AUS DEM INHALT Um Himmels Willen * In die Tiefe des Herzens * Der Weg zur Sprache * Nr. 751 69. Jahrgang AUGUST/SEPTEMBER 2013 City of Dead Poets E-mail: @netvision.net.il Internet: www.bukowina.org.il Das Judentum der Bukowina trägt die Fackel weiter von Yochanan Ron Der Weltverband der Buko- ten Generation erzählen und ben, machen uns Mut, weiter- nen Anekdoten zugetragen winer Juden hat sich zum aus ihren Erinnerungen und zuarbeiten, um die Bukowiner werden, die wir in einem obersten Ziel gesetzt, die wei- persönlichen Erfahrungen be- Traditionen in die Zukunft zu Buch zusammenfassen wol- terführenden Generationen richten. Es gibt einige, die ihre retten. Es ist uns wichtig, nicht len und im kommenden Jahr in den Prozeß der Erinnerung Erinnerungen an die vorkriegs- nur die dunklen Tage des Ho- veröffentlichen wollen. und Erhaltung der besonde- zeitliche Bukowina erzählen, locaust in Erinnerung zu be- Auch ist es uns wichtig, die ren Bukowiner Kultur und dann diejenigen, die über das wahren, sondern besonders jüdischen Friedhöfe in der Werte einzubinden. Ich bin Leben in den Ghettos, in den den Geist, das friedliche und Bukowina, die heute geogra- Vorsitzender des Weltverban- Lagern von Transnistrien und tolerante Miteinander mit den fisch und politisch zur Ukra- des und verwende alle meine die Greuel, die sie haben er- anderen Kulturen, das das Ju- ine gehören, vor dem Verfall Kraft und Energie darauf, die tragen müssen, berichten. All dentum der Bukowina so aus- zu retten. Dafür brauchen wir nachfolgenden Generationen dies ist wichtig für die nachfol- zeichnete, zu retten und für finanzielle Unterstützung, die für die Wurzeln und Kultur genden Generation, verstehen die nachkommenden Gene- wir versuchen, durch unsere ihrer Eltern und Großeltern zu zu lernen. Aber die Geschich- rationen wieder interessant zu Mitglieder und durch Spen- interessieren. te des bukowinischen Juden- machen. den aufzubringen. Mit unserer Wir widmen viel Zeit darauf, tums ist nicht nur Shoah, son- Wir streben in Zukunft an, die Nachkommen der buko- dern viel mehr jüdische Kultur, Hilfe haben etliche Familien winischen Juden ausfindig zu bereits die letzten Ruhestätten machen, mit ihnen in Kontakt ihrer Vorfahren in der Buko- zu treten und in verschiede- wina gefunden und sie bei ei- nen Städten Zusammenkünfte Liebe Bukowiner ner Reise zu den Wurzeln der zu organisieren. Das Interesse Familie besucht. Für viele ein an diesen Zusammenkünften Landsleute in aller Welt! unvergeßliches Erlebnis! zeigt uns immer und immer Die Arbeit des Weltverban- wieder, daß ein großer Nach- Von ganzem Herzen wünschen wir Ihnen und Ihren Familien des zur Erhaltung der Buko- holbedarf und Wissensdurst winer Traditionen ist intensiv bei den Nachkommen der und reichhaltig, ebenso wie Bukowiner Juden besteht, die ein gesundes und friedvolles die Pläne, die wir bereits für Fragen stellen und Themen die Zukunft schmieden. Wir vertiefen wollen, da es offen- Neues Jahr und Hatima Tova planen Zusammenkünfte und bar in ihrer Jugend tabu war, Kulturabende ganz im Zei- die traumatisierten Eltern, die Mögen Sie mit Ihren Familien einer friedlichen und wirtschaftlich chen der Bukowiner Traditi- zum Teil durch die Hölle ge- abgesicherten Zukunft in Israel entgegengehen. onen, wir sammeln Zeitzeu- gangen waren, mit Fragen zu genberichte aus der Bukowina malträtieren. Wir fühlen, daß Der Weltverband der Bukowiner Juden und Transnistrien, die wieder- die jüngere Generation gera- „Die Stimme“ um als Unterlage für wissen- dezu durstig danach ist, ihre schaftliche Forschungen die- Wurzeln zu finden, und über nen werden. die Orte genauer Bescheid die die schlimmen Wirren der den Interessierten bei der Or- All das wird der Weltver- wissen zu wollen, an denen Shoah überlebt hat, und nun ganisation einer Reise zu den band mit seiner innovativen die Eltern oder Großeltern den wie strahlendes Sonnenlicht Wurzeln in die Bukowina und Führungsriege mit Hilfe der Holocaust erleben mußten. die Erinnerung erhellt. nach Transnistrien mit Rat und Bei unseren jüngsten Zusam- tatkräftigen Unterstützung Auch in Zukunft wollen wir Tat zur Seite zu stehen und von unseren ehrenamtlichen menkünften in diesem Jahr dafür sorgen, daß Historiker sogar Gruppenreisen selbst Landsleuten, die bereit sind, haben wir feststellen müssen, weiter zum Thema des Buko- zu organisieren, da bei den ihre ganze Kraft diesem Ziel daß die Teilnehmer stets dar- winer Judentums forschen und Nachfahren ein riesiges Inte- zu widmen, in die Tat umset- über klagten, daß „zu Hause zu diesem Thema Vorträge resse besteht auf den Spuren das Thema bewußt verschwie- halten werden, damit das The- der Väter und Großväter zu zen. Denn unser Ziel für die gen“ wurde. Wir arbeiten da- ma nicht in Vergessenheit ge- wandeln. Zukunft wird es sein, weiter- ran, dieses Schweigen behut- raten wird. Der Erfolg und das Auf Bitten der nachfolgenden hin die nachfolgenden Gene- sam zu durchbrechen. Uns ist Echo, das unsere Zusammen- Generationen sammeln wir rationen für die Bukowina zu es wichtig, daß bei unseren künfte bei der nachfolgenden Rezepte aus der Bukowina, motivieren und somit die Fa- Treffen, Bukowiner der ers- Generation hinterlassen ha- die uns zusammen mit klei- ckel weiterzugeben. 2 “DIE STIMME” AUGUST/SEPTEMBER 2013 Zu Rosh Hashana - Die Hohen Feiertage bieten die besondere Gelegenheit, unterschiedliche Überzeugungen und Lebensentwürfe zu würdigen Wir stehen vor Rosh Hashana physische Rettung heilte die und seiner ganz besonderen Um Himmels willen seelischen Wunden nicht, die Mischung aus fröhlicher Feier beziehungen und Patchwork- von Rosh Hashana ausgewählt die Verstoßung durch Vater mit leckerem Essen einerseits familien und bilden uns ein, hat. Vier Texte sind es, die alle und Familie bedeuteten. Im und ernsthaften Gebeten der dies sei etwas Neues. Neu ist von Familien handeln, von El- nächsten Schritt lesen wir, daß Buße und Umkehr anderer- nur, daß die meisten es sich tern und Kindern, Prüfungen Awraham bereit ist, auch sei- seits. Viele wünschen einan- heute leisten können, eine und neuer Hoffnung: Am 1. nen zweiten Sohn Jitzchak zu der in diesen Tagen „Shana zerstörte Beziehung nicht aus Tag hören wir als Thoralesung opfern. Durch Gottes Eingrei- Towa – ein gutes Jahr“. An- rein ökonomischen Grün- die Geburt Jitzchaks und als fen überlebt er, dies versetzte dere, meist Säkulare, sagen den aufrechtzuerhalten. Das Haftara die Geburt Samuels. Sara einen solchen Schock, „Shana Towa Umetuka – ein Bild der idyllischen Einheit Am 2. Tag folgt als Thorale- daß sie starb. gutes und süßes neues Jahr“ der Familie in sonniger Ver- sung die Akedah, die Bindung Die prophetischen Lesungen und denken dabei an Äpfel gangenheit mit frommen Kin- Jitzchaks) und als Haftara eine sind ähnlich ambivalent. Han- und Honig, weil es für sie den dern und tanzenden Rebben, Verheißung neuen Glücks na betet so inbrünstig um ein Inbegriff von Rosh Hashana unbeeinflußt von der kalten nach dem Exil. Kind, daß der örtliche Priester ausmacht. Religiösere wün- Zugluft der Moderne, verfliegt Warum all diese Geschich- sie für betrunken hält. Als sie schen eher „Leschana Towa für denjenigen sehr schnell, ten von der Sehnsucht nach Samuel, den späteren Prophe- Tikatewu – möget ihr für ein der sich ein wenig mit unserer einem Kind und der Sorge ten und Wegbereiter des Kö- gutes neues Jahr eingeschrie- Geschichte beschäftigt. um das Kind, als es dann ge- nigtums, zur Welt bringt, fühlt ben sein“ und denken daran, Ob wir uns in Fromme, Zionis- boren war, wenn das Thema sie sich verpflichtet, ihn schon daß das Fest der Beginn der ten und Kommunisten (1930), von Rosh Hashana, dem Ge- als kleines Kind dem Tempel zehn Bußtage ist, die an Jom Aufklärer und Traditionelle burtstag der Welt, doch viel zu übergeben – und damit Kippur enden, dem Tag des (1850), Mitnagdim und Chas- eher die Schöpfung gewesen auf das ersehnte Kind gleich Gerichts, an dem wir hoffen, sidim (1790) geteilt haben, wäre? Zum einen ist ja die wieder zu verzichten. Auch ins Buch des Lebens geschrie- in der jüdischen Geschichte Geburt unsere individuelle die Verheißung aus Jeremia ben zu sein. bleibt eines gleich: In jeder Schöpfung, das wichtigste Er- 31 ist ambivalent: Einerseits Drei verschiedene und doch Generation war umstritten, eignis zwischen Zeugung und vernimmt Gott das Weinen verwandte Grüße, drei ver- wie das richtige, gute, gottge- Erwachsenenalter. Zum ande- Rachels um ihre Kinder und schiedene und doch ver- wollte Leben auszusehen hat. ren erinnern uns diese Texte hört auch auf Ephraim. An- wandte jüdische Perspektiven. Die Aufgabe war es immer, daran, daß die Schöpfung dererseits aber hat Gott erst Dreierlei Arten von Juden, die diese Diskussion als „Mach- nach jüdischer Tradition nicht durch sein Gericht dieses Leid nicht nur alle auf ihre Art Rosh loket leschem Schamajim“ zu einfach so, sondern nach gött- erzeugt. Hashana feiern, sondern es führen, als einen „Streit um lichem Plan erfolgte. Wenn wir versuchen, aus die- nicht selten sogar gemeinsam des Himmels willen“ – also Die Geburt Jitzchaks, als seine sen Elementen eine Hilfestel- tun. Denn sie sind sowohl Teil eine lösungsorientierte Debat- Mutter Sara eigentlich schon lung für das Zusammensein eines Volkes als auch häufig te mit dem aufrichtigen Ziel, viel zu alt war, um noch Kin- an Rosh Hashana zu gewin- Teil einer Familie. Wer nur das Gute zu tun. der zu bekommen, und seine nen, für das gemeinsame Ge- auf die Teilung in säkular und Auf den ersten Blick bietet Gefährdung durch Awraham, bet und Essen, so wird meh- religiös schaut, wer die Reli- uns Rosh Hashana nicht be- der bereit war, seinen Sohn auf reres deutlich: Jede einzelne giösen dann noch nach Strö- sonders viel, um diese Suche Gottes Befehl hin zu opfern, jüdische Geschichte ist sehr mungen sortiert, übersieht, nach der Einheit inmitten der sind nach der Thora das Ge- konkret, sie handelt von El- welch starke Bindung das jü- Verschiedenheit, nach dem schehen, das der Schöpfung tern und Geschwistern, von dische Volk über diese Gren- Zusammenhalt der sowohl erst Sinn vermittelt: Der Weg Kindern und Partnern. Dabei zen hinaus zusammenhält. ideologisch wie biologisch der Nachkommen Awrahams ist uns eine gelungene Bezie- Jüdische Familien versuchen, zusammengewürfelten Patch- und Saras ins Land Israel, ihre hung genauso nah wie eine diese Grenzen zu überschrei- workfamilie zu vertiefen. Die Vertreibung und die wach- ten und ihren Zusammenhalt mißlungene. Wir verdrängen bekannteste Mizwa von Rosh gehaltene Erwartung einer die Verletzungen nicht, son- nicht aufzugeben. Hashana ist „Lischmoa Kol endzeitlichen Rückkehr, die An welchem Ort sich die Fa- dern versuchen, so gut es geht, Schofar – den Klang der Scho- zugleich Frieden für die Welt Kontakt zu pflegen. milie zu Rosh Hashana trifft, far zu hören“. Die Schofar bedeutet, ist der erste Faden, entscheidet sich häufig -da Die Aufgabe, die ganze Fami- steht dabei für den Aufruf zur der diese Lesungen verbindet. lie an einen Tisch zu bringen, nach, wer den koscheren Umkehr, aber dieser Aufruf Zutiefst privates, individuelles gleicht häufig der Organisa- Haushalt hat, sodaß alle an geht an den Einzelnen. Geschehen wird mit den gro- tion einer Konferenz der Ver- einem Tisch zusammensitzen Jeder soll sich erinnern, was er ßen Ereignissen der Welt- und einten Nationen – und ist für können. Und wer dazugebe- im letzten Jahr getan hat, soll Nationalgeschichte verknüpft. ten wird – die punkige Freun- das Schlechte bereuen, Scha- Ein zweiter Faden ist die Mi- die Familie genauso wichtig: din des Sohnes, der Partner den reparieren, so gut es geht, schung aus Freude und Leid, Hier besteht die Chance, alte des Neffen und der geschie- und auf diese Weise zu Gott je nachdem, wen man genau- Streitigkeiten beizulegen, neu dene Vater der Enkelkinder –, umkehren. Entsprechend die- er betrachtet und zu welchem anzufangen und wieder aufei- ist hohe diplomatische Kunst sem Aufruf zur Umkehr domi- Zeitpunkt man dies tut. Die nander zuzugehen. Nicht sel- und häufig Gegenstand erbit- niert in den Gebeten von Rosh Freude über die Geburt Jitz- ten geschieht das Gegenteil. terten Streits. Wohnt man zu Hashana das Bild von Gott als chaks führt zur Vertreibung Seit der rabbinischen Zeit er- weit auseinander oder sind dem König und Richter der von Awrahams ältestem Sohn setzt der Familientisch den die Gräben schon zu tief, kann ganzen Welt und jedes Einzel- Jischmael. Er war der Sohn biblischen Tempel – und die es sein, daß der Freundeskreis nen. Hagars, der Magd Saras. Sara verschiedenen Ansichten, re- oder die Rosh-Hashana-Feier Sehr viel weiter kommen bestand auf der Vertreibung ligiösen Einstellungen und in der Gemeinde die traditio- wir mit unserer Frage aber, von Mutter und Sohn – und Lebensformen miteinander zu nelle Familie ersetzt. wenn wir uns die Lesungen Awraham schickte sie in die vereinen, ist eine Aufgabe, die Wir sprechen heute viel vom anschauen, die die jüdische Wüste. den Beginn des neuen Jahres Zerfall der traditionellen Fa- Tradition für die Gottesdienste Gott rettete sie, aber diese erst wirklich möglich macht. milie, von Lebensabschnitts- AUGUST/SEPTEMBER 2013 “DIE STIMME” 3 New York Angela Merkel erhielt Preis Rabbiner ehren Streit bei der Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Mer- Claims Conference kel erhielt jetzt in der Großen Zwischen 1993 und 2009 mand beschuldigt, er habe wollen diesen lieber ohne Juli- Synagoge von Brüssel den wurden 57 Millionen Dollar den Betrug gedeckt. Auch per- us Berman tun. „Rabbi-Lord-Jakobovits-Preis von Mitgliedern der Claims sonelle Konsequenzen wer- Julius Berman und die aktu- des Europäischen Judentums“. Conference geklaut. Geld, den nicht gefordert. Es heißt elle Spitze der Claims Confe- Mit der Auszeichnung sollen das eigentlich Überlebenden nur allgemein, die Verwaltung rence sehen das anders. „Die Merkels „anhaltende Bemü- der Shoah zugute kommen müsse gründlich reformiert Betrugsaffäre wurde 2009 von hungen für eine gemeinde- sollte. 31 Personen haben werden. der Claims Conference selbst sich mittlerweile des Betrugs Natan Sharansky, der Vorsit- aufgedeckt“, teilt die Organi- übergreifende Eintracht in schuldig bekannt oder wur- zende der Jewish Agency, und sation mit. Sofort seien „struk- ganz Europa, ihre Freund- den überführt. Der Kopf der Ronald Lauder, der Präsident turelle Änderungen umgesetzt schaft zur jüdischen Gemein- Betrügerbande: ein gewisser des World Jewish Congress und umfassende Kontrollme- de sowie ihre herausragenden Semen Domnitser. (WJC), haben auf den Skandal chanismen“ eingebaut wor- Beiträge zur Förderung von Es gibt indessen noch einen reagiert: In einer Stellungnah- den, um künftig Mißbrauch zu Toleranz und Verständnis“ Skandal im Skandal, der vor me, die bei einem Treffen des verhindern. gewürdigt werden, sagte Rab- zwei Monaten während des Direktoriums des WJC verle- An dem Schlamassel mit dem biner Pinchas Goldschmidt, Prozesses gegen Domnitser sen wurde, drückten sie ihren anonymen Warnbrief sei, sagt Präsident der Europäischen ans Licht kam: Schon 2001 „Schock“ darüber aus, daß das Claims-Vizechef Greg Schnei- Rabbinerkonferenz bei der ging im Frankfurter Büro Direktorium über die anony- der, nur ein einziger Mensch der Claims Conference ein me Warnung nicht informiert schuld: Karl Brozik aus Frank- Feierstunde. anonymer Brief ein, in dem worden sei. Daran sei damals furt. Diese Schuldzuweisung Der Präsident des Zentralrats auf den Betrug hingewie- ein gewisser Julius Berman hat einen ungeheuren Vorteil: der Juden in Deutschland, sen wurde. Karl Brozik, der beteiligt gewesen. 2002 wur- Kein Lebender muß sich von Dieter Graumann, gratuliert Leiter des Frankfurter Büros, de genau der zum Vorsitzen- ihr gemeint fühlen. Denn Karl der Kanzlerin: „Ihre Unterstüt- stellte Domnitser daraufhin den der Claims Conference Brozik ist 2004 verstorben. zung für die jüdische Gemein- schriftlich ein paar Fragen. ernannt und sprach von Neu- Hannes Stein schaft in Deutschland, aber Die damalige Führung der anfang. Sharansky und Lauder (aus „Jüdische Allgemeine“) auch ihre enge Freundschaft Claims Conference war zu Israel sind immer wieder in jedem Detail über den bemerkenswert und vorbild- Schriftwechsel informiert. Ein Untergebener von Brozik Die Jahresversammlung lich. Wir wissen dies wirklich reagierte auf die Antworten, der Bukowiner Juden sehr zu schätzen.“ Ihre Ver- die Domnitser gab, mit Vor- bundenheit komme nicht nur schlägen für weitere Erkun- Die diesjährige Jahresversmmlung der Bukowiner Juden mit der aus der Verantwortung heraus, digungen. Doch dann kam Askara des „Weltverbandes der Bukowiner Juden“ zur Erinnerung sondern wirklich von Herzen, an die nach Sibirien vertriebenen jüdischen Landsleute, die Ver- nichts mehr. Die Untersu- das spüre man einfach ganz nichtung der Juden aus der Nordbukowina und die Verschleppung chung war im Sand verlau- der jüdischen Landsleute nach Transnistrien wird deutlich, so Graumann. Auch fen. Domnitser scheint sich das schnelle und entschlosse- durch diesen Vorgang bestä- am Mittwoch, den 9. Oktober 2013, um 17 Uhr ne Handeln während der Be- tigt gefühlt zu haben - er zog im Recanati-Saal des Kunstmuseums Tel Aviv, schneidungsdebatte habe dies daraus den Schluß, daß er Shaul HaMelech Blvd. 27 straflos schalten und walten noch einmal sehr deutlich ge- konnte. So ging der Betrug stattfinden. macht. noch ein paar Jahre weiter. „Die Bundeskanzlerin hat den Bitte merken Sie sich bereits jetzt diesen Termin vor und verstän- In New York wurde jetzt ein digen Sie auch Ihre Bekannten aus der Bukowina. Lord Jakobovits Prize of Eu- dringend erwarteter Bericht ropean Jewry daher mehr als über das Verhalten der Füh- Wir möchten Sie bitten, Ihre Teilnahme an der Veranstaltung te- verdient,“ so Graumann. rung der Claims Conference lefonisch zu bestätigen, um unnötiges Gedränge am Versamm- Der Preis erinnert an Imma- lungstag zu vermeiden. (Tel: 03-5226619, 03-5270965). vorgestellt, der sofort zu nuel Jakobovits (1921–1999), einem heftigen Streit führ- Für Landsleute aus Jerusalem, Haifa und aus dem Norden ds Lan- den früheren Oberrabbiner te. Zwei der vier Mitglieder des stehen wie im Vorjahr Busse zur Verfügung. Auch hier bitten von Großbritannien, und wird jener Kommission, die das wir, ihre Mitfahrbereitschaft anzukündigen, damit wir Ihnen ei- seit 2012 von der Europäi- Papier erarbeitet hat, sind nen Platz im Bus reservieren können. mittlerweile zurückgetreten, schen Rabbinerkonferenz ver- weil sie nicht mehr hinter Wir freuen uns über finanzielle Spenden, geben. Erster Preisträger war dem Bericht stehen. Von gro- um die Veranstaltung angemessen austragen zu können. der frühere Präsident des Eu- ber Schlamperei ist dort die Der Weltverband der Bukowiner Juden ropäischen Parlaments, Jerzy Rede. Allerdings wird nie- Buzek. efg 4 “DIE STIMME” AUGUST/SEPTEMBER 2013 Die Lebensgeschichte des über die Grenzen der Bukowina bekannten Sängers Josef Schmidt

Zürich, Unterer, Friesenberg, Is- ernennen wolle. Doch dazu landIn Vertriebene, daßdie er mit kei- Tiefe1937 in der Ausstellung „Entarte - des Herzens raelitischer Friedhof, Grab Nr. kommt es nicht. Am Abend des nem tauschen wolle, „wers auch te Kunst“ diffamiert wurden. In 2331. Ein Blumengesteck mit ro- folgenden Tages brennen die Bü- ist und wers auch immer sei. der berüchtigten Schau waren ter Kerze leuchtet. Der Grabstein cher in . „Was wir wollen Heut will ich mich berauschen, neben seinem Foto alberne ist schwarz „Ein Stern fällt“, ist (und erreichen werden!), sieht morgen ists vielleicht vorbei. Schlagertitel zu lesen, die er nie auf dem Stein zu lesen und: „Jo- wahrlich anders aus“, schreibt Heut ist der schönste Tag.“ Ein gesungen hatte. Kommentar der seph Schmidt Kammersänger der Völkische Bekommende Zeit: anderes Lied in diesem Film hat Ausstellungsmacher: „Zu den 1904-1942“. Dazwischen der „Das Lied, das heute durch den Titel „Wenn nicht die Hoff- damaligen Rundfunklieblingen Davidstern. Das Grab, heißt es, Deutschland klingt, hat einen an- nung wär“. Doch die Braunhem- zählte neben dem Schauspieler sei eines der meistbesuchten auf deren Rhythmus, einen schärfe- den rücken weiter vor. Im März Fritz Kortner auch der Jo- dem Friedhof „Ein Stern fällt vom ren Marschtritt, hat aufpeitschen- 1938, wenige Tage vor dem An- seph Schmidt, der seine Zuhörer Himmel, ein funkelnder Stern, dere Melodien, kommt aus ehrli- schluß Österreichs an Hitler mit blödsinnigen Schlagern zu bringt wie eine Botschaft von fern cherem Herzen als das, was wir Deutschland, flüchtet Joseph unterhalten versuchte“. uns das große Glück. Ein Stern in dem Film hörten. Der Marsch- Schmidt aus fällt“. Nur wenige Kilometer ent- tritt eines Millionenvolkes hat Wien. Der Mel- fernt, in Rüti bei Zürich, hat Alf- nichts mit dem zu tun, was uns dezettel regist- red Fassbind das „Joseph Schmidt- ein Volksfremder vortäuschen riert den 7. März Archiv“ eingerichtet. Der Bio- will! Möge dieses Lied um die 1938 als Ausrei- graph und Nachlaßverwalter des Welt gehen, es wird übertönt sedatum. Reise- Sängers öffnet die Tür zu einem werden vom Lied der nationalen ziel: „Unbe- Zimmer im Souterrain des Hau- Revolution“. „Land, so wunder- kannt“. ses und sagt: „Da lebt Joseph bar“ hatte Joseph Schmidt 1929 „Gehetzte Men- Schmidt immer noch“. bei seinem vielbeachteten Debüt schen“ war der Zu sehen sind Spuren einer Le- im Berliner Rundfunk gesungen Titel eines 1932 gende: Platten und Photos, gesta- „Die Popularität des Rundfunks entstandenen pelt und in Alben archiviert, Pro- hat gestern einen Sieg davonge- Films, in dem grammzettel und Briefe, amtliche tragen“, meldete die Vossische neben einer und persönliche Dokumente, ein Zeitung, und: „Den Radiohörern „Dame ohne zerschlissener Toilettenkoffer des war es vorbehalten, das Debüt Unterleib“ und vor den Nazis durch halb Europa eines zu erleben, dessen einer „Frau mit geflohenen Tenors, ein Schrank ungewöhnlicher Stimmglanz, dem Vollbart“ aus dem Schweizer Gasthofzim- dessen besonderes Timbre sofort auch Joseph mer, in dem der 38jährige starb, aufhorchen ließen.“ Knapp vier Schmidt als „Der und ein blau weißes Taschentuch Jahre später, am 20. Februar unsichtbare Te- des einst Weltberühmten. Wäh- 1933, findet Schmidts letzter Auf- nor“ auf dem rend er es ausbreitet und zu dem tritt in einem deutschen Sender Programmzettel Toilettenkoffer und den Bildern statt. Und noch Ende 1933 sucht a u f t a u c h t e . legt, hält Alfred Fassbind kurz der nun nicht mehr erwünschte Nach 1933 wird inne: „Schon traurig, was von so Sänger Zuflucht in Österreich. der Film von den Nazis „gerei- Jürgen Kesting schreibt in seinem einem Mann übrigbleibt.“ Auf Die Meldebestätigung der Poli- nigt“, und statt des jüdischen Standardwerk „Die großen Sän- dem Videoband, das er mir spä- zeidirektion in Wien verzeichnet Sängers ist fortan nur noch ein ger“, in dem mancher Kollege ter zeigt, singt Joseph Schmidt vor den 20. Dezember 1933 als Ein- Orchester mit italienischen Wei- des Tenors herbe Kritik einstek- mehr als 100 000 Besuchern ei- reisedatum und das „Grand Ho- sen zu hören. Auch im Archiv ken muß „Es gibt selten, ganz sel- nes Open-air Konzertes in Hol- tel“ als Aufenthaltsort des promi- des Rundfunks werden Spuren ten Stimmen mit einem Unterton land und wirkt dabei so entspannt nenten Film- und Plattenstars, der des populären Tenors gelöscht. von Trauer, mit einem wahrhaft und natürlich, als singe er für ein von Wien aus in allen Teilen Eu- Und Zeitungslesern, die sich tragischen Klang. Es ist der Klang, paar Freunde einen seiner popu- ropas gastiert und 1934 auch noch immer positiv über den Ver- der in die Tiefe des Herzens dringt lären Schlager - „Nur wer die mehrere Konzerte in Palästina femten äußern, wird in soge- und weniger ästhetisch erlebt als Sehnsucht kennt“. gibt. Auf dem amtlichen Melde- nannten Briefkastenrubriken mit- erlitten wird. Carusos Stimme Berlin, 9. Mai 1933. Eine glanz- zettel stehen als An- oder Abrei- geteilt: „Wir können Ihnen nicht war erfüllt von diesem schluch- volle Premiere im Ufa Palast: „Ein seorte unter anderem Prag, Ams- beipflichten, daß Joseph Schmidt zenden Leid, in Joseph Schmidts Lied geht um die Welt“. 3000 terdam, Lodz, Bern und London, der beliebteste Tenor der Jetztzeit Stimme war diese Träne. Selbst in Zuschauer feiern begeistert den wo Joseph Schmidt englische wäre und die ganze Welt seine einem Schlager oder einer Can- Hauptdarsteller des Films, Joseph Versionen seiner Erfolgsfilme Stimme für gottbegnadet hielte. zone wie „O sole mio“ vermoch- Schmidt. Der 29jährige hat den dreht und mit „My Song Goes Wie wir über die Stimme des te Joseph Schmidt etwas von die- Höhepunkt seiner Karriere in Round the World“ und „A Star Herrn Schmidt denken, haben ser Trauer zu vermitteln - ohne ins Deutschland erreicht. Unter de- Fell From Heaven“ auch interna- wir unzweideutig zum Ausdruck Pathetische abzurutschen.“ Jo- nen, die dem am 4. März 1904 tional Erfolg hat. gebracht. Der beliebteste Tenor seph Schmidts Stimme galt nicht in Davideny in der Bukowina ge- Der letzte deutschsprachige Film der Welt ist jetzt Benjamino Gig- zuletzt als „gottbegnadete Mikro- borenen und in Czernowitz auf- des Tenors hat 1936 in Wien Pre- li.“ Der hatte schon 1935 zu- phonstimme“, wie eine Fachzeit- gewachsenen Sänger an diesem miere: „Heut ist der schönste Tag gunsten der „Winterhilfe“ gesun- schrift schon 1930 feststellte „Die Premiereabend applaudieren, ist in meinem Leben“. Seine Film- gen, wofür er den persönlichen Stimme ist vorzüglich geschult, auch Joseph Goebbels. Er liebe partner sind überwiegend Emig- Dank Hitlers entgegennehmen klingt weich und hat trotzdem Joseph Schmidt, heißt es, und ranten wie er. Doch strahlend konnte. Joseph Schmidt zählte eine seltene Kraft. In der Mittella- daß er den Juden zum Ehrenarier wie immer singt der aus Deutsch- dagegen zu den Künstlern, die ge ist sie voll und abgerundet - AUGUST/SEPTEMBER 2013 “DIE STIMME” 5

In die Tiefe strahlenddes in den Höhen.Herzens Die nierung auf der Bühne, in Pucci- funden haben, doch wurde diese fentlichen Auftritt: In der Oper Atemtechnik ist vollkommen.“ nis „La Boheme“. Der Auftritt Ehe nie anerkannt, da einige An- von Avignon singt er drei franzö- Wenn man Schmidts Platten hört, wird zwiespältig aufgenommen. gaben auf der Heiratsurkunde sische Arien. so hat man nicht nur das Bild ei- Das Publikum feiert ihn, Kritiker offensichtlich falsch waren und Joseph Schmidts Versuche, von nes stimmlich selten begabten bemängeln, daß der Sänger zu die Unterschrift des Rabbiners Südfrankreich aus in die neutrale Sängers vor sich, sondern auch klein sei, seine Erscheinung zur fehlte. Joseph Schmidt habe sich Schweiz einreisen zu können, eines Künstlers von Kultur. Er Karikatur neige und er in seinem auch immer als unverheiratet schlugen fehl. Das Boot war voll. selbst verstand sich auch als Samtmantel „eher wie ein Teddy- eingetragen, berichtet sein Bio- Am 8. Oktober 1942 gelangt er „Priester der Kunst“ und glaubte: bär und nicht wie der Dichter graph. Am Ende scheint die lei- schließlich illegal über die Gren- „Mensch und Künstler müssen Rudolf“ aussehe. Wie Joseph denschaftliche Beziehung auch ze. Der Flüchtling ist fast mittellos untrennbar sein; denn wer kein Schmidt auf solche Verletzungen merklich abgekühlt. In Briefen an und kommt in einer kleinen Pen- Mensch ist, kann auch kein reagierte, ist nicht überliefert. Freunde bezeichnete Joseph sion in Zürich unter. Freunde ver- Künstler sein. Wer kein Herz hat, Schauspieler habe er werden Schmidt die Mutter seines Soh- suchen, eine Auftrittserlaubnis für kann auch keine seelenvolle wollen, hat Joseph Schmidt wie- nes nur als „jene“. den Sänger zu bekommen. Sie Stimme haben.“ Und vor dem derholt erklärt. Doch er habe ein- Ungetrübt scheint nur eine Be- wird abgelehnt. „Aus grundsätz- Mikrophon, das die Großaufnah- gesehen, „daß mein Kinder- ziehung: die zu seiner Mutter. lichen Erwägungen können wir me des Gesanges ermögliche traum, Schauspieler zu werden, Joseph Schmidt bezog sich im- den in der Schweiz aufgenom- und die feinsten Schwingungen niemals Erfüllung finden kann, da mer wieder auf sie und nannte menen Flüchtlingen weder ge- verdeutliche und verstärke, mir nun einmal die gewissen sie mehr als einmal „meine beste statten, irgendwelche Erwerbstä- „habe ich immer das Gefühl: Ich zwanzig Zentimeter mehr versagt Freundin“. Immer wieder auch tigkeiten auszuüben, noch ohne singe es jedem einzelnen Hörer geblieben sind - allerdings helfen besuchte er sie in Czernowitz Entgelt zu arbeiten.“ Bei einem ins Ohr, obwohl ich mir ununter- mir meine Erfolge als Sänger, um oder holte sie zu seinen Konzer- Pfandleiher versetzt Joseph brochen bewußt bin, daß es eine über diesen Schmerz, der mich ten. Die enge Verbindung zu ihr Schmidt das letzte Wertstück: Millionenmenge ist, die mir zu- einmal unglücklich zu machen könnte auch einer der Gründe eine goldene Taschenuhr, die er hört“. drohte, hinwegzukommen“. sein, warum Joseph Schmidt be- 1932 als beliebtester Rund- Den Säuberungsaktionen der Später, in seinen Filmen, ließ reits vorliegende Konzertverträge funkstar erhalten hatte. Nationalsozialisten fielen etliche man ihn über nicht sichtbare er- für Gastspiele in Amerika in den Von den Behörden wird Joseph Aufnahmen von Joseph Schmidt höhte Laufstege laufen oder stell- Jahren 1939/40 nicht unterzeich- Schmidt in das Internierungslager zum Opfer, unter ihnen auch ei- te ihn auf Podeste. Als er 1937 nete. Girenbad bei Zürich eingewie- sen. Bereits kurz nach seiner An- nige der vor 1933 entstandenen zum ersten Mal in der Carnegie Bis heute unklar ist auch, was aus kunft erkrankt der Sänger. Mit ei- Konzertmitschnitte des Rund- Hall in New York sang, kündigte dem Vermögen von Joseph ner Halsentzündung kommt er in funks, bei denen Joseph Schmidt ihn die Presse als einen „Zwerg Schmidt wurde und wo die Kon- eine Klinik nach Zürich. Seine unter bedeutenden Dirigenten an, von Narben entstellt und so ten waren, auf die die Einnahmen Hinweise auf Schmerzen in der wie Bruno Walter gesungen hat- häßlich, daß er eine Larve tragen des Sängers eingezahlt wurden. Brust werden nicht beachtet. te. „Diese Tondokumente hätten müsse.“ Zur Legende gehört So soll er allein für einen Dreimi- „Man hält mich für einen Simu- den Sänger Joseph Schmidt wohl auch das Bild vom einsamen und nutenauftritt in Amerika 10.000 lanten“, klagt Schmidt und wird vor Fehleinschätzungen späterer von Trauer umwehten Sänger ein Dollar erhalten haben und damit nach dem Abklingen der Entzün- Generationen zu bewahren ver- Bild, das so nicht stimmt. Joseph einer der höchstbezahlten Stars dung wieder ins Lager zurückge- mocht. Sie könnten zusätzlich Schmidt sei fröhlich gewesen, gewesen sein. Doch an dieses schickt. Am 15. November trifft beweisen, daß er weit mehr als sagt Alfred Fassbind, und auch in Geld kam er später nicht mehr er dort ein. Am Morgen des fol- ein Interpret strahlender Film- Filmausschnitten wirkt er keines- heran, so daß er schließlich ge- genden Tages geht er in den nahe schlager war“, schreibt Alfred wegs nur wie eine tragische Ge- zwungen war, sich bei guten und gelegenen Gasthof „Waldegg“, Fassbind in seiner 1992 zum 50. stalt, sondert vermittelt eher eine weniger guten Freunden Geld in dem die Internierten etwas Todestag des Sängers veröffent- Lust am komödiantischen Spiel - leihen zu müssen, um überleben Warmes zu trinken bekommen. lichten Biographie. und sehr viel Charme. Eine seiner zu können. „Wenn du jung bist, Die Wirtin überläßt Joseph Schon früh war der aus einer Verehrerinnen meinte dann auch gehört dir die Welt“, hatte Joseph Schmidt ein Sofa, auf dem er sich strenggläubigen Familie kom- später: „Joseph konnte seinen Schmidt in einem seiner Erfolgs- ausruhen kann. Der Erschöpfte mende Tenor als Tempelsänger Charme aufdrehen wie eine Fest- filme gesungen. Am Ende seines legt sich hin und stirbt. Die Ein- aufgefallen und hatte in der Syn- beleuchtung, und niemand ver- Lebens klafften die Versprechun- tragung im amtlichen Sterbere- agoge von Czernowitz gesungen mochte sich seiner Ausstrahlung gen der Lieder und die Realität gister lautet: „Montag 16. No- - in jenem Czernowitz, das zu zu entziehen“. immer weiter auseinander. Nach vember 1942, Schmidt, Joseph - Beginn des Jahrhunderts noch Die Amouren des Verehrten wa- der Besetzung Belgiens war Jo- 38 Jahre, 8 Monate, 12 Tage, zur Donaumonarchie gehörte ren nicht unkompliziert - waren seph Schmidt 1940 wieder auf staatenlos“. und nach dem Ersten Weltkrieg es doch häufig verheiratete Frau- der Flucht. Vorläufiges Ziel: Im Gasthaus „Waldegg“ erinnert an Rumänien fiel. en, zu denen sich Joseph Schmidt Frankreich. Im November 1940 nichts an den Sänger, der hier Nach seinem fluchtartigen Auf- hingezogen fühlte „Was soll ich wird die Einreise des 36jährigen starb, nur eine Gedenktafel an bruch aus Österreich wird Belgi- tun - ich liebe Ihre Frau“, gestand von der Polizeipräfektur in Lyon der Fassade weist noch auf ihn. en zur nächsten Station von Jo- er einem Ehemann. Und auch bestätigt. Doch der Kreis wird en- „Immer wenn diese Stimme kam seph Schmidts Fluchtweg durch die Mutter seines 1935 gebore- ger. Die deutschen Truppen rü- - da sprang irgend etwas über, Europa. Er läßt sich in Brüssel nen Sohnes Otto war noch mit cken weiter vor. Joseph Schmidt was man nicht erklären kann“, sagt Alfred Fassbind, der sich seit nieder und kann sich einen Traum einem anderen verheiratet, als flieht in den noch unbesetzten den sechziger Jahren mit Joseph erfüllen: 1939 steht der 1.54 Me- das Kind zur Welt kam. Später Süden. Eine Ausreise nach Süd- Schmidt beschäftigt. ter große Sänger in Brüssel zum soll zwar eine Eheschließung amerika scheitert. Im Mai 1942 Raimund Hoghe „nach jüdischem Ritus“ stattge- hat der Tenor seinen letzten öf- ersten Mal in einer Operninsze- (aus „DieZeit-online“) 6 “DIE STIMME” AUGUST/SEPTEMBER 2013 City Of Dead Poets Today, Chernivtsi is a province ing for the grave of their great- The German poet finds the when German was spoken on outside of EU borders and out- grandfather, who was also re- hastily added final entry in the every street corner in Cher- side of memory. Jewish artists lated to the two poets. They’d book of Meerbaum-Eisinger’s nivsti: “There were 57,000 who wrote poems and sang been here before in 2004 to poems especially shocking: and 25,000 Germans in in their native German have celebrate the unveiling of me- “’I didn’t have time to write Chernivsti. They lived in the passed away. But their legacy morial plaque on the wall of to the end’ … I always find suburb of Rosch. Even people is more alive than ever. Nora Selma Meerbaum-Eisinger’s that the most moving and the of other nationalities spoke Gomringer is something of home. “Nobody in Chernivtsi hardest.” German.” a star in the German poetry knew much about the Ger- Meerbaum-Eisinger was de- The Romanian administra- scene, a celebrated slam poet man-Jewish cultural legacy ported to the Michailovska tion was a thorn in their side. and multi-award winner. Wide then,” they say. “But the po- camp in June 1942. Just before After World War I, Chernivsti awake and quite a live wire, etry festival changed that.” that, she managed to get her became Romanian. “But the she’s sitting beside me on a Parallels among poets The Sil- book of poems to a friend. Romanians failed to ‘roma- bus. “I used to go to school on berblatt sisters want to make Today around a bus just like this,” she says, Meerbaum-Eisinger’s story 3,000 Jews live in amused. and her poems well-known Chernivtsi, Rabbi Today the vehicle is carrying among English speakers. They Mendel Glizen- writers, artists and journal- have allowed the poems to be stein estimates. ists from throughout Europe, translated and published as a He comes from North America and Israel book. Eilat in Israel and through the city. They’ve all They would like to give a arrived almost traveled here to attend the couple of copies to an English nine years ago Meridian Chernivtsi Interna- teacher at Paul Celan’s former with the aim of tional Poetry Festival and are school, High School Number revivíng the Jew- in search of traces of German- Five. “I believe it’s this way to ish community Jewish heritage. the grave.” Helen Silberblatt here. We’re standing in the ceremo- is not entirely sure, since the “We’re passing nial hall of the cemetery, the Jewish cemetery in Chernivtsi on the traditions, vast cupola of which will soon with its 50,000 graves is one of opening kinder- collapse if nothing is done. the largest of its kind in central gartens, schools, Two women approach us. “My and eastern Europe. student clubs great-grandfather was born in While the sisters are in search and Torah les- Chernivtsi,” one of them says. of the grave, I find Nora Gom- sons for all age She now lives in New Mexico, ringer again. She’s jotting groups,” he says. in the US. I remember seeing down a few notes. She’s been “The most impor- a photograph of her during a fan of Meerbaum-Eisinger tant thing is that the course of my research. It for a long time. “I first en- people no longer is Irene and Helene Silberb- countered the book of poems need to live in fear for believ- nianize’ the city. Chernivsti latt. “Paul Celan and Selma ‘I am Shrouded in Longing’ in ing in the Jewish faith.” remained German speaking,” Meerbaum-Eisinger are both 2001,” she says. The rabbi’s consultant, Max Schickler explains in his related to us,” she says. The poems have accompanied 50-year-old Alexandra Onu- precise, occasionally laconic- Born in Chernivtsi in 1920, her ever since. Meerbaum- frasch, assists me in my search sounding German. Paul Celan is one of the great- Eisinger stands for the strength for German-Jewish traces. To- After the war, only around est poets ever to have written and hope with which a young gether we go through a list of half of the Jews in the city in the . He person looks to the future - names, addresses and dates of were left - the others had been survived the Holocaust, but and for how she so tragically birth of members of the com- murdered or had emigrated. was heavily traumatized and lost both. munity. We can’t find more Then Jews from all parts of the committed suicide in Paris in Gomringer sees a little bit of than a dozen Jewish people flocked to the city, 1970. herself in the young Meer- who experience the war and the name of which still has a The poet Selma Meerbaum- baum-Eisinger: She began to still live in Chernivtsi. We find magical ring to it. Eisinger, sometimes called write at the age of 16, Meer- even fewer whose native lan- But the new Jewish inhabit- “the Bucovian Anne Frank,” baum-Eisinger at 15. “There guage is German. ants didn’t speak German. A died of typhus in the Mi- are parallels. The weight, the One of them is Max Schick- couple of Schickler’s school chailovska camp at the 18. imperative in feeling that lies ler, born in 1919. Schickler is friends remained in the city. The Silberblatt sisters are look- in all these texts.” happy to talk about the past With them he could speak in AUGUST/SEPTEMBER 2013 “DIE STIMME” 7 City Of Dead Poets German about the old Cher- She tells the audience that she camp. They all died of typhus, Felix Zuckermann told me nivsti, about Paul Celan, who has already been to Chernivsti except for Rosa Zuckermann. where I could find the graves went to the same school as many times in her thoughts Meridian Chernivsti I am due of Herr Zwilling and Frau him, and his literary idols like - in search of the poets who to meet the Silberblatt sisters, Zuckermann. I place small Rose Ausländer and other po- were born here, like Paul Cel- but Helene has a cold so Irene stones on both and then meet ets. an, Rose Ausländer and Selma and I make the journey alone Nora Gomringer in the mortu- But of all the famous sons and Meerbaum-Eisinger. to Selma Meerbaum-Eisinger’s ary. She can speak a little He- daughters of the city, he’s most “Because I’ve always writ- former house. On the way she brew and is trying to decipher in awe of Josef Schmidt, the ten a lot about the Shoah, explains she was also in the the scripture on the wall. She singer whose fans called him I’m always asked to speak to city when the Meridian Cher- suddenly starts to sing “Sel- the “Bucovian Caruso.” young people in Germany nivsti International Poetry Fes- ma’s Lullaby for Longing.” This evening, a homage to Jo- about the topic. So I produced tival was first launched two The German poet takes with sef Schmidt is taking place in three texts which were used years ago. her the recognition that Selma Chernivsti’s cinema, a former for a German textbook series “It was fascinating. Paul Celan Meerbaum-Eisinger’s works synagogue. Max Schickler is in schools,” says Gomringer. wrote that Chernivsti is a me- open up new ways of ap- there. Although it takes a lot of One of them is titled “Mono- ridian, a kind of immaterial proaching the Holocaust. effort for him to walk, there’s logue” and is dedicated to ‘something’ that unites people “With Selma, we have the no way he’ll miss the event. Selma Meerbaum-Eisinger. all around the world,” says chance to learn more about Old film clips show the great After the reading I meet Felix Irene Silberblatt. “It was just the Shoah, not through docu- man who measured just 1.48 Zuckermann. He is the son yesterday when I started to ments, but through art. And to meters. “He wore high heels; of Rosa Zuckermann, who think how true it is.” that belongs the recognition that’s ridiculous,” Schickler was made famous by Volker that poetry is very political.” says. Koepp’s film “Herr Zwilling We’re standing before the As we head off back to the But Schickler’s admiration for and Frau Zuckermann.” It tells house with a memorial plaque city, the motor gives up. While Josef Schmidt remains untar- the story of two elderly Jews and a likeness of Selma Meer- the driver tries to repair it, we nished. “Josef Schmidt’s moth- from Chernivsti who met in baum-Eisinger. It almost looks mosey around a nearby mar- er lived here. Every year in fall the evenings to talk about as though the girl, in many ket. Farmers sell the produce he came to Jewish celebra- their memories. ways still a child, is smiling at from their fields here, traders tions and gave concerts. The While Max Zuckermann is us, full of curiosity about a new offer cheap imports from Chi- entire Jewish community at- talking about his mother, life. What would Meerbaum- na, and the place is overrun tended the concerts. They all about how cultivated and Eisinger have become if peo- with dogs. Everyone is very sang his songs,” Max Schick- witty she was, someone taps ple hadn’t robbed her of her friendly. ler recalls. him on the shoulder. It’s Volk- future, Irene wonders aloud. After about an hour, our ve- Schmidt bought his mother a er Koepp. He’s making a new “I’m sure that she would have hicle is up and running again pharmacy in the street lead- film featuring Chernivsti once become a generous, warm- and we rattle through the ing to the train station, the first again. hearted, passionate and un- streets of Chernivsti one last house on the left. As a huge After the surprising encounter, derstanding person,” she an- time. star in Berlin he could surely Felix Zuckermann and I amble swers her own question. “She afford it. But his career ended through the streets which be- was never afraid to speak out Schweinerei in 1933. Schmidt fled to Vi- come more peaceful, greener against injustice.” In the summer we had “Sch- enna, then to , on to and more rural with each step. Before we become even more weinerei” - a salad made with Paris and then to After a time we find ourselves sentimental, a dog barks at us “Paradeis” (Tomatoes) cucum- where he was interned as an in front of a freshly renovated from a first-floor balcony, jolt- bers and onions. illegal refugee. Demoralized two-storey house that looks ing us back to the here and The word Schweinerei (salad) and in ill health, he died of just like any you’ll find south- now. Irene shows me a photo- is only used in Czernowitz or heart failure in 1942. ern German towns. It’s the graph of her dog, a Silky Terri- Bucovina. Forever Chernivsti In the gold- house of his father’s parents. er. “He’s called Mick Jagger.” The word “Paradeis” (toma- en age, when Bucovina was When his mother was alive, Nora Gomringer and I travel toes) is also used in Vienna. a part of the Austro-Hungari- the family lived in the city cen- to the Jewish cemetery for the Arthur Rindner an Empire, Olga Kobylanska ter. “My mother was a tough last time. The vehicle, an old Street was named “Herren- nut. She was hardened by Lada, doesn’t fare well on the gasse” following the Viennese her difficult life.” Rosa Zuck- cobblestone streets. The driver model. ermann was deported along does all he can to avoid pot- Nora Gomringer is reading with her parents, husband and holes, but we’re shaken about her works in an old palace. son Marcel to a Transnistrian inside nonetheless. 8 “DIE STIMME” AUGUST/SEPTEMBER 2013 22 junge Deutsche werden ab sofort in sozialen Einrichtungen arbeiten Ehrung Freiwilliger Einsatz in Israel Eine Ehrung für den Bruder ei- Bevor Annalena Holtgrete ihr in Jerusalem sowie der Mento- schen Jugendlichen auch in nes Naziführers? Albert Gö- Studium aufnimmt, geht sie rin im Rutenberg-Institut für jüdischer Religion. Sie wird ring, Bruder von Hermann für ein Jahr nach Israel. Ge- Jugendbildung in Haifa, Silvi sie auch während ihres ein- Göring, soll die Auszeichnung meinsam mit der Abiturientin Behm, auf ihren Aufenthalt jährigen Aufenthalts vor Ort „Gerechter unter den Völkern“ brechen jetzt weitere 21 junge eingestimmt. Die „innere als Ansprechpartnerin betreu- der Shoah-Gedenkstätte Yad Frauen und Männer aus ganz Überzeugung“ sei die wich- en. Vashem erhalten. Göring hat Deutschland nach Israel auf. tigste Grundlage des Freiwilli- Seit 1994 unterstütze der DIV- vor und während des Zweiten Sie haben sich gemeldet, um geneinsatzes der jungen Er- fRG die soziale Kooperation Weltkriegs Dutzende Juden in Israel in sozialen Einrich- wachsenen, erklärte Dina Lu- zwischen Israel und Deutsch- gerettet. Er half ihnen, Ausrei- tungen zu arbeiten. Wie zum tati. Mehr als 600 gehen all- land, so Müller-Erichsen. Vor- sepapiere zu bekommen, und Beispiel in der Organisation jährlich nach Israel, um zu aussetzung für die Teilnahme richtete Konten in der Schweiz ALUT, der israelischen Gesell- helfen, berichtete sie weiter. für junge Menschen im Alter für sie ein, sodaß sie im Exil schaft für autistische Kinder. Der Einsatz junger Deutscher zwischen 18 und 27 Jahren überleben konnten. Holtgrete kennt Israel bereits. in Israel geht auf eine Verein- sind soziales Engagement, Außerdem befreite er unter Im vergangenen Jahr hatte sie barung aus dem Jahr 1998 Aufgeschlossenheit gegenüber dem Vorwand, Arbeiter zu an einem vierwöchigen Aus- zwischen dem israelischen anderen Kulturen, dem Staat brauchen, Menschen aus Kon- tauschprogramm der Johan- Sozialministerium und dem Israel und gute Englischkennt- zentrationslagern. Der Name nes-Rau-Stiftung teilgenom- Gießener Verein zurück. Das nisse. Roger Schmidt Göring schützte ihn dabei men und bei israelischen Bundesministerium für Fami- vor der Überwachung durch Gastfamilien gelebt. Jetzt freut lie, Senioren, Frauen und Ju- Geflügelte Worte die Gestapo. Irena Steinfeldt, sich die 19-Jährige auf die Ar- gend in Berlin fördert das Pro- Direktorin der Abteilung für beit mit autistischen Kindern. gramm des internationalen Lernen besteht in einem Erin- „Gerechte unter den Völkern“ Organisiert hat den Einsatz Jugendfreiwilligen-Dienstes. nern von Informationen, die in Yad Vashem, will Albert der Freiwilligen der Deutsch- Vorbereitet wurden die 22 bereits seit Generationen in Göring die Auszeichnung zu- Israelische Verein für Rehabili- Helfer bei Seminaren, in de- der Seele des Menschen woh- kommen lassen. tation Gießen (DIVfRG). nen es unter anderem um nen. Sokrates Göring lebte nach dem Krieg Annalena Holtgrete und die Umgang und Begleitung von * verarmt in München und wur- anderen Freiwilligen wurden autistischen, behinderten und Frauen von heute sind ein Pro- de von Shoah-Überlebenden von der Koordinatorin Dina betagten Menschen ging. Silvi blem für die Männer von ges- unterstützt, denen er geholfen Lutati vom Sozialministerium Behm unterrichtete die deut- tern. Edith M. Muliyanto hatte. efg Der „Weltverband der Bukowiner Juden“ bietet folgende Bücher in hebräischer Sprache zum Verkauf an: „Die Shoah an den Juden „Das Buch der Juden von Suceava (Shotz) „Gura Humora, eine Kleinstadt aus der Nordbukowina“, - und die angrenzenden Gemeinden“, in der Südbukowina“, 616 S., gebunden, 150 NIS zwei Bände, insgesamt etwa 900 S., gebunden, 200 NIS 400 S., Paperback, 120 NIS

Alle drei Werke wurden von Yad Vashem unterstützt und gehören in die Bibliothek eines jeden, dessen Wurzeln in der Bukowina liegen. Alle Bücher können beim Weltverband direkt telefonisch bestellt und per Check oder Kreditkarte (zuzüglich des Portos) bezahlt werden. Unser Büro steht Ihnen für Bestellungen und Anfragen von sonntags bis mittwochs zwischen 8.30 und 12.00 unter 03-5226619 oder 03-5270965 zur Verfügung. AUGUST/SEPTEMBER 2013 “DIE STIMME” 9 Aharon Appelfelds „Der Mann, der nicht aufhörte zu schlafen“ Der Weg zur Sprache Der Vater des aus Czernowitz en jüdischen Staat arbeiten, kleine Erwinku in hebräischen seine Heimatstadt Krakau. stammenden Autors Itsik Man- müssen sich von der Masse Lettern. Der Weg zu Schrift Aharon Appelfeld schreibt ei- ger prägte den Begriff der Lite- der anderen Überlebenden und zur Literatur geht einher nen Roman des Ankommens in ratoyre, eine jiddische Wort- abgrenzen. So muß auch das mit dem körperlichen Gene- Israel, einen Roman über den schöpfung, die Literatur und Deutsche als die alte Sprache, sungsprozeß des jungen Aha- Weg zu einer neuen Sprache Thora vereint und somit für die an das Leben vor der Sho- ron. Während der ans Bett ge- und über das Erwachen nach eine Literatur steht, die sich ah erinnert, dem Hebräischen fesselte Erwin zu Aharon, dem den schrecklichen Erlebnissen auf alte Texte bezieht, die dem weichen. Schriftsteller wird, muß er zu- zuvor. Zugleich führt die Er- Schreiben eine zusätzliche Als Erwin bei seinem ersten sehen, wie viele siner Freunde innerung den jungen Aharon Dimension verleihen. Der aus militärischen Einsatz verletzt im Kampf um den neuen Staat zurück in die Landschaft der der Bukowina stammende Au- wird und nicht klar ist, ob er verletzt werden. Kindheit, die Bukowina, die tor Aharon Appelfeld legt mit je wieder wird gehen können, Aharons Welt ist bewohnt von sein literarisches Schaffen prä- seinem 2010 erschienenen beginnt er im Krankenbett zu Menschen, die ihr altes Leben gen wird: Im Schlaf kehrt er und jetzt ins Deutsche über- schreiben. Für den aus der Bu- noch nicht ganz zurückgelas- zurück in das Haus der Kind- setzten Roman „Der Mann, kowina stammenden deutsch- sen haben und die noch nicht heit und hält Zwiegespräche der nicht aufhörte zu schla- sprechenden Juden ist die angekommen sind. Da ist er, mit seiner Mutter. Palästina fen“ ein Werk vor, das von der Muttersprache aber hier in Pa- der Schriftsteller ohne Spra- bzw. das spätere Israel ist in Identifikationsfindung und lästina weit weg. Nur im Schlaf che, da sind seine Freunde: diesem jüngsten Roman von Sprachwerdung eines jungen und in Träumen sieht er seine Der Tänzer ohne Arm, der Mu- jenen Menschen bevölkert, Mannes, der gerade der Hölle Eltern am Ufer des Pruth, hört siker ohne Geige, der Maler, deren Lebenswege Aharon Ap- des Zweiten Weltkrieges ent- er das schöne Deutsch sei- dessen Bilder der israelischen pelfeld schon in seinen frühe- kommen ist, erzählt. Der Weg ner Mutter und begegnet den Landschaft immer das Ghetto ren Romanen nachgezeichnet zur hebräischen Sprache führt frustrierten Schreibversuchen in sich tragen. Ihnen allein ist hat: Alter Egos und Deja-Vus über das Eintauchen in Bibel- seines Vaters. Der zu Aharon gemein, daß sie Juden aus dem verstärken den Eindruck, daß texte hin zu einem Schreiben, gewordene Erwin lernt Heb- untergegangenen Habsburger das Erwachen in einem neuen das auf den Koordinaten der räisch, er kopiert Stellen der Reich sind, Juden, die sich an Land und in einer neuen Spra- Bukowina ersteht und gleich- Bibel, die Genesis, um mit einer europäischen Kultur ori- che nicht von einem Moment zeitig die unterschiedlichen den Buchstaben vertraut zu entierten. Von dieser kulturel- auf den anderen geschehen Orte der Lebensgeschichte werden. Die Beziehung zu len Welt sind sie hier in Israel kann. Am Ende des Romans mit einander in Verbindung dieser neuen Schrift ist eine abgeschnitten. Immer wieder spricht der Protagonist Aharon setzt. Aharon Appelfeld blickt handwerkliche und eine sinn- versucht Aharon Werke Hes- im Gespräch mit seiner Mut- in diesem Roman zurück auf liche, die er sich anders an- ses oder Kafkas auf Deutsch ter jene Worte aus, die ihn in jene Text- und Erinnerungs- eignen muß als ein Kind, das aufzutreiben, um die Lesewelt seinem literarischen Schaffen landschaften, denen sein Sch- schreiben lernt. Hebräisch ist seines Vaters für sich zu ent- begleiten werden: „Ich möch- reiben verpflichtet ist, und die Sprache des Meeres, der decken. Alle ringen mit der te alle Orte wiedersehen, an nimmt den Leser mit auf eine Erde und der alten Texte für neuen hebräischen Sprache denen wir zusammen gewe- Reise zu den Ursprüngen sei- Aharon. Das eigene Schreiben und mit der alten Landschaft, sen sind“, und schreibt seine ner Literatoyre. beginnt mit dem Festhalten die sie in Europa zurückgelas- ersten Zeilen auf Hebräisch. Erwin erreicht im Jahr 1946 der Namen der Eltern und der sen haben - so wandert sein Marianne Windsperger über Neapel Palästina. Wie Orte seiner Kindheit: Czerno- Freund Eduard durch die Gas- (aus „Zwischenwelt“) er in den Hafen von Neapel witz, Bunja, Michael und der sen Tel Avivs und sieht dabei kam, weiß er nicht genau, er hat den Weg verschlafen, an- Martin Engel Widerstand dere Flüchtlinge trugen ihn, Bar Refaeli engagiert sich für und erst an der Küste des Mit- & Partner, Rechtsanwälte Israel. Nur kommt das nicht telmeers erwacht der Junge. In Rechtsberater des Weltverbandes der Bukowiner Juden gut an – zumindest nicht beim israelischen Militär. Der 27jäh- Palästina soll Erwin in einem ------rigen Schönheit, die an einer Kibbutz mithelfen, den neuen Testamente und Vermächtnisse PR-Kampagne des Außenmi- jüdischen Staat aufzubauen. nisteriums teilnahm, wird vor- Der Alltag ist geprägt von kör- Schadenersatz, ärztliche Kunstfehler geworfen, sie zeige allen, die perlichem Training und militä- Immobilien Wehrdienst leisten, die kalte rischer Ausbildung, landwirt- Schulter. Denn Refaeli selbst schaftlicher Betätigung und ------habe nie den zweijährigen der Arbeit an der Sprache. Die Wehrdienst abgeleistet. So je- Itzchak Sadeh Str. 17, Tel Aviv mand sei nicht geeignet, das jungen Männer, die zusam- Land zu repräsentieren. men mit Erwin für einen neu- 03-5614702, 054-4431317 Stimmt! efg 10 “DIE STIMME” AUGUST/SEPTEMBER 2013 Wallenbergs Schützling Das Paßbild auf der Briefmarke Die Aufmerksamkeit ist Judith Erst Tage nach Erscheinen der zmann. Sie spricht Englisch, men werden“, berichtet Judith Weiszmann hörbar unange- Briefmarke am 17. Januar wur- Ungarisch und überraschend Weiszmann. nehm. Mit leiser Stimme sagt de die Identität der „Paß“-In- gut Deutsch, das sie mit ihren Die Familie erlebte das Ende die 83jährige: „Er ist derje- haberin bekannt. Judith Weis- Eltern und mit dem „österrei- des Krieges in Budapest und nige, dem die Ehre gebührt. zmanns in Toronto lebende chischen Fräulein“ gesprochen blieb in Ungarn. 1953 hei- Ohne ihn wäre niemand von Tochter Ann hatte einen Film hatte, das als Kindermädchen ratete Judith Kopstein Erwin meiner Familie hier.“ Trotz- zum 100. Geburtstag Wallen- bei ihnen gelebt hatte. Weiszmann, der ebenfalls dem ist sie die Hauptperson bergs gesehen. Bei der Vorfüh- Die Familie lebte im August dank Wallenberg dem Holo- der kleinen Feier im jüdischen rung wurde auch die Gedenk- 1944 in der von den Deut- caust entkommen war. Nach Gemeindezentrum in Toronto, briefmarke angeboten. schen besetzten ungarischen Niederschlagung des unga- zu der das kanadische Staats- Ann kaufte sechs Marken, Hauptstadt Budapest. „Wir rischen Volksaufstands 1956 unternehmen Canada Post ge- sah sich die- hatten Angst vor flohen beide nach Österreich. laden hat. se aber erst der Deportati- Was die Spurensuche nach Judith Weiszmann steht vor später genau- on. Viele unserer der Inhaberin des Wallenberg- einer auf Posterformat ver- er an. „Oh, Verwandten wa- Passes erschweren sollte: Die größerten Briefmarke, die mein Gott“, ren schon depor- Kopsteins hatten 1955 ihren Raoul Wallenberg mit einem habe sie zu tiert worden und jüdisch klingenden Namen „Schutz-Paß“ als Hintergrund sich gesagt, endeten in den wegen der antisemitischen zeigt. Die jüdische Kanadie- „diese jun- G a s k a m m e r n Stimmung in Ungarn in „Ke- rin verdankt ihr Leben dem ge Frau sieht von Auschwitz. nedi“ geändert. Judith wan- Mann auf der Briefmarke. „Ich nicht nur aus Es sah so aus, als derte als Weiszmann, gebo- wünschte, er könnte hier sein. wie meine sollte dies unser rene Kenedi, mit ihrem Mann Er rettete so viele Menschen. Mutter, sie ist Schicksal sein.“ aus, zuerst nach Quebec, spä- Es ist so traurig, daß wir ihn meine Mut- Dann aber stellte ter nach Winnipeg. verloren haben“, sagt sie. ter.“ Tatsäch- Raoul Wallen- „Wer weiß, wie viele von de- Auch ihre Tochter Ann, lich war der berg der Familie nen, die durch den Schutz- Schwiegersohn Daniel sowie sogenannte einen Schutz-Paß Paß gerettet wurden, noch le- ihre Enkel Gabriel (17) und Schutz-Paß aus und rettete ben“, sagt die alte Dame. Den Adrian (9) sind gekommen. auf Judith Kopstein, geboren ihr damit das Leben. Der jun- Original-Schutz-Paß bewahrt Canada Post hatte die Feier im am 30. Januar 1930 in Buda- ge schwedische Diplomat war sie in einem Banksafe auf und jüdischen Gemeindezentrum pest, ausgestellt. im Juni 1944 an die Botschaft holt ihn nur heraus, wenn sie angeregt, und deren Präsident Mit der Briefmarke ehrt Ka- in Budapest gekommen, um an Universitäten und Schulen Deepak Chopra unterstreicht nada Raoul Wallenberg, der eine Rettungsaktion für Juden über den Holocaust und ihre das Ungewöhnliche dieser 1945 in sowjetischem Ge- zu organisieren. Durch sein Rettung durch Wallenberg Briefmarke, mit der die kana- wahrsam verschwand und am mutiges Eintreten bewahrte er spricht. „Wallenberg ist mein dische Post den schwedischen 4. August vergangenen Jahres Zehntausende Juden vor dem Held und wird es bleiben bis Diplomaten Wallenberg ehrt, 100 Jahre alt geworden wäre. Tod. zum Ende meines Lebens.“ der während des Zweiten Entworfen wurde die Marke Mit Geld, das das amerika- Der Präsident von Canada Weltkriegs in Ungarn Zehn- von q30 design in Toronto. Bei nische War Refugee Board Post zeigte sich beeindruckt. tausende Juden vor den Nazi- der Fotoagentur Getty Images zur Verfügung stellte, mietete „Zu erfahren, daß die Person, Vernichtungslagern bewahrt fanden die Designer ein Foto er Häuser an, die er zum ex- die auf der Marke abgebildet hatte. des Schutz-Passes. Nachfor- territorialen Gebiet erklärte. ist, lebt und ihre Geschichte Als die Marke im Januar auf schungen, wer das Mädchen Zusammen mit seinem Kolle- erzählen kann, ist erstaun- den Markt kam, wußte nie- war, blieben erfolglos. Als gen Per Anger und weiteren lich.“ mand, daß der darauf abge- Ann Weiszmann bei Cana- Botschaftsangehörigen stellte Als Geschenk für Judith Weis- bildete und auf den Namen da Post anrief, herrschte dort er Personalpapiere aus. Der zmann hat Deepak Chopra Judith Kopstein ausgestellte ungläubiges Erstaunen. „Wir „Schutz-Paß“ mit den drei eine gerahmte Ausgabe der Schutz-Paß einem Mädchen versuchten, die Identität des schwedischen Kronen wies Briefmarke mitgebracht. Im gehörte, das damit dem Holo- Mädchens zu ermitteln. Aber die Inhaber als schwedische vergangenen Jahr hatte auch caust entkam und heute unter sie kam ja unter einem ande- Staatsbürger aus, die auf ihre die schwedische Post eine Ge- dem Namen Judith Weisz- ren Namen nach Kanada“, er- Repatriierung nach Schweden denkmarke zum 100. Geburts- mann im kanadischen Winni- zählt Jim Phillips, Direktor des warteten. tag Wallenbergs herausge- peg lebt. „Alle unsere histori- Briefmarkendienstes. „Ein Telegramm der schwedi- bracht. Der Ersttagsbrief zeigt schen Briefmarken erzählen Die Briefmarke brachte die schen Botschaft informierte einen Wallenberg-Schutz-Paß eine Geschichte“, betont Dee- Erinnerung an die Vergan- uns, daß ein schwedischer – es ist ebenfalls jener Aus- pak Chopra, „aber keine eine genheit zurück. „Ich habe die Geschäftspartner meines Va- weis, der Judith Weiszmann solch herzergreifende wie die- Ereignisse jener Zeit nie ver- ters unser Sponsor ist und das Leben rettete. se.“ gessen“, betont Judith Weis- wir den Schutz-Paß bekom- Gerd Braune AUGUST/SEPTEMBER 2013 “DIE STIMME” 11 Zvi Harry Likwornik‘s Buch „Als Siebenjähriger im Holocaust“ Jahresabonnement bezahlen Ein großes Monument Wir möchten unsere Erstaunt, trotz unserer jahre- auf die Fakten überfliegen, Monument geschaffen! langen Beschäftigung mit der sondern ließen uns von der Auch die eingeschobenen An- Leser herzlich bitten, Literatur des Holocaust bislang nachdrücklichen Schilderung merkungen, wie schwer die möglichst umgehend noch keine Schilderung eines dieser Erfahrungen, die Zwi Niederschrift teilweise das Jahresabonnement direkten Zeugen der Ereig- Harry Likwornik nicht leicht- fiel, sind sehr bemerkenswert. nisse des Geschehens in den fertig als eine „Geschichte“ Was sich in diesem Buch wi- der Stimme für das Jahr Lagern in Transnistrien ge- verstanden wissen will, beein- derspiegelt, sollte sich kurze 2013 zu begleichen. hört zu haben, haben wir die drucken. Zeit nach der Lektüre in der Da wir in diesem Jahr ausführlichen Schilderungen Besonders eindrücklich er- zugewandten und herzlichen keine Zahlungsanwei- von Zwi Harry Likwornik in schienen uns die Würdigun- Atmosphäre im Hause Lik- Vorbereitung eines lebensge- gen der Familie, im Speziel- wornik, bei unserem Treffen sungen für die Post ver- schichtlichen Interviews, das len der Eltern. Stilbrechend im März 2013 in Holon, be- schickt haben, möch- wir mit dem Autor kurze Zeit wendet sich Zwi Harry Likwor- stätigen: Wir lesen von einem ten wir Sie bitten, uns später durchführen wollten, nik in zwei Hommagen direkt freundlichen, ja fröhlichen gelesen. Natürlich waren uns an seine Eltern. In persönlicher Menschen, der am eigenen entweder einen Scheck als Historiker die Fakten be- Form spricht er zu seinem im Leib unfaßbare Dinge gese- über 150,- Shekel zu kannt. Doch der individuelle Holocaust umgekommenen hen und erlebt hat und der Gunsten des „Weltver- Kampf ums Überleben, die Vater und berichtet ihm von dennoch „Mensch“ geblieben bandes der Bukowiner schreckliche Kälte und der seinem eigenen Weiterleben ist. Hunger, sind durch dieses und der Gründung einer eige- Dr. Daniel Baranowski Juden“, der Heraus- Buch auf eine ungewöhnliche, nen Familie in Israel. Er dankt und Lennart Bohne geber unseres Mittei- fast körperliche Art an uns he- seiner Mutter, die sich stets für (Dr. Daniel Baranowski ist wissen- lungsblattes ist, oder rangerückt. Wir mußten das die Familie aufopferte, und schaftlicher Mitarbeiter Projektleitung Buch zeitweise zur Seite le- verspricht ihr ewige Zeugen- „Videoarchiv“ der Stiftung Denkmal per Kreditkarte beim gen und inne halten, wollten schaft. So wurde seinen Eltern für die ermordeten Juden Europas, „Weltverband der Bu- es nicht einfach im Hinblick durch dieses Buch ein großes Berlin) kowiner Juden“, unter Czernowitzer Kochbuch Tel: 03-5226619 zu bezahlen. Lekach (Honigkuchen) - für ein „süßes“ Jahr Herzlichen Dank! Ich erinnere mich, daß mei- 1 TL Soda zum Backen, hineinrühren. ne Großmutter ein Kolonial- 1 TL Piment, Eine 26 mal 12 cm lange warengeschäft besaß. Stets 1 TL Zimt, Backform einfetten und mit Impressum Herausgeber: Weltverband zu den Hohen Feiertagen 1/4 TL pulverförmige Nelken, Backpapier auslegen. Den der Bukowiner Juden, Arnon schickte sie einen Bauern mit 1/2 TL pulverförmigen Ingwer, Teig in die Form füllen und in Str. 12, 63455 Tel Aviv, in Zu- einem Pferdegespann und 4 Eier, dem auf 180 Grad vorgeheiz- sammenarbeit mit dem Dach- einem Leiterwagen auf die 1 Glas Zucker, ten Backofen für etwa 50 bis verband der Organisationen umliegenden Dörfer, um von 2 EL Öl, 60 Minuten backen. Nach für Holocaust-Überlebende dort den frischen Honig direkt 1 3/4 Gläser dunkler Honig, der angegebenen Backzeit mit (Merkas HaIrgunim). von den Imkern zu holen. Die 1 Tasse starker Kaffee einem Zahnstocher vorsichtig Chefredakteurin: Bärbel Rabi goldgelb leuchtenden Honig- 1 Glas gehackte Walnüsse. in den Kuchen pieksen, um English Desk: Arthur Rindner gläser habe ich heute noch (Man kann den Kuchen auch zu überprüfen, ob der Kuchen Redaktionsschluß der Okto- vor Augen. Ich durfte stets den ohne die Gewürze zuberei- fertig ist. Am Zahnstocher darf ber-Ausgabe: 15. September wunderbar duftenden Honig ten!) kein Teig mehr kleben, dann 2013. probieren - bis heute habe ich Zubereitung: ist der Lekach perfekt. Die Redaktion weist aus- diesen süßen, unverwechsel- Das Mehl, das Salz, das Back- Auf einem Kuchengitter ab- drücklich darauf hin, daß die baren Geschmack nicht ver- pulver, das Soda zum Backen kühlen lassen, bevor man Inhalte und Meinungen der gessen, der so wohltuend auf und die Gewürze miteinander den fertigen süßen Lekach mit veröffentlichten Artikel allein der Zunge zerging. vermischen. In einer anderen Hilfe des Backpapiers aus der in der Verantwortung der je- Für den traditionellen Lekach, Schüssel die Eier verschlagen Form hebt und anrichtet. weiligen Autoren liegen und den meine Großmutter mit und langsam den Zucker hin- Mit diesem leckeren Honigku- nicht in der der Redaktion. diesem Honig zu den Hohen zufügen bis man eine dickflüs- chen, der sicher viele von uns Das Büro des Weltverbandes Festtagen zubereitete, benöti- sige, helle Eiermasse erhält. an die Kindheit in Czernowitz der Bukowiner Juden ist mon- gen wir folgende Zutaten: Nun das Öl, den Honig und erinnert, wünsche ich Ihnen tags und mittwochs zwischen 3 1/2 Glas gesiebtes Mehl, den Kaffee mit der Eiermasse ein gutes, „süßes“ und erfolg- 8 und 12 Uhr für den Publi- 1/4 TL Salz, verschlagen. Dann die Mehl- reiches Neues Jahr. kumsverkehr geöffnet. 2 TL Backpulver, mischung und die Walnüsse Arthur von Czernowitz 12 “DIE STIMME” AUGUST/SEPTEMBER 2013 Dr. Erika In tiefer Trauer und unsagbarem Schmerz geben wir bekannt, Landau s.A. daß unser innigst geliebter Gatte, Onkel und Cousin Die „Mutter der Hochbegab- Forschung, Wissenschaft und IGNATZ (BURSCHI) ABELES s.A. ten“ und Gründerin des Ins- Kultur zu wecken und Kinder (Wien - Czernowitz - Bukarest - Düsseldorf) tituts zur Förderung Jugendli- dazu bewegt, mit Freude und cher zu Spitzenleistungen in Eifer zu lernen. Unter ande- nach langem schweren Leiden am 16. Juni 2013 im Alter von Wissenschaft und Kultur, Dr. rem werden in ihrem Institut 96 Jahren in Düsseldorf (Deutschland) verstorben ist. Erika Landau s.A. ist am 5. Kinder in den Fächern Natur- Die Beerdigung fand am 19. Juni 2013 auf dem jüdischen Juli 2013 im Alter von 81 Jah- wissenschaften, Technologie, Friedhof in Düsseldorf im Kreise der Familie und engsten ren in Tel Aviv verstorben. Sie Kunst und Führungsqualitäten Freunden statt. wurde auf dem Friedhof von gefördert. Während der über Wir vermissen ihn sehr und Kiriat Shaul beigesetzt. 40 Jahre seines Bestehens Dr. Erika Landau wurde 1931 wurden in dem Institut über werden seiner stets in Liebe gedenken! in Czernowitz geboren. 1948 40.000 Kinder im Alter von Möge er in Frieden ruhen! kam sie mit ihrer Mutter nach fünf bis 15 Jahren ausgebildet, Israel, wo sie sich in Tel Aviv u.a. Gideon Saar, heutiger Es trauern: niederließen. 1960 begann Innenminister und ehemali- Gattin - Herta Abeles sie an der Universität in Tel ger Erziehungsminister, sowie Neffen - Ruth Wekstein (Israel) Aviv das Psychologie-Studium Elieser Shakdi, ehemaliger Be- Ina u. Thomy Gutmann (Düsseldorf) und im Jahre 1965 schloß sie fehlshaber der Luftwaffe der Cousins - Hedy Hornstein (Düsseldorf), ihr Doktorat zum Thema der israelischen Armee, um nur Monika u. Nini Abeles, „Psychologie der Kreativität“ einige Prominente zu erwäh- Edi u. Bela Roll (U.S.A.), an der Universität in Mün- nen. Marcel Kaye u. Familie (Australien), chen ab. Dr. Landau war Beraterin für sowie Freunde und Bekannte. Sie gründete ihr Institut zur die UNESCO beim Aufbau Suche und Förderung hoch- internationaler Zentren für begabter Kinder und Jugendli- Hochbegabte. Das Model ih- Wir betrauern das Ableben unserer über alles geliebten und cher in Tel Aviv, daß sich zur res Instituts wurde in vielen geschätzten Mutter und Großmutter Aufgabe gemacht hat, begab- Länder kopiert, u.a. in Un- ten Kindern zu helfen, ihr in- garn, Deutschland, Brasilien IDA FELLER s.A. tellektes und kreatives Poten- und Südkorea. Dr. Landau war (Czernowitz - Bukarest - Tel Aviv) zial auszuschöpfen, und dabei Mitglied der Welt-Akademie das Gefühlsleben und den so- für Künste und Wissenschaf- Sie war die Witwe des bekannten Czernowitzer Fußball-Spie- zialen Hintergrund jedes ein- ten und galt dort als Expertin lers Waldi Feller. Jeder, der sie kannte, nannte sie „Mama“. zelnen Kindes einzubeziehen. für Therapie durch Kunst für Sie war der Dreh - und Angelpunkt unserer Familie, stand uns Ihre Erfahrungen, die sie wäh- Kinder. stets mit Rat und Tat zur Seite und liebte und sorgte sich um rend der Shoah gemacht hat- Selbst hatte Dr. Erika Landau uns in ihrer ihr ganz eigenen Art! te, halfen ihr, traumatisierten keine Kinder. Sie hatte zu- Menschen zu begegnen und sammen mit ihrem Mann be- sie auf ihre ganz besondere schlossen, sich ganz und gar Wir werden Sie sehr vermissen und ihr stets ein Art und Weise anzusprechen, der Förderung Hochbegabter liebendes Andenken in unseren Herzen bewahren! ohne sie zu verletzen. in ihrem Institut zu widmen. Dr. Landau entwickelte ein Sie war eine herausragende Ruhe in Frieden, liebste Mama! erzieherisch-kreatives Pro- Persönlichkeit. Wir werden ihr gramm, das darauf beruht, Andenken in Ehren halten. Töchter: Alisa Tamir die kindliche Neugierde für red Aviva Dikman Enkel: Eran, Anat und Dor Wir betrauern das Ableben von sowie zahlreiche Verwandte und Freunde

Dr. ERIKA LANDAU s.A. Askara (Czernowitz - Tel Aviv) Am 4. September 2013 jährt sich zum zehnten Mal der To- destag meines geliebten Gatten, unseres lieben und verehrten die am 5. Juli 2013 im Alter von 81 Jahren verstarb. Sie wur- Vaters de auf dem Friedhof von Kiriat Shaul zur letzten Ruhestätte geleitet. ITZCHAK ARTZI s.A. Dr. Erika Landau kam zu internationalem Ruhm als Gründerin (Sireth - Bukarest - Tel Aviv) des Instituts zur Förderung begabter Jugendlicher. Sie arbeitete als Beraterin der UNESCO im Bereich Förderung Hochbegab- Vermißt und unvergessen! ter, deren Programme in der ganzen Welt adaptiert wurden. Wir werden seiner stets in Liebe gedenken! Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren! Mimi Artzi, Shlomo Artzi, Der Weltverband der Bukowiner Juden Nava Semel mit Familien