Heimatland Heimatbund Niedersachsen e.V. Gegründet 1901

Heft 2/Juni 2017 Jahrgang 2017, Heft 2 Mit Veranstaltungskalender Juli/August/September 2017 Heimatland Zeitschrift für Heimatkunde ∙ Naturschutz ∙ Kulturpflege

Mit ständigen Berichten und Bildern aus dem Historischen Museum am Hohen Ufer Hannover Herausgegeben vom Heimatbund Niedersachsen e. V., Hannover. Gegründet 1901

Inhaltsverzeichnis

Das bewegt mich (Heinz-Siegfried Strelow) ���� 43 Aus dem Vereinsleben 116. Mitgliederversammlung in Sievershausen � 44 Geburtstage – Hochzeitstage – Verstorbene ������ 62 Heinz-Siegfried Strelow: Julie Schrader – Der Abschied von Günter Porsiel (Döhren-Wülfel) ���� 64 „welfische Schwan“, der in der Fuhse ertrank ���� 49 Heidschnuckenessen im Zeichen von „Futtern wie Luther“ ����������������������������������������� 65 Am schwarzen Brett Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek ���������������� 51 Unsere Gruppen berichten Hermann-Löns-Woche 2017 ���������������������������� 52 Bad Münder: Neue Museums-Saison ���������������� 66 Veranstaltungen Juli bis September ����������������� 52 Bad Pyrmont: Reise nach Dresden ������������������� 66 : Tagesfahrt nach Hamburg ������� 68 Erlesenes von Georg Ruppelt Bokeloh: Besuch auf dem Niedersachsen! Von Menschen und Büchern Fliegerhorst ��������������������������������������� 69 zwischen Elbe und Ems, Harz und Nordsee ����� 53 : Gelbe Hefte und HBN Übernahme Stadtarchiv Gehrden ��������������������� 70 Plattduitsch Höver: Mitgliederversammlung und Theodor Lampe: Wiedereröffnung der Heimatstube �������������������� 72 Lüe van’n Eichsfelle in Hänsen ������������������������ 54 : Gedenkstein für Carl Hermann ����������������������������� 74 Heimatspiegel HBN lehnt Neubau der Bundesstraße Unsere Gruppen kündigen an ���������������������� 74 im Raum Sehnde-Peine ab ������������������������������� 56 Calenberg – Burg, Feste und Schloss ��������������� 56 Veranstaltungen Niedersächsisches Umweltministerium ehrt Exkursion „Extensive Beweidung posthum Heinz Sielmann zum 100. Geburtstag 58 und Wildnis in der Stadt Hannover“ ������������������ 76 Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz (NDSchG) auf dem Prüfstand ��������������������������� 59 Bücher aus unserer Bibliothek Wölfe in Niedersachsen ������������������������������������ 60 August Jugler: Aus Hannovers Vorzeit �������������� 77 Umweltnachrichten ������������������������������������������� 61 Neue Bücher �������������������������������������������������� 78 Das Titelbild zeigt: Die Marienburg bei Nordstemmen. Das Welfenschloss wird am 8. und 9. Juli Ort der Hochzeit von SKH Ernst August Erbprinz von Hannover und Ekaterina Malysheva sein. Die Trauung wird allerdings in der Marktkirche von Hannover stattfinden. Hierzu, zum anschließenden Empfang in Herrenhausen und dem Fest auf der Marienburg werden zahlreiche gekrönte Häupter und Vertreter des europäischen Hochadels erwartet. Foto: Heinz-Siegfried Strelow Das bewegt mich STICHWORT: Von Bremern und Briten

Die Beziehungen zwischen Niedersachsen und dem von ihm umschlossenen Stadt- staat Bremen sind eine spezielle Sache und gleiches gilt für das gediegene Verhältnis zwischen dem alten Land Hannover und Großbritannien, die beide lange Zeit in welfi- scher Personalunion regiert wurden. Bremen hat eine unbestreitbar große Tradition als Hanse- und Freie Reichsstadt. Gleichwohl ist sie und ihre künstlich aus dem Boden ge- stampfte Exklave Bremerhaven als kleinstes Bundesland mittlerweile ein Kuriosum, das zudem wirtschaftlich und bildungspolitisch auf den hinteren Rängen platziert ist. Be- sonders Bremerhaven ist mit fast 14 Prozent Arbeitslosigkeit arg gebeutelt. Und genau dort, in Bremerhaven, ist laut einer im Februar veröffentlichten Infratest- dimap-Umfrage mittlerweile eine Mehrheit nien auf sich? Nach dem Ausgang des Bre- für einen Wechsel nach Niedersachsen. xit-Votums, das für unsere Fischerei in der Begrüßen würden diesen Wechsel auch die Nordsee ein schwer verdaulicher Brocken Menschen im Umland, im Land Wursten wird, konstatiert man in Niedersachsen ein oder Hadeln, denn Bremerhaven ist in die- bislang unbekanntes Phänomen, worüber ser Region ohnehin das Einkaufszentrum, die „Hannoversche Allgemeine“ am 13. Fe- in das viele Niedersachsen aus dem Raum bruar berichtete: „Der drohende Ausstieg südlich von Cuxhaven pendeln. Umgekehrt Großbritanniens aus der EU beunruhigt viele sind viele Bremerhavener ins grüne Umland Briten in Niedersachsen. Seit der Entschei- gezogen und zahlen dort ihre Steuern. Die dung für den Brexit steigt überall im Land Bürgerschaft der stolzen Hansestadt Bre- die Zahl der Einbürgerungsanträge, obwohl men mag solche Töne natürlich nicht hören, sich vorher kaum jemand von der Insel für und auch in der niedersäschsischen Lan- das Dokument mit dem Bundesadler inter- desregierung gibt es bislang kein Interesse, essierte.“ Ein starkes Interesse an der deut- Bremerhaven zu übernehmen. Ökonomisch schen Staatsbürgerschaft gebe es vor allem wäre die Fusion mit Bremen ohnehin nicht in Gebieten mit ehemaligen britischen Mili- lukrativ, müssen doch Bund und Länder ein tärstandorten, z. B. in oder dem Heide- Fünftel des Fünf-Milliarden-Etats des Stadt- kreis, aber auch in Hameln oder Osnabrück. staates finanzieren. Gleichwohl: Sowohl na- In der Region Hannover habe sich mit 73 turräumlich wie sprachlich-kulturell gehört Einbürgerungsanträgen die Zahl gegenüber Bremen zu Niedersachsen. Der Heimatbund dem Jahr zuvor verzehnfacht. Eine Ironie Niedersachsen rechnete die Hansestadt fol- der Geschichte: Nun werden aus manchen gerichtig auch seit seiner Gründung 1901 zu „Anglosaxonians“ wieder (Nieder-)Sachsen – diesem organisch gewachsenen Raum. eben Angel-Sachsen. Ja, und was hat es mit dem aktuellen Ver- hältnis von Niedersachsen und Großbritan- Heinz-Siegfried Strelow

43 Der Heimatbund zu Gast in Sievershausen 116. Jahreshauptversammlung am Ort mit denkwürdiger Schlacht-Historie

Blick in die vollbesetzten „Festsäle Fricke“ (Foto: Schönrock)

Die älteste erhaltene Traditionsfahne des er, „die ja nicht im Schöpfungsbericht vorka- Heimatbundes Niedersachsen und die Stan- men“, dem Schlachtfeld von Sievershausen darte der Ortsgruppe Sievershausen bilde- widmen wird. Lehrtes Bürgermeister Klaus ten zusammen mit dem an die Frontseite Sidortschuk übermittelte herzliche Grüße der „Festsäle Fricke“ projizierten Wappen der Stadt und unterstrich die Lebensquali- Sievershausens ein schmuckes Bild, das auf tät des Ortsteils Sievershausen, woran auch die 116. Jahreshauptversammlung unseres die Heimatbundarbeit ihren Anteil habe. Be- Bundes am 6. Mai einstimmen sollte. Rund grüßt wurden des Weiteren Ortsbürgermeis- 100 Besucher hatten sich eingefunden, als ter Armin Hapke und seine Stellvertreterin die „Kornhäuser Musikanten“ zum Auftakt Petra Drescher sowie die Vorsitzende des das Lied „Der Mai ist gekommen“ intonier- Hermann-Löns-Verbandes, Monika Seidel, ten. HBN-Präsident Heinz-Siegfried Stre- und der stellvertretende Vorsitzende des low begrüßte sodann alle Anwesenden und Welfenbundes, Ernst-August Strüber. Die hob die Ehrengäste hervor. Letzteren unterstrichen in ihren Grußwor- Unter ihnen steuerte zunächst die evange- ten die gewachsene, enge Verbundenheit lisch-lutherische Pastorin Hanna Dallmeier mit dem HBN. Der Vorsitzende der Gruppe einen besinnlichen geistlichen Impuls bei, Sievershausen, Erich Drescher, begrüßte indem sie auf die Historie im Vergleich mit ebenfalls die Anwesenden, wobei er beson- dem Wachstum eines Gingko-Baumes und ders auf das 70-jährige Gründungsjubiläum ihres neunjährigen Jungen einging, der sich der Gruppe hinwies und informatorische nun einen Metalldetektor wünschte, mit dem Hinweise für den Ablauf des Tages gab. Die er sich, nach der Interessensphase für Sauri- Mitgliederversammlung begann mit dem

44 Totengedenken. Unter den Klängen „Ich hat’ einen Kameraden“ verlas der HBN- Präsident stellvertretend für alle Verstorbe- nen folgende Namen: Manfred Willeke (Bad Pyrmont), Oskar Sterling (Gestorf), Gerhard Zastrow (Bad Pyrmont), Hermann Britz (), Hertha Dangers (Burgwe- del), Ruth Friedmann (Wülfingen), Heinrich Noltemeyer (), Hermann Fehlie (Gehrden), Bernhard Herzig (Wiedensahl), Klaus Kunter (), Christa Schiebusch (Barsinghausen), Gerhardt Fuhrich (Sievers- Die „Kornhäuser Musikanten“ sorgten für zünfti- hausen), Werner Fabich (Warmeloh). ge musikalische Umrahmung Es schloss sich der Rechenschaftsbericht von Herrn Strelow an. Auch im zurückliegen- malschutzes sowie bei befreundeten Verbän- den Jahr fanden in der Geschäftsstelle Lan- den. genhagen regelmäßige Präsidiumstreffen, Die Internetseite wurde voriges Jahr von Sitzungen der HL-Redaktion und, je nach Vizepräsident Bruno Hanne verändert. Die Bedarf, auch der „Jour fixe“ statt. Dort läuft Grundidee der Seite ist es, dem Vereinsge- der Betrieb reibungslos ab dank unserer schehen mehr Raum zu geben und aktuel- Angestellten Susanne Schwallach und der ler zu wirken. Auch der Titel-Schriftzug des ehrenamtlichen Unterstützung durch Frau Periodikums Heimatland wurde auf Vorschlag Jansen, Frau Blum sowie Herrn Meienburg, Hannes von Fraktur in denselben Schrifttyp unserem „Gralswächter“ der Bibliothek. wie im Heftinnern geändert. Zweimal kam zudem der Beirat, also An besonderen Ereignissen im Vereinsjahr Präsidium und die Vorstände der Gruppen, hob Herr Strelow sodann die hochkarätig zusammen. Das Präsidium regte dabei an, mit Historikern besetzte Podiumsveranstal- nicht mehr zentral in Hannover zu tagen, tung „150 Jahre Schlacht von Langensalza, sondern reihum die Gruppen zu besuchen. Königgrätz und die Folgen“ hervor, die am 9. So war man zuletzt beim Pinkenburger Kreis Juni im Historischen Museum stattfand und (Groß Buchholz) und in Gehrden zu Gast. rund 180 Gäste hatte. Zuvor fand ein ge- Zudem etliche Präsidiumsmitglie- meinsames Symposium mit unserem Dach- der bei den Veranstaltungen der Ortsgrup- verband Niedersächsischer Heimatbund pen und vertraten uns bei kommunalen (NHB) und dem Historischen Museum statt. Anliegen zu Themen des Natur- und Denk- Am 27. Juni 2016 beteiligten sich HBN-

Das HBN-Präsidium

45 Lehrtes Bürgermeister Klaus Sidortschuk (m.) im 1. Pastorin Dallmeier beim geistlichen Impuls Kreis Sievershausener Heimatfreunde 2. HBN-Präsident Heinz-Siegfried Strelow beim Rechenschaftsbericht

Vorstandsmitglieder an der vom Welfenbund Hemmingen. In Höver konnte man das ausgerichteten Gedenkfeier zum 150. Jah- 25-jährige Bestehen der Heimatstube feiern restag der Schlacht von Langensalza, vom und in Nienburg hat der alljährliche Fackel- 10. bis 12. Juni fand eine Studienfahrt ins zug zum Giebichenstein eine ähnliche Tra- Weserbergland und den Solling statt und am dition wie die plattdeutschen Nachmittage 6. Juli vertrat uns Herr Hanne beim Festakt in Sievershausen. Diese Beispiele seien nur zum 775-jährigen Stadtjubiläum Hanno- Belege für die ganze Palette, mit der sich die vers. Neben weiteren Aktivitäten wie dem Mitglieder des HBN vor Ort für ihre Heimat Entdeckertag der Region Hannover und der stark machen. Teilnahme an der Hermann-Löns-Woche Strelow beendete seine Ausführungen mit beschloss die Verleihung des Cord-Borgen- dem Dank an all die ehrenamtlichen Kräfte trick-Steins an den bekannten hannover- in Präsidium und Ortsgruppen: „Der HBN schen Musikdirektor Ernst Müller am 24. lebt durch die Kontinuität und Kreativität in November 2016 im hannoverschen Rathaus den Bereichen Naturschutz, Denkmalpflege, den Reigen herausragender Aktivitäten. Plattdeutsch und Brauchtum und das kann Nicht minder aktiv zeigten sich die Orts- nicht von oben verordnet werden, sondern gruppen, wie der HBN-Präsident sodann muss bodenständig an der Basis gelebt wer- unterstrich. Er nannte eine Fülle von Bei- den.“ spielen. So gebe es regelmäßig eigene Es schloss sich der Kassenbericht von Schriftreihen der Gruppen Bad Münder Schatzmeister Achim Müller an. Einnah- („Söltjer“ und „Museums-Schriftenreihe“) men von 38.046,58 € stehen Ausgaben von Bad Pyrmont („Pyrmonter Geschichtsblät- 43.260,58 € gegenüber. Er schilderte un- ter“) und Gehrden („Gelbe Reihe“), traditi- geschminkt die ernste finanzielle Lage des onelle Aktionen wie das „Treckertreffen“ in Verbandes, dessen Haushalt mit roter Zahl Gestorf, Mehrtagesfahrten in Barsinghau- abschließt und nur durch Entnahme von sen, „Nachtwächterführungen“ in Hänigsen Kapital aus den Rücklagen finanziert werden oder den „Puttappelabend“ in / kann. Deshalb sei auch daran zu denken,

46 3. Erich Drescher erinnert an das 70-jährige Anne Fabich wird von Heinz-Siegfried Strelow Gruppen-Jubiläum und Achim Müller mit der Ehrennadel ausge- 4. Giesela Schulz bei ihrem Festvortrag zeichnet dass sich der HBN mittelfristig ein kleineres Mann, den kürzlich verstorbenen Werner und preiswerteres Domizil suchen müsse. Fabich, begleitet hatte und auf den Jahres- Die detaillierten Zahlen der Einnahmen- und hauptversammlungen stets mit ihrer Kame- Ausgabenbilanz können Interessierte in der ra für die Bebilderung im Heimatland und Geschäftsstelle anfordern. auf der Homepage sorgte. Werner Fabich Der Bericht der Kassenprüfer, vorgetra- selbst, langjähriges Präsidiumsmitglied, Ver- gen von Martina v. Schmitzius (Barsing- treter des Bundes im „Grünen Kreis“ und hausen), bescheinigte eine ordnungsge- der Bewertungskommission „Unser Dorf soll mäße Kassenführung, so dass von ihr und schöner werden“ sowie Initiator der Pflege- ihrem Kollegen Axel Vorreiter (Gehrden) die maßnahmen im Naturschutzgebiet „Blankes Entlastung des Schatzmeisters und des Prä- Flat“, wurde sodann posthum die Ehrenmit- sidiums beantragt wurde, was einstimmig gliedschaft im Heimatbund verliehen. geschah. Turnusmäßig wurde sodann Erich Unter dem Punkt „Verschiedenes“ stand Drescher (Sievershausen) als neuer zweiter nun ein Antrag von Friedrich-Wilhelm Bus- Kassenprüfer gewählt. se zur Diskussion, in dem dieser anregt, Bei den Ehrungen verdienter Mitglieder das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz wurden Gerhild Niebuhr und Ortrud Feld- auf seine Effektivität zu überprüfen. Dazu mann (beide Gruppe Hänigsen) für ihr lang- solle eine Kommission aus interessierten jähriges Engagement als jeweils seit 1997 Gruppen-Vertretern und externen Experten amtierende zunächst stellvertretende und für Baurecht und Denkmalschutz gebildet dann 1. Schatzmeisterin und 1. Schriftfüh- werden. Ziel sei, binnen eines Jahres das rerin sowie für ihr Organisationstalent bei Denkmalschutzgesetz auf Verbesserungs- Großveranstaltungen und Vorbereitungen möglichkeiten zu überprüfen, da z.B. eine verschiedenster Art mit der Silbernen Ehr- strenge Anwendung des Gesetzes häufig die nenadel gewürdigt. Mit einer silbernen Eh- zukunftsorientierte Restaurierung seit Jahr- rennadel bedachte der Präsident auch Anne zehnten verfallender Baudenkmäler verhin- Fabich, die als treue Weggefährtin ihren dert, es oft an Kontakt und Absprachen der

47 Monika Seidel, Erich Drescher und Heinz-Siegfried Strelow bei der Baumpflanzung Fotos (8): anne fabich

Behörden mit örtlichen Initiativen und Ver- den ca. 4000 Landsknechten das Leben. einen fehle oder die Auslegung des Denk- Als Grund wurden die Machtverhältnisse malschutzgesetzes oft vom persönlichen im Reich, in Sachsen und im Herzogtum Geschmack der jeweiligen Sachbearbeiter Braunschweig-Wolfenbüttel angenommen abhängig sei. Der Antrag wurde angenom- und es ging weniger um den katholischen men. oder protestantischen Glauben. Beendet wurde die Mitgliederversamm- Nach dem gemeinsamen Mittagessen lung mit dem von den „Kornhäuser Musi- ging es zur traditionellen Baumpflanzung, kanten“ intonierten „Niedersachsenlied“. Als wobei Heinz-Siegfried Strelow und Erich Festrednerin sprach Giesela Schulz vom Ar- Drescher zur Schaufel griffen und Moni- beitskreis Ortsgeschichte über „Sievershau- ka Seidel für die Bewässerung einer schon sen, ein Dorf mit Geschichte“. Ihre gründlich recht ansehnlichen Eiche am Ortsrand sorg- vorbereiteten Ausführungen begannen bei te. Bei den folgenden Besichtigungstouren der ersten urkundlichen Erwähnung des Or- konnten sich die auswärtigen Gäste über die tes 1234 und endeten in der Gegenwart. Aus Geschichte der Sievershäuser Kirche und ursprünglich drei Ortschaften wurde 1927 des Antikriegshauses, sowie des „Hauses eine einzige und letztlich ein Stadtteil von der Vereine“, in dem auch der örtliche HBN . Jahrhundertelang war Sievershau- sein Quartier hat, und natürlich das an die sen kirchlicher Mittelpunkt der Region. Auch berühmte Schlacht von 1553 erinnernde das änderte sich von ursprünglich einer Su- Moritz-Denkmal informieren. In kleiner ge- perintendentenstelle und einer Pastorenstel- wordener Zahl, aber gemütlich bei Kaffee le auf derzeit eine halbe Pfarrstelle. und Kuchen plaudernd, endete der Tag in Besondere Aufmerksamkeit widmete Gie- de „Festsälen Fricke“ mit dem Abschlusslied sela Schulz dem Thema „Schlacht bei Sie- unseres Bundes „Kein schöner Land“. vershausen“. Diese fand am 9. Juli 1553 statt und kostete innerhalb weniger Stun- HL

48 Heinz-Siegfried Strelow Der „welfische Schwan“, der in der Fuhse ertrank Die kuriose Welt der Julie Schrader

In meinen Versen lebt die Welt, chen Fuhse ein Ende. Hierüber schreibt Wes- die niemals auseinanderfällt. sling in dem Sammelband „Über den Ster- Es ist die beste Welt von allen, nen, da wehen die Palmen“: „Man begräbt sie für mich erbaut zum Wohlgefallen. am Rande des Dorfriedhofes, dort wo man Drin lebe ich und will ich stehen, Selbstmörder beizusetzen pflegt. (...) Das Die and’re mag zum Teufel gehen. Grab ist über zwei Jahrzehnte eine Wüstenei. Als sich Nichte und Großneffe für die Bewein- Nur wenigen Besuchern der diesjährigen kaufung einsetzen und ein kleines, schlichtes Mitgliederversammlung des Heimatbundes Denkmal aufstellen wollen, antwortet die Niedersachsen in Sievershausen dürfte be- Gemeindevertretung wutentbrannt. Man will wusst gewesen sein, dass im nur zwei Kilo- nicht wahrhaben, wen sie zu Lebezeiten so meter entfernten Nachbardorf Oelerse eine verachtet und geschmäht haben. Eine Dich- der schillerndsten Figuren der niedersächsi- terin, eine Große sollte in Oelerse existiert schen Literaturgeschichte des vorigen Jahr- haben? 1975 jedoch gab man nach: Julie hunderts lebte und begraben liegt: Die Rede Schrader hat nun ein Grabmal.“ ist von Julie Schrader, auch bekannt als der Mittlerweile kann man davon ausgehen, „welfische Schwan“. Ob sie so bizarr war, wie dass die meisten der unter dem Namen Julie es die Schriften, die Jahrzehnte nach ihrem Schrader veröffentlichten Werke Schöpfun- Ableben von ihrem Großneffen Berndt W. gen von Berndt Wessling waren. An die 2000 Wessling erstmals editiert wurden, vermuten lassen, ist bis heute eine ungeklärte Frage. Vieles deutet darauf hin, dass ihr von Letz- terem zu ungewolltem Nachruhm verholfen wurde. Aber auch das wäre ja eine literarische Leistung. Die als gesichert geltenden Daten zu ihrer Biographie lauten wie folgt: Julie Schrader wurde am 9. Dezember 1881 in Hannover in der Jacobistraße geboren. Ihre Kindheit und frühe Jugend verlebte sie in dem Heide- dorf Rosche bei Uelzen. Nach dem Schulab- schluss hatte sie etwas Französischunterricht und als „Pensionistin“ in Ballenstedt im Harz verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Haus- dame, Vorleserin und Magd. Am 26. Dezem- ber 1913 heiratete sie den Landwirt Hermann Niewerth in Oelerse, einem damals an der Ostgrenze des Kreises Burgdorf gelegenen kleinen Bauerndorf. Und hier begann sie zu versauern. Am 17. November 1939 setzte sie ihrem Leben durch den Freitod in dem Flüss- Julie Schrader, zeitgenössische Zeichnung

49 schichtlichen und historischen „Satiren in lyrischer Form von sehr unterschiedlicher Qualität“ (HL 5/1977, S.170). Doch wie auch immer. Viele dieser Ge- dichte amüsieren durch ihre unbeabsichtigte Kuriosität. So seien einige Beispiele auszugs- weise vorgestellt.

Hermann Löns Wenn Du durch die Heide wandelst, wandeln Mädchenherzen mit. Wenn Du durch die Kiefern schreitest, hört man auch der Mädchen Schritt. Gedichte sowie Tagebücher, Kochrezepte und etliche Bühnenstücke bzw. „hannover- Wenn Du Deine Lieder flötest, sche Dramen“ soll der „welfische Schwan“ flöten Fink und Meis' am Strauch. nach seinen Aussagen hinterlassen haben. Wenn Du den Wacholder streichelst, Vorlegen konnte oder mochte er jedoch nur streicheln zarte Händchen auch. einige wenige handschriftliche Stücke aus ihrer Feder. Viele der Werke bestechen dabei Wenn Du einen Bock geschossen, nicht nur durch ihre unfreiwillige Situations- schießen Jägerherzen mit. komik und groteske Bilder, sondern passen Hermann Löns ist nie alleine, in ihrer Frivolität weniger in das wilhelmini- immer ist mit ihm „wer“ mit. sche Deutschland als in die Bundesrepublik der „sexuellen Befreiung“ Ende der sechziger Aber auch Börries v. Münchhausen – der wie Jahre. Bezeichnenderweise erschienen in die- Löns den Namen Julie Schrader nie erwähn- sem Zeitraum, ab 1967, auch urplötzlich et- te und wahrscheinlich auch gar nicht kannte liche Taschenbücher, in denen immer wieder – wurde nicht von einem Schwarmgedicht neue Arrangements aus der vermeintlichen verschont: Feder Schraders angeboten wurden. Wesseling als alleiniger Herausgeber nähr- Münchhausen! te dabei selbst Spekulationen an der Au- Mann wie ein Donnerschlag. thentizität dieser Werke, bekannte er doch Dichter, der Lob du singest. selbst, dass er sich „als Arrangeur, Polierer, Ach, ich denke an den Tag, Aufmacher“ bezeichnete, woraufhin das Ma- Da du mich hold empfingest. gazin „Der Stern“ in seiner Ausgabe vom 10. Juni 1976 konstatierte: „Der Schwan ist eine Für jeden bodenständigen Hannoveraner Ente.“ Zu ähnlichen Einschätzungen kamen besonders amüsant sind indes die unverhoh- später auch „Kindlers Literaturlexikon“, Wer- len anti-preußischen, „welfischen“ Werke aus ner Fuld im „Lexikon der Fälschungen“ und dieser Feder, so z.B. Hugo Tielen im „Stadtlexikon Hannover“. Hingegen würdigte Anke Dietzler in einer Preußenschleim Heimatland-Rezension Julie Schrader anläss- Die Preußen sind als solche lich der 1977 auf den Markt gekommenen Durchtrieben und geheim. Neuerscheinung „Über den Sternen, da we- Sie haben wie die Molche hen die Palmen“ als Verfasserin von zeitge- Im Herzen gift'gen Schleim.

50 Sie herrschen wie Despoten In gänzlich anderer Natur. (...) Und kennen keinen Klopps. Ein solches Leben brächte Wunder Aus Erbsen werden Schoten Und machte meine Seele froh. Aus Bonsches werden Dropps. In Deutschland ließ ich allen Plunder... Den braucht man nicht in Africo. Jenes Gedicht schließt, nachdem Julchen sogar dem Kaiser eine Tracht Prügel mit dem Ja, so ließe sich offenbar vieles leichter Reiserbesen androht: ertragen. Dementsprechend war auch Jul- chens musikalische Laune weniger auf Ri- Nein, nein, es darf kein Preuße chard Strauss denn auf Wolfgang Amadeus In meinen Hafen zieh'n. Mozart in ziemlich animalischem Sinne fixiert: Geschlossen ist die Schleuse, Kommt einer aus . „Schön klingt mir des Pumas Schreien, Milde ist der Schnarch vom Gnu, Der Stamm, der in mir wurzelt, Doch bei diesem Richard Strausse Kommt aus Hannover her. halt ich mir die Ohren zu.“ Und wenn ein Kindlein purzelt gibt’s einen Welfen mehr. So sind sie, die Werke der Julie Schrader. Ihr Großneffe, der im Jahr 2000 starb, hat das Deftig und animalisch werden auch nicht Geheimnis, ob wir es mit Authentizität oder die damaligen deutschen Kolonien in Afrika Plagiat zu tun haben, mit ins Grab genom- ausgespart. So sehnt sich Julchen im Ge- men. Aber wer auch immer diese Gedichte dicht „Africo“: schrieb, hatte ein Gespür für die Stimmung des Geistes im wilhelminischen Deutschland Dort, wo die braunen Menschen tümmeln – und das war das absolute Gegenteil von Sich nackend durch des Waldes ur, dem, was man heute Zeit-Geist nennt. Da möcht' ich mich als Schlange wimmeln

Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek

Veranstaltungen Juli bis September 2017 von der Linden: Leibniz puzzeln. Die digitale Dienstag, 8. August, 17.00 Uhr: Prof. Dr. Rekonstruktion von Leibniz-Fragmenten. Helmut Zedelmaier: De arte excerpendi: Überlegungen zur Tätigkeit und Geschichte Ausstellungen des Exzerpierens. bis 29. Juli: Schriftenlese. Arbeiten von Hans Burkardt und Andreas Spengler. Donnerstag, 31. August, 17.00 Uhr: Pro- bis 8. September: Drei Länder, zwei Könige jektvorstellung. Prof. Dr. Michael Kempe, Dr. und ein Missverständnis – der Goldene Brief. Sigmund Probst, Matthias Wehry, Dr. Marc

51 Hermann-Löns-Woche 2017 Die diesjährige Hermann-Löns-Woche findet vom 28. August bis 3. September statt: Dienstag, 29. August: Sonnabend, 2. September, Hermann Löns 151. Geburtstag. 15 Uhr im Heidemuseum Walsrode: Löns-Film mit Kaffeetrinken. Mittwoch, 30. August: Busfahrt in die blühende Heide Sonntag, 3. September, 10 Uhr mit Kaffeetrinken in Undeloh im Heidemuseum Walsrode: Abfahrt: 14 Uhr in Walsrode, Jahreshauptversammlung. – Parkplatz Klostersee, Anmeldung 15 Uhr am Grab im Tietlinger Frau Helga Seebeck, Tel. (05161) 3901. Wacholderhain: Feierstunde.

Veranstaltungen in den Monaten Juli, August, September

Bomann-Museum Celle Museum August Kestner Schlossplatz 7, 29221 Celle. Trammplatz 3, 30159 Hannover. Öffnungs- Öffnungszeiten: Montag, Mi.–So. 10.30– zeiten: Di.–So. 11–18 Uhr, Mi. 11–20 Uhr. 16.30 Uhr, dienstags geschlossen, letzter Sonderausstellungen: Einlass 15.45 Uhr. bis 9. Juli: Palmyra. Was bleibt? Sonderausstellung: bis 16. Juli: Götter, Gärten und Geehrte … bis 30. Oktober: Schön war die Zeit. unter Bäumen am Nil. Plakate und Objekte aus 25 Jahren. ab 1. September bis 25. Februar 2018: bis 12. November: Zeichen setzen – O Isis und Osiris. Freimaurer und Ägypten. 500 Jahre Reformation in Celle. Museum für Energiegeschichte(n) Familienkunde Niedersachsen Humboldtstr. 32, 30169 Hannover. Rückertstr. 1, 30169 Hannover. Öffnungszeiten: Di.–Fr. 9–16 Uhr, Öffnungszeiten: Mi. 15–18 Uhr, jeden ersten außer an Feiertagen. Sonnabend im Monat 10–15 Uhr Sonderausstellung: bis zum 2. Februar 2018: „… ein Reich, Historisches Museum Hannover welches ich gegründet habe.“ – Werner von Pferdestraße 6, Eingang Burgstraße, Siemens und die Elektrotechnik. 30159 Hannover. Öffnungszeiten: Di. 10–19 Uhr / Mi.–Fr. Niedersächsisches 10–17 Uhr / Sa., So. und an Feiertagen Landesmuseum Hannover 10–18 Uhr. Willy-Brandt-Allee 5, 30159 Hannover. Sonderausstellungen: Öffnungszeiten: Di.–Fr. 10–17 Uhr, bis 30. Juli: Ein Haus macht Geschichte Sa., So. 10–18 Uhr. – 50-jähriges Jubiläum des Historischen Sonderausstellung: Museums. bis 6. August: Immer bunter. bis 6. August: Typisch Hannover!? Einwanderungsland Deutschland. Besonderheiten und Merkwürdigkeiten bis 30. September: Der Wolf. der niedersächsischen Landeshauptstadt. Ein Wildtier kehrt zurück

52 NIEDERSACHSEN! Von Menschen und Büchern zwischen Elbe und Ems, Harz und Nordsee Niedersachsen wird mit Recht als ein Bun- desland von außergewöhnlicher Vielfalt geschätzt: Seine Landschaft bietet offenes Meer, Watt, Inseln, Moore, sagenumwobenes Mittelgebirge, mächtige Ströme, Heideland- schaft und wunderschöne alte Städte. Ein bedeutendes Agrarland ist Niedersachsen ebenso wie eine hochproduktive Industriere- gion. Schafe, Pferde und die Autoindustrie sind, so ergab vor einigen Jahren eine Um- frage, die imagebildenden Kennzeichen des Landes. Dies alles ist durchaus erfreulich; Ehem. Direktor der GWLB, HBN Präsidiumsmitglied doch selten wird auf die kulturellen Schätze Niedersachsens hingewiesen, seine histori- jünger als Niedersachsen, das 2016 seinen schen Monumente in Stadt und Land, seine 70. Geburtstag begangen hat. Er wurde in wissenschaftliche und künstlerische Produk- diesem jungen Bundesland geboren, gleich- tivität in der Gegenwart. sam mitten auf der Grenze zwischen dem Ebenso außergewöhnlich vielfältig wie die ehemaligen hannoverschen bzw. preußi- Landschaft ist auch das niedersächsische schen und dem braunschweigischen Lan- Bibliothekswesen; es gehört wohl zu den desteil, nämlich in Salzgitter – was immer reichsten in Deutschland. Umfangreiche das auch bedeuten mag. Dankbar hat er seit und international berühmte Sammlungen seiner Schulzeit aktiv wie passiv an Kultur, finden wir in Göttingen, Hannover und Wol- Bildung und Wissenschaft Niedersachsens fenbüttel, in Oldenburg oder Braunschweig. Anteil haben dürfen. Einiges davon fand Doch der Kenner weiß darüber hinaus um seinen Niederschlag in Publikationen, von viele kleinere Schatzkammern in öffentli- denen eine Auswahl neben erstmals publi- cher, kirchlicher oder privater Trägerschaft, zierten Texten in die Kolumnen Eingang fin- die durch ihren Bestand und ihr Ambiente den wird. für den Buchmenschen wahre Inseln der Wenn diese Beiträge über Menschen, die Seligen sind – so etwa die älteste Bibliothek hier gewirkt haben, und über Historie und Niedersachsens, die Hildesheimer Dombib- Histörchen ein wenig Lese-Interesse erwe- liothek. cken könnten, wenn diese vielleicht sogar Ja, Niedersachsen ist ein Land der Bücher als „Regiobranding“ die Identifikation mit und Medien, alter und neuer. Mag die Zahl der eigenen Heimat stärkten und damit seiner Buch- und Zeitungsverlage auch von auch einen bescheidenen Fixpunkt in un- anderen Städten oder Regionen übertroffen serer scheinbar immer unübersichtlicher werden, ihre Qualität und ihre Produktivität werdenden Welt und Medienwelt setzten, so sind insgesamt gesehen von höchster Güte. wäre der Kolumnenschreiber über alle Ma- Der Verfasser dieser hiermit beginnenden ßen zufrieden. Kolumnen-Reihe „Erlesenes“ ist ein Jahr Hannover und Wolfenbüttel, im Mai 2017

53 Die hier vorgestellte Erzählung wurde von nen Sortiment des örtlichen Gemischt- und Theodor Lampe verfasst, der am 9. Okto- Kolonialwarenladens ebenso wie von den ber 1882 in -Hänigsen als Sohn eines Wundergaben und den primitivsten Ange- Lehrers geboren wurde. Nach einer Ausbil- boten der ambulanten Händler, oft waren dung in Northeim und Gifhorn übernahm dies Eichsfelder Kleinbauern, die außerhalb er Lehrerstellen zunächst in Dedenhausen der Saat- und Erntezeit mit dem Reff (Kie- und darauf in Celle. Er verstarb am 13. Juli pen) oder einem kleinen Pferdegespann ihre 1968. Seine häufig lustigen, jedoch stets Waren zur ländlichen Kundschaft brachten. dokumentarischen Geschichten und Erin- Lange vorbei und inzwischen vergessen sind nerungen erschienen in der Heimatbeilage diese Zeiten, das vielfältige Angebot von diverser regionaler Blätter wie dem Burg- Waren in unserer modernen Konsumgesell- dorfer Kreisblatt. Zu seinem 100. Geburts- schaft ist förmlich explodiert. Im Zeitalter tag gab die Ortsgruppe Hänigsen des Hei- des Internets und der motorisierten Mobilität matbundes Niedersachsen eine Sammlung wäre wohl niemand mehr mit den Lagerbe- seiner Geschichten heraus. Die Publikation ständen, ich vermeide in diesem Zusam- unter dem Titel „Lampen Theodor vertellt“ menhang bewusst den Begriff Auslagen, erschien 1982 auf Veranlassung von Albert des kleinen Dorfladens alter Prägung zufrie- Depenau. den. Dasselbe gilt für den ambulanten Ge- Mit der Erzählung „Lüe van Eichsfelle in werbetreibenden, er würde nicht mehr mit Hänsen“ überliefert uns Lampe als verläss- den Lieferwagen von Amazon und anderen licher Gewährsmann, wie sich gegen 1900 Dienstleistern konkurrieren können, könnte die Hänigser Bevölkerung mit dem Notwen- bei keinem Kind mehr Staunen und Sprach- digsten, mit all dem, was die eigene Subsis- losigkeit hervorrufen. Höker und Wander- tenzwirtschaft nicht hervorbringen konnte, händler sind verschwunden, sie werden wohl so versorgte. Wir erfahren vom bescheide- nie wiederkehren. Wilfried Otto

Lüe van’n Eichsfelle in Hänsen

In ol’n Tien härrn dä Kräugers up’n Dör- bi’n Grittemäker emaket. Wintersaat un Lin- pe mehrst’n Tied uck’n Hökerlanden. Solt, saat leit’n se bi’n Oelsläger slan un kreigen di Semp, Pepper, Sur (Essig), Zucker, dän dä Oelje davorr. Koopmann van’n Zuckerhaue affekloppt härr Sölter Buhr ut Eversen in sin’n blagen un dän dä Fruenslüe in’n Huse mit’n Gnippel- Kittel kamm jedet Jahr tweimal mit’n bla- steine kleine maken, Zelarölje (Petroleum), gen Flacht’nwogen. Solt! Solt! reip hei up Saatöl (Rüböl) un Herrje (Heringe) hal’n sick jeden How, Härr Mudder ön öre Bestellung dä littjen Lüe da weg. Wat up’n Buerhowwe taueraup’n, brochte hei’n Sack mit ein o’rtwei taun Aet’n nödig was, härrn se vorr’t mehrste Himpen Solt hennin. Dat recke ersmal’n sülms, un wat se nich härrn, word’n in’t Hus Tiedlang. ebrocht. Dat Brotkoorn hale de Mölder weg Faken heilt up’n Brinkkräuger sin’n Howwe un brochte Mehl un Klien weer. Baukweiteng- saun grot’n geflucht’nen Korwwogen mit’n ritte tau’r Mehlzuppe un in’e Knappwost word witt Laken ower. Up’n Schild stund: Schrö-

54 der, Breitenbach. Dä Keerl sä awer ümmer: me bekannt. Knütten deen fräuher dä Keerls „Schreeter aus Preidenpach.“ Hei was van’n binahe mehr as dä Frunenslüe, dä voort Eichsfelle. Mit’n grot’n Korwe ging hei nu van mehrste hindern Spinnrae seit’n. Wo ofte Hus tau Hus. Hei woll de Lüe, Tee, Kakao, hewwe ick woll Düvels Unkel, wenn butt’n Schokolade taun Koken, Kaffeebohnen un Snie lag, in’n Fulstauhee hinder’n Ob’n sitten veele Sorten Keese anbeien. Min Vader koffte sein mit’n Knütteltüg in’r Hand, un ick hewwe mehrsten Tied ’ne littje hölt’n Tunne mit Sar- uck’n Frue ekennt, dä nich knütt’n könn. Dä dinen o’r Anschowis vorr’n Daler. Twischen blagen Strümpe vorr Fruenlüe härrn bob’n ’n dä Fische wörn ümmer sau roe Stücke, dä witt’n Rand, un da Fautspitze was uck witt. ganz gleunig up’e Tunge beit’n. Dat schöll Dat sach orjdlich scheene ut! span’schen Pepper wän. Hüte segget s’er Pa- Awer Koppdäuker, Ummeslaedäuker un prika tau. Dä lerringen hölt’n Tunn’n könn’n Schört’n vorr dä Fruenslüe, Jagdwest’n, wi fein bruken. In eine wörn Neegels, Ham- Schals, Hosendreeger un bunte Taschendäu- mer un Kieptange, dä ander brunken wi vorr ker vorr dä Keerls brocht’n dä Ummedrägers. Haunerfutter. Eckern un Kastanijen socht’n Dä ole Töpfer härr ganz vermoste Taschen- wi in saue hölt’n Tunne, un wenn Mudder sä: däuker. Stund doch da richtig dä Trumpe- „Junge, hale eis grade Zippoln van’n Rook- ter van Säckingen inne mit dä Underschrift: bodden,“ dennesau lange ick in’e Anrichte, Behüt dich Gott; es wär so schön gewesen! kreig ne ole Sardin’ntunne tau falten un dee, Wenn hei’n Stücke härkreig, wat’ betjen dür- wat mick eheet’n was. der was, sä hei: „Tscha dat is wedder’n andere Wat up’t Liew höre, davorr sorgen dä Lüe Sßarrte (Sorte).“ Hei was ok van’n Eichsfelle fräuher up’n Dörpe taun grötsten Deil uck un brochte nahdeß sin’n Jungen Martin mee. sülms, härrn se doch Flaß, Linnen un Scha- Alle Unnerlat kamm saun littjen Keerl in dä pe, dä Wulle liewem. Heme, Berretüg, vorr Häuser un reip all up’r Däle: „Dü litje Swat- Frunslüe Aernjucken un Schörten un vorr te is da!“ Wo könn disse Keerl, dä Wullgarn, Keerlslüe linn’n Hosen maken se ut’n Linn’n. Strümpe un wull’n Unnertüg tau verköp’n Wenn se wüll’n Slöttjen (Beiderwand) vorr härr, woll anders härkom’n as ut Hilkerode alldogesche Kleer un Anzüge werken woll’n, up’n Eichsfelle. Hautfritze stame da jo uck neim’n se boomwull’n Uptog un wull’n Ins- här. Vorr sönndagesch Tüg sorgen Hirsch- lag. Et word mehrsten Tied swatt o’r gries berg un Moosberg ut Bortärpe un Julius Cus- efarwet. sel ut Celle. Sei keim’n sülms o’r schicken öre Sau um Jehannje herumme (24. Juni) Ladendiener. In dä grot’n Musterkuffers härr’n wörn Schape affesneen. Denne dur’t nicht se saune grote Utwahl, dar jeder tau sin’n lange, un dä Wullkämmers van’n Eichsfelle Recht kom’n könne. Dettmers Karl brochte keim’n int Dörp. Dat wöm dä Bräuder Kauf- di Punkte Mandoges o’r Dönderdoges van holz. Dat eine was saun ganz grot’n Keerl. Bortärpe un Cussel sime Merreweckens o’r Wenn dä Wulle espunn’n was, mößte Farwer Zönnamds van Celle mee. Hussnieder un Wetten sei farwen. „Hänsch Bläg“ heit de Far- Sniedersche deen dat oere, dat olt und jung we un was unner dissen Namen rund herum- sick Zönndoges woll sei’n lat’n könn.

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55 Heimatbund Niedersachsen lehnt Neubau der Bundesstraße 65 im Raum Sehnde–Peine ab

Der Heimatbund Niedersachsen lehnt den der Bundesverkehrswegeplaner spukt. Das geplanten vierspurigen Neubau der Bundes- nützt keinem Menschen, zerstört aber die straße 65 und insbesondere die im Bundes- Landschaft,“ erklärte Heimatbund-Präsident verkehrswegeplan geplante Ortsumgehung Heinz-Siegfried Strelow in der „Hannover- zwischen den Sehnder Ortsteilen Bilm und schen Allgemeinen Zeitung.“ Er bezeichne- Ilten sowie bei Dolgen grundsätzlich ab. te es auch als Arroganz des Bundes, dass „Wir sind entsetzt, dass dieses völlig un- dieser sich einfach über den diesbezüglich sinnige Projekt noch immer in den Köpfen ablehnenden Beschluss des Rates der Stadt Sehnde hinwegsetzen will. „Im Gebiet der Stadt Sehnde gibt es nur noch wenige Na- turflächen, die nicht durch Verkehr und Zer- siedlung beeinträchtigt sind.“ Die geplante Umgehungsstraße würde das landschaftlich wertvolle Gebiet zwischen Bilmer Wald und Köthenwald zerschneiden. Gleiches gelte für die Bereiche Hahnenkamp und Sohrwiesen, Feuchtgebiete nördlich von Dolgen, die bei der geplanten Trassierung Richtung Pei- ne beeinträchtigt würden. Deshalb hält der HBN es für vernünftiger, auf einen Neubau der B 65 zu verzichten und stattdessen die Wertvolle Erlenbruchwälder im Wald zwischen Autobahn 2 zu erweitern. HL Bilm und Wassel Foto: Heinz-Siegfried Strelow

Feste Calenberg überwuchert

Zugegeben – viel ist nicht mehr erhalten und Schloss Calenberg. Weite Teile verfielen von der Feste Calenberg an der Leine nahe und wurden abgerissen. der Ortschaft Schulenburg. Und der küm- „Ohne schützenden Eingriff ist es nur merliche Rest ist inzwischen fast gänzlich noch eine Frage der Zeit, bis die Natur von Kräutern und Sträuchern überwuchert. sich den kahlen Berg gänzlich zurücker- Schade, denn hier schlug einst das Herz obert hat und die letzten Zeugnisse frühe- des Teilfürstentums Calenberg, dem Land rer Festungs- und Schlossbaukunst bis zur zwischen und Leine. Im 30-jährigen Unkenntlichkeit verändert sind. Dann wäre Krieg, 1636, verlegte Herzog Georg seine ein wichtiges kulturhistorisches Denkmal Residenz von hier nach Hannover. Damit unwiederbringlich verloren“, so Eckhard begann der Bedeutungsverlust von Feste Steigerwald in seinem Heft über Calenberg,

56 das er einst für den Rotary Club Pattensen schrieb. Der Arbeitskreis Lokalgeschichte der Heimatbundgruppe Gehrden besuchte im Mai 2016 auf einer Tagesexkursion die Reste der ehemaligen Feste Calenberg und anschließend die Marienburg. Die Gehrde- ner Heimatfreunde waren erschrocken, wie wenig Bausubstanz von der ehemaligen und landesweit so bedeutenden Feste noch üb- rig geblieben ist.

Die letzten Spuren vom alten Calenberg Schon in den 1980er Jahren gab es Be- mühungen von Organisationen und heimat- bewussten Bürgern, die bedrohten Bauteile Calenberg in einer Karte von 1771 (im Septem- zu erhalten. Leider ohne Erfolg. Auch die ber 1771 von Joh. Christoph Ludewieg Clodius Herrichtung des Geländes der alten Burg angefertigte Kopie einer Karte, die auf einer im Calenberg blieb ohne Ergebnis. Jahr 1742 vorgenommenen Vermessung beruht) Bei einer Geländebegehung im Jahre 1984 konnte gerade noch der letzte Bauab- größter Baukörper der Wall. Er ist – wie der schnitt besichtigt werden: Alt Calenberg ist gesamte Innenraum – mit Bäumen bewach- fast vollständig abgeräumt! sen. Mit dem üppigen Busch- und Strauch- Der Wert der beigefügten Karte von 1984 werk gleicht die Anlage jetzt einem Gehölz. besteht also allein darin, die letzten Spuren Die links vom Fahrweg liegenden Halden vom alten Calenberg zu sichern. Da ist als bergen in ihrem Inneren die alten Gewölbe- keller, die lediglich mit Erdreich vollständig abgedeckt sind. Der Batterieturm mit seiner Schießscharte, der rechts des Fahrweges am Eingang liegt, ist das einzige sichtbare Relikt der alten Feste.

Der Gewölbekeller und Antonius Corvinus Antonius Corvinus (1501–1553) hatte sei- nen ursprünglich deutschen Namen Rabe latinisiert in Corvinus. Das war damals mo- dern. Als Mönch kam er mit dem evangeli- schen Glauben in Kontakt, er war Pfarrer in Goslar und Witzenhausen. Nach dem Studi- um erhielt Corvinus den Magistergrad. Nach seiner reformatorischen Tätigkeit im Herzogtum Braunschweig und im Bis- tum führte Antonius Corvinus schließlich 1542 die Reformation im Ca- lenberger Land durch. Die Rekatholisierung unter Herzog Erich II. von Calenberg brach-

57 te Corvinus wegen seines Beharrens am evangelischen Glauben für 3 Jahre in Haft auf der Feste Calenberg. Er fristete seinen Aufenthalt im Gewölbekeller. Bald nach sei- ner Freilassung starb er. Dieter Mahlert

Der Batterieturm Der Batterieturm mit seiner Schießscharte ist das einzige Relikt der alten Feste Calenberg.

Niedersächsisches Umweltministerium ehrt posthum Heinz Sielmann zum 100. Geburtstag Das Niedersächsische Umweltministerium hat den populären Naturschützer und Tierfil- mer Heinz Sielmann im Jahr seines 100. Ge- burtstages besonders geehrt: Künftig trägt der große Vortragssaal im Umweltministeri- um seinen Namen. „Der Vorschlag kam von meinen Mitarbeitern“ sagte Umweltminister Stefan Wenzel, selbst ein Kind des Eichsfel- des, wo der in Ostpreußen aufgewachsene Heinz Sielmann 1994 die Heinz-Sielmann- Anlässlich des 100. Geburtstages gibt die Deutsche Stiftung in Duderstadt ins Leben rief. Post eine Sonderbriefmarke zum Wert von 45 Cent Mit seiner von 1975 bis 1991 im Fernse- heraus. Die Briefmarke wird am Erstausgabetag 8. hen ausgestrahlten Serie „Expeditionen ins Juni an allen Verkaufsstellen der Deutschen Post AG Tierreich“ trug Sielmann entscheidend dazu erhältlich sein. Gestaltung Postwertzeichen: Thomas bei, nicht nur Naturschönheiten zu präsen- Mayfried, München tieren, sondern auch für ökologische Prob- Foto © Heinz Sielmann Stiftung, Duderstadt leme und den Artenschutz zu sensibilisieren. Wenzel würdigte während der Einweihung manns Engagement für das Naturschutz- des Sielmann-Saales am 12. Januar in die- projekt „Grünes Band Deutschland“ entlang sem Zusammenhang insbesondere Siel- der einstigen innerdeutschen Grenze. HL

58 Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz (NDSchG) auf dem Prüfstand Liebe Heimatbundfreunde, sehr geehrte Damen und Herren, auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Heimatbundes Niedersachsen e.V. (HBN) wur- de einstimmig der Antrag einer Ortsgruppe angenommen, das Niedersächsische Denkmalschutz- gesetz auf den Prüfstand zu stellen. Die Antragsteller nannten als Grund für diesen Vorstoß eine Vielzahl von Beispielen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz, die viele der anwesenden Mitglieder teilten. Ein Beispiel: Ein jahrhundertealtes Baudenkmal ist seit Jahrzehnten am Verrotten. Dann erhält es, zur Freude der Menschen, eine neue Chance. Eine Restaurierung steht an, entweder durch den Eigentümer oder das Baudenkmal ist in neue Hände übergegangen, der/die es möglichweise sel- ber nutzen will/wollen. Natürlich sollen lichte und begehbare Räume geschaffen werden, doch das Vorhaben entspricht nicht dem Urzustand des 17. oder 18. Jahrhunderts. Und diesem möchte ja das Amt für Denkmalpflege möglichst erhalten. Und das scheinbar in vielen Fällen um jeden Preis! Auch um den Preis des Abbruchs. Denn ein auf einen aktuellen Standard gebrachtes Baudenk- mal ist eben kein originales Baudenkmal mehr. Und genau hier scheint der Reibepunkt zwischen der Denkmalpflege und den Eigentümern/Nutzern zu liegen. Deren Schwerpunkt liegt jedoch meist auf dem Bemühen, Baudenkmale, historische Ortskerne oder überlieferte Ortsbilder zu erhalten. Und zwar in einer Form, die die Zeitzeugen früherer Jahr- hunderte fit macht für die nächsten Jahrhunderte! Ein weiteres Beispiel für eine möglicherweise subjektiv begründete Entscheidung: In einem Ort im Calenberger Land hatten mit dem Amtsantritt eines neuen Sachbearbeiters, Baudenkmale und deren Nachbargebäude plötzlich alle hellblaue Fenster und Fensterläden. Ein historischer Grund konnte dazu nicht ermittelt werden.

Wir bitten um Ihre Unterstützung: • Bildung einer Expertenkonferenz im Verwaltungsrecht (Bereich Denkmalpflege), • Von Problemen mit dem Denkmalschutz Be- gebeten. troffene sollen in der Expertenkonferenz • Die Ergebnisse sollen später mit Landtagsab- mit praktischen Beispielen berichten. geordneten diskutiert werden. • Berichte können auch schriftlich eingereicht • Schließlich soll die Arbeit in einer Initiative werden. münden, die eine Novellierung des Niedersäch- • In der Expertenkonferenz soll sich eine Kom- sischen Denkmalschutzgesetzes zum Ziel hat. mission bilden, die aus den Beispielen Anforde- • Themenschwerpunkte sollen von den Konfe- rungen an den Denkmalschutz überprüft und renzteilnehmern eingebracht werden. Verbesserungsvorschläge erarbeitet. • Über eine dauerhafte Einrichtung, z.B. zur • Um Mitarbeit werden ebenso Historiker, Archi- möglichen Streitschlichtung, sollte diskutiert tekten oder – ganz wichtig – Sachkundige werden.

Bei Interesse an einer Mitarbeit melden Sie sich bitte: Heimatbund Niedersachsen e.V. (HBN) | Walsroder Str. 89 |30851 0511/323490 |[email protected] Friedrich-Wilhelm Busse (Vorsitzender Pinkenburger Kreis), Bruno Hanne (Vizepräsident des HBN)

59 Wölfe wieder heimisch in Niedersachsen Landesmuseum widmet sich in einer Sonderausstellung der Rückkehr des Wildtiers Es sind mittlerweile gut 100 Wölfe, die in Niedersachsen heimisch geworden sind. Et- liche Rudel haben in der Lüneburger Heide – hier vor allem auf Truppenübungsplätzen – im Hannoverschen Wendland, bei Cuxha- ven und im Moor bei Diepholz ihre Reviere. Hinzu kommen zahlreiche Einzeltiere auf Wanderschaft, so z.B. in jüngster Zeit im Raum Lehrte/Sehnde und am Deister. Damit ist die Wolfspopulation in Niedersachsen die mit Abstand größte in den Ländern der alten Bundesrepublik. Deutschlandweit gibt es ca. 400 bis 450 Tiere, davon das Gros im Frei- staat Sachsen. Das Thema Rückkehr des Wolfes wird oft polarisierend diskutiert, da es Konflikte zwi- schen dem Artenschutz und den Interessen der Weidetierhaltung gibt. Um diese Proble- matik geht es auch in der Ausstellung „Der Wolf – ein Wildtier kehrt zurück“, die am 21. Mai im Niedersächsischen Landesmuseum in Präparat von Wolf „MT6“ im Niedersächsischen Hannover präsentiert wurde. Umweltminister Landesmuseum Hannover Stefan Wenzel, der die Ausstellung eröffnete, betonte, dass die Schau „ein interessanter und Scheu vor dem Menschen verlor und Lernort für Erwachsene und Kinder“ sei: „Wolf sich auch nicht vergrämen ließ. Dieser im Be- und Mensch haben seit Jahrtausenden ihren hördenjargon „MT6“ genannte Wolf ist nach Lebensraum geteilt, aber viel Wissen darüber monatelanger Präparation ein Kernstück der ist verloren gegangen. Das Landesmuseum Ausstellung – was bei einigen Tierschutzorga- vermittelt anschaulich die Bedeutung des nisationen nicht auf Gegenliebe stieß. Ande- Tieres im Ökosystem und damit verbundene rerseits soll das Präparat, das nicht in einer Herausforderungen.“ Weder die Klischee- gläsernen Vitrine, sondern frei im Kabinett bilder vom „bösen Wolf“ noch verklärende steht, einen realen Eindruck von einem Wolf Romantisierung sollen mit der Ausstellung vermitteln. Daneben wird auf verschiedenen bedient werden, sondern objektive Fakten Texttafeln und Videoclips gezeigt, wie die Tie- präsentiert, die weder verharmlosen noch re leben, sich fortpflanzen und jagen. Eine übertreiben. begehbare „Wolfsspur“ und die Einsicht in Für Wenzel war es nicht leicht, ausgerech- eine „Wolfshöhle“ mit Wildtierkamera dürften net als grüner Umweltminister die Anweisung insbesondere für junge Gäste ein Besucher- zur ersten legalen Tötung eines Wolfes nach magnet werden. Die Ausstellung ist bis zum dessen Rückkehr nach Deutschland gegeben 15. Oktober in Hannover zu sehen. Danach zu haben. Es handelte sich um den „Kurti“ geht sie auf Wanderschaft – zunächst nach genannten Wolf, der am 27. April 2016 ge- Lüneburg und danach ins Emsland. tötet wurde, weil er immer mehr die Distanz Heinz-Siegfried Strelow

60 Niedersächsisches Wasser- und Naturschutzrecht angepasst

Die Landesregierung hat das Niedersächsi- verbieten, wurde zugunsten der Anwendung sche Wassergesetz zur Änderung des Nie- des neuen Fachrechts verzichtet. Die Was- dersächsischen Ausführungsgesetzes zum serbehörde kann im Gewässerrandstreifen Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNatSchG) zusätzliche Maßnahmen zum Erhalt oder zur und zur Änderung und Aufhebung ande- Verminderung von Stoffeinträgen anordnen rer Gesetze und Verordnungen beschlos- oder Ausnahmen zulassen. sen. Das Gesetz sieht die Verbesserung Für den Grundwasserschutz sollen die der Wasserqualität von Grundwasser und wasserrechtlichen Instrumentarien verbes- Oberflächengewässern und den Erhalt der sert werden. Die Einnahmen aus der Wasse- Artenvielfalt vor und ist die Basis für die Um- rentnahmegebühr sollen zielgerichteter ein- setzung der Wasserrahmenrichtlinie und der gesetzt werden, um die Trinkwasserquellen Naturschutzstrategie des Landes. nachhaltiger schützen zu können. Die An- An allen Gewässern soll es künftig einen forderungen an die Zwischenlagerung von Gewässerschutzstreifen in einer Breite von Silage und Mist auf landwirtschaftlichen Flä- fünf Metern geben. Für Nährstoffe soll künf- chen sollen zukünftig per Verordnung fest- tig allein das kürzlich auf Bundesebene no- geschrieben werden. Die Möglichkeiten zur vellierte Fachrecht gelten. Hier sind vier Me- Verbesserung der Gewässerstruktur werden ter Abstand vorgeschrieben, auf hängigem ebenfalls verbessert. Da der Schutz der Nie- Gelände fünf Meter. Bei Verwendung von dersächsischen Gewässer eine der wichtigs- Geräten, die über eine Grenzstreueinrich- ten Aufgaben für die Zukunft ist, spricht sich tung verfügen, können die Abstände redu- der HBN für höhere Standards in der Was- ziert werden. Auf mindestens einem Meter serqualität aus. Denn nur so können auch Abstand zum Gewässer soll ein Grünstreifen die kommenden Generationen sauberes vorgehalten werden, der in jedem Fall un- Trinkwasser sowie Bäche, Flüsse und Seen behandelt bleibt. Auf den ursprünglich ver- haben, die sich in einem guten ökologischen folgten Ansatz, die Ausbringung von Nähr- Zustand befinden. stoffen auf dem Schutzstreifen generell zu Edzard Schönrock

Waschbär in Niedersachsen weiter auf dem Vormarsch

Im vergangenen Jahr 2016 wurden in Nie- wollen, weil die Schäden bei Singvögeln, dersachsen über 10.000 Waschbären von Niederwild, Greifvögeln, Schwarzstörchen, Jägern erlegt. Es wird nach Schätzungen Fischen, Unken und Kröten immens sind, des Landwirtschaftsministeriums und der sehen dagegen einige Umweltverbände das Landesjägerschaft Niedersachsen von einer bekannterweise anders. Der NABU Nieder- mehrfach höheren Population ausgegan- sachsen möchte zunächst belastbare Daten gen. Die Meinungen gehen beim Thema durch ein Monitoring sammeln, in dem die Waschbär weit auseinander. Während das Auswirkungen des Waschbären beleuchtet Landwirtschaftsministerium und die Lan- werden sollen. Erst dann könnten Entschei- desjägerschaft die Population begrenzen dungen zur Population gefällt werden. Der

61 als 2000 Abschüsse gezählt. Am nordhessi- schen Edersee wurden 1934 zwei Paare der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Tiere ausgewildert. Danach breiteten sie sich vor allem im Süden, aber auch von Osten kommend „sehr stark“ aus, wird Wildtierex- perte Egbert Strauß im Landesjagdbericht 2016 zitiert. Auch der Landkreis Northeim ist mit rund 1205 Abschüssen ein Gebiet, das der Waschbär für sich erobert hat. Auf Platz drei folgt dicht darauf der Landkreis Lüchow-Dannenberg. Eine Ausrottung ist in Mitteleuropa durch die hohen Populationen nahezu ausgeschlossen. Zu finden sind die Waschbären mittlerweile in fast allen Land- kreisen Niedersachsens. Daher ist laut dem HBN spricht sich für eine Begrenzung der Landwirtschaftsministerium eine verstärkte Population aus, da er die heimischen Tierar- Bejagung des Tieres unbedingt notwendig, ten gefährdet sieht. denn der Waschbär hat keine natürlichen Denn vor allem im Süden Niedersachsens Feinde. Als Allesfresser habe er zunehmend ist der bis zu 65 Zentimeter große und bis zu einen negativen Einfluss auf gefährdete Tier- zwölf Kilogramm schwere Waschbär verbrei- arten. tet. Im Landkreis Göttingen wurden mehr Edzard Schönrock

Geburtstage – Hochzeitstage – Verstorbene Unsere herzlichen Glückwünsche gelten unseren Mitgliedern zum 75. Geburtstag Weber, Irmgard, Sehnde Baller, Karin, Sievershausen Zimmer, Erika, Wülfingen Belusa, Hans-Dieter, Ronnenberg Zimmermann, Barbara, Gehrden Engelke, Marlene, Sievershausen Hafke, Gerlind, Bad Pyrmont zum 80. Geburtstag Harbarth, Waltraud, Sievershausen Achilles, Klaus, Gehrden Hoeft, Elke, Hannover Bandt, Marlies, Sehnde Knigge, Helga, Ronnenberg Barz, Helga, Bokeloh Kühne, Gerrit-Detlef, Ronnenberg Bostel, Claus, Sievershausen Meyer, Gert, Sievershausen Brandes, Edelgard, Sievershausen Möhle, Helmut, Ronnenberg Burgheim, Edith, Steinhude Müller, Siegfried, Nordstemmen Epple, Winfried, Bad Pyrmont Reinbach, Carlos, Pinkenburger Kreis Gerhardy, Regina, Pinkenburger Kreis Schmidt, Burkhard, Gehrden Harstick, Karl-Heinz, Katensen

62 Hirte, Margret, Sievershausen Liefold, Friedrich-Karl, Bad Pyrmont Karbstein, Helga, Bokeloh Löpert, Rosa, Gehrden Kaune, Sigrid, Pinkenburger Kreis Meyer, Ruth, Burgstemmen Krüger, Rolf, Katensen Timke, Friedel, Wietzen Kühl, Christel, Arpke Schulz, Irmgard, Wülfingen Lehnert, Horst, Sievershausen Dr. Stöver, Peter, Bad Pyrmont Loeper, Christa, Sievershausen Dr. Löhr, Peter, Arpke zum 88. Geburtstag Mittendorf, Ernst, Gehrden Fielauf, Helmut, Bokeloh Dr. Ortlepp, Rudolf, Bad Pyrmont Howe, Bruno, Mesmerode Rose-Borsum, Dieter, Sehnde Peckmann, Helmut, Ronnenberg Rosenbaum, Helga, Bad Pyrmont Plautz, Alfred, Katensen Röll, Dieter, Sehnde Schaper, Gerda, Bad Pyrmont Ruckmann, Otto, Sievershausen Schasse, Ingried, Gehrden zum 89. Geburtstag Schaumann, Ingrid, Brodhuhn, Helmut, Ronnenberg Schmidt, Helmut, Wülfingen Fenner, Rainer Gerd, Gehrden Senkner, Marga, Sievershausen Heinig, Sabine, Bad Pyrmont Storre sen., Heinrich, Wülfingen Oehler, Eleonore, Pinkenburger Kreis Wehrspann, Ingrid, Pinkenburger Kreis Pook, Wilhelm, Gehrden Witte, Inge, Bad Pyrmont Sander, Emma, Ronnenberg Zelle, Ilse, Gehrden zum 90. Geburtstag zum 85. Geburtstag Barth, Helmut, Bokeloh Dittmann, Ruth, Sievershausen Kreipe, Fritz, Wülfingen Dohse, Otto, Bad Pyrmont Kunze, Gertrud, Wülfingen Gottschalk, Marianne, Gestorf Schwamm, Gerda, Sievershausen Holzbrecher, Kurt, Bokeloh Weppner, Ruth, Völksen Müller, Werner, Elze zum 91. Geburtstag zum 86. Geburtstag Bähre, Heinz, Arpke Barnert, Leo, Ronnenberg Bödecker, Irmgard, Sehnde Blümel, Eva, Bad Pyrmont Kleinhans, Gertrud, Ronnenberg Grimpe, Heinrich, Wülfingen Mally, Hans, Pinkenburger Kreis Heidenreich, Gisela, Haste Meinecke, Sophie, Sievershausen Liehr, Werner, Steinhude Meinschien, Gisela, Großhansdorf Mansholt, Aenne, Hannover Meyer, Lieselotte, Sehnde Marquardt, Felix, Bad Pyrmont Pinnen, Peter-Alwin, Pinkenburger Kreis Matthies, Herta, Burgwedel Rasche, Irma, Sievershausen Meilwes, Hans, Ronnenberg Reimer, Käthe, Bad Pyrmont Meyer (Liefold), Elvira, Bad Pyrmont Völksen, Margret, Sehnde Rackebrand, Gustav, Arpke Westphal, Herbert, Burgwedel Tigges, Heinrich, Bad Pyrmont zum 92. Geburtstag zum 87. Geburtstag Hofer, Lieselotte, Bad Pyrmont Kallabis, Adelheid, Gestorf Paetsch, Waltraut, Pad Pyrmont

63 Pietrowski, Ilse, Wülfingen Lichtenberg, Rolf, Bad Pyrmont Raven, Erika, Sehnde Warnick, Elisabeth, Sievershausen zum 96. Geburtstag Bode, Edith, Sievershausen zum 94. Geburtstag Meyer, Ernst-August, Ronnenberg Kahle, Lisa, Burgwedel Olheide, Frieda, Pinkenburger Kreis Lazar, Hildegard, Bad Pyrmont Meyer, Ludwig, Hannover zum 97. Geburtstag Brandes, Walter, Sievershausen zum 95. Geburtstag Dr. Stadtländer, Joachim, Hannover

Wir gratulieren … … zur Silbernen Hochzeit: … zur Diamantenen Hochzeit Rühmann, Elke und Wolfgang, Ronnenberg Krüger, Ilse und Gustav, Bokeloh Mainka, Karla und Werner, Burgwedel … zur Goldenen Hochzeit Rost, Renate und Gerhard, Sievershausen Pieper, Alexandra und Hermann, Ronnenberg Ruckmann, Waltraut und Otto, Sievershausen Schöttel, Ursula und Harald, Bokeloh von Echte, Gertrud und Heinrich, Sievershausen

Wir betrauern den Tod langjähriger Mitglieder: Beyer, Heike, Hemmingen Lehmberg, Frank, Hemmingen Britz, Hermann, Hemmingen Marsitky, Irma, Ronnenberg Prof. Dr. Buchholz, Hanns, Hemmingen Schlocker, Erika, Pinkenburger Kreis Buss, Ilse, Burgwedel Schlocker, Peter, Pinkenburger Kreis Eggert, Heinz, Bokeloh Schulz, Irmgard, Wülfingen Fuhrich, Eva-Maria, Sievershausen Seffers, Hans-Georg, Sievershausen Gent, Rosemarie, Pinkenburger Kreis Struss, Horst, Ronnenberg Gerstmann, Günther, Sievershausen Tempel, Dieter, Hemmingen Jürgens, Holger, Pinkenburger Kreis Voges, Trude, Ronnenberg Klein, Elisabeth, Pinkenburger Kreis Dr. Wüstenhöfer, Karl-Heinz, Ronnenberg Krauthoff, Eugen, Burgwedel Zimmermann, Herta, Sievershausen Küssner, Erika, Pinkenburger Kreis

Heimatbundmitglied Günter Porsiel ist verstorben. Unser ehemaliges Gruppenmitglied und Mit- im Stadtbezirk engagiert. Man denke nur an glied im Heimatbund Niedersachsen Günter seine „Fröhliche Stunde“ im Freizeitheim für Porsiel ist am 14. März 2017 verstorben. Senioren, in der er mit viel Liebe zusammen- Günter Porsiel war ein Freund Döhrens, gestellte Vorträge und mit selbst hergestellten er war unser Stadtteilhistoriker und hat sich Dias unterhielt. Er hat sich darum geküm- auf vielfältige Weise für seine Mitmenschen mert, dass erhaltene Reste der Döhrener

64 Wolle in das neue Siedlungskonzept einbe- siedler, 1000 Jahre Döhren, usw. Er hat sich zogen wurden und die Wiederaufstellung des dafür eingesetzt, dass die Sophienresidenz Wolle-Widders angestoßen. Er war Mitglied im Leineaue gebaut werden konnten, in der wir Heimatbund Niedersachsen und hat am 24. heute im „Döhrener-Turm-Zimmer“ unseren November 2006 mit Heinz-Siegfried Strelow Clubraum haben. Im Jahre 2006 wurde er und Bruno Hanne die Heimatbund-Gruppe für den unermüdlichen Einsatz für seine Döh- „Döhren-Wülfel Im Kleinen Freien“ gegrün- rener Mitbürger mit dem Bundesverdienst- det. Günter Porsiel bestand auf diesem Da- kreuz am Bande ausgezeichnet. tum, denn an diesem Tag im Jahr 1490 hat Leider wurde der Umgang mit ihm auf- Cord Borgentrick seine Heimatstadt Han- grund einer Erkrankung immer schwieriger. nover vor dem Überfall feindlicher Truppen Wir werden ihn aufgrund seiner Verdienste bewahrt. Zu allen wichtigen Themen hat er um unsere Heimat Döhren ehrend im Ge- Bücher verfasst, man denke nur an die Will- dächtnis bewahren. Bruno Hanne mers, den Döhrener Turm, den Döhrener Ein- Gruppe Döhren-Wülfel Im Kleinen Freien

Heidschnuckenessen im Zeichen von „Futtern wie Luther“ Pastor Andreas Schmidt als launiger Gastredner bei Traditionsveranstaltung Mehr als 70 Besucher konnte der HBN-Prä- sident Heinz-Siegfried Strelow am 3. März beim traditionellen Heidschnuckenessen des HBN im Gasthaus Dehne in begrüßen. Wie in jedem Jahr verfolgte der Heimatbund mit diesem gemütlichen Abend ein wichtiges ökologisches Anliegen, nämlich den Erhalt der Heidschnucke, die wiederum der Garant des Erhaltes der Heideflächen und damit des Lebensraumes der Bienen ist. Da das diesjährige Treffen überdies im Zeichen des „Luther-Jahres“ stand, schloss Strelow Pastor Schmidt (Bildmitte) bei seiner launigen seine Begrüßungsrede mit den Worten des Ansprache Foto: Karl-Heinz Schönrock Reformators: „Iß, was gar ist! Trink, was klar ist! Red’, was wahr ist!“. Hieran konnte Pastor konnte dies durch ortstypische Bräuche aus Andreas Schmidt, HBN-Mitglied im Südharz, dem Osten der Region Hannover und aus gut mit seiner Rede anknüpfen. In launigen dem Raum Hildesheim und Peine bestätigen. Worten widmete er sich den Tischreden Mar- Hingegen seien, abgesehen vom Osterfeuer, tin Luthers. viele andere Traditionen wie das Schöpfen des Wilfried Otto stellte in seinem anschließen- Osterwassers verschwunden, so Otto. den Vortrag über vorösterliches Brauchtum Musikalisch wurde das gemütliche Mahl im Hannöverschen die Faslams-Bräuche in wieder umrahmt von einem Bläser-Oktett des den Mittelpunkt. Insbesondere die Heische- Hausorchesters des Prinzen von Hannover. züge der Junggesellschaften seien eine sehr Traditionsgemäß klang daher die Veranstal- charakteristische und vielerorts noch leben- tung auch mit dem Niedersachsenlied aus. dige Tradition im Calenberger Land. Strelow HL

65 Bad Münder: Neue Museums-Saison beginnt

Im April eröffnete das Museum mit der Son- derausstellung „Ausgrabung der Glashüt- te Klein Süntel“. Der Verein „Forum Glas“ präsentiert die Grabungsergebnisse der vergangenen vier Jahre, in denen die Fun- damente einschließlich der Schürkanäle ei- nes Rauchgaskegels freigelegt wurden. Die vor fast 400 Jahren gegründete Glashütte nutzte wahrscheinlich schon während des Dreißigjährigen Krieges die regionalen Koh- levorkommen zum Schmelzen von Glas. Am 7. Juli 2017 feiert das Museum Bad Münder die 10-jährige Wiederkehr der Er- öffnung des Freilichtmuseums „Bürgerhaus von 1752“. In den Folgemonaten wird dort sonntags das kleinbürgerliche Leben in der Stadt um das Jahr 1880 gezeigt. Die Mitarbeiter des Museums werden in zeitge- nössischer Kleidung im Haus nicht nur ko- chen, sondern auch viele andere Arbeiten verrichten. Die Besucher bekommen einen Eindruck vom Leben der Bewohner vor 135 Die große Diele des Bürgerhauses von 1752 Jahren. Die Aktivitäten und Sonderveran- wird in diesem Sommer zum Zentrum eines staltungen werden unter anderem unter „lebendigen“ Freilichtmuseums. www.museum-badmuender.de aktuell be- Foto: Archiv Museum Bad Münder kannt gegeben. Dr. Kai Witthinrich

Bad Pyrmont: Dresden mit Uraufführung des Passion­s­ oratoriums „Wir können mit dir unser Leben wagen“

Im April reisten 35 Mitglieder und Gäste der werden sollte. Sofort war klar, dass Block Gruppe Bad Pyrmont nach Dresden. Auslö- eine Reisebegleitung durch seinen Pyrmon- ser war die eher zufällig erhaltene Informa- ter Heimatbund erhalten würde, der sich auf tion, dass das Mitglied des Heimatbundes keinen Fall dieses einmalige Erlebnis entge- Pfarrer i.R. Detlev Block mit dem Libretto hen lassen wollte. an einem Passionsoratorium beteiligt ist, Im Rahmen von „500 Jahre Reformation“ welches am Karfreitag in der Martin-Luther- in der Martin-Luther-Kirche zu Dresden fand Kirche, Neustadt von Dresden, uraufgeführt am 14.4.2017 die Uraufführung des Passi-

66 Heimatbund vor Dresdenpanorama Foto: Adelheid Ebbinghaus onsoratoriums statt, das der Komponist Mat- ertragen. Wie ein Lichtstrahl der Hoffnung thias Drude, u.a. Professor für Musiktheorie erklangen daher gleich zu Beginn die zarten an der Hochschule für Musik Dresden, und Töne der meisterhaft gespielten 1. Violine der Bad Pyrmonter Pfarrer i.R., Schriftsteller der Dresdner Sinfonietta, die mit 14 brillian- und Liederdichter Detlev Block, 2014–2015 ten Musikern den Bachchor an der Martin- gemeinsam geschaffen haben. Dazu heißt Luther-Kirche sowie die vier Solisten nicht es in der Werkeinführung von Prof. Drude nur begleiteten. Mit Prof. Gertrud Günther, u.a., dass man den Texten der vier Evange- (Sopran), Ewa Zeuner, (Alt), Frank Blümel, listen gefolgt ist, „antijudaistische Tendenzen (Tenor, beide Staatsopernchor Dresden), der Passionsüberlieferung“ aber nicht in das Andreas Drescher, (Bass), sowie Jonas Le- Oratorium übernommen hat. Anders auch onhardi als Sprecher, waren herausragende als manch bekannte Passionsdarbietung Stimmen zu hören, die unter dem meister- seit dem 17. Jh. zeigt dieses Oratorium die haften Dirigat von Markus Leidenberger, Handschrift der Reformation: Mit der Passi- Landeskirchenmusikdirektor Evangelisch- on Christi ist das Heil für die Menschheit be- Lutherisches Landeskirchenamt Sachsen, reits errungen. Davon ist laut Luther immer die Botschaft des Oratoriums eindringlich wieder zu singen und zu sagen. an die Zuhörer übermittelten: Nicht nur der Diesem Auftrag kamen in überwältigen- Gottessohn durchlitt Unsägliches und in sei- der und zutiefst berührender Weise ca. 100 nem Namen wurde viel Gewalt ausgeübt, Mitwirkende in der voll besetzten Martin- sondern durch den modernen Menschen Luther-Kirche nach und nahmen die knapp leidet auch die gesamte Schöpfung. 1000 Zuhörer zwei Stunden mit durch eine Die Botschaft aus dem Libretto von Detlev Passion von tiefstem Leid, Schmerz, Dunkel- Block lautet ganz klar, dass wir alle in der heit und auch der Erfahrung vom Verrat ei- Verantwortung stehen Gutes auszusäen, nes besten Freundes sowie dem Gefühl der für es einzustehen und „ein weites Netz der Gottverlassenheit. Mehr geht wohl kaum zu Hoffnung von Herz zu Herz um die ganze

67 Welt“ zu binden mit der Gewissheit aus dem zum Gegenbesuch ein mit der Zielsetzung, Werktitel: „Wir können mit dir unser Leben dass dieses Werk auch hier zu hören sein wagen.“ Das „Lied der Hoffnung“ mitzusin- sollte. Die Einladung wurde gern angenom- gen waren alle eingeladen. So sind als ein men und sollte in zwei bis drei Jahren unter ganz leiser Unterton auch die Stimmen der Einbindung aller am Ort verfügbaren Kräfte Reisegruppe aus Bad Pyrmont im Live-Mit- Wirklichkeit werden können. schnitt der Uraufführung eingebunden, die restlos begeisterte und unvergessen bleiben Adelheid Ebbinghaus wird. Der Heimatbund Bad Pyrmont lud

Barsinghausen: Hamburg und Elbphilharmonie entdeckt

Die festliche Eröffnung der Elbphilharmonie in von befindet sich der alte Elbtunnel. Durch Hamburg im Januar und die mediale Bericht- ihn können Fußgänger bis heute auf die an- erstattung darüber haben auch die Mitglieder dere Elbseite gelangen. Dann passierte der der Barsinghäuser Heimatbundgruppe nach Bus den Fischereihafen mit dem bekannten Hamburg gelockt, um das einzigartige Bau- Fischmarkt. Dabei gab es Erläuterungen zur werk der Elbphilharmonie mit seiner spekta- Bedeutung und Nutzung in früherer und heu- kulären Architektur kennenzulernen. Und so tiger Zeit. Der Stadtführer lenkte den Blick machten sich 49 Mitglieder aus Barsinghau- seiner Gäste auch auf das Werftgelände der sen, Gehrden und Hannover und interessier- Schiffsbaufirma Blohm & Voss. Zu sehen war te Gäste auf nach Hamburg. Entsprechend ein im Trockendock liegendes Kreuzfahrt- dem Reiseprogramm begann der Aufenthalt schiff mit einer Länge von 330 Metern und in Hamburg mit einer Stadtrundfahrt, die einer Passagierkapazität für 4000 Reisende. durch das Hafenviertel, die Hafencity und Außerdem lag die Mega-Jacht eines arabi- durch den Stadtteil St. Pauli führte. Die Fahrt schen Scheichs auf Reede und wartete of- ging vorbei an Gebäuden der Speicherstadt fenbar auf Erledigung von Auftragsarbeiten (heute anerkanntes UNESCO-Welterbe) und im Wert von 9,5 Millionen Euro, so wusste den St. Pauli-Landungsbrücken (heute Aus- unser Gästeführer zu berichten. Anschlie- gangsort für Hafenrundfahrten). Unweit da- ßend führte die Stadtrundfahrt noch durch

Ein Teil der Gruppe in der Elbphilharmonie Foto: Dieter Schönemann

68 den Stadtteil St. Pauli mit seinen Bekannten über die „Tube“ (nach einer Bezeichnung der Vergnügungsstätten und betriebsamen Sze- englischen U-Bahn), eine 82 Meter lange, ge- nevierteln, die allerdings tagsüber einen eher bogene Rolltreppe. ruhigen und soliden Eindruck vermitteln. Auf der Plaza angekommen, wurden wir Dazu gehören u. a. neben der Reeperbahn von unserem Begleiter mit den baulichen der Spielbudenplatz, das Operettenhaus Daten und der räumlichen Nutzung des Hau- und andere Theater, die Herbertstraße und ses vertraut gemacht. Nach seinen Ausfüh- die Große Freiheit. Alles Adressen für solche rungen bildet ein ehemaliger und inzwischen Besucher, die einschlägige Unterhaltung und ausgedienter Kaispeicher den Fundamentso- Vergnügungen suchen. Wiederholt wusste ckel für einen zweiten, völlig neu konzipierten unser Gästeführer seine Informationen be- und neugestalteten Baukörper, der dem vor- sonders bei dieser „Location“ mit launigem handenen Bausockel flächengleich (kongru- Barsinghausen: Hamburg und Elbphilharmonie entdeckt und hintersinnigem Humor zu würzen und ent) und in aufgeständerter Form aufgesetzt unsere Reisegruppe bei Stimmung zu halten. wurde, um so den für die Plaza notwendigen Vorbei an Hamburgs großem Volksfestplatz Zwischenraum zu schaffen. Das Zentrum (Hamburger „Dom“), dem Heiligengeistfeld des Konzerthauses bildet der Große Saal mit und der Hamburger Hauptkirche St. Micha- eingebauter Orgel (4765 Pfeifen) und 2100 elis, dem Wahrzeichen der Hansestadt, ging Plätzen. Daneben gibt es den Kleinen Saal es mit dem Bus weiter in Richtung Hafencity. mit 550 Plätzen und die Kaistudios. Außer- Dort entstehen bzw. sind bereits auf einem dem sind in dem Konzertgebäude unterge- ehemaligen Hafen- und Industrieareal Wohn- bracht: Die Konzertkasse, ein Info-Shop, die quartiere mit entsprechender Infrastruktur Gastronomie, ein Hotel mit 250 Zimmern, 45 entstanden. Zu beobachten ist ein lebhaf- Wohnungen und ein Parkhaus. Eine Besich- tes und eindrucksvolles Baugeschehen. Am tigung der Konzertsäle war nach dem Reise- Ende dieser Stadtentwicklung soll es einmal programm allerdings nicht vorgesehen. Den- Wohnraum für 40–50.000 Einwohner geben. noch war es ein Erlebnis, ein Konzertgebäude Die Stadtrundfahrt endete vor den Toren mit so großartigen Dimensionen erlebt zu der Elbphilharmonie, dem eigentlichen Rei- haben. Nach dem Besichtigungstermin bis seziel der Heimatfreunde aus Niedersach- zur Rückfahrt nach Barsinghausen stand den sen. Der Reiseleiter sorgte für den nötigen Reiseteilnehmern ausreichend Zeit zur freien Zugang seiner Gäste zum Konzerthaus und Verfügung. Die dreistündige Heimfahrt bot begleitete sie bis zur 37 Meter hohen Plaza, Gelegenheit das Erlebte nachzuempfinden. der für die Öffentlichkeit geschaffenen Aus- sichtsplattform. Der Aufstieg dorthin erfolgte Hans Günter

Bokeloh: Besuch unserer Heimatbundgruppe auf dem Fliegerhorst Wunstorf

Der Bundeswehrflughafen in Wunstorf war die Legion Condor auch vom Wunstorfer ein Ziel der Exkursion der Gruppe Bokeloh. Fliegerhorst aus und war am Angriff auf die Der Fliegerhorst wurde ab 1934 in Zuge baskische Stadt Gernika beteiligt. der Aufrüstung für die Luftwaffe der Wehr- Am 7. April 1945 nahm die Royal Air Force macht gebaut. In dieser Zeit rekrutierte sich den Fliegerhorst ein.

69 Airbus) 400 M in Wunstorf stationiert. Insge- samt 40 Flugzeuge hat die Bundeswehr für das Luftwaffentransportgeschwader (LTG) 62 bestellt. Die ersten acht Flugzeuge sind ausgeliefert und man kann sie bei Trainings- flügen über Wunstorf beobachten. Die Piloten absolvieren 95 Prozent der Übungsflüge in einem Simulator. Dadurch wurde die Lärmbelästigung der Menschen in den umliegenden Dörfern und Städten enorm vermindert. Der Standort Wunstorf mit 2450 Soldaten und zivilen Beschäftigten ist für die Städte Während der Berliner Luftbrücke 1948/49 Neustadt und Wunstorf ein wichtiger Wirt- starteten und landeten auf dem Fliegerhorst schaftsfaktor. Die Ausbildungswerkstatt für Wunstorf unzählige Maschinen der Alliierten die Berufe Fluggerätmechaniker sowie Elek- für die Versorgung der eingeschlossenen troniker ist für die sehr gute Ausbildung der Berliner Bevölkerung. jungen Menschen bekannt. Im März 1958 wurde das Gelände an die Nach dem Informationsvortrag von Martin Bundeswehr übergeben. Buschhorn durfte unsere Gruppe die erste in Nach dem Flugzeugtyp Noratlas wurde Wunstorf stationierte A 400 M besichtigen. die Transall C-160 in Wunstorf stationiert. Sie trägt den Namen „Wunstorf“. Der Be- Fast 500 Millionen Euro wurden bis jetzt such im Cockpit beeindruckte alle. Die Ver- investiert, um den Standort für die Stati- ladeluke wurde für unsere Gruppenmitglie- onierung des neuen Transportflugzeuges der geöffnet, der riesige Frachtraum tat sich A400M von Airbus vorzubereiten. Die Start- auf. Die Technik im besichtigten Flugzeug ist bahn wurde verlängert, es mussten neue für Laien unvorstellbar. Hallen gebaut werden. Marion Nowak Seit Dezember 2014 ist das neue Trans- Foto: Pressestelle des LTG 62 portflugzeug der Bundeswehr, die A (für Martin [email protected]

Gehrden: Reihe „Gelbe Hefte“und HBN übernimmt Stadtarchiv

Die Veröffentlichungen der Ortsgruppe Gehr- übersichtlich ein historisches Thema rund den in einer Reihe von Einzeldokumentatio- um die Stadt Gehrden umfassend darge- nen haben sich in der Stadt Gehrden zu ei- stellt. So erschienen bereits in dieser Reihe nem Dauerbrenner entwickelt. Die meisten Schriften zum Thema „Schulen in Gehrden“, Publikationen sind bereits ausverkauft und „Rund um den Gehrdener Berg“, „Die Stra- müssen nachgedruckt werden. Das Konzept ßenbahn Linie 10“ oder das „Lichtspielhaus“ der Ortsgruppe ist voll aufgegangen. Mit ca. in Gehrden. Das neueste Heft der Gruppe, 60-seitigen Heften zu einem bestimmten Autor Rainer Piesch, hat zwei legendäre Gast- Thema wird kompakt, lesefreundlich und stätten der Stadt zum Thema. Im Zuge des

70 aufblühenden Ausflugverkehrs Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Waldgasthaus „Zur schönen Aussicht“ eröffnet. Es warb mit dem Prädikat „der schönste Punkt des Gehrde- ner Berges“ und fürwahr, die damals noch unverbaute Aussicht war phantastisch. Auch die Anbindung mit der Straßenbahn war von Vorteil. Auf die wechselvolle Geschichte der Lokalität wird in dem reich bebilderten Band eingegangen. Das zweite Gasthaus ist die Kultgaststätte „Türmchen“, ein umgebautes ehemaliges Spritzenhaus der Feuerwehr, seit Mitte der 1970er Jahre ein gastronomischer Mittelpunkt der Gegend. Auch hier erfährt der Dieter Mahlert, Hartmut Neumann, Helmuth Leser viel Wissenswertes und hat dazu noch Temps und Hans Joachim Hentschel gehören ein „Weißt-Du-noch“-Erlebnis. Der vorliegen- zur Archivgruppe des Heimatbundes. de Band ist bereits das 39. Heft der Gehrde- Foto: Dirk Wirausky, Lokalredakteur der HAZ ner Ortsgruppe und es scheint auch noch (Calenberger Zeitung) kein Ende der Dokumentationen in Sicht zu sein, denn weitere Themen sind bereits in Vor- bereitung. sind etwas mehr als 2000 Dokumente erfasst. Die Arbeit im Stadtarchiv Gehrden wur- Diese Dokumente umfassen einen Zeitraum de vor ca. 5 Jahren aufgenommen. Eine von 1517 bis 1974. Für die Zukunft ist die Gruppe von 11 geschichtlich interessierten Übernahme von archivwürdigen Dokumenten Bürgern begann, das Archivmaterial auf eh- aus dem Bereich der öffentlichen Verwaltung renamtlicher Basis zu sichten. Um von vorn- ein wichtiges Thema. Darüber hinaus über- herein Transparenz und damit auch spätere nimmt das Archiv Material aus Privatbesitz. Recherchemöglichkeiten des Archivmaterials sicherzustellen, war es hilfreich, zunächst auf Das Archiv ist nach vorheriger Anmeldung einen überlassenen Laptop zurückgreifen zu immer am Freitag in der Zeit von 16.00 Uhr können. Mittels eines geeigneten Archivpro- bis 18.00 Uhr geöffnet. gramms konnte jetzt damit begonnen wer- Kontakt: Herr H. J. Hentschel, Herr H. Neu- den, die ersten Schritte zur Erfassung des mann per E-Mail: [email protected] Archivmaterials zu gehen. Zu den notwendigen Voraussetzungen zum Dieter Mahlert, Rainer Piesch Aufbau eines Archivs war es unerlässlich, eine Strukturierung nach Sachthemen vorzuneh- *** men. Eine Auswahl: Öffentliche Verwaltung, Sicherheit und Ordnung, Schule, Kirche, Landwirtschaft sowie weitere Bereiche. Eine Besonderheit bei der Archivierung nimmt der Bereich Sippenverkartung ein. Sinn einer solchen Verkartung ist die Darstellung der Verbindungen der Familienzweige, also Trau- ungen, Geburten und Sterbefälle. Der vorlie- gende Zeitraum: von 1674 bis 1939. Zurzeit

71 Höver: Mitgliederversammlung und Wiedereröffnung der Heimatstube

Zur diesjährigen Mitgliederversammlung des Terminkalender der höverschen Bürger ei- Heimatbundes „Unser Höver“ konnte der nen festen Platz. Rechtzeitig zum Fest erhielt Vorsitzende Ernst Köhler viele Mitglieder, den die Flüchtlingsunterkunft in Höver, die von Ortsbürgermeister Christoph Schemschat der AWO betreut wird, einen Weihnachts- sowie die Vertreter der örtlichen Vereine und baum, um den Bewohnern und insbesonde- Gruppen im Vereinsheim der Schützenge- re den Kindern, eine Freude zu machen. Die sellschaft Höver begrüßen. Der Vorsitzende Gruppe Hövers Herz sorgte mit Kugeln und berichtete, dass die Vortragsreihe „Schätze Kerzen für den entsprechenden Schmuck. im Untergrund“ im Juni des vergangenen Auch für 2017 ist wieder ein Kalender auf- Jahres mit einem Besuch des Erdölmuse- gelegt worden. Unter dem Titel „Damals ums in Wietze fortgeführt wurde. Für die- war’s“ sind verschiedene, auch historische ses Jahr ist eine Fahrt nach Burgwedel zum Begebenheiten aus dem Dorf zusammen- Wasserverband Nordhannover geplant, um getragen worden, an die sich sicher noch unserem wichtigsten Bodenschatz – dem zahlreiche Einwohner erinnern können. Für Trinkwasser – auf die Spur zu kommen. 2018 ist ein Kalender geplant, in dem sich Der traditionelle Grillabend war wieder gut die höverschen Vereine und Gruppen dar- besucht und auch der in Zusammenarbeit stellen. mit Martin Haase organisierte Weihnachts- Die Hauptbeschäftigung betraf die Hei- baumverkauf auf dem Hof Lüpke mit dem matstube. Nachdem im Februar eine neue Angebot von Bratwurst und Glühwein hat im Beleuchtungsanlage installiert worden war, begann die Neugestal- tung der Vitrinen und der „Guten Stube“. Info-Tafeln liefern den Besuchern künftig aus- führliche Informationen zu verschiedenen The- men, die den Ort und seine Entwicklung be- treffen. In den nächsten Tagen werden zunächst die Helfer und Sponso- ren Gelegenheit haben, das Ergebnis in Augen- schein zu nehmen und ab Ende März werden regelmäßige Öffnungs- zeiten angeboten. Auf der Tagesord- Der neu gewählte Vorstand v.l.n.r.: Hans Heinrich Lüpke, Ernst Köhler, nung standen in die- Manfred Holaschke, Gabriele Falter und Annemarie Gorontzy sem Jahr Vorstands- Foto: Ortrud und Manfred Holaschke wahlen. Der Vorsitzende

72 Ernst Köhler, stellvertretende Vorsitzende Hans-Heinrich Lüpke, Schriftführer Manfred Holaschke und 2. Schriftführerin Annemarie Gorontzy wurden einstimmig wiedergewählt. Für die langjährige Schatzmeisterin Moni- ka Westphal, die wegen ihres Wegzugs aus Höver nicht wieder zur Wahl antrat, wurde Gabriele Falter einstimmig gewählt. Mit einem Präsent und einem Blumen- strauß bedankte sich der Vorsitzende bei Monika Westphal für ihre immer zuverlässige Kassenführung und ihre Mitarbeit bei allen Aktivitäten. Zur Wiedereröffnung der Heimatstube in Höver konnte der Vorsitzende Ernst Köhler zahlreiche Gäste begrüßen, so den Vorsit- zenden des Heimatbundes Niedersachsen, Herrn Heinz-Siegfried Strelow, den Orts- bürgermeister Christoph Schemschat, die Vertreter der örtlichen Vereine und Gruppen Wiedereröffnung der Heimatstube und natürlich die Sponsoren und Helfer, die maßgeblich zum Gelingen der Neuge- auf ihre Funktion überprüft und die elektri- staltung beigetragen haben. Im Anschluss sche Anlage erneuert. Im Jahr 2015 konnte gab Manfred Holaschke einen Abriss der „Unser Höver“ dann mit den Innenarbeiten Geschichte der Heimatstube, die aus einer beginnen. Die Räume wurden gestrichen privaten Sammlung des Friseurmeisters Willi und eine komplett neue Beleuchtungsanla- Fischer Ende der 1960er Jahre entstanden ge installiert. Nach Gesprächen mit Herrn ist. Rund 20 Jahre später haben sein Sohn Dr. Fahl vom Historischen Museum und Lothar Fischer und eine Gruppe höverscher Herrn Gehrke vom Heimatmuseum in Seel- Bürger eine erste Ausstellung organisiert. ze wurde die Ausstellung so konzipiert, wie Nach Begutachtung durch die Gemeinde sie heute zu sehen ist. Sehnde wurde die Ausstellung zunächst im Ziel ist es, den Besuchern zu verschiede- Forum der Grundschule Höver, später in der nen Themen Informationen zu geben, Aus- Verwaltungsnebenstelle gezeigt. stellungstücke zu zeigen und auch die The- Nach einem weiteren Umzug 2001 in die men zu wechseln, so dass es immer wieder heute genutzten Räume fand unter der Regie interessante Schwerpunkte in der Ausstel- der Siedlergemeinschaft Höver die Wieder- lung geben wird. eröffnung 2003 im Rahmen des Ortsfestes Zunächst sind regelmäßige Öffnungs- statt. Ingrid und Karl-Heinz Schnelle betreu- zeiten ab 26. März jeweils sonntags (außer ten die Heimatstube für viele Jahre bis dies Ostersonntag) von 10.00 bis 12.00 Uhr vor- im Mai 2012 der Heimatbund „Unser Höver“ gesehen. Interessenten können mit Voran- übernahm. meldung auch andere Besichtigungszeiten Im Rahmen des Umbaus der Kindertages- vereinbaren. Jetzt hofft „Unser Höver“, dass stätte erhielt der Gebäudeteil, in dem sich das Interesse geweckt ist und viele Besucher die heutige Heimatstube befindet, ein neues in den nächsten Wochen vorbei schauen. Dach und neue Fenster. Die Heizung wurde Annemarie Gorontzy

73 Sehnde: Gedenkstein für den einzigen Sehnder Toten des Krieges 1870/71 ist wieder aufgestellt

Carl Hermann Osterwald war der einzige Soldat, der 1871 im deutsch-französischen Krieg gefallen ist. Der an ihn erinnernde Ge- denkstein stand jahrelang unbeachtet und verwittert am Rande des Parkplatzes vor dem Sehnder Stadion. Nun ist das Denkmal zu- rückgekehrt an den Ort des Hofes, von dem Osterwald stammte: Vor den Hof von Otto Bortfeld in der Nordstraße. Bauer Bortfeld, Sehndes Bürgermeister Helmut Süß, sein Stellvertreter Hartmut Völksen und der Hei- matbund-Vorsitzende Heinz-Siegfried Strelow freuten sich über die Wiederaufstellung am 25. April. Eine Inschrift oberhalb des Balkens des nahe gelegenen Scheunentores erinnert gleichfalls an die Familie Osterwald, die die- sen Hof bis 1905 bewirtschaftete. Insofern V. l. n. r.: Otto Bortfeld, Heinz-Siegfried Strelow, stellt der neue Standort nun einen direkten Helmut Süß, Hartmut Völksen Foto: Stadt Sehnde Bezug zur Vergangenheit des Gefallenen dar und wurde aus diesen Gründen vom Ortsrat eines Bauchschusses auf Schloss Aubigny bei und dem Heimatbund favorisiert, erklärte Metz. „Über den Ersten und Zweiten Weltkrieg Bürgermeister Helmut Süß. erfahren die Kinder noch in der Schule, aber Osterwald war Soldat der 1. Kompanie des der Krieg von 1871 ist völlig in Vergessenheit Hannoverschen Füsilierregimentes Nr. 73 und geraten, obwohl er tragische Weichenstellun- zog 1870 in den deutsch-französischen Krieg. gen für ganz Europa legte“ sagte Strelow bei Am 16. August 1871 starb er an den Folgen der Wiederaufstellung des Denkmals.

Gruppe Arpke sierten Widerstand der Glasarbeiter in der Jeden 2. Donnerstag im Monat ist Region“ mit anschließender Führung durch Kaffeenachmittag­ um 15.00 Uhr in der die Sonderausstaellung. Heimatstube, Teichstr. 1. Freitag, 7. Juli, 18.30 Uhr, Kellerstr. 13 und 19: 10 Jahre Bürgerhaus von 1752. Gruppe Bad Münder Jubiläumsveranstaltung in den Museums- Sonntag, 25 Juni, 15 Uhr, Museum häusern. Kellerstraße 13: Vortrag von Klaus Vohn- Sonntag, 20. August, 15 Uhr, Kellerstr. 13: Fortagne „Vom individuellen zum organi- Neueröffnung des Kellergewölbes im Wett-

74 bergschen Adelshof: Das Stadtbild in der Genaue Reisebeschreibung bei Ursula Schö- Renaissance. nemann. Anmeldung ab sofort, spätestens Sonntag, 10. September: Aktionstag im 2. September. Bürgerhaus, Kellerstraße 19 zum Für alle Veranstaltungen bitte anmelden bei Großraum-Entdeckertag und Tag des Ursula Schönemann, Tel. 05105/83531 offenen Denkmals. Sonntag, 24. September ab 14 Uhr: Gruppe Bokeloh Untersuchung des Burgbrunnens am Am 24. Juni beteiligen wir uns am Wettbergschen Adelshof Kellerstraße 13, mit Kinderfest im Freibad Bokeloh zusammen Unterstützung durch die Freiwillige Feuer- mit der AG Zukunft Bokeloh. wehr Bad Münder Es sind noch Fahrten geplant, die wir dann über die örtliche Presse ankündigen werden. Gruppe Barsinghausen Am 2. oder 3. September fahren wir mit dem Juli: Urlaub. Bus nach Hamburg und besichtigen die Dienstag, 8. August: Bus-Kaffeefahrt ins Plattform der Elbphilharmonie und andere „Blaue“. Busfahrt von 13.00 –18.00 Uhr zu Sehenswürdigkeiten. Wir werden unsere einer Blaubeerplantage. Bei einer Rundfahrt Mitglieder rechtzeitig informieren. mit dem Heidelbeerexpress erfahren wir alles Wissenswerte über die Blauen Beeren. Gruppe Gestorf Einzelheiten bei Ursula Schönemann, Samstag, 15. Juli, 10.00–16.00 Uhr, Treff- Tel. 05105-83531. Anmeldung bis 7. Juli. punkt Kirchplatz: Wir wandern ins Calenber- Mittwoch, 13. September: Museum für ger Land zum Wolfsberg, Süllberg und nach Energiegeschichte. Mit S-Bahn-Gruppen­ Lüdersen. Unterwegs Einkehr. Anmeldung ticket nach Hannover, Humboldtstr. 32, ins erbeten bei Bernd-G. Höfer, Tel. 05045/7536. Museum für Energiegeschichte. Bei einem Freitag, 18. August bis Sonntag, Rundgang durch die Dauerausstellung des 20. August: Unsere beliebte Jahresfahrt, Museums erfahren wir, wie die Elektrizität diesmal auf den Spuren von Martin Luther das Leben der Menschen veränderte. Wie und Katharina von Bora. Zum Reformations- kam der Strom ins Haus? Von der ersten jubiläum besuchen und besichtigen wir die praktischen Anwendung, der Beleuchtung, Wirkungsstätten in Wittenberg, Torgau und über Zigarrenanzünder, Reisebügeleisen Eisleben. Busreise mit Halbpension, nur 229 und Waschmaschine handeln die Energie- € im DZ. Genaue Reisebeschreibung und geschichten. In einer Sonderausstellung Leistungsverzeichnis sowie Anmeldung bei erfahren wir viel über Werner von Siemens Bernd-G. Höfer, Tel. 05045/7536. und die Elektrotechnik. Abfahrt, 13.01 Uhr Freitag, 8. September, 19.00 Uhr im Barsinghausen Hbf. Weitere Einzelheiten bei Landgasthof „Zum Weißen Ross“: Anmeldung bis 28. August. Themenabend Landwirtschaft früher und Vorankündigung heute – Interessantes und Amüsantes aus Sonntag, 8. Okt. bis Dienstag, 10. Okt.: der Entwicklung des Ackerbaues und der 3-Tages-Fahrt nach Dessau. Viehzucht in Gestorf. 1. Tag: Anreise Dessau; Führung Schloss Samstag, 16. September, 9.00 Uhr, Treff- Mosikau und Stadtrundfahrt. punkt Kirchplatz: Wir besuchen die Dom- 2. Tag: Altstadtführung Wittenberg; Assisi stadt , selbstverständlich mit Panorama Luther 1517 und Wörlitzer Park. Stadtführung. Anmeldung bitte bei Bernd-G. 3. Tag: Stadtrundfahrt Quedlinburg; Heim- Höfer, Tel. 05045-7536. reise.

75 Gruppe Großburgwedel Haus der Vereine: Plattdeutsche Runde. Dienstag, 11. Juli, 12.45 Uhr, Gasthaus Mittwoch, 30. August, 8.00 Uhr: „Am Markt“: WOK Küchenmuseum, Tagesfahrt „Herrliche Rühler Schweiz“ Hannover, Kaffeetrinken, ab 15.00 Uhr (Bodenwerder, Polle, Kloster Corvey). Führung, mit Bus und Straßenbahn. Donnerstag, 21. September, 15.00 Uhr, Montag, 15. August, 08.30 Uhr, Gasthaus Hotel Fricke: Klönnachmittag. „Am Markt“: Tagestour, Krippenmuseum Be- Dienstag, 26. September, 16.00 Uhr, renbostel, Steinhuder Meer – Wilhelmstein. Haus der Vereine: Plattdeutsche Runde. Montag, 11. September, 15.00 Uhr, Gasthaus „Am Markt“: Martin Luther: Gruppe Wülfingen Die Übersetzung der Bibel, Referent: Donnerstag, 13. Juli, 15.00 Uhr: Klönen Fritz Mahlerwein. (bis ca. 17.00 Uhr), Vereinsraum Heimatbund. Samstag, 29. Juli, 14.00 Uhr: Gruppe Sehnde Ausflug-Besichtigung (siehe Aushang), Mittwoch, 16. August: Tagesfahrt in die Treffen am Vereinsraum Heimatbund. Lüneburger Heide. Besuch der Kunststätte Donnerstag, 10. August, 15.00 Uhr: Klönen Bossart in Jesteburg und Kutschfahrt nach (bis ca. 17.00 Uhr), Vereinsraum Heimatbund. Wilsede und zum Wilseder Berg. Mittages- Samstag, 26. August, 09.00 Uhr: sen in Undeloh, Kaffeetrinken in Bispingen. Busfahrt „Orchideenfarm“ Treffen Am Thie Abfahrt in Sehnde um 8.30 Uhr an der Donnerstag, 14. September, 15.00 Uhr: Begegnungsstätte Peiner Straße. Heimkehr Klönen (bis ca. 17.00 Uhr), ca. 19.30 Uhr. Vereinsraum Heimatbund. Samstag, 30. September, 14.00 Uhr: Aus- Gruppe Sievershausen flug-Besichtigung (siehe Aushang), Treffen Sonntag, 6. August, 9.00 Uhr, Haus der am Vereinsraum. Vereine: Grillfest, Radtour, 70-Jahr-Feier. Samstag, 30. September, 19.00 Uhr: Dienstag, 29. August, 16.00 Uhr, Oktoberfest, Mehrzweckhalle, alle Vereine.

Exkursion „Extensive Beweidung und Wildnis in der Stadt Hannover“ Am Beispiel von Ausgleichsflächen der Stadtteile Badenstedt und Davenstedt soll unter fachkundiger Führung erläutert werden, wie sich Flora und Fauna am Rande der Großstadt durch Schutzmaßnahmen und schonende Bewirtschaftung nachhaltig und positiv im Sinne der Landschaftspflege und des Na- turschutzes entwickeln und erhalten lassen. Wir treffen uns am 1. September um 16.00 Uhr auf dem Parkplatz bzw. der Bushaltestelle des Penny-Marktes an der Lenther Straße in Hannover-Badenstedt. Im Anschluss an den Rundgang durchs Gelände (auf Gehbehinderte wird besondere Rücksicht ge- nommen) ist die Möglichkeit der Einkehr und des Gedankenaustauschs in einem ländlichen Gasthaus vorgesehen. Dafür wird ein Fahrdienst vorgehalten. Anmeldungen bitte bis zum 31. August in unserer Geschäftsstelle (0511/323490), Organisation: Wilfried Otto.

76 Aus Hannovers Vorgeschichte, Ein Beitrag zur deutschen Kultur-Geschich- te, August Jugler, Verlag Ernst Kniep, Hannover 1883, Fotomechanischer Nachdruck 1979, Verlag Harro v. Hirschheydt, Hannover-Döhren, ISBN 3-7777-0032-0, Photolithgrafische Abbildungen Von den in diesem Buch beschriebenen Sit- ten und Gebräuchen des Spätmittelalters sind wir mittlerweile doch weit entfernt und können darüber höchstens noch schmun- zeln, es beschreibt das bürgerliche Leben im 15.–17. Jh. in Hannover. Der Autor be- müht sich die historischen Quellen selbst zu Wort kommen zu lassen, was für den heuti- gen Leser ein wenig schwierig zu lesen ist. Aus seinen Umschreibungen können wir uns dann doch ein Bild vom Leben in der Stadt Hannover machen. Es beginnt mit ei- nem Blick in die Altstadt Hannovers im 16. Jahrhundert und beschreibt gleich auf den ersten Seiten den Denkstein, welcher an den von den Vorfahren gestiftet, eine – aufrech- Tod jener Tapferen erinnert, die beim Über- te deutsche Freundschaft unter den Gästen rumpelungsversuch Hannovers im Jahre zu pflanzen und zu pflegen –, wurden oft 1490 ums Leben gekommen sein sollen. ein Schauplatz blutiger Raufereien der jun- Der Denkstein hat an der Marienkapelle gen Gesellen, die zu dem Feste ihre Degen gestanden, der Bezug auf das Ereignis ist, sich nachtragen und damit sich aufwarten zumindest zeitlich gesehen, nicht unumstrit- ließen.“ In manchen Bereichen ging es ge- ten. „Auf dem Platze, wo das Schloß Lau- ordnet und streng gesittet zu, in anderen enrode gestanden, das im Jahre 1371 der aber auch sehr wild. Und Vorschriften z.B. hannoverschen Bürgerschaft von Herzog wie man sich zu kleiden hatte gab es auch Albert von Sachsen für den wider Herzog schon: Man kannte vier Stände. Magnus geleisteten Beistand geschenkt und Ausführlich wird auch über die damalige von den Bürgern zerstört ward, auf dem sog. Friedhofskultur berichtet. Beschließen will Berge, war der „Papeghoienbohm“ errichtet, ich den kleinen Streifzug durch Hannovers hier konnten die Schützen ihre Schießübun- Sittengeschichte mit einem Blick in die Bad- gen durchführen. Charakteristisch auch die stuben damaliger Zeit, die von Barbieren Hochzeitsbräuche: „Nach der Heimkehr von und Badern betrieben wurden. Allgemein der Kirche wurden einem alten Brauch zu- rechnete man Bader zu den ehrlosen Per- folge Braut und Bräutigam feierlich in das sonen, denen man heimliches „Gelegen- Bette gesetzt. Bei dem Bette standen die heitmachen“ und „Kammervermiethen“ nächstverwandten Frauen, die eingemachte unterstellte. Dieses Buch ist auch ein Sitten- Muscaten, Zucker und Wein von dem jun- spiegel jener Zeit, wie ich ihn noch nie gele- gen Paare empfingen. Während des „ehrli- sen habe. gen Bileggens“ wurde für das Mannsvolk das Bruno Hanne erste Gericht aufgesetzt.“ „Die Hochzeiten, Ausgesucht von Juilf Werner Meienburg

77 Heinz Schießer: Die Welfen am Traunsee. 130 Jahre Schloss Cumberland im Salzkammergut. 160 Seiten, zahlr. Abbildungen. MatrixMedia Verlag Göttingen 2017. ISBN978-3-946891-02-4.24,90 €

Dieses Buch war lange überfällig: Erstmals liegt eine Publikation über die Errichtung des Schlosses Cumberland im österreichi- schen Gmunden vor, wo die Welfen nach der Bismarckschen Annexion des Königreiches Hannover 1866 ihr Exil fanden. Die Idee zu dem Werk reifte anlässlich einer 2016 durchgeführten Tagung zur 130-jährigen Geschichte des Schlosses. Heinrich Prinz von Hannover konnte dabei den in Gmun- den lebenden Historiker Heinz Schießer als Autor dieses Buches gewinnen. Ergänzt wird dessen Beitrag durch einen Aufsatz von Her- bert Brindl, Leiter des Oberösterreichischen Landespflege- und Betreuungszentrums Schloss Cumberland, der sich der Geschich- te des Hauses nach dem Zweiten Weltkrieg als einer Pflegeanstalt widmet. Bibliothek und Schlosskapelle ausgestattet, 1882–1886 ließ der hannoversche Kron- während die privaten Gemächer und Arbeits- prinz Ernst August, der Herzog von Cumber- zimmer in den oberen Stockwerken lagen. land, diese imponsante neugotische Anlage Die prächtige und üppige Ausstattung des errichten – auch äußerlich eine Demonstra- Schlosses wird in zahlreichen historischen tion des Ranges seines Erbauers, der nie- Aufnahmen des Hoffotografen Karl Jagers­ mals auf den Thron verzichtet hatte. König pacher ebenso dokumentiert wie ihre promi- Georg V. hatte nach seiner Ankunft in Wien nenten Bewohner und deren Besucher, zu zunächst in der hannoverschen Botschaft, denen auch der österreichische Kaiser Franz und dann in Villen in den Stadtteilen Hietzing Joseph gehörte. Jagerspacher hielt auch die und Penzing Quartier bezogen. Aber nach ei- Mitglieder des „Hofstaates“ und die maleri- nem Kuraufaufenthalt 1868 in Gmunden be- schen Parkanlagen im Bild fest. Ebenso ist suchten die Welfen immer wieder den Traun- die Ankunft der deutschen Kaiserin Auguste see und 1882 beauftragte der Kronprinz den Victoria und ihrer Tochter Viktoria Luise bei hannoverschen Architekten Friedrich Schor- ihrem späteren Gemahl Ernst-August am 2. bach mit dem Bau, den Schießer als „den März 1913 in Gmunden von Jagerspacher größten und bedeutendsten Schlossbau des fotografiert worden. Historismus in Oberösterreich“ bezeichnet. 1923 verließ die königliche Familie das Die durch Elemente der Renaissance berei- Schloss und kehrte nach Deutschland zu- cherte neugotische Anlage diente in erster rück. Nach dem Anschluss Österreichs ver- Linie Repräsentationszwecken, war daher wandelten die Nationalsozialisten es in eine im Erdgeschoss mit Ahnensaal, Jagdhalle, Gauschulungsburg, während des Zweiten

78 Weltkrieges war es Lazarett, blieb aber wei- Geschichte nach 1866 – auch mit Blick auf terhin im Besitz der Welfen. Nach 1945 dien- die Versöhnung mit den Hohenzollern 1913. te es als Klinik zur Bekämpfung der damals Dass Heinrich Prinz von Hannover dieses weit verbreiteten Tuberkulose und behielt Buch nicht nur in seinem Verlag herausge- auch in der Folgezeit die Funktion als Kran- geben hat, sondern auch unveröffentlichtes kenhaus bzw. Pflegeanstalt. privates Fotomaterial zur Verfügung stellte, Auch wenn Schloss Gmunden nicht mehr macht die Neuerscheinung außerordentlich im Besitz der Welfen ist, so bildet es doch interessant. einen wichtigen Ort für die hannoversche Heinz-Siegfried Strelow

Universität Hannover, Institut für Landschaftspflege und Naturschutz (Hrsg.): Der Heimatbegriff in der nachhaltigen Entwicklung (Inhalte, Chancen und Risiken), Markgraf Publishers GmbH, Scientific books, 2005, 266 Seiten, ISBN 3-8236-1446-0

„Heimat ist da, wo ich handlungsfähig bin“ lisierung des Be- – diese Definition stand am Ende eines griffes „Heimat“ zweitägigen Symposiums, das am 5. und 6. sollte Ziel eines November 2004 am Institut für Landschafts- solchen Semi- pflege und Naturschutz (ILN) der Universität nars sein, auch Hannover stattfand. um Missbrauch An diesem Symposium nahmen Fach- zu vermeiden. leute aus Planungspraxis und Wissenschaft Nach dem Stu- (Regionalentwicklung, Landschafts- und dium des Bu- Freiraumplanung, Architektur, Sozialwissen- ches kann immer schaften, Ökologie, Literatur, Umweltethik) noch keinem sowie aus Naturschutz- und Heimatbünden Menschen eine und aus Migrationsprojekten teil. Damit war Antwort auf die das Symposium breiträumig und hochpro- Frage nach „Heimat“ gegeben werden. fessionell besetzt. Mit einem großen Litera- In dem Beitrag des Buches, – Thesen: turverzeichnis zu jedem Workshop und einer Heimat heute –, wird Heinrich Böll zitiert: „… Zitatensammlung bekannter Schriftsteller Ich finde das Wort Heimat schön. Ich bin da- wurde versucht Kompetenz herzustellen. In für es zu erhalten, es neu zu definieren.“ Das verschiedenen Workshops wurde der Begriff ist in dem Symposium leider nicht gelungen. „Heimat“ aus der Provenienz der Teilnehmer Interessant zu erfahren, dass der Grün- her, beleuchtet und diskutiert. Leider ist man dervater des Naturschutzes und der Heimat- dem Begriff „Heimat“ nicht noch mehr auf schutzbewegung, Ernst Friedrich Karl Ru- den Grund gegangen ist. Stattdessen ver- dorff, ein erfolgreicher Komponist war. wendete man Begriffe der Metasprache und Es lohnt sich trotzdem, dieses Buch zu die bleiben interpretierbar. Ein Argument der lesen. „Heimat“ müssen wir aber weiter su- Diskussion: „Der Heimatbegriff ist aufgrund chen. seiner Bedeutungsvielfalt nicht operationa- lisierungsbar. Aber gerade die Operationa- Bruno Hanne

79 Naturhistorische Gesellschaft Hannover (Hrsg.): „Der Deister. Natur – Mensch – Geschichte.“ zu Klampen Verlag, 2017, 672 S., zahlreiche farbige Abb.; mit einer geologischen Wanderkarte. ISBN 978-3-86674-545-2. 48,00 €

Die ältesten Gesteine des Deisters sind über Mit einer detail- 250 Millionen Jahre alt und nur durch Boh- lierten geologischen rungen und in zahlreichen Bergwerken zu Wanderkarte aus- erreichen. Letztere wiederum prägten die gestattet, stellt das Wirtschaft, das Landschaftsbild und die Buch sodann rund Geschichte vieler Ortschaften des Deisters, 700 Anlaufpunkte jenes Höhenzuges, der südlich von Han- vor, die nach geo- nover den Übergang der Mittelgebirge zur und biowissenschaft- Norddeutschen Tiefebene bildet. Nun liegt lichen, historischen ein opulentes Werk über diesen Bergzug vor, und touristischen Ge- herausgegebenen von der altehrwürdigen sichtspunkten ausge- 1797 gegründeten Naturhistorischen Gesell- wählt wurden: Es sind schaft Hannover (NGH). Behandelt werden reizvolle Erkundungs- in dem Band in siebzehn Beiträgen nicht nur vorschläge für Spaziergänge zu historischen das Schwerpunktthema Geologie, sondern Stollen im Deister ebenso wie zu alten Wall- auch die Geschichte, Industrie: Das reicht anlagen, Kreuz- und Grenzsteinen, Denkma- von einer Einführung in den tektonischen len, naturkundlichen und baulichen Sehens- Aufbau des Deisters und seine Bodenstruk- würdigkeiten. Kurz: Dies ist ein Buch, das turen, über den Kohle- und Salzbergbau, man aufgrund seines Umfanges zwar nicht über Beiträge zur Flora und Fauna bis hin zu im Wandergepäck mit sich führen wird, aber ur- und frühgeschichtlichen Funden und der dafür einen Platz in einer regionalgeschicht- Bedeutung der beiden Klöster Barsinghau- lich sortierten Bibliothek verdient. sen und für diesen Landstrich. Heinz-Siegfried Strelow

Zwei „Bierbücher“ zum Jubiläum des Reinheitsgebotes

Jo von Bahls: Der Norddeutsche Bierreiseführer, 192 S., 180 Farbfotos, Hinstorff Verlag Rostock 2016. ISBN 978-3-356-0201-5, 19,99 €.

Zum Jubiläum des von Bals, 1963 in Greifswald geboren, ein Reinheitsgebotes leidenschaftlicher Regatta-Segler, arbeitete am 23. April 2016, als Kunst und Theaterkritiker der „Welt am dem Tag des Bie- Sonntag“ sowie u.a. als Chefredakteur ver- res, erschienen zwei schiedener unabhängiger Printmedien und Bücher über Bier: lebt heute in der Hansestadt Wismar und „Der norddeutsche auf Malta. Bierreiseführer“ von Bier ist eines der ältesten Lebenmittel der Jo von Bahls und Menschheit – es wurde schon vor über 6000 „Bier für Rostock“ Jahren von den Sumerern, Babyloniern und von Ingo Sens. Jo bei den Ägyptern als Grundlebensmittel für

80 die vielen Arbeitskräfte beim Pyramiden- hat, behandelt. Der Autor stellt uns sodann Gräberbau oder anderer Monumente kos- Histörchen und Historisches von mehr als tenlos gebraut. Aber auch die Geschichte 800 Norddeutschen Bierproduzenten vor. des Bieres in Norddeutschland reicht weit Vom Selbstgebrauten bis zu außergewöhn- zurück. So werden das „deutsche Reinheits- lichen Kochrezepten und Erkenntnissen wie gebot“, die Legende vom Bier-König Gam- der Haarwuchsförderung und dem Bier-Bad brinus, sowie 23 Gründe, warum man ruhig reicht die Palette. Mein Tip: Ein erkenntnis- öfter mal ein Bier trinken sollte, und was es reiches Buch für Leser, die schon immer mit dem Thema „macht Bier dick?“ auf sich mehr über Bier wissen möchten.

Ingo Sens: „Bier für Rostock“. Die Geschichte der Hanseatischen Brauerei, 144 Seiten, 95 Farb-und/sw-Fotos. Hinstorff Verlag Rostock 2016. ISBN 978-3-356- 02017-5, 19,99 €.

Ingo Sens, 1959 in Güstrow geboren, stu- kenkreuz bis 1945 dierte Philosophie und Geschichtswissen- sind ebenfalls schaften an der Humboldt-Universität zu spektakulär. Im Berlin. Er arbeitete als Autor, Publizist und Abschnitt ab Mai Herausgeber sowie als Lehrbeauftragter der 1945 geht es von Universität Rostock und kann zahlreiche der Demontage Veröffentlichungen zu Industrie- und Tech- zum Wiederauf- nikgeschichte, Stalinismus und deutscher bau, die Verstaat- Geistesgeschichte aufweisen. lichung und damit In diesem Buch wird der Leser bei einer im System Plan- Spurensuche auf eine Zeitreise vom Hoch- wirtschaft, einer mittelalter bis in unsere Zeit mitgenommen. Brandkatastrophe Der erste Abschnitt handelt vom Brauen in 1967 bis zum VEB Rostock zwischen 1250 und 1850. Dann Getränkekombinat „HANSEAT“ Rostock. geht es im Abschnitt 1850 –1878 in vielen Der Abschnitt 1990–2015 widmet sich der Facetten um die Gründung und deren Grün- Zeitenwende nach dem Mauerfall zwischen dungsväter. Der nächste Abschnitt behandelt Reprivatisierung und Gegenwart. die wilhelminische Ära bis zum Ausbruch Wer in dieser Branche durchblicken des Ersten Weltkriegs. Von 1914–1933 wird möchte, dem sind diese beiden Bücher zu die Zeit vom 1. Weltkrieg bis zur Weltwirt- empfehlen. schaftskrise beschrieben. Die Rahmenbe- dingungen und die Zustände unter dem Ha- Karl-Heinz Schönrock

81 Cord-Borgentrick-Stein für Ernst Müller

Liebe Freunde, ben. Zuvor hatte der Präsident des Heimat- nachdem es in der Nacht und am Morgen bundes in lebendigen Worten noch einmal zum 4. Juni fein geregnet hatte, klarte der die Preiswürdigkeit Ernst Müllers hervorge- Himmel mit einem milden Sonnenschein zu hoben. Dann ging es hinunter zum Gedenk- unserer diesjährigen Steinsetzung rechtzei- hain und Ernst Müller setze „seinen“ Stein in tig auf. Es waren diesmal wieder Schüler der die vorbereitete Fläche ein und klopfte ihn Heinrich-Wilhelm-Olbers-Grundschule, die vorsichtig fest. „Beschützt“ wurde er dabei in der Turmstube des Döhrener Turms den von den umstehenden Kindern. Ernst Mül- Stein dem Preisträger Ernst Müller überga- ler bedankte sich für die Ehrung und sagte, dass sie ihm sehr viel bedeuten würde. Hei- matbund Vizepräsident Bruno Hanne lud die Besucher anschließend in den Biergarten „Vier Jahreszeiten“ zu einem „Kaltgetränk“ ein. Zwischendurch ging er mit einigen In- teressierten durch den Döhrener Turm um ihnen etwas von seiner Geschichte zu erzäh- len. Insgesamt nahmen ca. 60 Besucher an der kleinen Feier teil. Alle Freunde, die zum Erfolg dieser Veranstaltung (auch anwesen- de Pressevertreter bzw. Besucher) beigetra- gen haben, sage ich herzlichen Dank!

Bruno Hanne Fotos (2) Bruno Hanne

82 Heimatland Zeitschrift des Heimatbundes Niedersachsen e. V., gegründet 1901.

Redaktion: Heinz-Siegfried Strelow, Bankverbindung: Hannoversche Bruno Hanne, Edzard Schönrock, Volksbank, BIC VOHADE2HXXX, Karl-Heinz Schönrock. IBAN DE85 2519 0001 0030 4840 00; ­

Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Peter Löhr, Erscheinungsweise: Viermal jährlich Wilfried Otto. Anfang Januar, April, Juli und Oktober. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag­ Beiträge werden erbeten an: abgegolten. Heimatbund Niedersachsen, Walsroder­ Straße 89, 30851 Langenhagen, Gesamtherstellung: Druckhaus Köhler GmbH, Telefon (05 11) 32 34 90, Siemensstraße 1–3, Telefax (05 11) 3 63 29 32, 31177 Harsum, E-Mail: [email protected], Tel.: (0 51 27) 90 20 4-0, www.heimatbund-niedersachsen.de Fax: (0 51 27) 90 20 4-44, E-Mail: [email protected] Sprechzeiten der Geschäftsstelle: Dienstag bis Freitag 9 bis 12 Uhr. ISSN 2364-9917 Die Öffnungszeiten können abweichen und sind auf unserer Homepage ersichtlich! Aufgrund der Erscheinungsweise im Quartal werden in 2017 nur 3 Ausgaben vom Heimat- Redaktionsschluss für Heft 3/2017: land ausgeliefert. In 2018 erscheinen wieder 10. August 2017. wie gewohnt 4 Ausgaben.

83 Heimatbund Niedersachsen e. V., Walsroder Straße 89, 30851 Langenhagen Postvertriebsstück „DPAG“, Entgelt bezahlt, H 3645

Blume des Jahres 2017: Klatschmohn Quelle: Loki-Schmidt-Stiftung