Liebe Bukowiner Landsleute in Aller Welt!
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AUS DEM INHALT Um Himmels Willen * In die Tiefe des Herzens * Der Weg zur Sprache * Nr. 751 69. Jahrgang AUGUST/SEPTEMBER 2013 City of Dead Poets E-mail: [email protected] Internet: www.bukowina.org.il Das Judentum der Bukowina trägt die Fackel weiter von Yochanan Ron Der Weltverband der Buko- ten Generation erzählen und ben, machen uns Mut, weiter- nen Anekdoten zugetragen winer Juden hat sich zum aus ihren Erinnerungen und zuarbeiten, um die Bukowiner werden, die wir in einem obersten Ziel gesetzt, die wei- persönlichen Erfahrungen be- Traditionen in die Zukunft zu Buch zusammenfassen wol- terführenden Generationen richten. Es gibt einige, die ihre retten. Es ist uns wichtig, nicht len und im kommenden Jahr in den Prozeß der Erinnerung Erinnerungen an die vorkriegs- nur die dunklen Tage des Ho- veröffentlichen wollen. und Erhaltung der besonde- zeitliche Bukowina erzählen, locaust in Erinnerung zu be- Auch ist es uns wichtig, die ren Bukowiner Kultur und dann diejenigen, die über das wahren, sondern besonders jüdischen Friedhöfe in der Werte einzubinden. Ich bin Leben in den Ghettos, in den den Geist, das friedliche und Bukowina, die heute geogra- Vorsitzender des Weltverban- Lagern von Transnistrien und tolerante Miteinander mit den fisch und politisch zur Ukra- des und verwende alle meine die Greuel, die sie haben er- anderen Kulturen, das das Ju- ine gehören, vor dem Verfall Kraft und Energie darauf, die tragen müssen, berichten. All dentum der Bukowina so aus- zu retten. Dafür brauchen wir nachfolgenden Generationen dies ist wichtig für die nachfol- zeichnete, zu retten und für finanzielle Unterstützung, die für die Wurzeln und Kultur genden Generation, verstehen die nachkommenden Gene- wir versuchen, durch unsere ihrer Eltern und Großeltern zu zu lernen. Aber die Geschich- rationen wieder interessant zu Mitglieder und durch Spen- interessieren. te des bukowinischen Juden- machen. den aufzubringen. Mit unserer Wir widmen viel Zeit darauf, tums ist nicht nur Shoah, son- Wir streben in Zukunft an, die Nachkommen der buko- dern viel mehr jüdische Kultur, Hilfe haben etliche Familien winischen Juden ausfindig zu bereits die letzten Ruhestätten machen, mit ihnen in Kontakt ihrer Vorfahren in der Buko- zu treten und in verschiede- wina gefunden und sie bei ei- nen Städten Zusammenkünfte Liebe Bukowiner ner Reise zu den Wurzeln der zu organisieren. Das Interesse Familie besucht. Für viele ein an diesen Zusammenkünften Landsleute in aller Welt! unvergeßliches Erlebnis! zeigt uns immer und immer Die Arbeit des Weltverban- wieder, daß ein großer Nach- Von ganzem Herzen wünschen wir Ihnen und Ihren Familien des zur Erhaltung der Buko- holbedarf und Wissensdurst winer Traditionen ist intensiv bei den Nachkommen der und reichhaltig, ebenso wie Bukowiner Juden besteht, die ein gesundes und friedvolles die Pläne, die wir bereits für Fragen stellen und Themen die Zukunft schmieden. Wir vertiefen wollen, da es offen- Neues Jahr und Hatima Tova planen Zusammenkünfte und bar in ihrer Jugend tabu war, Kulturabende ganz im Zei- die traumatisierten Eltern, die Mögen Sie mit Ihren Familien einer friedlichen und wirtschaftlich chen der Bukowiner Traditi- zum Teil durch die Hölle ge- abgesicherten Zukunft in Israel entgegengehen. onen, wir sammeln Zeitzeu- gangen waren, mit Fragen zu genberichte aus der Bukowina malträtieren. Wir fühlen, daß Der Weltverband der Bukowiner Juden und Transnistrien, die wieder- die jüngere Generation gera- „Die Stimme“ um als Unterlage für wissen- dezu durstig danach ist, ihre schaftliche Forschungen die- Wurzeln zu finden, und über nen werden. die Orte genauer Bescheid die die schlimmen Wirren der den Interessierten bei der Or- All das wird der Weltver- wissen zu wollen, an denen Shoah überlebt hat, und nun ganisation einer Reise zu den band mit seiner innovativen die Eltern oder Großeltern den wie strahlendes Sonnenlicht Wurzeln in die Bukowina und Führungsriege mit Hilfe der Holocaust erleben mußten. die Erinnerung erhellt. nach Transnistrien mit Rat und Bei unseren jüngsten Zusam- tatkräftigen Unterstützung Auch in Zukunft wollen wir Tat zur Seite zu stehen und von unseren ehrenamtlichen menkünften in diesem Jahr dafür sorgen, daß Historiker sogar Gruppenreisen selbst Landsleuten, die bereit sind, haben wir feststellen müssen, weiter zum Thema des Buko- zu organisieren, da bei den ihre ganze Kraft diesem Ziel daß die Teilnehmer stets dar- winer Judentums forschen und Nachfahren ein riesiges Inte- zu widmen, in die Tat umset- über klagten, daß „zu Hause zu diesem Thema Vorträge resse besteht auf den Spuren das Thema bewußt verschwie- halten werden, damit das The- der Väter und Großväter zu zen. Denn unser Ziel für die gen“ wurde. Wir arbeiten da- ma nicht in Vergessenheit ge- wandeln. Zukunft wird es sein, weiter- ran, dieses Schweigen behut- raten wird. Der Erfolg und das Auf Bitten der nachfolgenden hin die nachfolgenden Gene- sam zu durchbrechen. Uns ist Echo, das unsere Zusammen- Generationen sammeln wir rationen für die Bukowina zu es wichtig, daß bei unseren künfte bei der nachfolgenden Rezepte aus der Bukowina, motivieren und somit die Fa- Treffen, Bukowiner der ers- Generation hinterlassen ha- die uns zusammen mit klei- ckel weiterzugeben. 2 “DIE STIMME” AUGUST/SEPTEMBER 2013 Zu Rosh Hashana - Die Hohen Feiertage bieten die besondere Gelegenheit, unterschiedliche Überzeugungen und Lebensentwürfe zu würdigen Wir stehen vor Rosh Hashana physische Rettung heilte die und seiner ganz besonderen Um Himmels willen seelischen Wunden nicht, die Mischung aus fröhlicher Feier beziehungen und Patchwork- von Rosh Hashana ausgewählt die Verstoßung durch Vater mit leckerem Essen einerseits familien und bilden uns ein, hat. Vier Texte sind es, die alle und Familie bedeuteten. Im und ernsthaften Gebeten der dies sei etwas Neues. Neu ist von Familien handeln, von El- nächsten Schritt lesen wir, daß Buße und Umkehr anderer- nur, daß die meisten es sich tern und Kindern, Prüfungen Awraham bereit ist, auch sei- seits. Viele wünschen einan- heute leisten können, eine und neuer Hoffnung: Am 1. nen zweiten Sohn Jitzchak zu der in diesen Tagen „Shana zerstörte Beziehung nicht aus Tag hören wir als Thoralesung opfern. Durch Gottes Eingrei- Towa – ein gutes Jahr“. An- rein ökonomischen Grün- die Geburt Jitzchaks und als fen überlebt er, dies versetzte dere, meist Säkulare, sagen den aufrechtzuerhalten. Das Haftara die Geburt Samuels. Sara einen solchen Schock, „Shana Towa Umetuka – ein Bild der idyllischen Einheit Am 2. Tag folgt als Thorale- daß sie starb. gutes und süßes neues Jahr“ der Familie in sonniger Ver- sung die Akedah, die Bindung Die prophetischen Lesungen und denken dabei an Äpfel gangenheit mit frommen Kin- Jitzchaks) und als Haftara eine sind ähnlich ambivalent. Han- und Honig, weil es für sie den dern und tanzenden Rebben, Verheißung neuen Glücks na betet so inbrünstig um ein Inbegriff von Rosh Hashana unbeeinflußt von der kalten nach dem Exil. Kind, daß der örtliche Priester ausmacht. Religiösere wün- Zugluft der Moderne, verfliegt Warum all diese Geschich- sie für betrunken hält. Als sie schen eher „Leschana Towa für denjenigen sehr schnell, ten von der Sehnsucht nach Samuel, den späteren Prophe- Tikatewu – möget ihr für ein der sich ein wenig mit unserer einem Kind und der Sorge ten und Wegbereiter des Kö- gutes neues Jahr eingeschrie- Geschichte beschäftigt. um das Kind, als es dann ge- nigtums, zur Welt bringt, fühlt ben sein“ und denken daran, Ob wir uns in Fromme, Zionis- boren war, wenn das Thema sie sich verpflichtet, ihn schon daß das Fest der Beginn der ten und Kommunisten (1930), von Rosh Hashana, dem Ge- als kleines Kind dem Tempel zehn Bußtage ist, die an Jom Aufklärer und Traditionelle burtstag der Welt, doch viel zu übergeben – und damit Kippur enden, dem Tag des (1850), Mitnagdim und Chas- eher die Schöpfung gewesen auf das ersehnte Kind gleich Gerichts, an dem wir hoffen, sidim (1790) geteilt haben, wäre? Zum einen ist ja die wieder zu verzichten. Auch ins Buch des Lebens geschrie- in der jüdischen Geschichte Geburt unsere individuelle die Verheißung aus Jeremia ben zu sein. bleibt eines gleich: In jeder Schöpfung, das wichtigste Er- 31 ist ambivalent: Einerseits Drei verschiedene und doch Generation war umstritten, eignis zwischen Zeugung und vernimmt Gott das Weinen verwandte Grüße, drei ver- wie das richtige, gute, gottge- Erwachsenenalter. Zum ande- Rachels um ihre Kinder und schiedene und doch ver- wollte Leben auszusehen hat. ren erinnern uns diese Texte hört auch auf Ephraim. An- wandte jüdische Perspektiven. Die Aufgabe war es immer, daran, daß die Schöpfung dererseits aber hat Gott erst Dreierlei Arten von Juden, die diese Diskussion als „Mach- nach jüdischer Tradition nicht durch sein Gericht dieses Leid nicht nur alle auf ihre Art Rosh loket leschem Schamajim“ zu einfach so, sondern nach gött- erzeugt. Hashana feiern, sondern es führen, als einen „Streit um lichem Plan erfolgte. Wenn wir versuchen, aus die- nicht selten sogar gemeinsam des Himmels willen“ – also Die Geburt Jitzchaks, als seine sen Elementen eine Hilfestel- tun. Denn sie sind sowohl Teil eine lösungsorientierte Debat- Mutter Sara eigentlich schon lung für das Zusammensein eines Volkes als auch häufig te mit dem aufrichtigen Ziel, viel zu alt war, um noch Kin- an Rosh Hashana zu gewin- Teil einer Familie. Wer nur das Gute zu tun. der zu bekommen, und seine nen, für das gemeinsame Ge- auf die Teilung in säkular und Auf den ersten Blick bietet Gefährdung durch Awraham, bet und Essen, so wird meh- religiös schaut,