Wiesbaden Und Der Bergbau
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Jb. nass. Ver. Naturkde. 133 S. 89-108 19 Abb. Wiesbaden 2012 Wiesbaden und der Bergbau HARTMUT SCHADE Bergbau auf Erze, Schwerspat, Braunkohle, Ton, Dachschiefer, sonstige Bodenschätze; Bergbehörde Kurzfassung: Die in Wiesbaden nachgewiesenen bergbaulichen Bodenschätze ergeben sich aus den bergrechtlichen Verleihungen. Wo und wann sie aufgesucht und abgebaut wurden, wird aufgezeigt. Wiesbaden war und ist auch Sitz der Bergbehörde. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................. 89 2 Bergbau in Wiesbaden ......................................................................... 89 2.1 Gold ..................................................................................................... 89 2.2 Kupfererz ............................................................................................. 90 2.3 Schwerspat ........................................................................................... 91 2.4 Eisen- und Manganerze ....................................................................... 92 2.5 Schwefelkies ........................................................................................ 97 2.6 Braunkohle ........................................................................................... 98 2.7 Ton ....................................................................................................... 98 2.8 Dachschiefer ........................................................................................ 101 2.9 Sonstige Bodenschätze ........................................................................ 102 3 Bergbehörde in und für Wiesbaden ..................................................... 104 4 Literatur ............................................................................................... 107 1 Einleitung Bergbau zur Gewinnung der vom Menschen benötigten mineralischen Rohstoffe gibt es seit der Steinzeit. Bergbauspuren aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit sind in Wiesbaden bisher nicht nachgewiesen. Sie können aber auch nicht ausgeschlos- sen werden, da hier aufgrund der geologischen Voraussetzungen (THEWS 1996) ei- ne Vielzahl kleiner Lagerstätten verschiedener Art vorhanden ist. Das heutige Stadtgebiet mit allen Vororten wird von insgesamt 91 verliehenen Bergwerksfel- dern überdeckt, zu denen je ein Fundpunkt als Lagerstättennachweis gehört. Die am Stadtrand gelegenen Bergwerksfelder ragen meist in die Nachbargemarkung hinein. In welchen dieser Bergwerksfelder in der Neuzeit nennenswerte Aufsuchungsar- beiten und Abbau stattgefunden haben, soll, nach Bodenschätzen gegliedert, auf- gezeigt werden (unveröffentlichte Berechtsamsakten). 2 Bergbau in Wiesbaden 2.1 Gold In variskisch streichenden Quarzgängen in den zwischen Kloppenheim, Igstadt und südöstlich Medenbach anstehenden vordevonischen Phylliten und Graphitschiefern wurde 1896 Gold nachgewiesen. Von den beiden daraufhin 1897 verliehenen Berg- werksfeldern „Gottvertrauen-Igstadt“ und „Carthaus“ (Abb. 1) wurde nur das erste- 89 HARTMUT SCHADE re bergmännisch untersucht. Hier wurden zwei 14 und 17 m tiefe Schächte geteuft und von ihnen aus Untersuchungsstrecken im Gang aufgefahren. Da die Goldge- halte zu gering und unregelmäßig verteilt angetroffen wurden, wurden die Auf- schlussarbeiten 1901 eingestellt (KÜMMERLE 2003). Zu einem Abbau ist es nie ge- kommen. Abbildung 1: Bergwerksverleihungen zur Goldgewinnung (grüne Linie = Stadtgrenze von Wiesbaden, blaue Linie = Gemarkungsgrenzen der Nachbargemeinden; hellbraune feine Linie = Bergwerksfeld der namentlich genannten Verleihung). 2.2 Kupfererz Südlich Naurod am Erbsenacker findet sich in vordevonischen Grünschiefern eine gangartige Kupfervererzung (Abb. 2). Da sie auch Spuren von Silber enthält und die alte Gemarkungsbezeichnung wohl „Römerstein“ hieß, wurde gemutmaßt, hier könne das von Tacitus erwähnte, um 46 n. Chr. im Gebiet der Mattiaker angelegte römische Silberbergwerk gelegen haben (BAATZ & HERRMANN 1982). Aufgrund einer 1771 erteilten Schürferlaubnis der gräflich-nassauischen Regierung im Be- reich älterer Abbauspuren wurde ein gangförmiges Vorkommen aufgeschlossen und nach 1773 erfolgter Belehnung (nassauische Bezeichnung der Verleihung) mit dem Abbau begonnen. Mit Hilfe eines 21 m tiefen Schachtes wurden 125 t Kupfererz gefördert. Als man zur Erschließung eines größeren Abbaufeldes südöstlich davon einen Stollen in nordwestlicher Richtung in den Hang hinein auffuhr, fand man zunächst kein Erz und musste 1780 nach 121 m Vortrieb aus finanziellen Gründen aufgeben. Eine neu gebildete Gewerkschaft wagte 1786 nach erneuter Belehnung den weiteren Stollenvortrieb, fand aber nur zwei durch Einsprenglinge schwach vererzte Zonen bei 138 m und 148 m Auffahrungslänge. Auch sie gab 1791 nach 199 m Auffahrungslänge auf, ohne mit dem etwa 70 m weiter westlich stehenden Schacht durchschlägig geworden zu sein. 1844 wältigte ein neuer Interessent mit Schürferlaubnis den Stollen wieder auf, und 1853 kam es zu einer Neubelehnung trotz der geringen Kupfervererzung, diesmal aber auf Kupfer und Schwerspat als Begleitmineral unter dem Namen „Krämerstein“. Erneute Aufsuchungsarbeiten sind 90 Wiesbaden und der Bergbau 1859 belegt, zu einem Abbaubetrieb ist es jedoch nie wieder gekommen (ANDERLE & KIRNBAUER 1995). Abbildung 2: Bergwerksverleihung zur Kupfererzgewinnung (grüne Linie = Stadtgrenze von Wiesbaden, blaue Linie = Gemarkungsgrenzen der Nachbargemeinden; hellbraune feine Linie = Bergwerksfeld der namentlich genannten Verleihung). Eine von den beiden Geologen Anderle und Kirnbauer mit dem Nassauischen Ver- ein für Naturkunde und dem Geologischen Arbeitskreis der Volkshochschule Bad Homburg 1997 durchgeführte Forschungsgrabung in der noch vorhandenen Stollen- halde bestätigte die Bindung der Vererzung an den vordevonischen Grünschiefer und erkannte sie wegen ihres Auftretens in Calcittrümern am Salband des Ganges parallel zur Hauptschieferungsrichtung als variskische Mineralisation. Es wurden auch primäre und sekundäre Kupfermineralien wie Kupferkies und Malachit in der Halde gefunden, jedoch kein Schwerspat (KIRNBAUER 1997). Der auf einer Querverwerfung aufsitzende, von Frauenstein nach Georgenborn ver- laufende mächtige Quarzgang führt am Spitzen Stein nahe der Burg Frauenstein auch etwas Kupferkies, Malachit und Kupferlasur (KÜMMERLE 2007). Nach Schürf- arbeiten ab 1703 erteilte die hier zuständige kurfürstlich-mainzische Regierung 1706 eine Belehnung zur Kupfererzgewinnung, die aber wegen zu geringer Verer- zung nicht zum Abbau führte. Bei Bauarbeiten zu unterschiedlichen Zeiten gefundene Kupfererzspuren in der Ka- pellenstraße und im Nerotal erwiesen sich als zu gering, um Schürfarbeiten zu rechtfertigen (ANDERLE 2012). 2.3 Schwerspat Während die Gangfüllung des neben Kupfererz auch auf Schwerspat verliehenen Bergwerksfeldes Krämerstein südlich Naurod (siehe 2.2) Schwerspat nur un- tergeordnet enthält, ist am Nordrand von Naurod auf variskisch streichenden Gän- gen im vordevonischen Serizitgneis Schwerspat das Hauptmineral. Nach dem ersten Fund eines bis zu 1,5 m mächtigen nordwestlich einfallenden Schwerspatganges in einem 6 m tiefen Versuchsschacht wurde 1846 von der herzoglich-nassauischen Re- 91 HARTMUT SCHADE gierung die Belehnung „Rohberg“ erteilt, der nach weiteren Funden in der Nach- barschaft 1848 nordöstlich anschließend die Belehnung „Kellerskopf“, 1858 süd- westlich angrenzend die Belehnung „Leyermann“ und 1862 südlich angrenzend und westlich mit Leyermann markscheidend die Belehnung „Adolphus“ folgten (Abb. 3). Abbildung 3: Bergwerksverleihungen zur Schwerspatgewinnung (blau-grün-blaue Linie = Stadtgrenze von Wies- baden; hellbraune feine Linie = Bergwerksfeld der namentlich genannten Verleihung). Die Lagerstätte wurde in der ältesten Schwerspatgrube „Rohberg“ nach und nach durch mehrere bis zu 45 m tiefe Schächte und einen 290 m langen Wasserlösungs- stollen von Süden her aufgeschlossen und förderte von 1847 bis 1885 mit Unterbre- chungen fast 4.700 t Schwerspat. Nach 1865 gab es im Westfeld auch Schwerspat- gewinnung im Tagebau. Auf der Grube „Kellerskopf“ fanden von 1851 bis 1860 Aufschlussarbeiten mit einem 8 m tiefen Schacht und davon ausgehendem Quer- schlag sowie geringfügiger Abbau statt. Die Grube „Leyermann“ teufte 1859 bis 1861 im Ostfeld einen 13,6 m tiefen Schacht und fuhr von ihm aus Untersuchungs- strecken auf. Nach einer Schwerspatförderung von nur 10 t wurde der Betrieb we- gen Verringerung der Gangmächtigkeit und Wasserhaltungsproblemen eingestellt (ANDERLE & KIRNBAUER 1993). Auf der Grube „Adolphus“ wurden lediglich einige Versuchsschächte zum Fundes- nachweis vor der Belehnung angelegt. Zum Abbau ist es nie gekommen. Obwohl das Schwerspatbergbau-Unternehmen Dr. Rudolf Alberti aus dem Harz 1911 die Schwerspatbergwerke „Rohberg“, „Kellerskopf“ und „Leyermann“ erwarb und sogar noch 1966 Betriebsinteresse bekundete, lebte dieser Bergbau wohl wegen des zu hohen Quarzgehaltes des Spats, der Absatz und Verarbeitung erschwerte, nicht wieder auf. 2.4 Eisen- und Manganerze Durch die tertiäre Verwitterung des vordevonischen und devonischen Rumpfgebir- ges wurde aus seinen oberflächennahen Gesteinen Eisen und Mangan gelöst und in Gangspalten oder Vertiefungen krustenartig als Eisen- oder Manganerz ausgefällt und getrennt oder vergesellschaftet abgelagert. Auch in den Tertiärsedimenten kom- 92 Wiesbaden und der Bergbau men solche sekundären Erzanreicherungen vor. Dies führte im Stadtgebiet von Wiesbaden zu 57 Bergwerksverleihungen, von denen 48 zur Gewinnung von Ei- senerz