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32 FEB/MAR 12 FOR FREE

WE ARE THE OCEAN THE BLACKOUT • CALIBAN • • LAMB OF GOD • JOHN K. SAMSON BECOME THE TEETH • NASUM • • THOUGHTS PAINT THE SKY

Fuze_No.32_final.indd 2 07.01.12 14:48 02Fuze32.indd 2 07.01.12 14:53 index 05 YOU ME AT SIX IMPRESSUM Brit-Rock-Ultras.

Fuze Magazine 07 ZWEITAUSENDELF Thomas Renz, P.O.Box 11 04 20 Unity Schmunity. 42664 Solingen, 19 DEAF HAVANA 08 ALL FOR NOTHING/BITTER VERSES Allein in Großbritannien. (Pakete an: Fuze Magazine, Journalistenschule. Hochstraße 15, 42697 Solingen) 20 CALIBAN Fon 0212 383 18 29, Fax 0212 383 18 30 09 THE JAMES CLEAVER QUINTET Ich bin der Untergang. fuze-magazine.de, .com/fuzemag Tracklist-Interview.

Redaktion: Thomas Renz, [email protected] Anzeigen, Verlag: Joachim Hiller, [email protected] 22 JOHN K. SAMSON Marketing, Vertrieb, Anzeigen: 10 Here’s John’s part. Kai Rostock, [email protected] The good cause – . 24 ENTER SHIKARI Verlag & Herausgeber: 10 SHOWYOURTEETH Politikbegeistert. Joachim Hiller, Hochstraße 15, My guest singers. 42697 Solingen, Germany 25 ABORTED 11 TODAY FOREVER „Make it sound aborted.“ V.i.S.d.P.: Thomas Renz (Für den Inhalt von Quotes-Interview. 26 namentlich gekennzeichneten Artikeln ist der/ 11 LANDMINE MARATHON Rekonstruktion/Dekonstruktion. die VerfasserIn verantwortlich. Sie geben nicht My artwork. unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.) 12 PROGRESSION TOUR MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Touring is never boring. Jan Ahrens, Florian Auer, Caro BITTER VERSES, André Bohnensack, Georg Büchner, Ryan Butler, 14 MARIACHI EL BRONX Kristoffer Cornils, Joss Doebler, Frank Engelhardt, Ask the merch guy. 27 LAMB OF GOD Politikverdrossen. Benedikt Ernst, Christian Höijer, André Jahn, Kai 14 LIBERTEER Jorzyk, Aiko Kempen, Arne Kupetz, Robert Ljung, My name. 28 THOUGHTS PAINT THE SKY Hendrik Lukas, Dennis Meyer, Grace Perry, Ingo Jeder neue Gedanke ist ein alter Hut. Rieser, Edward Basil Russin, Martin Schmidt, Pia 15 THE BLACKOUT ARGUMENT Schwarzkopf, Cindy van der Heijden, Jan van Warum es sich lohnt, eine Band 29 YELLOWCARD Hamme, Alessandro Weiroster, Birte Wiemann, Nils aufzulösen ... und eine neue zu gründen. Gegen den Strom. Wittrock, Chris Zehetleitner 15 SMILE AND BURN 30 NASUM Layout: André Bohnensack Bringt Bier mit. Grind Finale 2.0. Lektorat: Ute Borchardt 32 REVIEWS Coverfoto: Dennis Seelig (.com/Seelisch.Photography) 42 RETROSPECT Coverdesign: Alex Gräbeldinger ADEPT/WALKING WITH STRANGERS Vertrieb: Eigenvertrieb, Cargo, Green Hell, Core Tex, Impericon 45 LIVEDATES Abonnement: 6 Ausgaben 10 Euro inkl. P+V BONECRUSHER FEST 16 THE GOLDEN AGE TOUR Druck: WAZ Druck, Duisburg You me at six AZ FUZE:Layout 1 28.12.2011 Groß 10:02 in Britannien. am Seite 1 MAZINE REBELLION TOUR

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03Fuze32.indd 3 10.01.12 13:20 04Fuze32.indd 4 08.01.12 13:09 FUZe_HASSLe_210x297 1 03.01.2012 9:14:25 Uhr YOU ME AT SIX BRIT-ROCK-ULTRAS. „Die britische Szene steht gerade Dass unter den „Sixers“, wie sich besonders eifrige YOU ME AT SIX-Fans in voller Blüte“, schwärmt YOU ME AT SIX-Frontmann Josh - nennen, auch welche sind, deren Interesse über die Musik der Band hinaus- schi, angesprochen auf Bands wie WE ARE THE OCEAN, KIDS IN GLASS geht, ist in Anbetracht der so an Klatsch interessierten britischen Presse HOUSES, THE BLACKOUT oder DEAF HAVANA. „Wenn früher US-Bands nicht verwunderlich. Josh Franceschi hat das akzeptiert – jedenfalls bis zu in auf Tour waren, haben sie immer zwei, drei andere Bands mit- einem gewissen Grad: „Man kann sich nicht einfach hinstellen und sagen: gebracht, und das war’s. Für einheimische Bands war es schwer, überhaupt ,Ihr dürft nichts über meine Persönlichkeit und meine Interessen erfahren. zu touren, weil es kaum jemanden gab, mit dem sie hätten spielen können. Ihr dürft nur meine Musik anhören, mehr nicht.‘ Heutzutage gibt es neben Inzwischen hat sich das geändert. Die Frage lautet mittlerweile sogar eher: der Musik so viele andere Faktoren, die darüber entscheiden, ob jemand ,Können amerikanische Bands mit britischen mithalten?‘ Die meisten sind eine Band mag. Ich bin der Erste, der nach jeder Show den Kontakt zu den nämlich nicht einmal halb so erfolgreich. Zumindest so lange ich bei YOU Leuten sucht, aber manchmal komme ich an einen Punkt, an dem ich mir ME AT SIX bin, hat es so etwas nicht gegeben.“ Für das Protokoll: France- denke: ,Wie viel mehr soll ich euch denn noch geben? Es ist zwei Uhr nachts, schi ist seit Anfang an dabei, also seit 2004. Und im Januar und Februar ich bin müde, ich weiß zu schätzen, dass ihr immer noch hier wartet, aber ist die Band aus , einer Kleinstadt in der südostenglischen Graf- mir wurde schon zweihundert Mal mit einer Kamera ins Gesicht geblitzt.‘ schaft Surrey, sogar als Headliner in den USA unterwegs – wobei mit WE Manchmal ist es ein bisschen viel. Aber diese Leute wollen immer mehr, ARE THE OCEAN und zwei der drei Vorbands ebenfalls aus mehr, mehr.“ Großbritannien kommen. Doch das ist leider nicht das Schlimmste daran, ein „Star“ zu sein: „Ich hatte Auch in Deutschland haben YOU ME AT SIX Großes vor: „Ich bin zuversicht- bis vor kurzem eine Freundin, mit der ich vier Jahre zusammen war. Als wir lich, dass wir in eineinhalb Jahren sagen können: ,Wir haben vor zweitau- im Oktober in spielten, wurde sie während der Show von Leuten send Kids in Köln gespielt, und es war absolut irre.‘“ Im Moment verkauft die über angeschrieben und beschimpft. Sie twitterten ihr, sie könnten Band in der Domstadt immerhin schon das Luxor aus, in das 450 Leute pas- sie im Publikum sehen und so einen Scheiß. Jeder, der so etwas tut, ist in sen. Beim letzten Mal waren darunter auch Fans, die Stunden vor der Show meinen Augen kein Fan von YOU ME AT SIX. Es ist eine Sache, fasziniert zu in Schlafsäcken vor dem Eingang warteten – in der Regel ein Indiz für ein sein, Interesse zu zeigen und mehr über mein Privatleben erfahren zu wol- besonders junges Publikum. „Ich weiß nicht, ob unser Publikum jünger ist len, aber eine ganz andere, jemanden zu verletzen, den ich mag und der als das von anderen Bands“, so der Sänger. „Bei unserer letzten Show in mit unserer Band nicht das Geringste zu tun hat.“ Der Siegeszug sozialer waren mehr Leute mit einem Bändchen um das Handgelenk, mit dem Netzwerke hat dem Verhältnis zwischen Fan und Band nach Josh France- man alkoholische Getränke an der Bar bestellen konnte, als Leute ohne. schis Erfahrung eben nicht nur gutgetan: „Nach dem -Konzert in Das zeigt mir, dass es mehr Besucher gab, die achtzehn oder älter waren, der habe ich Bert McCracken damals nicht getwittert: ,Du als fünfzehnjährige Mädchen. Der Altersdurchschnitt unserer Fans hat sich bist ein Arschloch. Ich habe bis ein Uhr nachts draußen gewartet, um dich mit der Zeit definitiv erhöht. Vor ein paar Jahren, als ich mir tatsächlich ein zu treffen, doch du bist nicht aufgetaucht. Fick dich, ich hasse deine Band!‘ etwas älteres Publikum gewünscht habe, sagte jemand zu mir: ,Du kannst Allein zwischen dem, was vor fünf Jahren abging, und heute gibt es einen dir deine Fans nicht aussuchen, deine Fans suchen dich aus.‘ Seitdem ist gewaltigen Unterschied. Manche Leute sind sich einfach nicht bewusst, wie unser Ziel nur noch, Musik zu machen, die den Leuten gefällt – unabhängig groß der Druck ist, der heutzutage auf Bands lastet.“ von ihrem Alter, ihrem Geschlecht oder ihrer Herkunft.“ Thomas Renz

Foto: wearephotographers LB

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05Fuze32.indd 5 09.01.12 21:25 light the fuze FUZE.32 DINGE FÜR GEWINNER „IT’S A GooD TIME FoR BRITISH MUSIC.“ „ALLE GUTEN VoRSÄTZE HABEN ETWAS VERHÄNGNISVoLLES“, schrieb oscar Wilde, Dieser Meinung waren eigentlich alle der für unser „sie werden zu früh gefasst.“ Beim Fuze ist das anders: Hier werden die guten Vorsätze für das neue UK-Special interviewten Bands. Wer will es ihnen Jahr erst dann gefasst, wenn die Februar/März-Ausgabe raus ist, also eigentlich zu spät und letztend- verdenken? Die meisten von ihnen sind auf Major- lich nur, weil der zuständige Redakteur nach einem Aufhänger für die Verlosungen gesucht hat. Trotz- Labels und in den Charts, sie touren um die ganze dem: Mitmachen lohnt sich, schließlich müsst ihr nur eine E-Mail mit der jeweiligen Betreffzeile und Welt und bekommen inzwischen auch außer- eurer Adresse an offi [email protected] schicken. halb Großbritanniens immer mehr Aufmerksam- keit. Doch so nachvollziehbar solche Aussagen aus Vorsatz eins: Ich will bei Konzerten immer das Pas- subjektiver Sicht auch sein mögen, man sollte sie sende anhaben. Bei der PRoGRESSIoN ToUR zum nicht verallgemeinern, wie das die englische Musik- Beispiel ein „Progression Tour“-T-Shirt, auf dem hin- presse zum Teil tut. WE ARE THE OCEAN, YOU ME ten die Bands stehen, die spielen, damit die anderen AT SIX, THE BLACKOUT, KIDS IN GLASS HOUSES Konzertbesucher auf einen Blick sehen können, wer als oder DEAF HAVANA decken schließlich trotz ihrer nächstes dran ist: , , RISE Größe nur einen kleinen Teil der britischen Szene ab. TO REMAIN oder NEAERA. Zusammen mit Impericon ver- „The hardcore in the UK is a complete gim- losen wir fünf Tickets sowie das entsprechende Shirt. mick“, beschwerte sich beispielsweise erst kürz- Einem der Gewinner spendieren wir zusätzlich ein Paket lich UP RIVER- Harry Huntington. „Es gibt mit Merch aller beteiligten Bands, so dass es möglich ist, kaum Bands mit Herz und viele derjenigen, die Lei- sogar bei jedem einzelnen Auftritt das Passende anzuhaben. Betreff: „Ich nehme dann einfach den Umklei- denschaft haben und hart arbeiten, werden beiseite deumhang meiner Oma mit auf das Konzert, dann kriege ich das hin.“ geschoben und stehen im Schatten.“ Ausnahmen bestätigen die Regel: Mit „Light Bearer“ von &U&I aus schafft es in diesem Heft ein Vorsatz zwei: Ich will mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. Schuhe können dabei zum Highlight der Ausgabe, das wohl nur die allerwe- natürlich hilfreich sein, etwa die von Macbeth Footwear, die wir anlässlich der Tour von ALE- nigstens auf dem Schirm hatten. Andere wiederum SANA und verlosen – wobei wir zusätzlich von den Musikern sig- betrachten ihre Band erst gar nicht als britisch, auch nierte Alben draufl egen. Und natürlich Band-Shirts, schließlich wollen wir Vorsatz eins nicht wenn sie – wie in diesem Fall ENTER SHIKARI – aus gefährden. Betreff: „Ihr Schlaumeier denkt aber auch echt an alles!“ England kommen. „Wir sind Weltbürger“, so Sänger Rou Reynolds im Interview. Es ist alles nur eine Frage der Perspektive – und Musikjournalisten haben eben Vorsatz drei: Ich will mehr Schallplatten kaufen – beispielsweise „“ von LET- nichts lieber als Genregrenzen. LIVE., das in diesen Tagen auf Vinyl erscheint. Kings Road Merch haben uns vier Thomas Renz (offi [email protected]) T-Shirts der Band zur Verfügung gestellt – in den Größen S bis XL –, von denen eines bald euch gehören könnte. Fuze-Autor Florian Auer (siehe rechts) trägt übrigens M, ist vom Mit- machen aber natürlich ausgeschlossen. Betreff: „Richtig so!“ DAS FUZE IST EIN KoSTENLoSES MUSIKMA- GAZIN, das alle zwei Monate erscheint und sich auf Hard- core, Metal und spezialisiert hat. • Unter facebook.com/fuzemag gibt es eine Liste mit allen Vorsatz vier: Ich will über den musikalischen Tellerrand hinausschauen. Fans der New- Locations, in denen das Fuze ausliegt. York-Hardcore-Band sollten also ruhig einmal VILDHJARTA hören, um • Mailorder wie Green Hell, Impericon, Core Tex, Merch herauszufi nden, was Djent ist – und umgekehrt. Unterstützung bekommt man dabei von Attack, Rage Wear, Punkdistro, Doomrock, Streetready oder Century Media, die uns je drei T-Shirts der beiden Bands überlassen haben. Betreff: „Ich Flight13 legen das Heft ihren Bestellungen bei. höre sowieso grundsätzlich alles, was bei diesem Label erscheint.“ • Bei vielen Touren, die von M.A.D., Avocado oder Kingstar organisiert werden, liegt das Magazin am Merch-Stand aus. • Man fi ndet das Heft in allen Carhartt Stores sowie in vielen Vorsatz fünf: Ich will weniger herumschreien – es sei denn, ich bin bei einer der Deutsch- Läden, in denen es die Klamotten von Atticus Clothing gibt. • Ein Abonnement über sechs Ausgaben kostet zehn Euro landshows der seit zwei Jahren wieder aktiven DC-Band SCREAM, bei denen in den Achtzi- und kann unter ox-fanzine.de/fuze-abo bestellt werden. gern Dave Grohl getrommelt hat, dann ist komplettes Ausrasten selbstverständlich erlaubt. • Für 2,50 Euro kann man das Fuze auch im Bahnhofsbuch- Gewinner der Ten Inch der Band („Complete Control Sessions“) freuen sich bitte still. Betreff: handel kaufen. „ICH SCHREIE RUM, WANN ES MIR PASST!“

Fuze-Spezial-Abo: Fuze-Prämien-Abo. FUZE-SHOP 20 für 20. Das Fuze- Das Fuze-Abo über ein www.ox-fanzine.de/fuze-shop Abo über ein Jahr (sechs Jahr + Fuze-Shirt + CD Ausgaben) für insgesamt unserer Wahl für 25 Euro. „Alle guten Dinge sind billig, alle schlechten sind 20 Euro, wobei von jedem teuer“, schrieb Henry David Thoreau. Das Fuze ist Heft zwanzig Exemplare Gilt nur für Deutschland. Das Abo verlängert sich um jeweils sogar so gut, dass es kostenlos ist. Die Herstellung geliefert werden. ein Jahr, wenn es nicht bis ist natürlich trotzdem teuer, weshalb uns jedes ver- spätestens vier Wochen vor kaufte Heft hilft, das Magazin zu fi nanzieren. Tue Erscheinen der letzten bezahl- deshalb Gutes und schließe noch heute ein Abo ab. Das Abo verlängert sich nicht ten Ausgabe schriftlich gekün- Es ist – wie alle guten Dinge – billig. automatisch! digt wird.

Fuze-Abo. Das Fuze- Fuze-Backissues. Fuze-Backissues- Abo über ein Jahr (sechs Ältere Fuze-Ausagben für Paket. Alle noch ver- Ausgaben) für 10 Euro – je 2 Euro (inkl. P&V, auch fügbaren alten Hefte für auch ins Ausland. ins Ausland). 10 Euro (+5 Euro P&V).

Auslandsporto auf Anfrage: Das Abo verlängert sich um [email protected]. Solange jeweils ein Jahr, wenn es nicht der Vorrat reicht, ohne bis spätestens vier Wochen Welche Fuze-Ausgaben noch Anspruch darauf, dass wirklich vor Erscheinen der letzten lieferbar sind, steht ständig jedes Heft dabei ist, weil even- bezahlten Ausgabe schriftlich aktualisert hier: tuell vergriffen. Es gibt min- gekündigt wird. www.ox-fanzine.de/fuzeshop. destens zwölf Hefte.

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ZWEITAUSENDELF UNITY SCHMUNITY. So sehr die Szene an den Rändern auch ausfranst, wie unsere Jahrescharts zeigen – es gibt doch immer wieder Bands, auf die sich viele einigen können. Sonst wäre es ja auch keine Szene mehr.

Jan Ahrens. Künstler. . Konzert. DEFEATER, Benedikt Ernst. Band. JA, PANIK. Konzert. ROUS – Köln, AZ. Alben. CEREBRAL BALLZY – Cere- CARPATHIAN, REMEMBER – Bochum, Matrix. Alben. CHUCKAMUCK – , Molotow. Alben. JA, bral Ballzy | DARKEST HOUR – The Human Romance DEFEATER – Empty Days & Sleepless Nights | Casper PANIK – DMD KIU LIDT | AN EARLY CASCADE – Ver- | – David Comes To Life | TAKING BACK – XOXO | CAPTAIN CAPA – Saved My Life | WU LYF sus | GRAND GRIFFON – Protektor | CEREBRAL SUNDAY – | THURSDAY – – Go Tell Fire To The Mountain | K.I.Z. – Urlaub fürs BALLZY – Cerebral Ballzy | – Major/Minor. No Devolución. Die besten dummen Serien auf Gehirn. Konzertlocations. AJZ | Wohnwelt Lebensmittel. Esskastanien | Haselnüsse | Senf. DMAX. Top Gear | American Chopper | Goldrausch Wunstorf | Glocksee Hannover. in Alaska. André Jahn. Band. LA DISPUTE. Konzert. LOMA Florian Auer. Band. . Konzert. BOYSETS- PRIETA, BIRDS IN ROW, O, ROBOGÜNTHER – Dres- Ingo Rieser. Band. BASEMENT. Konzert. William FIRE – Innsbruck, Weekender. Alben. LETLIVE – Fake den, P7. Alben. LA DISPUTE – Wildlife | TOUCHÉ Fitzsimmons – Hamburg, . Alben. History | THE BLACK DAHLIA MURDER – Ritual | THE AMORÉ – Parting The Sea Between Brightness And CEREBRAL BALLZY – Cerebral Ballzy | DEFEATER – BLACKOUT ARGUMENT – Detention | CITY AND Me | BLINK-182 – Neighborhoods | PIANOS BECOME Endless Days & Sleepless Nights | Casper – XOXO | COLOUR – Little Hell | RETOX – Ugly Animals. Fern- THE TEETH – The Lack Long After | BEAR – Dora- THE HORRIBLE CROWES – Elsie | sehserien. Breaking Bad | Ijon Tichy: Raumpilot | dus. Wiederentdeckte Evergreens. MODERN LIFE – Clash Battle Guilt Pride. Bücher. Nagel – Was kos- Stromberg. IS WAR | Muddy Waters | Astra Urtyp. tet die Welt? | Jim Thompson – Jetzt und auf Erden | Markus Metz/Georg Seeßlen – Blödmaschinen. André Bohnensack. Band. KNOCHENFABRIK. Aiko Kempen. Konzert. WEAKERTHANS – Ham- Konzert. Konzerte sind so Neunziger. Alben. BLUT burg, Grünspan. Alben. DRIVE-BY TRUCKERS – Björn Schmidt. Band. JOYCE MANOR. Konzert. AUS NORD – 777 – Sect(s) | DEAFHEAVEN – Roads Go-Go Boots | – Thees Uhlmann | , BANGERS – Köln, Aetherblissement. To Judah | GLORIOR BELLI – The Great Southern DEAD TO ME – Moscow Penny Ante | COBRETTI – Alben. JOYCE MANOR – Joyce Manor | Tom Waits Darkness | LITURGY – Aesthethica | LOCRIAN – The Trip Down Memory Lane. Dinge, an denen ich jeg- – Bad As Me | LAURA STEVENSON AND THE CANS Crystal World. Namen für Thomas Renz. Frau Amé- liches Interesse verloren habe. Hardcore | Inter- – Sit Resist | P.S. ELIOT – Sadie | GREAT CYNICS – lie | Marshmallow | Kerlchen. net | Schnaps. Don’t Need Much. Prokrastinationstechniken. Mailcheck/Facebook-Dauerschleife | Musik/Filme/ Ute Borchardt. Band. NAPOLEON DYNAMITE. Svenja Klemp. Band. FRAU POTZ. Konzert. KAR- Serien entdecken | Amazon/Mailorder-Bestellun- Konzert. LOBOTOMIA – Düsseldorf, AK47. Alben. NIVOOL – Highfield Festival. Alben. MEN EATER – gen. OVER THE TOP – Partykommando | KSM40 – The Gold | DEFEATER – Empty Days & Sleepless Nights Taste Of Rust | CITY RATS – Rat Race On A Rot- | FINDUS – Mrugalla | DEVIL IN ME – The End | Martin Schmidt. Band. 311. Konzert. GAZA – ting Planet | ISCREAM 7 SHOWERS – Take Back THURSDAY – No Devolución. Verregnetste Festi- Zürich, Dynamo. Alben. 311 – Universal Pulse | LEVI- Our Future. Seven Inches. NIHIL BAXTER – Demo | vals. Deichbrand – Ich glaube, so fühlt es sich an, ATHAN – True Traitor, True Whore | Jonathan Jere- RIOT REISER – Hände weg von Riot Reiser! | HENRY wenn Regenjackenentwickler ihre neuesten Entwürfe miah – A Solitary Man | KELLERMENSCH – Keller- FONDA – Henry Fonda. testen. Inklusive Windkanal. | Olgas Rock – Auf der mensch | *SHELS – Plains Of The Purple Buffalo. Hinfahrt plötzlich: Sonne! Doch dann, eine halbe Fernsehserien. Dexter | 30 Rock | The Walking Dead. Georg Büchner. Band. BITTER VERSES. Kon- Stunde nach Ankunft: Best of Regen von Niesel bis zert. – Leipzig, . Guss. | Vainstream – Das Bier füllt sich von alleine Pia Schwarzkopf. Band. RAEIN. Konzert. The Alben. BITTER VERSES – Make Or Break | ISOLATED wieder auf, Freundschaften werden beim Zusam- Revival Tour – Köln, Live . Alben. TOU- – Antistyle | VIOLENCE APPROVED – No Free Rides | menrücken unter Zelten und Dächern vertieft. CHÉ AMORÉ – Parting The Sea Between Brightness Torch – Blauer Samt | KITTY, DAISY & LEWIS – Smo- And Me | LA DISPUTE – Wildlife | TITLE FIGHT – Shed king In Heaven. Persönliche Premieren. Mit Kum- Arne Kupetz. Band. GEHENNA. Konzert. VOLBEAT | THE SADDEST LANDSCAPE – You Will Not Survive pels Rotwein getrunken anstelle von Bier | Eine Hose – „Live From Beyond Hell/Above Heaven“. Alben. | GRAND GRIFFON – Protektor. Labels. Midsum- fast jeden Tag angehabt und erst nach sechs Mona- TOTAL FUCKING DESTRUCTION – Hater | TRAP mer Records | Coffeebreath and Heartache | Farb- ten gewaschen | Gemerkt, warum Eintopf „Eintopf“ THEM – Darker Handcraft | DEFEATER – Empty Days los Records. heißt (alles in einem Topf!). & Sleepless Nights | GHOST BRIGADE – Until Fear No Longer Defines Us | Wino & Conny Ochs – Heavy Alessandro Weiroster. Band. &U&I. Konzert. Tom Kristoffer Cornils. Künstlerin. Zola Jesus. Kon- Kingdom. Fernsehserien. Tatort | Dexter | South Stadler – Wörgl, Sky Tower. Alben. &U&I – Light Bea- zert. BARN OWL – Berlin, Kantine am Berghain. Park. rer | AUTARKEIA – Autarkeia | THE STREETS – Com- Alben. Zola Jesus – Conatus | COLLECTIONS OF puters And | I REFUSE – I Refuse | REACHING COLONIES OF BEES – Giving | SNOWING – I Could Hendrik Lukas. Band. AMEBIX. Konzert. CYNIC AWAY – Please Remember Me | EPs. BAYONET – Do Whatever I Wanted If I Wanted | BARN OWL – – Hamburg, Hafenklang. Alben. AMEBIX – Sonic Bayonet | JOWLS – Cunt Punch | DOWSING – All I Lost In The Glare | OMEGA MASSIF – Karpatia. Skitt- Mass | BRUTAL TRUTH – End Time | HELLFIGHTER Could Find Was You. les-Farben. Lila | Rot | Gelb (wird unterschätzt!). – Damnation’s Wings | MASTODON – The Hunter | – Th1rt3en. Words of the Wise. „Unser Birte Wiemann. Band. POLAR BEAR CLUB. Kon- Joss Doebler. Künstler. . Konzert. Geld bedingt den Kapitalismus, den Zins, die Mas- zert. – Amsterdam, Paradiso. Alben. CAPTAIN PLANET, MATULA – Osnabrück, Bastard senarmut, die Revolte und schließlich den Krieg.“ POLAR BEAR CLUB – Clash Battle Guilt Pride | DAY- Club. Alben. Chuck Ragan – Covering Ground | THE (Silvio Gesell) | „Ein Kind, das heute am Hunger stirbt, TRADER – Last Days Of Rome | – Colo- BLACK KEYS – El Camino | TOUCHÉ AMORÉ – Parting wird ermordet. Es gibt keine Fatalität irgendwelcher ring Book | BY A THREAT – By A Threat | MAKE DO The Sea Between Brightness And Me | LA DISPUTE – Art. Es ist die Weltordnung, die tötet.“ (Jean Ziegler) AND MEND – End Measured Mile. Die schmerz- Wildlife | ADOLAR – Zu den Takten des Programms. | „If there’s a new way, I’ll be the first in line – but it’d haftesten Band-Trennungen neben THURS- Bücher. John Irving – Garp und wie er die Welt sah | better work this time.“ (). DAY und THRICE. | THE GHOST OF Siri Hustvedt – Was ich liebte | T. C. Boyle – Grün ist A THOUSAND | CARPATHIAN. die Hoffnung. Dennis Meyer. Band. LA DISPUTE. Konzert. PIE- BALD – Köln, Blue Shell. Alben. MANCHESTER Nils Wittrock. Band. LA DISPUTE. Konzert. Frank Engelhardt. Band. ODD FUTURE WOLF ORCHESTRA – Simple Math | TRANSIT – Listen & SCHNAAK – Hannover, Elchkeller. Alben. ADO- GANG KILL THEM ALL. Konzert. Casper – Nürn- Forgive | LA DISPUTE – Wildlife | Casper – XOXO | I LAR – Zu den Takten des Programms | THURSDAY berg, Löwensaal. Alben. Tyler, The Creator – Goblin | AM THE AVALANCHE – . Webco- – No Devolución | I HAD PLANS – The Perception POLAR BEAR CLUB – Clash Battle Guilt Pride | TOU- mics. savagechickens.com | amazingsuperpowers. Of Beauty Is A Moral Test | BETWEEN THE BURIED CHÉ AMORÉ – Parting The Sea Between Brightness com | wulffmorgenthaler.com. AND ME – The Parallax: Hypersleep Dialogues | And Me | Casper – XOXO | – CALEYA – Trümmermensch. Verluste für die Musi- Reckless & Relentless. Internetseiten. grantland. Thomas Renz. Band. THURSDAY. Konzert. LA klandschaft. TRIP FONTAINE | Unterm Durchschnitt com | earmilk.com | cringe.de. DISPUTE, TOUCHÉ AMORÉ, DEATH IS NOT GLAMO- | THRICE.

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JoURNALISTENSCHULE. Interessant. Wenn sich Caro von BITTER VERSES und Cindy von ALL FoR NoTHING gegenseitig interviewen, dann geht es nicht darum, wie es denn so ist, als Frau in einer Hardcore-Band zu singen. Das sollte sich der eine oder andere männliche Journalist vielleicht einmal hin- ter seine Löffel schreiben.

Foto: Mathias Schumacher (getaddicted.org) Foto: David Szubotics (deathbreath-photography.de) BITTER VERSES interviewen ALL FOR NOTHING interviewen ALL FOR NOTHING BITTER VERSES Hast du vor ALL FoR NoTHING in einer anderen Band gespielt? Ja, mit vier- Was ist dein Lieblingssong auf eurem Debütalbum? Allgemein geht es auf zehn fing ich an, Schlagzeug zu spielen. Mit sechzehn gründete ich mitmei- dem Album viel um Gier, Alltag, Zeit, szenekritische Betrachtungen oder um ner besten Freundin eine Band. Wir wollten eine Punkband haben, in der aus- Grundwerte. Viele Songs verleihen dem Titel des – „Make Or Break“ – schließlich Frauen sind. Wir waren keine guten Musikerinnen, haben aber unge- eine negative Note. Inhaltlich ist „Dateless week“ der Song, der mich am meisten fähr dreißig Shows gespielt und uns dann aufgelöst. Kurz darauf bin ich bei ALL beeindruckt, jedoch zugleich nachdenklich stimmt. Es geht um die allgemeine FOR NOTHING eingestiegen. Hektik in der Gesellschaft, um den Druck, dem man ausgesetzt ist. „Zeit ist Geld“, Wie ist das vonstatten gegangen? Während ich in meiner ersten Band war, traf wie immer so schön gesagt wird. Es fällt deshalb schwer, den Fokus auf die tat- ich Ernst. Er hat bei ALL FOR NOTHING Gitarre gespielt und gesungen. Ich weiß sächlich wichtigen Dinge im Leben zu lenken. „Not money is the primary thing in noch, wie ich von ihrer Professionalität beeindruckt war – vor allem verglichen this world / It’s time – no matter what you have heard / All the lost time you won’t mit meiner alten Band. Sie spielten Punkrock mit einer Hardcore-Kante und woll- get back / And no money in the world can buy you that.“ ten einen weiteren Sänger, um den Vocals und den Auftritten mehr Dynamik und Wie bist du mit der Hardcore-Szene in Berührung gekommen? Die Senf- Tiefe zu geben. Ihr Bassist fragte im Scherz, ob nicht ich bei ihnen singen wollte. tenberger Szene war in den Jahren, in denen ich mit ihr in Berührung kam, sehr Ernst und ich nahmen „Start at zero“ auf einem Kassettenrekorder im Wohnzim- stark. Es gab viele Leute, die sich mit Themen wie Veganismus oder Straight mer auf. Der Rest der Band hörte sich den Song an und war damit einverstanden, Edge beschäftigten. Da ich übermäßigen Drogenkonsum und Diskotheken von es gemeinsam zu versuchen. Anfang an mied, wurde ich neugierig und fing an, mich über diese ganze Straight- Welche Musik hörst du außer Hardcore noch? Ich habe schon als Kind Punk- Edge/Hardcore-Sache zu informieren. Natürlich stößt man dabei auf Bands wie rock gehört, und das mache ich immer noch. Ich mag außerdem eine niederlän- , CHAMPION oder BETRAYED. Irgendwann bekam ich dann ein dische Sängerin namens Anouk, sie macht Pop/Rock. Daneben höre ich Johnny Mixtape von einem Bekannten. Inzwischen lebe ich seit acht Jahren straight Cash, DEFTONES, Joan Jett, , , MASTODON, KRS-One edge, und die Bands, die mich von Beginn an beeinflusst haben, zählen bis heute und Missy Elliot. Die Liste geht ewig weiter. eindeutig zu meinen Lieblingsbands. Wie sehr beeinflusst die Arbeit in einem sozialen Beruf deine Texte? Sehr. Wie hat sich die Szene seitdem verändert? Ich kann natürlich nur von meinem Alltägliche Dinge, die mir im Job begegnen, verarbeite ich oft in meinen Texten. direkten Umfeld und meinen Erfahrungen berichten. Für mich ist die Musik nur ein Manchmal ganz direkt, meistens geht es aber allgemein um Situationen, die ich begleitendes Element von Hardcore. Ich finde es wichtig, dass es Leute gibt, die erlebt habe, oder um Dinge, die anderen Leuten passiert sind. für gewisse Dinge sensibilisiert sind, die die Szene ausmachen, die Hardcore zu Kaum eine Band aus Europa tourt so viel wie ihr. Hast du Unterschiede zwi- dem machen, was es ist beziehungsweise sein sollte. Man sollte ganz einfach den schen den verschiedenen Ländern bemerkt? Da gibt es definitiv große Unter- Grundgedanken und die Wurzeln nicht vergessen. Leider erlebe ich viel zu häu- schiede. In vielen Ländern sind die Leute richtig heiß auf Live-Musik – zum Bei- fig Gewalt auf Shows. Mit Gemeinschaft hat das schon lange nichts mehr zu tun, spiel in Polen oder Slowenien. Sie sind nicht so verwöhnt und heißen jede Band wenn es nur darum geht, wer sein Bein am höchsten bekommt, und rücksichts- mit einer unglaublichen Leidenschaft willkommen. los in die Menge gegangen wird. Natürlich sollte Hardcore ein Ventil sein, aber Was motiviert dich, so viel zu touren? Wir sind noch jung und wollen das ein- nur solange, wie es nicht auf dem Schaden anderer basiert. Man kann zudem fach machen. Unterwegs zu sein, Leute zu treffen, verschiedene Orte zu sehen, auch nicht alles „Schlechte“ auf die jungen Leute schieben, die neu dazukom- all das macht mein Leben interessant. Ich will nicht wie andere Menschen in mei- men. Es gibt jede Menge engagierter Kids, die viel Gutes beitragen. Wir sind die nem Alter werden. Das macht mir Angst. Ich mag das Abenteuer und nicht zu wis- Zukunft und haben es in der Hand, ob und vor allem wie die ganze Sache weiter- sen, was am nächsten Tag passiert. geführt wird. Zu guter Letzt: Katzen oder Hunde? Ich liebe Katzen, bin aber allergisch. Ich Was immer es auch sein mag: Was hat im letzten Jahr den größten Eindruck bin also eher ein Hundetyp. Ich hoffe, ich finde eines Tages eine Englische Bull- auf dich gemacht? Nach einer sehr schwierigen Zeit konnte ich nach ungefähr dogge in einem Tierheim. Aber erst, wenn es die Band nicht mehr gibt und ich vier Jahren das erste Mal die Tochter meines Lebensgefährten wiedersehen. Das genügend Zeit habe, mich um ihn oder sie zu kümmern. war einer der ergreifendsten Augenblicke überhaupt.

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bekam den Auftrag, verschiedene Sachen holen zu gehen: „Lufthaken“, „Schottenmusterfarbe“ und so weiter. Das hat mich eine Weile angekotzt – bis ich gefeuert wurde, weil man mir auftrug, den Müll neben der Hintertür zu verbrennen. Neben dem Müllhau- fen stand ein Stapel funktionierender Drucker. Ratet mal, was zuerst gebrannt hat ... Mitanzusehen, wie die schwarzen Rauchfahnen das Lagerhaus füllten, hat mir viel Freude bereitet. Seitdem stehe ich wie- der auf Schottenkaros. 7) Was ist der coolste Gegenstand, den ihr jemals durch ein Tauschgeschäft erhalten habt? („Tra- ding water“) Jimmy: Ich war bei der Party eines Freundes, und da war diese Frau. Sie hatte dieses geile rote Kleid an und ich nicht wirklich einen Plan, wie ich sie dazu bringen konnte, es auszuziehen. Also sagte ich ihr einfach, dass ich sie gern ohne das Kleid sehen würde. Und sie erwiderte tatsächlich, dass sie im Gegenzug meine Klamotten haben wollte. Also gingen wir nach oben und zogen uns aus. Sie zog meine Jeans und mein Shirt an und sagte zu mir: „Du kannst das Kleid behalten.“ Dann verließ sie das Zimmer. Den Rest des Abends musste ich also ein rotes Kleid tragen. Das einzig Gute daran war, dass es ein Mädchen gab, das auf Jungs in Frauenkleidern stand und mir den Weg zur Frauentoilette zeigte ... Foto: Jack Sheen 8) Wer ist eure Nummer eins? („I“) Jimmy: Bruce Grobbelaar! THE JAMES CLEAVER QUINTET 9) Wie würdet ihr eure Musik beschreiben, wenn TRACKLIST-INTERVIEW. „Wir haben elf Mitglieder verschlissen, bevor wir überhaupt eine EP auf- ihr Augen anstatt ohren hättet? („Eyes for ears“) nahmen. Es ist vieles vorgefallen, das hätte bedeuten können, dass dieses Album niemals erscheint.“ Maud: Sie ist ein Einhorn, das am Weihnachtsmor- Aber jetzt ist es ja da. Und mit ihm dreizehn Fragen, die aus den Namen der Songs auf „That Was Then, gen Liebe mit einem Regenbogen macht. This Is Now“ abgeleitet wurden. 10) Welche Art Schüler wart ihr? Hoffent- lich keine, die sich über die Schwachen lustig 1) Und wie sieht es mit Bands, Schlampen und meine Sicht auf das Leben verändert. Wenn du mit gemacht haben. („Mock the weak“) Maud: Haha, Nutten aus? („Golfing pros, bitches and hoes“) den Blicken klarkommst, die dir die Leute im Bus nein. Der Song handelt von englischen „Talent“- Jimmy: Ich schätze, es ist reine Glückssache, in zuwerfen, wenn du das Buch beim Lesen auf den Shows im Fernsehen und davon, wie sie sich in eine einer Band zu spielen, gleichzeitig Single zu sein und Kopf stellen musst, kann ich es dir nur empfehlen. moderne Form der Freakshow verwandelt haben, bei keine komplett Verrückte an Land zu ziehen, der seit 4) Was ist das Ekligste, das ihr jemals geges- der sich die Öffentlichkeit über ein paar geistig ver- einem „Unfall“ ein Finger fehlt, nachdem sie „One sen habt? („Don’t just stare at it, eat it!“) Maud: wirrte Leute lustig macht. armed scissor“ von AT THE DRIVE-IN gehört hat. Es Meine Freundin und ich haben vor ein paar Wochen 11) Und wer ist eure Nummer zwei? („II (Reprise)“) gibt ein paar süße Mädchen mit gütigen Herzen da eine mexikanische Party geschmissen und Süßig- Jimmy: James Blunt, weil er ein Stück Scheiße ist. draußen, aber der Anteil an bekloppten Bekloppten keiten aus Mexiko bestellt. Wir haben nicht wirklich 12) Was ist euer Lieblingstier? („Snakes“) Maud: ist definitiv höher. gelesen, was drin ist, und als sie ankamen, fanden wir Die schreiende Ziege auf YouTube. Immer wenn wir 2) Wart ihr jemals in einer Situation, in der ihr heraus, dass es Lollis mit Mango- und Maracujage- schlecht drauf sind, schauen wir uns den Clip an und euch wie ein Feigling vorkamt? („Chicken shit schmack waren, die mit abartig scharfem Chilipulver brechen vor Lachen zusammen. (For the soul)“) Maud: Einmal wurden wir in Shef- überzogen wurden. 13) Von welchen zwei bekannten Bands wäre THE field von einem Typen angeschrien, der uns damit 5) Wer? („The JCWho?“) Maud: Na wir! JAMES CLEAVER QUINTET das uneheliche Kind? drohte, uns unsere Augen mit einem Schlüssel her- 6) Was ist eure Lieblingsfarbe? („Pinks & blues“) („Lower than a bastard“) Maud: Ich würde jetzt auszuschneiden. Das war so lange Furcht einflö- Jimmy: Ich stand auf Schottenkaros, falls das eine gerne und sagen, aber wir klin- ßend, bis wir merkten, dass er nur einen Arm hatte. Farbe ist. Falls nicht ... Scheiß drauf. Ich stand jeden- gen überhaupt nicht wie eine der beiden Bands, des- 3) Steht ihr eher auf Bücher oder auf Sport? falls auf Schottenkaros, weil mir meine Eltern immer wegen nehme ich und BLOOD BROTHERS. („Think or swim“) Maud: Definitiv auf Bücher – Klamotten mit Schottenmuster anzogen, als ich Sie hatten großen Einfluss auf unsere Musik. Immer auch wenn Jimmy einmal ein Probetraining beim ein Baby war. Ich hatte einen total geilen Stram- wenn wir mit ihnen verglichen werden, ist das also ein FC Chelsea absolviert hat. Mein Lieblingsbuch ist pelanzug. Dann hatte ich irgendwann meinen ers- großes Kompliment. „House of Leaves“ von Mark Z. Danielewski. Es hat ten Arbeitstag in dieser beschissenen Lagerhalle. Ich Thomas Renz

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in Szenen wie unserer verstärkt präsent sein und ihre Arbeit promoten. Uns geht es als Band zwar eher um persönliche Freiheit als um organisierte Kampagnen- arbeit und irgendwelche Gruppierungen, aber diese Gelegenheit haben wir gerne genutzt. Amnesty ist absolut vertrauens- und glaubwürdig und leistet wichtige Arbeit für Menschen, die sonst nicht gehört werden. Als wir „Khaos Legions“ auf- nahmen, waren die Nachrichten außerdem voll mit Bildern der Unruhen in Nord- afrika, das hat uns stark beeinflusst. News sind ohne geprügelte Demonstranten zur Zeit nicht denkbar, ob es nun oppositionelle im Nahen osten, in den USA oder in Griechenland sind. Dabei weiß ich zum Beispiel von Ägypten gar nicht so genau, wer da gegen wen und was demonstriert. Mit der Occupy-Bewegung ist das kaum anders. Da sind völlig unterschiedliche Gruppen aktiv, und ein Experte für die Finanzkrise bin ich auch nicht wirklich. Aber wer ist das schon? Wir sind ständig auf Tour, da ist es schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Viele Umwälzungen sind aber durch sol- che Ereignisse herbeigeführt worden: von Menschen, die auf die Straße gehen und sich wehren. Mir gefällt sehr, was da passiert. Die Occupy-Bewegung ... Ich dachte, die Zeit solcher Massenproteste sei vorüber. Vor allem hätte ich nie erwartet, so etwas in den USA zu sehen. Ich war oft dort, aber diese Mentalität ist mir bis jetzt nie begegnet. Das ist absolut beeindruckend. Mit der konservativen Tea-Party-Bewegung ist aber auch der gesellschaft- Foto: Tim Tronckoe liche Gegenpart sehr aktiv. Wir vertreten in vielen Songs zwar eine individua- listische, liberale Einstellung, aber die eigene persönliche Freiheit darf eben nie- ARCH ENEMY mandem schaden. Deren Idee von Kapitalismus gefällt mir nicht. Ich bin mit poli- THE GooD CAUSE – AMNESTY INTERNATIoNAL. organisati- tischer Musik, mit Punk und Hardcore aufgewachsen und habe viel anarchisti- onen jeglicher Art traue man eigentlich prinzipiell nicht über den Weg, sche Literatur gelesen. Auch wenn ich jetzt erwachsen bin, prägt das noch immer stellt Angela Gossow auf der Bühne klar, bevor sie um Unterstützung für meinen Blick auf die Welt. Bei der Tea Party geht es außerdem viel um , Amnesty International wirbt und das Publikum an deren Infotisch schickt. und die ist in meinen Augen die Wurzel allen Übels. Hier verbreiten Aktivisten bei den Shows der „Khaos Legions“-Tour Infor- Bekommt ihr überhaupt mit, wie die Infostände angenommen werden? Wir mationen und sammeln Unterschriften. Denn, wie ARCH ENEMY-Gitarrist bekommen die Reaktionen nur indirekt durch Gespräche mit den Aktivisten mit. Michael Amott diesbezüglich feststellt, den Herrschenden ist nämlich noch Besonders die Unterschriftenaktionen laufen sehr gut. Die Leute sind interessiert viel weniger zu trauen. und wollen helfen. Das ist schon ein Erfolg. Wir werden Amnesty weiter unterstüt- zen. Bisher haben wir eher mit Tierrechtsorganisationen wie PETA gearbeitet – wir Macht korrumpiert, das war schon immer so. Unsere Politiker sorgen sich vor sind alle Vegetarier, Angela ist Veganerin. Man könnte fast glauben, Tierrechte allem um ihr Einkommen. Für Demokratien ist es gesund, über starke Organisati- seien uns wichtiger als die von Menschen! onen außerhalb der Regierung zu verfügen. Die Leute von Amnesty International Gestern war Human Rights Day. Siehst du, davon hatte ich keine Ahnung! kamen mit der Idee einer Zusammenarbeit auf uns zu, vermutlich wollen sie auch Ingo Rieser

länger kenne und schon einmal mit ihnen gearbei- tet habe, habe ich ihnen angeboten, einen Refrain zu singen. Und zack, war ich dabei. Wo und wie hast du deinen Part aufgenom- men? Jonny LIFERUINER: Im Haus von Felix [Ofner, Schlagzeug]. Das war super –genauso wie der Stru- del seiner Mutter. Marcus 3 FEET SMALLER: Bei meinem Bruder Jojo im Schlafzimmer. Wie? Ich habe mich vors Mikro gestellt und gesungen. Johannes FRoM DAWN To FALL: Die Demos zu dem Song habe ich in meinem eigenen Studio aufgenommen. Die finale Version dann gemeinsam mit Felix. Worum geht es bei dem Lied, bei dem du zu hören bist? Jonny LIFERUINER: Ich singe bei „Shut eyes“. Das ist so ziemlich der beste Song aller Zei- Foto: Gregor Reiter (hearingthevoice.com) ten. Marcus 3 FEET SMALLER: Ich weiß nicht, wie ihr Sänger KC das sieht, aber ich lasse gerne die Leute SHOWYOURTEETH selbst entscheiden, worum es bei einem Song geht. MY GUEST SINGERS. Was haben Jonny oC hatten das Vergnügen, mit ihnen zu touren, und sind Jeder interpretiert etwas anderes hinein. Ich weiß, von LIFERUINER, Marcus Smaller von 3 FEET sofort Freunde geworden. Am liebsten mag ich an was er für mich bedeutet, aber das behalte ich für SMALLER sowie Johannes Herbst von FRoM ihnen, dass sie immer alles „super awesome“ finden. mich. Johannes FRoM DAWN To FALL: Es geht um DAWN To FALL gemeinsam? Richtig, sie alle Marcus 3 FEET SMALLER: Wir sind schon länger die Problematik, nicht das Leben zu leben, das man haben einen Gastauftritt auf dem Debütalbum befreundet. Privat sind sie alle zum Streicheln süß. sich wünscht, sondern eines, das einem vorgeschrie- von SHoWYoURTEETH und wurden deshalb vom Live dafür das komplette Gegenteil. Hart, laut und ben wird. Und wie sehr es das Leben jedes Einzelnen Fuze interviewt. schnell. Johannes FRoM DAWN To FALL: Ich bin verändern könnte, wenn man seine Träume einfach mit den Burschen quasi aufgewachsen. Ich würde ja leben würde. Wie würdest du die Musik von SHoWYoURTEETH gerne ein paar Geschichten erzählen, aber die sind Was würdest du einer jungen Band wie SHoW- beschreiben? Jonny LIFERUINER: Sie ist sehr ehr- allesamt nicht jugendfrei. YoURTEETH raten? Jonny LIFERUINER: Um ehr- lich und kommt von Herzen. Und ich kann das bes- Wie ist dein Gastauftritt zustande gekommen? lich zu sein, gibt es da nicht viel. Sie machen es ser beurteilen als die meisten, weil sie meine Freunde Jonny LIFERUINER: Wir teilen dieselben Ansich- ziemlich richtig: Sie spielen Musik, die sie lieben, sind. Sie sind unglaublich aufrichtig in dem, was sie ten, wenn es um Politik, Religion und Moral geht. Die aus den richtigen Gründen. Marcus 3 FEET SMAL- tun. Marcus 3 FEET SMALLER: Melodischer Hard- Zusammenarbeit war also nur folgerichtig. Marcus LER: Shows zu spielen, bis der Arzt kommt. Egal wo. core für romantische Stunden im Moshpit. Johan- 3 FEET SMALLER: Ich hatte schon mehrere Fea- Jeder Keller mit einer PA ist eine potenzielle Location nes FRoM DAWN To FALL: Harte Gitarrenmusik mit tures bei diversen Bands, aber SYT waren die Ersten, für ein Konzert. Johannes FRoM DAWN To FALL: extrem emotionalen Texten. bei denen ich selbst angefragt habe, ob ich mitsin- Shows, Shows, Shows. Aber ich denke, die Jungs sind Hast du schon einmal jemanden aus der Band gen darf. Ich finde die Band einfach saugeil. Johan- auf einem sehr guten Weg. persönlich getroffen? Jonny LIFERUINER: Wir nes FRoM DAWN To FALL: Da ich die Jungs schon Thomas Renz

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Foto: Michael Gebhardt (scornography.de) LANDMINE MARATHON TODAY FOREVER MY ARTWoRK. Es ist uns ausgesprochen QUoTES-INTERVIEW. Bei einem Bandnamen wie ToDAY FoREVER geht einem Zitatjunkie wie wichtig, dass das Artwork eines Albums zur Musik dem Chefredakteur dieses Heftes natürlich das Herz auf, kann er doch nicht nur nach Zitaten zum passt – ein hübsches Pferd mit Blümchen hätte Thema Gegenwart suchen, sondern gleich noch nach welchen, die sich mit der Ewigkeit beschäftigen. also nicht funktioniert. Ich wollte schon immer Und wer darf es ausbaden? Sänger Christian Besteck. mit Mid [Rob Middleton] arbeiten. Ich habe ihn bis- her nur ein Mal getroffen, als seine Band – DEVI- „Nichts ist der Ewigkeit so ähnlich wie das lerischen Freiheit. Andererseits gibt es viele Bands, ATED INSTINCT – bei uns in Arizona gespielt hat, Gegenwärtige, wenn ich es nur zu erleben ver- die einfach nur eine Menge Wind machen, eigent- aber ich kenne seine Artworks schon seit den frühen stehe.“ Mit diesem Satz verbindet der Fran- lich aber gar nichts zu sagen haben und auch musi- Neunzigern. Er hat super viel Zeug gemacht – für zose Marcel Jouhandeau die beiden Bestand- kalisch nicht gerade originell sind. Da ist es dann , GOREFEST, EXTREME NOISE TER- teile eures Bandnamens. Geht dessen Bedeu- schwierig, sich noch zurechtzufinden. Heutzutage ROR und so weiter. Unsere Sängerin Grace schreibt tung tatsächlich in eine solche Richtung? Eher so: kann ja jeder mit nur wenig Aufwand ein paar Songs alle unsere Texte, wir bekommen sie normalerweise Die Ewigkeit ist ja nur einen Atemzug entfernt. Was online stellen und eine dicke Internetpräsenz drum- erst zu Gesicht, nachdem sie sie abgetippt hat. Des- du gerade tust, hat „für immer“ Bedeutung, ändert herum aufblasen. Wie viel Inhalt und Relevanz das wegen war sie es auch, die mit Mid zusammengear- möglicherweise alles. Also lebe bewusst! dann hat, sei einmal dahingestellt. beitet hat. Er hat für jede ihrer Ideen ein eigenes Bild „Schreib ich für den Ruhm, und für die Ewig- „In Frankreich gibt es nichts, das ewig ist. Diese angefertigt, das wir dann jeweils im Booklet verwen- keit? // Nein, zum Vergnügen meiner Freunde!“, Worte sollten aus dem Wörterbuch der Franzo- det haben. Den Rest soll euch Grace selbst erzählen. dichtete Anna Luise Karsch. Aus welchem Grund sen gestrichen werden“, soll Napoleon III. gesagt Ryan Butler, LANDMINE MARATHON macht ihr Musik? Das Großartige an Musik ist, dass haben, nachdem ihm sein Verteidiger mitteilte, Alle Lieder des Albums basieren auf Fabeln und sie uns einen künstlerischen Raum bietet, in dem wir er sei zu „ewiger Haft“ verurteilt worden. Wel- Geschichten des frühen 19. Jahrhunderts, die zwar uns – dank unseres Genres sogar buchstäblich – che Wörter sollte man aus dem Wörterbuch von für Kinder geschrieben wurden, tatsächlich aber austoben und mit bestimmten Lebensfragen aus- Musikjournalisten streichen? Oh Mann, also erst nicht für sie geeignet waren. Viele drehen sich einandersetzen können. Wir finden einen Ausdruck einmal denke ich, dass gar keine Wörter irgendwie um bekannte Gewalt- und Rachemotive, was ich für unsere Stimmungen. Die ganze Sache mit „Musik gestrichen werden sollten. Es soll prinzipiell jeder vor allem deswegen reizvoll fand, weil etliche der als Ventil“ spielt sicherlich auch eine Rolle. Außer- schreiben, was er denkt, das ist doch eine ganz gute Geschichten, die wir kennen, im Laufe der Zeit zu dem hängen wir fünf einfach gerne zusammen rum. Freiheit. Aber klar, wir hatten da ab und zu Probleme, harmloseren Versionen abgeschwächt wurden. Wir „Die Entdeckung der Evolution schließt die Ein- weil irgendeiner meinte, er müsste uns einen welt- haben die Platte „Gallows“ genannt, weil wir in der sicht ein, dass unsere Gegenwart mit absolu- anschaulichen Stempel aufdrücken, der eigentlich modernen Welt nicht mehr davon bedroht sind, am ter Sicherheit nicht das Ende (oder gar das Ziel) weder etwas mit uns noch mit unserer Musik zu tun Galgen zu enden, und es die Welt, wie sie damals war, der Entwicklung sein kann“, schrieb der Journa- hat. Das hat mit der Zeit genervt. Insgesamt haben widerspiegelt. Das Artwork will nicht unbedingt eine list Hoimar von Ditfurth in einem seiner Bücher. wir gemischte Erfahrungen gemacht: Mal haben sich bestimmte Botschaft vermitteln, es ist eine Ver- Wie würdet ihr eure bisherige musikalische Ent- Journalisten wirklich Mühe gegeben und sich mit körperung verschiedener Songs des Albums. Viele wicklung beschreiben und in welche Richtung uns auseinandergesetzt und richtig recherchiert, behandeln das Verlangen nach Selbstverstüm- könnte sie zukünftig gehen? Wir lassen uns trei- mal haben sie nur abgeschrieben oder sich damit melung und Selbstmord als Folge von tragischen ben, ganz ehrlich. Das aktuelle Album ist bestimmt begnügt, Allgemeinplätze oder Ressentiments über Umständen. Jedes Lied erzählt eine Geschichte. Das aggressiver und angepisster als die vorherigen, und uns zu verbreiten. blutige und verletzte Mädchen auf dem Cover ist das liegt bestimmt auch an unseren Lebensumstän- „Ein glücklicher Mensch ist zu zufrieden mit der von „Cloaked in red“ inspiriert. Ein bettelarmes Kind den. Wir haben in den zehn Jahren seit Gründung der Gegenwart, um sich viele Gedanken über die ist kurz davor, bei lebendigem Leib aufgefressen zu Band eigentlich immer so Musik gemacht, wie es uns Zukunft zu machen“, schrieb Albert Einstein im werden, und glaubt, die Nacht überleben zu kön- in dem Moment richtig vorkam, und keine bewussten Alter von siebzehn Jahren in einem Schulaufsatz. nen, indem es freiwillig ein Stück von sich darbietet. Entscheidungen getroffen im Sinne von: Wir sollten Würdet ihr dem zustimmen oder habt ihr noch „Fear is not apart of her / Shame for what’s to come / jetzt so oder so klingen. Allerdings zeigt sich, dass irgendwelche Pläne? Im Moment beschäftigen Knife in hand, dripping and unclean / Resting an arm wir wohl nie epische Stücke mit langen Gitarrensoli wir uns mit dem, was direkt vor der Tür steht – also on a foul wood plank / She begins back and forth / schrei ben werden. Die kurze Form liegt uns mehr. mit unserer Gegenwart: die Veröffentlichung unse- The dull blade takes hours to reach bone.“ Was die Kurz und mit wenig Wiederholungen. res neuen Albums „Relationshipwrecks“. Wir haben Schlangen und den Totenkopf im Booklet angeht: „Der zuverlässigste Weg, in die Zukunft zu lange an dem neuen Material gearbeitet und freuen „Three snake leaves“ handelt von einem Mann, der sehen, ist das Verstehen der Gegenwart“, fin- uns jetzt sehr darauf, die Songs endlich live auf die lebendig mit seiner verstorbenen Gemahlin begra- det der Zukunftsforscher John Naisbitt, der den Bühne zu bringen. Damit und mit der üblichen Pro- ben wurde. Im Grab sind Schlangen, von denen er Begriff der Globalisierung bekannt gemacht hat. motion rund um die Platte haben wir genug zu tun glaubt, dass sie seine Frau auffressen wollen, also Wie beurteilt ihr den gegenwärtigen Zustand der und sind glücklich. Was danach kommt – keine tötet er sie, um dann festzustellen, dass sie die Hardcore-Szene? Die gegenwärtige Hardcore- Ahnung. Die neuen Songs und die neue Platte sind Macht haben, sich selbst und seine Frau ins Leben Szene empfinde ich als höchst diversifiziert, also gerade alles, was für die Band zählt. Wir hoffen, wir zurückzuholen. „One by one they come through zwar vielschichtig, aber auch recht unüberschaubar. können die Energie dieses Moments an das Publi- breathing life / Hunger creeps on him yet he never Alles Mögliche will ja heute „Hardcore“ sein. Die Viel- kum weitergeben. yields / Ignorant and young a son cuts eyes to tail.“ falt ist einerseits wünschenswert, im Sinne der künst- Thomas Renz Grace Perry, LANDMINE MARATHON

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Auf meine Frage, was er mir denn da die ganze Zeit zeige und warum plötzlich alle herumstehenden Per- sonen ihre Handykameras gezückt hätten, flüsterte mir jemand von der Seite zu: „He is a police man with a very high position.“ Aber mal abgesehen von dem Heini: Es ist natürlich immer geil, auf Festivals seine musikalischen Helden zu treffen – in der Hoffnung, dass sich das Idol nicht als Vollarsch erweist und man danach den hauseigenen Schrein anzünden muss. Was war eure bisher verrückteste Autofahrt? Maik HEAVEN SHALL BURN: Die Hochgeschwin- digkeitszüge in und Korea sind sehr beeindru- ckend, da kann der ICE wirklich einpacken. So richtig wahnsinnig war mal eine Südamerikatour mit einem völlig bekifften Busfahrerduo. Da habe ich in jeder Kurve ein Stoßgebet abgefeuert. Trevor UNEARTH: Wir haben einmal eine Tour zweieinhalbtausend Meilen entfernt von dem Festival beendet, bei dem wir in weniger als 48 Stunden spielen sollten. Wir gin- gen von der Bühne, beluden den Van und fuhren los. Wir hielten nur an, um zu tanken. Wir brauchten 33 Stunden. Bevor wir losfuhren, kauften wir uns und eine Flasche Maker’s Mark Whisky – als Beloh- HEAVEN SHALL BURN nung dafür, eineinhalb Tage in einem Van zu wohnen. Foto: Lena Stahl Dein Gehirn fängt an, dir Streiche zu spielen, wenn du so lange auf so kleinem Raum lebst. Irgendwie fühlte PROGRESSION TOUR es sich wie ein Abenteuer an, es verursachte aber ToURING IS NEVER BoRING. HEAVEN SHALL BURN, UNEARTH, und NEAERA auch einen gewissen Lagerkoller. Austin RISE To zusammen auf einer Tour – da würde man gerne Mäuschen spielen, wenn sich die Bands gegenseitig REMAIN: Die zwölfstündige Fahrt von der Schweiz Anekdoten erzählen. Katzenfans lesen stattdessen einfach das Fuze. nach Italien. Keiner schlief, niemand aß etwas. Aber die Show danach war super. Benny NEAERA: Das Was war der denkwürdigste Tag, den ihr auf Tour auch immer – auf einer öffentlichen Kirmes direkt lässt sich leider nicht so wirklich auf eine Fahrt her- jemals erlebt habt? Maik HEAVEN SHALL BURN: neben einem Kinderkarussell gespielt. Es war ein unterkürzen. Die komplette KATAKLYSM-Tour mit Ich habe mal bei CALIBAN ausgeholfen, auf deren ziemlich eigenartiges Gefühl, Familien mit Zucker- unseren Freunden FEAR MY THOUGHTS, mit denen US-Tour im Jahr 2001. Am 11. September 2001 in den watte in der Hand anzuschreien. wir uns einen Bus teilten, war eine einzige verrückte USA auf Tour zu sein und auch noch den Rückflug ab Fahrt. Unser türkischstämmiger Busfahrer Ömar, gebucht zu haben, war auf jeden Fall keine der normalerweise für Butterfahrten in Holland ein- normale Situation. Trevor UNEARTH: Es gibt einen gesetzt wurde und mit uns in einem Gemisch aus Tag, den wir „den besten Tag aller Zeiten“ nennen. Es Türkisch und Niederländisch kommunizierte, bal- war vor ein paar Jahren in Edmonton. Nicht nur, dass lerte uns mit seiner Kutsche quer durch Europa. wir abends eine brechend volle Show gespielt haben, Jede Fahrt hatte es in sich, und das machte es auch der Auftritt war auch noch in einer riesigen Mall, in immer wieder so spannend. Sei es die Schranke, der es alles gibt, was man in einer Stadt so braucht. durch die er „A-Team“-mäßig gebrettert ist, die Tür, Wir gingen zum Schießstand und feuerten ein paar die während der Fahrt aufging, so dass wir zwischen- krasse Knarren ab. Wir besuchten den Wasserpark zeitlich Schnee im Bus hatten, oder das Nacktfuß- und verbrachten Stunden auf irgendwelchen Rut- ballturnier, während dessen Ömar durchs Mikro die schen. Wir waren Schlittschuh laufen. Und im Kino. türkische Nationalhymne sang. Herrlich! Ein weiterer Wir spielten Poker und Black Jack im Casino. Wir Glanzpunkt war der nächtliche Stopp auf der linken schlugen an Bungee-Seilen hängend Salti. Wir aßen RISE TO REMAIN (!) Autobahnspur, um mal eben das Busklo zu leeren. vorzüglich und beendeten die Nacht mit einer Party. Foto: Andy Watson (drw-images.co.uk) Um so viel zu schaffen, muss man sich natürlich Wer ist die interessanteste Person, die ihr jemals einen Zeitplan erstellen, aber wir haben es geschafft auf Tour getroffen habt? Maik HEAVEN SHALL und hatten einen Heidenspaß. Austin RISE To BURN: Auf Tour trifft man genauso viele inter- REMAIN: Der erste Tag unserer Tour als Headliner. essante Leute wie bei einem Einkauf im Aldi. Tre- Wir durften zum ersten Mal eineinhalb Stunden spie- vor UNEARTH: Dimebag Darrell. Er war intelli- len, was aber gleichzeitig einigen Druck bedeutete. gent, talentiert, bodenständig, es hat einfach Spaß In dem Moment, als wir auf die Bühne gingen und die gemacht, in seiner Nähe zu sein. Er gab jedem das vielen Leute sahen, sind wir fast ausgeflippt. Benny Gefühl, man wäre ein alter Kumpel von ihm. Aus- NEAERA: Ich habe selten an einer Frage so lange tin RISE To REMAIN: Ein Typ namens Taffy, haha. gesessen wie an dieser. Die Zeilen hier sind der mitt- Früher fuhr er uns und unser Equipment für fünfzig lerweile zehnte Anlauf, haha. Während ich die eine Pfund zu den Shows. Er war ungefähr 58 und hatte Story zum Besten geben will, kommt mir schon die diesen heruntergerockten Van von der Post, der nächste in den Sinn und die vorherige wird wieder ein Loch im Boden hatte, so dass man beim Fahren NEAERA gelöscht. Es ist für mich, ehrlich gesagt, nach wie vor die Straße unter einem sehen konnte – was auch Foto: Lena Stahl krass, in welchen Städten beziehungsweise Ländern bedeutete, dass es nicht oft Toilettenpausen gab. Er Wie vertreibt ihr euch die vielen Stunden des wir mit unserer Ramschkapelle schon spielen durf- erzählte immer recht interessante Geschichten. Und Wartens während einer Tour? Maik HEAVEN ten, welche Eindrücke wir gewonnen haben und wie lebte auf einem Hausboot. Was für ein Typ! Benny SHALL BURN: In Zeiten des mobilen Internets gibt außergewöhnlich viele dieser Tage waren. Ein Tag NEAERA: Da fällt mir spontan der total besoffene es keine Wartezeiten mehr. Trevor UNEARTH: Trai- schießt mir aber immer wieder mal durch den Kopf, Typ ein, der mir kürzlich bei einem Konzert in Moskau ning, Internet, geschäftliche Dinge, mit der Fami- denn das ganze Szenario war mehr als befremdlich: immer lachend in den Arm gebissen hat, sobald ich lie und Freunden telefonieren und so weiter. Die Kurz nachdem unsere CD „Armamentarium“ veröf- auch nur ansatzweise auf den Leuten in seiner Nähe Zeit nach einem Auftritt ist für die Party mit unseren fentlicht wurde, haben wir in Lloret de Mar in Spa- lag. Bei der anschließenden Autogrammstunde Tourkollegen reserviert. Austin RISE To REMAIN: nien gespielt. Den ganzen Tag über haben wir wie die hatte ich den lauthals brüllenden Kasper bezie- Normalerweise hängen wir mit den anderen Leuten letzten Touristenochsen vor den Daddelautomaten hungsweise seine Zunge ständig im Gesicht, und er der Tour ab. Bisher hatten wir Glück, denn es waren unser Taschengeld verzockt und abends – warum hielt mir immer wieder einen Ausweis unter die Nase. noch keine dabei, die wir nicht mochten. Benny

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NEAERA: Im besten Fall hat man die Möglichkeit, hatten Backstage mal drei Töpfe stehen. Im ersten nicht jede Nacht Party machen. Benny NEAERA: sich etwas von der jeweiligen Stadt anzuschauen war Reis, im zweiten war auch Reis, und im dritten war Duschen wird überbewertet, und Karies ist eine Erfin- oder sich die Zeit mit Dingen wie Bowling zu vertrei- zu unserer Überraschung Reis. Trevor UNEARTH: dung von Zahnärzten. ben. Im schlechtesten Fall sitzt man in einem Club Wahrscheinlich dieses seltsame Olivenbrot, das es ohne Wi-Fi fest, lässt sich von anderen Bands im in den meisten europäischen Clubs gibt. Wir haben Backstage-Bereich ordentlich zurauchen, keift sich einmal mit unserem Merch-Verkäufer gewettet, gegenseitig an und zählt Gründe auf, warum man dass er es nicht schaffen würde, fünf dicke Schei- sich so langsam auflösen sollte. ben davon zu essen. Hätte er es geschafft, ohne zu Wo habt ihr eure bisher unbequemste Nacht ver- kotzen, hätte er hundert Euro bekommen. So bekam bracht? Maik HEAVEN SHALL BURN: Wenn man er noch in derselben Nacht von einem Kumpel, der müde ist, lässt es sich auf jedem Fußboden schla- seine Tatöwiermaschine dabei hatte, ein Olivenbrot- fen, das ist gar kein Problem. Flughafensitze sind Tattoo. Austin RISE To REMAIN: Matt Heafy von allerdings der absolute Hass. Trevor UNEARTH: TRIVIUM gab mir dieses Zeug, das wie Salsa aussah, Wir übernachteten vor Jahren bei einem Freund, aber es war in Wirklichkeit raffiniertes Schweinefett. dessen Wohnung von Kakerlaken befallen war. Ich Man dippt wohl etwas Brot hinein. Ich habe es ver- schlief auf der Couch ein, und eines der Viecher sucht – und fast gekotzt. Benny NEAERA: Bislang rannte mir direkt übers Gesicht. Es war ziemlich eklig, sind wir von Fischköpfen an Mousse au Chocolat UNEARTH aber manchmal braucht man einfach ein Dach über verschont geblieben, und meistens sind auch echt Foto: Lena Stahl dem Kopf. Austin RISE To REMAIN: Auf unzähli- leckere Sachen dabei, aber es gibt auch den einen Wie hat dich das Touren verändert? Maik HEA- gen Fußböden in unseren Anfangstagen. Wir fuhren oder anderen Veranstalter, der einem den Reistopf VEN SHALL BURN: Ich weiß jetzt, dass es zu Hause in eine Stadt, spielten in einer Bar und übernachte- mit drei Erbsen und zwei Fingernägeln als regionale am schönsten ist. Trevor UNEARTH: Ich würde nicht ten dann bei jedem, der uns aufnahm. Ich liebte es, Spezialität andreht und dafür Applaus erwartet. sagen, dass es mich verändert hat. Ich glaube, ich aber heute könnte ich das nicht mehr. Benny NEA- Was hat dich das Touren gelehrt? Maik HEAVEN war immer der Mensch, der ich bin. Nichtsdesto- ERA: Vor ungefähr sieben Jahren waren wir in einem SHALL BURN: Reisen bildet. Wer auf Tour verblö- weniger habe ich so viele Orte gesehen, Sachen Hinterhofschuppen untergebracht, in dem wir eine det, ist selber schuld. Trevor UNEARTH: So einiges, gegessen, Leute getroffen und Shows gespielt, und Nazi-Greatest-Hits-Kollektion mit Krachern wie „Die weil ich in den letzten elf Jahren auf Tour von einem all das hätte ich nicht tun können, wäre ich nicht in SS marschiert durchs Vaterland“ fanden. Oh Mann. jungen Mann zu einem Erwachsenen geworden bin. einer international tourenden Band. Ich gehe einmal Im Vorraum lag ungelogen eine Kettensäge herum, Alles aufzuzählen, würde zu lange dauern, aber ich davon aus, dass das Touren mir erlaubt hat, ein bes- und wir hatten uns schon vorgestellt, wie wir uns am lebe mein Leben jeden Tag so intensiv ich kann, ob serer Mensch zu werden. Austin RISE To REMAIN: nächsten Tag unter Aufsicht des Herbergsvaters ich zu Hause oder unterwegs bin. Stehen zu blei- Ich bin viel fetter geworden. Benny NEAERA: Jede gegenseitig verspeisen müssen, während im Hinter- ben und nicht danach zu streben, Spaß zu haben Tour lässt einen ordentlich altern, so dass ich trotz grund diese Musik läuft. Selten so gut gepennt. Argh. und vorwärtszukommen, ist eine Verschwendung. meiner sechzehn Jahre deutlich älter geschätzt Was war das Ekligste, das ihr auf Tour jemals Genieße die Zeit, die du hast, du weißt nie, wann werde. gegessen habt? Maik HEAVEN SHALL BURN: Wir es zu Ende ist. Austin RISE To REMAIN: Man kann Thomas Renz

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einen die Gringos um die kalifornische Hardcore/ müsste ich dich töten. Punk-Band THE BRoNX in die temperament- Verrate mir eine Marotte der Band, die der volle Welt der mexikanischen Volksmusik. Ledig- Öffentlichkeit bislang verschwiegen wurde. Willst lich Merch-Verkäufer Clem Varano aus Phila- du, dass ich gefeuert werde? delphia lässt mit seinen Tattoos optisch auf die Dein größter Wunsch, was während eines Kon- eigentliche Genreheimat der Band schließen. zerts passieren sollte? Eine Zeitreise. Dass der 28-Jährige ein absolut loyaler Mitar- Welche typischen mexikanischen Vorurteile tref- beiter ist, zeigt sich dann nicht nur beim Verkauf fen auch auf die Band zu? Ich weiß nicht, wie ich des Merchandise, sondern auch in der solidari- da eine politisch korrekte Antwort geben soll, ohne schen Zurückhaltung beim Beantworten einiger jemanden zu verletzen. Fragen. Ist das Publikum bei MARIACHI EL BRoNX das- selbe wie bei THE BRoNX? Denkst du, die Besu- Wie bist zu diesem Job gekommen? Kurz zusam- cher kennen die musikalische Herkunft der Band? mengefasst: Ich traf einen der Jungs vor ein paar Es ist eine interessante Mischung. Es sind defini- Jahren, während ich bei der gearbei- tiv jeden Abend Fans von THE BRONX in der Menge. tet habe. Einige Zeit später waren sie auf der Suche Allerdings finde ich, dass MARIACHI EL BRONX ein nach einem neuen Merch-Verkäufer und ein paar breiter gefächertes Publikum ansprechen. Vermut- gemeinsame Freunde brachten uns zusammen. Der lich kennt nicht jeder von Beginn an die Punk-Wur- Rest ist Geschichte. zeln der Band. Was machst du sonst so? Ich arbeite noch für Erzähle eine Anekdote aus dem Tourleben von andere Bands und versuche, die meiste Zeit über auf MARIACHI EL BRoNX. Was auf der Straße passiert, Tour zu sein. bleibt auf der Straße. Warst du mit MARIACHI EL BRoNX jemals in Ein Außerirdischer beobachtet die Show. Was Mexiko? Wie reagieren die Einheimischen auf sieht er? Einen Haufen wilder Kerle auf der Bühne die Interpretation ihrer traditionellen Musik? Wir und einen Raum voller Menschen, die versuchen, zu waren noch nicht dort. Ich bin mir auch nicht sicher, Mariachi-Musik zu tanzen. ob in der Richtung etwas geplant ist. Insofern konnte Wie verbringst du die Zeit während der langen ich noch keine Reaktionen beobachten. Aber wenn Fahrten? Meistens fahren wir nachts. Dann versu- die Band dort spielen könnte, wäre das ein Wahn- che ich, in meiner Koje im Bus zu schlafen. sinnsspaß. Was gefällt dir an Deutschland besonders? Das MARIACHI EL BRONX Welche Art von Musik hörst du privat? Das alleine Essen und vor allem das Bier ist großartig. ASK THE MERCH GUY. Im Auftrag des Fuze würde ein ganzes Interview füllen, haha. Die ein- Trinkst du gerne Tequila? Hast du ein paar Fla- kommt es nicht oft vor, dass man auf einer fachste Antwort lautet: gute Musik. schen im Gepäck? Kackt der Bär in den Wald? Trägt Bühne eigentümliche Instrumente mit Namen Wie viele Mariachi-Anzüge hat jedes Bandmit- der Papst einen lustigen Hut? Natürlich trinke ich wie Maracas, Vihuela oder Guitarrón zu hören glied, und wie oft werden diese gewaschen? Ich Tequila! Das ist der Nektar der Liebe. bekommt. Mit MARIACHI EL BRoNX entführen könnte dir diese Frage beantworten, doch danach Florian Auer

Ich war wie alle anderen auch in Angst gefangen. Deshalb habe ich meine Über- zeugungen nie ernsthaft überprüft. Ich schätze, ich wusste nicht, wie ich das hätte anstellen sollen. Als ich mir aber über meine reflexartigen Reaktionen auf bestimmte politische Vorstellungen im Klaren war, sah ich den Anarchismus – den ich vorher abgelehnt hatte – mit anderen Augen und empfand ihn als wirk- lich menschlich. Wie würdest du Anarchismus jemandem erklären, der kein Politikexperte ist? Ich bin auch kein Experte. Ich würde mich nicht einmal als Anarchisten bezeichnen. Ich bezeichne mich grundsätzlich nicht gern als irgendetwas – das ist mir zu bequem und emotional befriedigend. Sagen wir einfach, ich mag viele anarchistische Ideen. Und ich weiß, dass Anarchismus nicht das ist, was die meis- ten denken. Was ist denn das beliebteste Missverständnis? Dass Anarchismus Gesetzlo- sigkeit und Chaos bedeutet. Das stimmt nicht. Bei Anarchismus geht es um Men- schen, die sich zum Wohl der Gesellschaft zusammentun. Laut Wikipedia wird Anarchismus ganz allgemein als eine politische Phi- losophie definiert, die den Staat als unerwünscht, unnötig und schädlich betrachtet, was sich ein bisschen nach dem anhört, was die Tea-Party- Bewegung verzapft. Was hältst du von denen? Das ist eine Bewegung, die auf Angst basiert, und immer wenn das der Fall ist, hat man ein Problem. Ich will nicht für die Tea Party sprechen, aber wie ich es verstehe, wollen sie zwar weniger staatliche Regulierung, aber immer noch eine Regierung. Sie sind immer noch für den Staat, vor allem weil er den Kapitalismus stützt, ihn sogar verstärkt. Der durchschnittliche Anhänger der Tea Party, den ich getroffen habe, war engstir- LIBERTEER nig, hetzerisch, fremdenfeindlich und egoistisch. Sie haben mehr mit der ame- MY BAND NAME. Matthew Wideners one-Man-Grind-Band CITIZEN rikanischen Auslegung des Libertarismus gemein, die im starken Kontrast zum heißt jetzt LIBERTEER – weil sich die politischen Ansichten des Multi- Anarchismus steht. instrumentalisten in den letzten sechs Jahren geändert haben, wie es in Auch am Namen CITIZEN störte dich ja vor allem, dass er das Konzept des einer Pressemitteilung hieß. Das wollten wir natürlich genau wissen. Staates unterstützt. Was genau hast du dagegen einzuwenden? Der Staat unterdrückt. Das liegt in seiner Natur. Ursprünglich war es eine super Idee, Volks- Wie haben sich deine politischen Ansichten verändert? Gab es dafür einen vertreter zu versammeln, um bürokratische Dinge zu regeln. Aber wir haben bestimmten Anlass? Es war nicht wirklich irgendein politisches oder soziales den Delegierten zu viel Macht über uns gegeben, obwohl diese beim Volk blei- Problem, das mich meine Haltung überdenken ließ. Ich war einfach faul und habe ben sollte. Und nun dient der Staat vor allem sich selbst, er schützt sich vor uns, nicht gründlich genug darüber nachgedacht. Religion und Politik ... Mann, diese bringt uns dazu, uns über die falschen Dinge Sorgen zu machen, füttert uns mit beiden Themen können normale, vernünftige Menschen in den Wahnsinn trei- Propaganda. Letztendlich sind wir Sklaven, ob es uns gefällt oder nicht. Politische ben. Und das aus einem guten Grund: Beide haben mit unserer Angst zu tun – Macht sollte immer von unten nach oben gerichtet sein, nicht andersherum. Angst vor dem Tod, Angst vor dem Fremden, alles sehr fundamentale Ängste. Thomas Renz

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zende Bands, die fast genau dasselbe machen wie ihre Mitstreiter. Selbst bei den so genannten „Ausnahmebands“ – von denen es zum Glück auch noch ein paar gibt – ist es gar nicht so schlimm, wenn sie sich auflösen. Schließlich ist eine tote Lieblingsband besser als eine, die anfängt, schlechte Alben und Shows abzulie- fern oder einfach nicht mehr „cool“ ist. An einem Punkt wird die Sache mit den Bandauflösungen aber wieder spannend: Betrachtet man die Motivation der einzelnen Mitglieder und nicht die der Band als Einheit, so stellt man schnell fest, dass es 34 Millionen Gründe gibt, warum Menschen zu Musikern werden, und ebenso viele, warum sie wieder damit auf- hören. Abgesehen von den immer gleich klingenden Erläuterungen in irgendwel- chen Abschiedsstatements bekommt der geneigte Fan meist nur ziemlich wenig davon mit. Das ist natürlich verständlich, da es sich oft um komplexe Zusam- menhänge handelt, die unter Umständen sogar der Band selbst nicht klar sind. Andererseits frage ich mich nach dem Sinn eines Farewell-Statements, das sich liest wie der Vordruck eines Kündigungsschreibens oder die Todesanzeigen in der Lokalzeitung. Als neu gegründete Band ist man hungrig, man brennt geradezu. Das gesamte Leben ordnet sich dem Dasein als Musiker unter. Dabei ist es egal, ob man in einer Band spielt, um seine Kreativität auszuleben, sich politisch zu engagieren, sich auf den Bühnen der Welt einen Egoboost abzuholen, sich mit seinen Freun- den für lau zu betrinken, die eigenen musikalischen Fähigkeiten weiterzuentwi- ckeln oder möglichst oft möglichst weit weg von zu Hause zu sein. Alles hat seine Berechtigung, egal wie unterschiedlich die Gründe sind. Sie sind der Motor, der eine Band antreibt, und der Spirit, der andere Leute mitreißen kann. Beim Aufhören sieht es genauso bunt aus. Dafür können ganz banale Gründe ausschlaggebend sein, wie Zeitmangel oder finanzielle Probleme. Ebenso kön- nen zwischenmenschliche und persönliche Konflikte Musiker zu einem Ausstieg bewegen. Nicht zuletzt ist da natürlich auch das Alter. Es gibt zwar immer noch keine offizielle Altersgrenze, trotzdem ist es bei vielen Leuten unvermeidbar, dass sich die eigenen Prioritäten über die Jahre verschieben und eine bequeme Couch mit einem riesigen Flachbildfernseher davor einen höheren Stellenwert einnimmt Foto: Michael Gebhardt als laute Instrumente und verrauchte Clubs. Und da kommen wir wieder zurück zu THE BLACKOUT ARGUMENT. Unsere Zeit THE BLACKOUT ARGUMENT war einfach gekommen. Das hat nichts mit der Anzahl der Alben und Touren zu WARUM ES SICH LoHNT, EINE BAND AUFZULÖSEN ... UND EINE tun. Auch nicht mit anderen „Heldentaten“, die man auf seiner Checkliste abge- NEUE ZU GRÜNDEN. Mein erster Versuch, etwas zur Auflösung von THE hakt hat, sondern einzig und allein mit der Einstellung aller einzelnen Mitglie- BLACKoUT ARGUMENT zu schreiben, liegt schon eine Weile zurück. Mir gin- der der Band. Und die sind bekanntlich ja nur selten alle einer Meinung. Wer sich gen die Zeilen damals relativ leicht von der Hand, nach einer halben Stunde war allerdings gemeinsam auf eine Bühne stellt, sollte sich zumindest in einem Punkt das Ding quasi druckfertig. Heute bin ich froh, dass es der Artikel aufgrund eines uneingeschränkt einig sein: genau das mehr zu wollen als alles andere. Missverständnisses zwischen Thomas und mir nicht ins Fuze geschafft hat, weil er In einer Band zu spielen, sollte niemals ein Job sein. Ebenso wenig sollte es sich ein bisschen anhörte wie Björns Abrechnung mit BLACK FRIDAY ’29 in Fuze sich wie der Kontakt zur Schwiegermutter anfühlen. Wenn man anfängt, es zu #24. Mein zweiter Anlauf ist deutlich objektiver und somit auch nachhaltiger. machen, weil man muss oder weil es jemand anders von einem erwartet, oder – Mir ist inzwischen bewusst, dass das Ende von THE BLACKOUT ARGUMENT im am allerschlimmsten – man gar nicht mehr weiß, warum man es tut, dann ist es niemals endenden Strom von Bandneugründungen und -auflösungen keine an der Zeit, aufzuhören. Viele Bands verpassen diesen Moment. Ich bin froh, dass große Erschütterung darstellt. Bands kommen und gehen, und man muss nicht es THE BLACKOUT ARGUMENT nicht so ergangen ist. Gleichzeitig freue ich mich einmal die User-Kommentare auf allschools.de lesen, um einen Eindruck davon auf den Hunger, die Leidenschaft und den Ehrgeiz meiner nächsten Band. zu bekommen, wie wenig die Kids so etwas juckt. In jedem Genre gibt es dut- Chris Zehetleitner, THE BLACKOUT ARGUMENT

ihre Vorband etwas näher kennen zu lernen, und ist scheiße. Gregor: . Sören: Old- sie darum gebeten, ihr ein paar Fragen zu stellen. School? Nee! Ich habe den falschen Weg zum Punk genommen: BLINK-182! Wolli: Schande über mich! Andrew THE STATIC AGE: Was sind eure besten Joe THE STATIC AGE: Habt ihr irgendwelche Touranekdoten? Gibt es vielleicht sogar ein paar Tätowierungen? Falls ja, welche? Und wo? Wolli: gute von orten, an denen wir zusammen spielen Ich habe einen Zug auf meiner Wade, als Erinnerung werden? Phil: Nach der letzten Show, die wir im Café an eine Tour in Russland, die ich mit meiner ande- Nova in Essen gespielt haben, ist unser Gitarrist aus- ren Band gemacht habe – per Eisenbahn! Phil: Ich gestiegen. Und davor hat die andere Band unseres warte immer noch auf eine „Warum zur Hölle habe Schlagzeugers ihren Gitarristen verloren – ebenfalls ich das gemacht?“-Tourtätowierung. Sören: Um nach einer Show im Café Nova. Ihr leint euren Gitar- unsere Integrität als Punkband zu bewahren, muss- risten also besser an. Sören: In Hannover hatten wir ten wir denjenigen mit den meisten Tattoos rauswer- eine gute Aftershow-Party. Wir haben aus Straßen- fen. Aber ich habe eine Sicherheitsnadel im Ohr. Das schildern und Zeug von einer Baustelle Barrikaden ist auch ziemlich krass. Gregor: Keine Tätowierung auf der Straße errichtet. Leider spielen wir die Show für mich, sorry. in Hannover nicht mit, aber versucht das trotzdem Rebekka THE STATIC AGE: Bringt ihr einem Mäd- mal. Wolli: Neben dem Club in Leisnig ist ein Freibad. chen bei einer Verabredung Blumen mit? Phil: Der Zaun ist ein Witz. Das haben wir während einer Bringst du einem Typen Bier mit? Gregor: Ich habe Foto: suessmichael.de späten Augustnacht ausprobiert. Februar sollte um das ein Mal gemacht. Und meine Verabredung – die einiges interessanter werden. Gregor: Ich weiß eine heute meine Freundin ist – hat nicht damit gezögert, SMILE AND BURN coole Story. Leider ist sie zu krank, um sie in einem mir zu sagen, dass sie arschhässlich sind. Wolli: Ent- BRINGT BIER MIT. Wenn THE STATIC AGE im Magazin zu drucken. Ich erzähle es euch dann per- schuldige, nein. Bitte mag mich ohne Blumen, ich Februar auf Europatour sind, dann haben sie bei sönlich. kann nicht jeden Tag welche anbringen. Sören: Ich den meisten Shows in Deutschland die Berliner Adam THE STATIC AGE: BLACK FLAG oder MINoR glaube immer noch, dass Schnittblumen politisch Pop-Punker SMILE AND BURN dabei. Wir haben THREAT? Phil: BLACK FLAG. Aber mehr wegen unkorrekt sind. Zum einen wegen der Blumenindust- es der Band aus Vermont und ermöglicht, Henry Rollins als wegen der Musik. ROLLINS BAND rie in Afrika, zum anderen aus Gendergründen.

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06-15Fuze32.indd 15 10.01.12 13:23 WE ARE THE OCEAN GROSS IN BRITANNIEN. Zwei Alben haben WE ARE THE OCEAN aus der englischen Grafschaft Essex bisher herausgebracht, eines 2010, eines 2011, beide Platten wurden jeweils im selben Jahr noch einmal in aufgemotzten Versionen veröffentlicht, doch darüber wunderte sich in Großbritannien kaum jemand. Schließlich ist die Band in ihrer Heimat deutlich erfolgreicher als im Rest Europas. Aber warum ist das eigentlich so? Gibt es auch in Zeiten des Internets noch immer einen Unterschied zwischen der britischen und der deutschen Szene? Und falls ja, worin besteht er? Wir wollten es genau wissen und trafen Sänger Dan Brown, Sänger und Gitarrist Liam Cromby sowie Bassist Jack Spence vor einem Konzert in Köln zum Interview. Und um nicht nur die subjektive Sicht einer einzelnen Band widerzuspiegeln, fragten wir auch THE BLACKOUT und KIDS IN GLASS HOUSES nach ihrer Meinung und sprachen anschließend mit DEAF HAVANA.

Foto: Jess Palomino (enjoytheshow.es) „TOURING IS JUST AN ESSENTIAL PART.“ Menge Geld in die Band pumpt. SES, wie Sänger Aled Phillips erklärt: „Manche Dan: Für Bands auf unserem Level ist Touren ein Leute finden uns live viel besser als auf Platte, Wie groß war die größte Show, die ihr auf wesentlicher Teil, um seinen Namen bekannt zu weil wir dann etwas direkter und rauer klingen. eurer aktuellen Tour mit THE BLACKOUT in machen. Ununterbrochen unterwegs zu sein, So haben wir jedenfalls die Leute in Großbritan- Großbritannien gespielt habt, und wie groß schafft eine Aufmerksamkeit, die man auf keine nien für uns gewonnen. Das ist die Stärke unse- war die größte Show in Deutschland? andere Weise erreichen kann. rer Band.“ Dan: In London waren dreitausend Leute da, in Birmingham fast genauso viele, in Manchester „Ich denke, wir waren einfach nicht oft genug „THAT WOULD NEVER HAPPEN IN THE UK.“ waren es zweieinhalbtausend. In Deutschland hier.“ Auch für Sean Smith sind die vielen Kon- immer so vier- bis fünfhundert. Das ist schon ein zerte, die THE BLACKOUT seit 2003 in Groß- Wie unterscheidet sich das Touren in Groß- großer Unterschied. Es ist aber nicht so, dass britannien gespielt haben, der Hauptgrund britannien und Deutschland? Großbritannien unbedingt besser wäre, klei- dafür, dass seine Band in ihrer Heimat um eini- Jack: In den Venues, in denen wir in Großbri- nere Shows haben auch ihre Vorteile. Man geht ges erfolgreicher ist als im Rest Europas – auch tannien auftreten, kümmert man sich nicht so sie eben anders an. Und verglichen mit ande- wenn die Waliser in den ersten drei Jahren immer gut um uns wie in Deutschland, aber wir wissen ren Ländern auf dem europäischen Festland ist „vor niemandem“ aufgetreten sind, wie der Sän- natürlich nicht, ob das nur an der unterschiedli- bei Konzerten in Deutschland immer am meis- ger schmunzelnd gesteht. Natürlich haben THE chen Größe der Läden liegt. ten los. Aber auch wenn wir heute vor dreihun- BLACKOUT auch schon in Deutschland getourt, Dan: Wenn man in Großbritannien vor hundert dert Leuten spielen – das ist im Grunde das Pub- allerdings nicht immer mit den richtigen Bands. Leuten spielt, wird man jedenfalls nicht unbe- likum von THE BLACKOUT, wir sind ja nur die Vor- Man denke zum Beispiel an die Konzerte mit dingt so zuvorkommend behandelt wie hier, was band. Nur ein bestimmter Prozentsatz der Leute, im Herbst 2010. „Ich weiß nicht, Unterkunft und Verpflegung betrifft. die heute kommen, kennt uns. In Großbritan- wie gut wir bei deren Fans ankommen“, drückt Und wie unterscheidet sich das Publikum? nien sieht das anders aus – selbst bei einer Sup- es Smith vorsichtig aus. „Wir hatten Spaß und Dan: In Großbritannien ist es jünger, denke ich. port-Tour. Ich hoffe aber, dass wir bald ein paar die Leute offenbar auch, aber ob sie sich noch In Deutschland sind die Leute, die zu unseren Shows als Headliner in Deutschland spielen. Ich einmal ein Konzert von uns anschauen würden, Shows kommen, etwas älter. glaube, dass unsere Fangemeinde inzwischen steht auf einem ganz anderen Blatt.“ Jack: Insgesamt gibt es aber sehr viele Gemein- groß genug dafür ist. samkeiten. Kommt einem das als Band nicht wie ein Auch KIDS IN GLASS HOUSES sind in Großbri- Liam: Verglichen mit anderen europäischen Rückschritt vor, wenn man plötzlich viel klei- tannien viel erfolgreicher als anderswo, spie- Ländern wie Spanien oder Italien sind die deut- nere Konzerte spielt? len dort zum Teil vor mehr als zweitausend Leu- schen Fans den englischen am ähnlichsten. Liam: Es fühlt sich einfach an, als würde man ten (wie 2010 in Birmingham), und auch hier sind Dan: Viele deutsche Fans, mit denen wir spre- noch einmal neu beginnen. die Erklärungen dieselben: bisher zu wenig in chen, sagen uns, dass sie schon einmal bei einer Dan: Wir haben hier eben noch nicht so oft Deutschland gespielt und das nur als Vorband, unserer Shows in Großbritannien waren. Ein gespielt. In Großbritannien waren wir ständig auf mit nicht immer passenden Headlinern – 2008 Brite würde so etwas niemals machen. Ich habe Tour und haben uns eine Fangemeinde erarbei- beispielsweise mit , zum Zeit- in England noch nie jemanden getroffen, der tet. Nach Deutschland kommen wir erst seit ein- punkt des Interviews mit . Internet gesagt hat: „Ich habe euch in Deutschland gese- einhalb Jahren. Wir wachsen hier also noch. hin, kulturelle Globalisierung her: Vor Menschen hen.“ Liam: Egal, in welches Land man kommt, man aus Fleisch und Blut live aufzutreten, bleibt der Jack: Sie fahren nicht einmal in die nächste muss überall ganz unten anfangen – es sei denn, Schlüssel zum Erfolg einer Band – besonders Stadt für eine Show. Sie warten darauf, dass du man ist bei einem großen Major-Label, das jede wenn man Musik macht wie KIDS IN GLASS HOU- zu ihnen kommst.

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16-18Fuze32.indd 16 09.01.12 21:24 Dan: Wir haben heute zum Beispiel Leute getrof- fen, die vor zwei Wochen in London waren. Jack: ... und danach bei jeder Show in Deutsch- land. Hier fahren die Kids auch einmal zwei oder drei Stunden. In Großbritannien würde das nie- mand tun. Unsere Tour durch Großbritannien hat einen Monat gedauert, weil wir in jeden hinters- ten Winkel mussten.

„Wenn eine Band nicht genau vor ihrer Haustüre spielt, dann gehen sie nicht hin. Sie sagen sich: ,Ist doch nicht unsere Schuld, dass sie nicht hier- her kommt‘“, lacht KIGH-Bassist Andrew Sheehy, als er von der Reisefaulheit britischer Konzert- besucher berichtet. Dass die Fans seiner Band nicht so viel Auto fahren, könnte aber natürlich auch damit zusammenhängen, dass viele noch KIDS IN GLASS HOUSES gar keinen Führerschein haben. Sean Smith hat Foto: Andrew Benge (andybenge.com) jedenfalls eine interessante Erklärung dafür, „Ich will nicht sagen, dass der Rest Europas hin- der Prozess.“ Sean Smith von THE BLACKOUT warum auch das Publikum von THE BLACKOUT tendran ist. Wir haben erlebt, dass die Leute ein hat ganz ähnliche Schlüsse gezogen: „Wenn man in Großbritannien im Schnitt etwas jünger ist: paar Monate ... nicht hintendran sind ... aber wir immer dasselbe macht, sind die Leute irgend- „Wir haben festgestellt, dass unsere deutschen haben Kids gesehen, die zu unseren Konzerten wann gelangweilt davon. Sie sind so übersät- Fans mit uns älter geworden sind. In Großbri- gekommen sind und sich ein paar Tage später ein tigt, dass sie ständig drohen: ,Wenn du mich jetzt tannien gibt es dagegen so viele Bands, dass die wenig anders angezogen haben“, so Sean Smith nicht sofort unterhältst, bin ich weg.‘ Deswe- Kids davon überwältigt werden und irgendwann zum Unterschied zwischen Großbritannien und gen müssen Bands ständig unterwegs sein und einfach wegbleiben. Sie wachsen mit einer Band Deutschland. Allzu hoch hängen will er das neues Zeug veröffentlichen. Sie müssen dau- auf, dann kommt eine neue Band aus den USA Thema Mode jedoch nicht: „Mode verändert sich ernd versuchen, den Funken neu zu entfachen.“ um die Ecke, und sie sind weg.“ mehr mit der Zeit als mit der Musik. Im Moment Die Frage, warum WE ARE THE OCEAN ihre Alben ziehen sich die Leute in der britischen Hardcore- immer gleich wieder neu veröffentlicht haben, „THE MARKET IS A LITTLE BIT MORE Szene wie HipHop-Kids an. Vor fünf Jahren trug wäre damit also schon einmal beantwortet. SATURATED.“ man abgeschnittene Armeehosen und hasste jeden, der Baggy Pants, Schuhe von Timber- „THERE’S A LOT OF SUPPORT FOR HOME- Gibt es noch mehr Unterschiede zwischen land und eine New-Era-Mütze trug. Mode ver- GROWN BANDS.“ Großbritannien und Deutschland? ändert sich eben.“ Letztendlich ist sowieso alles Dan: Das soll jetzt nicht fi es klingen, aber ich nur eine Frage der Perspektive: Dass aus Groß- Schwächt das Internet diese nationalen habe ein bisschen den Eindruck, dass viele ältere britannien vielleicht mehr neue Trends kom- Eigenheiten nicht immer weiter ab? Wird Kul- Bands, für die es in Großbritannien nicht mehr men, hängt eben auch mit der Wankelmütigkeit tur zunehmend zu einer globalen Angelegen- ganz so gut läuft, im Rest Europas immer noch des dortigen Publikums zusammen, das ständig heit? recht erfolgreich sind. frische Impulse verlangt. Und dass man hierzu- Dan: Irgendwie schon, aber es wird immer Leute Ist die englische Musikkultur schnelllebiger? lande einer Band sehr lange treu bleibt, stachelt geben, die Bands aus Großbritannien die Treue Liam: Das hängt davon ab, wie man als Band Musiker nicht gerade dazu an, viel Neues zu ris- halten, die eine Band unterstützen, weil sie aus arbeitet. Manche stehen ein Jahr im Rampenlicht kieren. Großbritannien oder der eigenen Stadt kommt. und sind im nächsten weg vom Fenster. Das wird sich niemals ändern. Aufgrund des Jack: Typische Eintagsfl iegen. Abgeschwächt hat sich die Schnelllebigkeit Internets ist es heute einfach leichter, welt- Liam: Es gibt aber auch welche, die über Jahre der britischen Szene durch das Internet jeden- weit bekannt zu werden. Vor zehn, fünfzehn Jah- hinweg langsam, aber stetig größer werden. falls nicht. „Im einen Moment bist du der König, ren war das bestimmt schwieriger. Dass wir bei Jack: Vielleicht spielen manche Bands – vor im nächsten hasst dich jeder. Es geht wirklich unseren ersten Deutschlandshows manchmal allem aus den USA – einfach weniger oft in schnell“, so Aled Phillips. „Aber so ist das heut- vor hundert Leuten gespielt haben, verdanken Deutschland, so dass die Leute nicht so schnell zutage wohl. Die Kids haben die Qual der Wahl. wir allein dem Internet. von ihnen gelangweilt sind. In London kann man Sie sind nicht in einer Welt aufgewachsen, in der Hier ist es oft genau andersherum. Deutsche manche Bands mehr als drei Mal im Jahr sehen, sie ihr Geld gespart haben, um sich eine Platte Bands tun sich sehr oft schwer, gerade weil das verkürzt natürlich ihre Halbwertszeit. zu kaufen. Sie besorgen sie sich einfach, danach sie aus Deutschland kommen und Bands aus Dan: Der englische Markt ist etwas gesättigter, laden sie eine andere herunter und vergessen den USA oder England von vornherein als darum können sich die Kids die Rosinen heraus- die erste, bis sie irgendwann eine Festplatte voll „cooler“ gelten. picken. Immer ist dort jemand auf Tour, ständig mit 13.000 Bands haben anstatt zehn CDs, die Dan: In Großbritannien gibt es dieses Phäno- sind neue Bands in den Musikmagazinen, laufend sie wirklich lieben. Das Internet hat alle Schleu- men zum Teil auch. Amerikanische Bands schei- ist jemand anders das Gesprächsthema Nummer sen geöffnet. Man braucht nicht mehr unbe- nen aus irgendeinem Grund glamouröser zu sein. eins im Internet. Sobald ein Album veröffentlicht dingt ein Label, um im Blickpunkt der Öffentlich- Trotzdem gibt es sehr viel Unterstützung für ein- wird, spricht jeder darüber, gehen alle auf die keit zu stehen. Es gibt immer irgendetwas Neues, heimische Bands. Konzerte, und kurz darauf ist eine andere Band und das Internet hat all das beschleunigt. Es ist Nicht nur das deutsche Publikum ist sehr auf das nächste große Ding. schwer, die Leute bei Laune zu halten. Man muss die USA fi xiert, auch viele Bands haben ame- Jack: Bands aus den USA haben uns erzählt, alle neuen Möglichkeiten nutzen, Eigeninitia- rikanische Vorbilder. An wem habt ihr euch dass die Kids in Amerika sogar noch fl atterhafter tive zeigen, den Kontakt zu den Leuten suchen, orientiert, als ihr angefangen habt? sind. Wenn man nicht genau die Musik macht, die eine Verbindung schaffen, die über das Schrei- Liam: Damals stand ich sehr auf Zeug wie AFI gerade angesagt ist, hat man kaum eine Chance. ben von Musik hinausgeht. Es ist ein fortwähren- und , melodischen Hardcore. Dan: Es waren tatsächlich viele US-Bands, die Auch die BRITISCHE PRESSELANDSCHAFT unterscheidet sich von der in Deutschland. Ein wöchentlich erscheinen- sind eben auch in Großbritannien sehr ange- des Musikmagazin wäre hierzulande beispielsweise nahezu undenkbar, erklärt aber, wie vermeintliche Trends wie „the sagt. Deutsche Bands, die uns massiv beein- rebirth of British rock“ zustande kommen. „Die Aufl age ist vielleicht nicht mehr so hoch wie vor drei oder vier Jahren, fl usst hätten, fallen mir nicht ein. Ich fürchte, mir ,Kerrang!‘ oder ,NME‘ sind aber immer noch einfl ussreich. Die Kids lesen diese Hefte sehr genau und saugen alles auf, fällt überhaupt keine deutsche Band ein – außer was sie vorgesetzt bekommen. Und ihre Webseiten sind auch sehr beliebt“, so Dan Brown von WE ARE THE OCEAN. . Sean Smith von THE BLACKOUT beurteilt die heutige Bedeutung der Printmedien weitaus kritischer: „Selbst für Auf- Dabei gibt es in Deutschland sehr viele gute merksamkeit und einen gewissen Hype zu sorgen, ist inzwischen viel wichtiger, als zu versuchen, in ein Magazin zu Bands. kommen.“ Aled Phillips von KIDS IN GLASS HOUSES hadert vor allem mit der Qualität des britischen Journalismus: „Manchmal macht man ein Interview mit jemandem, und es kommt das komplette Gegenteil von dem heraus, was Jack: Bands, die nach Großbritannien kommen, man eigentlich dachte. Britische Medien scheinen großen Spaß daran zu haben, Bands niederzumachen. Hin und wie- haben es sehr schwer, weil der Markt mit engli- der wurden sogar schon recht persönliche Dinge über uns geschrieben, und das muss nun wirklich nicht sein. Früher waren die Artikel außerdem viel länger und drehten sich mehr um die Band als darum, welche Schuhe jemand trägt.“

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16-18Fuze32.indd 17 09.01.12 21:24 OUT erwähnt. Betrachtet ihr euch als ein Teil dieser Wiedergeburt? Dan: Rockmusik gab es in Großbritannien immer. Vor der aktuellen Welle waren es ENTER SHIKARI und , davor HUNDRED REASONS, HONDO MACCLEAN und HELL IS FOR HEROES. Oder nimm . Es gab immer Rockbands. Jack: In einer Tageszeitung, ich glaube, es war im „Guardian“, gab es einen großen Artikel, in dem behauptet wurde, Rock sei tot, weil zu der Zeit nur eine Gitarrenband in den Charts war. Darauf hat dann der „Kerrang!“ reagiert, indem er dieser Meinung widersprochen hat. Ist es denn tatsächlich schwieriger gewor- den, mit Gitarrenmusik in die englischen THE BLACKOUT Charts zu kommen? Foto: Tim Tronckoe Jack: Ich denke, für eine Rockband geht es mehr schen und amerikanischen Bands gesättigt ist. war, und ich dachte mir nur: ,Sie leben nur fünf- um Konzerte als um CD-Verkäufe. Es gibt Pop- Man bekommt einfach nicht so viel Aufmerk- zig Meilen von uns entfernt ... Warum sollten wir Acts, die auf Platz eins sind und trotzdem nur samkeit von der Presse, außerdem ist da ja noch nicht auch Musik machen?‘“ sehr kleine Shows spielen. Wir sind vielleicht die Sprachbarriere. nicht in den Charts, aber zu unseren Konzerten Gab es denn auch lokale Bands, die euch zu LOST PROPHETS waren die Ersten, die die kommen trotzdem mehr Leute. Beginn beeinfl usst haben? damalige Dominanz amerikanischer Emo-Bands Dan: Die Charts werden immer unwichtiger, Dan: Jede Band, die uns einen Schritt voraus war. wie oder ganz einfach weil die CD-Verkäufe immer wei- Jack: Wie die Band aus unserer Gegend, die der durchbrachen und auch jenseits der Grenzen ter zurückgehen. Trotzdem fi ndet man dort noch Headliner unserer ersten Show war. Wir sagten der Szene erfolgreich waren. Sie öffneten damit viele Rockbands: YOU ME AT SIX, BRING ME THE uns: „Schaut euch die an. Das können wir auch.“ die Tür für andere Bands aus , was sich HORIZON oder ENTER SHIKARI. Ich würde nicht schließlich auf die gesamte Musiklandschaft sagen, dass Rockmusik tot ist. THE BLACKOUT und KIDS IN GLASS HOUSES Großbritanniens auswirkte. Sie gaben briti- Gibt es überhaupt eine Verbindung zwischen werden etwas konkreter, wenn es um die loka- schen Bands eine Hoffnung, die Aled Phillips mit euch und den anderen Bands, die in dem len Wurzeln ihrer Musik geht, und nennen neben „If they can do it, we can do it“ umschreibt. Seit- „Kerrang!“-Artikel erwähnt wurden? klassischen Britpop-Bands wie OASIS, BLUR dem hat sich etwas verändert: „Die Kids kapie- Dan: Die Hauptverbindung ist, dass die meis- oder vor allem einen Namen, ren endlich, dass es okay ist, Brite zu sein, dass ten unsere Kumpels sind. Alle diese Bands haben der für ihre Entwicklung von besonders großer man kein Amerikaner sein muss, um cool zu ungefähr zur gleichen Zeit angefangen. Unsere Bedeutung war: LOST PROPHETS. „Vor unge- sein. Und das ist sehr gut für die britische Musik- erste Tour überhaupt war mit YOU ME AT SIX. fähr zehn Jahren explodierten sie in der Welt der szene.“ Iain Mahanty, einer der Gitarristen von Und wir haben dann YOUNG GUNS auf ihre härteren Musik regelrecht“, erinnert sich Aled KIDS IN GLASS HOUSES, sieht das ähnlich: „Die erste Tour mitgenommen. Wir unterstützen uns Phillips. „Sie haben viele Barrieren niedergeris- Kids sind stolzer auf einheimische Bands und gegenseitig. sen und es wieder cool gemacht, eine Band aus kümmern sich weniger um Bands aus Amerika. Großbritannien zu sein. Sie hatten einen riesi- Und das ermutigt wiederum viele Kids, selbst in „Es gibt defi nitiv eine Wiedergeburt des briti- gen Einfl uss auf Bands wie uns, THE BLACKOUT Bands zu spielen. Britische Bands werden immer schen Rock. Er ist eindeutig auf dem Weg nach oder YOU ME AT SIX und haben damit eine Ket- etwas an sich haben, mit dem sich britische Kids oben. Wir sind eine Rockband, wir sind Briten, wir tenreaktion ausgelöst, die man noch jahrelang identifi zieren können und das Bands von anders- sind ein Teil davon“, sagt Iain Mahanty, aber an wird beobachten können.“ Dass die Band eben- woher niemals haben werden. Ich kann es nicht seinem Lachen merkt man, dass er das, was in falls aus Wales kommt, ist dabei kein Zufall, son- genau benennen, es ist einfach so.“ Doch auch in englischen Musikmagazinen steht, nicht immer dern ganz entscheidend: „Sie sind zwanzig Minu- Großbritannien gibt es Unterschiede. Wenn der ganz ernst nimmt. In einem sind sich KIDS IN ten von uns entfernt aufgewachsen, genau Waliser Sean Smith nach Schottland schaut, ist GLASS HOUSES und THE BLACKOUT jedenfalls vor unserer Haustüre“, bestätigt KIGH-Bassist er zum Beispiel fast etwas neidisch: „In England einig: Es ist eine gute Zeit für britische Musik. Andrew Sheehy seine weiter oben aufgestellte spielen TWIN ATLANTIC vor zweihundert Leu- „Es gibt sehr viele gute Bands, nicht nur in einem Behauptung, dass Briten nicht gerne lange ten, in Schottland vor zehn Mal so vielen – selbst Genre“, sagt Sean Smith. „Die verschiedenen Wege auf sich nehmen, um ein Konzert zu sehen. wenn beide Orte nur zwanzig Meilen voneinan- Szenen sind sogar mehr miteinander verfl ochten „Sie tauchten zu einer Zeit auf, als britische der entfernt sind. Die Schotten unterstützen ihre als jemals zuvor. Jeder kann mit jedem auftreten, Bands einfach nicht so klangen wie LOST PRO- Musik so sehr, es ist unglaublich. Das ist etwas, die Leute, die zu unseren Konzerten kommen, PHETS, und dann hatten sie auch noch riesigen das England und Wales und jedes andere Land sind offen für alles.“ Wenn WE ARE THE OCEAN Erfolg, sogar im Mainstream. Sie waren bei ,Top auch tun sollte: seine Bands unterstützen.“ etwas mit KIGH, THE BLACKOUT, YOU ME AT SIX, of the Pops‘ und alles. Wir sahen das und wuss- DEAF HAVANA und all den anderen verbindet, ten, dass sie auf denselben Schulen waren wie „WE’RE MATES WITH MOST OF THEM.“ dann ist es vor allem Freundschaft. „Ich würde wir. Das bewies uns, dass es machbar war, dass gerne sagen, dass es unter diesen Bands eine auch wir diesen Erfolg haben könnten.“ Das, was Vor nicht allzu langer Zeit hat ein englisches gibt, die wir hassen, aber wir sind alle Freunde. Sean Smith von THE BLACKOUT über LOST PRO- Musikmagazin „the rebirth of British rock“ Von der größten bis zur kleinsten Band“, so PHETS sagt, klingt ganz genauso: „Ich habe sie verkündet und neben euch auch Bands wie Smith. „Es ist eine große Szene, die super mit- vor zweihundert Leuten in Südwales gesehen. Es YOU ME AT SIX, YOUNG GUNS, TWIN ATLAN- einander auskommt.“ Und Aled Phillips bekräf- war das erste richtige Rockkonzert, bei dem ich TIC, KIDS IN GLASS HOUSES und THE BLACK- tigt: „Jeder hilft dem anderen, es gibt keine Hie- rarchie zwischen den Bands, alle sind gleichge- Jack Spence deutet es im Interview kurz an: IN DEN USA scheint das Publikum noch launischer zu sein als in Großbri- stellt. Es ist eine wirklich verschworene Gemein- tannien. „Es ist echt schwer, in Amerika ein bestimmtes Momentum zu halten und dafür zu sorgen, dass ständig Leute schaft.“ Und das ist letztendlich viel wichtiger als zu deinen Shows kommen, weil dort so viel mehr Bands unterwegs sind“, bestätigt Dan Brown. „Es gibt eine unendliche die Frage, wie die britische Presse das Ganze nun Menge amerikanischer Bands, die ständig von amerikanischen Labels und Kids gehypt und mit Musik nach Schema nennt. F richtig groß werden“, erregt sich Sean Smith von THE BLACKOUT bei diesem Thema. „Sie sagen sich: ,Okay, was ist Thomas Renz gerade angesagt? Dance Music? Alles klar, dann hauen wir diesen Trance-Part über unsere Musik, der überhaupt nicht zum Rest des Songs passt. Und auf den Gesang legen wir einen Effekt, damit er richtig furchtbar klingt.‘ Und diese WE ARE THE OCEAN Bands sind verdammt erfolgreich. Wir haben die Warped Tour mitgemacht, und vierzig bis fünfzig Prozent der Bands verwendeten Backing Tracks. Aber wenn du nicht auf deinen Instrumenten spielen kannst, bist du keine Rockband, Go Now And Live sondern nur eine Imitation. Ich habe gesehen, eine HipHop/-Band, und bei denen war nicht (Hassle/Soulfood) einmal das Geschrei live. Sie zogen tausend Leute am Tag und, mein Gott, waren die beschissen. Ich kann dir gar nicht wearetheocean.co.uk beschreiben, wie sehr. Nur über sie zu sprechen, regt mich auf.“

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16-18Fuze32.indd 18 09.01.12 21:24 DEAF HAVANA Foto: Tim Tronckoe ALLEIN IN GROSSBRITANNIEN. „Es ist vielleicht keine Wiedergeburt, aber alternative Rockmusik ist defi nitiv auf dem Weg nach oben. Und ich habe das Gefühl, dass wir ein Teil davon sind. Es ist schön, zu einer kleinen Gemeinschaft zu gehören. Es gibt so viele Bands, mit denen wir befreundet sind.“ Auch James Veck-Gilodi betont das gute Verhältnis zwischen den britischen Bands der Stunde – dabei ticken DEAF HAVANA aus der ostenglischen Grafschaft Norfolk in mancherlei Hinsicht anders als ihre Kollegen.

Gibt es etwas, das heutige Bands aus Groß- man immer nur einen bestimmten Grad an Kon- Als wir einen Song namens „Friends like these“ britannien von denen der vergangenen Jahre trolle. Ein Verstärker kann kaputtgehen. Oder veröffentlichten. Er hat einen wirklich kitschi- unterscheidet? ich könnte schlecht singen. Im Studio hat man gen, eingängigen Refrain, deshalb wurde er im Die Musik ist nicht wirklich anders als die, die dagegen immer alles im Griff. Man kann alles so Fernsehen und im Radio gespielt. Das war der es vorher gab. Die meisten Bands klingen recht oft machen, wie man will. Live zu spielen, bedeu- Moment, in dem ich mir dachte: „Vielleicht lässt ähnlich. THE BLACKOUT sind vielleicht etwas tet eine Menge Verantwortung. Es ist einfach sich daraus ja etwas machen.“ Als uns dann härter. Sie sind eher eine Live-Band. Ihre Kon- nicht der Aspekt, den ich an einer Band am liebs- unser Sänger Ryan [Mellor] verließ, weil es Dinge zerte sind richtig gut, wir dagegen spielen ein- ten mag. Die anderen lieben es aber. Es ist genau in seiner Familie gab, die wichtiger als die Band fach. Es ist keine wirkliche Show, sondern nur ihr Ding. Mein Ding ist es, Lieder zu schreiben und waren, ging es sogar noch mehr ab. Ich dachte, Musik, was auf eine Art wohl eine Enttäuschung aufzunehmen. das würde alles vermasseln, aber – so traurig ist, haha. THE BLACKOUT und KIDS IN GLASS HOU- das auch klingt – als Ryan weg war, ging es erst Aber ist live zu spielen nicht der Schlüssel SES haben betont, wie wichtig es für sie war, richtig los. zum Erfolg für eine Band? dass es in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft Hast du eine Erklärung dafür? Für unsere Musik ganz bestimmt. Das ist auch Bands gab, die ihnen zeigten, dass es mög- Sobald ein Sänger schreit, schließt man einen cool so, kann aber auch ziemlich hart sein, weil lich war, erfolgreich zu sein. Würdest du dem bestimmten Teil des Publikums aus. Nicht mal ich ich auf Tour immer meine Stimme verliere. Heute zustimmen? mag das, um ehrlich zu sein. Ich höre mir kaum Abend werde ich furchtbar klingen. Ich bin es Sicher. Aber da, wo wir aufwuchsen, gab es keine Musik an, bei der gebrüllt wird. Sobald wir das nicht gewohnt, so lange als Sänger zu touren. Bands. Wir sind an der Ostküste Englands groß wegließen, war unsere Musik zugänglicher. Das [Veck-Gilodi spielte zwischenzeitlich hauptsäch- geworden, direkt am Strand, was schön ist, aber war wohl der Grund. lich Gitarre in der Band, Anm. d. Red.] Zwölf Tage eine Musikszene gab es nicht, weil nicht sehr Wie wichtig war eure Tour mit WE ARE THE ohne Pause, da hat meine Stimme keine Chance, viele junge Leute dort lebten. Wir waren also OCEAN im Jahr 2009 für euren Erfolg? Du hast sich zu erholen. Aber Touren ist defi nitiv der niemals Teil einer Szene. Es gab nicht wirklich einmal in einem Interview gesagt, das sei „so Schlüssel, ganz klar. Bands, die von dort kamen und uns inspiriert ziemlich der einzige Grund“ gewesen, aus Umso ungewöhnlicher ist es deshalb, dass du hätten. Du solltest sehen, wo wir aufgewachsen dem die Leute von euch gehört haben. in einem Interview gesagt hast, dass live zu sind, da gibt es nichts. Stimmt, sie haben uns damit wirklich geholfen. spielen nicht dein Ding sei. Haben euch denn wenigstens eure Familien Davor hatten wir nie vor einem großen Publikum Schon, oder? Du hast absolut Recht. Ich habe unterstützt? gespielt, und dann waren da plötzlich sechs- mir das auch schon gedacht. Wenn Leute eine Ja, aber wir haben die Band nie so ernst genom- hundert Leute jeden Abend. Die waren natür- Band gründen, dann machen sie das normaler- men – eigentlich bis heute nicht, haha. Es war lich nicht alle wegen uns da, aber wir haben viele weise, um vor Leuten aufzutreten, ich hingegen nur eine Freizeitbeschäftigung, weil es nichts neue Fans dazu gewonnen. Und wir haben ihren ... Ich denke, es liegt daran, dass ich ein kleiner anderes zu tun gab. Inzwischen, seit wir etwas Schlagzeuger Tom [Whittaker] zu einem Alkoho- Kontrollfreak bin. Und wenn man live spielt, hat Aufmerksamkeit bekommen, gibt es aber ein liker gemacht. Vor besagter Tour waren WE ARE paar Leute aus unserer Ecke, die sagen, dass sie THE OCEAN ziemlich vernünftige Jungs. Dann „Ich war noch nie mit einer Band unterwegs, in der nicht stolz auf uns sind. haben wir Tom zum Saufen mitgenommen. Es mindestens einer sehr viel trinkt. Alle tun es. Du kommst Wo habt ihr eure erste Show gespielt? war wirklich zum Schießen, wir haben ein Video irgendwo an, hast kein Geld, nichts zu tun, und es gibt In einem kleinen Dorf namens Snettisham. Im davon. Sollte er also zu viel trinken, dann ist das jede Menge Alkohol für lau. Die Leute sagen immer: ,Es ist winzigen Hinterzimmer eines Pubs. Das war cool. allein unsere Schuld. bestimmt super, auf Tour zu sein.‘ Ist es nicht. Man schläft Da waren nur wir und ein paar Freunde, und wir Thomas Renz kaum, fährt ewig, es ist jeden Tag das Gleiche. Man spielten ein paar beschissene Coverversionen. muss also etwas gegen die Langeweile tun, und Alko- hol ist eben leicht verfügbar. Ich habe nicht getrunken, Eigentlich war es gar kein richtiger Auftritt. Wir DEAF HAVANA bevor ich die Band gegründet habe.“ Das ist der Beweis: hatten eben nichts anderes vor. Fools And Worthless Liars WE ARE THE OCEAN-Schlagzeuger Tom Whittaker wäre Und wie sind die Leute dann auf euch auf- (BMG/Rough Trade) wahrscheinlich auch ohne DEAF HAVANA zum ALKOHO- merksam geworden? facebook.com/deafhavana LIKER geworden.

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19Fuze32.indd 19 09.01.12 21:21 tan war, wird auf der Liste der guten Vorsätze für 2012 vermerkt, dass das böse „S-Wort“ nur noch in Geschichtsreferaten über das antike Grie- chenland zu verwenden ist.

Apropos 2012 und uralte griechische Gottheiten: „Nemesis“, einst bekannt für ein gutes Gespür in Sachen Rachenehmen, rollt im Februar des frisch angebrochenen Weltuntergangsjahres auf uns zu. Aber keine Angst, hier ist nicht die Rede von Rachegöttinnen, die Äxte schwingen, sondern vom neuesten CALIBAN-Album „“. „Die Bedeutung von ,Nemesis‘ bietet ziemlich viel Platz für Interpretationen. Die Bandbreite reicht dabei von ,Racheengel‘ bis ,Erzfeind‘. Sowohl innerhalb der Band als auch in unserem Umfeld gab und gibt es unzählige Ideen zu dem Thema. Ich persönlich verstehe es eher im Sinne von ,Untergang‘ oder ,Weltuntergang‘, also ein Soundtrack, der Missstände beschreibt, womit der Titel so viel bedeutet wie: ,Ich bin der Unter- gang.‘ Die Texte spiegeln das wohl am deutlichs- ten wider, denn schwerpunktmäßig handeln sie von gesellschaftlichen Krankheiten unserer Gegenwart, und ich meine ,Krankheiten‘ in einem sehr weiten Sinn, also Sachen wie Kinderarbeit, Korruption, Internetmobbing, Misshandlung und Rassismus, aber auch ganz konkrete und per- sönliche Sachen wie Krebserkrankungen in der eigenen Familie.“

Düsteres und tiefsinniges Liedgut also, und das in einem Genre, das nicht gerade für seine sozi- alkritische Dimension verschrien ist. Wer sich allerdings schon mit früheren CALIBAN-Wer- ken auseinandergesetzt hat, dürfte von dieser Art der Konzeption kaum überrascht sein. „Mir ist wichtig, dass alles ein Gesamtkonzept ergibt, sowohl die Platte an sich als auch jeder ein- zelne Song. Wir schreiben nicht einfach irgend- einen Text und packen den dann auf irgendeinen Song. Unser Anspruch ist es, dass die Emotio- nen der Musik immer auch zu den Texten passen. Ich kann keinen Text über ein grausames Thema wie Kindesmisshandlung schreiben und dann einen schönen cleanen Gesangspart einbauen ... das geht in meinen Augen einfach nicht.“ Bleibt unter dem Strich also eine Mischung aus Konse- quenz, einem hohen Anspruch an sich selbst und dem Drang zum Perfektionismus. Die zählbaren Resultate dieses mittlerweile über eine Dekade andauernden Prozesses sind acht Alben, sieben Caliban Singles, fünf EPs und unzählige Touren mit Bands Foto: Tim Tronckoe wie , ICH BIN DER UNTERGANG. Speerspitzen sind eher gefährliche Gegenstände, oder . mit denen schon zu Urzeiten diverse Großtiere oder anschlussunwillige Kleinvölker zur Stre- cke gebracht wurden. Soviel einleitend zur geschichtlichen Dimension dieses Begriffs und Wie aber sieht es hinter den Kulissen des Full- direkt weiter zu dessen Verwendung im deutschen -Sektor. Da gibt es nämlich ziem- time-Band-Business aus? Fünf Freunde, die lich exakt zwei Bands, die genau diesen Titel – ob freiwillig oder nicht – für sich gepachtet zusammen eine großartige Zeit verbringen, haben. Kaum ein Artikel über CALIBAN oder HEAVEN SHALL BURN kommt ohne den obligato- oder Geschäftspartner und Arbeitsalltag? „Es ist rischen Vergleich mit der jeweils anderen Band aus und natürlich keinesfalls ohne die „Speer- schon so, dass wir privat nicht alle ständig auf- spitze des deutschen Metalcore“-Metapher. Aber ist die Zwangskopplung dieser beiden Bands einander rumhängen. Das wäre auch schwie- überhaupt gerechtfertigt? Nervt es, ständig verglichen zu werden? Wird eigentlich alles so rig, da wir nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe heiß gegessen, wie es gekocht wird? Und das neue Album? Und überhaupt und sowieso? CALI- zueinander wohnen. Es hat also schon jeder sei- BAN-Gitarrist Marc Görtz im interviewtechnischen Rundumschlag. nen eigenen Freundeskreis. Das war am Anfang sicher mal anders, doch solche Sachen ver- „Wenn überhaupt, dann könnte man vielleicht wirklich nicht gut finden. Das war uns aber, ehr- ändern sich eben mit der Zeit. Ich glaube aber, sagen, dass wir zusammen mit Bands wie HSB lich gesagt, scheißegal, denn es ging uns vor das ist auch ganz gut so, denn auf diese Weise oder MAROON den Weg für viele heutige Metal- allem darum, das zu tun, was wir wollten. Irgend- kommt es nach einer langen Zeit im Studio oder core-Bands geebnet haben. Denn vor ungefähr wie hat sich dieser Stil dann über die Zeit etab- auf Tour nicht dazu, dass wir uns auf den Sack zehn Jahren war unser Sound noch nicht beson- liert, deshalb würde ich lieber ‚Wegbereiter‘ als gehen.“ ders populär und wurde besonders in der Metal- ‚Speerspitze‘ oder ‚tollste deutsche Metalcore- Presse noch viel stärker zerrissen, als das heute Band‘ lesen – wenn überhaupt.“ Auch wenn die Das sollte man auch tunlichst vermeiden, hängt der Fall ist. Für die waren wir Hardcore-Bands Chance, diesen frommen Wunsch zu erfüllen, in doch nicht nur die Zufriedenheit der Fans, son- mit Metal-Spielereien und das konnte man nun diesem Artikel schon ab dem ersten Wort ver- dern auch die Lebensgrundlage aller Beteilig-

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20-21Fuze32.indd 20 09.01.12 21:20 ten am seidenen CALIBAN-Faden. Als einer der lieren. Man hört ja ab und zu, gerade von ein- Noch einmal zum Thema NÄHE ZU HEAVEN SHALL BURN. Es scheint fast ein inniger Wunsch vieler Fans wenigen deutschen „Musik-Acts“, die nicht den gefl eischten Die-Hard-Old-School-Metalfans, zu sein, beide Bands immer wieder zusammenzubrin- Mainstream-Markt bedienen, beziehen die fünf dass der Metalcore irgendwie den Metal zer- gen. Beispiel gefällig? Bei einem Aufruf auf ihrer Face- Herren das Geld fürs tägliche Nutella-Bröt- stören oder verseuchen würde. Das ist für mich book-Seite, der bei der Auswahl eines Gastsängers für chen nämlich ausschließlich aus dem Musizie- totaler Blödsinn, denn ich möchte sehen, dass die neue Platte helfen sollte, gab es ein ziemlich klares ren. „Vollzeitmusiker“ nennt man das dann – Bands wie EXODUS oder KREATOR schlagartig Ergebnis: Molle von HSB! Marc Görtz dazu: „Ich glaube, eine Berufsbezeichnung, die jedem Schwieger- Core-Anleihen haben, nur weil das gerade ange- bei den fünfhundert Posts wurde in jedem zweiten Mar- vater in spe den Angstschweiß aus den Poren sagt ist. Das wird niemals passieren! Als ob MAR- cus Bischoff genannt. Da wird man ja schon fast genö- drückt. Ist über Geld zu reden ein Problem? DUK auf einmal anfangen würden, Breakdowns tigt, haha.“ Deswegen hat es auch der Zweitplatzierte „Nein, ich glaube alle Fans können sich vorstel- zu spielen, haha. Solche Entwicklungen gab es des Votings mit in den Song „We are the many“ geschafft: niemand Geringeres als SUICIDE SILENCE-Frontmann len, dass auch wir nicht nur von der Hand in den schon immer, ich erinnere mich beispielsweise, . Mund existieren können. Wir können von der dass als Vorband von Band leben, sind aber nicht reich oder so. Ich ausbuht wurden, nur weil sie nicht habe keinen Porsche, haha. Es kommt natür- ‚true‘ waren. Heute sind sie super true!“ tion mit dem Publikum klären, und damit ist meist lich immer auf den Lebensstil an, den man sich allen geholfen.“ aussucht, aber bis jetzt konnte ich mir noch alles Klingt alles nach einem typischen Generationen- leisten, was ich wollte. Es ist wohl ziemlich genau konfl ikt, und den hat jeder ja schon irgendwann Abgeklärtheit gegenüber Kritik ist wohl ein Privi- so, als hätte man einen normalen Job. Der ein- einmal zu spüren bekommen. Auch CALIBAN – leg, das sich erst mit der Zeit einstellt, denn am zige Unterschied ist sicher, dass es Monate gibt – bei ihrer Europatour 2009 mit KREATOR. „Das Anfang kratzt ein Becherwurf schon am Musiker- wie zum Beispiel jetzt, vor einer Tour –, in denen war in diesem Zusammenhang schon eine ziem- ego, wie Marc Görtz verrät. Wer sich über die eben nichts reinkommt, und wieder andere, lich unmittelbare Erfahrung. Neben den Buhru- Jahre aber zum „S-Wort“ eines Genres mausert, durch die man das dann ausgleichen muss.“ fen war vor allem zu sehen, dass das Publikum in muss wahrscheinlich zwangsläufi g ein dickes Fell der Halle ziemlich stark gewechselt hat. Es war entwickeln. Die Geschichte von CALIBAN geht Keine Angst also, hier verhungert niemand. Aber jetzt nicht so extrem wie zum Beispiel im Moment 2012 in eine neue Runde, getreu dem Shakes- ist der Metalcore-Hype nicht schon längst vor- bei BRING ME THE HORIZON und MACHINE peareschen Original: „Sei nicht furchtsam, die bei? Wurde das Genre inzwischen von anderen HEAD, wo dutzendweise Glasfl aschen auf die Insel ist voll von Geräuschen, Tönen und anmu- Trends vom Szenethron gespült? Wer könnte Bühne fl iegen – was ich, nebenbei gesagt, total tigen Melodien, was Freude bringt und nicht solche Fragen besser beantworten als einer sei- daneben fi nde –, aber klar merkt man so was. Ich schmerzt.“ ner Wegbereiter? „Ich glaube – das ist aber nur weiß zwar, dass es Kollegen gibt, denen solche André Jahn meine persönliche Einschätzung –, es bewegt Sachen nahegehen, mir persönlich ist das aber sich immer mehr in Richtung Integration. Klar, unfassbar egal. Niemand, der Spaß an der Show CALIBAN gerade am Anfang war der Hype riesengroß, hat, soll darunter leiden, dass zwei Idioten ihren I Am Nemesis aber ich fi nde, dass es diese Musiksparte ver- Frust raushängen lassen. Manchmal kann man so (Century Media/EMI) dient hat, sich im Bereich des Metal zu etab- etwas sogar einfach durch eine witzige Interak- calibanmetal.com

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20-21Fuze32.indd 21 09.01.12 21:20 JOHN K. SAMSON Foto: Doreen Reichmann (doreen.es) HERE’S JOHN’S PART. Es sind winzige Details, kleine Hinweise, und doch haben sie oft einen prophetischen Charakter, der sich erst im Nachhinein erkennen lässt. So deutete eine unscheinbare, ironische Notiz eines seiner Bandkollegen auf dem Debütalbum von PROPAGAN- DHI bereits 1993 an, dass die musikalische Zukunft John K. Samsons nicht im Terrain des politisierten Punkrocks liegen würde: „Here’s John’s part. Flaky? Yes, fl aky.“

„Ich glaube nicht, dass man seine Art, Songs im Schaffen der WEAKERTHANS, die ungeachtet 1972, where a little boy under a table with cake zu schreiben, ändern kann. Es ist etwas Natür- jeglicher Einordnung in , Indie, Emo- in his hair stared at the grown-up feet as they liches, das sich darin spiegelt.“ Dies zeigt sich Punk oder Folk-Rock für das geliebt werden, was danced and swayed“ aus „Reconstruction site“). schon in den frühesten Soloversuchen Sam- sie sind: das Medium, in dem John K. Samson sons, der „Slips & Tangles“-Kassette von 1994. sich artikuliert, kleine Geschichten erzählt, die in Und nun „Provincial“, das offi ziell als erstes Fünfzehn Tondokumente in zuweilen fragwür- Akkorde gehüllt werden. Soloalbum Samsons angekündigt wurde. Die diger Aufnahmequalität, deren Einordnung zwi- Frage, die sich in einem solchen Fall stets stellt, schen zu vernachlässigender Jugendsünde und Musiker wie Literaten schätzen Samson für seine ist die nach der Begründung des Solostatus im prägender Erinnerung liegt – je nach individu- Texte, und auch er betont diesen Fokus: „Ich war Vergleich zum Schaffen der Band. Der klassi- eller Geschichte: „Die persönliche Verbindung zu schon immer auf Texte fi xiert und habe versucht sche Fall wäre wohl die Reduktion auf das klas- einem Song, wann man ihn das erste Mal gehört zu schreiben. Das richtige Medium, um mich aus- sische Singer/Songwriter-Gewand, in der Tra- hat, wie man ihn eventuell damals empfun- zudrücken, sind wohl diese ,short short stories‘ dition solcher „Küchentisch-Alben“ wie Bruce den hat, ist ein so wichtiger Teil, dass es mir fast von drei Minuten Länge.“ Fernab der üblichen Springsteens „Nebraska“. Auch der Entschluss nicht zusteht, meine Songs zu bewerten.“ Und musikalischen Muster handelt es sich bei Sam- zum Gegenteil, zur großen Inszenierung, ist es zeigt sich auch in Samsons Anteil an den frü- sons Songtexten also eher um Kurzprosa, die möglich, wenn man sich aus einem festen (nicht hen PROPAGANDHI. Seine dezent emotive Note traditionell zwischen einer sich entwickelnden festgefahrenen) Bandgefüge lösen will. Thees war zwar kein Fremdkörper, stach jedoch merk- Geschichte und dem illustrativen Hervorrufen Uhlmann, Grand-Hotel-van-Cleef-Betrei- lich hervor. Mit „Anchorless“ und „Gifts“ wurde prägnanter und berührender Bilder steht. Es ist ber, TOMTE-Frontmann und überenthusiasti- die folgende Entwicklung manifestiert, ja, teil- die Leichtigkeit und Kunstfertigkeit, mit der sich scher JKS-Fan in Personalunion, hat dies bei- weise sogar ausformuliert („Spent half the span innerhalb eines Satzes ein Horizont eröffnet, spielsweise kürzlich bewiesen. Doch irgendetwas of some lost culture’s rise and fall, but I’m as clu- eine Fülle von Erzählebenen in Beziehung tre- ist bei „Provincial“ anders, etwas, das sich nur eless as a drooling four year old. Still hoping I ten, wie man sie in dieser Konsistenz und gleich- schwer fassen lässt. Jeder Song für sich würde might fi nd the capacity to let you know I know zeitig logischer Verquertheit meist nur in moder- sich nahtlos in eine WEAKERTHANS-Platte ein- you’re lonely“ aus „Gifts“). Und letztendlich ner Literatur fi ndet („I’m broke like a bad joke fügen oder dort zumindest keinen Kontrapunkt spiegelt sich die musikalische Selbstdopplung somebody’s uncle told at a wedding reception in setzen. Nimmt man das Album jedoch in seiner Gesamtheit, so merkt man, wie es an den Ecken „I HATE WINNIPEG!“ 600.000 Einwohner, Haupt- und mit Abstand größte Stadt des kanadischen Bundesstaats klemmt, wenn man versucht, es in das musikali- Manitoba, im Winter eine der kältesten Städte der Welt: Winnipeg, „the small town that you lived and died in“. THE sche Bild der Band zu drücken. Dies mag mitun- WEAKERTHANS sind wohl die einzige Band seit TOCOTRONIC („Freiburg“), die es geschafft haben, ihre Anhänger- ter in der Herangehensweise gründen, bewusst schaft im Hass auf eine Stadt zu vereinen, in die jene in den seltensten Fällen schon einmal einen Fuß gesetzt hat. Das mit anderen Menschen Musik zu machen („Es ist ambivalente Verhältnis zur Heimatstadt ist in Zeiten von Desorientierung und Ziellosigkeit der „angry youth“ zwar ein eine wunderbare und bereichernde Erfahrung, wichtiger Topos (vgl. etwa MODERN LIFE IS WARs „Marshalltown“), doch haben es annähernd mit verschiedensten Musikern zu arbeiten.“), die zum zentralen Distinktionsmerkmal erhoben. Wer sie kennt, kennt Winnipeg, kennt den Schwebezustand zwischen Bleiben und Gehen, der seit dem Debüt „Fallow“ von 1997 jedes weitere Jahr der Band und des Schaffens von John K. jedoch im Wesentlichen auf dem eigentlichen Samson prägte, jedes weitere Jahr in Winnipeg: „We’ll dig a hole and bury all we could not defeat, and say that we’ll Unterschied basiert: Es war kein Platz für fremde stay for one more year.“

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22-23Fuze32.indd 22 09.01.12 21:22 Ständig in Verbindung mit seiner alten Band gebracht zu werden, THE WEAKERTHANS stets als „neues Ding vom Einfl üsse, wie sie die Arbeit im Bandkontext ALTEN BASSISTEN VON PROPAGANDHI“ benannt zu sehen – daran hat sich John K. Samson längst gewöhnt. „Ich zwangsläufi g mit sich bringt, weshalb bei „Pro- habe in der Zeit bei PROPAGANDHI viel gelernt. Für jeden von uns sind die Jahre Anfang zwanzig doch eine prä- vincial“ auch keine WEAKERTHANS-Mitglieder gende Phase.“ Der ständige Bezug der beiden Bands wirkt für ihn jedoch auch in umgekehrter Weise unangebracht. zu hintergründigen Akteuren degradiert wur- „Viele vergessen oder verdrängen, dass PROPAGANDHI mittlerweile eine andere Band sind und man ihnen Unrecht den, sondern diese Rolle zahlreichen Gästen und tut, wenn man sich nur auf die erste Hälfte ihres Schaffens bezieht.“ Dass beide Phasen uneingeschränkt empfehlens- Freunden zukam. „Ich hatte den Plan, ein Album wert sind, sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betont. Bei der Gesamtrezeption des Werkes können sogar über vier zentrale Straßen in Manitoba zu sch- ganz neue Parallelen entdeckt werden, veröffentlichen PROPAGANDHI in Europa doch wie John K. Samson bei Grand reiben, und eine so klare Vorstellung davon, dass Hotel van Cleef, also bei dem Label, das aus B.A. Records hervorging, wo bereits THE WEAKERTHANS waren, was auf der Bekanntschaft von PROPAGANDHI mit ... BUT ALIVE basierte, was wiederum ... Und so weiter. ich es als Soloalbum machen musste.“

Ist es also bloß die thematische Begrenzung, telbare Umgebung entgegen, die in einem abs- sentiert. Texte und Töne als Basis. Dieser Dualis- aus der die musikalische Abgrenzung resul- trusen Spagat unscheinbar und dezent daher- mus ist es schließlich auch, der Samsons Leben tiert? „Konzeptalbum“ ist ein unschönes Wort, kommt und zugleich von überbordendem Sinn- prägt. „Es gibt zwei Dinge, die ich liebe: Bücher doch konzeptuell ist „Provincial“: vom „Highway gehalt ist. Bleibt man bei Samsons Begriff der und Musik. Und damit verbringe ich meine Zeit.“ 1 East“ zu Beginn hin zum „Highway 1 West“; in „short short stories“, so veröffentlicht er mit So hat er 1996 mit einem Freund den Verlag ARP der Mitte das „Longitudinal Centre“ („How the „Provincial“ nicht nur ein Stück Musik, son- (Arbeiter Ring Publishing) ins Leben gerufen wind strums on those signs that say the Atlan- dern eine nichtlineare und dennoch kohärente und veröffentlicht dort Kulturelles, Fiktion sowie tic and Pacifi c are the very same far away“). Sammlung von Erzählungen, in der trotz aller politische Analysen. (Letzteres verfolgen übri- Zugleich ist es so viel mehr als Straßen, so viel Fiktionalität und der damit implizierten Distanz gens auch seine ehemaligen Bandkollegen mit mehr als Landschaft. Es ist kulturelle Gesamt- der Autor und dessen persönliche Realität zum ihrem Label G7 Welcoming Committee, aber das heit en détail: der kleinstädtische Ruf danach, wesentlichen Kriterium geworden sind. Es ist nur am Rande.) Parallel zu „Provincial“ erscheint den lokalen Helden endlich in die Hockey Hall Winnipeg, es ist Manitoba, Kanada, und letzt- auf diesem Wege „ and Poems, 1997- of Fame aufzunehmen; die Leiden einer Grund- endlich ist es John K. Samson. 2012“, eine Sammlung von Samsons bisherigen schullehrerin („Like the jokes about my fi gure, Texten in Buchform. Allen WEAKERTHANS-Fans, kids think I don’t understand, I know I’m just your Was bleibt nun als Erkenntnis daraus? Wenn es die infolge all dieser Aktivitäten nun schon ein little ampersand“); der Hilfeschrei eines Navi- möglich ist, im Rahmen von Musik einen derar- Ende ihrer Lieblingsband befürchten, sei gesagt, gationssystems („Some sarcastic satellite says tigen Schritt zu vollziehen, wäre es angebracht, dass dies nicht im Raum steht, sondern sogar ein I’m not anywhere“), wobei die damit angespro- zumindest ab und zu die Art der Rezeption eben- neues Album in Planung ist. chene Problematik der Orientierungslosigkeit dieser zu überdenken und zu versuchen, Musik Aiko Kempen hier keineswegs maßgeblich ist. Die konkrete in einer Weise zu hören, wie man auch ein Buch Lebenswelt Manitobas in ihren Feinheiten bil- liest – oder lesen sollte. Sich bewusst auf etwas John K. Samson det den Sinnhorizont, vor dem sich John K. Sam- einlassen, sich ganz darauf konzentrieren, auf Provincial son verortet. Der Postmoderne mit dem Verlust eine Welt jenseits der eigenen, die sich durch (Grand Hotel van Cleef/Indigo) ordnungsgebender Muster setzt er seine unmit- Sprache eröffnet, sie spiegelt, sich in Musik prä- facebook.com/johnksamsonmusic

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22-23Fuze32.indd 23 09.01.12 21:22 ENTER SHIKARI POLITIKBEGEISTERT. Noch vor wenigen Jahren, kurz bevor ihr Debüt erschien, waren ENTER SHIKARI kleine Jungs aus England, die nicht genau wussten, was sie taten. Die – laut Shouter Rou Reynolds – einem Hobby frönten, „das irgendwie aus dem Ruder gelaufen war“, und die trotzdem im Vorprogramm von Bands wie unterwegs waren. Inzwischen ist das etwas anders.

Foto: Michael Gebhardt Manche Dinge sind jedoch gleich geblieben. Rou ganz weit oben versetzt und hatte andere Dinge Ist das ein politisches Statement, das mit dem Reynolds verwendet am Telefon exakt diesel- auf dem Tisch, um die er sich kümmern musste. „Zeitgeist Movement“ Hand in Hand geht, zu ben Worte, die er schon beim letzten Interview Was dann passiert ist? Man hat schlicht und ein- dem sich ENTER SHIKARI bekennen? „Ja, total. benutzte, um seine Band und ihre Arbeitsweise in fach vergessen, dass es ENTER SHIKARI gibt, Man hat als Band die Wahl, wie man seine Zeit der großen weiten Welt des Musikbusiness anno was dem Album auf dem amerikanischen Markt verbringt. Wir haben angefangen, uns zu infor- 2011 zu beschreiben: „Wir sind die unorganisier- nicht wirklich geholfen hat. Aber man lernt ja aus mieren und die Zeit zu nutzen. Ich bin kein poli- teste Band überhaupt. Wir sind niemals pünkt- solchen Dingen.“ Zum Beweis erscheint das neue tischer Hardliner, aber was mir bei Bands fehlt, lich, was im Studio immer zu einem Albtraum Album „A Flash Flood Of Colour“ in den USA beim ist künstlerische Integrität. Fast alle angesag- wird, wenn man die Deadlines einigermaßen ein- Indie-Label . ten jungen Bands schreiben Texte über irgendein halten will.“ Da ist es natürlich praktisch, wenn Mädchen. Wir wollen mehr. Es geht um Zusam- man mit Ambush Reality über ein eigenes Label Ambush Reality ist dagegen noch weit davon menhalt und Bewusstsein.“ Angesprochen auf verfügt und sich seine eigenen Deadlines basteln entfernt, mehr als nur das Label zu sein, auf dem das „Manifest“ auf der ENTER SHIKARI-Home- kann. „Ich habe sowieso nie verstanden, wie man Alben von ENTER SHIKARI erscheinen. „Ich habe page („If you stand for nothing you will fall for sich als Band nicht selbst um seine Rechte küm- das erst neulich mit meinem Bandkollegen Rob anything“), muss Reynolds aber doch lachend mern kann. Man hat die Musik selbst geschrie- [Rolfe, Schlagzeug] besprochen. Ambush Reality zugeben, dass das für den Effekt ein wenig zuge- ben, weshalb es doch nur dumm sein kann, das als echtes Label zu betreiben, liegt noch in ferner spitzt wurde: „Ich weiß nicht, ob wir als politische alles irgendwelchen Dritten in die Hände zu Zukunft. Was wir uns vorstellen könnten, wäre Band gelten, nur weil wir uns zu dem intellektu- legen.“ Doch ist das schon DIY? Rou Reynolds ein kleines Elektro-Label, aber auch das ist nur ellen Einfl uss des Zeitgeist Movement beken- erzählt zwar, dass ENTER SHIKARI anfangs ihre so eine Idee.“ Interessant, dass Rou Reynolds nen. Aber ich weiß, dass die Kids nach Konzer- eigenen Konzerte organisierten und schließlich von einem Label für elektronische Musik träumt, ten zu uns sagen, dass wir sie zum Nachden- auch ein eigenes Label gründeten, räumt im glei- während in England gerade die „Wiedergeburt ken gebracht hätten und sie das gut fänden. Das chen Atemzug jedoch ein: „Wir haben das unver- der britischen Rockmusik“ gefeiert wird. „Das ist wiederum können wir doch nur gut fi nden.“ schämte Glück, Leute um uns zu haben, die wis- mir ein gänzlich fremder Gedanke“, so der Sän- sen, wie wir ticken, und ein wenig Ordnung in ger. „Rockmusik gibt es in England bereits seit Als Rou Reynolds nach der Veröffentlichung des die Band bringen.“ Ohne Unterstützung geht es den sechziger Jahren. Ich verstehe nicht, warum Vorgängeralbums versuchte, sein politisches eben nicht. sie jetzt wiedergeboren sein soll.“ Und tatsäch- Engagement zu beschreiben, blieb er mitten im lich herrscht lediglich ein von „Ähm“ und „Weiß Satz stecken. Heute spricht der Sänger mit einer In den USA war diese Unterstützung beim zwei- ich jetzt nicht“ unterbrochenes Schweigen am Souveränität von Zusammenhalt, Integrität und ten Album „“ jedoch ein Schuss anderen Ende der Leitung, wenn man fragt, wel- Bewusstsein, dass man selbst als apolitisches in den Ofen. Damals sollte nämlich ein Major- che Bands wohl von der Presse als Fahnenträ- Individuum nicht umhinkommt, ihm seine Ernst- Label dabei helfen, die Band auch in Amerika zu ger der neuen Rockmusik gesehen werden. Rey- haftigkeit abzunehmen. In einer Welt, in der tat- etablieren. „Der Typ bei dem kleinen Sublabel nolds weiß es nicht. Und er begründet das nicht sächlich neunzig Prozent aller Songs von irgend- des Majors, der uns gesignt hat und somit für uns nur damit, dass ENTER SHIKARI gerade erst in einem Mädchen handeln, sollte das gewürdigt verantwortlich war, wurde relativ schnell nach Australien und Japan waren. Während andere werden. ENTER SHIKARI, ich ziehe meinen Hut. Bands stolz auf ihre Heimat sind, sieht Rou Rey- Oder was immer Weltbürger tun, um sich gegen- Das ZEITGEIST MOVEMENT, das Rou Reynolds als nolds weder seine Band als britische Band noch seitig Respekt zu zollen. „intellektuellen Einfl uss“ bezeichnet, geht davon aus, sich und seine Bandkollegen als britische Bür- Birte Wiemann dass alles, was in der Welt falsch läuft – zum Beispiel ger: „Wir sind Weltbürger. Konzepte wie Religion, Hunger, Armut oder Gewalt –, jeweils nur Symptome Rasse oder Nation sind längst veraltet. Natio- ENTER SHIKARI einer veralteten Gesellschaftsordnung sind, und will zu nale Grenzen sind irgendwann einmal mehr oder A Flash Flood Of Colour einer „ressourcenbasierten Wirtschaft“ gelangen, die weniger willkürlich gezogen worden und haben (Ambush Reality/PIAS) ohne Profi t, Ausbeutung und nationale Grenzen funktio- heute keine Aussagekraft mehr.“ entershikari.com niert. In einem taz-Artikel wurde die Zeitgeist-Bewegung mehrmals als „obskur“ bezeichnet.

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24Fuze32.indd 24 09.01.12 21:21 ABORTED Foto: Mathieu Ezan (mathieuezan.com) „MAKE IT SOUND ABORTED.“ Das ist die Maßgabe, nach der jeder Song der belgischen Death-Metal-Band angegangen wird. Ihr neuester Streich hört auf den Namen „Global Flatline“ und beschwört textlich abermals eine düstere Endzeitvision, während es mit viel Tempo und unerbittlichem Druck durch die Platte geht, die alle Erwartungen erfüllt, die man im Vorfeld an sie gerichtet hatte.

Shouter Sven de Caluwé zeigt sich eben- BLACK DAHLIA MURDER, WHITECHAPEL, ROT- zu gründen“, gibt sich Sven de Caluwé beschei- falls zufrieden: „Wer das Album hört, soll einen TEN SOUND, EXHUMED, ENTOMBED, SUFFO- den. „Das wäre für mich das größte Kompliment musikalischen Horrorfi lm durchleben. Wir woll- CATION, BEHEMOTH oder . überhaupt. Daneben ist der Daseinsgrund von ten intensive und direkte Songs schreiben, und Ihnen und uns geht es um die Musik, um Leiden- ABORTED vor allem Selbstverwirklichung. Der genau das haben wir getan. Nachdem die Hälfte schaft und Hingabe. Dabei spielt es keine Rolle, Spaß mag ebenfalls eine wichtige Rolle spie- der Arbeit vollbracht war, haben wir dem thema- ob die eine Band ausschließlich auf einen Stil len, doch primär geht es uns darum, brutalen, tischen Konzept den Feinschliff verpasst und der setzt oder die andere mehrere Genres zusam- anspruchsvollen zu spielen, und das musikalischen Brutalität auch etwas Abwechs- menbringt. Wichtig sind die zugrunde liegende so gut, wie es uns möglich ist. Es fällt uns inzwi- lung zur Seite gestellt, um die Dramatik zu erhö- Einstellung und das Gefühl, das von der Musik schen zunehmend schwer, uns selbst zufrieden- hen. Ohne Momente, in denen wir langsamer ausgeht. Wir alle setzen uns mit der in uns ste- zustellen. Aber gerade das macht den Reiz aus. unterwegs sind, geht es ja auch nicht, denn sie ckenden Aggression produktiv auseinander. Und Wir wissen, was wir alles schon geschafft haben, sorgen für die düstere Atmosphäre.“ auf der Bühne leben wir sie dann aus.“ und haben den Anspruch, noch weiter zu gehen. Wie heißt es doch gleich so schön? ,Wir wachsen Der modernere Anstrich, den die letzte ABOR- Wie um das Gesagte zu unterstreichen, sind Tre- mit unseren Ansprüchen.‘“ TED-Besetzung fokussierte, wurde zugunsten vor Strnad und Keijo Niinimaa auf „Global Flat- einer Rückbesinnung auf die direkte Old-School- line“ mit Gastauftritten vertreten. Auch Julien „... und personellen Restriktionen“, könnte man Attitüde früherer Tage zurückgenommen. Die Truchan von BENIGHTED und Jason Nether- noch ergänzen. Die Geschichte von ABORTED dreizehn Songs ergeben einen beinharten und ton von MISERY INDEX sind zu hören. ABORTED ist jedenfalls von zahllosen Besetzungswechseln schnittigen Longplayer, der mit einer Grind- melden sich nach turbulenten Jahren mit einem überschattet, die es unmöglich gemacht haben, core-Kante, jedoch ohne Core-Elemente daher- Album zurück, das in jeder Hinsicht überzeugt: den Sound längerfristig mit denselben Köp- kommt: „Wir spielen extreme Musik, die unserer „Wir sind nicht mehr so unbedarft wie zu Zei- fen weiterzuentwickeln. Nach „Strychnine.213“ Auffassung nach brutaler Death Metal ist“, meint ten, in denen wir lediglich Fans waren und von von 2008 gab es den letzten größeren Ader- der Frontmann. „Über die Jahre sind wir mit vie- den Platten unserer Helden regelmäßig wegge- lass, in dessen Folge sich die Band zunächst auf lem belegt worden – , , blasen wurden“, so Sven de Caluwé. „Mit unse- ihre Neufi ndung, das Touren und das Schreiben Metalcore und eine Menge mehr. Solange uns die rer Erfahrung und nach den vielen Songs, die wir von Songs konzentrierte: „Natürlich ist es kein Leute mit einem extremen Sound assoziieren, ist geschrieben und aufgenommen haben, sind wir Idealzustand, dass die jetzigen Mitglieder von für mich alles okay. Unabhängig davon sollte man heute sehr pingelig, wenn es um unsere Arbeit ABORTED über verschiedene Staaten und Konti- Musik jedoch nach gut beziehungsweise schlecht geht – sowohl beim Songwriting als auch bei nente verteilt leben. Gemeinsame Proben gibt es unterscheiden und nicht von einem Trend zum allem, was danach kommt. Gerade wenn man nur kaum. Dafür nutzen wir die Zeit, die wir zusam- nächsten springen. So halten wir es und auch alle paar Jahre im Studio ist, möchte man mög- men haben, dann aber auch möglichst effi zi- alle Bands, denen wir uns verbunden fühlen: THE lichst alle Details perfekt haben und achtet sehr ent. Wann immer und wo immer wir aufeinander- genau auf die Feinheiten. Dabei kommt der Spaß treffen, sind wir heiß darauf, gemeinsam Death „Wir sind lange genug im Geschäft, um uns über nichts bisweilen abhanden, doch spätestens wenn eine Metal zu machen und die Band voranzutreiben. mehr zu wundern. Eine Sache bereitet mir aber große Platte fertig ist und wir auf der Bühne stehen, ist Ermüdungseffekte hat es in den letzten Jahren Bauchschmerzen“, verrät ABORTED-Sänger Sven de alles wieder gut.“ keine mehr gegeben. Unsere Akkus sind immer Caluwé. „Wie kann man Death Metal nur mit DANCE voll.“ „Global Flatline“ belegt dies eindrucksvoll. MUSIC vermischen? Das geht meiner Ansicht nach über- Die neue Platte fasst 15 Jahre ABORTED zusam- Arne Kupetz haupt nicht – nehmt diesen Mist raus aus meinem Genre! men und zeigt, dass das Quintett allen Widrig- Abgesehen davon, sind mir aber alle Stilkombinationen keiten zum Trotz seine Qualitäten optimal zur ABORTED und neuen Ansätze willkommen. Mit ABORTED schauen wir ja auch über den Tellerrand hinaus, denn das spiegelt Geltung bringen kann: „Mir würde es schon rei- Global Flatline unsere breite Interessenlage wider. Nur mit Dance Music chen, wenn wir einige Kids dazu inspirieren könn- (Century Media/EMI) haben wir absolut nichts am Hut.“ ten, selbst Musiker zu werden und eigene Bands goremageddon.be

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25Fuze32.indd 25 09.01.12 21:20 PIANOS BECOME THE TEETH Foto: Garrett Elkins (facebook.com/GarrettElkinsPhotography) REKONSTRUKTION/DEKONSTRUKTION. Als ich klein war, dachte ich, dass Erwachsene alles können: Aus tausend klei- nen Puzzleteilen wurde ein großes Ganzes, egal, wie weit der Weg war, er führte immer nach Hause, und sogar dem leblosen Vogel, der behut- sam aufgehoben und in den Fahrradkorb gelegt wurde, mussten sie doch helfen können. Zu begreifen, dass es unabänderliche Dinge gibt, denen man nichts entgegenzusetzen hat, war einer von vielen Schritten des Erwachsenwerdens.

Der Mythos, dass alles gut wird, ist verfl o- mich hat das beim Schreiben sicherlich beein- und Hand, mit Leidenschaft. So einfach ist das. gen. Die Zeit läuft zwar weiter, heilt aber doch fl usst. ,High Violet‘ von THE NATIONAL hat eine Die Bands arbeiten hart und sind bereit, alles für nicht alle Wunden. Natürlich sind Politiker kor- unglaubliche Atmosphäre, irgendwie mürrisch ihre Musik zu geben“, erklärt Michael York seine rupt und gierig, Menschen eben. Egozentrisch und rührend zugleich. So etwas wollte ich auch Sicht auf „The Wave“. und gut im Verdrängen und Wegschauen. Du schaffen. Ich möchte, dass man sich Zeit für hoffst auf ein paar Verbündete und triffst dabei unser Album nimmt. Es soll nicht nebenbei lau- Immer weiter. Weiter wachsen, weiter touren, auf Unentschlossene. Und dann kommt wieder fen, während man durch andere Sachen abge- weiter leben. Das ist nicht nur Spaß, das ist das so ein Unglück über dich. Nur ist es dieses Mal lenkt ist. Ich wünsche mir, dass sich die Men- Leben. Und genau dieses Leben hat auch „The kein Vogel, um den du trauerst. Du trauerst um schen hinsetzen und einfach nur zuhören – vom Lack Long After“ geprägt. Wo manche sich hinter einen Teil deines Lebens. Du bist jetzt nicht nur Anfang bis zum Ende. Für mich ist Musik immer Metaphern und Wortspielen verstecken, immer Zuschauer, auch wenn du dich genauso macht- etwas sehr Persönliches, etwas, das ich verste- ein Hintertürchen offenlassen, gehen Kyle Dur- los fühlst. Du musst das jetzt ertragen, akzeptie- hen will, das ich einordnen, zu dem ich eine Bezie- feys Texte in die Offensive. Es bleibt kaum Raum ren, daran wachsen, lernen. Kyle Durfeys Stimme hung aufbauen will. Bei jeder CD, die ich höre, will für deine Sicht. Du fühlst, was Durfey fühlt. Aber ist voll mit diesen Erinnerungen. So voll mit sei- ich etwas fühlen, und genau das möchte ich den wie geht so etwas überhaupt? Wie kann man nem Innersten, dass es schmerzen muss, wenn Menschen mit unserer Musik zurückgeben. Es es ertragen, seinen Schmerz so offen mitzutei- sich Wut, Trauer und Verzweifl ung ihren Weg würde nichts bringen, sich ,The Lack Long After‘ len? „Ich kann nicht für Kyle sprechen, weil er die nach oben suchen, um das Ganze erträglich zu nur halb anzuhören.“ ganzen Texte alleine geschrieben hat. Aber ich machen. „The Lack Long After“ lässt kaum Inter- denke nicht, dass das Teilen solch persönlicher pretationsspielräume und ist im Vergleich zum Etwas fühlen. Genau das beschreibt wunderbar Momente und Gefühle das eigentlich Schwie- ersten Album „Old Pride“ schwerer und düsterer. das Album, die Band und eben auch die Mitstrei- rige ist. Schwer ist, dass er die Texte jeden Abend ter, die sich (mittlerweile nicht mehr gern) „The wieder und wieder singt und so all das immer vor „Als wir mit den Aufnahmen anfi ngen, hatten wir Wave“ nennen. Diese ganzen Jungspunde von LA Augen hat. Wir sind wirklich nicht ständig trau- keinen Plan, keine Vorstellung von dem, was wir DISPUTE, TOUCHÉ AMORÉ, DEFEATER und MAKE rig, auch wenn man das vielleicht denken könnte. erreichen wollten. Wir wollten keinen bestimm- DO AND MEND. Diese jungen Männer, die nicht Aber es ist nun einmal so, dass es viel einfacher ten Sound. Wir wollten kein zweites ,Old Pride‘, immer eine Antwort haben, aber meistens eine ist, traurige Lieder zu schreiben als fröhliche. Für sondern etwas völlig Neues, etwas, das uns kleine Weisheit auf den Lippen. Das gemeinsame uns zumindest.“ Musikalische Schmerztherapie als Musiker pusht. Also haben wir uns viel Zeit Touren und diverse Splits stärken den Zusam- könnte man also sagen. Und das ist nicht traurig, genommen, um die Songs auseinanderzuneh- menhalt, so dass es gar nicht nötig ist, diese sondern einfach zu verstehen: Kaum ein anderes men und anschließend wieder zusammenzu- Bewegung an einen Ort zu binden. Die einzelnen Gefühl ist komplexer, von so vielen unterschied- fügen“, erklärt Gitarrist Michael York. „Wäh- Akteure sind verstreut, aber das Herzblut ver- lichen Faktoren abhängig, gleichzeitig so univer- rend der Aufnahmen habe ich viel THE NATIO- trocknet nicht auf zu vielen Kilometern, sondern sell und nicht zuletzt der Beweis, dass man noch NAL gehört und Chad, unser anderer Gitarrist, bahnt sich stets seinen Weg. Und nur weil man in lebt, dass man fühlt. „Survival never goes out DAÏTRO. Ich kann nur für mich sprechen, aber derselben Straße wohnt, heißt das ja nicht, dass of style“, wussten schon JAWBREAKER. PIANOS einen etwas verbindet. Oder wann hast du dei- BECOME THE TEETH nicken und fügen hinzu: „,Last light‘ von CONVERGE ist einer meiner Lieblings- nen Nachbarn zuletzt gesehen? Das, was verbin- „And I guess that’s life.“ songs“, so Michael York, „und ,‘ eines meiner det, sind das Herz und die Leidenschaft. Werte Pia Schwarzkopf Lieblingsalben. Es ist nicht so krass und kompromisslos müssen nicht hinterfragt werden, sondern sind wie ,Jane Doe‘ und nicht so einheitlich wie ,‘, selbstverständlich. „Ich denke, dass wir alle die- PIANOS BECOME THE TEETH hat aber mehr Melodien. Natürlich nicht in einem Pop- selbe Intention haben, wenn es um Musik geht. The Lack Long After sinne, es ist einfach sehr düster und energetisch. Es ist Wir wollen stolz auf das sein, was wir erschaffen. (Topshelf/Soulfood) schwer zu beschreiben, aber dieser Song und dieses Album bedeuten mir wirklich sehr viel.“ Die Dinge, die wir machen, machen wir mit Herz pianosbecometheteeth.tumblr.com

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26Fuze32.indd 26 09.01.12 21:23 Randy: Zum einen würde ich nicht sagen, dass ich von dem, was er getan hat, extrem ent- täuscht bin, zum anderen ist der Text gar nicht von mir, deshalb ... Mark: Die Zeile „Paradise lost, a beautiful wreck“ handelt von ... Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich alles hatte, von dem ich jemals geträumt habe, und trotzdem tat ich Dinge, die mich selbst und die Leute in meinem Umfeld kaputtmachten. Ein Außenstehender hätte gesagt: Er hat doch alles: eine tolle Karriere, eine hübsche Familie, ein nettes Zuhause, genügend Geld, ein neues Auto, bla, bla, bla ... Aber ich war eine einzige Katastrophe. Und „And to you I solemnly swear / All I ever wanted was away from here“ war meine Entschuldigung dafür, mit der ich sagen wollte: „Es war nicht eure Schuld, sondern meine.“ Es geht also um eine sehr persönliche Erfahrung. Ich nenne dir keine expliziten Details, aber ich bin mir sicher, du kannst eins und eins zusam- menzählen. Dass du dachtest, es ginge um Poli- tik, ist nicht falsch, sondern toll. Ich kann nach- vollziehen, wie du darauf kommst. Das alles auf- zuschreiben, war eine sehr reinigende Erfahrung für mich, aber ich erwarte nicht von dir, dass du dich für den Moment in meinem Leben interes- sierst, in dem ich versucht habe, mich umzu... Ich habe Dinge getan, die mich zerstörten, und einen Song darüber geschrieben. Dass du ihn anders verstanden hast, bedeutet, dass er für alle funk- tioniert. Deine Interpretation ist genauso wichtig wie meine, vielleicht sogar wichtiger, weil du dir den Song anhörst. Ich mache das nach dem Auf- nehmen ja nicht mehr. Einen Satz wie „I hope people that hear those lyrics will [...] try to invoke a change in them- selves“ aus dem Pressetext zu eurem neuen Album habe ich so gelesen, dass ihr den Glau- ben an die Politik verloren habt und es an jedem Einzelnen liegt, etwas zu verändern. Mark: Ich glaube, du hast dich sehr auf Poli- LAMB OF GOD tik fi xiert. Was cool ist, ich habe einen Abschluss Foto: Tim Tronckoe in Politik. Ich verstehe das. Aber keine Zeile des POLITIKVERDROSSEN. „Wir werden uns immer an dieses Interview erinnern“, Albums handelt von Politik. versprachen mir LAMB OF GOD aus Richmond, Virginia bei unserem letzten Treffen vor knapp Randy: Nicht auf diesem Album. zwei Jahren. Und nach kurzem Überlegen erinnert sich Sänger Randy Blythe (dieses Mal Mark: Es ist sehr introspektiv. Du bist nicht der begleitet von Gitarrist Mark Morton) tatsächlich daran: Es war damals sein erstes Interview Einzige, der in uns immer noch die Band sieht, die nach der Amtseinführung Barack Obamas. Der US-Präsident sollte erneut Thema sein – dabei gegen George Bush protestiert hat. Ich schreibe wollen LAMB OF GOD von Politik eigentlich gar nichts mehr wissen. schon so lange Texte für LAMB OF GOD, ich bin es leid, mich über Politik schimpfen zu hören. Es „Seit es mit unserer Band richtig aufwärts hohe Erwartungen an Obama. Dazu kommt, dass langweilt. Es gibt wichtigere Dinge in meinem geht, ging es mit unserem Land immer mehr er von allen sehr genau beobachtet wird, weil er Leben. Seit „Ashes Of The Wake“ habe ich nicht bergab“, so Randy bei unserem letzten eben der erste schwarze Präsident ist. Ich habe mehr direkt über Politik geschrieben. Gespräch. Hat sich das so fortgesetzt, seit nicht damit gerechnet, dass er alle Probleme Randy: Über Politik zu schreiben, kann einem Obama im Amt ist? lösen würde, schließlich hat er ein gigantisches Album ein Verfallsdatum geben. Wenn ich sage, Randy: Mit unserer Karriere ging es weiter berg- Chaos geerbt. ich hoffe, dass die Leute mit der Veränderung auf. Wir waren fast ein Jahr mit METALLICA auf Du warst aber schon ziemlich überzeugt bei sich selbst anfangen, dann meine ich das in Tour und in vielen Ländern, in denen wir nie zuvor davon, dass er etwas verändern würde. einem breiteren, soziologischen Sinne. Die Men- waren. Wir verdienen ganz gut. Es haben sich Randy: Er hat unsere internationalen Beziehun- schen sind immer mehr mit sich selbst beschäf- viele Türen geöffnet. Unsere Band ist nicht auf gen verbessert. tigt, immer isolierter, und das Internet trägt zu einen Schlag jedermanns Liebling geworden, es Spürt ihr davon etwas, wenn ihr auf Tour seid? dieser Entfremdung bei. Facebook-Freunde sind geht eher Schritt für Schritt voran. Was die poli- Randy: Ich habe in fast jedem Land der Welt keine echten Freunde, sondern nur Nullen und tische Situation betrifft ... Unsere internationa- Freunde. Als Bush Präsident war, war es ihnen Einsen in einem kleinen Kasten. Die Leuten ver- len Beziehungen und unser Ansehen in der Welt fast peinlich, mit mir über Politik zu reden. Aber lernen, was es heißt, ein Mensch zu sein. Wenn haben sich verbessert. Die wirtschaftliche Lage auf Obama sprechen sie mich an: „Was hältst du sie ihre Augen offenhalten und darauf ach- ist nicht so gut, aber das ist inzwischen ja ein von ihm? Bist du zufrieden mit seiner Arbeit?“ Ich ten, was um sie herum passiert, wenn sie an sich globales Problem. Ich denke, manche hatten zu merke also einen Unterschied. selbst arbeiten, um ein besserer Mensch zu wer- Bei „Desolation“, einem Song auf eurem den, dann führt das letztendlich auch zu einer „Ich habe eine UMGEKEHRTE MIDLIFE-CRISIS. Wenn neuen Album, singst du: „Paradise lost, a politischen Veränderung. Männer vierzig werden, sagen sie sich normalerweise: beautiful wreck“, gefolgt von einer Formulie- Thomas Renz ,Verdammt, ich bin vierzig. Ich brauche ein schnelles rung, die man so ähnlich bei jeder Amtsein- Auto und eine scharfe Freundin. Ich muss raus und Party führung eines amerikanischen Präsidenten LAMB OF GOD machen.‘ Und dann stellen sie alle möglichen verrück- hören kann: „And to you I solemnly swear“. Resolution ten Sachen an. Ich dagegen sage mir: ,Wow, ich bin vier- Geht es dabei auch um deine Enttäuschung (Roadrunner/Warner) zig. Ich sollte es langsamer angehen.‘“ Randy Blythe hält es mit einem Waylon-Jennings-Song: „I ain’t living long über Obama? lamb-of-god.com like this“.

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27Fuze32.indd 27 09.01.12 21:22 dass man keine Reime zu hören bekommt und alles relativ spontan klingt. Glaubt ihr, dass es schwer ist, einen Zugang zu eurer Musik zu fi nden? Daniel Senzek: Anfangs kann man meine selt- same Stimme vielleicht scheiße fi nden, doch wir haben nun schon öfter gehört, dass man mit jedem Hören ein bisschen näher an unsere Songs herankommt. Natürlich ist es auch ein Wunsch von uns, dass sich die Leute mit ein paar Songs eingehender beschäftigen. Mit Genres ist es immer so eine Sache. Kürzlich wollte sich im Internet wieder jemand über das Wort „Akus- tik-Screamo“ lustig machen. Mit Hardcore hat das ja eigentlich nichts mehr zu tun. Aber nennt man es Indie, denken die Leute an FRANZ FER- DINAND, nennt man es Rock, denken die Leute an BON JOVI, nennt man es Alternative, denken die Leute an ... Ich weiß nicht, CREED? Jedenfalls trifft nichts von all dem wirklich zu. Florian Uteschil: Vielleicht sollte man sich ein- fach ein Konzert von uns ansehen, um sich ein Bild zu machen. Eine Band live zu sehen, ist ja oft ein Schlüsselerlebnis.

Florian weiß, wovon er redet, sieht er doch im Rahmen seines Engagements im Essener Emo- keller die verschiedensten Bands auf der Bühne („Übrigens: Der Name ,Emokeller‘ hat nichts mit der Musikrichtung zu tun. Es heißt so, weil der Keller im Ernst-Moritz-Haus ist“). Auf diese Weise ist auch immer wieder der Kontakt mit unterschiedlichen Stilrichtungen gegeben, doch sobald man ein paar Jahre dabei ist, sieht man auch die Modeerscheinungen kommen und THOUGHTS gehen. Florian Uteschil: Vieles ist sehr kurzlebig. Man bekommt bestimmte Trends mit und kann PAINT THE SKY genauso dabei zusehen, wie sie langsam wie- Foto: Christoph Neumann (christoph-neumann.com) der abklingen. Bei vielen Standard-Hardcore- JEDER NEUE GEDANKE IST EIN ALTER HUT. Was bei JETHRO TULL die Bands, die im Emokeller auftreten, fühle ich mich Querfl öte und bei HORSE THE BAND das Nintendo-Gebleepe war beziehungsweise ist, ist bei auch nicht unbedingt zu Hause. Aber es gibt in THOUGHTS PAINT THE SKY aus Essen die akustische Gitarre – ein aus dem üblichen Kontext diesen Läden immer eine Stammgemeinschaft, gerissenes Instrument, das dem Sound einen unverwechselbaren Charakter verleiht und so die auf die man zählen kann. Trotzdem ist es mit Aufmerksamkeit unvermittelt an sich reißt. den Jahren immer schwieriger geworden, genü- gend Besucher zu den Konzerten zu locken, so Und so war es schon immer, selbst früher, als erkennbarem roten Faden geworden, trotz- dass man sich öfter fragen muss, ob das Kon- in den Songs noch wesentlich häufi ger gebrüllt dem bleibt die Musik von THOUGHTS PAINT THE zert überhaupt stattfi nden kann. So geht es lei- wurde. „Man wird ja auch älter“, schmun- SKY zunächst nur schwer greifbar. Einen gro- der allen Veranstaltern. zelt Sänger und Gitarrist Daniel Senzek. „Aber ßen Anteil daran haben die Texte aus der Feder im Ernst: Am Anfang klang die Band noch ganz von Daniel Senzek: Ihr fragmentarischer Charak- 2012 wollen THOUGHTS PAINT THE SKY wieder anders, die Idee mit den Akustikgitarren hat sich ter trägt nicht gerade zu einem einfacheren Ver- selbst auf der Bühne stehen („Möglichst oft und trotzdem bis heute gehalten. Damals war das ständnis des Gesamtkunstwerkes bei, drückt ihm auf selbst gemachten Shows mit handgebastel- aus der Not heraus geboren, doch es hat uns aber dafür einen ganz besonderen Stempel auf. ten Flyern und leckerem Kuchen“). Schon allein nie vor Probleme gestellt. Schließlich haben wir wegen der ungewöhnlichen Instrumentierung auch Verstärker und Effekte dazugenommen.“ Eure Songs und Texte sind zum Teil sehr kom- werden es keine Shows von der Sorte sein, die Am Ende entsteht dabei eine ungewöhnliche Art plex. Wie kann man sich das in der Entste- man zwei Biere später schon wieder vergessen von Gitarrenmusik, bei deren Beschreibung man hung vorstellen? hat. Und vielleicht kann man beim ersten Kon- sich eigentlich nur in die Nesseln setzen kann. Florian Uteschil: Wir schreiben die Musik mitei- takt wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Doch Schlagzeuger Florian Uteschil wagt trotzdem nander. Gerade für dieses Album haben wir alles das kleine Bisschen Geduld, das THOUGHTS einen gut gemeinten Versuch: „Das neue Album gemeinsam gemacht. Klar bringt immer mal wie- PAINT THE SKY von ihren Hörern einfordern, ist eine Kombination aus nach vorne gehenden, der jemand einen Vorschlag mit, irgendwo muss sollte man ihnen wirklich zugestehen. Denn wenn sehr rockigen Teilen, die mit absolut ausladen- man schließlich ansetzen. Aber das meiste pas- es sich lohnt, dann lohnt es sich richtig. den, elegischen Post-Rock-Momenten unbe- siert wirklich im Proberaum. Es ist ein spannen- Benedikt Ernst wusst eine Symbiose eingehen. Oder so ähnlich.“ der Prozess. Daniel Senzek: Die Musik entsteht bereits, bevor THOUGHTS PAINT THE SKY Sie sehen, dass Sie nichts sehen. Das neue Album die Texte dazukommen. Diese entstehen wiede- Nicht mal mehr wir selbst „Nicht mal mehr wir selbst“ ist zwar von Anfang rum aus meinen Textskizzen. Manchmal fällt mir (Midsummer/Cargo) bis Ende ein wunderbar stimmiges Ganzes mit viel auf einmal ein, und ich schreibe einfach alles tpts.de runter, doch oft sind es Collagen aus mehre- Industrial, Goa, Death Metal, Achtziger-Zeug, LIMP BIZ- ren Teilen, die zu einer Stimmung beitragen. Ich Im Essener EMO, in dessen Keller Mitglieder von KIT, , „Der Funkjoker“ – nur ein Ausschnitt aus der schreibe über Situationen und die Dinge, die ich THOUGHTS PAINT THE SKY Shows aus dem weiten Spek- Vielfalt, die im AUTORADIO von THOUGHTS PAINT THE mit ihnen verbinde. Am Ende versuche ich dann, trum des Hardcore organisieren, fi nden auch ein Kinder- SKY erklingt. Logisch, laut Daniel Senzek: „Je mehr Musik den Text über die Musik zu packen. So kommt es, kino und ein Schülercafé ihren Platz. du selbst machst, desto weniger hörst du dir Sachen aus dem gleichen Bereich an.“

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28Fuze32.indd 28 18.01.12 15:29 YELLOWCARD Foto: Rianne Dolfi ng (fl ickr.com/photos/riannedolfi ng) GEGEN DEN STROM. Schaut man sich an, welche Bands im Fuze präsent sind, so sind kaum welche dabei, die ihre Songs auch ein- mal in einem rein akustischen Gewand präsentieren. Abgesehen von ein paar YouTube-Videos oder Bonustracks behandeln die meisten Bands dieses Thema eher stiefmütterlich, vielleicht auch weil sie befürchten, dass die Songs dadurch an Kraft verlieren. Dem jedoch widerspricht Ryan Key, Sänger und Gitarrist von YELLOWCARD, schließlich hat seine Band gerade erst ihr letztes Album noch einmal komplett neu einge- spielt. Akustisch, versteht sich.

Ihr habt „When You’re Through Thinking, Say Das ist wahrscheinlich eine langweilige Ant- uns. Wir mussten damals erkennen, dass wir von Yes“ noch einmal akustisch veröffentlicht. wort, aber natürlich „Unplugged In New York“ Capitol, unserem damaligen Label, keine Unter- Wie kam es dazu? Normalerweise sind solche von NIRVANA. Ich war vierzehn, als es erschien. stützung mehr erwarten und auch nicht weiter Akustikversionen ja eher B-Seiten. Es war einer dieser wegweisenden Momente für mit „Paper Walls“ touren konnten. Der nächste Wir haben schon immer viele unserer Lieder mich. Ich habe den Auftritt live auf MTV gese- Schritt wäre also ein neues Album gewesen, aber akustisch aufgenommen. Bereits auf unserem hen. In den frühen Neunzigern spielten NIR- jeder von uns hat geahnt, dass das nicht gut ersten Album fi nden sich dafür zwei Beispiele. VANA in meiner Heimatstadt. Sie waren damals geworden wäre. Wir waren zu diesem Zeitpunkt Normalerweise nehmen wir bei jeder Platte einen schon groß, traten aber noch in mittleren Läden in kreativer Hinsicht ziemlich am Ende. Nach oder zwei Songs noch einmal akustisch auf und auf. Es muss kurz nach der Veröffentlichung von zwei Jahren war dann endlich wieder diese Auf- nutzen sie dann zum Beispiel für die japanische „“ gewesen sein. Sie kamen jeden- regung zu spüren, die wir uns von der Pause auch Version oder Bonustracks bei iTunes. Bei unse- falls nach Jacksonville, aber meine Eltern haben erhofft hatten. rem neuen Album hatten wir aber nur ein Bud- mich nicht gehen lassen. Ich war ganz schön ent- Was hast du in den zwei Jahren gemacht? get für zehn Songs mit unserem Produzenten, täuscht deswegen. Hast du weiter Musik geschrieben? also haben wir uns entschieden, einfach selbst Trägst du das deinen Eltern noch nach? Ich bin von Los Angeles zurück an die Ostküste ein paar Songs akustisch einzuspielen, damit wir Haha, nein, es ist schon okay. gezogen, um nahe bei meiner Familie und weg ein paar B-Seiten haben. Irgendwann dachten Warum habt ihr nicht wie mit vom Musikbusiness in L.A. zu sein. Ich habe alte wir uns: Warum nicht alle aufnehmen und über „Damnesia“ ein akustisches Best-of-Album Kontakte wieder neu geknüpft und einen alten das Jahr verteilt veröffentlichen? Wir haben von gemacht? Freund, Sean O’Donnell, wiedergetroffen, der unseren Fans oft den Wunsch nach einer Akus- Wir wollten auch dem eigentlichen Album einen jetzt bei YELLOWCARD Bass spielt. Seine Band tik-EP oder etwas Ähnlichem gehört, also sind gewissen Schub geben. Heutzutage promo- hatte sich damals aufgelöst, und so haben wir wir mit den Songs zu unserem Label Hopeless tet man eine Platte ganz anders als früher. Wir beschlossen, gemeinsam ein paar Songs zu sch- gegangen. Die fanden die Idee gut und wollten machen zum Beispiel nicht mehr so viel im Radio. reiben und aufzunehmen. Es ging dabei aber eher direkt ein richtiges Album daraus machen. Wir Wir wollten etwas, das uns über die Feiertage im darum, das Songwriting zu üben. Wir haben das sind sehr stolz darauf, denn wir haben es selbst Gespräch hält, während wir an unserem nächs- eigentlich die ganzen zwei Jahre über gemacht, produziert und gemischt. ten Album arbeiten. „When You’re Through Thin- und als YELLOWCARD wieder ein Thema wurden, Wie schwierig ist es, einen schnellen verzerr- king, Say Yes“ hatte einen sehr kurzen Tourzeit- war klar, dass Sean mit dabei sein würde. ten Song in einen ruhigen zu verwandeln? raum, und durch die Akustikplatte können wir Hast du ein bestimmtes Instrument, das dir Es war eigentlich sehr einfach. Unsere Lieder das Album weiter promoten und parallel neue besonders am Herzen liegt? Eine besondere basieren häufi g auf akustischen Versionen. Wir Songs aufnehmen. Akustikgitarre vielleicht? spielen auch oft unplugged bei Radiosendern. Ihr arbeitet schon an einem Nachfolger? Die Ich bin nicht wirklich ein Technikfreak oder Wir waren schon immer eine Band, die ihre Musik zwei Jahre, die ihr pausiert habt, scheinen Sammler, aber ich habe eine Akustikgitarre zu ohne Probleme in ein akustisches Setting über- YELLOWCARD gutgetan zu haben. Wie nötig Hause, die ich von unserer Managerin geschenkt setzen konnte. war diese Auszeit für euch? bekommen habe. Sie arbeitete mal mit Jeff Buck- Hast du ein Lieblingsakustikalbum? Da wir ein weiteres Jahr für das Album gebraucht ley zusammen, und er hat ihr diese Gitarre gege- haben, waren wir insgesamt drei Jahre raus aus ben. Er hat sie auf Tour benutzt, und die Saiten, NIRVANAs „UNPLUGGED IN NEW YORK“ wurde 1993 dem Tourleben. Für die Band war diese Pause die er gespielt hat, sind immer noch drauf. eingespielt und ist ein sehr seltsames, aber auch sehr überlebenswichtig. Wir hatten uns dazu ent- Dennis Meyer erfolgreiches Unplugged-Album. Seltsam, weil NIRVANA schlossen, da es damals so vieles innerhalb und eine sehr untypische Setlist spielten, auf der sechs Cover- außerhalb der Band gab, das einfach nicht rich- YELLOWCARD songs und außer „Come as you are“ kaum Hits der Band tig lief. Wir konnten die Probleme in der Band When You’re Through Thinking ... vertreten waren. Außerdem spielten sie die Show in einem nicht lösen, wir konnten die Probleme mit dem (Hopeless/Soulfood) Take durch, was auch eher selten der Fall ist. Nach dem Tod Kurt Cobains 1994 landete das Album in sechs Län- Label nicht lösen. Es lastete einfach zu viel auf yellowcardrock.com dern auf Platz eins und in sieben weiteren in den Top Ten.

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29Fuze32.indd 29 09.01.12 21:25 NASUM Foto: Terése Andersson (heartandsoul.se) GRIND FINALE 2.0. Am 26. Dezember 2004 erschütterte das heftigste Erdbeben seit vierzig Jahren den Indischen Ozean. In den fol- genden Tsunamis verloren etwa 230.000 Menschen ihr Leben. Unter ihnen Mieszko Talarczyk, Gitarrist und Sänger der schwedischen Grind- core-Legende NASUM. Acht Jahre später ist die Band für eine allerletzte Tour wieder da. Anders Jakobson, Schlagzeuger und einziges verblie- benes Gründungsmitglied, blickt mit uns zurück und voraus.

Im Oktober 2004 hattet ihr gerade „Shift“ passiert ist, etwas, von dem ich dachte, ich hätte eine gewisse Verbindung zur Band haben. Als veröffentlicht. Was waren damals eure es hinter mir gelassen. Offenbar haben die Leute wir dann aber über eine komplette Tour gespro- Pläne? aber viele Fragen – Fragen, von denen ich hoffte, chen haben, war klar, dass es unmöglich wäre, „Shift“ war für uns ein neuer Start. Wir hat- sie niemals beantworten zu müssen. das umzusetzen. Deswegen haben wir Keijo [Nii- ten eine neue Besetzung, ein neuer Plattenver- Bist du nach dem Ende von NASUM mit deinen nimaa, ] gefragt, ob er Interesse trag war unterschrieben, und wir standen kurz alten Bandkollegen Jon, Urban und Jesper in hätte. Wir haben niemanden sonst in Betracht davor, unsere erste Tour als Headliner zu spie- Kontakt geblieben? gezogen, und ich bin mir sicher, dass wir die rich- len. Kurzum: Alles war großartig, alle in der Band Ja, klar. Wir sind Freunde und sehen uns regel- tige Entscheidung getroffen haben. hatten das Gefühl, dass NASUM die nächste mäßig. Ich habe auch ein paar Shows mit Urbans Wie geht ihr mit dem Druck durch die Stufe erreicht hatte. Band REGURGITATE gespielt, als deren Schlag- immense Erwartungshaltung der Fans um? Dann kam leider alles ganz anders. Wie zeuger mal nicht konnte. Die höchsten Erwartungen kommen immer noch erinnerst du dich an die Zeit zwischen dem Wann kam die Idee zum ersten Mal auf, eine von uns selbst. Denn wir werden auf keinen Fall Bekanntwerden von Mieszkos Verschwinden letzte Tour als NASUM zu spielen? irgendetwas machen, ohne uns nicht zu hundert am 26. Dezember und der Bestätigung seines Ganz ehrlich: Wir hatten die Idee schon 2005, Prozent der Sache zu verschreiben. Wir wollen Todes am 16. Februar? aber erst in den letzten Jahren wurde es kon- die beste Show überhaupt abliefern. Die Proben Es war einfach nur schrecklich. Ein Teil von mir kreter. Im Sommer 2010 habe ich alle anderen laufen großartig, alles fühlt sich richtig gut an. ging all die möglichen positiven Szenarien durch ehemaligen Mitglieder von NASUM in Stockholm Einige Kritiker behaupten, ihr endet wie AT und hoffte, dass er noch irgendwo lebte und getroffen und mit ihnen darüber gesprochen, THE GATES und grast ab sofort jeden Som- seine Familie und seine Freunde nur noch nicht eine allerletzte Show zu spielen. Dieser Gedanke mer alle großen Festivals ab. kontaktieren konnte. Ein anderer Teil von mir hat sich dann zu einer kompletten Abschieds- Die müssen uns einfach vertrauen. Wir werden verstand jedoch, dass er tot war, und versuchte, tournee entwickelt. Die Gründe dafür sind viel- unser Leben ein halbes Jahr lang dieser Tour wid- diese Tatsache zu akzeptieren. fältig. Der wichtigste ist, dass NASUM ein unbe- men, doch sobald die letzte Show gespielt ist, ist Wie fi elen die Reaktionen der Metal-, Punk- friedigendes Ende gefunden hatte. Wir hat- es vorbei. und Hardcore-Szene auf diese Nachricht ten einfach nie die Chance, Lebewohl zu sagen. Es wird also kein neues Album und keine wei- aus? Zweitens hat die Band 2012 ihren zwanzigsten teren Shows geben? Wir haben während dieser harten Zeit sehr viel Geburtstag, und wir wollen das und die Erinne- Ich möchte nicht ausschließen, dass es eine Unterstützung von Fans und Freunden erfah- rung an Mieszko mit einer großartigen Tour fei- Live-CD oder -DVD geben könnte, obwohl wir ren. Es gab zehntausende Einträge im Gäste- ern und damit jedem eine allerletzte Chance etwas Derartiges jetzt noch nicht planen. Aber es buch auf unserer Website. Nachdem Mieszkos geben, NASUM live zu sehen. wird defi nitiv kein neues Studioalbum und keine Tod bestätigt wurde, fanden sehr viele verschie- War es schwierig, alle wieder an Bord zu weiteren Shows nach dem allerletzten Auftritt dene Tribute-Projekte statt. Ich ging damals zu bekommen? 2012 geben. vielen Shows und immer wieder hörte ich dort, Eigentlich gar nicht. Klar, es gab viele Diskus- Martin Schmidt wie Bands ihm Lieder widmeten. Das alles war sionen, und wir haben ein Jahr lang auch nur sowohl tröstend als auch frustrierend – beson- unregelmäßig geprobt. Aber dann hat sich die NASUM-Schlagzeuger Anders Jakobson hat mit COLD- ders dass auf einmal unzählige unbekannte Idee entwickelt, die Proben wurden besser, WORKER seit 2006 eine neue Band, der es schwerfällt, Menschen auf mich zukamen und mit mir über und wir waren uns sicher, dem Vermächtnis der aus dem langen Schatten NASUMS zu treten: „Ich denke, Mieszko reden wollten. Band gerecht werden zu können. Da haben wir die musikalischen Parallelen zwischen beiden Bands sind Ich erinnere mich, dass du dich damals oft beschlossen, die Sache durchzuziehen. nicht so offensichtlich, wie es immer dargestellt wird. geweigert hast, Interviews zum Thema Lass uns über das Unvermeidliche sprechen – Dennoch konnte man dem Thema NASUM nicht entkom- men, sobald das Gespräch auf COLDWORKER kam. Wir NASUM und Mieszko zu geben. Wie ist es ihr hattet zwar eine Band, aber keinen Sän- haben eine Menge kostenlose PR bekommen, was gut für heute für dich, darüber zu sprechen? ger. die Band war. Heute nervt es aber nur noch, wenn im Kon- Vor sieben Jahren war es einfach noch zu früh Die ursprüngliche Idee war es, eine einzige text von COLDWORKER ständig NASUM erwähnt werden. und zu hart für mich. Auch jetzt ist es nicht leicht. Abschiedsshow zu spielen und dafür mehrere Die Band gibt es jetzt seit sechs Jahren, wir haben drei Wir reden hier über etwas, das vor vielen Jahren Gastsänger einzuladen. Jeder Sänger sollte Alben aufgenommen. Mittlerweile sollten COLDWORKER nur noch für sich allein stehen.“

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30Fuze32.indd 30 09.01.12 21:23 31Fuze32.indd 31 10.01.12 10:30 reviews &U&I Light Bearer &U&I sind drei Viertel der aufgelösten BLAKFISH, und die Jungs machen dort weiter, wo sie bei der letzt- jährigen EP aufgehört haben. Einen Tacken direkter, einen Tacken rockiger und vor allem: viel reifer. Völlig humorlos ist „Light Bearer“ zwar nicht, doch die Engländer stellen schon mit dem atmosphäri- schen Intro klar, wie ernst sie es dieses Mal meinen. Wasserrauschen und das Läuten einer Kirchturm- uhr eröffnen das Album – wer genau hinhört, der merkt, dass die Themen Wasser und Zeit im Ver- lauf der Platte immer wieder aufgegriffen werden. Von da an lässt die Band über eine gute Dreiviertel- stunde ihre musikalischen Muskeln spielen. Die Stücke sind vertrackt und verbreakt, überspannen den Bogen aber niemals und finden immer wieder den Weg zum Ohrwurmrefrain, dem Killer-Hook oder der Melodie zum Dahinschmelzen. Die Art und Weise, wie &U&I Elemente aus Math-Rock, Post-Hardcore, Indie, Pop und Neunziger-Rock miteinander verschmelzen, ist einmalig. Aktuell gibt es keine Band, die mit dem Trio auch nur annähernd vergleichbar wäre. Der Wegfall des zweiten Sängers tut dem Ganzen sogar gut, da Thom Peckett nun seine wahre Qualität offenbart. Er wechselt von Gesang zu Geschrei und wieder zurück, dass man einfach mitgerissen wird. Da, wo die EP noch von ein, zwei Überhits lebte, ist „Light Bearer“ eine Sammlung von elf hervorragenden Songs. Nein, keine Sammlung. Ein Gesamt- werk! Nicht nur weil die Stücke wunderbar ineinanderfließen, sondern auch weil sie Bezug aufeinan- der nehmen. Da wird zum Beispiel das Thema des A-cappella-Stücks „Super five“ im darauffolgenden „Accordingly in motion“ in origineller Weise neu interpretiert. Dabei können die Songs voll und ganz für sich stehen. Egal, ob man den groovenden Opener „To the water now is the hour“, das verzwackte „Stalk this city“ oder den direkten Stomper „Belly full of fire and a heart full of blood“ herauspickt. Nach vierundvierzig Minuten und dreizehn Sekunden endet „Light Bearer“ – mit Wasserrauschen und dem Läuten einer Kirchturm- uhr. Ein Meisterwerk! (Ondryland) Alessandro Weiroster

ENTER SHIKARI SILVERSTEIN A Flash Flood Of Colours Natürlich liegt hier die Metaphorik auf Als „Erweiterung“ des letzten Albums, der Straße: ENTER SHIKARI sind nicht das im April 2011 erschien, wollen SIL- einfarbig, ENTER SHIKARI sind bunt. VERSTEIN ihre neue Platte verstan- ENTER SHIKARI schwappen nicht ans den wissen. Nur einer der 22 „Short Ufer wie eine schwache Nordseewelle Songs“ dauert länger als eineinhalb auf dem Weg zur Ebbe, sondern rol- Minuten, das sehr geile „SOS“ – aller- len heran wie eine Blitzflut, die nicht dings nur sieben Sekunden, so lange zu stoppen ist. Shouter Rou Reynolds wie die kürzeste der elf Eigenkom- kann detailliert auseinanderklamü- positionen. Die restlichen Lieder sind sern, welche Musik seine Bandkol- (genauso kurze) Coverversionen, mit legen zu welcher Zeit gehört haben. denen die Kanadier ihre Einflüsse zei- Der eine Soul und Motown, der andere gen wollen – und Humor beweisen: Als Punk und Hardcore, der nächste etwas Elektronisches. Wer einwendet, dass es „falsche“ Screamo-Band eine „richtige“ wie ORCHID nachzuspielen, treibt der doch schwierig sei, zusammen Zeit zu verbringen, geschweige denn, Songs zu Szenepolizei bestimmt die Zornesröte ins Gesicht. Aber SILVERSTEIN nehmen schreiben, wenn man nicht einmal dieselbe Musik gut findet, der erfährt, dass auch das mit einem Augenzwinkern und antworten mit „It’s my job to keep punk die Mitglieder von ENTER SHIKARI irgendwann ihre Festplatten wild getauscht rock elite“ von NOFX. Überhaupt zeigt „Short Songs“ ganz gut, wie dumm es haben, bis alle auf derselben Wellenlänge waren. Das war noch nie anders bei ist, innerhalb einer Subkultur so viele Grenzen zu ziehen: Beim Titeltrack, einem ENTER SHIKARI, klingt auf Album Nummer drei aber souveräner als jemals -Cover, sind unter anderem die Sänger von RISE AGAINST, zuvor. Da ist es mittlerweile sogar möglich, ultralangsame Elektro-Breakdowns ANTI-FLAG, PROPAGANDHI, POLAR BEAR CLUB, THE DEVIL WEARS PRADA, mit einer ironisch hochgezogenen Augenbraue einzubauen und so zu klingen, als sowie der ehemalige COMEBACK KID-Frontmann Scott Wade zu würden ENTER SHIKARI Mike Skinner und seine THE STREETS covern. Wir spre- hören. „Short Songs“ ist eine wirklich erstaunliche Veröffentlichung: Die erste chen hier von einer Band, die mittlerweile nicht nur macht, sondern weiß, was sie Hälfte funktioniert wegen ihrer Direktheit fast besser als ein reguläres SILVER- tut. ENTER SHIKARI passen endgültig in die Schuhe, die man ihnen von Anfang STEIN-Album, die zweite ist aufgrund ihrer Songauswahl wesentlich stimmiger an anziehen wollte. (Ambush Reality/PIAS/Rough Trade) Birte Wiemann als die meisten Coveralben. (Hopeless/Soulfood) Thomas Renz

PIANOS BECOME LAMB OF GOD THE TEETH Resolution The Lack Long After „Wenn die Granate zündet, möchte 2011 war ein gutes Jahr für Hardcore. ich nicht im Raum sein!“ Soweit Nach den großartigen und wichti- schon einmal das persönliche Fazit gen Alben von TOUCHÉ AMORÉ, DEF- des Rezensenten. Wie kam es dazu? EATER und LA DISPUTE nun also PIA- Ganz einfach: LAMB OF GOD-Album NOS BECOME THE TEETH. „Old Pride“ Nummer sieben ein Mal durchgehört. kreiste um die Multiple-Sklerose- Ohne mit der Lobeskeule allzu weit Erkrankung von Kyle Durfeys Vater, auszuholen, handelt es sich hier wohl „The Lack Long After“ behandelt die um das beste Material der Herren Lücke nach dem Tod. Verlust und aus Richmond seit „Sacrament“. Die Trauer verhängen die Sicht, lassen Songs grooven durchgängig und bie- den Sänger aber nie in diesem dunk- ten Abwechslung, wie man sie lange len See versinken. Die Drums halten die Stellung, während der Rest der Mann- suchen muss in diesem Genre. Vor allem Randy Blythes stimmgewaltiges Organ schaft mit dem Kapitän schwankt und gegen das Unwetter ankämpft. So diffus kommt exorbitant gut zur Geltung und ist dabei präsent und aggressiv wie sel- der Wind an der Küste ist, so diffus ist auch Kyle Durfeys Schmerz. Immer spür- ten zuvor. Die ausgezeichnete Gitarrenarbeit braucht man wohl kaum noch her- bar, aber nie konkret zu fassen. Und trotzdem die treibende Kraft. Auf dem Cover auszustellen. Als kleine Entspannung gibt es pünktlich zur Halbzeit der Platte sieht man den Ausblick, den der Vater von seinem Bett aus hatte: Sein Sohn mit „Barbarossa“ eine kleines Instrumental, bevor es im gewohnten Tempo wei- hatte es ihm mit Hilfe von Spiegeln ermöglicht, einen Blick nach draußen zu wer- tergeht. Natürlich erfinden sich LAMB OF GOD mit „Resolution“ nicht neu, aber fen. PIANOS BECOME THE TEETH erschaffen mit ihrer Musik eine ganz ähnliche wer hätte das auch ernsthaft erwartet oder gewollt? Sie liefern die Qualität, die Konstruktion und vermitteln dem Hörer so die Ungerechtigkeit und Trauer, die man von einer Band mit fünfzehn Jahren Erfahrung auf dem Buckel erwarten in ihnen wütet. Es zieht und zerrt an einem, aber rüttelt auch wach. Weghören darf. Fasst man die Entwicklung zusammen, kommt man wohl auf den Nenner: fällt schwer. Da hilft nur noch der Leuchtturm oder vielleicht ein Kompass. Oder kompromisslos und gewillt, immer noch eine Schippe mehr draufzupacken. Live eben PIANOS BECOME THE TEETH selbst, die trotz ihres Schmerzes immer noch wird diese Platte zünden wie eine Granate und jeden Moshpit in seine Einzelteile am Steuer stehen, die Hände ins Holz gekrallt und den Kopf hoch erhoben. (Top- zerpflücken, womit wir wieder am Anfang wären. (Roadrunner/Warner) shelf/Soulfood) Pia Schwarzkopf André Jahn

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ABORTED senderes Bild von dieser jungen Band machen liche Dekadenz zu lamentieren, ist diese schep- sen und menschenverachtenden Ideologie hätte Global Flatline kann. Dann sind diese drei Songs jetzt eben ein pernde Kakophonie für die überschaubare Fan- sein sollen, wurde jedoch hauptsächlich sub- Wenn bei Platten von Teaser. Hat gewirkt, ich bin angefixt. (Dead Seri- gemeinde nicht mit Gold aufzuwiegen. Ähnliche kulturell rezipiert, und Bands wie DISCHARGE ABORTED eines gewiss ous/Cargo) Georg Büchner kontrastierende Reflexe löst der Name des 2011 oder AMEBIX lieferten den Soundtrack dazu. ist, dann die Tatsache, verstorbenen Seth Putnam aus, der seinen Fans Obwohl von Letzteren damals nur zwei vollstän- dass es in den Texten AKERCOCKE als Provokateur erster Kajüte und seinen Ver- dige Alben erschienen, war deren Impetus auf keine Überlebenden gibt Choronzon/Words That Go Unspoken, ächtern als homophobes, rassistisches Arsch- das Schaffen von Musikern diverser Stilrichtun- und wirklich jeder ster- Deeds That Go Undone loch galt. Schon nach dem ersten dieser nur am gen enorm. Wer nun ein neues „Monolith“ erwar- ben muss. Der Blick auf Die britischen Avantgarde-Black/Death-Metal- Rande mit Musik in Verbindung stehenden Noise/ tet, wird enttäuscht werden, denn AMEBIX klin- das Artwork des neuen ler mit dem Faible für Schlipse und Latexmiezen Grind-Überfälle wird jeder wissen, wo er steht. gen heute entgrenzter denn je. Ob Metal, Punk, Albums bestätigt: Zombies haben die Herrschaft haben von Anfang an polarisiert. Nicht unbe- (Relapse/Rough Trade) Hendrik Lukas Wave Rock, Folk oder Industrial – die Miller-Brü- übernommen. Die Musiker aus Europa und den dingt aufgrund des Images, sondern weil die Ver- der beherrschen mittlerweile nicht nur ihre Inst- USA wollen ihre Schreckensvision als musikali- ächter sie musikalisch ebenso überbewertet fin- ALLTAGSDASEIN rumente, sondern nach wie vor auf faszinierende schen Horrorfilm verstanden wissen, der seine den wie ihre Fans sie überragend – das Los des Trashgourmet Weise das Komponieren. In Perfektion erlebt Rezipienten aufputscht, verstört und schockt. Erneuerers. Wer sich diese Wiederveröffentli- „Hey, sag mal, ist das man das beim Überhit „Knights of the black Dieses Ziel erreichen sie problemlos. Die neue chung zulegt, bekommt zwar keinerlei Bonus- jetzt was Festes zwi- sun“, der musikalische Kühnheit und inhaltli- Besetzung setzt wieder durchgängig auf gerad- material, aber dafür zwei Alben, die die Band sti- schen dir und mir?“ Oh che Relevanz mit Erhabenheit, Epik und Drama linige Death-Metal-Salven und verzichtet auf listisch bereits entwickelt und voll auf der Höhe Gott, ich hoffe nicht. von Shakespeareschen Abmessungen verwebt. jegliche Core-Elemente. „Global Flatline“ basiert ihres kreativen Schaffens zeigen. „Choronzon“ Sicherlich haben ALL- Diese Power, der Spirit, die einzigartige Atmo- auf schonungsloser Brutalität und einer direk- ist etwas sperriger, hässlicher, der Nachfolger TAGSDASEIN musika- sphäre machen „Sonic Mass“ zum inspirierends- ten Attitüde. Handwerklich bietet die Platte fließender und noch dunkler und bedrohlicher. lisch etwas zu bieten. ten Comeback, das mir bisher untergekommen viele kleine Feinheiten und Highlights. Die drei- (Earache/Soulfood) Hendrik Lukas Vielseitige Riffs, inter- ist. No gods, no masters! (Easy Action/Cargo) zehn Songs sind allesamt gut ausbalanciert, die essante Rhythmuswechsel – nein, langweilig ist Hendrik Lukas Musiker achten stets auf die nötige Variabilität ALL PIGS MUST DIE das nicht. Wären da nur nicht diese bescheu- und Lebendigkeit. Als Gäste sind Jason Nether- God Is War erten Texte. Werden bei „Führer, Kirche, Staat“ BEATSTEAKS ton von MISERY INDEX, Keijo Niinimaa von ROT- „Where’s your god?“, noch schwarz/weiße Weltbilder verurteilt und Boombox+X TEN SOUND, Trevor Strnad von THE BLACK DAH- fragen ALL PIGS MUST Politik pauschal als Heuchelei gebrandmarkt, Über „Boombox“ wollen wir gar nicht viele Worte LIA MURDER und Julien Truchan von BENIGHTED DIE bei einem ihrer wird man bei „Du bist Deutschland“ dann doch verlieren, kennt eh jeder. „X“ jedoch ist die mit dabei, was die Durchschlagskraft von „Global Songs und antworten noch mit pseudopolitischem Parolengedre- Bonus-CD der Neuauflage des Albums: 18 B-Sei- Flatline“ nur noch weiter steigert. Ein gepflegtes darauf gleich selbst: „He sche bombardiert. „Jeden Tag ’ne gute Tat, heute ten, Remixe und Coverversionen. Das ist teil- Death-Metal-Massaker. (Century Media/EMI) is fucking dead.“ Doch scheiß ich auf den Staat.“ Der Hinweis, dass ALL- weise ganz okay („Minute“ oder „Flysmoke“), Arne Kupetz so deutlich hätten sie TAGSDASEIN für die Produktion ihrer Musik Gel- größtenteils aber richtig schlimm („Cheap com- es gar nicht formulieren der vom Beauftragten der Bundesregierung für ments (Moonbootica Remix)“ oder „Scheiß ABYSMAL DAWN müssen, das Artwork ihres ersten Albums hat zu Kultur und Medien kassiert haben, wirkt daneben nicht rein“). Wie das eben so ist mit B-Seiten und From Ashes diesem Zeitpunkt schließlich schon einen klei- beinahe satirisch. Doch beim Beziehungsdrama Remixen, sind auch Songs dabei, die im Probe- Der Wiederveröffentlichung des Debüts von nen Hinweis geliefert: Es zeigt den auf ein umge- „Tägliche Tage“ wird dann endgültig der Vogel raum vielleicht lustig waren, auf Platte jedoch 2006 wurden zusätzlich die drei Stücke des drehtes Kreuz aufgespießten Kopf eines Man- abgeschossen: „Keine Frage, du bist für mich einfach nur grausam sind („Let’s pretend we’re 2004er-Demos spendiert. Es gibt solide Ami- nes mit Dornenkrone. Die Musik ihres Debütal- eine Plage, hast täglich deine Tage – für mein bunny rabbits“). Für Megafans vielleicht interes- Death-Metal-Stangenware ohne große Schwä- bums lässt genauso wenige Fragen offen: eine Ego eine Blamage.“ Und: „Es geht hier nicht um sant, aber wer „Boombox“ bereits im Regal hat, chen, aber auch ohne Glanzlichter oder gar hoffnungslos düstere Mischung aus Hardcore Schuld, sondern um mich und nicht um dich, dass braucht sich wegen „X“ nicht noch einmal in den echte Hits. Der konfektionierte, derzeit offen- und Metal, die von CONVERGE-Schlagzeuger es mir besser geht. Da bin ich Egoist. Du fehlst mir Plattenladen zu bewegen. (Warner) bar verpflichtende Mix aus fettem Plastiksound manchmal in Richtung Crust geprügelt überhaupt gar nicht, dein dummes Gerede – ein Dennis Meyer und Versatzstücken sämtlicher Genreverzwei- und von -Sänger Kevin Schlag ins Gesicht!“ Spätestens hier sollte klar gungen inklusive Blast, Groove und melodischen Baker ständig angebrüllt wird. Andere Songs sein, dass dieses Debüt vor allem zu einem gut BASTARD PEELS Druckverlusten verleiht ABYSMAL DAWN zwar würden unter diesem Druck zusammenbrechen, ist: zum Ausmachen. (Setalight/Rough Trade) Wer das Schlechte nicht ehrt trotz generell kerniger Härte zunächst einmal vor allem wenn ihnen von CONVERGE Joss Doebler Es ist einmal mehr an der Zugänglichkeit, einen Wiedererkennungswert in seinem Studio noch zusätzlich Dampf macht, Zeit, sich um ein betont hat die Band aber heute wie damals nicht zu bie- aber „God Is War“ steht einfach nur fies grinsend AMEBIX objektives Review zu ten. (Relapse/Rough Trade) Hendrik Lukas da und spuckt dem Hörer ins Gesicht. Wahnsinn. Sonic Mass bemühen. Machte man Spätestens beim schleppenden, achteinhalb- Margaret Thatcher es sich leicht, könnte ADDITIONAL TIME minütigen Horrortrip am Ende von „God Is War“ trägt als Protagonis- man behaupten, der Additional Time dürften sich die meisten wohl wünschen, Gott tin des Neoliberalis- Grindcore dieser Öster- Es kommt immer mal wieder der Punkt, an dem wäre nicht fucking dead. (Southern Lord/Soul- mus ebenso viel Ver- reicher sei – abgese- man eine Band als Rezensent gnadenlos abfei- food) Thomas Renz antwortung für die Auf- hen von einer Handvoll wirklich interessanter ern möchte. Dieser Punkt wäre bei ADDITIONAL kündigung von Sozi- Riffs und trotz hörbarer Bemühungen um Kon- TIME bei mir fast erreicht gewesen. Aber leider alstaat und Gemein- traste – eine etwas identitätsarme Angelegen- nur fast. Zwar stand in meinem Horoskop, dass The Old Testament wohlprinzip im Groß- heit. Nicht toll genug, um die Platte aus eigenem 2012 eine Überraschung im Anflug ist, aber ich Bei Verkostung der subtil-feingeistig benann- britannien der Achtziger wie für die Entstehung Antrieb aufzulegen, aber auch kein Kandidat für glaube, ich warte lieber noch. Vielleicht ist ja in ten ANAL CUNT passiert in der Regel eines der musikalischen Gegenbewegung. Besonders einen Verriss. Zum Rezensieren sind solche Alben naher Zukunft mit einem Album von ADDITIONAL von zwei Dingen: Während der Musikliebha- unter Jugendlichen wüteten unter ihrem Regime die undankbarsten, und der beste Weg, sich um TIME zu rechnen, das meine anfängliche Eupho- ber zunächst konsterniert ins Leere glotzt, um Armut, Perspektiv- und Obdachlosigkeit. Was ein eindeutiges Urteil zu drücken, ist die Objek- rie rechtfertigt und mit dem man sich ein umfas- dann über künstlerischen Niedergang und sitt- schon damals ein Warnsignal vor einer perver- tivität. Nun denn: BASTARD PEELS spielen tight

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zusammen, haben einen fetten, schön organi- tät oder wie? Nein, tech- bezeichnet, die Breakdowns sind aller Vehemenz so ist: Man fi ndet die Songs absolut genial und schen Sound und genretypisch Speed und Ener- nischer Deathcore/ und Komplexität zum Trotz vorhersehbar, ohne trotzdem ist am nächsten Tag alles vergessen. gie, bis der Arzt kommt. Die deutschsprachi- Death Metal – Genres, zu Eingängigkeit zu führen, und klingen darüber Und das liegt nicht nur an eventuell konsumier- gen Texte stellen mit ihrem harten Realitätsbe- in denen der Grat zwi- hinaus – ebenso wie Rhythmusgehacke, Skalen- ten Stimulanzien: BLACKUP gehen tatsächlich zug die Punk-Attitüde heraus. Das variantenrei- schen Genie und Über- gewichse oder Gegrunze – immer gleich. Unter- zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. che Schlagzeugspiel setzt vom unvermeidlichen fl üssigkeit mitunter am scheidbar weder von diversen anderen Bands Das mag die Halbwertszeit der Platte verkür- Blast über Grooviges bis zu durchaus anspruchs- schmalsten ist. Heute: noch vom Vorgängeralbum. Für Fans bestimmt zen, dafür zünden die meisten Songs so schnell, vollen Breaks jede Menge Kontrapunkte. Hier BENEATH THE MAS- super. (Prosthetic/Soulfood) Hendrik Lukas dass launige Konzertabende garantiert sind. liegt – jetzt wieder subjektiv – ein Problem der SACRE. Perfekt gespielte, mechanisch kalt pro- Die Ideen von BLACKUP hatten schon eine Mil- Platte. In Stücken, die zwischen einer halben und duzierte, zwischen Blast-Einerlei, den unver- BIOHAZARD lion Menschen zuvor, was für so manchen ein ein- zwei Minuten dauern, lassen sich viele Motive meidlichen Breakdowns und New-School-Ange- Reborn In Defi ance deutiges Anzeichen dafür wäre, dass die Musik in einfach nicht entwickeln, durch den Eindruck der ber-Leads pendelnde Pseudobrutalität fast In den frühen Neun- den dicken Ordner mit der Aufschrift „belanglos“ Unfertigkeit leidet die Prägnanz. Kehrt man aber ohne Fixpunkte, die an allen Ecken und Enden zigern trafen BIOHA- gehört. Aber würde man sich über solche Lappa- schließlich zur Objektivität zurück, so besteht im Studio zusammengebaut klingt – unverein- ZARD mit ihrem Mix aus lien ernsthaft Gedanken machen, bräuchte man kein Grund, warum eingefl eischte Grinder nicht bar gemäß Plattentitel vor allem mit dem Begriff Metal, Rap und Hard- ja überhaupt keinen Punkrock mehr zu hören. einfach reinhören sollten. (Unundeux/Cargo) „Lied“. Es gibt in jedem Genre gute und weniger core den Nerv der Zeit Und welcher Unmensch würde das schon wollen? Hendrik Lukas gute Bands, und letztlich ist alles Geschmackssa- und trugen die Mär (Screaming Mini/Cargo) Benedikt Ernst che – was sich schon daran zeigt, dass die Kana- vom fi nsteren Brook- dier auf eine nicht unerhebliche Fangemeinde lyn erfolgreich um die BLESSED BY A BROKEN HEART Incongruous bauen können –, doch kaum eine Band ist näher Welt. Schnell aber war die Grenze zwischen sym- Feel The Power Chugga-chugga-chugga-tacka-tacka-tack- an der bloßen Fingerübung als diese. Die schnel- pathischer Tough-Guy-Attitüde und unfrei- Bands, die sich verklei- gniedel-didudel-didaddel-groooooorrrg. Nin- len Sachen hätte Chuck Schuldiner vielleicht williger Komik überschritten. Spätestens nach den, konnte ich noch tendo gone bad? Die dunkle Seite der Musikali- zum Üben gespielt, aber sicher nicht als Song „Mata Leão“ (1996) zeigte die Erfolgskurve kon- nie leiden. Tony Gam- stant nach unten. Das Ende war mit der Aufl ö- bino behauptet zwar, sung aber erst zehn Jahre später erreicht. Nun er würde privat auch adagio830 / vendetta special ein neues Album in Originalbesetzung – also mit so herumlaufen, aber dem 1994 unsanft geschassten Bobby Hambel. dass der BLESSED BY A Kaum war „Reborn In Defi ance“ aufgenommen, BROKEN HEART-Sän- Bis aufs Messer ist eine der Anlaufstellen Ber- ter Zeit gehört habe.“ Reichlich untertrieben, lie- verließ jedoch Bassist und Sänger ger mit Ketten behangen und einer Nagelkeule lins, wenn es um gute Platten geht. Wo manche ber Robert. (Adagio830) die Band, um weiter seinem Job als Pornodar- in der Hand zum Einkaufen geht, wage ich doch sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass steller „Spyder Jonez“ nachzugehen. So viel zum zu bezweifeln. Selbst jemand, der seit den Acht- sie ihr Logo auf Stoffbeutel und Shirts drucken, MNMNTS Ballast, der die Veröffentlichung überschattet. zigern keinen Rock Hard mehr gelesen hat, muss verticken Robert Schulze und Stefan Klose noch The Good Life Das Album an sich ist zum Glück gar nicht so übel, diese Band doch beim ersten Blick auf das Cover Vinyl. Wenn sie nicht mit all den Sachen beschäf- Heutzutage sieht der Mythos vom Demotape wie man befürchten könnte. Es hat zwar seine ihres dritten Albums lächerlich fi nden. Wie kann tigt sind, die ernsthafte Betreiber von Platten- wohl so aus: „Als mir MNMNTS ihre Aufnah- Längen, aber die Pause, der deutlich reduzierte man seinen nackten Oberkörper nur in eine so läden auszeichnen – Bestellungen bearbeiten, men geschickt haben, sind die fast auf meinem Rap-Anteil und vor allem Bobby Hambels Soli alberne Rüstung quetschen und dabei so ernst Ahnung haben, Kaffee trinken –, veröffentlichen iPod untergegangen“, so Robert. „Irgendwann tun den deutlich um Nachhaltigkeit und Substanz in die Kamera schauen? Auch der Musik auf „Feel sie nebenbei noch selbst Musik – auf ihren Labels habe ich die Songs zufällig angemacht und hatte bemühten Songs hörbar gut. So manche Delle in The Power“ fehlt jegliche ironische Brechung: Adagio830 und Vendetta. Beim geballten DIY- sofort diesen Wow-Effekt.“ Nicht von unge- der Diskografi e wird da rückblickend weniger tief. Man kann zwar noch hören, dass BLESSED BY A Spirit, den die beiden an den Tag legen, war klar, fähr, schließlich machen MNMNTS so ziemlich Dennoch klingen BIOHAZARD 2012 latent über- BROKEN HEART irgendwann einmal Metalcore dass sie ein besonderes Verhältnis zu den Plat- alles richtig und liefern angepissten Post-Hard- holt – fast so, als wären seit „“ gemacht haben, ihre Interpretation von dem, ten und Bands haben, die sie auf ihren Labels core der Extraklasse ab. Die Band wettert humor- nicht zwanzig, sondern zwei Jahre vergangen. Es was sie für Achtziger-Jahre-Hard-Rock hal- herausbringen. Mit uns haben sie über einige ihre los gegen Pseudo-Bohème und Alltagsabstumpf obliegt jedem selbst zu beurteilen, ob man das ten, ist trotzdem vollkommen witzlos und bes- letzten Veröffentlichungen gesprochen. und zieht dabei alle Register des modernen nun authentisch oder antiquiert fi ndet. (Nuclear tenfalls unfreiwillig komisch, etwa bei einer Bal- Hardcore. Straight, catchy oder bombastisch Blast/Warner) Martin Schmidt lade, die klingt, als hätte sie Dieter Bohlen für den BIG KIDS – die Rheinland-Pfälzer können offenbar alles. Verlierer von DSDS geschrieben („I’ve got you“). Phone Home Versiert und unprätentiös, unbedingt im Auge zu BLACK COBRA Schlimmer ist nur, dass BLESSED BY A BROKEN „Das BIG KIDS-Debüt auf Protagonist hat mich behalten. (Adagio830) Invernal HEART das alles nur veranstalten, um ihre Hörer so umgehauen, dass es für ,Phone Home‘ kur- BLACK COBRA hatten durch die Hintertür zum Christentum zu bekeh- zerhand eine Kooperation mit dem Label gab“, SALOME sicherlich geplant, sich ren („We want to appeal to the masses and then erklärt Robert. Während die erste LP des Trios Terminal mit „Invernal“ endlich let our personalities do the talking when it comes noch sehr ungeschliffen war, überzeugt „Phone 2011 war ein gutes Jahr für Doom- und Drone- aus der unüberschau- to Jesus“). Wie gesagt, Bands, die sich verklei- Home“ mit seinem rotzigen Pop-Punk auf gan- verliebten . SALOMEs Zweitwerk baren Masse von crus- den, konnte ich noch nie leiden. (Rude/Cargo) zer Linie: Wesentlich differenzierter, vielseiti- „Terminal“ hat die Messlatte von Anfang an hoch tigen Stoner-Metal- Thomas Renz ger, ausgeglichener. Der Überhit „I am a roman- angesetzt. Gut eine Stunde ätzt und growlt sich Bands herauszuheben. tic comedy dude“ ist ein High fi ve direkt in die Kat Katz – auch bei AGORAPHOBIC NOSEBLEED So hat das Duo außer in CALIBAN Gehirnregion, wo die Endorphinproduktion statt- am Mikro – über schleppende Riffs und druckvol- das Songwriting vor allem in die Produktion des I Am Nemesis fi ndet. „Catchers mitt“ verbreitet dann wie- les Schlagzeugspiel. Die knochentrockene Pro- Albums investiert. Im wahrsten Sinn des Wortes: Wir alle haben es lange der verregnete Atmosphäre, „Vaccine“ sorgt für duktion ist beklemmend, das 17-minütige „An Kurt Ballou verpasste „Invernal“ einen Sound, genug gewusst: 2012 Zornesfalten. Großartig, wie BIG KIDS mit ziem- accident of history“ birgt mit seinen Noise-Kas- bei dem man annehmen möchte, man habe es endet der Maya-Kalen- lich simplen Mitteln den vollen Effekt erzielen. kaden gewaltiges Verstörungspotenzial, und statt mit einem Zweiergespann aus Gitarre und der und damit geht logi- (Adagio830/Protagonist) wenn die Band erst einmal das Tempo anzieht, Schlagzeug mit einer ausgewachsenen Metal- scherweise auch die bleibt kein Stein auf dem anderen. Ein bitterbö- Big-Band zu tun. Das könnte BLACK COBRA live Welt unter. Macht Sinn! DEADVERSE ses Album, das sich wie eine Rückenmarkstrans- noch zu schaffen machen – es dürfte unmöglich Den Soundtrack zum Caution To The Wind plantation anfühlt, ohne Narkose versteht sich. sein, dieses Klangerlebnis auf den Minibühnen Event des Jahres lie- Bezüglich des Split-Releases mit Take It Back „Terminal“ ist ein schwerer Brocken, und trotz- der kommenden Clubshows auch nur ansatz- fern CALIBAN mit Album Nummer acht, dessen nimmt sich Robert nicht zurück: „Für mich eine dem – oder gerade deswegen – handelt es sich weise zu reproduzieren. Doch das ist nicht das Titel nach Aussage von Gitarrist Marc Görtz so der besten Schweizer Bands und die wohl unter- dabei um eines der besten Alben, die das Genre größte Manko von „Invernal“, denn trotz Kurt viel bedeutet wie „Ich bin der Untergang“. Passt bewertetste Hardcore-Band. DIE Hardcore- in letzter Zeit gesehen hat. Ein guter Ausgangs- Ballous Magie klingen BLACK COBRA immer doch. Inhaltlich macht man da weiter, wo die Platte 2011!“ Ob DEADVERSE diesen Titel wirk- punkt, um den Katalog von Vendetta zu erkun- noch wie die schlechteren HIGH ON FIRE. Den Geschichte von „Say Hello To Tragedy“ aufge- lich verdient haben, ist aber zweifelhaft. Die Band den. Dessen Betreiber Stefan ist SALOME übri- Songs fehlt der Wiedererkennungswert, den Riffs hört hat: anspruchsvoll, aber ohne den Pathos- lehnt sich kaum aus dem Fenster, beschränkt sich gens schon lange treu: „Ich war Fan der Band, seit der Groove und dem gesamten Album Inspira- regler auf zehn zu schrauben. Musikalisch wirkt auf Altbewährtes. Politisch motiviert, punkig und sie mir ihr Demo geschickt haben. Es stand von tion und Abwechslung. Es donnert, dröhnt und die neue Platte gerade im Vergleich zum Vorgän- angepisst. Zerknirscht-brütend bis wütend het- Anfang an fest, dass Profound Lore die CD-Ver- schmettert ohne Unterlass – als würde man den ger aufgeräumter und durchdachter. Wo vor- zen die Schweizer ihre Zuhörerschaft durch sion von ,Terminal‘ veröffentlichen und ich das ganzen Tag Bauarbeitern dabei zusehen, wie sie her noch der Drang zum Chaos herrschte, kann ein kurzes Album mit rumpeligem Proberaum- Vinyl mache.“ Auf welchem Format wäre ein so eine Straße mit Presslufthämmern aufbrechen. man jetzt klare Strukturen im Sound erkennen. charme und klatschen ihr Kracher wie „Pocket monumentales Werk auch besser aufgehoben? Kann man machen, aber mehr als einmal muss Dies tut der Aggressivität und Brutalität, mit der hearse“ ins Gesicht. Etwas für zornige Momente. (Vendetta) es dann doch nicht sein. (Southern/Soulfood) „I Am Nemesis“ daherkommt, allerdings keinen Allerdings: bestes Hardcore-Plattencover 2011! Martin Schmidt Abbruch, sondern sorgt vielmehr dafür, dieses (Adagio830/Take It Back) SED NON SATIATA Album am Stück durchhören zu können, ohne die Sed Non Satiata BLACKUP Skip-Taste zu bemühen. Das liegt wahrschein- FINAL CLUB Die fünf Songs sollten 2010 das letzte Lebens- Ease & Delight lich auch am Verzicht auf sämtliches Füllmate- Blank Entertainment zeichen der Band darstellen, die nach ihrer Split- Alt is the new Neu! Die rial, selbst wenn damit nicht gesagt sein soll, dass Es ist schwer, sich FINAL CLUB zu entziehen, ver- LP mit DAÏTRO als Speerspitze des französischen belgischen Post-Punker jeder Track auch tatsächlich ein Hit ist. CALIBAN dammt schwer. Robert weiß das auch: „Als mir Screamo gehandelt wurde. Nun ist aber doch von BLACKUP klingen haben sich Zeit genommen bei Songwriting und die Jungs die Songs geschickt haben, musste nicht Schluss: „Nächstes Jahr gibt es eine neue jedenfalls alles andere Songauswahl, und das hört man. „I Am Nemesis“ ich die Platte einfach machen.“ So schlicht Platte bei Echo Canyon und uns“, verrät Robert. als aktuell. Mono- ist kein Konzeptalbum, aber ein Album mit Kon- das klingt, es ist absolut verständlich. Mit sei- Solange heißt es abwarten, Kaffee trinken und tone Bassläufe trei- zept. (Century Media/EMI) André Jahn nem einzigartigen Mix aus schnoddrigem Pop- die Selbstbetitelte hören. Den langatmigen ben die Songs in bester Punk, entspannter Surf-Attitüde und arty Noise- Trademark-Sound ihrer Landsleute haben SED WIPERS-Manier nach COLISEUM Rock-Ausfl ügen, abgerundet durch fantastische NON SATIATA drauf. Getragene, melancholische vorn, dazu gibt es in manchen Momenten Par- Parasites Texte, schießt „Blank Entertainment“ von Null Songs, die niemals auch nur ansatzweise lang- tystimmung à la THE HIVES. Passt nicht zusam- Parasiten sind in hohem Maße spezialisierte auf moderner Klassiker in kaum 34 Minuten. Ein- weilig werden und von der ersten bis zur letzten men? Irgendwie schon. „Ease & Delight“ ist die Lebewesen, die sich oft auf nur eine einzige gängig und abwechslungsreich, mal wütend, mal Sekunde eine einzigartige, dichte Atmosphäre Art Platte, bei der man den Gastgeber nach dem Wirtsart beschränken. „Parasites“, die neue fröhlich, mal deprimiert. Rundum fantastisch. schaffen. (Adagio830/Echo Canyon/Protago- Namen der Band fragt, sobald sie auf seiner EP von COLISEUM, bedient sich dagegen fast „Eine der erfrischendsten Bands, die ich in letz- nist) Kristoffer Cornils Party im Hintergrund gespielt wird. Doch wie das überall: natürlich bei Punk und Hardcore, aber

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auch bei Südstaaten-Metal oder Indie-Rock. kurz vorher noch ein wenig nach RAGE AGAINST gutes Konzert abzulie- entwickeln, dabei zuse- Die Hälfte der acht Songs wurde bereits im Juli THE MACHINE klang. Aber genug, am Ende klebt fern. Glücklicherweise hends polierter zu klin- 2010 aufgenommen, ein weiterer letzten Mai, auf jedem der für insgesamt zehn Songs über- ließen uns die Herren gen und irgendwann die anderen sind wohl Überbleibsel des letzten durchschnittlich vielen unterschiedlichen Parts um Sängerin Sarah de in an Perfektion gren- Albums „House With A Curse“. Dass „Parasites“ ein entsprechender Bandname, ohne dass „The Castro nach der Tren- zender Tightness zu letztendlich kein geschlossenes Bild bietet, ist Red Giant“ zutreffend beschrieben wäre. Ein ein- nung nicht allzu lange zocken, wütet weiter. jedoch nicht tragisch, sondern passt zum Cha- deutiges Urteil verweigert das Album auch nach auf neues Material war- Die Typhus-Marie waren rakter einer Band, die sich ohnehin nur schwer mehreren Durchläufen, es scheint nur durch ten: Die neue Maschine NASUM, die Bands wie fassen lässt. (Temporary Residence/Cargo) seine Aggression und Kürze nicht völlig in seine heißt CONMOTO und ballert ihren Hardcore- ROTTEN SOUND, DEATHBOUND, LENG TCH’E Thomas Renz Bestandteile zu zerfallen. Trotzdem ist es irgend- Punk mit mindestens genauso viel Leidenschaft oder COLDWORKER angeniest haben. Nun kön- wie geil. Einerseits klingen CENTURY wie eine durch den Äther. Sarah selbst übernimmt bei nen einen Viren bekanntlich ganz schön fl ach- dieser modernen, alles zuwuchernden Scenes- CONMOTO die Lead-Vocals, was dem Sound eine legen, und tatsächlich fehlte manchen Bands in reissue review terbands zwischen New Metal und Metalcore, angenehme Frischzellenkur verpasst. Irgend- der Folge die rechte Spannkraft. Andererseits deren individuelle Nische jeweils so winzig ist, wie haben sie es geschafft, dass alle Experimente weiß man aus dem Kino, dass Viren auch Super- dass schon aus minimaler Entfernung nur noch wunderbar aufgehen, dass sich hinreißender kräfte entfesseln können, was den Glückliche- COALESCE Oberfl äche erkennbar bleibt, andererseits rei- Popgesang wie in „Cutting off“ wunderbar mit ren schnelle Sprints, hohe Sprünge und mäch- Give Them Rope chen die packenden Momente, die aus dem Lärm exaltiertem Screamo-Geschrei wie in „Borders tige Hiebe ermöglicht. COLDWORKER gehörten Es gibt wenige Alben, interessant aufblitzenden Textfragmente und & fl ights“ ergänzt – manchmal, wie bei „Golden bis zur letzten Platte noch tendenziell zur Kate- die eine Neuaufl age bemerkenswerte Songs wie „In hell“ für einen dawn“, auch alles innerhalb eines Drei-Minuten- gorie der Betthüter. Nicht schlecht, aber ein so verdient haben, wie positiven Gesamteindruck – auch wenn man den Songs. Hauptsache schnell, schnell, schnell. Und wenig weich im Oberkörper. Die neue Platte bie- das Debüt von COA- mit Worten nicht so recht vermitteln kann. (Pros- da die eigentlichen Stärken der Band bekannter- tet natürlich noch mehr Death Metal als der Vor- LESCE. Als „Give Them thetic/Cargo) Ingo Rieser maßen auf der Bühne liegen, kann wohl beden- gänger, doch mittlerweile ist der Patient auf dem Rope“ 1998 erschien, kenlos behauptet werden, dass CONMOTO allen Weg, seine Superheldenfähigkeit zu entwickeln. ging allerdings so ziem- CONFESSION Menschen Spaß machen werden, die auf elektri- Das Album, das von einem coolen, Steampunk- lich alles schief, was The Long Way Home sche Gitarren stehen. (Nois-O-Lution/Indigo) Cover geziert wird, das an „Metropolis“ erinnert, sich die Band von diesem Album erhofft hatte: CONFESSION gehören Benedikt Ernst hat Speed, Prägnanz und Punch im richtigen Ver- Die Veröffentlichung zögerte sich ewig hinaus, zu der Sorte Band, die hältnis und die besten Riffs der Bandgeschichte. das Artwork war falsch und der Sound mise- es einem Rezensenten COPYKILL Das ergibt eine rasante, abwechslungsreich cho- rabel. In den Augen von COALESCE also ein leicht macht, etwas über New World Error reografi erte Death-Metal-Abreibung mit fl ie- adäquater Fehlstart. Viele Musikfans sahen das sie zu schreiben. Man Mit cool Mitwippen ist genden Fäusten und wirbelnden Haaren. (Liste- anders: „Give Them Rope“ gab dem Hardcore hat noch nicht einmal hier nicht viel. Dafür ist nable/Soulfood) Hendrik Lukas eine damals dringend benötigte Alternative jen- die erste Minute zu Ende „New World Error“ teil- seits des Metal und eröffnete den Freigeistern gehört, da läuft schon weise viel zu schnell und DEAF HAVANA der Szene endlich die Möglichkeit, die Weiten das ganz große Kopfkino. Der Vorgänger „Can- verfrickelt. Aber nur um Fools And Worthless Liars des musikalischen Chaos zu erkunden. Alleine cer“ bündelte die Atmosphäre von MISERY SIG- dann mindestens ein- Der Legende nach das kongeniale Zusammenspiel von Jes Steine- NALS und die Attitüde von THE GHOST INSIDE. mal pro Song einen ton- macht Absinth bei über- ger (Gitarre) und (Gesang) reicht Klingt komisch, war aber so. Das kommt eben nenschweren Break- mäßigem Genuss min- aus, um zu erkennen, wie grandios dieses Album raus, wenn der ehemalige Sänger von I KILLED down vom Stapel zu lassen. Typisch COPYKILL destens blind, taub, ist. Die Neuaufl age kommt als schickes Doppel- THE PROM QUEEN eine neue Band am Start – hier wird überaus facettenreich gemosht. Alles impotent oder verrückt. album und enthält beide Versionen von „Give hat. Ach ja, Australier sind die Jungs auch noch. sehr riffl astig, stets variabel im Tempo und plan- Man sagt, van Gogh Them Rope“ – die originale und die neu gemixte Australien + Metalcore = immer gut. Noch mehr voll strukturiert. Ein Metal/Hardcore-Puzzle, habe sich sein Ohr nach und gemasterte. Ein interessanter Ansatz, denn Namedropping gefällig? CONFESSION gehen das sich am Ende passgenau zusammenfügt. ein paar Gläschen des so hat man nun endlich die Möglichkeit zu ver- zusammen mit auf Tour. PARK- Sänger Christian Mattheis ist leider nicht mehr giftgrünen Schnäpschens abschnitten. Havana gleichen, zu streiten und zu analysieren, dass es WAY DRIVE + egal was = immer gut. Da hat man dabei. In der Pfl icht steht jetzt Sascha Kargo- Rum verhält sich gegenüber Absinth wie eine eine wahre Freude ist. (Relapse/Rough Trade) schon beim Auspacken der CD feuchte Hände. scha. Der macht seine Arbeit sehr solide, wenn Babypuppe zu einem Tyrannosaurus Rex. Taub Martin Schmidt Die Band um Sänger Michael Crafter verlässt auch nicht sehr abwechslungsreich, und damit macht er – zumindest, was meine eigene Erfah- sich aber nicht nur auf ihre Vorschusslorbee- subjektiv nicht unbedingt besser als sein Vor- rung angeht – erst einmal nicht. Dafür ist Havana ren, sondern liefert auch musikalisch ab. Metal- gänger. Trotzdem danke für die Texte, die kom- der Schnaps, den man sich öfter einmal mit Cola CENTURY core der alten, oder sagen wir lieber: der aust- men nämlich ohne 08/15-Geprolle aus und bei oder Ingwerbier zu Gemüte führt, weil er nicht zu The Red Giant ralischen Schule. Keine Überraschungen, immer mir gut an. Meine Empfehlung für stämmige Voll- stark schmeckt, aber dennoch früher oder später Aus Carson Slovaks Pro- schön geradeaus und mit viel Groove versehen. bartträger, Beatdownfans, die sich 2012 weiter- Wirkung zeigt. Ähnlich ist es mit DEAF HAVANA. jekt CENTURY ist mitt- Hier und da mal cleane Vocals, dazu viele Mosh- entwickeln wollen, Positive-Hardcore-Hörer, Der Geschmack von „Fools And Worthless Liars“ lerweile fast eine regu- parts. Besser können es nur ganz wenige. (Life- die gemerkt haben, dass diese Anti-Violence- ist nicht prägnant genug, um wirklich aus dem läre Band geworden, force/Soulfood) Frank Engelhardt Masche auf Dauer doch nicht so cool ist, und versammelten Schnapsschränkchen herauszu- die nach vielem klingt, alle, die keine Lust mehr haben, im - stechen, doch als Mixgetränk ist das Album all am wenigsten eigent- CONMOTO T-Shirt herumzulaufen und jetzt irgendwie voll jenen zu empfehlen, die den ganzen Abend kon- lich nach Slovaks Trust- Cut Cut Cut subversiv drauf sind. (Dead Serious/Cargo) stant trinken wollen, ohne wirklich zu entgleisen kill-Outfi t ARMSBEND- Über die vor zwei Jahren verblichenen BUBONIX Georg Büchner oder am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen BACK. Obwohl, ein bisschen schon, zum Beispiel aus Limburg hörte man häufi g den Satz: „Die sind aufzuwachen. Um die schlimme, auf den Band- wenn nach zwei Songs Gewüte (irgendwo zwi- geil, die habe ich irgendwo mal live gesehen.“ COLDWORKER namen gründende Metaphorik dieser Rezension schen CONVERGE, MOST PRECIOUS BLOOD und Ob als Support der Großen oder als Headliner The Doomsayer’s Call aufzulösen: DEAF HAVANA klingen rockiger als GLASSJAW) plötzlich Kevin Martin von CANDLE- im Juze vor hundert besoffenen Punks: Die Band Das Virus, das Grindcore-Musiker veranlasst, erwartet, und das höre ich auf jeden Falle lieber BOX zu singen ansetzt – bei einem Song, der hatte einfach den Dreh raus, immer ein richtig ihren Sound immer mehr zum Death Metal zu im Radio als den einhundertsten Song von David

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Guetta. Würde ich Radio hören. Eine Beobach- sind DIM MAK-Riffs, die Blasts können nur in die- ELENDSTOURISTEN großen Fußstapfen seines Vorgängers auszu- tung am Rande: Mir fällt es wirklich schwer, DEAF sem Kontext klingen, wie sie klingen, die Grooves Hybris füllen. Auch textlich kommt die EP eher platt HAVANA von KIDS IN GLASS HOUSES zu unter- haben nichts von den generischen Breakdowns Dass es sich hier um eine Hardcore/Punk-Band daher. Der Opener hat zwar ein gewisses Hit- scheiden. Prost. (BMG/Rough Trade) weniger talentierter Komponisten, und sich der- handelt, verrät schon der Bandname. Und zwar potenzial, ist mit seinem „Hey, fuck the world!“- Birte Wiemann art in die Hirnwindungen fräsende Gesangslinien nicht um die fröhliche Sauf- und Spaßfraktion, Refrain aber unheimlich penetrant. Nicht viel gibt es nur hier. Das Resultat ist der Brücken- wie man spätestens beim Überfl iegen der Song- anders läuft es bei den restlichen Stücken – alle DEATH schlag zwischen dem spieltechnischen Anspruch titel erkennt: „Keine Hoffnung“, „Desillusion“, haben eines gemeinsam: Sie nutzen sich nach Individual Thought Patterns des Genres und der strukturellen Klarheit von „Stillstand“, „Krank und pervers“. Dementspre- ein paar Durchgängen ab. Am besten ist noch Diese Platte führte 1993 den mit dem Vorgän- Popmusik. Der überragende Vorgänger „Knives chend angepisst klingen die Herren aus dem Pott „True colours“ ausgefallen, was wohl daran liegt, ger „Human“ eingeschlagenen Weg fort: tech- Of Ice“ war noch eine Nummer extremer, hysteri- auf ihrem Debütalbum dann auch. Die gegrölten dass an einem 36-sekündigen Räumkommando nisch anspruchsvoller Death Metal, komplex scher, hypnotischer, doch auch „The Emergence Vocals passen zum dreckigen Sound, sind aber nichts falsch sein kann. Am Ende dieser kümmer- arrangiert, aber nie verkünstelt, zu verkopft oder Of Reptilian Altars“ ist wieder eine Lehrstunde in stellenweise ein wenig gewöhnungsbedürftig. lichen acht Minuten steht man da und hat das in selbstverliebtes Gedudel ausartend. Dafür Sachen Komposition. (Willowtip) Hendrik Lukas Soundmäßig geht „Hybris“ somit stark in Rich- Gefühl, nichts, aber auch gar nichts Erinnerungs- war dem 2001 an einem Hirntumor gestorbe- tung RAWSIDE, wobei den ELENDSTOURISTEN würdiges gehört zu haben. Wäre diese EP der nen Chuck Schuldiner auch zu sehr daran gele- DODECAHEDRON hier und da ein wenig mehr Abwechslung guttun Feder von Newcomern entsprungen, hätte man gen, den Song an sich nicht aus den Augen zu Dodecahedron könnte. (Pest&Cholera/New Music) Kai Jorzyk es geduldig hingenommen. So aber ist „Death Is verlieren. Zwar werfen manche Kritiker „Indivi- DODECAHEDRON kom- Birth“ eine völlige Enttäuschung. (Thirty Days Of dual Thought Patterns“ genau das vor, aber über men aus den Nieder- Night) Alessandro Weiroster so etwas wird natürlich gerne gestritten. Mir fi el landen und haben sich In Some Way, Shape, Or Form damals der Zugang anfangs auch schwer, heute nicht weniger auf die Ein „Fairweather friend“ GOATWHORE hätte ich Schwierigkeiten, DEATHs fünftes Album pechschwarzen Fahnen ist jemand, der nur mit Blood For The Master gegen ein anderes auszuspielen. (Relapse/ geschrieben hat, als uns einem befreundet ist, Keine andere Stadt Rough Trade) André Bohnensack mit ihrem Debütalbum wenn es für ihn von scheint ihre Musiker die nächste Stufe des Vorteil ist, und bei den so sehr zu prägen wie DIM MAK zu präsentieren. Reichlich verwe- geringsten Anzeichen New Orleans. Trotz der The Emergence Of Reptilian Altars gen für eine Band, die bislang nur ein paar Demo- von Problemen wie- großen musikalischen Die im Tech Death übli- tracks veröffentlicht hat. Ferner muss man sich der verschwindet. Der Bandbreite, die die che musikalische Infor- fragen: Haben DEATHSPELL OMEGA den Black gleichnamige Song auf „In Some Way, Shape, Stadt ausspuckt, haben mationsdichte ist Metal nicht schon lange in Sphären gehoben, die Or Form“ scheint eine vorauseilende Abrech- so unterschiedliche zunächst einmal keine sich vor zehn Jahren nicht einmal die kühnsten nung mit denen zu sein, die sich von FOUR YEAR Bands wie EXHORDER, DOWN, TUNGSTEN oder Kunst, sondern das Fantasten hätten vorstellen können? DODECA- STRONG mit ihrem neuen Album abwenden. Und FLOODGATE dasselbe fi ebrige, verschwitzte, Ergebnis disziplinierten HEDRONs Album geht also mit immensem Bal- dafür gibt es leider einige Gründe. Natürlich hat molltönende Südstaaten-Feeling gemein. Das Übens. Die Kunst ereig- last ins Rennen. Dort schlagen sich die sieben sich die mittlerweile zum Quartett geschrumpfte mag auch am Inzuchtphänomen liegen, denn in net sich auf mehreren, Songs jedoch mehr als beachtlich: Das Album Band, die ihren Keyboarder rausgeworfen hat, da dieser Stadt hat so gut wie jeder schon einmal meist unerreichten Ebenen abseits bloßer Fin- offenbart sich als zugleich atonales und melodi- er nicht mehr zum Sound passte, nicht vollkom- mit jedem gespielt. Bei GOATWHORE geben sich gerfertigkeit. Etwa bei der Aufl ösung des schein- sches Avantgarde-Kunstwerk, das neben seiner men verändert. Aber manchmal sind es die klei- folgerichtig Leute von SOILENT GREEN, EYEHA- baren Widerspruchs von Frickel-Bolz-Blast- technischen Raffi nesse auch durch die authen- nen Dinge, die von großer Tragweite sind. Man TEGOD, ACID BATH und CROWBAR ein Stelldich- Geballer und Hookline. Oder der Erschaffung tische Atmosphäre überzeugt. An den bereits könnte der Band unterstellen, dass sie versu- ein. In ihrem Black-Death-Thrash-Gebräu fi n- unterscheidbarer Songs. Und das womöglich erwähnten DEATHSPELL OMEGA werden DODE- che, sich mehr dem Mainstream zu öffnen, letzt- det sich im Vergleich am wenigsten NOLA-Sig- noch unter Herausbildung einer eigenen Identi- CAHEDRON sich zwar noch eine Weile abarbei- endlich dürfte das aber am großen Manko des nature-Sound – denn wo SOILENT GREEN die tät. Auftritt DIM MAK. Vier Virtuosen mit bereits ten, und auch die nächste Stufe des Black Metal Albums scheitern: Es gibt keine Hits. Wo die bei- Gitarre singen lassen und FLOODGATEs Kyle Tho- unverkennbaren individuellen Stilen verschmel- ist mit diesem Album noch nicht erreicht – der den Vorgänger noch mit Pop-Punk-Perlen mit mas mit einer der besten Stimmen der Rockszene zen zu einem Ganzen, ausgestattet mit einer Weg dorthin wurde aber schon einmal selbstbe- Breakdowns punkteten, krankt „In Some Way, wuchert, wird bei des Gehörnten Huren ätzend, Eigenständigkeit, die an der Schaffung eines wusst eingeschlagen. (Season Of Mist/Soulfood) Shape, Or Form“ durchgehend an einem Mangel basisch, punkig und melodiearm gerödelt. CELTIC neuen Subgenres grenzt. Die göttlichen Riffs Martin Schmidt an Höhepunkten. Da scheint der Song „Fairwea- FROST, VENOM und DARKTHRONE heißen die ther friend“ ein geschickter Schachzug, dreht er Vorbilder. Was die Band auszeichnet, ist neben doch den Spieß um: Die Band erweckt den Ein- der unbestreitbaren Energie eine gewisse Eigen- unsigned reviews druck, der Fan müsse diese Entwicklung mittra- ständigkeit, jedoch auch eine etwas unspan- gen. Natürlich kann man einer Band nicht in ihre nende Gitarrenarbeit und eine Armut an Hits. Das Entwicklung reinreden. Aber man muss auch einte alle bisherigen Alben der Band und ist auch ELDERSTREAM schaft, kreieren MANTRA SECT eigentümlich nicht alles mitmachen. (Decaydance/Universal) bei „Blood For The Master“ nicht anders. (Metal Let Your Spirit Soar schöne Musik, von latenter Schwermut durch- Dennis Meyer Blade/Sony) Hendrik Lukas Bei den einschlägigen sozialen Netzwerken zogen, spannend, Genregrenzen sprengend, steht, dass dies ein Debüt und ELDERSTREAM jedoch ideell klar im Punk verwurzelt. Die Vor- GALLOWS HAL eine progressive Rockband aus Aschaffenburg stellung einer Jamsession mit KILLING JOKE und Death Is Birth Cursed ist, die mit vollem Herzen musiziert. Ich kenne KYLESA bietet nur eine vage Vorstellung von der GALLOWS ohne Frank Darf ich vorstellen: eine Band aus Leipzig, die klingt ein bisschen wie Großartigkeit dieser Band. (reverbnation.com/ Carter? Das ist wie Bier HAL aus dem maleri- DEFTONES, und ein bisschen wie diese Leipzi- mantrasect) Hendrik Lukas ohne Schaum. Wie Sex schen Dornbirn in Öster- ger Band klingen auch ELDERSTREAM. Ganz geil ohne Orgasmus. Wie reich. Nach fünf über die eigentlich. Eine charismatische Stimme und alles SEEDS OF BLOOD „Wer wird Millionär?“ Jahre verteilten Demos geht gut nach vorn! „Let Your Spirit Soar“ kann An Unpromising Path ohne Jauch. Nun war das erscheint unter Mit- man wirklich gut hören und ist ein deutlicher Hin- Sie: „Das ist doch!?“ Er: „Nee, ist er nicht!“ Sie: letzte Album, „Grey Bri- hilfe von Silent Noise weis darauf, dass man die Band im Auge behalten „Sicher? Aber der hört sich genauso an!“ Der tain“, musikalisch voll- Records nun das schlicht sollte! (facebook.com/elderstream) Nils Wittrock Blick ins Booklet gibt Klarheit: kein Mitch Lucker, kommen überzeugend. Doch zum Meisterwerk in dämonischem Look daherkommende Debüt. sondern ein gewisser Stefan Wiesinger am Mik- machten diese Platte erst der charismatische Laut Pressetext „melodischer Uptempo-Metal- LIGHT YOUR ANCHOR rofon. SEEDS OF BLOOD erinnern nicht nur Gesang Carters sowie seine nihilistischen Texte. core“, laut Assoziation des Rezensenten ziem- Light Your Anchor stimmlich an SUICIDE SILENCE – und zwar an die Mit Wade MacNeil am Mikro irren GALLOWS lich nahe an DARKEST HOUR. Aber die Gen- Drei Songs, zehn Minuten, zwei Bandmitglieder. gute alte Zeit von „No pity for a coward“. Ja, so etwas gesichtlos umher. Der ehemalige ALEXI- rebeschreibung trifft schon ziemlich gut, was Mehr braucht es manchmal nicht. LIGHT YOUR gut ist dieses Album. Der Vergleich mit den Köni- SONFIRE-Gitarrist gibt einen grundsoliden Ein- „Cursed“ zu bieten hat. Nach einem knapp zwei- ANCHOR aus Hamburg fi nden keine passenden gen des Genres ist natürlich zu einfach, weil zu stand, klingt aber so wie zig andere Hardcore- minütigen Intro geht es nämlich ziemlich sofort in Mitmusiker (gibt es nur noch so wenige Straight naheliegend. Aber wie sonst sagt man am wir- Shouter und probiert etwas zu sehr, die über- die Vollen. Geschwindigkeit und Intensität lassen Edger?) und machen konsequenterweise ein- kungsvollsten: Bitte, liebe Leser, holt euch sofort fach alles selbst. Musikalisch gibt es Punkrock „An Unpromising Path“? Jetzt noch ein Lebens- mit Breakdowns. Das ist in Zeiten von FOUR YEAR zeichen von ALL FALLS DOWN und der Öster- STRONG vielleicht nicht das Innovativste, dafür reichurlaub ist beschlossene Sache. (facebook. geht das Duo diese Mischung sehr konsequent an com/seedsofblood) Frank Engelhardt – die Pop-Punk-Parts erinnern an die Blütezeit des Genres in den Neunzigern, die Breakdowns SPIRES sind nicht weichgespült. Man kann der Band nur Spiral Of Ascension weitere Mitglieder wünschen, damit es nicht bei Dieses selbst produzierte Debüt hat alles, was diesen drei Songs bleibt. (facebook.com/lighty- eine professionelle Veröffentlichung ausmacht, ouranchor) Dennis Meyer und umschifft so manche Klippe, an der etab- lierte Bands gern zerschellen. SPIRES vermen- MANTRA SECT gen Progressive und Death Metal, reichern das The Brave Die Lonely Ganze aber mit vielen weiteren Elementen an. Ob „When I sing it, I mean it!“ Das hört man der Per- komplexe, heftig-frickelige Abfahrten, zweimi- formance von Gus Chambers (GRIP INC.) wahr- nütige Akustik-Instrumentals oder viertelstün- lich bei jeder Silbe an. Wenige Rocksänger ver- dige, zu großen Teilen ebenso ruhige wie melo- mögen es, ihre Texte so ausdrucksvoll und ein- dische Epen – erlaubt ist, was gefällt und funk- dringlich zu durchleben, kaum einer besitzt so tioniert. Um das Ergebnis ungefähr einschätz- eine markerschütternde Power und Präsenz. bar zu machen, möge man sich die Schnittmenge MANTRA SECT wurden kurz vor Chambers Tod aus , späten DEATH, MASTODON und einer mit Freunden aus früheren Zeiten gegründet. Prise CYNIC vorstellen, ohne dass wirklich deutli- Gekrönt von ebenso kämpferischen wie poe- che Parallelen zu einer der Bands bestünden. Die tischen Betrachtungen der Ideale, Ikonen und werden ganz bestimmt groß. (spiresband.co.uk) Opfer unserer Leistungs- und Konsumgesell- Hendrik Lukas

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dabei über die gesamte Distanz kaum nach, ein- che Kontrolle zu erlangen, würde sicher der eine den Trümmern eines abgebrannten Schlacht- willkommen. Wie gehabt, sind die weiteren Teil- zig beim Instrumental in der Mitte wird zuguns- oder andere einen Pakt mit dem Teufel einge- hofs gekrochen, um der Welt einen schleimigen nehmer des Events AMEBIX, ASPHYX, REPUL- ten von Melodie und Groove mal auf die volle hen. Was machen THE INTERSPHERE nun auf Klumpen Rock’n’Roll vor die Füße zu schmei- SION und die alten BOLT THROWER – es handelt Breitseite verzichtet. Und noch eine Besonder- ihrem zweiten Album daraus? Zweifelsohne sehr ßen. Klingt prollig, ist es auch. Die Band vereint sich also um ein Seniorenrennen und damit um heit sticht ins Auge: „HAL’s kitchen“. Dass unsere gute Popmusik, die von einer fetten Produktion die krawallige Punk-Energie von gute, altmodische Brutalität. Neumodischer und Nachbarn aus den Bergen einen Hang zur guten optimal in Szene gesetzt wird. Elf Songs, die mit und VALIENT THORR mit den breitärschigen Riffs irgendwie feingliedriger Krams wird außen vor Küche haben, ist ja kein Geheimnis, aber metal- wenigen Ausnahmen ohne Weiteres ins Radio von HELMET. Wenn es sein muss, gibt es in Songs gelassen – die Veranstaltung heißt ja schließ- lische Haute Cuisine? Wer sich mal den Text des passen würden. Die klingen, als hätte man bei wie „Sucking diesel“ auch mal einen schmieri- lich LANDMINE MARATHON und nicht „Advan- besagten Musikstückes zu Gemüte führt, kann einem „Wie komponiere ich einen Hit?“-Semi- gen Glam-Rock-Chorus zu hören. Und sollte man ced Tactical Laser Marathon“. Kampfrichterin im Stil des aus dem Internet bekannten „Vegan nar an der Mannheimer Popakademie – und nicht auf dem versifften Boden ausrutschen, darf Grace Perry peitscht die Läufer wie immer Gift Black Metal Chef“ ohne viel Mühe ein leckeres eben dort liegt auch der Ursprung der Band – bei Stücken wie „Boke“ sogar getanzt werden. Es und Galle keifend Richtung nächstes Massaker. Lamm à la HAL zaubern. Na dann: Guten Appetit! sehr gut aufgepasst. THE INTERSPHERE haftet in ist schon höchst obskur, was LAFARO da veran- Das Fehlen eines Schauplatzwechsels mag auf (Silent Noise/Twilight) André Jahn allen Songs eine gewisse Gefälligkeit an, die mich stalten. Man möchte das Gesicht verziehen und viele mit der Zeit ebenso wenig zielführend wir- persönlich abstößt. Nur so kann ich mir erklä- in Richtung Bühne schreien: „Hey, ihr bärtigen ken wie ein Minenfeld anziehend, doch bei LAND- HERRATIK ren, warum dann doch nicht viel hängen bleibt, Saufnasen, die Neunziger sind vorbei, also bringt MINE MARATHON freut man sich nach dem einen, Compromise Gone außer vielleicht der etwas böswilligen Unterstel- mal ein bisschen Substanz in eure Musik! Und gerade einmal so überstandenen Kampf schon Zählt man die Alben mit, die noch unter dem lung „Da hat jemand versucht, ein wenig zu klin- hört um Gottes Willen mit dieser albernen Head- wieder auf den nächsten. Die simple Frage, ob Namen ABORTUS erschienen sind, so ist „Com- gen wie ...“. Das ist schade, und ich hoffe, dass es bangerei auf!“ Doch spätestens nach der Bierdu- man das alles überleben wird, bleibt spannend. promise Gone“ immerhin schon die vierte Platte nur mir so geht, denn eigentlich müsste die Platte sche, die man daraufhin von dem dicken Typen (Prosthetic/Sony) Hendrik Lukas der Australier. In der Schnittmenge aus Death richtig gut sein. (Long Branch/SPV) Nils Wittrock aus dem Moshpit bekäme, würde man feststellen, und tummeln sich nun nicht gerade wie bescheuert das eigentlich klingt. Also hoch LIBERTEER wenige Bands, so dass man schnell in der Masse THE JAMES CLEAVER QUINTET die Tassen und runter mit den Hosen. Oder so. Better To Die On Your Feet untergeht, wenn man nicht den einen oder ande- That Was Then, This Is Now (Smalltown/Cargo) Benedikt Ernst Than Live On Your Knees ren markanten Zug entwickelt. Das ist durchaus Wäre diese Band ein Es ist eine ganze Weile gelungen, denn obwohl die Jungs keinen zukünf- Cocktail, würde man THE LINES WE CROSS her, dass mich eine tigen Klassiker abliefern, so finden sich doch sehr THE DILLINGER ESCAPE The Lines We Cross Grindcore-Platte wirk- dynamische Songs mit vielen packenden Riffs PLAN mit THE CHA- Meine freundliche Nachbarin hat zu Weih- lich begeistert hat – und schönen Details, die dem Langhaarigen zu RIOT verrühren, dazu nachten zwei Flaschen Bier in Geschenkpapier und wenn man beim einer unterhaltsamen halben Stunde verhelfen. noch einen extra Schuss gepackt und mir geschenkt. Vom Fuze gab es ein Fuze ist, hört man so (Battlegod/Twilight) Hendrik Lukas Noise und Blues geben, paar Tage vorher die neue EP von THE LINES WE einige. Die meisten ver- ein paar Halluzinogene, CROSS. Gepresst auf weißes Vinyl und ebenfalls sanden in einförmigem HOLY FEVER und das Ganze mit einer abrundenden Kopfnote schön verpackt. Die EP war auf jeden Fall schnel- Geballer und sind auch unter größten Anstren- Holy Fever Harmonie ordentlich durchschütteln. Anschlie- ler konsumiert als die zwei Bier – sind ja nur vier gungen nicht auseinanderzuhalten. Umso gei- Dave Weinberg von THE SUICIDE FILE geht mit ßend garniert man den Drink mit aufgespieß- Songs. Die Wirkung beider Präsente war ähn- ler knallen LIBERTEER, ehemals CITIZEN. Nicht seiner neuen Band (mit Kollegen von GIVE UP ten Stechäpfeln, in denen sich bereits Ohrwür- lich nachhaltig. Soll heißen: ein kurzer Spaß und nur das anarchistische Konzept, das sich durch- THE GHOST, THE HOPE CONSPIRACY und THE mer winden, die nur darauf warten, ihre Kör- mäßig effektvoll. THE LINES WE CROSS spie- aus auch in einigen der musikalischen Ideen wie- EXPLOSION einen musikhistorischen Schritt per in dieses schlierenbildende Nass zu tauchen. len gediegenen melodischen Hardcore ohne derfinden lässt, bildet ein Eiland der Wahrheit in zurück und kommt ungefähr in den Sechzigern Wer nun keine Ahnung hat, was er davon halten sich dauernd an die dicken Eier zu greifen. Als einem Ozean aus Diarrhö. Denn vor allem ande- bis Siebzigern an, bei Rock’n’Roll und den Vor- soll, könnte diversen Vorkostern der Presse ver- Zugabe zur EP gibt es einen Donwload-Code, ren sind es natürlich die Songs, die überzeu- läufern von Punk. In der Zeit, in der die STOO- trauen, die das Album schon unter den besten mit dem man das komplette „Screams At Sun- gen müssen. Und das tun sie hier endlich einmal GES den STONES mit „Raw Power“ in den Hintern Platten des Jahres sehen. Zwar sind Geschmä- day Morning“-Album herunterladen kann und ein in vollem Umfang. Lange habe ich nicht mehr so traten. Dennis Lyxzén von REFUSED und Nathan cker verschieden und Meinungen subjektiv, doch gutes Gefühl: TLWC spenden einen Teil des Erlö- geile, in die Birne gehende Riffs von einer Grind- Gray von sind mit T(I)NC bezie- wer sonst schon alles probiert hat oder einfach ses an ein Kinderhospiz. Saubere Sache. (Steel- Band gehört, geschweige denn so klar voneinan- hungsweise THE NEW RECRUITS einen ähnli- nur eine willkommene Abwechslung schätzt, town) Daniel Münch der unterscheidbare Songs. Matthew Widener chen Weg gegangen. Ohne die Zeitreisenlogik sollte es mit THE JAMES CLEAVER QUINTET unbe- hat einfach ein sehr feines Händchen für Arran- unnötig zu strapazieren, kann man in diesen drei dingt versuchen. Aber wenn schon, dann wird hier LANDMINE MARATHON gements – wem dieses Wort in Zusammenhang Songs neben einem händeklatschenden Popver- auch komplett ausgetrunken. Nur daran zu nip- Gallows mit diesem Genre euphemistisch vorkommt, der ständnis den Weg von Rock zu Punk und weiter zu pen, würde die vielen versteckten Momente und Ein Marathon zwi- wird eines Besseren belehrt. Es gibt eingängige BLACK FLAG bereits heraushören. (LifeLine) Facetten in keiner Weise erahnen lassen. Zumin- schen Landminen? In Strukturen, prägnante Kontrapunkte und die Ingo Rieser dest in meiner Hausbar wird ab sofort immer der Realität keine Vor- nötige kreative Energie, um gelegentlich Trom- etwas von diesem wilden Zeug zu finden sein. stellung von sonderlich pete, Flöte, Ukulele oder Keyboardeffekte völ- THE INTERSPHERE (Hassle/Soulfood) Florian Auer hohem Aufforderungs- lig sinnfällig in die siebzehn politischen Manifeste Hold On, Liberty! charakter. Doch sobald zu integrieren. Musikalisch wie inhaltlich drin- Würden gute Musi- LAFARO „Three snake leaves“ gend empfohlen und des freien Platzes zwischen ker automatisch gute Easy Meat den Startschuss gibt, NAPALM DEATH und MARUTA in meinem Regal Musik machen, würde Nordirland. Auf unend- wächst die Freude mit jeder Eruption von Feuer, würdig. (Relapse/Rough Trade) Hendrik Lukas hier wohl gleich das lich weiten Grünflächen Dreck, Blut und Gedärm. Und davon fliegt wie- Album des Jahres her- grasen zottelige Rinder, der eine Menge durch die Gegend. Kein Wun- MINUS TREE einflattern. Moritz Mül- und in den Bars trinken der, denn wir befinden uns noch immer in dem- The Lake Will Bring Everything To Light ler ist bereits jetzt eine rothaarige Menschen selben Feld wie 2006, als der Lauf zum ersten Die vier Italiener MINUS TREE erfinden das Rad Legende und gilt als Whiskey wie Wasser. Mal ausgetragen wurde. Einer Weiterentwicklung nicht neu, haben aber einen Sinn dafür, mit ihm einer der besten Live-Rock-Schlagzeuger seiner Doch irgendwo in dieser stemmt man sich also nach wie vor erfolgreich schöne Wege entlangzufahren. Das Fahrgestell Generation. Und um Christoph Hesslers stimmli- Idylle sind LAFARO aus entgegen, doch das ist in diesem Fall durchaus besteht dabei aus Ambient-mäßigem Hard-

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core. Statt wuchtigen Drop-D-Chords über aus- der Band stammt jeden- Nullen und Einsen, die core-Background. Aber der Mann hat in den letz- gelutschten Beats wird hier lieber auf ein aus- falls von den Malediven das erste Album seiner ten fünfzehn Jahren eben so viele gute Songs geklügeltes Zusammenspiel zwischen ange- und blickt auf eine Ver- neuen Band OFFICE OF geschrieben, dass es langsam schwer wird, die zerrt-transparenten, auch mal höhenlastigen gangenheit mit MORTU- FUTURE PLANS ausma- eigene Messlatte zu überspringen – selbst wenn Gitarrenriffs und einem dynamisch-verspiel- ARY zurück. Als Schlag- chen, haben diese Pro- man die alten GET UP KIDS-Klassiker außen vor ten Schlagzeug gesetzt. Bei turbulenten Fahr- zeuger ist der Amerika- bleme nicht. Zwar sind lässt. „May Day“ mag mich vielleicht nicht an manövern schaltet der konventionell geschriene ner Kevin Talley invol- einige der Songs durch- mein allererstes Mal mit Matt Pryor erinnern, Gesang auch gerne mal ab und lässt die Moto- viert, der aktuell auch aus schnell zugänglich aber immerhin daran, wie gern ich die letzten rengeräusche für sich sprechen. Alles in allem ein bei SIX FEET UNDER und DÅÅTH aktiv ist und (zum Beispiel „Lorelei“), los wird man ihre Melo- Jahre mit ihm zusammen war. Und vielleicht finde Roadtrip, der Spaß macht. (Chorus Of One) über die Jahre Mitglied vieler namhafter Extrem- dien allerdings deutlich schwerer, wenn über- ich das sogar schöner. (Arctic Rodeo/Cargo) Joss Doebler Metal-Bands war. Der Keyboarder stammt wie- haupt. Wesentlichen Anteil daran hat das Cello Thomas Renz derum aus Finnland – Marco Sneck ist mit sei- von Gordon Withers, das die Fundamente vieler THE MIGHTY MIGHTY nen Engagements bei KALMAH und POISON- Lieder oft nur ganz sanft umschmeichelt – wie PREAMP DISASTER BOSSTONES BLACK wohl nicht ausgelastet. Fünf Jahre nach eine hungrige Hauskatze die Beine ihres Besit- Through Woven Branches The Magic Of Youth der Gründung der Band erscheint jetzt ihr ers- zers. Und mundgerecht sind die meisten der PREAMP DISASTER ist eine Schweizer Post- Nostalgie ist ein tes Album. Die Basis des Sounds liegt dabei im zwölf Stücke auch nicht wirklich. Obwohl viele Metal-Band mit ordentlich Doom-Einschlag. schreckliches Gefühl, sie melodischen Death Metal, den die Musiker um nur zwei, drei Minuten dauern, muss man sie ein Die kantigen Testosteronriffs peitschen präzise ist rückwärtsgewandt Industrial-Elemente sowie experimentelle Pas- paar Mal durchkauen, bis man die vielen Schich- durch die stimmige Produktion, das epische Plin- und meistens beglei- sagen erweitern, die bis in Prog-Regionen rei- ten richtig verdauen kann. Dass das alles so gut kerpathos der effektgesättigten Melodien wird tet von einer befremd- chen. Unbeschwert oder einfach nur schön klingt schmeckt, dafür ist auch die hauseigene Zube- durch raubeiniges Gebrüll immer wieder zurecht- lichen Sentimentali- „Decadence“ dabei aber zu keiner Zeit. NOTH- reitung in J. Robbins Studio verantwortlich. „High gestutzt. Jedes Break sitzt, kein Build-up dau- tät. Doch wie will man NEGAL versehen ihren Sound stets mit einer definition flatters every subtle shade of shit“, ert zu lang. Ab und zu gibt es eine elektronische über Ska-Punk spre- melancholischen Stimmung und einem düste- ätzt der Gitarrist und Sänger und lässt seine Frischzellenkur oder ein Cello verbittersüßt den chen, ohne die Nostalgiekeule zu schwingen? In ren Anstrich. Dass die acht Songs auf einer Insel- Songs im besten Sinne des Worte analog klingen. Sound der Band. Trotzdem: Irgendwie wirkt das der Zeit, in der THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES gruppe im Indischen Ozean entstanden sind, ver- „Office Of Future Plans“ ist das Gegenteil von in zu perfekt, zu durchkalkuliert. Die Songstruktu- den Zenit ihrer Relevanz erreicht hatten, konnte mutet man jedenfalls nicht. „Decadence“ ist Plastik eingeschweißtem Käse. (Dischord/Alive) ren sind mitreißend, aber auch vorhersehbar. man im ersten Tony Hawk-Videospiel nur zehn international konkurrenzfähig, das Quäntchen Thomas Renz Letztlich stechen PREAMP DISASTER nur durch Tricks machen, meine Altersgenossen tranken Außergewöhnlichkeit bleibt die Band jedoch ihre enormen handwerklichen Fertigkeiten her- eine alkoholhaltige Limo namens „Rigo“ und Lars schuldig. (Season Of Mist/Soulfood) Arne Kupetz PAAN aus. Schade. (Subversiv/Cargo) Kristoffer Cornils Ulrich hätte seine Großmutter verklagt, wenn Sounds Like Chewbacca Is Taking A Shit sie bei Napster mit drei Kilobyte pro Sekunde OUTCAST Sehr erfreulich: Bei PAAN machen ein paar junge PSYCROPTIC ein METALLICA-Stück heruntergeladen hätte. Awaken The Reason Männer mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne lau- The Inherited Repression Schon mit dem Albumtitel „The Magic Of Youth“ Es wäre müßig, dar- nigen Screamo ohne überflüssiges Elektroge- Stimmt, PSYCROPTIC stimmen die BOSSTONES selbst auf die Reminis- über zu philosophie- döns. Die Songs, die PAAN von Anfang an durch- haben 2008 auf Nuc- zenzen an vergangene Zeiten ein. Glücklicher- ren, was OUTCAST sti- nummeriert haben, sind clever, dezent vertrackt lear Blast „(Ob)Servant“ weise ist die Band immer noch das, was sie schon listisch treiben. Jede und treten gewaltig Ärsche. Freunde von alber- veröffentlicht. In der immer war: eine reine Spaßrakete, nicht mehr Charakterisierung ist nen Schenkelklopfern kommen bereits mit dem schnelllebigen Tech- und schon gar nicht weniger. Das ewig gleiche zum Scheitern verur- beknackten Albumtitel auf ihre Kosten und Men- Death-Szene sind drei Ensemble aus Powerchords, Off-Beats, Blech- teilt, weil sich das Quin- schen, die immer auf der Suche nach einer tie- Jahre allerdings eine bläsern und Dicky Barretts knurrigem Gesang tett aus gängi- feren Bedeutung von Songtexten sind, haben gefühlte Ewigkeit. Da geht ebenso schnell ins Ohr, wie es aus selbi- gen Konventionen konsequent verweigert und mit Zeilen wie „Du bist die Reinkarnation dei- besteht die Gefahr, durchs Raster zu fallen – vor gem wieder verschwindet. Was bleibt, sind ein einen sehr experimentellen Ansatz pflegt. Des- ner eigenen Scheiße“ auch erst mal was zu tun. allem wenn man wie PSYCROPTIC vom anderen paar fröhliche Stunden und das beunruhigende halb ist allenfalls das Feld der potenziellen Hörer Macht Laune! (Lala/Stalin Wants To Eat Your Ende der Welt kommt. Verglichen mit den Ext- Gefühl, dass der eigene Körper mehr Verfallser- abzustecken. Die Franzosen dürften das Djent- Rooster) Benedikt Ernst rem-Fricklern fahren die Aust- scheinungen zeigt als eine alternde Ska-Punk- Lager ebenso ansprechen wie Prog-Death- ralier eher die „klassische“ Tech-Death-Schiene, Band aus . (Rude/Cargo) Benedikt Ernst Metal- und Deathcore-Anhänger. „Awaken The MATT PRYOR leicht verdauliche Kost gibt es aber auch hier Reason“ ist kein Album, das leicht zu konsumie- May Day nicht. Angesichts der Vielzahl sich überstürzen- MOSFET ren ist oder seine Klasse vorschnell offenbart. „Manchmal überra- der Blastbeats, wilder Riffs und Breaks sowie der Deathlike Thrash’n’Roll OUTCAST fordern sich und ihren Hörern einiges schen einen die Künst- rigorosen Brutalität ist man für das ausbalan- Wer beim Anblick des Stetson tragenden Toten- ab, wenn sie sich mit Breaks, bissigem Stakkato, ler, mit denen man eh cierte Songwriting dankbar, das auch ruppigen kopfs auf dem Cover und dem Plattentitel noch Math-Rock-Anleihen und Polyrhythmik durch ihr schon absolut vertraut Groove, massives Mid-Tempo und atmosphäri- nicht gepeilt hat, worum es bei MOSFET geht, drittes Album spielen. Doch da sind auch melodi- ist, doch noch mal und sches Schwelgen umfasst. Der cleveren Kombi- dem helfen die Samples zu Beginn des Ope- sche Fragmente, zwanglose Rock-Passagen und unterstreichen ihre Bril- nation aus komplexer Rhythmik und einfachem ners auf die Sprünge. Erst lädt einer eine Knarre Clean-Gesang, die Eingängigkeit vorgaukeln und lanz, indem sie dich an Prügeln kommt dabei eine besondere Rolle zu, durch, dann röhrt die Harley. Musik für Män- Wiedererkennung versprechen. Frickelkost zum das Gefühl erinnern, und die aggressive Attitüde der Platte wird nie- ner. Männer, die kein Problem mit der Glorifizie- Selbstzweck gibt es von den erfahrenen Sound- das du hattest, als du ihre Stimme zum allerers- mals in Frage gestellt. Besonders diese ermög- rung amerikanischer Nationalheiligtümer haben. tüftlern nicht. Wer Platten von GOJIRA, TEXTU- ten Mal gehörst hast“, zitiert Aiko Kempen in sei- licht es PSYCROPTIC, auf „The Inherited Repres- Abgesehen vom White-Trash-Image könnte RES, HACRIDE oder abfeiert, wird ner Rezension des Soloalbums von John K. Sam- sion“ so kompromisslos, brutal und intensiv auf- die Scheibe nicht passender benannt sein, und „Awaken The Reason“ schnell verfallen. (Liste- son den englischen Singer/Songwriter Frank Tur- zutreten. (/Warner) Arne Kupetz Songtitel wie „A rowdy’s warfare“, „Angel’s nable/Soulfood) Arne Kupetz ner. Mit dem Werk von Matt Pryor bin ich sogar piss and devil’s jism“ oder „Stinky pants blues“ bestens vertraut – mit seinem ersten Soloalbum JOHN K. SAMSON beschreiben die Musik sehr genau. Ist das jetzt OFFICE OF FUTURE PLANS von 2008, mit den Alben von THE NEW AMS- Provincial also kacke? Mitnichten, es ist total geil. (Refused/ Office Of Future Plans TERDAMS und natürlich mit denen von THE GET Okay, dieser Typ von PROPAGANDHI hat also Twilight) Hendrik Lukas „Coming at you fast, bite-sized and easily dis- UP KIDS. Das Gefühl, das ich hatte, als ich Pry- ein Soloalbum herausgebracht. Beziehungs- missed.“ So fasst J. Robbins (unter anderem ors Stimme zum ersten Mal gehört habe, stellt weise der Typ, der nach PROPAGANDHI diese NOTHNEGAL GOVERNMENT ISSUE, BURNING AIRLINES, sich beim Hören von „May Day“ aber nicht ein. ruhige Folk-Indie-Whatever-Band gegründet Decadence CHANNELS und natürlich JAWBOX) bei „Ambi- Was nicht heißen soll, das die Platte schlecht ist, hat. Also diese eine Band, bei der immer alle die Wie lange die aktuelle Besetzung von NOTHNE- tious wrists“ den Charakter von Information in im Gegenteil. Sie ist viel besser als die meisten Texte so abfeiern. Diese Texte, über die Thees GAL bestehen wird, bleibt abzuwarten. Der Kern dem nach ihr benannten Zeitalter zusammen. Die Soloalben von Musikern mit einem Punk/Hard- Uhlmann oder Craig Finn immer irgendetwas mit

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Intensität, Detailver- weniger vom Groove, sondern mehr von der Wie- ses Mal weiblich, wurde ting für ihre dritte Platte beginnen konnten, galt liebtheit oder Empa- derholung rostiger Riffs und den Spoken-Word- von Sänger Anthony es erst, einen neuen Frontmann zu fi nden. Diesen thie sagen. Attribute, artigen Vocals. (Impure Muzik/Basement Apes/ Rezhawk aus seiner Part übernimmt nun der frühere AMORAL-Shou- die man etwas zuspricht, Prototype/Bigoût/Ocinatas) Martin Schmidt Hauptband RESISTANT ter Niko Kalliojärvi, allerdings ist er nur für die das man bewundert und CULTURE importiert Growls und Screams verantwortlich. Die cleanen doch nicht fassen kann. und trägt keine Schuld Vocals sind die Aufgabe von Gitarrist und Mas- Also eigentlich alles double review am erneut durchwach- termind Tuomas Yli-Jaskari, der „Lizard Dusk“ klar, oder? „Manchmal senen Ergebnis. Schon auch produziert hat. TRACEDAWN emanzipie- überraschen einen die Künstler, mit denen man das letzte Album, „Darker Days Ahead“, konnte ren sich endgültig von Referenzen wie CHILD- eh schon absolut vertraut ist, doch noch mal Die Welt kann gar kein so ein schlechter Ort sein, nicht so recht überzeugen, was am schwächeln- REN OF BODOM und erreichen ein Niveau, das und unterstreichen ihre Brillanz, indem sie dich wenn es noch Menschen gibt, die sich die Nächte den Songwriting und dem drucklosen Geröchel jeden Metalfan interessieren sollte. Das Melo- an das Gefühl erinnern, dass du hattest, als du mit Drucken, Kleben und Stempeln um die Ohren Rezhawks lag. Die Einsicht in Letzteres hat sich dic-Death-Metal-Genre ist der Band endgültig ihre Stimme zum allerersten Mal gehörst hast“, schlagen. Seit 2010 existiert das Liebhaberlabel wohl innerhalb der Band durchgesetzt, denn der zu klein. Ganz selbstverständlich bewegen sich sagt Frank Turner über „Provincial“ und umreißt Coffeebreath and Heartache aus Bielefeld. Seit- Gesang hat deutlich mehr Rumms als beim letz- die Finnen in einem Spektrum zwischen Death, damit den besonderen Reiz dieses Debüts, das dem gab es fünf Veröffentlichungen von IRON ten Mal. Die Songs zünden aber leider wieder nur Neo Thrash, Power und Prog und erweitern die- keines ist. Musikalisch erscheint die Nähe zu den CHIC, BANQUETS und SHARKS. Immer nur Vinyl, sehr eingeschränkt. Es gibt zwar kein ödes Mid- ses Feld zusätzlich um elektronische Akzente und neueren Veröffentlichungen der WEAKERTHANS immer limitiert, immer Siebdruck und immer Tempo-Riffgeschiebe, das man von einer Grind- eine latente Poppigkeit. Doch trotz beachtlicher offensichtlich, doch auch zum ersten Album oder irgendwie ein bisschen zu viel Aufwand. Ein Hoch Legende eh nicht hören will, doch auch die Hit- Eingängigkeit mangelt es „Lizard Dusk“ nicht an den ruhigen Momenten von „“ auf Nerds und Plattensammler. Ich mache im verdächtigkeit zumindest einiger weniger Songs Härte. TRACEDAWN haben hörbar Spaß daran, kann eine Verbindung gezogen werden. Es ist der Schrank schon einmal für die nächsten zwei Ver- geht dem neuen Album ab. Folglich knattert die eine dicke Metal-Hymne nach der anderen zu Zauber des Vertrauten, der das Neue auf „Pro- öffentlichungen Platz. Band durch vierzehn solide, vernünftig produ- präsentieren, und könnten mit etwas Glück end- vincial“ begleitet. (Grand Hotel van Cleef/Indigo) zierte und gut gespielte Songs, denen aber der gültig den Durchbruch schaffen. (Drakkar/Sony) Aiko Kempen YOUR FAVORITE TRAINWRECK Ruch der Beliebigkeit anhaftet. Und das ist kaum Arne Kupetz The Brilliance das, womit man als Miterfi nder des Grindcore SHOWYOURTEETH Geschichtsstunde oder verstaubtes Familienal- seinem Ruf gerecht wird. (Season Of Mist/Soul- UPCDOWNC World Denier bum. Diese Ten Inch kann beides sein, je nach- food) Hendrik Lukas Calaveras Emotionen sind in der dem, wie alt man ist. Jeff Caudill (ex-GAMEFACE) Die Tastenkombination UPCDOWNC sorgt Musik ganz wichtig. und Popeye V. (ex-FARSIDE) machen das, was sie TODAY FOREVER bereits seit 2005 für Math-Rock-Special-Moves Durch Musik kann man am besten können. Der Opener „The brilliance“ Relationshipwrecks im Post-Rock-Genre. Mit ihrem vierten Album Gefühle auslösen, ver- vermittelt einem das dringende Bedürfnis, ein- Hardcore aus Kas- zeigen sich die englischen Energiejunkies weit stärken oder betäu- fach den nächsten Zug zu nehmen. „Late expec- sel wurde lange Jahre weniger schlagkräftig als sonst. Der Opener ist ben. Es gibt für jeden tations“ und „The reason why you sang“, beide mit den RYKER’S und zu kurz geraten, das geniale „Sons of the desert“ eine bestimmte Art akustisch, zerren einen nach Hause zu den Lieb- BRIGHTSIDE assoziiert. fügt sich mit seinen Flanellhemd-Chorpassagen von Musik, die einem lingsmenschen vor das knarzende Röhrenradio. Nur langsam hat sich die nicht recht an, und spätestens das ziemlich pun- nicht weh tut, einen nicht zu sehr aufwühlt, aber Jetzt müsste man sich nur noch aufteilen können. Kunde verbreitet, dass kig eröffnete „Wolves in the walls“ zerstört dann es dennoch vermag, mitzureißen. Diese ganz Oder Dr. Manhattan sein. Oder man vertieft sich es in der nordhessi- jegliche Homogenität. Ein 45-minütiger Trip zwi- bestimmte Musik packt einen warm ein, besitzt in die unbespielte Rückseite. Dort gibt es einen schen Stadt auch Bands schen dösiger Ballade und ADHS-Rocker, zwi- einen gewissen Wohlfühlfaktor. Genau dies Siebdruck in Blau, Rot oder Silber. Und natürlich gibt, die sich nicht am New Yorker Sound orien- schen Zuckerschock, Gänsehautgenerator und gelingt SHOWYOURTEETH mit „World Denier“. ist alles limitiert (auf 300 Stück) und schön. tieren. XGRACEX (RIP) und insbesondere TODAY Frickelfanatismus, in dem die guten Momente Man hört die ersten Takte, der Sänger brüllt los, FOREVER sind hier als Vertreter anzuführen, die untergehen. (Field/Cargo) Kristoffer Cornils und man fühlt sich gleich daheim. So geht es CAPTAIN PLANET mehr in Richtung New School und Modern Hard- einem über die komplette Länge des Albums – Captain Planet core gehen. Verglichen mit „Profound Measu- V/A vorausgesetzt, man ist noch nicht auf den „Ich Durchbruch! Durchbruch! Nichts richtig Neues res“ von 2009 hat das neue Album mehr Zug Hardcore Help Foundation – hasse Metalcore, ich höre jetzt lieber irgendet- aus dem Norden, aber bei den Songs und der und zudem auch härtere Gitarren. TODAY FORE- Benefi t Sampler Vol. 1 was mit Elektro, ist viel hipper!“-Wagen aufge- Verpackung ist das auch gar nicht so wichtig. Die VER ziehen wieder straffer durch und nehmen Jeder, der mehr als zwei sprungen. Neue Erkenntnisse gewinnt man beim Debüt-EP „Unterm Pfl aster der Strand“ (2005), die eingängigen Parts und cleanen Vocals etwas oder drei Hardcore- Hören nicht. Überraschungen gibt es nicht wirk- „Schäfchen zählen“ und „Tod in der Heide“ vom zurück. Das Mehr an musikalischer Verzweifl ung Alben sein Eigen nennt, lich. Aber warum auch? Es fühlt sich alles rich- vergriffenen Split-Tape mit MATULA (2006) und Härte schlägt dabei nicht gravierend auf die hat die viel zitierten tig an, so wie es ist. Der ganz große Wurf gelingt und „Eingekehrt“ von der Platte mit MATULA, Texte durch – die Band bewahrt sich ihre opti- Phrasen schon gehört. SHOWYOURTEETH mit „World Denier“ nicht, es PLANKE und MIKROKOSMOS23 (2008) ergeben mistische Grundhaltung. Crew Shouts und Sing- Es geht nicht nur ums ist aber gut zu wissen, dass da noch jemand ist, in eine schöne Zusammenstellung. Die Frage, ob Alongs bieten die Möglichkeit, die Hessen live zu Moshen, sondern um Zeiten, in denen MAROON offenbar in Rente sind das jetzt überfl üssig oder Geldmacherei ist, stellt unterstützen, wobei auch der beständige Wech- „friendship, loyalty and und sich HEAVEN SHALL BURN nur noch wieder- sich hier gar nicht, denn Liebhaberstück ist Lieb- sel zwischen spritzigem Up-Tempo und inten- helping each other out when you’re in a bad situ- holen. (Let It Burn/Soulfood) Frank Engelhardt haberstück. Und wenn das dann noch limitiert ist sivem Mid-Tempo für Abwechslung und Unter- ation“. Genauso steht es auch auf der Home- (ebenfalls auf 300 Stück) und auf der B-Seite haltung sorgt. Mit „Relationshipwrecks“ liefern page der Hardcore Help Foundation. Dahinter SOFY MAJOR / MEMBRANE verschiedenfarbig besiebdruckt wurde, ist doch TODAY FOREVER abermals ein tolles Album ab. verbirgt sich eine Kollaboration aus Freunden Split Recording alles gut. Und das ständige Wechseln der Seven (Bastardized/Alive) Arne Kupetz und Freiwilligen aus der ganzen Welt, die das Ziel SOFY MAJOR und MEMBRANE sind sich stilistisch Inches fällt auch weg. (Coffeebreath and Hearta- haben, Leute zu unterstützen, die Hilfe benöti- zum einen sehr nahe, unterscheiden sich aber che) Pia Schwarzkopf TRACEDAWN gen. Der gesamte Profi t des „Benefi t Sampler in den Nuancen wiederum so sehr, dass es Sinn Lizard Dusk Vol. 1“ kommt den Opfern des Tsunamis in Japan macht, dass sich genau diese beiden eine Veröf- Waren das selbst- und Organisationen wie „Die Tafeln“ zugute. Wer fentlichung teilen. Den Sound von SOFY MAJOR betitelte Debüt und die Hardcore Help Foundation mit dem Kauf des kann man als eine Art Southern Noise beschrei- Hordes Of Zombies der Nachfolger „Ego Samplers unterstützen möchte, bekommt fast ben, als würden sich DOWN mit ENGINEER vier Nach dem Tod von Gründungsmitglied Jesse Pin- Anthem“ noch im drei Stunden Hardcore von mehr als fünfzig Songs lang bekämpfen und Letztere am Ende tado (NAPALM DEATH) und dem Ausstieg von Abstand von nur einem Bands aus der ganzen Welt – einige Songs wur- gewinnen. Eine schöne Mischung aus Groove Gitarrenzauberer Tony Norman (MONSTRO- Jahr erschienen, muss- den extra dafür aufgenommen, einige sind bis- und Sperrigkeit, mit dem besten Bass-Sound seit SITY) mussten sich und Rückkeh- ten sich TRACEDAWN her unveröffentlicht. Schaut einfach mal auf die langem. MEMBRANE, ebenfalls aus Frankreich, rer (MORBID ANGEL) wieder ein- dieses Mal notgedrun- Seite hardcore-help.com, wo auch die aktuellen gehen anders vor: Ihre drei Noise-Stücke leben mal einen neuen Gitarristen suchen. Der ist die- gen mehr Zeit lassen. Bevor sie mit dem Songwri- Projekte vorgestellt werden. Ihr werdet merken,

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die Sache hat Hand und Fuß, ist transparent und zu vergessen und „Go Now And Live“ losge- dicke Hose macht. Sitzt eh besser. „Whiskers And matland einen einfa- für alle nachvollziehbar. (Hardcore Help Founda- löst von irgendwelchen Erwartungen zu rezipie- Guts“ kredenzt Einschlafmusik im besten Sinne cheren Stand haben tion) Georg Büchner ren. WE ARE THE OCEAN mögen vielleicht weni- des Wortes. Zum Auflegen und Entspannen. und die Presse dort ein ger lange dabei sein als vergleichbare britische (Miyagi) Kristoffer Cornils wenig anders funktio- Bands, haben aber schon mehr herausragende niert. Jedenfalls ist die Best Intentions Hits geschrieben als die meisten anderen: „What WORLD OF PAIN ehemals dem Pop-Punk Es ist schon unfair. Wenn it feels like“, „The waiting room“, „Now & then“ ... World Of Pain entsprungene Band mit eine Band wie PARA- um nur ein paar von „Go Now And Live“ zu nen- Laut ihrer Biografie haben sich WORLD OF PAIN „Sinners Never Sleep“ MORE ein Genre kom- nen. Die „Acoustic Bonus Disc“ mit Live-Aufnah- zusammengefunden, um Hardcore nach ihren erwachsen geworden, und das ist ja nicht immer plett für sich in Anspruch men eines Unplugged-Konzerts der Band ist eine eigenen Vorstellungen zu machen, mit einem eine schlechte Entwicklung. Im Falle von YOU ME nimmt, wird es sehr nette Zugabe, mehr als einmal anhören dürften Sound, der mit dem von heute nichts zu tun hat. AT SIX bedeutet dies allerdings, dass die Band schwer, wenn man sich sie aber die wenigstens. Dafür sind die Original- Die vier Jungs aus klingen betont sich mehr in Richtung Mainstream öffnet, was an ebenfalls an Pop-Punk versionen der Songs einfach zu überzeugend. heavy, angenehm schwerfällig und ein biss- sich noch nichts Verwerfliches ist. Leider ist es in (der seichteren Art) mit (Hassle/Soulfood) Thomas Renz chen nach altem Neunziger-Mosh. Stell dir einen diesem Falle so, dass dadurch alles insgesamt ein Frontfrau versucht. Ob es sich da wirklich immer zwei Meter großen Hooligan auf einem Rent- wenig berechenbarer und glatter wird, da hel- nur um -Klone handelt, ist nicht WHITE ARMS OF ATHENA nermobil vor – das ist nicht unbedingt der Auf- fen auch kurze Schrei-Einlagen und Features immer leicht zu sagen, in den USA ist das Ganze Astrodrama reger schlechthin, aber trotzdem noch mit einer von Winston McCall (PARKWAY DRIVE) sowie Oli jedenfalls zu einem eigenen Genre geworden, WHITE ARMS OF gewissen Härte gesegnet, die dir das Gefühl gibt, Sykes (BRING ME THE HORIZON) nicht wirklich. wie VERSAEMERGE, oder eben ATHENA: fünf technisch dass sich der Typ über einen Verkehrsunfall mehr „Sinners Never Sleep“ bietet leider wenige echte WE ARE THE IN CROWD zeigen. Unterstellen wir fast schon beängsti- freut als über einen Kalender mit Hundewelpen. Höhepunkte, die meisten Songs plätschern vor der Band einmal, keine reine Kopie zu sein, so gend versierte Musi- Unterm Strich wahrscheinlich etwas für Liebha- sich hin. Auch wenn dies die britische Presse viel- ist die Nähe zu PARAMORE von Beginn an doch ker, die es leider weder ber dieser Dekade. (BDHW) Georg Büchner leicht anders sieht: Statt nach den 47 Minuten nicht von der Hand zu weisen – allein der Gesang schaffen, sich von ihren noch einmal auf „Play“ zu drücken, greift man des Gitarristen bietet ein gewisses Unterschei- Vorbildern zu eman- YELLOWCARD lieber zu anderen Bands, denn über einen Man- dungsmerkmal. Leider bleibt es bei den im Titel zipieren, noch einen When You’re Through Thinking, gel an guten Platten aus dem Pop-Punk-Genre angesprochenen „Best Intentions“, denn wirk- kohärenten Song zu schreiben. Doch der Reihe Say Yes (Acoustic) kann man momentan wirklich nicht klagen. (Vir- lich überzeugen können WE ARE THE IN CROWD nach. Spricht man über WAOA, kommt man an Nach vier Jahren Aus- gin/EMI) Dennis Meyer leider nicht. Das Album plätschert dahin, es gibt BETWEEN THE BURIED AND ME nicht vorbei. Zu zeit stehen YELLOW- teilweise Texte wie aus dem Tagebuch eines vier- deutlich hört man deren Einflüsse in jedem ein- CARD nun wieder mit- YOUNG GUNS zehnjährigen „Twilight“-Fans und kitschige Bal- zelnen Song auf „Astrodrama“. Dass die Band ten im Leben. Der Erfolg Bones laden, wie sie Taylor Swift nicht schlimmer hätte zudem auch noch Jamie King als Produzenten des letzten Albums, Wahrscheinlich ist jeder fabrizieren können. Ob es die richtige Strategie ihres Albums engagiert hat, macht die Sache „When You’re Through von uns als kleiner ist, kitschiger und langweiliger als PARAMORE nicht besser. Das mit den Vorbildern wäre abge- Thinking, Say Yes“, gibt Steppke auf den aus- zu sein, um nicht mit diesen verglichen zu wer- hakt, kommen wir zum nächsten Problem: Kohä- der Band aus Florida gedienten, schweren den, erscheint doch eher zweifelhaft. Aber, wie renz. Oder deren Mangel. Man kann sich „Astro- Recht. Die Welt war definitiv noch nicht bereit Eisenkanonen herum- gesagt: Es ist unfair. Einerseits haben PARAMORE drama“ wie ein in Puzzleteile zerlegtes Gemälde für das Ende von YELLOWCARD. Grundsätzlich geklettert, die gerne in die Türe für Bands mit Frontfrau geöffnet, ande- von Kandinsky vorstellen: Egal, wie man die ein- ist es ja eine gute Idee, ein erfolgreiches Album den Parks alter Schlös- rerseits kommt keine Band daran vorbei. WE ARE zelnen Elemente auch zusammenfügt, es ergibt noch einmal im akustischen Gewand aufzuneh- ser oder an vermeint- THE IN CROWD schon gar nicht. (Hopeless/Soul- sich irgendwie immer ein einigermaßen sinn- men – und YELLOWCARD veröffentlichen nun lich strategisch wichtigen Punkten an Häfen und food) Dennis Meyer voll anmutendes Gesamtkonstrukt. Diesem fehlt genau das, aber eben auch nicht mehr: eine eins Stadtmauern platziert sind. Unsere Eltern wer- zwar weitestgehend der rote Faden und jedwede zu eins übernommene Unplugged-Version des den uns zur Vorsicht gemahnt haben, während WE ARE THE OCEAN Struktur, auch Spannungsbögen sucht man ver- letzten Albums. Die Songs wurden kaum an die wir in Gedanken mit Piraten kämpften, leicht- Go Now And Live (Deluxe Edition) geblich; schraubt man aber seine Ansprüche her- Instrumente angepasst oder verändert, da wäre bekleidete Jungfrauen oder -männer wahlweise „Ich glaube, sie sind eine unter, kann es einem für eine halbe Stunde ganz garantiert noch viel mehr drin gewesen, hätten retteten oder in Ketten legten und unsere Nase Weile etwas vom Weg solide die Zeit vertreiben. (Prosthetic/Soulfood) sich YELLOWCARD ein bisschen Mühe gegeben. in den Wind hielten. Ähnliches tun die blutjun- abgekommen. Viele Martin Schmidt Die charakteristische Geige kommt im akusti- gen Briten YOUNG GUNS. Derzeit im Vereinigten dachten schon, ihre Zeit schen Umfeld natürlich sehr gut zur Geltung, und Königreich in aller Munde, haben es ihre Eltern wäre abgelaufen“, so THE WIND-UP ROBOTS „When You’re Through Thinking, Say Yes (Acou- wahrscheinlich längst aufgegeben, ihren Spröss- YOU ME AT SIX-Sän- KILLED MY CAT stic)“ ist auch kein schlechtes Album, was aber lingen Warnungen auszusprechen, während sich ger Josh Franceschi über Whiskers And Guts eher der hohen Qualität des Ausgangsmaterials diese in illustrer musikalischer Gesellschaft von die noch junge Karriere Hätte bloß jemand die Chuzpe besessen, der anzurechnen ist. Fazit: nicht sehr originell, aber Bands wie KIDS IN GLASS HOUSES, YOU ME AT von WE ARE THE OCEAN. „Aber das letzte Album, Band ihren überbekloppten meta-post-ironi- trotzdem ein guter Wintersoundtrack für roman- SIX oder DEAF HAVANA bewegen. Die Kanonen das sie veröffentlicht haben, hat ihnen einen schen Namen auszureden. So prangt der auf tische Abende mit der Freundin oder dem Freund. der YOUNG GUNS sind im Gegensatz zu den ros- neuen Schub gegeben. Und jetzt sind sie rich- dem dezent dadaistisch designten Debüt des (Hopeless/Soulfood) Jan van Hamme tigen Teilen unserer Jugend jedoch silbern glän- tig erfolgreich.“ Dass genau dieses Album nun Würzburger Vierers, und es kommt noch schlim- zend, brandneu und frisch poliert – wie es der wiederveröffentlicht wird, ist also keine Über- mer: ernst gemeinte Quatschtitel à la „Images of YOU ME AT SIX Bandname schon sagt. Alles, was hier explo- raschung. Und auch keine schlechte Entschei- broken light“ und „Everyone is a little universe“ Sinners Never Sleep diert, sind Glitzerkanonen auf dem sicheren Weg dung: Der größere zeitliche Abstand zum Debüt- bereiten erst recht auf den Kneifzangenmodus YOU ME AT SIX sind eine der Bands, die in England ins Stadion. Das ist kurzweilig und schön anzu- album „Cutting Our Teeth“ von 2010 tut der vor. Das antiquierte Handwerkszeug bekommt eine große Nummer, hierzulande aber noch rela- schauen, doch irgendwie sind mir meine rostigen Platte gut, macht es leichter, den damals ange- es jedoch mit harmonischem Instrumental- tiv unbeachtet sind. Das kann natürlich ein wenig Piratenfantasien lieber. (PIAS/Rough Trade) stellten Vergleich mit FUNERAL FOR A FRIEND Post-Rock zu tun, der dankenswert wenig auf daran liegen, dass englische Bands in ihrem Hei- Birte Wiemann

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UNSERE BESTEN. Sechs Platten wurden von uns 2011 zum Highlight der Ausgabe gekürt, aber dahinter steht letztendlich – wie bei allen Reviews – nur die subjektive Meinung eines Autors. Was die anderen Schreiber rückblickend von den Alben halten, erfahrt ihr hier.

das Cover gut oder schlecht finden soll. Am liebs- THRICE an meinem Geburtstag in der näheren ten hätte ich dieses fragile Papierchaos in echt Umgebung gespielt. Ich weiß nicht mehr, warum – als Pop-up im Gatefold. Das wär’s! Alessan- ich letztendlich nicht hingefahren bin. Es war dro Weiroster: Nachdem ich allen bisherigen wohl eine Mischung aus Geldmangel und feh- THURSDAY-Werken etwas abgewinnen konnte, lender Begleitung. Ich ärgere mich immer noch war „No Devolución“ eine Enttäuschung. Ich fand sehr und hoffe auf eine nur kurze Pause der Band. es einschläfernd. Birte Wiemann: „Turnpike Alessandro Weiroster: Ein paar starke Stücke divides“ ist einer der Songs des Jahres. Bye-bye, in der ersten Hälfte, danach packt es mich nicht THURSDAY. Nils Wittrock: War oft mein Sound- wirklich. Ich kann mit der neuen, rockigen Aus- track für nächtliche Spaziergänge durch Hanno- richtung nicht ganz so viel anfangen wie mit dem ver. (Epitaph/Indigo) Gefühlsdrama von „Beggars“. Birte Wiemann: Rockmusik für Erwachsene. Schön, dass man sich manchmal noch fast zu jung für ein Album fühlen darf. Bye-bye, THRICE. Nils Wittrock: Fand ich am Anfang richtig super, hat sich aber nicht lange auf meinem Plattenteller gehalten. Vielleicht doch nicht so richtig innovativ im Gegensatz zu HEAVEN IN HER ARMS Kempen: Solange die Zukunft des Hardcore den beiden Vorgängeralben. Hängen geblieben Paraselene klingt, aussieht und mitreißt wie seine Vergan- sind vor allem die beiden Balladen „Call it in the Florian Auer: Vielschichtig und etwas Besonde- genheit und Gegenwart, fällt mir jenseits man- air“ und „Words in the water“. (Vagrant/Alive) res. Aber nicht für alle Tage. Kristoffer Cornils: gelhafter Französischkenntnisse nichts auf, was Vor ein paar Jahren entschied ich mich gegen man sich merken müsste. Na ja, Französisch kann ein Live-Set von HEAVEN IN HER ARMS und für man eigentlich auch getrost vergessen. Dennis den letzten Zug nach Hause – das würde nach Meyer: Ein Album mit einer überraschend kur- „Paraselene“ anders laufen. So sollte Screamo zen Halbwertszeit. Für großartig befunden und 2011 klingen. Frank Engelhardt: Für mich eine doch schnell zur Seite gelegt. Das könnte aber schlechte Version von ENVY und eigentlich die auch an der Flut von Alben in diesem Genre gele- einzige Platte der Ausgabe in der Geschichte gen haben. Schade eigentlich. Thomas Renz: des Fuze, die für mich unter „What the fuck?!“ Mit TOUCHÉ AMORÉ geht es mir irgendwie immer läuft. Arne Kupetz: HEAVEN IN HER ARMS zim- TITLE FIGHT wie mit DEFEATER: So gut ich die Band auch finde mern eine düstere und teilweise dennoch verhal- Shed – letztens Endes überwiegt dann doch die Lust, ten optimistische Postcore-Landschaft, die man Jan Ahrens: Pop-Punk ist schon geil. Dank wieder einmal MODERN LIFE IS WAR zu hören. gehört haben sollte. Thomas Renz: Klar, HEA- Bands wie TITLE FIGHT kann ich das jetzt sagen, Pia Schwarzkopf: Das Feuer brennt immer VEN IN HER ARMS haben ein bisschen davon ohne rot zu werden. Kristoffer Cornils: „Shed“ noch. Die Platte hat über die Monate nicht das profitiert, dass zu Beginn eines Jahres die Kon- nimmt mein zynisches Mittzwanziger-Ich an kleinste Bisschen seiner Energie eingebüßt. kurrenz immer etwas kleiner ist, aber an ENVY die Hand und erzählt ihm Sachen wie: „Weißt Alessandro Weiroster: Ein starkes Album, das ranzukommen, muss man trotzdem erst einmal du noch, damals im Sommer, als du noch voller aber zu nahe an seinem Vorgänger liegt bezie- schaffen. Martin Schmidt: Zwar nicht genau Hoffnung und Tankstellenbier mit deinen Freun- hungsweise nur eine glatt produzierte Version die Art von Post-Irgendetwas-Musik, die mich den abhingst?“ Super. Frank Engelhardt: Was davon ist. Ein, zwei Wochen unterhaltsam, aber LA DISPUTE nur noch langweilt, aber verdammt nahe dran. haben die, was gefühlte Millionen anderer Bands bis heute nie wieder hervorgeholt. Ich bleibe bei Wildlife Es hätte jedoch sehr, sehr viel schlimmer kom- dieser Richtung nicht haben? Ernsthaft, ich ver- „To The Beat Of A Dead Horse“. Birte Wiemann: Jan Ahrens: Wunderschöne und zugleich tod- men können, denn unter den fünf besten Platten stehe es nicht. André Jahn: Das erste Album, das Definitiv das bessere, rauere und eingängigere traurige Texte. Finden auch Leute gut, denen dieser Ausgabe waren auch DEADLOCK. Ales- in der neuen WG über die Anlage in der Küche lief Werk dessen, was man dieser Tage „die Zukunft Hardcore ansonsten zu prollig ist. Kristof- sandro Weiroster: Der Ausbruch, der das Stück und sogar von Karl – der an dieser Stelle unbe- des Hardcore“ schimpft. Nils Wittrock: „Irgend- fer Cornils: Manchmal läuft man Gefahr, trotz „Halcyon“ startet, ist definitiv einer der bes- dingt erwähnt werden muss, weil er ein Musikkri- wie ist das gute Musik“, habe ich beim Reinhö- vorhandener Sympathien so vehement gegen ten Musikmomente der letzten Jahre. (Denovali/ tiker vor dem Herrn ist – für gut befunden wurde. ren gedacht. Aber irgendwie packt mich das auch den Hype zu argumentieren, dass sich die Mei- Cargo) Arne Kupetz: TITLE FIGHT wissen zwar ganz nicht. (Deathwish Indigo) nung zur Musik düster einfärbt. Ich halte LA DIS- genau, was sie wollen und wo ihre Stärken liegen, PUTE genauso wie TOUCHÉ AMORÉ für defini- pflegen aber ein sympathisches Understate- tiv nicht schlecht. Aber ich finde den Sound bei ment. Auch so entwickeln sich feine Hymnen zwi- weitem nicht so zukunftsweisend, wie propa- schen Emo, Punk, Power-Pop und etwas Neunzi- giert wird, sondern ziemlich durchgestylt. Nett ger-Hardcore. Thomas Renz: Ich mag die Platte, anzuhören, mehr nicht. Joss Doebler: Zweifels- live habe ich allerdings nicht wirklich in die Songs frei ein Geniestreich. Die Texte, die Musik, die reingefunden. Ingo Rieser: Ich bin immer noch Leidenschaft: LA DISPUTE setzen einen Meilen- angepisst, dass ich die Tour aus Termingründen stein ihres Schaffens – und verstecken ihn hin- verpasst habe. Martin Schmidt: Genölter Indie- ter einem hässlichen Cover. Benedikt Ernst: Schrammel-Hardcore von engagierten jungen Nach einer Stunde vergeblichen Wartens in der Menschen, der bei engagierten jungen Menschen gigantischen Schlange vor der Roten Flora frus- zwischen 24 und 35 sicherlich super ankommt. triert nach Hause gegangen. Scheinen ganz Pia Schwarzkopf: Geil, Europatour! Ach je, wer gut zu sein. André Jahn: Dafür habe ich mir hat sich denn das Poster ausgedacht? Das war sogar mal die Visions gekauft! Eins der besten, mit Abstand das schlimmste Tourposter des Jah- wenn nicht sogar das beste Album 2011. Dennis res. Ein Windeln tragendes Comic-Baby-Teu- Meyer: Auch wenn ich mit dieser Meinung ziem- felchen mit Old-School-Tattoos. Ich habe mich lich alleine dastehe: Der einzige Schwachpunkt fremdgeschämt. Birte Wiemann: Sänger Jamie dieses Album sind die Texte. Für einige klingt das THURSDAY Rhoden sieht live immer noch so aus, als würde THRICE eventuell nach Frevel, aber ich fühle mich von No Devolución er den weltgrößten Kaugummi von einer Backe Major/Minor ihnen einfach nicht angesprochen. Musikalisch Jan Ahrens: THURSDAY waren ja mal eine coole in die andere schieben. Dafür hatten TITLE FIGHT Florian Auer: Bereits seit den „The Alchemy aber genial. Thomas Renz: Klar, von einem Heft Band. Aber spannend, im Sinne von neu und auf- neulich noch eine der „most promising bands Index“-Alben versuche ich vergeblich, Zugang wie Visions, das sich nicht mit der Gegenwart des regend, sind heute andere. Kristoffer Cornils: 2012“ im Gepäck: . zur Musik von THRICE zu finden. Nicht mein Fall. Genres beschäftigt, will man sich ungern etwas Jedes Mal, wenn ich „No Devolución“ anmache, (SideOneDummy/Cargo) Kristoffer Cornils: Ziemlich peinlich, aber ich über „die Zukunft des Hardcore“ erzählen las- wünsche ich mir sofort, dass mein PC abstürzen habe THRICE immer vernachlässigt. „Major/ sen. Eine sehr gute Platte ist „Wildlife“ trotzdem. würde. Und das sage ich als jemand, der die ers- TOUCHÉ AMORÉ Minor“ lässt mich in seinen stadionrockigen Ingo Rieser: LA DISPUTE sind super, die höre ich ten beiden Alben dieser Band quasi aus dem Kopf Parting The Sea Between Momenten zwar mit den Zähnen knirschen, über- gerade oft, obwohl ich DEFEATER noch vorzie- streamen kann. André Jahn: Zum ersten Mal bei Brightness And Me zeugt mich aber trotzdem davon, dem Backkata- hen würde. Martin Schmidt: Laufen garantiert einem Freund nebenbei gehört, nicht erkannt, Florian Auer: Ein musikalisches Manifest. Läuft log der Band etwas mehr Beachtung zu schen- unter Hardcore, klingen für mich aber nur nach gewettet und einen Kasten Bier verloren. regelmäßig bei mir. Joss Doebler: Vielerorts ken. Benedikt Ernst: Seine Band steht im Zenit angerautem Indie-Punk und lassen mich kalt. Pia Danke, THURSDAY! Aber das war es wert. Arne wurde man nach Erscheinen dieser großarti- ihres Schaffens, und konzentriert Schwarzkopf: Vielleicht die Band des Jahres. Kupetz: THURSDAY folgen allein ihrer Kreativi- gen Platte schon wieder ausgelacht, wenn man sich lieber auf sein Amt als „worship leader“. All Vor der Bühne des Horst Festivals stehen viele tät, brechen deutlicher als jemals zuvor mit den sich zu dieser Band bekannte. Macht nichts: Der the world is mad. Dennis Meyer: Und noch eine Menschen und schauen einfach nur zu, unter- Screamo-Hardcore-Wurzeln ihrer frühen Refe- Hype war verdient. Frank Engelhardt: Es ist Band, die immer besser wurde. Lieber so aufhö- halten sich sogar. Das war unfassbar. Klar, Fes- renzplatte „“ und stehen am Ende – gut, dass Bands wie TOUCHÉ AMORÉ und DEF- ren, als etwas bis zum bitteren Ende auszureizen. tivalpublikum, aber trotzdem! Den ersten zwei, natürlich – wieder einmal als Sieger da. Dennis EATER die Fahne hochhalten, nachdem sich die Ingo Rieser: Wie THURSDAY das Paradebei- drei Reihen und mir haben LA DISPUTE aber alles Meyer: Das Abschiedsgeschenk einer Band, die besten Bands der Welt (RUINER, KILLING THE spiel einer Band, die sich von mir wegentwickelt gegeben. Alessandro Weiroster: Ohne Frage: ein Genre definiert und dann neu erfunden hat. DREAM, HAVE HEART) allesamt aufgelöst haben. hat. Ich bin davon theoretisch angetan, prak- neben PIANOS BECOME THE TEETH der Hype des Thomas Renz: Die einzige Band, der ich jemals Traurig ist nur, dass sie wohl den gleichen Weg tisch höre ich es mir nicht an. Irgendwie gehe ich Jahres. Hört sich an, als ob man ein Hörbuch par- einen öffentlichen Liebesbrief geschrieben habe, gehen werden: aufhören, nachdem alles raus- halt lieber ganz genrefremd, als solche Entwick- allel zu irgendeiner Post-Hardcore-Band laufen verabschiedet sich mit einem abermals gran- geschrien wurde, was raus musste. Benedikt lungen mitzumachen. Martin Schmidt: Zwitter- lässt. Birte Wiemann: Ein kleiner Junge erzählt diosen Album. Martin Schmidt: Diese Band hat Ernst: Wie konnte diese Band bisher an mir vor- band, die sich nie richtig entscheiden konnte, mit nölender Stimme große Geschichten, die mich nie sonderlich interessiert. Muss sie jetzt beigehen? Ich sollte öfter das Fuze lesen. André ob sie nun Hardcore in kleinen Clubs spielen rein proportional nicht zu ihm passen wollen. Und ja auch nicht mehr. Alle anderen freuen sich auf Jahn: Langzeittest bestanden! Läuft immer noch oder den im Stadion nacheifern trotzdem stimmt alles. Für den Moment, nicht auf die Reunion in fünf Jahren. Pia Schwarzkopf: Ich rauf und runter, und das wird sich in absehbarer will. Die Quasi-Auflösung war längst überfällig. Dauer. Nils Wittrock: Viele, die ich kenne, feiern kann mich immer noch nicht entscheiden, ob ich Zeit auch nicht ändern. Ganz, ganz groß! Aiko Pia Schwarzkopf: Vor ein paar Jahren haben die total ab. Ich war eher enttäuscht. (No Sleep)

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05.12.2011 F-Lyon, La Marquise. Robert ADEPT: Weil die gestrige Show in Paris aus Gründen, die kei- ner kennt oder versteht, abgesagt werden musste, sind wir froh, zumindest einen Auftritt in Frankreich zu haben – auf einem kleinen Boot. Gleich nachdem wir zu spielen beginnen, gibt es einen Stromausfall. Das kann doch nicht wahr sein! Da spielen wir end- lich in Frankreich und dann das. Wir geben alles, um es wieder hinzukriegen, aber der Sound ist nach fünf Sekunden immer wieder weg, was eine vernünftige Show unmöglich macht. Wir werden wütend und füh- ren uns wohl wie Idioten auf. Aber wir sind eben frus- triert. Danach besaufen wir uns vor lauter Wut. Ich will jetzt sofort eine ordentliche Show spielen, ver- dammt. Christian WALKING WITH STRANGERS: Eine reine Partyshow. Schon beim Soundcheck mer- ken wir, dass die Anlage scheiße ist. Also betrinken wir uns und haben so viel Spaß wie möglich.

Foto: Karoline Schäfer (allschools.de) ADEPT / WALKING WITH STRANGERS THE LOST BOYS TOUR. Das ist unsere erste Tour als Headliner seit fast zwei Jahren. Wir haben das Glück, mit unseren Freunden MORE THAN A THOUSAND aus Portugal und unseren schwedischen Landsleuten WALKING WITH STRANGERS unterwegs zu sein. Zu sagen, dass wir uns schon das ganze Jahr darauf freuen, wäre eine riesige Untertreibung. Der Bus ist gefüllt mit kalten Drinks, und wir steu- ern auf das totale Chaos zu. Los geht’s. (Robert ADEPT)

30.11.2011 Berlin, Lido. Robert ADEPT: Am frühen rung gibt und die Kids zu uns hochkommen und sich Morgen sammeln wir MORE THAN A THOUSAND an Gehör verschaffen können. Wir sind echt über- ihrem Hotel ein und beginnen damit, den Bus auf- rascht, wie viel Energie die Leute noch haben, nach- 06.12.2011 CH-Basel, Sommercasino. Robert zubrezeln. Der ist schließlich unser Zuhause für die dem WALKING WITH STRANGERS und MORE THAN ADEPT: Nach der Katastrophe in Lyon kommen wir nächsten drei Wochen, er soll deshalb auch so aus- A THOUSAND alles abgerissen haben. im wunderschönen Basel an. Allein die Fahrt in die sehen. Wir kommen um drei Uhr nachmittags in Ber- 02.12.2011 Wiesbaden, Schlachthof. Robert Schweiz ist atemberaubend. Wie aus einem Film, lin an. Wir haben eine neue Lichtanlage für diese Tour ADEPT: Der erste Halt auf unserer Tour in einer einem Lied oder einem Gedicht. Es ist schwer zu gekauft, also proben wir eine Weile mit ihr. Danach Stadt, in der wir noch nie waren. Weil es Freitag ist, beschreiben, wir sind einfach überwältigt. Das ist das sortieren wir zwölf Kartons mit neuem Merch, die uns kaufen wir ein paar Flaschen Schnaps. Die Show ist Beste daran, wenn man in einer Band ist: Man sieht Impericon geschickt haben. Wir haben im Lauf der ausverkauft, die Atmosphäre irre. Die Leute hän- so viel von der Welt. Wir waren schon so oft in Europa Jahre schon ein paar Shows in Berlin gespielt – vor gen sich an die Rohre an der Decke, es ist das reine unterwegs, aber jedes Mal, wenn wir in die Schweiz ALL THAT REMAINS und oder zuletzt Chaos. Wunderschönes Chaos. Ein Stagedive jagt kommen, werden alle ganz still und starren aus vor . Hier Headliner zu sein, den nächsten. Auf der Bühne wird Bier und Schnaps dem Fenster. Die Show abends ist klein, aber heftig. macht uns nervös, weil man sich auf keine größere ausgeschenkt, die Klamotten tropfen vor Schweiß. Christian WALKING WITH STRANGERS: Fick mich, Band verlassen kann, um Leute zu ziehen. Als wir Wir genießen jede Sekunde. Danach geht’s an was für ein schönes Land. Die Fahrt durch die Berge anfangen, sind aber fast dreihundert da, und unsere die Bar, um den Beginn der Tour endlich ordent- ist eine der geilsten meines Lebens. Abends schlafen Nervosität ist wie weggeblasen. Die Tour hätte gar lich zu feiern. Christian WALKING WITH STRAN- wir zum ersten Mal in richtigen Betten, was mir gele- nicht besser anfangen können. In Deutschland läuft GERS: Unsere Equipment-Situation hat sich end- gen kommt, da ich das Gefühl habe, etwas auszu- es immer gut für uns, aber so viele Kids an einem nor- lich geklärt. In Berlin haben wir Sachen von ADEPT brüten. Aber am nächsten Morgen wache ich auf und malen Werktag zu sehen, gibt uns Selbstvertrauen geliehen und in Köln dann ein paar nette Orange- fühle mich frisch wie ein Pfirsich. für den Rest der Tour. Wir hätten danach gerne noch Boxen gekauft. Da sie uns aber eine falsche gege- 07.12.2011 CH-Genf, L’Usine. Robert ADEPT: Oje. gefeiert, aber nachdem wir siebzig Minuten auf der ben haben, mussten wir heute noch einmal zurück. Genf. Die Bühne. Der Sturz. Der Horror. Der Laden Bühne standen, sind wir platt. Normalerweise spie- Das Problem war dann allerdings, dass die Box, die heute ist viel größer als die vorherigen. Alle Bands len wir ja höchstens eine Dreiviertelstunde. Chris- wir gekauft hatten, nicht auf Lager war. Wir bekamen scheinen das wirklich zu genießen. Und das Publi- tian WALKING WITH STRANGERS: Wir verlassen deshalb einen schönen Rabatt, und letzten Endes kum auch. Aber unser Bandclown – ich – fällt in hel- Trollhättan mit unserem Van gegen ein Uhr nachts, war die Farbe das Einzige, was nicht gestimmt hat, denhafter Weise von der Bühne. Der Sturz müsste nur um eine halbe Stunde später zu merken, dass wir das war also okay. Bisher kommen wir mit allen super bei YouTube zu finden sein – falls nicht, lade ich ihn unsere Gitarrenboxen vergessen haben. Wieder im aus, die Tour wird bestimmt geil. hoch. Es sieht verdammt witzig aus, wenn man ver- Proberaum angekommen, stellen wir fest, dass der 03.12.2011 B-Tessenderlo, The Box. Robert sucht, auf harter Kerl zu machen, nur um dann wie Aufzug defekt ist, weshalb wir nicht reinkommen – es ADEPT: In letzter Minute gibt es einen Ortswechsel – ein Idiot hinzufallen. Die Show ist dennoch eine der ist der einzige Eingang. Das lässt uns zwei Möglich- wir treten in Tessenderlo und nicht in Kontich auf. Die besten der Tour. Ich bin nur froh, nicht gestorben zu keiten: Entweder wir sagen die erste Show ab oder wir Box macht ihrem Namen alle Ehre: ein kleiner qua- sein. kaufen in Berlin Boxen. Wir entscheiden uns für Letz- dratischer Laden mitten im Nirgendwo. Wir fürch- 08.12.2011 I-Brescia, Latte Più. Robert ADEPT: teres, da wir eh neue haben wollten. ten, dass aufgrund der kurzfristigen Änderung viele Ein weiterer Wechsel des Auftrittsortes in letzter 01.12.2011 Köln, MTC. Robert ADEPT: Hier haben daheim blieben. Dabei haben wir schon oft in Belgien Minute. Dieses Mal von Grandate nach Brescia. Hier wir schon einmal gespielt. Ein sehr kleiner Laden, gespielt – beim , Graspop oder Pukkel- haben wir schon mal auf der Tour mit CALIBAN, AS genau nach unserem Geschmack. Intime Shows, bei pop und bei vielen Shows als Vorband – und eigent- BLOOD RUNS BLACK und gespielt – ein denen sich die Leute aufeinander stapeln und gierig lich auf ein gutes Ergebnis gehofft. Zum Glück ist ziemlich großer Laden, in den locker fünfhundert nach dem Mikro schnappen, um mitzusingen, moch- der Laden abends zum Bersten voll, doch er ist mit Leute passen. Wie immer in Italien haben wir Spaß, ten wir schon immer. Auch dieses Mal läuft es wie- Abstand der kleinste, in dem wir in den letzten Jahren und es kommen mehr Zuschauer, als erwartet. der so. Ich mag, dass es vor der Bühne keine Absper- gespielt haben. Aber so mögen wir es ja. 09.12.2011 I-Triest, Etnoblog. Robert ADEPT:

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Wir kommen gegen Mittag am Venue an und fan- ein Stromausfall. Die Wartezeit, bis es weitergeht, Helden HEAVEN SHALL BURN. Wir können heute gen sofort an zu feiern, dass endlich wieder Freitag kommt uns ewig vor. Es ist wirklich frustrierend. Aber nur eine halbe Stunde auf die Bühne. Es ist schwer, ist. Wir überspringen das Frühstück, um mehr Platz dieses Mal kriegen sie es wieder hin, und wir kom- sich von Liedern zu trennen, die man normalerweise für Bier und Schnaps zu haben. Eine gute Idee. Das men in den Genuss des tollen Publikums. Ich hoffe, spielt. Lustige an diesem Laden ist, dass es keine richtigen wir bleiben für den Rest der Tour von weiterem Pech 17.12.2011 NL-Eindhoven, Metal Meeting. Robert Toiletten gibt, nur ein verdammtes Loch im Boden. verschont. Meine Nerven machen das nicht mit. ADEPT: Ist das euer Ernst? Habt ihr das Line-up Wir schauen es uns eine Weile an und überlegen, wie Zurück an die Bar. gesehen? Wir werden hier doch geschlachtet! Zwi- man das wohl am besten anstellt. Uns vorzustellen, 13.12.2011 A-Wien, Arena. Robert ADEPT: Wien schen all den bösen Death/Black-Metal-Bands sol- wie die Leute wie Höhlenmenschen über einem Loch – eine unserer Lieblingsstädte. Wir haben den gan- len wir über verflossene Liebe singen? Verdammt, hängen und kacken ... Oh Mann. Die Show hat dann zen Tag, um in der Innenstadt herumzulaufen und nein! Ich werde die Texte ändern, über irgendeinen aber alles. Alle sind total betrunken – die Bands, Klamotten zu kaufen. Ihr könnt euch nicht vorstel- Black-Metal-Kult singen und bei jedem Song head- das Publikum, die Leute hinter der Bar. Ich erinnere len, wie viele Socken und Unterhosen man während bangen. Es gibt aber auch Vorteile: Ich bin nicht der mich nicht mehr an alles, aber unser Bühnentech- einer Tour verschleißt – manche mehr als andere. Es Einzige mit langen Haaren, und die Leute schei- niker musste mich wohl ins Bett tragen. Christian ist zwar alles arschteuer hier, dafür sind die Sachen nen fast so betrunken zu sein, wie wir es normaler- WALKING WITH STRANGERS: Wir sind in Italien echt schön. Heute spielen wir mit eine paar Sech- weise sind. Wir spielen zur selben Zeit wie der Head- und essen weder Pizza noch Spaghetti. Es ist eine zehnjährigen, deren Band 5 DAYS BEFORE heißt. Alle liner MORBID ANGEL – ein oder zwei Leute im Pub- Schande. Außerdem bekommen wir einen Strafzet- sind begeistert davon, wie talentiert diese Jungs sind. likum wären also schon ein epischer Erfolg. Wir trin- tel, weil wir angeblich nicht die richtigen Zulassungs- Ich freue mich darauf, in Zukunft mehr von ihnen zu ken einiges, um unsere Nerven zu beruhigen, was papiere für unseren Van dabeihaben. 150 Euro für hören. Leider bin ich heute krank, weshalb ich den unseren Auftritt vielleicht etwas beeinträchtigt. Es den Arsch. Es ist aber nicht alles schlecht in Italien. Abend nicht so genießen kann, wie ich wollte. Ich ist zwar nicht leer vor der Bühne, aber mehr als drei- Die Shows zum Beispiel. bekomme von einem netten Mädchen allerdings ein ßig Leute dürften es nicht sein. Sie sehen eine unse- 10.12.2011 HR-Zagreb, KSET. Robert ADEPT: wunderschönes Bild geschenkt. Dass mich jemand rer schlechtesten Shows seit langer Zeit. Zu unserer Schon wieder spielen? Heute? Im Bus ist alles voller gezeichnet hat, versüßt mir echt den Tag. Verteidigung: Es ist einfach furchteinflößend, sich Bier, das gestern verschüttet wurde. Der Gestank in eine Umkleide mit Bands zu teilen, die alle Corpse der Luft ist atemberaubend. Es könnte daran liegen, Paint tragen. Man ist quasi gezwungen zu trinken, dass wir in der Bustoilette nicht „groß“ machen kön- um das zu überleben. Christian WALKING WITH nen und die Jungs von MORE THAN A THOUSAND STRANGERS: Während ADEPT bei Festivals spielen, wie Wilde in alles scheißen, was sich dafür anbie- haben wir zwei Tage frei. Den ersten verbringen wir tet. Das kroatische Bier ist dann allerdings eine nette in Prag, dann fahren wir nach Berlin, wo wir in einer Überraschung. Wir sind zum ersten Mal in Zagreb Jugendherberge übernachten. Das ist echt nötig. Ich und voller Vorfreude, bis der Veranstalter uns sagt, bin langsam echt frustriert, nicht so schlafen zu kön- dass die Metal-Szene in Kroatien nur sehr klein ist. nen, wie ich will. Da ich recht groß bin, weiß ich nie, wo Bei PARKWAY DRIVE waren wohl nur zweihundert ich im Van meine Beine hinlegen soll. Leute da. Das dämpft unsere Erwartungen. Trotz- dem wird es eine gute Show. Christian WALKING WITH STRANGERS: Ich sitze im Backstage-Raum und habe Angst, heute im Van zu schlafen. Wir sind in irgendeinem Vorort von Zagreb. Überall laufen wilde Hunde herum. Wenn sie mich nicht fressen, werde ich womöglich von jemandem erstochen. Außer- dem mussten wir all unseren Merch an einer Tank- stelle in Slowenien zurücklassen, wegen irgendeiner 14.12.2011 München, 59:1. Robert ADEPT: End- Zollgeschichte. Einfach scheiße. Wir waren nur froh, lich „zu Hause“. In München haben wir echt schon wenigstens unsere neuen Boxen mitnehmen zu kön- oft gespielt. Wir wissen also, dass es eine gute Show nen. wird. Leider bin ich immer noch verdammt krank. 11.12.2011 H-Budapest, Dürer Kert. Robert Ich versuche, das durch einen Barbesuch zu über- ADEPT: Zurück auf vertrautem Boden, in einem winden, doch es klappt nicht. Aber Fieber ist etwas unserer Lieblingsläden. Es gibt überall Bars, das für Weicheier, also lasst das Trinken beginnen. Jerry Catering ist toll, und es kommen immer eine Menge ist dabei immer an meiner Seite. Er treibt mich an, Leute. Auch dieses Mal. MORE THAN A THOUSAND- er zerstört mich. Für einen Werktag geht das Pub- Sänger Vasco Ramos hat eine Überraschung für likum ganz schön ab. Es ist echt ein besonderes uns. Wir haben schon die ganze Zeit versucht, ihn Gefühl, sich daran zu erinnern, wie man vor vielen 18.12.2011 Hamburg, Hafenklang. Robert ADEPT: dazu zu überreden, „Someone like you“ von Jahren ein paar Songs in einer Garage geschrieben Die letzte Show der Tour. Die Zeit ist so schnell ver- zu covern, und heute macht er es endlich. Es ist ein hat, und dann in einem fremden Land vor Hunder- gangen, es ist verrückt. Jeder ist müde und froh, über schöner Kontrast zu all dem Schreien, Moshen und ten von Leuten zu stehen, die deine Texte mitsingen. Weihnachten zu Hause zu sein, aber gleichzeitig Headbangen. Einer aus dem Publikum hat Geburts- 15.12.2011 CZ-Prag, 007. Robert ADEPT: Die Hei- auch traurig, dass es vorbei ist. Die anderen Bands tag, also bitten wir ihn vor „Shark! Shark! Shark!“ auf mat des Absinth. Zwei Jahre sind vergangen, seit sind richtig gute Freunde geworden, und ich kann den die Bühne und lassen ihn den kompletten Song sin- wir zum letzten Mal hier gespielt haben. Damals Gedanken nicht ertragen, mir im Bus nicht mehr den gen. Er macht seine Sache wirklich gut. Christian haben wir dem grünen Teufel heftig gehuldigt, heute Arsch mit MORE THAN A THOUSAND abzulachen. WALKING WITH STRANGERS: Nach Budapest zu machen wir keine Ausnahme. Absinth hat einfach Aber wir freuen uns, die Tour in Deutschland und vor kommen, ist echt stressig. Zuerst raus aus Kroatien, was. Man hasst ihn, aber man liebt ihn. Der Laden, ausverkauftem Haus zu beenden. Wir schauen uns um unseren Merch zu holen, dann versuchen, wie- in dem wir spielen, ist echt klein, aber die Stimmung alle Songs der anderen Bands an, klatschen, singen der reinzukommen, weil das der kürzeste Weg ist. Wir ist der Wahnsinn. Die Bühne ist so niedrig und ich so mit und genießen jede einzelne Sekunde. Dann sind erklären den Zollbeamten, dass wir nur durch Kroa- klein, dass ich auf die Boxen stehen muss, damit die wir an der Reihe. Das Intro läuft, Gabriel spielt sein tien durchfahren, und dieses Mal lassen sie uns pas- Leute mich sehen, haha. Prag ist echt immer gut. Schlagzeugsolo, und wir alle sind traurig und aufge- sieren. An der ungarischen Grenze dann dasselbe Wahrscheinlich haben die Kids alle Absinth getrun- regt zugleich. Die Resonanz der Leute ist überwälti- Spiel. Nach zehn Minuten haben sie aber wohl kei- ken: Sie gehen ab, als wäre es der letzte Tag ihres gend, und wir werden daran erinnert, warum wir über- nen Bock mehr auf mich und lassen uns lieber durch, Lebens. Toll. Christian WALKING WITH STRAN- haupt Musik machen. Das ist die Belohnung: So viele als noch länger mit mir zu diskutieren. GERS: Prag war wohl eine der überraschendsten singen und sich bewegen zu sehen, unsere Erfahrun- 12.12.2011 A-Graz, Explosiv. Robert ADEPT: Der Shows der Tour. Der Raum ist klein, aber voll. Die gen durch Musik zu teilen. Ein perfektes Ende. Danke Laden scheint recht neu zu sein. Tolle Lichter, eine erste Reihe so weit weg von zu Hause mitsingen zu an alle, die gekommen sind und diese Tour unter- große Bühne und viel Platz. WALKING WITH STRAN- sehen – da wird einem echt warm ums Herz. stützt haben. Wegen Leuten wie euch wird Musik GERS und MORE THAN A THOUSAND spielen groß- 16.12.2011 L-Esch/Alzette, Bang Your Head Fes- niemals sterben. Die Industrie mag am Boden liegen, artige Shows. Wir können es kaum erwarten, die tival. Robert ADEPT: Das erste von zwei Festivals aber Live-Musik ist immer noch am Leben. Und dafür Bühne zu zerlegen. Aber einmal mehr stoppt uns dieser Tour. Headliner sind die deutschen Metal- danken wir euch.

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Foto: Torben Utecht (allschools.de) TITLE FIGHT MY TOUR WITH BALANCE AND COMPOSURE AND TRANSIT. Keine Sorge, das Tagebuch, das TITLE FIGHT über ihre Tour geschrieben haben, ist natürlich besser als das dazugehörige „schlimmste Poster des Jahres“ (Pia Schwarzkopf). Aber nicht viel, dafür schläft die Band einfach zu gern.

28.11.2011 F-Paris, Batofar. Sind in Paris und sehen den Eiffelturm. Die Show ist auf einem Boot, es sind nicht sehr viele Leute da. Wir haben kaum geschla- fen. 29.11.2011 NL-Eindhoven, Dynamo. Das Venue ist klein, aber cool, die Show macht Spaß. Danach essen wir Falafel und Pommes und legen uns hin. 30.11.2011 CH-Luzern, Treibhaus. Zum ersten Mal kommen wir pünktlich los. Die Fahrt dauert sieben Stunden, ich schlafe die meiste Zeit. Die Show ist klein, aber die Leute sind freundlich und neutral. Danach erzählen sich alle Bands bis fünf Uhr morgens Geistergeschichten. 01.12.2011 I-Mezzago, Bloom. Der Fahrt ist kurz, aber die Aussicht der Hammer. Irgendjemand verstopft die Toilette, und ich überflute den Laden bis zum Merch-Stand. 02.12.2011 A-Wien, Arena. Wir sind gegen elf am Venue. Ich schlafe bis vier Uhr nachmittags, die anderen gehen in die Stadt. Die Show abends ist die beste bisher. Danach gehen wieder alle in die Stadt. Ich nicht. Ich schlafe noch mehr. 03.12.2011 CZ-Prag, 007. Wir wachen um zehn auf, essen hartes Brot und neh- men eine lauwarme Dusche. Das Venue ist klein, aber die Kids sind nett. Wir über- nachten in einem Apartmenthotel und könnten ein luxuriösen Leben führen – hätten Jamie und Bailey nicht das ganze heiße Wasser aufgebraucht. 04.12.2011 CZ-Prag. Wir haben einen Tag frei und können zum ersten Mal während dieser Tour ausschlafen. Wir gehen Essen kaufen, schauen ein tschechisches Eisho- ckeyspiel an, kochen Spaghetti und hören uns das Charlie-Brown-Weihnachts- album an. Dann schauen wir „Der Polarexpress“ und gehen ins Bett. 05.12.2011 München, 59:1. Der Fahrer von TRANSIT vergisst PJ von TRANSIT am Hotel, des- wegen verzögert sich unsere Abfahrt etwas. Vor der Show laufen wir noch etwas herum, entdecken einen Spielzeugladen und eine Eislaufbahn und kommen ein bisschen in Weihnachtsstimmung. 06.12.2011 Berlin, Magnet. Wir kommen mittags in Berlin an und besuchen die Mauer und das Holocaust-Denkmal. Dann legen wir uns noch eine Stunde hin und kommen zu spät zum Venue. Die Show ist cool – abgesehen von dem Amerikaner, der uns vor unserem Auftritt durch dau- ernde Zwischenrufe stört. Wir bleiben lange auf und machen Schattenfiguren. 07.12.2011 Köln, Underground. Unser Plan, um fünf Uhr aufzustehen, um ins Hallenbad zu gehen, wird von unserer Unfähigkeit, um fünf Uhr aufzustehen, ver- hindert. Wir schlafen bis neun, frühstücken und machen uns auf den Weg. Abends spielen wir die bisher verrückteste Show in Deutschland. 08.12.2011 Ham- burg, Hafenklang. Heute schaffen wir es, rechtzeitig aufzustehen. Wir gehen ins Aqualand, wo es eine Looping- und eine Boomerangrutsche gibt. Nach zwei Stunden machen wir uns auf nach Hamburg. Wir fahren durch den Regen und schlafen. Die Show macht Spaß – abgesehen davon, dass ich eine auf den Rüs- sel kriege und aus der Nase blute.09.12.2011 B-Antwerpen, Kavka. Wir kön- nen ausschlafen und pennen so lange, bis wir los müssen. Nach der Show holen wir uns etwas zu essen und spielen „Mafia“. Dann legen wir den entspannendsten Song aller Zeiten auf und schlafen ein. Edward Basil Russin, TITLE FIGHT

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TOURMATES. Welches Mitglied von TRAPPED UNDER ICE die Kommen- tare zu den anderen Bands abgegeben hat, mit denen die Amerikaner dem- nächst unterwegs sein werden? Wir wissen es nicht. Und wir haben uns auch nicht getraut, nachzufragen. Nicht, dass wir uns noch eine einfangen. BONECRUSHER FEST CARNIFEX. Gute Freunde von uns. Ich bin schon gespannt, wie oft sich ihr Bas- sist Fred betrinkt und quer durch den Raum rennt, um mir eine Kopfnuss zu ver- passen, haha. (Tim ) BENEATH THE MASSACRE. Die höre ich mir im Van regelmäßig an. Ihre neue EP „Mareé Noire“ ist ein Meisterwerk des technischen Metal, zweifellos ihr bisher bestes Material. Es finden sich definitiv ein paar Einflüsse von ihnen in unserem Sound. (Jake MOLOTOV SOLUTION) Frankokanadischer Tech Death. Eigentlich wollten sie ihre Band BENEATH THE CARNIFEX nennen, aber dann wurde ihnen klar, dass sie keine Franzosen sind. Foto: Lena Stahl (Shawn CARNIFEX) WITHIN THE RUINS. Das wird unser erstes Mal in Europa! Wir freuen uns, end- MAZINE REBELLION TOUR lich vor unseren Fans in Übersee zu spielen. Das wird ein Spaß – um es vorsichtig . Mit keiner Band sind wir lieber unterwegs! Mit ihnen kann man ein- auszudrücken. (Tim WITHIN THE RUINS) fach jede Menge Spaß haben, und live gehen sie voll ab. Wir mussten schon ein Eine der besten Live-Bands, die es gibt. Es ist beschämend, ihnen beim Spielen paar Mal nach ihnen spielen, und das ist die Hölle. Ich bin also froh, dass wir bei zuzuschauen, sie sind einfach zu gut. (Jake MOLOTOV SOLUTION) dieser Tour vor ihnen dran sind und uns danach in Ruhe ihren Auftritt anschauen Bradley wird sich endlich ein neues Shirt von ihnen kaufen können – nachdem er können. (Adam H2O) das erste zwei Jahre lang anhatte. (Elliot BENEATH THE MASSACRE) Die haben wir schon vor ewigen Zeiten getroffen, als sie zum ersten Mal in Portu- MOLOTOV SOLUTION. Mit ihnen haben wir schon das eine oder andere Mal gal waren. Unser Gitarrist war damals mit einer seiner früheren Bands bei ein paar abgehangen, aber wir waren noch nie zusammen auf Tour. Ich kann es kaum der Shows dabei. Es war natürlich sehr aufregend für uns, unsere Helden zu tref- erwarten, ihre neuen Songs live zu hören. Ich weiß, dass sie genauso heftig Party fen. Später kreuzten sich unsere Pfade Kanada, bei der COMEBACK KID-Tour zu machen wie wir, das sollte also interessant werden. (Tim WITHIN THE RUINS) „Broadcasting...“. Seitdem sind wir Freunde. (Pedro DEVIL IN ME) Das wird unsere erste Reise über den Atlantik, und wir werden verdammt noch Es ist echt schwer, über Hardcore zu reden, ohne MADBALL zu erwähnen. Wir mal dafür sorgen, dass sich die Leute merken, wer wir sind und worum es uns geht. standen schon ein paar Mal mit ihnen auf der Bühne, und sie haben mich jedes (Jake MOLOTOV SOLUTION) Mal umgeblasen. Sie lieben Rom und italienisches Essen. Es war toll, mit ihnen . Das sind Franzosen, was aber niemanden davon ein bisschen in der Stadt abzuhängen und danach „Mafia“ zu spielen. Sie sind abhalten sollte, ihre Musik zu mögen. (Shawn CARNIFEX) irgendwie süchtig nach diesem Kartenspiel. (Alessandro STRENGTH APPROACH) Hört zu, Bands, ihr müsst endlich damit aufhören, unsere Initialen zu kopieren. H2O. Eine meiner Lieblingsbands und sehr gute Freunde. Ich freue mich, dass Erst waren es BLACK TAHLIA MURDER, dann BURNING THE MASSES. Wir sind die Europa endlich Notiz von ihnen nimmt. (Freddy MADBALL) einzigen BTM, merkt euch das! (Elliot BENEATH THE MASSACRE) Wir haben bisher nur einmal mit ihnen gespielt – vor ein paar Jahren in Ungarn –, sie sind aber ein großes Vorbild für uns. (Pedro DEVIL IN ME) Fuze präsentiert Eine der Bands, die ich mir jeden Tag anschauen könnte. Sie sind einfach toll und BONECRUSHER FEST mit CARNIFEX, BENEATH THE MASSACRE, WITHIN THE sehr bodenständig. Aber es ist echt schwer, den Überblick über Tobys Sneaker- RUINS, MOLOTOV SOLUTION, BETRAYING THE MARTYRS. 10.02. , Stadtmitte | 11.02. Bochum, Matrix | 18.02. CH-Aarau, Kiff | 20.02. Sammlung zu behalten. (Alessandro STRENGTH APPROACH) Lindau, Club Vaudeville | 21.02. München, Feierwerk | 23.02. A-Wien, Szene | 24.02. DEEZ NUTS. Ich glaube, die kommen aus Australien, was wahrscheinlich bedeu- Leipzig, | 27.02. Berlin, Magnet | 28.02. Hamburg, Logo | 02.03. Müns- tet, dass wir spitze miteinander auskommen werden. Man munkelt außerdem, ter, Sputnikhalle dass sie live super sind. (Adam H2O) Nach meiner Erfahrung sind das sehr coole und respektvolle Typen, was immer gut ist. Sie haben einen eigenen Stil und einen saukomischen Namen. Das ist New-York-Slang, haha. (Freddy MADBALL) THE GOLDEN AGE TOUR Offensichtlich Jungs, mit denen man gut Party machen kann. Ich mag ihr Zeug – . Mit denen waren wir im letzten Frühjahr auf Tour. Das war ein vor allem wegen der Texte. (Alessandro STRENGTH APPROACH) echtes Vergnügen. Ihr Van stank wie ein dampfendes Arschloch, und ihr Gitarrist FIRST BLOOD. Gute Band, gute Jungs. Ich denke, sie passen perfekt zur Dynamik hatte Brustschmerzen, weil er bei voller Fahrt rausgesprungen war und sich die dieser Tour. (Freddy MADBALL) Rippen gebrochen hatte. Echte Partytiere. (TRAPPED UNDER ICE) Brutaler Hardcore mit echt hammermäßigen Breakdowns. (Pedro DEVIL IN ME) Wir lieben, was wir machen, und wir machen es gut. (Stu YOUR DEMISE) DEVIL IN ME. Sehr unterbewertet. Oder vielleicht fliegen sie gerade auch nur TRAPPED UNDER ICE. Das ist unsere Band. Mit ihr waren wir oft auf Tour. Wir unter dem Radar. Ich hoffe jedenfalls, dass sie bald jeder kennt. Ihre Songs sind können es kaum erwarten, wieder nach Europa zu kommen. Vielleicht kennen die nämlich super. (Freddy MADBALL) Leute ja unsere neuen Songs. Das wäre cool. (TRAPPED UNDER ICE) Verrückte Portugiesen. Ich wünschte, sie könnten ihren tätowierten Roadie mit- Super Typen, die live voll abgehen und keine Angst haben, ihren persönlichen nehmen, den wir vor ein paar Jahren getroffen haben. Der ist komplett irre, haha. Musikgeschmack in das Songwriting einfließen zu lassen. (Stu YOUR DEMISE) (Alessandro STRENGTH APPROACH) MAN OVERBOARD. Ihre Aufkleber finden sich echt überall – sogar an Orten, an STRENGTH APPROACH. Wir sind ein paar nette Italiener, mit denen man gut denen keine Konzerte stattfinden. Immer wenn ich ihr „Defend Pop Punk“-Logo abhängen kann. Passt nur auf, dass sich unser Schlagzeuger nicht in einen flie- mit der Knarre sehe, muss ich an ein dürres Pop-Punk-Kid denken, das mit einem genden Truthahn verwandelt, wenn er besoffen ist, oder ihr werdet es bereuen. M16 eine Gruppe Angeber niedermäht. (TRAPPED UNDER ICE) (Alessandro STRENGTH APPROACH) Eine – wenn nicht sogar die beste – Band, die diese Art der Musik spielt, in einer Wir haben diese freundlichen Italiener schon vor ein paar Jahren zum ersten Mal inzwischen sehr gesättigten Szene. Wir wollten sie dabeihaben, weil das Line-up getroffen. Eine sehr gute Band, die schon auf viel Erfahrung zurückblicken kann. so abwechslungsreich wie möglich sein sollte, damit die Idioten-Kids – und davon (Pedro DEVIL IN ME) gibt es eine Menge, haha – neue gute Musik kennen lernen. (Stu YOUR DEMISE) Unsere italienischen Brüder. Sie leben das, worüber sie singen. (Adam H2O) BASEMENT. Eine super Band. Das Cover ihrer Platte ist wirklich cool. Vielleicht Die sind doch bei der Mafia – und zwar nicht nur weil sie aus Italien kommen, sind wir am Ende dieser Tour beste Freunde, wer weiß? (TRAPPED UNDER ICE) haha. Kleiner Insiderwitz. Ihr solltet definitiv früh kommen, um alle Bands der Tour Es wäre unhöflich, keine britische Band mitzunehmen – vor allem, wenn sie so zu sehen. Ihr werdet nicht enttäuscht sein. Wir sehen uns! (Freddy MADBALL) abgeht, wie BASEMENT gerade. (Stu YOUR DEMISE) Fuze präsentiert Fuze präsentiert MAZINE REBELLION TOUR 3 mit MADBALL, H2O, DEEZ NUTS, FIRST BLOOD, THE GOLDEN AGE TOUR mit YOUR DEMISE, TRAPPED UNDER ICE, MAN OVER- DEVIL IN ME, STRENGTH APPROACH. BOARD, BASEMENT. 08.03. Hamburg, Markthalle | 09.03. Berlin, SO36 | 10.03. A-Wien, Arena | 11.03. Mün- 21.03. Köln, MTC | 22.03. Frankfurt, Nachtleben | 23.03. , ExHaus | 24.03. München, chen, Backstage | 12.03. CH-Solothurn, Kofmehl | 13.03. Lindau, Club Vaudeville | 15.03. 59:1 | 29.03. Berlin, Magnet | 30.03. Hamburg, Logo Leipzig, Conne Island | 17.03. Essen, WeststadtHalle

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45-46Fuze32.indd 45 10.01.12 16:12 w w w . creative-talent . d e INTO IT. OVER IT. 12.05. München, Netzer | 13.05. Regensburg, Hei- mat | 15.05. Hamburg, Freundlich & Kompetent | 16.05. Frankfurt, FUZE pRäSENTIERT Ponyhof Club | 17.05. Berlin, White Trash | 18.05. Hannover, Innen- 7 SECONDS, RISK IT. 19.04. Hannover, Béi Chéz Heinz | 20.04. hof | 19.05. Köln, Stereo Wonderland | 20.05. Haldern, Pop Bar Oberhausen, Kraftwerk | 21.04. Leisnig, Revolution Festival | 23.04. A-Wien, Arena | 26.04. Stuttgart, Röhre | 27.04. Freiburg, Walfisch | & THE GODDAMN BAND. 07.02. CH-Zürich, Eldo- 28.04. Fulda, Kreuz | 02.05. Trier, ExHaus rado | 08.02. CH-Baden, One Of A Million | 09.02. Freiburg, White Rabbit | 11.02. Köln, Tsunami Club | 12.02. Karlsruhe, Jubez | 13.02. A TRAITOR LIKE JUDAS. 28.01. München, Backstage | 10.02. Hamburg, Kulturhaus III&70 | 14.02. Dresden, Beatpol | 15.02. Nürn- Rotenburg (Wümme), JZ | 17.02. Hagen, Kultopia | 17.03. Dessau, berg, MuZ | 16.02. Leipzig, Café Kafic | 17.02. Berlin, Karrera Klub | Beatclub | 05.05. Aurich, Schlachthof | 25.05. Pößneck, Bam In Your 18.02. München, Atomic Cafe | 19.02. A-Wien, B72 Face | 27.05. A-St. Margarethen, M-Core Festival THE LUST FOR LIFE, POWER. 06.04. Gießen, AK44 | 07.04. Burg- , , NAYSAYER. 02.02. lengenfeld, JZ | 09.04. Würzburg, Wilde 13 | 12.04. CH-Schaffhau- Andernach, JZ | 03.02. CH-Aarau, Kiff | 08.02. A-Wien, Szene | sen, Proberaum | 13.04. München, Kafe Marat 09.02. Cham, L.A. | 10.02. Cottbus, Gladhouse | 11.02. Berlin, SO36 | 13.02. Kassel, K19 | 14.02. Augsburg, Kantine | 15.02. Saarbrü- MONKEY MOSH mit MADISON AFFAIR, BLONK, THROUGH cken, Garage | 20.02. Stuttgart, Speakeasy | 21.02. Hannover, DEVASTATION, COPYRIOT. 27.01. Jena, Rosenkeller Faust | 25.02. Leipzig, Conne Island | 26.02. Märschendorf, Stilbruch | 27.02. Lindau, Club Vaudeville | 28.02. Schweinfurt, Alter Statt- MORE THAN LIFE. 15.03. Wolfsburg, JuHa Ost | 16.03. Lichtenstein, bahnhof | 29.02. Hamburg, | 01.03. Magdeburg, Factory JZ Riot | 17.03. Oberhausen, Kulttempel | 18.03. Hamburg, Hafen- | 02.03. Bochum, Matrix klang | 21.03. Berlin, Lovelite | 22.03. CH-Olten, Coq d‘Or | 25.03. Stuttgart, JuHa West | 26.03. A-Wien, Viper Room | 27.03. München, , WE CAME AS ROMANS, , Feierwerk | 28.03. Würzburg, Cairo | 29.03. Giessen, MuK . 18.01. CH-Zürich, Abart | 20.01. A-Wien, WuK | 21.01. München, Backstage | 23.01. Berlin, Columbia Club | MY AUTUMN. 27.01. Wolfsburg, JZ | 28.01. Marburg, Trauma | 01.02. 24.01. Münster, Sputnikhalle | 25.01. Hamburg, Knust | 03.02. Köln, A-Villach, Kulturhofkeller | 02.02. München, Backstage Werk | Essigfabrik 03.02. L-Luxemburg, Café Dancing Votre Choix | 04.02. CH-Mou- don, Les Prisons | 09.02. Berlin, Lovelite ALL FOR NOTHING. 10.03. Quedlinburg, KuZ Reichenstraße | 24.03. Leipzig, Conne Island | 04.05. Lauter, Schatulle | 05.05. NAPALM DEATH. 27.01. Siegen, Vortex Club | 28.01. Cham, L.A. | Frankfurt, Elfer | 12.05. Pforzheim, Bottich | 19.05. Hannover, Béi 29.01. Koblenz, Circus Maximus | 27.04. CH-Lausanne, Les | Chéz Heinz | 26.05. A-Lustenau, Culture FactorY 11.05. Magdeburg, Factory | 12.05. Essen,

ANTI-FLAG, . 16.04. Oberhausen, Zentrum Alten- NASTY, WORLD OF PAIN, FALLBRAWL. 05.04. Marburg, KFZ | berg | 18.04. Köln, Luxor | 19.04. Wiesbaden, Räucherkammer | 06.04. Berlin, Tommyhaus | 09.04. Augsburg, Kantine | 10.04. Kob- 20.04. Stuttgart, Universum | 22.04. München, 59:1 | 24.04. Osna- lenz, JAM Club | 11.04. CH-Zürich, Dynamo Werk 21 | 12.04. Karls- brück, Kleine Freiheit | 25.04. Bremen, Tower | 26.04. Hamburg, ruhe, Stadtmitte | 14.04. Münster, Sputnikhalle TEMPLETON PEK | Logo PARKWAY DRIVE, THE GHOST INSIDE, ... 12.04. 10.03. KÖLN - MTC ATTACK ATTACK! 10.03. Köln, MTC | 11.03. Hamburg, Headcrash Oberhausen, Turbinenhalle | 19.04. München, Tonhalle | 20.04. 11.03. HAMBURG - Headcrash A-Wien, Gasometer | 21.04. Leipzig, Agra | 22.04. Würzburg, Post- AWAKEN DEMONS, ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY. 23.03. halle | 27.04. Hamburg, Große Freiheit 36 | 29.04. Stuttgart, LKA München, Backstage | 24.03. Münster, Sputtenmosh | 27.03. Karls- ruhe, Stadtmitte | 28.03. CH-Zürich, Werk 21 | 29.03. Frankfurt, Elfer PENTIMENTO, LIGHT YEARS. 24.02. Essen, Cafe Nova | 25.02. | 30.03. Bischofswerda, East Club | 31.03. Haldensleben, Der Club Stuttgart, JuHa West | 26.02. A-Dornbirn, Schlachthof | 27.02. Würzburg, Cairo | 28.02. Dessau, Beatclub | 29.02. Berlin, Cassio- BASTIONS, NO OMEGA. 03.03. Solingen, Waldmeister | 14.03. peia München, Sunny Red | 15.03. Stuttgart, JuHa West | 16.03. Trier, ExHaus | 18.03. Hamburg, Hafenklang | 19.03. Jena, Kassablanca | PIANOS BECOME THE TEETH, GOODTIME BOYS. 16.03. Trier, 20.03. A-Wien, Venster | 27.03. A-Graz, Sub | 29.03. Kiel, Schau- ExHaus | 17.03. Köln, Underground 2 | 18.03. München, Sunny Red | bude 19.03. Berlin, Cassiopeia | 20.03. Hamburg, Goldener Salon

BITTER VERSES. 25.02. Niesky, Holz | 09.03. Jena, Hell Is Here | , LONG DISTANCE CALLING, BLOOD COM- 10.03. Quedlinburg, KuZ Reichenstraße | 04.05. Lauter, Schatulle | MAND, UNEVEN STRUCTURE. 29.02. Stuttgart, Universum | 11.03. 05.05. Frankfurt, Elfer | 12.05. Pforzheim, Bottich | 26.05. Pößneck, Hamburg, Logo | 13.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg | 14.03. A-Wien, Bam In Your Face Arena | 15.03. München, Backstage | 16.03. Leipzig, Conne Island | 17.03. Aschaffenburg, Colos-Saal | 18.03. Bochum, Matrix DEAD SWANS, HORROR SHOW. 25.01. Stuttgart, JuHa West | 26.01. München, Feierwerk | 27.01. CH-Olten, Coq d’Or | 28.01. Köln, SAARLOPALOOZA mit SPERMBIRDS, PASCOW, LOVE A, CAP- Underground | 29.01. Leipzig, 4Rooms | 30.01. A-Wien, Shelter | TAIN PLANET, CONMOTO ... 12.05. St. Wendel, Saalbau 31.01. Berlin, Magnet Club | 01.02. Hannover, Béi Chéz Heinz SCREAM. 24.01. Saarbrücken, Garage | 26.01. CH-Luzern, Sedel | EMP mit SUICIDAL TENDENCIES, BIOHA- 30.01. A-Wien, Arena | 31.01. München, Feierwerk | 01.02. Stuttgart, ZARD, TERROR, WALLS OF JERICHO, LIONHEART, CRUSHING Schocken | 03.02. Köln, Underground | 04.02. Berlin, Cassiopeia | CASPARS. 21.01. Oberhausen, Turbinenhalle | 22.01. Hamburg, 05.02. Hamburg, Hafenklang Docks | 23.01. Berlin, Astra | 24.01. München, Werk | 25.01. A-Wien, Gasometer | 26.01. Stuttgart, LKA Longhorn | 27.01. Saarbrücken, SIGHTS & SOUNDS, CONSTANTS. 29.01. Bielefeld, Forum | 30.01. Garage | 28.01. Dresden, Alter Schlachthof Hamburg, Hafenklang | 31.01. Berlin, Cassiopeia | 01.02. Dresden, Beatpol | 03.02. A-Linz, Ann and Pat | 06.02. A-Wien, Arena | 07.02. , , SET YOUR GOALS, MAKE DO A-Dornbirn, Schlachthaus | 08.02. Stuttgart, JuHa West | 09.02. AND MEND. 01.05. Köln, Underground | 02.05. Frankfurt, Batsch- München, Feierwerk | 10.02. Wangen, Tonne | 11.02. CH-Brugg, Pica- kapp | 03.05. Stuttgart, Röhre | 05.05. München, Backstage Halle dilly | 25.02. Braunschweig, Merz | 10.05. Schweinfurt, Stattbahnhof | 11.05. Berlin, Columbia Club | 16.05. Hamburg, Knust | 17.05. Bremen, Lagerhaus | 18.05. Hanno- SLAPSHOT. 30.03. Rostock, Mau Club | 31.03. Leipzig, Hellraiser | ver, Faust 01.04. Berlin, Huxleys | 05.04. München, Backstage | 06.04. A-Wien, Szene | 07.04. A-Innsbruck, Hafen | 08.04. CH-Zürich, Dynamo | FOUR YEAR STRONG, A LOSS FOR WORDS. 05.02. Köln, Luxor | 12.04. Immenhausen, Akku | 13.04. Sulzbach/Murr, Belinda | 14.04. 06.02. Münster, Sputnikhalle | 07.02. Hamburg, Knust | 08.02. Ber- Gunzendorf, Live | 15.04. Frankfurt, | 19.04. Mem- lin, Magnet Club mingen, Kaminwerk | 20.04. Erfurt, Stadtgarten | 21.04. Dresden, Strasse E | 22.04. Hamburg, Markthalle | 26.04. Magdeburg, Fac- FRAU POTZ. 07.04. Karlsruhe, Alte Hackerei | 08.04. , Haus tory | 27.04. Gosheim, Komma | 28.04. Oberhausen, Turbinenhalle Mainusch | 09.04. Köln, Aetherblissement | 10.04. , Bla | 12.04. Kiel, Schaubude | 13.04. Berlin, About:Blank | 14.04. Leipzig, Atari | THE STATIC AGE, SMILE AND BURN. 02.02. Nünchritz, Kombi | 18.04. Osnabrück, Bastard Club | 19.04. Bremen, Lagerhaus | 20.04. 03.02. Leisnig, AJZ | 04.02. Göttingen, T-Keller | 07.02. Hamburg, Flensburg, Volxbad Astra Stube | 08.02. Kiel, Schaubude | 10.02. Essen, Café Nova | 11.02. Koblenz, Apparat | 12.02. Köln, Sonic Ballroom GET INFECTED TOUR mit CALIBAN, , WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, EYES SET TO KILL, ATTILA. TOUCHÉ AMORÉ. 29.02. Münster, Skaters Palace | 04.03. Ham- 02.02. Karlsruhe, Substage | 03.02. Hamburg, Markthalle | 10.02. burg, Hafenklang | 17.03. Dresden, Chemiefabrik | 21.03. München, Berlin, Columbia Club | 11.02. Jena, F-Haus | 16.02. A-Wien, Arena | Kranhalle 17.02. München, Backstage Werk | 21.02. CH-Zürich, Abart | 25.02. Köln, Essigfabrik WAR FROM A HARLOTS MOUTH, AS BLOOD RUNS BLACK, I THE BREATHER, . 09.03. Köln, Werkstatt | GORILLA BISCUITS. 26.04. Stuttgart, Die Röhre | 28.04. Leipzig, 10.03. Leipzig, Conne Island | 11.03. Karlsruhe, Stadtmitte | 19.03. Festival Hamburg, Hafenklang | 20.03. 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