Kirchenzeitung für dasBistum Mainz
27.August 2017 Kostenloses Extra
SONDER- SGABEihe AU zur We von Bischof Kohlgraf Peter
Priester & Professor: Bischof Peter Kohlgraf 2 Extra | August 2017
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser, lange hat es gedauert von der Bischofser- nennung bis zur Weihe von Professor Peter Kohlgraf am kommenden Sonntag. Für viele Menschen im Bistum war er eine „unbekann- te Größe“. Inzwischen kennt man ihn – und in Veröffentlichungen hat er immer wieder „Gesicht gezeigt“. „Für mein Gesicht kann ich nichts“, sagte er neulich, als eine Journa- listin anmerkte, dass er oft so ernst aus- schaue. Humor hat er jedenfalls, das zeigen manche Begegnungen. Auch beim Interview für diese Extra-Ausgabe durfte gelacht werden, ohne dass es deshalb an Ernsthaftig- keit fehlte. Auf den Seiten 9 bis 16 lesen Sie Ê Herausgeputzt zum Festtag – der Mainzer Dom | Foto: Karin Weber unter anderem, welche „Baustellen“ Peter Kohlgraf im Bistum sieht, welche Schwer- punkte ihm wichtig sind, wie er leiten und Zukunft gestalten möchte. Eine interessante und unterhaltsame Lektüre, bei der Sie Ihren Bischof ein Stück mehr kennenlernen. „Wir freuen uns auf Sie“ Ebenso wie in den Artikeln über seine Hei- matpfarrei in Köln (Seite 30) und das Dorf Diözesanadministrator Dietmar Giebelmann lädt im Namen des Bistums ein Partenheim, wo er zuletzt wohnte (Seite 6). Oder auf einem Bilderbogen aus seinem Liebe Leserinnen und Leser, lasskarte benötigt Auf der Bühne privaten Fotoalbum (Seiten 32 bis 33). wird. Der Gottes- werden verschie- Außerdem informieren wir Sie über den wir freuen uns, Sie zur Bischofs- dienst wird auf dene Musikgrup- Ablauf der Weihe und das „Zubehör“ des weihe unseres ernannten die Domplätze pen zum Pro- Bischofs (Seiten 18 bis 25), über Schwer- Bischofs, Professor Peter Kohl- übertragen, hier gramm beitra- punktthemen wie Sozialpastoral und Flücht- graf, am 27. August 2017 in den besteht ebenfalls gen, Patricia Küll lingshilfe (Seiten 34, 35, 38). Auf vielen Mainzer Dom und auf die Dom- die Gelegenheit vom SWR wird Seiten lesen Sie Gedanken über den neuen plätze einzuladen. Die Weihe zur Mitfeier, auch das Programm Bischof und gute Wünsche für ihn. Und die beginnt um 13 Uhr. Kardinal zum Empfang der moderieren. Wir „großen Fußspuren“ seines Vorgängers Karl Karl Lehmann wird der Haupt- heiligen Kommu- freuen uns auf Sie to: Bistum Mainz
Lehmann, die immer wieder ins Spiel kom- konsekrator sein; mit ihm nion. Von 10 bis Fo und laden Sie zu men, sind auch in diesem Extra ein Thema werden Kardinal Rainer Maria 12.30 Uhr besteht diesem Fest der – beispielsweise auf den Seiten 36 und 37. Woelki aus Köln und unser die Möglichkeit, Ê Dietmar Giebelmann Begegnung herz- Wie sich Kindergartenkinder einen Bischof Metropolit, Erzbischof Stephan sich auf den Dom- lich ein. vorstellen? Für die Kirchenzeitung haben sie Burger aus Freiburg, die Weihe plätzen zu verpfle- es gezeichnet – ihre aufschlussreichen Bilder vornehmen. gen. Freundliche Grüße finden Sie auf den Seiten 26 und 29. Bitte haben Sie Verständnis Nach dem Weihegottesdienst Wie unterschiedlich die Regionen des dafür, dass aus Sicherheits- findet ein Fest der Begegnung Dietmar Giebelmann Bistums Mainz sind – von Ballungsräumen gründen für den Dom eine Ein- mit dem Bischof statt. Diözesanadministrator wie Rhein-Main bis zu ländlichen Gebieten, von katholisch geprägten Gegenden bis zu Diasporasituationen: Um das zu entdecken, nehmen wir Sie – und den neuen Bischof – ZUR SACHE mit auf eine Reise durch die 20 Dekanate. Los geht sie auf Seite 43. Steigen Sie ein! Viel Freude beim Lesen – und beim Fest Live im Dom, im Im Dom ist zwar nicht gebet auf der Marktplatz- der Begegnung am Sonntag! Platz genug für alle – aber Bühne aus. Radio, im TV den Weihegottesdienst Der Südwestrundfunk Ihre Redaktion können Sie trotzdem in (SWR) überträgt den Gottes- Das Fest beginnt schon vor Mainz mitfeiern. Er wird auf dienst live im Fernsehen und dem Gottesdienst: Ab 10 Uhr den Marktplatz und auf den auf der Hörfunkwelle SWR 4. Impressum können Menschen rund um Liebfrauenplatz übertragen. Auch im Fernsehprogramm den Dom zusammenkom- Auch der Kommunionemp- des Hessischen Rundfunks
Dieses Extra ist ein kostenloses Anzeigen- undVertriebsleiter: men – und sich für das große fang ist dort möglich. (HR) ist er zu sehen. Sonderheft der Kirchenzeitung Werner Bücheler für das Bistum Mainz, Glaube und Ereignis stärken. Auf dem Nach dem Gottesdienst Anstelle von persönlichen Leben Anschrift fürVertrieb und Liebfrauenplatz und auf dem besteht die Möglichkeit zur Geschenken zu seiner Weihe Herausgeber: Das Bistum Mainz. Anzeigenannahme: Verlag: Gesellschaft für kirchliche Frankfurter Straße 9, 65549 Lim- Marktplatz werden Biergar- Begegnung mit dem neu- bittet Professor Kohlgraf um Publizistik mbH & Co. KG, Mainz burg, Telefon 06431/91130 nituren aufgestellt, sodass en Bischof. Er wendet sich eine Spende für die Stiftung Verlag: Gesellschaft für kirchliche Druck: Verlagsgruppe Rhein Main mehrere tausend Menschen von der Marktplatz-Bühne Hoher Dom zu Mainz oder Publizistik Mainz GmbH & GmbH & Co. KG, Erich-Dombrow- Co. KG, 90 HRA Mainz 3889; ski-Straße 2, 55127 Mainz. Zur Zeit Platz haben. Mainzer Schau- an die Besucher, wo auch den Flüchtlingsfonds des phG: Verwaltungsgesellschaft für ist Anzeigenpreisliste Nr. 39 gültig. kirchliche Publizistik Mainz mbh, steller übernehmen vor und verschiedene Musikgruppen Bistums. Für diese Zwecke HRB Mainz 7715; Geschäftsführer: Kontakt zur Redaktion: Werner Bücheler Telefon 0 61 31 / 2 87 55 20, nach dem Gottesdienst mit für Unterhaltung sorgen. Um ist zu gleichen Teilen auch E-Mail: [email protected] Redaktion: Johannes Becher ihren Ständen die Verpfle- 19 Uhr klingt das Fest der die Kollekte des Weihegottes- (job), Mainz (Redaktionsleiter), Die Kirchenzeitung im Internet: Anja Weiffen (wei), Maria Weißen- www.kirchenzeitung.de, www. gung der Besucher. Begegnung mit dem Abend- dienstes bestimmt. (pm/red) berger (mw) facebook.com/diekirchenzeitung Extra | August 2017 3 Einen langen Atem behalten Die Kirche von Mainz mit dem neuen Bischof Peter auf dem Weg in die Zukunft – Von Kardinal Karl Lehmann
33 Jahre lang war Karl Lehmann Bischof von Mainz. Zur Weihe seines Nachfolgers Peter Kohlgraf hat der Kardinal für die Kirchenzeitung seine Gedanken über das Bischofsamt und über die Zukunft der Kirche von Mainz aufgeschrieben:
DenDienstdesBischofsinderKirche gibt es nur, weil Gott wollte, dass die Frohbotschaft vom Heil für alle Menschen durch die Kirche in die ganze Welt gelangen soll. Der Dienst am Evangelium, das uns durch das Wort und das Leben Jesu Christi ver- mittelt wird, bestimmt alle Dienste und Ämter in der Gemeinschaft der Kirche. Jeder muss zuerst ein Zeuge sein, der andere mit seiner Begeis- terung ansteckt, mitreißt und sie für die Nachfolge auf den Spuren Jesu Christi in alle Welt gewinnt. Dafür gibt es in der Kirche außer der Sendung und Indienstnahme aller mit ihren jeweiligen Gaben viele Dienste und Ämter. In, mit und unter dem Papst als Nachfolger des heiligen Petrus gibt es die Bischöfe, die von den Priestern, Diakonen und allen Mitchristen, einschließlich der Ordensangehörigen und der pasto- Ê Kardinal Karl Lehmann – hier in seiner Hauskapelle – ist im vergangenen Jahr mit 80 Jahren in den ralen Berufe, mit ihren jeweiligen Ruhestand gegangen. Am 27. August weiht er seinen Nachfolger zum Bischof. | Foto: Barbara Nichtweiß Fähigkeiten und Talenten umgeben und gestützt werden. Die Bischöfe haben schon vom ist auch der Fischer, der Vater, der Die Mitra ist ein Zeichen für Welt nicht verachten. Die Sorge um frühen apostolischen Zeitalter an im Bruder, der Freund, der Lehrer, der Stärke, für die Abwehrkraft gegen sie ist unsere Stärke. Einklang mit den übrigen Diensten Tröster, der starke Mann des Glau- das Böse und die Standfestigkeit in – Wir müssen einen langen Atem und Ämtern in ihrem kirchlichen bens und der Unterscheidung der der Verteidigung des Evangeliums. behalten. Die Weltgeschichte ist Zuständigkeitsbereich, Diözesen Geister,der Mann der Hoffnung, der Der Stab ist ein Zeichen für die nicht das Weltgericht, Gott hat und Bistümer genannt, eine letzte Milde, des kräftigen Engagements, Führungsstärke, die Vollmacht zur mehr Geduld und mehr Macht als Verantwortung für die Verbreitung besonders für die Schwächeren und Leitung und eine Hilfe zur Verteidi- die Mächtigen dieser Welt. des Evangeliums in alle Winkel ihres die Armen dieser Welt. Der Bischof gung des Schwachen und Hilfsbe- – Am Ende wird nur Gottes Stärke Raumes. Gemeinsam haben sie aber muss auch stark und bereit sein, dürftigen. aus Liebe siegen, auch wenn uns auch die Aufgabe der Sendung in in der Nachfolge der Apostel und dies nur durch Teilhabe am Kreuz alle Welt. Das Konzil hat diese mis- zuerst Jesu Christi selbst in den viel- Worauf es künftig vielleicht Jesu Christi gelingt. sionarische Verantwortung des fältigen Kampf für das Evangelium besonders ankommt – Wenn wir darauf achten, wird uns Bischofsamtes für die ganze Welt einzutreten. Gott nicht verlassen, auch wenn neu entdeckt. Dieser Dienst des Bischofs hat Dies ist auch heute die wichtigste wir bei vielen als verlorener und sich im Lauf von fast zwei Jahrtau- Ausrüstung und Mitgift Gottes und törichter Haufen gelten werden. Auf alles draufschauen, senden in vielen Kirchen bewährt, der Kirche für ihre Bischöfe. In der – Die Welt wird mehr und mehr was dem Evangelium dient auch wenn er verschiedene Formen Kraft dieser Ausstattung – vor allem entdecken, dass sie diesen Glauben und Namen hat. Der Bischof wird durch Gottes Geist – wird der Diener der Christen zu großen Teilen noch Bischof heißt wörtlich „Aufse- dadurch auch mit verschiedenen Jesu Christi seinen Auftrag zur Füh- gar nicht verstanden hat. Unsere her“, und der Bischof soll auf alles, Gaben ausgestattet, wie es auch in rung und Leitung des Gottesvolkes Zukunft steht uns noch bevor – viel- was dem Evangelium dienen soll, der Weihe des Bischofs zum Aus- auch heute und morgen erfüllen leicht durch viel Leid, Leiden und „draufschauen“, es prüfen und stüt- druck kommt. können, wie es andere Vorsteher mit auch Einsamkeit hindurch. zen, es bewahren und stärken. Alle Es beginnt mit der Handaufle- Gottes Gnade, die nicht ablösbar ist – Dafür brauchen wir jedoch eine anderen Dienste sollen ihm dabei gung, die unter Schweigen die Kraft vom Kreuz Jesu Christi, Jahrhun- viel tiefere ökumenische Einigung helfen. Er ist nie allein, er braucht Gottes auf den erwählten Diener derte lang vorher und bisher erfüllt von Jesu Christi Glaube, Hoffnung immer die Schwestern und Brüder. Gottes herabruft. haben. und Liebe her. Dafür benützt schon die Bibel, Das Evangeliar wird ihm dabei Vielleicht kommt es künftig auf Bischof Peter Kohlgraf darf also aber auch bereits die frühe Theo- schützend und kraftvoll zur Verkün- einige Dinge besonders an: mit uns allen Mut für die Zukunft logie viele lebendige Bilder. So gibt digung des Evangeliums über das – Wir dürfen noch viel weniger als erhoffen, wenn Gott uns nicht ver- es das uralte Bild des Hirten, mit Haupt gehalten. bisher auf große Zahlen und äußere lässt und wir Kirche und Bischof der alltäglichen Treue zu seiner DerRingisteinZeichender Treue, Macht vertrauen. nicht alleine lassen. Dann hoffen wir Sendung und der vollen und frohen ähnlich wie bei einer Trauung zwi- – Unsere Stärke liegt darin, dass wir nicht vergebens auf einen Weg in Hingabe an die Kirche. Der Bischof schen Mann und Frau. die Armen und Schwachen dieser eine neue Zukunft mit Gott. Amen. 4 Extra | August 2017 Und ein Schuss Humor ... Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße über seinen langjährigen Freund und Wegbegleiter
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße kennt Peter Kohlgraf seit dem Beginn der Theologenausbildung. Für die Kirchenzeitung schreibt er über seinen langjährigen Freund undWeg- begleiter:
Es war im Oktober 1986, als ich Peter Kohlgraf kennenlernte. Wir begannen damals mit einer großen Gruppe von Studenten unsere Theo- logenausbildung im Bonner Col- legium Albertinum. Neben einigen anderen kamen auch wir beide aus Köln und fanden ziemlich schnell zueinander. Immer wieder haben wir gemeinsam theologische Semi- nare an der Universität besucht. Gern erinnere ich mich noch an eine Studienfahrt auf den Spuren des Deutschen Ordens im heutigen Polen. Peter hatte den großen Vorteil, dass er vom Gymnasium her schon die alten Sprachen mitbrachte, während wir anderen uns zum großen Teil damit im ersten Stu- dienjahr herumquälen mussten. Ê Stefan Heße ist der dritte Erzbischof des 1995 gegründeten Erzbistums Hamburg. Vor seiner Über die Theologie hinaus verbin- Ernennung zum Bischof im Jahr 2015 war er Generalvikar und Diözesanadministrator im Erz- det uns das Interesse an der Musik bistum Köln.| Foto: Erzbistum Hamburg/K. Erbe und manche Erlebnisse im Kreise der Orgelspieler des Priestersemi- nars rund um Professor Wolfgang Mensch. Dabei scheut er sich nicht Leben, die Mitmenschlichkeit und keiten zu besorgen. Ich kann mich Bretschneider.Bis heute ist Peter ein vor klaren Worten, versehen mit auch die theologisch-wissenschaft- erinnern, dass ein Mitbruder und Freund der Musik, nicht zuletzt des einem Schuss Humor. liche Durchdringung und Vertiefung ich seinerzeit einem Mitarbeiter des Flügels und der Orgel. Ich kann mich noch gut daran miteinander unter einen Hut bringt. Seminars, der auch auf dem Kölner Über das Theologische und Musi- erinnern, dass zu Beginn unserer Das ist sicher eine große Stärke, Domturm Dienst tat, den Weih- kalische verbanden uns die Mit- StudienzeitKardinalHöffnerinKöln die ihm auch für seinen Dienst als nachtsgruß dort nach oben brachte. gliedschaft in derselben Studen- verstarb und wir als Seminaristen Bischof von Mainz zugute kommt. Unser Kontakt ist Gott sei Dank tenverbindung und ein Bibelkreis, an seinem Sarg Totenwache hiel- immer geblieben. In einem Kreis in dem uns seinerzeit ein junger ten. Einer aus unserem Kreis hatte Volle Solidarität bei einer von sechs Priestern haben wir uns Kaplan Woche für Woche beglei- ein wenig Sorge, was denn wohl besonderen Gelegenheit von Anfang an regelmäßig getrof- tete. Wir haben uns dort auf geist- passiere, wenn der Verstorbene sich fen. In den ersten Kaplansjahren liche Art und Weise einen Zugang noch einmal ruckartig bewegen Gegen Ende unserer Zeit im Pries- ging das noch ohne Schwierig- zu vielen Texten der heiligen Schrift würde. Daraufhin die prompte terseminar genoss Peter unsere keiten am sogenannten freien Tag. verschaffen können. All das hat Antwort von Peter: Mach dir keine volle Solidarität bei einer besonde- Dabei haben wir uns über unsere unsere Freundschaft von Anfang an Sorgen, Kardinal Höffner hat zu ren Gelegenheit. Jeder aus unserem ersten Erfahrungen als Priester gestärkt, so dass sie bis heute gehal- Lebzeiten keinem etwas zuleide Weihekurs kann sich noch lebhaft ausgetauscht und sie gemeinsam ten hat. getan, dann wird er das wohl auch daran erinnern: die berühmte Weih- bewältigt. Da wir dann aber unter- als Verstorbener nicht tun! nachtsfeier im Priesterseminar. schiedliche Aufgaben im Erzbistum Ein junger Mensch mit Am Ende unseres Studiums Nach einem Gottesdienst, Kaffee Köln übernahmen, mussten wir den großer Lebenserfahrung gingen wir für einige Monate zum und Kuchen und verschiedenen Modus unserer Treffen anpassen. Praktikum in Gemeinden des Erz- anderen Programmpunkten for- Bis heute trifft sich diese Gruppe Peter Kohlgraf wurde im Kölner bistums Köln. Wir waren gespannt, derte der Leiter des Seminars den regelmäßig, auch wenn wir jetzt an Priesterseminar unser Semester- wohin es uns verschlagen würde. Semestersprecher Kohlgraf zum verschiedenen Orten im Erzbistum sprecher. Dazu qualifizierte ihn Geduldig warteten wir auf unsere Abschluss auf: „Nun können Sie Köln, in Mainz und in Hamburg tätig nicht nur seine umgängliche und neuen Stellen. Peter Kohlgraf zog allen die Geschenke überreichen.“ sind. direkte Art, sondern auch seine die Lacher aller auf sich, als ver- Da uns aber keiner mit dieser Damals sprachen manche in Köln große Lebenserfahrung. Er stand kündet wurde, dass er nach Birken Tradition vertraut gemacht hatte, von dem „berühmten Weihejahr- von früh an auf eigenen Beinen, Honigsessen Katzwinkel Elkhausen standen wir alle ohne Geschenke gang 1993“. Irgendwie scheint ein weil Vater und Mutter schon vor komme. Das war eine Landpfarrei da. Dies löste bei der Leitung des bisschen was dran zu sein. Mitt- dem Beginn seines Studiums ver- im Kreis Altenkirchen. Dort konnte Priesterseminars größte Verstim- lerweile sind wir drei Bischöfe aus storben waren. Peter hat sich stets er erste pastorale Gehversuche mungen aus. einem Weihekurs. Ich bin sicher, an alles herangewagt und auch die unternehmen und hat es sicher So waren wir als Semester dass die Verbindung bleibt und Kraft besessen, die Dinge durchzu- nicht bereut. unmittelbar vor Weihnachten noch hoffe, dass sie durch das gemein- tragen und zu bewältigen. Er ist Peter ist jemand, der den seel- darum bemüht, den Schaden zu be- same Amt noch einmal eine Vertie- ein sehr aktiver und selbstbewusster sorglichen Alltag, das geistliche grenzen und kleine Aufmerksam- fung erfährt. Extra | August 2017 5 Unverstellt, offen, unkompliziert Wie Weihbischof Udo Bentz den neuen Bischof Peter Kohlgraf erlebt
Was Weihbischof Udo Bentz als man denkt! Daher Mitarbeiter bewegt; aber das Ernstnehmen der vor- dem Bistum anlässlich der freue ich mich auf unseren auch das Bistum, welche handenen Kompetenzen Bischofsweihe wünscht. neuen Bischof und wünsche Erfahrungen der Bischof auf allen Ebenen, Ehrlich- ihm vor allem: dass er mitbringt und welche Vor- keit und Respekt gegenüber Über den Kölner Kardinal rasch, herzlich und froh in stellungen und Ideen er hat. den verschiedenen Formen Frings erzählt man sich die unserem Bistum aufgenom- Wirstehenvorgroßenund von Verantwortung, wert- Anekdote, er habe seinem men wird und sich in der nicht ganz einfachen Aufga- schätzende Kommunika- Nachfolger Höffner über die hiesigen Mentalität auch ben. Die Kirche in Deutsch- tion untereinander, Mut Kölner erzählt: „Seit vielen bald zuhause fühlen kann. land ist im Umbruch. Das und Freude am Gestalten. Jahren predige ich den Köl- Seine rheinhessischen Vor- gilt auch für unser Bistum Vor allem aber: Begeiste- nern, sie sollten anstän- erfahrungen der letzten Mainz. Dieser Umbruch will rung für das Evangelium, dig leben und die Gebote fünf Jahre helfen ihm sicher. gut gestaltet sein. Viel Zeit Wertschätzung der von Gott Gottes halten. Aber immer Ich habe ihn als einen können wir uns dabei nicht geschenktenGabenanjeden sagen sie: ‚De leeve Jott ist sehr kommunikativen lassen.EsgibteinigeBaustel- Getauften. Das sind einige nit e so!‘“ Frings weiter zu Menschen kennengelernt: Ê Weihbischof Udo len, die dringend bearbeitet der notwendigen Tugenden, Höffner: „Aber, was soll ich Unverstellt, offen, aber Bentz | Foto: werden müssen. Es gibt aber damit wir nicht den Mangel Dir sagen? Umso länger ich auch klar, vor allem humor- kna-bild keinen Grund, in einen hek- managen, sondern Per- bei den Kölnern bin – ich voll und unkompliziert in tischen Aktivismus zu ver- spektiven für einen guten glaube: Sie haben recht!“ der Begegnung. Er sucht fallen. Ich wünsche mir für Weg unseres Bistums in die Nun also kommt ein das Gespräch. Er nimmt Gespräch kommen, offen unser Bistum, dass wir den Zukunft entwickeln. solcher Kölner als Bischof wach und rasch wahr und und interessiert aufeinan- notwendigen Gestaltwan- Deshalb wird es dem nach Mainz! Bei allen veri- ist interessiert an seinem der zugehen, aufeinander del vor allem als geistlichen neuen Bischof mit seinem tablen Unterschieden zwi- Gegenüber. Das ist ein gutes hören und einander wahr- Weg wahrnehmen und Bistum nicht langweilig schen Köln und Mainz – in Pfund, mit dem er wuchern nehmen: Der Bischof, was nicht wie „Pastoralingeni- werden, aber auch dem der Gemütsverfassung sind kann. Deshalb wünsche die Menschen vor Ort in eure“ allein an Strukturen Bistum nicht mit seinem sich Kölner und Mainzer ich mir, dass Bischof und unseren Gemeinden und tüfteln. Es braucht Ver- Bischof … und darauf freue vielleicht doch ähnlicher, Bistum gut miteinander ins seine Mitarbeiterinnen und trauen auf Gottes Führung, ich mich!
Sehr geehrter Herr Bischof,
Ihrer Ernennung zum neuen Bischof von Mainz durch Papst Franziskus folgt am heutigen Tag die Bischofsweihe. Ich gratuliere Ihnen dazu sehr herzlich und wünsche Ihnen für die Erfüllung Ihrer wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe gutes Gelingen, Freude und Gottes Segen.
Sie werden in einer Zeit Bischof von Mainz, in der wir als Gesellschaft vor große soziale und politische Herausforde- rungen gestellt sind. Bürger und Bürgerinnen verspüren den Wunsch nach mehr Zusammenhalt. Wir haben die Auf- gabe, viele Menschen in unsere Gemeinschaft zu integrieren. In diesen Zeiten sind alle Kräfte des gesellschaftlichen Lebens gefragt, das Zusammenleben bestmöglich zu gestalten, um ein friedliches, soziales und sicheres Miteinander zu garantieren. Ich bin froh, dass unsere Kirchen mit ihrer großen Integrationskraft diese Aufgabe aktiv annehmen. Sie, verehrter Herr Bischof, genießen nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen und in Ihrer Gemeinde ein hohes fachliches und persönliches Ansehen. Sie stehen ganz besonders auch für einen konstruktiven Dialog, eine Kultur der offenen Türen und für die Verbindung von theologischer Wissenschaft mit bürgernaher Seelsorge. Ich bin sicher, dass die Menschen im Bistum Sie schnell mit großer Sympathie und Wertschätzung empfangen werden.
Im Namen der Landesregierung, der Bürger und Bürgerinnen des Landes Rheinland-Pfalz und auch ganz persönlich wünsche ich Ihnen alles Gute, Schaffenskraft und Gottes Segen.
Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz 6 Extra | August 2017 Ein normaler Mitbürger – freundlich und zuvorkommend Partenheimer lassen Peter Kohlgraf ungern ziehen
VON MARIA WEISSENBERGER graf einge- barn zogen spontan Schade, dass der Bischof von Mainz war. Er einge- seinen Wohnsitz nicht im nahen kam in den laden.“ Rheinhessen haben kann – finden so Gottes- Auch manche Menschen in Partenheim. dienst und beim Sie haben ihren Mitbürger Peter zu ihm in „Wingerts- Kohlgraf ungern „ziehen lassen“, sagt die Sakris- heisje- Ortsbürgermeister Volker Stahl. Und tei, um Rund- meint augenzwinkernd, eine Umbe- sich ihm gang“ nennung in „Bistum Partenheim“ vorzustel- sei er wäre für ihn kein Problem gewesen. len und regelmä- ihm zu ßig dabei Da aber der Umzug unvermeidlich verste- gewesen. war, hat Volker Stahl Wert darauf hen zu Für Leser, gelegt, dem ernannten Bischof eine geben: die des schöne, offizielle Abschiedsfeier zu „Ich bin Rheinhes- bereiten. Mit Überraschungsgäs- Priester, sischen ten wie der früheren Messdienerin und ich nicht Eva-Maria Lechler, die unter ande- kann dir helfen.“ mächtig rem das „Halleluja“ von Leonard Bei vier Gottesdiensten an jedem vis-à-vis von dem Haus, das er in sind: Auf Cohen sang, und dem durch die Wochenende habe ihm die Entlas- Partenheim bewohnte, und wird Hochdeutschheißtdas Event„Wein- Fastnacht bekannten „Obermess- tung gut getan, sagt Weeber. „Und ihren „lieben Nachbarn“ vermis- bergshäuschen-Rundgang“. Wäh- diener“ Andreas Schmitt, der, wie als ich einmal ins Krankenhaus sen. Ab und zu haben sie mal einen rend dieser Wanderung, die immer Volker Stahl erzählt, immer bei musste, brauchte nicht eine einzige Kaffee miteinander getrunken, und am ersten Sonntag im August statt- der Fastnachtssitzung in Parten- Messe auszufallen – er hat sie alle selbstverständlich hat sie gern seine findet, gibt es an mehreren „Win- heim auftritt. Etwa 100 Menschen übernommen.“ Den Menschen in Blumen gegossen, wenn er verreist gertsheisjer“ Essen und Trinken waren gekommen, um Abschied zu den Pfarrgemeinden sei Kohlgraf war. Nicht zuletzt schätzt sie seinen sowie musikalische Unterhaltung. nehmen und ihrem prominenten immer aufgeschlossen und freund- Humor: „Wir haben viel miteinan- Und ein Gottesdienst gehört tradi- Mitbürger gute Wünsche für seine lich begegnet, habe ein offenes Ohr der gelacht.“ tionell auch dazu. neue Aufgabe mit auf den Weg zu für sie gehabt. Deshalb hat sich der Gern erinnert sie sich noch an ein Diesmal gab es beim großen geben. Pfarrer auch sehr darüber gefreut, Neujahrsfest, das Kohlgraf gemein- Kuchenbüfett der Landfrauen eine „Professor Kohlgraf hat sich sehr dass die Ortsgemeinde zur Verab- sam mit ihrem Wanderclübchen besondere Kreation: „Bischofs-Tört- gefreut“, sagt der Ortsbürgermeis- schiedung Kohlgrafs eingeladen gefeiert hat. „Er hat damals noch chen“, dekoriert mit Bischofsstab ter. Er habe ihn während der ver- hat. nicht lange in Partenheim gewohnt, und Mitra. Der Verkaufserlös war gangenen fünf Jahre als einen „ganz So sehr Karl Josef Weeber künftig und wir haben ihn als neuen Nach- für die Flüchtlingshilfe bestimmt. normalen Bürger“ erlebt und schät- Peter Kohlgraf und seine Unterstüt- zen gelernt. „Er war immer freund- zungvermissenwird:„Ichhabemich lich und zuvorkommend“, betont er. sehr gefreut, dass er zum Bischof „Er fehlt mir jetzt schon“, sagt gewählt wurde – er ist ein kompe- ZUR SACHE Pfarrer Karl Josef Weeber, Leiter der tenter Pastoraltheologe.“ Jemand, Pfarrgruppe Wißberg, zu der Par- der sich nicht scheue, in einer tenheim gehört. kleinen Dorfkir- Wanderer, der errichtet. Ein Relief erinnert Der Anruf der Kir- che vor wenigen an das „Hostienwunder von Par- chenzeitung „er- Gottesdienstteil- kommst du nach tenheim“: Flammen umzüngeln eilt“ ihn vor nehmern zu pre- eine Monstranz mit Hostien. dem Start in ein digen, und der Partenheim ... Diese blieben laut Inschrift bei umfangreiches die Lebenssitua- dem Brand der Kirche unver- „Wochenendpro- tionen der Men- ... dann sei ein Besuch der evan- sehrt. Das Wunder machte die gramm“ mit vier schen und deren gelischen Kirche St. Peter emp- Kirche einst zur vielbesuchten Gemeindegottes- Nöte ebenso ken- fohlen. Die im zwölften Jahr- Wallfahrtsstätte. diensten und ne wie die Sorgen hundert im romanischen Stil Sehenswert in Partenheim ist zwei Trauungen. der Gemeinde- erbaute Pfarrkirche ging 1720 – auch das Schloss Wallbrunn, das „Peter Kohlgraf priester, sei eine relativ spät nach der Reformati- in Privatbesitz und daher nur würde mich jetzt gute Wahl. on – in lutherischen Besitz über. von außen zu besichtigen ist. sicher entlasten“, Gefreut hat Sie gilt neben der Oppenheimer Mehr über den rheinhessi- meint er. Ê Manches Einfamilien- sich auch Mar- Katharinenkirche als kulturhis- schen Weinort (auch über die Gern erinnert haus hat mehr Fläche als liese Schmuck, torisch bedeutendste Kirche in Gaststätten und Gutsschänken) sich Weeber an das katholische Kirchlein in als sie von der Rheinhessen. finden Sie auf der Seite www. die erste, „sehr Partenheim. | Fotos mit Ernennung ihres 1435 brannte die Kirche partenheim.de im Internet. Hier schöne“ Begeg- freundlicher Genehmigung Nachbarn zum nieder und wurde in der zweiten gibt es auch Tipps zu weiteren nung, kurz der Ortsgemeinde Mainzer Bischof Hälfte des 15. Jahrhunderts wie- Zielen in Rheinhessen. (mw) nachdem Kohl- Partenheim erfuhr. Sie wohnt Extra | August 2017 7 Neue Arbeitsweisen erproben Dr. Hildegard Dziuk mit Denkansätzen zur Zukunft des Bistums Mainz
Anlässlich der Bischofsweihe hilft, die bestmöglichen Lö- denken, mitarbeiten, mit- wahrsten Sinne des Wortes formuliert Hildegard Dziuk, sungen zu finden. entscheiden? Wo sind Amt not-wendig ist. Und dem Geschäftsführende Vorsit- » Sich Rat holen. beziehungsweise Mandat wir mit einer glaubwür- zendeder Diözesanversamm- Unser Bistum verfügt mit notwendig, wo nicht? digen Lebensführung Nach- lung, Gedanken zur künftigen seinen Strukturen und Und: Auch außerhalb von druck verleihen sollten. Arbeit im Bistum. seinem Rätesystem über Gemeinden und Verbänden » Abschied nehmen von gute und erprobte Instru- gibt es Menschen guten Wil- Ansprüchen, die nicht Wie wird unser Bistum in mente. Jedes dieser Instru- lens. Welche Kooperations- mehr erfüllbar sind: Zukunftaussehen?Wiewird mente hat individuelle möglichkeiten haben wir Eine kleinere Schar von es weitergehen mit Gemein- Eigenschaften, Stärken wie bisher übersehen? Haupt- und Ehrenamtlichen den, Verbänden, Orden? Schwächen. Im guten Mit- » Dem Glauben treu blei- verfügt nicht mehr über die Mit welchem gesellschafts- einander können sich neue ben – und konsequent Kräfte, dasselbe Programm, politischen Umfeld werden Dimensionen eröffnen. Das handeln. dieselben Aktivitäten auf- wir uns auseinandersetzen Ganze kann mehr sein als Glaubegiltheutevielfachals recht zu erhalten. Priori- müssen? die Summe seiner Teile. Ê Dr. Hildegard Privatsache. Deshalb gehört täten müssen neu gesetzt Um es gleich vorweg zu » Neue Arbeitsweisen Dziuk | Foto: privat Mut dazu, sich zu Wort zu werden, damit noch genug sagen: Mit fertigen Antwor- erproben. melden: am Arbeitsplatz, Spielraum für neue Heraus- ten kann ich nicht dienen. Klassische Arbeitsformen am Stammtisch, in sozialen forderungen bleibt. Aber vielleicht helfen auch wie Sitzungen sind wertvoll. Arbeitsweisen setzen, bei Netzwerken, in der Öffent- » Vor allem: sich Kraft folgende Denkansätze: Sie ermöglichen persön- denen eine persönliche Prä- lichkeit – Mut, den unser holen. » Unsicherheit zulassen. liche Begegnungen, direkte senz vor Ort nicht erforder- neuer Bischof mit seiner Kraft aus erhebenden Got- Das ist kein Zeichen von Gespräche und Reaktionen. lich ist? Technisch ist vieles Stellungnahme zum Thema tesdiensten, aus der Stille, Schwäche – auch nicht für Sitzungen brauchen aber möglich. über die Rolle der Religi- aus dem Gebet. Halten wir einen Bischof. Vielmehr auch Zeit, die nicht immer » Den Kreis der Beteiligten onen in der Öffentlichkeit Verbindung zu der Kraft- entsteht so Raum für Kre- allen Teilnehmern zur Ver- erweitern. bereits gezeigt hat, und von quelle, die nie versiegt. ativität, Nachdenken und fügung steht. Warum nicht Unter welchen Vorausset- dem wir uns anspornen Dann können wir mit Zuver- Abwägen – Raum, der parallel dazu auch auf zungen darf jemand mit- lassen sollten, weil er im sicht in die Zukunft gehen. 8 Extra | August 2017
45 45
Bischofsstab Peter Kohlgraf BRIEFMARKE INDIVIDUELL BRIEFMARKE INDIVIDUELL
70 70
Bischof Peter Kohlgraf Bischof Peter Kohlgraf BRIEFMARKE INDIVIDUELL BRIEFMARKE INDIVIDUELL
Ê So kommt der neue Bischof von Mainz in alle Welt: Vielleicht frankieren Sie in nächster Zeit Ihre Briefe und Karten mit seinem Konterfei oder mit bischöflichen „Accessoires“. | Repro: KIZ Souvenirs, Souvenirs Dinge, die den Tag überdauern
Das Wesentliche von beson- mit vier „Bischofs-Briefmar- deren Erlebnissen und Erfah- ken“ zahlen Sie zwar etwas rungen lässt sich nicht fest- mehr als den reinen Porto- halten – das kann man nur wert, dafür haben Sie aber im Herzen bewahren und auch etwas Besonderes. bewegen. Aber das eine oder Zwei 70-Cent-Marken mit andere Greifbare und Sicht- dem Konterfei von Peter bare macht doch Freude. Kohlgraf, zwei 45-Cent- Marken mit Bischofswap- Warum nicht eine Zeitlang pen und Bischofsstab kosten nach der Weihe des Bischofs zusammen 3 Euro. Angebo- noch mal das Glas auf sein ten wird die „Marke Kohl- Wohl erheben? Das geht graf“ beim Fest der Begeg- sicher mit jedem Wein – ein nung – unter anderem im Fläschchen mit dem „Prä- Aktionszelt der Öffentlich- dikat“ SegensReich stellt keitsarbeit. (mw) allerdings den Bezug zum Festtag auf ganz besondere Weise her. Vom Klosterwein- gut Jakobsberg stammt der Weiße Spätburgunder (Spätlese, trocken) des Jahrgangs 2016, der eigens zur Bischofsweihe mit Son- deretikett verkauft wird. Erhältlich zum Preis von 5,50 Euro pro Flasche wäh- rend des Fests der Begeg- nung im Aktionszelt der Öffentlichkeitsarbeit des Bistums vor der Dom-Infor- mation auf dem Marktplatz in Mainz – oder im Infola- den des Bistums in Mainz in der Heiliggrabgasse. Verschicken Sie mal „bischöfliche Grüße“
Vielleicht denken Sie auch Ê Trinken Sie doch mal ein noch an die Bischofsweihe, Gläschen auf das Wohl von wenn Sie Ihre Weihnachts- Bischof Kohlgraf | Foto: post frankieren: Für ein Set Barbara Nichtweiß Extra | August 2017 9
„Einfach sagen: Wir probieren mal was aus“ Peter Kohlgraf möchte die Mitarbeiterinnen und Ê „Ich glaube schon, dass es im ersten Jahr eine der ganz wich- tigen Aufgaben sein wird, erste Einblicke in die 20 Dekanate zu Mitarbeiter für neue Ideen begeistern bekommen.“ | Foto: Sascha Braun
Mehr als ein Vierteljahr ist es schon mit den verschiedenen Abteilungen 20 Dekanate zu bekommen. Wie das Sie nicht mit einem Wahlprogramm her, seit die Ernennung von Profes- des Bischöflichen Ordinariats inten- genau ablaufen kann, das würde ich an und werden dann gewählt, son- sor Peter Kohlgraf zum Bischof von sive Gespräche zu führen. Das gern, bevor es in die Kirchenzeitung dern Sie werden gewählt, und dann Mainz bekanntgegeben wurde. Bei hat viel Zeit in Anspruch genom- kommt, mit den Dekanen inten- müssen Sie von einem auf den ande- einem Treffen im Bischöflichen Ordi- men, aber es waren auch lohnende siver besprechen, auch damit keine ren Tag überlegen, was Sie draus nariat erzählt er vor der Weihe von Gespräche,weilsichdarausfürmich Panik aufkommt, dass da Riesenge- machen. Es war übrigens auch das seiner Berufungsgeschichte, spricht schon ein erstes Gesamtbild erge- schichten laufen. Aber es geht mir Ergebnis meiner Gespräche mit über Gedanken und Gefühle, die ihn ben hat, wo Baustellen sein können. tatsächlich um ein erstes Kennen- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewegen – und über seine Pläne für Nicht nur im Ordinariat, sondern lernen. Das hieße dann aber auch, hier, dass mir verschiedene Baustel- die Zukunft. auch darüber hinaus im Bistum. dass ich bei 20 Dekanaten schon 20 len schon in den Kopf kommen und Und ich hatte den Eindruck, dass es Tage in diesem Sinne unterwegs bin. pastorale Visionen, pastorale Ideen, Von Ihrer Ernennung zum Bischof sehr offene, sehr gute und vertrau- Ich werde auch firmen, was Kar- die ich angehen möchte. In den Gre- bis zur Weihe dauert es sehr lang. ensvolle Gespräche gewesen sind. dinal Lehmann aufgrund seiner kör- mien, die sich bereits im Septem- Was beschäftigt einen ernannten Das war für mich wichtig, und dafür perlichen Verfasstheit nicht mehr so ber treffen, wird das natürlich ein Bischof in diesen vielen Wochen? bin ich auch sehr dankbar. konnte. Ich werde mich in den ganz Thema. normalen Firmrhythmus hineinbe- Also wenn ich mit Bekannten oder Sie waren in den letzten Wochen geben, und auch das ist eine wich- Mit welchen Gedanken und Gefüh- Freunden und auch Leuten in der auch bei Ereignissen im Bistum tige und gute Gelegenheit für einen len gehen Sie auf den Tag Ihrer Gemeinde rede, dann haben die unterwegs, mehr oder weniger Bischof, seine Diözese und die Leute Bischofsweihe zu? immer den Verdacht, der neue inkognito. Planen Sie eine Reise kennenzulernen. Bischof muss sich jetzt um so wich- durch die Dekanate, um das Bistum Eigentlich würde ich jetzt gern losle- tige Dinge kümmern wie Kleidung, systematisch kennenzulernen? Einen genauen Plan gibt es noch gen, durchstarten. Das geht wegen Mitra, Bischofsstab, Bischofskreuz nicht? der Schulferien nicht, das war ... Das gehört dazu, die sind auch in Ich glaube schon, dass es im ersten auch der Grund, warum die Weihe Arbeit, aber viel mehr hat es mich Jahr eine der ganz wichtigen Aufga- Nein.DasSchöneistja,andersalsbei so lange hinausgeschoben wurde. in den letzten Monaten beschäftigt, ben sein wird, erste Einblicke in die einem Politiker: Als Bischof treten Seite 10 10 Extra | August 2017
Das ist unüblich, aber es hat auch seine Vorteile – eben dass ich einiges vorbereiten konnte. Was mir durch den Kopf geht, sind zum Teil – unabhängig vom Tag der Weihe, auf den ich mich wirklich freue – ganz praktische Fragen: Der Umzug nach Mainz steht an. Nicht nur die Kirchenzeitung bekommt ein Interview, sondern gefühlte 27000 andere Medien auch. Das wird alles noch im August sein, es kommen jetzt also relativ volle Wochen. Ist vielleicht auch nicht schlecht, dann kommt man nicht auf dumme Gedanken. In den Wochen vor der Weihe – bis jetzt Ê „Die Idee vom Reich Gottes, das wächst wie ein Senfkorn und am Ende Platz bietet für alle möglichen noch nicht – steigt natürlich auch Vögel – das ist, finde ich, ein schönes Bild.“ | Fotos: Sascha Braun die Spannung und die Nervosität. Eine Woche vor der Weihe ziehe ich mich dann ins Kloster zurück. Botschaft Jesu die Botschaft vom Senfkorn und am Ende Platz bietet Gottes. In seinen Taten – wie er Reich Gottes ist. Das sagt er immer für alle möglichen Vögel – das ist, Kranke heilt, wie er Sünden vergibt, Welche Ihrer Eigenschaften, mei- wieder. finde ich, ein schönes Bild. wie er sich Menschen zuwendet – nen Sie, sind für das Bischofsamt Ich habe in der Exegese gelernt Das Reich Gottes ist nicht zu redu- wird deutlich, wie das im Alltag der besonders nützlich? – und das war mir auch immer zieren auf das, was wir als Kirche Kirche konkret werden kann. Diese wichtig: Reich Gottes ist nicht etwas sind. Kirche ist ein Werkzeug für Zuwendung zum Menschen, das Soll ich mit den guten oder den Statisches. Wenn wir Reich hören, dieses Reich Gottes. Aber insgesamt bedeutet für mich Reich Gottes. schlechten anfangen? (lacht) Ich dann denken wir, das ist etwas in verfolgt Gott mit dieser Welt, das Und wenn wir heute über Pastoral fange mal mit den schlechteren an bestimmten Grenzen. Das grie- ist meine Hoffnung, ein Projekt des nachdenken, über die Frage, wie das ... Ich weiß gar nicht, ob das wirklich chische Wort bedeutet aber eigent- Wachstums, der Fülle, des Lebens. Bistum Mainz in die Zukunft geht, schlecht ist. Ich verfüge über eine lich Gottesherrschaft. Jesus redet Dass wir als Kirche dem dienen dann wären das für mich zwei wich- gewisse Hartnäckigkeit. Ich weiß also von der Gottesherrschaft. Gott dürfen, finde ich einen wichtigen tige Gedanken: Kirche dient dem nicht, ob das die väterlichen Gene ist aktiv, Gott handelt. Das ist der Gedanken – nicht nur für mich Reich Gottes, und sie soll wie Jesus sind – mein Vater war Eifler, der Hauptgedanke, der dahinter steckt. als Bischof, sondern für die ganze dieses Reich Gottes auch für Men- Eifler Sturkopf. Das ist vielleicht gar Jesus redet über diese Gottesherr- Diözese. schen berührbar, erfahrbar machen. keine schlechte Voraussetzung. schaft in Gleichnissen, und es sind Einerseits macht es deutlich, dass Dazu kommt: Über die Jahre, ganz oft Gleichnisse vom Wachs- die Kirche einen wichtigen Auftrag In Ihrem Wahlspruch steckt das die ich jetzt Priester bin, das sind tum. Wenn wir heute über Kirche hat – aber die Kirche ist nicht Selbst- Wort „nahe gekommen“ drin. 24, war ich neben der Wissenschaft nachdenken, haben wir ja meistens zweck. Es geht nicht darum, dass Dieses Wort ist ja mehrfach ver- immer in unterschiedlichen seel- den Gedanken im Kopf, alles wird sich die Kirche selbst erhält als schieden ausgelegt worden – zeit- sorglichen Kontexten zu Gange. weniger, alles wird kleiner. Aber System. Das alles steckt für mich in lich, oder dass es in einem selbst Und ich glaube, dass ich etwa in wenn Sie etwa an das Gleichnis diesem Bild vom Reich Gottes. nahe ist. Wie legen Sie das aus? den Bereichen Schule und Hoch- vom Senfkorn denken: Die Idee vom Und Jesus redet nicht nur vom schule eine Menge gelernt habe, Reich Gottes, das wächst wie ein Reich Gottes, er handelt das Reich Ich glaube, es ist beides. Das Reich was Kommunikation, was Verkün- Gottes ist wirklich zeitlich da, es ist digung angeht. nichts Fernes, Jenseitiges. Das ist ja Also ich sag mal: Wer es halbwegs oft so in den Köpfen drin: Christen- schafft, einer Mittelstufenklasse ein tum verkündet ein Jenseits. Ja, ich bisschen Lust auf den christlichen verkünde, dass es ein ewiges Leben Glauben zu machen, der bringt gibt. Aber das ist kein ewiges Leben, gute Voraussetzungen mit, auch als das mich erst hinter der Grenze des Bischof zu arbeiten. Todes erwartet. Sondern das Reich Gottes ist mir jetzt zeitlich nahe. Ihr Wahlspruch heißt: Das Reich Aber es ist eben auch etwas Gottes ist euch nahe gekommen. ganz Konkretes, Berührbares. Ich Warum haben Sie gerade diesen denke etwa an den Bistumspatron, Satz aus dem Lukasevangelium den heiligen Martin. Wenn er dem gewählt? Bettler hilft, dann ist das eine Ver- wirklichung des Reiches Gottes, (lächelt) Wie viele Seiten wollen ohne dass Martin das klar war, ohne Sie in der Kirchenzeitung freilassen dass er das geplant hat oder dass er für meine Erklärung? Da steckt eine etwas besonders Frommes machen ganze Menge drin. Im Grunde steckt wollte. Im Grunde hat er sich diesem da drin, was ich als pastorale Vision Ê „Kirche dient dem Reich Gottes, und sie soll wie Menschen zugewandt, und das war im Kopf habe. Also zum einen ist für Jesus dieses Reich Gottes auch für Menschen berühr- Verwirklichung des Reiches Gottes – mich relativ klar, dass der Kern der bar, erfahrbar machen.“ zeitlich, aber auch menschlich nahe. Extra | August 2017 11
Wie verstehen Sie Ihre Rolle als viel Freiheit gab, zu gestalten. Das Bischof von Mainz und in diesem ist eine große Chance, eine gute gesamten Kirchenvolk, vom Dom- Grundlage, auf der man weiter- kapitular bis zum Rosenkranzbeter bauen kann. Das muss, wie gesagt, in der Gemeinde? in den Gremien diskutiert werden. Der Eindruck, den ich in meinen Ich glaube, es ist tatsächlich eine fünf Jahren in Mainz gewonnen der ganz wichtigen Aufgaben des habe, ist, dass wir ein Bistum mit Bischofs, auch Symbol der Einheit sehr unterschiedlichen Regionen dieses Bistums zu sein. Also die sind. Ich stelle mir im Moment vor, verschiedenen Köpfe, die verschie- dass es nicht zielführend ist, da ein denen Herzen irgendwo zu einer absolutes Einheitsmodell drüberzu- Einheit zusammenzubringen, ins gießen. Trotzdem, und das ist dann Gespräch zu bringen, vielleicht auch Aufgabe auch der Gremien, gilt es einmal Ideen, Visionen vorzugeben, Leitlinien zu entwickeln, die diese zu diskutieren. verschiedenen Regionen zusam- Natürlich muss ein Bischof auch menbinden. Eine Stadt Mainz wird mal eine Entscheidung treffen, aber andersaufgestelltseinalsdieRegion ich glaube, dass so eine Entschei- im Vogelsberg. Trotzdem muss eine dung dann gut begründet sein muss gemeinsame Idee dahinterstecken. und er sich gut Rat holen muss. Das ist sicherlich eine der Haupt- Das ist, finde ich, zum Beispiel auch baustellen. Rolle des Gottesvolks. Der Bischof Wasauchansteht,unddaskönnen muss sein Ohr auch da haben, wo wir in großer Ruhe machen, meine das Volk Gottes lebt. ich, aber konsequent: Wir brauchen Ich glaube, man kann nicht eine pastorale Idee, wenn es darum Bischof sein gegen das Volk Gottes. geht, wofür wir Geld ausgeben Wir kennen ja Beispiele, wo das und wofür nicht. Ich spreche ganz nicht funktioniert hat, aus welchen bewusst nicht von Sparprogram- Gründen auch immer. men. Sondern ich spreche davon, Das kann auch aus theologischen dass wir eine pastorale Idee brau- Gründen nicht funktionieren. Es chen, die uns Kriterien an die Hand ist mir klar, Christus ist das Haupt. gibt, mit dem Geld, das wir haben, Aber wenn man mal den Bischof Ê „Ich glaube, man kann nicht Bischof sein gegen das Volk klug und zielführend umzugehen. im menschlichen Kontext als Haupt Gottes.“ | Foto: Sascha Braun Kriterien, die für die Leute hoffent- eines solchen Organismus bezeich- lich gut nachvollziehbar sind. Dass net: Wenn Kirche eine Einheit ist, man immer auch Leute enttäuscht, dann kann das Haupt nicht kom- zuletzt als Pfarrvikar in der Pfarr- Ich kann mir auch vorstellen, ist mir klar.Aber wir werden irgend- plett losgelöst vom Körper sein – das gruppe Wörrstadt. Wie wollen Sie wenn irgendwo Not am Mann ist, wann auch nicht mehr alles bedie- funktioniert organisch nicht. als Bischof diesen Kontakt zu den wenn ein Pfarrer krank wird, ganz nen können. ganz „normalen“ Gemeindemit- normal zur Pfarrvertretung hinzu- Es ist wichtig, nicht nur aus einer Sie werden als Bischof auch Chef gliedern pflegen? fahren, ohne den großen Bahnhof, Not heraus zu handeln, sondern sein. Was macht für Sie einen guten der sonst mit einem Bischofsbe- eine pastorale Vision zu haben und Führungsstil aus? GewisseIdeenschwirrenmirdazuim such verbunden ist. Also die Pfarrer dann zu sagen: Okay, diese Vision Kopf rum. Das beginnt bei ganz ein- sollten jetzt nicht krank werden, um leitet uns, wenn es darum geht, Ich denke, Klarheit und Transparenz fachen Dingen. Ich erlebe es ja auch mich anzulocken, aber ich könnte wofür wir Geld einsetzen und was und auch die Fähigkeit, sich beraten bei Mitbrüdern im Bischofsamt, dass mir vorstellen, einfach in dieses wir vielleicht auch mal abschnei- zu lassen. Noch mal zur Transpa- sie sich anders in der Gesellschaft Geschäft mit reinzugehen. den von dem, was wir haben. Es renz: Ich glaube tatsächlich, dass bewegen als noch Bischöfe vor 30 Und außerdem: Auch als Bischof läuft vielleicht auch vieles, das man es heute wichtig ist, dass kirchliche Jahren. Wenn ich etwa nach Köln habe ich ja weiterhin normale schmerzfrei abgeben könnte, wenn Entscheidungen durchsichtig sind, gucke: Mein jetziger Kölner Bischof Freunde, die mir auch sagen, wenn man ehrlich wäre. auch der Umgang mit Finanzen Rainer Maria Woelki bewegt sich ich spinne, und das auch deutlich Diese Dinge, finde ich, sollte ein und all diese Fragen. Dass wir keine mit dem Fahrrad durch die Stadt, aussprechen. Bischof nicht allein entscheiden, Geheimorganisation sind, die neben wenn er Lust darauf hat. Oder in sondern das muss von Konsens oder der Wirklichkeit herlebt. Ansonsten Hamburg: Wir waren jetzt bei Erz- Sie haben vorhin gesagt, es sind von Gespräch getragen sein. glaube ich, Kommunikation, Vernet- bischof Stefan Heße, der fährt mit einige Baustellen im Bistum vor- zen, Menschen ins Gespräch brin- der U-Bahn und der S-Bahn. Das handen. An welchen Schwerpunk- Gibt es etwas, von dem Sie sagen gen – das alles sind Eigenschaften ist jetzt nicht besonders heldenhaft. ten soll unbedingt weitergearbeitet können: Das will ich zuallererst von Leitung, die heute unverzicht- Aber das ist ja keine Methode, keine werden, und welche neuen Schwer- anpacken? bar sind. Aber dann auch den Mut Masche. Das ist ein Lebensstil, den punkte möchten Sie setzen? haben, Entscheidungen zu treffen, man pflegt und den ich auch weiter Zu meinen allerersten Aufgaben wenn sie dran sind. pflege. Das Bistum Mainz hat, finde ich, im gehört für mich das Kennenlernen Ob das große Praxis- und Basis- Moment gegenüber vielen anderen der Hauptamtlichen, besonders Sie haben in Ihrer Laufbahn bis- nähe zeigt, weiß ich nicht. Aber es Diözesen den Charme, dass es in auch der Priester. Das ist ein Thema, her immer geschaut, dass Sie einen ist mir wichtig, ein Stück Normalität vielen Punkten noch nicht so festge- das wirklich im Raum steht. guten Kontakt zur Basis hatten, zu leben. legt ist – dass es auch regional sehr Seite 12 12 Extra | August 2017
Ê „Wir haben ja einen sehr starken diakonischen Schwerpunkt. Ich glaube, da sind wir wirklich auf einem guten Weg.“ | Fotos: Sascha Braun
Das habe ich von vielen gehört. Und auch durch Vernetzungen, die wir immer noch von dem Gedanken aus, Ichwürdemirwünschen,dassesmir wenn ich jetzt die Priester nenne, haben, durch konkrete Hilfen, die der Glaube wächst automatisch von und den Mitarbeiterinnen und Mit- bedeutet das keine Abwertung der wir bieten können, Menschen wirk- den Kindern her nach. Es gibt ja arbeitern – wir haben ja tolle Leute anderen hauptamtlichen Berufs- lich zu integrieren oder ihnen zu die Erkenntnis, dass wir ohne eine im Ordinariat – gelingt, Pfarrer, gruppen. Aber ich habe den Ein- helfen, sich zu integrieren. vernünftige Arbeit mit den Erwach- Gemeindereferentinnen, Pastoral- druck, für die leitenden Pfarrer wäre Stichwort Sozialpastoral: Die senen auch die Kinder nicht mehr referenten im Bistum für neue Ideen ein bisschen Stärkung und Rücken- diakonischen Schwerpunkte in den gewinnen. Ich glaube, die Katechese zu begeistern. Einfach zu sagen, wir deckung mal ganz gut – und ein- Gemeinden müssen wir noch mal in muss noch viel breiter aufgestellt probieren was aus. Und dann darf fach mal das Gespräch zu suchen. den Blick nehmen, vor allem unter werden. auch mal etwas schiefgehen, und Mit den Dekanen und den Pfarrern dem Gesichtspunkt, dass Diakonie Stichwort „Amoris laetitia“: Auch wenn man nach drei Jahren merkt, und dann auch mit den anderen wirklich ein pastoraler Ort ist. das Thema Ehe- und Familienpasto- es klappt so nicht, dann ist es auch Hauptamtlichen. Ich glaube, jede Stichwort Glaubensweitergabe: ral steht heute im Raum. Und da gut. Berufsgruppe hat ihre eigenen spe- Ich glaube, da tritt man keinem haben wir als Kirche eine Menge zu Ich wünsche mir, dass wir eben zifischen Fragen. zu nah, wenn man sagt, dass es in bieten. Also ich sehe das nicht so nicht nur mit der Perspektive unter- manchen Bereichen, etwa in der schwarz. wegs sind: Wir machen es so, wie Was möchten Sie aus Ihrer For- Kommunionkatechese, im Grunde Und da wir gerade über die Aufga- es immer funktioniert hat. Oft schung und Arbeit als Pastoral- so läuft wie vor 40 Jahren. Man geht ben des Bischofs gesprochen haben: funktioniert’s nämlich schon nicht theologe in Ihr Wirken als Bischof mehr, wenn man ehrlich ist. einbringen? Ihr Buchtitel „Nur eine dienende Was ich inhaltlich hervorragend Kirche dient der Welt“ legt eine finde–unddasistjetztkeineSchmei- Verbindung mit dem Pontifikat von chelei – und weshalb ich mich freue, Papst Franziskus nahe: „Nur eine dass ich gerade im Bistum Mainz arme Kirche dient der Welt.“ Was Bischof werde: Wir haben ja einen heißt das für Sie im Klartext: Die sehr starken diakonischen Schwer- Kirchensteuer abschaffen oder die punkt. Ich glaube, da sind wir wirk- Gläubigen aufrufen, einen beschei- lich auf einem guten Weg. denen Lebensstil zu pflegen? Was zum Beispiel allein in den letzten Monaten oder auch zwei, Ich habe diesen Gedanken ja von drei Jahren, etwa durch Prälat Gie- dem französischen Theologen Yves belmann, im Hinblick auf Flücht- Congar übernommen, insofern ist es linge und Integration aufgebaut nicht meine Erfindung. Ich hatte mit wurde, das finde ich eine ganz, ganz diesem Buch angefangen, da gab’s wichtige Sache. Und jetzt müssen den Papst Franziskus noch nicht. wir aufpassen, dass das keine Stroh- In meinem Bücherschrank hatte ich feuer werden, sondern dass wir das ein Buch von Yves Congar stehen: alles auf ein vernünftiges Funda- „Eine dienende und arme Kirche“. ment stellen. Das habe ich 2011/12 mal gelesen Es ist jetzt ein Thema, nicht nur im und dachte: Mensch, das erstaunt Bistum Mainz, sondern in unserer mich! Und zwar vertritt Yves Congar Gesellschaft überhaupt, dass aus die These, dass die Zusammenfas- Flüchtlingen zunehmend Mitbür- Ê „Die diakonischen Schwerpunkte in den Gemeinden müssen wir sung des Zweiten Vatikanischen ger werden. Da können wir als noch mal in den Blick nehmen, vor allem unter dem Gesichts- Konzils eigentlich in dieser Vision Kirche einen guten Dienst leisten, punkt, dass Diakonie wirklich ein pastoraler Ort ist.“ einer armen Kirche besteht. Extra | August 2017 13
Da müsste man jetzt ausholen. Auf diesen Testballon habe ich Dahinter steckt so ein bisschen auch sehr viele Reaktionen persön- der Katakombenpakt am Ende licher Art bekommen, einige waren des Konzils. Da haben sich einige etwas erschrocken, so nach dem Bischöfe in den römischen Kata- Motto: „Sie machen sonst so einen komben zusammengefunden, um lieben Eindruck, und jetzt kommt so ein Gelöbnis abzulegen, dass sie als was.“ (lacht) Man soll sich von dem Bischöfe einen Lebensstil pflegen, lieben Gesicht nie täuschen lassen! der dem Bild einer armen Kirche Außerdem ging es ja nicht darum, entspricht. Arm war für diese irgend jemanden persönlich anzu- Bischöfe, sich möglichst von jedem greifen. überflüssigen Pomp und Prunk los- Ich hatte beim Frühstück den zusagen in dieser Zeit, um auch der Artikel gelesen und dachte, den Kirche ein glaubwürdiges Gesicht kannst du eigentlich nicht so stehen zu geben. Das passte auch in die Zeit lassen. Dann hab’ ich ihn erst mal zu der 1960er Jahre, also es war nicht einer Sonntagspredigt verarbeitet, völlig aus der Luft geholt. und dann hab’ ich gedacht, stell die Mich hat dann etwas erschüttert, doch mal ins Netz und guck mal, dass dieser Gedanke einer armen was passiert. Daraufhin meldete Kirche über 50 Jahre, sieht man sich die Allgemeine Zeitung und mal von befreiungstheologischen fragte, ob sie den in gekürzter Form Ansätzen ab, doch ziemlich unter Ê „Arme Kirche heißt für mich in Ê ... „dass wir eine Lebensform fin- auch bringen könnten. Man merkte der Decke war. Das fand ich interes- Deutschland, ...“ den, ...“ ja auch an den Leserbriefen, dass sant und dachte, dem musst du noch es durchaus gute und auch kontro- mal nachgehen. verse Diskussion gegeben hat. Ich Ich glaube nicht, dass es an der finde, das muss auch ein Kirchen- Kirchensteuer liegt. Denn die Frage kritiker aushalten – genauso wie ich ist, wofür wir unsere Kirchensteuer, das aushalte. wofür wir unser Geld einsetzen. Manchmal, wenn ich die Kom- Und ich wette mit Ihnen, wenn ich mentare lese, bin ich mir nicht das in einem Interview sage, auch so sicher, ob wir als Kirche nicht was den bischöflichen Lebensstil weitaus toleranter sind als die, die angeht, kommen mit Sicherheit gegen uns schießen. Das sage ich wieder Leserbriefe, die sagen: Der jetzt nicht im Hinblick auf diesen hat gut reden, der hat ein gutes einen Autor, sondern sehr allge- Gehalt. Es ist mir schon bewusst, mein. Manchmal wundert man sich dass ich ein Gehalt kriege, das nicht über den Ton, der nicht gerade von normal ist für den Durchschnitt der großer Toleranz spricht. deutschen Bevölkerung. Was ich daraus persönlich mache, ist aber Sie hatten ja in dem Facebook- noch mal eine ganz andere Frage. Eintrag auch die „Ehe für alle“ Ich glaube, dass dieses Bild einer genannt. Wie ist Ihre Meinung armen Kirche in Afrika anders aus- dazu? sieht als in Westeuropa oder in Deutschland. Wenn ich einem afri- Ich habe den Text ganz bewusst kanischen Bischof sage, du musst nicht schwerpunktmäßig über die die arme Kirche leben, ist das ja fast Ê ... „in der arme Menschen sich Ê ... „wie Reiche.“ | Fotos: Sascha „Ehe für alle“ geschrieben. Ich finde, zynisch. Hier muss ich gucken, dass bei uns so wohl fühlen können ...“ Braun Bischof Heiner Koch als Familien- ich mit dem Geld, das ich habe, ver- bischof hat relativ klar geäußert, antwortungsvoll umgehe und den wie die offizielle kirchliche Position Blick für die Armen nicht verliere. Arme Kirche heißt für mich hier in sonst wenig Kontakt mit Kirche dazu ist. Und ich glaube, da können wir als Deutschland, dass wir eine Lebens- haben. Den Text hatte ich zuerst Trotzdem kann ich gut nachvoll- Kirche schon einiges tun. form finden, in der arme Menschen auf Facebook gepostet und war doch ziehen, dass auch homosexuelle Hier in Westeuropa müssen wir sich bei uns genauso wohl fühlen erstaunt, dass ihn innerhalb von ein Paare eine rechtliche Sicherung zunehmenddamitleben,dasswiran können wie Reiche und wir zu einer paar Tagen immerhin 35000 Leute wollen, eine rechtliche Gleichstel- gesellschaftlichem Einfluss verlie- Gemeinschaft zusammenwachsen. gelesen – oder doch zumindest lung in vielen Fragen. Ich glaube, ren – auch das hat etwas mit Armut Das hat übrigens schon in der wahrgenommen – hatten. So viele das ist gar nicht das Problem, das zu tun. Wie gehe ich damit um als Bibel nicht funktioniert – ist aber Leute hören keine Sonntagspredigt. die Kirche hat. Kirche, dass mich keiner mehr fragt, eine Vision von Kirche. Man muss dann natürlich auch Ich glaube, es geht tatsächlich wenn es um Ehe und Familie geht? mit kritischen Kommentaren leben. um den Ehebegriff. Das müssten im Dass mich keiner mehr fragt, wenn Sie haben neulich auf eine Kolumne Die dürfen auch sein, und ich lebe Grunde nicht nur Theologen oder es um andere Wertediskussionen in der Mainzer Tageszeitung spon- gut damit, dass Texte kritisch kom- Bischöfe klären. Das wäre noch mal geht? Ich kann mich einbringen, tan in der Predigt reagiert – und mentiert werden. Dafür war ich ein verfassungsrechtliches Thema. als Kirche, nicht nur als Bischof. diese dann auch im Internet ver- lange genug in der Schule und in Inwieweit hat das, was in den Aber ich werde damit leben müssen, öffentlicht. Welche Erfahrungen der Hochschule. Aber es kam nach 1940er Jahren das Grundgesetz als dass wir zunehmend, glaube ich, an haben Sie damit gemacht? kritischen sachlichen Kommentaren besonders schutzwürdig formuliert gesellschaftlicher Macht verlieren. natürlich auch irgendwann ziem- hat – nämlich Ehe und Familie – eine Das war so ein Testballon. Natür- lich dummes Zeug. Damit muss man Offenheit für das, was wir heute Also geht es auch um einen beschei- lich überlege ich im Moment – und eben auch leben. Es ist die Frage – als Ehe bezeichnen? Oder steckt da deneren Dialogstil? überlegen wir hier mit der Öffent- wir kennen alle die Problematik von nicht ein etwas engeres Bild dahin- lichkeitsarbeit: Wie präsentiert sich Facebook – wie man damit umgeht. ter? Steckte es damals bestimmt Es geht um einen anderen Lei- ein Bischof in der Öffentlichkeit? Ob das zielführend ist. Aber das ist – aber wieviel Offenheit für neue tungsstil, es geht um einen ande- Und ich glaube, dass die sozialen eine Grundsatzentscheidung, die Lebensmodelle ist im Grundgesetz ren Begegnungsstil. Ich habe es in Medien heute ein gutes Mittel sind, muss man irgendwann vielleicht drin? dem Buch für mich so formuliert: auch Menschen zu erreichen, die noch mal diskutieren. Seite 14 14 Extra | August 2017
Ê „Irgendwann, glaube ich, hat ein Kaplan mal gefragt: ,Hör mal, hast du nicht Lust, Priester zu werden?‘ Ja, dachte ich, warum eigentlich nicht?“. | Fotos: Sascha Braun
Bisher war das Bundesverfas- dest meine Mutter hat das gefördert. sieren. Irgendwann, glaube ich, hat Predigten lese, die ich als Diakon sungsgericht in dieser Frage eher Mein Vater ist ja relativ früh gestor- einKaplanmalgefragt:Hörmal,hast oder Kaplan gehalten habe, denke auf der kirchlichen Linie als auf der ben. Er hatte eher die Haltung: Reli- du nicht Lust, Priester zu werden? ich: Mein Gott, die Leute haben Welle, wie es jetzt nach der Bundes- gion ist Frauensache. Sollen die mal Ja, dachte ich, warum eigentlich schon viel mitgemacht! Aber die tagsentscheidung läuft. Wenn ich in die Messe gehen. Er hatte so ein nicht? Dann fielen andere Alterna- Leutenehmen,glaubeich,aucheine die Diskussion verfolge, scheint mir kölsch-entspanntes Verhältnis zur tiven aus, und ich habe mich auf ganze Menge an, wenn sie den Ein- die Sache so ganz eindeutig nicht Kirche. Oder ein Eifler-entspanntes den Weg gemacht. Ein gutes Krite- druck haben, da ist jemand ehrlich zu sein. Verhältnis. rium dafür, dass es der richtige Weg und bemüht sich, auch etwas von Trotzdem würde ich jetzt auch In meinem Jugendalter kam noch ist, war für mich, dass ich gemerkt sich preiszugeben. nicht den Untergang des Abend- ein Religionslehrer hinzu, der mich habe: Es macht Freude. Das Studium Die weitere Berufungsgeschichte lands ausrufen. sehr geprägt hat und der mir ein machte Freude, die ersten Praktika ist völlig ungeplant verlaufen. Ich bisschen die Lust an der Theologie waren gut. wollte Gemeindepfarrer werden. Erzählen Sie uns von Ihrer Beru- erweckte. Da begann ich mich auch Natürlich macht man auch eine Das war eigentlich mein Wunsch. fungsgeschichte? Was sind Ihre für theologische Fragen zu interes- Entwicklung durch. Wenn ich heute Als mich der Professor nach der Vorbilder im Glauben? Diplomarbeit fragte, ob ich mir vor- stellen könnte, bei ihm zu promo- Ich bin in einer Kölner Pfarrei groß vieren, hab’ ich gesagt: Nö, ich will geworden, wo wir einen für mich Priester werden und Gemeindepfar- sehr überzeugenden, damals schon rer, dafür brauche ich keine Promo- alten Pfarrer hatten, der fast 40 tion. Irgendwann nach drei Pries- Jahre in dieser Pfarrei tätig war. Der terjahren rief Kardinal Meisner an hat mich getauft, den hatte ich in und sagte, der Professor hätte sich der Grundschule, ja eigentlich hat noch mal gemeldet und gesagt, ent- er mich bis zum Abitur begleitet. Er weder ich promoviere jetzt oder gar war für mich ein sehr maßgeblicher nicht mehr.Ob ich mir das vorstellen Mann und wahrscheinlich auch der könnte? Da habe ich gedacht: Wenn Grund, dass ich Priester geworden der liebe Gott mehrfach anklopft, bin. vielleicht in der Form des Bischofs Denn er war ein Pfarrer – die oder des Professors, solltest du jetzt Kölner sagen Pastor – bei dem wirk- langsam mal zuschlagen ... lich etwas von Hirte-Sein durch- Ich hab’s dann gemacht. Aber kam. Der kannte seine Leute. Er auch während meiner Doktorar- nahm zum Beispiel wahr, wenn beit war ich als Subsidiar, also als man sonntags nicht in der Messe Priester in einer Gemeinde, tätig. war. Das hat er einem nicht zum Danach ging es in den Schuldienst Vorwurf gemacht, aber er hat schon und in die weitere Wissenschaft. mal gesagt: „Wär doch schön, wenn Das mit dem Pfarrer habe ich mir du mal kommst.“ Ich habe das nie in den letzten fünf Jahren schon als Belastung empfunden, sondern abgeschminkt. Da tauchte eine dachte eher: „Ach, guck mal an, der Ahnung auf, dass das nicht mein nimmt wahr, wer da ist und wer Weg sein wird. nicht da ist.“ Wir hatten eine sehr lebendige Aber die Arbeit als Pfarrvikar war Messdienerarbeit, und wir hatten Ihnen wichtig. immer auch einen Kaplan. Laien- pastorale Berufe kamen damals ja Die war mir sehr wichtig, auch erst auf. Insofern haben mich diese wegen der menschlichen Anbin- Priester geprägt. Ê „Wenn ich heute Predigten lese, die ich als Diakon oder Kaplan dung. Und irgendwo hab ich so den Auch das Elternhaus war in gehalten habe, denke ich: ,Mein Gott, die Leute haben schon viel Eindruck: Die Leut’ mögen mich gewisser Weise maßgeblich. Zumin- mitgemacht.“ und ich mag die Leut’ – das passt. Extra | August 2017 15
Ê „Die südlichen Gefilde mehr ken- nenzulernen, das wäre noch mal was!“ | Fotos: Sascha Braun
In Ihrer Freizeit musizieren Sie. ein paar Tage in Irland, auch das ist Haben Sie den Eindruck, dass Sie Wobei ich ja noch Lehrling bin in Klavier, Orgel, Saxophon, Klari- ein für mich sehr reizvolles Land. etwas aufgeben müssen, wenn Sie diesem Beruf. Es wird sich zeigen, nette – pflegen Sie dieses Hobby Der Süden ist für mich noch ziem- Bischof sind? inwieweit man noch private Dinge für sich allein, oder musizieren Sie lich unbearbeitet. Vor vielen Jahren pflegen kann. Also ich bin zum Bei- auch mit anderen zusammen? war ich ein-, zweimal in Spanien Ein Stück Privatheit ist jetzt schon spiel ziemlich regelmäßig ins Tau- und Südfrankreich. Die südlichen weg, das merke ich, wenn ich durch bertsberg-Bad schwimmen gegan- Der Vorteil des Klaviers ist ja, dass Gefilde mehr kennenzulernen, das die Stadt gehe – also das gebe ich gen, das würde ich jetzt nicht mehr man das wirklich für sich spielen wäre noch mal was! schon auf. machen. Das fehlt mir auch ein biss- kann. Was die Blasinstrumente chen. angeht: Als Student habe ich noch Mir fehlt auch der Umgang mit im Orchester mitgespielt. Das ging den jungen Leuten an der Hoch- hinterher nicht mehr. Aber es macht schule, weil das ein sehr nahes Dis- immer wieder mal Spaß, sich dran- kutieren und Arbeiten war. Dabei ist zusetzen und ein bisschen was aus- man – und das ist mir schon wichtig zuprobieren. Ich hoffe, dass ich das – relativ schnell in der Kontroverse. wenigstens noch ein bisschen pfle- Sie haben ja eben diesen Zei- gen kann. tungsartikel angesprochen. Viele Leute erschrecken, wenn dann Auf öffentliche Auftritte in einer plötzlich was Kritisches kommt. Gruppe können wir uns demnach Aber die Leute sollten bedenken: Es nicht freuen ... war bisher mein tägliches Brot, mich mit anderen konstruktiv auseinan- Mal abwarten, es ist ja noch Zeit, derzusetzen. Das ist ja nicht böse Ideen zu entwickeln. gemeint. So wie ich gut damit lebe, dass jemand meine Meinungen in Welche Hobbys haben Sie noch? Frage stellt. Es war sozusagen mein Job, genau das zu tun. Davon lebt Ich bin mal gern Fahrrad gefahren, Theologie – vom Austausch unter- das habe ich lange relativ intensiv schiedlicher Standpunkte. gemacht. Als ich nach Rheinhes- Dass ich eine Position habe in der sen zog, stand das Fahrrad erst mal Theologie, ist klar.Aber Meinungen, anderthalb Jahre still, weil es doch Haltungen entwickeln sich auch im etwas hügelig wurde. Irgendwann Austausch miteinander. Das war habe ich mir ein E-Bike zugelegt immer so. Theologie war nie eine und auf diese Weise Fahrradfahren Einbahnstraße. Ich merke schon, auch wieder praktiziert. Ich werde dass ich das vermisse. zwar von allen verspottet, dass ich Ob ich Bücherschreiben vermis- in meinem Alter E-Bike fahre, aber sen werde, bin ich mir im Moment ich nehme es in Demut an. nicht so sicher. Schau’n wir mal.
Wenn Sie auf Reisen gehen – was ist Zum Privatleben gehören auch Ihr liebstes Ziel? Freunde. Brauchen Sie jetzt eine Strategie, damit Ihre Freund- Durch freundschaftliche Kontakte schaften nicht auf der Strecke blei- war ich oft in Schweden unter- Ê „Dass ich eine Position habe in der Theologie, ist klar. Aber ben? wegs, da würde ich auch gerne Meinungen, Haltungen entwickeln sich auch im Austausch noch mal hinfahren. Jetzt war ich miteinander. “ Seite 16 16 Extra | August 2017
Ê „Ich bin schon stolz, Nachfolger von Karl Lehmann zu sein. Das ist eine große Sache. Und die großen Fußstapfen, die immer wieder ins Spiel gebracht werden – das ist nicht mein Problem, ehrlich gesagt.“ | Fotos: Sascha Braun
Ich habe tatsächlich einen engen Ernennung angerufen. Sie hatten Wir haben vorhin viel von Baustel- Und aus den Gesprächen, die Freundeskreis, da ist die Kommu- es tatsächlich mittags schon in den len gesprochen. Mal was anderes: ich bisher hatte, auch in den ver- nikation sehr regelmäßig und sehr Nachrichten gehört. Aber sie haben Worauf freuen Sie sich denn am gangenen fünf Jahren, habe ich den treu. Und das, glaube ich, wird von es erstaunlich gelassen genommen. meisten? Eindruck, dass sich Leute freuen, beiden Seiten beibehalten, da habe Meine andere Patin wohnt in wenn es jetzt in eine bestimmte ich keine Sorge. Dresden, die ist Juristin und steht Auf die Baustellen! Das ist ja gar Richtung losgeht. Im Grunde sind das auch Wegge- schon mal mit Rat und Tat zur Seite, nicht negativ. Stillstand wäre jetzt Das heißt nicht, das Alte abzu- fährten, die schon länger mitgehen. wenn es um bestimmte Fragen geht. für mich das Schlimmste. Das Bild werten. Ich habe ja ganz bewusst Ich habe in den letzten Jahren schon Das ist auch gar nicht schlecht. Sie von der Baustelle finde ich nicht gesagt, dass wir auf ganz, ganz gemerkt – das kann an der Posi- hat lange ein Oberlandesgericht schlimm. Das bedeutet für mich, es vielen guten Grundlagen aufbauen. tion des Professors gelegen haben, geleitet, hat also auch in bestimmten gibt etwas zu gestalten, es gibt was Aber ich glaube, jeder Bischof als Bischof wird das wahrschein- Leitungsfragen Ideen. zu tun. hat auch seine Zeit. Es ist ja auch lich noch schlimmer – dass man Auftrag der Kirche, auf die Zeichen nicht mehr so leicht Freundschaften der Zeit zu achten und sie im Licht schließt wie früher. des Evangeliums zu deuten. Und Was den Titel „Freund“ angeht, das war eben vor 30 Jahren anders bin ich schon sehr wählerisch. Ich als heute. Ich glaube deswegen, dass mache schon einen Unterschied ein Bischofswechsel – völlig unab- zwischen Facebook-Freunden und hängig von Personen – immer auch anderen Freunden – wobei unter eine Chance bedeutet. den Facebook-Freunden auch rich- Die Leute müssen lernen, dass tige Freunde sind. Insofern sollen es in keiner Weise eine Abwertung die mal ganz entspannt sein. des Vergangenen bedeutet, jetzt zu sagen: Wir freuen uns auf etwas Wie haben denn Ihre Freunde auf Neues. Die Gesellschaft verändert Ihre Ernennung zum Bischof rea- sich. Die Kirche verändert sich. Und giert? dann darf auch eine neue Genera- tion ran. Sehr unterschiedlich, einige rela- Ich bin schon stolz, Nachfolger tiv entspannt, die haben ihre Witze von Karl Lehmann zu sein. Das ist gemacht. Ich weiß nicht, ob sich eine große Sache. Und die großen dahinter auch Schadenfreude ver- Fußstapfen, die immer wieder ins barg. Einige waren auch sprachlos. Spiel gebracht werden – das ist nicht Die mussten erst mal durchatmen. mein Problem, ehrlich gesagt. Denn Wenigen ganz engen Freunden habe das habe ich im Lauf meines Lebens ich es auch kurz vor der Veröffentli- gelernt: Es geht nicht um Imitation. chung gesagt, damit die es nicht aus Aber ich finde es wirklich toll, was er den Nachrichten erfahren mussten. 33 Jahre hier gemacht hat. Und das Das war schon eine etwas außerge- ist für mich auch eine Motivation, wöhnliche Erfahrung. dann den eigenen Kopf durchzu- Meinen Patenonkel in Hamburg Ê „Das Bild von der Baustelle finde ich nicht schlimm. setzen. und seine Frau, beide sind schon alt, Das bedeutet für mich, es gibt etwas zu gestalten, es gibt Interview: Anja Weiffen habe ich nach der Bekanntgabe der was zu tun.“ und Maria Weißenberger xr uut2017 August | Extra Li ve kl je Si We Se Au Zu Ei we wo sc be vo in zu Pr tu n in e tz ha of MENSC Gesundheit. und Segen Gottes Besonnenheit, Kraft, Herzen ganzem von Ihm wünschen und Bischofsweihe zur Kohlgraf Peter Dr. Prof. Wi rs r n it sa Bi fm rden rt ih si hr Bi gt Bi rg e ob der t er . tehen He ng ft mm un dd nd Dr e sc er sc ie in er wi zu en rz ho ge g . ks ho nen gratulie r otga dort ve un Pe en e ngr en m er fü . am f fs eh ei rs wi Die HLI te ble der d r er 88. mi Bi we n un am da ke r rt r st sc ib at Le dem t Ko Ca CH Me d Na ih it nzh Kathol s e hof mlun t er ul it h e br Hi Mi ein Ve ri sp ch ns iere lgr ta am ei UND au rt vo He ta rk ru fo chen Bi tl no s des g af e ch ündi n rb Ma n ic ch lge st 27 al vo rm is h wi rr ei en um s , . ch r n , des r KOM be te we Augu al We r gu di . ren inz Ca e nei In Ih der r un er ha Bi Ma e ng nSi nn Kl se nen ri . al Me nd d hl nkmin inikum inz ta st We . PETEN ns nem Pa s sch 74 . Die el sw Bo ns Marie 20 e äu im tr 0. t, an ch ni tienten se er 17 ag of ße 00 gute we Na , fa läs ke tih und itsicht en de ru ge Ka 0 nha T. il ti e des men Pr s sli Ma ng n Hi r Le us me wi FÜR St ch Mi sUn us ib th des , r in n un inz M . der of in lf se , ol te Ih e Ge sa be es it ik ar DIE ina un re Apos Ki me is te id en Vo ei ti r so d d rch t nd e ni n rne Er un rs das We im ST Au Ei r gen ne gem er te – e ta hm d nr ADT Bi gg Dr ff ls nnun be nd He Se ich Ja st as der zu ei en ef id es el ili um hr su nsa tu äh sa er sg Ko . e g- g UND en un Deut ng ng gl mm rt ru Ge Ge ge Ma m ei d en in en ppe wa sa se is ch di al inz en sc der hl br t- gt DIE ll ler ko e er r hen, Hos sc au gr . zu mi Ve un maß mm Un hab Gese ha Mi ch af, de t ra Ih REG d pi d un ft ta t. en en nt- re ta en is es er ll- r- d t r r : l , ION. of sa re Wi fo si wi tier ve Mi Dr Ih Mi cher r s rt mm tm rs r . t den t r Lebe un fü se He ich Ih wü al r li g re tz en s t ch in Si ns in en r ns au bes un ar e z- Gl chen der ei Go be si ch – d Jü au ten ner nd. im au it tt rg se Sc be . Ih es ch Se Ze Wü Inte el Fü en hlü ns nen is hr reic it, za r - un ns cher ss Ih Sc re un hlr ger in Fü d e re chen hen fü ss heid l r fü d der ei fü ne e de r kü No die r Üb ch Ih un r n Se nf wo so un t uns n r e Vo er d gen. zu tigen Ma We Vi h d rs ze ll zu eu er en ta un rien el ugu m gg es er e nd e wi s Au gute zl Wo ha ef Ih Sc au ve ko de ng ich r re sUnte us ähr fg hw der f di ra r mm hl sk Ma ab , en eses nt der e te ve ra es en rien en wo Gr n, ft Su rt rneh te gute ra un üß di un ha geben ch rt Me Wa r ue e un us d me en, e d M. Si ns Hera ns na ld Mi un St gs e nsgrup br ch if vo www Sc ch au vo Si se te tung ei en den e ll us ho inan re ll f ei e tb es Ih , fo pe r nem un la di ac .kkm Hi re rd m vi Amt der e st d h m lf M er in ik er e ti im en We un au ef be Kr a fo -main sc Augu eren ch e er gen el Th an lg dü g hen reich be Kr mi khe rf ei af Sin gl en. st z.de ss t Or bi it Ih ei t, e 20 en n tt un te ie ne Zu- Zu- ih- en 17 n- n. n d
eyetronic - fotolia 17 18 Extra | August 2017
ZUR SACHE
Weihezeremonie » Die Konsekratoren (Spen- der des Weihesakra- ments): Hauptkonsekrator ist Kardinal Karl Lehmann. Mitkonsekrator ist Erzbi- schof Stephan Burger aus Freiburg als Metropolit der Oberrheinischen Kirchen- provinz, zu der das Bistum Mainz gehört. Mitkonse- krator ist auch Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln und Bischof von Peter Kohlgraf als Priester der Erzdiözese Köln. » Der Kandidat wird vorge- stellt » Nach der Predigt beginnt der Weiheteil mit dem Heilig-Geist-Hymnus. Das zeigt, dass der Heilige Geist wirkt. Es folgt das Ê Das Anstecken des Bischofsrings gehört zu jeder Bischofsweihe. | Foto: kna-bild Versprechen des Kandi- daten, dem Evangelium getreu bis zu seinem Tod das Bischofsamt zu über- nehmen. » Während der nachfol- „Die Weihe ist keine rein genden Heiligenlitanei, liegt der Weihekandidat flach auf dem Boden. Das drückt aus, dass er sich klerikale Veranstaltung“ ganz in die Hand Gottes begibt. Als Zeremoniar ist Pastoralreferent Johannes Brantzen ganz nah am Weihegeschehen » Die Bischöfe legen dem Weihekandidaten die Hände auf. Durch die VON ANJA WEIFFEN Das beginnt schon bei der Vor- ben dem Domdekan. Der wiede- Handauflegung wird seit stellung des Weihekandidaten. „Der rum zeigt das Schreiben dem Dom- apostolischer Zeit die Wei- Ist Bischofsweihe gleich Bischofs- päpstliche Nuntius ist selbst im Got- kapitel. „Das ist eine Bestätigung hevollmacht übertragen. weihe? Nein, sagt Johannes Brant- tesdienst anwesend und wird eine für die, die den neuen Bischof Nach dem Weihespender zen, Bischöflicher Zeremoniar am Ansprache halten“, sagt Johannes gewählt haben“, erklärt der Zere- legen alle anwesenden Mainzer Dom. Bei der Weihe eines Brantzen. Der Nuntius übergibt moniar. Auch den Vertretern der Bischöfe dem Kandidaten Ortsbischofs gibt es durchaus einige das päpstliche Ernennungsschrei- gewählten Gremien wie dem Pries- die Hände auf. Besonderheiten, zum Beispiel wenn terrat und den Laiengremien zeigt » Danach singt der Bischof sich der neue Bischof auf seinen der Domdekan das päpstliche Doku- das Weihegebet. Dabei Bischofsstuhl – die Kathedra – setzt. ment. „Diese Vorgehensweise macht wird das Evangeliar über deutlich, dass die Weihe keine rein den Geweihten gehalten. Der Weihekandidat kniet nieder. klerikale Veranstaltung ist.“ » Der Weihespender salbt Der Bischof, der das Weihesakra- Seit 34 Jahren als das Haupt des neuen ment spendet, legt dem Kandi- Bischofs mit Chrisam. Das daten in Stille die Hände auf. Dies Zeremoniar nur unter Chrisam-Öl hat seinen gilt als heiligster Augenblick einer einem Bischof im Dienst Namen von Christus – der Bischofsweihe. So geschehen im Gesalbte. Mainzer Dom vor zwei Jahren, als Der Zeremoniar schlägt ein großes » Der neue Bischof nimmt Udo Markus Bentz am 27. Sep- rotes Buch auf. „Ich habe die litur- das Evangeliar entgegen. tember 2015 zum Bischof geweiht gischen Abläufe ja nicht erfunden“, Die Verkündigung des wurde. Er ist Weihbischof der Diö- sagt er lachend. Seine wichtigste Wortes Gottes gehört zu zese Mainz. Quelle in Sachen Bischofsweihe: das seinen besonderen Aufga- „Der eigentliche Weiheritus ist „Pontifikale“. Darin sind die Abläufe ben. Als Zeichen der Treue bei jeder Bischofsweihe identisch“, der Weiheliturgie aller drei Weihe- erhält er den Bischofsring. erklärt Johannes Brantzen, Pasto- stufen von Diakon, über den Pries- » Die Mitra empfängt der ralreferent und Bischöflicher Zere- ter bis zum Bischof verzeichnet. Bischof als Zeichen, dass moniar im Mainzer Dom. „Doch bei Auch ein kleineres rotes Buch hat er sein Amt im Namen der Weihe eines Diözesanbischofs er zur Hand, das „Zeremoniale“, in Christi ausübt. Der Stab gibt es einige Besonderheiten im dem genau steht, wie ein Bischofs- drückt aus: Er hat als Hirte Gottesdienst zu beachten.“ Wenn gottesdienst abläuft. Für Johannes das Volk Gottes zu führen nun Peter Kohlgraf am Sonntag zum Ê Johannes Brantzen wälzt Brantzen ist die Weihe von Peter und zu leiten. (red) Bischof geweiht wird, läuft einiges als Zeremoniar liturgische Kohlgraf etwas Besonderes. anders ab als vor zwei Jahren. Bücher. | Foto: Anja Weiffen Seite 21 Extra | August 2017 Kohlgraf 1919
Nackenheim am Rhein Bekannte Weinbaugemeinde, 14 km südlich von Mainz Geburtsort von Carl Zuckmayer · Buttenmännje-Rundwanderweg auf dem Rothenberg · Gemütliche Gaststätten Kerb 22. 9. –25. 9. 2017 Auskunft: Ortsgemeinde · 55299 Nackenheim · Tel. 06135/5625 · Fax 80257 · www.nackenheim.de
Die Verbandsgemeinde Bodenheim gratuliert Herrn Prof. Dr. Peter Kohlgraf zur Weihe zum Mainzer Bischof und wünscht ihm für die Ausführung des Amtes dazu Gottes Segen. Zugleich lädt die Verbandsgemeinde Bodenheim zum Genuss eines guten Tropfens aus Bodenheim, Gau- Bischofsheim, Harxheim, Lörzweiler und Nackenheim herzlich ein. Für die Bürgerinnen und Bürger, die Gremien und persönlich gratuliert Dr. Robert Scheurer, Bürgermeister 20 Extra | August 2017
Der Geist des lebendigen Gottes erfülle Sie im Bischofsamt des Bistums Mainz. Herzliche Glück- und Segenswünsche zur Bischofsweihe! Dom-Buchhandlung Franz Stoffl –Petra Kriszat und Mitarbeiter Markt 24–26 · 55116 Mainz Tel.: 06131/227073 · Fax: 06131/230005 [email protected] www.dombuchhandlung-mainz.de
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Peter Kohlgraf, die Kreuzschwestern und das Team vom Hildegard Forum auf dem Rochus- berg in Bingen gratulieren Ihnen herzlich zur Bischofsweihe und wünschen Ihnen Gottes Segen und einen erfüllenden Dienst für unser Bistum. Die Kreuzschwestern des St. Hildegardishauses und das Hildegard Forum der Kreuzschwestern Rochusberg 1, 55411 Bingen
Hildegard Forum der Kreuzschwestern Rochusberg, 55411 Bingen Betriebsleiterin Marianne Jagla Tel.: 06721 /181 000 E-Mail: [email protected] www.hildegard-forum.de
Weil Nähe zählt... Die Malteser unterstützen Sie und Ihre Angehörigen auf vielfältige Weise: Щ Menüservice Щ Hausnotruf Щ Demenzdienste Щ Hospizdienste Щ Besuchs- und Begleitungsdienst Щ 6R]LDOSÁHJHULVFKH $XVELOGXQJ Und vieles mehr an 20 Standorten im Bistum Mainz... Die Malteser gratulieren Malteser Hilfsdienst Jägerstraße 37 | 55131 Mainz Bischof Prof. Dr. Peter Kohlgraf Tel.: 06131/2858-0 sehr herzlich zur Bischofsweihe. www.malteser-mainz.de SCHWÖBEL GMBH
Flachsmarktstraße 24–26 55116 Mainz Herzliche Glückwünsche zur Bischofsweihe Telefon (06131) 224559/99 Telefax (06131) 230051 Bewahren, Öffnungszeiten: Mo.–Fr.: 9.30–18.30 Uhr wasuns Sa.: 10.00–15.00 Uhr wertvoll ist. E-Mail: [email protected] Internet: www.raummass-mainz.de
Stiftung Hoher Dom zu Mainz Geschäftsstelle: Bettina Kolbe M.A. Telefon 0 61 31 / 2 53-108 Fax 0 61 31 / 2 53-853 E-Mail: [email protected] www.domstiftung-mainz.de Bank: Pax-Bank eG IBAN DE79370601934006900017 BIC GENODED1PAX Extra | August 2017 21
Fortsetzung von Seite 18 der Fernsehübertragung die Rolle erläutert Johannes Brantzen diese lischer Gestaltung, hat Zeremoniar des Mittelsmanns. Er vermittelt zwi- Änderung des Protokolls. Johannes Brantzen zusammen mit „Seitdem ich im Dienst des Bistums schen den Akteuren der Liturgie und Wenn der neue Bischof von der Domdekan Heinz Heckwolf, Dom- Mainz bin, ist Karl Lehmann mein der Redaktionsleitung der TV-Sen- Kathedra, seinem Bischofsstuhl, pfarrer Franz Rudolf Weinert, Dom- Bischof. Mit der Weihe am Sonntag der. „Falls sich zum Beispiel irgend- zurückgekehrt ist, tritt der Haupt- kapellmeister Karsten Storck, Dom- wird dies erstmals nach 34 Jahren etwas im Ablauf ändert oder jemand konsekrator(derSpenderdesWeihe- organist Daniel Beckmann und Peter jemand anderes sein.“ sichinseinerAnspracheetwaskürzer sakraments) zur Seite, und der neue Kohlgraf. „Es war eine schöne Erfah- Als Ehre empfindet er es, durch halten muss, bin ich derjenige, der Bischof übernimmt die Hauptzele- rung, mit dem Weihekandidaten seine Rolle als Zeremoniar am den Zelebranten das mitteilt.“ bration. „Peter Kohlgraf wird dann die Weihe vorzubereiten“, berich- Altar ganz nah am Geschehen der Wenn dem Weihekandidaten die auch den Segen spenden“, erklärt tet Johannes Brantzen und fügt Bischofsweihe dabei zu sein. Auch Hände aufgelegt worden sind, er Johannes Brantzen. „Das alles sind hinzu: „Das war sehr angenehm und viel Arbeit bedeute so ein Weihegot- gesalbt sowie mit Ring, Mitra und Rituale, die aus sich heraus wirken. unkompliziert.“ tesdienst. „Es gibt viele Termine, um Bischofsstab ausgestattet worden Der Ablauf einer Weihe ist zwar Wer in Mainz den Weihegottes- den Gottesdienst vorzubereiten, es ist, steht ein Ablaufpunkt an, der immer derselbe, aber es sind jeweils dienst rund um den Dom mitfeiert gibt Proben, und ständig geht mir nur bei der Weihe eines Orts- andere ausdeutende Riten.“ und ihn auf Großleinwand mitver- der Ablauf durch den Kopf.“ bischofs ansteht: „Der neu Geweihte Generalvikar und Offizial folgt, hat die Chance, Bischof Kohl- „Der neu Geweihte wird wird zur die Kathedra, zum Bischofs- graf mit Mitra und Bischofsstab live stuhl, geführt“, erklärt der Zeremo- werden bekannt gegeben beim Auszug aus dem Bischofsportal zur Kathedra geführt“ niar. „Wenn er dort mit Mitra und amLiebfrauenplatzbiszumBischofs- Bischofsstab Platz nimmt, ist das In seiner Ansprache nach dem Wei- haus in der Domstraße zu erleben. Ziel seiner Arbeit ist ein würdiger Ausdruck dafür, dass er die Diözese hegeschehen wird Peter Kohlgraf als Und wenn für den neuen Bischof der Gottesdienst und ein reibungsloser ,in Besitz nimmt‘.“ Die Kathe- neuer Bischof auch etwas über die zweite Teil seines Weihetags beginnt Ablauf, zudem wird die Feier live dra wäre sein Platz für den Rest Ämter im Bistum sagen. „Auf jeden und er sich im „einfachen“ Bischofs- im Fernsehen übertragen und soll des Gottesdienstes. Doch weil der Fall nennt er den Namen des künf- gewand beim Fest auf den Domplät- auch für Zuschauer und Mitfeiernde Bischofsstuhl im Mainzer Dom so tigen Generalvikars und des künf- zen unters Volk mischt, dann kann an den Bildschirmen schön gestaltet weit entfernt vom Volk steht, „wird tigen Offizials.“ Das sieht das Proto- sich Zeremoniar Johannes Brant- sein. Zweieinviertel Stunden sind Peter Kohlgraf danach wieder nach koll so vor. zen erst einmal entspannen. Sein für den Weihegottesdienst einge- vorne treten. Er möchte nicht so weit Die Weiheliturgie im Detail Tagwerk ist – zumindest vor den plant. Johannes Brantzen spielt bei weg von den Mitfeiernden bleiben“, ausgearbeitet, auch mit musika- Kulissen – getan. Ein biblisches Bild ZUR SACHE Was der kann, wird die Welt und Warum drei blaue Bänder in Kohlgrafs Wappen zu sehen sind die Menschen mit Gottes Wahlspruch Augen sehen – er wird Jeder Bischof führt ein Wap- dem Tempel fließen sieht. bung für den Auftrag der Spurensucher der Gegen- pen. Die Auswahl der Sym- Überall dort, wo der Fluss Kirche in dieser Welt.“ bedeutet wart Gottes in dieser bole ist für den Bischof von hinströmt, kann Leben Unter dem Wappen steht Welt.“ Ausführlich erklärt Mainz jedoch begrenzt. Zwei wachsen (Ezechiel 47). der Wahlspruch von Peter Kohlgraf sein Motto auch Symbole im Wappen sind Das ist eine gute Beschrei- Kohlgraf. (pm) Sowohl Bischöfe und Erz- im Interview ab Seite gesetzt. bischöfe, als auch Weih- 9. Der Wahlspruch des bischöfe nehmen sich neuenBischofsstehtnicht Im Wappen des Bischofs von mit ihrer Weihe einen nur unter dem Wappen, Mainz sind in jedem Fall Wahlspruch, der ein ganz sondern ist auch auf der das Mainzer Rad und der persönliches Leitwort für Rückseite seines Brust- Petrusschlüssel von Worms ihren Dienst in der Kirche kreuzes eingraviert, das enthalten. darstellt. die Benediktinerschwes- Als drittes Symbol hat Der Wahlspruch von ter Judith Nessel angefer- Peter Kohlgraf den Fluss Bischof Peter Kohlgraf tigt hat. Mehr zu den Insi- gewählt. Er schreibt: „Darin „AppropinquavitRegnum gnien lesen Sie auf Seite stecken verschiedene Dei“ – „Das Reich Gottes 22. (red) Gedanken. Der Fluss ver- ist nahe gekommen“ bindet Mainz und Worms stammt aus dem Lukas- mit der Heimatstadt Köln evangelium (10,9). Auch und der langen Wirkungs- an anderen Stellen in den stätte Bonn. Flüsse haben Evangelien kommt dieser Landschaft und Menschen Satz so oder in ähnlicher geprägt, oft sind Menschen Form vor, so bei Markus in Städten am Fluss be- 1,15 und Matthäus 3,2. sonders offene und men- Peter Kohlgraf schreibt schenfreundliche Charak- zu seinem Wahlspruch: tere. Dieses Vertrauen soll „Mit dieser Botschaft allen Menschen im Bistum schicktJesusseineJünger Mainz gelten. Darüber in die Dörfer und Städte. hinaus ist der Fluss ein Die Botschaft des Evan- biblisches Bild. Wer auf Gott geliums ist nicht in erster vertraut, ist wie ein Baum, Linie eine Forderung der am Wasser gepflanzt ist, oder ein Gebot, sondern Ê Die Rückseite des und der reiche Frucht bringt die Zusage, dass Gott Brustkreuzes mit (Psalm 1). Im Buch Ezechiel den Menschen nahe sein Wahlspruch | Foto: überliefert der Prophet eine Ê Das Bischofswappen von Bischof Peter will. Wer dies glauben Bistum Mainz Vision, in der er Wasser aus Kohlgraf. | Foto: Bistum Mainz 22 Extra | August 2017
Vom OP ins Atelier Eibinger Schwester schmiedet Insignien
VON CHRISTA KADDAR gemacht, daher bin ich dort nicht unbekannt.“ Kelche Die Benediktinerin und Gold- und andere sakrale Gegen- schmiedemeisterin Schwes- stände hat sie immer gerne ter Judith Nessel hat das geschmiedet. „Es gibt weni- Brustkreuz und den Ring für ger Priester und dadurch Bischof Peter Kohlgraf in der weniger Kelche und Kreuze, Abtei St. Hildegard gefertigt. deshalb war es schön, wieder an einem Kreuz zu „Der Bischof hat bei mir arbeiten.“SiehatalleWerke, angerufen und ist persön- die über die Jahre durch ihre lich zu mir gekommen“, Hände Gestalt angenom- antwortet Schwester Judith men haben, fotografiert Nessel auf die Frage, wie sie und die Fotos in mehreren diesen Auftrag erhalten hat. Ordnern zusammengefasst. Ê Schwester Judith Nessel fertigt heute meist Schmuck, hin und wieder „Hier hat er gesessen, an Sehr anspruchsvolle, kunst- auch sakrale Gegenstände, wie ein Hostiendöschen. | Foto: Christa Kaddar diesem Tisch. Ich habe ihm volle sakrale Auftragsar- einige Skizzen vorgelegt, beiten und Schmuck gehö- und er hat die Form ausge- ren dazu. „Heute wird über- sucht, die ihm am besten wiegend Schmuck nachge- gefallen hat.“ fragt“, erklärt die Schwes- Das Gespräch fand in ter. Der Schmuck wird auch einem Raum des Klosters im Klosterladen angeboten. statt, der als Besprechungs-, Bei Benediktinern in Ausstellungs- und Verkaufs- raum dient. Den Entwurf Münsterschwarzach für Kreuz und Ring in Silber ausgebildet hat Schwester Judith selbst gemacht und die Insignien Bevor Schwester Judith dann in ihrem Atelier gefer- 1969 in die Abtei St. Hil- tigt. „Für das Kreuz habe degard eingetreten ist, war ich dem Bischof einen Ame- sie als OP-Krankenschwes- thyst in Goldfassung vor- ter tätig. Als sie ab 1970 Ê Der Bischofsring von Peter Kohlgraf ist aus Silber. Ihn prägen die grie- geschlagen. Das hat ihm in der Goldschmiede mitar- chischen Buchstaben des Namens Jesus Christus. | Foto: Bistum Mainz gefallen; der Amethyst ist beitete und Geschick zeigte, ein typischer Bischofsstein.“ wurde sie auserkoren, von Auch ihr Vorschlag für den 1972 bis 1975 eine Ausbil- Ring hat Bischof Kohlgraf dung zur Goldschmiedin in angenommen. Der Ring ist der Benediktinerabtei Mün- schlicht und alltagstaug- sterschwarzach zu absolvie- lich und trägt als spirituelle ren. Ihr Gesellenstück war Botschaft die griechischen ein Äbtissinnenkreuz. „Das Buchstaben für Jesus Chri- wird in der Abtei als Schatz stus (IHXP). aufbewahrt“, erläutert sie. „Viele Kelche für Sie machte danach verschie- dene Weiterbildungskurse, Priester in Mainz etwa in Diamanten- und gemacht“ Edelsteinkunde, und 1991 legte sie die Meisterprüfung Schwester Judith ist nicht ab. Ihr Meisterstück war ein die Frau großer Worte. „Ich fein gearbeiteter Hostien- habe mich über den Auftrag behälter für einen Priester, gefreut“, betont sie, „aber der eine einzelne Hostie ins es war keine Herausforde- Krankenhaus mitnehmen rung. Als Meisterin muss wollte. „Ich habe die Ausbil- man das können.“ Es waren dung gemacht, weil jemand nicht die ersten Bischofs- für die Goldschmiede kreuze und -ringe, die sie gebraucht wurde“, berich- gemacht hat. „Ich habe auch tet sie. „Das ist einer der schon zwei Bischofsstäbe Bereiche, mit dem wir hier gemacht.“ Wie der Bischof unseren Lebensunterhalt gerade auf sie kam, hat sie verdienen.“ Das klingt prag- nicht gefragt, doch sie ahnt matisch, doch sie versichert Ê Das Brustkreuz von Peter Kohlgraf hat in der Mitte einen Amethyst, ein den Grund: „Ich habe viele auch: „Ich habe Spaß an violetter Stein. Violett ist die bischöfliche Farbe. | Foto: Bistum Mainz Kelche für Priester in Mainz dem Handwerk.“ Extra | August 2017 Kohlgraf23
Ketteler. Gemeinsamzum Abitur
Am . Prüfungen sind und bieten wir eine intensive in kleinen Lerngruppen eine . www.ketteler-kolleg.de
Von Herzen alles Gute wünschen wir vom
Offen für Dialog
Sólo Dios basta. Lieber Bischof Peter Kohlgraf, Nichts soll dich ängstigen, der Konvent der Karmeliter Nichts dich erschrecken, in Mainz wünscht Ihnen Alles vergeht, Gott bleibt derselbe. Gottes reichen Segen Geduld erlangt alles. für den Dienst Wer Gott hat, dem fehlt nichts. als Ortsbischof der Kirche Gott nur genügt. von Mainz. 24 Kohlgraf Extra | August 2017
Liebe Leserinnen und Leser, Umgebung. Die Begleitung ster- Wir beraten Hilfesuchende und die Ökumenische Hospizar- bender und trauernder Men- deren Angehörige, arbeiten eng beit Rhein-Selz e.V. begleitet schen ist ein wichtiger Beitrag zusammen mit Palliativärzten, schwerstkranke, sterbende und zum menschenwürdigen Um- Pflegediensten, anderen Hospiz- trauernde Menschen in der Ver- gang mit Sterben und Tod und vereinen, SAPV-Stützpunkt und bandsgemeinde Rhein-Selz und zur Begleitung der Betroffenen. Altenheimen, koordinieren die ehrenamtlichen Hospiz- und Trauerbegleitungen und bilden ÖKUMENISCHE HOSPIZARBEIT Ehrenamtliche zum/r Beglei- RHEIN-SELZ E.V. ter/in in der Hospizarbeit aus. Sprechzeiten unserer Hospiz- Geschäftsstelle fachkraft Frau Fey-Dussa sind Am Markt 10 mittwochs von 10.00–12.00 Uhr 55276 Oppenheim Wir freuen uns über Spenden: Tel: 06133 / 57 17 65 Spendenkonto: und nach Vereinbarung. [email protected] Volksbank Alzey eG Auf Anfrage können wir Sie www.hospiz-rhein-selz.de IBAN: DE65 550912000050091902 gerne auch zuhause persönlich Der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Mainz beraten. gratuliert Herrn Prof. Dr. Kohlgraf herzlich zur Bischofsweihe. Möge sein Wirken getragen sein von Gottes Segen und zur Ermutigung und Förderung der Sozialen Arbeit im SkF Mainz beitragen. Wir freuen uns auf bereichernde Begegnungen.
Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Mainz Römerwall 67 55131 Mainz Tel. 06131/233895 [email protected]
Herzliche Glückwünsche zur Bischofsweihe Initiative ergreifen – Zukunft gestalten – Werte erhalten x: 06131/253-853 Fa Das Ziel der Bonifatius- Stiftung ist es, die kirchlichen, pastoralen und baulichen Initiativen lefon: 06131/253-108, Te lbe M.A., Ko ttina Be der Pfarrgemeinden schäftsstelle:
und ihrer Verbände Ge
im Bistum Mainz zu E-Mail: [email protected], www.Bonifatius-Stiftung.de fördern und zu erhalten. Bank: Pax-Bank eG Bonifatius-Stiftung, BONIFATIUS-STIFTUNG Extra | August 2017 25 Der Hoffnung folgen Bischofsstab verbindet Köln, Afrika und Mainz
Von seinem Ortsbischof Kar- erhalten, als er zum Erzbi- gebildet, die der Glaube an dinal Woelki hat Peter Kohl- schof von Berlin ernannt den Sohn Gottes vereint, graf seinen Bischofsstab wurde, wie die Pressestelle der Mensch geworden ist. geschenkt bekommen – als des Erzbistums Köln mit- So darf es in der Kirche Zeichen derVerbundenheit. teilt. In der Krümme sind als weltumspannender die drei Weisen aus dem Gemeinschaft keine Frem- Der Bischofsstab besteht aus Morgenland dargestellt, den geben.“ Zudem stün- Holz und aus Messing. Der die dem Stern folgen (Matt- den die Weisen für die Men- Stab wurde in Afrika von häus 2). In Köln werden sie schen, die einer Hoffnung einem dortigen Künstler besonders verehrt. und der Sehnsucht nach hergestellt. Das Metall der „So darf es in der Leben folgen und schließ- Krümme besteht aus einge- lich Christus finden, der die schmolzenem Altmetall. Als Kirche keine Erfüllung der Suche nach Zeichen der Verbundenheit Fremden geben“ Leben ist. Der Bischofsstab schenkte der Kölner Kardi- wird auch als Hirtenstab nal Rainer Maria Woelki den Die Weisen stehen „für die bezeichnet.MitderKrümme Stab dem neuen Mainzer Menschen, die zu Christus holt der Hirte das Schaf auf Bischof. Woelki hatte den finden, die aus allen Völkern den rechten Weg zurück. Stab selbst als Geschenk stammen“, erklärt Peter Kohlgraf: „Auch wenn die von seinem Amtsvorgänger Kohlgraf. „Die Kirche ist Metapher Hirt/Schaf teil- Kardinal Joachim Meisner aus Menschen aller Völker weise schwierig ist, trägt der Bischof doch eine Verant- wortung für die ihm anver- ZITIERT trauten Menschen. Wie ein guter Hirt soll er ihnen Wege zeigen, die für die Der Stern, das Kind war. Als sie den Menschen gut sind, er soll Stern erblickten, hatten den Blick für die Quellen der zu sie eine große Freude. des Lebens öffnen. Er soll Sie traten in das Haus ein die Schwachen unterstüt- Christus führt und sahen das Kind mit zen und die Kranken heilen. Maria, seiner Mutter, und Wie Jesus soll er seine Herde „Nachdem sie den König fielen nieder und huldig- kennen.“ Der Bischof unter- angehört hatten, brachen ten ihm. Dann öffneten stehe dem einzigen Hirten sie auf. Und der Stern, sie ihre Schätze und Christus. „Nur in seinem den sie hatten aufgehen brachten ihm Geschenke Auftrag darf er Hirte sein.“ sehen, zog vor ihnen her, dar, Gold, Weihrauch und Wie die drei Weisen dürfe bis er ankam und über Myrrhe.“ er den Stern, das heißt Jesus Ê Der Bischofsstab von Peter Kohlgraf – ein dem Ort stehen blieb, wo Matthäus 2, 9-11 selbst, nicht aus dem Blick Geschenk des Kölner Kardinals Rainer Maria verlieren. (pm) Woelki. | Foto: Barbara Nichtweiß
Caritas im Bistum Mainz – Wir gratulieren und freuen uns auf die Zusammenarbeit.
Caritasverband für die Diözese Mainz e.V. Die Vorständekonferenz der Caritasverbände im Bistum Mainz im Juni 2017 26 Extra | August 2017 Eine direkte Antenne zu Gott Kinder aus der Kita Sankt Albertus in Bensheim malen Bilder für den neuen Bischof Peter Kohlgraf
VON SARA MIERZWA großen weißen Antenne gemalt. „Die braucht der Bischof, damit er Er isst gerne Nudeln, spielt Fuß- mit Gott sprechen kann“, sagt er. ball und hat einen direkten Draht Für Laurenz ist klar,dass der Bischof zu Gott: Im Kindergarten Sankt Sportschuhe zum Joggen hat, weil Albertus in Bensheim gewinnt man er während seiner Arbeit viel sitzt. einen neuen Blick auf das Bischof- Und wie der Bischof sein Geld samt. 32 Kinder haben anlässlich verdient? „Er geht zum Beispiel an der Bischofsweihe Bilder gemalt, Nikolaus Schauspielen in den Kin- wie sie sich einen Bischof vorstel- dergärten“, antwortet Laurenz. Und len. Im „Farben-und Formen-Zim- die sechsjährige Anni hat noch eine mer“ der Kita haben die Erziehe- Idee, wie der Bischof seinen Alltag rinnen Annette Baumgärtner und verbringt: Er trifft sich manchmal im Maria Dingeldein mit den Kin- Himmel mit Gott. Dann besprechen dern darüber gesprochen, was ein sie, ob die Welt anders sein könnte. Bischof genau macht und wie er Zum Beispiel ohne Krankheit, Krieg seinen Alltag verbringt. „Das war und Hunger. Zum Schluss haben die eine tolle Sache, die Kinder gezielt Kinder noch gute Wünsche für den zu einem Thema malen zu lassen, neuen Bischof im Bistum Mainz: viel berichtet Annette Baumgärtner. Der Glück und Erfolg im neuen Beruf sechsjährige Tom hat auf ein gelbes und nette Leute im neuen Büro. Ê „Eine tolle Sache“: Die Kinder der Kita in Bensheim wissen Papier das Bischofsauto mit einer Mehr Bilder 29 genau, was ein Bischof mag und macht. | Fotos: Sara Mierzwa
Ê Emmi: „Ein Bischof kann seine besondere Kleidung nicht im Ê Laurenz: „Der Bischof verdient sein Geld mit Laden kaufen. Die bestellt er vielleicht im Katalog oder so. Schauspielen, wenn er an Nikolaus die Kindergärten Und zum Mittagessen kocht er sich Nudeln.“ besucht.“ Extra | August 2017 Kohlgraf 27
Unser herzliches Willkommen dem neuen Bischof von Mainz Hochwürden Prof. Dr. Peter Kohlgraf
MAINZ GROSSE BLEICHE 4 UND SCHILLERSTR. 46–48
Buchbindermeister Erwin Haßdenteufel Werden Pfädchengasse 9Fon: 0 61 31- 47 26 51 55127 Mainz-Drais Fax: 0 61 31 - 47 26 53 Sie jetzt www.buchbinderei-hassdenteufel.de [email protected] Projektpate!
www.german-doctors.de/paten Tel.: +49 (0)228 387597-0 [email protected]
Schorbachstraße 9 Dipl.-Betriebswirt 35510 Butzbach Wolfgang-Dietrich Stark Tel. 06033/96110 Rechtsanwalt –vereidigter Buchprüfer www.pflegestation-graubert.de Fachanwalt für Arbeitsrecht [email protected] Fachanwalt für Steuerrecht Tätigkeitsschwerpunkt: Betriebliche Altersversorgung Kanzlei: Tel. (0611) 30 30 61 Die Kirchenzeitung – im Dialog mit der Welt Wilhelmstraße 18 Fax (0611) 30 78 70 65185 Wiesbaden [email protected] (ab 15.9. Oranienstr. 38) www.wolfgang-stark.de 28 Kohlgraf Extra | August 2017
Kardinal-Volk-Haus Bingen Exerzitienhaus der Diözese Mainz Zentrum für Glaubensvertiefung und Spiritualität
Besinnung –Meditation –Exerzitien
Besuchen Sie unsere Kurse oder buchen Sie unser Haus Rochusberg 1a –als kirchlicher Veranstalter – für Ihr eigenes Angebot. Bestattungsinstitut Kraus GmbH 55411 Bingen 65199 Wiesbaden-Dotzheim 06721/1857511 www.kardinal-volk-haus.de Wiesbadener Straße 19 Telefon (06 11) 42 91 97 Ältestes Bestattungsinstitut in Dotzheim Erd- und Feuerbestattungen in allen Stadtteilen Wiesbadens – Ihre Kirchenzeitung im Internet: Großes Sarglager – Eigene Kühlzellen und Aufbahrungsraum – Überführungen mit modernsten Bestattungswagen – Er- ledigung sämtlicher Formalitäten und Versicherungen sowie www.kirchenzeitung.de Sterbevorsorge für Ältere und Alleinstehende. Extra | 27.August 2017 29
Ê Peer: „Der Bischof verdient ungefähr 8000 Euro in 30 Tagen. Zu seinem Schlafzimmer führt eine Treppe und es gibt bunte Fenster in seiner Wohnung.“
Ê Anni: „Der Bischof besucht manchmal Gott im Himmel. Dann besprechen sie, ob die Welt anders sein könnte. Ohne Krankheit, Krieg und Hunger.“
Ê Rafael: „Ein Bischof ist der reichste Mann in der Stadt. Sein Geld teilt er mit den Armen.“
Ê Tom: „Der Bischof ist der Chef von unserem Pfarrer Catta. Und der Bischof hat ein Auto mit einer großen Antenne, damit er mit Gott reden kann.“
Ê Rafael: „Ich wünsche dem Bischof, dass er nette Leute um sich herum hat.“ Ê Vivi: „Der Bischof hat überall Kreuze auf seinen Möbeln: auf dem Tisch und auf dem Stuhl, aber nicht auf dem Bett. Und in seinem Garten steht ein Kirschbaum.“
Ê Konstantin: „Der Bischof hat einen sehr bunten Stuhl in der Kirche neben dem Altar und dem Allerheiligsten.“ 30 Extra | August 2017 „Ein lieber Junge“ Wie eine Pfarrei zur Pfarrfamilie wurde – Über Peter Kohlgrafs Heimatpfarrei St. Josef in Köln-Dellbrück
VON ANJA WEIFFEN
50 Jahre sind ins Land gegangen, doch Bilder bleiben im Kopf. „Ich weiß noch, wie er im Kinderwa- gen lag“, erinnert sich Josef Wit- tinghofer an Peter Kohlgraf als Baby. Dessen Mutter und Vater waren für Josef Wittinghofer keine Unbe- kannten. „Sie wohnten in unserer Nähe. Seine Mutter ging immer mit dem Kinderwagen an uns vorbei. Sie war Nachtschwester in Deutz und kam oft in die Frühmesse“, erzählt der 85-Jährige. Musikalisch sehr aktive Pfarrgemeinde
Josef Wittinghofer kennt Sankt Josef in Dellbrück, die Heimatpfar- rei des neuen Bischofs von Mainz, gut. 35 Jahre war er dort im Kir- chenvorstand, davon 23 Jahre stell- vertretender Vorsitzender. Als musi- kalisch sehr aktiv charakterisiert er die Katholiken in Dellbrück, einem rund 22000-Seelen-Ort am öst- lichen Rand von Köln. „Es gibt ver- schiedene Chöre, ich selbst war 70 Ê 1993: Peter Kohlgraf am Tag seiner Primiz vor dem Pfarrhaus in Dellbrück. An seiner Jahre im Kirchenchor.“ Auch heute Seite Michael Nienaber, damaliger Pfarrer in St. Josef. Auch er will am Sonntag bei der noch bietet die Großpfarrei „Katho- Weihe dabei sein.| Foto: Maria Breuer lische Kirche Dellbrück-Holweide“ acht verschiedene Chöre, Scholen und Musikgruppen. Studienbegleitung der Studieren- kranzgebet. Er war immer als Mess- haupt keinen Standesdünkel, er hat Vor allem an Peter Kohlgrafs den der Praktischen Theologie an dienerdabei.Ichhabeihndamalsals sich nie etwas auf seinen Profes- Zeit als Messdiener erinnert sich der Katholischen Hochschule (KH) treuen, regelmäßigen Messdiener sorentitel eingebildet“, ergänzt die Josef Wittinghofer. Auch Mitglied Mainz. „In diesem Kontext habe ich kennengelernt“, erzählt sie. „Erlebt Gemeindereferentin. bei Kolping sei er gewesen. „Peter Peter Kohlgraf, der ja bis dato Pro- habe ich ihn als sehr fromm, aber war viele Jahre Messdiener. Er war fessor für Pastoraltheologie an der nicht frömmlerisch, mit viel Humor, Im besten Sinn vom Konzil gesellig, er konnte gut zuhören. Ein KH gewesen ist, wiedergetroffen“, sehr offen und kontraktfreudig.“ Als geprägt lieber Junge.“ sagt sie. Professor schätze sie ihn für seine Anette Schaefer ist fünf Jahre verständliche Sprache. „Er hat über- Über den gemeinsamen, bereits Schon als Jugendlicher auf älter als Peter Kohlgraf, die beiden verstorbenen Heimatpfarrer Franz sich allein gestellt hatten denselben Heimatpfarrer, Buchbender hat Peter Kohlgraf in Monsignore Franz Buchbender. „Er dem Buch „… und es gibt sie doch. Später als Kaplan habe er in der war ein Pastor – so nennen wir bei 25 Priester in guter Erinnerung“ Kolpingsfamilie Vorträge gehalten. uns zuhause einen Pfarrer – vom einen Beitrag geschrieben. Den ent- Auch dass er gut vortragen konnte alten Schlag“, erinnert sie sich. „Er scheidenden Eindruck habe Pfarrer sowie sehr kooperativ und anpas- hat sehr einfach gelebt und war Buchbender für ihn als glaubender sungsfähig war, ist Wittinghofer sehr väterlich. Er war viel mit dem und betender Mensch hinterlassen. im Gedächtnis geblieben. Da seine Fahrrad in der Pfarrei unterwegs. Kohlgraf schreibt: „Priestersein ver- Eltern früh starben, sei Peter Kohl- Bei schlechtem Wetter setzte er sich mittelte er, indem er regelmäßig graf schon als Jugendlicher allein in seinen gelben Käfer.“ und offenbar gerne Liturgie feierte, auf sich gestellt gewesen, berichtet Pfarrer Buchbender habe alle und das ohne künstlich-frömmeln- derDellbrücker.Verbundenistermit katholischen Bürger in dem Stadt- des Gehabe. Ich durfte bei ihm in dem Nachbarbistum rheinaufwärts teil gekannt. „Er betrachtete damals einer Gemeinde groß werden, die nicht nur durch den neuen Bischof. die Pfarrei als Pfarrfamilie“, sagt im besten Sinne vom Zweiten Vati- „Meine Tochter Anette arbeitet dort Schaefer und verweist auf das seel- kanischen Konzil geprägt war.“ im Bischöflichen Ordinariat. Auch sorgliche Konzept aus der Zeit des Die Dellbrücker Katholiken sie kennt Peter Kohlgraf noch von Zweiten Vatikanischen Konzils. fühlen sich Peter Kohlgraf immer Jugendzeiten.“ „Franz Buchbender hat Peter Kohl- noch verbunden. Mit circa 30 Per- Anette Schaefer ist Gemeinde- graf sehr geprägt“, ist Schaefer sonen reisen sie am Sonntag per Bus referentin. In Mainz leitet sie das überzeugt. Sie hat Peter Kohlgraf Ê St. Josef in Köln-Dell- an. Sie wollen sich die Weihe ihres Dr. Maria-Reinartz-Haus auf dem in der Jugend nur „in liturgischen brück, die Heimatkirche ehemaligen Gemeindemitglieds Gelände des Priesterseminars. Bezügen erlebt“. „Samstags vor der von Peter Kohlgraf zum Bischof von Mainz nicht ent- Zudem ist sie verantwortlich für die Abendmesse war ich beim Rosen- | Foto: privat gehen lassen. Extra | August 2017 Kohlgraf 3131
Das Unternehmen P. R. Havener GmbH – -Anzeigen- Europäischer Marktführer für Kirchenbankpolster, Sitzpolsterheizungen und Kirchenteppiche Paramentik und Textilkunst Das traditionelle Familienun- Flächenheizleiter die „echte“ ternehmen P. R. Havener GmbH Alternative zu Kirchenheizun- Entwurf und Ausführung von ist Spezialist für Kirchenbank- gen. Paramenten, Fahnen und Wandbehängen, Weiß-, Gold- und Buntstickereien auflagen und belieferte bereits Neue Ideen setzen neue mehr als 25.000 Kirchen mit Maßstäbe Grube 13–15 • 33098 Paderborn Kirchenbankpolstern, Heizsitz- Telefon 05251/24428 • Fax 28 02 77 polstern und Kirchenteppichen Neben der ständigen Optimie- in vielen europäischen Ländern, rung seiner Produkte ist Ha- darunter Deutschland, Frank- vener stets bemüht, neue leis- reich, Österreich, Schweiz, Eng- tungsstarke und energieeffi- land, Polen und Tschechien. ziente Produkte zu entwickeln. Havener ist bekannt für hoch- So gibt es im Hause Havener HÖCKEL-SCHNEIDER GmbH wertige Materialien, sorgfältige immer wieder Neuheiten im Be- Turmuhren und Glockentechnik Verarbeitung, sowie eine kom- reich der Sitzpolsterheizungen, Gallusstraße 50 petente fachmännische Bera- Heizsysteme und Kirchenteppi- tung. che. Mehr Informationen über 65439 Flörsheim am Main Die fast schon sprichwörtliche Thermoplush & Co. erhalten Sie Tel. (0 61 45) 71 91 HAVENER-Qualität ist auf die im Internet unter www.kirchen- Fax (0 61 45) 81 55 ersten Sitzpolster zurückzufüh- bankpolster.de. Internet: www.hoeckel-turmuhren.de ren, die auch nach mehr als Soziales Engagement E-Mail: [email protected] 40 Jahren die Kirchenbesucher wird groß geschrieben erfreuen. Eine der wohl größten Entwick- Die P. R. Havener GmbH enga- lungen der P. R. Havener GmbH giert sich schon seit Jahren für ist die Sitzpolsterheizung, die soziale Projekte. Seit 2013 un- schon Anfang der 90er in vielen terstützt Havener den SOS-Kin- Kirchen in Österreich und ab derdorf e.V. mit einer tollen 2004 auch in Deutschlands Spendenaktion: Für jeden ver- Kirchen eingesetzt wurde. kauften Meter Bankauflagen Bekannt unter dem Namen spendet die Firma 20 Cent an „Thermoplush“–die Sitzpolster- SOS-Kinderdorf. Mehr über die heizung –ist das Heizpolster Spendenaktion erfahren Sie auf mit dem drahtlosen Carbon- der Website.
os-organum baut Ihnen Ihre Wunschorgel für die Kirche, Kapelle, zu Hause etc. „Virtuelle Pfeifenorgeln”, die Klang-Revolution. + Kombinationsorgeln aus Pfeifen und virtuellen Klängen. + Multikanal Klangsysteme genau auf den Raum angepasst und Ton für Ton intoniert. + Sensationeller Klang zum Top Preis. + extrem geringe Unterhaltungskosten. + Ideal für Filialgemeinden, Friedhöfe usw.
osi GmbH · Gartenstraße 2 · D 69488 Birkenau · Tel: 06201-6900923 Web: www.osi-profisoundsysteme.de · Mail: [email protected] 32 Extra | August 2017 Extra | August 2017 33
1967 1975
1993 Priesterweihe im Kölner Dom durch Kardinal Joachim Meisner
â Als Kaplan: Kanutour mit Jugend in Schweden Peter Kohlgraf (5. von rechts) am Tag der Erstkommunion in St. Josef 1996
Peter Kohlgraf mit seiner Mutter in Köln-Dellbrück Bischof Peter Kohlgraf – Bilder aus seinem Leben Wie war das noch damals auf Mamas Arm? Mit der Kommunionkerze in der Hand oder der Schultüte? Alte Familienbilder angucken macht Freude, Fotos erzählen Geschichten. Die Kirchenzeitung bietet Ihnen einen Einblick in das Privatalbum des neuen Bischofs von Mainz.
1998
1973
Am ersten Schultag
Ägyptenreise: mit koptisch-katholischem Bischof Einmal auf dem Rücken eines Kamels sitzen in Luxor 1988 1998 Peter Kohlgraf trifft Johannes Paul II. – Seminarbesuch in Rom 34 Extra | August 2017
Ê Ein Ohr – und offene Augen – für die Sorgen und Nöte der Menschen im Lebensraum: Das gehört zu einem christlichen Leben und unabdingbar zur Seelsorge der Kirche. | Foto: Bilderbox Zurück zur Praxis Jesu Sozialpastoral ist ein Bistumsziel. Seit 2009 ist seine Umsetzung im Gange, seit 2015 mit Professor Peter Kohlgraf als theologischem Begleiter. Was passiert in diesem Prozess? Und was überhaupt ist Sozialpastoral?
VON MARIA WEISSENBERGER Mittelpunkt. Dagegen mache Papst Gemeindeseelsorge gestärkt wer- sondern auch persönliche Eindrü- Franziskus immer wieder deutlich, den? Wie gelingt es, die Sorgen und cke. Die Erkenntnisse wurden auch Noch ein soziales Projekt mehr? dass es der Kirche gerade nicht um Nöte der Menschen in den Blick in den Pfarrgemeinderäten und Noch mehr soziale „Angebote“, die den Selbsterhalt als System gehen bekommen? „Das erfordert einen Seelsorgeteams besprochen. Gemeinden neben dem „Kernge- dürfe: „Wenn die Kirche nicht aus Prozess des Umdenkens und Umler- Im Schritt „Urteilen“ wurde deut- schäft“ stemmen sollen? Darum sich herausgeht, um das Evange- nens“, sagt Hans-Jürgen Dörr. lich: Diakonische Pastoral ist eben geht’s gerade nicht. Es geht um einen lium zu verkünden, kreist sie um Ein Umdenken, das im Bistum nicht nur eine Anhäufung sozialer Perspektivenwechsel. Um eine uralte sich selbst. Dann wird sie krank“, Mainz schon vor Jahren begonnen Projekte. Es geht um eine Haltung, Botschaft neu zu verinnerlichen: sagte er schon vor seiner Wahl, im hat: Nachdem die Bistumsleitung um das Grundverständnis von Diakonisches – soziales – Handeln Vorkonklave am 9. März 2013. Und 2009 nach Tauf- und Firmpasto- Kirche: „Wir sind nicht für uns da, gehört zum Kerngeschäft. Anders Priester seiner Diözese Rom fragte ral die Sozialpastoral als drittes sondern für alle Menschen, beson- ausgedrückt: Caritas ist Seelsorge – er 2014 bei einer Audienz: „Kennt Schwerpunktthema benannt hatte, ders für die Schwächsten“, erinnert und Seelsorge ist Caritas. ihr die Wunden der Menschen in startete der „Prozess Sozialpasto- Winfried Reininger einmal mehr eurer Pfarrei?“ ral“ mit exemplarischer Arbeit im daran, was Papst Johannes XXIII. „Es geht um die Grundfrage, ob wir Dekanat Rüsselsheim. während des Zweiten Vatikanischen uns als Christen in den Dienst der Nicht nur zu den „eigenen Auch hier zeigte sich, dass die Konzils wieder und wieder betonte. Welt stellen, besonders der Armen Leuten“ gesendet Mitarbeiterinnen und Mitarbei- „Das Konzil“, sagt Reininger, „hat und Bedrängten aller Art“, sagt ter in Seelsorge und Caritas wenig den Perspektivenwechsel, an dem Hans-Jürgen Dörr, Leiter der Abtei- Für die Haupt- und Ehrenamtlichen miteinander zu tun hatten und wir arbeiten, bereits entwickelt.“ lung Gemeindeseelsorge und seel- in den Pfarrgemeinden bedeutet kaum Ansprechpartner im anderen sorgliche Dienste im Seelsorgeamt Sozialpastoral unter anderem, neu Bereich kannten. Als Konsequenz Vorhandenes ausgebaut des Bistums. Gemeinsam mit Win- wahrzunehmen, dass es nicht nur daraus stellte das Caritaszentrum und Neues angeregt fried Reininger, Bereichsleiter für um das Wohl derer gehen darf, die für jede der neun pastoralen Ein- Gemeindecaritas und Engagement- regelmäßig am Gemeindeleben heiten feste Ansprechpartner zur Im Arbeitsschritt „Handeln“ wurde förderung beim Diözesancaritasver- teilnehmen. Und dass Pfarrer und Verfügung, die Pfarrteams benann- manches vorhandene Engagement band, begleitet er den Prozess Sozi- andere hauptberufliche Mitarbeiter ten Beauftragte für die diakonische ausgebaut, manches Neue wurde alpastoral im Bistum. – wie alle Christen – eben nicht nur Pastoral. Die so entstandenen angeregt. So entstanden „Orte des Oft, beobachten die beiden Theo- zu den „eigenen Leuten“ gesendet „Tandems“ wurden zwei Jahre lang Zuhörens“ in zwei Pfarrzentren – logen, kreisen Pfarrgemeinden vor- sind, sondern zu allen Menschen professionell begleitet. ehrenamtlich getragene Sprech- nehmlich „um den eigenen Bauch- im Seelsorgebiet. Nicht „mitglieder- Nach der Methode „Sehen – stunden, die auch von Menschen nabel“. Hauptamtliche und Pfarr- orientiert“, sondern „sozialraumori- Urteilen – Handeln“ beschrieben sie genutzt werden, die sonst nicht den gemeinderäte investieren viel Zeit entiert“ gilt es zu arbeiten, macht zunächst die besonderen sozialen Weg in die Gemeinde finden. Mit- und Kraft, um das Kirchenjahr Winfried Reininger deutlich. HerausforderungeninihremGebiet. arbeiterinnen des Caritaszentrums „abzuarbeiten“. Die Sorge um die, Aber wie geht das? Wie kann Wobei nicht nur Daten aus der Sozi- bildeten 20 Ehrenamtliche dafür die sich zugehörig fühlen, steht im die diakonische Ausrichtung der alraumanalyse eine Rolle spielten, aus. Extra | August 2017 35
Außerdem wurde die fordern, prüfen und strafen eine Rückbesinnung auf „Tafel Rüsselsheim“, die dürfe den Umgang mit den „Ansatz“ Jesu, für den von einer Gemeinde getra- den Menschen bestimmen. sich in den Evangelien Bei- gen wird, durch ein Bera- „Einfach mal fragen: Wie spiele genug finden. Seine tungsangebot des Caritas- geht es dir?“, sich mal eine Frage „Was willst du, dass zentrums ergänzt. Mitar- Stunde Zeit nehmen und ich dir tun soll?“ ist die Frage beiter der Psychosozialen zuhören, das ist Berbner schlechthin in der Seelsorge. Kontakt- und Beratungs- wichtig geworden. Jesus stülpt Menschen stelle Rüsselsheim entwi- Seit 2016 setzt sich der nichts über. Er fragt, was für ckelten zudem eine enge Prozess in vier weiteren sie not-wendig ist, was ihre Zusammenarbeit mit einer Dekanaten fort: Alzey/Gau- Not „wendet“. Ohne Her- Gemeinde und dem Klinik- Bickelheim, Dieburg, Drei- kunft oder Zugehörigkeit zu seelsorger in der örtlichen eich und Wetterau-West. prüfen. Psychiatrie. Nachdem 2015 das Buch Darauf machte Kardi- Der entscheidende „Ge- „Nur eine dienende Kirche nal Karl Lehmann 2007 in winn“ aus dem Prozess ist dient der Welt“ von Peter einem Vortrag vor der Rek- für viele Seelsorger der Ê Winfried Reininger, Theo- Ê Hans-Jürgen Dörr leitet Kohlgraf erschienen war, torenkonferenz kirchlicher Perspektivenwechsel. Ein loge und Sozialarbeiter, die Abteilung Gemeindeseel- fragten die Verantwort- Fachhochschulen in Berlin Erlebnis des Kelsterba- arbeitet beim Diözesan- sorge und seelsorgliche lichen ihn nach seiner Mit- aufmerksam, als er sagte: cher Pfarrers Franz-Josef Caritasverband. | Foto: Dienste im Seelsorgeamt des wirkung an – und er stieg ein „Jesu Leben war von Anfang Berbner macht dies deut- Marie-Christin Böhm Bistums. | Foto: privat ins „Boot“. „Unsere theolo- bis zum Ende ein Dienst – lich: „Der Kommunionkurs gische Allzweckwaffe“, wie ein Dienst, der sich von der läuft, aber Sonntag für Dörr und Reininger schmun- Not der Menschen, aller Sonntag fehlen Kommu- ich drei Putzstellen, und das nehmen, sie an- und ernst- zelnd sagen. Menschen bestimmen ließ. nionkinder und Eltern im Kind ist bei meinem geschie- zunehmen. Bistumsziel Sozialpasto- Schon aus diesem Grund Gottesdienst. Da schwillt denen Mann“, erfährt er „Da gibt es etwa Väter, ral: Was mit diesen Worten kann sich die Caritas der einem als Pfarrer schon mal daraufhin. Für Berbner ein die im Dreischichtbetrieb in heutiger Sprache daher- Kirche nicht auf den Bru- der Kamm“, erzählt er. Und Aha-Erlebnis, das ihm klar arbeiten und oft ihre Kinder kommt und vielen nach jahr- derdienst innerhalb der dann spricht er eine Mutter macht: „Wir müssen eine die ganze Woche nicht zehntelangem Erleben einer Gemeinde beschränken.“ an, fragt sie, wo sie ver- andere Praxis an den Tag sehen“, weiß Berbner. Und mitgliederorientierten Seel- Mit den Worten von Hans- gangenen Sonntag mit ihrer legen.“ Dazu gehört es für dann will die Gemeinde sorge so innovativ erscheint, Jürgen Dörr: „Gott ist der Tochter gewesen ist. „Sonn- ihn, die Situation der Men- ihnen zusätzliche Termine ist alles andere als eine erste und wichtigste Sozial- tags, Herr Pfarrer, da hab’ schen umfassend wahrzu- „überstülpen“. Nicht neue Erfindung. Sondern arbeiter.“ ZITIERT
Nicht nur den finden wird. ... Der eine Sachverhalt meint die Katholiken Rückkehr der Kirchen in die Diakonie: in den Dienst der Mensch- „Freude und Hoffnung, heit. ... Damit meine Trauer und Angst der ich das Sich-Gesellen Menschen von heute, zum Menschen in allen besonders der Armen seinen Situationen mit und Bedrängten aller der Absicht, sie ihm zu Art, sind auch Freude meistern zu helfen ... und Hoffnung, Trauer Nachgehen und Nach- und Angst der Jünger wandern auch in den äu- Christi. Und es gibt ßersten Verlorenheiten nichts wahrhaft Mensch- und Verstiegenheiten ...“ liches, das nicht in ihren Pater Alfred Delp 1944 Herzen seinen Widerhall aus dem Gefängnis fände.“ Pastoralkonstitution „Mehr denn je ... sind „Gaudium et spes“ des wir heute darauf ausge- Zweiten Vatikanischen richtet, dem Menschen Konzils als solchem zu dienen, nicht bloß den Katho- „Das Schicksal der Kir- liken, und überall die chen wird in der kom- Rechte der mensch- menden Zeit nicht von lichen Person und nicht dem abhängen, was ihre nur diejenigen der Prälaten und führenden katholischen Kirche zu Instanzen an Klugheit, verteidigen ... Nicht das Gescheitheit, politischen Evangelium ist es, das Fähigkeiten und so wei- sich verändert; nein, ter aufbringen. ... Von wir sind es, die gerade zwei Sachverhalten wird anfangen, es besser zu es abhängen, ob die verstehen.“ Kirche noch einmal den Papst Johannes XXIII. Weg zu diesen Menschen auf dem Sterbebett 36 Extra | August 2017
Ê Der Neue und sein Vorgänger: Fast 33 Jahre lang lenkte Kardinal Karl Lehmann die Geschicke des Bis- tums Mainz. Jetzt ist Peter Kohlgraf in dieser Verantwortung. | Foto: Barbara Nichtweiß In seiner eigenen Spur Die Generation der Konzilsbischöfe ist gegangen. Jetzt kommen die Jungen. Mit dem heiligen Rest im Volk Gottes sind sie unterwegs zu einer veränderten Kirche: kleiner in der Zahl, größer in den Räumen. Es ist Zeit für Propheten.
VON JOHANNES BECHER Limburger Bischof Tebartz-van Elst. Welche Entscheidungsmacht haben Ist der Neue bescheiden genug? getaufte Nicht-Geweihte (häufiger Von den großen Fußspuren, in die der Klug genug? Reformfreudig genug? „Laien“ genannt)? Worauf verzich- neue Mainzer Bischof tritt, ist in den Fromm genug? tet die Kirche im Bistum, wenn vergangenenWochen häufigdieRede. Deshalb kann man schlussfol- weniger Personal und weniger Geld Die Spuren seines Vorgängers Kardi- gern: Wird ein Bischof in die Schub- da sind? nal Karl Lehmann sind gemeint. Doch lade „Verständnisvoller Menschen- Kohlgraf sagt im Interview, er schon jetzt ist klar: Dieses Reden ist freund“ sortiert, hat er es leicht. freue sich über „die Baustellen“. einMythos.PeterKohlgrafwirdseinen Allerdings hilft ihm andererseits Und wie er die anzugehen gedenkt, eigenen Weg gehen müssen. Gemein- keine Schublade, wenn es darum darüber verrät sehr viel, wie er sam mit den Katholiken im Bistum. geht, in modernen Zeiten Bischof zu seinen bischöflichen Leitspruch UnderwirdseineSpurenhinterlassen. sein. Da hat es jeder schwer. Denn deutet. „Das Reich Gottes ist euch diese Zeit verlangt – eher über kurz nahe gekommen“ (Lukas 9,10), so Oh Gott, er ist normal! Ein Ausruf als über lang – Entscheidungen. heißt der. Der neue Bischof sagt: nur. Und doch spiegelt er vieles von Wenn die Zeit gekommen ist – „In Jesu Taten – wie er Kranke heilt, dem, was dem normalen Katholiken das vermittelt Peter Kohlgraf – dann Sünden vergibt, wie er sich Men- ein Bischof war und ist. wird er sich nicht scheuen, zu sagen, schen zuwendet – wird deutlich, wie Oh Gott, er ist normal! Das ist ein wo es langgeht. Aber: „So eine Ent- das im Alltag der Kirche konkret Kompliment. Was nüchtern betrach- scheidung muss dann gut begrün- werden kann. Diese Zuwendung tet einfach selbstverständlich ist, ist det sein!“, sagt er im Interview mit zum Menschen, das bedeutet für in der Kirche inzwischen schon der „Glaube und Leben“. Und: „Er muss mich Reich Gottes.“ Beginn der Revolution, zumindest sich gut Rat holen.“ Wie das geht? Seit ein paar Jahren arbeitet Peter der Reformation. So geschehen im Kohlgraf: „Der Bischof muss sein Kohlgraf schon im Bistum Mainz am Vatikan, wo ein gütiger alter Mann Ohr auch da haben, wo das Volk Konzept einer Sozialpastoral mit. – Marke herzallerliebster Großvater Gottes lebt.“ Dort wird klar formuliert: Caritas ist – als Papst Franziskus die Menschen Vom Bischof wird erwartet, dass kein Sonderschauplatz der Kirche. mit seiner Einfachheit beeindruckt. er sich einmischt in Debatten der Caritas ist Seelsorge, und Seelsorge Er braucht keine Statussymbole Gesellschaft (wie hältst du es mit ist Caritas. und wird dadurch selbst wieder zu der AfD?), von ihm wird ein Votum Vielleicht ist auch das ein Zeichen einem Symbol: für eine Kirche ohne erwartet für oder gegen den Zölibat, ins Bistum hinein: Nach dem Dog- Popanz. Eine Kirche, die mit den für oder gegen die Kommunion für Ê Peter Kohlgraf wird als der matiker Lehmann kommt ein Pasto- Menschen lebt und für sie eintritt. wiederverheiratet Geschiedene. 88. Nachfolger des heiligen Bonifa- raltheologe. Kirche ist für Kohlgraf Und so (er)geht es inzwischen Am wichtigsten jedoch werden tius Bischof von Mainz. Der „Dynamik, Vollzug, Prozess“. Nicht jedem neu ernannten Bischof, dass die Entscheidungen sein, die das „Apostel der Deutschen“ saß von statisch, sondern beweglich. Er er einsortiert wird – zwischen Papst Kirche-Sein im Bistum betreffen. 746 bis 754 auf dem Mainzer wehrt sich dagegen, die Wesensvoll- Franziskus und dem gewesenen Wie groß werden die Pfarrgebiete? Bischofsstuhl. | Foto: kna-bild züge der Kirche – Liturgie, Verkün- Extra | August 2017 37
Ê So verschieden die Menschen, so verschieden die Spuren, die sie hinterlassen. Das ist bei Bischöfen nicht anders. | Foto: fotolia | mycteria digung, Diakonie – ausei- gestärktes prophetisches Seine Worte. Sein Tempo nander zu reißen. Also kein Miteinander im Bistums- …“. Ein Bischof der 80-er, Spezialistentum nach dem geschehen wird erwecken 90-er Jahre konnte (und Muster: Priester machen lassen, wird sich erst in musste) anders agieren als Liturgie, Diakone Caritas, Zukunft zeigen. einer heute. und dann gibt es noch Exper- In jedem Fall sind solche Seine ersten verbalen ten für die Katechese. Denk- und Handlungsan- Pflöcke positionieren Peter Mehr über seine Vorstel- sätze wichtig. Denn es gibt Kohlgraf als einen Bischof, lung von Kirche-Sein ist in im Bistum Mainz wie aller- der hören will, der sich Rat der Antrittsvorlesung Kohl- orten in der katholischen holen mag, der sich aber grafs als Professor an der Kirche in Deutschland eine nicht vor seiner speziellen Katholischen Hochschule in besondere Ungeduld. Sie Verantwortung drückt. Mainz nachzulesen. Das war pulst in all denen, die noch Ob er noch Zeit hat für im Dezember 2012. Titel: nicht aufgegeben haben, ein „langsames Nachden- „Ein Volk von Propheten – weiter zu hoffen auf eine ken“, wie er es sich wünscht, ein vergessener Wesensvoll- tätige Teilhabe der Laien – wenn es zum Beispiel um zug der Kirche“. Vielleicht nicht nur in der Liturgie (wo die Zukunft der Gemeinde- schon ein Hinweis auf eine sieseitdemKonzilgeschenkt strukturen geht? Im Jahr veränderte Art kirchlichen ist), sondern im alltäglichen 2030 sind zwei Drittel aller Leitens im Bistum Mainz: seelsorglichen Leben der Hauptamtlichen von heute Experimente sind erlaubt, Kirche. Viele werden sich in Rente. Schon diese Dring- Fehler dürfen gemacht nicht auf Jahre vertrösten lichkeit zeigt an: Es genügt werden, vor allem aber geht lassen. Die Chancen reichen nicht, in der Spur eines es darum, ansteckend die vom Freiraum der Gemein- verdienten Vorgängers zu Botschaft zu verkünden. den in Finanzfragen bis zur laufen. Zeit für Propheten. Kohl- Gemeindeleitung durch Vielleicht hilft das Bild graf: „Sie leben inmitten des Laien. eines Sandstrands. Da gibt Volkes und wollen den Men- In anderen Bistümern es viele Fußspuren. Mal ist schen eine Erfahrung der hat diese Ungeduld inzwi- es förderlich, in diese zu Nähe Gottes vermitteln, so schen eine amtliche Behau- treten, und mal trägt eine dass sie selbst zu Propheten sung und mancherorts andere weiter bei Ebbe. werden können: Menschen, einen Namen bekommen: Wie heißt es doch in der die aus Erfahrung glauben, Im Bistum Trier lief vor der alten Gottesgeschichte: ihre Zeit kritisch sehen und Strukturreform eine jahre Lange sind zwei Spuren im vom Wort Gottes her deuten, dauernde Bistumssynode; Sand zu sehen, dann ver- Widerstand setzen gegen im Bistum Limburg heißt schwindet eine. Der Beter jeden Machtmissbrauch das Programm nun „lokale zu Gott: „Und wo warst in Religion und Politik, für Kirchenentwicklung“. du, als es mir ganz schlecht Gerechtigkeit eintreten Und wie ist das jetzt mit ging? Da hätte ich dich doch durch Tat und Wort und den Fußstapfen und der besonders gebraucht.“ – so Gott zum Recht verhel- Spur? „Alles hat seine Zeit“ Gottes Zusage: „Da habe ich fen, der sich gerade an die heißt es im biblischen Buch dich getragen.“ Schwachen bindet.“ Kohelet. Es könnte weiter Solches Gottvertrauen in Alle Getauften sind dazu heißen: „Und ein jeglicher seiner Spur ist Bischof Kohl- aufgerufen. Wie sich ein hat seine Art. Seinen Stil. graf zu wünschen. 38 Extra | August 2017 Flüchtlingsfonds hilft unmittelbar Prälat Dietmar Giebelmann zur Flüchtlingshilfe
„Wenn viele den ‚Traum‘ von einer Im Bistum Mainz sehen wir es als Welt des Friedens teilen und der unsere Pflicht und Verantwortung, wertvolle Beitrag von Migranten und unseren Schwestern und Brüdern Flüchtlingen geschätzt wird, dann beizustehen, die Opfer von Krieg kann die Menschheit mehr und mehr und Gewalt wurden, die aus ihrem Ê Mit Stipendien fördert die Johannes Stiftung junge Talente mit zur Familie aller und unsere Welt zum eigenen Boden entwurzelt wurden, Migrationshintergrund. | Foto: Fotolia/WavebreakMediaMicro wahren ‚gemeinsamen Haus‘ wer- ihre Familie verloren haben, jeder den.“ (Johannes Paul II.) Art der Menschenrechtsverletzun- gen, Diskriminierung und Ausbeu- schen Wahlkampf gemacht wird. bung erkennen und fördern, damit Migration ist ein globales Phäno- tung ausgesetzt wurden, und im Jetzt sprechen wir von einer Inte- jeder den Platz einnehmen kann, men, das zu einem der zentralsten evangeliumsgemäßen Geist der grationskultur. Unser Bistum stellt den Gott für ihn bestimmt hat. Gott Themen unserer Zeit geworden ist. Nächstenliebe zu handeln. Unsere sich diesem Thema. spricht jeden Menschen mit Namen Die Situation von Menschen auf der eindringliche Fürsorge gilt den ver- Für alle Mitarbeiterinnen und an. Für ihn ist jeder einzigartig. Flucht wird immer dramatischer – wundbarsten und besonders schutz- Mitarbeiter bieten wir Fort- und Es gibt nicht die Masse „Mensch“, in aller Welt. Krieg, eskalierende bedürftigen Personen: Kindern, Weiterbildungen an, und wir sind „Migrant“ oder „Flüchtling“. Gewalt, anhaltende Grausamkeit Jugendlichen, Alleinstehenden, der Katholischen Hochschule für Viele Kinder und Jugendliche zwingen Millionen Menschen zum Alleinerziehenden, schwangeren die Zusammenarbeit dankbar. sind auf der Suche nach Schutz Verlassen ihrer Heimat. Fast die und misshandelten Frauen, Opfern Im Rahmen dieser Fortbildungen nach Deutschland gekommen. Das Hälfte von ihnen sind Kinder und von Menschenhandel, Folter und spricht Bischof Kohlgraf über die Bistum nimmt dies zum Anlass, sich Jugendliche unter 18 Jahren. Nur Vergewaltigung sowie Familien. Begleitung von muslimischen Tauf- verstärkt für die Integration und ein Bruchteil dieser Menschen sucht Wir danken allen in unseren bewerbern auf dem Weg zur Taufe. Qualifikation neu zugewanderter Zuflucht bei uns in Europa. Gemeinden und Verbänden herz- Für das kommende Jahr werden Kinder und Jugendlicher zu enga- Die gegenwärtigen Migrations- lich für ihr Engagement. Auch wenn wir mit der Stabsstelle Migration gieren.DieJohannesStiftungBistum und Fluchtbewegungen stellen wir erleben, dass die Willkommens- unseren Schwerpunkt auch auf die Mainz wurde gegründet, um die mehr denn je Deutschland, Europa kultur sich in eine Abschiebekultur Begleitung christlicher Flüchtlinge Bildungschancen von jungen Men- und die gesamte internationale wandelt, ist das Engagement groß. legen. Etwa 15 Prozent der Flücht- schen auf dem Gebiet des Bistums Gemeinschaft vor große Fragen und WirdankenunseremBischofPeter linge sind wegen ihres Glaubens zu verbessern. Dahinter steht die Herausforderungen. Dabei müssen Kohlgraf, dass er statt persönlicher geflohen. Wir laden zu einer Wall- Überzeugung, dass Spracherwerb wir wahrnehmen, dass die ökolo- Geschenke um eine Spende für den fahrt nach Dieburg ein und sind und gute Bildung die besten Mittel gischen Voraussetzungen, die Kli- Flüchtlingsfonds der Diözese bittet Ihnen gerade hier für Ihre Unterstüt- zur Integration sind. Im Zentrum maveränderung, die auch von den und immer wieder sagt und zeigt, zung und Rückmeldung dankbar. der Stiftungsarbeit steht das Schü- reichenIndustrieländernverursacht wie wichtig ihm dieses Thema ist. Die Johannes Stiftung ist durch lerstipendium. Ziel ist es, lernwil- ist, den Menschen gerade in Afrika, Der Flüchtlingsfonds hilft unmit- ihr Schülerstipendium ein wichtiger ligen und talentierten jungen Men- im wahrsten Sinne des Wortes, den telbar, direkt in einer Notlage. Die Schritt zur Integration. 60 junge schen mit Migrationshintergrund zu Boden unter den Füßen wegziehen. Stabsstelle „Migration/Integration“ Menschen werden hier durch ein helfen, einen guten Schulabschluss „Wenn bei dir ein Fremder in steht unter Leitung von Oberver- Stipendium gefördert. Die Johannes zu machen und damit die Vorausset- eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht waltungsrätin Joanna Worytko als Stiftung handelt bewusst nach den zung für eine Ausbildung oder ein unterdrücken. Der Fremde, der sich Ansprechpartnerin zur Verfügung. christlichen Werten: Die Gottes- Studium zu schaffen. Wir danken bei euch aufhält, soll euch wie ein Und wir spüren: Ganz vorsichtig liebe und die Nächstenliebe schließt Ihnen für alle Unterstützung! Einheimischer gelten, und du sollst verändert sich unsere Sprache. Wir keinen Menschen aus. Gott schenkt ihn lieben wie dich selbst; denn haben von einer Willkommenskul- jedem Menschen Würde. Jeder Am 13. Oktober findet der Kick-Off- ihr seid selbst Fremde in Ägypten tur gesprochen, andere von einer Mensch ist Gottes Geschöpf. Inte- Termin für alle Stipendiaten der Jo- gewesen. Ich bin der Herr, euer Abschiebekultur. Und wir befürch- gration bedeutet, dass wir in jedem hannes Stiftung mit Bischof Kohlgraf Gott“ (Levitikus 19,33-34). ten, dass mit den geflüchteten Men- Menschen seine besondere Bega- und Domkapitular Giebelmann statt. Extra | August 2017 Kohlgraf39
Im Herzen von Mainz, auf der Sonnenseite des Doms. Liebfrauenplatz 7Tel.: (0049)6131/14492-0 55116 Mainz Fax: (0049)6131/23 66 56 [email protected] www.mainz-hotel-schwan.de
Ihre Kirchenzeitung im Internet: www.kirchenzeitung.de
Bauschlosserei Konstruktiver Stahlbau Edelstahlverarbeitung Mainzer Straße 115 55411 Bingen Telefon 0 67 21 - 148 27 Fax 29 97 Mit Gottes Volk unterwegs
Lieber Bischof Kohlgraf,
da sind wir gerne dabei!
Alles Gute und Gottes Segen zum Start.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihrer Bistumszeitung Extra | August 2017 Kohlgraf 41
Zur Bischofsweihe wünschen wir Prof. Dr. Peter Kohlgraf alles Gute, viel Freude an der neuen Aufgabe und Gottes Segen.