graminis UD nigrofusca/crypta/ (Linnaeus, 1758) eruta Anarta trifolii TL, Euxoa eruta D UD (Hufnagel, 1766) UD, (Hübner, 1827) US Euxoa obelisca UD, Anarta myrtilli ME, (Denis & Schiffer- V US (Linnaeus, 1761) UD, müller, 1775) US Agrotis puta bombycina UD, UD (Hübner, 1803) (Hufnagel, 1766) US Agrotis ipsilon Polia hepatica UD 3 UD (Hufnagel, 1766) (Clerck, 1759) Agrotis FO, Pachetra FO, exclamationis UD, sagittigera ME, (Linnaeus, 1758) US (Hufnagel, 1766) UD, Agrotis clavis UD US (Hufnagel, 1766) FO, Agrotis segetum ME, w-latinum ME, (Denis & Schiffer- TL,

(Hufnagel, 1766) UD müller, 1775) UD, Lacanobia aliena 4 UD US (Hübner, 1808) Agrotis vestigialis ME, Lacanobia (Hufnagel, 1766) TL,

oleracea UD UD, (Linnaeus, 1758) US Lacanobia Agrotis cinerea UD, thalassina UD (Denis & Schiffer- 3 2 US (Hufnagel, 1766) müller, 1775) Lacanobia Axylia putris contigua (Denis & UD UD (Linnaeus, 1761) Schiffermüller, Ochropleura TL, 1775) plecta UD Lacanobia suasa (Linnaeus, 1761) (Denis & Schiffer- UD Diarsia mendica UD müller, 1775) (Fabricius, 1775) Melanchra Diarsia brunnea ME, UD, persicariae (Denis & Schiffer- UD US (Linnaeus, 1761) müller, 1775) Ceramica pisi ME, Diarsia rubi UD (Linnaeus, 1758) UD (Vieweg, 1790) Hada plebeja UD, Cerastis rubricosa (Linnaeus, 1761) ME (Denis & Schiffer- US Mamestra UD, müller, 1775) brassicae TL (Linnaeus, 1758)

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Art RL RL RL BAS coll. Art RL RL RL BAS coll. D MV BB VO D MV BB VO Lycophotia AK, Noctua interjecta UD porphyrea JG, Hübner, 1803 (Denis & FO, Xestia c-nigrum ME,

Schiffermüller, ME, (Linnaeus, 1758) TL,

1775) UD, UD, US US Rhyacia simulans Xestia triangulum FO, TL (Hufnagel, 1766) (Hufnagel, 1766) UD Noctua pronuba FO, Xestia baja (Denis ME, Linnaeus, 1758 ME, & Schiffermüller, UD TL, 1775) UD, Xestia castanea 1 2 FR US (Esper, 1798) Noctua orbona TL, Xestia sexstrigata UD (Hufnagel, 1766) UD (Haworth, 1809) Noctua interposita Xestia UD ME, (Hübner, 1790) xanthographa TL, Noctua comes TL, (Denis & Schiffer- UD Hübner, 1813 UD müller, 1775) Noctua fimbriata TL, Paradiarsia ME,

(Schreber, 1759) UD glareosa TL, 4 Noctua janthina (Esper, 1788) UD, (Denis & Schiffer- TL US müller, 1775) Diachrysia Noctua janthe chrysitis/tutti- ME ME, (Borkhausen, Artkomplex UD 1792)

Tab. 2: Übersicht der Artenzahl der im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Schmetterlingsfamilien bzw. Unterfamilien. Familie/Unterfamilie Anzahl der Pterophoridae 5 Arten Pyralidae 25 Eriocraniidae 1 Crambidae 41 Hepialidae 3 Lasiocampidae 7 Nepticulidae 3 Endromidae 2 Opostegidae 1 Sphingidae 10 Adelidae 2 Hesperiidae 5 Tineidae 2 Papilionidae 1 Bucculatricidae 2 Pieridae 8 Gracillariidae 8 Lycaenidae 12 Yponomeutidae 8 Nymphalidae 22 Plutellidae 1 Drepanidae 14 Argyresthiidae 5 Geometridae 125 Depressariidae 7 Notodontidae 23 Elachistidae 4 Nolidae 5 Scythrididae 2 Erebidae Chimabachidae 1 Lymantriinae 8 Oecophoridae 10 Rivulinae 1 Batrachedridae 1 Hypeninae 1 Coleophoridae 30 Arctiinae 19 Blastobasidae 2 Herminiinae 2 Autosichidae 1 Boletobiinae 4 Gelechiidae 38 Erebinae 4 Limacodidae 1 Noctuidae Zygaenidae 2 Plusiinae 3 Sesiodae 5 Eustrotiinae 3 Cossidae 2 Acontiinae 3 Tortricidae 86 Pantheinae 2 Alucididae 1 Dilobinae 1

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Acronictinae 10 Heliothinae 1 Cuculliinae 3 Xylenidae 58 Oncocnemidinae 1 Hadeninae 35 Amphipyrinae 3 Noctuinae 34 Condicinae 1 gesamt 733 Psaphidinae 2

Tab. 3: Gefährdete Arten nach der Rote Liste Tagfalter (WACHLIN et al. 1993) und der gefährdeten Großschmetterlinge (WACHLIN et al. 1997) Mecklenburg-Vorpommerns, der Roten Liste Brandenburgs (GELBRECHT 2001) und den Roten Listen Deutschlands (WACHLIN et al. 2007, NUSS 2011, REINHARDT & BOLZ 2011, RENNWALD et al. 2011, TRUSCH et al. 2011. Bis auf die Familie der Zünsler (NUSS 2011) liegen gegenwärtig keine Roten Listen für die „Kleinschmetterlinge“ (Microlepidopteren) Deutschlands vor.

Kategorie Bezeichnung RL MV RL BB RL D 0 ausgestorben oder verschollen 1 0 0 1 vom Aussterben bedroht 10 6 4 2 stark gefährdet 17 15 6 3 gefährdet 47 15 13 4 selten, potentiell gefährdet 9 - - G Gefährdung unbekannten - 2 3 Ausmaßes V Vorwarnliste - - 16 R, D sehr selten, ungenügende - - 2 Datenbasis

Zusammenfassung: Im Naturschutzgebiet Frühjahresgeneration meist sehr spärlich oder auch „Marienfließ“ (Mecklenburg-Vorpommern und gar nicht beobachtet wird, nimmt seine Häufigkeit Brandenburg) wurden seit 1990 bisher 733 mit der meist verlustärmeren zweiten, und in guten Schmetterlingsarten, darunter 465 sogenannte Jahren sogar dritten Generation zu. 2019 war ein Großschmetterlinge, nachgewiesen. Das entspricht besonders starkes Flugjahr. Im Spätsommer wurden 32 % des Gesamtartenbestandes von Mecklenburg- hunderte Falter auf dem ehemaligen Flugfeld bei Vorpommern (2.282 Arten) und 29 % des Retzow beobachtet. Sie saugten eifrig auf den Arteninventars von Brandenburg/Berlin (2.574 blütenreichen Magerrasen und der Besenheide. Arten) GAEDIKE et al. (2017). Auch Raupen, meist an Graukresse (Berteroa Die Einstufung der Arten gemäß der Roten Listen incana) fressend, und Puppen wurden 2019 der Länder und des Bundes ist der Artentabelle zu regelmäßig gefunden. Die ersten Falter im neuen entnehmen (128 Arten). Auf eine Bewertung des Jahr erschienen am 3. April 2020. Arteninventars nach Gefährdungskategorien der Roten Listen wurde bewusst verzichtet, da diese Listen als veraltet angesehen werden (RL MV 1993, 1997; RL Brdbg 2001) und somit nicht die aktuelle Gefährdungssituation widerspiegeln (können). Ohne dies mit konkreten Stückzahlen belegen zu können, haben jedoch alle Beobachter den Eindruck, dass insbesondere früher als verbreitet angesehene Arten mengenmäßig stark rückläufig sind. Dieser Eindruck deckt sich mit den bisherigen Erkenntnisse zum allgemeinen Insektenrückgang, der selbst in Naturschutzgebieten festzustellen ist

(HALLMANN et al. 2017). Abb. 7: Gürtelpuppe des Resedafalters.

Ausgewählte Arten aus dem NSG Marienfließ Goldene Acht Colias hyale (Linnaeus, 1758), Abb. 8. Resedafalter Pontia edusa (Fabricius, 1777), Abb. Dieser Wanderfalter wird im Spätsommer meist nur 7. in wenigen Exemplaren im Gebiet beobachtet. 2019 Dieser auch als Wanderfalter bekannte Weißling ist war ein starkes Einflugjahr. Die Art war im regelmäßig in stark wechselnden Häufigkeiten im Spätsommer häufig beim Blütenbesuch, NSG Marienfließ anzutreffen. Während die vorzugsweise auf den blütenreichen Magerrasen am

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Gemeinem Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) und Vegetationsmosaik vorhandenen größeren dem Berg-Sandglöckchen (Jasione montana) zu Magerrasenbereiche. beobachten.

Abb. 10: Kleines Ochsenauge. Abb. 8: Goldene Acht. Trauermantel Nymphalis antiopa (Linnaeus, Ockerfarbene Rostbinde Hipparchia semele 1758), Abb. 38. (Linnaeus, 1758), Abb. 9. Diese große, attraktive Tagfalterart fliegt nach der Überwinterung als Falter bereits früh im Jahr. Regelmäßig werden alljährlich im März bis zu 20 Exemplare (2019) am birkengesäumten Retzow - Wahlstorfer Weg im Norden des Gebietes beobachtet. Die Falter saugen vorzugsweise an blutenden Birken und sonnen sich an Stämmen und am Boden. Mehrfach konnte beobachtet werden, wie die Falter abends unter Wurzeltellern in Erdlöchern und Bodenspalten Schutz suchten, um dort die Nacht oder die nächste Kältephase zu überstehen. Raupen wurden bisher keine gefunden und Falterbeobachtungen von frischen Tieren im Sommer stehen ebenfalls noch aus. Die Art ist im

Abb. 9: Ockerfarbene Rostbinde. Marienfließ eine typische Art der Birkenhaine und sonnigen Waldwege. Dieser unscheinbare Tagfalter ist eine Art des Hoch- und Spätsommers, die regelmäßig im August Wegerich-Scheckenfalter Melitaea cinxia auf schütteren Magerrasenflächen beobachtet (Linnaeus, 1758), Abb. 11. werden kann. Die Falter saugen dann auch gern Nektar an der blühenden Besenheide. Wenn ein Regenschauer kommt oder der Abend sich neigt, fliegen die schutzsuchenden Falter an die Kiefernstämme, wo sie durch die Farbe der zusammengeklappten Flügel hervorragend getarnt sind. Die Art kommt überall im Gebiet vor und ist nicht selten.

Kleines Ochsenauge Hyponephele lycaon (Rottemburg, 1775), Abb. 10. Diese unscheinbare Tagfalterart wird vermutlich im Hoch- und Spätsommer leicht übersehen. Sie wurde bereits von BRIELMANN (1994) erwähnt. 2017 Abb. 11: Raupennest vom Wegerich-Schecken- wurden drei Falter im Bereich der Magerrasen der falter. ehemaligen Feldlandebahn bei Retzow und der Magerrasen südlich von Wahlstorf beobachtet und Diese Tagfalterart wird erst seit den 2000er Jahren fotografiert. GELBRECHT et al. (2016) sehen die Art vermehrt im NSG Marienfließ gefunden. Die Art ist als rückläufig und stark gefährdet an. Das Kleine als Raupe an Spitzwegerich gebunden und kommt Ochsenauge muss auch für das NSG Marienfließ daher vorzugsweise auf leicht ruderalisierten als selten gelten. Auch ist die Art keine Magerrasen vor. Ein mehrjähriger ausgesprochene Heideart, sondern sie nutzt die im Vorkommensschwerpunkt im Gebiet liegt ganz im

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Nordwesten des Gebietes zwischen Leppins Sukzessionsbereichen und meidet lediglich Löchern und den heutigen Solarfeldern. Darüber geschlossene Wälder. Am Abend werden zuweilen hinaus ist die Art in geringer Dichte im gesamten mehr als 100 Falter zählende Schlafgemeinschaften Gebiet zu finden. Die Art ist kein ausgesprochenes an Besenheide und Grashalmen gezählt. Die Heidetier, sondern sie profitiert vom kleinräumigen myrmekophilen Raupen fressen vorzugsweise an Biotopmosaik und der Nährstoffarmut der Flächen. Calluna vulgaris und wurden mehrfach gefunden. Die Schwesterart, der Ginster-Bläuling Plebejus Magerrasen Perlmutterfalter Boloria dia idas (Linnaeus, 1760), der durch das Fehlen des (Linnaeus, 1767), Abb. 12. Sporns an den Vordertibien erkennbar ist, wurde ebenfalls vereinzelt nachgewiesen. Die konkrete Häufigkeitsverteilung der beiden Arten ist nicht exakt geklärt, da die Falter nur stichprobenartig gekeschert und unter einer Schlaglupe betrachtet wurden. In der Häufigkeit scheint Plebejus idas jedoch deutlich hinter der Häufigkeit des Argus- Bläulings zurück zu treten.

Heide-Grünwidderchen Rhagades pruni (Denis & Schiffermüller, 1775), Abb. 14.

Abb. 12: Magerrasen Perlmutterfalter.

Dieser kleine Perlmutterfalter wird nicht in jedem Jahr und dann in nur geringer Anzahl beobachtet. Die meisten Beobachtungen stammen wohl von Tieren der zweiten Generation. Nur eine Beobachtung von Anfang Mai 2017 kann eventuell der ersten Generation zugeordnet werden. Auch diese Art scheint leicht ruderalisierte Magerrasen zu bevorzugen. Sie wird daher vorzugsweise im

Bereich des ehemaligen Flugfeldes, ganz im Osten Abb. 14: Raupe vom Heide-Grünwidderchen. des Gebietes, und auf einem bracheähnlichen

Magerrasen ganz im Nordwesten des Gebietes Wie es der Name schon verrät, ist die Art ein beobachtet. Die ausgedehnten Heidebereiche Charaktertier der Besenheide. Alljährlich werden scheinen für die Art keine besondere Rolle zu zahlreiche Raupen gefunden. Effektivste Methode spielen. für den Raupennachweis ist der Streifkeschereinsatz am späten Nachmittag und Plebejus argus (Linnaeus, 1758), Argus-Bläuling Abend. Aber die wenig scheuen Falter sind auch Abb. 13. zur Flugzeit häufig im Bereich der Heide anzutreffen. Die Art ist aktuell im NSG Marienfließ weit verbreitet und stellenweise häufig. Dabei scheint sie frühe Sukzessionsstadien, die womöglich einen gewissen Windschutz bieten, zu bevorzugen.

Gestreifter Grasbär Spiris striata (Linnaeus, 1758), Abb. 15. Etwas seltener als der Weiße Grasbär Coscinia cribaria (Linnaeus, 1758) tritt der Gestreifte Grasbär in den Magerrasenbereichen auf. Diese eigentlich unscheinbare, tagaktive Bärenspinnerart fällt beim Auffliegen aus der Vegetation meist Abb. 13: Argus-Bläuling. durch die orange leuchtenden Hinterflügel auf. Der Gestreifte Grasbär kommt in geringer Dichte Der Argus-Bläuling ist die mit Abstand häufigste flächendeckend in den magerrasendurchsetzten, Bläulingsart im Gebiet. Im Hoch- und Spätsommer sandigen Offenland-bereichen des Gebietes vor. bevölkern unzählige Falter die Magerrasen und Heideflächen. Die Art fliegt auch in

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Die Falter kommen im Juli gern und z. T. zahlreich ans Licht.

Abb. 15: Gestreifter Grasbär.

Weißer Grasbär Coscinia cribaria (Linnaeus, 1758). Abb. 17: Ginster-Streckfuß. Diese unscheinbare Bärenspinnerart, die in Ruhestellung die Flügel in charakteristischer Art Queckenspinner Malacosoma franconica (Denis um ihren Körper schlingt, ist im Sommer im NSG & Schiffermüller, 1775), Abb. 18. Marienfließ in allen Magerrasenbereichen regelmäßig anzutreffen und auch aus der Heide wird die Art gelegentlich aufgescheucht.

Purpurbär Rhyparia purpurata (Linnaeus, 1758), Abb. 16.

Abb. 18: Raupennest von Malacosoma franconica.

Diese seltene Ringelspinnerart wurde bereits 1992 im Gebiet von P. Pretscher entdeckt. Damals war das Vorkommen im NSG Marienfließ eines von vier Vorkommensgebieten in Deutschland Abb. 16: Purpurbär. (GELBRECHT & KALLIES 2001). Zu Zeiten der Brachewirtschaft verbesserten sich die Der Purpurbär wurde 2016 erstmals als Larve an Lebensbedingungen für die Art und es kam Besenginster gefunden, seither werden im Mai zwischenzeitlich zur Ausbreitung (GELBRECHT et alljährlich Raupenfunde überwiegend an al. 2011, ERSELIUS 2013, THIELE et al. 2018). Auch Besenginster getätigt. 2019 wurden im Bombodrom im NSG Marienfließ erreichte die Art zu Beginn auch fünf Raupen an Calluna vulgaris gefunden. des neuen Jahrtausends Höchststände Die attraktive Heideart scheint im Bestand in den (STEINHÄUSER 2018). Danach brach der Bestand letzten Jahren zuzunehmen. Bisher wurden im NSG ein. Aktuell ist die Art, die ausschließlich Marienfließ noch keine Falter am Licht beobachtet. Magerrasen und keine Calluna-Reinbestände besiedelt, in geringer Dichte von Retzow bis Ginster-Streckfuß Dicallomera fascelina Jännersdorf über das gesamte Gebiet auf größeren (Linnaeus, 1758), Abb. 17. Magerrasen präsent. Ein deutlicher, langjähriger Die überwinternden, typischen „Bürstenbinder“- Vorkommensschwerpunkt liegt im Bereich der Raupen dieser Heideart fressen vorzugsweise an alten Feldlandebahn im Osten des Gebietes. Calluna vulgaris, wurden aber auch vereinzelt an Besenginster (Cytisus scoparius) gefunden. Der Birkenspinner Endromis vesicolora (Linnaeus, Streifkescher erweist sich als effektive 1758), Abb. 19. Nachweismethode. Die Art scheint Calluna- Die Art ist ebenfalls eng an Birke gebunden und dominierte Sukzessionsbereiche zu bevorzugen und scheint in allen birkendominierten Sukzessions- ist im NSG Marienfließ jahrweise häufig (2017). und Waldbereichen regelmäßig vorzukommen. Sie ist aber nicht häufig. Hin und wieder kommen

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Weibchen ans Licht. Aus abgelegten Eiern wurden das Kleine Nachtpfauenauge eine Charakterart der Raupen und später Falter gezogen und wieder in die freien Heideflächen. Freiheit entlassen. An die freigesetzten, lockenden (Zucht-) Weibchen flogen Ende März zeitgleich bis Wolfsmilchschwärmer Hyles euphorbiae (Linnae- zu sieben wilde Männchen an. Raupenfunde us, 1758), Abb. 22. gelangen im Untersuchungsgebiet bisher nicht.

Abb. 19: Birkenspinner. Abb. 22: Wolfsmilchschwärmer.

Kleines Nachtpfauenauge Saturnia pavonia Der Wolfsmilchschwärmer ist die wohl häufigste (Linnaeus, 1758), Abb. 20, 21. Schwärmerart im NSG Marienfließ. Im Juli/August sind nahezu alle etwas größeren Zypressen- Wolfsmilchbestände (Euphorbia cyparissias), mit Raupen unterschiedlichsten Alters besetzt. Die farbenfrohen Raupen werden durch die in ihrem Darm angesammelten Teile der giftigen Nahrungspflanze für viele Fressfeinde selbst ungenießbar.

Labkrautschwärmer Hyles gallii (Rottemburg, 1775), Abb. 23.

Abb. 20: Kleines Nachtpfauenauge.

Abb. 23: Raupe des Labkrautschwärmers.

Der Labkrautschwärmer kommt in stark

Abb. 21: Ewachsene Raupe von Saturnia pavonia. wechselnden Häufigkeiten im Gebiet vor. Larven wurden sowohl auf Labkraut (Galium spec.) Diese im NSG Marienfließ häufige Art bewohnt inmitten der Magerrasen auf der ehemaligen vorzugsweise die Calluna-Heide. Zu starke Feldlandebahn, als auch in den angrenzenden Sukzession meidet sie. Am späten Nachmittag gestörten Waldbereichen, in denen zwischenzeitlich fliegen die Männchen auf der Suche nach den in der das Schmalblättrige Weidenröschen als niedrigen Vegetation sitzenden Weibchen, um sich Raupennahrungspflanze Fuß fassen konnte, zu paaren. Alljährlich werden Raupen auf Calluna gefunden. Hin und wieder kamen einzelne Falter vulgaris gefunden, hin und wieder auch die ans Licht. Der Labkrautschwärmer bleibt ein birnenförmigen Kokons der Art. Im Marienfließ ist unsteter, meist seltener Schwärmer im Untersuchungsgebiet.

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Großer Gabelschwanz Cerura vinula (Linnaeus, Zypressenwolfsmilch-Glasflügler Chamaesphecia 1758), Abb. 24. empiformis (Esper, 1783), Abb. 26.

Abb. 24: Raupe vom Großen Gabelschwanz. Abb. 26: Zypressenwolfsmilch-Glasflügler.

Diese Zahnspinnerart mit ihren attraktiven Auch der Zypressenwolfsmilch-Glasflüger scheint namensgebenden Raupen ist im Gebiet nicht selten im NSG Marienfließ an nahezu allen Orten, wo es und mit großer Regelmäßigkeit alljährlich im Zypressen-Wolfsmilchbestände (Euphorbia cypa- Bereich der niedrigwüchsigen Zitterpappelgebüsche rissias) gibt, vorzukommen. Auch er wurde zu finden. Die einzeln lebenden, aber in vielen mehrfach in verschiedenen Jahren mit Pheromonen Jahren fast häufigen Raupen werden aufgrund ihrer angelockt. Ohne Pheromone bleiben guten Tarnung von Laien meist übersehen. Die Beobachtungen von Glasflügerimagos dem Zufall Falter kommen regelmäßig ans Licht. überlassen und die flüchtigen, flinken Falter werden kaum bemerkt. Die einjährige Larve frisst an den Kleiner Pappel-Glasflügler Paranthrene tabani- Wurzeln der Zypressen-Wolfsmilch. formis (Rottemburg, 1775), Abb. 25. Seladoneule Moma alpium (Osbeck, 1778), Abb. 27.

Abb. 25: Kleiner Pappel-Glasflügler.

Dieser Glasflügler wurde mehrfach in verschiedenen Jahren problemlos mit Pheromonen im Bereich niedriger Zitterpappelgebüsche angelockt. Die zahlreichen Zweigwucherungen und Verwachsungen der Zitterpappeln lassen neben dem häufigen Kleinen Pappelbock (Cerambycidae: Saperda populnea) auch auf das regemäßige und verbreitete Vorkommen des Kleinen Pappelglasflüglers im gesamten USG schließen. Die Larven des Kleinen Pappelglasflüglers nutzen gern die von Saperda poulnea erzeugten Wucherungen zum Eindringen in die Zweige und Stämmchen. Die Raupen vergrößern durch ihre Fraßtätigkeit die Gallen abermals. Die Larven leben 2-3 Jahre im Holz, ehe nach kurzer Puppenruhe der Abb. 27: Seladoneule. Falter schlüpft (RÄMISCH & GELBRECHT 2008).

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Die hübsche Eulenart wurde in den vergangenen Frühlings-Rauhaareule Brachionycha nubeculosa fünf Jahren alljährlich und regelmäßig am Licht (Esper, 1785), Abb. 29. beobachtet. Dabei flog sie stets in fortgeschrittenen Sukzessionsbereichen. Darüber hinaus wurde 2018 eine Raupe von Eiche geklopft.

Steppenrasen-Weißstriemeneule Simyra nervosa (Denis & Schiefermüller, 1775), Abb. 28.

Abb. 29: Frühlings-Rauhaareule.

Diese relativ große Eule wird wegen ihrer frühen Flugzeit (Ende Februar/März) vermutlich häufig übersehen. Dass nach STEINER et al. (2014) die Art aus MV noch nicht gemeldet wurde, ist sicher ein Versehen. Brachionychta neubeculosa wird regelmäßig in geringer Zahl im März am Licht in den Sukzessionsbereichen (besonders Bombodrom) nachgewiesen. Freiflächen werden ebenso gemieden, wie geschlossene Kiefernforste.

Möndcheneule Calophasia lunula (Hufnagel, 1766), Abb. 30.

Abb. 28: Steppenrasen-Weißstriemeneule. Foto: M. Erselius.

Diese unscheinbare Eulenart besiedelt vorzugsweise steppenartige Trockenrasen mit sandigen Böden. Im Juni 2009 wurden acht sich sonnende Larven auf Kleinem Habichtskraut Abb. 30: Raupe der Möndcheneule. inmitten der ehemaligen Feldlandebahn bei Retzow gefunden (M. Erselius). Die Art gilt als „extrem Die an Leinkraut (Linaria vulgaris) gebundenen lokal“ und wurde aktuell nur aus den östlichen attraktiven Larven der kleinen Eulenart wurden Bundesländern MV, BB und ST gemeldet (STEINER wiederholt in den Magerrasenbereichen gefunden. et al. 2014). Leider blieb der Fund 2009 bisher Am zahlreichsten im Trockenjahr 2019, ca. 60 singulär. Exemplare nur im Bereich der ehemaligen Feldlandebahn bei Retzow. In diesem Jahr war Kleine Heidekrauteule Lycophotia porphyrea nahezu jede Pflanzenansammlung von (Denis & Schiffermüller, 1775). Gewöhnlichem Leinkraut mit Raupen belegt. Die univoltine Eulenart kommt in den Allerdings war auch der Parasitierungsgrad hoch. Besenheidebeständen des NSG Marienfließ regelmäßig bis häufig vor. Die Falter kommen Schwarze Glattrückeneule Aporophyla nigra regelmäßig ans Licht und insbesondere zum (Haworth, 1809), Abb. 31. Ausgang des Winters wurden wiederholt Raupen an Diese ungewöhnlich dunkle Eulenart gilt aufgrund Besenheide sowohl auf den Freiflächen als auch in starker Bestandseinbußen als stark gefährdet. Der Sukzessionsbereichen gefunden. Fangort von drei Exemplaren im Spätsommer 2019 im Bombodrom am Licht liegt in einer verbuschenden Calluna-Heide. Das Verbreitungs-

61 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera): 36-67. gebiet von Aporophyla nigra zieht sich von den großen Sandlandschaften Ostsachsens über den südlichen und mittleren Teil Brandenburgs und Teile Sachsen-Anhalts bis in den äußersten Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns (ROSEN- BAUER & GELBRECHT 2000). Die Nachweise im NSG Marienfließ liegen demnach an der nordöstlichen Verbreitungsgrenze der Art.

Abb. 33: Ockerfarbene Queckeneule.

Heidekraut-Bunteule Anarta myrtilli (Linnaeus, 1761), Abb. 34.

Abb. 31: Schwarze Glattrückeneule.

Malachiteule Staurophora celsia (Linnaeus, 1758), Abb. 32.

Abb. 34: Raupe der Heidekraut-Bunteule.

Diese kleine Eulenart fliegt am Tage. Sowohl der kleine bunte Falter, als auch die grün- gelbgescheckte Larve lösen durch die lebhafte Zeichnung ihre Gestalt in der Umgebung auf und sind so in der Weite der Heide hervorragend getarnt. Die Art ist im gesamten heidebestandenen Bereich nahezu häufig und wird alljährlich in Abb. 32: Malachiteule. Anzahl gefunden.

Diese attraktive Eulenart gilt als östlich-kontinental Großes Birkenjungfernkind Archiearis verbreitet (STEINER et al. 2014). Sie kommt gern parthenias (Linnaeus, 1761), Abb. 35. und regelmäßig im Frühherbst (September) in geringer Zahl ans Licht. Sie wird in fortgeschrittenen Sukzessionsbereichen (z. B. Bombodrom) gefunden und meidet die offene Landschaft. Ihre Larven leben von Frühjahr bis Sommer versteckt am Fuße von Gräsern.

Ockerfarbene Queckeneule Eremobia ochroleuca (Denis & Schiffermüller, 1775), Abb. 33. Die seltene Eule wurde bisher nur zweimal im Saum der sandigen Zuwegungen zum eigentlichen Naturschutzgebiet gefunden. Die Falter saugten dort an Flockenblumen. Die Art kommt auf Ackerbrachen, Säumen und leicht ruderalisierten Abb. 35: Großes Birkenjungfernkind. Magerrasen vor und scheint beim Blütenbesuch violett blühende Flockenblumen zu bevorzugen. Die an Birken gebundene tagaktive Spannerart wird alljährlich Ende März, Anfang April zahlreich gefunden. Vormittags saugen die Falter im

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Sonnenschein am Boden Mineralien, während sie Sukzession unterliegt, die Freiflächengröße noch ab Mittag in die Baumkronen zur Paarung und ausreicht, um der Art als Lebensraum zu dienen. Eiablage aufsteigen. Beim Fotografieren der Falter 2018 gelangen dort mehrere Raupenfunde. Im Mai am Boden fällt ihre Geräuschempfindlichkeit auf. 2019 und 2020 kamen im Bombodrom jeweils bis Schon das Geräusch des Auslösers genügt, um die zu fünf Falter gleichzeitig ans Licht. Tiere zum Auffliegen zu veranlassen. Das Große Birkenjungfernkind ist in allen birkengeprägten Trockenrasen-Dickleibspanner Lycia zonaria Sukzessions- und Waldbereichen in und um das (Denis & Schiefermüller, 1775). NSG Marienfließ häufig. Der Nachweis dieses überaus seltenen Spanners ist schwierig, da die Art zum einen bereits zeitig im Knöterich-Purpurspanner Lythria purpuraria Jahr fliegt (März/April) und zum anderen kommen (Linnaeus, 1758). die Männchen erst spät nach Mitternacht ans Licht. Neben dem regelmäßig nachgewiesenen und nicht Die brachypteren Weibchen sind flugunfähig und seltenen Ampfer-Purpurspanner (Lythria sollen tagsüber in der krautigen Vegetation zu cruentaria) gibt es eine wesentlich seltenere, sehr finden sein. Die Larve soll hier im Nordosten ähnliche, an Vogelknöterich (Polygonum aviculare) bevorzugt an Feldbeifuß fressen (GELBRECHT et al. gebundene Art, nämlich Lythria purpuraria. Diese 1995). Bisher liegt aus dem USG noch kein wurde in wenigen Exemplaren im Bereich der Raupenfund vor, aber im April 2000 wurden bei ehemaligen Feldlandebahn bei Retzow am Licht Jännersdorf, im äußersten Südwesten des Gebietes, nachgewiesen. Da im Bereich des ehemaligen vier Männchen am Licht nachgewiesen (R. Busse, Truppenübungsplatzes keine Vogelknöterich- F. Ockruck). Vier Jahre später flogen ebenda in bestände bekannt sind, fliegt die Art vermutlich einer Nacht 20 (!) Männchen ans Licht (H. Lemm). vom Rand her ein, denn an Weg- und Seither gibt es keine neuen Nachweise. Bei Straßenrändern der Umgebung ist die Jännersdorf wurde nach 2010 ein 90 ha großer Raupenfraßpflanze noch regelmäßig zu finden. Solarpark errichtet, der zu landschaftlichen Veränderungen führte. Eine intensive Nachsuche Heidekraut-Fleckenspanner Dyscia fagaria nach Lycia zonaria im März/April 2020 war bisher (Thunberg, 1784), Abb. 36. erfolglos, allerdings waren die äußeren Bedingungen dafür auch denkbar ungünstig.

Heide-Streifenspanner Perconia strigillaria (Hübner, 1787), Abb. 37.

Abb. 36: Heidekraut-Fleckenspanner.

Diese Spannerart der Calluna-Heide scheint insbesondere aufgrund ihrer besonderen Ansprüche an das Kleinklima in Deutschland sehr selten zu Abb. 37: Heide-Streifenspanner. sein (TRUSCH et al. 1996). Sie lebt in weiten wärmebegünstigten, offenen Heideflächen, die Die Art scheint hinsichtlich der kleinklimatischen schnell abtrocknen und wo sich keine Feuchtigkeit Ansprüche nicht so sensibel zu sein wie Dyscia sammeln oder stauen kann. Daher kann die Art als fagaria (vgl. RÖDEL 2012). Sie wird in geringer Indikator für großflächige, intakte Calluna Heiden Zahl, aber dennoch regelmäßig Ende Mai, Anfang gelten. Seit der ersten gezielten Raupensuche 2017 Juni aus der Besenheide aufgescheucht. Die Falter wurden im Februar regelmäßig mehrere Raupen auf fliegen ein kurzes Stück und lassen sich wieder älteren Callunabüschen sowohl im Bereich der alten nieder. Im Februar wurden mehrfach Raupen an Feldlandebahn, als auch im Bombodrom, bei größeren, trockenen Callunabüschen gefunden. Wahlstorf und auf den großen brandenburgischen Heidefreiflächen gefunden. Sie ist aktuell flächig in dem rund 1.800 ha großen Schutzgebiet vorhanden. Mit einsetzender Sukzession zieht sie sich zurück. Daher war es auch erfreulich, dass selbst innerhalb des Bombodroms, das seit 1992 der ungehinderten

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Abb. 38: Mehrere Trauermäntel an blutender Birke.

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Diskussion erhalten. Dabei sollte nicht auf statischen Erhalt Die vorliegende Arbeit belegt einmal mehr die gesetzt werden, sondern auf dynamische Prozesse. herausragende Bedeutung des ehemaligen Hier spielen periodische und durchaus massive Truppenübungsplatzes und heutigen Naturschutz-, Störungen, die das Ökosystem immer wieder in FFH- und SPA-Gebietes „Marienfließ“ für die einen Pionierzustand zurückversetzen, z. B. durch Schmetterlingsfauna. Dabei spielen die Größe, kontrollierte Brände und Bodenverwundungen, eine Nährstoffarmut und Abgeschiedenheit des von wichtige Rolle (MARTIN & STEINHÄUSER 2015, weiten Offenlandschaften geprägten Gebietes eine MARTIN 2019). zentrale Rolle. Das länderübergreifende Naturschutzgebiet besitzt Die hohe Artenzahl wurde erreicht, obwohl als nährstoffarmer Trockenlebensraum eine große nennenswerte Feuchtlebensräume im naturschutzfachliche Bedeutung für die Bewahrung Untersuchungsgebiet fehlen (es gibt lediglich vier der biologischen Vielfalt, was mit dieser Arbeit am kleine, temporär wasserführende Kleinstgewässer). Beispiel der Schmetterlingsfauna eindrücklich Daher wird die dokumentierte Artenvielfalt auch belegt wird. Möge es uns in gemeinsamer auf die strukturelle Vielfalt des Gebietes Anstrengung von Haupt- und Ehrenamt gelingen, zurückgeführt. Neben den dominierenden mit differenziertem Blick wissensbasiert diesen Besenheideflächen gibt es größere Naturschatz in all seiner Vielfalt zu bewahren. Magerrasenareale unterschiedlichster Ausprägung. Hinzu kommen Besenginsterheiden, Sukzessions- Literatur stadien verschiedener Entwicklungsstufen, BRIELMANN, N. (1995): Faunistische Unter- Zitterpappelgebüsche, kiefern- und birkenreiche suchungen im geplanten Naturschutzgebiet Vorwälder sowie Kiefernforste und aus der „Marienfließ“. – Unveröffentlichtes Manuskript, Nutzung genommene Waldbereiche (DBU Archiv der UNB LK LUP. NATURERBE 2017). Ihre enge Verzahnung, DBU NATURERBE (2017) [Deutsche Bundesstiftung Durchdringung und Wechselwirkung spielt für die Umwelt]: Naturerbe-Entwicklungsplan für die Artendiversität der Lepidopteren eine große Rolle. DBU-Naturerbefläche „Marienfließ“ (Mecklen- Dies ist insofern bedeutsam, als dass sich der burg-Vorpommern). – 100 S., 9 Anlagen. behördliche Naturschutz aktuell auf die ERSELIUS, M. (2013): Ist die Arealerweiterung von eingegangenen nationalen Verpflichtungen Malacosoma franconica (Denis & Schiffermüller, gegenüber der EU, die sich aus der FFH- und 1775) im Süden Mecklenburgs von Dauer? Vogelschutzrichtlinie ergeben, konzentriert. So (Lepidoptera, Lasiocampidae). – Virgo 16 (1): 5-8. liegt das Hauptaugenmerk gegenwärtig auf dem GAEDIKE, R., NUSS, M., STEINER, A. & TRUSCH, unbedingt notwendigen und wichtigen Erhalt der R. (Hrsg.) (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge europäischen trockenen Heiden (LRT 4030) Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete (RANA 2014, UMWELTPLAN 2016, DBU Auflage. – Entomologische Nachrichten und NATURERBE 2017). Keine leichte Aufgabe bei der Berichte, Beiheft 21: 1-362. allgegenwärtigen Munitionsbelastung der Flächen! GELBRECHT, J., EICHSTÄDT, D., GÖNTZ, U., Aktuell sind sowohl in Mecklenburg-Vorpommern KALLIES, A., KÜHNE, L., RICHERT, A., RÖDEL, I., als auch in Brandenburg konkrete Maßnahmen in SOBCZIK, T. & WEIDLICH, M. (2001): Vorbereitung, die auf den Erhalt und die Gesamtartenliste und Rote Liste der Schmetterlinge Offenhaltung der trockenen Heiden ausgerichtet („Macrolepidoptera“) des Landes Brandenburg. – sind. Man kann nur hoffen, dass sie erfolgreich Naturschutz und Landschaftspflege in umgesetzt werden. Allein ein Mosaik aus Brandenburg. 10 (3): 62 S., Beilage. unterschiedlich alten Calluna-Flächen mit GELBRECHT, J., CLEMENS, F, KRETSCHMER, H., unregelmäßigen Randlinien und differenzierten LANDECK, I., REINHARDT, R., RICHERT, A., abiotischen und biotischen Bedingungen führt zu SCHMITZ, O. & RÄMISCH, F. (2016): Die Tagfalter größerer Artenvielfalt, als großflächige Heiden von Brandenburg und Berlin. – Naturschutz und gleichen Alters (WEGENER 2018). Landschaftspflege in Brandenburg 25 (3/4): 1-327. Gestattet sei aber in diesem Rahmen der Hinweis, GELBRECHT, J., GÖRITZ, U. & OKRUCK, F. dass auch Magerrasen mit Arten wie Malacosoma (2011): Vorübergehende Arealerweiterung von franconica oder Lycia zonaria weiter offengehalten Malacosoma franconica ([Denis & Schiffermüller], und geschützt werden müssen. Daneben muss es 1775) im Norden Brandenburgs? (Lepidoptera, weiter Sukzessionsbereiche, Pappelgebüsche und Lasiocampidae)“. – Märkische Entomologische Birkenhaine geben. Die im Rahmen des Nationalen Nachrichten 13 (1): 67-74. Naturerbes aus der Nutzung genommenen GELBRECHT, J. & KALLIES, A. (2001): Aktuelle Waldbereiche der DBU Naturerbe GmbH werden Verbreitung von Malacosoma franconica (Denis & vermutlich zukünftig weiter an faunistischer Schiefermüller, 1775) in Deutschland. – Märkische Bedeutung gewinnen. Entomologische Nachrichten 3 (1): 11-20. Für die Offen- und Halboffenlandschaften bleibt es GELBRECHT, J. RICHERT, A. & WEGENER, H. wichtig, das kleinteilige Lebensraummosaik zu (1995): Biotopansprüche ausgewählter vom

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Aussterben bedrohter oder verschollener Sphinges s. l.) Deutschlands. – In: BINOT-HAFKE, Schmetterlingsarten der Mark Brandenburg – M., BALZER, S., BECKER, N., GRUTTKE, H., HAUPT, Entomologische Nachrichten und Berichte 39 (4) H., HOFBAUER, N., LUDWIG, G., MATZKE-HAJEK, 83-203. G. & STRAUCH, M. (Bearb.): Rote Liste der HALLMANN, C. A., SORG, M., JONGEJANS, E., gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze SIEPEL, H., HOFLAND, N., SCHWAN, H., Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – STENMANS, W., MÜLLER, A., SUMSER, H., Bonn (Bundesamt für Naturschutz). – Naturschutz HÖRREN, T., GOULSON, D. & DE KROON, H. und Biologische Vielfalt 70 (3): 243–283. (2017): More than 75 percent decline over 27 years RÖDEL, I. (2012): Eine Methode zur quantitativen in total flying insect biomass in protected areas. – Erfassung der im Larvalstadium an Heidekraut PLoS ONE 12 (10): e0185809. (Calluna vulgaris) lebenden Schmetterlinge. – https://doi.org/10.1371/journal.pone.0185809 Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie 46 MARTIN, D. (2019): Die Spinnenfauna des (1):28-35. Naturschutzgebietes Marienfließ (Anteil ROSENBAUER, F. & GELBRECHT, J. (2000): Mecklenburg-Vorpommern) (Arachnida: Araneae). Verbreitung, Biologie und Ökologie von – Virgo 22: 28-40. Aporophyla nigra (Haworth, 1809) in MARTIN, D. & STEINHÄUSER, U. (2015): Die Ostdeutschland. – Nachrichten des Entomolo- Spinnenfauna des „Naturschutzgebietes gischen Vereins Apollo 21 (2): 117-122. „Marienfließ“ (Mecklenburg-Vorpommern) unter STEINER, A., RATZEL, U., TOP-JENSEN, M. & dem Einfluss des kontrollierten Brennens“. – FIBINGER, M. (2014): Die Nachtfalter Naturschutzarbeit in Mecklenburg-Vorpommern 58 Deutschlands. Ein Feldführer; sämtliche (1/2): 25-42. nachtaktiven Großschmetterlinge in Lebendfotos NUSS, M. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste und auf Farbtafeln. – Osetrmarie: BugBook der Zünslerfalter (Lepidoptera: Pyraloidae) Publishing, 878 S. Deutschlands. – In: BINOT-HAFKE, M., BALZER, S., STEINHÄUSER, U. (2013): NSG Marienfließ – 20 BECKER, N., GRUTTKE, H., HAUPT, H., HOFBAUER, Jahre Naturschutz auf einem ehemaligen N., LUDWIG, G., MATZKE-HAJEK, G. & STRAUCH, Truppenübungsplatz. – Naturschutzarbeit in M. (Bearb.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, Mecklenburg-Vorpommern 55 (1): 1-13. Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: STEINHÄUSER, U. (2018): Einige Falter- Wirbellose Tiere (Teil 1). – Bonn (Bundesamt für beobachtungen aus dem NSG „Marienfließ“ Naturschutz). – Naturschutz und Biologische (Lepidoptera). – Virgo 20 (1): 11-18. Vielfalt 70 (3): 327–370. THIELE, V., BLUMRICH, B., GOTTELT-TRABANDT, RÄMISCH, F. & GELBRECHT, J. (2008): „Die C., SCHUHMACHER, S., EISENBARTH, S., BERLIN, Glasflügler Brandenburgs (Lepidopterae, Sesidae). A., DEUTSCHMANN, U., TABBERT, H., SEEMANN, Lebensweise, Raupensuche, Zucht. – Märkische R. & STEINHÄUSER, U. (2018): Verbreitungsatlas Entomologische Nachrichten 10 (2): 141-164. der Makrolepidopteren Mecklenburg- RANA – BÜRO FÜR ÖKOLOGIE UND NATUR- Vorpommerns. Allgemeiner Teil und Artengruppen SCHUTZ FRANK MEYER (2014): Managementplan der Blutströpfchen, Schwärmer, Bären und für das FFH-Gebiet „Marienfließ“ EU-Nr. DE Spinnerartigen. – Landesamt für Umwelt, 2638-502. Naturschutz und Geologie Mecklenburg- https://mluk.brandenburg.de/n/natura2000/manage Vorpommern & biota – Institut für ökologische mentplanung/203/MP203.pdf Forschung und Planung GmbH (Hrsg.): Beiträge REIKE, H.-P. & DEUTSCHMANN, U. (2019): Erste zur floristischen und faunistischen Erforschung des Ergebnisse zur Erfassung der Käferfauna Landes Mecklenburg-Vorpommern. Friedland: (Coleoptera) im NSG Marienfließ (Mecklenburger Steffen Media, 352 S. Teil). – Virgo 22: 41-49. TRUSCH, R., GELBRECHT, J., SCHMIDT, A., REINHARDT, R. & BOLZ, R. (2011): Rote Liste und SCHÖNBORN, C., SCHUMACHER, H., WEGNER, H. Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) & WOLF, W. (2011): Rote Liste und (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidae) Gesamtartenliste der Spanner, Eulenspinner und Deutschlands. – In: BINOT-HAFKE, M., BALZER, S., Sichelflügler (Lepidoptera: Geometridae et BECKER, N., GRUTTKE, H., HAUPT, H., HOFBAUER, Drepanidae) Deutschlands. – In BINOT-HAFKE, M., N., LUDWIG, G., MATZKE-HAJEK, G. & STRAUCH, BALZER, S., BECKER, N., GRUTTKE, H., HAUPT, H., M. (Bearb.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, HOFBAUER, N., LUDWIG, G., MATZKE-HAJEK, G. & Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: STRAUCH, M. (Bearb.): Rote Liste der gefährdeten Wirbellose Tiere (Teil 1). – Bonn (Bundesamt für Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Naturschutz). – Naturschutz und Biologische Wirbellose Tiere (Teil 1). – Bonn (Bundesamt für Vielfalt 70 (3): 167–194. Naturschutz). – Naturschutz und Biologische RENNWALD, E., SOBCZYK, T. & HOFMANN, A. Vielfalt 70 (3): 287–324. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Spinnerartigen Falter (Lepidoptera: Bombyces,

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67 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: THIELE, V.: Tagfliegende Schmetterlingsarten im südlichen Teil der Julischen Alpen (Slowenien, Bohinjsko Jezero, Ukane) (Lepidoptera): 68-74.

Tagfliegende Schmetterlingsarten im südlichen Teil der Julischen Alpen (Slowenien, Bohinjsko Jezero, Ukanc) (Lepidoptera)

VOLKER THIELE

Zusammenfassung Der Autor hat im Juli 2019 in einem Karstgebiet bei gewinnt der Tourismus stark an Bedeutung, was zur Ukanc und Stara Fužina (Julische Alpen, Erschließung ganzer Gebirgstäler beiträgt (BOHINJ- Slowenien) Beobachtungen zu tagfliegenden TOURISMUS 2019). Auch die Infrastruktur hat sich Schmetterlingen vorgenommen. Dabei sind die deutlich entwickelt, so dass selbst entlegene Vergesellschaftungen an Lepidopteren in drei Bereiche zugänglich wurden. Höhenstufen erfasst worden. Die Naturräume und Im Juli 2019 besuchte der Autor das Gebiet um den ihre Vegetationsausstattung werden beschrieben See Bohinjsko Jezero bei Ukanc und Stara Fužina, und das Vorkommen der Schmetterlingsarten ein Gewässer, das auf 523 m in einer Senke liegt diskutiert. und von der Sava Bohinjka durchflossen wird. Dabei beobachtete er die tagfliegenden Summary Schmetterlingsarten in einem Karstgebiet bei In July 2019, the author made observations of day- Ukanška Suha, auf dem Berg Vogel (ca. 1.700 m flying butterflies and in a karst area near Höhe) und im Voje-Tal sowie in der Mostnica- Ukanc and Stara Fužina (Julian Alps, ). Schlucht (ca. 1.000 m). Die Ergebnisse werden The communities on Lepidoptera were at three nachfolgend beschrieben und kurz kommentiert. altitude levels recorded. The natural areas and their vegetation were described and the occurrences of Untersuchungsgebiet the day-flying butterflies and moth species are Tal bei Ukanška Suha discussed. Das Karstgebiet im Tal bei Ukanška Suha liegt auf etwa 600 m (Abb. 1). Im Mündungsbereich der Einleitung Sava Bohinjka in den See ist es stark erschlossen Die südlichen Kalkalpen sind zumeist aus hellem und wird partiell von Landwirtschaft geprägt und porösem Kalkstein aufgebaut. Neben Kalkstein (BOHINJ-TR IG L AV-NATIONAL PARK 2018). Die zum kann man auch Dolomit, Mergel und Kalksandstein Untersuchungszeitpunkt sehr trockenen Wiesen finden. Vereinzelt treten Kargletscher auf. Darunter waren unter anderem von verschiedenen Gräsern, versteht man in Mulden liegende Gletscher mit Labkräutern, Kleearten, Thymian und Salbei geringer Eismächtigkeit, die keine Gletscherzungen geprägt. Einzelne Buchen standen auf den Flächen, ausbilden. dichte Haselnussgebüsche prägten ihre Ränder. An Die Julischen Alpen sind ein sehr schroffes Gebirge der naturnahen Save dominierten verschiedene und gehören zu den südlichen Kalkalpen. Der Weidenarten die Ufervegetation. Name bezieht sich auf Julius Caesar, der von Rom Nach Westen hin trug das Gebiet einen weit abhängige Städte im Gebiet (Municipium) errichten naturnäheren Charakter (Abb. 2). Die ließ. Der Triglav ist mit 2.864 m der höchste Berg Buchenvegetation nahm leicht zu und war mit der Julischen Alpen und Sloweniens. Das Gebiet ist Hainbuche, Ahorn, Wildrosen und wesentlich durch das Zusammenspiel von Himbeersträuchern durchsetzt. Die tektonischen Vorgängen und die Vergletscherung Haselnussgebüsche wurden dichter. Dazwischen geformt worden. Später setzte die Erosion dem fand sich aber eine reiche Karstvegetation, die vergleichsweise weichen Gestein deutlich zu, vornehmlich aus Thymian, Labkräutern, wovon heute noch die Schuttkegel zeugen (BOHINJ- Johanniskraut, Königskerzen, Zypressen- TOURISMUS 2019). Das Triglav-Massiv ist zu Wolfsmilch, Glockenblumen, Lichtnelken, großen Teilen als Nationalpark geschützt. Sterndolden, Dost, Disteln, Hauhechel, Minze, Im Gebiet wurde in der Vergangenheit vornehmlich Schafgarbe und Farnen bestand (Abb. 3 und 4). Die die Holzkohlegewinnung, der Transport von Flächen waren schwer begehbar, weil große Eisenerz und die Eisenverhüttung betrieben. Kalkblöcke unter der Vegetation verborgen lagen. Daneben hatte die Weidewirtschaft auf den Almen Weiter nach Westen ging das Gebiet dann in einen einen festen Platz im Leben der einheimischen geschlossenen Wald über, der sich nur an den Ufern Menschen, die vornehmlich verschiedene der Save und an Wegen lichtete. Hier waren wenige Milchprodukte herstellten. Die Traditionen der Schmetterlingsarten vornehmlich auf Distel- und Goralen sind bis heute lebendig. In jüngster Zeit Flockenblumenarten zu finden.

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Abb. 1: Blick in das Tal bei Ukanška Suha auf ca. Abb. 2: Weg durch das Karstgebiet. 600 m.

Abb. 4: Blühaspekt auf dem Kalkmagerrasen. Abb. 5: Die häufigste Art an den Blüten war das Weißfleckwidderchen (Amata phegea L.).

Berg Vogel Das Gebiet liegt auf einer Höhe zwischen 1.700 typischen Alpenpflanzen, wie verschiedenen und 2.000 m. Es ist gut mit einer Seilbahn zu Gräsern, Enzianen, der Silberwurz, der Alpenrose erreichen. In dieser Höhe wird die Waldgrenze und der Teufelskralle sowie von Läusekräutern und überschritten. Das Gebiet prägen vornehmlich Nelkenarten dominiert (Abb. 7 und 8). Es existieren alpine Matten und Krüppelgehölze (Abb. 5 und 6). zahlreiche felsige Rohböden, in deren Lücken sich Die Vegetation ist sehr vielfältig und wird von Pionierpflanzen ansiedelt haben.

Abb. 5: Triglav-Massiv vom Berg Vogel aus gesehen. Abb. 6: Krüppelgehölzregion auf dem Berg Vogel.

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Abb. 7: Kalkmagerrasen in ca. 2.000 m Höhe. Abb. 8: Blühaspekt mit Alpenrosen.

Vo j e -Tal und Mostnica-Schlucht Beide Gebiete sind von Stara Fužina aus gut zu Lagen von Buchenwald geprägt, der dann erreichen und verlaufen annähernd parallel. Die höhergelegen in einen Fichtenwald übergeht Steigung ist moderat und die Almen werden (BOHINJ-TOURISMUS 2019). Er ist randlich mit vielfach beweidet. Das Voje-Tal ist U-förmig Hasel und Weiden bestanden. Auf den Almen ausgebildet und mit Gletschermoränen bedeckt. Im finden sich neben verschiedenen Gräsern, Süden endet es in einer Endmoräne. Die Almen Flockenblumen, Mädesüß- und Kleearten auch sind wasserreich und werden von den Nebenflüssen Labkräuter, Thymian, Orchideenarten und der Mostnica gespeist. Das Tal wird in niedrigen Sterndolden (Abb. 9-12).

Abb. 9: Almwiese im Bereich des Tales. Abb. 10: Dukatenfalter (Lycaena virgaureae L.) im Bereich des Talgrundes auf Sterndolde.

Abb. 11: Mohrenfalter (Erebia spec.) waren häufig. Abb. 12: Durch extensive Weidewirtschaft werden auf blühenden Pflanzen zu beobachten. die Almen in ihrer Vegetationsstruktur erhalten.

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Untersuchungsmethodik kam. Dort fand sich zwar immer noch das Die meisten, einfach zu determinierenden Weißfleckwidderchen (A. phegea) als häufigste Art, Schmetterlinge wurden in den verschiedenen aber in dem durch zahlreiche Hochstauden Höhenstufen nur beobachtet. Partiell sind zur (insbesondere Königskerzen, Dost, Disteln) und Dokumentation auch digitale Fotografien Haselnusssträucher bestimmten Bereich des angefertigt worden. Schwer bestimmbare Arten Kalkmagerrasens flogen Scheckenfalter (u. a. wurden gefangen, determiniert und wieder Melitaea athalia Rott, Argynnis paphia L., Abb. freigelassen. 13), Bläulinge (Polyommatus coridon Poda, Copido Zur Bestimmung kam folgende Literatur zur minimus Fuessl.) und Augenfalter (v. a. Anwendung: STETTMER et al. (2011), BÜHLER- Coenonympha arcania L.). Häufiger konnte auch CORTESI (2012), PAOLUCCI (2013, 2016) und das Hornklee-Widderchen (Zygaena lonicerae FERRETTI (2014). Die Ergebnisse wurden mit der Scheven), auf roten und gelben Blüten von Checkliste von HUEMER (2013) abgeglichen. Die Korbblütlern sitzend, beobachtet werden. Zur Nomenklatur folgt PAOLUCCI (2013, 2014) bzw. Zoozönose gehören auch zahlreiche Nachfalter, die STEINER et al. (2014). aber nur zufällig registriert worden sind. Das betraf beispielsweise die Spanische Flagge (Euplagia Ergebnisse und Diskussion quadripunctaria Poda), die Gamma-Eule Um die kleine Ortschaft Ukanc fanden sich vor (Autographa gamma L.) und die Wasserdost- allem Mähwiesen, die extensiv bewirtschaftet Goldeule (Diachrysia chryson Schiff). Die Gamma- wurden und sehr blütenreich waren. Die auffälligste Eule flog am Tage in großer Anzahl an den Blüten, und häufigste Art war das Weißfleckwidderchen die Spanische Flagge saß hingegen vornehmlich in (Amata phegea L.). Daneben flogen recht häufig den Haselnuss-Sträuchern und die Wasserdost- das Große Ochsenauge (Maniola jurtina L.), Goldeule fand sich in der niedrigen Vegetation. Um verschiedene Weißlinge (u. a. Pieris napi L., P. viele Blüten schwirrten nektarsaugend zahlreiche rapae L., Leptidea sinapis L.), der Distelfalter und Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum der Admiral (Vanessa cardui L., V. atalanta L.) L.). sowie das Schwefelvögelchen (Lycaena tityrus In Richtung des Waldes konnten Raupen der Poda). Auch Postillione (Colias crocea F.) querten Erlenrinden Eule (Acronicta alni L.) auf Haselnuss- in schnellem Flug die Flächen (Tab. 1). Blättern gefunden werden (Abb. 14). Diese Art Das Bild änderte sich, wenn man in die frisst nicht nur an Erle und Birke, sondern auch an naturnäheren und unbewirtschafteten Karstflächen fast allen anderen Laubbäumen.

Abb. 13: Nektarsaugender Kaisermantel (A. paphia Abb. 14: Erlenrinden Eule (A. alni L.) mit den L.). typischen seitlichen Anhängen.

Begleitend zu den Waldwegen wuchsen Der Berg „Vogel“ ist bis zu einer Höhe von etwa ausgeprägte Hochstaudenfluren, deren Blüten 1.300 m bewaldet. Oberhalb davon prägen insbesondere von Kaisermänteln (Argynnis paphia Latschenkiefern und felsdurchsetzte, alpine Matten L., Abb. 13) und Weißfleckwidderchen besucht das Bild. Das Gebiet ist Bestandteil des Triglav- wurden. An einzelnen lichten Stellen stockten Nationalparks. Auf den alpinen Matten war eine Hochstauden, auf denen verschiedene Erebien- große Anzahl von tagfliegenden Arten saugten. Ansonsten waren im wenig Schmetterlingsarten zu beobachten (Tab. 1), leider durchlichteten Wald keine weiteren konnten nur wenige im schnellen Fluge bzw. im Schmetterlingsarten zu beobachten. Sitzen bestimmt werden. Wiederholt zeigte sich der Hochalpen-Perlmutterfalter (Boloria pales Den. &

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Schiff.). Diese recht kleine Art besuchte regelmäßig dabei besonders der Geißblatt-Scheckenfalter Blütenpflanzen. Auch Admiral und Bergweißling (Euphydryas intermedia Menetries, Abb. 15). Diese (Pieris bryoniae Hbn.) waren auf den Matten zu seltene und auf die südlichen Alpen begrenzte Art beobachten. Im Bereich der Krüppelgehölze, die ca. flog dort in vier bis fünf Exemplaren. Die Raupen 2 m Höhe erreichten, existierten Lichtungen, auf fressen an Blauer Heckenkirsche. Der Bergwald- denen sich kleine blütenreiche Wiesen ausgebildet Mohrenfalter (Erebia euryale Esp.) war in der Form hatten. In diesem windgeschützten und f. ocellaris Staudinger zu beobachten. Diese Tiere nektarreichen Gebiet waren zahlreiche wiesen keine weißen und braunen Binden auf der Tagfalterarten anzutreffen. Dazu gehörten (bis auf Unterseite der Hinterflügel auf und sahen insgesamt den Hochalpen-Perlmutterfalter) alle in Tab. 1 für dunkler aus (Abb. 16). das Gebiet aufgelisteten Arten. Zu erwähnen ist

Abb. 15: Geißblatt-Scheckenfalter (E. intermedia Abb. 16: Erebien treten auf dem windgeschützten Menetries) auf Blatt sitzend. Magerrasen in der Krüppelgehölzregion häufig auf.

Tabelle 1: Im Karsttal von Ukanška Suha und auf dem Sattel des Berges „Vogel“ nachgewiesene Arten. Tal bei Ukanška Suha Berg „Vogel“ Pieris napi (Linnaeus, 1758) (Pieridae) Pieris bryoniae (Hübner, 1806) (Pieridae) Pieris rapae (Linnaeus, 1758) (Pieridae) Anthocharis cardamines (Linnaeus, 1758) (Pieridae) Leptidea sinapis (Linnaeus, 1758) (Pieridae) Gonepteryx rhamni (Linnaeus, 1758) (Pieridae) Colias crocea (Fourcroy, 1785) (Pieridae) Vanessa atalanta (Linnaeus, 1758) (Nymphalidae) Euphydryas intermedia (Menetries, 1859) Gonepteryx rhamni (Linnaeus, 1758) (Pieridae) (Nymphalidae) Boloria pales (Denis & Schiffermüller, 1775) Vanessa atalanta (Linnaeus, 1758) (Nymphalidae) (Nymphalidae) Vanessa cardui (Linnaeus, 1758) (Nymphalidae) Erebia ligea (Linnaeus, 1758) (Satyridae) Erebia euryale (Esper, 1805 f. ocellaris Staudinger, Argynnis paphia (Linnaeus, 1758) (Nymphalidae) 1861) (Satyridae) Melitaea athalia (Rottemburg, 1775) (Nymphalidae) Lasiommata maera (Linnaeus, 1758) (Satyridae) Maniola jurtina (Linnaeus, 1758) (Satyridae) Coenonympha arcania (Linnaeus, 1761) (Satyridae) Lycaena tityrus (Poda, 1761) (Lycaenidae) Polyommatus coridon (Poda, 1761) (Lycaenidae) Copido minimus (Fuessly, 1775) (Lycaenidae). Zygaena lonicerae (Scheven, 1777) (Zygaenidae) Amata phegea (Linnaeus, 1758) (Erebidae)

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Tal bei Ukanška Suha Berg „Vogel“ Euplagia quadripuctaria (Poda, 1761) (Erebidae) Macroglossum stellatarum (Linnaeus, 1758)

(Sphingidae) Acronicta alni (Linnaeus, 1761) (Noctuidae) (Raupen) Autographa gamma (Linnaeus, 1758) (Noctuidae) Diachrysia chryson (Esper, 1789) (Noctuidae)

Im Bereich der weitläufigen Kalkmagerrasen der Lagen stehen müssen. Vom Damenbrett beiden Täler von Voje und Mostnica bestehen für (Malanargia galathea L.) flog in diesem Gebiet auf viele Schmetterlingsarten beste zumeist hängigen Wiesenbereichen die Form f. Lebensraumverhältnisse. Zudem durchziehen procidae Herbst (Abb. 18). Diese ist dunkler im zahlreiche Waldbereiche und Fließgewässer das Habitus und unterscheidet sich somit deutlich von Gebiet. Dadurch kommt es zur Ausbildung der mitteleuropäischen Nominatform. In diesen unterschiedlicher Ökotone. In Tab. 2 sind die in Bereichen findet sich auch das Hufeisenklee- diesem Lebensraum nachgewiesenen Arten Widderchen (Zygaena transalpina Esp.). Auf den aufgelistet (vgl. auch Abb. 17 und 18). subalpinen Bergwiesen fressen die Raupen an Bemerkenswert war das Auftreten des Tragant, Kronwicke und Hornklee. Am Waldrand Schlüsselblumen-Würfelfalters (Hamearis lucina flog der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla L.) L.). Diese Art ist in den Alpen zwar weit verbreitet, relativ häufig, er legt seine Eier an Geißblatt ab und aber zumeist selten. Wie der Name sagt, fressen die benötigt Ökotonstrukturen. Raupen an Schlüsselblumen, die in geschützten

Abb. 17: Das Braunauge (L. maera L.) fliegt häufig Abb. 18: Dunkle Form vom Damenbrett (M. galathea an Wegrändern. L.).

Tab. 2: Im Voje-Tal und in der Mostnica-Schlucht nachgewiesene Schmetterlingsarten. Voje-Tal und Mostnica-Schlucht Ochlodes sylvanus (Esper, 1777) (Hesperidae) Lycaena virgaureae (Linnaeus, 1758) (Lycaenidae) Thymelicus lineola (Ochsenheimer, 1808) Polyommatus coridon (Poda, 1761) (Lycaenidae) (Hesperidae) Leptidea sinapis (Linnaeus, 1758) (Pieridae) Erebia ligea (Linnaeus, 1758) (Satyridae) Pieris bryoniae (Hübner, 1806) (Pieridae) Erebia aethiops (Esper, 1777) (Satyridae) Gonepteryx rhamni (Linnaeus, 1758) (Pieridae) Zygaena transalpina (Esper, 1780) (Zygaenidae) Macroglossum stellatarum (Linnaeus, 1758) Hamearis lucina (Linnaeus, 1758) (Riodinidae) (Sphingidae) Polygonia c-album (Linnaeus, 1758) (Nymphalidae) Idaea aversata (Linnaeus, 1758) (Geometridae)

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Voje-Tal und Mostnica-Schlucht Vanessa cardui (Linnaeus, 1758) (Nymphalidae) Vanessa atalanta (Linnaeus, 1758) (Nymphalidae) Limenitis camilla (Linnaeus, 1764) (Nymphalidae) Maniola jurtina (Linnaeus, 1758) (Satyridae) Melanargia galathea (Linnaeus, 1758 f. procidae

Herbst, 1794) (Satyridae) Lasiommata maera (Linnaeus, 1758) (Satyridae)

Literatur BOHINJ-TOURISMUS (2019): Voje-Tal und STEINER, A. RATZEL, U., TOP-JENSEN, M. & Mostnica-Schlucht. Natonalpark Triglav, Julische FIBIGER, M. (2014): Die Nachtfalter Deutschlands. Alpen. –Tourismus Bohinj, 8 S. Ein Feldführer. – Østermarie: Bugbook Publishing: BOHINJ-TR I G L AV-NATIONAL PARK (2018): 878 S. Information Triglav-National Park. – Center STETTMER, C., BRÄU, M., GROS, P. & Triglavskega narodnega parka Bohinj, 2 S. WANNINGER, O. (2011): Die Tagfalter Bayerns und BÜHLER-CORTESI, T. (2012): Schmetterlinge. Österreichs. – Laufen/Salzach: Bayerische Tagfalter der Schweiz. – Bern, Stuttgart, Wien: Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, Haupt-Verlag, 238 S. 248 S. FERRETTI, G. (2014): Schmetterlinge der Alpen. Der Bestimmungsführer für alle Arten. – Bern: Haupt-Verlag, 351 S. Anschrift des Verfassers PAOLUCCI, P. (2013): Butterflies and Burnets of the Dr. Volker Thiele Alps and their larvae, pupae and cocoons. – WBA biota – Institut für ökologische Forschung und Handbooks 4, Verona, 480 S. Planung GmbH PAOLUCCI, P. (2016): Bombici e Sfingi delle Alpi e Nebelring 15, 18246 Bützow lora larve, pupe e bozzoli. – WBA Handbooks 6, E-Mail: [email protected] Verona, 557 S.

74 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: RÖßNER, E.: Verbreitung des Pinselkäfers Trichius gallicus gallicus Dejean, 1821 in Mecklenburg-Vorpommern (Coleoptera: Scarabaeidae: Cetoniinae): 75-79.

Verbreitung des Pinselkäfers Trichius gallicus gallicus Dejean, 1821 in Mecklenburg-Vorpommern (Coleoptera: Scarabaeidae: Cetoniinae)

ECKEHARD RÖßNER

Einleitung bezogen, die in Nordafrika vorkommt (vgl. BEZDĚK Die Pinselkäfer der Gattung Trichius Fabricius, 2016). 1775 gehören zu den auffälligen, attraktiven Die nominotypische Unterart T. gallicus gallicus ist Blatthornkäfern aus der Unterfamilie der in Europa weit verbreitet: in ganz West- und Rosenkäfer Cetoniinae, Tribus Trichiini. Von den Mitteleuropa, in Osteuropa bis in die , in drei in Deutschland vorkommenden Arten ist bisher Nordeuropa bisher nur in Dänemark; nicht auf der aus dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Balkan-Halbinsel (vgl. BEZDĔK 2016). Es handelt nur eine Art sicher bekannt: Trichius gallicus sich um eine in Ostdeutschland (im Sinne der neuen gallicus Dejean, 1821. Die Nomenklatur dieser Art Bundesländer) expansive Art, die sich seit den war lange Zeit instabil; in der Vergangenheit wurde 1970er Jahren in ganz Ostdeutschland ausgebreitet sie von verschiedenen Autoren unter den Namen T. hat (RÖßNER & SCHULZE 1999; Abb. 1) und rosaceus (Voët, 1769) und Trichius zonatus Germar, gegenwärtig in ganz Deutschland, mit Ausnahme 1831 geführt, bis KRELL (2012) herausarbeitete, des Bundeslandes Bayern, vorkommt (vgl. BLEICH dass die Namen von Voët nicht verfügbar sind, et al. 2020). Nachfolgend wird die aktuell bekannte sodass der Name gallicus eintrat. Der Name Verbreitung in Mecklenburg-Vorpommern zonatus wird heute auf eine Unterart von T. gallicus dargestellt und illustriert.

Abb. 1. Verbreitungskarte für Trichius gallicus Dejean in Ostdeutschland (Messtischblatt- Kartierung) aus RÖßNER & SCHULZE (1999, als Trichius zonatus). Schraffiert: Höhe ab 500 m. I bis IV bezeichnen die Phasen der Ausbreitung. Leere Kreise: Die zwei ersten bekannten Fundorte aus den Jahren 1960 und 1963. Des Weiteren wurden einige der frühesten Fundorte gekennzeichnet (1973, 1977, 1979, 1980), um das wahrscheinliche Ausgangsgebiet der Expansion zu verdeutlichen. – Inzwischen sind weitere Gebiete und Naturräume bis auf die Mittelgebirge besiedelt, also auch das Thüringer Becken und Westmecklenburg.

Verbreitung in Mecklenburg-Vorpommern Berlin aus, dabei erfolgte die Besiedlung von Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war T. Mecklenburg-Vorpommern erst relativ spät. Zuerst gallicus in Ostdeutschland unbekannt. Die ersten wurde T. gallicus im Ostseeküstenland gefunden: Nachweise stammten aus der Umgebung von Berlin ab 1994 im Gebiet um Rostock, 1996 in Neustrelitz (SCHMIDT 1960, KORGE & SCHULZE 1971), und 1998 in Sassnitz. In Westmecklenburg war die wahrscheinlich handelte es sich um verschleppte Art bis zur Jahrtausendwende nicht bekannt. Der oder verdriftete Exemplare. Doch erst ab 1973 erste Funde im dem Elbtal gelang 2007 und mit den breitete sich die Art ausgehend vom Großraum Nachweisen in Grabow (2016), Stralendorf (2018) und Schwerin (2019) war nun auch

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Westmecklenburg besiedelt. Tab. 1 listet alle bisher - 1 Ex. Hamburg-Altenwerder, 04.VII.1959, leg. bekannt gewordenen Nachweise von T. gallicus in und coll. Meybohm. Mecklenburg-Vorpommern auf und Abb. 2 zeigt In der Zeit danach wurde die Art erst wieder im die Verbreitung der Art. Danach ist T. gallicus in Juni 1981 nachgewiesen, seitdem regelmäßig im allen großen Landschaftszonen Mecklenburg- Niederelbegebiet und in Schleswig-Holstein (Abb. Vorpommerns (nach LANDESAMT FÜR UMWELT, 3). Wahrscheinlich handelte es sich bei den frühen NATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG- Nachweisen um eine Verschleppung mit temporärer VORPOMMERN 2003) mit Ausnahme des Ansiedlung. Aktuell wird T. gallicus in der Roten Vorpommernschen Flachlandes nachgewiesen. Liste Schleswig-Holsteins in der Kategorie 3 Momentane Fehlgebiete sind (gefährdet) geführt (GÜRLICH et al. 2011). In - zentrale Bereiche der Mecklenburgischen Seen- Mecklenburg-Vorpommern gilt die Art momentan platte um die großen Seen Müritz und Plauer See, nicht gefährdet (RÖßNER 2015). Sie scheint - Mecklenburger Schweiz, Peenetal bis Oderhaff, insbesondere in Urbangebieten geeigneten - Insel Usedom, Lebensraum zu finden. Typische Fundstellen sind - Uckermark, Odertal, Ueckermünder Heide. Bahnhöfe, Güterbahnhöfe, Industriebrachen, Vielleicht sind die hier fehlenden Nachweise Gartenanlagen, Hausgärten und Parkanlagen, die lediglich die Folge unzureichender Sammeltätigkeit. fast immer in Siedlungsbereichen oder in deren Interessanterweise wurde T. gallicus bereits Mitte unmittelbaren Nähe liegen. So wurde T. gallicus des 20. Jh. im Raum Hamburg mehrfach gefunden. mitten in Schwerin, Nähe Bahnhof, auf einer Die Datenbank des Vereins für Naturwissen- Dachterrasse in 10 m Höhe auf einer Rosenblüte schaftliche Heimatforschung zu Hamburg e. V. gefunden (Abb. 4, 5). Wichtig für die Art sind Zier- enthält dazu folgende Informationen: und Obstgehölze (sicherlich kommen auch andere - 1 Ex. Hamburg-Finkenwerder, 19.VI.1945, leg. Laubbäume in Frage) als Entwicklungsstätte der und coll. Lohse, Larven und das Vorkommen von Blütenpflanzen, - 1 Ex. Hamburg-Rönneburg, 23.VII.1954, leg. und die von den Käfern besucht werden. coll. Lohse,

Tab. 1. Fundnachweise von Trichius gallicus Dejean in Mecklenburg-Vorpommern. Die Fundorte wurden der jeweiligen Landschaftszone zugeordnet (Gliederung nach LANDESAMT FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG-VORPOMMERN 2003, in der Reihenfolge von Nordost nach Südwest), chronologisch geordnet. Abkürzungen: coll. = collectio, Sammlung; leg. = legit, gesammelt; vid = vidit, beobachtet; Ex. = Exemplar(e). Fundort Messtisch- weitere Funddaten Sammlung, Belegfoto, blatt Publikation 1 Ostseeküstenland zwischen Lambrechtshagen 1838/III 1 ♂, 19.VII.1994, Grenzhecke, coll. Dr. S. Leipe; und Bargeshagen auf Blüte Cirsium arvense, leg. RÖßNER & SCHULZE (1999) S. Leipe Rostock: Barnstorfer Wald 1938/I 1 ♀, 2.VIII.1996, auf Blüte coll. E. Rößner; RÖßNER & Cirsium, leg. H.-D. Bringmann SCHULZE (1999) Rostock-Nienhagen 1839/III 1 ♂, 2.VII.1997, Waldrand, auf coll. E. Rößner; RÖßNER & Blüte, leg. H.-D. Bringmann SCHULZE (1999) Rostock-Gartenstadt 1938/I mehrere Ex. (1 Ex. leg.), coll. J.-C. Kornmilch; Mitt. 17.VII.1997, leg. J.-C. D. Ahrens, 1997 Kornmilch Rostock, östlich an der A 19 1838/IV 1 Ex., 1998, leg. Beier coll. Beier; RÖßNER & SCHULZE (1999) Sassnitz: Waldmeisterstraße 1447/IV 1 Ex., 24.VI.1998, Bahndamm, BÜLTE (1999), RÖßNER Nähe Bahnhof auf Blüte Margerite (2012) (Leucanthemum vulgare), fotografiert R. Bülte Rostock-Dalwitzhof 1938/II 1 ♀, 26.IV.2004, Feuchtgebiet coll. E. Rößner; RÖßNER mit Wiesen, auf Blüte (2012) Aegopodium, leg. H.-D. Bringmann Greifswald: Garten 1946/I 1 Ex., 1.VII.2005, leg. H. coll. H. Ringel; RÖßNER Uhlandstraße Ringel; in mehreren (2012), Mitt. H. Ringel, darauffolgenden Jahren, zuletzt 2010 2018, vid. H. Ringel

76 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: RÖßNER, E.: Verbreitung des Pinselkäfers Trichius gallicus gallicus Dejean, 1821 in Mecklenburg-Vorpommern (Coleoptera: Scarabaeidae: Cetoniinae): 75-79.

Fundort Messtisch- weitere Funddaten Sammlung, Belegfoto, blatt Publikation Rostock-Reutershagen: 1938/II 1 Ex., 28.VII.2009 Fotobeleg Hans-Dieter Botanischer Garten Bringmann; RÖßNER (2012) Greifswald: 1946/I 1 Ex., 17.VII.2011 coll. L. Wessel; Mitt. H. Brandteichstraße, Brache Ringel, 2020 Rostock: Neubaugebiet 1938/II 1 Ex., 3.VII.2014 und 1 Ex. SCHEUNEMANN (2016) ehemaliges Gelände 6.VII.2015, an blühendem Güterbahnhof Schierling Rostock: Am Vögenteich 1938/II 1 Ex., 10.VII.2014, an SCHEUNEMANN (2016) blühendem Schierling Rostock-Biestow: Garten 1938/I 1 Ex., 4.VI.2019, auf Blüte Fotobeleg J. Wolber Biestower Damm 8 Margerite (Leucanthemum) 3 Rückland der Mecklenburgischen Seenplatte Neubrandenburg: Innenstadt, 2445/I 1 Ex., 11.VI.2011, 1 Ex., coll. A. Matz Nähe alte Wallanlage 12.VI.2012 4 Höhenrücken und Mecklenburgische Seenplatte Neustrelitz: Hausgarten 2644 1 ♀, 26.VI.1996, leg. G. coll. G. Stöckel; RÖßNER & Stöckel SCHULZE (1999) Neustrelitz: Useriner Straße 2644/I 1 Ex., 1996, leg. M. Teuscher coll. M. Teuscher, dieser Mitt. 2011 Schwerin-Paulsstadt: 2334/III 1 ♀, Dachterasse in 10 m Höhe, coll. E. Rößner Reutzstraße 5 auf Blüte Gartenrose (Rosa) 7.VI.2019 (Abb. 4, 5) 5 Vorland der Mecklenburgischen Seenplatte Grabow: Bahnhof 2735/I 1 Ex., 8.VI.2016, auf Blüte Fotobeleg H. Lüdke Stralendorf: Neue Straße 5, 2433/I 1 Ex., 2018, auf Blüte Belegfoto J. Scheffler; Abb. Garten Gartenrose (Rosa), 6 6 Elbtal Boizenburg: Gartenanlage 2630/I 1 Ex. Anfang VI.2007, auf RÖßNER (2012) Blüte, vid. B. Wollschläger Bandekow bei Teldau: Deich 2530/III 1 Ex., fliegend, 5.VII.2007, vid. Mitt. S. Halletz, 2007 S. Halletz

Zeithorizonte: Halbkreis = 1945-1969, Dreiviertel- kreis = 1970-1994, Vollkreis = ab 1995.

Abb. 2. Verbreitungskarte für Trichius gallicus Dejean in Mecklenburg-Vorpommern, mit Angabe des Fundjahres, bei mehrfach belegten Fundorten des frühesten Nachweises. Karte: MapCreator 3.0 Free Edition.

Abb. 3 (rechts). Verbreitungskarte für Trichius gallicus Dejean im Niederelbegebiet und Schleswig-Holstein vom Verein für Naturwissenschaftliche Heimatforschung zu Hamburg e. V. (TOLASCH & GÜRLICH 2019).

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Jacqueline Scheffler (Stralendorf), Michael Teuscher (Neustrelitz) und Joachim Wolber (Rostock). Der Verein für Naturwissenschaftliche Heimatforschung zu Hamburg e. V. gewährte mit Hilfe von Wolfgang Ziegler (Rondeshagen) und Stephan Gürlich (Buchholz in Schleswig-Holstein) freundlicherweise Einblick in seine Datenbank und erlaubte die Wiedergabe ausgewählter Funddaten und der Verbreitungskarte.

Literatur BEZDĚK, A. (2016): Subfamily Cetoniinae Leach, 1815. Pp. 367-412. – In: LÖBL, I. & LÖBL, D. (ed.): Catalogue of palaearctic Coleoptera. Vol. 3, Abb. 4: Dachterrasse in Schwerin, Reutzstraße 5, Scarabaeoidea, Scirtoidea, Dascilloidea, Buprestoi- mit Gartenrose, in deren Blüte ein Weibchen dea, Byrrhoidea. – Revised and updated edition, Trichius gallicus Dej. saß. Leiden, Boston, Brill, I-XVIII + 983 pp. BLEICH, O., GÜRLICH, S. & KÖHLER, F. [2020]: Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands. http://www.colkat.de/de/fhl (Stand 01.03.2020) BÜLTE, R. (1999): „Gewöhnliche“ Wanzen und ein Pinselkäfer. – Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e. V. 14: 3-6. GÜRLICH, S., SUIKAT, R. & ZIEGLER, W. (2011): Rote Liste und Checkliste der Käfer Schleswig- Holsteins von FHL Band 7 bis 11 – Byturidae bis Curculionidae. – In: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. Die Käfer Schleswig- Holsteins. Rote Liste Band , 98 S. Abb. 5. Weibchen Trichius gallicus Dej., tief in der 3 ORGE CHULZE Beiträge zur Rosenblüte verborgen. K , H. & J. S (1971): Kenntnis der märkischen Koleopterenfauna (Teil

XXX). – Mitteilungen der Deutschen Entomologischen Gesellschaft 29 (4): 43-48, (5/6): 53-57. KRELL, F.-T. (2012): On nomenclature and synonymy of Trichius rosaceus, T. gallicus, and T. zonatus (Coleoptera: Scarabaeidae: Trichiinae). – Zootaxa 3278: 61-68. LANDESAMT FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG-VORPOMMERN, ABTEI-LUNG NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2003): Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern. – Schwerin: Demmler Verlag, 713 S. Mejías García, M. B., Barreda, J. M., Luna Abb. 6. Gartenrose auf dem Grundstück Stralendorf, MURILLO, A. & OBREGÓN, R. (2013): Primeras Neue Straße 5, mit Weibchen von Trichius gallicus citas de Trichius rosaceus rosaceus (Voet, 1769) Dej. Foto: J. Scheffler. (Coleoptera, Scarabaeidae, Cetoniinae, Trichiini) para las provincias de Huelva, Sevilla y Córdoba Dank (Andalucía, España). – Boletín Sociedad Für die Mitteilung von Funddaten und Entomológica Aragonesa 22 (2013): 14-24. Beobachtungen oder die Übersendung von RÖßNER, E. (2012): 2012: Die Hirschkäfer und Fotografien danke ich Dr. Dirk Ahrens Blatthornkäfer Ostdeutschlands (Coleoptera: (Zoologisches Institut und Forschungsmuseum Scarabaeoidea). – Verein der Freunde & Förderer Alexander Koenig, Bonn), Sven Halletz des Naturkundemuseums Erfurt e. V., Erfurt, 508 S. (Bandekow/Teldau), Horst Lüdke (Grabow), RÖßNER, E. (2015): Rote Liste der Blatthornkäfer Andreas Matz (Hohenzieritz), Dr. Volker Meitzner und Hirschkäfer Mecklenburg-Vorpommerns (Neubrandenburg), Dr. Holger Ringel (Greifswald), (Coleoptera: Scarabaeoidea). 2. Fassung, Stand

78 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: RÖßNER, E.: Verbreitung des Pinselkäfers Trichius gallicus gallicus Dejean, 1821 in Mecklenburg-Vorpommern (Coleoptera: Scarabaeidae: Cetoniinae): 75-79.

Dezember 2013. – Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg- SCHMIDT, G. (1960): Trichius zonatus Germ. in Vorpommern (Hrsg.): Rote Listen der in Berlin! – Entomologische Blätter 56: 184. Mecklenburg-Vorpommern gefährdeten Pflanzen TOLASCH, T. & GÜRLICH, S. [2019]: und Tiere, 42 S. Verbreitungskarten der Käfer Schleswig-Holsteins RÖßNER, E. & SCHULZE, J. (1999): Verbreitung und des Niederelbegebietes. – Hompage des Verein der Gattung Trichius Fabricius, 1775 in für Naturwissenschaftliche Heimatforschung zu Ostdeutschland (Col., Scarabaeidae, Trichiinae). – Hamburg e. V. Entomologische Nachrichten und Berichte 43 (1): http.://www.entomologie.de/hamburg/karten (Stand 59-66 Dezember 2019). SCHEUNEMANN, P. (2016): Weitere bemerkenswerte Käfernachweise (Coleoptera) in Anschrift des Verfassers Mecklenburg-Vorpommern (Teil 3). – Virgo 18 (1): Eckehard Rößner, Reutzstr. 5, D-19055 Schwerin 28-34. E-Mail: [email protected]

Vereinsnachrichten

Die Herbsttagung des Entomologischen Vereins Mecklenburg e. V. am 12. Oktober 2019 im Natureum Ludwigslust.

Teilnehmer der Herbsttagung des EVM am 12.10.2019: Hintere Reihe, von links: Mathias Hippke (Parchim), Udo Steinhäuser (Plau am See), Dr. Volker Thiele (Möllen bei Krakow am See), Dr. Martin Meier(Warin), Eduard Ludwig (Schwerin), Horst Tabbert (Negast), Dr. Andreas Kleeberg (Berlin), Wolfgang Ziegler (Rondeshagen), Konrad Hengmith (Hamburg); vordere Reihe, von links: Felix Meier (Warin), Horst Lüdke (Grabow), Uwe Jueg (Ludwigslust), Hannes Hoffmann (Hamburg). Foto: Dr. Wolfgang Zessin, ebenfalls Teilnehmer.

Vorträge: Dr. Wolfgang Zessin: Die liassische Entomofauna Norddeutschlands (Dobbertin, Grimmen, Schandelah, Grassel und Hondelage) im Spiegel eigener Untersuchungen. Wolfgang Ziegler: Marokko 2018 – Wüste, Gebirge und Meer. Dr. Volker Thiele: Aufruf zur Mitarbeit am Verbreitungsatlas für die Eulenfalter in Mecklenburg-Vorpommern.

Uwe Deutschmann

79 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEUTSCHMANN, U.: Zwei für Mecklenburg-Vorpommern neue Kleinschmetterlinge aus den Familien Gracillariidae und Tortricidae (Lepidoptera): 80.

Kleine Mitteilungen

Zwei für Mecklenburg-Vorpommern Ditula angustiorana (Haworth, 1811) neue Kleinschmetterlinge aus den (Lepidoptera: Tortricidae) Bei Lichtfangabenden im Garten des Autors in Familien Gracillariidae und Tortricidae Buchholz (Dobin am See) vom 26.06. bis (Lepidoptera) 30.07.2019 kamen mehrere Tortriciden ans Licht, die dem Autor bisher unbekannt waren. Im Parectopa robiniella Clemens, 1863 Bestimmungsbuch von RAZOWSKI (2001) war die (Lepidoptera: Gracillariidae) Art nicht verzeichnet. Hilfe zur Bestimmung der Nachdem in Brandenburg der an Robinie (Robinia Falter kam dann vom www.lepiforum.de; es pseudacacia) lebende Neozoen Parectopa handelte sich um Ditula angustiorana (Haworth, robiniella Clemens, 1863 erstmalig im Jahr 2000 in 1811), eine polyphage Art, deren Raupen unter Deutschland nachgewiesen wurde, konnte die Art anderem an Buchsbaum (Buxus), Lebensbaum 19 Jahre später am Rande des ehemaligen (Thuja) und Fichte (Picea) fressen sollen (Abb. 3). Truppenübungsplatzes in Ludwigslust als Mine an den dort vorkommenden Robinien durch den Autor nachgewiesen werden. Wenige Tage später wurden auf dem Alten Friedhof in Schwerin (am südlichen Obotritenring im Stadtteil Weststadt) ebenfalls Blattminen dieser Art vom Autor gefunden (Abb. 1). Aus den Mitte Oktober 2019 eingesammelten sternförmigen Blattminen schlüpften am 28. Februar 2020 zwei Exemplare (Abb. 2).

Abb. 3: Ditula angustiorana (Haworth, 1811) (10 mm).

Literatur GAEDICKE, R., NUSS, M., STEINER, A. & TRUSCH, R. (Hrsg.) (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 21: 1-362.

RAZOWSKI, J. (2001): Die Tortriciden Abb. 1: Blattmine von Parectopa robiniella. (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas.

Bestimmung, Verbreitung, Flugstandort, Lebensweise der Raupen. – Bratislava: Slamka, 319 S. www. Lepiforum.de, abgerufen im Januar 2020.

Anschrift des Verfassers Uwe Deutschmann, D-19067 Dobin am See, OT Buchholz, Feldstr. 5 E-Mail: [email protected]

Abb. 2: Parectopa robiniella Clemens (7 mm).

80 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: STEINHÄUSER, U.: Interessante Beobachtungen 2020 von Schmetterlingen in Westmecklenburg (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae): 81-85.

Interessante Beobachtungen 2020 von 2638/1, Abb. 3) entdeckt. Bei genauerer Schmetterlingen in Westmecklenburg Betrachtung des Geschehens zeigte sich, dass weitere zwei Raupen bereits im Gras jenseits des (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae) Weges unterwegs waren. Offensichtlich kamen die Tiere von einem auf der anderen Wegseite Raupenfunde von Arctia caja (Linnaeus 1758) stehenden Zitterpappelgebüsch. Natürlich wurde auf Zitterpappel (Lepidoptera, Erebidae: auch unter diesem Gebüsch in der Krautvegetation Arctiinae) nach weiteren Raupen gesucht. Die Überraschung Der Braune Bär Arctia caja (Linnaeus, 1758) ist war groß, als erwachsene Raupen in großer Zahl ca. unsere bekannteste Bärenspinnerart (Abb. 1, 2). Die 1 m über dem Boden an der Zitterpappel fressend Art ist weit verbreitet und nicht selten; Funde sind gefunden wurden. Letztlich wurden in dem kleinen nahezu flächig über das ganze Land verteilt Zitterpappelgebüsch am Wegrand über 200 (THIELE et al. 2018). Der Braune Bär ist eine der erwachsene Raupen des Braunen Bären festgestellt wenigen Schmetterlingsarten, von denen die (Abb. 4). Raupen häufiger gefunden werden als die Falter.

Abb. 3: Fundstelle bei Wahlstorf. Abb. 1: Brauner Bär Arctia caja (L.).

Abb. 4: Raupe vom Braunen Bär, an Espe fressend.

Zwei Dinge an dieser Beobachtung sind nach Abb. 2: Brauner Bär in Ruhestellung. Meinung des Autors so bemerkenswert, sodass sie hier in dieser kleinen Meldung mitgeteilt werden: Die imposanten Raupen mit ihrer starken 1. Der Nachweis von Zitterpappel (Populus Behaarung, die zur Namensgebung der Art führte, tremula) als weitere Raupenfraßpflanze für Arctia leben extrem polyphag. Sie fressen allerlei Kräuter caja in Mecklenburg-Vorpommern. Wie bereits wie Löwenzahn (Taraxacum) und Brennnessel oben angeführt, lebt die Raupe polyphag. Die (Urtica), aber auch an Büschen und Sträuchern wie Zitterpappel wurde nach einer kleinen Weiden-Arten (Salix), Himbeere () und Literaturrecherche bei keinem der bekannten Heidelbeere () (KOCH 1988, WEIDEMANN Autoren (u. a. KOCH 1988, WEIDEMANN & KÖHLER & KÖHLER 1996, THIELE et al. 2018). Meist werden 1996, STEINER et al. 2014) genannt. EBERT (1997) die großen dunklen, haarigen Raupen auf ihrem listet für Baden-Württemberg 50 Raupen- Weg von der Fraßpflanze zum Verpuppungsplatz fraßpflanzen auf, allerdings ohne die Zitterpappel gefunden, wenn sie Straßen und Wege überqueren. zu nennen. So wurde auch am 9. Juni 2020 eine Raupe beim 2. Die individuenreiche Ansammlung von mehr als Überqueren eines sandigen Feldweges bei 200 erwachsenen Raupen auf engstem Raum Wahlstorf (Landkreis Ludwigslust-Parchim, MTB erscheint ebenfalls bemerkenswert. Auch andere

81 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: STEINHÄUSER, U.: Interessante Beobachtungen 2020 von Schmetterlingen in Westmecklenburg (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae): 81-85.

Autoren berichten über gelegentliche Raupenfunde „in Anzahl“ (WEIDEMANN & KÖHLER 1996). Bei EBERT (1997) werden Raupenfunde weiterer Gewährsmänner zwischen 15 und 40 Individuen aufgeführt. Eine Ansammlung von mehr als 200 erwachsenen Raupen auf engstem Raum scheint daher gerade in Zeiten des allgemeinen Insektenrückgangs besonders erwähnenswert.

Massenauftreten von Leucoma salicis (Linnaeus, 1758) bei Plau am See (Lepidoptera: Noctuidae: Lymantriinae) Der Pappel-Trägspinner Leucoma salicis (Linnaeus, 1758) ist im gesamten Land weit verbreitet (THIELE et al. 2018). Meist wird die Art vereinzelt gefunden. In der Literatur finden sich regelmäßig Hinweise auf frühere Massenauftreten, die zu Schädigungen von Pappelalleen führten (z. B. KOCH 1988, EBERT 1994, WEIDEMANN & KÖHLER 1996, STEINER et. al. 2014, THIELE et al. 2018). Nach BELLMANN (2016) gehören derartige Massenauftreten aber bereits seit geraumer Zeit der Geschichte an. Am 15. Juni 2020 informierte der befreundete Entomologe Monty Erselius, Plau am See, über Abb. 5: Pappelallee nach Plauerhagen. eine bemerkenswerte Beobachtung. An der Straße nach Plauerhagen (Landkreis Ludwigslust-Parchim, MTB 2539/2), die einseitig mit alten Hybrid- Pappeln Populus x canadensis (Moench) bestanden ist, hatte er am 13. Juni 2020 tausende Leucoma salicis beobachtet. Neugierig geworden, suchte ich am Abend des 15.06.2020 die Örtlichkeit gegen 17.00 Uhr selbst auf (Abb. 5). Ähnlich wie Erselius fand auch ich tausende Pappel-Trägspinner vor, die über der Straße flogen, an den Baumstämmen und auch in den Gräsern und im Getreide beiderseits der Landstraße saßen (Abb. 6, 7, 17, 3. Umschlagseite). Die meisten Falter erschienen frisch, nur wenige waren abgeflogen. Zahlreiche Falter saßen in Kopula an den Pappelstämmen, wieder andere waren gerade frisch geschlüpft und trockneten die Flügel. An den Stämmen wurden unzählige Eigelege gefunden, die mit der arttypischen wachsartigen Schicht überzogen waren. In den Rindenritzen befanden sich tausende Puppen, vielfach bereits leer und geschlüpft, andere noch unversehrt und eingesponnen. Daneben krochen zahlreiche Larven unterschiedlichster Entwick- lungsstadien stammaufwärts. Ein Blick in die Kronen der meisten der 51 Hybrid-Pappeln, die 1958 gepflanzt worden waren, zeigte einen extrem starken Raupenfraß. Die Kronen waren bereits stark aufgelichtet. Die Anzahl der Tiere wurde auf weit mehr als 50.000 geschätzt. Auch an den Abb. 6: Tausende Exemplare Leucoma salicis (L.) Straßenbegrenzungspfählen fanden sich unzählige an Pappelstämmen und in der nächsten Umgebung. Spinner jedes Entwicklungsstadiums. Die Kunststoffpfähle wurden ebenso zur Eiablage genutzt, wie die Hose einer Beobachterin.

82 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: STEINHÄUSER, U.: Interessante Beobachtungen 2020 von Schmetterlingen in Westmecklenburg (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae): 81-85.

Abb. 8: Calosoma auropunctatum (Herbst, 1784).

Abb. 9: Der Bockkäfer Rhamnusium bicolor (Schrank).

Abb. 7: Leucoma salicis (L.) an Pappelstämmen.

Am 19. Juni 2020 setzte z. T. länger anhaltender leichter Regen ein (bis zum 21. Juni). Laut ehrenamtlich betriebener Wetterbeoachtungsstation Plau (Auskunft: P. Priegnitz, Plau) fielen in dieser Zeit 7,1 Liter Niederschlag. Bei einem erneuten Besuch der Örtlichkeit am 23. Juni 2020 war festzustellen, dass die Massenvermehrung von Leucoma salicius komplett zusammengebrochen war. Nur noch ganz wenige Falter saßen an fünf bis sechs Stämmen, der Rest der Falter lag tot auf dem Boden oder war verschwunden. Es war bisher zu keinem Kahlfraß an den Hybrid-Pappeln gekommen. An einem heruntergebrochenen Ast Abb. 10: Die Hymenoptere Pimpla turionellae (L.) waren noch die starken Fraßspuren der Raupen an versenkt ihren Bohrer tief ins Holz. den an- und abgefressenen Blättern gut zu erkennen. Gleichzeitig konnte aber auch festgestellt Loew, 1849 (det. W.-P. Polzin), sowie die werden, dass zahlreiche Blätter neu austrieben. Schlupfwespen Pimpla turionellae (Linnaeus, Wie ein Dorfbewohner glaubhaft versicherte, gab es 1758), Abb. 10, und Lissonota Gravenhorst, 1829 bereits 2019 am gleichen Ort eine derartige spec. (det. Martin Schwarz, Österreich). Massenvermehrung, deren Entwicklung vermutlich In der Rinde jagten die Zebraspringspinnen Salticus 2018 erstmals augenscheinlich wurde. scenicus (Clerck, 1757) und S. cingulatus (Panzer, 1797) (det. W.-P. Polzin). Als eher an Pappel bzw. Beim Betrachten der grobrindigen Hybrid-Pappel- andere Bäume gebundene Arten wurden stämme wurden zahlreiche Antagonisten beobachtet: Drei Hornissen-Glasflügler Sesia beobachtet: Lauf- und andere Käfer wie der apiformis (Clerck, 1759), Abb. 11, die in den Goldpunkt-Puppenräuber Calosoma auropunctatum Rindenritzen an den Stammfüßen der Hybrid- (Herbst, 1784) (det. Dr. Hans-Peter Reike, Pappeln ihre Eier ablegten; frische Puppenhüllen Moritzburg-Boxdorf), Abb. 8, und der Mausgraue zeugten vom Schlupf weiterer Hornissen- Schnellkäfer Agrypnus murinus (Linnaeus, 1758) Glasflügler. Darüber hinaus wurden zwei gerade (det. Wolf-Peter Polzin, Güstrow), Raubfliegen wie geschlüpfte Pappelschwärmer Laothoe populi der Gemeine Strauchdieb Neoitamus cyanurus (Linnaeus, 1758) am Fuß der Hybridpappeln

83 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: STEINHÄUSER, U.: Interessante Beobachtungen 2020 von Schmetterlingen in Westmecklenburg (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae): 81-85. gefunden, sowie eine erwachsene Raupe des Roten Ordensbandes Catocala nupta (Linnaeus, 1767) am einem heruntergebrochenen Ast, Abb. 12, des Weiteren ein Rüsselkäfer der Gattung Dorytomus Germar, 1817, der Große Pappelblattkäfer Chrysomela populi (Linnaeus, 1758), der Beulenkopfbock Rhamnusium bicolor (Schrank, 1781), Abb. 9, sowie die Winkerzikade Populicerus nitidissimus (Herrich-Schaffer, 1835), die monophag auf Schwarzpappel und deren Hybriden lebt. Im Gras wurden weitere Falter beobachtet, so der Ockergelbe Blattspanner Camptogramma bilineata (Linnaeus, 1758), Abb. 13, der Abb. 13: Ockergelber Blattspanner Camptogramma Ampferspanner Timandra comae (A. Schmidt, bilineata (L.). 1931), die Bleiche Graseule Mythimna pallens (Linnaeus, 1758), Abb. 14, und die Große Grasbüscheleule Apamea monoglypha (Hufnagel, 1766), Abb. 15, sowie mehrere Raupen des Labkrautschwärmers Hyles gallii (Rottemburg, 1775), Abb. 16. Ohrwürmer, Staphylinidenlarven und die Gefleckte Kamelhalsfliege Phaeostigma notata (Fabricius, 1781) rundeten das Bild ab. Alle zusammen stellen aber nur einen kleinen Ausschnitt und eine Momentaufnahme aus der Lebensgemeinschaft dieser allgemein als naturfern geltenden Hybrid-Pappelreihe an einer mäßig befahrenen Landstraße dar.

Abb. 14: Bleiche Graseule Mythimna pallens (L.).

Abb. 11: Hornissen-Glasflügler Sesia apiformis Abb. 15: Große Grasbüscheleule Apamea (Clerck). monoglypha (Hufnagel).

Abb. 12: Schwer erkennbar: Die Raupe des Roten Ordensbandes Catocala nupta (L.) auf dem Abb. 16: Raupe des Labkrautschwärmers Hyles Pappelast. gallii (Rottemburg).

84 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: STEINHÄUSER, U.: Interessante Beobachtungen 2020 von Schmetterlingen in Westmecklenburg (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae): 81-85.

Literatur der Blutströpfchen, Schwärmer, Bären und BELLMANN, H. (2016): Der Kosmos Spinnerartigen. – Landesamt für Umwelt, Schmetterlingsführer: Schmetterlinge, Raupen und Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Futterpflanzen. – Stuttgart: Kosmos, 448 S. Vorpommern & biota – Institut für ökologische EBERT, G. & RENNWALD, E. (Bearb. u. Hrsg.) Forschung und Planung GmbH (Hrsg.): Beiträge (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. zur floristischen und faunistischen Erforschung des Bd. 4: Nachtfalter 2. – Stuttgart: Eugen Ulmer, 535 Landes Mecklenburg-Vorpommern. Friedland: S. Steffen Media, 352 S. EBERT, G. & RENNWALD, E. (Bearb. u. Hrsg.) WEIDEMANN, H. J. & J. KÖHLER, J. (1996): (1997): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Nachtfalter: Spinner und Schwärmer. – Augsburg: Bd. 5: Nachtfalter 3. – Stuttgart: Eugen Ulmer, 575 Naturbuch-Verlag, 512 S. S. KOCH, M. (1988): Wir bestimmen Schmetterlinge. Bildernachweis – HEINICKE, W. (Bearb.): Ausgabe in einem Band, Abb. 6, 9, 10 und auf der 3. Umschlagseite Abb. Leipzig: Neumann Verlag, 792 S. 11, 12: Wolf-Peter Polzin (Güstrow), alle anderen STEINER, A., RATZEL, U., TOP-JENSEN, M. & Fotos vom Verfasser. FIBINGER, M. (2014): Die Nachtfalter Deutschlands. Ein Feldführer; sämtliche Abbildungen 3. Umschlagseite nachtaktiven Großschmetterlinge in Lebendfotos Leucoma salicis (L.). 1: Paarung. 2: Falter in und auf Farbtafeln. – Osetrmarie: BugBook Ruhestellung. 3: Falter mit ausgebreiteten Flügeln. Publishing, 878 S. 4: Raubfliege Neoitamus cyanurus Loew, mit THIELE, V. , BLUMRICH, B., GOTTELT-TRABANDT, Beute. 5: Eiablage. 6: Eispiegel. 7: Falter und C., SCHUHMACHER, S., EISENBARTH, S., BERLIN, Puppen an Straßenbegrenzungspfahl. 8, 9: Raupen. A., DEUTSCHMANN, U., TABBERT, H., SEEMANN, 10: Puppen im Gespinst. 11: Falter, einer beim R. & STEINHÄUSER, U. (2018): Verbreitungsatlas Schlupf. 12: Frisch geschlüpfter Falter.. der Makrolepidopteren Mecklenburg- Vorpommerns. Allgemeiner Teil und Artengruppen

Abb. 17: Leucoma salicis (L.) am Stamm einer Hybrid-Pappel ruhend.

Anschrift des Verfassers Udo Steinhäuser, Millionenweg 7, D-19395 Plau am See E-Mail: [email protected]

85 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: ZESSIN, W.: Kurzer Bericht von der 39. Tagung der „Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e. V.“ in Höxter, Niedersachsen (12.-16.3.2020): 86-90.

Kurzer Bericht von der 39. Tagung der „Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e. V.“ in Höxter, Niedersachsen (12.-16.3.2020)

WOLFGANG ZESSIN

Eine Reise im Schatten des Corona-Virus hat ihre 11:40 Uhr Kappes, Eva und Wulf & Martens, Eigenheiten. Bis zum Schluss bangten wir, ob sie Prof. Dr. Andreas: Erster Entwicklungsnachweis stattfinden würde oder doch, wie viele andere auch, einer Tramea-Art in Deutschland und in Europa. abgesagt wird. Von den ca. 160 angemeldeten 12:00 Uhr Haese, Ulrich: Einflug von Teilnehmern hatten über fünfzig ihre Teilnahme Schabracken-Libellen 2019 mit Reproduktion in kurzfristig abgesagt. So war das Programm auf 14 NRW und NL. Vorträge zusammengestrichen und die Vorträge, 12:20 Uhr Martens, Prof. Dr. Andreas: Der die für den Sonntag vorgesehen waren, fanden Redclaw Cherax quadricarinatus bedroht die schon am Sonnabend statt. An der Exkursion, die aquatische Biodiversität von Mauritius. statt der Vorträge am Sonntag angeboten wurde, 12:40 Uhr Mittagspause. nahmen wir nicht teil. Libellen waren nicht zu 13:40 Uhr Treffen zum Gruppenbild. erwarten, dafür war es noch zu früh im Jahr. Block 3 Moderation: Mathias Lohr. 14:00 Uhr Brockhaus, Dr. Thomas; Fischer, Iris Tagungsprogramm (Vortragende fett gedruckt, & Marcia Sittenthaler: Was ist Somatochlora siehe auch CONZE 2020) metallica? Erste Ergebnisse zur Klärung einer Freitag, 13.03.2020 systematischen Verwirrnis. 14:00-16:00 Uhr Conze, Klaus-Jürgen: Workshop 14:20 Uhr Liebigt, Vera (Jungreferentin) & Insektenmonitoring in der Technische Hochschule Mauersberger, Dr. Rüdiger: Libellenmonitoring Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), An der an Seen – Wie gut ist eine in Brandenburg Wilhelmshöhe 44, 37671 Höxter, Raum 6407. angewandte Methode der Anisopteren- Ab 17.00 Uhr Tagungsbüro und Come together im Emergenzuntersuchung? Wirtshaus „Paulaner zum Landsknecht“, 14:40 Uhr Küry, Dr. Daniel: Standardisierte Stummrigestraße 17, 37671 Höxter. Erhebungen – Grundlage zum Libellenschutz. 19:30-20:30 Uhr Martens, Prof. Dr. Andreas: 15:00 Pause. Flugakrobaten auf gläsernen Schwingen – aktuelle Block 4 Moderation: Dr. Ralf Joest. Fragen der Libellenkunde. Aula im Haus der 15:30 Conze, Klaus-Jürgen: Bundesweites Volkshochschule, Möllinger Straße 9, 37671 Insektenmonitoring – und was machen die Höxter. Libellen? Samstag, 14.03.2020 15:50 Uhr Frank, Dr. Michael: Zur aktuellen Ab 08:00 Uhr Tagungsbüro im Vorraum des Verbreitungssituation von Ceriagrion tenellum in Audimax/Vortragsraums 4306, in der TH OWL, An Mecklenburg-Vorpommern. der Wilhelmshöhe 44, 37671 Höxter. 16:10 Uhr von Blanckenhagen, Benno: Zur 09:00 Uhr Begrüßung. Situation der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia Block 1 Moderation: Dr. André Günther. pectoralis) in Hessen. 09:15 Uhr Lohr, Dr. Mathias: Libellen zwischen 16:30 Uhr Vorschau auf die GdO-Tagung 2021 und Egge und Solling – zur Odonatenfauna des Verabschiedung. Weserberglandes. 17:00 Uhr Mitgliederversammlung der GdO e. V., 09:45 Uhr Joest, Dr. Ralf: Entwicklung der im Vortragsraum 4306. Libellenfauna der renaturierten Lippeaue über fast A b 19:30 Uhr Gesellschaftsabend im Ringhotel drei Jahrzehnte. Niedersachsen, Grubestr. 3-7, 37671 Höxter. 10:05 Uhr Lohr, Dr. M. trägt wegen Abwesenheit Sonntag, 15.03.2020 von Hoffmann, Ulrike vor: Ein Leben im 10:00 Uhr Lohr, Mathias & Beinlich, Burkhard: Verborgenen – Nachweise der Gestreiften Exkursion ins NSG Grundlose-Taubenborn bei Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) im Kreis Höxter. Treffpunkt: Parkplatz an der Freizeitanlage Lippe, NRW. Höxter-Godelheim, Godelheimer Straße, Höxter. 10:25 Uhr Immerschitt, Isabelle: (Jungreferentin): 13:00 Ende der Tagung. Der Umgang von Anax imperator-Larven mit Plastikpartikeln – aus Meso- wird Mikroplastik. Unsere Unterkunft in dem kleinen, netten Städtchen 10:50 Uhr Pause. Schwalenberg lag ca. 25 km von Höxter entfernt. Block 2 Moderation: Dr. Rüdiger Mauersberger. Hier residierten einst die Grafen von Schwalenberg, 11:20 Uhr Günther, Dr. André: Pantala ihre Burg, hoch über der Stadt gelegen, wurde im flavescens – ein weltweiter Wanderer an den Toren Dreißigjährigen Krieg zerstört und später als Europas. Adelssitz wieder aufgebaut. Das Rathaus von Schwalenberg (1579) ist sehr prächtig und zeugt

86 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: ZESSIN, W.: Kurzer Bericht von der 39. Tagung der „Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e. V.“ in Höxter, Niedersachsen (12.-16.3.2020): 86-90. vom Wohlstand der Bürger zur damaligen Zeit. Oft Untersuchungen auf, die bislang zu kurz gekommen wird der Ort auch das „Lippische Rothenburg“ waren. genannt. Am 13. März besuchten wir das Kloster Corvey, ein Weltkulturerbe. Das Kloster wurde 822 am Übergang des Hellwegs (uralter, ost-west verlaufender Höhenweg) über die Weser am Westufer errichtet und lag dann etwas östlich des Königshofs Huxori (später Höxter).

Abb. 3: Dr. André Günther berichtet über den ersten Freilandnachweis von Pantala flavescens in Deutschland.

Abb. 1: Der Vortragsraum in der Volkshochschule Höxter am 13.3.2020 kurz vor dem Einführungs- Vortrag von Prof. Dr. Andreas Martens, Karlsruhe: „Flugakrobaten auf gläsernen Schwingen – Aktuelle Fragen der Libellenkunde“. Trotz der Absagen war der Raum gut gefüllt.

Unser Beitrag bestand in der Präsentation von zwei Postern (siehe unten). Der Tagungsband wurde leider im A4-Format gedruckt, entgegen der Tradition vorheriger Tagungen. Abb. 4: Dr. Thomas Brockhaus macht auf Somatochlora metallica und die systematische Verwirrnis um diese Libellenart aufmerksam.

Abb. 2: Prof. Dr. Andreas Martens bei seinem Vortrag, dem sich eine lange Diskussion anschloss. Abb. 5: Die „Jungreferentin“ Isabelle Immerschitt Er zeigte eine Reihe von Möglichkeiten künftiger bei ihrem Vortrag über den „Umgang von Anax imperator – Larven mit Plastikpartikeln“.

87 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: ZESSIN, W.: Kurzer Bericht von der 39. Tagung der „Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e. V.“ in Höxter, Niedersachsen (12.-16.3.2020): 86-90.

Abb. 6: Poster über tertiäre Libellen aus dem Moler (Paläozän/Eozän) von Dänemark. Kurzfassung siehe ZESSIN (2020b).

88 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: ZESSIN, W.: Kurzer Bericht von der 39. Tagung der „Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e. V.“ in Höxter, Niedersachsen (12.-16.3.2020): 86-90.

Abb. 7: Poster über eine neue, nahezu vollständige fossile Libelle aus dem Westfalium (Oberkarbon) vom Piesberg bei Osnabrück. Kurzfassung siehe ZESSIN et al. (2020).

89 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: ZESSIN, W.: Kurzer Bericht von der 39. Tagung der „Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e. V.“ in Höxter, Niedersachsen (12.-16.3.2020): 86-90.

Abb. 8: Tagungsteilnehmer, Foto: Lucas Kaußen.

Beim abendlichen Gesellschaftsabend im Ringhotel Höxter, für die gute Vorbereitung und in Höxter (Beginn 19.30 Uhr) war eine verantwortungsbewusste und mutige Tagungs- Unterhaltung meist nur mit dem unmittelbaren durchführung gesagt. Nachbarn möglich. Das Büfett bestand ausschließlich aus vegetarischen Gerichten und ließ Literatur trotzdem kaum Wünsche offen. CONZE, K.-J. (2020): Bericht zur 39. Jahrestagung Da zahlreiche Tagungsteilnehmer nicht im der GdO e. V. – http://www.libellula.org/aktuelles/ Ringhotel wohnten und mit dem Auto in ihre [15 S.]. Unterkünfte zurück fahren mussten, hielt sich die RITTER-SCHAUMBURG, H. (2008): Hermann der Stimmung in Grenzen, jedenfalls solange wir da Cherusker. Die Schlacht im Teutoburger Wald und waren. Wir mussten ja auch noch 25 km bis ihre Folgen für die Weltgeschichte. – Wiesbaden: Schwalenberg fahren und brachen deshalb schon VMA-Verlag, 278 S. gegen 22 Uhr auf. ZESSIN, W. (unveröffentl., 2020a): Hermann, Den Sonntagvormittag verbrachten wir mit unseren Kaiser Wilhelm und Libellen – Eindrücke von der Harzer Freunden (Prof. Dr. Carsten und Brigitte Reise zur 39. GdO-Tagung nach Höxter (12.- Brauckmann, Dr. Elke Gröning, alle Clausthal) auf 16.3.2020). – Internationaler Verein zur Besichtigungstour im Lippeschen Land. Erforschung der Zessin-Familiengeschichte e. V. Wir nutzten den Nachmittag noch zu einer Fahrt zu Familienbrief Nr. 16 (2021): 4-11, 30 Abb., Jasnitz. den Externsteinen, das keltisch-germanische ZESSIN, W. (2020b): Neues über tertiäre Libellen Heiligtum in Deutschland mit dem aus dem Moler (Paläozän/Eozän) von Dänemark. – Kreuzabnahmerelief (RITTER-SCHAUMBURG 2008, 39. Jahrestagung der Gesellschaft deutsch- ZESSIN 2020a). sprachiger Odonatologen e. V. vom 13.-15. März Am Montag (16.3.20) fuhren wir wieder zurück 2020 in Höxter. LANUF Landesamt für Natur, nach Hause, machten aber noch einen Abstecher Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein- zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica Westfalen (Hrsg.): Tagungsband, Recklinghausen auf dem Wittekindsberg an der Weserscharte. S. 49-50, 1 Abb. So nahm unsere Reise zur 39. Tagung der ZESSIN, W., BRAUCKMANN, C. & GRÖNING, E. Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (2020): Eine neue interessante Libelle aus dem (GdO) nach Höxter mit diesem geschichtsträchtigen Westfalium (Oberkarbon) vom Piesberg bei Abschluss ein schönes Ende. Die Reise wird uns Osnabrück. – 39. Jahrestagung der Gesellschaft auch später noch als die „Corona-Reise“ hoffentlich deutschsprachiger Odonatologen e. V. vom 13.-15. in guter Erinnerung bleiben. März 2020 in Höxter. LANUF Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein- Dank Westfalen (Hrsg.): Tagungsband, Recklinghausen Dank sei dem GdO-Vorstand (Klaus-Jürgen Conze, S. 49-50, 1 Abb. Michael Post und Dr. Christoph Willigalla) und den Verfasser: Dr. Wolfgang Zessin, Lange Str. 9, Organisatoren unter Leitung von Dr. Mathias Lohr, 19230 Jasnitz. E-Mail: [email protected]

90 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: RÖßNER, E.: Bericht über das 26. Treffen der „Lamellicornia-Freunde“ in Schwerin (Coleoptera: Scarabaeoidea): 91.

Bericht über das 26. Treffen der „Lamellicornia-Freunde“ in Schwerin (Coleoptera: Scarabaeoidea)

Teilnehmer des 26. Treffens der „Lamellicornia-Freunde“. Hintere Reihe, von rechts: Oliver Hillert (Schöneiche bei Berlin), Harald Kalz (Schlabendorf am See), Ludger Schmidt (Neustadt a. Rbg.), Eckehard Rößner (Schwerin), Christian Blumenstein (Potsdam), Dr. Carsten Zorn (Gnoien). Mittlere Reihe, von rechts: Thomas Lehmann (Oranienbaum-Wörlitz), Patrick Urban (Bielefeld), Eckart Heise (Vastorf), Wolfgang Ziegler (Rondeshagen). Vorn, von rechts: Axel Bellmann (Bremen), Dr. Jörn Buse (Seebach). Foto: Gerd Hartwich.

Das in der Regel alljährliche Treffen der Ludger Schmidt: Neue Lamellicornia-Literatur. „Lamellicornia-Freunde“ fand am 16. November Ludger Schmidt: Scarabaeidae-Notizen: Nach- 2019 zum 26. Mal statt, wie im Jahr davor im suche und Beobachtungen zu den Gattungen Anoxia Internat des Sportgymnasiums Schwerin- Laporte und Rhizotrogus Latreille (Melolonthinae) Lambrechtsgrund. Die Teilnehmer kannten sich seit in Deutschland. Jahren oder gar Jahrzehnten, wodurch eine Axel Bellmann: Die Gattungen Paracoptochirus freundschaftliche, fast „familiäre“ Atmosphäre Balthasar und Osmanius Branco & Baraud – entstand. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Kenntnisstand und Diskussion. interessante Vorträge und Diskussionen mit folgenden Themen (in der Reihenfolge der Für den Herbst 2020 ist das nächste Treffen Präsentationen): geplant; es soll wieder in Schwerin statfinden. Der Harald Kalz: Urlaubseindrücke aus Tarifa in Freundeskreis der Lamellicornia würde sich über Spanien im März 2019. neue Interessierte freuen und möchte sie herzlich Patrick Urbahn: Aktuelle Funde von einladen. Diese wenden sich bitte an die folgende Blatthornkäfern aus der Umgebung von Bielefeld, E-Mail-Adresse: [email protected] mit anschließender Diskussion. Jörn Buse: Struktur von Dungkäfergemeinschaften Der Leitung des Sportinternates, einer Einrichtung in Südwest-Deutschland aus der Perspektive des des AWO-Kreisverbandes Schwerin-Parchim, wird Klimawandels (Aphodiinae, Scarabaeinae). für die Bereitstellung des Tagungsraumes gedankt. Eckehard Rößner: Das Scarabaeoidea-Material Herzlicher Dank gebührt auch dem Mitarbeiter aus Nordafrika und Nahost von Univ.-Prof. i. R. Dr. dieser Einrichtung, Gerd Hartwich (Grambow), für Wolfgang Waitzbauer, Wien. die Anfertigung der Fotografie. Oliver Hillert: Die Gattung Melolontha Fabricius (Melolonthinae) auf der Iberischen Halbinsel. Eckehard Rößner

91 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: RÖßNER, E.: Heinz Tabbert – 70. Geburtstag: 92-94.

Heinz Tabbert – 70. Geburtstag

Am 5. August 2020 begeht unser langjähriges Schmetterlinge auf, die er mit einem Glas einfing. Vereinsmitglied Heinz Tabbert seinen 70. Doch zuhause flogen sie beim Öffnen des Glases Geburtstag. Der Entomologische Verein davon – ein doch ziemlich frustrierendes Erlebnis. Mecklenburg e. V. gratuliert ihm herzlich zu Erst viel später wusste er, dass es sich um die diesem Jubiläum, wünscht Gesundheit und Tagfalter Schornsteinfeger und Großes Ochsenauge Schaffenskraft – und er wünscht sich von ihm noch gehandelt hatte. viele interessante Beiträge für die Vereinszeitschrift. Heinz wurde in die Goethe-Oberschule Stralsund Als Stralsunder kann Heinz Tabbert fast als eingeschult. Er sicherte sich einen Sitzplatz an der nordöstlicher Außenposten des im Westen Fensterreihe mit einem herrlichen Ausblick auf das Mecklenburgs ansässigen Vereins gelten, doch er Gewässer des Querkanals mit der Reparaturwerft steht mit seiner Aktivität stets mitten im für Segelboote und Anglerkähne, der Hafeninsel Vereinsgeschehen. In den interessanten Gesprächen mit dem abgeriegelten Stadthafen und seinen mit ihm, die gespickt sind mit kleinen, persönlichen gewaltigen Siloanlagen, den sich ständig drehenden, Anekdoten und Erlebnissen, offenbart sich seine hievenden oder fierenden Kränen, die die Schiffe vielschichtige Persönlichkeit. Er zeigt sich – aus allen Ostseeländern abfertigten. Auf der wenigstens in bestimmten Etappen seines Lebens – anderen Seite des Strelasundes leuchtete die gelbe als Bauer, Sportler, Bastler und Techniker, Seebär, Kliffküste bei Altefähr im Sonnenschein, zu sehen Schreiber mit schriftstellerischen Ambitionen, war auch das „Schwemmi“ mit seinem beliebten Karikaturist und eben als Entomologe, stets aber Badestrand und die Rügendamm-Brücke. war und ist er ein „Jung von de Küst“. Erinnerungen, die Heinz Tabbert in besonderer Weise und für immer prägten, seine Liebe und Verbundenheit zur Ostseelandschaft und dem maritimen Treiben. Während der Schulzeit entwickelte Heinz verschiedene Interessen, die sich teilweise bis heute erhalten haben. Im Modellbau arbeitete er mit Laubsäge und Sperrholz, fertigte vor allem Schiffsmodelle wie den Supertrawler „Atlantik“ und leitete in der achten Klasse die Arbeitsgemeinschaft „Modellbau“ der Schule. Er arbeitete sich in das Zeichnen mit Redisfeder, Tusche und Farben ein und begann, Personen und Situationen zu karikieren. Im Sport errang er Medaillen bei Schul- und Kreismeisterschaften, besonders im Ringen und Gewichtheben. Heinz Tabbert mit Enkel Louis am Strand von In den Jahren 1957 bis 1961 wurde Heinz in den Barhöft vor der Insel Bock. Schulferien aufs Land nach Heidebrink bei Grimmen zu seinen Verwandten geschickt, die als Heinz Tabbert wurde auf der zwischen Stralsund Einzelbauern Ackerbau und Viehzucht betrieben. und Rügen gelegenen Insel Dänholm als zweites Hier wurde er eng in den Bauernalltag einbezogen. von fünf Kindern geboren. Die Familie zog früh Bleibende Erinnerungen waren das Reiten auf nach Stralsund-Andershof. 1995 bezog Heinz einem Kaltblut-Ackergaul, das Sitzen auf dem Tabbert mit seiner Familie Haus und Gehöft in Kutschbock, um die Milchkannen in die Stadt zur Negast, südlich von Stralsund, wo er bis heute mit Molkerei zu bringen, Kartoffeln sammeln, Kirschen seiner Ehefrau wohnt. pflücken, das Butterfass drehen und mit der 250er In der Kindheit war die westlich des Rügendamms JAWA mitzufahren. Jeden Abend wurde am gelegene Weide- und Küstenlandschaft, von den einzigen Fernseher des Dorfes ferngesehen. Nach Kindern „Schwemmi“ genannt, der große Spielplatz der Stallarbeit hütete Heinz die Kühe, „bei Wind von Heinz. Hier erlebte er Abenteuer, die auch und Wetter“. Langweilig wurde es ihm aber nie; er Gefahren in sich trugen. Die von den Kindern aus schleppte alles Brauchbare heran und baute sich aus dem Schlick des seichten Strelasund-Ufers Astwerk und Strohballen eine Hütte. Beim eingesammelte und beim damaligen ABV Erkunden einer Feuchtwiese bemerkte er die vielen (Abschnittbevollmächtigter der Volkspolizei) herumflatternden Schmetterlinge und an einer abgegebene Munition zog glücklicherweise Kopfweide sah er einen ziemlich großen, mit lediglich Schelte und heute natürlich unzulässige ausgebreiteten Flügeln ruhenden, weißen Schläge mit dem Rohrstock nach sich. Bereits im Schmetterling mit schwarzen Punktreihen, den er Vorschulalter fielen Heinz beim Spielen im näher betrachtete und dessen Erscheinungsbild sich hüfthohen Gras die vielen dunkel gefärbten für immer in sein Gedächtnis einprägte, sodass er

92 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: RÖßNER, E.: Heinz Tabbert – 70. Geburtstag: 92-94. ihn nach vielen Jahren als Stachelbeerspanner wieder erkannte. Von 1965 bis 1969 besuchte Heinz die Hansa Oberschule in Stralsund, eine Erweiterte Oberschule, auf der er das Abitur mit gleichzeitiger Berufsausbildung erwarb. Fortan bestimmten Metallarbeiten mit Schmieden, Schweißen, Drehen und Rohrbau die praktische Ausbildung auf der Volkswerft Stralsund. Wie so oft im Leben, bestimmen manchmal kleine, zufällige Begebenheiten das weitere Leben oder wecken schlummernde Interessen. Heinz sah im Schaufenster eines Stralsunder Buchladens ein Buch mit einer Schmetterlingsabbildung und dem Titel „Wir bestimmen Schmetterlinge“. Es war der damals erste Band des Autors MANFRED KOCH

(1966) über die Tagfalter Deutschlands. Sofort ließ (Antwort: Wird die Hand flach vor die Augen gehalten, kann er es sich zeigen, zurücklegen und war am gleichen man leider nichts sehen!) Tag sein stolzer Besitzer. Erstaunt über die Artenvielfalt, erkundete Heinz fortan mit dem Während des Borddienstes und auf Landgängen Fahrrad die Umgebung von Stralsund, um in richtete er sein Augenmerk auf die Schmetterlinge, seinem Buch ein Kreuz unter jede von ihm trug Material zusammen, das er später an beobachtete Art zu setzen. Es waren schließlich 69 Spezialisten weiter gab. So erhielt Henri Hoppe (†, Kreuze! Durch einen Mitschüler lernte Heinz Pravtshagen), zehn Insektenkästen mit Eulenfaltern dessen Vater Eugen Haubrich kennen, der Tagfalter aus Afrika und Ostasien. Heinz Tabbert notierte sammelte und züchtete. Eisvogel und Schillerfalter akribisch seine Beobachtungen auf See, die zu galten seinem besonderen Interesse. Haubrich interessanten und neuen Erkenntnissen zum wurde fortan der „Lehrer“ von Heinz, nicht nur als Lichtanflug von Nachtfaltern auf See in exotischen Entomologe. Gemeinsame Exkursionen, Licht- und Gebieten führten (TABBERT 2000a, b, 2002). Köderfänge folgten, Insektenkästen wurden selbst Er wurde Mitglied der Fachgruppe Entomologie gefertigt, zusammenklappbare Fangnetze baute sich Rostock unter dem Dachverband des Kulturbundes, Heinz während der Arbeitswoche auf der Werft damals geleitet von Kurt Rudnick, schrieb Artikel nebenbei, Insektennadeln besorgte Herr Haubrich. über Schmetterlinge für die „Ostsee-Zeitung“ und Nach erfolgreichem Abitur und mit der intensivierte seinen Lichtfang nach dem Geschenk Facharbeiterprüfung als Maschinenbauer leistete einer 250-Watt-HQL-Lampe vom Sammelfreund der junge Heinz seinen Grundwehrdienst bei der Wolf-Dieter Busching. damaligen NVA in der Schiffsstammabteilung Mit Austritt aus dem Berufsleben kann Heinz Stralsund-Dänholm in der Nähe seines Geburtsortes, Tabbert auf eine fast 50-jährige, glückliche Ehe mit später diente er auf einem Landungsschiff in seiner Ursula, auf zwei Kinder und vier Wolgast. Auf der Pier vor dem Schiff musste er Enkelkinder zurückblicken. Seitdem arbeitet er an auch auf Wache gehen. Die starke Pierbeleuchtung Publikationen und ehrenamtlich am Zoologischen erhellte große Flächen der Lagerhallen, die Museum/Archiv der Universität Greifswald, indem zahlreiche Nachtfalter angezogen – der junge er die Schmetterlinge des Museumsbestandes in Entomologe Heinz Tabbert ließ nichts unversucht, digitaler Form registriert. Die eigene Sammlung sie in unbeobachteten Momenten einzufangen. besteht aus 80 Insektenkästen mit 1972 bis 1976 studierte er an der „Großschmetterlingen“ und 22 Kästen Ingenieurhochschule für Seefahrt Wustrow- „Kleinschmetterlingen“ aus Mecklenburg- Warnemünde und begann danach seine „Große Vorpommern, sowie 33 Kästen Schmetterlingen aus Fahrt“ in der Handelsflotte der Deutschen aller Welt. Zehn Schmetterlingskästen aus Seereederei Rostock. Fortan führten ihn seine Mecklenburg-Vorpommern harren noch ihrer Reisen ins Mittelmeer und an die Küsten Afrikas, Bearbeitung. letztlich als Technischer Offizier. Eine detaillierte Eine neue Art der Eulenfalter, Acontia persönliche Bordchronik zeugt von einem (Metapioplasta) tabberti aus dem Oman, wurde erlebnisreichen Seefahrerleben. Für die Heinz Tabbert gewidmet (HACKER et al. 2008). In Betriebszeitung „Voll Voraus“ und später, nach der der Derivatio nominis heißt es dazu: „The species is Wiedervereinigung während seiner Arbeit als Chief dedicated to Mr. Heinz Tabbert, who during his Engineer auf Containerschiffen, lieferte Heinz profession as sailor collected numerous Acontia Tabbert Beiträge für die Schriftenreihe species at various localities, often in Angola, „Bordgeschichten“ mit Wort, Bild und dazu Mozambique or at the shores of the Red Sea.” passenden Karikaturen.

93 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: RÖßNER, E.: Heinz Tabbert – 70. Geburtstag: 92-94.

Literatur Vorpommern (Lepidoptera, Hesperiidae). – Virgo HACKER, H. H., LEGRAIN, A. & FIBIGER, M. 19 (1) [2016]: 5-11. (2008): Revision of the Acontia TABBERT, H. (2017b): Die Kleinschmetterlinge des Ochsenheimer, 1816 and the tribus Acontiini östlichen Gebietes von Mecklenburg-Vorpommern. Guenée, 1841 (Old World) (Lepidoptera: Teil 5, Alucitoidea und Pterophoroidea Noctuidae: Acontiinae). – Esperiana 14: 7-686. (Federgeistchen-Motten) (Insecta, Lepi-doptera). – KOCH, M. (1966): Wir bestimmen Schmetterlinge. Virgo 19 (1) [2016]: 17-21. Bd. 1: Tagfalter Deutschlands unter Ausschluß der TABBERT, H. (2000a): Schmetterlings- Alpengebiete. – 4. erw. Aufl., Berlin: Neumann beobachtungen auf See 1998 (Insecta, Lepidoptera). Verlag, 128 S., 18 Taf. – Atalanta 31 (3/4): 511-514. TABBERT, H. (2000b): Schmetterlings- Übersicht der entomologischen Publikationen beobachtungen auf See – Sphingidae (Lepidoptera, von Heinz Tabbert Sphingidae). – Atalanta 31 (3/4): 515-528. TABBERT, H. (1987): Die Tagfalter der Stralunder TABBERT, H. (2002): Schmetterlings- und Grimmener Umgebung im Zeitraum von 1956- beobachtungen auf See (Insecta, Lepidoptera). – 1986 (Lep., Rhophalocera et Hesperiidae). – Atalanta 33 (3/4): 321-338. Entomologische Nachrichten und Berichte 31 (6): 137-146. Mitarbeit an Publikationen TABBERT, H. (1989): An der Kreideküste Rügens THIELE, V. , TABBERT, H., SCHUHMACHER, S., fliegt noch Photedes morrisii (Dale, 1837) (Lep., BLUMRICH, B. & GOHR, C. (2015): Die raum- Noctuidae). – Entomologische Nachrichten und zeitliche Verbreitung der Schmetterlinge von Berichte 33 (1): 35-36. nährstoffarmen Mooren in Mecklenburg- TABBERT, H. (1997): Bemerkenswerte Noctuidae Vorpommern. – Telma 45: 105-132. aus der Stralsunder Umgebung (Lep.). – THIELE, V., BLUMRICH, B., GOTTELT-TRABANDT, Entomologische Nachrichten und Berichte 41 (1): C., SCHUHMACHER, S., EISENBARTH, S., BERLIN, 7-17. A., DEUTSCHMANN, U., TABEBRT, H., SEEMANN, TABBERT, H. (2011): Die Kleinschmetterlinge des R. & STEINHÄUSER, U. (2018): Verbreitungsatlas östlichen Gebietes von Mecklenburg-Vorpommern. der Makrolepidopteren Mecklenburg-Vorpom- Teil 1, Pyraloidea-Zünslerfalter (Insecta, merns. Allgemeiner Teil und Artengruppen der Lepidoptera). – Virgo 14 (1): 28-38. Blutströpfchen, Schwärmer, Bären und TABBERT, H. (2012): Die Kleinschmetterlinge des Spinnerartigen. – Landesamt für Umwelt, östlichen Gebietes von Mecklenburg-Vorpommern. Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Teil 2, Tortricoidea (Wickler) und Choreutoidea Vorpommern & biota – Institut für ökologische (Insecta. Lepidoptera). – Virgo 15 (1): 18-34. Forschung und Planung GmbH (Hrsg.): Beiträge TABBERT, H. (2013): Der Buchsbaumzünsler zur floristischen und faunistischen Erforschung des Neoglyphodes perspectalis (Walker, 1859), jetzt Landes Mecklenburg-Vorpommern. Friedland: auch in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen Steffen Media, 352 S. (Lepidoptera, Pyraloidea, Crambidae, Pyraustinae). – Virgo 16 (1): 67-68. TABBERT, H. (2014): Die Kleinschmetterlinge des östlichen Gebietes von Mecklenburg-Vorpommern. Teil 4, Oecophoridae (Faulholzmotten) einschließlich Chimabachidae, Batrchedridae und Amphisbatidae (Insecta, Lepidoptera). – Virgo 17 (1): 48-52. TABBERT, H. (2016a): Die Kleinschmetterlinge des östlichen Gebietes von Mecklenburg-Vorpommern Teil 3, Yponomeutoidea - (Insecta, Lepidoptera). – Virgo 18 (1) [2015]: 56-58. TABBERT, H. (2016b): Beobachtungen zum Kleinschmetterling Acentria epemerella ([Denis & Schiffermüller], 1763) = Acentropus nivea. – Virgo 18 (1) [2015]: 65-66. TABBERT, H. (2016c): Kurzmeldungen: Bemerkenswerte Wanderfalter aus Mecklenburg- Vorpommern (Insecta, Lepidoptera). – Virgo 18 (1)

[2015]: 56-58. Heinz Tabbert mit Enkel Carl auf TABBERT, H. (2017a): Zum gegenwärtigen Stand der „Gorch Fock“ im Stralsunder Hafen. der Verbreitung des Malven-Dickkopffalters Carcharodus alceae (Esper, 1780) in Mecklenburg- Eckehard Rößner

94 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: THIELE, V.: Rezension des Buches: ULRICH, R. (2018): Tagaktive Nachtfalter. – Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 312 S.: 95.

Rezension des Buches: ULRICH, R. (2018): Tagaktive Nachtfalter. – Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 312 S.

Die Fülle an Büchern über Tagfalter ist groß, leider aufschreiben … denn jeder aktiv tätige Entomologe nicht so bei den Nachtfaltern. Damit erscheint es hat ähnliches erlebt und dürfte viele der Erlebnisse nur folgerichtig, dass sich der Autor den tagaktiven zumindest mit einem „Kopfnicken“ quittieren. Nachtfaltern zugewandt hat. Diese Arten werden Am Ende des Buches sind alle beschriebenen Falter von vielen Naturinteressierten häufig bei nochmals auf Tafeln und in Originalgröße Spaziergängen oder Exkursionen gesehen. Für den dargestellt, sodass die morphologischen deutschsprachigen Raum liegen aber nur wenige Unterschiede deutlich werden. Die Seitenverweise Bestimmungsbücher vor, die zudem meist nicht die unter den Arten, eine nach taxonomischen Ökologie der Arten beschreiben. Gesichtspunkten geordnete Artenliste und ein Das vorzustellende Buch ist in einen allgemeinen Register stellen die Benutzerfreundlichkeit des und einen speziellen Teil gegliedert. Nach einem Buches sicher. Exkurs zum Vorkommen und zur Eingrenzung Das Buch ist gut gebunden, haptisch angenehm zu dieser heterogenen Gruppe wird auf die häufigsten benutzen und gehört in jede Exkursionstasche. Es Arten und die Möglichkeiten ihrer fotographischen richtet sich gleichermaßen an Naturliebhaber, Darstellung eingegangen. Dabei kommt bereits der Entomologen, Studenten, Mitarbeiter von erfrischende Schreibstil des Autors zum Tragen, in Umweltbehörden und Umweltplaner und ist sehr zu dem er beispielsweise von einer „Hitparade der empfehlen. Ein schönes und hilfreiches Werk aus Nachtfalter“ spricht, wenn er eine Reihung nach dem Hause der Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH. Häufigkeit meint. Dabei wird er aber nie unwissenschaftlich. Die 330 Arten werden auf 600 Farbfotos vorgestellt und in mehrere Kategorien der Tagaktivität eingestuft. Der Farbcode ist zum Auffinden einzelner Artengruppen sehr hilfreich. Der Rezensent hätte sich an dieser Stelle gewünscht, dass der Autor die taxonomischen Kategorien entweder mit deutschen oder lateinischen Namen benennt. Neben exzellenten Lebendfotos der Arten werden diese nochmals im präparierten Zustand gezeigt, was die Bestimmung ungemein erleichtert. Zudem sind die morphologischen Merkmale treffend beschrieben worden. Wo es einen Sexual- dimorphismus gibt, wird darauf eingegangen. In der Kategorie „Vorkommen“ findet man eine umfassende Beschreibung der Biotope. Zudem wird auf die allgemeine Verbreitung der Arten eingegangen. Wie auch bei der Schilderung des Verhaltens, merkt man, dass der Autor viele Arten selbst intensiv beobachtet und/oder aus Larvenstadien gezogen hat. So werden keine „Allgemeinplätze“ aus anderen Büchern übernommen. Ein Bonus stellt auch die Beschreibung ähnlicher Arten dar, da bei etlichen Taxa eine große Verwechslungsgefahr besteht. An dieser Stelle muss betont werden, dass die vom Autor des Buches bei der Beobachtung von Faltern selbst erlebten Anekdoten das Werk ungemein aufwerten. Sie sind nicht nur ein Alleinstellungs- merkmal, sondern vor allem plastisch, humorvoll Dr. Volker Thiele und kenntnisreich geschrieben. Der Rezensent hat biota-Institut für ökologische Forschung und so etwas länger nicht gelesen und stets bedauert, Planung GmbH, Nebelring 15, 18246 Bützow dass nur wenige Autoren solcherart Erlebnisse

95 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEGEN, B.: Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 – Insekt des Jahres 2020 (Coleoptera: Meloidae): 96-97.

Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 – Insekt des Jahres 2020 (Coleoptera: Meloidae)

BODO DEGEN

Das KURATORIUM INSEKT DES JAHRES (2020) für Verpuppung in der Erde und erst im Frühjahr der die Länder Deutschland, Österreich und die Schlupf der Imagines. Schweiz wählte für das Jahr 2020 den Meloe proscarabaeus ist wie fast alle Ölkäfer eine Schwarzblauen Ölkäfer Meloe proscarabaeus stenotope und trockenheitsliebende Art, die vor Linnaeus, 1758 (Coleoptera, Meloe Linnaeus, allem auf Wiesen, trockenen Ruderalfluren und 1758). Ein geeigneter Anlass, diese auch in Feldrainen vorkommt (KOCH 1989). Vergleichbare Mecklenburg-Vorpommern vorkommende Art Aussagen gelten auch für die sehr ähnliche und bei näher zu betrachten. uns eher noch etwas häufigere Art Meloe violaceus Der Schwarzblaue Ölkäfer ist eine von zwei in Marsham, 1802, die hinsichtlich der Standorte eine Mecklenburg aktuell vorkommenden Arten aus der etwas breitere Amplitude aufweist. So kommt die Gattung Meloe Linnaeus, 1758. Die Ölkäfer letztgenannte Art auch in lichten Wäldern oder umfassen in Deutschland gegenwärtig zehn Arten Gehölzen vor. Sichere Unterscheidungsmerkmale aus fünf Gattungen, von denen die Gattung Meloe sind insbesondere die Form des inneren die artenreichste ist (www.colkat.de). Wegen ihrer Hinterschien-Enddorns und bei typischer Ausprä- spezifischen Lebensweisen und Habitatansprüchen gung auch die Form und Punktur des Halsschildes sind viele der Arten jedoch in ihrem Vorkommen (www.coleonet.de). rückläufig oder bereits in vielen Gebieten Wegen Ihrer Bindung an bestimmte Solitärbienen verschollen. (z. B. Sandbienen der arterreichen Gattung Andrena Eine Besonderheit der Familie ist neben der Fabricius, 1775) ist Meloe proscarabaeus im Um- parasitären Lebensweise der Larven die Produktion feld magerer, offener Wiesen oder sandiger Weg- giftiger Abwehrstoffe, die in der Hämolymphe der ränder bevorzugt zu finden. In BEIER & SIERING Käfer enthalten sind. Bei Bedrohung scheiden sie (2001) finden sich nähere Aussagen zu den diese aus Poren an ihren Beingelenken aus Hymenopteren bei häufigem Auftreten der (Reflexbluten). Der Name der Familie geht genannten Meloe-Arten. Dabei wurden die beiden wahrscheinlich auf diese orangefarbenen Hämo- Sandbienenarten Andrena flavipes Panzer, 1799 und lymphe-Austritte zurück, welche an Öltröpfchen Andrena gravida Imhoff, 1832 im Bereich des erinnern. Das Cantharidin als Hauptwirkstoff Massenvorkommens nachgewiesen, wobei die erst- schützt vor Fressfeinden, insbesondere anderen genannte Art in hoher Anzahl auftrat und damit Insekten. In der Vergangenheit wurde dieses Gift u. nach Ansicht der Autoren auch die bevorzugte a. als vermeintliches Aphrodisiakum (gewonnen aus Wirtsart darstellte. der Spanischen Fliege, einer weiteren Ölkäferart) In Mecklenburg-Vorpommern ist M. proscarabaeus aber auch für Giftmorde und Hinrichtungen noch landesweit, aber nur an geeigneten Standorten, verwendet. im Frühjahr zu finden. Eine Verbreitungsübersicht Die Ölkäfer verfügen über einen sehr speziellen findet sich auf www.colkat.de. Für Mecklenburg- Entwicklungszyklus mit diversen Larvenstadien, Vorpommern liegt bisher keine Rote Liste dieser welcher sie einzigartig macht. Ausführliche und Familie vor, wegen ihrer speziellen Habitat- und sehr anschauliche Informationen für M. Wirtsansprüche ist jedoch auch bei uns eine proscarabaeus finden sich in KLAUSNITZER (2005, Gefährdung der Art anzunehmen. Für Deutschland 2020). Die Larven entwickeln sich parasitär in den wird sie bereits in der Kategorie 3 (gefährdet) Nestern verschiedener solitärer Bienen, in welche geführt (BINOT et al. 1998). Die beiden bei uns sie sich von den Wirten über das erste rezent vorkommenden Ölkäfer sind zusätzlich auch Larvenstadium (Dreiklauer, Triungulinus-Larve) über die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV transportieren lassen. Diese klettern auf Blüten bzw. 2013) gesetzlich besonders geschützt. können bei hohen Larvenzahlen sogar blütenähnliche Aggregationen aus hunderten bis Literatur tausenden Larven bilden, die von Bienen und BArtSchV (2013): Bundesartenschutzverordnung anderen Insekten angeflogen werden. Die sich nach vom 16. Februar 2005 (BGBl. I S. 258, 896), der Landung der Insekten sofort festklammernden zuletzt geändert durch Artikel 10 des Gesetzes vom Larven müssen aber in die Nester der richtigen 21. Januar 2013 (BGBl. I S. 95). Wirtsarten gelangen und auf einem der Eier landen, BINOT, M., BLESS, R., BOYE, P., GRUTTKE, H. & wo Sie sich zunächst von diesem, anschließend von PRETSCHER, P. (1998): Rote Liste gefährdeter dem Honigpollenbrei, ernähren. Nach mehreren Tiere Deutschlands. Schriftenreihe für Larven- und einem bei Käfern einzigartigen Landschaftspflege und Naturschutz 55. – Bonn: Scheinpuppenstadium erfolgt im Anschluss die Landwirtschaftsverlag: 434 S.

96 Virgo, 23. Jahrgang, 2020: DEGEN, B.: Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 – Insekt des Jahres 2020 (Coleoptera: Meloidae): 96-97.

BEIER, W. & SIERING, G. (2001): Beobachtung eines Massenauftretens von Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 (Coleoptera, Meloidae) am Ufer desBeetzsees bei Brandenburg an der Havel. – Märkische Entomologische Nachrichten 3 (1): 33- 37. KLAUSNITZER, B. (2005): Beobachtungen zur Lebensweise von Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 (Coleoptera: Meloidae). – Gredleriana 5: 209- 216. KLAUSNITZER, B. (2020): Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758) (Coleoptera: Meloidae). – Insekt des Jahres 2020. – Entomologische Nachrichten und Berichte 64 (1): 1-10. Weibchen Meloe proscarabaeus, Freibad Hohen KOCH, K. (1990): Die Käfer Mitteleuropas. Viecheln, Landkreis Nordwestmecklenburg, am Ökologie Bd. 2. – Krefeld: Goecke & Evers, 382 S. 04.04.2020. Der Ölkäfer trat zahlreich auf der KURATORIUM INSEKT DES JAHRES (Hrsg.) (2020): Wiesenfläche auf, typischerweise in Gesellschaft Der Schwarblaue Ölkäfer Meloe proscarabaeus von hunderten Sandbienen, die besonders an einer Linnaeus, 1758. Insekt des Jahres 2020. Wiesen-Abbruchkante am Sandkasten der Deutschland, Österreich, Schweiz. – Faltblatt. Spielfläche ihre Brutbauten anlegten. Foto: Gerd www.colkat.de: http://www.colkat.de/de/fhl/ Hartwich (Grambow). (Abruf 02.05.2020). www.coleonet.de: http://coleonet.de/coleo/texte/ Anschrift des Verfassers meloe.htm (Abruf 02.05.2020). Bodo Degen, D-19406 Dabel, Fritz-Reuter-Weg 15

Abbildungen 4. Umschlagseite 1, 2: Klumpenbildungen von Triungulinus-Larven des Schwarzblauen Ölkäfers an einem kleinen Ast, in Erwartung einer Wildbiene, die sie möglichst in ihr Erdnest trägt. Die Larven klammern sich blitzschnell an jedes landende Insekt, deshalb ist die Rate der Irrungen sehr groß und hat zur Folge, dass es zu keiner Entwicklung kommen wird. 3: Graue Sandbiene Andrena cineraria Linnaeus, 1758 beim Blütenbesuch. Die häufig vorkommende solitäre Biene baut ihr Erdnest im zeitigen Frühjahr. Sie gehört zu den Hauptwirten des Schwarzblauen Weibchen des Schwarzblauen Ölkäfers an einem Ölkäfer, der zur gleichen Zeit und im gleichen sandigen Wegrand im NSG „Trockenhänge bei Lebensraum auftritt. Jülchendorf und Schönlager See“ im Landkreis 4: Weibchen des Schwarzblauen Ölkäfers Meloe Ludwigslust-Parchim. Foto: B. Degen. proscarabaeus Linnaeus, 1758 im NSG „Marienfließ“. Nahrungsaufnahme an Grashalmen; wahrscheinlich handelt es sich um einen Reifungsfraß. 5: Auch während der Kopula frisst das Weibchen weiter, außerdem ist ein frischer Kotballen zu sehen. Fotos: Udo Steinhäuser (Plau am See).

Weibchen von Meloe proscarabaeus bei der Vorbereitung der Eiablage. Foto: B. Degen.

97 Inhalt „Virgo“ Heft 23

BRUNK, I., GEHLHAR, U., GÜRLICH, S., POEPPEL, S., SCHMID-EGGER, C. STAMPFER, T. & THIELE, V.: Faunistisch bedeutsame, Neu- und Wiederfunde von Käfern (Coleoptera), Schmetterlingen (Lepidoptera) und Stechimmen (Hymenoptera: Aculeata) in Wäldern und Waldreststrukturen der Umgebung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) 3

PESCHEL, R.: Mitteilungen zu Käferfunden (Coleoptera) an der Ostseeküste 14

HIPPKE, M.: Sphiximorpha subsessilis (Illiger in Rossi, 1807) – eine neue Schwebfliegenart für Mecklenburg-Vorpommern (Diptera: Syrphidae) 30

DEUTSCHMANN, U. & STEINHÄUSER, U.: Die Schmetterlingsfauna des NSG „Marienfließ“ in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg (Lepidoptera) 36 THIELE, V.: Tagfliegende Schmetterlingsarten im südlichen Teil der Julischen Alpen (Slowenien, Bohinjsko Jezero, Ukanc) (Lepidoptera)

RÖßNER, E.: Verbreitung des Pinselkäfers Trichius gallicus gallicus Dejean, 1821 in Mecklenburg-Vorpommern (Coleoptera: Scarabaeidae: Cetoniinae) 75 Vereinsnachrichten Die Herbsttagung des Entomologischen Vereins Mecklenburg e. V. am 12. Oktober 2019 im Natureum Ludwigslust 79 Kleine Mitteilungen

DEUTSCHMANN, U.: Zwei für Mecklenburg-Vorpommern neue Kleinschmetterlinge aus den Familien Gracillariidae und Tortricidae (Lepidoptera) 80

STEINHÄUSER, U.: Interessante Beobachtungen 2020 von Schmetterlingen in Westmecklenburg (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae) 81 Tagungsberichte

ZESSIN, W.: Kurzer Bericht von der 39. Tagung der „Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e. V.“ in Höxter, Niedersachsen (12.-16.3.2020) 86

RÖßNER, E.: Bericht über das 26. Treffen der „Lamellicornia-Freunde“ in Schwerin (Coleoptera: Scarabaeoidea) 91 Personalia Heinz Tabbert – 70. Geburtstag 92

THIELE, V.: Rezension des Buches: ULRICH, R. (2018): Tagaktive Nachtfalter 95

DEGEN, B.: Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 – Insekt des Jahres 2020 (Coleoptera: Meloidae) 96

3. Umschlagseite (nächste Seite): Zum Beitrag STEINHÄUSER, U.: Interessante Beobachtungen 2020 von Schmetterlingen in Westmecklenburg (Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae). Erklärungen im Text Seite 85.

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Zum Beitrag DEGEN, B.: Meloe proscarabaeus Linnaeus, 1758 – Insekt des Jahres 2020 (Coleoptera: Meloidae).

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