Jacques Offenbachs Blaubart: Theaterzauberer Stefan Herheim Inszeniert Erstmals Operette Premiere: Samstag, 17
Total Page：16
File Type：pdf, Size：1020Kb
Pressemeldung | 23.02.2018 | acr Zweite Jubiläums-Neuproduktion | Salon mit Stefan Herheim und Gästen Jacques Offenbachs Blaubart: Theaterzauberer Stefan Herheim inszeniert erstmals Operette Premiere: Samstag, 17. März 2018, 19 Uhr (mit Live-Stream) | Salon: 15 Uhr Über 50 Jahre nach der legendären Inszenierung von Walter Felsenstein und pünktlich zum Jubiläumsjahr kehrt der norwegische Starregisseur Stefan Herheim an die Komische Oper Berlin zurück. Mit seinem verrückt-opulenten Barockspektakel Xerxes konnte er hier bereits das Berliner Publikum begeistern, mit seiner lang erwarteten zweiten Regiearbeit am Haus begibt er sich nun auf ein für ihn noch unbekanntes (Genre-)Terrain und präsentiert seine Version der vielleicht kämpferischsten Operette aus der spitzen Feder Jacques Offenbachs. Stefan Herheim debütiert im Genre Operette Stefan Herheim wird für seine hochkomplexen, gleichwohl überaus sinnlichen und musikalischen Operninszenierungen in der ganzen Welt gefeiert. Erstmals wird er sich mit dem Genre Operette auseinandersetzen, in Form von Jacques Offenbachs 1866 uraufgeführtem Blaubart (Barbe-bleu). Die groteske Handlung der Opéra bouffe pendelt zwischen Gruselmärchen und Liebesromanze und wurde zur Entstehungszeit als satirischer Kommentar auf die bigotte Moral des zweiten Kaiserreichs unter Napoleon III. gelesen. Gemeinsam mit dem Dirigenten Clemens Flick (Musikalische Leitung) haben Herheim und sein Dramaturg Alexander Meier-Dörzenbach eine neue deutschsprachige Fassung mit französischem Einschlag erarbeitet, in der Gevatter Tod und Cupido die Handlung rahmen. So erzählen sie die Geschichte rund um den mythischen Ritter Blaubart, dessen Wurzeln sich bis ins 15. Jahrhundert verfolgen lassen, den König Bobèche, ihre Frauen- und Nachkommen-Sorgen als ein vielschichtiges Spiel zwischen männlichem Wahn und weiblicher Lust, zwischen Kunst und Realität, zwischen Liebe und Tod. Christof Hetzer (Bühne) und Esther Bialas (Kostüm) finden dafür einen theatralen Rahmen irgendwo zwischen historischer Kunstwelt und Realität der Jetztzeit: Ein von Eros gezogener und Thanatos gelenkter Theaterkarren verschlägt es auf die Bühne der Komischen Oper Berlin; einmal geöffnet präsentiert die magische Wanderbühne Geschichten in aufwendigen Kostümen, die eine Sinnlichkeit von der Renaissance bis in die Gegenwart zeigen. In der Titelpartie ist mit Wolfgang Ablinger-Sperrhacke einer der profiliertesten Charakter-Tenöre unserer Zeit als Gast zu erleben, dem Tom Erik Lie als Alchemist Popolani auf der Suche nach immer neuen Ehefrauen für seinen Herrn zur Seite steht. Als König Bobèche sorgt sich Ensemblemitglied Peter Renz wegen eines untauglichen Sohnes um einen Ersatz für seine einst ausgesetzte Tochter. Bei ihren Machtspielchen kommt den beiden nicht nur der Hirte Daphnis alias Prinz Saphir (Johannes Dunz), sondern besonders das vermeintlich schwache Geschlecht höchstselbst in die Quere, darunter vor allem Königin Clémentine (Christiane Oertel), Fleurette/Hermia (Vera-Lotte Böcker) und Stiftung Oper in Berlin | Komische Oper Berlin Dr. Andrea C. Röber Behrenstraße 55 57, 10117 Berlin Pressesprecherin Telefon +49 (0)30 202 60 370 [email protected] Fax +49 (0)30 20260 366 www.komische-oper-berlin.de Boulotte (Sarah Ferede). Die Sprechrollen von Gevatter Tod und Cupido übernehmen Wolfgang Häntsch und Rüdiger Frank. Die Premiere von Blaubart wird auf www.OperaVision.eu live gestreamt. Dritter und letzter geplanter Streaming-Termin in der Spielzeit 2017/18 ist die Premiere von Georg Friedrich Händels Semele (Regie: Laura Scozzi) am 12. Mai 2018. Fortsetzung der Jubiläumsfeierlichkeiten Salon »Staffelübergabe« am 17. März, 15 Uhr Blaubart ist nach Anatevka in der Inszenierung von Hausherr Barrie Kosky die zweite Neuproduktion in der Spielzeit 2017/18, mit der die Komische Oper Berlin unter dem Motto »70 Jahre Zukunft Musiktheater« ihren 70. Geburtstag begeht und an das Vermächtnis Walter Felsensteins erinnert. In Felsensteins Inszenierung erlebte Ritter Blaubart zwischen 1963 und 1992 insgesamt 369 Aufführungen und ist damit nach Der Fiedler auf dem Dach die zweiterfolgreichste Produktion in der Geschichte des Hauses. Unter dem Titel »Staffelübergabe!« begegnen am Nachmittag vor der Premiere im Rahmen eines Salongesprächs Künstler*innen, die an der gefeierten Ritter Blaubart-Produktion von Walter Felsenstein mitgewirkt haben, dem Regisseur der Neuproduktion, Stefan Herheim. Anlässlich des 70. Geburtstags der Komischen Oper Berlin soll ein Blick zurück auf Felsensteins Interpretation der Offenbach-Operette und zugleich nach vorn auf Herheims Neudeutung des Stoffes geworfen werden. Neben Stefan Herheim sind unter anderem mit dabei: Günter Neumann, einer der herausragenden Ensemblemitglieder in Felsensteins Ensemble, der seit 1983 den Blaubart verkörperte, und die Bratscherin Angelika Steinbeck, die seit 1977 im Orchestergraben bei Felsensteins Ritter Blaubart mit von der Partie war und mit der Neuproduktion 2018 ihren Abschied von der Komischen Oper Berlin feiern wird. Kaffee und Kuchen sorgen für das leibliche Wohl. Der 70. Geburtstag der Komischen Oper Berlin jährte sich offiziell einen Tag vor Heiligabend. Das Haus wurde am 23. Dezember 1947 eröffnet, auf dem Spielplan stand Die Fledermaus von Johann Strauss. Während der Spielzeit 2017/18 wird das Jubiläum mit diversen Veranstaltungen begangen. Weitere Informationen zur Jubiläumsspielzeit unter https://www.komische-oper- berlin.de/presseservice/pressefotos_informationen/70jahrejung/. Die digitale Ausstellung zum Jubiläum: https://www.komische-oper-berlin.de/70_startseite/. Blaubart Opéra bouffe in drei Akten [1866] Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy Textfassung von Stefan Herheim, Alexander Meier-Dörzenbach und Clemens Flick Stab Musikalische Leitung: Clemens Flick Inszenierung: Stefan Herheim Bühnenbild: Christof Hetzer Kostüme: Esther Bialas Licht: Phoenix (Andreas Hofer) Chöre: Jean-Christophe Charron Dramaturgie: Alexander Meier-Dörzenbach Besetzung Blaubart Wolfgang Ablinger-Sperrhacke | König Bobèche Peter Renz | Königin Clémentine Christiane Oertel | Prinzessin Hermia, Tochter der beiden, im 1. Akt Fleurette Vera-Lotte Böcker | Prinz Saphir, im 1. Akt Daphnis Johannes Dunz | Popolani, Alchemist im Dienste Blaubarts Tom Erik Lie | Graf Oscar, Minister des Königs Philipp Meierhöfer | Graf Mariza Christoph Späth | Boulotte Sarah Ferede / Stefanie Schaefer | Heloïse | Eléonore Georgina Melville* | Isaure Elke Sauermann / Dietmut Wauer Rosalinde Jana Reh / Britta Süberkrüb | Blanche Angelika Gummelt / Katrin Hacker | Gevatter Tod Wolfgang Häntsch | Cupido Rüdiger Frank | Chorsolisten der Komischen Oper Berlin u. a. Premierenbesetzung unterstrichen | *Mitglied des Opernstudios 2018/19 Vorstellungen Matinee: Sonntag, 4. März 2018, 12 Uhr (Opernfrühstück ab 10 Uhr) Salon: Sonntag, 17. März 2018, 15 Uhr Premiere: Samstag, 17. März 2018 | 19 Uhr Livestream auf www.OperaVision.eu Weitere Termine: 24., 31. Mrz; 22., 27. Apr; 10., 13., 20., 25. Mai; 10. Jun; 1., 13. Jul 2018 Karten Preise: 12 - 92 Kartentelefon (030) 47 99 74 00 | Mo bis Sa: 9 bis 20 Uhr, So- und Feiertage: 14 bis 20 Uhr [email protected] www.komische-oper-berlin.de Hintergrund Das ungleiche Paar Eros/Thanatos spannt persönlich seine Flügel über die groteske Handlung zwischen mörderisch-komischem Gruselmärchen und blumenduftiger Liebesromanze. Doch Offenbachs Opéra bouffe stellt seit 1866 das Spiel selbst aus: auf der Bühne in der Handlungsebene ebenso wie jenseits der Bedeutungsbretter auf dem glatten gesellschaftlichen Parkett der Publikumswirklichkeit. Aus dem morschen Thespiskarren entspinnt sich ein Spiel zwischen Liebe und Tod, zwischen Bewegung und Stillstand, zwischen Kunsttraum und Realitätswachen, zwischen männlichem Wahn und weiblicher Lust ... Frauenprobleme überall aufgrund der allumfassenden Blödheit seines Sohnes ist König Bobèche zwecks Thronfolgesicherung auf der verzweifelten Suche nach seiner dereinst ausgesetzten Königstochter. Die scheinbar blütenreine Fleurette wird als hinreichend tochternhaft erkannt, kurzerhand als Hermia akkreditiert und im Königsschloss mit dem Traumschwiegersohn Saphir vermählt. Auch beim mythischen Ritter Blaubart ist Not an der Frau: Er ist bereits der Gattin Nr. 5 überdrüssig und schickt seinen alchemistischen Handlanger Popolani wie immer auf die Suche nach einer würdigen Nachfolgerin. Die handgreiflich robuste Boulotte lässt sich nun vom legendären Frauenverschleißer nicht bange machen, eher schon von lebenslanger Langweile an der Seite Popolanis, der bereits die Vorgängerinnen aus auch eigennützigen Gründen in nicht ganz so ewigen Schlaf versetzt hat. Angeführt von Boulotte proben Blaubarts Verflossene den Aufstand! Und Revolte lautet auch die Devise für die Neu-Prinzessin Hermia und Alt-Königin Clémentine bei so viel Frauenpower hat selbst der übelste Märchenbösewicht bald nichts mehr zu lachen ... oder vielmehr gerade darum?! In diesem Stück löst sich echtes Grauen in Komik auf: Der Barbe-bleue (Blaubart) des Märchens kann etymologisch auf den altfranzösischen Barbeu (Werwolf) bezogen werden, der sich wiederum als wolfspelztragendes Schaf entpuppen mag. Genau in diesem Wechselspiel wurzelt der Blaubart-Erfolg im dekadenten Paris in der Dämmerung der zweiten Kaiserzeit ebenso wie in der Weimarer Republik, als Karl Kraus festhielt: »Es gibt ein Zeitgefühl, das sich nicht betrügen lässt. Man kann auf Robinsons Insel gemütlicher leben als in Berlin; aber nur, solange es Berlin nicht gibt.« Zwischen Berlin und Paris, Märchenmythos und Bühnenbastion