HELENE FUNKE

Ex

Expressiv weiblich Expressiv pres siv weib lich HELENE FUNKE Ex pres siv weib lich HELENE FUNKE

Herausgegeben von Frédéric Bußmann und Viola Weigel für die Kunstsammlungen

KUNSTSAMMLUNGEN CHEMNITZ SANDSTEIN 7 Grußwort Barbara Ludwig

8 Vorwort und Dank Frédéric Bußmann

12 Einführung Viola Weigel

16 Helene Funke in Paris Karin Sagner

22 Helene Funke in Wien Elisabeth Nowak-Thaller

36 Die Frauengruppenbilder von Helene Funke als Idealorte weiblicher Emanzipation Anna Storm

42 Ekstatische Schwingungen. Funkes Wasserfall-Bilder Viola Weigel

48 Auf dem Weg zum Selfie. Helene Funkes fotografische Selbstbildnisse ab 1906 Viola Weigel

58 Die Malerin Helene Funke. Leben und Werk Peter Funke

BILDTEIL

70 Gemälde

138 Grafik

154 Kurzbiografie

156 Verzeichnis der ausgestellten Werke

160 Impressum ANNA STORM Die Gemälde von Helene Funke werden vornehmlich von weiblichen Figuren belebt. Neben Einzelporträts, religiösen Szenen und einer Reihe weiblicher Aktdarstellungen stellen Frauengruppenbilder eine weitere Motivgruppe dar.1 In ihnen entwirft die Malerin Räume expliziter Weiblichkeit, die durch ein harmonisches Miteinander der in Kontem- plation und Vertrautheit begriffenen Figuren bestechen. Sie erweisen sich gleichsam als Verhandlungsort sozialer und gesellschaftlicher Aspekte weiblichen Erlebens, die sich auch auf das Leben der Malerin selbst übertragen ­lassen.2 Die Funkes Gruppenbilder sind Orte des Miteinanders, die Figuren musizieren gemeinsam, posieren oder ruhen. ­Mehrfach greift die Künstlerin das Motiv der Loge auf, ein im 19. Jahrhundert beliebtes und häufiges Motiv in Dar- stellungen des Bürgertums.3 Für die Szene In der Loge (1907; Abb. 1) diente der Malerin das Werk La Loge (1874; Abb. 2) von ­Pierre-Auguste Renoir als Referenz.4 Funke adaptiert Renoirs Vorbild, nicht ohne einschneidende ­Veränderungen vorzunehmen. Neben einer gestalterischen Modernisierung ist die wohl signifikanteste Differenz auf der Ebene des Personals zu finden: Funke ersetzt die männliche Figur durch eine weibliche und fügt eine weitere hinzu. Während Renoir seine Dargestellten in feine Abendgarderobe kleidet5 – die Frau mit Rosen, Perlen und ­Hermelinpelz aus­stattet, sodass sie selbst wie ein schönes Schmuckstück für den männlichen Begleiter erscheint6 –, verzichtet Funke auf exquisite Beigaben. Ihre drei Figuren sind keine passiven Antagonisten, sondern agierende Protagonis­tinnen, die, wie Plakolm-Forsthuber hervorhebt, selbst mit dem Blick durch das Theaterglas visuelle ­Initiative ­ergreifen.7 Ihre schlicht geschnittenen Kleider, ohne körperformendes Korsett, lehnen sich an Reformkleider an, die seit circa 1865 von Aktivistinnen der Lebensreform- und Frauenrechtsbewegung gefordert wurden.8 Obwohl einige Künstler wie Henry van de Velde oder Gustav Klimt und auch einige Frauen Reformkleider entwarfen und Frauen es um und nach 1900 eine verstärkte Debatte darüber gab, fand diese Mode in der breiten Gesellschaft keinen ­großen Anklang.9 Umso signifikanter ist daher Funkes Darstellung. Sie lässt sich als offensives Bekenntnis zur modernen Reformbewegung und als emanzipatorischer Akt der Befreiung des weiblichen Körpers deuten. Die von Funke dargestellten Figuren entledigen sich nicht nur der männlichen Begleitung – ohne die Frauen das Theater noch im 19. Jahrhundert schlichtweg nicht besuchen konnten10 –, sie entziehen sich ferner jenes gesellschaftlichen Diktats, welches die ­tradierte Vorstellung von Geschlechterrollen maßgeblich prägte, und verkörpern so eine neue Form von weiblicher Freiheit und Unabhängigkeit. gruppen Ein zweites, 1915 entstandenes Werk mit gleichem Titel In der Loge (Abb. 3) zeigt zwei angrenzende Logen. Hier sind neben fünf weiblichen auch zwei männliche Figuren dargestellt, aber wenig ins Geschehen integriert. Es handelt sich um sprichwörtliche Randfiguren, denen kaum Raum zugestanden wird. In klassischer Abendmode stellen sie auch gestalterisch einen Kontrast zu den wieder in Reformkleidern abgebildeten Frauen dar. Die Frauen tragen außer Fingerringen weder Schmuck noch Handschuhe, wie es im Theater üblich wäre, an der Frau im violetten Kleid erkennt man sogar bemalte Fingernägel.11 Die Gabe des Blumenstraußes – leuchtend rot in seiner Farbe und damit ein Komplementärkontrast zum Grün der Logenbrüstung – bleibt ohne Wirkung, der Rosenkavalier ist lediglich ein stiller Bewunderer, der selbst keine Beachtung erfährt. Die Kommunikation der Gruppe funktioniert über Blicke und zarte Gesten, in der die Figur im roséfarbenen Kleid den kompositorischen wie visuellen Mittelpunkt darstellt. Die beiden weiblichen Figuren rechts und links neben ihr betrachten sie anerkennend, dabei liegen alle drei Augen- paare auf einer Linie, die leicht diagonal verläuft. Trotz Einhaltung einer gewissen gesellschaftlichen Etikette geben bilder sich die Frauen emanzipiert und selbstbewusst, sie besetzen den Raum mit Selbstverständnis. Die Männer an den Rand gerückt, wird die Loge – ein Repräsentationsort sozial-hierarchischer Strukturen – zum Schaukasten weib­ von Helene Funke licher Unabhängigkeit.

Während die Loge ihren Besuchern durch ihre spezifische Architektur eine ausgestellte Sichtbarkeit verleiht, lassen als Idealorte sich die Figuren in Träume (1913; Abb. 5) oder Die Früchte/Freundinnen (1918/19; Abb. 4) nicht in einem spezifischen, funktionalen Raum verorten. Einer öffentlichen Repräsentation entbunden, erlaubt Funke ihren Dargestellten in ­diesen Szenen, sich ungezwungen und frei von vorgegebenen gesellschaftlichen Regeln zu geben.12 Die Figuren weiblicher Emanzipation bewegen sich hier unbekümmert, als wären sie unbeobachtet, sie erliegen ihren Träumen, wagen sich in einen ­ungestörten Schlaf oder versenken sich in ihr Inneres. Dabei verlieren sie nie den Kontakt zueinander, sie über- schneiden sich teilweise, es gibt zarte Berührungen sowie feine Übergänge der jeweiligen Konturlinien. In beiden

37 Abb. 3 ® HELENE FUNKE In der Loge | 1915 Öl auf Leinwand | 112,5 × 127 cm Privatbesitz, Courtesy Kunsthandel Hieke, Wien

Abb. 1 HELENE FUNKE In der Loge | 1907 Öl auf Leinwand | 99 × 90 cm ­Bildern organisiert ein Tisch die Gruppe. Der Hintergrund ist unbestimmt, lediglich durch grob pastos gespachtelte LENTOS Kunstmuseum Linz Farbe strukturiert. In Die Früchte/Freundinnen erscheinen die dunkelgrauen und braunen Strukturen fast stofflich, wie Vorhänge, die an In der Loge (1907) erinnern und zugleich mit den textilen Oberflächen der Kleider korres­ pondieren. Die Komposition ist geordneter als in Träume, Frauen bilden ein Oval, Gesten oder Körperneigungen ­führen von Figur zu Figur über, sodass eine geschlossene Form entsteht. Das Überreichen der Frucht unterstreicht die Verbundenheit der Dargestellten und lässt die Komposition als geschlossenes Ganzes erscheinen. Mit ein­­ fachen Mitteln unterscheidet die Malerin ihre Figuren durch die Haarfarben, wobei physiognomische Parallelen wie die ­mandelförmigen Augen oder ein ähnlich milder Gesichtsausdruck auffallen.

Trauben gehören zu den Attributen des Bacchus, des Gottes des Weines und der Fruchtbarkeit. In Die Früchte/ Freundinnen ließe sich der Zustand des Tagtraumes, die innere Versunkenheit, im Anschluss an das Bacchus-Motiv, als tranceartiger oder gar psychedelischer Zustand interpretieren. Die Figuren sind außerdem alle desselben Alters, ihre jugendliche Erscheinung unterstützt den Aspekt der Fruchtbarkeit und suggeriert gar ein erotisches Moment. Der Gedanke an weibliche Liebe wird hier angedeutet.13 Erscheint der Bacchus in seiner Emotionalität jedoch oft Abb. 2 ekstatisch und ausgelassen, erscheinen die Figuren in Funkes Darstellung eher introvertiert, die Mienen verraten PIERRE-AUGUSTE RENOIR wenig über ihre tatsächliche Gestimmtheit. Der Rückzug ins eigene Innere, unsichtbar, unkontrollierbar, dem La Loge | 1874 Öl auf Leinwand | 80 × 63,5 cm ­Äußeren entzogen, spiegelt ein weibliches Phänomen dieser Zeit: die Diskrepanz zwischen gesellschaftlich ange- The Courtauld Gallery, London messenem Verhalten und eigenen Wünschen, die häufig im Inneren verborgen blieben.

39 VIOLA WEIGEL Von Helene Funke ist neben ihrem malerischen und grafischen Œuvre auch ein Konvolut von Schwarz-Weiß-­ Fotografien überliefert. Angaben über inhaltliche oder technische Details der Aufnahmen sind nicht bekannt.1 Genauso wie bei ihrer Malerei sind wir, so hebt Julie M. Johnson hervor, allein auf ihre ästhetische Praxis, das heißt auf die Werke selbst und die Dokumentation, die über ihre Ausstellungstätigkeit greifbar ist, als Quelle angewiesen.2 Auf dem Die über 40 erhaltenen Aufnahmen zeigen die Künstlerin an verschiedenen Orten, an denen sie lebte. Sie sitzt inmitten von Freunden in ihrem Münchner Atelier, geht an der Pariser Seine oder im Jardin des Tuileries spazieren oder posiert auf dem Dach ihres Wohnhauses in Wien. Unter diesen Aufnahmen heben sich neben den dokumen­ tarischen Werkaufnahmen 22 fotografische Selbstbildnisse heraus, die sie ab circa 1906 bis 1930 von sich anfertigte.

Drei der Fotoaufnahmen können wir zeitlich eingrenzen: Funke montierte sie auf dunkle Pappe und datierte sie vorder- oder rückseitig mit ihrer charakteristischen Handschrift, sodass wir jeweils die weiteren Fotos einer Gruppe – und damit einen Großteil der Fotos – anhand der Bilderwände, die hinter ihr zu sehen sind, der Interieurs und Kleidung spezifischen Lebensphasen zuordnen können: München 1906 (Abb. S. 51 re.), Paris 1909 (Abb. S. 55 re.) und Wien 1912 (Abb. S. 56 li.). In München lebte Funke von 1899 bis 1906, darauf zog sie nach Paris und übersiedelte Weg um 1911 nach Wien, wo sie bis 1957 lebte. zum

HELENE FUNKE Im Atelier in München Fotografie | 1906

Selfie Fraglich ist, von wem Funke zu ihren ersten Selbstaufnahmen inspiriert wurde. War es die Fotobegeisterung in Helene Funkes ­Sachsen, die anhand der zahlreichen professionellen Fotoateliers in und fassbar ist, oder wurden die in München bekannten fotografischen Selbstbildnisse von Franz von Lenbach Vorbilder für sie oder gar die fotografische Selbst- ­Aufnahmen zeitgenössischer Fotografinnen, die 1900 in der Weltausstellung in Paris zu sehen waren?3 Das hochindustrialisierte Land Sachsen ist im 19. Jahrhundert eine Hochburg der Fotografie. Nicht nur hat die erste Berufsfotografin der Welt, Bertha Wehnert-Beckmann (1815–1901), ein eigenes Atelier in Leipzig betrieben. Die fotografierende »Frau erster Stunde« tat sich um 1850 auch mit den ersten weiblichen Selbstbildnissen über- bildnisse ab 1906 haupt hervor.4 Ein zweiter Punkt betrifft die Technik: Auf Funkes Aufnahmen sind mehrfach die lange Gummileine und der Gummiball des pneumatischen Fernauslösers im Bild zu erkennen, der es um 1900 Privatpersonen erstmals ermöglichte, sich selbst im Innen- oder Außenraum zu fotografieren, ohne hektisch zur Kamera springen zu müssen,

49 um dort die Aufnahme auszulösen. Wesentliche Neuerungen wie die Erfindung des Fernauslösers kamen um 1900 Die Chemnitzerin Emy Frisch, spätere Frau von Karl Schmidt-Rottluff, plante, ein Fotoatelier zu eröffnen, aus dem fortschrittlichen Sachsen. Neben Leipzig5 war Dresden mit seinen Fotoateliers, etwa des Porträtfotografen für dessen Werbung Kirchner das Logo entwarf. Von Gabriele Münter, mit der Funke zeitgleich 1901 bis 1902 Hugo Erfurth oder des Königlichen Hoffotografen Otto Mayer, bei dem sich die Familie Funke aufnehmen ließ, und in ­München studierte,7 gibt es zahlreiche Aufnahmen aus der Zeit um 1899, darunter ein Foto, in dem ihr nicht zuletzt mit der Filmindustrie eine Anlaufstelle für Interessenten an den neuen Bildformaten. So könnte auch Schlag­schatten im Bild zu sehen ist.8 für Sachsen gelten, was Marion Beckers und Elisabeth Moortgat mit Blick auf Amerika feststellen, nämlich das zeit­ liche Zusammentreffen von industriellem Aufschwung, Aufbruch der Moderne und der Zunahme an Selbstdarstel­ Festzuhalten ist, dass fotografische Selbstbildnisse von Künstlerinnen um 1900 noch sehr selten sind.9 Dass lungen von Fotografinnen um 1890.6 Helene Funke als Frau eine eigene Kamera besaß, sich die Technik des Fotografierens erwarb und mit dem Fern- und Selbstauslöser eigenständig umging, um sich vor der Kamera darzustellen, ist ebenfalls ungewöhnlich, Die Faszination von Künstlern an der Fotografie zeigte sich schon bei den Impressionisten in Paris und später bei aber vielleicht mit Blick auf die kunst- und fotobegeisterte Familie Funke nicht verwunderlich. Funkes Vater war Malern wie Franz von Lenbach, Edvard Munch oder Pablo Picasso, die sich vor der Kamera selbst inszenierten. seit 1881 ­Mitglied im Kunstverein Kunsthütte zu Chemnitz, ein Bruder ging später der Fotografie nach.10 Von Ernst Ludwig Kirchner, der in Dresden 1905 studierte, sind über 1500 Aufnahmen, auch Selbstbildnisse, überliefert.­

50 51 Funkes Aufnahmen zeigen einen Dreischritt durch ihr Leben. Die meisten Fotos entstanden in München, als Funke Während sie in ihrem mit lockerer Strichführung ausgeführten Selbstporträt von 1918 den Betrachter mit kritischem an der Damen-Akademie studierte und endlich ihren künstlerischen Weg weiter gestalten konnte. Ihre Bekleidung Auge zu taxieren scheint (Abb. S. 69), sitzt sie in den Aufnahmen von 1904 bis 1912 gelassen, mit versonnenem und Posen sowie die unterschiedlichen Formate weisen mit ihrem seriellen Prinzip darauf hin, dass sie mit dem Blick auf einem weichen Sofa vor einer mit eigenen Landschaftsgemälden dicht behängten Wand (Abb. S. 52– 55). Medium und ihrer Erscheinung vor der Kamera experimentierte.11 Sie präsentiert sich als modisch gekleidete Dame Aufgrund der langen Belichtungszeit wirken die Halbfigurenporträts statisch. Die ganzfigurigen Darstellungen, von Welt, situiert in der höheren Gesellschaft. Mal ist sie formell gekleidet in eine helle und dunkle Kombination mit ­welche zu jener Zeit auch in der Malerei von Edvard Munch eine Wiederkehr feiern, vermitteln mehr Dynamik und besticktem Kragen, Hut und Spazierstock (Abb. S. 50– 51). Andere Fotos zeigen sie in locker fallender Reformklei- verstärken den Eindruck einer erfolgreichen Künstlerin zwischen Selbstdarstellung und Selbstreflektion: Mit ihren dung aus aufwendig besticktem Seidenstoff, der von einem Taillengürtel gehalten wird. Selbstbewusst mit angewin- seitlich gestellten Halbschuhen, dem angewinkelten Arm und gesenktem Blick strahlt ihre Statur eine Haltung aus, keltem Arm, für Frauen zu jener Zeit wenig statthaft, steht sie in voller Körpergröße mit dem im Bild sichtbaren Fern- die sich ihrer ­Wirkung bewusst ist. Neben ihr auf dem Boden steht ein Gemälde; kostbare, bestickte Seidenstoffe auslöser in der Hand im Raum. Die Halbschuhe unter ihrem Mantel sind auf den Aufnahmen stets erkennbar. In Paris und Mobiliar des Fin de Siècle bilden den Hintergrund. »Selbständig seit 1900«, so gibt sie es bei ihrer Bewerbung hellt sich, wie ihre Malerei, ihre Kleidung auf: Mit einem dirndlartigen Kostüm mit Mieder, gerüschter Ausschnittpartie um die ­Mitgliedschaft in einer Künstlervereinigung später in Wien an. Das wandelbare Kostümspiel, so zeigt die und breitkrempigem Hut zeigt sie sich in Paris eher bayerisch (Abb. S. 12, 55). Bandbreite ihrer Posen, beherrscht sie, nun tritt sie selbst neben und vor ihre Gemälde.

52 53 PETER FUNKE Jeder Versuch, das Leben und Schaffen der Malerin Helene Funke zu ergründen, sieht sich erst einmal mit einer Schwierigkeit konfrontiert, dem Mangel an Quellen. Was man findet, sind offizielle Quellen wie polizeiliche Melde­ register oder – soweit zugängig – Archive der Ministerien. Doch das Bild, das man mit deren Hilfe gewinnt, ist ober- flächlich. Da der schriftliche Nachlass nicht erhalten blieb, wissen wir nicht einmal, ob sie je ein Tagebuch geführt oder Aufzeichnungen gemacht hat, die Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit ermöglichen. Auch sind nur wenige ihrer Briefe überliefert; vieles ist am Wohnsitz ihrer Brüder Walter in Dresden und Paul in Chemnitz im Zweiten Welt- krieg zerstört worden. Was wir haben, sind öffentliche Dokumente, zum Beispiel Melderegister, mit deren Hilfe sich der Verlauf ihres Lebens rekonstruieren lässt. Darüber hinaus befinden sich über 400 ihrer Bilder und Zeichnungen Die Malerin in Museen, Galerien und Privatsammlungen, dazu gibt es eine Sammlung von Porträtfotografien. Viele Werke sind nachweislich verschollen, manche tauchten wieder auf, wie das Werk Blick auf Notre Dame von Port Henri IV in Paris/An der Seine (vor 1908; Abb. S. 19, 83) in dieser Ausstellung, sodass davon ausgegangen werden kann, Helene Funke dass ihr Werk noch nicht vollständig erschlossen ist. Daraus folgt, dass über die Malerin Helene Funke mehr gesagt ­werden kann als über den Menschen.

Geboren wurde Helene Funke am 3. September 1869 in Chemnitz, wohin ihr Vater Hermann Funke neun Jahre zuvor mit 28 Jahren von Leipzig gezogen war. Er war der Sohn von Dr. jur. Gottlob Leberecht Funke, der seit 1844 als Königlich Sächsischer Geheimer Regierungsrath in Dresden lebte. 1867 heiratete Hermann Funke die 22-jährige Auguste Amalie Eleonore Helene Maria Freiin d’Orville von Löwenclau, die einem hugenottischen Adelsgeschlecht entstammte (Abb. 1 – 3). Hermann Funke war in ein Strumpf­geschäft eingestiegen, das er bald übernahm und erwei- terte. Das Umfeld war gut, denn Chemnitz hatte sich im 19. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten deutschen Leben Industriezentren entwickelt, mit wachsendem Wohlstand, der auch die berufliche Entwicklung von Hermann Funke und

Abb. 1 Abb. 2 Werk Hermann Funke Auguste Amalie Eleonore Helene Maria Fotografie | Atelier E. Bieber, Königlicher Freiin d’Orville von Löwenclau | Hof-Photograph, Hamburg Fotografie | Atelier Thiele, Dresden

59 kennzeichnete. Helene war die Zweitgeborene. Ihr ein Jahr älterer Bruder Paul war später ein angesehener Rechtan- walt in Chemnitz, ihr folgten drei weitere Brüder, Arthur (1871), Max (1872) und Walter (1876), der später als Diplomin- genieur in Dresden lebte. Von den Brüdern Arthur und Max ist wenig bekannt.

Erinnerungen der befreundeten Familie Clauß belegen, dass die 12-jährige Helene zusammen mit anderen Mädchen, unter anderem mit Susanne Esche, Privatunterricht von einem Fräulein Friedrich erhielt. Belegt ist auch, dass sie als 19-Jährige einem Lesezirkel angehörte, der sich – streng organisiert – ab 1888 regelmäßig reihum traf.

Darüber hinaus ist über die ersten 30 Jahre der Helene Funke nichts überliefert, auch nicht, wo und bei wem sie ihre frühe künstlerische Ausbildung erhielt. Üblich war damals, dass interessierte junge Damen bei und von etablierten­ Malern unterwiesen wurden. Es kann davon ausgegangen werden, dass Helene Funke eine künstlerische Ausbil- dung erhalten haben muss, bevor sie nach München ging. Denn sie selbst gab 1945 in ihrem Antrag zur Aufnahme­ in die Wiener Kammer der bildenden Künstler an, dass das Jahr 1900 der Beginn ihrer selbstständigen Tätigkeit als akademische Malerin war.

Künstlerische Begabungen fanden sich auch bei anderen Mitgliedern der Funke-Familie, zwei erhaltene Skizzen­ bücher – von Helenes Onkel Otto Funke und von ihrem jüngsten Bruder Walter – bezeugen dies. Otto Funke ­(1828–1879), später ordentlicher Professor für Physiologie und Rektor an der Universität Freiburg, war nach seiner Promotion in Leipzig auf Reisen nach Italien gegangen und hatte seine Eindrücke in einem Skizzenbuch festgehal- ten. Von Walter Funke (1876 –1963) ist neben seinem Skizzenbuch ein Aquarell vom Ammersee von 1894 erhalten, das seine künstlerische Ambitionen zeigt.

Helenes Vater Hermann Funke war ab 1881 Mitglied der Kunsthütte Chemnitz, dem örtlichen Kunstverein, die Mitgliedschaft übernahm nach seiner Übersiedlung nach Dresden 1902 sein ältester Sohn Paul. Die Familie war also nicht nur an Kunst interessiert, sondern förderte diese auch. Paul Funke blieb für Helene das Bindeglied zu ihrer Geburtsstadt, und er vermittelte vermutlich, dass gelegentlich Werke von Helene als Jahresgaben der Kunsthütte erschienen.

Am 6. April 1899 war Helene Funke zuerst in München polizeilich gemeldet. Dieses Datum markiert ihre Trennung vom Elternhaus in Chemnitz und den Beginn ihrer Selbstständigkeit als Malerin. Vor allem Letzteres war für eine junge Frau in der damaligen Zeit, einer Zeit der absoluten Vorherrschaft der Männer, ein sehr gewagter Schritt, der einen starken Willen und Durchsetzungsvermögen voraussetzte. Denn von einer Tochter aus gutbürgerlichem Haus erwartete die Gesellschaft, dass sie heiratete und – bei völliger finanzieller und juristischer Abhängigkeit von ihrem Ehemann – ihren Pflichten als Ehefrau nachkam. Malen wurde nur als Hobby geduldet und als durchweg ­dilettantisch eingeschätzt. Ein unabhängiges Leben als selbstständige Malerin war gesellschaftlich völlig inakzep­ tabel, denn es widersprach dem gesellschaftlichen Bild von der Rolle einer Frau.

Vermutlich wurde Helene Funkes Entscheidung für ein Leben als selbstständige Malerin in der Familie nicht wider- spruchslos akzeptiert. München war um 1900 stärker noch als oder Dresden ein Magnet für junge Künstler, und da Frauen erst ab 1920 an der Staatlichen Akademie zugelassen waren, besuchte Helene Funke die Damen-­ Akademie des Münchner Künstlerinnenvereins e. V. Ihre Lehrer waren Angelo Jank, der die Damen-Akademie von 1899 bis 1907 neben seiner Lehrtätigkeit auch leitete, und Friedrich Fehr. Dieser war der vielseitigere von beiden und malte Porträts, Landschaften und Genrebilder. Die Landschaftsbilder von Helene Funke aus den Jahren 1902 bis 1904 zeigen deutlich den Einfluss Fehrs.

Wen Helene Funke in ihren sieben Jahren in München kennenlernte oder mit wem sie sich befreundete, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass sie die Wienerin Martha Hofrichter traf, mit der sie anfangs in Paris eine Wohnung bezog. Als ersten Wohnsitz in Wien gab sie später, 1911 bis 1912, den von Hofrichter und deren Mann an.

Abb. 3 Helene Funke Fotografie | 1897 | Atelier Niagara, Dresden

61 Abb. 4 Sieben Jahre lebte Helene Funke mit kurzzeitigen Unterbrechungen in München und wechselte in dieser Zeit elfmal Helene Funke die Wohnung, was auf einen sehr lebhaften und abwechslungsreichen Aufenthalt schließen lässt. Eine vor ein paar in Hohenschwangau, Allgäu Fotografie | um 1900 Jahren aufgetauchte Sammlung von Fotografien zeigt, dass Helene Funke sich dieser relativ jungen Technik zuneh- mend bediente, um Aufnahmen von sich und ihren gemalten Bildern zu machen. Ein Foto zeigt sie 1906 in der Mitte von Freunden in ihrem Münchner Atelier (Abb. 5).

War München damals ein Magnet, so war Paris das Mekka für die Kunstwelt, vor allem für junge Künstler. Also zog es auch Helene Funke, inzwischen 36 Jahre alt, dorthin. Gemäß polizeilicher Abmeldung verließ sie München am 1. Juni 1906. Im Dezember 1906 traten Helene Funke und Martha Hofrichter der Société des Artistes Indépedants bei und gaben beide als Anschrift 27, rue de Fleurus an, eine Adresse an der Ostseite des Jardin du Luxembourg, unter der auch seit 1903 die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein mit ihrem Bruder Leo lebte (Abb. 6, 7). Deren Apartment war als Treffpunkt von Künstlern und Schriftstellern bekannt, Matisse und Picasso verkehrten dort in jenen Jahren. Ob die beiden namenlosen Deutschen auch zu diesen Treffen geladen waren, kann nur vermutet wer- den.1 Den gleichaltrigen Matisse muss Helene Funke in ihrer Zeit in Paris gekannt und getroffen haben, denn sie hat bereits im März 1907 sechs Bilder im Salon des Indépendants ausgestellt, gleichzeitig mit Matisse, der 1904 bis 1905 Generalsekretär der Société des Artistes Indépedants gewesen war. Auch durch den Salon d’Automne im Grand Palais des Champs Élysées, in dem Helene Funke 1907 und 1908 ausstellte, ist eine Begegnung mit Matisse wahrscheinlich, denn Matisse war Mitglied der Jury des Herbstsalons von 1908. Für eine Begegnung – oder sogar, wie verschiedentlich angedeutet – eine Freundschaft zwischen beiden liegen jedoch bislang keine Belege vor.

Abb. 6 und 7 (Rückseite) Carte d’artiste (Künstlerausweis), Nr. 972 Muséum d’Histoire Naturelle | Paris 1. 10. 1906

Welche Kontakte Helene Funke während ihrer Zeit in Frankreich zu anderen Malerinnen, Malern oder Gruppierungen gehabt hat, müssen zukünftige Forschungen noch belegen. Auf den Kontakt zu Hans Purrmann verweist Karin ­Sagner in diesem Katalog. Im Gästebuch der Malerin Elsa von Durant, die wie Funke hugenottische Vorfahren und die Damen-Akademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins besucht hatte, gibt es einen Eintrag von 1906 in Paris. Martha Hofrichter berichtet in ihrem Tagebuch von gemeinsamen Unternehmungen. Damit wird ein Wesenszug sichtbar, der im Laufe ihres Lebens immer wieder in Erscheinung tritt, ihre Eigenständigkeit. Ein Foto zeigt sie um 1910 in Paris (Abb. 8, 9).

Wo sich Helene Funke in diesen Jahren außerhalb von Paris aufgehalten hat, lässt sich nur an ihren Bildern ablesen, Abb. 5 die auf Südfrankreich und die Mittelmeerküste sowie auf die Bretagne hinweisen. Festzuhalten ist, dass sie zwischen HELENE FUNKE 2 Im Atelier in München 1907 und 1911 in jedem Jahr (mit Ausnahme von 1909) in Paris ausgestellt hat. Doch während die lokalen Bezüge Fotografie | 1906 ihrer Bilder ihre Anwesenheit belegen, verweisen ihre Ausstellungsbeteiligungen auf ihr Interesse an Repräsentanz

63 Ge mäl de 72 Landschaft mit Pappeln (Sommertagmorgen) | 1904 Gewitterstimmung | 1905

74 Herbstmorgen | um 1905 75 86 Mädchen mit blauer Kette und Mandoline | um 1908 Sitzender Akt (Litzi, Blumenmädel) | circa 1908 –1910 87 92 Stillleben mit Rosen und Halskette | vor 1910 Stillleben mit Buch, Teller und Äpfeln | 1907 93 108 Tropische Pflanzen | 1914 Stillleben mit tropischen Pflanzen | um 1914 109 126 Wasserfall | um 1922 Wasserfall 3 | um 1922 Landschaft mit Wasserfall und Pferden | um 1922 127 144 Sommer | um 1910 Träumerei | 1914 145 Kurzbiografie

1869 – 1899 Sie reist mit der befreundeten Familie Ab Dezember Mitglied der Société Teilnahme an den Ausstellungen 1927/28 Beteiligung an der ersten Anlässlich ihres 85. Geburtstages Clauß, deren Tochter Gerda 1903 ihr des Artistes Indépendants. Sie stellt der Vereinigung Bildender Künstlerinnen ­Ausstellung Wiener Frauenkunst der werden 1954 ihr Lebenswerk sowie Am 3. September 1869 wird Helene Patenkind wird, nach Meran, an den neben den Fauves zwischen 1907 Österreichs. Vereinigung Bildender Künst­lerinnen ihre »wirkliche Persönlichkeit und Indivi- Funke geboren und wächst mit vier Tegernsee, ins Mangfallgebirge und und 1911 jedes Jahr (mit Ausnahme und Kunsthandwerkerinnen. dualität« in der österreichischen Presse Brüdern an der Kaßbergstraße 20 nach Hohenschwangau. 1909) in Paris am Salon des Indépen- 1915/16 Porträts der drei Töchter ihrer gelobt. in Chemnitz auf. Der Vater Hermann dants und im Salon d’Automne (1908, Schulfreundin Susanne Clauß. 1928 erhält Funke den Österreichischen Funke führt als Kaufmann an der 1902 übersiedeln die Eltern nach 1910–1911) aus. Staatspreis für das Gemälde Tobias Am 4. April 1955 verleiht ihr der Zwickauer Str. 15 ein Strumpfgeschäft; Aufgabe des Strumpfgeschäftes nach 1917 Ausstellungsbeteiligung mit und der Engel, das ein Jahr später öster­reichische Bundespräsident seine Frau Auguste Amalie Eleonore Dresden. Über ihren ein Jahr älteren 1909 ist sie an der Eröffnungsausstellung der Vereinigung Bildender Künstlerinnen von der Städtischen Kunstsammlung den Professorentitel. Helene Maria ist eine geborene Freiin Bruder Dr. jur. Paul Funke, ein in des König-Albert-Museums in Chemnitz Österreichs in der Liljevalchs Konsthall ­Chemnitz angekauft wird. d’Orville von Löwenclau. Helene erhält Chemnitz niedergelassener Rechts­ beteiligt. Insgesamt stellt sie achtmal in in Stockholm. Am 31. Juli 1957 stirbt Helene Funke durch eine Hauslehrerin Privatunterricht anwalt, hält Helene Kontakt zur Familie Chemnitz aus. Bis 1934 regelmäßige Ausstellungs­ vergessen und verarmt und wird am für höhere Töchter, zusammen mit und nach Chemnitz. beteiligungen bei der Wiener Secession, 6. August auf dem Wiener Zentralfriedhof denen anderer Familien, unter anderem 1909–1913: Ausstellungsbeteiligungen in 1918 – 1957 dem Hagenbund und dem Künstlerhaus beerdigt. Das Grab wird inzwischen von gemeinsam mit Susanne Esche, spätere Von 1902 bis 1904 erste Jahresgaben Hamburg, Dresden, Bremen, sowie an der Wiener Kunstschau. der Stadt Wien als Ehrengrab betreut. Clauß. für den Kunstverein Kunsthütte zu München, Mannheim, Wien und Paris. 1918: Mitbegründerin und Leiterin Chemnitz, Annaberger Straße. der Künstlergruppe Bewegung. Zwischen 1938 und 1945 zieht sich 1904 erste nachweisbare Ausstellung Funke aus dem öffentlichen Leben 1899–1905 Große Berliner Akademie-Ausstellung. 1910 – 1917 In den 1920er Jahren verliert die Künst­ zurück und hat ein ambivalentes Verhält- Eintritt in den Deutschen Künstlerbund. lerin durch die Inflation den Großteil nis zum Nationalsozialismus. In einem Ihr Wunsch, Künstlerin zu werden, Korrespondierendes Mitglied der ihres Vermögens. Nach dem Tod beider Brief an den befreundeten Hermann wird von der Familie nicht toleriert. Vereinigung Bildender Künstlerinnen Eltern wendet sie sich endgültig von Hesse von 1944 bezeichnet sie sich Funke löst sich von ihrer Familie und 1906–1909 Österreichs. der Familie ab. selbst als »einsamen ›Steppenwolf‹«. geht 1899 nach München, um Kunst zu studieren, wo sie nach eigener Aus- Wohnsitz ab Juni 1906 in Paris. An ihrer Ab 1911 noch unter Hofrichters Adresse 1925: Beteiligung mit 48 Aquarellen Sie erwirbt am 5. Januar 1946 die öster- sage seit 1900 »selbständig arbeitet«. ersten Adresse 27, rue de Fleurus, gemeldet, siedelt sie 1913 nach Wien und 18 Zeichnungen, die sie persönlich reichische Staatsbürgerschaft und stellt Da Frauen noch nicht an den Kunst­ wohnt sie zusammen mit der Künstlerin über. eingeliefert hat, an der November-Aus- 1947 einen Antrag auf staatliche Unter- akademien zugelassen sind, besucht Martha Hofrichter im gleichen Haus stellung des Kunstvereins Kunsthütte stützung. sie bis 1902 die Damen-Akademie wie Gertrude und Leo Stein. Reisen an zu Chemnitz. des Münchener Künstlerinnen-Vereins, die Mittelmeerküste, in die Normandie 1948: Erste Einzelausstellung in gleichzeitig mit Gabriele Münter. und die Bretagne. der Galerie Welz in Wien.

154 155 Helene Funke, deren 150. Geburtstag 2019 gefeiert wird, begründete eine eigenständige Form des Expressionismus. Sie studierte neben Gabriele Münter an der Damen-Akademie in München, stellte mit Matisse und Picasso in den Pariser Salons aus und feierte Erfolge als vielfach ausge- zeichnete Malerin und Grafikerin neben Klimt und Schiele in Wien. Ungewöhnliche­ Bildnisse von Frauen und Frauen­gruppen wurden ihr Markenzeichen: Sie löste die Frau aus ihrer passiven Rolle, machte sie zur aktiven Beobachterin und selbstbewussten­ Akteurin innerhalb eines weiblichen Kollektivs. Zu ihrer Zeit war Funke die einzige moderne Künstlerin aus Chemnitz, die internationale Beachtung erlangte. Trotz ihrer über 40 Ausstellungsbeteiligungen von Paris über Hamburg bis Stockholm starb Funke 1957 verarmt und vergessen in Wien, ihr künstlerischer Nachlass wurde verstreut. Erst seit einigen Jahren wird ihr Werk wiederentdeckt.

Von den über 60 hier vorgestellten Gemälden, Grafiken und Zeichnungen galten einige als verschollen und werden erstmals wieder präsentiert. Funkes leuchtende Farben, der wilde Pinsel- duktus, ihre ausdrucksstarken Porträts und Frauenakte, ihre unkonventionellen Bildausschnitte faszinieren und verzaubern bis heute. Eine Besonderheit im Schaffen Helene Funkes sind fotografische Selbstporträts, also »Selfies«, die sie bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts von sich anfertigte.

Der Band zeichnet Funkes künstlerischen Weg nach und wirft einen Blick auf ihre Werk- und Lebensbiografie. Aber noch immer gibt das Leben und Schaffen der vielseitig inspirierten, großen Einzelgängerin des Wiener Kunstbetriebs, die die wichtigsten Stilrichtungen in den Zentren ihrer Entstehung hautnah miterlebte, viele Rätsel auf. 984350 783954 9 KUNSTSAMMLUNGEN CHEMNITZ SANDSTEIN KUNSTSAMMLUNGEN CHEMNITZ