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Clemens Kieser DIE MEMORIALMONSTRANZEN VON INGOLSTADT UND KLOSTERNEUBURG Studien zur Ikonologie der barocken Goldschmiedekunst Teil I: Text Teil II: Abbildungen Kieser: Memorialmonstranzen 2 CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kieser, Clemens: Die Memorialmonstranzen von Ingolstadt und Klosterneuburg: Studien zur Ikonologie der barocken Goldschmiedekunst / Clemens Kieser. – Tübingen: Genista Verlag 1998 Zugl.: Braunschweig, Univ., Diss., 1997 ISBN 3-930171-19-8 Kieser: Memorialmonstranzen 3 Dank Mein Dank gilt an erster Stelle Herrn Prof. Dr. Carsten-Peter Warncke, Universität Göttingen, dessen Vorlesungen, Seminare, Exkursionen und eigene Forschungsarbeiten mich mit der frühneuzeitlichen Gold- schmiedekunst vertraut werden ließen. Das Entstehen der vorliegen- den Arbeit wurde durch seine immer hilfsbereite und verbindliche Betreuung maßgeblich gefördert. Danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Johannes Zahlten, Hochschule der Bildenden Künste Braun- schweig, der die Arbeit in Zweitkorrektur beurteilte. Wichtige archivalische Hinweise verdanke ich Herrn Dr. Siegfried Hofmann vom Stadtarchiv Ingolstadt. Herrn Prof. Drr. Floridus Röhrig vom Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg bin ich für seine Bera- tung und die Überlassung hervorragender Abbildungsmaterialien zu höchstem Dank verpflichtet. Für die zahlreichen Hinweise und die ste- tige, immer wertvolle Diskussion der Arbeit möchte ich insbesondere meiner Frau Dr. Isolde Dautel danken. Der vorliegende Text lag 1997 dem Fachbereich für Philosophie, Wirt- schafts- und Sozialwissenschaften der Technischen Universität Caro- lo-Wilhelmina in Braunschweig als Dissertation vor; für den Druck wurde sie in wenigen Punkten überarbeitet. Die vorliegende Internet- veröffentlichung 2006 folgt nicht der Paginierung der Buchveröffentli- chung. Kieser: Memorialmonstranzen 4 Inhaltsverzeichnis EINFÜHRUNG...................................................................................7 FORSCHUNGSLAGE ZUR LEPANTO-MONSTRANZ ....................................12 FORSCHUNGSLAGE ZUR SCHLEIERMONSTRANZ.....................................16 GEGENSTANDSBESCHREIBUNGEN ...........................................21 DIE LEPANTO-MONSTRANZ .................................................................21 Traggestell....................................................................................21 Schaufläche..................................................................................22 Kreuzchen .................................................................................22 Schaugefäß ...............................................................................23 Schlachtdarstellung...................................................................24 Engelsfiguren ............................................................................31 Muttergottes ..............................................................................31 Erzengel Michael.......................................................................32 DIE SCHLEIERMONSTRANZ...................................................................33 Traggestell....................................................................................33 Schaufläche..................................................................................35 Schaugefäß ...............................................................................35 Muttergottes, Agnesschleier und Putten ...................................36 Heiliggeisttaube.........................................................................37 Gottvater....................................................................................37 DIE AUFTRÄGE UND IHRE AUSFÜHRUNG .................................39 DIE AUFTRAGGEBER IN INGOLSTADT UND KLOSTERNEUBURG.................39 DIE AUFTRÄGE AN DIE GOLDSCHMIEDE ZECKEL UND KÄNISCHBAUR........46 ZÜNFTISCHE ORDNUNG UND HOFBEFREITES HANDWERK .......................60 DIE DARGESTELLTEN LEGENDEN .............................................69 LEPANTO - SYMBOLKRAFT EINES TRIUMPHES .......................................69 DIE SCHLEIERLEGENDE ALS „IKONOLOGISCHE SAGE“ ............................82 Kieser: Memorialmonstranzen 5 DIE MEMORIALMONSTRANZEN IM SPIEGEL AUSGEÜBTER FRÖMMIGKEIT .....................................................89 INGOLSTADT ......................................................................................91 KLOSTERNEUBURG.............................................................................96 Das 600jährige Gründungsjubiläum ...........................................103 Pietas Austriaca: Leopoldsfest und Staatswallfahrt ...................106 Das Leopoldsfest unter Karl VI................................................107 Staatskult.................................................................................111 Die dynastische Symbolik der Schleiermonstranz ..................116 DIE LEGENDEN IN BAROCKER HOMILETIK ............................................119 Seeschlacht und Türkengefahr ..................................................119 Leopoldspredigten......................................................................120 DAS PRINZIP DER SUBSTITUTION ......................................................125 DIE BILDLICHE ALLEGORESE ..................................................139 DAS HOLZ DES KREUZES ..................................................................139 Lepanto und das Schiff der Kirche .............................................139 Der Klosterneuburger Hollunderbaum........................................148 DAS SANCTISSIMUM ALS TEIL DER GNADENBRINGENDEN TRINITÄT .......155 Überwindung des Halbmondes vor Lepanto ..............................155 Der „miles christianus“.............................................................160 Die Trinität als österreichische Heilsverheißung ........................162 DIE MARIENERSCHEINUNGEN ............................................................168 EDELSTEINSCHMUCK ........................................................................170 Lepanto-Monstranz ....................................................................170 Schleiermonstranz......................................................................174 EXKURS: DIE SCHLEIERMONSTRANZ ALS SYMBOL HÖFISCHEN LEBENS 180 Kieser: Memorialmonstranzen 6 ZUSAMMENFASSUNG ................................................................187 DIE LEPANTO-MONSTRANZ ...............................................................187 DIE SCHLEIERMONSTRANZ ................................................................193 SCHLUSSBEMERKUNG.......................................................................195 ANHANG: QUELLEN ZUM BESATZ DER SCHLEIERMONSTRANZ..............................................................199 LITERATURVERZEICHNIS ..........................................................202 ABBILDUNGEN ............................................................................214 Kieser: Memorialmonstranzen 7 Einführung Diese Studie befaßt sich mit zwei hervorragenden Werken der katholi- schen Goldschmiedekunst des Barockzeitalters, die aufgrund ihrer in- haltlichen und formalen Einzigartigkeit unter den eucharistischen Monstranzen von hohem kunstwissenschaftlichen Interesse sind: 1708 lieferte der Augsburger Goldschmied Johann Zeckel die sogenannte Lepanto-Monstranz an die Bürgerkongregation Maria vom Siege in In- golstadt. Wenige Jahre später, 1714, wurde die Schleiermonstranz für das Augustiner-Chorherrenstift in Klosterneuburg durch Johann Kä- nischbaur aus Wien fertiggestellt. Beide Kunstwerke sind den Son- nenmonstranzen zuzuordnen, einer formalen Weiterentwicklung der aus Italien bekannten Scheibenmonstranz. Sonnenmonstranzen treten im deutschen Sprachraum seit dem 1. Viertel des 17. Jahrhunderts auf und setzten sich bis zur Jahrhundertwende weitgehend durch.1 Die flachen Schauseiten beider Memorialmonstranzen werden von jeweils einem goldenen Strahlenkranz hinterfangen. Bis zur Säkularisation verfügte die Ingolstädter Monstranz noch über eine kniende Schaftfi- gur in Form eines Türken, die sehr wahrscheinlich eingeschmolzen wurde. Ihrer Dekoration nach gehört die Schleiermonstranz in Kloster- neuburg zu den Baummonstranzen2, denn hier werden Schaft und Schaufläche durch einen blühenden Holunderbaum gebildet. Darüber hinaus kann sie den „Bildhauermonstranzen“3 zugerechnet werden, da Matthias Steinl ein Modell angefertigt hatte. Der verlorene Fuß der In- golstädter Lepanto-Monstranz wurde ebenfalls nach einem Bildhau- ermodell gearbeitet. Die hier zu behandelnden Kunstwerke stehen damit beide in engem Zusammenhang mit figürlich und szenisch ges- taltetem Kirchengerät, das um 1700 vor allem in Augsburg, München und Wien gefertigt wurde.4 1Noppenberger, Die eucharistische Monstranz des Barockzeitalters, S. 19-24. Die früheste Son- nenmonstranz befindet sich in der Münchener Residenz. Ihr läßt sicht eine Zeichnung Hans Krumpers (1570-1634) in der Graphischen Sammlung München (32079) zuordnen. Die Datierung erfolgte aufgrund des Todesjahres von Krumper. 2Noppenberger, S. 40-42 3Der Begriff stammt von G. Woeckel und E. Herzog, Ignaz Günthers Frühwerk, S. 303-313. Hier werden eine ganze Reihe von Bildhauermonstranzen genannt, die von namhaften Bildhauern entworfen wurden. 4Zit. Heppe, Figürlich und szenisch gestaltetes Altargerät der Barockzeit, S. 17 Kieser: Memorialmonstranzen 8 Noppenberger hat die beiden Monstranzen als „ikonologische Sonder- fälle“ erkannt und für sie die Bezeichnung „Memorialmonstranzen“ de- finiert: „Memorialmonstranzen