Heft Nr. 59 November 2014 Flüchtlingsrat INFOINFO Thüringen 3/2014

Vom Isolieren, Abschiebung ist keine Strafe Ausgrenzen und Der Europäische Gerichtshof stellt klar: Abschiebungshaft darf nicht in 'normalen' Hafteinrichtungen, sondern Wegschauen nur in speziellen Einrichtungen vollzo- gen werden. An einer Vereinbarung zur Anlässlich des "Tag der Menschenrechte" die Unter- Kooperation mit anderen Bundeslän- bringung von Flüchtlingen in Thüringen im Blick dern werde nun gearbeitet, teilte das Von Martin Arnold Justizministerium mit. ... weiter auf Seite 5

Checkliste Kirchenasyl Im Oktober 2014 waren der BAG „Asyl in der Kirche“ 178 Kirchenasyle mit mindestens 329 Personen, davon etwa 105 Kinder, bekannt. Eine „Checkliste“ für Kirchgemeinden und ihre Gremien klärt auf und gibt wich- tige Hinweise.

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Aufnahme syrischer Familienangehöriger Dem von der Innenministerkonferenz im neuen Aufnahmeprogramm be- Duschräume in Breitenworbis schlossenen „Kontingent“ von 10.000 Am 10. Dezember ist der Tag der Menschenrechte. Ob Flüchtlingsabwehr mit Menschen stehen in den Bundeslän- Todesfolgen an den EU-Außengrenzen, geplante Inhaftierung von Asylsuchenden dern bereits 76.000 gestellte Anträge im Dublin Verfahren, Flüchtlingskinder ohne Kindeswohl, ein isoliertes Leben in und eine lebensbedrohliche Situation Lagern: Die Einhaltung der Menschenrechte ist auch im 21. Jahrhundert nicht für hunderttausende Kinder, Jugendli- selbstverständlich. Dabei stehen sie allen Menschen zu. In gleicher Weise und un- abhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion und Alter. che, Frauen und Männer in Syrien ge- genüber. Der Tag der Menschenrechte ist der Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der ... weiter auf Seite 9 Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International nehmen diesen Tag jedes Jahr zum Anlass, die Menschen- AOK Gesundheitskarte für rechtssituation weltweit kritisch zu betrachten und auf aktuelle Brennpunkte hin- Flüchtlinge zuweisen. Nicht zuletzt deswegen für uns ein Grund, in diesem INFO-Heft die Die mangelhafte medizinische Versor- konkrete Unterbringungssituation von geflüchteten Menschen in Thüringen an- gung von AsylbewerberInnen sowie zuschauen. Ein Beispiel Breitenworbis. The VOICE Refugee Forum organisierte Geduldeten könnte nach dem Bremer am 5. Oktober eine Kundgebung vor der Gemeinschaftsunterkunft Breitenworbis. Der Flüchtlingsrat Thüringen sowie weitere Initiativen und AktivistInnen wie die Modell auch in Thüringen entschei- Gruppe Association Progrès folgten dem Aufruf und machten sich erneut ein dend verbessert werden. Bild von der menschenunwürdigen Unterbringung. ... weiter auf Seite 3 ... weiter auf Seite 10 Flüchtlingsrat Thüringen INFO

Inhalt Termine & Veranstaltungen

Seite 1 Titelthema: Tag der Menschenrechte 02.12.2014: Fortbildung "Ausländerstrafrecht - Schnittstellen von Ausländer- und Strafrecht für Flüchtlinge"; Zeit: 2. Seite 2 Inhaltsverzeichnis, Impressum, Veran- Dezember 2014, 9.30 – 16.00 Uhr; Ort: Fachhochschule staltungen Erfurt, Altonaer Str. 25, 99085 Erfurt

Seite 3 GU Breitenworbis: Über Isolation und 10.12.2014: Tag der Menschenrechte beschämende Bedingungen 21.03.2015: Internationaler Tag gegen Rassismus Seite 5 Abschiebung ist keine Strafe Checkliste Kirchenasyl Werden Sie Mitglied! Seite 6 Theaterprojekt „Die Schutzlosen. Les Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. ist auf Spenden angewie- Zéros-Morts.“ nimmt deutsche und sen, um unabhängig von staatlichen Geldern und Interessen europäische Asylpolitik in den Blick für das Recht auf Asyl und den Schutz von Flüchtlingen ein- Seite 7 Traumatisiert. Ausgegrenzt. treten zu können. Als Vereinsmitglied unterstützen Sie unse- Unterversorgt. Versorgungsbericht re Arbeit ideell und finanziell. Um ordentliches oder zur Situation von Flüchtlingen und förderndes Mitglied im Flüchtlingsrat Thüringen e.V. zu wer- Folteropfern in den Bundesländern den, schicken Sie uns einfach eine E-Mail. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Der Jahresbeitrag für Einzelpersonen beträgt 30 EUR, für Thüringen Personen ohne Einkommen 20 EUR, für AsylbewerberInnen Seite 9 Stand Thüringen: 3. (bei Leistungen gemäß AsylbLG) 6 EUR und für Organisatio- Bundesprogramm zur Aufnahme nen 100 EUR (der Vorstand kann im Einzelfall Ausnahmen syrischer Familienangehöriger vom genehmigen, ausgehend von einem Mindestbeitrag von 30 18. Juli 2014 und Verlängerung des EUR pro Jahr). Thüringer Aufnahmeprogramms bis 31. März 2015 LIKE IT! Seite 10 AOK Bremer Modell der Gesundheitskarte – ein Konzept mit Der Flüchtlingsrat Thüringen Vorbildfunktion e.V. auf Facebook Seite 11 Die Landesaufnahmestelle in Suhl. Die Ergebnisse der Konzeptlosigkeit. http://www.facebook.com/ fluechtlingsrat Seite 13 Eröffnung des Büros „willkommen – welcome“ Arnstadt Impressum Seite 14 Asylkompromiss: Fatale Entscheidung Herausgeber: im Bundesrat Flüchtlingsrat Thüringen e. V. Seite 15 Flüchtlingsrat Thüringen e.V. verleiht Sabine Berninger (V.i.S.d.P.) Warsbergstraße 1 der Initiative „Solidarität mit den 99092 Erfurt Flüchtlingen in Suhl“ den Telefon: 0361-21727-20 Engagement-Preis 2014 Telefax: 0361-21727-27 [email protected] Seite 16 Preis für Gemeinheit 2014: Festhalten www.fluechtlingsrat-thr.de an menschenunwürdiger Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in Unterbringung „gewürdigt“ jedem Fall die Meinung der Redaktion oder des Seite 18 Veranstaltung: „Unlimited. Flüchtlingsrates Thüringen e.V. wieder. Geflüchtete unterstützen – Rassismus Spenden: entgegentreten!“ Lobbyarbeit und Solidarität mit Flüchtlingen sind nicht Engagement: CAFÉ INTERNATIONAL kostenlos. Unterstützen Sie unsere Arbeit, damit wir in Eisenberg handeln können. Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. ist vom Finanzamt Erfurt als gemeinnützig anerkannt. Seite 19 Literatur: Neuerscheinungen Sparkasse Mittelthüringen: IBAN: DE98 8205 1000 0163 Seite 20 Kontakte Regional 0262 70 BIC: HELADEF1WEM Das nächste Info des Flüchtlingsrates Thüringen erscheint im Frühjahr 2015. Für Hinweise und Kritik (bitte senden an: [email protected]) ist die Redaktion dankbar.

2 Heft Nr. 59 3/2014 Unterbringung Gemeinschaftsunterkunft Breitenworbis: Über Isolation und beschämende Bedingungen Von Martin M. Arnold

Seit langem wird über die Situation der in Breitenwor- Nachbar weit und breit ist ein landwirtschaftlicher Betrieb bis untergebrachten Flüchtlinge gestritten. Der Land- mitsamt den spezifischen Gerüchen. Daneben gedüngte rat und weitere politische AkteurInnen vor Ort Felder. Jetzt wird mir klar, warum sonst keine Bebauungen beschönigen immer wieder die Situation. Nicht zu- aus Breitenworbis in diese Richtung wachsen. Die letzten letzt deshalb ging der „Preis für die größtmögliche Meter zur Gemeinschaftsunterkunft. Ein Blick nach links Gemeinheit“ in das Eichsfeld. Mitglieder des Flücht- Feld, ein Blick nach rechts Müll. Zu viel Müll, um in den lingsrates waren auch aus diesem Grund vor Ort und vergangenen Tagen von den BewohnerInnen angehäuft haben mit den Geflüchteten gesprochen und sich ein worden zu sein. Offensichtlich bemühen sich die lokalen Bild von der unzumutbaren „Gemeinschaftsunter- Behörden nicht sonderlich um die Umsetzung ach so deut- kunft“, die eher als Baracke zu bezeichnen ist, ge- scher Sauberkeitstugenden. Mittlerweile hängt unsere macht. Ein Erfahrungsbericht… Stimmung genauso unbespielbar durch, wie das Volleyball- netz vor dem Gebäude. Doch dann wurden wir so herzlich Sonntag 05. Oktober gegen Mittag. Es ist warm, die Fens- von AktivistInnen und BewohnerInnen empfangen, dass ter des Autos sind geschlossen und die Klimaanlage erweist sogar der permanente Gestank zeitweise an Dominanz treue Dienste. Wir, Madeleine Henfling, Christian Schaft verlor. und ich vom Flüchtlingsrat Thüringen, sind auf dem Weg nach Breitenworbis. Das Ziel ist eine von The Voice Refu- Ein Rundgang um das Haus unterstrich die Vermutung, gee Forum organisierte dass hier schon lange nichts Kundgebung vor der Flücht- mehr instand gesetzt wur- lingsunterkunft. Die letzten de. Statt Gardinen oder Jahre setzten wir uns immer Rollos sorgen an einigen wieder mit der unwürdigen Fenstern mitunter ange- Unterbringung geflüchteter klebte Zeitungen für Menschen in Breitenworbis Sichtschutz und Privat- auseinander. In diesem Jahr sphäre. Die Außenverklei- folgte die Nominierung des dung der Unterkunft ist Landrats Dr. Henning und marode und stellenweise der CDU-Kreistagsfraktion bereits abgefallen. Ein Bas- für den Negativpreis des ketballkorb samt Pfeiler Flüchtlingsrates. Die Kund- ragt schief aus dem Boden, gebung war also eine gute wobei man neben dem Möglichkeit, sich erneut ein Sperrmüll ohnehin nicht Bild von den Bedingungen zu ohne Verletzungsrisiko machen und mit den dort spielen könnte. Nach ersten zwangsweise lebenden Gesprächen und der Au- Flüchtlingen zu sprechen. ßensicht, wollten wir uns nun ein Bild vom Inneren Es sind nur ein paar Meter der Gemeinschaftsunter- von der Autobahn A 38 zur kunft machen. Zudem Gemeinschaftsunterkunft. konnten wir so für einige Der Ort Breitenworbis zu- Minuten dem Gestank vor mindest liegt weiter entfernt. der Tür entkommen. Im Eine Landstraße zieht mitten Haus trafen wir ebenso auf durch Felder und führt uns offene Gesprächsbereit- letztlich zu einem einsam ste- schaft, aber auch auf eine henden Gebäude. In der Ein- mehr als marode Bausub- fahrt stehen bereits viele stanz. Die engen Gänge Polizeifahrzeuge und BeamtInnen Spalier. Wir parken auf waren mitunter kaum ausgeleuchtet. Viele Neonröhren an einem Feldweg direkt neben meterhoch gewachsenem Ge- der Decke hatten bereits ihren Job quittiert. An einer alten treide. Die letzten Meter zum Gebäude laufen wir. Noch und defekten Tür steht WC. Ich habe allein von sechs Toi- entfernt sehen wir das rege Treiben einiger Menschen, die lettenkabinen in zwei Etagen vier verschlossene und dau- ersten Transparente liegen bereits aus und ein Tisch wird erhaft defekte gezählt. In einer Etage hielt der Wasserhahn mit Essen gedeckt. Leider ist es kein angenehmer Geruch kaum noch auf dem Waschbecken und spritzte beim Wa- köstlicher Speisen, der uns in die Nasen steigt. Einziger schen alles andere als die Hände voll. Seife gab es keine. 3 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Fortsetzung von Seite 3 dieser durchzuführen. Dem entgegen stehen allerdings Die wenigen zugänglichen Kloschüsseln waren nicht mit meine unzähligen Beobachtungen von Spinnenweben an Silikon abgedichtet, es roch stark nach Urin. An der Decke den Außenseiten der Treppenstufen. Ganz klar, hier waren Wasserschäden zu se- hen, die von den sanitären Einrichtungen ein Stockwerk weiter oben zu kommen scheinen. Die Duschen befin- den sich im Keller. Abschließ- bar waren sie nicht, und zudem ist es trotz des sonnig warmen Tages sehr kühl da unten gewesen. Ich fragte mich, wie die Menschen es hier im Winter aushalten. Eine Frau bat mich, mit in die Ge- meinschaftsküche in der zwei- ten Etage zu kommen. Dort demonstrierte sie mir ein- drucksvoll einen weiteren Wasserhahn, der ganz ohne Drehknopf auskommt und derart undicht in alle Richtun- gen spritzt, dass die Bewoh- nerInnen ihn nur mit einem Tuch notdürftig Einhalt gewähren können. Daneben drei möchte ich nicht länger sein und vor allem nicht leben Herde älterer Bauart mit zwölf Platten. Die nette Frau müssen. Also nichts wie raus zur mittlerweile musizieren- zählte mir dann auf welche Platten aktuell noch funktio- den Menge vor dem Haus. nieren. Es waren demnach fünf. Die gemeinschaftlich ge- nutzte Küche war über die erwähnten Mängel hinaus aber Viele Beteiligte nutzten die Möglichkeit, über ein offenes Mikrophon zu sprechen. DolmetscherInnen sorgten in ei- nigen Sprachen für barrierefreies Zuhören. Die Flüchtlinge erzählten uns dabei vom harschen Umgangston, welcher sich nicht zuletzt auch auf den unzähligen und stets in deutscher Sprache geschriebenen Hinweiszetteln im Haus erahnen lässt. Weiter berichteten die Betroffenen vom Ge- fühl der Isolation und der erdrückenden Langeweile mitten auf dem Feld, einen halben Kilometer vor Breitenworbis.

Die offizielle Seite der zuständigen Behörden beschreiben die Gemeinschaftsunterkunft als durchaus menschenwür- dig und ausreichend. Ich möchte an dieser Stelle dazu nichts mehr sagen, schließlich habe ich den Besuch der Unterkunft und die sich mir dargestellte Realität soeben schriftlich erneut durchlebt. Nicht nur unsere Erfahrungen zeigen deutlich einen Zusammenhang zwischen Akzeptanz der Bevölkerung und Art der Unterbringung. Vergangenen Dezember wurden Feuerwerksraketen auf die Unterkunft geschossen. Da muss man sarkastischer Weise fast sagen: „Zum Glück ist das Gebäude derart isoliert, dass eine ständige Stimmungsmache vor Ort sehr mühselig wäre“. Der Betreibervertrag für die Unterkunft läuft, unseren In- formationen zu Folge, im kommenden Jahr aus. Diese Chance sollte von den lokal Verantwortlichen genutzt wer- den, dieses beschämende Objekt endlich zu schließen und die Menschen dezentral und letztlich ganz „normal“ und sehr sauber. Offensichtlich ein Effekt der lokalen Selbst- menschenwürdig in Wohnungen unterzubringen. verwaltung der BewohnerInnen an dieser Stelle. Andere Bereiche, wie Gänge und Treppenhäuser waren ver- Ein Video von The VOICE zur Veranstaltung ist einsehbar schmutzt. Die Betreiber geben an, regelmäßige Reinigung unter: http://thevoiceforum.org/node/3764 4 Heft Nr. 59 3/2014 Abschiebehaft Abschiebung ist keine Strafe Von Constanze Graf

In seinem Urteil vom 17. Juli 2014 hat der Europäische den muss. Dies gilt unabhängig davon, wie der Mitglieds- Gerichtshof (EuGH) klargestellt, dass Abschiebungs- staat in der Verwaltung untergliedert ist und ob in einzel- haft, die gegen einen Drittstaatsangehörigen verhängt nen Verwaltungseinheiten (einem Bundesland) keine solche wurde, nicht in 'normalen' Hafteinrichtungen (Justiz- Anstalt besteht. Dies gebietet die Menschenwürde. Soweit § vollzugsanstalten) vollzogen werden darf. Abschie- 62a Abs. 1 S. 2 AufenthG die Unterbringung in normalen bungshäftlinge wurden in Thüringen bis zu dieser Haftanstalten zulässt, ist die Rückführungsrichtlinie nicht Entscheidung meist in der JVA Suhl-Goldlauter un- korrekt umgesetzt. Eine gemeinsame Unterbringung von tergebracht. Da es sich hierbei nicht um eine spezielle Abschiebungshäftlingen mit Strafhäftlingen ist zu vermei- Hafteinrichtung im Sinne des § 62a Abs. 1 S. 1 Auf- den. Welche Bedingungen an eine spezielle Hafteinrichtung enthG, Art. 16 Rückführungsrichtlinie handelt, ist die zu stellen sind, hat der EuGH aber nicht beschrieben. Unterbringung dort unzulässig. Unmittelbar nach der Entscheidung kündigte der Thürin- Hintergrund: ger Justizminister Dr. Poppenhäger an, im Hinblick auf das EuGH-Urteil würden künftig keine Abschiebungshaftsa- Besteht die Gefahr, dass sich ein ausreisepflichtiger Aus- chen in Amtshilfe für Ausländerbehörden vollzogen. Es länder/eine ausreisepflichtige Ausländerin der Abschie- gebe in anderen Bundesländern spezielle Einrichtungen. bung entzieht, kann die Ausländerbehörde unter den An einer Vereinbarung zur Kooperation mit anderen Bun- Bedingungen des § 62 AufenthG (Aufenthaltsgesetz) bei desländern werde nun gearbeitet. dem zuständigen Amtsgericht Haftantrag stellen. Die Haft ist ein Zwangsmittel und dient der Sicherung der Aufent- Der Bundesgerichtshof (BGH) hat am 26. Juni 2014 (be- haltsbeendigung (sog. Sicherungshaft). Da es sich dabei um richtigt durch Beschluss vom 23. Juli 2014) in einer Haftsa- den schwersten Eingriff in die Freiheitsrechte eines Men- che, welche die Sicherung der Überstellung im Sinne der schen handelt, ist davon nach dem Willen des Gesetzgebers Dublin-III-Verordnung zum Gegenstand hatte, entschie- nur zurückhaltend und unter größtmöglicher Schonung der den, dass die Haft zur Sicherung der Überstellung an den Interessen der Betroffenen Gebrauch zu machen. Es han- zuständigen EU-Staat wegen Fluchtgefahr nur nach den delt sich nicht um eine Strafe und es ist daher unverhältnis- Voraussetzungen des Art. 28 Abs.1 Dublin-III-Verordnung mäßig, wenn die Personen in Abschiebungshaft zusätzlich angeordnet werden darf. Die Vorschrift des § 62 Abs. 3 S.1 den Einschränkungen einer Strafhaft (eingeschränkte Be- Nr. 5 AufenthG sei zu unbestimmt, da nicht anhand nach- suchsmöglichkeiten, Kommunikationsbeschränkung) un- prüfbarer und gesetzlich festgelegter Kriterien im Sinne des terliegen. Art. 2 Buchstabe n der Dublin-III-Verordnung erkennbar wird, wann sich eine Person der Überstellung entziehen Der EuGH hat nun in seiner Entscheidung klargestellt, wird und damit Fluchtgefahr besteht. Die Anordnung von dass die Abschiebungshaft in speziellen, von Strafhaftan- Überstellungshaft aus anderen Gründen bleibt nach den stalten unterschiedlichen Hafteinrichtungen im Sinne des bisherigen Regelungen des § 62 Abs. 3 AufenthG möglich. Art. 16 Abs. 1 der Rückführungsrichtlinie vollzogen wer-

BAG Asyl in der Kirche/ Neuerscheinung Checkliste Kirchenasyl Handreichung für Gemeinden und ihre Gremien

Anfang Oktober 2014 waren der Bundesarbeitsge- droht. Das erste Kirchenasyl wurde im Jahr 1983 in meinschaft (BAG) „Asyl in der Kirche“ 178 Kirchen- gewährt. 1994 wurde die BAG Asyl in der Kirche e.V. ge- asyle mit mindestens 329 Personen, davon etwa 105 gründet. Dieses zugegeben kleine Schutzelement hat meh- Kinder, bekannt. 138 der Kirchenasyle sind sogenann- reren tausenden Menschen das Leben gerettet, hat te Dublin-Fälle. In diesem Kontext ist eine „Checklis- innerhalb der verfassten Kirche Anstöße gegeben, hat Um- te“ erschienen, welche aufklärt und wichtige Schritte kehr ermöglicht, hat Stellungnahmen herausgefordert. Vie- erläutert, die in Vorbereitung, während und zum Ende le Gemeinden haben in der Flüchtlingssolidarität Stärkung eines Kirchenasyls zu gehen sind. erfahren.

Hintergrund: Das „Kirchenasyl“ steht in einer jahrhunder- Mut! Es braucht manchmal nicht viel, um etwas zu bewe- tealten Schutztradition, aus der heraus es sich in den letzten gen. Es braucht den Mut zum ersten Schritt. drei Jahrzehnten zu einer Art Institution entwickelt hat, die dann eingreift, wenn Abschiebung in Gefahrensituationen „Nach vielen Bauvorhaben endlich wieder eine Aufgabe 5 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Fortsetzung von Seite 5 kann man auch Kirchenasyle wieder beenden, weil nicht al- der Gemeinde, die biblisch begründet ist“, freut sich eine le Informationen zur rechten Zeit da waren. Fehler sind Pastorin. „Wir sollten doch Willkommenskultur praktizie- keine Katastrophe. ren“, meint ein Kirchengemeinderatsmitglied, „und dann sagen die nach mehreren Monaten, der soll wieder zurück Und doch bleibt festzuhalten: Bisher führte so genanntes nach Italien. Das passt doch nicht!“ Menschliches Handeln „Kirchenasyl“ in 70-85 % der Fälle dazu, dass die betroffe- kann und darf fehlerhaft sein, aber es darf sich auch dar- nen Flüchtlinge bleiben durften. auf besinnen, dass es darauf ankommt, etwas so gut wie möglich zu machen. Die Entscheidung wird meist auf bib- Viele haben Sorge, weil die „Unterstützung im illegalen lischer Basis und aufgrund von menschenrechtlichen Be- Aufenthalt“ eine Straftat sein kann. Meistens aber wird in gründungen getroffen. Durch vorherige mangelnde der Hauptsache, nämlich in der Aufenthaltsfrage, ein Er- Beratung oder keinerlei anwaltliche Begleitung haben viele folg erzielt. Wie kann dann diese humanitäre Hilfe strafbar Asylsuchende sich in Widersprüchen und Fehlern ver- sein? strickt. Kirchenasyl soll dazu dienen, manches aufklären zu helfen und Menschen ihre Glaubwürdigkeit, ja ihre Würde Die Checkliste Kirchenasyl soll Anregungen geben, Ent- zurückzugeben. Das braucht Zeit. scheidungen vorab zu klären (Grundsatzbeschluss) oder schnell in Entscheidungen zu kommen, denn gerade bei Kirchenasyl beansprucht nie, etwas „besser“ zu wissen, als sogenannten Dublin-Fällen ist der Zeitfaktor entscheidend. der Staat oder gar staatliches Handeln außer Kraft zu set- Langatmige bürokratische kirchliche Hürden helfen da zen, sondern fordert Zeit ein, damit Menschen zu ihrem nicht weiter. Recht verholfen werden kann. Hier steht die Checkliste Kirchenasyl als PDF zur Verfü- Bemerkenswert ist in diesem Kontext aber auch, dass keine gung: http://www.kirchenasyl.de/?portfolio=neuerschei- juristische Fakultät zurzeit im offiziellen Programm Aus- nung-checkliste-kirchenasyl länder- oder Asylrecht lehrt. Wie sollen dann Kirchenge- meinden oder PastorInnen etwas besser wissen wollen? Der Abdruck dieses Artikels erfolgte nach freundlicher Vielmehr bedeutet es, dass sie sich auf die Angaben ver- Genehmigung der BAG Asyl in der Kirche. sierter Leute verlassen müssen. Irrt man sich dennoch,

Veranstaltungen Theaterprojekt „Die Schutzlosen. Les Zéros-Morts.“ nimmt deutsche und europäische Asylpolitik in den Blick

Die Theater und Philharmonie Thüringen GmbH Al- tInnen und auch Podiumsdiskussionen zum Thema. tenburg hatte bereits im Sommer dieses Jahres mit „Die Frauen von Troja“ ein international besetztes Es handelt sich bei dem Projekt um eine internationale Theaterstück auf die Beine gestellt, das sich mit den Kooperation zwischen der Theater und Philharmonie Themen Krieg und Zerstörung beschäftigte. Nun gibt Thüringen GmbH (TPT) und dem Carrefour International es ein zweites Projekt, das inhaltlich daran anknüpft. Théâtre de Ouagadougou (C.I.T.O.) in Ouagadougou, Bur- kina Faso, gefördert durch den Fond TURN der Kultur- Mit „Die Schutzlosen. Les Zéros-Morts.“, einer Tragödie stiftung des Bundes. SchauspielerInnen aus Burkina Faso von Paul Zoungrana und Bernhard Stengele, sollen die und Deutschland arbeiten dazu seit September in Alten- Themen Flucht und Asyl in den Mittelpunkt rücken. Die burg an dem Projekt. Die Spielzeit begann am 22. Novem- ersten Aufführungen fanden im November statt. Im Fokus ber und endet am 27. Dezember 2014. der Aufführung stehen die Situation von Geflüchteten aus Afrika und ihr Fluchtweg nach Europa. Auch auf die kon- Termine im Dezember krete Situation in Lampedusa soll dabei Bezug genommen werden. Das Theaterstück sowie die dazugehörenden Dis- Sonntag, der 07.12.14 Symposium und Podiumsdiskussion kussionsrunden sollen aber auch Platz bieten, um über an- zur europäischen Asylpolitik ab 11:00Uhr in (Bühne dere Aspekte der Asyl- und Flüchtlingspolitik in Europa am Park) und Deutschland zu sprechen. Ziel des Projektes soll es sein, durch die Bühne als Medium Vorurteile und rassisti- Mittwoch, der 10.12.14 Vorstellung „Die Schutzlosen. Les sche Ressentiments aufzubrechen. Mit Hilfe der Sprache Zéros-Morts.“ im Landestheater in Altenburg (Heizhaus) und des Schauspiels sollen neue Bezüge zum Thema, diffe- um 19:30Uhr mit anschließendem Podiumsgespräch renzierte Denkweisen und auch mögliche Handlungsmög- lichkeiten angesprochen werden. Verbunden sind die Samstag, der 13.12.14 Premiere „Die Schutzlosen. Les Aufführungen in Altenburg und Gera dabei jeweils mit In- Zéros-Morts.“ in Gera (Bühne am Park) um 19:30Uhr mit puts von verschiedenen in der Asylpolitik aktiven Referen- anschließendem Podiumsgespräch 6 Heft Nr. 59 3/2014 Fortsetzung von Seite 6 Dienstag, der 16.12.14 Auffüh- Montag, der 22.12.14 Vorstellung „Die rung „Die Schutzlosen. Les Schutzlosen. Les Zéros-Morts.“ in Gera Zéros-Morts.“ mit Kurzvortrag (Bühne am Park) um 19:30Uhr mit an- von Madeleine Henfling zum schließendem Podiumsgespräch Thema Flüchtlinge in Thüringen ab 19:00Uhr und anschließendem Mittwoch, der 27.12.14 Aufführung „Die Publikumsgespräch in Gera Schutzlosen. Les Zéros-Morts.“ (zum letz- (Bühne am Park) ten Mal) mit Kurzvortrag von Gunter Christ (Menschenrechtsanwalt) zum Thema Asyl- Mittwoch, der 17.12.14 Auffüh- verfahren in Deutschland und Europa ab rung „Die Schutzlosen. Les 19:00Uhr und anschließendem Publikums- Zéros-Morts.“ mit Kurzvortrag gespräch im Landestheater in Altenburg von Harald Glöde zum Thema (Heizhaus) Abschottungspolitik der EU und Abschottungsmethoden an den Das gesamte Begleitprogramm gibt es europäischen Außengrenzen ab hier: http://www.tpthueringen.de/ fi- 19:00Uhr und anschließendem leadmin/Data_Storage/PDF/Begleit Publikumsgespräch in Gera materialien/Begleitprog._Schutzlose.pdf (Bühne am Park)

Psychosoziale Versorgung Traumatisiert. Ausgegrenzt. Unterversorgt. Versorgungsbericht zur Situation von Flüchtlingen und Folteropfern in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Eine Publikation von: Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF e.V.), refugio thüringen e.V., Psychosoziales Zentrum für MigrantInnen Sachsen-Anhalt e.V. und Caktus e.V., erschienen im Februar 2014

Im Februar 2014 veröffentlichte der BAfF e.V. einen Menschen gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen. Als Bericht, in welchem die Versorgungssituation von „alarmierend“ stechen in der medialen Berichterstattung Flüchtlingen in Ostdeutschland dargestellt wird. Er allerdings in erster Linie steigende Asylantragszahlen sowie entstand u.a. in Kooperation mit dem Thüringer Ver- die „Belastungen der Kommunen“ ins Auge - weniger die ein refugio thüringen e.V., welcher im Jahr 2005 ein massiven Menschenrechtsverletzungen, die ein immer grö- Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge in Jena auf- ßerer Teil der Geflüchteten erlitten hat, und fast nie die gebaut hat und ihnen therapeutische und psycho-so- prekären Lebens- und Versorgungsbedingungen, auf die ziale Unterstützung anbietet. Flüchtlinge und Asylsuchende in vielen Teilen Deutsch- lands treffen. „Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, kommen nicht mit der Erwartung, hier in ein gemachtes Bett zu fallen. Sie Was wir als Aufnahmegesellschaft tun könnten, um Men- wollen Verfolgung und Armut entfliehen und sie wollen schen, die bei uns Sicherheit und Schutz suchen, dabei zu Sinn in einem erfüllten Leben finden. Machen wir unser unterstützen, hier anzukommen und sich ein neues Leben Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, aufzubauen, ist dabei nur in den seltensten Fällen Teil der der kommt, in unserem Land aufnehmen können. […] Tun Debatte. wir wirklich schon alles, was wir tun könnten?“ (Bundes- präsident Joachim Gauck in seiner Weihnachtsansprache Wissenschaftliche Studien verweisen darauf, dass 40% der am 25.12.2013) Menschen, die im westlichen Exil um Asyl suchen, durch das im Heimatland und auf der Flucht erlebte Leid schwer Aus dem Bericht: traumatisiert sind. Ob diese besonders schutzbedürftige Personengruppe jedoch auch Zugang zu Beratungs- und Die Menschenrechtssituation in Syrien, Afghanistan, So- Behandlungsangeboten findet, die ihnen helfen könnten, malia, dem Sudan und vielen weiteren Ländern, aus denen ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten, wurde bis- Menschen fliehen, weil ihnen in ihrer Heimat Verfolgung, lang nicht erforscht. Es existiert kaum Datenmaterial zur Inhaftierung, körperliche, psychische oder physische Miss- Versorgungssituation von Flüchtlingen in Deutschland. handlung oder Folter drohen, hat sich im letzten Jahr alar- ExpertInnenberichte aus der Praxis sowie Stellungnahmen mierend zugespitzt: weltweit sehen sich immer mehr von Nichtregierungsorganisationen ebenso wie der ÄrztIn- 7 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Fortsetzung von Seite 7 Zum Inhalt des Berichts: nen- und PsychotherapeutInnenkammern verweisen jedoch darauf, dass Behandlungs- und Rehabilitationsleistungen Dieser Bericht setzt sich zur Aufgabe, die Versorgungssi- für Flüchtlinge im deutschen Gesundheitssystem nicht ver- tuation darzustellen, wie Flüchtlinge sie in Ostdeutschland fügbar, nicht zugänglich oder nicht erreichbar sind. Die vorfinden. Ergebnisse erster Datenerhebungen der BAfF bestätigen dies. Auch die 25 Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge Ausgehend vom Versorgungsbedarf, wie er wissenschaft- und Folteropfer können den Bedarf an Behandlungsplät- lich für die Population Geflüchteter im westlichen Exil be- zen nicht flächendeckend abdecken: in vielen Einrichtun- legt ist (Kapitel 1), wird dabei zunächst umrissen, welche gen stehen weit über 100 KlientInnen auf der Warteliste. Versorgungs- und Rehabilitationsleistungen Flüchtlingen laut internationaler Konventionen und auch der neuen EU- Ostdeutschland ist dabei vor dem Hintergrund der spezifi- Richtlinien formal zustehen (Kapitel 2). schen historischen wie aktuellen Bedingungen in einer be- sonderen Situation: Die Versorgungsstrukturen sind hier in Eingebettet in Hintergrundanalysen zu den Lebens- und allen Bundesländern unzureichend. Flüchtlinge werden Versorgungsbedingungen, mit denen Flüchtlinge in Ost- meist in ländlichen Regio- deutschland konfrontiert nen isoliert und unter zum sind (Kapitel 3 und 4), Teil menschenunwürdigen werden diese den Versor- Bedingungen unterge- gungsstrukturen gegen- bracht. Sie sind überdurch- übergestellt, die für die schnittlich häufig Zielgruppe hier aktuell ausgrenzenden oder rassis- verfügbar sind: tischen Praxen ausgesetzt. Anhand der Ergebnisse ei- Erfahrungen im Hand- ner Datenerhebung zur lungsfeld Migration sind Versorgungssituation be- historisch bedingt auf dem sonders vulnerabler Gebiet der ostdeutschen Flüchtlinge in Sachsen, Bundesländer noch ver- Sachsen-Anhalt und Thü- gleichsweise jung. Über ringen wird überprüft, in- einen längeren Zeitraum wiefern vorhandene gewachsene spezialisierte Versorgungsangebote in Strukturen der Betreuung den einzelnen Regionen und Behandlung traumati- (Kapitel 5) dem Versor- sierter Flüchtlinge – wie sie gungsbedarf Hilfe su- in den alten Bundesländern chender KlientInnen seit den frühen 80ern exis- (Kapitel 6) entsprechen: tieren - gibt es nicht. Die Psychosozialen Zentren Zentrale Versorgungsde- „refugio thüringen e.V.“ in fizite aber auch Modelle Jena, „Psychosoziales Zen- „guter Praxis" in den ein- trum für MigrantInnen zelnen Bundesländern Sachsen-Anhalt e.V.“ in werden dargelegt und mit Halle und Magdeburg so- Fallbeispielen aus der wie “Caktus e.V.“ in Leip- Versorgungspraxis ver- zig sind vergleichsweise junge und vor allem sehr kleine knüpft, die nachzeichnen, mit welchen Schwierigkeiten Einrichtungen. Mit einem Einzugsgebiet von jeweils über Flüchtlinge auf dem Weg durch das deutsche Gesund- 120 km versorgen sie mit nur wenigen MitarbeiterInnen ihr heitssystem konfrontiert sind (Kapitel 7). gesamtes Bundesland. Der Bericht schließt mit Empfehlungen für gesundheits- Ob diese Ressourcen ausreichend sind, um eine adäquate und sozialpolitische Interventionen, die vor dem Hin- Versorgung vulnerabler Flüchtlinge zu gewährleisten bzw. tergrund dieser Analysen zur Verbesserung der Versor- welche Maßnahmen für eine angemessene Versorgung ein- gungsstrukturen für Flüchtlinge und Folteropfer notwendig geleitet werden müssten, ist bis heute weder im öffentli- sind (Kapitel 8). chen noch im gesundheits- und sozialpolitischen Diskurs ein Thema. Zahlen, die das Ausmaß des Versorgungsdefi- Fazit: zites quantifizieren, das die MitarbeiterInnen in den Be- handlungszentren angesichts stetig wachsender Wartelisten Die psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen und Folte- immer deutlicher zu spüren bekommen, fehlten bislang ropfern in den ostdeutschen Bundesländern ist unzurei- völlig. chend. Ein Versorgungsanspruch für besonders 8 Heft Nr. 59 3/2014 Fortsetzung von Seite 8 ben. Zu uns kommen Folterüberlebende, Kriegsopfer und schutzbedürftige Flüchtlinge besteht zwar formal durch die Kindersoldaten. Viele sind schwer traumatisiert und leiden Bindung an EU-Richtlinien, an den UN-Sozialpakt sowie unter ihren schrecklichen Erlebnissen. weitere internationale Menschenrechtskonventionen und – eingeschränkt – sogar auf Grundlage des Asylbewerber- Das Psychosoziale Zentrum REFUGIO Thüringen ist ein leistungsgesetzes. Die Analysen zur Versorgungssituation Therapie- und Beratungszentrum für Flüchtlinge, die in ih- besonders vulnerabler Flüchtlinge in den Bundesländern rer Heimat politische Verfolgung, Folter und Gewalt im Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zeigen jedoch, Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen erlitten ha- dass dieser hier in der Praxis nur unter großen Schwierig- ben. Unter der Last dieser Erlebnisse sowie den Folgen der keiten einzulösen ist. Entwurzelung und erschwerten Lebensbedingungen im Exil bieten wir Unterstützung in Form von Sozialberatung, Opfer von Verfolgung und schwerer Gewalt werden im Psychotherapie und Vermittlung von externen Hilfen. Un- Zugang zu Behandlungs- und Rehabilitationsleistungen auf sere Angebote werden von Sprach- und KulturmittlerInnen mehreren Ebenen direkt und indirekt behindert: In keinem begleitet. der drei Bundesländer reichen die Versorgungskapazitäten der Psychosozialen Zentren aus, um auf den hohen Bedarf Hilfe suchender Flüchtlinge zu reagieren. Über die Hälfte der KlientInnen, die in das Behandlungsprogramm der Einrichtungen aufgenommen werden möchten, gelangen zunächst auf eine Warteliste. Die Wartezeiten liegen in al- len Einrichtungen bei weit über einem halben, oft auch bei über einem Jahr – Tendenz steigend, wie die stetig anstei- genden Neuanmeldungen in den Zentren erwarten lassen. Für die Betroffenen verlängern derart hohe Wartezeiten bis zum Behandlungsbeginn die oft ohnehin jahrelangen Zeit- Der Bericht ist hier zu finden: spannen psychischen Leidens, entsprechende Störungen und Leidenszustände chronifizieren und oft werden kos- http://www.baff-zentren.org/news/verbesserung-versor- tenintensive stationäre Interventionen nötig. gung-in-ostdeutschland/

Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen http://www.refugio-thueringen.de (unter Psychosoziales Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V. (BAfF e.V.) ist Zentrum/ Links & mehrsprachige Downloads) der Dachverband der Behandlungszentren für Opfer von Menschenrechtsverletzungen und politischer Verfolgung. Abdruck einzelner Passagen aus dem Bericht nach freund- Wir helfen Menschen, die unvorstellbares Leid erlebt ha- licher Genehmigung durch die BAfF e.V.

Syrien Stand Thüringen: 3. Bundesprogramm zur Aufnahme syrischer Familienangehöriger vom 18. Juli 2014 und Verlängerung des Thüringer Aufnahmeprogramms bis 31. März 2015 Von Antje-Christin Büchner

Im Vorfeld zur Innenministerkonferenz am 12./13. Ju- Einerseits sollen laut dieser „besonders schutzbedürftige(n) ni 2014 forderte PRO ASYL die Aufnahme von 80.000 Flüchtlinge“ humanitäre Aufnahme finden. Die Anordnung Angehörigen in Deutschland lebender SyrerInnen. Die nennt hier konkret Kinder und deren Eltern bzw. Sorgebe- Antwort blieb weit hinter den Forderungen zurück: rechtigte, Personen mit medizinischem Bedarf („Ober- Ein „Kontingent“ von 10.000 Menschen wurde be- grenze für schwerstkranke Personen: 3%“), Frauen in schlossen, von denen 7.000 Personen durch die Bun- prekären Lebenssituationen und aufgrund ihrer religiösen desländer vorgeschlagen werden können. Ein Tropfen Zugehörigkeit verfolgte Minderheiten. Anderseits weißt der auf den heißen Stein angesichts der lebensbedrohli- einleitende Absatz bereits darauf hin, dass die „Hilfe“ chen Situation hunderttausender Kinder, Jugendlicher, möglichst wenig kosten sollte: neben verwandtschaftlichen Frauen und Männer. Beziehungen in Deutschland sollen vorrangig Anträge mit einer Verpflichtungserklärung oder Bereitschaft, bei der Die „Anordnung des Bundesministeriums des Inneren ge- Unterbringung und Lebensunterhaltssicherung einen Bei- mäß § 23 Abs.2, Abs. 3 i.V.m. § 24 Aufenthaltsgesetz zur trag zu leisten, ausgewählt werden. vorübergehenden Aufnahme von Schutzbedürftigen aus Syrien und Anrainerstaaten Syriens sowie Ägypten und Li- Auf Thüringen entfallen prozentual mit 2,77% insgesamt byen“ (3. Bundesaufnahmeprogramm) trat am 18. Juli 2014 194 Angehörige, die über diesen dritten Anlauf einer halb- in Kraft. herzig zu nennenden humanitären Rettungsaktion der 9 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Fortsetzung von Seite 9 Nürnberg nach Posteingang und damit nach Landkreisen Bundesregierung Aufnahme finden können. Eine nur klei- Zusagen für eine Aufnahme erteilt. ne Anzahl angesichts der bereits im Rahmen der 2. Auf- nahmeanordnung vom 23. Dezember 2013 in Thüringen Eine Bearbeitungsfrist gibt es nicht. Es kann laut Thüringer gestellten 1.845 Anträge hier lebender SyrerInnen, Staaten- Innenministerium aber davon ausgegangen werden, dass loser oder Eingebürgerter aus Syrien (Quelle: Landtags- das BAMF Nürnberg mit der Bearbeitung der Anträge Drucksache 5/7720 vom 02. Mai 2014). Bundesweit waren Mitte September allmählich begonnen hat. rund 76.000 Anträge gestellt worden, woraus sich die For- derung von PRO ASYL nach den 80.000 aufzunehmenden Thüringer Aufnahmeanordnung vom 10.09.2013 Angehörigen ableitete. Weiterhin wurde laut Auskunft des Thüringer Innenminis- Aufgrund der hohen Antragszahl in Thüringen im 2. Auf- teriums die „Thüringer Anordnung zur Aufnahme syrischer nahmeprogramm, in welchem bis 28. Februar 2014 die Flüchtlinge durch ihre in Deutschland lebenden Verwand- oben genannten 1.845 Ersuchen auf Familiennachzug zu- ten vom 10. September 2013“ bis zum 31. März 2015 ver- stande kamen, können laut Auskunft des Thüringer Innen- längert. Nach dieser Anordnung können ministeriums im aktuellen Programm keine weiteren Aufenthaltserlaubnisse gemäß § 23 Abs. 1 Aufenthaltsge- Anträge gestellt werden. Für viele SyrerInnen, die bisher setz für syrische Flüchtlinge, die eine Aufnahme durch ihre nicht die Chance auf Antragstellung erhalten hatten, ein in Thüringen lebenden Verwandten beantragen, erteilt herber Rückschlag. Für diejenigen, die bereits Anträge bei werden. Voraussetzung ist die Sicherstellung der Lebens- den örtlich zuständigen Ausländerbehörden gestellt hatten, haltungskosten einschließlich der Kosten für Wohnraum eine neu aufkeimende Hoffnung. durch die hier lebenden Angehörigen.

Die Kritik des Flüchtlingsrates Thüringen e.V. an dem Hinsichtlich der Krankenkosten haben die Innenminister Procedere der Auswahl, Beratung zu den Anträgen und vor und -senatoren von Bund und Ländern auf ihrer Früh- allem der Transparenz der Antragsverfahren, welche dem jahrstagung 2014 in Bonn beschlossen, dass in allen Län- Thüringer Innenminister in Form eines Offenen Briefes dern die Kosten der medizinischen Versorgung von den am 27. Mai 2014 zugestellt worden waren, wurden nur teil- Verpflichtungserklärungen der hier lebenden aufnahmebe- weise erhört: Erneut wird das Bundesamt für Migration reiten Syrer ausgenommen werden. Damit ist die Ver- und Flüchtlinge in Nürnberg die Auswahl treffen und nicht pflichtung zur Tragung der Kosten für Leistungen bei etwa das Thüringer Innenministerium oder ein eigens ge- Krankheit, Schwangerschaft, Geburt, bei Pflegebedürftig- schaffenes Thüringer Gremium. Es soll dieses Mal jedoch keit und Behinderung aus dem Umfang der vorgesehe- auf Grundlage der genannten Kriterien eine nach Land- nen Verpflichtungserklärung herausgenommen. Diese kreisen ausgewogene Auswahl getroffene werden. Zur Er- Leistungen sind dann von den zuständigen Behörden, innerung: Im letzten Aufnahmeprogramm hatte das BAMF i.d.R. den Sozialämtern, zu tragen.

Medizinische Versorgung AOK Bremer Modell der Gesundheitskarte – ein Konzept mit Vorbildfunktion Von Jana Podßuweit

Seit vielen Jahren weist der Flüchtlingsrat Thüringen chen Zahnerkrankungen nicht wie in deutschen Zahnarzt- e.V. auf die mangelhafte medizinische Versorgung praxen üblich eine Fülling gemacht wird, um den Zahn zu von AsylbewerberInnen sowie Geduldeten in Thürin- erhalten, sondern Zähne eher gezogen werden. Weiterhin gen hin. Seit langem wird auch versucht, eine Debatte führt die derzeitige Praxis dazu, dass einfach zu behan- über eine Gesundheitskarte für Geflüchtete hier vor delnde Erkrankungen sich zu akuten Notfällen entwickeln Ort zu initiieren. Mit dem Bremer Modell liegt nun können und Schmerzen unnötig verlängert werden. Erst im auch ein konkretes Konzept mit Vorbildcharakter zur April dieses Jahres war ein Säugling in Hannover verstor- Diskussion vor. ben, weil die Mutter aus Ghana nach eigener Aussage kei- nen Krankenschein vorweisen konnte und nicht zur Nach den derzeitigen gesetzlichen Regelungen werden nur Behandlung in die Klinik aufgenommen wurde, wie der akute Erkrankungen und Schmerzzustände behandelt (§ 4 Tagesspiegel berichtete. Abs. 1, AsylbLG). Konkret bedeutet dies, dass Sozialämter und AmtsärztInnen zunächst eine Genehmigung für eine Der Stadtstaat Bremen geht seit 2005 einen anderen Weg medizinische Behandlung und Überweisung zu Fachärz- der Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge. Diese als das tInnen erteilen müssen. „Bremer Modell“ bekannt gewordene Praxis sieht vor, dass AsylbewerberInnen eine Krankenkassen-Chipkarte der Häufig entscheiden die zuständigen Behörden sehr restrik- AOK Bremen erhalten. Die Krankenkassenkarte erleichtert tiv und diskriminierend, so dass beispielsweise bei einfa- den Zugang zu medizinischen Maßnahmen erheblich, da 10 Heft Nr. 59 3/2014 Fortsetzung von Seite 10 in die Diskussion gekommen. Anfang Oktober dieses Jah- die Genehmigungen durch das Sozialamt entfallen. Wird res stellte das Bundesland im Bundesrat einen eine oder ein AsylbewerberIn oder GeduldeteR (Leistungs- Antrag, die Einführung der AOK-Krankenkassenkarte berechtigte nach §§ 4/6 AsylbLG) bei einem Arzt oder ei- durch den Bund finanzieren zu lassen. Interessant sind da- ner Ärztin oder in einem Krankenhaus vorstellig, wird er bei die von den Stadtstaaten angeführten Erfahrungen. wie andere PatientInnen ohne eine gesonderte Genehmi- Denn die Angst vor steigenden Kosten in der Gesund- gung behandelt. Die Leistungen erbringt dort die AOK auf heitsversorgung ist der Grund für restriktive Handhabe der Grundlage eines Vertrags mit der Bremer Sozialbehörde Behörden. Dabei zeigen Bremen und Hamburg das dies (nach § 264 Abs. 1 SGB V). Die Krankenkasse erhält für nicht der Fall ist. Die Verwaltungskosten sind durch den ihren Aufwand eine Verwaltungspauschale pro Person im Einsatz der Krankenkassenkarte deutlich gesunken. Monat und rechnet gegenüber dem Land Bremen die ent- standenen Kosten für die Behandlung ab. Einige Leistun- Auch wenn sich die Bundesländer am 8. Oktober 2014 im gen stehen weiterhin unter einem Genehmigungsvorbehalt: Bundesrat nicht durchringen konnten, die Abschaffung des Eine psychotherapeutische Behandlung, Zahnersatz sowie Asylbewerberleistungsgesetzes zu fordern, so haben sie kieferorthopädische Behandlungen bedürfen weiterhin ei- doch die Gesundheitsversorgung und weitere diskriminie- nes Antrages und der Bewilligung durch die Behörde. Hier rende Aspekte, des bereits vom Bundesverfassungsgericht entscheidet das Sozialamt in Zusammenarbeit mit Sachver- für verfassungswidrig eingestuften Gesetz, zur Überprü- ständigen und dem Gesundheitsamt nach einer Prüfung. fung gestellt. Das „Bremer Modell“ soll dabei ein Beispiel sein. Dennoch, die Abschaffung des Asylbewerberleis- Diesem Weg folgt seit 2012 auch Hamburg und führte die tungsgesetzes und mit ihm die Beschränkungen in der me- Krankenkassenkarte ein. Mit dem Anstieg der Flüchtlings- dizinischen Versorgung sind längst überfällig. zahlen und häufig dramatischen Einzelfällen ist Bewegung

Unterbringung Die Landesaufnahmestelle in Suhl. Die Ergebnisse der Konzeptlosigkeit. Von Martin M. Arnold

Am 5. Juli 2014 kam ein Bus mit 100 Flüchtlingen auf von flüchtenden Menschen in den letzten drei Jahren stark dem Friedberg in Suhl an. Was zu diesem Zeitpunkt zunimmt. Politik und Verwaltung prognostizierten zwar nicht einmal die Asylsuchenden wussten: In Suhl ent- steigende Zahlen, was jedoch keine ausreichenden Reak- stand damit eine Landesaufnahme-Außenstelle. Aktu- tionen der EntscheiderInnen nach sich zog. Das Bundes- ell (Ende Oktober) waren dort über 564 Menschen amt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat nicht untergebracht. genügend Personal und DolmetscherInnen und in Thürin- gen war die LASt in Eisenberg bereits 2013 massiv über- Überfüllte Landesaufnahmestelle in Eisenberg und belegt. Die geplante zweite LASt in Rudolstadt wird vor die ad hoc Reaktion in Suhl Ende 2015 nicht betrieben werden können. Das Thüringer Verwaltungsamt entschied sich für die Zwischennutzung Wir hatten bereits in der letzten INFO-Ausgabe über die der ehemaligen Offiziersschule auf dem Friedberg in Suhl. schwierigen Verhältnisse in der Landesaufnahmestelle (LASt) in Eisenberg berichtet. Bun- Konzeptlosigkeit und ihre Folgen desweit mangelt es an Aufnah- me- und Flüchtlinge berichteten, dass es in den ersten Nächten Integrationsstrukturen, nicht genügend Betten und Decken gab. Auch die Versor- die in der letzten Deka- gung mit Hygiene- und Nahrungsmitteln war unzurei- de auf Grund von chend. Rasch brach die Warmwasserversorgung sinkenden Asylbe- zusammen, da die alten Boiler nicht ausreichten. Die In- werberInnenzahlen frastruktur war in keiner Weise auf die Beherbergung von abgebaut wurden. so vielen Menschen vorbereitet wurden, stand das Gebäu- Naiver Weise de doch lange Zeit völlig leer. Es zeichnete sich ein Bild wurde dabei der der Konzeptlosigkeit. Flüchtlinge luden Mobiliar von ei- zyklische Cha- nem Transporter aus. Im Gebäude hörte man zum Zeit- rakter von punkt der Ankunft Hämmern und Bohren. Erste Flüchtlingszahlen Baumaßnahmen für den Brandschutz erklärten Verant- ignoriert. Nicht wortliche vor Ort. Weitere Flüchtlinge wurden vorerst aus verwunderlich Eisenberg in die Landesfortbildungsstätte nach Tambach- also, dass durch Dietharz gebracht und - als weitere Zimmer zur Verfügung weltweite Kon- standen- dann nach Suhl verlegt. Nach einigen Wochen gab fliktlagen die Zahl es dann warmes Wasser, jedoch keine ausreichende medi- 11 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Fortsetzung von Seite 11 berg wurden viele ehrenamtlich engagierte Menschen aktiv. zinische Versorgung. Erst drei Monate später gelang es dem Konstruktiv brachten sich unter anderem Kirche und die Verwaltungsamt, einen Arzt für die Außenstelle in Suhl zu Initiative „Solidarität mit den Flüchtlingen in Suhl“ ein. engagieren. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits weit über Den dort untergebrachten Flüchtlingen wurde zugehört 564 Menschen untergebracht. Eine befriedigende ärztliche und erstmals eine Stimme gegeben. Probleme wurden an- Behandlung war jedoch noch immer nicht gewährleistet. Es gesprochen und vieles verbessert. Der rechten Stimmungs- fehlte an medizinischem Personal und entsprechenden Ge- mache und Hetze, insbesondere im Wahlkampf, konnten räten. Personal fehlt auch bei der sozialen Beratung, so sind bunte Veranstaltungen und Feste entgegengesetzt werden. weitere Stellen ausgeschrieben wurden. Oft war und ist das nicht leicht. Werden doch von rechts- extremen AkteurInnen immer wieder gezielt die Ängste Ein weiteres Defizit stellt die Verpflegung dar: Auch in und die Desinformation der Bevölkerung ausgenutzt. dieser Außenstelle dürfen die Asylsuchenden keine „ver- Flugblätter agitierten mit angeblicher „Seuchengefahr“ und derblichen“ Nahrungsmittel mit in die Unterkunft nehmen „steigender Kriminalität“. Der Realität entsprechen solche und sich somit keine Alternative zur mangelhaften Essens- rassistischen Vorurteile nicht. versorgung schaffen. Mehrfach wurde berichtet, dass die Essensportionen nicht ausreichten und frisches Obst Man- Die latente Fremdenfeindlichkeit entlud sich schließlich am gelware sei. Aktuell im Oktober kann das Essen nicht vor Morgen des 10. August. Unbekannte zündeten einen La- Ort zubereitet werden, eine Küche ist jedoch geplant. ternenmast vor der Unterkunft an und warfen Steine auf das Gebäude. Dabei wurde eine Scheibe zerschlagen und die Fassade beschädigt. Die NPD hatte mehr- mals versucht, unmit- telbar vor der Außenstelle Wahl- kampfkundgebungen zu organisieren. Die kreative Solidarität vieler SuhlerInnen mit den Flüchtlingen Ein weiteres Problem ist die große Entfernung nach Ei- konnte dies erfolgreich verhindern. Nicht zuletzt deswegen senberg und Hermsdorf (BAMF). Man könnte denken, die zeichnete der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. stellvertretend Außenstelle auf dem Friedberg sei mit vier Kilometern die Initiative „Solidarität mit den Flüchtlingen in Suhl“ mit Entfernung zur Innenstadt bereits enorm isoliert. Doch dem „Preis für größtmögliches Engagement 2014“ aus. hinzu kommt, dass jeder Flüchtling mindestens einmal zur Anhörung beim BAMF erscheinen muss. Das Bundesamt Ausblick in Hermsdorf ist jedoch über 130 Kilometer entfernt. Völ- lig unrealistisch werden Termine zur Anhörung um 6Uhr Bis jetzt laden die behördlich Verantwortlichen regelmäßig morgens vergeben. Aktuell übernachten dann die betroffe- zu einem Runden Tisch vor Ort ein. Neben den Initiativen nen Personen und Familien am Vorabend in Eisenberg – und dem Flüchtlingsrat Thüringen sind dabei unter ande- nur so können die wichtigen Termine wahrgenommen rem VertreterInnen von Krankenhaus, Polizei, Behörden werden. und Stadtrat geladen. Es wird kontinuierlich über den Stand der Ausbauarbeiten und Problemlösungen berichtet. In diesem Monat ist die Ausbaustufe von 576 Betten auf Kritische Fragen und konstruktive Vorschläge können an dem Friedberg in Suhl erreicht. Mit dem Ziel, bis zu 1200 dieser Stelle eingebracht werden. Betten vorzuhalten, plant das Landesverwaltungsamt, einen weiteren Gebäudekomplex anzumieten. Wie dargestellt, Die Möglichkeit der Beteiligung und die Öffnung der Pro- decken Betten allein jedoch nicht im Ansatz die Bedarfe zesse auf dem Friedberg ist sehr zu begrüßen. Wie nach- der untergebrachten Menschen. Dem Anspruch der Er- haltig und konsequent der Versuch einer transparenten richtung einer Außenstelle in so kurzer Zeit, werden die Zusammenarbeit seitens des Landesverwaltungsamts ist, Bemühungen von Verwaltung und weiteren AkteurInnen wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Es gibt bisher nur unzureichend gerecht. Das Vorhaben lässt deut- schließlich noch einiges zu tun. Aktuell wird versucht, die lich eine bürokratische Überforderung erkennen. Es sind Unterbringungssituation, die medizinische Versorgung und weitere Anstrengungen notwendig. Dabei halfen vom ers- die informelle Arbeit mit der örtlichen Bevölkerung zu ten Tag an Initiativen und engagierte Menschen. verbessern. Ob Suhl letztlich die proklamierte Übergangs- lösung bis zur Inbetriebnahme der LASt Rudolstadt bleibt, Initiativen helfen – Rechtsaußen wiegelt auf wird sich bei den aktuell getätigten Ausgaben auf dem Friedberg noch zeigen müssen. Mit dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge auf dem Fried- 12 Heft Nr. 59 3/2014 Ilmkreis Eröffnung des Büros „willkommen – welcome“ Arnstadt Von Mikle Damm

Wir haben feststellen müssen, dass zu uns gekomme- Zentrum für Flüchtlinge „Refugio“ Thüringen und bitten ne Flüchtlinge neben den Dingen, die sie wegen Ver- um Hilfe. Es sind auch verschiedene Projekte zur besseren folgung, Krieg, Trennung und Traumatisierung Integration, wie Musikprojekte (viele der AsylbewerberIn- mitbringen, sich meistens sehr alleingelassen fühlen. nen spielen Instrumente) oder Projekte speziell für Kinder Sie verstehen kein oder kaum Deutsch. Wie organi- vorstellbar. Diese können dann von dem Büro aus organi- siert man also DolmetscherInnen? Auch brauchen sie siert werden. Selbstverständlich werden wir mit anderen anwaltliche Unterstützung. Sie kennen sich mit dem Institutionen und Einrichtungen wie zum Beispiel dem Prozedere unserer Ämter nicht aus – was schon für Flüchtlingsrat Thüringen, Refugio Jena oder der Caritas in uns oft nicht so einfach ist. Erfurt zusammenarbeiten.

Immer wieder entstehen deshalb Missverständnisse und AnsprechpartnerInnen: medizinische oder andere wichtige Leistungen können Petra Renger nicht wahrgenommen werden können. Die Folge ist, dass viele AsylbewerberInnen isoliert sind. Es zeigen sich große Helga Marz Bedarfe nach Beratung, nach Menschen, die Zeit aufbrin- Mikle Damm gen, sich einlassen, zuhören und begleiten. Das alles braucht zudem auch einen Treffpunkt. Kontakt: Bahnhofstraße 22 Deshalb haben wir in Arnstadt am 26. September 2014 in der Bahnhofstraße 22 ein Büro als Raum für Beratung und 99310 Arnstadt Begegnung eröffnet. Dieses Büro ist dienstags von 10- Tel.: (03628) 92 99 -356 oder -358 15Uhr und freitags von 10-12Uhr geöffnet. Aber auch au- ßerhalb der Sprechzeiten sind persönliche Treffen möglich. Fax: (03628) 92 99 357 Beratung und Hilfe sollen darin bestehen, DolmetscherIn- E-Mail: [email protected] nen zu suchen, Ämterwege zu erklären und zu begleiten, bei juristischen Fragen AnwältInnen zu konsultieren oder Bürozeiten: zu empfehlen. Ganz wichtig ist gewiss auch die Begleitung Dienstag 10-15Uhr zu ÄrztInnen und die Beschaffung der dafür notwendigen Papiere. Bei Traumatisierungen konsultieren wir dabei spe- Freitag 10-12Uhr zielle ÄrztInnen oder Institutionen wie das Psychosoziale und nach Vereinbarung 13 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Asylkompromiss Fatale Entscheidung im Bundesrat Von Christian Schaft

Grüne in Baden-Württemberg fallen um und tragen Lockerung des Arbeitsverbotes einerseits und neue weitere Aushöhlung des Asylrechtes in Deutschland Ausweitung andererseits mit. Auf Kosten der Roma und weiterer Flüchtlinge aus den Balkanländern Serbien, Mazedonien und In der Drucksache des Bundesrates heißt es dazu: „Im Bosnien-Herzegowina wird Politik gemacht. Weitere Asylverfahrensgesetz soll zum einen für Asylbewerber die Vorschläge zur Verschärfung des Asylverfahrensgeset- Wartefrist vor Ausübung einer Beschäftigung im Bundes- zes liegen bereits vor. gebiet von neun Monaten auf drei Monate verkürzt wer- den, um die Abhängigkeit dieser Personen von öffentlichen Im Bundesrat wurde am 18. September eine Entscheidung Sozialleistungen zu reduzieren.“ Diese verkürzten drei Mo- gefällt, die 22 Jahre nach der faktischen Abschaffung des nate des Arbeitsverbotes gelten ab dem Tag der Einreise Rechtes auf Asyl in der BRD erneut ein fataler Schlag in (nicht ab Asylantragstellung!). Diese Regelung soll auch für das Gesicht der Menschen ist, die dringend Schutz vor die Aufnahme einer Beschäftigung von Personen gelten, Diskriminierung und Ausgrenzung benötigen. Mit den die eine Duldung in Deutschland besitzen. Ebenso soll die Stimmen des Grün-Rot regierten Landes Baden-Württem- Vorrangprüfung beim Arbeitsmarktzugang bereits nach 15 berg wurde ein Asylkompromiss beschlossen, der die drei Monaten statt bisher vier Jahren entfallen. Das heißt drei genannten Balkanländer und damit Hauptherkunftsstaaten Monate Arbeitsverbot, weitere zwölf Monate nachrangiger geflüchteter Roma als „sichere Herkunftsstaaten“ einstuft. Arbeitsmarktzugang (keine Arbeit, wenn es andere bevor- Die bereits jetzt schon geringe Anerkennungsquote wird so rechtigte ArbeitnehmerInnen gibt) und danach ist die Be- weiter gegen null tendieren und dazu führen, dass nun in schäftigung (unselbständig) erlaubt. Allerdings wird es großem Maße Asylsuchende aus der Region abgeschoben Verschärfungen geben in Sachen dauerhafte Arbeitsverbot. werden. Diese Entscheidung und die Stimme des grünen Ministerpräsidenten hat sich die Mit der geplanten Änderung des Einreise- und Aufent- Bundesregierung durch Regelungen erkauft, welche den haltsverbotes geht eine pauschale Stigmatisierung von Ge- Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern und die Residenzp- flüchteten einher. Denn es wird ihnen unterstellt, dass der licht bundesweit lockern sollen. Auch Änderungen im So- alleinige Grund für die Einreise die Absicht gewesen sei, zialrecht sind vorgesehen. Diese Änderungen werden Sozialleistungen zu beziehen. Die hier im § 11 AufenthG-E weitestgehend aber durch diverse Ausnahmeregelungen in (Entwurf) geplanten Änderungen hätten zur Folge, dass die der Beschäftigungsverordnung oder dem Asylverfahrens- Verhängung von Arbeitsverboten für Geduldete massiv gesetz wieder aufgehoben. ausgeweitet werden dürfte - obwohl zum Arbeitsverbot kein einziges Wort im Gesetzentwurf zu finden ist. Der Lockerung der Residenzpflicht Grund dafür sind die Regelungen nach § 33 Abs. 1 der Be- schäftigungsverordnung. Denn wem unterstellt wird, Im Einigungspapier des Kanzleramtsministers Altmaiers Grund für die Einreise sei der „beabsichtigte Bezug von heißt es zur Neuregelung der Residenzpflicht: „[Diese] wird Sozialleistungen“ gewesen, für den sieht die Beschäfti- ab dem vierten Monat nach Aufenthaltsannahme im Bun- gungsverordnung ein Arbeitsverbot vor. Die Folge ist eine desgebiet abgeschafft. Um eine gerechte Verteilung der So- gesetzlich verordnete Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit zialkosten zwischen den Ländern zu gewährleisten, wird von (eingeschränkten) Sozialleistungen (§1a AsylbLG). sichergestellt, dass Sozialleistungen lediglich an dem in der Demnach kann die Verhängung von Arbeitsverboten für Wohnsitzauflage festgelegten Wohnsitz erbracht werden. Geduldete in großem Maßstab ausgeweitet werden und so Eine Änderung der Wohnsitzauflage kommt nur bei er- würden die Voraussetzung einer Lebensunterhaltssicherung heblichen persönlichen Gründen des Betroffenen in Be- für die neue Bleiberechtsregelung nach § 25b AufenthG-E tracht. Auch die örtliche Zuständigkeit für die nur noch von wenigen erfüllt werden. Die im Entwurf ge- Durchführung des Asylverfahrens bleibt unberührt. Bei plante Verkürzung der Wartefrist für den Arbeitsmarktzu- Straftätern und Personen, bei denen Verstöße gegen das gang wird somit zur Farce. Betäubungsmittelgesetz bekannt geworden sind oder bei denen aufenthaltsbeendende Maßnahmen konkret bevor- Sozialleistungen und Sachleistungsprinzip stehen, kann eine Residenzpflicht wieder angeordnet wer- den.“ Da die „Residenzpflicht“ als massive Einschränkung Der im Bundesrat gefasste Beschluss sieht auch vor, den der (Bewegungs-) Freiheit von Menschen noch immer als Vorrang des Sachleistungsprinzips im Asylbewerberleis- Sanktionsinstrument eingesetzt werden kann und – wie Pro tungsgesetz aufzuheben (Achtung: nicht während des Auf- Asyl kritisiert – weiterhin ein Wohnsitzwechsel zum Ort enthaltes einer Erstaufnahmestelle). Zukünftig gilt damit des Arbeitsplatzes oder der Bildungseinrichtung kaum der Vorrang von Geldleistungen vor Sachleistungen wie möglich sein wird, kann der Kompromiss lediglich als Unterkunft, Essen, Kleidung und unbaren Leistungen wie „Entkriminalisierung von Verwandtenbesuchen“ bezeich- Gutscheinen. Doch wird hier nur an einer einzigen Stelle net werden. des durchweg diskriminierenden Sondergesetzes herumge- 14 Heft Nr. 59 3/2014 Fortsetzung von Seite 14 ärer Schutz zuerkannt worden ist (Aufenthaltserlaubnis § bessert. Weitere Mechanismen der Ausgrenzung und Dis- 25, Abs.2 Alternative 2), hat dies zum Beispiel die Tren- kriminierung, die in diesem Gesetz festgeschrieben sind nung von ihren Familien zur Folge. Beim Nachzug von El- (wie beispielsweise die stark eingeschränkte medizinische tern zu ihren unbegleitet geflohenen minderjährigen Versorgung, die Höhe finanzieller Leistungen und die Kindern, die als subsidiär schutzberechtigt anerkannt sind, Möglichkeit zur Einschränkung der Leistungen durch den § soll der erst 2013 eingeführte Anspruch auf Elternnachzug 1a AsylbLG) bleiben bestehen. Mit dem neuen Gesetz be- wieder abgeschafft werden. PRO ASYL stellt daher auch zu stehen nun aber auch gute Chancen, ggf. auf dem Rechts- Recht fest, „diese familienfeindlichen Vorschläge sind mit wege gegen das Gutscheinsystem vorzugehen, an welchem dem Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechts- aktuell im Weimarer Land und in Greiz noch festgehalten konvention unvereinbar“. wird. Die vorgesehenen Änderungen zum Bleiberecht werden In Diskussion: das Asylverfahrensgesetz – „erhebliche unter diesen Gesichtspunkten zu einer Mogelpackung, mit Fluchtgefahr“ bei Geflüchteten?? Hilfe derer die Zustimmung zu diesem Gesetz erkauft wer- den soll. In Deutschland leben derzeit immer noch über Weitere Einschränkungen des Asylrechtes in der BRD se- 86.000 Menschen im Status einer Duldung. Die Hoffnung, hen PRO ASYL, der Flüchtlingsrat sowie weitere Organi- welche verschiedene Flüchtlingsorganisationen in den Ko- sationen und Landesflüchtlingsräte insbesondere in Bezug alitionsvertrag gesetzt haben (hier wurde eine Bleiberechts- auf folgende Änderungen im Asylverfahrensgesetz und im regelung vereinbart), wird durch diese Änderung Aufenthaltsrecht: unterlaufen. Zwar wird im Entwurf die Mindestaufent- haltsdauer für „gut integrierte Jugendliche“ nach § 25a Der ReferentInnenentwurf enthält eine Ausweitung der AufenthG verkürzt und die Altershöchstgrenze für die An- Abschiebehaft, die erst Mitte dieses Jahres als solche vom tragstellung von 21 auf 27 Jahre erhöht. Es unterliegt aber Europäischen Gerichtshof (EuGH) abgelehnt wurde (siehe weiterhin einer gewissen Willkür, nach welchen Kriterien Extra-Beitrag in diesem INFO). Mit der Ausweitung der eine Einschätzung über einen „erfolgreichen“ Schulbesuch Haftgründe für Asylsuchende wird die sogenannte „er- erfolgen soll. hebliche Fluchtgefahr“ als neuer Haftgrund aufgenommen. In diesem Zusammenhang werden insgesamt sieben Fall- Ministerpräsident Albig mahnte zum Schluss seiner Rede konstruktionen definiert. Allein durch den neuen Haft- im Bundesrat in Anbetracht dieser Entwicklung vollkom- grund 1 sollen alle Asylsuchenden im Dublin-Verfahren men zu Recht: „Unser Boot ist nicht voll! Unsere Verant- zum Opfer eines neuen Haftregimes gemacht werden. wortung ist unser Boot und die sollten wie wahrnehmen! Wie können wir sagen, dass die eine Grenze hat?“ Weiterhin sind Einschränkungen des Familiennachzugs vorgesehen. Für Personen, denen internationaler subsidi-

In eigener Sache Flüchtlingsrat Thüringen e.V. verleiht der Initiative „Solidarität mit den Flüchtlingen in Suhl“ den Engagement-Preis 2014

Anlässlich des „Tages des Flüchtlings“ am 26. Sep- tember 2014 verlieh der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. 2014 zum 8. Mal den mit symbolischen 100 Euro do- tierten „Preis für herausgehobenes Engagement für die Rechte von Flüchtlingen“. Preisträger ist in die- sem Jahr die Initiative „Solidarität mit den Flüchtlin- gen in Suhl“.

Anfang Juli 2014 wurde auf dem Suhler Friedberg eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung Eisen- berg/Thüringen für Flüchtlinge eingerichtet. Der schwie- rigen Situation, die auch durch mangelnde Vorbereitung und Kommunikation entstand, setzten hier engagierte Menschen spontan ihre Idee von Solidarität entgegen.

Die Initiative leistete und leistet weiterhin Unterstützun- gen vor allem ehrenamtlich und in ihrer Freizeit. Durch

15 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Fortsetzung von Seite 15 Hintergrund zum Preis: ihre spontane Hilfe wurden Missstände von Anfang an an- gesprochen und den Flüchtlingen ganz praktische Hilfen Um Menschen in Thüringen zu würdigen, die sich seit lan- und Unterstützung zu teil. Die deutliche Solidarisierung der ger Zeit und/ oder in besonderem Maße für die Rechte Initiative mit den Flüchtlingen führte auch zu einer klaren von Flüchtlingen und eine Verbesserung ihrer Lebenssitua- Positionierung gegen die gezielte Stimmungsmache rechter tion einsetzen, lobt der Flüchtlingsrat jährlich einen „Preis AkteurInnen vor Ort. Von Anfang an fanden Veranstal- für herausgehobenes Engagement für die Rechte von tungen statt, bei denen sich viele Menschen der Menschen- Flüchtlingen“ aus. Diesen Preis können Menschen, Initiati- feindlichkeit von Nazis aus allen Richtungen entgegen ven, Vereine u.a. erhalten, die sich ehrenamtlich engagieren, stellten – und das ist nicht selbstverständlich! Zeit und oftmals auch Geld investieren, um manchmal „nur“ im Kleinen konkret zu helfen. Vorschläge können Das schnelle und unkomplizierte Handeln der Initiative immer zum August eines Jahres schriftlich, per Fax oder „Solidarität mit den Flüchtlingen in Suhl“ hat damit aus per E-Mail (info[at]fluechtlingsrat-thr.de) eingereicht wer- Sicht des Flüchtlingsrates Thüringen e.V. viel abgefangen, den. was bei der Einrichtung der Erstaufnahme für Flüchtlinge in Suhl schief gelaufen ist. Kontakt zur Initiative über Facebook: www.face book.com/refugeewelcomeinsuhl

In eigener Sache „Kinder sollten hier nicht leben müssen!“ - Festhalten an menschenunwürdiger Unterbringung „gewürdigt“ Von Sabine Berninger

Die Preisträger für den „Preis für die größtmögliche Gründe für die Entscheidung sind das starre Festhalten an Gemeinheit“ sind in diesem Jahr der Landrat des der isolierenden und menschenunwürdigen Unterbringung Eichsfeldkreises, Herr Dr. Werner Henning (CDU) Asylsuchender und geduldeter Flüchtlinge in der so ge- sowie die CDU-Fraktion im Kreistag des Landkreises. nannten Gemeinschaftsunterkunft, in der Nähe der Ge- Der Preis in diesem Jahr: Ansichtskarten mit Impres- meinde Breitenworbis sowie die Art der Begründung an sionen des „Heimes ohne Mängel“. diesem Festhalten ebenso wie der Umgang mit der Thema-

Anmerkungen zur Postkarte siehe Infobox auf Seite 17 16 Heft Nr. 59 3/2014 Fortsetzung von Seite 16 Kinder sollten hier nicht leben müssen tik und mit UnterstützerInnen der Flüchtlinge im Land- kreis. Nicht allein wegen der beschriebenen örtlichen, baulichen und hygienischen Verhältnisse verbietet es sich, in dieser Nominiert wurden der Landrat Dr. Henning und die CDU- Unterkunft Familien mit Kindern wohnen zu lassen. Das Kreistagsfraktion durch die Gruppe Association Progrès, so genannte „Kinderspielzimmer“ ist nach Angaben von eine antifaschistische und antirassistische Gruppe junger BewohnerInnen nur unregelmäßig zugänglich bzw. geöff- AktivistInnen, die im Raum Eichsfeld und Göttingen aktiv net. Im Außengelände gibt es neben zwei Schaukeln und sind. Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. schloss sich den einer Wippe keinerlei Spielangebote für Kinder im Vor- Beweggründen der Association Progrès für die Nominie- schul- oder Grundschulalter. Die Kinder spielen hinter rung an, im Einzelnen werden u.a. kritisiert: dem Haus mit und neben dem Müll.

Die örtliche Lage des Flüchtlingslagers, das sich über einen Ebenso kritisiert wird, wie „Willkommenskultur“ im halben Kilometer außerhalb des Ortes, unmittelbar neben Flüchtlingslager ausgedrückt wird. Bei einem Besuch des einem landwirtschaftlichen Betrieb (mit der dazugehörigen Lagers fiel der barsche Ton auf, der die Mitteilungen der regelmäßigen Geruchsbelästigung) und direkt an der Auto- Heimleitung kennzeichnet. Die Mitteilung „An alle Be- bahn A38 befindet. Aller gegenteiligen Behauptungen zum wohner!! Die Kinder haben ab 22 Uhr im Zimmer zu sein. Trotz führt diese Abgelegenheit, erschwert durch die man- Es gilt im Heim ab 22 Uhr Nachtruhe. Danke!!“, ist nur ein gelhafte Anbindung an den Öffentlichen Personennahver- Beispiel dafür. Selbst die Einladung zur Interkulturellen kehr, zur Isolation der dort lebenden Menschen. Ebenso Woche oder zum alljährlichen Kochen für Kinder ab 10 wird der baulich erbärmliche Zustand des Flüchtlingslagers Jahre kommen ohne jedes freundliche Wort aus. bemängelt, der seit einem Besuch des Flüchtlingsrates im Sommer 2011 nahezu unverändert ist. Das konnten Mit- Wie das Festhalten an diesem Standort begründet, die ei- glieder des Flüchtlingsrates bei einem zweiten Besuch im gene Verantwortung negiert und das Engagement von Un- Oktober dieses Jahres erschreckend feststellen. terstützerInnen der Flüchtlinge und Kritik an den Zustände diskreditiert wird, ist ein weiterer Beweggrund für die Ent- scheidung gewesen, den Preis an den Landrat zu vergeben. Rückseite der Postkarte Ebenso der Umgang mit dem Thema im Kreistag des Vorsicht: Sarkasmus! Eichsfeldkreises.

1_ gleich beim Ankommen erhalten Sie einen Eindruck unse- Negativpreis ist verbunden mit einem Angebot res Spiel– und Bewegungscenters mit 2 Schaukeln, einer Wippe und Volleyballnetz. Da nach Informationen des Flüchtlingsrates der Betreiber- 2_ vom Ortsausgangsschild hat man einen wundervollen vertrag für das Flüchtlingslager in Breitenworbis im kom- Blick auf das in nur wenig mehr als 600 Meter entfernt lie- menden Jahr ausläuft, verbindet der Flüchtlingsrat gende Heim (das Dorfzentrum mit seinem Edeka-Markt ist Thüringen mit dem „Preis für die größtmögliche Gemein- nicht mehr als 1,2 km vom Lager entfernt). heit“ neben der Kritik auch eine Bitte sowie ein Angebot:

3_ in guter Nachbarschaft: Eierproduktion, Hühner- und „Wir bitten Landrat Dr. Henning darum, die Diskussion Milchviehzucht, die Geruchsbelästigung ist ebenso vernach- um eine menschenwürdige und diskriminierungsfreie Un- lässigbar wie der an Meeresrauschen erinnernde Lärm der terbringung von Asylsuchenden und geduldeten Flüchtlin- Autobahn 38. gen im Eichsfeldkreis wieder aufzunehmen und in diese 4_ eine praktische Kombination: dieser Platz ist nutzbar als Diskussion neben den politisch Verantwortlichen im Land- Grillplatz, mit seinem Basketballkorb und den vielen lustig kreis, auch die in der Gruppe Association Progrès sowie in herumliegenden Gegenständen eignet er sich aber auch als anderen Organisationen und Gruppen für Flüchtlinge en- Spielplatz oder Müllablagestelle. gagierten Menschen, einzubeziehen. Und unser Angebot ist es, die Beteiligten in diesem Prozess beratend zu begleiten 5_ da soll mal jemand behaupten, es gäbe keine vollständi- und zu unterstützen.“ gen Duschen: mindestens zwei in diesem Frauenduschraum verfügen über Vorhang und Brause. Wie auch in den vergangenen Jahren bot der Flüchtlings- ratsvorstand dem „Preisträger“ einen Gesprächstermin zur 6_ lädt zum Miteinander Kochen ein: die Gemeinschaftskü- Preisübergabe an, da der Preis nicht zum Selbstzweck ver- che mit modernster Technik. geben wird, sondern als Anstoß zur Veränderung der kriti- 7_ in diesem einladenden Korridor funktionieren alle Lampen. sierten Gegebenheiten dienen soll. Landrat Dr. Henning ließ jedoch ausrichten, er lehne den „s. g. Preis für die 8_ hinter dieser verschlossenen Tür verbirgt sich das gele- größtmögliche Gemeinheit“ ab und sei „an einem Ge- gentlich geöffnete Kinderspielzimmer. spräch mit Ihnen nicht interessiert.“ 9_ Kinder ganz ins Spiel versunken: hinter dem Müllcontainer. Die ausführliche Begründung für die Entscheidung finden Sie auf www.fluechtlingsrat-thr.de. 17 Flüchtlingsrat Thüringen INFO Veranstaltungen „Unlimited. Geflüchtete unterstützen – Rassismus entgegentreten!“ Von Janine Eppert

Unter diesem Motto fand am 2. August ein antirassis- scher Initiativen und eigene Einbringungsmöglichkeiten zu tisches Festival in Jena-Lobeda, auf dem Außengelän- informieren, weiterhin wurde eine Ausstellung über die Si- de des KuBus, statt. Die Referate ‚Menschenrechte‘ tuation von Flüchtlingen in Thüringen gezeigt. Am Abend und ‚Kultur‘ des Jenaer Uni Studentenrates organi- des Tages wurde das Festival durch verschiedene antirassis- sierten, gemeinsam mit weiteren Kooperationspart- tische und gesellschaftskritische KünstlerInnen, wie bei- nerInnen und UnterstützerInnen, einen spielsweise Refpolk, Carmel Zoum und MC Nuri, auf der politisch-kulturellen Tag. Hintergrund war hierbei Bühne unterstützt. Im Anschluss an das Open-Air-Konzert unter anderem der geplante Bau einer neuen Gemein- wurde eine Aftershow-Party mit DJs im Studentenclub schaftsunterkunft für Flüchtlinge in Lobeda und die Schmiede veranstaltet, die mit den BesucherInnen das Fes- Intension war das Zusammenkommen von politisch tival ausklingen ließ. Verantwortlichen, Flüchtlingen und den AnwohnerIn- nen des Stadtteils. Am Rande des Festivals blieben auch rassistische Kom- mentare von Vorbeigehenden nicht aus, die leider wieder Besonders erfreulich empfanden die VeranstalterInnen den einmal deutlich zeigten, dass Flüchtlinge nicht von allen Besuch von Flüchtlingsfamilien aus ganz Jena, die vor allem Menschen in Jena willkommen geheißen werden und dass das Nachmittagsangebot nutzten. Dies bestand aus zahlrei- eigentliche Selbstverständlichkeiten, wie der Schutz von chen Aktionen für Familien und Kindern z.B. in Form ei- Menschen in Not und grundlegende Menschenrechte nicht nes Samba-Workshops, eines Theater-Workshops, von jedem geteilt werden. Kinderschminken und sonstigen Spielmöglichkeiten. In- haltlich begleitet wurde dieses Programm durch eine Podi- Das „Unlimited-Festival“ zeigte, dass die Arbeit vor Ort umsdiskussion zum Thema „Flüchtlingsaufnahme in Jena“. auch zukünftig eine absolute Notwendigkeit darstellt, um Auf dem Podium diskutierten VertreterInnen der Stadtpo- Räume zu besetzen und einen sicheren Ort für Flüchtlinge litik, des Flüchtlingsrates, des Voice-Refugee-Forums und zu schaffen. Zwar ist noch ungewiss, ob es im kommenden der Initiative für Flüchtlinge in Jena zu aktuellen Entwick- Jahr ein ähnliches Festival geben wird, jedoch ist den Ver- lungen vor Ort. anstalterInnen die Dringlichkeit der Arbeit in Lobeda be- wusst und damit wird es mindestens noch die ein oder Am Rande des Festivals gab es für die Gäste die Möglich- andere Veranstaltung und Initiative vor Ort geben. keit, sich über die Arbeit verschiedener flüchtlingspoliti-

Engagement für Flüchtlinge CAFÉ INTERNATIONAL in Eisenberg

In der Nähe der Landeserstaufnahmestelle für Projekt, seine Angebote und Mitmachmöglichkeiten vor- Flüchtlinge in Eisenberg entsteht seit einigen Wochen stellen und mit Informationen, Präsentationen und kleinen ein Ort der Begegnung für Geflüchtete und Menschen Programmpunkten die Gelegenheit schaffen, miteinander aus Eisenberg und dem Umland: das „café interna- ins Gespräch zu kommen. tional“ Träger des Projektes ist das Bildungswerk Blitz e.V., es wird Das „café international“ ist ein Ort der Begegnung und gefördert im Rahmen des Lokalen Aktionsplans des Austausches zwischen Geflüchteten und Men- durch das Bundesprogramms „Toleranz för- schen aus Eisenberg und Region. Täglich finden dern - Kompetenz stärken“ sowie durch das Kurse und Aktivitäten, Kunst und Tanz, Sprach- Thüringer Landesprogramm für Demokra- kurse und Vieles mehr statt. Dazu sind alle tie, Toleranz und Weltoffenheit und interessierten Menschen eingeladen. Im durch den Saale-Holzland-Kreis. „café international“ soll eine Atmosphäre entstehen, in demr sich Menschen auf Au- Informationen und Kontakt: genhöhe begegnen, Informationen austau- [email protected] schen und ihre Geschichten teilen können. In den Räumlichkeiten können gerne auch eigene Ideen 0157-79343969 verwirklicht werden. Das nächste Treffen „Raum für alle – die informative Tee- Im September wurde zur ersten Veranstaltung der Reihe stunde“ findet am Freitag, den 12. Dezember 2014 ab „Raum für alle – die informative Teestunde“ eingeladen. 18:00Uhr im „café international“ (Jenaer Str. 45 in Eisen- Mit dieser Reihe möchten die AktivistInnen regelmäßig das berg) statt. Interessierte sind herzlich willkommen. 18 Heft Nr. 59 3/2014 Literatur Neuerscheinungen im INFO 3/2014 “Migration, Asyl und (Post-)Migrantische Lebenswel- Speicher der Handys aus. Ein Netzwerk von Deutsch-Sy- ten in Deutschland” (Sep. 2014) rern und Syrern, das Geld sammelt? "Organisiertes Ver- brechen". Hilfe für Flüchtlinge, dem Krieg zu entkommen? (Hrsg.: Miriam Aced, Tamer Düzyol, Arif Rüzgar und "Kriminelle Schlepperbande". Christian Schaft) Migration als gesellschaftlicher Transformationsprozess Dieses Buch zeigt an einem Großverfahren mit Angeklag- wird oft als Problem betrachtet. Dabei wird nicht differen- ten aus mehreren europäischen Ländern, das die Bundes- ziert, welche strukturellen Komponenten der institutionel- polizei 2012 bis 2014 führte, wie die Hilfe für Flüchtlinge len Ausgrenzung und des alltäglichen Rassismus eine Rolle kriminalisiert wird – bis hin zur rechtskräftigen Verurtei- bei der Konstruktion des "Problemfeldes Migration" spie- lung. len. Der vorliegende Sammelband arbeitet mit einem the- matischen Dreiklang von Migration, Asyl und http://www.gegenwind.info/311/schlepper-oder-flucht Postmigration, um den Ist-Stand zu erfassen, Diskussions- helfer.html linien der migrationspolitischen Praktiken zu beleuchten und weitere Perspektiven auf (post-) migrantische Lebens- Handbuch "Islam & Schule" welten aufzuzeigen. Neue Publikation von Schule ohne Rassismus - Schu- le mit Courage Die Publikation entstand in Folge der Ringvorlesung „Mi- gration. Integration. Inklusion. – Chancen, Herausforde- In diesen Ta- rungen, Perspektiven“ der Universität Erfurt im Jahr 2013. gen sind die Sowohl im Bereich der theoretischen Arbeit in verschiede- Nachrichten nen Kontexten der kritischen Migrationsforschung als auch voll von be- praktisch und ehrenamtlich Aktiven in der Flucht- und Mi- unruhigenden grationsarbeit, soll und will dieser Sammelband mit ver- Meldungen schiedenen Denkanstößen zur gegenwärtigen über die Migrationspolitik der BRD und alternativen Konzepten ei- Gräueltaten ne hilfreiche Lektüre sein. Die Publikation ist im Septem- terroristischen ber 2014 erschienen und über den LIT-Verlag und den Kämpfer der Buchhandel zu beziehen (ISBN 978-3-643-12463-0) IS (Islami- scher Staat) Die neuen Staatsfeinde. im Nahen Osten. Sie Wie die Helfer syrischer Kriegsflüchtlinge in sind uns Deutschland kriminalisiert werden. längst näher Stefan Buchen gerückt, denn auch Jugend- Seit Wochen wird liche aus Deutschland beteiligen sich daran. Aber auch die darüber diskutiert, Brandanschläge auf Moscheen und der Antisemitismus in wie man verfolgten Deutschland sind beunruhigend. Yeziden in Syrien und dem Irak helfen Das Handbuch „Islam & Schule“ wurde von der Bundes- kann. Soll man an koordination von Schule ohne Rassismus – Schule mit die kurdischen Mili- Courage entwickelt. Es ist eine praxisorientierte Handrei- zen Waffen liefern, chung für LehrerInnen und PädagogInnen, die sich damit damit diese die beschäftigt, welche Auswirkungen Islamismus, Antisemitis- Flüchtlinge schüt- mus und Muslimfeindlichkeit auf das Miteinander in unse- zen? Soll man ren Klassenzimmern haben. Bereits kurz nach seinem Flüchtlinge bei uns Erscheinen ist das Handbuch auf großes Interesse gesto- aufnehmen? ßen. Das Fachmagazin ‚Evangelische Jugendhilfe‘ schreibt: „Das Handbuch ist klar und verständlich geschrieben; es Hier lebende Freun- informiert und klärt auf; es will überzeugen, nicht überre- de und Verwandte den, schon gar nicht indoktrinieren. Gleichzeitig sind die helfen praktisch: Sie Autoren weit davon entfernt, den Islam zu romantisieren.“ schließen sich zu Netzwerken zusammen, sammeln Geld und helfen Flüchtlingen, aus dem Krieg zu entkommen. Link zum Flyer: http://typo3.p206172.webspacecon Doch sie haben einen mächtigen Feind: die Bundespolizei. fig.de/fileadmin/Benutzerordner/PDF/Courage_Shop Diese vernimmt aufgegriffene Flüchtlinge, werten die /Publikationen/Flyer_HB_Islam_August_2014.pdf 19 Flüchtlingsrat Thüringen INFO

KONTAKTE REGIONAL Beratung und Unterstützung für Flüchtlinge ohne Aufenthaltsstatus in Thüringen

ALTENBURG GERA Bürgerinitiative Asyl e.V. Caritas Ostthüringen DO Diakonie Ostthüringen gGmbH Vermittlung, Behördenbegleitung, Hilfe zum DO Diakonie Ostthüringen gGmbH Flüchtlingssozialberatung Erhalt medizinischer Versorgung Kreisdiakoniestelle Trebnitzer Str. 6 Postfach 100411 Allgemeine Lebens- und Sozialberatung 07545 Gera 07704 Jena Geraer Str. 46 Tel. (0365) 8 00 77 98 Anrufbeantworter: (03641) 55 98 392 04600 Altenburg E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Tel. (03447) 8 95 80 20 Interkultureller Verein Gera e.V. REFUGIO Psychosoziales Zentrum für E-Mail: [email protected] Allgemeine Beratung, Ausfüllhilfe, Begleitung Flüchtlinge Psychotherapie; Sozialberatung EISENACH Werner-Petzold-Str. 10 07549 Gera Wagnergasse 25 Caritasregion Südthüringen 07743 Jena Flüchtlingsberatung/ Soziale Beratung und Tel.: (0365) 71 19 082 E-Mail: [email protected] Tel. (03641) 22 62 81 Betreuung von Asylsuchenden E-Mail: [email protected] Alexanderstr. 45 GOTHA 9817 Eisenach MEININGEN Tel. (03691) 20 48 90 Diakoniewerk Gotha E-Mail: thapa-schmidt.sh@caritas-bistum- Kreisdiakoniestelle Caritasregion Südthüringen erfurt.de Soziale Beratung Flüchtlingsberatung Mo 9-12 Uhr, Do: 14-17 Uhr und nach Klosterplatz 6 Anton-Ulrich-Str. 56 Vereinbarung 99867 Gotha 98617 Meiningen Tel. (03621) 30 58 42 Tel.: 0157 - 768 03 753 Diako Westthüringen gem.GmbH E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Migrationsberatung Mo-Mi: 10-12 Uhr Di: 13-16 Uhr und Do: 9-12 Uhr Schillerstraße 6 Tel.: (03691) 26 03 55 ezra – mobile Beratung für Opfer rechter, ras- NORDHAUSEN 99817 Eisenach sistischer und10 antisemitischer Gewalt Schrankenlos e.V./ Weltladen E-Mail: [email protected] Beratung, Begleitung nach rechtsmotivierten, Flüchtlingsberatung Mo, Do, Fr: 9-12 Uhr rassistischen Angriffen Barfüßer Str. 32 Drei-Gleichen-STr. 35a 99734 Nordhausen EISENBERG 99192 Neudietendorf Tel. (03631) 98 09 01 DO Diakonie Ostthüringen gGmbH Tel.: (036202) 77 13 510 Offene Sprechstunde Di und Do von 14-17 Asylverfahrensberatung E-Mail: [email protected] Uhr Jenaer Str. 45 L´amitié e. V. SÖMMERDA 07607 Eisenberg Multikulturelles Zentrum Stadt- und Landkreis THEPRA Landesverband Thüringen e.V. Tel.: (036691) 23 88 40 Gotha Unterstützung von Migranten Mobil: (0163) 85 21 456 Flüchtlingsberatung Torsten Koning & Andreas Böttger E-Mail: [email protected] Humboldtstr. 95 Str. d. Einheit 27 Di+Do: 10-15 Uhr, Fr: 10-13 Uhr und nach 99867 Gotha 99610 Sömmerda Vereinbarung Tel. (03621) 29 34 0 Tel.: 0162 - 91 36 110 bzw. -112 E-Mail: [email protected] ERFURT E-Mail: [email protected] GREIZ Caritas Mittelthüringen SONNEBERG Beratung, Begleitung Migration- und Integration Gemeinschaft Regierungsstr. 55 Kreisdiakoniestelle/ Kirchenkreissozialarbeit (MIG) e.V. Marienstr. 6 99084 Erfurt Neustädter Str. 51 Tel. (0361) 5 55 33 -58/ -59 96515 Sonneberg 07570 Weida Tel.: (03675) 70 35 68 E-Mail: [email protected] Tel.: (036603) 64 55 58 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] SUHL Ev. Büro für ausländische MitbürgerIn- Kirchliche Arbeitsstelle für Migration und nen HILDBURGHAUSEN Integration der ev. KK Henneberger Land Allgemeine Sozialberatung Kirchliche Arbeitsstelle für Migration und In- und Hildburghausen/Eisfeld Meienbergstr. 20 tegration der ev. KK Henneberger Land und 99084 Erfurt Hildburghausen/Eisfeld Asylverfahrensberatung Tel. (0361) 7 50 84 22 Asylverfahrensberatung Kirchgasse 10 E-Mail: [email protected] Obere Allee 11 98527 Suhl Flüchtlingsrat Thüringen e.V. 98646 Hildburghausen Tel. (03681) 30 81 93 Projekt „to arrange - pro job“ Tel. (03681) 30 81 93 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Beratung zu Fragen Asyl/Aufenthalt, Sozi- alleistungen, Schule, Ausbildung, Arbeits- Do: 10-16 Uhr marktzugang u.a. Caritaverband für das Bistum Erfurt e.V. JENA Johannesstr. 112 Asylverfahrens- und Perspektivenberatung, 99084 Erfurt AWO Kreisverband Jena-Weimar e.V. Psychosoziale Beratung, Orientierungshilfen Tel.: (0361) 511 500 12 Flüchtlingsberatung Ettersburger Str. 112-118 E-Mail: [email protected] Löbdergraben 14a 99427 Weimar 07743 Jena Tel. (03643) 49 79 81 Flüchtlingsrat Thüringen e.V. Tel.: (03641) 31 07 210 E-Mail: wenzel.manu@caritas-bistum-er- Warsbergstr. 1 E-Mail: [email protected] furt.de 99092 Erfurt Tel.: (0361) 21 72 720 AWO Kreisverband Jena-Weimar e.V. Caritasregion Mittelthüringen E-Mail: [email protected] Flüchtlingsberatung und JMD Caritashaus St. Hedwig Kastanienstr. 11 Beratung in Krisen, Antragstellungen und Be- Offene Arbeit 07747 Jena hördengängen Rechtsberatung für MigrantInnen Tel.: (03641) 87 41 100 Thomas-Müntzer-Str. 18 Allerheiligenstr. 9 E-Mail: [email protected] 99423 Weimar 99084 Erfurt E-Mail: [email protected] Tel.: (03643) 20 21 49 Tel. (0361) 6 42 26 61 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Di 17-19 Uhr

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