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Repositorium für die Medienwissenschaft

Frank Arnold Harald Harzheim: The Kings of the B’s: Jean-Luc Godard & 2015 https://doi.org/10.17192/ep2015.1.3518

Veröffentlichungsversion / published version Rezension / review

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Arnold, Frank: Harald Harzheim: The Kings of the B’s: Jean-Luc Godard & Roger Corman. In: MEDIENwissenschaft: Rezensionen | Reviews, Jg. 32 (2015), Nr. 1. DOI: https://doi.org/10.17192/ep2015.1.3518.

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Harald Harzheim: The Kings of the B’s: Jean-Luc Godard & Roger Corman Nürnberg: Verlag für moderne Kunst 2013 (Kunsthalle Marcel Duchamp, Bd. 10), 144 S., ISBN 978-3-86984-423-7, € 20,–

Dass Jean-Luc Godard seinen Debüt- führt der Autor Harald Harzheim die film A bout de souffle (1959) Monogram beiden zusammen. „Unermüdlich ver- Pictures, einer US-amerikanischen Pro- arbeiten sie seit den fünfziger Jahren duktionsfirma von B-Filmen, gewidmet zeitpolitisches Geschehen“ (S.5), lau- hat, ist bekannt, dass man ihn zwischen tet gleich sein erster Satz. Als weitere zwei Buchdeckeln mit dem – oft als Parallelen benennt er: „Beide fanden ‚King of the B’s’ titulierten – Regis- und finden ihr Publikum nicht im seur und Produzenten Roger Corman Kommerzkino, nicht im gehobenen zusammenbringt, ist dennoch alles Bürgertum“, „beide weisen stilistische andere als eine Selbstverständlichkeit. Ähnlichkeiten auf, brachen mit den Schließlich steht Godard für das intel- Erzählkonventionen ihrer Zeit…“, lektuelle europäische Kino der Autoren „beide inspirierten die Filmemacher und Corman für das formelhafte ameri- einer ganzen Generation“, „beide expe- kanische Genrekino in der Ausprägung rimentieren mit dem ‚Tod des Autoren- des Exploitation-Films, der erprobte filmers’ und drehten im Kollektiv“ (alle Erzählmuster auf erzählerisch und öko- S.5), „und last but not least akzeptierten nomisch eingeschränkte Weise variiert. Corman und Godard keinerlei Genre- In dem vorliegenden handlich-schma- und Geschmacksgrenzen“ (S.6). Die len Bändchen im Postkartenformat A6 jeweils nachfolgenden Ausführungen 130 MEDIENwissenschaft 01/2015 machen allerdings auch Unterschiede Philips-Ventilator für drei Dollar, von deutlich. So ist die politisch motivierte unten angeleuchtet“ (S.26), wie er sel- Kollektivarbeit, die Jean-Luc Godard ber verriet. Corman dagegen griff in im Rahmen der Groupe Dziga Vertow seinem Film The Trip (1967), der auf (1968-71) realisierte, wohl nur bedingt ein Publikum aus der Gegenkultur spe- zu vergleichen mit dem, was Corman kulierte, mit Techniken wie jump cuts bei seiner Produktion The Terror (1963) und assoziativen Inserts auf Mittel des machte: In einem Wettlauf gegen Avantgarde­kinos zurück, die sich regel- die Zeit ließ er von mehreren Assis­ mäßig bei Godard finden. tenten (aus denen später bedeutende Manche der Parallelen mögen sich Regisseure wie bei näherer Untersuchung als eher frag- und wurden) an ver- würdig erweisen, zur wissenschaftlichen schiedenen Drehorten Szenen drehen, Erforschung des Werkes von Godard solange die Kulissen noch nicht abge- trägt die Publikation ebenso wenig bei rissen waren. Dies war ein primär öko- wie zu der Cormans. Das ist aber auch nomisch motiviertes Vorgehen, konnte gar nicht die Absicht des Verfassers, Corman doch so in den vier Drehtagen, dem es wohl eher darum geht, Denk- um die er gerade die Drehzeit zu The grenzen einzureißen, also Corman als Raven (1963) unterschritten hatte und Filmkünstler anzuerkennen und snobis­ die ihm entsprechend der Hauptdarstel- tischen Godard-Verehrer_innen dessen ler Boris Karloff noch zur Verfügung Liebe zum Trivialen ins Bewusstsein zu stand, einen zweiten Film abdrehen. rufen. Dazu passt es denn auch, dass der Harzheim findet weitere Parallelen Verfasser in einer biografischen Notiz darin, dass beide auch im Alter noch schreibt, dass er als Autor und Dra- aktiv sind – Corman (Jahrgang 1926) maturg tätig war und darüber hinaus zuletzt als Produzent von gewolltem „mehrfach als Kleindarsteller bei Peter Trash wie (oft für den TV-Kanal SyFy Greenaway sowie als Küster, Sargträger produzierten) Monsterfilmen mit Titel und Tontechniker“ (S.141) arbeitete. wie (2012) und Cobra- Der Band ist eine kleine, anregende Gator (2015), Godard (1930) mit dem Lektüre. Dem 56-seitigen deutschen abendfüllenden 3-D-Film Adieu au Text folgt eine Übersetzung ins Fran- langage (2014). Zudem bediente sich zösische, ansprechend illustriert ist der Godard als ‚Bricoleur’ und „Bastler“ Band mit 14 Seiten farbiger Plakatab- (S.27) zumindest bei der Erschaffung bildungen. des Supercomputers in Alphaville (1965) eines Kunstgriffes, auf den Corman Frank Arnold (Berlin) sicherlich stolz gewesen wäre: „einem