Rudi Dutschke Und Das Konzept Stadtguerilla

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Rudi Dutschke Und Das Konzept Stadtguerilla Rudi Dutschke und das Konzept Stadtguerilla Gerd Langguth Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger war einst ein bedeutender Inspirator und Mentor der Studentenrevolte. Heute wird er nur ungern daran erinnert. Mit der Grün- dung der Zeitschrift Kursbuch ermöglichte er frühzeitig den intellektuellen Diskurs der Neuen Linken in Deutsch- land. Der berühmte und inzwischen mit vielen Preisen ausgezeichnete Autor gab 1969 einer kubanischen Kultur- zeitschrift ein Interview, das in dem folgenden Satz kulmi- nierte: „Gegenwärtig veranschaulicht uns eine Organisa- tion wie die Tupamaros in Uruguay Formen des Kampfes, die direkt auf Europa angewandt werden können und müs- sen.“1 Die Tupamaros waren eine Guerillabewegung in Uruguay, die aus sozialrevolutionären Kämpfen der 1960er Jahre hervorgegangen ist und von 1963 bis in die 1970er Jahre im illegalen Untergrund tätig war. Manche haben noch Ende der 1960er Jahre solche Aus- sagen wie die von Enzensberger nicht für bare Münze ge- nommen, als rein theoretisch abgetan. Aber in der histori- schen Analyse führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass sich schon bald innerhalb der studentischen Protest- bewegung auch Tendenzen herausgebildet hatten, die Ge- walt als Möglichkeit des politischen Kampfes nicht aus- schlossen.2 Die Vorbildrolle der Tupamaros für den Kampf in den In- dustrieländern sollte auch der legendäre SDS-Führer Rudi Dutschke betonen. Dutschke war der erste, der das Kon- 48 Rudi Dutschke und das Konzept Stadtguerilla zept „Stadtguerilla“ propagierte. Er predigte, dass das zu- erst von den Tupamaros in Montevideo entwickelte Kon- zept der Stadtguerilla, das von dem brasilianischen Kom- munisten Carlos Marighela seit Ende 1969 in Sao Paulo praktiziert und im Handbuch des Stadtguerillero kanoni- siert wurde, in auf Europa angepasster Form auch auf Deutschland übertragen werden sollte. „Gewalt“ und Studentenrevolte waren keineswegs iden- tisch. Als Mitte der 1960er Jahre in Berlin die ersten stu- dentischen Protestaktivitäten geschahen, war das auch ein Protest gerade von Linksliberalen und Basisbewegten, meist von Studenten, die an die Reformfähigkeit von Hochschulen und der Gesellschaft insgesamt glaubten und jede Gewalt ablehnten. Die anfangs überwiegend fried- liche Studentenrevolte wurde nach dem tragischen Tod des Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 und dem An- schlag auf Rudi Dutschke 1968 von einigen Ideologen im- mer mehr in eine gewalttätige Richtung kanalisiert, was dazu führte, dass sich viele von der Studentenrevolte ab- wandten. Nicht allen, die damals die theoretische Diskus- sion über Gewalt geführt hatten, war klar, dass sich aus ei- ner solchen Diskussion heraus eine Tendenz bilden würde, die extreme Gewalt für legitim hielt und daher etwa die spätere Rote Armee Fraktion (RAF) bildete. Der Extremis- musforscher Wolfgang Kraushaar meint heute, es sei eine Tendenz unverkennbar, „dass von ehemaligen Akteuren trotz allen autobiographisch gefärbten Bekennerdrangs zu- weilen falsche Fährten ausgelegt oder Gedächtnisschwund und Erinnerungsverlust angeführt werden, um die Schutz- funktion auch im Nachhinein zu erneuern.“3 Im Laufe der Zeit sollte es mehr und mehr studentische Gruppen geben, die den gewaltsamen Widerstand propagierten. Sie konnten ideologisch an die Gruppen der „antiautoritären“ Revolte anknüpfen, die zumindest theoretisch Gewalt als Mittel der Politik gerechtfertigt hatten – und sei es nur in einer 49 Gerd Langguth „feinsinnigen“ Differenzierung von Gewalt gegen Sachen und Gewalt gegen Personen. Die zentrale These dieses Beitrages ist, dass durch eine solche Gewaltdiskussion die Immunisierung gegen Gewalt geringer wurde, dass die friedensstiftende Funktion des Rechts relativiert wurde, dass in Teilen der Studentenschaft das Gewaltmonopol des demokratischen Staates, den man zunehmend mit dem Faschismusverdacht belegt hatte, nicht mehr akzeptiert wurde. Dadurch wurde es erleichtert, dass sich Gruppen bildeten, die durch offene gewalttätige Aktivitäten sich der Ordnungsgewalt der Demokratie wi- dersetzten – seien es die einstigen Straßenkämpfer der mili- tanten Szene, etwa der Hausbesetzer, seien es die Terroris- ten der Roten Armee Fraktion, die ab 1970 entstand. Rudi Dutschke wurde von Walter Jens noch 1981 als ein „friedliebender, zutiefst jesuanischer Mensch“4 bezeichnet. Er hat jedoch durch seine Revolutionsrhetorik jener Entta- buisierung von Gewalt Vorschub geleistet. Bevor Dutschke am 27. Januar 1965 in den Berliner SDS eintrat, war er in der „Subversiven Aktion“ tätig. Hier handelte es sich meist um jüngere intellektuelle Studenten in München, Berlin, Stutt- gart und Hamburg. Interessant ist, dass sich in jener Zeit Dutschke in einem unter Pseudonym erschienenen Artikel mit der stalinistischen Vergangenheit der Sowjetunion aus- einandersetzte und in der Zeitschrift „Anschlag“ argumen- tierte, dass in der Sowjetunion seit 1925 keine echte marxis- tische Analyse betrieben worden sei, dass marxistische Dialektik, das heißt revolutionäre Aufdeckung und Beseiti- gung der in der Gesellschaft bestehenden Widersprüche, im Interesse der Machterhaltung der Bürokraten und Tech- nokraten ausgeschaltet worden sei. Auch wenn Dutschke als „Abhauer“ aus der DDR alles andere als ein strammer Kommunist im Sinne der SED war, so verstand er sich in diesem Aufsatz doch als ein jun- ger Kommunist, der leidenschaftlich die russische Okto- 50 Rudi Dutschke und das Konzept Stadtguerilla berrevolution verteidigte. Denn im Zusammenhang mit der Erhebung der Kronstädter Matrosen vom März 1921 ge- gen die Sowjetregierung – sie waren, wie Dutschke selber zuerkannte, „der schon vier Jahre dauernden revolutionä- ren Belastungen müde“5 – bestätigte er, dass „Lenin und Trotzki gezwungen“ waren, „die ehemaligen revolutionä- ren Brüder, die Matrosen und Soldaten von Kronstadt und deren Aufstand niederzuschlagen. Hier hatte die repressive Gewalt, der Terror eine eindeutig aus der Situation heraus zu rechtfertigende soziale Funktion. Es geht uns nicht um eine Rechtfertigung jedweder Repression. Wir marxisti- schen Sozialisten unterscheiden sehr genau zwischen not- wendigem und zusätzlichem Terror.“6 Und zugleich fragte er: „Wie viel Terror (vom Gesinnungsterror bis zum physi- schen Terror) benötigt nicht schon ein bürgerlich-kapitalis- tischer Staat, um ‚seine Ordnung‘ aufrechtzuerhalten?“7 Dutschke unterschied also zwischen „notwendigem und zusätzlichem Terror“. Es war viele Jahre nicht be- kannt, dass Dutschke gerade diesen Aufsatz geschrieben hatte. Mit dem Hinweis auf diese Ausführungen Dutsch- kes soll nicht suggeriert werden, er habe hier schon früh- zeitig späteren terroristischen Erscheinungen das Wort ge- redet. Seine Stellungnahme zeigt aber, wie sehr er damals bereits prinzipiell die Ideologie des Marxismus-Leninismus akzeptiert und innerlich verarbeitet hatte. Sein Wegbeglei- ter Bernd Rabehl, der sich heute politisch nach ganz weit rechts entwickelt hat, charakterisiert Dutschke mit dem Argument, er sei „groß geworden im protestantischen Christentum und hatte als Student und Heranwachsender die biblischen Propheten ersetzt durch die großen Theoreti- ker des Marxismus und Anarchismus. Er hat ein gläubiges Verhältnis zur Theorie und Ironie oder gar Zynismus waren ihm fremd.“8 Wie sehr sich der Sozialistische Deutsche Studenten- bund (SDS), von dem sich am 6. November 1961 die SPD 51 Gerd Langguth getrennt und eine gleichzeitige Mitgliedschaft im SDS und der SPD untersagt hatte, immer mehr radikalisierte, sieht man gerade am Beispiel der so genannten „Viva-Maria- Gruppe“, deren SDS-Mitglieder eine „Fraktion“ innerhalb dieses Studentenverbandes war und aus Dutschke, Rabehl und anderen bestand. Sie ist benannt nach einem Film- spektakel von Louis Malle, in dem Brigitte Bardot und Jean Moreau Anarchismus und Marxismus symbolisierten, die sich zusammenfanden und eine Einheit bildeten und eine siegreiche Revolution in Gang setzten.9 Inspiriert war diese Gruppe, die sich am Kochelsee in Oberbayern einge- funden hatte, vor allem von Ideen des Anarchismus. Gast- geber war das SDS-Mitglied Lothar Menne, Sohn eines Tex- tilfabrikanten. Der sollte im Herbst 1966 nach Guatemala einreisen, wo er sich zeitweise den Fuerzas Armadas Rebel- des (FAR) anschloss.10 Am Kochelsee waren unter anderem versammelt: die späteren Kommune I-Mitglieder Fritz Teu- fel, Rainer Langhans und Dieter Kunzelmann, sowie das spätere RAF-Mitglied Jan Carl Raspe, ebenso Bernd Rabehl und Rudi Dutschke.11 Kunzelmann sollte sich bereits im Herbst 1969 von den Palästinensern militärisch ausbilden lassen und dann in den Untergrund abtauchen.12 Die Gruppe befasste sich insbesondere mit Fragen der Grün- dung einer Kommune. Die so genannte „Viva-Maria-Grup- pe“ löste im Februar 1966 innerhalb des Berliner SDS eine intensive Auseinandersetzung über die Gewaltfrage aus. Das Flugblatt, das sich gegen den Krieg in Vietnam richte- te, war von einer „Internationalen Freiheitsfront“ unter- schrieben. Einige forderten wegen der Gewalttheorie den Ausschluss der Dutschke-Gruppe aus dem Berliner SDS- Landesverband, der jedoch abgelehnt wurde. Wie sehr Dutschke die Gewaltdiskussion führte, zeigen die nachfolgenden Beispiele: ● Im Zusammenhang mit dieser Plakataktion13 legte Rudi Dutschke am 13. Februar 1966 in einem Referat den 52 Rudi Dutschke und das Konzept Stadtguerilla theoretischen Standort dieser Gruppe dar, präzisierte den Zusammenhang zwischen Dritter Welt und den hochindustrialisierten kapitalistischen Ländern und sagte unter anderem: „Der Kampf der Vietcong oder der MIR in Peru sind unsere Kämpfe, müssen
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