Hochrhein/Bodensee
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Freiburg Bad Krotzingen Singen Überlingen Radolfzell Höchenschwand Schaffhausen Waldshut-Tiengen Lörrach Konstanz Friedrichshafen Rheinfelden Bad Säckingen Laufenburg Frauenfeld Romanshorn SCHWEIZ Baden St.Gallen Literaturregion Hochrhein/Bodensee Vorwort „Da erfüllt uns doch das Glück, in dieser einzigartigen, milden, gesegneten Landschaft mit ihren lebendigen, verschiedenen artigen Kulturregionen leben zu dürfen.“ Nicht nur der Schweizer Gelehrte Dino Larese, von dem diese Worte stammen, hat die Kultur- landschaft des Hochrheins und des Bodensees in literarischen Werken festgehalten. Eine im deutschsprachigen Raum einzigartige künstlerische Tradition lässt sich zwi- schen Freiburg, Basel und dem Bodensee verfolgen. Vom Mittelalter über den Huma- nismus, Barock, Aufklärung und Romantik bis zum Bürgerlichen Realismus, Moder- ne und Avantgarde der Gegenwart lassen sich die Spuren großer Kunst und Literatur verfolgen. Das historische Potential ist überwältigend, es zeigt die Gemeinsamkeiten einer europäischen Kulturregion ebenso wie die grenzüberschreitenden Differenzen – und das in einem konstruktiven Sinne. Gerade weil sich die unterschiedlichen Traditi- onen in Frankreich, in der Schweiz, in der Bundesrepublik und in Österreich in einem überschaubaren Raum so vielfältig zeigen und in der Kunst spiegeln, wird das „Erbe am Rhein“, wie René Schickele seine Romantrilogie (1925 –1931) überschrieben hat, zu einem übergreifenden Bezugspunkt, durch den eine gemeinsame Identität möglich wird. Es ist der Humanismus, eine glanzvolle europäische Bildungsbewegung, die am Anfang der Modernisierungsprozesse in Europa stand. Sie stifteten das Fundament ei- ner Demokratisieung von Bildung und Kultur, die zu den Grundlagen der europäischen Identität gehören. Die Regionen des Ober- und des Hochrheins gehören auch aus die- sem Grunde zu den Modellregionen, die durch das grenzüberschreitende Miteinander die kulturelle Zusammengehörigkeit lebendig demonstrieren. Mit dem vorliegenden Literaturführer „Hochrhein/Bodensee“ ist ein ambitioniertes Pro- jekt des Museums für Literatur am Oberrhein Karlsruhe und des ADAC Südbaden und Nordbaden, unterstützt vom ADAC Pfalz, abgeschlossen. Angefangen mit der grenz- überschreitenden Literaturregion „Pamina“ mit Karlsruhe als Zentrum, gefolgt von der Region „Rhein-Neckar“, der erfolgreichen Metropolregion mit Mannhein, Ludwigshafen und Heidelberg und der Literaturregion „Südlicher Oberhein“ mit Freiburg, Basel und Strasbourg als Zentren liegt jetzt eine literarische Topographie vor, die in ihrer Fülle auf eine Region bezogen in dieser Form einmalig ist. Sie bietet ein vielfältiges Angebot nicht nur für Touristen. Auch die Bewohner der Region können auf Spurensuche gehen, sich ihre Landschaft neu erschließen, die Wohnorte großer Künstlerinnen und Künstler sowie Schauplätze der Literatur aufsuchen. Insbesondere für Schüler wird Literatur unmittel- bar erfahrbar, Lektüre lebendig, von Schillers „Räubern“ bis zu Peter Stamms Erzäh- lungen „Seerücken“, dem Hügelzug zwischen Bodensee und dem Thurtal. Damit sind die vier vorliegenden Literaturführer zugleich auch ein Beispiel dafür, wie Institutionen produktiv zusammen arbeiten können. Mobilität ist für uns die Klammer, sie macht im wörtlichen Sinne „erfahrbar“ was sehenswert ist – nicht nur der Humanismus führt zu- rück an den Oberrhein, auch die Erfindung des Automobils durch Carl Friedrich Benz. Dem Vorsitzenden des ADAC Südbaden Volker Mattern und dem Geschäftsführer Harald Schmid sei für die konstruktive Zusammenarbeit und großzügige Unterstützung gedankt, die eine Erschließung der Literaturregionen am Rhein und damit eine Spu- rensuche möglich gemacht hat. Prof. Dr. Hansgeorg Schmidt-Bergmann Museum für Literatur am Oberrhein Karlsruhe 1Vgl. Literaturregionen: PAMINA. Baden. Elsass. Pfalz. Hrsg.: ADAC Nordbaden, Südbaden, Pfalz, Literarische Gesellschaft und Tech nologieRegion Karlsruhe; Rhein-Neckar. Hrsg.: ADAC Nordbaden, Pfalz, Südbaden, Literarische Gesellschaft, Metropolregion Rhein-Neckar GmbH; sowie Südlicher Oberrhein. Hrsg.: ADAC Südbaden, Nordbaden, Pfalz, Literarische Gesellschaft. Download: www. literaturland-bw.de 2 Literaturregion Hochrhein/Bodensee Inhalt Vorwort 2 Lindau 64 Inhalt 3 Mainau 68 Allensbach 4 Meersburg 71 Amriswil 5 Meßkirch 75 Arbon 6 Münsterlingen 77 Arlesheim 7 Neuhausen am Rheinfall 78 Bad Säckingen 8 Radolfzell 81 Baden 10 Reichenau 83 Berlingen 12 Rheinfelden (Baden) 85 Bernau im Schwarzwald 13 Rheinfelden (Schweiz) 86 Blumberg 14 Riehen 87 Bodman-Ludwigshafen 15 Romanshorn 89 Bonndorf im Schwarzwald 17 Salem 90 Bregenz 19 Salenstein 91 Brugg 23 Schaffhausen 93 Diessenhofen 24 Schwörstadt 95 Donaueschingen 25 Singen (Hohentwiel) 96 Dornach 28 St. Gallen 99 Engen 29 Steckborn 102 Ermatingen 31 Stein am Rhein 104 Frauenfeld 33 Stockach 105 Friedrichshafen 35 Überlingen 107 Gaienhofen 38 Uhldingen-Mühlhofen 110 Glattfelden 40 Waldshut-Tiengen 111 Gottlieben 41 Wangen (Öhningen) 113 Grafenhausen-Rothaus 42 Wasserburg 115 Hagnau 43 Herrischried 44 Personenregister 116 Höchenschwand 46 Bildnachweise 118 Kesswil 48 Quellen- und Literaturhinweise 119 Klingnau 49 Dank 120 Konstanz 50 Kreuzlingen 57 Deutschland Laufenburg (Baden /Schweiz) 59 Schweiz Liestal 61 Österreich 3 Literaturregion Hochrhein/Bodensee Allensbach fach übersetztes Werk ist der Roman Pelle der Eroberer (1910), in dem er sei- Gemeinde Allensbach ne von Armut geprägte Kindheit in Ko- Rathausplatz 1 penhagen thematisiert. Fritz Mauthner 78476 Allensbach verglich seinen Freund mit dem Philoso- Tel.: 07533 /801-0 phen Baruch de Spinoza (1632–1677): www.allensbach.de Es wäre ja leicht möglich - so weit mir Tourist-Info das möglich ist - klingende Worte zu Im Bahnhof machen über die Notwendigkeit, Ihren Konstanzer Str. 12 Namen mit dem Spinozas zusammen- 78476 Allensbach zubringen: Sie waren ein proletarischer Tel.: 07533/801-35 Arbeiter, bevor Sie der Dichter des Pro- letariats wurden, und Baruch de Spino- Heimatmuseum Allensbach za war zeitlebens ein armer Glasschlei- Rathausplatz 2 fer, während er ohne Entgelt für sich und 78476 Allensbach die anderen armen Menschen die Wahr- Tel: 0 7533/69 06 heit suchte; Sie halten nicht allzuviel Öffnungszeiten: Mai bis Oktober von der betriebsamen Vielwisserei der Di 17–19 Uhr, Sa 10 –12 Uhr staatlichen Hochschulen, und Spinoza gar war so frei, so ganz frei, daß er, der Bekannt ist Allensbach als Sitz des mittellose Handarbeiter, ablehnte, als er Instituts für Demoskopie, des äl- ordentlicher und gutbezahlter Universi- testen Meinungsforschungsinstituts tätsprofessor werden sollte. in Deutschland, 1947 von Elisabeth Noelle-Neumann (1916–2010) ge- 1926 ließ sich der Maler Otto Mar- gründet. quard (1881–1969) am Seeweg nie- der, wo er bis zu seinem Tod lebte. Der Der dänische Arbeiterschriftsteller Mar- einstige Meisterschüler von Hans Tho- tin Andersen Nexø (1869–1954) leb- ma an der Badischen Kunstakademie in te hier von 1923 bis 1930 und heirate- Karlsruhe erhielt aufgrund seiner pazi- te 1925 in dritter Ehe Johanna May. Er fistischen Gesinnung 1935 ein Mal- und stand in Kontakt mit dem Schriftstel- Ausstellungsverbot. In Allensbach er- ler und Philosophen Fritz Mauthner öffnete er mit seiner Frau eine vegeta- (1849 –1923). Nexø gilt als der erste rische Pension, die zum Treffpunkt für große Vertreter der Arbeiterliteratur in Schriftsteller, linke Politiker und Künst- Dänemark. Sein bekanntestes und viel- lerkollegen wurde und der Familie ei- nen Lebensunterhalt bot. Während des nationalsozialistischen Regimes verhalf er vielen Verfolgten zur Flucht in die Schweiz. Ende 1934 zog der Schriftsteller und Maler Fritz Mühlenweg (1898–1961) mit seiner österreichischen Frau, der Malerin Elisabeth Kopriva nach Allens- bach. Sein größter literarischer Erfolg ist das Jugendbuch In geheimer Mission durch die Wüste Gobi (1950), in dem er seine Reiseerfahrungen der „Sino- Dorfmitte Allensbach Schwedisch-Expedition“ verarbeitete, 4 Literaturregion Hochrhein/Bodensee die er nach 1927 drei Mal begleitet hat- Die Stadt plant für Ende 2011 die Eröff- te. Seine Reisen durch die Mongolei nung einer Fritz-Mühlenweg-Ausstellung spiegeln sich im Gedichtband Tausend- im Verkehrsbüro im Bahnhof. jähriger Bambus (1946). Es handelt sich um Nachdichtungen aus dem Schi-King In Allensbach lebt die Schriftstellerin (Chinesisches Buch der Lieder), das Gaby Hauptmann (geb. 1957), die Mühlenweg in englischer Übersetzung 1995 mit dem Roman Suche impoten- von einem chinesischen Freund erhal- ten Mann fürs Leben bekannt wurde. ten hatte. In seinem Kleinen Buch vom Es folgten zahlreiche weitere Frauenro- Bodensee (1954) preist er die Reize der mane, die auch zum Teil verfilmt wurden Region und gibt seinem Leser folgenden (u.a. Ein Liebhaber zuviel ist noch zu Tipp für eine Reise um den Bodensee: wenig, 2000, Hengstparade 2004). Amriswil Stadtverwaltung Amriswil Arbonerstraße 2 Postfach 1681 CH- 8580 Amriswil Tel.: 0041-(0)71/4141111 www.amriswil.ch Der Lyriker Fritz Enderlin (1883 –1971), der sowohl in Hochdeutsch als auch in Mundart dichtete, ist hier geboren. Er schrieb den autobiographischen Roman einer unglücklichen Jugend (Hans im Weg, 1926), Naturlyrik (Haus am See, Fritz Mühlenweg 1943) sowie Mundartlyrik (Gedichte in Oberthurgauer Mundart, 1963). Ferner Wohin am Bodensee? gab er mehrere Lyrik-Anthologien für Auf dem Spiegel mit dem grünen Rahmen den Schulgebrauch heraus. weht der weißen Schiffe schwarzer Rauch, alle Schiffe haben einen Namen, Dino Larese (1914– 2001) gehörte im und die Haltestellen auch. 20. Jh. zu den wichtigen Kulturschaffen- Da beginnt