Soldat in Welt und Kirche 4I11

Mein Friede ist nicht von dieser Welt

Pfarrhelfer-Konferenz In dieser Ausgabe lesen Sie Beiträge von im Kloster Reute • Dr. Franz-Josef Overbeck, Katholischer Militärbischof • Dr. Thomas de Maizière, Verteidigungsminister • Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven, Direktor des IThF ISSN 1865-5149 Liebe Leserinnen und Leser, Editorial

© BDKJ ... was ich mir für Sie notiert habe.

Die Ereignisse in nordafrikanischen und arabischen Staaten, weiter differenziert und ergänzt – die Situation in den natio- dazu das Erdbeben und als Folge ein Tsunami sowie eine nuklea- nalen Bischofskonferenzen refl ektieren. Erst recht gilt dies re Katastrophe in Atomkraftwerken auf der japanischen Haupt- dann, wenn Politik den Anspruch für sich reklamiert, von Wer- insel lassen Entscheidungen in den Hintergrund treten, die ten geleitet zu sein. den eigenen Verantwortungsbereich betreffen. Wie verhält sich dies nun bezogen auf die Ereignisse in den Wegen der Bedeutung, des Ausmaßes und der Folgen dieser zurückliegenden Wochen, in denen in nordafrikanischen und Ereignisse nimmt es nicht Wunder, dass dazu auch die Ernen- einigen arabischen Staaten das versucht worden ist zu wie- nung des Bischofs von , Dr. Franz-Josef Overbeck, zum derholen, was gut zwanzig Jahre zuvor in der damaligen Uni- Katholischen Militärbischof für die on der Sozialistischen Sowjetre- Deutsche Bundeswehr zählt. „Die österliche Bußzeit publiken (UdSSR) und ihren – von Dazu darf in Erinnerung gerufen dieser bevormundeten und gegän- werden: Der Heilige Vater, Papst gibt Gelegenheit, die gelten – Bruderstaaten gelang? Benedikt XVI., übertrug dem 46- Erneut sind wir in Deutschland jährigen promovierten Theologen ‚Kirche unter Soldaten‘ und dem Europa der Lissabonner am 24. Februar 2011 die Verant- Verträge, sowohl Zeugen als auch wortung für die Seelsorge unter den zu Wort kommen Be-teiligte in geschichtlich einmali- Soldatinnen und Soldaten und ih- gen Situationen. Das gilt sowohl in rer Familienangehörigen in seinem zu lassen.“ sicherheits- als auch energiepoliti- Jurisdiktionsbereich. In der Wahr- scher Hinsicht. In sicherheitspoliti- nehmung dieser Verantwortung scher und diplomatischer Hinsicht wird sich der neue Militärbischof, der sechste seit der Ernen- hat sich die Bundesrepublik Deutschland im Sicherheitsrat nung des erstens Militärbischofs 1956, von seinem Wahl- der Vereinten Nationen ihrer Stimme enthalten, als es darum spruch „Magnifi cat anima mea dominum“ leiten lassen. ging, die völkerrechtliche Legitimation für die Durchsetzung Der Militärbischof ist zugleich Herausgeber dieser monatlich des Flugverbots in Libyen zu erwirken. In energiepolitischer erscheinenden Zeitschrift, die sich vorrangig an Soldatinnen Hinsicht wirkt die nukleare Havarie in Japan nachhaltig in und Soldaten und deren Familienangehörige, Verantwortliche dem Sinne, dass die Bundesregierung ein zeitlich begrenztes in der Militärseelsorge sowie Persönlichkeiten und Einrich- Moratorium für den Betrieb alter Kernkraftwerke in Deutsch- tungen in Kirche, Staat, Politik und Gesellschaft richtet. Die land aussprach. Als sicher darf für beide Entscheidungen inhaltliche und konzeptionelle Ausrichtung seiner Zeitschrift gelten: Nach dem Moratorium und mit dem hoffentlich erfolg- erlaubt es, den Blick über den originären Bereich der friedens- reichen Ausgang der Durchsetzung des Flugverbots – auch ethischen und sicherheitspolitischen Verortung des Dienstes ohne unmittelbare Beteiligung deutscher Streitkräfte – wird der Soldaten als Diener der Freiheit und Sicherheit der Völker nichts mehr so sein wie zuvor. zu weiten. Vom Grundsätzlichen her gilt, dass der von Empa- thie für den soldatischen Dienst getragenen Sicht ein kritisch Die österliche Bußzeit gibt Gelegenheit, die „Kirche unter Sol- refl ektierter Blick auf alles Politische nicht im Wege steht. daten“ zu Wort kommen zu lassen. Sie spricht hier nicht für Eher das Gegenteil ist der Fall: Politik zu hinterfragen und sich alleine, sondern äußert sich als Kirche Jesu Christi, der diese von ihren leitenden Interessen her transparent zu do- nach seiner Auferstehung den hinter verschlossenen Türen kumentieren, lenkt den Fokus auf das tatsächlich Wichtige. versammelten Jüngern als erstes sagte: „Der Friede sei mit Der Maßstab und die für eine Bewertung zugrunde liegenden euch.“ Dies nimmt der Katholische Militärbischof Dr. Franz- Kriterien sind dabei Aussagen, Dokumente und Positionen Josef Overbeck in den Blick, wenn er sich dazu erstmals in in der Kirche, die nicht erst seit dem II. Vatikanischen Konzil seiner Zeitschrift an die Leserinnen und Leser wendet. grundgelegt worden sind und – in bischöfl ichen Hirtenworten Josef König, Chefredakteur

2 Kompass 04I11 Inhalt April 2011 6 Inhalt © KMBA / Doreen Bierdel

Schwerpunktthema: Aus der Militärseelsorge Rubriken Mein Friede ist nicht von dieser Welt

4 Katholische Militärbischöfe von 16 Reportage vor Ort: Pfarrhelfer- 11 Kolumne des Wehrbeauftragten: 1956 bis 2010 Konferenz im Kloster Reute Zeichen der Hoffnung

5 Dr. Franz-Josef Overbeck 19 Spurensicherung 13 Lexikon der Ethik: 6. Katholischer Militärbischof Barmherzigkeit – Solidarität für die Deutsche Bundeswehr 19 Bischof Dr. Ackermann besucht das Zentrum Innere Führung 18 Auf ein Wort 6 Grundsatz: Der Friede von Ostern 20 Vielfalt als Bereicherung 24 Glaube, Kirche, Leben von Militärbischof Lebenskundliches Seminar Dr. Franz-Josef Overbeck 27 zebis: Mit Kant gegen Gaddafi ? 21 Katholische Soldaten am 8 Interview mit Verteidigungsminis- Ehrenmal im Bendlerblock 28 Medien ter Dr. Thomas de Maizière • Für Sie gehört 21 Wochenendseminar • Buchtipp 10 Kommentar zur Sache von Prof. zu Ehe und Familie Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven 30 Personalien 22 Aus dem Archiv: Tarzisius hinter 12 Festakt im Bonner Collegium Stacheldraht 30 Impressum Josephinum 26 Christliche Symbole in der Kirche 31 Rätsel 14 Buchpräsentation: Soldat im Ein- satz – Partnerschaft im Einsatz 26 Die Kirche zählt auf euch! Titel: Kompass / Jörg Volpers 8

© 2009 Bundeswehr / Kunduz 19 © KMBA / Doreen Bierdel

Kompass 04I11 3 Militärbischöfe des Soldatenals„Staatsbürger inUniform“leitenließ. demokratischen Rechtsstaat, diesichvonderKonzeption der Jurisdiktionundunterden BedingungeneinerArmeeim Mittelpunkt standdabeidie NeuordnungderSeelsorgein gegründeten undimAufbaubefi ndlichen Bundeswehr.Im Papst dieVerantwortungfürMilitärseelsorgeinder neu Mit seinerErnennungzumMilitärbischofübertrugihm der bischofs vonMünchenundFreising. 1952 MichaelKardinalvonFaulhaberaufdenStuhldes Erz- 1943 wurdeerzumBischofvonSpeyerernanntundfolgte leitete zunächstdasBischöfl iche Studienheim inSpeyer. borene und1927inRomzumPriestergeweihteTheologe kriegsdeutschland. Deram27.Mai1901inBlieskastel ge- Wendel, zumerstenKatholischenMilitärbischofimNach- Kompass 04I11 4 D © KMBA Vor gut50Jahrenverstarb derersteMilitärbischof Katholische Militärbischöfevon1956bis2010 Erzbischof vonMünchenundFreising,JosephKardinal er HeiligeVater,PapstPiusXII.,ernannte1956den 2000–2010 1990–2000 1978–1990 1961–1978 1956–1960

Walter Mixa(2000–2010); BischofvonEichstätt(1996–2005)undAugsburg(2005–2010)

Militärseelsorger gedenkendesehemaligenMilitärbischofs,JosephKardinalWendel, Franz Hengsbach;BischofvonEssen(1957–1991) Elmar MariaKredel;ErzbischofvonBamberg(1977–1994) Joseph Kardinal Wendel; ErzbischofvonMünchenundFreising(1952–1960) Johannes Dyba,Erzbischof;BischofvonFulda(1983–2000)

Die Predigtistnachzulesenunterwww.katholische-militaerseelsorge.de © KMBA Franz Hengsbach im MünchnerLiebfrauendom © KMBA Elmar MariaKredel das ReichderWahrheitund derLiebeverweist. Predigt dessenWahlspruch „Veritati etCaritati“,welcherauf ger. GeneralvikarWakenhut rückte indenMittelpunktseiner lichen inderMilitärseelsorge fürdenkirchlichenWürdenträ- zusammen mitSoldatinnenundSoldatensowieVerantwort- Kardinal undMilitärbischofeineHeiligeMessebeteten gruft zumGedenkenandenvorgut50Jahrenverstorbenen Reinhold BartmannundAlfonsHutterfeierteninderBischofs- Militärgeneralvikar WalterWakenhutunddieMilitärdekane sche MilitärbischofseineletzteRuhestätte. (1913–1976) –begrabensind,fandauchderersteKatholi- Kardinal Faulhaber(1869–1952)undJuliusDöpfner in derdieErzbischöfevonMünchenundFreising–Michael schofsgruft imDomzuunsererLiebenFrauinMünchen, seinem TodeinderSilvesternacht1960wahr.In Bi- Diese VerantwortungnahmJosephKardinalWendelbiszu

© Bundeswehr / Detmar Modes Johannes Dyba

© KMBA / Doreen Bierdel

© Kompass / Josef König Walter Mixa Josef König Dr. Franz-Josef Overbeck 4. Bischof von Essen und 6. Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr

Sein Wahlspruch lautet:

„Magnifi cat anima mea dominum“ Neuer Militärbischof „Meine Seele preist die Größe des Herrn“

Einige wichtige Daten aus seinem Leben

19. Juni 1964 geboren in Marl (Bistum Münster)

1983 Theologiestudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Borromäum

1984–1990 Studium der Theologie und Philosophie in Rom, Germanicum/Gregoriana

10. Oktober 1989 Priesterweihe in Rom durch Joseph Kardinal Ratzinger

1990 Kaplan in Haltern, St. Sixtus

1994 zum Studium freigestellt, Heimleiter im Deutschen Studentenheim in Münster, Ernennung zum Domvikar am St. Paulus-Dom in Münster

Februar 2000 Promotion zum Dr. theol. in Münster

18. Juli 2007 Ernennung zum Titularbischof von Matara (Nordafrika) und Weihbischof in Münster

2007 Ernennung zum Residierenden Domkapitular an der Hohen Domkirche in Münster, Regio- nalbischof der Region Münster-Warendorf

29. März 2008 Wahl zum Diözesanadministrator des Bis- tums Münster

28. Oktober 2009 Ernennung zum Bischof von Essen

2010 Ernennung zum Vorsitzenden der Unter- kommission für Kontakte mit Lateinamerika (insbesondere ADVENIAT)

24. Februar 2011 Berufung durch Papst Benedikt XVI. zum Katholischen Militärbischof für

© KMBA / Doreen Bierdel die Deutsche Bundeswehr Franz-Josef Overbeck bei seiner ersten Hl. Messe als Militärbischof in der Kapelle „St. Michael“ in der Kurie Mehr zum neuen Militärbischof in der Sonderausgabe am Berliner Weidendamm Kompass. Soldat in Welt und Kirche 05/2011

Kompass 04I11 5 Grundsatz betrübt? Wensucheich? gebenden Antworten:Weshalb binich Glaubensleben imHinblick auf diezu sind sieletztlichexistenziell fürein se Fragenüberfl üssigzuseinscheinen, im Johannes-Evangelium.Obgleichdie- die erstenWortedesAuferstandenen berühmter Männeran,sondernessind nicht demZettelkastenletzterWorte (Joh 20,15)DieseFragengehören warum weinstdu?Wensuchstdu?“ von MagdalamitdenWortenan:„Frau, denen SituationsprichtJesusMaria nen. IndiesermitEmotionenaufgela- Jesus selbst,ohneihnaberzuerken- genblicklich inunmittelbarerNähezu Herrn weggenommen“,stehtsieau- Worten antwortet„manhatmeinen hin angesprochen.Undalssiemitden auch vonEngeln,aufihrKlageweinen ten, vieleÜbersetzungensprechen in weißenGewänderngekleidetenBo- tiefster Verzweifl ung wirdsievonzwei habe (Joh20,2.13).IndiesemZustand Jesu ausdemGrabweggenommen sie annimmt,dassmandenKörper stehenbleibt undweint.Sieweint,weil gelaufen war,draußenvordiesemGrab und einemanderenJüngerzumGrab Woche, nachdemsiemitSimonPetrus Maria vonMagdalaamerstenTagder nes-Evangelium berichtetdavon,dass Schauen wirgenauerhin.DasJohan- täuschte zurücklässt? werden wird,derwiederumnurEnt- ein Friede,derabermalsgebrochen welchen Friedengehtes?Isteswieder 20,19) seinenJüngernmitteilt?Um dem Gruß„Friedeseimiteuch“(Joh Christus alsAuferstandenersichmit nun damitaufsich,wennJesusder missbrauchten Wörterist.Washates eines derdurchMenschenammeisten man sagen,dassauchdasWortFriede In AnlehnunganMartinBuberkönnte verbinden sichmitdiesemeinenWort. nungen, aberauchEnttäuschungen 6 Kompass 04I11 F Assoziationen, Erwartungen,Hoff- riede isteingroßesWort.Unzählige Der FriedevonOstern von MilitärbischofDr. Franz-JosefOverbeck,BischofvonEssen die erstenWorte,Jesus nachsei- de seimiteuch“.BeiJohannes sindes sich mitdemGrußzuerkennen: „Frie- fürchtenden Menschen– gibt Jesus völlig abgeschlossenenRaummitsich des Abendshinein–ineinenscheinbar sind. UndindiebeginnendeDunkelheit wohl dieTürenzuihnenverschlossen kommt undsichinihreMittestellt,ob- desselben TagesJesuszudenJüngern ten SzeneriehineinnochamAbend eher vonResignationgekennzeichne- geliums entsprichtes,dassindiese Der DramaturgiedesJohannes-Evan- schanzt. hinter vermeintlichsicherenTürenver- sich ausFurchtvorihrerUmgebung fenbar nicht.DenndieseJüngerhaben kündigung freudigeZuversichtaus?Of- Verkündigung zugleich.LöstdieseVer- bedarf alsoderZeugenschaftund Herrn gesehen“(Joh20,18).Glaube verkündet denJüngern:„Ichhabe sie, dieselbstblindvorTrauerwar, Magdala nimmtdiesenAuftragan,und hinaufzugehen“ (Joh20,17).Mariavon ter, zumeinemGottundeurem Begriff, zumeinemundeuremVa- die Botschaftauszurichten:„Ichbinim zu seinenBrüderngehenundihnen te. ZugleichaberträgtihrJesusauf, nem Wegnichtauf“übersetzenkönn- nicht fest“bzw.„haltmichaufmei- Worten, diemanauchmit„haltmich Auferstandene aberentgegnetihrmit um ihnnichtabermalszuverlieren.Der tan „meinRabbi“nennt,festhaltenwill, wiedergefundenen Herrn,densiespon- allzu verständlich,dassMariaihren anspricht, erkenntsieihn.Esistnun dieser siemitihremNamen„Maria“ der SuchenachihremHerrn.Erstals erkennt. DennochhältsieKursauf Fragen immernochnichtihrenHerrn Trauer befangen,dasssieindiesen Maria vonMagdalaistsoihrer „Friede seimiteuch“ Himmel, womitmaneinlullt, wennes nicht wiedersoeinVersprechen „vom erlösten Weltschaffen?Istjener Friede Lösungen, dieFriedenindieser soun- die WeltnichtvielmehrMenschenund hat, zutunhabenwill?Brauchtdenn gebenheiten dieserWeltnichtszutun bleibt, dermitdenharten,dornigenGe- nur einschöner,aberblutleererTraum könnte manenttäuschteinwenden,der Aber istdasnichtwiedereinFriede,so „nicht wiedieWeltihngibt“(Joh14,27). Hoffnungen: Friedengebeicheuch, parent, underwecktkeinefalschen Zusage bleibtJesuszugleichtrans- Frieden gebeicheuch“.Indieser hinterlasse icheuch,meinen ger gibt,lösterein:„Frieden Abschiedsworte andieJün- die Jesuswährendseiner hält Wort.DieZusage, verkündet? Zunächst,er für denFrieden,Jesus Was istnunkennzeichnend erstandenen stehenmüssen. in OppositionzudemFriedendesAuf- gleich diesenichteinfachschlechthin konzepten und-erwartungenab,ob- Friede setztsichvonanderenFriedens- (Joh 20,21).Dieserhierverkündete nen Friedenzu:„Friedeseimiteuch“ spricht ihnenJesusnocheinmalsei- erkennende SehenderJüngerhinein Herrn wahrhaftzusehen.Indieses de, undauchsiebeginnenjetzt,den jetzt fürdieJüngerzuZeichenderFreu- Diese einsttödlichenWundenwerden die WundenseinerKreuzigungtragen. Hände undseineSeitezeigt,welche sein „Beglaubigungsschreiben“seine selbst entgegen,indemerihnenals könnte (vgl.Lk24,37),wirktJesus genden JesusumeinenGeisthandeln es sichbeidemsolchermaßenvordrin- Der nichtunberechtigtenSorge,dass ner AuferstehungandieJüngerrichtet. Woher kommt dieserFriede?

© KMBA / Doreen Bierdel Grundsatz greint, das Volk, den großen Lümmel“ erste Gabe nach seiner Aufersteh- erst dadurch zu einer „lebendigen See- (Heinrich Heine)? ung wiederholt zugesagt hat, sendet le“ geworden ist (Gen 2,7 LXX). Der Schauen wir also noch einmal in das er sie aus in die Welt, und zwar als Prophet Elija hauchte in den gerade Johannesevangelium hinein. Erst nach- selbst Neugeschaffene. Denn das hier verstorbenen Sohn einer Witwe drei- dem Jesus den Jüngern Frieden als Entscheidende verbirgt sich hinter dem mal hinein, so dass dieser wieder zum Vorgang des Einhauchens: Er hauch- Leben erwacht und Elija sich dadurch te in sie hinein (Joh 20,22). Dieses als ein Mann Gottes für andere erweist merkwürdige Wort kommt im Neuen (1 Kön 17,21–24; vgl. zudem Ez 37,9 Testament nur an dieser Stelle vor und LXX). Kurzum, die Einhauchung durch verweist zugleich auf äußerst wichtige Gott und seine Gesandten schafft Le- Parallelen in den griechischen Überset- ben und erweckt vom Tod. zungen alttestamentlicher Bücher, wel- che unter dem Titel Septuaginta (LXX) Darum ist es wichtig, dass Jesus zu sei- zusammengefasst werden. So heißt es nen Jüngern, die körperlich anwesend in der zweiten Schöpfungserzählung, und nicht tot sind, zudem sagt „Emp- dass Gott nach Formung des Men- fangt heiligen Geist“. Jetzt tritt deutli- schen ihm Lebensatem in sein Ange- cher als bisher hervor, dass derjenige, sicht hinein blies, so dass der Mensch der sich von Jesus, dem Auferstan- denen, anhauchen lässt und heiligen Geist empfängt, in dieser Welt auch befähigt wird, Frieden zu schaffen. Wie dies auch heute noch möglich ist, lebt uns beispielsweise die Gemeinschaft Sant‘Egidio vor. Diese Gemeinschaft, die sich zuvörderst dem Gebet, der Verkündigung des Evangeliums, der Freundschaft mit den Armen und der Ökumene verpfl ichtet weiß, ist aus die- sem Geist heraus zu einem vertrauens- vollen Vermittler zwischen so manchen hartnäckigen Konfl iktparteien gewor- den und hat wider so mancher Erwar- tung diese wieder miteinander ins Ge- spräch gebracht. Sant‘Egidio hat auf diese Weise aus dem Geist Jesu he- raus zum Frieden in dieser Welt wirk- sam beigetragen (z. B. in Mosambik), gerade weil diese heute weltweit an- gewachsene Gemeinschaft dem Auferstandenen und der scheinbar schwachen Kraft des Gebets, aber nicht den Zeitgeistern die- „Frieden hinterlasse ich euch, ser Welt vertraut. meinen Frieden gebe ich euch“

Kompass 04I11 7 Interview Kompass 04I11 8 Antwort gibtunddieseam nächsten theologisch diskutierteine bestimmte tags undinderSynodeoder wennman satz sozukonstruieren,dass wirSonn- hielte esfürfalsch,nuneinenGegen- fühl alsevangelischerChrist–ist:Ich Mein zweiterPunkt–auchausdemGe- Das istdererstePunkt. ist –dasHandelnundBetrachten. gen, weilesstrukturelletwasanderes satz zumpragmatischenHandelnbrin- ist, abermandarfesnichtimGegen- gerechten Friedensnötigundwichtig satzes unterdemGesichtspunkteines das BetrachteneinesmilitärischenEin- Nachhinein. Deswegenfi nde ich,dass aus handeln.DasBetrachtenistoftim sen manchmalausunklarerLageher- die Zukunfthineinhandeln,wirmüs- als der,derbetrachtet.Wirmüssenin ten. Undwerhandelt,hatesschwerer deln gehtundnichtnurumsBetrach- weil esbeiguterPolitikstetsumsHan- heitspolitik immerpragmatischsein, gen mussPolitikundgeradeSicher- mit demWort„Handeln“unddeswe- aus demGriechischenundhatzutun „pragma“, „pragmatisch“kommtja nicht wassonstnochalles.DasWort zen, Entfernung,Klimaundichweiß Grenzen andererArt,faktischeGren- hören fi nanzielle Grenzen,materielle cen undGrenzen.ZudenGrenzenge- ausgehen. PolitikhatauchIhreChan- zunächst erstmalvonderWirklichkeit Dr. Thomas deMaizière: begrenzen soll? auf dasMachbarekonzentrieren und die Auffassung,dasssichPolitik Sieeher deln hilfreichodervertreten Kirchen fürdaspraktischePolitikhan- fassung nachdieBeiträgederbeiden „Gerechten Friedens“. SindIhrerAuf- ren ihreFriedensethikimBegriffdes chen KircheninDeutschlandfokussie- Kompass: Diebeidengroßenchristli- Politik muss wenn erscheitert? den“, weristdenndagegen,aberwas, Auch ichbinfürden„gerechtenFrie- gerechten Friedensnichtbemänteln. darf michmitdemschönenBegriffdes und beantworten,auchalsChrist muss ichschondieKernfragestellen walt ausübenzumüssen.Deswegen im Einzel-oderNotfalltrotzdemGe- aber nichtalsethischerAuswegdienen den ichüberhauptnichtshabe,kann druck desgerechtenFriedens,gegen Frieden machen“nichtweiter.DerAus- doch stattdesseneinen„gerechten gerechten Kriegmehr“undlasstuns gemeinen Sätzenvon„esgibtkeinen trolliert. Deswegenkommenwirmitall- sind siegebändigt,wiekon- Frage ist,wiesindsielegitimiert, zen, notfallsmitstaatlicherGewalt.Die friedliche Zusammenlebendurchzuset- nen, ohnedieMittelzuhaben,das Zusammenleben vermutlichnichtord- higkeit. Siekönneneinmenschliches Gewalt imSinnederDurchsetzungsfä- dahinter stecktjaauchdasThema meisten nurdasWortMonopol,aber In demWortGewaltmonopolhörendie haben muss.Dasistvölligunbestritten. lich, dassderStaateinGewaltmonopol leitungen machen.Wirsagenausdrück- schen BetrachtungensehrkonkreteAb- kann manaberauchnichtaustheologi- einen sehrwichtigenPunkt.Umgekehrt pragmatischen Handelns.Dasfi nde ich deswegen istauchEthikeineGrenze Verantwortung, begründbarseinund scher, undichfügehinzuchristlicher, Handeln mussaus,wieichfi nde, ethi- Tag vergisst,wennmanhandelt.Das mischen Republik Afghanistanundauf (ISAF) mitSicherheitskräften derIsla- ternational SecurityAssistance Forces sammen mitweiterenStaaten, alsIn- Kompass: Deutschlandleistet,zu- „Auf pureHoffnungsolltemannicht vorbereiten undgutbegleiten,aber setzen, manmussdasschongut eine Garantiegibtesnicht.“ dafür gutvorbereiten,dann kannes Verantwortung übertragen und ihn privaten Bereich,wennwir jemandem das kennenwirehrlichgesagt auchim ansprechen. Aberwahristschon,und Schutz gegendasSzenario,Sie Begleitung übergeht,isteingewisser antwortung, diedannineineberatende Und dieserWegvonÜbergabeinVer- Engagement gebenwird. Polizei, esweiterhineininternationales bei Sicherheitsstrukturen,Armeeund Form vonBeratung,Ausbildung,auch viel dafür,dassdannanschließendin nale Beteiligungerledigtist.Esspricht nicht, dassdannsämtlicheinternatio- ein dritterwichtigerPunkt:Ichglaube tung zuübergeben.Undjetztkommt Jahr 2014,stufenweisedieVerantwor- nen ZeitplaninsAugegefasst,biszum Deutschen, sonderninternationalei- wir habendafür,undzwarnichtnurdie tung“, dasgehtnichtüberNachtund de kommt.„ÜbergabeinVerantwor- verantwortungsvolle afghanischeHän- wenn dieSicherheitundStabilitätin mus wird.Dasgelingtzweitensdann, Exportland fürinternationalenTerroris- wollen, dassAfghanistanwiederzum Wir sinderstensdort,weilwirnicht nicht passiert. sehr ernsthaftdaran,dassgeradedas Dr. Thomas deMaizière: werden? Instabilitäten dieSituationbestimmen gerkriege odervergleichbarähnliche fürchten, dassnacheinemAbzugBür- de inAfghanistanoderistnichtzube- Verantwortung“ eintatsächlicherFrie- chen. StehtamEndeder„Übergabein Frieden imumfassendenSinneausma- sich genommen,können nochkeinen lität undSicherheitalleinenurfür in derRegion, wichtigenBeitrag.Stabi- ren einen,fürStabilitätundSicherheit deren Wunsch,seitnungutzehnJah- Wirarbeiten kleinere Staatendietraditionell sagen: meinschaft stattfi nden. Dagibtesalso teresse derinternationalen Völkerge- ja keineTruppen–einEinsatz imIn- sagt, hiermuss–dieUNOselbsthat die internationaleVölkergemeinschaft ckelt soeineTradition,Ehre,wenn Dänemark eineTradition;Polenentwi- Staaten, Kanada,Neuseeland,auch Es istfürNorwegenundeinigeandere Teil EuropasgelegeneLandNorwegen. Einsätzen hat,istdasimnördlichsten meisten Soldatenininternationalen kleiner Exkurs:DasLand,dasmitdie „Einsatz“ eigentlichbedeutet.Dazuein te zunächstdieFrageaufwerfen,was Dr. Thomas deMaizière: einem Abschlusszubringen? Bundeswehr- undStreitkräftereformzu nächsten Jahrendarumgehenwird, nung nachbestimmt,wennesinden Grenzen undworinsinddieIhrerMei- neu auszurichten.SehenSieethische kräfte „vomEinsatzherdenkend“ gewollte Vorhaben, deutscheStreit- Kompass: MitBlickaufdaspolitisch gleiten. das schongutvorbereitenundbe- sollte mannichtsetzen,muss es gelingenkann.AufpureHoffnung gen, aberesistdereinzigeWeg,dass verwenden. Natürlichkanndasmisslin- mal einenzivilrechtlichenAusdruckzu oder BetreuerinAfghanistanbleibt,um meinschaft alssoeineArtVormund sprechen, wenndieinternationaleGe- von der„ÜbergabeVerantwortung“ tektorat. Undichglaubenicht,dasswir tungsübergabe, dannwäreeseinPro- Freiheit. OderesistkeineVerantwor- das istehrlichgesagt,Ausdruckvon den MissbrauchderVerantwortung, es Verantwortung,danngibtauch tung missbrauchtwird.Entwedergibt trotzdem sein,dassdieseVerantwor- Josef König.führte der Verteidigung Dr. ThomasdeMaizière mitdemBundesminister Das Interview Ichmöch-

verantwortungsvoll vorzubereiten, das Mandat. Undsichdarauf seriös und cherweise einerIntervention, mitUNO- von Wahlbeobachtungbis zumögli- Einsatz isteinganzbreitesSpektrum reduziert. und imKosovosinddieTruppenschon ben, wiedeninBosnien-Herzegowina, Einsatz erfolgreichnahezubeendetha- scheinen wird,dannwerdenwireinen dat inWeltundKirche,AnfangApriler- schen Militärbischofs,Kompass.Sol- Wenn nundieZeitschriftdesKatholi- folgreich einenEinsatzzuEndebringt. denken heißtauch,dassmandanner- bilität herzustellen.VomEinsatzher Kompromisse zuschmiedenundSta- dition, politischeDebattenzuführen, hat undauchimBlickaufunsereTra- dass unserWortinderWeltGewicht re Handelswege,sondernauchdafür, Verantwortung, jetztnichtnurfürsiche- Wohlstand undauswächst große Wirtschaftsmacht;wirhaben der Weltsindundseinwolleneine wir auchsonsteinewichtigeStimmein gefragt wordensind,undzweitens,weil tens, weilwirvon1949bis1990nicht ich, wirhabendazuallenGrund,ers- Nationen, übernehmen.Unddasage tung, etwainEinsätzenderVereinten unser StückinternationalerVerantwor- als dasswir,wieandereStaatenauch, satz herdenken“zunächstnichtmehr, wegen heißt„dieBundeswehrvomEin- wir vielleichtnichtsowillkommen.Des- es gibtGegendeninderWelt,dasind willkommener alsandereNationenund den indieserWelt,dasindDeutsche im Kongogegebenhat.EsgibtGegen- dass eshalbwegsvernünftigeWahlen land hateinenBeitragdazugeleistet, ein anderesBeispielnennen:Deutsch- sätze oderInterventionen.Undichwill Das sindjetztnichtimmerKampfein- „Wir sinddabei“. ops 41 9 Kompass 04I11 ten undimEinsatz. Probe gestellt,wohlaberin Krisenzei- lich undwirdnichtaufdie eigentliche bürger inUniformquasiselbstverständ- Zeiten istInnereFührungundStaats- rade nichtzu.Umgekehrt,innormalen wir dasallesneudenken–trifftge- sowieso nichtunddeswegenmüssen nere FührungundimEinsatztaugtdas ten –StaatsbürgerinUniformundIn- nere FührungwarwasfürFriedenszei- neue Aufgaben.Abersozutun,dieIn- ner ArmeemitFreiwilligengibtessicher setzen derWehrpfl icht undAufbauei- einer Wehrpfl ichtarmee. MitdemAus- Gesellschaft warvielleichtleichterbei Die VerankerungderBundeswehrin satz undhatsichbewährtimEinsatz. muss sicherstrechtbewährenimEin- gerade inschwierigenSituationen.Das eine HaltungundeinFührungsprinzip wehr inderGesellschaftzutunundist was mitderVerankerungBundes- es schwierigwirdzuführen.Dashat ist gedachtgeradefürdieZeiten,wenn so wasgarnicht,sonderndasKonzept wetterperioden, nurdafürbraucheich Führung, istnichtgedachtfürSchön- Staatsbürgers inUniform,dieInnere selbstverständlich. DasKonzeptdes fassungsrechtlichen Grenzenbleiben richtung derBundeswehrgilt:Diever- Auf demweiterenWegderNeuaus- Einsatz. mung dieserAufgabeebenauchein der BundeswehrsindundinWahrneh- völlig unbestritten,dassdasAufgaben unserer HäfenundSeegrenzen.Esist Sicherung desLuftraumes, trophenschutz, esbleibtdieAufgabe teidigung, esbleibtdasThemaKatas- her. EsbleibtdasThemaLandesver- die BundeswehrnichtnurvomEinsatz Und nocheinletzterPunkt:Wirdenken Aufgabe derZukunftBundeswehr. ist inderTateineneueundwichtige

© KMBA / Doreen Bierdel (2) Interview Die Glaubenshoffnung will in politisch-ethischem Engagement gelebt werden

Ein Kommentar von Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven, Leitender Direktor des Instituts für Theologie und Frieden, Vorstand der Katholischen Friedensstiftung Kommentar zur Sache Kommentar

hristus erscheint den Jüngern nach Frieden auf der Basis der Gerechtigkeit werden? Derzeit scheinen sich Wahl- Cseiner Auferstehung und begrüßt angesichts der Friedensgefährdungen bürger in Deutschland kaum für diese sie mit den Worten: „Der Friede sei unserer Zeit zu suchen, bezeichnete den Frieden in der Welt betreffenden mit euch!“ (Lk 24,36) Es ist nicht nur das Konzil als zentrale Aufgabe der Kir- Herausforderungen zu interessieren, eine Begrüßungsfl oskel, sondern Chris- che in der Welt von heute. Im Glauben Beitragserhöhungen und Zuzahlungen tus fasst den Kern seines Lebens und gründet die Hoffnung, dass Frieden auf für die Krankenkasse können da schon seiner Verkündigung zusammen. Er ist Erden keine Utopie bleibt bis ans Ende eher politische Emotionen hervorrufen. gekommen, um den Menschen Frieden der Zeiten. Daher sind wir Christen da- Während die meisten Bürger nur über zu bringen. Dieser Friede betrifft zuerst von überzeugt, dass das Engagement die öffentliche Debatte und Wahlen an das Verhältnis zu Gott. An die Stelle für den Frieden in der Welt sinnvoll ist. den politischen Entscheidungen be- von Sorgen und Angst um die eigene Wir sind trotz der Erfahrung von Kriegen teiligt sind, sieht dies für Soldaten in Existenz tritt Vertrauen in Gott, der für und Konfl ikten davon überzeugt, dass Deutschland seit einigen Jahren anders alles sorgt. Dieses Vertrauen kann den Frieden möglich ist: Die im Glauben aus. Die Einsätze in Bosnien, Kosovo Gläubigen in einer Weise verändern, begründete Hoffnung hat ihren Grund und erst recht in Afghanistan zwingen dass auch der Umgang mit den Mit- in der Befreiung des Menschen durch Christen in Uniform ganz neu, sich ein menschen ein anderer wird. die unendliche Liebe Gottes, durch Tod eigenes ethisches Urteil über den politi- In dem Maß, in dem die Kirche in den und Auferstehung Jesu Christi. Diese schen Auftrag zu machen. Der Verweis ersten Jahrhunderten aus kleinen Glaubenshoffnung will dann auch in auf die Entscheidung des Parlaments Hausgemeinschaften zu großen Orts- politisch-ethischem Engagement gelebt allein trägt dann nicht durch, wenn die kirchen gewachsen ist, hat sie nicht werden. Zweifel am Sinn des Einsatzes wach- nur den binnenkirchlichen Umgang im Der politische Friede, für den zu ar- sen. Dabei können sich die Soldaten Licht dieses Glaubens refl ektiert, son- beiten wir ethisch gefordert sind, be- im Einsatz nicht den Luxus leisten, in dern auch das Verhältnis zu allen ande- zeichnet einen Zustand, in dem Le- aller Ruhe zu analysieren. Sie müssen ren Menschen in ihrer nichtchristlichen ben und Freiheit der Mitglieder einer unter den Bedingungen der Unsicher- Umwelt. In dieser Zeit wurde auch im- Gesellschaft geschützt sind. Der Frei- heit entscheiden. Die Orientierung an mer offenkundiger, dass die Wieder- heitskampf der Menschen in vielen friedensethischen Werten und Normen kunft Christi und das Ende der Welt arabischen Ländern gibt derzeit davon kann bei der Suche nach einem eige- nicht unmittelbar zu erwarten seien, beredtes Zeugnis. Dieser Friede ist nen Urteil helfen. Hier haben Pastoral wie anfangs noch gedacht. Als Antwort also nicht naturhaft gegeben, sondern und Friedensethik eine gemeinsame darauf entwickelte die frühe Kirche ihre muss gestiftet werden. Frieden zu stif- Aufgabe im Dienst an den Soldaten. Position der Weltverantwortung im Licht ten gelingt, wenn sich Gemeinwesen des Christus-Ereignisses. Wie schon nach innen wie nach außen an Gerech- die frühen Kirchenväter sucht jede Epo- tigkeit orientieren und insbesondere che neu nach einer Haltung zu der Fra- grundlegende Menschenrechte beach- ge: Wie können wir im Licht des Glau- ten. Auf diese Weise kann es gelingen, bens an Jesus Christus das Verhältnis mehr Frieden in den Staaten wie in der nicht nur innerhalb der Gemeinschaft Völkergemeinschaft herzustellen. Dies der Gläubigen, sondern generell unter ist nicht nur eine Aufgabe für Politiker, den Menschen friedlich gestalten? Die- sondern jeder Bürger partizipiert als se Herausforderung stellt sich nicht nur Wähler daran: Wollen und wählen wir jeweils für den einzelnen Menschen, eine Außen- und Sicherheitspolitik, die sondern gerade auch für die Gemein- sich im Wesentlichen an der Durchset- schaft. zung unserer staatlichen Interessen orientiert? Oder sollte Politik nicht – an Friede – christlich und politisch Gerechtigkeit und Menschenrechten Das Engagement für den Frieden in orientiert – viel mehr die Interes- der politischen Gemeinschaft wie auch sen der Armen und Schwachen zwischen verschiedenen Völkern ist in der sogenannten Dritten Welt eines der großen Themen des II. Vati- in den Blick nehmen, damit kanischen Konzils (1962–1965) gewe- sie nicht zu Opfern der Durch-

sen. Nach Wegen zu einem politischen setzung unserer Interessen © Kompass / Josef König

10 Kompass 04I11

Kolumne des Kolumne

Wehrbeauftragten © Amt des Wehrbeauftragten Zeichen der Hoffnung

twa ein Jahr ist es her, dass wir mit Immerhin, es gibt auch Zeichen der ten viele der Anschläge und hinterhäl- Edem „Karfreitagsgefecht“ mit drei Hoffnung. Ich habe bereits kurz nach tigen Überfälle vergleichsweise glimpf- gefallenen Soldaten und vielen Verwun- den Vorfällen von Ende Februar die lich ausgehen, wenngleich leider nicht deten eine neue, eine traurige Qualität zum Teil schwer Verwundeten in Ulm alle. Das sollte nicht in Vergessenheit der militärischen Lage in Afghanistan und Koblenz besucht, und es war wie geraten, wenn dereinst die Geschichts- erleben mussten. Seitdem sind dort ein Wunder, sie bis auf einen wieder schreibung seine Amtszeit bewertet. noch viele weitere Kameraden zu Scha- in guter Verfassung anzutreffen. Und den gekommen, unter anderem erst auch den Kameraden, der dort noch Nun hat ein neuer Minister die schwe- jüngst wieder im „OP North“, wo ein nicht ansprechbar war, konnte ich bald re Bürde dieses Amtes übernommen. hinterhältiger Attentäter auf deutsche darauf in Ulm besuchen und mich mit Er wird die Quadratur des Kreises ver- Soldaten schoss. Ich hatte einige der ihm über die großen Fortschritte bei suchen müssen, nämlich eine neue dort gefallenen oder verwundeten Sol- seiner Genesung freuen. Ich möch- Struktur zu fi nden, die unsere Bun- daten noch wenige Wochen zuvor bei te an dieser Stelle einmal den vielen deswehr schlagkräftiger macht und meinem Afghanistanbesuch getroffen, Ärzten und Pfl egekräften und allen an dennoch nicht mehr kostet. Die noch mit zwei der Gefallenen auch intensive der Rettungskette beteiligten Kamera- immer vorhandenen Defi zite weiter Gespräche geführt. Das macht es mir dinnen und Kameraden meinen Dank abzubauen und dennoch im Rahmen noch schwerer als sonst, das Mitgefühl und meine große Bewunderung aus- der Haushaltsansätze zu bleiben. Und und die Trauer zu verarbeiten. sprechen. Sie leisten Großartiges, und nicht zuletzt die Einsätze unserer Bun- es ist mehr als Pfl ichterfüllung, es ist deswehr in Afghanistan und in vielen Den Hinterbliebenen Trost zu spenden, kameradschaftliche Zuwendung. anderen Ländern schnell, aber auch ist natürlich gerade bei so jungen Gefal- Zuwendung gegenüber denen, die im erfolgreich zu Ende zu bringen. lenen besonders schwierig, und sicher Einsatz zu Schaden kamen, aber auch Eine große Freude ist die Berufung des kann nur die Zeit helfen, dass sich die gegenüber den Hinterbliebenen und Bischofs von Essen, Dr. Franz-Josef seelischen Wunden der Hinterbliebe- Angehörigen der Verwundeten, zeich- Overbeck, zum neuen Militärbischof nen allmählich schließen. Der Glaube nete auch den kürzlich aus dem Amt durch Papst Benedikt XVI. Die Militär- an die Auferstehung und das ewige geschiedenen Minister zu Guttenberg seelsorge ist ja ein natürlicher Partner Leben ist dabei sicherlich eine Hilfe, aus. Er tat dies meist im Stillen, ohne des Wehrbeauftragten, gerade in solch aber er wird durch solche Ereignisse Beteiligung der Medien. Es war spürbar, schweren Zeiten. Ich wünsche deshalb andererseits auch sehr auf die Probe dass ihm dies ein wirkliches Bedürfnis dem neuen Militärbischof in dieser gestellt. Möge ihnen – den Hinterblie- war. Und er hat sicherlich auch ent- wichtigen Funktion – ebenso wie dem benen, den Freunden und den Kame- scheidenden Anteil daran, dass durch neuen Minister – Geschick, Fortune raden – der notwendige Beistand zuteil den inzwischen deutlich verbesserten und Gottes Segen! werden. Schutz unserer Soldatinnen und Solda- Hellmut Königshaus

Kompass 04I11 11 Festakt im Bonner Collegium Josephinum Bundestagspräsident Norbert Lammert bei den katholischen Soldaten Motto des diesjährigen Weltfriedenstags im Mittelpunkt berstleutnant Andreas Preuss als OVorsitzender des Bonner Kreises der Gemeinschaft Katholischer Solda- ten (GKS) sowie der Bundesvorsitzende der GKS, Oberstleutnant Rüdiger Atter-

Weltfriedenstag 2011 Weltfriedenstag meyer, eröffneten den Festakt und be-

grüßten die zahlreich erschienenen Sol- datinnen und Soldaten, die kirchlichen Würdenträger aus der Erzdiözese Köln und die Bonner Kommunalpolitiker. Bei- de katholischen Offi ziere dankten dem Bundestagspräsidenten, der – trotz der Vielzahl seiner zeitgleich in Berlin vor- gelegenen Verpfl ichtungen – an seiner von rechts: Die Militärdekane Stephan van Dongen (Köln I) und Benno Porovne (Bonn), Zusage für den Vortrag festgehalten Festredner Norbert Lammert, die Oberstleutnante Andreas Preuss und Rüdiger Attermeyer hatte.

„Religionsfreiheit – der Weg zum Frieden“ Lammert, der auch Bochumer Wahl- kreisabgeordneter ist, nutzte die Ge- legenheit, den inhaltlichen Bogen zum diesjährigen Leitmotiv des Weltfriedens- tages weiter zu spannen. Im Mittel- punkt seiner Refl exion stand die Frage, welche Konstanten und welche Verän- derungen sich festmachen lassen, die mit der „Durchsetzung von Interessen“

und den daraus resultierenden Konfl ik- © Kompass / Josef König (2) ten seit jeher verbunden sind. so der heutige Bundestagspräsident, im Hinblick auf den Einsatz deutscher Welche Rolle und Aufgabe dabei den dass darüber nicht „das Volk“ ent- Streitkräfte im Rahmen der Internatio- Religionen und der Politik zukamen, schied. Ähnlich verhielt es sich mit der nal Security Assistance Forces (ISAF) in verdeutlichte der Bundestagspräsident im Deutschen Bundestag zu treffenden Afghanistan letztendlich bedeutet, ließ dabei insbesondere mit Blick auf die Entscheidung, ob – aus Gründen der der Redner, der selbst in Afghanistan Geschichte Deutschlands und hob her- Humanität und ohne Legitimation des war und dabei mit dem Präsidenten vor, dass darüber zu keinem Zeitpunkt Sicherheitsrates der Vereinten Natio- der Islamischen Republik Afghanistan, der Souverän – die Bürgerinnen und nen – ein Bürgerkrieg im ehemaligen Hamid Karsai, sprechen konnte, offen. Bürger des Landes – entschied, son- Jugoslawien zu beenden sei. Lammert schloss den Festvortrag mit dern ausschließlich die politischen Au- Mit Blick auf die veränderten außen- einem Hinweis auf die zurückliegenden toritäten. Ob nationale Interessen auch und sicherheitspolitischen Rahmenbe- Hirtenworte der Deutschen Bischöfe mittels der Androhung und des Einsat- dingungen nach Ende des Ost-West- und verwies auf die Erläuterungen des zes militärischer Gewalt durchgesetzt Konfl iktes galt es auch für das geeinte damaligen Bischofs von Limburg, Dr. wurden, darüber befand die Politik in Deutschland, die Einordnung der Streit- Franz Kamphaus, der anlässlich der Deutschland. kräfte in der Wahrnehmung nationaler Veröffentlichung des Hirtenwortes im Interessen neu zu regeln. Im Gegensatz September 2000 den Fokus auf den Lehre vom „Gerechten Frieden“ zu anderen Staaten in der Welt, ent- „Gerechten Frieden“ in bewusster Ab- Lammert, der in diesem Zusammen- scheiden in Deutschland nicht die je- grenzung zur „Lehre vom gerechten hang auch an sein eigenes Abstim- weiligen Regierungen über den Einsatz Krieg“ gelegt hatte. mungsverhalten im Deutschen Bundes- militärischer Gewalt. Im Interesse der Mit einem Dank an den Bundestags- tag erinnerte, erläuterte dies mit den Soldaten selbst und wegen einer not- präsidenten für seinen sowohl grund- parlamentarischen Entscheidungen zur wendigen Akzeptanz auch außerhalb sätzlich als auch aktuell gestalteten Wiederbewaffnung und dem Beitritt des Parlaments – so der Bundestags- Festvortrag beendete Militärdekan Ben- Deutschlands in das nordatlantische präsident – entscheidet auf Antrag der no Porovne, der das Katholische Mili- Bündnis (NATO) und den kontroversen jeweiligen Bundesregierung ausschließ- tärpfarramt Bonn leitet, die diesjährige Debatten um den sogenannten NATO- lich der Deutsche Bundestag über den Festveranstaltung der katholischen Sol- Doppelbeschluss in den 1980er Jah- Einsatz, seine Dauer, die Art und den daten. ren. Für beide Entscheidungen galt, Umfang der Bewaffnung. Was dies nun Josef König

12 Kompass 04I11 Lexikon der Ethik: Barmherzigkeit – Solidarität

inmal angenommen, jemand über- Eweist eine Spende an ein kirch- liches Hilfswerk und erhält einen Brief, in dem steht: „Ganz herzlichen Dank für Ihre Barmherzigkeit mit den Hungernden und Notleidenden in Afri- Lexikon der Ethik Lexikon ka.“ Wahrscheinlich würde er denken: „Mein Gott, das klingt ja ganz schön altmodisch!“ Oder der Inhalt wäre so formuliert: „Ganz herzlichen Dank für Ihre Solidarität mit den Menschen in Simbabwe, die seit Jahrzehnten unter einem massiven Unrechtsregime lei- den.“ Vielleicht würde ihm dann durch den Kopf gehen: „Na ja, ein bisschen © Jesuitenmission dick wird schon aufgetragen, schließ- lich habe ich nur etwas Geld gespen- dient hat oder nicht. Barmherzigkeit ist brauche. Solidarität beinhaltet eine det.“ ungeschuldet, sie lässt sich nicht ein- soziale Verpfl ichtung und einen sozia- fordern. Im Neuen Testament predigt len Anspruch. Als politische Forderung Was genau bedeuten Barmherzigkeit Jesus die Barmherzigkeit als Grund- stammt der Begriff aus der Arbeiterbe- und Solidarität? Und wie unterscheiden haltung im mitmenschlichen Umgang: wegung des 19. Jahrhunderts. In der sie sich? Eine erste, eher intuitive Ant- „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ katholischen Soziallehre hat Oswald wort könnte lauten: „Solidarität ist po- (Mt 9,13). Weil Gott dem Menschen ge- von Nell-Breuning die Solidarität – ne- litisch, Barmherzigkeit sind gute Taten genüber barmherzig ist, sollen auch wir ben Personalität und Subsidiarität – als aus Nächstenliebe.“ Oder alternativ: unseren Nächsten mit Barmherzigkeit eines von drei ethischen Grundprinzi- „Barmherzigkeit ist der gut gemeinte begegnen. In der kirchlichen Tradition pien herausgearbeitet. Mit dem Argu- Tropfen auf den heißen Stein, Solidari- bilden sich entsprechend sieben Wer- ment der gleichen Würde aller wird die tät dagegen zielt auf die Wurzeln gesell- ke der Barmherzigkeit heraus: Hungrige Solidargemeinschaft auf die gesamte schaftlicher Ungerechtigkeit.“ Ist die speisen, Fremde beherbergen, Nackte Menschheit ausgeweitet. Wenn eine Geldspende dann doch Barmherzig- kleiden, Kranke pfl egen, Gefangene brasilianische Plantagenarbeiterin zu keit? Und die Unterschriftenliste zur besuchen, Tote bestatten, Almosen unmenschlichen Bedingungen arbeiten Rettung des Regenwaldes Solidarität? geben. Barmherzigkeit ist die selbst- muss, dann hat auch sie einen An- lose Form der Liebe, mit der ich mich spruch auf meine Solidarität – analog Barmherzigkeit einem anderen zuwende, der in Not zur Nachbarin zu Hause, die mit ihrer Im Alten Testament ist Barmherzigkeit geraten ist und meine Hilfe braucht. kleinen Witwenrente von Altersarmut ein Attribut Gottes. Auch wenn sein Dabei spielt es keine Rolle, ob der Not- bedroht ist. Wer solidarisch ist, ergreift Volk sich von ihm abwendet, ihn ver- leidende seine missliche Lage selbst Partei. Christliche Solidarität betont da- gisst und um das goldene Kalb tanzt: verschuldet hat oder nicht. Die bedin- bei vor allem die Option für die Armen: „Jahwe ist ein barmherziger und gnädi- gungslose Hilfe ist das Markenzeichen Die Perspektive der Armen, Entrechte- ger Gott“ (Ex 34,6). Barmherzigkeit ist der Barmherzigkeit. ten und Ausgegrenzten soll das mitlei- eine liebende Zuwendung, die außer dende Fühlen, politische Denken und Acht lässt, ob der Empfänger sie ver- Solidarität soziale Handeln bestimmen. Solidarität dagegen ist zunächst der Zusammenhalt von Mitgliedern einer Solidarität und Barmherzigkeit stehen Gruppe oder Gesellschaft. „Einer für in keinem Gegensatz zueinander, son- alle und alle für einen“ – dieser Wahl- dern können sich sehr gut ergänzen. spruch der drei Musketiere trifft den Beides löst eine Zuwendung zu den Kern von Solidarität. Als Mitglied einer Armen und Bedürftigen aus und will Solidargemeinschaft leiste ich mei- deren Situation verändern. Die Antwort nen Beitrag und erwarte im Gegenzug, der Notleidenden bleibt in jedem Fall dass sie für mich da ist, wenn ich sie gleich: „Vielen Dank für Ihre Hilfe!“

Zur Autorin: Judith Behnen, Diplom-Theologin und PR-Beraterin, leitet die Öffentlichkeitsarbeit der Jesuitenmission, dem

© privat Hilfswerk der Jesuiten weltweit.

Kompass 04I11 13 Soldat im Einsatz – Partnerschaft im Einsatz

Die Neuvorstellung eines Arbeits- und Praxisbuches an der Katholischen Akademie in Bayern Buchpräsentation

Ein Bericht von Josef König

Dr. Peter Wendl, der Autor des jetzt bei Seitdem sind einige Jahre vergangen, Herder neu erschienenen Buches über in denen der Autor nicht untätig blieb. Soldat und Partnerschaft im Einsatz, Dies hängt auch damit zusammen, leitet seit 2002 am „Zentralinstitut für dass deutsche Streitkräfte und die Sol- Ehe und Familie in der Gesellschaft“ datinnen und Soldaten seit 2001 im- (ZFG) der Katholischen Universität mer noch in den International Security Eichstätt-Ingolstadt das Projekt „Mo- Assistance Forces (ISAF) zur Sicherheit bilität und Partnerschaft“. Er ist zu- und Stabilität in der Islamischen Re- ständig für die Entwicklung und Durch- publik Afghanistan einen militärischen führung von wissenschaftlichen und Beitrag leisten. Inzwischen bewertet praktischen Initiativen zur Vorberei- die Bundesanwaltschaft die Situation tung, Bewältigung und Reintegration in Afghanistan als einen „nicht interna- von Fernbeziehungen und Auslandsein- tionalen bewaffneten Konfl ikt“. Solda- sätzen. Gefördert wird dieses Projekt tinnen und Soldaten sehen das schon vom Katholischen Militärbischof für die seit längerem und nennen ihn unjuris- Deutsche Bundeswehr und geht zurück tisch schlichtweg „Krieg“. Grund genug auf den zwischenzeitlich emeritierten also, um anlässlich der 86. Offi ziersge- Militärbischof Dr. Walter Mixa, der da- spräche an der Katholischen Akademie mals noch als Bischof von Eichstätt Bayern in München die Neuveröffentli- und Magnus Cancellarius der Katholi- chung des Autors, der sich mittlerweile schen Universität die Initiative zur Er- in der Katholischen Militärseelsorge be- richtung des Zentralinstitutes ergriffen heimatet fühlt, im Rahmen eines Akade- hatte. mienachmittags zu präsentieren. Dass die Aula in der Katholischen Akademie Gründliche Vorarbeiten bis auf den letzten Platz mit Soldatin- nen und Soldaten aller Dienstgradgrup- Das erste Buch, unter dem Titel „Gelin- pen und der an der Themenstellung gende Fern-Beziehung“, erstmals 2005 interessierten Münchner Öffentlichkeit erschienen und nun in 4. Aufl age bei gefüllt war, belegt eindrucksvoll die Be- Herder publiziert, war nicht nur Dis- deutung des neuen Buches. „Soldat sertationsthema des an der Katholi- im Einsatz – Partnerschaft im Einsatz“, schen Universität Eichstätt-Ingolstadt so der Titel des wiederum bei Herder engagierten Theologen sowie Einzel-, erschienenen Bandes, möchte sich Paar- und Familientherapeuten. Es war dieses Mal eher als ein „Praxis- und gleichzeitig der Beginn eines wissen- Arbeitsbuch für Paare und Familien in schaftlichen Diskurses darüber, wie Auslandeinsatz und Wochenendbezie- © Kompass / Josef König (5) typische Herausforderungen und Belas- hung“ verstanden wissen. tungen, denen eine Fern-Beziehung – Wendl, Peter: Soldat im Einsatz – ebenso wie eine Wochenend-Beziehung Partnerschaft im Einsatz. Praxis- und Stimmen zum Buchprojekt – ausgesetzt ist, bewältigt, und wie vor Arbeitsbuch für Paare und Familien allem auch die außergewöhnlichen in Auslandseinsätzen und Walter Wakenhut, Generalvikar des Ka- Chancen und Gestaltungsmöglichkei- Wochenendbeziehungen. tholischen Militärbischofs, der kurz zu- ten, die in ihr liegen, genützt werden vor durch den neuen Katholischen Mili- können. Fern-Beziehung als Chance Verlag Herder, tärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck in für gelingende Partnerschaft – so die 2011. ISBN 978-3-451-30466-8 zum dieser Verantwortung bestätigt worden Leitidee der damaligen Erstveröffentli- Preis von 14,95 € war, hob zu Beginn der Buchpräsenta- chung. tion die Bedeutung für das praktische

14 Kompass 04I11 ... „gilt es mit zu bedenken, wenn eine zeitlich befristete Trennung nicht nur als Bedrohung für die eigene Partner- Buchpräsentation

schaft gesehen wird“ ...

Handeln sowohl der katholischen Mili- des neuen Bandes weit hinaus ging. tärseelsorger als auch der betroffenen Dem promovierten Theologen war da- Paare selbst hervor. Wörtlich sagte er: bei anzumerken, dass hier nicht „ein „Die Erfahrungen aus unseren zahlrei- Blinder von der Farbe“ sprach, sondern chen Intensiv-Veranstaltungen, wie z. jemand, der um die Bedeutung, das B. den Paar- und Familienwochenen- Ausmaß und die Folgen belastender Si- den oder Familienwerkwochen, zeigen, tuationen für Paare und Familien weiß, dass zu einer nachhaltigen Seelsorge die als unmittelbar Betroffene zuneh- auch Materialien und Hilfestellungen mend die Frage nach dem Sinn der für die Menschen gehören, die uns an- Einsätze deutscher Streitkräfte außer- vertraut sind.“ halb der bündnisbezogenen Landesver- teidigung stellen. Fragen danach, die Das Grußwort des Vertreters der Bun- unbeantwortet bleiben, verdrängt oder deswehr, des Stabsabteilungsleiters zweideutig beantwortet werden, wir- im Führungsstab der Streitkräfte I, Bri- ken ebenso belastend wie Trennung, gadegeneral Reinhard Kloss, deutete Ungewissheit über den Verbleib des in eine ähnliche Richtung: „Auch wenn Partners oder dessen psychische Ver- Der Autor Dr. Peter Wendl bei der Vorstellung die Streitkräfte sich nicht unmittelbar in änderungen, die sich mit dem Ende ei- persönliche und private Angelegenhei- nes Auslandseinsatzes bemerkbar ma- ten der Soldatenfamilien und ihrer An- chen. „Auch dieses“ – so Peter Wendl gehörigen einmischen dürfen, so bleibt – „gilt es mit zu bedenken, wenn eine trotzdem die Notwendigkeit bestehen, zeitlich befristete Trennung nicht nur in Kooperation mit Dritten für Hilfestel- als Bedrohung für die eigene Partner- lung zu sorgen. Deshalb ist es aus schaft gesehen wird, sondern diese als Sicht des Dienstherrn zu begrüßen, Chance ihrer erfolgreichen Bewältigung dass dafür praxistaugliche Instrumen- verstanden wird.“ Daran mitzuwirken te entwickelt werden, die die eigenen und mit Hilfe des neuen Buches einen Bemühungen unterstützen“, so der ka- Beitrag leisten zu können, an dem will tholische General, der gleichzeitig als der Autor festhalten, der sich für die Brigadegeneral Reinhard Kloss Präsident des „Apostolat Militaire Inter- ideelle Förderung bei den im Katholi- national“ (AMI), eine weltweit engagier- schen Militärbischofsamt Verantwort- te soldatische Laieninstitution leitet. lichen, dem Leitenden Wissenschaftli- chen Direktor i. K. Lothar Bendel und Vorstellung des Buches Militärdekan Monsignore Johann Meyer herzlich bedankte. Um den Anspruch auf die Praxistaug- lichkeit nachzuweisen, nutzte der Au- Reinhold Bartmann, der als Leitender tor, Peter Wendl, die Gelegenheit, so- Katholischer Militärdekan für die Seel- wohl Hinter- und Beweggründe als auch sorge in den Bundesländern Bayern Erfahrungen aus der Vielzahl von zwi- und Baden-Württemberg verantwortlich schenzeitlich insgesamt 150 Intensiv- ist, wünschte zum Abschluss der Prä- Veranstaltungen mit über 900 Paaren, sentation dem neuen Buch einen ähnli- die von Auslandseinsätzen betroffen chen Erfolg wie den des ersten Buches sind, wie Gespräche am Rande von Ver- über „Fern-Beziehungen“. „Eine vierte anstaltungen und eigene Refl exionen Aufl age – das spricht für sich und ist darüber in seinen Vortrag einfl ießen zu auch der neuen Buchproduktion zu lassen, der über eine Inhaltsangabe wünschen!“

Kompass 04I11 15 Reportage vor Ort

© KMBA / Halina Kluge Vielfältige Themen bei der 5

Für Sie unterwegs

m Montag, 21. März, eröffnete daran, dass die täglichen Gebete und Ader Leitende Militärdekan Wolfgang Eucharistiefeiern von Pfarrhelfern aus Schilk, Referatsleiter I im Katholischen den einzelnen Dienstaufsichtsbezirken Militärbischofsamt (KMBA), im Bildungs- liturgisch und musikalisch vorbereitet haus Maximilian Kolbe in Reute/Ober- wurden. Die Pfarrhelfer und Amtsins- schwaben die 54. Fortbildungstagung pektoren übernahmen darin selbst die der Pfarrhelfer/-innen und Amtsinspek- Aufgaben von Lektoren und Ministran- toren der Katholischen Militärseelsorge. ten. Die Hl. Messe in der Pfarr- und Wallfahrts- Begrüßt wurden die Pfarrhelferinnen kirche „St. Peter und Paul“ in Reute am und Pfarrhelfer sowohl durch den Lei- Grab der „Guten Beth“ Wegweisende Worte und ter des Maximilian-Kolbe-Hauses, Dr. Gottesdienste Theodor Pindl, als auch durch die Ge- Der neue Katholische Militärbischof, neraloberin der Franziskanerinnen von Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen, Reute, Schwester M. Paulin Link. Im konnte zwar noch nicht persönlich an- Plenum wurden außerdem sechs neue wesend sein, war aber in Berichten, Mitarbeiter vorgestellt, die im vergan- Gesprächen und Gebeten stets prä- genen Jahr seit der letzten Tagung in sent. Zu Beginn trug Generalvikar Prälat Hamburg eingestellt worden waren. Walter Wakenhut aus Berlin den Bericht „Zur Lage der Katholischen Militärseel- sorge“ vor und feierte mit den rund hundert Teilnehmern in der Pfarr- und Wallfahrtskirche „St. Peter und Paul“ © KMBA / Halina Kluge in Reute die Hl. Messe am Grab der „Guten Beth“, einer seligen Ordensfrau aus dem 15. Jahrhundert. Generalvikar Wakenhut machte in Bericht und Pre- digt deutlich, dass in der Arbeit der Pfarrhelfer und Pfarrhelferinnen – wie auch in der der Militärseelsorger – Ord- nung und Verwaltung wichtig sind, noch wesentlicher sei aber das persönliche Engagement aus dem Glauben heraus. Dies zeigte sich beispielsweise auch © Kompass / Jörg Volpers (3)

16 Kompass 04I11 Reportage vor Ort Vielfältige Vorträge und Foren zu sehr unterschiedlichen Themen. © Kompass / Jörg Volpers (5) er 54. Pfarrhelfer-Konferenz wegs: Jörg Volpers

Aus der Praxis und für die Praxis der Wohl der Soldaten kümmern. Dazu Militärpfarrämter zählt unter anderem die Katholische Ar- Die Konferenz wurde fortgesetzt mit beitsgemeinschaft für Soldatenbetreu- Vorträgen und Foren zu sehr vielfältigen ung (KAS). Themen: von der Geschichte und der Eine Exkursion in die umgebende, früh- Verwaltung der Militärseelsorge über lingshafte Kultur- und Klosterlandschaft liturgische und praktische Aspekte bis Oberschwabens wurde eingerahmt hin zur aktuellen „Sinus-Milieu-Studie durch die besonders feierlichen Got- U 21“. Durch die Vorträge und Work- tesdienste zu Beginn und am Ende der shops zogen sich drei Schwerpunkte: Tagung: nach der feierliche Messe in Der Blick in die Geschichte der Katholi- der imposanten Pfarrkirche mit Gene- schen Militärseelsorge wie auch das Be- ralvikar Wakenhut dann der Abschluss- wahren von Archivalien, Akten u. Ä. für gottesdienst in der Franziskuskapelle die Zukunft. Die ganz praktischen Tipps mit Militärpfarrer P. Andreas Meyer aus für die Tätigkeiten im Arbeitsalltag der Ulm, in dem der in Reute kurzfristig ge- Militärpfarrämter und -dekanate zu Ver- bildete Chor unter Leitung von Pfarrhel- waltungs- und Haushaltsangelegenhei- fer und Organist Johannes Bresa aus ten. Schließlich die Zusammenarbeit Köln die Ergebnisse seines Workshops mit anderen Trägern, die sich um das darbot. © Kompass / Jörg Volpers Generalvikar Prälat Walter Wakenhut berichtet „Zur Lage der Katholischen Militärseelsorge“. © Kompass / Jörg Volpers

Weitere Fotos und das Wort des Generalvi- kars zur Lage sind auf www.kmba.de zu fi nden.

Der Leitende Militärdekan Wolfgang Schilk begrüßt die „Neuen“.

Kompass 04I11 17 Auf ein Wort © 2009 Bundeswehr / Kunduz Österliche Begegnungen enn wir diesen Monat wieder Ostern – das wichtigste sem Moment sagt Johannes, „der Jünger den Jesus liebte“, WFest aller Christen auf der ganzen Welt – feiern, dürfen zu Petrus: „Es ist der Herr!“ wir uns wieder erinnern lassen an die vielen Begegnungen So, wie der Evangelist es schreibt, ist es mehr ein vertrau- der Menschen mit dem Auferstandenen: Jesus trifft die Frau- ensvoller Hinweis als ein überraschter Ausruf – als ob zumin- en am Grab, Jesus kommt zu den Aposteln, Jesus begleitet dest Johannes es schon gespürt hat. die Jünger nach Emmaus … Ostern ist sozusagen auch ein In einem solchen Spannungsbogen befi ndet sich auch der Fest der Begegnungen. Diese sich immer wieder ereignen- Mensch in der Nachfolge Jesu: Einerseits bleibt Jesus zwar de Erfahrung der Gemeinschaft mit Jesus war nach dem Er- den leiblichen Augen verborgen, andererseits folgt das offe- lebnis seines Leidens und Sterbens entscheidend für das ne Herz doch seiner Botschaft. Dafür braucht es aber diese Selbstverständnis der Jüngerinnen und Jünger. Vertrautheit des Johannes, die aus einer gegenseitigen Lie- Von einer besonderen Art der Begegnung mit Jesus am See be entsteht und immer tiefer wird. Es ist eine Vertrautheit, von Tiberias berichtet der Evangelist Johannes. Die Grup- wie es sie zwischen Menschen gibt, die das entsprechende pe um Simon Petrus ging ihrer gewohnten Tätigkeiten als Einfühlungsvermögen füreinander entwickeln und dann in be- Fischer nach und war somit gewissermaßen wieder im All- stimmten Situationen oft keine Worte mehr brauchen. Damit tag angekommen. Als ob nicht schon die Geschehnisse der zeigt uns das Evangelium auch einen Weg zur Erkenntnis vergangenen Tage und Wochen verwirrend genug gewesen der Gegenwart Jesu in unserem Alltag: Aus einem inneren wären, bleibt der nötige Erfolg beim Fischen aus: Sie kehren Erfahrungsschatz der Nähe Gottes in unserem Leben kön- im Morgengrauen mit einem leeren Netz zurück. Als sie nicht nen wir Dinge tun, die uns bei äußerer Betrachtungsweise mehr weit vom Ufer entfernt sind – der Evangelist Johannes widerstreben dürften. spricht von einer Entfernung von 200 Ellen, die ungefähr 105 Petrus vertraut auf Johannes, der ihm allein im Vertrauen Metern entspricht – entdecken sie eine Gestalt am Ufer. Sie zu erkennen gab, dass es Jesus ist, und springt aus dem erkennen Jesus zunächst nicht, folgen aber doch seinen Boot in den See – Jesus entgegen. Es ist seine Entscheidung Worten: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes gewesen, nicht mehr abzuwarten und Johannes hat ihm die aus!“ Dies scheint auf den ersten Blick eigenartig, zumal Möglichkeit dafür überlassen. Die Liebe macht Johannes kein Fischer auf die Idee kommen würde, bei Tageslicht ein zwar sicher, aber nicht vorlaut. Jeder der Jünger darf und Netz auszuwerfen. muss seine je eigene Erfahrung machen. Es muss die Jünger also etwas bewegt haben, dass sie es Als die Jünger dann mit Jesus am Kohlefeuer sitzen und er trotzdem noch einmal versuchen. Jedenfalls können sie es sie zum Essen einlädt, brauchen auch sie nicht mehr nach dann „nicht wieder einholen, so voller Fische war es.“ In die- ihm zu fragen, denn „sie wussten, dass es der Herr war.“

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,KQHQ Militärpfarrer Dr. Jochen Folz, Leer, z. Zt. Mazar-e Sharif / Afghanistan © KMBA / Doreen Bierdel

18 Kompass 04I11 Spurensicherung der Bischof Dr. Ackermann besuchte das Militärseelsorge Zentrum Innere Führung

„Eine hochkarätige Einrichtung“ Aus der Militärseelsorge

Beirat traf sich zu seiner 30. Sitzung in Berlin © KMBA / Doreen Bierdel m 15. und 16. März 2011 kamen berrascht zeigte sich der Bischof der Bereichsleiter im guten Sinne auf- Adie Mitglieder des „Beirats zur Er- Üvon Trier, Dr. Stephan Ackermann, gehoben sah. In seinen Ausführungen forschung der katholischen Militärseel- dass sich eine hochkarätige Einrich- ging der Bischof von Trier dann auf die sorge“ zu ihrer Jahressitzung im Haus tung der Bundeswehr wie das Zentrum Aussetzung der Wehrpfl icht und die des Katholischen Militärbischofs in Ber- Innere Führung (ZInFü) auf seinem Bis- damit im Zusammenhang stehende lin zusammen. Der Beirat besteht seit tumsgebiet in Koblenz befi ndet. Eine Nachwuchsgewinnung ein, zumal dies 1987 als beratendes Gremium des Ka- leise Genugtuung schwang dabei in sei- Themen sind, die ihn auch als Vorsit- tholischen Militärbischofs. Seine Mit- nen Worten mit. Begegnet war Bischof zenden der Kommission Justitia et glieder rekrutieren sich aus verschiede- Ackermann Angehörigen des ZInFü aber Pax beschäftigen. In der Diskussion nen Bereichen: aktive und ehemalige schon mehrfach, und zwar bei den jähr- selbst wurde man sich rasch darüber Militärgeistliche, Professoren verschie- lichen Weltfriedensgottesdiensten der klar, dass es bei einer Analyse der an- dener Fakultäten und Bundeswehrange- Katholischen Militärseelsorge in Trier. gesprochenen Fragen sehr genau hin- hörige, z. B. des Militärgeschichtlichen Auf dem letzten Weltfriedenstag 2010 zuschauen gilt. Der Vorschlag, einen Forschungsamtes sowie der Gemein- hatte der Kommandeur des Zentrums hochrangigen Soldaten einer europäi- schaft Katholischer Soldaten. Innere Führung, Brigadegeneral Alois schen Armee in Beratungsgremien von Das Gremium erhielt zunächst Infor- Bach, den Bischof von Trier nach Kob- Justitia et Pax einzuladen, der über den mationen zur aktuellen Situation in lenz eingeladen, und dieser hatte kurz Wandel von einer Wehrpfl ichtarmee hin der Militärseelsorge. Besonderes Inte- entschlossen zugesagt. Nachdem Bri- zu einer Berufsarmee aus eigenem und resse galt dabei der kürzlich erfolgten gadegeneral Bach Bischof Ackermann sachkundigem Erleben berichten kann, Ernennung des neuen Katholischen Mi- herzlich im „Mutterhaus der Inneren fand ungeteilte Zustimmung. litärbischofs, Dr. Franz-Josef Overbeck, Führung“ begrüßt hatte, führten der Am Ende des Besuches waren sich alle Bischof von Essen. Bei den weiteren Ta- Chef des Stabes und die Bereichsleiter Teilnehmer darüber einig, dass die Zeit gesordnungspunkten ging es vor allem den Bischof in die Arbeitsfelder des ZIn- viel zu schnell vergangenen war, um um „Spurensicherung“ in verschiede- Fü bündig ein. alle wichtigen Stichworte, die Bischof nen pastoralen Feldern der Militärseel- Ackermann in seinem Vortrag ange- sorge. Die Spurensicherung vollzieht Zukunftsthemen sprochen hatte, eingehend zu erörtern. sich dabei hauptsächlich in der Samm- Im Anschluss an die Vorträge bekunde- Der Eintrag in das Gästebuch des ZInFü lung von Zeitzeugenberichten. Diese te Ackermann, dass er einige Punkte bildete dann den Abschluss eines ge- Berichte gewähren unmittelbarer als seiner Rede bereits in den Beiträgen lungenen Besuches. Harald Reichardt Akten Einblicke in die pastorale Praxis der Kirche unter Soldaten vor Ort. Der Beirat kann sich im Gegensatz zu den Mitarbeitern der Militärseelsor- ge, die eng in das Tagesgeschehen eingebunden sind, regelmäßig die Zeit nehmen, um Fragestellungen der Militärseelsorge vor geschichtlichem Hintergrund zu diskutieren, für die im Klevenow (2) Alltagsgeschäft keine Möglichkeit be- steht. Mit Anregungen und Vorschlägen be- schloss der Beirat seine Sitzung und wird im nächsten Jahr wieder im März zusammenkommen, dann vielleicht

auch mit seinem Militärbischof. © 2011 Bundeswehr / André Monica Sinderhauf Der Bischof von Trier mit Brigadegeneral Alois Bach

Kompass 04I11 19 Vielfalt als Bereicherung Begegnung als Mittel des Kennenlernens von Andersartigkeit

ie letzten Monate wurde die innen- Auch distanzierte sie sich von Begrif- Dpolitische Debatte vom Thema der fen wie „Ehrenmord“ und „Zwangs- Integration beherrscht. Es wurden The- ehe“ und erklärte, dass diese Prakti- Aus der Militärseelsorge sen aufgestellt, Experten befragt und ken nicht auf dem Islam basieren, son- Meinungsumfragen durchgeführt. Um dern vielmehr auf alte patriarchalische

dieses aktuelle Thema aufzugreifen, er- © KMBA / Manfred Kuska Traditionen zurückgehen. lebte das Sanitätszentrum Neubiberg So kam man zu der Erkenntnis, dass mit 35 Teilnehmern und seinem Lei- man in der Debatte über den Islam in ter, Oberfeldarzt Dr. med. Hans-Peter Deutschland immer zwischen religiö- Lutzenberger, einen Lebenskundlichen sen Ansichten, Traditionen und Brauch- Unterricht (LKU) zur Integration des Is- tum unterscheiden sollte. Die religiö- lam in Deutschland. sen Ansichten wurden sowohl für die Dr. Anton Tischinger, Katholisches Mi- christliche als auch für die islamische litärpfarramt Neubiberg, der dieses Religion als unveränderbar und auch Seminar vorbereitet hatte und leitete, unverzichtbar empfunden, wo hingegen griff die Themen der öffentlichen De- das Brauchtum auch Veränderungen batte auf und ermöglichte einen per- unterliegen kann. Bezüglich der Traditi- © KMBA / Sandra Bialek onen wurde festgestellt, dass sich die- sönlichen Bezug für jeden Einzelnen. Die Teilnehmer des Sanitätszentrums se über Generationen stark verändern Ihm war es wichtig, dass sich die LKU- und Frau Kamile Geylan Teilnehmer ihrer Vorurteile und auch können. So wurde das historische Frau- Ängste im Umgang mit dem Thema Is- Weltlichem erlebt hat. Sie wurde von enbild in Europa mit dem heutigen ver- lam bewusst werden und diese offen ihren Eltern muslimisch erzogen, ent- glichen und man erkannte eine positive aussprechen können. Tischinger sieht schied sich aber erst kurz vor ihrem Weiterentwicklung, die nicht religiös be- das eigene Erkennen von Vorurteilen Studium der Soziologie zum Tragen gründet ist. als Voraussetzung für eine erfolgreiche des Kopftuches. Trotz der gemischten Der Besuch von Frau Geylan sollte den Auseinandersetzung mit einem Thema Reaktionen aus ihrem Umfeld fühlte sie Seminarteilnehmern ein Beispiel vor an. Nach der Verbalisierung sollte da- sich bestärkt, offen ihren Glauben aus- Augen führen, wie sie als Muslima in her der persönliche Kontakt der Mitar- zuleben. Deutschland lebt, stellvertretend für beiter/innen des Sanitätszentrums mit Sie beantwortete bereitwillig alle Fra- unzählige andere individuelle Lebens- einer Muslima im Mittelpunkt stehen. gen und nahm selbst Stellung zu den wege. Daher wurde Frau Kamile Geylan (38) im Seminar besprochenen Vorurteilen Mit dem Tragen des Kopftuches – als als Gast eingeladen, um über ihre Pers- und Ängsten gegenüber Menschen is- offensives Glaubensbekenntnis – stellt pektive der Integrationsdebatte und ihr lamischen Glaubens. Dabei waren es sie ein Beispiel für aufrichtig gelebte persönliches Erleben zu sprechen. Sie besonders Themen wie das Ehrenver- Religion dar und zeigt damit auch mög- wuchs in Deutschland auf, hat die tür- ständnis, das Frauenbild und die Rolle liche Anknüpfungspunkte zwischen den kische Staatsangehörigkeit ihrer Eltern der Frau in der islamischen Gesell- Religionen auf. Dr. Lutzenberger re- und ist muslimischen Glaubens. Schon schaft, die die Gruppe interessierten. sümierte, dass die unmittelbare Be- von außen ist gut zu erkennen, dass Bei genauerer Betrachtung der Erklä- gegnung zwischen den Religionen der sie anders ist als die Mehrheit der Per- rungen von Frau Geylan zeigte sich, erste notwendige Schritt zu einem re- sonen im Raum, da sie ein Kopftuch dass einige Aspekte, die in Deutsch- spektvollen Miteinander ist. Besonders trägt. Frau Geylan spricht über ihr Le- land als fremd und unvereinbar mit der für ihn als Vorgesetzten ist es ihm ein ben und ihren Glauben. Dabei erzählt deutschen Kultur wahrgenommen wer- großes Anliegen, den ihm anvertrauten sie sehr emotional, wie sie in ihrem den, nur wenig auf gelebte islamische Staatsbürgern in Uniform diese Mög- Leben die Verbindung von Religion und Religion zurückzuführen sind. lichkeit zu bieten. Sandra Bialek © Tugba Tasyürek

20 Kompass 04I11 Aus der Militärseelsorge

© Kompass / Josef König (2) Katholische Soldaten am Ehrenmal im Bendlerblock

m 8. September 2009 war auf dem Gelände des Ber- Katholischen Militärbischof, die sich auf grundsätzliche und Aliner Bendlerblocks das Ehrenmal der Bundeswehr ein- aktuelle Aspekte eines christlich begründeten „Ehrens und geweiht und feierlich seiner Bestimmung übergeben worden. Gedenkens“ bezogen. Am 2. Dienstsitz des Bundesministers der Verteidigung Unter Leitung des Vorsitzenden der katholischen Laienor- und unweit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand leg- ganisation, Oberstleutnant Thomas Aßmuth, ehrten und ten nun Soldaten, die sich im Katholikenrat beim Katho- gedachten weitere Soldaten und deren Familienangehörige, lischen Militärbischof engagieren, ein Blumengesteck nieder. die in Sachausschüssen des Katholikenrates das Laienen- Die katholischen Soldaten hatten bewusst ein Blumengesteck gagement in der „Kirche unter Soldaten“ und im Berufsalltag in Form eines Kreuzes ausgewählt, weil bislang weder ein an den Katholischen Militärpfarrämtern tragen, der gefalle- Kreuz noch eine andere christliche Symbolik das Ehrenmal nen Soldaten. Gebete und Fürbitten, die zusammen mit Mili- der Bundeswehr bereichern. Sie wollten damit auch ein tärdekan Monsignore Johann Meyer in seiner Verantwortung Zeichen setzen, welches die christliche Verbundenheit do- als Bischöfl icher Beauftragter im Katholikenrat am Ehrenmal kumentiert. In der Cella des Ehrenmals galt es der Toten gesprochen wurden, galten dabei auch den Hinterbliebenen und Gefallenen zu gedenken, die in der Erfüllung der solda- und Freunden der gefallenen Soldaten. Das Gebet in der tischen Pfl icht um ihr Leben gekommen sind. Die Initiative Cella des Ehrenmales endete mit einer Minute des Schwei- dafür geht zurück auf Diskussionen im Katholikenrat beim gens. Josef König Wochenendseminar zu Ehe und Familie

um Familienwochenende im März Zhatte Militärpfarrer Klaus-Peter Leh- ner nach Lambach (Bayerischer Wald) zum Thema „Partnerschaft, Ehe und Familie“ eingeladen. Traditionell begann das Wochenende am Freitagabend mit der Vorstellungs- runde, bei der sich die „alten Hasen“ und die vielen „neuen Gesichter“ vor- stellten. Nach dem geistlichen Wort am Samstagvormittag eröffnete Militärpfar- rer Lehner die Fortbildung – innerhalb kürzester Zeit kam eine Vielzahl von Schlagwörtern zu Tage, die es ermög- lichten, das Thema aus vielen Perspek- tiven zu betrachten. Das zog eine gründ- liche und lebhafte Diskussion nach sich, die Militärpfarrer Lehner mit gro- ßem Fachwissen leitete. Für das leibliche Wohl sorgte das Kol- ping-Familienhotel Lambach mit ausge- zeichneten Kochkünsten. Am Sonntag- morgen, nach dem gemeinsamen Got- tesdienst, trafen sich alle Soldatenfa- milien noch zu einem Erinnerungsfoto. Richard Lankes © KMBA / Richard Lankes (3)

Kompass 04I11 21 Tarzisius hinter Stacheldraht

In der Kompass-Ausgabe März 2011 wurde über das Theologencamp im britischen Kriegsgefangenenlager Berechurch Hall bei Colchester berichtet. Eine Abgabe von Zeugnissen und Dokumenten ehemaliger Angehöriger dieses Theologencamps an das Militärseelsorge-Archiv in Berlin ermöglicht die dauerhafte Kenntnis dieses Studienseminars hinter Stacheldraht und bietet Einblick in die dort gegebenen Aus dem Archiv Lebensumstände in den Jahren 1945 bis 1947.

eben Vorlesungsmitschriften, die Die Gesamtleitung lag in den Händen Ndas Studium und seine Inhalte do- des Lagerpfarrers, des aus Trier stam- kumentieren, haben sich auch Zeugnis- menden Priesters Alexander Grones se über kulturelle Veranstaltungen im (1914–2000). Er hatte mit Angehörigen Prisoner-of-War-Camp 186 erhalten. Un- des Lagers – allesamt Laien – ein Büh- ter den Archivalien ragt hierbei ein Text- nenspiel über Tarzisius (Tharsicius), buch für ein Bühnenspiel in vier Aufzü- „den jugendlichen Märtyrer der Kata- gen heraus. Es ist ein drei Millimeter kombenzeit“ einstudiert. dickes Heft in Oktavgröße (20 x 17 cm), dessen „Buchdecke“ aus dicke- Märtyrerlegende rem, braunem Papier besteht. Der In- aus frühchristlicher Zeit halt dieses Heftes gliedert sich in meh- rere Teile: außer dem hektographierten Das Schauspiel lässt die Legende über Sprechtext mit Regieanweisungen so- einen römischen jungen Mann lebendig wie drei Liedern für das Bühnenspiel werden, der in der zweiten Hälfte des 3. („Selig sind, die Verfolgung leiden“, Jahrhunderts n. Chr. lebte. Er gehörte „Tu es Petrus“ und „Ecce Panis“), ver- zur verfolgten christlichen Gemeinde in einigt das Heft ebenso einen Bericht Rom und half den Priestern in der Seel- über das Bühnenspiel von Dr. Klouth sorge. Als er eines Tages die Eucha- Einladung zum Bühnenstück Tarzisius für (wahrscheinlich die Lagerzeitung) ristie zu kranken Gemeindemitgliedern „Querschnitt“ vom 1. Dezember 1946 trug, wurde er von Heiden aufgehal- und 19 Fotos (s/w) vom Ensemble und ten. Wegen der verbergenden Haltung seiner Theateraufführung. Nach dem seiner Hände waren sie neugierig ge- kalligraphisch gestalteten Titelblatt, worden und wollten sehen, was er vor das ursprünglich als Ankündigungshin- ihren Augen verbarg. Doch Tharsicius weis diente, werden in einem Vorspann wollte um jeden Preis verhindern, dass alle beteiligten Schauspieler in ih- die hl. Eucharistie von den Heiden pro- ren Rollen aufgeführt. faniert werden könnte und gab sein Ge- Für die musikalische Un- heimnis nicht preis. Daraufhin erlitt termalung bei der Auffüh- Tharsicius den Märtyrertod. Papst rung sorgte der Kirchen- Damasus I. (366–384), der diese chor unter der Leitung von Märtyrergeschichte in einem Epi- Franz Wigger. Das Harmo- gramm der Nachwelt überlieferte, nium, das einer Spende der rückte Tharsicius in die Quäker zu verdanken war, Nähe des Erzmärtyrers Plautus: brachte Friedel Laubheimer Stephanus. Öffne deine Hände, sag zum Klingen. ich, Plautus, dir ...

Tarzisius-Skulptur von Alexandre Falguière (1831–1900)

22 Kompass 04I11 Aus dem Archiv

Darsteller des Bühnenstücks „Tarzisius“ nach der Aufführung

Religiöses Schauspiel als gaben, die jeder von uns an dem gro- Bekenntnismanifest ßen Werke der befriedeten Erneuerung der Menschheit zu erfüllen berufen ist? Den Text zu diesem Bühnenspiel hatte (Dr. Klouth 1946) Der Rezensent rückte der Kriegsgefangene Willi Krause aus aus diesem Grunde auch weniger die Düsseldorf geschrieben. Die Auffüh- schauspielerische Darstellungskunst rung sollte zum Christ-König-Fest 1946 der Laien in den Fokus seines kriti- gezeigt werden. Das im Jahreskreis seit schen Blicks, als vielmehr deren aner- 1925 existierende Fest wurde 1946 zu- kennenswertes redlichstes Bemühen. gleich als Jugendbekenntnis-Sonntag Beim Hauptdarsteller – so rühmte er begangen. Dies dokumentiert sich – schwang ein so starkes seelisches durch einen kleinen hektographierten Erleben mit, dass das rein Spielerische Liedzettel für den Gottesdienst. Sein immer stärker zurückwich und die Zart- Titelblatt zeigt den hl. Christophorus heit und Macht eines von unabding- in Form eines Linol- oder Holzschnitts, barem Glauben getragenen Lebens zu gestochen vom Salesianer Karl Ziegler. einer gestaltgewordenen Ganzheit und Die Graphik versinnbildlicht das Motto Echtheit emporwuchs. „Einer trage des anderen Last“. Der Bekenntnischarakter dieses Christ- Was hier kurz nach dem Ende des Zwei- König-Festes motivierte auch die Wahl ten Weltkriegs mit viel Pathos des Re- der Tarzisius-Geschichte, um die Kraft zensenten formuliert worden ist, lässt und den Heroismus echten Glaubens nur annähernd erahnen, mit welchen als ein Jahrhunderte sieghaft durchdrin- Hoffnungen und Vorstellungen die jun- gendes Licht mahnend hineinzustellen gen Männer, die den Kriegseinsatz in das Dunkel unserer Tage ..., denn überlebt hatten, bereit waren, aus ih- wer vermöchte auf einen, menschliches rem christlichen Glauben heraus an ei- Vorstellungsvermögen übersteigenden ner neuen gesellschaftlichen Ordnung Glauben verzichten, angesichts der un- in einem freiheitlich demokratischen geheuren sittlichen und materiellen Auf- Staat mitzuwirken. Monica Sinderhauf Zeichnung aus dem Liedzettel des Jugendbekenntnissonntags 1946 von Karl Ziegler SDB

Herr Jesus Christ, ... Kompass-Aus- gabe verpasst? gib solcher junger Im Internet unter www. katholische-militaerseel- Christusträger mehr sorge.de fi nden Sie alle Ausgaben online zum und Dein Reich wird blättern oder als Marzellus: PDF-Datei. © Archiv des Kath. Militärbischofs (7) unbesiegbar sein.

Kompass 04I11 23 Karwoche und Ostern Hallo, hier ist Nils! ie Karwoche oder heilige Woche ist die Woche unmittelbar vor DOstern. Sie beginnt mit dem Palmsonntag und markiert die letzten Ihr habt es sicherlich Tage Jesu Christi: Wir gedenken des Leidens, des Sterbens und der Auf- auch schon gemerkt: erstehung Jesu Christi. Die Karwoche ist für Christen die wichtigste es ist Frühling, juhu! Wenn Woche des Kirchenjahres, denn sie führt zur inneren Mitte unseres ich nun morgens wach werde, scheint Glaubens – zu Ostern. schon die Sonne, alles ist hell und die

Glaube, Kirche, Leben Kirche, Glaube, „Kar“ stammt vom althochdeutschen Wort „chara“ oder „kara“ und Vögel zwitschern munter in unserem

bedeutet klagen, trauern. Abendmahl, Kreuzestod und Auferstehung Garten. Vor meinem Fenster strecken Jesu gehören zusammen. Das Osterfest wird mit verschiedenen heid- die ersten Blumen ihre grünen Stängel nischen und christlichen Bräuchen und Symbolen verbunden, wie dem und Blätter aus dem Boden – dass sie Hasen, Ei, Osterfeuer, Osterwasser, Osterlamm und der Osterkerze. den ganzen Winter im Boden waren und nun wieder wachsen, das ist schon ein Wunder, fi nde ich. Mama sagt, die Natur würde wieder erwachen. Mann, dann hat die Natur aber lange geschla- fen und vor allem Weihnachten ver- passt; ihr könnt euch schon denken, das wäre nichts für mich! Am liebsten spiele ich im Moment drau- ßen, es ist so schön, wenn einem die Sonne ins Gesicht scheint und man die Jacke ausziehen muss, weil man auf einmal merkt, dass man schwitzt. Papa hat schon mein Fahrrad aus dem Keller

© Kompass / Jörg Volpers geholt, die Reifen aufgepumpt und die Kette geölt, natürlich nicht ohne sich Am Gründonnerstag gedenkt die Kirche des letzten Abendmahls, das Je- schmutzig zu machen, aber ich sollte sus mit seinen Jüngern hielt. Judas hat Jesus ausgeliefert und Jesus die Kette nicht anfassen, echt unfair. weiß bereits davon. Deshalb feiert er ein ganz besonderes Abendmahl: Demnächst heißt es dann also, ab aufs das Letzte Abendmahl. Als Zeichen vorbehaltloser Bereitschaft zum Rad und in den Kindergarten, Mensch, Dienst am Nächsten werden im Gottesdienst nach dem Beispiel Jesu 12 so fängt der Tag doch schon mal gut ausgewählten Gläubigen die Füße gewaschen. Nach dem Gloria-Gesang an, oder? Meinen Fußball haben wir verstummen Orgel und Glocken, die Blumen und Kerzen werden wegge- auch schon wieder rausgeholt, ach ich räumt. Das bleibt so bis zur Osternacht. weiß gar nicht, was ich zuerst spielen Das Kreuz steht am Karfreitag im Mittelpunkt. Es erinnert an den Tod soll. Das Wintertraining in meinem Ho- und das Sterben Jesu. Im Blick auf Ostern wird es für uns Christen zum ckeyverein ist auch endlich vorbei und Zeichen des Sieges. es geht raus. Da kann man so viel Der Karfreitag ist zunächst aber der Trauer, dem Gedenken an das Leiden rennen, bis einem die Puste ausgeht und den Tod Jesu gewidmet. Verraten, verlassen, verhöhnt – am Karfrei- und man völlig kaputt auf den Rasen tag wird der Sohn Gottes gequält, gefoltert und gekreuzigt. Um die dritte plumpst. Am Wochenende war ich mit Stunde stirbt Jesus schließlich – und mit ihm scheinbar jede Hoffnung. meinen Freunden im Wald und habe Wir gedenken im Gottesdienst der Leidensgeschichte Jesu. dort den Förster besucht. Er hat uns Am Karsamstag herrscht Grabesruhe. Es fi nden bis zur Osternacht keine eine Menge interessante Sachen ge- Gottesdienste statt. zeigt. Wir haben einen Buntspecht und Zum Osterfest wird die Nacht zum Ort einen Eichelhäher gesehen, na ja – erst des Lichtes. Ostern ist das Fest, das den gehört und dann hat uns der Förster Menschen auf die Zukunft hinweist, die Vögel in den Bäumen gezeigt. auch auf die Zukunft in Gottes Händen. Das tollste war aber, dass wir noch ein richtiges Lagerfeuer gemacht haben, Jesus überschreitet die Grenze des Todes – das ist der Grund unserer mit Stockbrot backen und so. Als ich Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung. Die Osterbotschaft ist für Men- nach Hause kam, zogen meine Eltern schen angesichts der Endlichkeit des irdischen Lebens von besonderer die Nasen kraus und meinten, ich müs- Bedeutung. se erst mal in die Badewanne, von we- „Jesus lebt! Mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Jesus gen Frühjahrsputz meiner Person. Ihr lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.“ In diesen Zeilen seht, auch der Frühling hat so seine

steckt das Geheimnis des Osterfestes. Barbara Ogrinz Schattenseiten. Autor: Torsten Bierdel Euer Nils www.katholisch.de

24 Kompass 04I11 Ostern mit Kindern Web-Tipp: zusammengestellt von Barbara Ogrinz Neuigkeiten zum Besuch von Papst Benedikt im September Endlich Frühling! Auch Kinder bemerken, dass in Deutschland die Sonne intensiver strahlt, die Tage länger werden und immer mehr Blumen sprießen. . Auf der Vollversammlung

Nicht nur für den Kindergarten, sondern auch der Deutschen Bischofskonferenz Leben Kirche, Glaube,

für zu Hause eignet sich „Im Morgenkreis (DBK) wurden die Reiseroute von Papst Frühling und Ostern erleben“ mit Liedern, Ge- Benedikt XVI. am 22. bis 25. Septem- schichten und Spielen. Kinder erleben das Er- ber 2011 von Berlin über Erfurt nach wachen der Natur rund um Ostern. Die CD bie- Freiburg sowie das Motto und Logo für tet schöne Lieder zum Mitsingen und es gibt die Visite vorgestellt. Bastelanregungen, die das Thema vertiefen. Die beteiligten Bischöfe Erzbischof Ro- bert Zollitsch (Freiburg und Vorsitzen- der der DBK), Joachim Wanke (Erfurt) „Mit Kindern Fastenzeit und Ostern feiern“ und Matthias Heinrich (Diözesanadmi- bietet Bibeltexte, Stilleübungen und Gebete nistrator Berlin) sowie der Sekretär der für die Fastenzeit. Vorschläge für das Verzie- DBK und Generalkoordinator der Papst- ren einer Osterkerze und eine Anleitung für reise, Pater Dr. Hans Langendörfer, in- den Osterkranz runden das Buch ab. formierten über Einzelheiten, die sich allerdings im kommenden halben Jahr noch leicht verändern können. Zugleich stellten sie das Motto „Wo Gott ist, da „Mein Buch zu Ostern“ ist ein wunderbar far- ist Zukunft“, das Logo und den neuen benfrohes und klar gegliedertes Osterbuch. Internetauftritt vor, der in den nächsten Man kann die österliche Bußzeit und das Fest Wochen über weitere aktuelle Fakten der Auferstehung Kindern intensiv erlebbar unterrichten wird. machen. Es gibt biblische Erzählungen überr das Ostergeschehen, kindgerechte Erklärun- Das Motto ist ein Wort von Papst Bene- gen zu den Feiern sowie alles rund um das dikt XVI. selbst, das er während seines Brauchtum dieser besonderen Zeit. Auch Bas- Besuchs des österreichischen Marien- teleien und Backrezepte fehlen nicht. wallfahrtsortes Mariazell im Jahre 2007 geprägt hat.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat In „Österliches Brauchtum, den Kindern er- neben ihrer Homepage www.dbk.de klärt“ werden die Grundlagen erläutert – Kar- die Seite www.papst-in-deutschland.de neval, Aschekreuz am Aschermittwoch, Palm- eingerichtet, auf der ab 12. April immer sonntag, Karfreitag, Kreuzweg, Osternacht. mehr und neue Informationen zu fi nden sind. Jörg Volpers

„Mein erstes Buch von Ostern“ für Kinder ab drei Jahren erklärt schon den ganz Kleinen, warum wir dieses Fest feiern. Ein kindgerech- tes Pappbilderbuch.

Für etwas ältere Kinder gibt es das Oster-Quiz: Wer hat zuerst entdeckt, dass Jesus aufer- standen ist? Woher kommt der Name „Os- tern“? Mit Fragen wird das Osterfest spiele- risch erklärt. Wer wird österlicher Quizmeister?

Kompass 04I11 25 Christliche Symbole in der Kirche Die Kirche zählt auf euch! Glaube, Kirche, Leben Kirche, Glaube,

Planungen, Infos, Familien beim Basteln von Motivkerzen mit Schwester Irmgard die Botschaften des Papstes und alles weitere unter www.wjt.de um ersten Familienwochenende im oder auch als Sterbekerze. Jede Kerze ZJahr 2011 hatte Militärpfarrer Mar- und ihre Symbole sprechen für sich. it diesen Worten hat Papst Bene- tin Klein Soldatenfamilien aus seinem Nach dem Morgengebet und dem Früh- Mdikt XVI. in seiner Botschaft zum Seelsorgebezirk Veitshöchheim in das stück trafen sich die Erwachsenen im 26. Weltjugendtag die Jugendlichen Haus „St. Michael“ in Bad Königshofen Tagungsraum. Jetzt hatten die Teilneh- aus aller Welt nach Spanien eingela- eingeladen. Über sechzig Teilnehmer mer unter der Anleitung von Schwester den. hatten sich zum Thema „Christliche Irmgard die Möglichkeit, für sich eine „Liebe Jugendliche, die Kirche zählt auf Symbole in der Kirche“ angemeldet. individuelle Kerze zu gestalten. Wäh- euch! Sie braucht euren lebendigen Erfreulicherweise nahm erstmals Sr. rend dieser Zeit wurden die Kinder von Glauben, eure kreative Liebe und die Irmgard Langhans OSF aus der Zentra- den drei Erzieherinnen Alexandra, Na- Dynamik eurer Hoffnung. Eure Anwe- le der Katholischen Militärseelsorge in dine und Regina betreut. Am Samstag- senheit erneuert die Kirche, verjüngt Berlin als Referentin teil. nachmittag fuhr man gemeinsam nach sie und schenkt ihr neuen Schwung. Am Freitagabend traf man sich im Vor- Bad Neustadt. Hier hatten die Eltern Daher sind die Weltjugendtage nicht tragssaal, um die beiden nächsten Ta- eine Stadtführung und die Kinder eine nur für euch, sondern für das ganze ge zu besprechen. Nach der Vorstel- eigene Kinderführung. Gottesvolk eine Gnade.“ lungsrunde führte Schwester Irmgard An den beiden Abenden hatten die Teil- Am Beginn standen die Weltjugend- die Teilnehmer auf das gewählte The- nehmer viel Freude beim gemeinsamen treffen in Rom 1984 und 1985. Papst ma hin. Symbole in unserer Kirche ma- Spielen. Am Sonntagmorgen feierte Mi- Johannes Paul II. beschloss, sich alle chen wichtige Aussagen: Eine Kerze litärpfarrer Klein mit den Teilnehmern in zwei Jahre an international wechseln- kann man zu vielen Anlässen verwen- der Kapelle des Hauses einen Familien- den Orten mit Jugendlichen der Weltkir- den: im Advent, zur Weihnachtszeit, zu gottesdienst. Hierbei wurden auch die che zu treffen. Zu diesem Fest lädt die Geburtstagsjubiläen, als Opferkerze, selbst gestalteten Kerzen gesegnet. Kirche im zwei- bis dreijährigen Turnus Tauf- oder Firmkerze, Kommunionkerze Elmar Fries ein. Das Motto des diesjährigen WJT vom 15. bis 21. August 2011 in Madrid lau- tet: „Verwurzelt in Jesus Christus und auf ihn gegründet, fest im Glauben.“ Kol 2,7 Sehr viele Menschen werden vom Weltjugendtag angezogen – doch es sind wenige, die für die Nachhaltig- keit eines solchen Ereignisses sorgen. Trotz aller Erfolgsmeldungen sieht die Kirche, dass es viele Sympathisanten gibt, doch wenige, die „einfach“ gläu- big sind. Aber gerne erinnert man sich an das Ereignis in Deutschland – selten wurde das Katholischsein so enthusias- tisch und so ausgelassen gefeiert wie zum WJT 2005 in Köln. Religion ist hier eben nicht nur Eventkultur, sondern es gibt ein „Geheimnis“ um dieses Ereig- nis. Barbara Ogrinz © KMBA / Armin Dadrich (2)

26 Kompass 04I11 Mit Kant gegen Gaddafi ? Was lässt sich aus der friedensethischen Tradition für die Herausforderungen der Gegenwart lernen? Das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) brachte Militärseelsorger und Friedensforscher zusammen.

ird die Libyenkrise zur ersten zebis Wgroßen Herausforderung für den neuen Militärbischof? Beim friedens- ethischen Einführungskurs für Militär- seelsorger, veranstaltet vom zebis, be- herrschten aktuelle Geschehnisse die Diskussion. Rund zehn Militärpfarrer aus verschiedenen deutschen Standor- ten waren vom 14. bis 17. März nach Hamburg gereist, um Grundlagen und Anwendungsfelder der theologischen Friedensethik kennenzulernen. Referenten des zebis und des Instituts

für Theologie und Frieden (ithf) spann- © zebis / Sebastian Schilling ten in ihren Vorträgen einen weiten Bo- Friedensethischer Einführungskurs für Militärseelsorger: Militärpfarrer und Refe- gen von klassischen Autoren der Frie- renten des zebis sowie des Instituts für Theologie und Frieden densethik bis zu Problemstellungen der Gegenwart, von Thomas von Aquin bis dischen. In Arbeitsgruppen diskutierten Klassikerforschung bis zur Terrorismus- zum Afghanistaneinsatz. Immer wieder die Teilnehmer, ob eine Militärinterven- bekämpfung reichten die vorgestellten rückte das grundlegende theologische tion ethisch geboten sei – eine Debat- Themen. Die Gäste nahmen das Ange- Spannungsfeld von „gerechtem Krieg“ te, die sich auch abseits der Vorträge bot mit großem Interesse wahr, infor- und gerechtem Frieden in den Blick: Ist fortsetzte und zum regen Austausch mierten sich über philosophische Fra- militärische Gewalt überhaupt mit dem zwischen Militärpfarrern und Friedens- gen nach legitimer Gewaltanwendung, Ziel des gerechten Friedens vereinbar? forschern beitrug. diskutierten über Schutzverantwortung Besondere Brisanz erhielt diese Frage So war es denn fast schon logisch, und humanitäre Interventionen oder durch die dramatische Situation in Li- dass die im Programm anvisierten lernten die Positionen einfl ussreicher byen, über die zur gleichen Zeit im UN- „Werkstattgespräche“ nach einhelliger Islamisten kennen. Im gemeinsamen Sicherheitsrat beraten wurde. Parallel Ansicht zu einem Höhepunkt der Ta- Gespräch wurde deutlich, wie viel frie- häuften sich die Nachrichten über mi- gung wurden. Einen Nachmittag lang densethische Theorie und seelsorgerli- litärische Erfolge der Gaddafi -Truppen gaben Mitarbeiter des ithf Einblick in che Praxis einander zu sagen haben. und die verzweifelte Lage der Aufstän- ihre „Forschungswerkstätten“: Von der Cornelius Sturm MACHT TÖTEN IM KRIEG IMMER SCHULDIG?

11. MAI 2011, MÜNSTER-CARRÉ, BONN Gilt in Kriegszeiten eine andere Moral als in Friedenszeiten? Wird im Krieg notwendigerweise schuldig, wer vorsätzlich gegnerische Soldaten tötet? Oder kann eine Tötung gerechtfertigt werden – und wenn ja, unter wel- chen Bedingungen? Kann die absichtliche und vorhersehbare Tötung einer Zivilperson jemals als Kollateralschaden gerechtfertigt sein? [...]

Gehen Sie diesen und weiteren Fragen auf den Grund und diskutieren Sie mit Experten aus verschiedenen Fachrichtungen über die Problematik des Tötens im Krieg!

Das Seminar ist für die Teilnehmer kostenlos. Die Anmeldung wird erbeten bis 6. Mai 2011. Die Veranstaltungssprache ist Deutsch. Das Referat und die Arbeitsgruppe von Prof. McMahan werden in Englisch gehalten. Der Inhalt des Seminars gehört zum Themenkom- plex „Selbstverantwortlich leben – Verantwortung für andere übernehmen“ gem. ZDv 10/4 (z. E.). Eine dienstliche Teilnahme von Soldaten der Bundeswehr ist möglich. © ddp images/AP Photo Fortbildung für Offi ziere und Lehrpersonal der Bundeswehr www.zebis.eu

Kompass 04I11 27 Medien ,+5(7+(5(6,$%h6&+ ,+567())(1/25(1= 9,(/+g59(5*1h*(1 28 Kompass 04I11 rewind“! tel alsProgramm-Mottodurch:„Please Bonus-Remix. UndsogehtderfünfteTi- vermissen lässt.Dafürentschädigtder tüm, dassdieEigenständigkeitetwas wie „Quicker“ein80er-JahreSynth-Kos- letzte CDaufdemGewissenhat,Titeln verpasst KlasAlhund,derauchRobyns 21 JahrejungenBandleaderin.Leider enorme Potentialderimmerhinerst „Turn yourbackonlove“zeigendas wurmqualität, interessanteRiffswiein Die ersteSingle„Selfmachine“hatOhr- nervig wirkt. bekommt, beianderenaberbisweilen was einemTeilderSongsdurchausgut Debutalbum spieltinderElektro-Ecke, auch mitdenGemeinsamkeiten:ihr sie ebenfalls.Daswar’sdannallerdings tiefer Alt.HervorragendeTexteschreibt ren Jahrenüberraschendwar,istesihr Und ebensowieseineHöheinfrühe- )h56,(*(+g57 Spitzname: Coco–hateinähnlich raues Timbrewieihrberühmter Vater MathewGordon Sumner defi nötig: Paulina EliotSumner– Nein, beidieserStimmeist nitiv kein Vaterschaftstest „The Constant“ (Spitzname: Sting). I BlameCoco chero-Gelegenheitshörer. soluter Hörgenuss,nichtnurfürZuc- „Chocabeck“ bei.Anspieltipp:alle!Ab- teristische Chor-SektionzumTitelsong sich dieEhreundsteuertecharak- Auch Ex-BeachBoyBrianWilsongab und RolandOrzabal(TearsForFears). den FedernderWeltstarsBono(U2) den englischenSongsstammenaus Am Randebemerkt:DieTextederbei- rend indieBlutbahneingeht. rockt undschließlichkraftvollpulsie- noch ruhig,dochdannsehrschnell ne musikalischeWirkung,dieanfangs entfaltet langsamundsehrzartsei- Popart. DerFeinschmeckerZucchero kanischen Blueswurzelnundbritischer tur ausitalienischenCanzonas,ameri- gen diewunderbarfacettenreicheMix- seiner Muttersprachevorgetragen,zei- emotionalen Stücke,überwiegendin an seineKindheit.Dieballadeskenund cheros VergangenheitundErinnerungen Hommage anundZeitreisedurchZuc- Die elfSongsdesAlbumssindeine ist miteinemneuen,sehrpersön- Zucchero –Zu,diesentimentale männliche StimmeausItalien– lichen Studioalbumzurück. „Chocabeck“ Zucchero

von DietmarSüßvergleichtzwischen des LuftkriegszurVerfügung.DasBuch und kulturgeschichtlicheAufarbeitung März einewirklichumfassendesozial- Mit „TodausderLuft“stehtseitMitte Blaupause derVergangenheitgeführt. genwart werdenimmerauchaufder schlossen sein–dennKriegederGe- beispielsweise Libyenauchnieabge- weise gegenüberGewaltregimenwie sollte inAnbetrachtderVorgehens- kann nichtabgeschlossenseinund Gewalt gegenDiktatoren.DasThema verbrechen unddieLegitimationvon Debatten überKriegsmoralundKriegs- wenig gestellt.Esgibtimmerwieder deutsche Gesellschaftwurdehingegen © KNA-Bild D B kungen derBombardierungaufdie ie FragedertatsächlichenAuswir- uc h tip p Maria, breit den Mantel aus – Über den Luftkrieg und den Kampf um die Erinnerung

Das Thema des Luftkriegs im 2. Weltkrieg gehört zu den wichtigsten Erfahrungen der

vergangenen Gewaltgeschichte. Es wird bis heute um die Verhältnismäßigkeit der Medien

Mittel und um die Bewertung als Kriegsverbrechen gerungen, die Frage der Schuld wird hochemotional geführt.

Deutschland und England: Welche Fol- ten sollten sich engagieren, als Akt der gen der Bombenkrieg hatte und vor stellvertretenden Sühne im Dienste an allem wie die Diktatur und die Demo- Jesus Christus und der Nation. So wur- kratie die Militarisierung der Menschen de der Luftkrieg zunehmend als Teil der betrieben. volksgemeinschaftlichen Heimsuchung Die Kriegsmoral der Bevölkerung war gedeutet – einer Art „Kriegstheologie“. beiden Nationen für den gesellschaft- Kurz gesprochen, die Menschen sollten lichen Zusammenhalt sehr wichtig. Es weitermachen und im Glauben nicht wurde von „guter“ oder „schlechter“ nachlassen. Kriegsmoral und immer vom „Durchhal- Aus der Begründung heraus, dass nicht ten“ gesprochen – doch was bedeute- aus Rachsucht oder Hass gekämpft te das? Wie legitimierten Deutschland würde, ergab sich das Verbot, aus der und England den Einsatz massenhafter Luft nicht-militärische Ziele anzugrei- Tötungen ethisch, religiös und poli- fen. Clemens August von Galen, dama- tisch? Welche Rolle spielten dabei die liger Bischof von Münster, war es denn christlichen Kirchen, die Themen Ver- auch, der mit Michael von Faulhaber, geltung und „gerechter Krieg“? Erzbischof von München und Freising, Das Kapitel „Die Kirche und der Luft- schließlich offen und eindeutig Kritik krieg“, das sich mit der Frage des übte, indem er sich dafür aussprach Gerechten Krieges, der gerechten auf „Vergeltung“ zu verzichten und sich Bombardierung beschäftigt, ist für die auf den Wiederaufbau zu konzentrie- Dietmar Süß: Tod aus der Luft. Kriegs- Militärseelsorge interessant: Welche ren. Man stritt insgesamt für die christ- gesellschaft und Luftkrieg in Deutsch- Bedeutung hatten die Kirchen im Luft- liche Sache – ein „transnationaler Lern- land und England, Siedler Verlag krieg, welches Verhältnis bestand zwi- und Aneignungsprozess“ der beiden schen Staat und Kirche, wie wurde die christlichen Kirchen in Deutschland Zerstörung und der Krieg zu interpretie- und England. ren versucht und welche Folgen hatte Prekär war auch die Frage, wie sich ka- die Bombardierung für die pastorale tholische Christen im Falle eines mög- Praxis? lichen Todes verhalten sollten. Faulha- Schon während des Krieges gab es ber versuchte sich in dieser wichtigen Stimmen, die der Meinung waren, dass sakramentalen Frage der Realität anzu- Die Gläubigen erlebten die Bomben als die Ethik des Kriegs sich nicht an nati- passen und dehnte die Absolutionsvor- Todesangst und göttliche Allmacht zu- onalen, sondern an universellen christ- schriften aus. Dabei orientierte er sich gleich. Nicht nur hier, sondern auch in lichen Werten messen lassen müsse. an den Erfahrungen der Feldseelsorger. vielen anderen Situationen wurde Ma- Eine kontroverse Debatte über die Art Der religiöse Alltag und die pastorale ria angerufen: „Maria, breit den Mantel der Kriegsführung, wie sie in England Praxis hatten ganz andere Probleme: aus.“ Die Frage nach dem Sinn der Op- stattfand, gab es unter deutschen Ende 1940 wurde eine Einschränkung fer zeigte das zerbrechliche, mensch- Geistlichen nicht – und es konnte sie der Gottesdienstordnung erlassen, liche Gefüge – der Suche nach einer unter der NS-Politik auch nicht geben. durften kirchliche Veranstaltungen Lösung der Theodizeefrage. So blieb die Auseinandersetzung mit nach Luftangriffen nicht vor zehn Uhr Offen gestellt werden konnte die Fra- dem Luftkrieg weitgehend theologisch. stattfi nden. Das Gebot des sonntägli- ge nach politischer Verantwortlichkeit Sprachlich wurde der Bombenkrieg als chen Messbesuchs war stark beein- und der moralischen Legitimität der Sühne, Buße „Strafe Gottes“ greifbar trächtigt – man erhielt die Weisung, Kriegsführung nicht wirklich. Durchaus gemacht, als Irrweg und Abkehr von wann Gottesdienste erlaubt waren. Die ist aber der Beginn eines einsetzenden Gott gedeutet. Die katholischen Bischö- Bischöfe erkannten diese Maßnahme Lernprozesses erkennbar, der Beginn fe scheuten sich davor, den Krieg als als Einmischung in rein kirchliche Ange- einer neuen Friedenstheologie. gerecht zu bezeichnen – doch die Chris- legenheiten. Barbara Ogrinz

Kompass 04I11 29 Freundeszeichen an Generalvikar Walter Wakenhut

kademiedirektor Dr. Florian Schuller dennoch fortgeführt werden, was nicht Aüberreichte im Rahmen der Offi - zuletzt dem Engagement des damali- ziers-Akademie am 15. März in Mün- gen Militärdekans Wakenhut zu verdan- chen das Freundeszeichen an General- ken war. vikar Walter Wakenhut. Als Militärgeneralvikar ab dem Jahr Das Freundeszeichen der Katholischen 2000 begleitet Walter Wakenhut die Akademie in Bayern – ein vom Münch- Akademiegespräche aus der Ferne,

Personalien ner Bildhauer Max Faller gestaltetes besucht sie aber auch, wenn sein Ter-

Bronzerelief „Herrgott in der Ruh“ – minkalender es erlaubt. Deutlich wurde

wird seit 1972 verliehen. Die Auszeich- stets, dass diese Veranstaltungen für © Kompass / Josef König nung wird an Personen vergeben, die ihn eine Herzensangelegenheit sind. Walter Wakenhut ist Priester und Seel- sich durch ihren Einsatz in besonde- Damit wird nicht nur eine ausgespro- sorger mit Leidenschaft. Sein seelsorg- rem Maße um die Akademie verdient chen wichtige Zielgruppe, sondern – ge- licher Einsatz wurde von der Kirche gemacht haben und dadurch in einem rade mit Blick auf die jüngeren Offi zie- gewürdigt durch die Ernennungen zum speziellen Freundschafts- und Vertrau- re – auch ein Publikum angesprochen, Monsignore und zum Prälaten 1995/97 ensverhältnis zu ihr stehen. Es ist ein das mit Kirche häufi g nicht mehr soviel sowie durch die Ernennung zum Apos- Zeichen des Dankes und der hohen anfangen kann. tolischen Protonotar 2007. Wertschätzung. Spürbar ist seine große Nähe und Akademiedirektor Schuller hofft auch Walter Wakenhut war von 1997 bis Freundschaft zur Akademie insgesamt. für die Zukunft, dass die problemlose, 2000 Katholischer Wehrbereichsdekan Diese Verbundenheit kommt im per- sehr erfreuliche Zusammenarbeit und in München; in dieser Zeit des Um- sönlichen Gespräch und in den Begeg- das partnerschaftliche Miteinander von bruchs, der Reduzierung und der Neu- nungen mit ihm zum Ausdruck: Walter Katholischer Militärseelsorge und Ka- ausrichtung der Bundeswehr konnten Wakenhut ist ein Freund und Förderer tholischer Akademie Bayern fortgeführt die Akademiegespräche mit Offi zieren der Katholischen Akademie Bayern. wird. Jörg Volpers

Mitarbeiterkreis bei der Katholischen Militärgemeinde Holloman gegründet edingt durch die Zusammenlegung Bder beiden Katholischen Militärge- meinden Holloman und Fort Bliss und der daraus resultierenden Aufl ösung des Pfarrgemeinderates zum Jahresen- de 2010, wurde nun ein neuer Mitar- beiterkreis (MAK) bei der Militärgemein- de Holloman gegründet. Militärpfarrer Hans-Tilman Golde dankte bereits vorab in seiner Begrüßungsrede allen, die sich bereit erklärten, sich im

Mitarbeiterkreis zu engagieren, um so- © KMBA mit eine lebendige Gemeinde in der Der neue Mitarbeiterkreis am Standort Holloman und Alamogordo mit Wüste von New Mexiko weiterzuführen. Militärpfarrer Hans-Tilman Golde (links) Umso größer war natürlich die Freude bei Impressum Herausgeber Militärpfarrer Golde, weil sich nun ins- KOMPASS Soldat in Welt und Kirche Der Katholische Militärbischof für gesamt 19 Mitglieder gefunden haben, ISSN 1865-5149 die Deutsche Bundeswehr die als ehrenamtliche Helfer die kathol- Verlag, Druck und Vertrieb ische Gemeindearbeit aktiv mit gestal- Redaktionsanschrift Verlag Haus Altenberg ten wollen. Als Sprecher des MAK Hol- KOMPASS Soldat in Welt und Kirche Carl-Mosterts-Platz 1 loman wurde Hauptmann Peter Kempf Am Weidendamm 2, 10117 Berlin 40477 Düsseldorf und als dessen Stellvertreter Oberst- Telefon: +49 (0)30 20617-422 Leserbriefe leutnant Hermann Hofer vom Fliegeri- Telefax: +49 (0)30 20617-429 Bei Veröffentlichung von Leserbriefen behält sich die schen Ausbildungszentrum der Luftwaf- E-Mail kompass@katholische- Redaktion das Recht auf Kürzung vor. fe in der Runde willkommen geheißen. soldatenseelsorge.de Hinweis So werden neben der Mitgestaltung www.katholische-militaerseelsorge.de Die mit Namen oder Initialen gekennzeichneten Beiträge der sonntäglichen Gottesdienste unter geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers anderem auch Familienwochenenden, Chefredakteur Josef König wieder. Für das unverlangte Einsenden von Manuskripten Pfarrfeste, die Muttertags- und die Mar- Redakteur Jörg Volpers und Bildern kann keine Gewähr und für Verweise in das tinsfeier, Ausfl üge und vieles mehr Sachbearbeiterin Barbara Ogrinz Internet keine Haftung übernommen werden. Bei allen durch den Mitarbeiterkreis organisiert. Bild, Layout und Satz Doreen Bierdel Verlosungen und Preisausschreiben in KOMPASS Soldat Josef Reiß Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF in Welt und Kirche ist der Rechtsweg ausgeschlossen.

30 Kompass 04I11 Externe Festplatte mit 500 GB zu gewinnen Rätsel

Wir verlosen eine externe Festplat- Als Gewinner des Rätsels der Ausgabe 03/11 te von Western Digital mit 500 GB. wurde gezogen: Robert Tschirpe, Neustadt Mit Ihrer Teilnahme sichern Sie sich eine Gewinnchance, sobald Sie uns das richtige Lösungswort mitteilen. Das Lösungswort bitte bis 19. April 2011 an die Redaktion Kompass. Soldat in Welt und Kirche, Am Weidendamm 2, 10117 Berlin, oder per E-Mail an [email protected] (Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.) Lösungswort: Biblizismus – das Auslegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militärbischofs (Berlin) und deren Angehörige Bibel im rein wörtlichen Sinn ohne Berücksichti- sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. gung historisch-kritischer Forschungsergebnisse.

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