18. Wahlperiode

Plenar- und Ausschussdienst

Wortprotokoll Öffentliche Sitzung

Ausschuss für Sport

56. Sitzung 11. Dezember 2020

Beginn: 10.35 Uhr Schluss: 14.06 Uhr Vorsitz: Frank Scheermesser (AfD)

Vor Eintritt in die Tagesordnung

Siehe Beschlussprotokoll

Punkt 1 der Tagesordnung

Aktuelle Viertelstunde

Siehe Inhaltsprotokoll.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Wir kommen zu

Punkt 2 der Tagesordnung a) Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs 0179 Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark: Nutzungskonkurrenz, Sport Naturschutz, Bürgerbeteiligung und Bauplanung – viele offene Fragen (auf Antrag der Fraktion der CDU)

Redaktion: Plenar- und Ausschussdienst, Tel. 2325-1450 bzw. quer 99407-1450

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b) Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs 0210 Weiterentwicklung des Jahnsportparks zum inklusivem Sport Leuchtturmprojekt. Auswertung der überarbeiteten Machbarkeitsstudie (auf Antrag der AfD-Fraktion) c) Bericht SenInnDS – IV B 3 (k) – vom 24.09.2020 0223 Rote Nummer 3158 Sport Gesamtkonzept Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (vom Hauptausschuss in seiner 80. Sitzung am 28.10.2020 zur Verfügung gestellt)

Zu Punkt 2 würde ich gern Herrn Kühne begrüßen, der per Webex zugeschaltet werden soll. Er ist Abteilungsleiter Städtebau und Projekte bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. – Der Besprechungsbedarf zu a) und b) wurde bereits in der 55. Sitzung be- gründet. – Gibt es dazu Wortmeldungen? – Herr Standfuß, bitte!

Stephan Standfuß (CDU): Tatsächlich haben wir alle Hauptkritikpunkte an dieser Entschei- dung schon besprochen. Insofern, glaube ich, können wir das, wenn Einverständnis besteht, in der Besprechung kurz halten. Was wir kritisiert, angemahnt haben, haben wir gestern in der Parlamentssitzung klar gesagt: dass es wahrscheinlich über die nächsten Jahre zu einer Stadi- onruine an der Stelle kommen wird, weil wir ab 1. Januar 2021 keine Betriebserlaubnis mehr haben. Auch Herr Geisel hat gestern eingeräumt, dass es durchaus für den Ersatz für die Sportvereine, die dort zurzeit tätig sind, keine einfache Situation werden wird, was die Flä- chen angeht. – Also meinetwegen können wir uns an der Stelle kurzfassen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Standfuß!

Frank Scheermesser (AfD): Ich melde mich jetzt für die AfD, verlasse den Bereich des Vor- sitzes und spreche als Abgeordneter: Das letzte Mal wurde die Anhörung unterbrochen, und Frau Lüscher musste leider gehen. Deswegen wurden meine Fragen nicht beantwortet, und ich stelle sie noch mal. Frau Lüscher sagte, der erste Bauabschnitt für den Stadionersatzneu des Cantian-Stadions sei bereits fertig. Die Frage war: Stimmt das? Was ist er fertig gewesen? Wie weit sind die Bebauungspläne dort?

Als nächste Frage: Das neu angestrebte Bebauungsplanverfahren sollte bis Ende November beschlossen werden. – Ist der Beschluss für dieses B-Planverfahren erfolgt?

Dann: Welche Verzögerungen entstehen durch die neuen Leitlinien der Bürgerbeteiligung, die Frau Lüscher ansprach? Und sind diese nicht schon in dieser zweiten, überarbeiteten Mach- barkeitsstudie geklärt worden? – Weiterhin gab es im Rahmen der Machbarkeitsstudie 2014 mehrere baufachliche Gutachten, die in Auftrag gegeben wurden. – Welche Gutachten waren es genau und mit welchem Ergebnis?

Warum wollen Sie noch einmal alle Varianten von Teilersatz, Sanierung oder Neubau prüfen, obwohl sowohl das vorliegende Gutachten als auch beide Machbarkeitsstudien zum eindeuti- gen Ergebnis des Neubaus gekommen sind? – Wenn Teilrückbaumaßnahmen beginnen, in- wieweit kann die Freifläche des Stadions für den Sport genutzt werden?

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Weitere Frage: Welche Möglichkeiten sieht der Senat aufgrund dieser erneuten Verzögerung zu einer weiteren Verlängerung der Betriebserlaubnis?

Und die letzte Frage – vielleicht sollten Sie sich doch noch besinnen und einen Abriss des Stadions für nächstes Jahr planen und beginnen –: Ist es dann möglich, zu diesem Abriss und folgendem Stadionersatzneubau das angesprochene neue Werkstattverfahren parallel durchzu- führen, also ohne Zeitverzögerung, dass man das dort einbauen kann? – Falls die Fragen in der Kürze der Zeit nicht ausreichend beantwortet werden können, bitte ich, sie uns schriftlich zu beantworten. – Danke schön!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Als Nächster hat Herr Bertram von der Fraktion Die Linke das Wort.

Philipp Bertram (LINKE): Vielen Dank! – Ich habe einige der Fragen mitgeschrieben und kann direkt schon darauf antworten, auch wenn Sie wahrscheinlich die Antwort der Verwal- tung wollen. Ich versuche, an die Debatte vom letzten Mal anzuknüpfen: Ich weiß, dass wir hier unterschiedliche Beurteilungen zur Sachlage haben, wie mit dem Prozess, der seitens der Verwaltung und der Koalition vorgelegt wurde, umgegangen und wie dieser bewertet wird. Aus unserer Sicht ist es ein guter Punkt, den wir gesetzt haben, weil wir mit dem beginnenden städtebaulichen Werkstattverfahren 2021, und zwar zu Beginn des Jahres, erst mal in die Rea- lisierungsperspektive für das komplette Projekt kommen, wir dabei auch das Gesamtprojekt betrachten – und eben nicht nur, wie viel zu häufig, nur das reine Stadion – und wir mit dem Planungsverfahren zur Umsetzung jetzt beginnen.

Wenn man bei den Forderungen der Opposition oder zum Teil aus anderen gesellschaftlichen Bereichen bleiben würde, mit dem in Abriss schon zu Beginn des Jahres 2021 zu beginnen, dann verkennen Sie, glaube ich, die Ausgangslage und die Folgen, die das Ganze hätte. Ich kann natürlich die Bagger anrollen lassen und alles platt machen. Aber dann muss ich ir- gendwie bedenken, dass es dafür eine komplette Baulogistik braucht, wie viel Bauschutt an- fallen würde. Wenn ich anfange, das Stadionrund abzutragen, glaube ich nicht, dass man die Innenfläche noch gut nutzen könnte, und es dürfte auch erhebliche Einschränkungen für den Restpark geben. Das einfach mal so abzureißen, ist relativ blauäugig.

Das Andere ist: Wenn Sie sagen – auch in dem Antrag der CDU taucht das jetzt auf –, wir brauchen eigentlich eine Lösung, die natürlich in Beziehung zur Hinterlandmauer gefunden werden muss, also im Übergang zum Mauerpark und zur anderen Fragestellung – wie wollen Sie die denn klären? Wollen Sie die aus der Luft greifen, und irgendwie malt jemand mal ein Bild, und haben wir die Lösung? – Nein, das muss städtebaulich eingepasst werden, und des- wegen kann ein Abriss nicht parallel zum städtebaulichen Werkstattverfahren stattfinden. Ich muss den Planerinnen und Planern die Möglichkeit geben, mit diesem Gelände einen adäqua- ten Umgang zu finden. Ich kann nicht, während die Planungsaufgabe und der Planungspro- zess laufen, schon Fakten schaffen, indem ich dort alles plattmache. Ich weiß doch gar nicht, was ich z. B. in Bezug auf die Hinterlandmauer alles plattmachen muss.

Wir haben beim letzten Mal auch darüber gesprochen, dass es wahrscheinlich unstrittig wäre, wenn ich das Hauptgebäude schon rückbaue. Das geht aber relativ schnell. Das ist auch nicht der Punkt, der uns im gesamten Bauablauf aufhalten wird. Aber die Frage ist, wie ich mit dem

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Stadionwall und der Verbindung zur Hinterlandmauer umgehe. Dafür braucht es eine ordent- liche städtebauliche Konzeption, die planerisch fundiert ist und dann in der Umsetzung und der Realisierung greifen kann.

Für uns war entscheidend, dass zur Sitzung des Hauptausschusses am 2. Dezember 2020 die Auflagen, die mit dem Haushaltsbeschluss 2019 gefasst wurden – nämlich die Aufstellung eines Bebauungsplans oder der Aufstellungsbeschluss und die Überarbeitung der Machbar- keitsstudie – vorlagen und die Mittel dementsprechend am 2. Dezember entsperrt wurden. Damit haben wir jetzt formell den Rahmen gesetzt, dass das Projekt beginnen kann. Die Stadtentwicklungsverwaltung hat beim letzten Mal schon dargestellt, dass sie die Ausschrei- bungen schon vor dem Beschluss auf den Weg gebracht hat, sodass mit Beginn des Jah- res 2021 dem Planungsverfahren nichts mehr im Wege steht.

Ich will zum Abschluss festhalten: Es ist schön, Herr Standfuß, dass Sie gestern im Plenum die Frage zum Jahn-Sportpark gestellt haben. – [Zuruf] – Ach so, Herr Lenz! Aber Herr Standfuß hat sich schon bei der Fragestellung von Herrn Lenz für eine Nachfrage eingedrückt, was immer spannend ist. – Eigentlich wollte ich sagen: Sie tun alle immer so, als sei Ihnen das Thema unglaublich wichtig. An den entscheidenden Stellen aber, wo es darum geht, mit den Akteuren, die dafür Verantwortung tragen, in die Diskussion zu treten – nämlich da, wo wir was tun können –, da sagen Sie nichts. Als wir am 2. Dezember über die Freigabe der Mittel und die Struktur, wie es weitergeht, gesprochen haben und Senator Scheel im Haupt- ausschuss saß und für Fragestellungen und Diskussionen bereitstand, hat Ihre Fraktion kein Wort gesagt, nichts. Dann immer im Nachhinein und irgendwie über die Bühne einer Frage- stellung im Plenum zu kommen, ist relativ dürftig und zeigt, mit welcher Ernsthaftigkeit Sie die Bearbeitung des Themas vorantreiben.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Bertram! – Als Nächster Herr Förs- ter, bitte!

Stefan Förster (FDP): Nun ist der Hauptausschuss auch weniger öffentlichkeitswirksam als das Plenum – aber das sei mal dahingestellt. – Ich wollte eigentlich auf die Punkte eingehen, die zur Debatte stehen und sage am Anfang: Ich glaube, es gibt im Sportbereich gar keinen Dissens, dass wir dort ein barrierefreies neues Stadion brauchen. Ich will anregen – und das betrifft, glaube ich, alle, egal, wer im nächsten Jahr Koalitionsverhandlungen zu führen hat –, so etwas künftig präzise zu fassen. Der jetzige Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün krankt daran, dass er nicht präzise festlegt, was man will und was nicht. – Das ist so ähnlich wie in Sachsen-Anhalt mit dem Rundfunkbeitrag, wo jeder reininterpretieren kann, was vereinbart wurde und was nicht. – Also man sollte künftig schon reinschreiben, was man in welcher Zeitschiene will und wie man es finanziert. Damit kann sich jede Menge Ärger ersparen. Das ist eine Denksportaufgabe für alle, die das im nächsten Jahr möglicherweise betreffen könnte.

Mein Problem ist nicht, dass man das große Konzept andenkt. Mir und allen war immer klar, dass wir einen Bebauungsplan für das Gesamtgelände haben werden. Das ist unstrittig. Was mich aber ärgert – und das sage ich an der Stelle ganz deutlich –: Wir hatten im letzten Som- mer eine Sportausschusssitzung vor Ort im Stadion, und da hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen bzw. der hochrangige Beamte, der da war, ganz klar erklärt, dass man das Stadion selbst ohne B-Plan hätte realisieren können. Wir haben im Protokoll

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stehen, dass man für das Gesamtgelände einen B-Plan braucht, aber der Ersatzneubau des Stadions – das ist auch das, was Herr Standfuß kritisiert – ohne B-Plan ginge und das auch die Grundlage für die Sportverwaltungen war. Die Mitarbeiter bei der Sportverwaltung haben sich auch darauf verlassen, dass man auf dieser Annahme weiter planen kann und es schneller gehen würde. Das will ich ganz klar sagen und die Frage an Herrn Kühne stellen: Wie kommt es zu diesem Sinneswandel, und was ist die fachliche Begründung dafür? – Also ganz klar – ich bin auch im Bauausschuss und kann durchaus ein paar Paragrafen des Baugesetzbuchs zitieren –: Warum kann man nicht mit den entsprechenden Regelungen nach § 34, wie es uns damals in Aussicht gestellt wurden, neu bauen? Das möchte ich von der zuständigen Verwal- tung klipp und klar erklärt haben.

Das Zweite, was mich an der ganzen Sache ärgert, ist, dass man den Vereinen, die jetzt noch dort auf der Anlage sind – ich schaue Herrn Schaddach an, denn zumindest unseren Heimat- bezirk Treptow-Köpenick betrifft das mit der VSG Altglienicke, die sauer ist, dass sie das Stadion künftig nicht mehr für ihre Spiele werden nutzen kann –, wenigstens – – Ich weiß, dass der Bestandsschutz – darauf hat Senator Geisel gestern mehrfach hingewiesen; das wur- de allen klar kommuniziert – zum Ende des Jahres auslaufen sollte; das war immer bekannt. Aber wenn man sich schon auf diesen Prozess einigt, dann sollte man wenigstens die entspre- chenden Verwaltungen anweisen, dass für die Übergangszeit die jetzigen Nutzer das weiter- nutzen können, dass die VSG Altglienicke nicht bis kurz vor Spandau fahren muss – ich po- lemisiere jetzt mal. Aber das möchte wenigstens einen gewissen Nutzen haben. Wenn es die- sen nicht gäbe, dann käme ich wiederum zur Schlussfolgerung, dass man wenigstens das Sta- dion an sich – jedenfalls von der Tribüne und dem Hauptgebäude her – abreißen sollte, weil das Kosteneinsparungen bringen würde. Wir haben im Augenblick eine bauspezifische Teue- rungsrate im Jahr von 7 bis 8 Prozent, also weit über der Inflationsrate liegend. Das heißt, die Abrisskosten werden, wenn sie in zwei Jahren erfolgen, 16 Prozent teurer. Das ist eine Sum- me, die man nicht vernachlässigen kann, und dann wird wahrscheinlich wieder gesagt, der Haushalt habe kein Geld oder Ähnliches. – Also da bitte ich auch zu sagen, was man möchte.

Ich kann mit Werkstattverfahren, mit Bürgerbeteiligung, mit B-Planverfahren leben. Ich kann aber schwer damit leben, dass in dem Fall die Stadtentwicklungsverwaltung mal hü und mal hott sagt. Ich kann auch nicht damit leben, dass nicht klar ist, ob es diesen Bestandsschutz noch gibt oder nicht. Kann man den Vereinen das anbieten? – Wenn 100 Prozent nein: Wie werden die untergebracht, und kann man wenigstens das Hauptgebäude abreißen, um Kosten zu sparen? – Das sind die Punkte, die gern noch geklärt haben würde. Ansonsten finde ich den CDU-Antrag in der geänderten Fassung zustimmungsfähig.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Förster! – Herr Buchner, bitte!

Dennis Buchner (SPD): Vielen Dank! – Eigentlich ist dem Beitrag von Philipp Bertram gar nicht viel hinzuzufügen, weil er sehr schön geschildert hat, dass wir zum ersten Mal, seit wir über dieses Projekt reden – und das ist eine ganze Weile –, in festen und geplanten Abläufen sind und mit der Freigabe der Mittel, aber auch mit der Aufstellung des Bebauungsplans jetzt die ersten Schritte eingeleitet haben, um weiterzukommen. Ich will uns ermuntern: In diesem Sportausschuss ist deutlich geworden, dass wir alle dieses Projekt wollen. Insoweit ist jeder – egal, wer im Jahr 2021 mit wem Koalitionsverhandlungen führt – aufgefordert, an den Plä- nen, die wir jetzt getroffen haben, an den Finanzen, die wir bereitgestellt haben, festzuhalten. Es gibt zum ersten Mal das Geld, um das Projekt zu realisieren. Wie und in welcher Deutlich-

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keit man das dann im Koalitionsvertrag formuliert, wird man sehen, und auch, wer das mitei- nander formuliert.

Aber die Botschaft in den Sport, die aus dem Ausschuss herausgegangen ist, ist eindeutig ge- wesen: Wir wollen den inklusiven Jahnsportpark, und zu dem gehört ein komplett inklusives Stadion – aber noch viel mehr. Ich finde es übrigens wichtig – und will das betonen –, dass wir als Koalition sehr viel stärker neben dem Stadion das Gesamtgelände in den Blick ge- nommen haben. Ein Stadion, eine Spielfläche, auch Leichtathletik sind uns wichtig. Aber uns ist auch wichtig, die vielen Bedarfe, die es für Behindertensport gibt, für Frauensport, Roll- stuhlbasketball und was uns alles genannt worden ist, aber vor allem auch für den Schulsport in Pankow und Mitte abzubilden und das Gesamtgelände in den Blick zu nehmen.

Ich will begründen – weil die Argumente tatsächlich ausgetauscht sind, wie Stephan Standfuß eingangs schon gesagt hatte –, warum wir die beiden Anträge ablehnen: Wir tun das, weil sie nicht konsistent sind. Erstens ist der Weg beschrieben, wie wir ihn machen wollen. Zweitens ist es nicht konsistent, auf der einen Seite zu sagen: Wir wollen, dass die Spiel- und Sportflä- chen erhalten bleiben und weiter genutzt werden können. –, aber im gleichen Atemzug zu sagen: Dann reißt den Laden doch jetzt ab! – Das passt beides nicht so richtig zusammen.

Es wird Gründe geben, warum man die Betriebsgenehmigung nicht verlängern kann. Wenn es gelänge, hätte ich damit kein größeres Problem. Ich glaube, es wird auch möglich sein – wenn man das Stadion nicht im ersten Schritt abreißt –, die Spielfläche in der Mitte weiter zu be- nutzen, denn beispielsweise Umkleidemöglichkeiten sind ja im anderen Funktionsgebäude mit einem etwas weiteren Laufweg vorhanden. Aber das müsste im Stadion durchaus abbild- bar sein. Und insoweit ist es für den Sport ein Gewinn, wenn man die Spielfläche so lange wie möglich nutzen kann, bis die Rückbaumaßnahmen beginnen.

Stefan Förster! Ob ein Abriss in zwei Jahren billiger oder teurer wird als heute vor dem Hin- tergrund der aktuellen Situation – – Ich habe die Glaskugel nicht, wie sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland bei Bauprojekten und solchen Dingen vor dem Hintergrund der aktuellen Lage weiterentwickelt. Von daher glaube ich, dass man da keine Prognosen abgeben sollte. Fakt ist: Sportfachlich ist es sinnvoll, jetzt noch nicht abzureißen, sondern zumindest die Spielfläche weiter zu benutzen, bis die Bagger rollen können. – Vielen Dank!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Buchner! – Herr Standfuß, bitte!

Stephan Standfuß (CDU): Ich will darauf hinweisen, weil es ein bisschen so rüberkam, als wäre uns das Projekt nicht wichtig genug – das mag vielleicht für irgendeinen Kollegen im Hauptausschuss gelten, mit dem ich gerne noch mal spreche, wenn er sich nicht gemeldet oder an der Stelle abgelenkt war; anders kann ich es mir kaum erklären –: Wir haben im Juli bereits angefragt, ob ein Umbau des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks zu einem Inklusions- portpark möglich wäre, ohne vorher das Stadion erneuert zu haben. – Da wurde uns von der Senatsinnenverwaltung gesagt: Die Verschiebung der Baureihenfolge würde zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen, voraussichtlich zu Kostensteigerungen, zum Verlust dringend be- nötigter Sport- und Freianlagen führen und sei daher abzulehnen. – Wenn man das weiter- denkt, dann kam bei uns die Befürchtung auf, dass möglicherweise der gesamte Neubau des Stadions in Gefahr gerät, dass man jetzt noch und noch mal darüber redet und möglicherweise am Ende zu dem Schluss kommt, dass eine Sanierung und Renovierung des Stadions völlig

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ausreichend ist. Ich glaube, wir waren uns alle einig, dass wir an der Stelle gerade als Leucht- turmprojekt – so haben wir es hier immer bezeichnet – für den Inklusions-, für den Behinder- tensport dieses neu gebaute Stadion mit den Gebäuden, die dazu gehören, haben wollen; zu- mindest habe ich uns alle so verstanden. Und ich möchte einfach, dass das nicht in Gefahr gerät. Dass hier ein Sinneswandel vorliegt – das hat Herr Förster gut dargestellt –, von diesem Ersatzbau des Stadions – es wäre übrigens kein Problem gewesen, die Hinterlandmauer zu erhalten – zu einem neuen Verfahren, ist, glaube ich, unstrittig. Ich wäre übrigens auch kein Gegner dieses neuen Verfahrens gewesen, wenn man von vorneherein gesagt hätte: Wir ma- chen das so. – Was mich nur stört, ist dieser Sinneswandel jetzt, der zu einer extremen Verzö- gerung führen wird, und ich sage hier mal: Wir werden in den nächsten fünf Jahren dort kein neues Stadion haben. – Das finde ich traurig, weil dann nämlich nicht nur die Special Olym- pics betroffen sind, sondern auch wahrscheinlich die EM.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Standfuß! – Als Nächster Herr Ber- tram, bitte!

Philipp Bertram (LINKE): Sehr geehrte Kollegen! Es tut mir leid, dass ich mich noch ein- mal zu Wort melde. Aber in Ergänzung zu dem, was Kollege Förster in der Frage Bebau- ungsplanverfahren und Bau des Stadions nach § 34 gesagt hat, richte ich die Fragestellung auch an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Man muss sich die Frage stellen, was es eigentlich bedeutet, nach § 34 innerhalb eines B-Plans zu bauen. Ich kann doch nicht im No- vember den Aufstellungsbeschluss fassen und eine Woche später den Stadionneubau nach § 34 innerhalb des B-Plans genehmigen, was nur geht, wenn es der Zielstellung und den we- sentlichen Inhalten des B-Planverfahrens nicht widerspricht. Ich kann mich aber eine Woche oder einen Monat oder zwei nach Aufstellungsbeschlusses nicht hinstellen und das komplett abschätzen. Das ist der Grund, warum wir eventuell mit einer Genehmigung nach § 34 – was wir anstreben; so haben wir es auch formuliert – erst zum Zeitpunkt der Planungsreife inner- halb des B-Planverfahrens agieren können, wo die wesentlichen Fragestellungen geklärt sind. Das macht es, glaube ich, deutlich.

Und ja, es gab sehr lange auch seitens der Stadtentwicklungsverwaltung die Annahme, dass man das Stadion einfach so nach § 34 bauen und umsetzen könnte, weil es so gewollt war. Jetzt sage ich aus unserer, aus einer politischen Sicht heraus: Da waren beide Verwaltungen – sowohl die Sportverwaltung wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – sehr ambitio- niert und aus bestimmten Gründen, die wir alle kennen, sehr optimistisch unterwegs. Special Olympics ist ein Stichwort.

Wir haben uns aber am Ende politisch dafür entschieden, diesen Weg nicht mitzutragen, und zwar aus guten Gründen: weil wir nicht in eine Situation reinlaufen wollen, wo uns evtl. der nächste Untersuchungsausschuss droht. Ich kann mich einfach nicht hinstellen und sagen: Wir bauen jetzt einfach mal und machen dort einen Neubau. –, ohne dass alle planerischen Grund- lagen gelegt sind. – Das funktioniert nicht, und deswegen diese zeitliche Komponente. Ich und der Kollege Buchner haben schon vor Jahren darüber diskutiert, dass so ein Bau, wie er angedacht war, zeitlich sehr schwierig wird, und wir haben auch mit den Verwaltungen dar- über diskutiert, ob es Wege gibt, wie das vielleicht anders zu strukturieren werden kann und welche Fallstricke etc. pp. wir noch haben.

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Die ursprüngliche Planung ist vor dem Hintergrund immer wieder so kommuniziert worden, dass wir für Special Olympics und EM Druck brauchen. Machen wir uns da nichts vor! – Ich kann mich aber nicht hinstellen und sagen: Das, was jetzt mit dem städtebaulichen Werkstatt- verfahren und dann dem Realisierungswettbewerb kommt, sind neue, zusätzliche Instrumente, die wir uns ausdenken. – Das ist doch wirklich Quatsch! Ich hätte so oder so diese Verfah- rensschritte für dieses Stadionprojekt durchführen müssen. Ich kann es nicht losgelöst be- trachten.

Ich kann auch die Fragestellung, wie die Verbindung zur Hinterlandmauer oder zur Max- Schmeling-Halle getroffen wird, nicht einfach par ordre du mufti beschließen, weil dann so eine Idee dabei herauskommt, dass wir eine zehn Meter hohe Wand hinter der Hinterland- mauer haben. Das kann aber keine städtebauliche Konzeption sein.

Deswegen frage ich die Stadtentwicklungsverwaltung, wann überhaupt und unter welchen Bedingungen nach §34 so ein Stadionbau genehmigungsfähig ist oder gewesen wäre. Es ist entscheidend, was diese Verfahren bedeuten, und vielleicht kann das die Stadtentwicklungs- verwaltung darstellen.

Wir sind froh, dass wir jetzt in diese Schrittfolge in die Umsetzung des Gesamtprojekts kom- men. Was wir sicherstellen werden – und ich glaube, da verkennt man so ein bisschen, was jetzt passiert: Wir machen nicht das komplette Fass noch einmal neu auf, auch im Sinne der Leitlinien der Bürgerbeteiligung. Das wird immer als Bauverhinderungsmechanismus gese- hen. Das ist es überhaupt nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall, weil ich darüber die Chance habe, alle Akteure von Beginn an einzubinden, um Fragestellungen, die aus der Nachbar- schaft kommen, von Beginn an bearbeiten zu können. Deswegen fiel die Wahl auch auf das städtebauliche Werkstattverfahren, wo ich nicht die komplette Machbarkeitsstudie in Frage stelle, sondern die Möglichkeit habe, bestimmte Fragestellungen mitzudiskutieren.

Grundlage ist – und ich glaube, das wird auch verkannt –: Das städtebauliche Werkstattver- fahren ist ein städtebauliches Verfahren, das nach bestimmten Kriterien abläuft. Da gibt es Ausgangslagen. Das wird ja auch ausgeschrieben. Das heißt: Grundlage ist die überarbeitete Machbarkeitsstudie. Wir haben es hier schon sehr häufig gesagt: Diese stellen wir als Koaliti- on nicht in Frage, sondern unsere Zielstellung ist, die Bedarfe, die dort abgebildet sind, am Ende umgesetzt zu bekommen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Bertram! – Herr Schweikhardt, bitte!

Notker Schweikhardt (GRÜNE): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! – Wir haben es vorhin schon betont, insbesondere Herr Buchner und Herr Bertram: Ich glaube, wir haben im Mo- ment etwas sehr richtig gemacht, weil wir nämlich zum einen das aufgreifen, was bis jetzt erarbeitet wurde, weil wir einen Bedarfsplan haben, der abgestimmt ist, weil wir mit Bürge- rinnen und Bürgern gesprochen haben und deren Interessen kennen, und weil wir zum ande- ren aber den Mut haben, die Chance zu erkennen, hier etwas wirklich ganz Spezielles zu ma- chen. Da geht es nicht nur um ein Stadion – das ist ein kleiner Teil dieses gesamten Gelän- des –, sondern um einen inklusiven Sportpark und einen ganzen Stadtbezirk, zu dem sich letztlich die ganze Stadt ins Verhältnis setzen muss.

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Das städtebauliche Verfahren betrachtet Verkehrsflüsse und Grundstücke, die bis jetzt nicht in Betracht kamen, etwa bezirkseigene Wendeschleifen der Straßenbahn, die unmittelbar in die- sem Gelände liegen, bis jetzt aber nicht berücksichtigt worden sind. Und vor allen Dingen verhindert es einen riesigen Fehler, den wir mit der Mauer gemacht hätten. Das haben wir haben bei Begehungen festgestellt. Es gab Schätzungen von Architekten, die sagten: Unter 25, 30 Millionen Euro ist der Erhalt der Mauer überhaupt nicht umsetzbar. – Die muss näm- lich im Zweifel abgetragen und eingelagert werden. Da muss der ganze Hügel weg und etwas Adäquates hin. Was sagt der Denkmalschutz? – Das sind alles Betrachtungen, die bis jetzt noch nicht gemacht wurden, und die uns im Zweifel massiv ausgebremst und Baustopps etc. verursacht hätten.

Wir haben jetzt die Chance, das aus einem Guss zu machen. Wir haben ein sehr schlankes Verfahren. Alle Verwaltungen haben sich Mühe gegeben, das zu straffen, dass wir eben nicht ewig planen, sondern erst planen und dann bauen. Das ist für Berlin ein wichtiger Schritt. Das haben wir nämlich bis jetzt immer falsch gemacht, wenn wir uns das Humboldt-Forum, die Staatsoper, den BER angucken: Jedes Mal wurde mit ganz viel Zeitdruck losgeplant, und nichts davon hat funktioniert und hat hinterher ein Vielfaches gekostet, weil wir nicht sorgfäl- tig geplant haben. Genau das machen wir jetzt: Wir planen das.

Und wenn die CDU das ganz dringend gewollt hätte, warum hat sie denn in der letzten Legis- laturperiode nichts dafür gemacht? – Sie haben nicht mal einen Cent dafür bereitgestellt. Und genau genommen waren Sie da in der Verantwortung, was das Fachressort angeht. – [Stephan Standfuß (CDU): Ich war gar nicht dabei!] – Vielleicht wäre das besser gewesen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Schweikhardt! – Herr Buchner bitte noch mal!

Dennis Buchner (SPD): Vielen Dank! – Ich will etwas sagen und habe ein bisschen Angst, dass ich es beim letzten Mal schon weitestgehend gesagt habe; ich mache es trotzdem: Ich glaube, was man schneller hätte haben können, wäre das Stadion gewesen, wenn man zu ei- nem bestimmten Zeitpunkt gesagt hätte: Wir ziehen das durch! – Es hat zumindest eine Phase gegeben, als klar war, dass wir die Special Olympics bekommen und es reichen könnte. Da hat es eine Phase gegeben, wo es berechtigt gewesen wäre, es durchzuziehen. – Die Phase war dann irgendwann vorbei, weil man sehr schnell gemerkt hat: Nein, es klappt nicht für Special Olympics, und selbst wenn wir alle Abläufe hinbekommen, ist es extrem unwahrscheinlich, dass wir zu dem Zeitpunkt was haben.

Ich will ausdrücklich noch einmal dazu bekennen, dass ich zu denen gehöre, die diesen Pro- zess verzögert haben, weil es die Hinweise vor allem aus dem näheren Umfeld von den Nut- zerinnen und Nutzern der Anlage gab, von Alba Berlin, von Empor Berlin, vom Behinderten- sportverband, von Pfeffersport, vom Tennisclub, von der SG Rotation – – Das sind die gro- ßen Nutzer vor Ort, und die haben sich mit uns zusammengesetzt und wollten noch einmal über das sprechen, was wir vor zwei oder drei Jahren als Bedarfsprogramm ermittelt hatten, weil die Einschätzung der nutzenden Vereine und Verbände gewesen ist, dass die 2013 abge- fragten Bedarfe nicht mehr ausreichen, weil alles größer geworden ist, weil noch mehr Leute da hingezogen sind, weil die Vereine, Empor und Rotation vor allem, voll sind und darum gebeten haben, dass wir noch mal darüber reden, ob es eigentlich reicht, was wir geplant ha- ben.

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Das haben wir gemacht. Das hat ungefähr ein Jahr gedauert. Ich bin sehr stolz darauf, will ich sagen, dass wir uns heute und in dem, was wir als Koalition verabschiedet haben, zu den neu ermittelten Bedarfen bekennen und sie umsetzen wollen. Ich will auch sagen: Da geht es auch um Räumlichkeiten für die Großvereine wie Pfeffersport und Empor Berlin mit vielen Tau- send Mitgliedern, die keine eigenen Räumlichkeiten haben, wo sie z. B. Mitgliederversamm- lungen machen. Da geht es um die Frage, ob eine Vereinsgastronomie untergebracht werden kann. Da geht es um Lagerräume, die für behindertensportliche Aktivitäten sehr viel größer ausfallen müssen als eben für ein paar Tischtennisplatten im Nichtbehindertensport. – All das haben wir jetzt in diesem neuen Bedarfsprogramm eingeplant, und ich finde, dazu kann man sich kraftvoll bekennen.

Aber es ist wahr: Das hat Zeit gekostet, noch mal über ein Jahr, das raus ist aus dem Projekt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es jetzt vor dem Hintergrund, dass wir die Special Olym- pics nicht in dem Stadion haben werden, sinnvoll ist, die beiden Projekte, nämlich Stadion und restlichen Sportpark, gemeinsam zu betrachten. Wenn ich weiß, dass ich soundso viele tausend Quadratmeter Lagerflächen brauche, dann habe ich zwei Möglichkeiten, die einzu- bauen: Entweder ich integriere das in den Körper des Stadions oder in den Bau einer Sport- halle oder weiterer Gebäude auf dem Gelände. Die Anzahl der Quadratmeter der Funktions- räume, die ich bauen muss, die Frage, wohin eigentlich die technische Schaltzentrale kommt – wo Herr Lück uns, als er hier war, gesagt hat, das wäre etwas, was man in ein Stadion, in die technische Schaltzentrale für den gesamten Sportpark einbaut –, das können wir jetzt gemein- sam betrachten. Das hätten wir nicht gehabt, wenn wir vor zwei oder drei Jahren mit Blick auf die Special Olympics gesagt hätten: Wir machen jetzt einen ersten Bauabschnitt, und der ist das Stadion

Wir hätten im Übrigen auch kein so klares Bekenntnis zu dem anderen Bauabschnitt mit dem Sportpark gehabt. Ich habe immer wieder davor gewarnt und es hier, glaube ich, öffentlich gesagt: Was ist denn, wenn die Kohle nicht reicht, wenn die 180 Millionen Euro, die damals für das Gesamtprojekt in Rede standen – wir haben ein bisschen wegen der Baukostensteige- rung draufgesattelt –, schon für das Stadion ausgegeben werden? Sagen wir dann am Ende: Na, dann kommt der Rest eben nicht? – Nein! Wir haben jetzt ein ganz klares Bekenntnis da- zu, das gesamte Projekt zu realisieren. Sportpark und Stadion gehören für uns zusammen, weil es nicht nur darum geht, ein Fußball- und Leichtathletikstadion zu haben, sondern auch etwas für die nutzenden Vereine vor Ort. Ich kann uns alle nur auffordern: Bekennen wir uns doch dazu und sorgen wir gemeinsam dafür, dass es schnell geht, dass wir – dafür bin ich durchaus bekannt – Verwaltungen Druck machen, so etwas zu realisieren! Nutzen wir auch den Ausschuss gemeinsam in den nächsten Jahren, um immer wieder nachzufragen und den umsetzenden Verwaltungen auf die Füße zu treten! – Dann bin ich in der Tat optimistisch, dass wir im Lauf der nächsten Wahlperiode – erstens – die nächsten Schritte gehen, zu denen Rückbaumaßnahmen gehören, – zweitens – aber zumindest die Eröffnung des Stadions hin- bekommen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Buchner! – Ich glaube, dass sich hier jeder zu dem Gesamtprojekt bekennt, ist unstrittig. – Herr Förster, bitte!

Stefan Förster (FDP): Vielen Dank! – Wenn wir in eine zweite Runde gehen, will ich noch einige Punkte aufgreifen. – Zum Stichwort Baukosten, die Kollege Buchner ansprach: Die Bauindustrie ist zwar gern dabei zu sagen, dass sie im Augenblick weniger baut. Aber sie ha-

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ben immer noch so volle Bücher – das gibt die Bauindustrie auch zu –, dass sie Aufträge auf Jahre hinaus schieben, und das Bauen wird mit Sicherheit auch wegen Fachkräftemangel und Ähnlichem nicht günstiger werden. Davon können wir ausgehen. Deswegen macht es, glaube ich, schon Sinn, wenigstens den Abriss des Hauptgebäudes ins Auge zu fassen, damit man nicht noch mal Zeit verliert. Das hat nichts damit zu tun, dass ich die Innenflächen für weitere sportliche Nutzung frei halten kann, und die Umkleiden wären dann nicht mehr im Hauptge- bäude, sondern in dem gerade genannten Funktionsgebäude. Den Abriss des Hauptgebäudes kann ich von der Asphaltstraße davor machen und muss den Kran nicht unbedingt auf die Rasenfläche stellen. Das wird man logistisch hinbekommen. – Dafür würde ich werben, wenn sich keine Lösung abzeichnet, dass man in irgendeiner Form noch den Bestandsschutz ver- längern kann, was für die Vereine natürlich die bessere Variante wäre, die das entsprechend nutzen könnten.

Ich habe auch kein Problem damit, dass Bedarfsprogramme sich verändern und anpassen, und ob der Tennisplatz nachher quer oder längs ist und ob das Gebäude, das ALBA noch nutzt und wo der Nachfolgebau entstehen wird, sechs-, sieben-, achtgeschossig ist oder ein Hoch- haus hinkommt – da bin ich flexibel. Es gibt viele Vorstellungen, was man da machen kann. Ich will aber darauf hinweisen, dass gerade die Fachverbände und der Landessportbund ve- hement das jetzige Verfahren kritisieren und gesagt haben: Ihr hättet viel früher zu Potte kommen müssen! Wir sind enttäuscht darüber, dass jetzt wieder Schleifen gedreht werden! – Das hätte man – da hat der Kollege Standfuß recht – 2017 alles eintüten können. Es ist ja nicht so, dass wir jetzt überraschend neue Erkenntnisse haben, über die wir diskutieren, son- dern wir diskutieren im Prinzip seit 2017 immer dieselbe Schleife.

Natürlich hat Kollege Bertram recht: Die vorgezogene Planreife in einem Bebauungsplanver- fahren kann man erst dann erklären, wenn die Grundzüge der Planung unverrückbar festste- hen. Aber wir sind damals davon ausgegangen, dass der Bebauungsplan nur für das Gelände außerhalb des Stadions gilt, und dann hätte man eben, solange er nicht aufgestellt ist, das Sta- dion nach § 34 Baugesetzbuch als Bestandschutz bauen können. Das war ja auch mal in Rede; das hat die Verwaltung auch so angekündigt. – Das ist eben nicht passiert, und da ist wiede- rum viel Zeit verloren gegangen.

Bei allem Respekt für die Sportvereine vor Ort – wir haben in Berlin eine Vertretung durch die entsprechenden Fachverbände der Sportarten auf Landesebene, ob das Leichtathletik, Be- hindertensport und Ähnliches ist, und die haben mir ganz klar erklärt, ihnen ginge das alles nicht schnell genug, und sie wollten, dass wir endlich zu Potte kommen. Ähnlich hatte sich der Landessportbund geäußert. Dann ist der organisierte Sport in dem Fall, der hier mit einer Stimme spricht, ganz klar positioniert und eher in dieser Frage bei der Meinung von Herrn Standfuß und von mir. Er hat eben nicht gesagt: Hurra, wir begrüßen, dass das Werkstattver- fahren noch drei Jahre länger dauert! – Solche Äußerungen sind mir nicht bekannt, ganz im Gegenteil: Es gab den Brandbrief vom LSB-Präsidenten Härtel, der deutlich seinen Unmut zu dem jetzt gefundenen Kompromiss äußert.

Wir kommen jetzt in Haushaltszeiten rein. Der Finanzsenator sagte gestern, es gebe jetzt schon Projekte, die mit Milliarden untergedeckt sind – das war, glaube ich, seine Formulie- rung. Also wenn all das, was angemeldet werden würde, realisiert würde, würden jetzt schon Milliarden fehlen. Es glaubt doch keiner, dass die Situation in einigen Jahren besser wird, wenn man den Jahn-Sportpark mit neuen Bedarfen ausfinanzieren muss. – Ich sehe da

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schlimme Zeiten auf uns zukommen und eher, dass wir dann wieder bei Streichkonzerten sind, die wir alle nicht wollen. Aber das ist die Situation: Wir haben dann die höchste Neuver- schuldung, die wir jemals hatten. Wir werden im nächsten Jahr einen Schuldenstand haben, der über dem liegt, was beim Bankenskandal verursacht wurde, und das muss alle nachdenk- lich machen. Deswegen glaube ich nicht, dass wir 2026 eine bessere Finanzierungslage ha- ben.

Es ist vielleicht ein Stück weit eine deutsche Diskussion. Ich glaube, in vielen Ländern der Welt – nicht nur in Ländern wie China – würde das Stadion längst stehen: Da würde nicht sechs Jahre diskutiert und noch mal sieben Jahre geplant werden, sondern da würde man bau- en, und es würde fertig sein und funktionieren. – Wir müssen in Deutschland mal dazu kom- men, Bauprozesse zu beschleunigen. Ich brauche nicht über den Flughafen oder die Komische Oper zu reden – aber bei nahezu jedem größeren Bauvorhaben in Deutschland wird es teurer, dauert es länger, und wir kommen nicht zu Potte. Das ist eine Sache, die mich wirklich ärgert, weil wir das den Leuten nicht mehr vermitteln können.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Förster! – Herr Standfuß, bitte!

Stephan Standfuß (CDU): Herr Schweikhard! Es ist schon lustig – das will ich kurz anmer- ken –, dass uns der Flughafen BER als Negativprojekt dargestellt wird. Gestern haben Sie uns noch erzählt, dass alles super gelaufen wäre mit dem BER – aber egal, sei’s drum. An der Stelle geht es um das Stadion, und mit dem Stadion ist es tatsächlich so, dass es durch die Änderung des Verfahrens – und der LSB hat das kritisiert; Herr Förster hat es eben gesagt – nicht nur zu einer Verzögerung kommt, sondern ich auch so ein bisschen die Befürchtung habe, dass es der Anfang vom Ende des neuen Stadions ist. Und da sind die Argumente von Herrn Förster nicht von der Hand zu weisen, dass die finanzielle Situation des Landes Berlin nicht besser wird. Und wenn wir an der Stelle noch weitere Ideen haben, wie man das Stadion möglicherweise anders ausgestalten kann, dann wird die Rechnung, glaube ich, am Ende nicht günstiger, sondern eher teurer.

Kurzum: Es ist ein Trauerspiel für den Inklusionssport. Es ist ein Trauerspiel für den Behin- dertensport. Wir haben damals schon auf eine Anfrage von uns gehört, dass es für größere Veranstaltungen des Inklusions- und Behindertensports keine weiteren Sportstätten in Berlin gibt, die dieses Profil, das wir damals für den Ersatzbau des Stadions erarbeitet haben, bein- halten oder verwirklichen könnten. Insofern fehlt an der Stelle einfach etwas, und wir waren uns hier eigentlich alle einig, dass es eine gute Perspektive für diesen Ersatzbau gibt. – Jetzt wurde das Ganze umgeschmissen, und da können Sie das für sich so schönreden, wie Sie das immer wollen. Am Ende bleibt stehen: Wir haben eine Verzögerung. Wir wissen nicht, ob es zu diesem Neubau überhaupt kommen wird. Und wir haben ab 1. Januar 2021 dort eine Sta- dionruine stehen, die wahrscheinlich – so wurde es uns zumindest beim letzten Mal im Sport- ausschuss gesagt – nicht mehr für den Sport zur Verfügung steht.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Standfuß! – Herr Schweikhardt, bit- te!

Notker Schweikhardt (GRÜNE): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! – Ich muss ein paar Sa- chen zurechtrücken: Wie gesagt, wenn Ihnen so viel an dem Stadion gelegen hätte, dann hätte man früher in der letzten Legislaturperiode etwas machen können. Es ist diese Koalition, die

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das Ganze in Gang gebracht hat und zu einem sehr guten Ergebnis führen wird. Es ist hervor- ragend vorbereitet; das muss ich nicht alles wiederholen. Zum Flughafen BER: Ich glaube, es gibt niemanden, der mit der Geschwindigkeit zufrieden war, die das gedauert hat. Aber wir wissen auch, woran es lag. Da wurde nachgebessert. Da wurden die Bedarfe während des Bauens verändert. Und das machen wir jetzt vorher. Es ist nicht richtig, dass die Bagger jetzt theoretisch rollen könnten. Wir haben das abgefragt: Der Senator hat gesagt, sie könnten frü- hestens in einem Jahr kommen, weil das europaweit ausgeschrieben werden muss, weil es auch dafür entsprechender Planung bedarf.

Es wird sich auch nicht um drei Jahre verzögern, Herr Förster: Das Werkstattverfahren ist in einem halben Jahr durch. Wir haben in einem Dreivierteljahr die Ergebnisse vorliegen. – [Zu- ruf] – Dass Sie daran zweifeln, das verstehe ich aus der Historie: Als CDU-Politiker würde ich auch daran zweifeln. Da ist die ganzen Jahre ja auch nichts passiert. Aber wir sind schnel- ler, und wir werden das umsetzen. Und die Special Olympics werden nicht abgesagt, sondern wir ertüchtigen andere Stadien für diesen Zweck, was natürlich super ist. Denn auch da blei- ben Sachen übrig, die den Inklusionssport in Berlin weiterbringen. Wir werden im Zweifel auch die Flächen des jetzigen Stadions weiter nutzen können. Das wird geprüft.

Ich bin wie Herr Buchner ein Stück weit stolz darauf, dass es uns gelungen ist, einen soliden Prozess aufzustellen, wo eine Finanzierung steht, wir eine solide Planung haben und alle, die daran ein Interesse haben, beteiligt werden. – Das dauert natürlich länger, Herr Förster. Wir sind nun mal nicht in Beijing, wo so etwas hingesetzt wird, sondern bei uns dürfen die An- wohnerinnen und Anwohner und die Vereine mitreden. Und das funktioniert gut. Das ist dis- kursiv, und wir sind ein Teil davon. Das auch gut und richtig so. Aber ich bin überzeugt da- von: Wir werden danach genau das bekommen, was wir wollten – ein inklusives Stadion, ei- nen inklusiven Sportpark, auf den wir alle stolz sein können und der ein Leuchtturmprojekt sein wird.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Schweikhardt! – Möchte die Senats- verwaltung Stellung nehmen? – Bitte, Frau Smentek!

Staatssekretärin Sabine Smentek (SenInnDS): Ich würde gern zu den sportfachlichen Fra- gen, die am Rande der Debatte aufgetaucht sind, Stellung nehmen, und zu den baufachlichen Fragen kann mich sicherlich Herr Kühne könnten ergänzen, der digital bei uns weilt. – Sport- fachlich war einmal die Frage, was nach dem 31.Dezember 2020 passiert: Dort haben Sie, Herr Förster, gesagt, Sie würden sich eine Verlängerung des Bestandsschutzes vorstellen. – Das können wir uns, glaube ich, alle vorstellen, aber es ist leider nicht möglich. Die Betriebs- erlaubnis erlischt, und es gibt keine Chance – das ist geprüft worden –, sie nochmals zu ver- längern. Das ist nicht das erste Mal. Die Aussage ist auch nicht neu, wenn sogar ich die ken- ne. Das ist eine Determinante, vor deren Hintergrund das Vorhaben in den letzten Monaten und Jahren diskutiert worden ist. Insofern ist diese Variante leider nicht realisierbar.

Was allerdings passiert, und das hat eben in der Debatte auch schon eine Rolle gespielt, ist, dass die Freiflächen werden genutzt werden können. Und wir derzeit prüfen, inwieweit der Schul- und Vereinssport auch die Freifläche im Stadion nutzen kann. Diese Prüfung ist aller- dings noch nicht abgeschlossen. Das kann ich an der Stelle mitteilen.

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Ansonsten haben wir jetzt einen klaren Fahrplan, der Unsicherheiten reduzieren hilft. Dass alle von uns die Anlage gerne schneller fertiggestellt hätten, hat, glaube ich, die Diskussion heute auch gezeigt. Das ist in etwa auch das, was Herr Senator Geisel im Rahmen der Frage- stunde gestern geantwortet hat, und dem ist nichts hinzuzufügen. – Jetzt würde ich gerne Herrn Kühne bitten, zu den baufachlichen Fragen noch etwas zu sagen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Danke, Frau Smentek! Das hätte ich jetzt auch gemacht.

Stefan Förster (FDP): Gibt es ein Wortprotokoll davon? – Sonst hätte ich es noch einmal beantragt.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Ja, das wird es geben. Vielen Dank für den Hinweis! – Jetzt hören wir Herrn Kühne von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. – Bitte schön, Herr Kühne!

Manfred Kühne (SenStadtWohn) [zugeschaltet]: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich möchte gerne zu den planungs- und genehmigungsrechtlichen Aspek- ten, die in Ihrem Kreis diskutiert worden sind, Stellung nehmen. Wir als Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen haben mit dem Aufstellungsbeschluss im November dieses Jahres den Auftrag bekommen, dafür zu sorgen, dass zum Zeitpunkt einer Bauantragstellung für ein neues Stadion oder anderer neuer Anlagen auf dem Gelände die genehmigungsrechtli- chen Voraussetzungen sicher sind. Wir sind die oberste Planungsrechtsbehörde und auch oberste Bauaufsichtsbehörde. Das ist die Funktion unserer Abteilung II. Ich bin der zuständi- ge Abteilungsleiter. Das heißt, es ist genau das zu tun, was diskutiert wurde. Es ist zu prüfen, ob eine Genehmigung nach § 34 möglich ist. Theoretisch kann man natürlich an einem Standort, an dem es ein existierendes Stadion gibt, Wege und Szenarien finden, wo eine Ge- nehmigung nach § 34 denkbar wäre. Das würde aber voraussetzen, dass man sich bei der Neuplanung des Stadions und auch seines Umfeldes weitgehend an die Parameter hält, die für das bereits existierende und genehmigungsfähige Stadion gelten. Das heißt, sowohl die Spiel- räume für eine funktionale und auch wirtschaftliche Optimierung und natürlich auch eine ge- stalterische des neuen Stadions sind dadurch sehr stark eingeengt, und es wird schwieriger, eine integrierte Planung für das gesamte Areal, wo die Stadionbelange und die Freiflächen und sonstigen Belange zusammengebracht werden sollen, zusammenzubringen.

Wir haben mit dem Aufstellungsbeschluss zunächst einmal die Voraussetzung geschaffen, dass ein Bebauungsplanverfahren gestartet werden kann und dass über die Ergebnisse dann auch das Abgeordnetenhaus beschließen wird. Die Frage, welche Genehmigungsspielräume sich im Rahmen des § 34 ergeben und welche eine Regelung über einen Bebauungsplan vo- raussetzen, kann man abschließend erst klären, wenn das Stadiongebäude fertig geplant ist. Diese abschließenden Ergebnisse erwarten wir, das wurde auch schon angesprochen, aus ei- nem Realisierungswettbewerb. In einem Wettbewerb sollen verschiedene Gestaltungs- und auch Kostenalternativen für das Stadion vorgelegt und entschieden werden.

Es ist so, wie schon gesagt wurde: Wir werden die Zeit, die für die Bürgerbeteiligung und für den Wettbewerb für das Stadion eingesetzt wird, nutzen, um alle planungsrechtlichen relevan- ten Fragen für das Areal abschließend zu klären. Einige Aspekte sind erwähnt worden. Das sind Fragen der Verkehrserschließung. Das sind Fragen des Naturschutzes und des Denkmal-

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schutzes, und es sind aber im Kern natürlich die sportpolitischen Planungsvorgaben, die in der Machbarkeitsstudie sehr präzise fixiert worden sind.

Wir gehen davon aus, dass der Realisierungswettbewerb im Herbst des nächsten Jahres ge- startet werden kann und nach neun Monaten dann das Planungsergebnis für das Stadion vor- liegt. Zu diesem Zeitpunkt kann man dann auch präzise Aussagen machen, ob wir im Bebau- ungsplan dann noch Genehmigungsaspekte berücksichtigen oder ob dann unter den geklärten Rahmenbedingungen des Bebauungsplans eine Genehmigung nach § 34 möglich sein wird. Es ist wahrscheinlicher, dass es sinnvoll ist, für das Stadion Regelungen im Bebauungsplan aufzunehmen, aber das ist dann für die weitere Stadion- und Freiflächenplanung nicht zeitkri- tisch. Wir haben genug Vorlauf aus dem Bebauungsplanverfahren, dass es keine zeitlichen Verzögerungen für die Finalisierung der Gebäudeplanung und den Übergang in die Bauphase gibt. Ich hoffe, diese Ausführungen beantworten die von Ihnen diskutierten Fragen zum Pla- nungsrecht und auch zum Bauordnungsrecht.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Kühne! – Jetzt ist noch eine zweite Fragerunde entstanden. Ich bitte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich kurzufassen. – Als Erster Herr Bertram, bitte!

Philipp Bertram (LINKE): Ich kann auch anbieten, dass wir das im Rahmen der Antragsbe- ratung machen. Ich hätte jetzt nur Stellungnahmen und keine Fragen mehr.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank! – Herr Förster!

Stefan Förster (FDP): Im Rahmen der Antragsberatung können wir gerne in diese einsteigen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Ich hätte auch noch eine kurze Frage als Abgeordneter.

Frank Scheermesser (AfD): Meine Fragen werden dann entsprechend schriftlich beantwortet von Ihnen, Herr Kühne?

Manfred Kühne (SenStadtWohn) [zugeschaltet]: Wenn das gewünscht ist, machen wir das selbstverständlich.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank! – Dann schließe ich die Besprechungs- punkte 2 a) und 2 b) ab. Ich denke, die können wir auch vertagen. Es wird dann wahrschein- lich noch weitere Aussprachen zu diesem Prozess geben. Der Bericht wird zur Kenntnis ge- nommen. Bei Herrn Kühne möchte mich im Namen des Ausschusses ganz herzlich bedanken. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und eine schöne Weihnachtszeit. Kommen Sie gut ins neue Jahr und vor allen Dingen gesund. – Vielen Dank! – Herr Förster!

Stefan Förster (FDP): Wir machen es eigentlich immer so, dass wir Besprechungspunkte abschließen. Das würde ich auch vorschlagen. Wir könnten immer wieder einen neuen bean- tragen, wenn es einen neuen Sachstand auch mit einer konkreten Fragestellung zum Jahn- Sportpark gibt. Aber die Besprechungspunkte selber müssen wir nicht vertragen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Habe ich dazu Einverständnis von allen? – Gut, dann verfahren wir so.

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Punkt 3 der Tagesordnung

Antrag der AfD-Fraktion 0211 Drucksache 18/2860 Sport(f) Sofortige Weiterentwicklung des Jahnsportparks IntArbSoz* zum inklusivem Leuchtturmprojekt! Beginn der Haupt Abrissarbeiten noch dieses Jahr sicherstellen – StadtWohn* Mittel freigeben!

Siehe Inhaltsprotokoll.

Punkt 4 der Tagesordnung

Antrag der Fraktion der CDU 0212 Drucksache 18/2874 Sport(f) Festhalten an den Plänen des Cantian- IntArbSoz* Stadionneubaus im Friedrich-Ludwig-Jahn- Haupt Sportpark StadtWohn*

Hierzu:

Änderungsantrag der Fraktion der CDU vom 0212 A 19.11.2020 Sport

Siehe Inhaltsprotokoll.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Ich komme nun zu

Punkt 5 der Tagesordnung

Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs 0174 Ein für Berlin? Sport (auf Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)

Hierzu: Anhörung

Zu Punkt 5 der Tagesordnung begrüße ich Herrn Hans-Jürgen Kuhn vom 1. Berliner Skate- boardverein e. V. Er ist persönlich anwesend. – Guten Tag, Herr Kuhn! Sie sind darauf hin- gewiesen worden, dass die Sitzung live auf der Website des Abgeordnetenhauses gestreamt wird und dass eine Aufzeichnung gegebenenfalls ebenfalls auf der Website abzurufen sein wird. Ich darf feststellen, dass Sie mit dem Vorgehen, insbesondere mit der Liveübertragung und Bild- und Tonaufnahmen der Presse, einverstanden sind. – Jawohl! Wird ein Wortproto- koll gewünscht? – Ich gehe davon aus. Jawohl! Möchte eine der antragstellenden Fraktionen den Besprechungsbedarf zu Punkt 5 der Tagesordnung begründen? – Herr Buchner, bitte!

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Dennis Buchner (SPD): Vielen Dank! – Vielen Dank Herr Kuhn, dass Sie uns heute die Ehre geben, zum Thema Skaten in Berlin zu berichten. Das Besondere am Skaten ist, dass es so- wohl organisiert als auch unorganisiert stattfinden kann und eine Trendsportart in Berlin ist. Vielleicht ist es schon gar keine Trendsportart mehr, denn es ist ein Trend, der über viele Jah- re in Berlin anhält. Grundsätzlich ist die Situation sicherlich so, dass vor allem auch die Be- zirke in der Verantwortung sind, Sportanlagen für das Skaten und zur Verfügung zu stellen. Wir beide sind vor etwa einem Jahr miteinander ins Gespräch gekommen mit der Idee, einen Skatepark für Berlin in Angriff zu nehmen. Heute ergibt sich nun die Gelegenheit, Ihnen einmal zuzuhören, Ihre Vorstellung zu hören. Wir sind dankbar, dass Sie zu uns ge- kommen sind und freuen uns auf Ihre Ausführungen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Buchner! – Ich gebe dann dem Senat das Wort. – Frau Staatsekretärin!

Staatssekretärin Sabine Smentek (SenInnDS): Ich bin heute in Vertretung von Herrn Dzembritzki hier. Ich bin aber ehemalige Sportstadträtin aus dem Bezirk Mitte. Daher kenne ich natürlich alle möglichen Dinge rund ums Skateboarden. Ich freue mich persönlich sehr darauf zu hören, was Herr Kuhn uns mitgibt. Ich glaube, die Situation des Skateboardens in Berlin hat Herr Buchner eben zutreffend beschrieben. Es gibt sie in allen Spielarten. Es ist mehr als eine Sportart. Es ist ein Lebensgefühl für viele, gerade jüngere Menschen, aber nicht nur, und wir haben ohne Zweifel, das haben bisherige Studien ergeben, einen Infrastrukturbe- darf. Wie der allerdings aussieht – – Manchmal kann man mit Infrastrukturen bestimmte Dinge gerade nicht unterstützen. Es ist hier, glaube ich, die Kunst, eine Infrastruktur aufzu- bauen, die das Spontane des Skateboardens gerade nicht zerstört. Das ist, glaube ich, eine besondere Kunst, der man sich nicht einfach mal spontan widmen kann und irgendwo ein bisschen Beton hinkippt, und dann hat man eine Infrastruktur. Das nimmt der Senat auch sehr ernst. Wir freuen uns sehr darauf, dass Sie, Herr Kuhn, dazu beitragen können, wie wir viel- leicht dieses Kunststück gemeinsam hinkriegen. Von daher sind wir gespannt, welche Ideen Sie einbringen, weil wir schon vorhaben, uns auch in 2021 vielleicht vertiefter, wenn der Ausschuss das Interesse teilt, damit auseinanderzusetzen, um dann auch gemeinsam ein paar Perspektiven für Standorte zu entwickeln.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Frau Smentek! – Wir kommen zur Anhö- rung. Ich möchte nun dem Anzuhörenden das Wort geben. – Herr Kuhn, Sie haben das Wort!

Hans-Jürgen Kuhn (1. Berliner Skateboardverein e. V.): Ich freue mich sehr, hier vortragen zu können und möchte in meinem Vortrag auf drei Dinge eingehen. Zum einen: Was ist das für ein Sport? Ist das eigentlich nur Sport, oder ist das mehr, und was ist das Mehr? Was ha- ben wir in Berlin für diesen Sport, und was brauchen wir? Ich habe Ihnen in einer Tischvorla- ge schon ein paar Fakten zugeleitet, auf die ich jetzt nicht mehr eingehe. Das kostet zu viel Redezeit. Insofern liegen ein paar Grundfakten vor, und anderes will ich gerne bebildern, um Ihnen einen visuellen Eindruck zu vermitteln, der deutlich macht: Was ist das für eine Gruppe von Menschen, von Kindern, Frauen, Männern, Erwachsenen, die sich da in irgendwelchen Betonlandschaften aufhalten?

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 18 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Das Startbild ist eine Anlage, die man sieht, wenn man von der Warschauer Brücke runterge- guckt. Es ist ein Skatepark, den wir als Verein gebaut haben, bezahlt von einem Sponsor aus der Skateboardbranche und mit der Gestattung des Grünflächenamtes Kreuzberg- Friedrichshain. Es ist ein Platz, der unter Skatern als – ich nenne mal die englische Bezeich- nung – „Dog Shit Spot“ bekannt ist. Das haben wir in einen hochattraktiven Erlebnisraum umgewandelt. Wenn Sie jetzt im Winter, Corona hin und her, da hingehen und von der Brü- cke schauen, sehen Sie da haufenweise junge Menschen, die da ihren Skateboardsport ausü- ben. Das ist eine der besseren Anlagen, die wir in Berlin haben, weil natürlich hier auch Ska- terinnen und Skater selber geplant haben, was man auf dieser kleinen Fläche – – Nicht viel, aber doch intensiv nutzbar.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 19 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Zum Thema: Was sind wir? – Ich denke schon, wir sind nach 40 Jahren kein Trendsport mehr. Ich selber habe den 1. Berliner Skateboardverein 1977 mitgegründet und bin seitdem mit dem Sport befasst, nicht mehr so aktiv wie früher, aber immer noch voll dabei, auch auf Bundesebene. Das geht in jeder Altersgruppe. Wir haben auch Leute in meinem Alter, die immer noch selber aktiv skaten mit ihren Kindern, die inzwischen auch auf dem Board stehen. Skaten ist eine Mischung aus Alltagskultur, aus Freizeit- und Leistungssport, und es ist etwas, was sich nicht statisch abgrenzen lässt. Die Übergänge sind total fließend. Sie werden, wenn Sie Skater fragen: Was bist du? – nicht jemanden finden, der sagt: Ich bin der Leistungs- sportskater –, und ein anderer sagt: Ich bin der Freizeitskater. – Das sind alles Begrifflichkei- ten, die bei dieser Sportausübung nicht so klar rüberkommen. Was heißt denn Leistung? – Wenn jemand wie verrückt trainiert, um einen bestimmten Trick zu können, und er kann ihn dann und zeigt ihn in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, dann ist das eine Leistung, die er erbracht hat. Er muss aber kein Interesse daran haben, in einem Wettkampf solche Tricks im Rahmen eines sehr standardisierten Messverfahrens vorführen zu wollen, um dann als Leistungssportler Platz 1 oder 3 oder irgendetwas zu belegen. Das ist nicht unbedingt das Mo- tiv dieser Kinder und Jugendlichen oder Erwachsenen.

Übrigens haben wir den Anspruch, eine sehr inklusive Sportart zu sein. Es gibt Wheelchair- skating seit geraumer Zeit mit Weltmeisterschaften und Deutschen Meisterschaften, wo sich Leute im Rollstuhl in solchen Rampenlandschaften tummeln und Sportwettkämpfe durchfüh- ren. Die sind nicht im Deutschen Rollsportverband organisiert, sondern im Deutschen Roll- stuhl-Sportverband. Das ist aber eine Sparte, mit der wir uns wieder faktisch zusammentun und mit der wir spannende Erlebnisse haben.

Das Skaten ist ein Branding, das Sie in der Werbung unglaublich oft finden, denn es wird als Synonym für Jugendlichkeit, für Kreativität, für Tempo, für Dynamik benutzt. Wenn man sich Werbespots daraufhin anguckt, wo überall Skater durch die Landschaft flitzen, dann ha- ben Sie das bei Spreequell oder bei Berlin-Werbeclips oder bei Banken. Irgendwie scheinen die zu glauben, das bringt ihnen eine jugendliche Zielgruppe, wenn irgendwo mal einer mit dem auftaucht, am besten noch eine junge hübsche Frau wie bei Spreequell. Da läuft das dann auch. Das ist etwas, was man benutzt als Botschaft, und deswegen sind wir inzwischen auch eine olympische Sportart geworden, weil wir auch in der Ansicht des IOC zur Verjüngung, zur Modernisierung dieses Sportzirkusses beitragen, genau wie Snowboard- fahren, BMX-fahren, Bouldern und neuerdings auch Breakdance. Das sind Modernisierungs-

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 20 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

tendenzen, für die sich dieser Sport anbietet, aber wo wir uns manchmal eher ein bisschen missbraucht fühlen.

Wir sind eine Individualsportart, und Vereinsbindung ist die Ausnahme. Wir haben in ganz Deutschland 3 200 organisierte Skateboardfahrerinnen und -fahrer im Deutschen Inliner- und Rollsportverband. Wir haben aber Hundertausende von Leuten, die täglich skaten und über- haupt kein Interesse daran haben, einen Verein zu besuchen. Wozu? Wozu brauchen Sie einen Verein? – Sie brauchen ihn dann, wenn Sie sich entweder im Wettkampfbereich engagieren wollen und auch da Ziele haben, die Sie auf Deutschen Meisterschaften oder international erreichen würden. Dann brauchen Sie die Vereinsbindung. Oder wenn in einer Gegend, wo Sie wohnen, ein Verein über Möglichkeiten des Zugangs zu eigenen Skateparks oder Hallen verfügt. Dann wird es interessant. Ansonsten sind alle Anlagen, die wir in dieser Broschüre dokumentiert haben, die Sie schon vor Corona bekommen haben, öffentlich zugänglich und laufen eher unter dem Rubrum: Spielplatz, Grünflächenanlage, im Gleisdreieckpark einge- streuselt, aber nicht als Sportanlage. Deswegen können Skaterinnen und Skater das alles be- nutzen und müssen keinem Verein angehören, müssen auch keinen Eintritt bezahlen und be- nutzen das Skateboard auch als Verkehrsmittel. Gerade Kinder und Jugendliche kommen oft mit dem Skateboard zur Schule oder mit dem Fahrrad oder mit dem Scooter. Das ist ein Teil ihrer Mobilität, mit dem sie dann unterwegs sind. Da vermischt sich die sportliche Zwecknut- zung mit der Alltagsnutzung im Stadtraum. Das ist auch eine spannende Geschichte.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 21 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Was ich hier andeuten will: Dieses Skaten ist schon mehr als eine sportliche Tätigkeit. Dahin- ter steckt schon eine Philosophie derer, die es betreiben, eine bestimmte Haltung, sich durch die Stadt zu bewegen und Gegenstände und Anlagen in den Blick zu nehmen, von denen wir nie glauben würden, dass sie zum Skaten geeignet sind. Aber das macht den Reiz aus für die vielen Jugendlichen, die da herumhüpfen und etwas probieren an Stellen, wo das gar nicht gedacht war, möglicherweise auch nicht gewollt ist und wo sie dann Grenzen überschreiten in der Selbsterfahrung bis hin auch zu Stürzen. Die gehören dazu. Das ist keine Sportart für Sof- ties, wo man denkt: Oh Gott, ein blauer Fleck, ich bleibe zu Hause. – Das passt gar nicht beim Skateboarden.

Es wird dann in vielen Form durchgeführt. Das Streetskaten ist quasi Basic. Dann gibt es die Disziplin - oder Bowlskaten, auch olympisch, Halfpipe fahren und Miniramp fahren. Mi- niramp ist nicht olympisch, Halfpipe auch nicht, aber Halfpipe gehört zu den World Roller Games, und da gab es Weltmeisterschaften in Barcelona 2019, also auch eine klassische Sportart, die inzwischen auf Leistung betrieben wird. Es gibt aber viele Spielarten, darunter Slalomfahren, Downhill fahren, Freestyle fahren. Mit dem Gerät kann man ganz viele ver- schiedene Dinge machen, und alle fühlen sich aber auch ein Stück weit als Familie.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 22 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Was für Skatboarding in städtischen Räumen ein Problem ist, ist, dass wir den öffentlichen Raum nutzen und zweckentfremden, weil alles, was irgendwie aus Beton oder aus Stahl ist oder eine Kante hat, kann man zum Skaten erst mal gebrauchen oder, wie andere sagen wür- den, missbrauchen. Sie sehen Geländer, die sind nicht für uns gebaut worden, aber die lassen sich skaten. Sie sehen Betonelemente vor der Nationalgalerie. Die kann man skaten. Das ist aber ein großes Ärgernis. Dieses Streetskaten als Basisdisziplin hat sich entwickelt, und ich kenne noch die Zeiten, wo die Kollegen, als die Nationalgalerie noch offen war, Sand und

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 23 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Kies gestreut haben, damit die Skater möglichst nicht gleiten und rollen können. Dann haben wir Besen besorgt und das weggefegt, und bis die wieder kamen hatten wir zwei, drei Stunden eine Session und konnten Skaten. Das sind die kleinen Alltagskonflikte, die Skater haben.

Oder hier: Das ist irgendwie nicht so gewollt am Kulturforum. Es ist vielleicht auch nicht der beste Ort, aber es reizt. Es macht Spaß. Deswegen gehen Skater an solche Stellen und probie- ren riskante Manöver. Dann wird ein kleines Instragramfoto gemacht, ein kleiner Clip, und schon ist das online, und der Ruf desjenigen, der das geschafft hat, ist großartig.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 24 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Jetzt gehen wir über in die Disziplin Street im Outdoorbereich.

Das ist die kleine Anlage, die wir gebaut haben in Kooperation mit dem Bezirksamt. Sie ist im Alltag für alle zugänglich und frei nutzbar, aber auch ein cooler Eventort.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 25 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Das war eine Veranstaltung, die wir mit einem Sponsor zusammen gemacht haben. Sie sehen, da stehen Hunderte von Leuten auf der Böschung. Das war gar nicht so cool für Grünflächen- amt. Die war hinterher ziemlich runter, weil es oft an Skateparks keine Möglichkeiten gibt, sie als Eventort zu nutzen, indem da noch irgendeine Fläche ist, wo man eine Tribüne hinstel- len kann. Das wäre für nachher noch ein Punkt. Aber selbstorganisiert auf diese Weise klappt das dann irgendwie.

Das ist ein anderes gutes Beispiel – Frau Smentek wird es kennen – in Mitte. Dieser Skate- park ist sehr früh mit uns geplant worden. Das heißt, man hat uns gefragt: Könnte man da nicht etwas für die Skateboarder machen? – Da haben wir gesagt: Aber natürlich, klar, aber dann lasst uns einen Plan machen, wie man diese 600 Quadratmeter hinter der Mauer zum ehemaligen Knast im Poststadion gut gestalten kann. Das ist der einzige Skatepark in Berlin, der zum Fachvermögen eines Sportamtes gehört, weil der Kollege Schmidt als Sportamtsleiter in Mitte einfach ein cooler Typ ist. Er hat sich voll darauf eingelassen, dass wir mal sagen, was wir brauchen, und dann hat man das mit Mitteln aus dem Stadtumbau West auch gebaut, und es ist toll. Wenn Sie in Pandemiezeiten da hinfahren, ist das Ding immer voll, es sei denn, es regnet. Das ist der einzige Hindernisgrund, da nicht hinzugehen. Kälte schreckt keine Ska- ter ab. Dann ziehen die sich wärmer an, und dann wird ihnen auch warm.

Aber mal ein paar Bilder – es geht natürlich auch ganz anders – aus anderen Städten: Wir wollen eigentlich skaten im urbanen Raum, erlebbar und sichtbar für alle, und nicht abge- schottet in Sportanlagen. Das ist eine Tendenz der Versportlichung, der sich Teile auch ent- gegenstemmen, weil wir uns nicht in Ecken separieren wollen, wo uns keiner mehr sieht, son- dern wir wollen Präsenz zeigen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 26 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

In Bielefeld gibt es eine Anlage, die ist öffentlich in der Stadt. Da hat man einfach mal auf einem freien Platz solche Teile hingebaut. Beispielsweise eine große Halfpipe.

Man hat die Straßenmöbel bewusst so gestaltet, dass man natürlich die Treppe heruntergehen kann, aber man kann auch auf der Seite runtersliden und das Ding benutzen wie einen Street- park.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 27 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Da sieht man, wo diese Disziplin herkommt, und man kann es auch als ein Gestaltungsele- ment in der Stadt aufnehmen.

Links und rechts ist genug Platz. Da können noch Veranstaltungen stattfinden und auch mal Tribünen aufgebaut werden. Das sind Holzrampen, die kann man leicht entfernen. Die sind

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 28 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

aber wetterfest und halten ein paar Jahre, und da tobt das Leben. Die einen sitzen, machen Pause und gucken zu, die anderen bringen sich da halb um und skaten wie die Verrückten. Das ist Skaten im öffentlichen Raum.

Die zweite Disziplin: Park- und Bowlfahren. Das geht schon nicht mehr so ohne weiteres in der Nutzung von Dingen, die vorhanden sind. Dafür braucht man tatsächlich gestaltete Sport- räume.

Hier zum Beispiel ein öffentlicher Skatepark in Karlsruhe. Auch bemerkenswert für uns eine große Flutlichtanlage, weil man auch im Dunkeln Skaten kann, wenn genug Licht da ist. Die Szene ist jetzt nicht so, dass sie um sechs nach Hause geht und dann ist Schluss, sondern es gibt auch Leute, die sind mehr die Nightskater und kommen erst, wenn andere aufgehört ha- ben. Dann ist es auch ruhiger, und dann skaten die die halbe Nacht durch, wenn es vorm Lärmschutz her geht und wenn genug Licht ist.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 29 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Aber die Highlights, die wir gerne wollen, finden wir nicht in Deutschland, sondern in ande- ren Ländern wie etwa in Dänemark.

Das ist eine Park- und Bowl-Landschaft, da schlägt jedes Herz höher von Leuten, die das gern als Disziplin machen. Oder in Malmö.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 30 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Malmö ist eine Stadt mit 400 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Das ist ein Bezirk in Berlin. Malmö hat drei so große Skateparks, und die sind alle voll. Da geht die Post ab. Da treffen sich auch internationale Leistungssportskater, denn das hat man nicht bei sich. Unsere Olympionikin, Lilly Stoephasius, die beste Parkskaterin aus Berlin, die sich für Tokio qualifi- ziert hat, kann hier nicht trainieren. Sie fährt danach Malmö oder nach Kopenhagen. Das fin- det sie hier nicht, aber das braucht sie für ihre Disziplin.

Hier noch einmal ein Blick auf eine andere Anlage in Malmö.

Wie gesagt, eine Stadt, drei solche Skateparks. Sie sind wartungsarm und billig im Bau. Sie müssen einmal im Jahr gucken, ob irgendwo ein paar Risse sind, schauen, dass der Beton frostsicher ist. Ansonsten haben Sie da keinen Wartungsbedarf. Sie brauchen keinen Platz- wart, keinen Zaun, keine Vergaberichtlinie. Da geht man hin, wenn man Lust hat, oder man lässt es bleiben.

Schwieriges Thema: Indoor. Wir haben in Berlin nur eine einzige Skatehalle auf dem RAW- Gelände, die Gott sei Dank seit dem 1. Juli von einem gemeinnützigen Betreiber geführt wird. Nur da gibt es in Berlin Wintermöglichkeiten zum Skaten. In anderen Städten, ich zeige Ihnen gleich Beispiele, werden von der öffentlichen Hand Skatehallen gebaut und an Vereine gege- ben oder selbst betrieben und dann natürlich auch vergeben.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 31 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Zum Beispiel eine Halle in Aurich:

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 32 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Das war mal eine Tennishalle. Tennis war dann nicht mehr, dann hat man sie umgebaut. Die Stadt hat das Geld gegeben. Ein Verein betreibt die als seine Halle. Es gibt viel Streetelemen- te, aber auch hinten ein paar Bereiche für Transition. Im Indoorbereich wird häufig Holz ver- baut, manchmal auch Beton, aber mit Holz kann man viele Sachen machen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 33 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Die Stadt Regensburg hat einen leerstehenden Supermarkt genommen und gesagt: Wollen wir nicht etwas für unsere Skater tun und hat das Ding mit deren Hilfe dann selbst gebaut und ihnen zum Skaten übergeben. Das sieht auch schick aus. Das ist nicht nur funktional sinnvoll und eine tolle Wintertrainingsmöglichkeit für alle, sondern es sieht auch toll aus.

Das ist mal ein Highlight, das ich Ihnen zeigen will.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 34 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Sie können einen U-Bahnhof so machen, dass die Züge durchfahren und Sie ein- und ausstei- gen können, dann ist das ein bisschen dreckig, aber funktioniert. Sie können aber auch einen U-Bahnhof bauen wie den „Museumsinsel“, ein architektonisches Glanzstück mit Sternen- himmel. Das ist ein Skatepark mit Sternenhimmel würden wir sagen. Da hat die Stadt Oslo eine komplett neue Halle errichtet, hat sich super Architekten geholt und von ihnen eine Skatelandschaft bauen lassen, die funktional und ästhetisch ein Highlight ist.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 35 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Das ist öffentlich. Da zahlt man Eintritt, geht rein und skatet. Das sind Träume. Davon träu- men Skater, die Bowl fahren, und fahren ins Mekka nach Oslo, um in einer solchen Halle zu skaten oder einen Wettkampf zu machen.

Das ist nicht Tropical Island ohne Wasser, sondern das ist ein Streetpark in Amerika, wo man aber auch eine ansprechende Ästhetik sieht. Das sind Orte mit Aufenthaltsqualität. Da macht es Spaß. Da gehen auch Leute hin und gucken einfach mal zu, während sich ihre Kinder abra- ckern. Sie merken, dass sind die Phantasien, die Horizonte, wohin unsere Wünsche gehen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 36 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Eine Notlösung in Berlin oder anderswo ist Skaten unter Brücken. Das ist nicht unwichtig, weil das keinen zusätzlichen Flächenverbrauch hat. Da ist sonst nichts außer manchmal Park- plätze für Autos. Wir haben keine Lärmprobleme, und wir sind ein bisschen vor Regen ge- schützt, als Ersatz für eine Halle.

Beispiel: Heidelberger Platz. Dahinten sind noch Autos, vorne waren auch welche. Dann hat aber der Bezirk gesagt: Nein, da machen wir etwas für die Skater, und dann ist so eine kleine Skatelandschaft unter der Autobahnbrücke gebaut worden.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 37 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Die ist trocken, es gibt keinen Lärm. Es wird noch Licht nachgebessert, weil sie etwas zu dunkel ist in dieser Jahreszeit, und dann kann man da auch ganz gut skaten. Aber das ist na- türlich eine Notlösung.

In Polen zum Beispiel wurde eine ganz andere Landschaft unter der Brücke gebaut. Das ist natürlich auch cool für die Bowl-Disziplin.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 38 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Oder noch ein Highlight aus Amerika. Auch da wieder eine solche Landschaften.

Wenn mal also prüfen will, wo in Berlin was geht, würde ich unbedingt dafür sein, dass man auch den Umbau des Westkreuzes mit den ganzen Autobahnbrücken oder andere Dinge nutzt und guckt, ob man nicht unten Beton machen kann, wenn schon oben Beton ist.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 39 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Skateboarding als Event: Ja, in die Sportmetropole passt mit internationalen Veranstaltungen wunderbar – Berlin als Skatemekka, Skatehochburg. Das gibt es aber nicht, weil wir solche Anlagen nicht haben.

Das ist die Anlage der Deutschen Meisterschaft 2019 in Düsseldorf-Eller. Da hat der Bürger- meister auch mal eine kluge Idee gehabt und gesagt: Wir machen da mal was für die Skater und haben hier einen Bowl-Bereich. Da stehen gerade die Zuschauer drumherum, weil ein Wettkampf läuft, und eine Street-Area, und dann gibt es natürlich ein paar Toiletten und einen Cateringbereich und Möglichkeiten für Zuschauertribünen. Das ist die größte Anlage, die wir überhaupt in Deutschland haben, und die einzige, wo wir Deutsche Meisterschaften von die- sem Format durchführen können. So etwas wäre in Berlin natürlich auch cool.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 40 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Was wir uns wünschen, ist eine große Skatehalle, wenn es geht an einer Stelle auch mit einem Außenbereich, aber man kann das auch entkoppeln. Man kann auch an einer Stelle eine Halle bauen, wo man Platz hat und an einer anderen Stellen einen Außenbereich, aber es sollte gut zentral und verkehrlich gelegen sein. Was wir nicht brauchen, was natürlich aber auch Sinn machen würde unter bestimmten Gesichtspunkten, wäre ein rein isoliertes Leistungszentrum für wenige. Wir brauchen eine Sportstätte auch für den Hochleistungssport und auch für die, die Ziele wie Welt- und Europameisterschaften und Olympia verfolgen. Ja, wir haben einen kleinen Bundeskader von zwölf Leuten. Es macht aber keinen Sinn, ein reines Leistungszent- rum für zwölf Kaderleute zu machen. Der muss mehr bieten, insofern muss man schauen: Ideen von Integration, Training und Wettkampf.

Das sind ein paar Anforderungen. Damit Sie mal eine Hausnummer kennen:

2 000 bis 3 000 Quadratmeter wäre eine Grundstücksgröße, die man bräuchte, wenn man bei- des zusammenführen will. Die Baukosten schwanken, aber mit 1 bis 2 Millionen Euro kriegen Sie das gebaut. Wenn Sie eine Halle bauen, kann es ein bisschen teurer werden, weil Sie dann noch ein paar Infrastrukturleistungen bringen müssen. Es sollte unter der Federführung des Landes geschehen, denn die Bezirke haben nicht den Fokus. Das ist nicht ihr Ding. Die bauen kleinere Anlage für ihre Bezirksbedarfe. Man müsste mal Planungsmittel nutzen, um über- haupt mal zu gucken: Was könnte da gehen in Berlin? Wir haben diese Olympiaentscheidung 2024 und Los Angeles 2028. Da gebe ich eine Wette drauf: Die Amis werden Skaten olym- pisch haben wollen. Wer sonst, wenn nicht sie? Damit sind wir auch immer an dem Punkt, wo wir diese Ebene auch gerne bedienen wollen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 41 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Wie gesagt, es gibt nicht das eine und das andere, und dann kann jemand wie Lilly, die Sie hier vorne im Bild sehen, nicht nur in Paris, am Place de la Concorde, wo ein mobiler Skate- park gebaut werden wird, trainieren, sondern auch hier zuhause und woanders. Das wäre das, was ich Ihnen zum Einstieg gebe. Ich würde Ihnen am Ende dann noch mal für zwei Minuten ein kleines Video zeigen, so wie das mein Kollege Jens Werner vor fast einem Jahr hier zum Thema bei Ihnen schon mal mit BMX gemacht hat. – Vielen Dank!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Kuhn! – Ich denke, das können wir uns noch anschauen. Ich nehme an, dass Ihre Dokumentation dem Ausschuss zur Verfügung gestellt wird. – [Hans-Jürgen Kuhn: Ja!] – Prima! Dann schauen wir mal kurz rein.

[Video wird gezeigt]

Nochmals vielen Dank, Herr Kuhn! – Wirklich beeindruckend, wunderbar! – Wir machen jetzt eine Pause.

[Lüftungspause von 12.26 bis 12.52 Uhr]

Dann setzen wir unseren Ausschuss mit der Aussprache fort. Herrn Kuhn bitte ich, sich ein paar Notizen zu machen. Es kommen wahrscheinlich viele Fragen, die Sie beantworten sol- len. – Wir fangen an mit Herrn Förster.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 42 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Stefan Förster (FDP): Vielen Dank, Herr Kuhn, auch für die Ausführungen, das schöne Vi- deo und den engagierten Vortrag! Man merkt, Sie leben das mit Leidenschaft seit vielen Jahr- zehnten. Sie haben selber gesagt, dass Sie mittlerweile schon 40 Jahre im Dienste des Skatens aktiv sind. Das hält Sie wahrscheinlich auch jung. Das ist schön. Ich habe mit Freude ver- nommen, dass das durchaus eine Sportart ist, die zu Berlin passt. Das kann man sich auch vorstellen. Wenn man einen Golfplatz und einen Skatepark nebeneinanderstellt: Was passt besser zu Berlin? –, dann würden wahrscheinlich die Marketingexperten sagen: Der Skate- park. Sie hatten auf die Videos verwiesen, auf Spreequell und andere, wo das entsprechend eingesetzt wird. Ich glaube, dass das ein Bedarf ist, den Sie hier darstellen. Das ist unstrittig, darüber müssen wir uns gar nicht unterhalten. Das haben Sie wunderbar untermauert. Die Besprechung heißt: Ein Skatepark für Berlin – Fragezeichen. Da frage ich mich, ob es die Anregung der Koalition war, einen solchen einzurichten, oder ob Sie den Vorschlag gemacht hatten.

Wir haben im Prinzip mit dem Mellowpark bereits einen Skatepark in Köpenick, der sich auch ein Stück weit ausweitet und groß ist. Das ist eine Fläche von vielen 10 000 Quadratmetern, ob man das dort eigentlich nicht – Sie hatten auf die Kontakte zu Jens Werner verwiesen – auch für den Freizeitbereich integrieren könnte, wenn Sie einen solchen Park anstreben. Es macht aus meiner Sicht Sinn, wo wir jetzt auf dem Weg zu einem Landes- und Bundesstützpunkt BMX Freestyle dort sind, dass man neben BMX auch das artverwandte Skaten, das im Mellowpark auch eine Tradition hat und seit Langem gepflegt wird, unter- bringt. Man hätte eine wunderbare Fläche. Man hat Wasser, man hat Wald. Man könnte dort auch Rampen aufbauen. Wenn man wirklich einen solchen Park will, neben den dezentralen Lösungen in der Stadt, die wir brauchen, die unbestritten sind, könnte man das nicht entspre- chend im Mellowpark zusammenfassen? Letzten Endes passen die junge Frau, die Sie im Vi- deo gezeigt haben, und Lara Lessmann, die uns damals auch vorgestellt wurde, irgendwie zusammen. Die eine will es olympisch machen und die Goldmedaille bekommen, die andere macht es vielleicht aus Spaß an der Freude. Beides ist in Ordnung.

Dann ist angeklungen: Eigentlich braucht man für Skateboardsport oder Skateboardspaß in Berlin keine Vereine; das gehe auch so. Beim Thema Vereine sind wir im Ausschuss etwas anderer Meinung, was das Vereinsleben im Sportbereich betrifft. Wir sind schon der Mei- nung, dass Vereine wertvolle Strukturen geben, Orientierung bieten, aber auch für Vernetzung und solche Angebote einen Mehrwert bieten. Vielleicht sollte man auch in die Richtung den- ken, ob man gerade junge Leute, die dem Vereinswesen nicht immer so zugewandt sind, die das nicht so attraktiv finden, die das miefig, vereinsmeierisch finden, nicht auch in solche Vereine integrieren kann, weil solche Vereine das Leben in der Stadt auch bereichern.

Wir hatten mal eine Anhörung zu Sport im Park. Da hat der Kollege Buchner gefragt, ob die- se ganze Infrastruktur nicht auch benötigt wird. Da wurde gesagt: Nein, braucht man alles nicht. – Dann kam aber von der etwas merkwürdigen Dame der Hinweis: In unserem Park fehlt eine Toilette, da fehlt eine Umkleide. – Ja, guten Morgen! Das sind genau die Dinge, die die Sportvereine anbieten. Die Sportvereine braucht sie nicht, aber der Staat soll dann die Toi- lette und die Umkleide in den Park stellen. Das passt dann auch nicht zusammen. Sportverei- ne bieten auch einen Mehrwert, und das, was möglicherweise hier auch erwartet wird, kann man vielleicht zusammenfügen. – Das wäre dieser Punkt.

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Ein letzter Punkt – wo wir gerade auch beim Thema Trendsportarten sind und sie das nächste Mal auch vertiefen wollen – ist das Thema olympische Sportart. Wie groß ist der Anteil der- jenigen bei Ihnen auf dem Skateboard, die das wirklich am Ende in fernen Jahren oder Mona- ten bis zum olympischen Gedanken treiben wollen? Ist das ein verschwindend geringer Pro- zentsatz, oder ist es mittlerweile so, dass man sich an diesen Vorbildern orientiert und dass die auch irgendwie in den Profibereich wollen? – Vielen Dank!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Förster! – Als Nächster, Herr Stand- fuß, bitte!

Stephan Standfuß (CDU): Erst einmal ganz herzlichen Dank für die Ausführungen! – Es war sehr spannend. Das Video hätte ich mir noch stundenlang anschauen können. Wir haben ge- rade schon draußen mit der Fraktion der Linken darüber diskutiert, wo man denn tatsächlich so einen Skatepark in Berlin vernünftig einrichten könnte. Wir haben sofort eine ganze Menge Flächen gehabt, wo es passen könnte. Wir haben allerdings auch schon Einwände gehört, wa- rum es da vielleicht aus rechtlichen Gründen nicht geht. Aber durchaus würde ich so etwas sofort befürworten.

Tatsächlich kenne ich diese Anlage in Malmö. Ich habe da auch mal gesessen und zugeguckt und habe festgestellt, dass 80 Prozent derjenigen, die da zuschauen und sich das angucken, gar nichts mit dem Skatesport zu tun haben. Natürlich sind auch Eltern, Freunde und Bekann- te dabei, aber auch ältere Pärchen haben dort gesessen. Das ist tatsächlich eine Bereicherung, weil an der Stelle etwas passiert. Da geht etwas vor sich. Das ist spannend.

Ich habe allerdings ein paar Fragen, die Sie vielleicht auch noch einmal etwas näher erläutern könnten, auch wenn Ihr Vortrag schon fast alles abgedeckt hat. Sie stehen jetzt vor der Situa- tion, dass auf der einen Seite die Sportart olympisch geworden ist und Sie damit ein Professi- onalisierungsprozess erwartet. Das wird wahrscheinlich immer weiter gehen: Professionalisie- rung durch Verbände, Vereine, Sponsoren, auch Kommerzialisierung. Auf der anderen Seite haben Sie gesagt, dass es oftmals gerade das ist, was Sie so ein bisschen stört. Sie hatten sogar von Missbrauch gesprochen, wenn ich Sie da richtig verstanden habe. Da würde mich interes- sieren, wie man diesen Konflikt auflösen will für die Zukunft oder wie Sie das sehen, weil wir natürlich hier im Sportausschuss diese professionellen Sportstrukturen erst mal sehen, Sport- verein, Sportverband, Fachverband, LSB. Auf der anderen Seite haben ich bei Ihnen – viel- leicht habe ich es auch falsch vernommen, dann korrigieren Sie mich bitte – eine gewisse Ab- neigung gespürt. Vielleicht können Sie das an der Stelle noch mal auflösen.

Dann würde mich interessieren, wie viele Skateboardvereine es eigentlich in Berlin gibt.

Zum Skaten in diesem öffentlichen Raum: Vielleicht ist das auch eher eine Frage an den Se- nat, wie sich das dann eigentlich verhält. Wir hatten bei uns am Wannsee das Projekt einer öffentlichen Steganlage, wo Kanusportlerinnen und -sportler ihre Kanus ins Wasser lassen können. Wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, dass das alles aus versicherungstechni- schen Gründen nicht ginge, wenn da Unfälle passieren etc. Nun glaube ich, dass gerade im Skatesport, das haben Sie uns auch eben dargestellt, der blaue Fleck oder vielleicht auch eine schwerere Verletzung gang und gäbe sind. Da würde mich interessieren, wie sich das versi- cherungstechnisch in solchen öffentlichen Anlagen verhält. – Das wäre es, danke!

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 44 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Standfuß! – Herr Tabor, bitte!

Tommy Tabor (AfD): Vielen Dank! – Vielen Dank auch noch mal an Herrn Kuhn! – Ich bin gespannt, wie die Koalition das sieht, denn diese Plätze sind dann doch ordentlich versiegelt. Sie sind ja eher für die Nichtversiegelung der Stadt. Vielleicht gibt es irgendwelche Lösun- gen, an die ich jetzt noch nicht gedacht habe. Grundsätzlich ist das natürlich eine super Sport- art, sehr sportlich. Für mich war das zwar nie etwas, aber viele andere Jugendliche nehmen das gerne wahr. Ich habe selber vier Kinder. Die sind zwar noch nicht in dem Alter, gucken aber gerne zu in Spandau. Da ist ein große Skateranlage.

In Malmö stellt sich das meines Erachtens so dar – ich war auch schon ein paarmal in Malmö –, dass die ganz neue Stadtviertel gebaut haben, und da haben die natürlich Platz, um so etwas zu machen. In Berlin ist das sicherlich in vielen Bezirken kaum möglich. Mit Si- cherheit haben wir in Tegel und vielleicht auch in Tempelhof mal die Möglichkeit, so etwas groß anzulegen.

Meine Frage ist: Wie sieht denn der konkrete Bedarf aus? Stellen Sie sich so etwas für jeden Bezirk vor, vor allem auch die Hallen? Reichen aus Ihrer Erfahrung im Zeithorizont der nächsten zehn Jahren vier Hallen aus, um den Bedarf auch im Winter abzudecken? Haben Sie sich dazu mal Gedanken gemacht – sicherlich –? Die existierenden Anlagen im Indoorbe- reich – das haben Sie gesagt – sind sehr ausgelastet, aber wie sieht es aktuell im Outdoorbe- reich aus?

Das Finanzvolumen haben Sie angesprochen.

Zu diesem Bundesstützpunkt, den Sie gerne hätten, stellt sich mir die Frage – klar, wenn eine Sportart olympisch ist, dann braucht man auch eine zentrale Anlaufstelle für die Sportler –: Wie leben die Sportler, also finanziell? Kann man hier in Deutschland mittlerweile davon leben, wenn man das profimäßig macht? In anderen Ländern mit Sicherheit, aber wie sieht es hier in Deutschland aus? Muss man vielleicht auch irgendwie unterstützend tätig werden, da- mit man da Leistungssport wirklich fördern kann, sodass die diesen Sport auch nicht nur le- ben, sondern damit auch überleben können?

Dann habe ich zum Mellowpark noch eine Frage zum B-Planverfahren – das geht eher an die Senatsverwaltung –: Wie weit ist das vorangekommen? Meines Erachtens sollte es im dritten Quartal dieses Jahres einen Fertigstellungstermin geben. Wie sieht der weitere Zeitablauf da- zu aus? Wie weit ist man bei den angestrebten Gutachten und Prüfungen im Bereich Umwelt, Verkehr und Schallschutz vorangekommen? Das wären erst mal meine Fragen. – Vielen Dank!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Tabor! – Als Nächster Herr Schwei- khardt, bitte!

Notker Schweikhardt (GRÜNE): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! – Herr Kuhn, vielen Dank noch mal! Das war sehr eindrucksvoll, weil es auch das verdichtet, was wir jeden Tag in der Stadt sehen. Ich weiß nicht, was sich die Architekten bei der Schräge am Kulturforum gedacht haben. In der Tat sind die Skater die Einzigen, die damit etwas anfangen können.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 45 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

Ich schließe an einen Kommentar meines Kollegen an: Es geht nicht darum, Flächen zu ver- siegeln, sondern es geht darum, versiegelte Flächen sinnvoll zu nutzen. Wenn wir unter die Brücken schauen, ergeben sich dort Räume. Es ist geradezu fahrlässig, die nicht zu erschlie- ßen, sondern dort unangenehme Orte zu dulden, wenn man das doch in soziale Treffpunkte umwandeln könnte.

Das Skatens ist Teil der Hip-Hop-Kultur und hat viel mit Rap und Street-Art zu tun – bis hin zu Bekleidung. Inwiefern sehen Sie denn da Verbindungen zu diesen anderen – ich sage mal – Kulturspielarten, und könnte man das bündeln?

Eine Frage wäre, inwieweit es eigentlich eine wissenschaftliche Begleitung dieses Sports gibt. Es ist kein Phänomen und auch kein Trendsport mehr, sondern das ist gelebte Realität der Mehrzahl zumindest der Jugendlichen und demzufolge stellt sich die Frage, ob es konkrete Zahlen gibt.

Dann würde mich konkret Olympia interessieren. Das ist auch ein gewisser Bürokratisie- rungsprozess, der stattfindet, wenn ich etwas Unorganisiertes plötzlich zu den Olympischen Spielen schicke. Das ist ein hoher Aufwand. Inwieweit kann Berlin da noch mehr tun, um seine Sportlerinnen und Sportler zu unterstützen, oder läuft das alles schon super? Gerade im Hinblick auf die aktuellen Berichterstattungen aus anderen Sportbereichen, wo Jugendliche teilweise massiv unter Druck gesetzt wurden, wo sogar eine Altersgrenze von 17 Jahre für die Olympischen Spiele diskutiert wurde: Sehen Sie das als einen allgemeinen Trend, dass man sich langsam so einer Untergrenze annähert, oder ist das nur rein punktuell aus der Verant- wortung gegenüber den ganz Jungen zu sehen? – Vielen Dank!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Schweikhardt! – Als Nächster bitte Herr Buchner.

Dennis Buchner (SPD): Danke! – Ich möchte mich auch für den spannenden Vortrag bedan- ken, aber trotzdem versuchen, ein bisschen abzuschichten. Ich glaube, jeder von uns kann ein bisschen was mitnehmen, auch in Richtung dessen, was man vielleicht auf kommunaler oder auf der Bezirksebene an Einflussmöglichkeiten hat. Im Wesentlichen reden wir über bezirkli- che Anlagen, Grünanlagen haben Sie gesagt, nur einmal über eine Anlage im sportlichen Fachvermögen. Wir sind hier der Sportausschuss und damit vor allem für die landeseigenen Sportanlagen zuständig, und davon gibt es derer dreieinhalb – kann man sagen.

Wir sind im Zweifel auch zuständig, wenn es um den Punkt der Leistungssportförderung geht, also der Frage Landes- bzw. Bundesstützpunkt, und dahin würde ich es gerne noch mal brin- gen.

Mich interessiert vor allem, wenn man es mal darauf beschränkt zu sagen, dass wir einen Ort bräuchten, der aus einer Halle und einer Freifläche besteht, den man dann in Zukunft auch als Bundesstützpunkt nutzen kann, der aber auch für alle, die daran Spaß haben, offensteht – – Das haben Sie auch sehr deutlich gemacht: keine Luxusanlage für wenige, sondern Offensein. Das ist, wenn ich ganz ehrlich bin, ein bisschen das Konzept Mellowpark, was BMX und Radsport angeht. Mich interessiert die Frage, wo Sie das in Berlin hinpacken würden, auch in Kenntnis der Sportanlagen, auf die wir als Landesparlament einen Einfluss haben? Das ist, wie gesagt, relativ begrenzt.

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Sie haben ein bisschen deutlich gemacht, das es auch kritisch zu sehen ist, wenn externe Part- ner dazukommen, die das vor allem auch als Werbeträger nutzen. Ich finde es, ehrlich gesagt, nicht so unattraktiv, auch vor dem Hintergrund der Haushaltslage des Landes Berlin, zu über- legen, ob das auch eine Möglichkeit wäre, mit einer Partnerschaft, mit einem Sponsor zusätz- liche Erlöse zu bekommen. Sehen Sie mit Ihrer Kenntnis der Skaterszene auch eine Chance, das in Berlin hinzubekommen? – Vielen Dank!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Buchner! – Als Nächster bitte Herr Bertram.

Philipp Bertram (LINKE): Vielen Dank! – Herr Kuhn, vielen Dank – zum sechsten Mal in dieser Runde – für die Präsentation! Im Anschluss an das, was Herr Buchner gesagt hat: Ich glaube, die Rolle unseres Ausschusses ist schon auch, mal gesamtstädtische Fragen in den Blick zu nehmen. Zum Thema PPP-Projekt kann ich zumindest für unsere Fraktion sagen, dass wir das nie mittragen würden. Wenn ein privater Investor eine private Fläche kauft und darüber ein Angebot generiert, dann gerne, aber in öffentlich-privater Beteiligung wird es das mit uns nicht geben.

Was mich aber noch interessieren würde – Sie hatten als Beispiel die Umgestaltung des Westkreuzes angesprochen, wo man mal gucken sollte –: Haben Sie noch andere Flächen im Blick? Das geht in die Richtung dessen, was Herr Buchner gefragt hat. Ich glaube, der Mel- lowpark als solcher ist eine schöne Idee, ich halte ihn nur aus meiner Kenntnis der Szene für relativ abgelegen. Die Frage ist, was Sie sich vorstellen können.

Sie hatten auch angesprochen, dass es zehn oder zwölf Kaderathleten – in Anführungszeichen gibt. Sind die in Berlin, wie verteilen die sich? Wäre das dann auch der Sinn und Zweck, das hier zu machen, weil sie sich hier konzentrieren?

Die bezirklichen Sportanlagen wurden angesprochen. Ich weiß von zwei Bezirksverordneten- versammlungen – Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf –, die beschlos- sen hatten, noch mal eine besondere Förderung ihrer Skateanlagen in Angriff zu nehmen. Wie bewerten Sie das? Die haben alle, über die zwölf Bezirke verteilt, unterschiedliche Niveaus und Standards. Sind Sie als Vereine, die da ansprechbar sind, bei Sanierungen oder Neubau- ten mit eingebunden, um zum Beispiel über bestimmte Standards zu sprechen, die diese An- lagen am besten erfüllen sollten?

Eine Frage in Richtung Senat: Wir haben im laufenden Doppelhaushalt 50 000 Euro pro Jahr für den ungebundenen Sport, was wir mal als Startsumme mit aufgebracht hatten. Wäre das unter anderem ein Feld, wo man tätig sein könnte, um mal zwischen den zwölf Bezirken ei- nen Vergleich zu ziehen und zu sagen: Okay, liebe Leute! Das ist der Status quo, auf dem wir uns bewegen, aber aus der Analyse ergibt sich, dass wir eigentlich diesen Standard bräuch- ten –, und man fasst das mit diesen Haushaltsmitteln mal an? – Vielen Dank!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Bertram! – Herr Tabor noch mal.

Tommy Tabor (AfD): Ich habe nur noch mal eine ganz kurze Nachfrage bzw. Klarstellung zum Thema Versiegelung – die Sie gerade noch mal angesprochen hatten – unter den Brü- cken: Ich habe das so verstanden, dass das eher eine Notlösung ist, weil es in ganz Berlin gar

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nicht so viele Möglichkeiten unter Brücken gibt – die müssen auch dementsprechend groß sein –, um dort einen Skaterpark aufzubauen. In Spandau fällt mir keine einzige Brücke ein, wo man das machen könnte, außer vielleicht unter der Siemens-Bahn, die wieder neu gemacht wird. Das ist eine Hochbahn, da ist das vielleicht im Zuge des Neubaus möglich, aber so grundsätzlich sprechen wir dann doch über die Versiegelung von eventuell auch Grünflächen. Das sollte man mit aufnehmen.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Tabor! – Damit habe ich niemanden mehr auf der Liste. Ich würde jetzt den Senat fragen, ob er eine Stellungnahme abgeben will. – Frau Smentek, bitte!

Staatssekretärin Sabine Smentek (SenInnDS): Da waren eine oder zwei Fragen, die wir beantworten sollten. Ich fange mal an und Frau Freytag übernimmt dann bezüglich der versi- cherungstechnischen Fragen. Wir haben in der Tat vor – ich hatte das im Eingangsstatement schon ein bisschen angedeutet –, dass wir diese Fragen, was wir eigentlich fürs Skaten brau- chen, wie und wo das passieren kann und mit welchen Standards, aus diesem 50 000-Euro- Topf für die Entwicklung von Infrastruktur und Unterstützungsmaßnahmen für vereinsunge- bundenen, nichtkommerziellen Sport – das ist genau der Topf – in 2021 mal in Angriff neh- men, um dann bestimmte Fragestellungen auch konkreter in die weiteren Diskussionen ein- bringen zu können. Ich glaube, dass wir da über mehrere unterschiedliche Standorte reden. Das eine könnte auf der Senats- bzw. Landesebene organisiert werden. Ich glaube aber auch, dass wir dort über einige Fragestellungen reden, die einfach in der bezirklichen Kompetenz sind. Das könnte man in einer solchen Studie mal sortieren.

Jetzt würde ich Frau Freytag bitten, denn es gab eine versicherungstechnische Frage: Was passiert eigentlich, wenn Skater irgendwo draußen ihrem Sport nachgehen, ist da irgendwie etwas versicherungstechnisches geregelt oder nicht? – Fällt Ihnen dazu etwas ein? Sonst weiß das Herr Kuhn bestimmt auch.

Gabriele Freytag (SenInnDS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Abgeordnete! Das ist auch einer der Gründe, warum Sport im Verein stattfindet, weil über die Versicherung des Landessportbunds dann auch bei der Sportausübung der Versicherungsschutz gewährleis- tet ist. Aktuell hängt es davon ab, wo das passiert. Das Skaten in den Grünanlagen ist eine andere Situation, als wenn sie in den öffentlichen Sportanlagen einen Unfall haben. Dann ist erst mal kein Versicherungsschutz per se gegeben, sondern das ist im Rahmen des Sich-frei- Bewegens, es sei denn, auf der Anlage ist irgendwie ein Mangel an der Sportanlage festzustel- len. Alles andere trägt die Sportlerin oder der Sportler als Risiko selbst.

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Frau Freytag! – Herr Kuhn!

Hans-Jürgen Kuhn (1. Berliner Skateboardverein e.V.): Vielen Dank! – Das waren viele Fragen, die ich versuche, mal ein bisschen zu clustern, weil sich einiges überschneidet. Zur Frage, wie viele Skateboardvereine es in Berlin überhaupt gibt: Da gibt es meinen – den größ- ten und einzigen, der im Berliner Inline- und Rollsportverband organisiert ist. Dann gibt es noch einen kleinen Zusammenschluss von Skatern. Die haben auch einen Verein gegründet, aber die haben weder an Verbandsarbeit Bedarf noch an irgendwelchen anderen Mitglied- schaften irgendwo. Das heißt, de facto sind wir der einzige und größte Skateboardverein in

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 48 Wortprotokoll Sport 18/56 18. Wahlperiode 11. Dezember 2020

der Stadt. Ich selbst bin auch der Skateboard-Fachwart – wie es so schön heißt – des Inline- und Rollsportverbandes.

Sie haben es angesprochen: Wozu braucht jemand, der in dieser Stadt Skateboard fahren will, eine Vereinsmitgliedschaft? Die Versicherungsfrage ist für Jugendliche doch nicht wirklich ein Punkt, über den sie sich einen Kopf machen, genauso wenig wie Kinder, wenn sie ir- gendwo in der Stadt spielen, oder Radfahrer, die irgendwo Fahrrad fahren. Wenn die stürzen, dann fragen die sich nicht: Oh Gott, ich bin nicht im BDR. Wer zahlt jetzt für mich? – Da zahlt ihre eigene Unfallversicherung, oder sie sind über die Eltern familienversichert. Das ist in der Praxis überhaupt kein Problem. Darum kümmert sich niemand im Sinne: Da habe ich eine Sorge, und die kann ich lösen, indem ich in einen Verein gehe. – Die löst eine Mitglied- schaft auch nicht, denn der Verein ist nur an den Stellen haftbar, an denen er Vereinssport anbietet. Wenn wir als Verein einen Tag in der Skatehalle Berlin haben, wo unsere Mitglieder kostenlos skaten können, dann haben wir an dem Tag eine Verantwortung, dass unsere Übungsleiter und die Aufsichtspflicht bei uns liegen. Ansonsten ist jeder, der in diese Skate- halle geht und Eintritt bezahlt – – Da gibt es eine Hallenversicherung, aber sonst nichts. Das wird auch nicht besser, wenn man noch irgendwo in einem Verein ist, wenn man dann bezahlt und wo anders hingeht.

Der Mehrwert aus einer Vereinsmitgliedschaft ist in dieser Sportart sehr gering. Der kon- zentriert sich nur auf die leistungssportliche Schiene. Die müssen Mitgliedschaften haben, sonst können sie bei einer Regionalmeisterschaft, bei der Deutschen Meisterschaft, gar nicht starten. Alle, die Leistungssport vorhaben, machen das auch, aber das ist eine kleine Gruppe, und die lässt sich auch nicht ganz isoliert betrachten. Spätestens mit der Entscheidung des IOC waren wir erstmalig gezwungen, etwas zu tun, wo wir dachten: Oh Gott, wie geht das denn? Wir sollten für den Verband die besten deutschen Skater benennen, um die als Kader einzustufen. – Jeder kennt welche und sieht Videos, und dann sitzt man da und überlegt: Wer ist denn jetzt der Beste? – Die Frage spielt in der Szene überhaupt keine Rolle.

Bisher gab es eine Veranstaltungskultur, die vor allem von den großen Firmen geprägt war. Da machten Red Bull, Vans, Adidas und Nike einen Contest, und da kann man hinfahren, und man muss überhaupt nichts machen. Da fährt man einfach hin und meldet sich an, oder man ist gesetzt, weil die ihre Fahrerteams haben und nicht jeden zulassen, sondern nur Profis. Das ist eine Kultur, die gar nicht darauf abhebt zu sagen: Wer ist der Beste? –, und: Ich will Platz eins! – Das ist denen relativ egal. Die wollen eher gewinnen, wenn es ein Preisgeld gibt. Wenn der Erste 5 000 Euro bekommt und der Zweite nur 3 000, dann macht das einen Unter- schied. Das ist aber dann der Unterschied und nicht irgendeine Ehre wie: Ich nenne mich jetzt deutscher Meister in 2019. – Das spielt keine so eine große Rolle.

Deswegen sind die Vereinsbindungen gering. Ich selbst bin seit 40 Jahren Vereinsmeier und schätze es auch, dass wir diese Strukturen haben, dass sie auch eine Funktion haben und für die sind wir auch nötig. Ich werde mich aber nicht am Alexanderplatz hinstellen und freilau- fende Skater dazu motivieren, in meinen Verein zu kommen. Da sagen die: Was bekomme ich denn für 5,60 Euro im Monat? – Da kann ich sagen: Naja, wenn du bei uns in der Halle fährst, bist du versichert. – Das ist also nicht so das zentrale Thema.

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Die Skater, die das tatsächlich leistungssportlich machen, haben bis vor der Entscheidung, die das IOC getroffen hat, als Profis ihren Lebensunterhalts gefristet, weil man damit Geld ver- dienen kann. Man kann davon leben. Da gibt es Fahrerteams von Nike, von Adidas, von Red Bull, die sich die besten Leute rauspicken, die nehmen, und dann sind die entweder im Team Germany, im Team Europe oder im Weltteam. Dann werden die finanziert, bekommen ihr Reisebudget, können überall hinfahren, müssen dann aber auch überall hinfahren, wo sie ihr Sponsor gerne sehen will. Das ist eine Kultur, die es auch weiterhin gibt.

Olympia hat einigen Skaterinnen und Skatern, vor allem bei den Frauen, die es nicht schaffen, Profis zu werden, geholfen, dass sie ihren Sport jetzt auch wirklich mit voller Intensität ausü- ben können, weil die Sporthilfe ihnen monatlich 800 Euro Unterhalt bezahlt, wenn sie den Status Perspektivkader haben. Das ist schon mal etwas. Davon kann man nicht leben, aber die studieren zum Teil, oder haben mal nach der 10. Klasse aufgehört, um Vollprofis zu werden. Da ist das eine gute Unterstützung, für die die oft dankbar sind, aber es ist kaum einer dabei, der sein skaterisches Entwicklungspotential heben will, weil er weiß, in Paris gibt es 2024 Olympische Spiele, und da könnte er dabei sein. In den drei Jahren davor gibt es so viele an- dere Events, die alle möglichen Leute auf diesem Planeten machen, wo man, wenn man das Geld hat, herumreisen kann, und das ist mindestens genauso wichtig, wie auch mal in Olym- pia zu sein. Das ist etwas anderes, als in Sportarten, die anlagengebunden und in einem klassi- schen Rhythmus wie meinetwegen Leichtathletik oder andere Individualsportarten sind. Da ist das viel stärker ausgeprägt. Unsere Lilly ist Superskaterin, die hat auch Bock auf Olympia, aber die trainiert nicht wegen Olympia. Das gibt es jetzt auch, und da hat sie Feuer gefangen, da ist sie dabei, das ist eine Motivation, aber danach entspannt sie sich und macht weiter an- dere Sachen, auch wieder skaterisch.

Das ist eine etwas lockere Beziehung, und genau da liegt das Problem in der Anlagenbe- schreibung, was wir brauchen, weil die Szene so heterogen aufgestellt ist. Ich formuliere es mal aus der Sicht des Spitzenverbandes: Für die zwölf Kaderathleten, die wir haben – mit dem Bundestrainer Männer leben fünf davon in Berlin –, wäre es super, eine klassische Lehre, ein Bundesleistungszentrum, zu haben. Da können die Tag und Nacht trainieren, dann gibt es noch einen Physioraum und vielleicht noch eine Schnitzelgrube und alles, was man da so hat. Das wäre toll für die. Die würden sich aber nicht wirklich nur dort wohlfühlen, weil das eine Entfremdung ist, von dem, wo sie herkommen. Die würden dort hingehen, wenn es vielleicht ein Trainingsseminar gibt, ansonsten wollen die aber auch da skaten, wo das Leben tobt: in , an Orten – Barcelona ist ein Hotspot in Europa. Da ist es schön warm, da fahren viele wieder hin, Corona hin oder her, und versuchen, dort zu überwintern und zu skaten.

Das heißt, wir haben Anforderungen, die klar sind: Wenn man rein leistungsbezogen trainie- ren will, dann braucht man eine ganzjährige Halle, beheizbar, mit ein paar Nebenräumen, ein bisschen Physio, Toiletten für die NADA-Kontrollen, und eine Außenanlage wäre auch noch schön. Wenn man aber die Szene, die sich in diesem Graubereich von: Wir wollen Leistung bringen, aber trainieren und trainieren eben auch ohne Bundestrainer, den brauchen wir nicht, wir lernen voneinander –, bewegt, unterstützen will, dann braucht man eine urbane Situation, die einsehbar ist. Skater leben auch von Zuschauern. Die posten wie die Verrückten Videos und warten auf Klicks und Follower. Das ist für die mehr Währung als eine Medaille auf Platz eins. Wer die meisten Follower hat, ist in der Szene viel höher angesehen, als wäre er bei ir- gendeinem Wettkampf Erster geworden. Das ist Schall und Rauch, wohingegen die Follower auf Facebook und Instagram bleiben. Das ist die Währung.

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Deswegen denken wir bei Orten zum Beispiel nicht an den Mellowpark. Da bin ich mir mit meinem Kollegen Jens Werner auch ziemlich einig. Der Mellowpark hat ein begrenztes Flä- chenreservoir, das er braucht, wenn er sich in diesem BMX-Bereich Race/Freestyle weiter ausbauen will. Er liegt weit ab vom Schuss. Da kommt man wirklich schwer hin – nicht nur Unioner, sondern auch andere. Deswegen würden wir gerne eine innerstädtische Lage haben. Ich nenne mal Orte, auf die man natürlich kommt: Auf dem Flughafen Tempelhof gibt es be- reits einen Skatepark. Der ist aus den Granitelementen des Palasts der Republik gebaut wor- den. Da haben damals Leute aus unserer Szene mit anderen mitgeholfen, die Klamotten dort- hin zu schaffen und haben dort einen coolen Skatepark gebaut. Der heißt die Vogelfreiheit. Jetzt frage ich mich, warum man nicht neben diesem vorhandenen Superskatepark noch einen Bowl-Bereich bauen kann. – Hallo, da ist schon Beton! Man geht halt noch mal in die Tiefe und baut so ein Ding wie in Malmö dorthin. Das ist doch nicht die Bebauung des Tempelhof- er Felds, das kann man doch nicht ernsthaft sagen. Da würde eine vorhandene Sportstätte um eine weitere Sportstätte erweitert. Das wäre etwas.

Oder wir schauen uns die Nachnutzung von Tegel an. Da habe ich in Wettbewerbsunterlagen des Planungsbüros Weidinger auch gelesen, dass man sich auf irgendeinem Stück der Lande- bahn etwas für das Skateboardfahren vorstellt. Ich habe mich nicht näher damit befassen kön- nen, aber es wäre mal einen Prüfauftrag wert, mal zu gucken, was dort geht, welche Bedin- gungen dort einlösbar sind. Genauso Westkreuz. Brücken sind aber eher nicht das, was der Leistungssport braucht. Das ist eher etwas für die städtische Kultur des Skatens. Der Olym- piapark ist auch so eine Idee. Das kommt dem klassischen BLZ-Gedanken am nächsten, das liegt aber zugleich auch am weitesten entfernt hinter Maifeld und Waldbühne – irgendwo da. Das ist wie so ein Satellit, den man dort absetzt.

Sie merken, wir haben auch nicht die Idee, wo wir sagen: Das ist es! – Wir würden gerne an einem Prüfauftrag mit der Senatsverwaltung oder mit einer Agentur, die den Auftrag be- kommt, zusammenarbeiten und schauen, was sportfachlich möglich ist. Die erste Priorität wäre wirklich eine Skatehalle. Da könnten wir den Druck aus der anderen Halle nehmen. Wir könnten dem Profi- und Leistungssport wirklich ein ganzjähriges Zentrum des Trainierens geben. Das wäre schon die Priorität. Es macht Sinn, eine ganzjährige, beheizbare Trainings- stätte mit ein paar Nebenräumen zu haben, weil wir nun auch olympisch sind.

Das zweite Ziel wäre aber sofort die Eventfläche, der Outdoorpark – städtisch einsehbar, wo Zuschauer entlang gehen. So wie in Malmö: Man setzt sich mal hin, schaut eine Weile zu, und sagt: Die machen verrückte Sachen –, und dann geht man weiter, aber es war ein Erleb- nisort. Man kann dort die Finals durchführen, die wieder nach Berlin geholt werden sollen. Man kann dort mal eine DM machen. All solche Sachen wären dort möglich, das wäre Sportmetropole Berlin. Sie merken, das sind zwei Pole, zwischen denen man sich bewegen muss, und da will ich keinen Prüffragen etwas vorwegnehmen.

Die Bezirksanlagen – weil das gefragt wurde – sind für den Bezirkssport weiterhin aufbesse- rungsfähig. Das sind immer multifunktionelle Anlagen: Ein bisschen Transition, hier mal eine kleine Halfpipe oder so. Die kann man sich anschauen. Da sind wir im Gespräch, gerade in den beiden Bezirken gibt es Prüfaufträge zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Das sind aber nicht die Orte von der Größe, wo wir etwas draufsatteln können. Ich glaube, wir brau- chen eine landesweite, zentral gesteuerte Planung oder Anlage. Das würde dem näher kom- men.

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Die Olympia-Altersgrenze ist nicht beschlossen. Es ist unsere Idee, dass wir bei dafür werben: Leute, lasst die 13-Jährigen aus dem Pool raus! – Es ist einfach nicht richtig, die da hinzuschicken. Die brauchen das auch nicht. Die können woanders fahren. Das ist eine Überforderung, und deswegen wäre 16 Jahre so ein Alter, an das wir denken. Das muss aber das IOC und der Weltverband entscheiden. – Danke!

Vorsitzender Frank Scheermesser: Vielen Dank, Herr Kuhn! – Ich höre keine weiteren Fragen. Ich stelle also fest, dass die Besprechung unter dem Tagesordnungspunkt 5 damit abgeschlossen ist. Bei Herrn Kuhn möchte ich mich im Namen des gesamten Ausschusses ganz herzlich bedanken, dass es uns heute mit seiner Expertise zur Verfügung gestanden hat. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, eine schöne Weihnachtszeit, und kommen Sie gesund und so energisch und so einfallsreich, wie Sie das heute präsentiert haben, ins neue Jahr! – Danke schön! Sie können die Sitzung gerne weiter verfolgen, aber sicherlich haben Sie auch noch andere, wichtige Dinge vor.

Punkt 6 der Tagesordnung

Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs 0226 Aktuelle Corona-Rechtsverordnungen und die Sport Auswirkungen auf den Sport (auf Antrag aller Fraktionen)

Siehe Inhaltsprotokoll.

Punkt 7 der Tagesordnung

Antrag der AfD-Fraktion 0227 Drucksache 18/3186 Sport Sofortige Rücknahme der Maßnahmen im Bereich Haupt Sport aus der Zehnten Verordnung zur Änderung der SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung (VO- Nr. 18-266) (vorab überwiesen auf Antrag der AfD-Fraktion gem. § 32 Abs. 4 GO Abghs)

Siehe Inhaltsprotokoll.

Punkt 8 der Tagesordnung

Verschiedenes

Siehe Beschlussprotokoll.

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