freiesMagazin September 2016

Themen dieser Ausgabe sind u. a.

Slackware 14.2 Seite 3

Die älteste noch aktive Linux-Distribution hat nach längerer Entwicklungszeit die neue Version 14.2 veröffentlicht. Bemerkenswert wenig hat sich seit Version 14.1 getan. Der Artikel gibt eine kleine Übersicht über die Änderungen. (weiterlesen)

ImageMagick Seite 14 Mit ImageMagick lassen sich per Kommandozeile Bilder bearbeiten und erstellen. Es bietet viele Manipulationen und verschiedene Möglichkeiten, Bilder zu erzeugen. ImageMagick ist besonders gut zur automatischen Bearbeitung vieler Bilder geeignet. In diesem Artikel wird anhand mehrerer Beispiele die Anwendung gezeigt. (weiterlesen)

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 ISSN 1867-7991 MAGAZIN

Editorial

25 Jahre Linux nem Linux-Server zu ihrem Browser geliefert wer- Inhalt Was einst als „nichts professionelles“, reines Hob- den. Nur die wenigsten Nutzer werden diese Seite Linux allgemein byprojekt begann, ist heute vor allem aus der jedoch von einem Computer oder Laptop aufrufen, 14.2 S. 3 vernetzten Welt nicht mehr wegzudenken. Und auf welchem ein Linux-basiertes Betriebssystem Der August im Kernelrückblick S. 12 die Bedeutung von Linux angesichts immer wei- läuft. ter steigenden Datenmengen und deren Verarbei- Anleitungen tung („big data“) kann auch nur weiter steigen. Am Auch wenn man mehr benötigt als nur einen ImageMagick – eine Einführung S. 14 22. August verkündete die Linux Foundation die Kernel, um einen Computer zu benutzen, Linux Veröffentlichung des Berichts „Kernel Entwicklung ist das erfolgreichste Open-Source-Projekt, dass Podcasts mit Audacity S. 19 – wie schnell geht es voran, wer trägt dazu was schlicht nicht mehr wegzudenken ist. Unser Ma- Einführung in Gregorio 4.1.4 S. 24 bei und wer bezahlt es?“ [1]. Die Zahlen sind um- gazin wäre doch ziemlich leer. werfend. Seit der Veröffentlichung des letzten Be- Community richts im März 2015 haben nahezu 5000 Entwick- Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß mit der Eine Geschichte von Linux – Teil 2 S. 29 ler aus 400 Unternehmen Quelltext zum Linux- neuen Ausgabe. Rezension: Blender 2.7 – Das umfassen- S. 34 Kernel beigetragen. Fast die Hälfte davon zum de Handbuch ersten Mal überhaupt. Seit 2005 haben mehr als Ihre freiesMagazin-Redaktion Rezension: Adventures in Arduino S. 36 13000 Leute zu 22 Millionen Quelltextzeilen beige- Magazin INKS tragen. Die große Mehrheit der Kernel-Entwickler L Veranstaltungen S. 38 ist bei Unternehmen beschäftigt, für die Linux [1] https://www.linuxfoundation.org/announcements/ Vorschau S. 38 wichtiger Geschäftsbestandteil ist. Nur noch ca. 8 linux-foundation-releases-development- Konventionen S. 38 % der Beiträge kamen von unbezahlten Helfern. report-highlighting-contributions-to-linux Impressum S. 39 Der Rest arbeitet für Unternehmen wie Intel, Red Hat, IBM, Google, AMD, etc., die unter den Top 10 der Sponsoren zu finden sind. Teilen Kommentieren Bemerkenswert ist dabei, dass Linux dabei meis- tens unbemerkt läuft. Kaum einer der 70 % Smartphone-Käufer in Deutschland, auf deren Telefon Android läuft, wissen, dass da ein Linux- Kernel im Hintergrund läuft. Und nur die wenigs- ten Nutzer der am meisten aufgerufenen Seite im Netz wissen, dass ihre Suchergebnisse von ei-

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Slackware 14.2 von Hans-Joachim Baader

ie älteste noch aktive Linux-Distri- 4.8.1993) kaum nennenswert geändert hat. Auch Co. vielleicht von abnehmender Bedeutung. Die bution hat nach längerer Entwick- die Paketorganisation blieb gleich, und die Werk- Stabilität ist für Slackware in zweierlei Hinsicht D lungszeit die neue Version 14.2 veröf- zeuge erlebten allenfalls eine Evolution, aber kei- von Bedeutung. Wenn eine Software mutiert und fentlicht. Bemerkenswert wenig hat sich seit ne Revolution. sich in einer neuen Version ganz anders verhält Version 14.1 getan. Der Artikel gibt eine klei- als in der alten, dann bleibt Slackware oftmals ne Übersicht über die Änderungen. Die Slackware-Philosophie ist schnell erklärt. noch eine oder mehrere Versionen lang bei der Kurz gesagt unterscheidet sich die Distribution alten Version, sofern diese gewartet wird. Das Redaktioneller Hinweis: Der Artikel „Slackware grundlegend von den meisten anderen Linux- sieht man beispielsweise aktuell an KDE 4, das 14.2“ erschien zuvor bei Pro-Linux [1]. Distributionen. Slackware will die Unix-ähnlichste von Slackware nochmals den Vorzug gegenüber Distribution überhaupt sein, dies äußert sich den KDE Frameworks und Plasma 5 erhalten hat. Vorwort beispielsweise in den an BSD orientierten Init- Auch wenn eine neue Software-Version beim Test Slackware [2] lässt sich Zeit mit seinen Veröffent- Skripten und dem Festhalten an traditionellen An- Probleme zeigt, bleibt Slackware einfach bei der lichungen, welche keinem festen Schema folgen. wendungen, auch wenn sie kaum noch von Be- alten Version. Ungefähr im Jahresabstand lässt Patrick Volker- lang sind oder bessere Alternativen vorhanden ding, der Initiator und Hauptentwickler von Slack- wären. Wichtig ist für Slackware die Kompatibi- Die Einfachheit von Slackware zeigt sich auch ware, eine neue Version vom Stapel. Dieses Mal lität: Mit dem „Filesystem Hierarchy Standard“ daran, dass eine Handvoll Entwickler ausreichend vergingen allerdings rund zwanzig Monate seit (FHS) von Linux und anderen offiziellen Linux- sind, um das System zu pflegen. Patrick Volker- der letzten Slackware-Version 14.1. Da Slackware Standards; mit Unix; und mit den zahllosen Soft- ding dürfte sogar der Einzige sein, der dies haupt- nur grundlegende Software enthält, ist jede Ver- warepaketen in der freien Wildbahn, die sich unter amtlich tut. Natürlich werden auch zahlreiche an- sion gut getestet, so auch dieses Mal. Deshalb Slackware problemlos kompilieren oder (bei pro- dere Distributionen ausschließlich von Freiwilligen gibt Slackware in der Regel keine Updates der prietärer Software) problemlos installieren lassen erstellt, meist ist dafür aber ein viel größeres Team veröffentlichten Version heraus, außer wenn Si- sollen. nötig. cherheitslücken gefunden werden. Einfachheit und Stabilität sind für Slackware die Aus all dem folgt, dass Slackware dem Benutzer Seit dem ersten Aufkommen von Linux-Distri- wichtigsten Ziele. Durch die Beschränkung der alle Freiheiten gibt, das System nach Belieben butionen – und Slackware war eine der ganz frü- Pakete auf ein Minimalsystem, das aber alles ent- einzurichten, ihm aber auch nicht zur Hand geht. hen – hat sich Slackware nie grundlegend ge- hält, was für den Anfang nötig und wichtig ist, Konfiguration, Administration und die Verwaltung ändert. Die Distribution bleibt ihrer Philosophie wird der Einfachheit Genüge getan. Es gibt we- der Software erfolgt von Hand. Dementsprechend geradezu stoisch treu. Das beginnt bereits bei der komplexe, schwer zu verstehende Init- oder gehört auch nicht jeder Benutzer zur Zielgruppe der Installation, die sich seit den Anfängen der Setup-Skripte, noch Änderungen an der paketier- von Slackware. Wer sich aber mit Linux grund- Distribution (aus SLS hervorgegangene Betaver- ten Software. Gute Dokumentation ist selbstver- legend auskennt, der wird sich in Slackware gut sion April 1993, erste offizielle Version 1.0.1 vom ständlich, wenn auch im Zeitalter von Google und zurecht finden.

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Slackware 14.2 im Überblick batte steht, bleibt abzuwarten. Das überkommene Slackware-Pakete angepasst, sodass sie optimal In der überdurchschnittlich langen Zeit seit der Init-System, das aus einer Zeit stammt, als Com- mit PulseAudio funktionieren. letzten Version hat sich in der freien Software- puter komplett statisch waren, hat jedenfalls ge- welt viel getan. So wurde beispielsweise die Ver- nug Nachteile angehäuft, um über einen Wechsel Weitere Paketupdates in Slackware 14.2 sind un- sion des Linux-Kernels auf 4.x angehoben und nachzudenken. ter anderem X.org 7.7, X-Server 1.18.3, Mesa Firefox hatte zahlreiche neue Versionen bis zu 11.2.2, glibc 2.23, Bash Version 45. Diese Pakete sind ebenso Teil von 4.3.46, Calligra 2.9.11, Slackware wie der auf LLVM beruhende C/C++- Firefox 45.2, Thunder- Compiler Clang, der neben GCC verfügbar ist. bird 45.1.1 und SeaMon- Alle Komponenten wurden laut Patrick Volkerding key 2.40. Ein Großteil intensiv getestet und die ganze Distribution wird der enthaltenen Pakete mehrere Jahre lang unterstützt, auch wenn sich wurde aktualisiert. diese Unterstützung auf Sicherheitsupdates be- schränkt. Die älteste Slackware-Version, die ak- Die Distribution liefert et- tuell noch unterstützt wird, ist die vor fast sieben wa 1250 Pakete mit, hun- Jahren erschienene Version 13.0. dert mehr als in Version 14.1. Für Entwickler und Im Vergleich zu 14.1 wurden zahlreiche Pakete Systemverwalter sind aktualisiert oder hinzugefügt. So enthält Slack- GCC 5.3.0, LLVM/Clang ware 14.2 als Desktopumgebungen KDE 4.14.21 3.8, GDB 7.11.1, Perl (eine Kombination aus KDE 4.14.3 und den 5.22.2, PHP 5.6.23, Py- KDE-Bibliotheken in Version 4.14.21) und Xfce thon 2.7.11, Ruby 2.2.5, 4.12.1 und daneben noch verschiedene Window- Subversion 1.9.4, Git Manager. Die Desktops verwenden eudev, udisks, 2.9.0, OpenSSH 7.2p2, udisks2 und viele Spezifikationen von Free- MariaDB 10.0.25 und desktop.org, um unter anderem normalen Benut- Neben KDE liefert Slackware Xfce als Desktop mit. Apache 2.4.20 vorhan- zern Rechte für USB-Geräte und Wechselmedien den. Pakete lassen sich zu gewähren, sodass diese Geräte einfach wie er- Slackware 14.2 kommt erstmals mit PulseAudio in Slackware mit dem Werkzeug Slackpkg ver- wartet funktionieren. Als Kernel wird Linux 4.4.14 (Version 9.0) vorinstalliert. Der Grund dafür ist walten, mit dem sich auch bereits installierte eingesetzt. Da Linux 4.4 ein Kernel mit langfris- das Update auf BlueZ 5, das nötig war, da ei- Versionen aktualisieren lassen. Weitere Details tiger Unterstützung ist, wird die Distribution bei nige Projekte nun BlueZ 5 statt Version 4 vor- kann man dem Änderungslog [3] entnehmen. dieser Versionsreihe bleiben. Systemd bleibt bei aussetzen. BlueZ 5 wiederum hat die direkte Un- Slackware zugunsten der Einfachheit außen vor. terstützung von ALSA aufgegeben und erzwingt Für Benutzer von GNOME 3 oder der GNOME- Ob ein Wechsel des Init-Systems jemals zur De- nun PulseAudio. Daher wurden auch alle anderen 2-Weiterentwicklung Mate birgt Slackware 14.2

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/20164 DISTRIBUTION wieder Hoffnung. Pakete mit GNOME 3.20.1 sol- Dollar oder 40 Euro erhältlich. Mit dem Kauf der Menüpunkt nach „Help“,„Keymap“, ist bereits len von Dropline [4] kommen, Mate dagegen kann Medien finanziert sich Slackware zum Teil. abgearbeitet, sodass man nun „Addswap“ aus- mittels Slackbuild-Skripten MATE SlackBuilds [5] wählen kann. Man muss allerdings nicht jeden kompiliert werden, Binärpakete findet man auf Die Installation wurde für diesen Artikel in der Menüpunkt einzeln ansteuern, da das Setup nach slackware.uk/msb [6]. Viele weitere Pakete findet 64-Bit-Version von DVD vorgenommen. Die DVD der Erledigung eines Punkts automatisch zum man auf slackbuilds.org [7]. bringt ohne jede grafische Verzierung einen nächsten springt. Bootprompt, an dem man den Kernel aus- Sind eine oder mehrere Partitionen korrekt als wählen und Parameter Swap markiert, werden diese nun initialisiert. eingeben kann. Norma- Dann geht es gleich weiter mit der Auswahl der lerweise kann man ein- Root-Partition. Das vorgeschlagene Standard- fach mit Enter fortsetzen. Dateisystem ist ext4. Es folgt ein Prompt, an dem man eine 1 ein- Als nächstes kommt die Auswahl der Installations- geben kann, wenn man quelle, wobei CD/DVD, lokale Festplattenpartition, eine Tastaturbelegung NFS, Samba, FTP/HTTP und gemountete Partiti- auswählen möchte. on zur Auswahl stehen. Wurde die Quelle korrekt erkannt, kann man eine Auswahl der zu installie- Dann erscheint der renden Paketserien vornehmen. Es lassen sich Login-Prompt der Kon- hier (außer Emacs und TEX) nicht einzelne An- sole. Man kann sich als wendungen auswählen, sondern nur Zusammen- Start der Installations-DVD. root ohne Passwort ein- stellungen. Auf Desktop-Systemen ist es ratsam, loggen. Es erscheint der X und X Apps auszuwählen, was bereits voreinge- Installation Hinweis, dass man jetzt die Festplatte(n) nach stellt ist. Wenn man das ebenfalls voreingestellte Die Installation von Slackware 14.2 kann ent- Belieben partitionieren soll, wofür fdisk, cfdisk KDE installieren will, sollte man auch KDEI, den weder durch ein Update einer bestehenden und gdisk (für GPT) zur Verfügung stehen. International Language Support für KDE, hinzu- Slackware-Installation mit Hilfe eines Tools wie nehmen. slackpkg oder mit den offiziellen ISO-Images er- Im minimalen Fall legt man eine Swap-Partition folgen. Die Distribution umfasst sechs CDs, die und eine für den Rest an; dies ist jedoch auch die Danach kann man noch auswählen, wie fein man nur die 32-Bit-Version enthalten, oder eine dop- unflexibelste Option. Flexibler ist auf jeden Fall die zu installierenden Pakete auswählen will. Die pelseitige DVD mit der 32- und der 64-Bit-Version. LVM, auch Btrfs wird unterstützt. einfachste Option ist „Alles“, was ohne Rückfra- Die Images stehen zum freien Download bereit [8]. ge alle ausgewählten Serien der Distribution in- Das CD-Set und die DVD sind auch im Slackware Nach der Partitionierung ruft man setup auf. Da- stalliert. Wer entsprechend Zeit investieren will, Store [9] und bei anderen Anbietern für 50 US- mit geht es nun halbgrafisch weiter. Der erste kann aber auch „Menu“ wählen, um für jede Serie

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/20165 DISTRIBUTION nochmals die einzelnen Pakete prüfen zu können. Ferner kann man eine im Voraus bereits ange- passte Distribution mit sogenannten Tag-Dateien installieren.

Nach Abschluss der Installation, die ihre Zeit dau- ert, kann man auf Wunsch einen bootfähigen USB-Stick zur Systemrettung einrichten (früher gab es hier die Option, eine Rettungs-Floppy zu erstellen). Danach wird – nach Abfrage mehrerer Optionen – LILO als Bootloader installiert. An- schließend folgt die Konfiguration von Maus und GPM, was nur noch von Belang ist, wenn man oh- ne X arbeitet, da X.org dies automatisch erkennt.

Wer Slackware in einer virtuellen Maschine in- stalliert, wird feststellen, dass die Installation von LILO scheitert. Der schlaue Slacker hat jedoch vor der Installation bereits die Dokumentation der Änderungen [10] gelesen und weiß, dass er dies durch eine zusätzliche Zeile in /etc/lilo.conf beheben kann. Der Nachteil ist, dass LILO nun manuell installiert werden muss. Allerdings sind die Benutzer sowieso aufgefordert [11], anstelle des Installations-Kernels („huge“) den kleineren „generic“-Kernel zu verwenden, der aber eine in- itrd erfordert. Diese muss manuell mit mkinitrd So präsentiert sich Slackware vor der weiteren Konfiguration. erstellt werden und in /etc/lilo.conf eingetra- gen werden. Danach kann man LILO neu instal- lieren, wozu man mit chroot in das installierte Alternativ zu LILO kann auch Grub 2 instal- Konfiguration, die noch optimierbar ist, kann man System wechseln muss. In ähnlicher Weise muss liert werden. Wegen besserer Rescue-Möglich- mit grub-mkconfig anlegen. man auch vorgehen, wenn man von LVM boo- keiten ist das zu empfehlen. Eine Grub-Konfigura- ten will. Dies ist in einer mitgelieferten README- tionsdatei wird allerdings – typisch Slackware Als nächster Schritt nach dem Bootloader wird Datei [12] beschrieben. – nicht automatisch erzeugt. Eine anfängliche das Netz konfiguriert – Rechnername, Domain,

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/20166 DISTRIBUTION statische IP oder DHCP. Es folgen noch Aus- gung zu haben. Zusätzlich ist es nützlich, die Kon- Wenn man KDE installiert hat, wird man nun wahl der zu startenden Systemdienste und Ser- figurationsdateien in /etc zu sichern. vom KDE-Window-Manager begrüßt; andernfalls ver, optional die Einrichtung von Konsolenschrift- muss man sich mit dem optisch wesentlich we- arten, Zeiteinstellung und Zeitzone, die Aus- Zwar überschreibt Slackware keine Konfi- niger hergebenden xdm begnügen. Man kann wahl der Desktopumgebung oder des Window- gurationsdateien, legt aber neue Versionen die X-Sitzung auf eines der installierten Desktop- Managers (KDE, Xfce, Fluxbox, Blackbox, WMa- der Konfigurationsdateien mit dem Suffix Systeme oder einen der installierten Window- ker, fvwm2, twm), und optional die Vergabe eines .new in die Verzeichnisse. Man muss die- Manager festlegen, was außer KDE anfänglich Root-Passworts. Damit ist die Installation beendet, se dann manuell mit den alten vergleichen Xfce, FluxBox, WindowMaker, Fvwm2, BlackBox, alles Weitere liegt im Ermessen des Benutzers. und gegebenenfalls anpassen. Das Backup MWM und den uralten twm zur Wahl stellt. erweist sich dann als besonders nütz- lich, wenn man dabei einmal einen Feh- Slackware in der Praxis ler macht. KDE belegt gleich nach dem Start mit einem Terminal-Fenster 415 MB. zum Vergleich: Xfce be- Das Vorgehen für das Update ist legt 220 MB, dabei ist Xfce selbst nicht der größte in UPGRADE.TXT [13] beschrieben. Es Speicherverbraucher. Der größte Speichersünder scheint einige Ungenauigkeiten zu ent- ist Python, das für einige Applets benötigt wird, halten, aber für Slackware-Nutzer stellt darunter das NetworkManager-Applet. So komfor- dies keine Schwierigkeit dar. tabel Interpretersprachen auch sind, sie benöti- gen größtenteils sehr viel Speicher, und Python Erster Start ist diesbezüglich eine der anspruchsvollsten. Wenn man das frisch installierte Sys- tem jetzt bootet, startet Slackware zu- Der Desktop von Slackware entspricht anfäng- nächst ohne X11. Vorausgesetzt man lich dem Zustand, den die Entwickler vorgege- hat X und ggf. KDE installiert, möchte ben haben. Es sind nur die nötigsten Anwendun- man normalerweise automatisch in das gen enthalten, dazu gehört eine Office-Suite nicht X Window System starten. Bevor man X zwingend. Wenn man KDE installiert hat, ist Cal- Der optisch erneuerte Login-Bildschirm. aktiviert, ist es aber sinnvoll, die benötig- ligra 2.9.11 dabei, andernfalls ist jedoch keine ten Benutzer anzulegen, im einfachsten Office-Suite enthalten. Will man in Slackware Soft- Update von einer früheren Version Fall den einen Benutzer, der das System benutzt. ware nachinstallieren, dann geht das üblicherwei- Slackware unterstützt das Update von einer frühe- se leicht, wenn der Anbieter distributionsneutrale ren Version, allerdings wird empfohlen, das nicht X wird dauerhaft aktiviert, indem man in tar.gz- oder Installer-Pakete bereitstellt. Dadurch, im laufenden Betrieb zu machen, sondern in den /etc/inittab den initdefault-Runlevel auf 4 dass Slackware normalerweise alle benötigten Bi- Runlevel 1 zu gehen. Bevor man das tut, ist es (Standard ist 3) setzt. Danach kann man init 4 bliotheken installiert hat, sollte das Paket nach der sinnvoll, ein funktionierendes Backup zur Verfü- eingeben, und X startet. simplen Installation startklar sein.

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Es gibt aber auch einige Fälle, wo es nicht ganz so direkt geht. LibreOffice ist dafür ein Beispiel, da es auf der offiziellen Webseite [14] nur Pake- te im - und RPM-Format gibt. Eine Möglich- keit ist nun, die RPM-Version herunterzuladen, zu entpacken und mit dem Werkzeug rpm2tgz in Slackware-Pakete umzuwandeln. Es ist aber nicht garantiert, dass das auch funktioniert, und es gibt zum Glück bessere Methoden. Im Falle von Libre- Office etwa findet man Binärpakete für Slackware 14.0, 14.1 und 14.2 [15] auf der Slackware-Seite, die von Eric Hameleers („Alien BOB“) erstellt wur- den.

Die andere, mehr Gentoo-konforme Alternative, für die man aber wahrscheinlich noch einige vor- ausgesetzte Pakete installieren muss, ist das Er- stellen des Office-Pakets aus dem Quellcode, wo- für es fertige Skripte auf slackbuilds.org [7] gibt. Dafür benötigt man entsprechend ausreichend RAM, Platz und je nach Rechenleistung ungefähr eine Stunde Zeit.

Weitere Alternativen, Software zu den Anwen- dern zu bekommen, sind im Entstehen. So wird LibreOffice testweise als angeboten. Flat- pak [16] ignoriert Slackware jedoch bisher kom- Erster Start von Firefox 45. plett. Genauso sieht es mit Canonicals Alleingang Snappy aus. Egal wie man zu beiden Ansätzen steht, sie sind beide noch weit entfernt von der AppImage [17] wäre noch eine Alternative dazu, Abschließend ein Wort zu Containern, auch praktischen Einsetzbarkeit. Darüber hinaus hat es hat aber wohl noch niemand versucht, es auf wenn diese nicht geeignet sind, um Desktop- Snappy noch ein ganz anderes Problem, da der Slackware einzusetzen. Es fehlt schließlich auch Anwendungen auszuführen. Slackware enthält Name bereits von zahlreichen anderen Program- hier an Applikationen und damit an Motivation, es lxc in Version 2.0.1, und Docker lässt sich, da men benutzt wird. zu tun. Slackware nicht zu den direkt unterstützten Distri-

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/20168 DISTRIBUTION butionen gehört, mit Hilfe von generischen tar.gz- Insgesamt ist die Multimedia-Unterstützung von liste slackware-security [19] zu abonnieren. Man Paketen installieren [18]. Slackware recht gut, aber auch hier muss man be- kann auch von Hand vorgehen und entweder züglich der Codecs nochmals Hand anlegen. Um das Slackware-Changelog oder das Verzeichnis Multimedia auf dem Desktop und im ein wenig Kompilieren kommt man unter Umstän- /patches/packages auf den FTP-Servern anse- Browser den nicht herum, was aber normalerweise „ein- hen. Erfahrene Nutzer können diesen Vorgang Xine, MPlayer und GStreamer sind vorinstalliert. fach so“ funktioniert und kein tieferes Verständnis auf beliebige Weise automatisieren. So kann man Der Versuch, eine MP3-Datei abzuspielen, starte- erfordert. regelmäßig das Changelog herunterladen und mit te einen alten Bekannten: XMMS. Nach der ers- einer lokal gespeicherten Version vergleichen las- ten Verblüffung war klar, dass es sich tatsächlich Paketverwaltung und Updates sen. Eine andere Option ist es, das Verzeichnis um den originalen XMMS handelt. Im Gegensatz Das grundlegende Paketformat von Slackware mit den aktualisierten Paketen lokal zu spiegeln zu früheren Versionen ist es jetzt übrigens nicht ist sehr simpel und mit den Binärpaketen von und alle Pakete darin zu installieren. Bereits vor- mehr nötig, den Benutzer zur Gruppe audio hin- BSD verwandt. Es handelt sich um ein Tar-Archiv handene Pakete werden dabei von upgradepkg zuzufügen. Das Abspielen von Audio funktioniert, mit einigen Hilfsdateien, das traditionell mit gzip automatisch übergangen. vielleicht dank PulseAudio, jetzt auch so. komprimiert wird, mittlerweile jedoch bevorzugt mit xz, das annähernd 30% kleinere Archive er- Eine elegantere und leistungsfähigere Metho- Mit Videos hat Slackware keine Probleme, selbst gibt. Die Werkzeuge zum Verwalten der Pake- de stellt allerdings slackpkg [20] dar, das inzwi- wenn diese proprietäre Formate verwenden. Xine te sind ebenso simpel: installpkg, removepkg, schen zum Standard-Lieferumfang von Slackware war in der Lage, alle abzuspielen. MPlayer dage- upgradepkg. Daneben existieren explodepkg gehört. Es bietet Funktionen, die an APT oder gen nicht. Der Grund sind fehlende Plugins für und makepkg zum Erstellen von neuen Paketen. DNF/ erinnern, allerdings verzichtet auch die- GStreamer, nur die „guten“ sind installiert, doch Ein menügesteuertes Werkzeug ist pkgtool. Ab- ses Werkzeug auf die Verwaltung von Abhängig- für die meisten Videos benötigt man auch die hängigkeiten zwischen Paketen existieren nicht. keiten. Anders als die Werkzeuge anderer Distri- „hässlichen“ sowie libav. In der aktuellen Version Dies erspart eine ganze Reihe von Komplikatio- butionen muss man es erst einrichten, indem man stehen leider (noch) keine Binärpakete von GStre- nen wie das ungewollte Mitinstallieren oder Dein- genau einen Slackware-Spiegelserver als Paket- amer 1.6 zur Verfügung, sodass man hier auf stallieren von Abhängigkeiten, Konflikte und so quelle in der Datei /etc/slackpkg/mirrors ein- SlackBuilds zurückgreifen muss. Das Kompilieren weiter. Auch die Metadaten sind viel kleiner. Al- trägt oder aktiviert. Anschließend muss man das der Pakete funktioniert aber einwandfrei. Danach lerdings bedeutet es auch, dass man kein Paket Programm mit beherrscht auch MPlayer alle Formate. unbedacht löschen sollte, denn es könnte von anderen noch benötigt werden. $ slackpkg update,break $ slackpkg update gpg Auch im Browser unterscheidet sich die Situati- on nicht grundlegend von anderen Distributionen. Auch automatische Sicherheitsupdates existie- Der proprietäre Flash-Player von Adobe wird nicht ren unter Slackware nicht. Man kann dies po- initialisieren. Danach stehen Befehle wie mitgeliefert, lässt sich aber nachinstallieren. An- sitiv sehen, da es den Benutzern alle Möglich- slackpkg install, slackpkg search und vie- sonsten stehen alle von anderen Distributionen keiten lässt, mit eigenen Lösungen kreativ zu le mehr zur Verfügung. Man sollte annehmen, bekannten Alternativen zur Verfügung. werden. Man ist wohl gut beraten, die Mailing- dass slackpkg aufgrund der begrenzten Me-

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/20169 DISTRIBUTION tainformationen ziemlich schnell arbeitet. Doch die Suche danach, was noch fehlen könnte, wenn Sinne, dass einem alles von Werkzeugen abge- das Gegenteil ist der Fall – gerade slackpkg das Kompilieren schiefgeht. nommen wird. Man muss vielleicht etwas mehr search, aber auch slackpkg update sind ziem- lesen als bei anderen Distributionen und bewuss- lich langsam. Wenn slackbuilds.org nicht hilft, kompiliert man te Entscheidungen treffen, kann sich dann aber eben selbst und erstellt im besten Fall gleich ein sicher sein, dass kein im Hintergrund laufender Mit slackpkg kann man eine automatisierte In- Slackware-Paket dafür. Dabei kann das bewähr- Dienst mit den eigenen Einstellungen in Konflikt stallation realisieren. Mit te checkinstall [22] helfen, das ein rudimentä- kommt. res Binärpaket erzeugt und installiert. Wenn das $ slackpkg check-updates Resultat auch nicht immer perfekt ist, kann es Slackware richtet sich mit Sicherheit nicht an Ein- zumindest als Ausgangsbasis für die weitere Ver- und Umsteiger, außer wenn diese bereit sind, prüft man, ob Updates vorliegen, und erhält in der besserung dienen. die grundlegende Unix/Linux-Philosophie von der Regel die Antwort Pike auf zu lernen und an der Kommandozeile Will man ein Paket patchen, aktualisieren oder konkret umzusetzen. Slackware ist für all diejeni- No news is good news verbessern, so kann man ein Binärpaket mit gen Anwender, die von einer Distribution nichts explodepkg auspacken, dann die Software neu weiter möchten als eine Zusammenstellung der Einen Schritt weiter geht slapt-get [21], des- kompilieren (wozu man zusätzlich den Original- grundlegenden Software, welche gut aufeinander sen Name bereits nahelegt, dass es sich an Quellcode herunterladen muss) und mit makepkg abgestimmt und mit überschaubarem Aufwand APT orientiert. Anders als slackpkg verwal- wieder paketieren. installierbar ist. tet slapt-get auch Paketabhängigkeiten und Konflikte, allerdings nicht für die Pakete in der Fazit Slackware kann daher auch gut als Basis für ei- Slackware-Basisdistribution. Slackware ist sich treu geblieben und hat sich ne eigene Distribution dienen, die vielleicht auf kaum geändert. Ein wenig größer ist es gewor- tausenden von Rechnern eingesetzt wird – kein Die relativ geringe Anzahl von Paketen in Slack- den, aber nicht komplexer. Die Größenzunahme so unrealistisches Szenario in Firmen und Re- ware macht es wahrscheinlich, dass man zusätz- dürfte in erster Linie der gewachsenen Zahl von chenzentren. Werkzeuge zur automatischen Ein- liche Software aus anderen Quellen installieren Bibliotheken geschuldet sein, die aus Kompatibili- richtung und Wartung vieler Systeme in einem will. Die empfohlene Methode ist dabei, keine Bi- tätsgründen vorhanden sind, und weniger der Zu- großen Netz existieren genug. närpakete zu verwenden, sondern die Software nahme der Anwendungen. Trotzdem ist alles vor- selbst zu kompilieren. Viele bereits erprobte Re- handen, was von einem modernen Linux-System Die Slackware-Gemeinschaft scheint langsam, zepte dafür lassen sich auf slackbuilds.org [7] zu erwarten ist. aber stetig weiter zu wachsen. Das ist ein gutes finden – schätzungsweise existieren bereits über Zeichen und gibt Anlass zur Hoffnung, dass es 5600 Pakete für Slackware 14.2. Der Vorteil von Slackware bleibt minimalistisch und sehr ein- die älteste noch aktive Linux-Distribution noch ein slackbuilds.org ist, dass alle für die Kompilierung fach strukturiert und damit eine der Linux-Distri- paar Jährchen bestehen wird. Wie lange Slack- benötigten Pakete aufgezählt werden – bauen butionen, die am leichtesten zu verstehen und ware 14.2 mit Updates versorgt wird, ist momen- muss man sie zwar selbst, aber man erspart sich zu ändern sind – allerdings nicht leicht in dem tan noch offen, allerdings darf man durchaus von

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 10 DISTRIBUTION mehreren Jahren ausgehen. Bis dahin wird es [10] http://mirror.netcologne.de/slackware/slack [20] http://www.slackpkg.org/ wohl noch ein paar neue Slackware-Versionen ware64-14.2/CHANGES_AND_HINTS.TXT [21] http://software.jaos.org/#slapt-get geben. [11] http://mirror.netcologne.de/slackware/slack [22] http://slackwiki.com/Checkinstall ware64-14.2/RELEASE_NOTES LINKS [12] http://mirrors.slackware.com/slackware/slack Autoreninformation [1] http://www.pro-linux.de/artikel/2/1840/ ware64-14.2/README_LVM.TXT slackware-142.html [13] http://mirror.netcologne.de/slackware/ Hans-Joachim Baader (Webseite) [2] http://www.slackware.com/ slackware64-14.2/UPGRADE.TXT befasst sich bereits seit 1993 mit [3] http://www.slackware.com/changelog/stable. [14] http://www.libreoffice.org/ Linux. 1994 schloss er erfolgreich php?cpu=x86_64 [15] http://www.slackware.com/~alien/slackbuilds/ sein Informatikstudium ab, machte [4] http://www.droplinegnome.net/ libreoffice/ die Softwareentwicklung zum Beruf [5] https://mateslackbuilds.github.io/ [16] http://flatpak.org/getting.html und ist einer der Betreiber von Pro- [6] http://slackware.uk/msb/ [17] http://appimage.org/ Linux.de. [7] http://slackbuilds.org/ [18] https://docs.docker.com/engine/installation/ [8] http://mirrors.slackware.com/ binaries/ [9] http://store.slackware.com/ [19] http://slackware.com/lists/ Teilen Kommentieren

“Homeownership” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/905/

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Der August im Kernelrückblick von Mathias Menzer

asis aller Distributionen ist der Linux- Auch die zweite Entwicklerversion [4] folgte er- Weiterhin wurden Probleme beim Speicherzugriff Kernel, der fortwährend weiterentwi- neut nicht dem gewohnten Muster, nach dem et- der Virtualisierungsumgebung KVM [8] behoben B ckelt wird. Welche Geräte in einem wa zwei Drittel der Änderungen auf den Treiber- und mehrere Fehler des Dateisystems Btrfs ge- halben Jahr unterstützt werden und welche bereich entfallen würden. Diesmal war der Be- stopft, die unter bestimmten Bedingungen zu ei- Funktionen neu hinzukommen, erfährt man, reich der Architekturen der Ausreißer, was sich nem Deadlock [9] und einem Speicherleck [10] wenn man den aktuellen Entwickler-Kernel im einmal dadurch erklären lässt, dass noch Merge- führen konnten. Auge behält. Requests offen waren, die in -rc1 nicht mehr auf- genommen wurden, und weiterhin die großen Pat- Nächster LTS-Kernel Die Entwicklung von Linux 4.8 startet ches für den Treiberbereich nach Torvalds Ansicht Mittlerweile pflegt Greg Kroah-Hartmann die Ker- Der Juli stand noch ganz im Zeichen des neu- noch kommen werden. Doch davon abgesehen nel mit Langzeitunterstützung (LTS) nicht mehr en stabilen Linux-Kernels 4.7, auch wenn die hielt sich der -rc2 mit 290 Commits im üblichen alleine. Manche der LTS-Versionen werden nun Entwicklung für Version 4.8 bereits Fahrt aufge- Rahmen. von dritten betreut [11]. Diese werden dann min- nommen hatte und Anfang August mit der ers- destens zwei Jahre mit den wichtigsten Fehlerkor- ten Entwicklerversion [1] ein erstes Ergebnis her- Passend dazu fiel Linux 4.8-rc3 [5] wieder ein rekturen und Sicherheitspatches versorgt. Daher vorbrachte. Diese fiel zwar etwas größer als die wenig größer aus. Den Löwenanteil machte Än- wird Kroah-Hartmann die Unterstützung für Linux vorangegangene aus, konnte aus der bisherigen derungen im Treiberumfeld aus, wo auch einige 3.14 nun nach zwei Jahren voraussichtlich einstel- 4er-Kernel-Reihe jedoch nicht herausstechen. vorangegangene Patches zurückgenommen wur- len. Die nächste LTS-Version hat er auch schon den. Diesmal lag der Grund jedoch nicht in auf- ausgewählt: Auf Google+ kündigte er an, dass ge- Ein guter Teil der Änderungen findet sich diesmal getretebnen Fehlern, sondern darin, dass die Er- gen Ende diesen Jahres erwartete Linux-Version im Bereich der Dokumentation. Hier wurden meh- weiterung der ACPI-Unterstützung [6] es erlaubt, 4.9 in den Stand der LTS-Releases erhoben wer- rere hundert Dokumente aus dem Media- und eine Behelfslösung für die AMD-Treiber radeon den soll [12]. Video-Umfeld von DocBook [2] zu Sphinx [3] kon- und amdgpu wieder zu entfernen. vertiert und im Zuge dessen auch dem DocBook- Linux wird 25 Verzeichnis entrissen. Dadurch wird die Statistik Linux 4.8-rc4 [7] hatte wieder weniger Änderun- „Ich baue ein (freies) Betriebssystem (nur ein Hob- ein wenig verzerrt. Betrachtet man jedoch nur den gen zu bieten, was grundsätzlich als gutes Zei- by, es wird nicht so groß und professionell werden Rest, so liegen die Treiber mit knapp 60 % der Än- chen gewertet werden kann. Die größte Änderung wie GNU)...“ [13] – diese Einleitung seiner Nach- derungen wieder im üblichen Rahmen und etwa liegt im Umfeld der Intel-Grafiktreiber, wo Proble- richt in der Newsgroup „comp.os.minix“ entpuppte 20 % entfallen auf architekturspezifische Patches. me mit der Grafikeinheit von Skylake-Prozessoren sich als die größte Untertreibung in der Geschich- Unter diesen finden sich auch Erweiterungen, im Mehrmonitor-Betrieb auftreten konnten. Eine te Freier Software. Damit kündigte Linus Torvalds die native Linux-Unterstützung für den BCM2837- Änderung im Power-Management dieser Prozes- am 25. August 1991, also vor etwa 25 Jahren, die Chip und die SMSC9514-Netzwerkschnittstelle soren behebt diesen Fehler wohl nicht vollständig, Veröffentlichung seines Betriebssystems an, das des Raspberry Pi 3 zu liefern. dürfte dessen Auftreten jedoch stark reduzieren. eigentlich „Freax“ heißen sollte.

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Die eigentliche Veröffentlichung der Version 0.01 Vielleicht noch weitere 25 Jahre, doch Voraussa- [10] https://de.wikipedia.org/wiki/Speicherleck erfolgte dann am 17. September 1991 auf einem gen sollten mit Vorsicht getroffen werden: Linux [11] https://kernel.org/category/releases.html FTP-Server der Universität von Helsinki. Der dor- sollte schon einmal „nur ein Hobby“ sein, „nichts [12] https://plus.google.com/+gregkroahhartman/ tige Server- Administrator richtete er den Bericht großes und professionelles“. posts/DjCWwSo7kqY unter dem Namen „Linux“ ein, was dann zum heu- [13] https://groups.google.com/forum/#! te noch genutzten Namen geführt hat. Happy Birthday! original/comp.os.minix/dlNtH7RRrGA/ SwRavCzVE7gJ Seither nahm die Verbreitung des Linux-Kernels LINKS stetig zu, und eine Armada an Entwicklern er- [1] https://lkml.org/lkml/2016/8/7/93 Autoreninformation weiterten in den vergangenen 25 Jahren in ihrer [2] https://de.wikipedia.org/wiki/DocBook Freizeit oder im Auftrag von Unternehmen des- [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Sphinx_(Software) Mathias Menzer (Webseite) behält sen Umfeld, seien es nun Treiber, Infrastrukturen, [4] https://lkml.org/lkml/2016/8/14/874 die Entwicklung des Linux-Kernels im Werkzeuge und Anwendungen aller Art. Dabei [5] https://lkml.org/lkml/2016/8/21/378 Blick, um über kommende Funktio- ist Linux zwischenzeitlich auf unterschiedlichs- [6] https://de.wikipedia.org/wiki/Advanced_Confi nen von Linux auf dem Laufenden zu ten Geräten zuhause und in den meisten westli- guration_and_Power_Interface bleiben und immer mit interessanten chen Haushalten präsent. Auch wenn Linux we- [7] https://lkml.org/lkml/2016/8/28/223 Abkürzungen und komplizierten der Windows noch Unix mit all seinen Derivaten [8] https://de.wikipedia.org/wiki/Kernel- Begriffen dienen zu können. verdrängen konnte, hat das freie Betriebssystem based_Virtual_Machine seinen festen Platz in der vernetzten Welt erobert [9] https://de.wikipedia.org/wiki/Deadlock_(Infor und wird ihn noch einige Zeit halten. Wie lange? matik) Teilen Kommentieren

“Argument Victory” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/1081/

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ImageMagick – eine Einführung von Dr. Diether Knof

it ImageMagick lassen sich per Kom- $ convert Falkland_Islands_Penguins_36.jpg Pinguine.png mandozeile Bilder bearbeiten und er- M stellen. Es bietet viele Manipulationen Über Kommandozeilenoptionen können weitere Das neue Bild Pinguine.jpg hat dasselbe Sei- und verschiedene Möglichkeiten, Bilder zu er- Aktionen angegeben werden. Allgemein gibt es tenverhältnis wie das Originalbild, daher ist die zeugen. ImageMagick ist besonders gut zur Optionen ohne und welche mit zusätzlichen An- Höhe nicht 600 sondern nur 532 Pixel. Für eine automatischen Bearbeitung vieler Bilder ge- gaben. Außerdem gibt es Optionen, die nicht nur einfache Anzeige des Bildes kann das mitgeliefer- eignet. In diesem Artikel wird anhand mehre- mit „-“ sondern auch mit „+“ aufgerufen werden. te Programm display verwendet werden: rer Beispiele die Anwendung gezeigt. Eine Übersicht über die Optionen findet man auf der Webseite [4]. $ display Pinguine.jpg ImageMagick arbeitet mit Rastergrafiken wie JPG und PNG. Zum Bearbeiten von SVG-Dateien eig- Bild Skalieren Soll das Seitenverhältnis ignoriert werden, ist hin- net sich ImageMagick daher nicht so gut. Das Pinguin-Bild ist recht groß. Zunächst soll es ter der Größe ein „!“ anzugeben. Damit wird das daher verkleinert werden. Die Option -scale ska- Bild verzerrt. Installation liert das Bild so, dass es in die angegebene Größe ImageMagick lässt sich normalerweise per Paket- passt: $ convert Falkland_Islands_Penguins_36.y jpg -scale 800x600! Pinguine.jpg manager installieren. Natürlich kann die aktuelle $ identify Pinguine.jpg Version von der Homepage [1] heruntergeladen $ convert Falkland_Islands_Penguins_36.y jpg -scale 800x600 Pinguine.jpg Pinguine.jpg JPEG 800x600 800x600+0+0 8-y werden. Eine Alternative ist der Ableger Graphics- bit sRGB 281KB 0.000u 0:00.000 Magick [2]. Mit dem Programm identify werden Informatio- Als Basis für die Beispiele wird das Bild nen über Bilder angezeigt. Die Befehlseingabe: Statt der absoluten Größe lassen sich auch ein Falkland_Islands_Penguins_36.jpg [3] ver- oder zwei Prozentwerte angeben: wendet: $ identify Falkland_Islands_Penguins_36.y jpg Pinguine.jpg $ convert Falkland_Islands_Penguins_36.y jpg -scale 50%x25% Pinguine.jpg $ wget -nd https://upload.wikimedia.org/y Falkland_Islands_Penguins_36.jpg JPEG y $ identify Pinguine.jpg wikipedia/commons/a/a1/y 2048x1361 2048x1361+0+0 8-bit sRGB 1.04y Falkland_Islands_Penguins_36.jpg MB 0.000u 0:00.000 Pinguine.jpg JPEG 1024x340 1024x340+0+0 y 8-bit sRGB 218KB 0.000u 0:00.000 Pinguine.jpg[1] JPEG 800x532 800x532+0+0y 8-bit sRGB 258KB 0.000u 0:00.000 $ convert Falkland_Islands_Penguins_36.y Konvertieren jpg -scale 25% Pinguine.jpg Das Hauptprogramm von ImageMagick ist zeigt für die beiden Versionen des Bildes eine $ identify Pinguine.jpg convert. Im einfachsten Fall konvertiert es von Größe von 2048x1361 beziehungsweise 800x532 Pinguine.jpg JPEG 512x340 512x340+0+0 8-y einem Grafikformat in ein anderes: Pixel. bit sRGB 134KB 0.000u 0:00.000

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Ursprungsbild Bild mit Rahmen

Im Folgenden ist die letzte Datei (Größe 512x340 $ convert Pinguine.jpg -bordercolor blue -border 10 Pinguine-Rahmen.jpg Pixel) Grundlage der weiteren Verarbeitung. Ein 3D-Rahmen lässt sich mit -frame erzeugen, erstellt, welches als Inhalt das Wort „Text“ besitzt, Weitere Möglichkeiten, die Größe anzugeben, fin- die zugehörige Farbe ist -mattecolor ansonsten aber leer ist. det man wieder auf der Webseite [5]. $ convert -pointsize 16 label:Text Text. $ convert Pinguine.jpg -mattecolor blue y y png Rahmen ergänzen -frame 30x20+7+5 Pinguine-Rahmen.jpg Um dem Bild einen Rahmen zu verpassen, wird Der Text lässt sich auch direkt ans Bild anfügen: die Option -border verwendet: Die Angabe 30x20+7+5 besagt, dass der Rah- men 30 Pixel breit, 20 Pixel hoch, der äußere Teil $ convert Pinguine.jpg -pointsize 16 y label:Text -gravity south -append $ convert Pinguine.jpg -border 10 y 7 Pixel breit und der innere Teil 5 Pixel breit ist. y Pinguine-Rahmen.jpg Pinguine-Text.jpg Text ergänzen Eine andere Farbe lässt sich mit -bordercolor Mit ImageMagick können Grafiken auch direkt Zuerst wird das Bild Pinguine.jpg geladen. angeben: erzeugt werden. In diesem Beispiel wird ein Bild Anschließend wird die Schriftgröße angegeben

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Mit einer Schleife können so alle Bilder in einem sprechend der gerade erzeugten Maske verän- Verzeichnis mit ihren Namen ergänzt werden: dert:

$ for f in *.jpg; do convert "$f" -y $ convert Pinguine.jpg Maske.png -y mattecolor blue -frame 5x5+0+5 -y compose lighten -composite Pinguine-y pointsize 16 -background blue -fill y abgerundet.jpg white label:"$f" -frame 0x5 -gravity y south -append -frame 15x10+5+0 y Bild_mit_Namen/"$f"; done Dazu erhält convert erst einmal beide Bilder. Anschließend werden sie mit -composite ver- schmolzen. Wie die Verschmelzung vorgenom- Abgerundete Ecken men wird, ist vorher mit -compose angegeben, In diesem Beispiel wird eine Maske erzeugt, die lighten bedeutet, dass das Bild entsprechend der anschließend über das Bild gelegt wird. Maske aufgehellt wird, die weißen Stellen aus der Bild mit Text Maske werden im Bild entsprechend weiß. $ convert -size 512x340 xc:white -fill y black -stroke black -draw " und aus dem Text eine zweite Grafik erzeugt. y Das Erzeugen einer temporären Masken-Datei roundrectangle 0,0 512,340 40,40" Maske. Convert enthält damit zwei Grafiken, das Bild y ist nicht nötig, sie hilft aber beim Nachvollziehen png und die Textgrafik. Mit -gravity south wird ein der einzelnen Schritte. Die Maske kann direkt in Parameter gesetzt und anschließend wird mit einem Befehlsblock erzeugt werden: -append die zweite Grafik an die erste angehängt, Wie im vorigen Textbeispiel wird die Grafik neu unten, entsprechend der Angabe mit -gravity. erzeugt. Dazu wird mit -size die Größe des zu $ convert Pinguine.jpg \( -size 512x340 y xc:white -fill black -stroke black -draw Nun liegt nur noch eine Grafik vor, die wird in erzeugenden Bildes angegeben (mittels identify y "roundrectangle 0,0 512,340 40,40" \) - Pinguine-Text.jpg abgespeichert. ermittelt). Mit xc:white wird ein Bild mit weißem y compose lighten -composite Pinguine-y Hintergrund erzeugt. Anschließend werden Füll- abgerundet.jpg Das Ganze lässt sich noch ausbauen: und Malfarbe auf schwarz gesetzt und in -draw

$ convert Pinguine.jpg -mattecolor blue -frame 5x5+0+5 -pointsize 16 -background bluey Ein Befehlsblock wird mit runden Klammern de- -fill white label:"Pinguine.jpg" -frame 0x5 -gravity south -append -frame 15x10+5+0 y finiert, der Backslash wird für die Shell benötigt. Pinguine-Text.jpg Der Block in den runden Klammern wird für sich ausgeführt, das Resultat wird wie ein Bild weiter- Dabei werden mit -background und -fill die wird ein Zeichenbefehl, hier ein abgerundetes verarbeitet. Farben für den Hintergrund und die Schrift an- Rechteck, angegeben. Das Bild wird nun als PNG- gegeben. Weitere Beispiele zur Texterzeugung Datei gespeichert (um keinen Qualitätsverlust zu In diesem Beispiel wird ein weißer Hinter- finden sich auf der Webseite des Projekts [6]. erleiden). Im nächsten Schritt wird das Foto ent- grund verwendet. Stattdessen kann auch mit

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Bild mit abgerundeten Ecken Bild mit 3D-Effekt

Transparenz gearbeitet werden, dann wird aller- Um den Aufruf besser zu verstehen hilft es, ihn Abgerissener Rand dings ein Grafikformat benötigt, das Transparenz schrittweise nachzuvollziehen. Mit -fill gray50 Einen Effekt wie bei einem abgerissen Bild er- unterstützt, zum Beispiel PNG. -colorize 100% wird das Ausgangsbild mit grau reicht man mit der folgenden Maske: übermalt. Es wird somit eine graue Fläche in der $ convert Pinguine.jpg -fill black - 3D-Effekt Größe des Ausgangsbildes erstellt. Mit -raise y colorize 100% -virtual-pixel white - Für einen einfachen 3D-Effekt im Bild gibt es den 10 wird der einfache 3D-Effekt erzeugt. Die Far- y spread 20 -blur 0x5 -threshold 50% -y raise-Befehl: ben werden mit -normalize angepasst, so dass spread 20 -blur 0x3 -threshold 50% -y die hellste Farbe weiß ist und die dunkelste spread 1 -blur 0x1 Maske.png $ convert Pinguine.jpg -raise 10 y schwarz. Nun werden mit -blur 0x5 die Farben Pinguine-erhoben.jpg verwischt. Anschließend wird die Helligkeit des Bildes entsprechend der Maske angepasst: Auch hier empfiehlt es sich, die Schritte einzeln Diesen kann man noch ausbauen. Zuerst wird nachzuvollziehen. Analog zu obi- $ convert Pinguine.jpg Maske.png -compose hardlight -y eine Maske erzeugt: composite Pinguine-3D.jpg gem Beispiel wird mit -fill black -colorize 100% eine $ convert Pinguine.jpg -fill gray50 -colorize 100% -raise 10 -normalize -blur 0x5 Maske.png schwarze Fläche erzeugt. Die

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setzen. Die Option später nachvollzogen werden, wie die Bearbei- -spread 1 -blur 0x1 tung stattfand. führt zu einem rauhen Rand. Nun wird das Bild Auf der Webseite kann man zahlreiche Beispiele entsprechend der Maske für die vielfältige Verwendung von ImageMagick aufgehellt: weiße Stellen finden [8]. aus der Maske werden im Bild weiß: LINKS [1] http://www.imagemagick.org/ $ convert Pinguiney [2] http://www.graphicsmagick.org/ .jpg Maske.png y [3] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Falk -compose lighten y land_Islands_Penguins_36.jpg -composite Pinguiney -abgerissen.jpg [4] http://www.imagemagick.org/script/ command-line-options.php [5] http://www.imagemagick.org/script/ Sollen mehrere Bilder command-line-processing.php#geometry unterschiedliche Ränder [6] http://www.imagemagick.org/Usage/text/ Bild mit abgerissenen Effekt erhalten, muss für je- [7] http://www.imagemagick.org/Usage/ des eine neue Maske er- thumbnails/#fluff Option -virtual-pixel white setzt die Far- zeugt werden, bei einem einheitlichen Rand wird [8] http://www.imagemagick.org/Usage/ be außerhalb des Bildes auf weiß. -spread die Maske nur einmal erzeugt. 20 verteilt die Pixel zufällig (einfach mal an Autoreninformation Pinguine.jpg ausprobieren). Bei der schwar- Viele weitere Beispiele für die Ausgestaltung vom zen Fläche hat dies nur einen Effekt am Bildrand sind auch wieder auf der Webseite auf- Dr. Diether Knof ist seit 1998 Rand, dort werden schwarze Pixel gegen geführt [7]. Linux-Anwender. In seiner Freizeit die weißen außerhalb eingetauscht. Mit -blur entwickelt er das freie Doppelkopf- 0x5 wird verwischt und mit -threshold 50% Fazit spiel FreeDoko, dafür werden mit werden die Pixel abhängig von ihrer Hellig- Mit ImageMagick können Bilder automatisiert be- ImageMagick die Karten konvertiert. keit in schwarz beziehungsweise weiß kon- arbeitet werden. Mit den vielen verschiedenen vertiert. Anschließend wiederholen: Pixel zufäl- Filtern ist ImageMagick sehr mächtig. Wird der lig verteilen, verwischen und auf schwarz/weiß zugehörige Befehl beim Bild abgespeichert, kann Teilen Kommentieren

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Podcasts mit Audacity von Holger Reibold

udacity wird immer auch in einem Vor dem Erstellen eines Podcasts steht die kon- Podcast-Aufnahme Atemzug mit dem Erstellen von soge- zeptionelle Arbeit an. Zunächst muss man fest- Am Anfang einer Podcast-Entwicklung steht im- A nannten Podcasts erwähnt. Nicht zu- legen, mit welchen Inhalten sich der Podcast be- mer die Aufnahme. Klingt auf den ersten Blick letzt den Podcasts hat der Audioeditor sei- fassen soll und wie diese aufgemacht sein sol- einfach, doch wenn man sich die ersten Aufzeich- ne Beliebtheit zu verdanken. Der Begriff Pod- len. Bei Produkt- und Serviceinformationen ist zu nungen abhört, kann man nachvollziehen, warum cast bezeichnete ursprünglich abonnierbare klären, wie die verschiedenen Informationen und Moderatoren und Nachrichtensprecher ihre Texte Audiodaten, die häufig in einer Serie von Me- Infobereiche präsentiert werden sollen, ob ein Jin- schriftlich ausformulieren. Gegenüber dem Fern- dienbeiträgen angeboten wurden, die über gle oder welcher Übergang die verschiedenen sehen sind Podcaster im Vorteil, denn sie müssen einen Newsfeed (meistens RSS) automatisch Abschnitte trennt, ob und wenn ja, welche Hin- sich nicht optisch in Szene setzen, sondern es ge- bezogen werden können. Das Wort verknüpft tergrundmusik zum Einsatz kommt usw. Ähnliche nügt, wenn man einen griffigen Text vorträgt. Man die beiden Begriffe iPod (für einen tragbaren Fragen stellen sich bei Interviews und vergleich- merkt beim Abhören schnell, welche Wirkungen MP3-Spieler) und Broadcasting (Verteilen von baren Inhalten. Man benötigt in jedem Fall ein „Ähms“ und „Hms“ haben. Aber dank Audacity ist Daten) miteinander. Dieser Workshop zeigt, Konzept. das in der Regel kein Hindernis, denn damit kann wie man Podcasts mit Audacity erstellt. Das man alles herausschneiden und korrigieren. grundlegende Arbeiten mit Audacity wurde in Die typische Vorgehensweise beim Erstellen ei- freiesMagazin 06/2016 [1] und 07/2016 [2] be- nes Podcasts: Die erste technische Hürde, die es zu nehmen gilt, schrieben. ist die Auswahl eines geeigneten Mikrofons. Im 1. Zunächst zeichnet man die Viele Unternehmen, aber auch Blogger und en- Aufnahme auf. gagierte Internet-Nutzer verwenden diese Tech- 2. Dann macht man sich an nik, um Informationen zu Produkten und beliebi- die Bearbeitung der Auf- gen Themen in Audiodateien zu packen und zum nahme, also das Schnei- Download bereitzustellen. Welche Themen sie in den, Trimmen, Normalisie- einem Podcast behandeln, ist hier nicht von Be- ren, und eventuell weitere lang. Der Kreativität sind praktisch keine Grenzen nötige Schitte. gesetzt. 3. Im dritten Schritt exportiert man das Podcast-Projekt Das Tolle am Podcasting: Mit minimalem finanzi- in ein gängiges Format wie ellem Aufwand kann man professionelle Podcasts MP3. erstellen. Alles, was man dazu benötigt, sind ein 4. Abschließend lädt man den Computer, ein (preiswertes USB-)Mikrofon und Podcast auf die gewünsch- Audacity. te Website. Die optimalen Geräteeinstellungen

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Handel verfügbare USB-Mikrofone oder Headsets prinzipiell mit der Aufnah- bieten eine ausreichend hohe Qualität für das me beginnen. Dazu betä- Erstellen von Podcasts. In der Regel muss man tigt man die „Aufnahme“- nicht mehr als 30 C ausgeben – eine überschau- Schaltfläche der Trans- bare Investition. Gerade bei Notebooks gehören portleiste und zeichnet integrierte Mikrofone zur Grundausstattung. Hier den Text auf. sollte man prüfen, ob diese womöglich eine aus- Die Aufnahmeeinstellungen reichende Qualität bieten. „Overdub“ und „Software Playthrough“ deaktiviert Podcast bearbeiten Für die ersten Gehversuche in Sachen Podcast er- sind. Damit sind die wesentlichen programm- und Sind die ersten Sätze oder gar Minuten aufge- zeugt man zunächst ein neues Projekt und weist projektübergreifenden Einstellungen vorgenom- zeichnet, kann man sich als Nächstes an das Be- diesem eine aussagekräftige Bezeichnung zu. Als men. arbeiten der Aufzeichnung machen. In der Praxis Nächstes sollten die Audioeinstellungen optimal ist es immer einfacher, Abschnitte zu entfernen angepasst werden. Sofern noch nicht geschehen, schließt man das oder nachzubearbeiten, als neue Inhalte zu er- Mikrofon an. Das USB-Gerät muss vor dem Pro- gänzen. Legt man mehr als eine Spur an, sollte Optimal bedeutet, dass man das gewünschte Auf- grammstart an den Rechner angeschlossen sein, man immer auch im Hinterkopf behalten, dass nahmegerät und – sofern wählbar – die Anzahl um von Audacity erkannt zu werden. diese synchronisiert werden müssen. der Kanäle bestimmt. Ein typisches Headset bie- tet lediglich eine Mono-Aufzeichnung an. Der nächste vorbereitende Schritt dient der Konfi- In der Regel macht man sich nach der Aufzeich- guration des Eingangspegels. Dazu spricht man nung an das Aufspüren von übersteuerten Berei- Dann wechselt man als Nächstes zu den Quali- einfach einige beliebige Sätze in das Mikrofon chen, denn diese Bereiche wirken für das mensch- tätseinstellungen. Diese kann man projektüber- und pegelt den Level um -9 bis -12 dB aus. Damit liche Gehör meist störend bis unangenehm. Dazu greifend in den Programmeinstellungen unter hat man ein gutes Signal-Rauschen-Verhältnis. führt man den Menübefehl „Ansicht → Übersteue- „Qualität“ oder aber projektbezogen über die Zeit- Man sollte darauf achten, dass man die Null nicht rungen anzeigen“ aus. Diese Funktion markiert /Projektfrequenzleiste anpassen. Für einen typi- überschreitet, da man andernfalls jede Menge übersteuerte Bereiche durch senkrechte rote Lini- schen Podcast genügt es, wenn man diesem eine Übersteuerungen bekommt. en. Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, wie man Sample-Frequenz von 44100 Hz und ein Sample- diese übersteuerten Passagen entfernen kann. Format von 16 bit zuweist. Für die Anpassung des Pegels kann man unter Handelt es sich um sehr kurze Übersteuerungen Umständen auch auf Treibersoftware des jeweili- von weniger als einer Viertelsekunde, zoomt man Als Nächstes sollten man die Aufnahmeeinstellun- gen Herstellers zurückgreifen. Für Linux-Anwen- einfach bis auf Sample-Ansicht heran und löscht gen bearbeiten. Dazu öffnet man die Programm- der steht ALSA zur Verfügung. die Abschnitte. einstellungen und dort die Kategorie „Aufnahme“. Hier stellt man sicher, dass unter „Wiederga- Damit hat man alle notwendigen Vorbereitun- Handelt es sich um eine längere übersteuer- be während der Aufnahme“ die beiden Optionen gen für die Aufnahme getroffen und man kann te Passage, hilft meist nur, die betreffenden

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Man sollten eine Aufnahme außerdem auf Aus- reißer prüfen, die zwar keine Übersteuerungen darstellen, aber dennoch das Gesamtbild und da- mit den Hörgenuss beeinträchtigen können. Um derlei Ausreißer im Zaum zu halten, reduziert man die Verstärkung der Audiospur um ca. 3 bis 6 De- zibel. Wichtig ist, dass man in das Eingabefeld „Verstärkung“ einen negativen Zahlenwert eingibt, also beispielsweise -3, -4 oder -5. Auch hier sollte man von der Vorhören-Funktion Gebrauch ma- chen und das Ergebnis der Effektanwendung vor dem Speichern prüfen.

Feinschliff Oftmals kombiniert man in Podcasts unterschied- liche Tonspuren, um z. B. ein Interview mit einem kurzen Song oder einem Jingle für den Hörer in- teressanter und leichter konsumierbar zu gestal- ten. In diesem Fall sind für einen Übergangssong Der Anfang ist gemacht: Die ersten Sätze sind im Kasten die Ein- und Ausblendeffekte eine wertvolle Hilfe. Man könnte die Hintergrundmusik beispielswei- Abschnitte mit einem nach unten korrigierten Pe- die exakte Darstellung der Lücke hat man bei dem se beim Schlusswort der Interviews bereits leicht gel erneut aufzunehmen. Doch das Ersetzen ei- Ersetzen immer die volle Kontrolle, wieviel Platz einblenden und dann kontinuierlich die Lautstärke nes kurzen Abschnitts in einer Audiodatei ist alles für die Aufnahme bleibt. anheben. andere als einfach, auch weil eine nahezu identi- sche Aufnahme in der Praxis kaum gelingt. Sollte man die Lücke nicht vollständig geschlos- Hier stellt Audacity verschiedene Ein- und Aus- sen haben, kann man diese Bereiche einfach blendeffekte zur Verfügung. Man kann mit den Um einen längeren unerwünschten Bereich zu markieren und aus der Audiospur entfernen. Man einfachsten Varianten beginnen und die Über- entfernen und diesen dann mit einer neuen Auf- kann nicht ausreichend lange Passagen verlän- blendung mit den Menübefehlen „Effekt → Ein- nahme zu füllen, markiert man dieses Segment gern, indem man das Tempo mit dem Effekt „Tem- blenden“ bzw. „Effekt → Ausblenden“ realisieren. und führt den Befehl „Bearbeiten → Markiertes po ändern“ herunterfährt. Beim Verlängern soll- Schließlich sollte man noch eine Normalisierung Audio → Ausschneiden und Clip trennen“ aus. Au- te man unbedingt Gebrauch von der Vorhören- durchführen. Auch das hilft, Verzerrungen zu ver- dacity erzeugt eine Lücke, die man dann nur noch Funktion machen, um sicherzustellen, dass die hindern. Der Normalisieren-Befehl ist ebenfalls mit der neuen Aufnahme füllen müssen. Durch Aufzeichnung nicht allzu verzerrt klingt. über das Effekt-Menü verfügbar.

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Textspuren sind eine Dateien, während MP3 auf maximal zwei Kanäle große Hilfe bei der Arbeit beschränkt ist. mit Audacity, weil man damit Erläuterungen zu Aufgrund der breiten Unterstützung durch tragba- verschiedenen Abschnit- re Geräte wie Smartphones, MP3-Player etc. fällt ten eines Projekts ein- die Entscheidung meist für das MP3-Format aus. fügen kann – ähnlich, Damit ein Export nach MP3 überhaupt möglich ist, wie Programmierer ihre muss ein MP3-Encoder separat installiert werden. Entwicklungen mit Kom- In der Regel ist das LAME. mentaren versehen. So findet man sich nach Ist der LAME-Encoder installiert, kann man das einer Pause schnell wie- Projekt mit dem Menübefehl „Datei → Exportie- der in einer Entwicklung ren“ einfach nach MP3 exportieren. Unter „Datei- zurecht und vereinfacht typ“ wählt man das Format MP3. Mit einem Klick auch die Zusammenar- auf „Optionen“ kann man die MP3-Option bearbei- beit mit Dritten. ten und dort konkret die Exportqualität festlegen. Mit einer Bitrate von 128 kbit/s ist man bestens Abschließend sollte man bedient. das Projekt in aller Ru- he am Rechner abhören Bei Podcasts macht eine höhere Qualitätsstufe und prüfen, ob es das kaum Sinn. Man kann stattdessen versuchen, die gewünschte Ergebnis er- Bitrate niedriger zu setzen. Eine allgemeine Regel Hintergrundmusik lässt sich auch wunderbar mit dem Effekt „Auto-Duck“ zielt. für die optimalen Exporteinstellungen gibt es lei- steuern. der nicht. Hier hilft meist nur: probieren geht über studieren, um den optimalen Mix aus Qualität und Man kann die Hintergrundmusik auch sehr flexibel Podcast exportieren Dateigröße zu erzielen. Auch wenn Bandbreite mit dem Effekt „Auto-Duck“ einblenden. Dazu legt Entspricht das Ergebnis des Podcast-Projekts den im Internet dank Breitbandanschlüssen heute oft- man eine weitere Tonspur im Projekt an und im- Vorstellungen, steht der nächste Schritt an: Man mals kein Hindernis mehr für den Download dar- portiert die gewünschte Musikdatei. Sollte es sich muss entscheiden, in welches Zielformat man das stellt, sollte man auch an mobile Anwender den- um eine Stereospur handeln, muss sie zunächst Projekt exportieren will. In der Regel ist die Ent- ken, denen noch nicht die gleichen Übertragungs- mit dem Befehl „Spuren → Stereospur in Mono scheidung zwischen MP3 und Ogg Vorbis zu tref- möglichkeiten zur Verfügung stehen. Audacity prä- umwandeln“ umgewandelt werden. Dann wendet fen. Beide Formate haben ihre Vor- und Nach- sentiert während des Exports einen Hinweisdia- man auf die Audiospur den Auto-Duck-Effekt an teile. Ogg Vorbis bietet die bessere Soundquali- log samt Fortschrittsanzeige, anhand dessen man und steuert damit die Einblendung. tät und erlaubt auch das Erstellen von Surround- den Export verfolgen kann.

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Upload des Podcasts Noch einfacher geht es, wenn man mit einer Blog- [2] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- Nachdem man das Projekt in das favorisierte For- Software wie WordPress arbeitet. Diese besitzt ei- 2016-07 mat exportiert und die Podcast-Datei in einem Ver- ne Mediathek und einen eigenen Upload-Mecha- zeichnis der Wahl gespeichert hat, muss man die nismus. Es genügt, die Audiodatei in das Medien- Autoreninformation Datei nur noch publizieren. Dazu verwendet man fenster zu ziehen, um die Datei in das System zu in der Regel eine Website, über die die Datei dann laden. Mit dem Editor ist dann das Einbinden und Holger Reibold (Webseite) pro- von Dritten heruntergeladen werden kann. Man Verfassen eines Textes ein Kinderspiel. movierte in Informatik und begann muss nur noch dafür sorgen, dass die Podcast- in den 1990ern seine Karriere als Datei auf der Seite eingebunden wird. Fazit Fachjournalist und Autor. Er veröffent- Mit Audacity ist es kinderleicht, eigene Podcasts lichte seitdem zahlreiche Artikel und Welchen Weg man wählt, ist von der Art der Web- zu erstellen und diese mit den zur Verfügung ste- Bücher. 2005 gründete er den Verlag site und den bevorzugten Werkzeugen abhängig. henden Funktionen zu bearbeiten. Die Handha- Brain-Media.de. Dort hat er auch Hat man eine statische Website mit einem „norma- bung von Schneide- und Bearbeitungsfunktionen ein Buch „Audacity 2.1 kompakt“ mit len“ Webeditor erstellt, erfolgt der Upload meist ist so einfach, dass dies jeder interessierte An- weiterführenden Informationen zum mithilfe eines FTP-Clients wie FileZilla. Auch die- wender hinbekommt. Audioeditor herausgegeben. ses Programm ist Open-Source und kann daher kostenfrei eingesetzt werden. Nach dem Upload LINKS muss man die Podcast-Datei nur mit dem Webe- [1] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- Teilen Kommentieren ditor einbinden und einen Link auf diese anlegen. 2016-06

“Plastic Bags” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/990/

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Einführung in Gregorio 4.1.4 von Stephan Tilch

ie Software Gregorio [1] bietet im Zu- Gregorianischen Chorals. Damit bezeichnet man Ein Programm für den digitalen Notensatz die- sammenspiel mit LATEX hochwertigen den traditionellen einstimmigen, lateinischen Ge- ser alten Notenschrift zu finden, ist jedoch nicht D Notensatz in der alten Quadratnotati- sang der katholischen Liturgie. Entstanden ist er so einfach. Lilypond bietet Möglichkeiten dazu, on, der Notenschrift, die für Gregorianische wohl um das 7./8. Jahrhundert und war seitdem allerdings scheint dieses Feature nicht weiterent- Choräle verwendet wird. Sie ist ein Beispiel durchgängig v. a. in den Klöstern in Gebrauch. Ur- wickelt zu werden. Wer im Internet sucht, kann dafür, dass Freie Software auch Nischen ex- sprünglich wurde er rein mündlich tradiert, was ei- mehrere Projekte finden, die schon etwas in die zellent besetzen kann. Auch über die FLOSS- ne enorme Gedächtnisleistung von den Sängern Jahre gekommen sind und deren Aktivität eher Gemeinde hinaus kann Gregorio wohl als das forderte. Die Sorge um den Fortbestand führte bezweifelt werden darf. Für den Notensatz sind führende Programm für diese Aufgabe gelten. irgendwann zur Verschriftlichung. Dies erfolgte natürlich entsprechende Fonts nötig. Diese lassen Zahlreiche Initiativen im Umfeld machen die mithilfe der sogenannten Neumen, die grobe An- sich selbstverständlich auch in einer normalen Software auch für weniger Technikaffine gut haltspunkte zum melodischen Verlauf und zur In- Textverarbeitung oder einer Desktop-Publishing- nutzbar. Der Artikel will einen kurzen Über- terpretation boten. Dabei gab es regional unter- Anwendung wie Scribus verwenden. Das ist aber blick zur Verwendung der Software und ange- schiedliche Zeichensysteme. wenig komfortabel, insbesondere die Anpassung schlossenen Projekten bieten. des Textes an die Noten bereitet mitunter Schwie- Die Quadratnotation ist aus den nordfranzösi- rigkeiten. Hier tut sich also eine echte Lücke auf. Übersicht schen und aquitanischen Neumen hervorgegan- Notationssoftware ist dem Musiker das, was Text- gen. Die wichtigste Neuerung lag im Gebrauch Gregorio ist eine Software, die ausschließlich für verarbeitungsprogramme im Office-Bereich leis- von Notenlinien und Notenschlüsseln, die erst- die Quadratnotation entwickelt wurde. Von Be- ten. Digitaler Notensatz ist heute mit einer Viel- mals die Tonintervalle genau definierten. Die Qua- ginn an wollte Gregorio nicht nur eine vollständige zahl an Programmen möglich, proprietären wie dratnotation kennt vier Linien und zwei Schlüssel, Funktionalität, also insbesondere einen vollstän- freien, es gibt grafische WYSISWYG-Software den c- und den f-Schlüssel, die jedoch auf jeder digen Zeichensatz, bieten, sondern auch durch und Auszeichnungssprachen. Die beiden Flag- beliebigen Linie liegen können. Die Notenköpfe große Anpassungsfähigkeit und einen guten Zei- schiffe der FLOSS-Gemeinde heißen MuseSco- haben mehr oder minder quadratische Form. Län- chensatz hochwertige Ergebnisse ermöglichen. re [2], ein WYSIWYG-Editor, und Lilypond [3], ei- genangaben fehlten den Noten ursprünglich; dazu Zudem verpflichteten sich die Entwickler um Élie ne LATEX-ähnliche Auszeichnungssprache. Letzte- wurden einige Zeichen im Zuge der Standardisie- Roux und Olivier Berten von Beginn an auf die re wurde in Ausgabe 05/2015 von freiesMagazin rung des Systems in der Neuzeit hinzugefügt. Die Ideale freier Software. vorgestellt [4]. Der Fokus dieser Programme liegt Quadratnotation wurde spätestens in dieser Zeit auf dem modernen, europäischen Notensatz. Es zum Standard für den Gregorianischen Choral Gregorio ist für GNU/Linux, Windows oder Mac gibt aber noch andere Notationssysteme. und als solcher ist sie noch heute in Gebrauch – erhältlich. Es verwendet eine eigene MarkUp- bei Kirchenmusikern und Musikwissenschaftlern Sprache, um im Verbund mit LuaLATEX hochwerti- Am gebräuchlichsten ist vielleicht die Quadratno- gleichermaßen. In kritischen Ausgaben wird sie gen Notensatz zu ermöglichen. Den weniger Tech- tation [5] und zwar für die Notation und Praxis des inzwischen ergänzt durch die älteren Neumen. nikaffinen (solche soll es ja unter Musikern ge-

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 24 COMMUNITY ben) sei gesagt, dass eine u. U. mühsame lokale pdfTEX benutzt werden. Das Kompilieren des Verwendung Installation nicht notwendig ist, da auch Browser- GABC-Codes kann dann aber von LuaTEX auto- Gregorio funktioniert nur im Zusammenspiel mit Tools zur Verfügung stehen. Auch um LATEX-Code matisch aufgerufen werden, sodass nur ein Befehl LuaTEX (mindestens Version 0.76). Deshalb er- muss man sich dann nicht kümmern. Darüber zur Erstellung der fertigen PDF nötig ist. geben sich zunächst folgende Optionen zur Be- hinaus steht eine umfangreiche Datenbank zur nutzung: Man kann Gregorio ganz puristisch mit Verfügung, in der ein sehr großer Teil des traditio- Installation einem Texteditor und der Kommandozeile bedie- nellen Repertoires bereits greifbar ist. Bevor die- Gregorio ist 2016 zum ersten Mal in TEX Live nen, man kann den TEX-Editor seiner Wahl ent- se Arbeitserleichterungen vorgestellt werden, soll enthalten. Wer also immer eine aktuelle Version sprechend anpassen oder man nutzt Scribus [8] zunächst eine Einführung in die Software selbst dieser TEX-Distribution installiert hat, sollte Gre- und dessen eingebaute LATEX-Schnittstelle. Alle geboten werden. gorio sofort nutzen können. Wenn in Zukunft die Varianten sind auf der Seite des Projektes be- großen GNU/Linux-Distributionen diese oder jün- schrieben. Dieser Artikel beschränkt sich auf die Funktionsweise gere Versionen von TEX Live in den Paketquellen Nutzung von Gregorio ohne weitere Hilfsmittel. Die ursprüngliche Idee des Projektes war es, den enthalten, sollte das die Installation stark verein- Satz eines bestehenden Fonts per LATEX zu er- fachen. Es sind mindestens zwei Dateien nötig, um ei- möglichen. Das ist auch bis heute im Wesentli- ne grafische Ausgabe zu erzeugen: Einmal eine chen das, was technisch passiert – obwohl der Bis dahin folgt man einfach den Instruktionen zur TEX-Datei, die einen oder mehrere Gesänge ein- ursprüngliche Font aus Lizenzgründen durch ei- Installation auf den Seiten des Projekts [7] Für bindet und eventuell um Überschriften oder Text- ne freie Eigenentwicklung ersetzt werden musste. GNU/Linux-Systeme müssen zunächst die Quell- abschnitte ergänzt, und je Gesang eine GABC- Die Notation funktioniert aber nicht über die Ein- dateien heruntergeladen werden. Das korrekte Datei, die die eigentliche Notation enthält. Als bindung eines LATEX-Paketes und dessen Makros. Archiv heißt immer gregorio-x.y.z.tar.bz2, Beispiel soll hier der Einzugsgesang (Introitus) Es wurde eine eigene Syntax zur musikalischen wobei x.y.z. für die Versionsnummer steht, zum der traditionellen Begräbnismesse schrittweise Notation entwickelt, die GABC-Syntax. Inspiriert Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels also 4.1.4. gesetzt werden. Das Abschreiben traditioneller ist sie von der Auszeichnungssprache ABC [6] Nachdem dieses entpackt wurde, öffnet man dar- Gesänge (im Unterschied zur Neukomposition) ist für konventionellen Notensatz. Das Kommando- in ein Terminal und installiert Gregorio mit zwei wohl der typische Anwendungsfall. Grundlegende zeilentool „gregorio“ wandelt dann die so notierte Befehlen: LATEX-Kenntnisse werden dabei vorausgesetzt. Musik in eine GregorioTEX-Datei um. Diese sorgt für den gewünschten Notensatz. Da die Grego- $ ./build.sh # ./install.sh rioTEX-Datei nur schwer lesbar ist, empfiehlt es sich, nur im äußersten Notfall oder bei sehr ho- hen Qualitätsansprüchen Veränderungen daran Da Gregorio LuaTEX nutzt, wird eine vol- vorzunehmen. le TEX Live-Installation empfohlen. Wenigs- tens die folgenden Pakete müssen installiert Gregorio nutzt Funktionen von LuaTEX und kann sein: xcolor, kvoptions, ifluatex, graphicx, Vorlage für das Notationsbeispiel aus dem deshalb nicht mit den älteren TEX-Compilern wie luatexbase, luaotfload, luamplib, und xstring. Graduale Romanum (1961).

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Als Minimalbeispiel sähe die TEX-Datei so aus: office-part: Introitus; der nächsthöhere mit „b“, usw., unabhängig vom mode: 6; Schlüssel. Das macht die Notation einfacher, ins- \documentclass[12pt, a5paper]{scrartcl} book: Graduale Romanum 1961, p. 94*; besondere wenn man Notenbilder abschreibt. \usepackage{libertine} transcriber: Stephan Tilch; \usepackage[autocompile]{gregoriotex} %%

\begin{document} \gregorioscore{requiem} Nach dem doppelten Prozentzeichen folgt die ei- \end{document} gentliche Noteneingabe. Zunächst der Schlüssel. In der Quadratnotation gibt es nur zwei verschie- Das Paket gregoriotex wurde mit der Option dene Schlüssel, den c- und den f-Schlüssel, die Notation der Tonhöhe in GABC autocompile aufgerufen. Diese bewirkt, dass al- jedoch auf jeder der vier Notenlinien liegen kön- le eingebundenen Noten automatisch von GABC nen. Mit „(c4)“ wird also der c-Schlüssel auf der Das Codebeispiel mit Text und Tonhöhen: zu GregorioTEX kompiliert werden, jedoch nur vierten Notenlinie (von unten gezählt) benutzt. dann, wenn an der GABC-Datei eine Änderung (c4) RE(ffg)qui(f)em(f) ae(fgh)tér(hggfgy )nam(gf) vorgenommen wurde. Als Schriftart wurde die Li- Es bietet sich an, zunächst den Text einzufügen bertine gewählt, die sich – neben der EBGara- und die Silben zu trennen. Dazu gibt es ein prak- mond – von den derzeit verbreiteten freien Schrif- tisches Browsertool, das einem den Text so prä- Der Code wird mit dem Befehl lualatex ten am besten für diesen Zweck eignet. Da so- pariert, wie er gebraucht wird [9]. Das Ergebnis --shell-escape Requiem_Messe.tex kompi- wieso LuaLATEX benutzt werden muss, ist die Ver- muss ungefähr so aussehen: liert. Der Zusatz --shell-escape ist notwendig, wendung jeder anderen auf dem Rechner instal- weil das externe Programm gregorio aufge- lierten Schrift über das fontspec-Paket sehr ein- Re()qui()em() ae()tér()nam() rufen wird. Diese Option kann man auslassen, fach. Die TEX-Datei wird gespeichert, z. B. als wenn gregorio in die Liste der zugelassen Requiem_Messe.tex. Im selben Verzeichnis legt Die Noten werden in den Klammern hinter den externen Programme eingetragen wird. Diese man die Datei requiem.gabc an. Der Dateiname Silben notiert. Dieses Ineinander von Textnotation heißt shell_escape_commands und findet sich muss natürlich mit dem in der TEX-Datei angege- und Melodienotation macht den Code schwerer in der Datei texmf.cnf (zu finden, je nach- benen übereinstimmen. Die GABC-Datei beginnt lesbar als z. B. Lilypond-Code. Die Wahl ist aber dem wo TEX Live installiert wurde, z. B. unter mit Metainformationen, z. B. zum Namen, zum li- verständlich, da im Gregorianischen Choral typi- /usr/share/texlive/texmf-dist/web2c). Ab turgischen Ort des Gesangs, zur Kirchentonart, scherweise viele Melismen auftreten, also lange der Version 2016 von TEX Live sollte das bereits der Quelle, dem Codierer und der Lizenz: Melodieketten auf einer einzigen Silbe. voreingestellt sein. name: Requiem; Nun folgt die Eingabe der Noten. Für die Notation Schaut man sich das Ergebnis genauer an, sieht gabc-copyright: CC0-1.0 by Stephan Tilch y der Tonhöhe entschied man sich für eine Kodie- man, dass Gregorio aufeinanderfolgende Noten , 2016 ; kopf auf der unteren Hilfslinie wird mit „a“ notiert, zusammenfügt.

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optischen Erscheinungsbild der Noten orientiert der Notenlinien oder die Farbe der Notenlinien und nicht an der Tonlage, sind keinerlei musika- (rot ist z.T. gebräuchlich) verändert werden. lische Kenntnisse vonnöten. Schon nach kurzer Zeit hat man den Beginn des Introitus abgetippt: Das Projekt arbeitet inzwischen an weiteren Funk- tionalitäten. So wurde die GABC-Syntax um Erster Schritt der Notation des Beispiels (c4) RE(ffg)qui(f)em(f) *() ae(f!g'h)téry NABC erweitert. Es handelt sich um Kodierun- (hggfg)nam(gf..) (;) do(f!g'h)na(hg) e(h y gen, um die noch ältere Notenschrift der Neumen )is(ixhjHG'hw!ivHG') Do(f)mi(fg!hvGF'g) Im Fall dieses Beispiels sind sogar schon alle y zu setzen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ne:(gf..) (:) Mehrtonneumen richtig gesetzt. Es fehlen noch wurden Ausgaben von Choralbüchern vermehrt kleinere Angaben zu Rhythmus und Tonlänge, der um diese Zeichen ergänzt. kleine Strich (das sog. Ictus-Zeichen) und die zwei Die Neumen werden über Punkte. Diese werden durch ein folgendes Apo- oder unter den Notenzei- stroph bzw. durch zwei folgende Punkte notiert. len gedruckt. Sie geben Zudem wird noch ein Asterisk im Text gesetzt und die Rhythmik der Gesän- eine kurze Pause durch eine halbe Linie markiert. Dritter Schritt der Notation des Beispiels ge präziser wieder als die Ein Ausrufezeichen in einer Gruppe von drei No- Quadratnotation, die ja ur- ten dient der Unterteilung in eine Einzel- und eine Hier waren noch weitere Zeichen und der entspre- sprünglich keinerlei rhythmische Information ent- Doppelneume. Diese Unterteilung (auf der Silbe chende Code vonnöten. Zunächst ein Vorzeichen: hielt. Gregorio ist inzwischen auch in der Lage, "ae") wurde bereits richtig erkannt, aber das Aus- Dieses notiert man durch Angabe der richtigen einen Großteil der St. Galler Neumen zu setzen. rufezeichen rückt die Neumen noch enger zusam- Höhe und ein folgendes „x“ für ein b-Vorzeichen men und markiert so die Zusammengehörigkeit. oder ein „y“ für ein Auflösungszeichen. Die rauten- Projekte im Umkreis förmigen Notenköpfe, die sog. „Puncta inclinata“ Zwar bietet Gregorio exzellente Ergebnisse, das (c4) RE(ffg)qui(f)em(f) *() ae(f!g'h)téry werden durch denselben Buchstaben, jedoch in macht aber nur einen Teil des Reizes dieser Soft- (hggfg)nam(gf..) (;) Großschrift notiert. Zuletzt kommt noch ein sog. ware aus. Beinahe genauso wichtig sind die vielen „Quilisma“ vor, das ist der wellenförmige Noten- kleinen Projekte im Umkreis, die die Benutzer- kopf. Dieser wird durch ein nachgestelltes „w“ zum freundlichkeit massiv erhöhen. gewohnten Buchstaben der Tonhöhe kodiert. Das Beste vielleicht zu Beginn: Einen Großteil Diese und alle anderen nötigen Codes lassen sich der traditionellen Hymnen, Antiphonen, Ordinari- leicht auf der sehr übersichtlichen Notationsrefe- en etc. wird man gar nicht selbst setzen müssen, Zweiter Schritt der Notation des Beispiels renz [10] nachschlagen. Um die Ausgabe weiter weil bereits riesige Datenbanken vorhanden sind. zu gestalten, stehen eine Reihe Makros zur Ver- Auf der Seite „GregoBase“ [11] sind sämtliche Ge- In dieser Weise lassen sich recht schnell die Ge- fügung, die in der TEX-Datei einzusetzen sind. So sänge aus dem „Liber Usualis“, einer bekannten sänge abtippen. Da sich die GABC-Syntax nur am kann bspw. die Größe der Initiale, der Abstand Sammlung gregorianischer Gesänge, und die al-

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 27 COMMUNITY lermeisten aus dem „Graduale Romanum“ (von Ausblick LINKS 1908 und 1961), also dem offiziellen römischen Gregorio gehört zu den erstaunlichen Geschich- [1] http://gregorio-project.github.io/ Buch mit den variablen Gesängen für die Messe, ten, die Freie Software mitunter schreibt. Das [2] https://musescore.org/de im GABC-Format sowie als PDF, EPS oder PNG Projekt widmet sich einem Thema, das nicht [3] http://lilypond.org/ greifbar. Das traditionelle Repertoire ist damit zu gerade im Zentrum des Interesses der Hacker- [4] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- einem sehr großen Teil erfasst. Einer Weiterver- Community steht. Aber einige wenige Enthusias- 2015-04 wendung steht dank CC0-Lizenz nichts im Weg. ten reichten, um dem immer noch recht jungen [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Quadratnotation Projekt eine erstaunliche Reife zu verleihen. Es [6] http://abcnotation.com/ Ein ähnlich umfangreiches Projekt findet sich auf wird weiterhin aktiv weiterentwickelt, denn auch [7] http://gregorio-project.github.io/installation. der Seite von Steven van Roode [12], der für ver- die ältere Notenschrift der Neumen, die für wis- html schiedene gedruckte Veröffentlichungen den No- senschaftliche Ausgaben nötig ist, soll vollstän- [8] https://www.scribus.net/ tensatz erstellt hat. Dort ist das lateinische Stun- dig implementiert werden. Gregorio ist außerhalb [9] http://marello.org/tools/syllabifier/ dengebet in gesungener Form für alle Sonn- und der eigenen Community erstaunlich unbekannt – [10] http://gregobase.selapa.net/wp-content/ Feiertage zu finden – jedoch leider nur als PDF. bis vor kurzem gab es keinen Wikipedia-Eintrag, uploads/2014/08/summary-gabc.pdf es wird kaum davon berichtet. Und das, obwohl [11] http://gregobase.selapa.net/ Für häufige Anwendungsfälle, wie das Zusam- sich das Projekt in seiner Domäne durchgesetzt [12] http://www.kleingraduale.nl/LiturgiaHorarum/ menstellen der Gesänge für die Messe eines hat. Mehrere Orden und Klöster setzen es ein, [13] https://bbloomf.github.io/jgabc/faq.html Sonntages, kann man sich sogar den Kontakt auch die „Church Music Association of Ameri- [14] http://gregorio.gabrielmass.com/cgi/process. mit Quellcode sogar ganz ersparen. Benjamin ca“ als eine der weltweit größten Kirchenmusik- pl Bloomfield [13] hat verschiedene Browsertools Organisationen gehört zu den Nutzern. Sogar die [15] http://dev.illuminarepublications.com/ entwickelt, mit denen der Code oder die PDF z. B. Abtei von Solesmes, die die weltweit wichtigste gregorio/ für einen bestimmten Sonn- oder Feiertag oder Institution auf dem Gebiet der Gregorianik seit [16] http://gregoriochant.org/ einen Psalm mit wenigen Klicks erstellt werden dem 19. Jahrhundert war und ist, verwendet für kann. neue Publikationen Gregorio. Autoreninformation

Daneben gibt es Online-Editoren [14] [15], die Sollte dieser Artikel Interesse geweckt haben, so Stephan Tilch ist studierter Theolo- eine lokale Installation von Gregorio überflüssig sei noch einmal die Seite des Projektes empfoh- ge und Physiker. Zunächst wegen machen. Die Bedienung erfolgt allein über den len. Auf dieser sind, leider ein wenig verstreut, eines Windows-Crashs migrierte er Browser. zahlreiche weitere Informationen zu finden. Es 2012 zu GNU/Linux und entwickelte existiert auch ein kleines Wiki [16] und bei Fragen fortan ein immer größeres Interesse Für die, die Gregorio selbst und in voller Pracht zur Benutzung kann man sich an die entsprechen- und Begeisterung für Freie Software. bedienen wollen, bietet das Projekt Syntaxher- de Mailingliste wenden. Auch ein IRC-Channel vorhebungsdateien für Vim, Emacs, Gedit, Note- steht zur Verfügung. Die Community ist klein, aber pad++ und weitere Texteditoren. aktiv und sehr hilfsbereit. Teilen Kommentieren

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 28 LINUXALLGEMEIN

Eine Geschichte von Linux – Teil 2 von Jakob Moser

it der Veröffentlichung des Linux- Allerdings gibt es immer wieder Kontroversen, Dis- noch nie einen wütenden Pinguin gesehen, der Kernels 1.0 am 14. März 1994 ende- kussionen und kleinere Konflikte deswegen. mit über 100 Meilen pro Stunde auf einen zurast“), M te Teil 1 der „Geschichte von Linux“ und so entwarf Larry Ewing den bekannten Linux- (siehe freiesMagazin 11/2015 [1]). Dieser Arti- Man kann es aber auch wie Linus Torvalds se- Pinguin mit dem Grafikprogramm GIMP. kel knüpft nahtlos an die damalige Geschich- hen, der sagte: „Es spielt eigentlich keine Rolle, te an und erzählt den Werdegang des Linux- wie die Leute Linux nennen, solange dem Ehre Der Name stammt von James Hughes als Ablei- Kernels, insbesondere den seiner Distributio- entgegengebracht wird, dem Ehre gebührt (auf tung von Torvalds Unix [4], seitdem sind noch nen. beiden Seiten). Persönlich werde ich weiterhin einige weitere Interpretationen hinzugekommen. ‚Linux‘ sagen [. . . ] Die GNU-Leute versuchten, es Der GNU/Linux-Namensstreit GNU/Linux zu nennen, und das ist ok.“ Tux ist bis heute noch ein Symbol für Linux und Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung Freier Software, und ist heute an allen erdenkli- brach der GNU/Linux-Namensstreit aus [2]. Tux chen und anderen Stellen zu finden. Anfang 1996 [3] unterhielten sich einige Perso- Zuerst nutzte Linus Torvalds die Bezeichnung nen auf der Linux-Kernel-Mailingliste über ein ge- Distributionen „Linux“ nur für den Kernel. Dieser wurde allerdings eignetes Maskottchen oder Logo für Linux. Viele Nachdem nun Name, Namensstreit und Logo be- selten allein, sondern oft zusammen mit anderer der Ideen waren Parodien von Logos anderer Be- handelt wurden, möchte sich der Artikel ein wenig Software, vor allem der des GNU-Projekts, aus- triebssysteme, andere Leute schlugen Haie oder der technischen Seite und der Entstehung der geliefert. Auch für diese Kombination aus Kernel Adler vor. Linux-Distributionen widmen. und Software wurde bald überall der Name „Linux“ verwendet. Linus Torvalds bemerkte irgendwann, dass er ein Der Linux-Kernel allein machte ja noch kein Be- Freund von Pinguinen sei und schlug daraufhin triebssystem, daher begannen nach seiner GPL- Richard Stallman versuchte bald, den Namen einen Pinguin als Maskottchen vor. Seine Sympa- Lizenzierung bald viele Leute damit, den Linux- „GNU/Linux“ durchzusetzen, um auch die Rolle thie für Pinguine soll er angeblich während eines Kernel gebündelt mit weiteren Anwendungen aus- von GNU und GNU-Software in den Namen ein- Aquariumsbesuchs in Canberra 1993 entwickelt zuliefern. zubringen. haben. Zu den ersten Distributionen zählten zum Bei- Es bildeten sich verschiedene Lager und noch ab- Einige Leute waren gegen die Idee, einen kleinen, spiel das „Softlanding Linux System“ (SLS), eine strusere Namen wie „Lignux“ wurden vorgeschla- dicken Pinguin als Maskottchen zu verwenden. zu ihrer Zeit sehr bekannte Distribution, die aller- gen. Allerdings hat sich im Laufe der Zeit „Linux“ Sie warfen ihm fehlende Eleganz oder gar Lächer- dings viele Fehler hatte. Die wohl erste kommer- hauptsächlich aus Gründen der Bequemlichkeit lichkeit vor. Torvalds verteidigte sich vehement ziell vertriebene Linux-Distribution war „Yggdrasil durchgesetzt, und die meisten Leute verwenden (unter anderem mit dem Argument, das die Stär- Linux“ [5]. Obgleich 1995 eingestellt, kann man ihn heute. ke des Pinguins zeigen sollte: „Sie haben wohl sie auch heute noch herunterladen [6].

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Zeitlicher Zusammenhang verschiedener Linux-Distributionen. Basierend auf [7].

Slackware leichtgewichtige Tools. Insbesondere gibt es von Debian Mit SLS unzufrieden, veröffentlichte der Ameri- Haus aus keine wirklich mächtigen Paketma- Auch Ian Murdock war mit SLS unzufrieden. Er kaner Patrick Volkerding am 17. Juli 1993 die nager mit beispielsweise Abhängigkeitsmanage- entwickelte allerdings keine Abspaltung, sondern Abspaltung „Slackware“ [8]. Sie ist die ältes- ment. Slackwares Motto ist „It’s done when it’s eine komplett neue Distribution, die sich von SLS te heute noch aktive Linux-Distribution. Slack- done“ (Es ist fertig, wenn es fertig ist), daher gibt nur inspirieren ließ. Diese am 16. August 1993 ver- ware folgt dem KISS-Prinzip [9] (Keep it sim- es keine Vorankündigung und auch keine festge- öffentlichte Distribution trug den Namen „Debian ple, stupid) und bietet daher von sich aus nur setzten Termine für ein neues Release. Linux“ [10], abgeleitet von seinem Namen und

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 30 LINUXALLGEMEIN dem seiner damaligen Freundin Debra Lynn [11]. de ausschließlich innerhalb der Firma Red Hat Im November 2007 bot SUSE erstmals die Dis- Im Mai 1994 entschied sich Murdock, die Distri- entwickelt und in verschiedenen Versionen an Nut- tribution zum Download an, die kostengünstigste bution in „Debian GNU/Linux“ umzubenennen, da zer verkauft. Dabei verfolgte Red Hat das Konzept, Version wurde dahingehend eingestellt. Einige Debian eine freie Distribution „im Geiste von Linux nicht für das System an sich, sondern für die Zu- Zeit später wurden alle Produktlinien eingestellt, und GNU“ sein sollte. sammenstellung von Paketen und Paketupdates ab dann gab es SUSE nur noch zum Download. sowie Support einen jährlichen Beitrag zu verlan- So ist Debian heute eine der wenigen Distributio- gen. Mit der Gründung des openSUSE-Projekts wur- nen, die das „GNU/Linux“ im Namen tragen. de die Entwicklung von SUSE Linux öffentlich Aus diesen drei Distributionen, die alle heute noch gemacht, am 7. Dezember 2006 wurde der Na- Seit seiner Veröffentlichung hat Debian an Popu- aktiv sind (Red Hat Linux allerdings mit einer klei- me der Distribution von SUSE Linux in open- larität nur dazugewonnen. Auch heute ist es ein nen Namensänderung, mehr dazu etwas später), SUSE [14] geändert. Die SUSE LLC (so heißt das oft benutztes Betriebssystem und Basis für vie- haben sich im Laufe der Jahre viele teils sehr er- Unternehmen heute) verkauft heute wie bei Red le andere Linux-Distributionen. Die erste stabile folgreiche Abspaltungen gebildet. Bei sehr vielen Hat Support und Updates für die SUSE-Varianten Version, Debian 1.1 „Buzz“, wurde am 17. Juni der heute populären Distributionen (und bei noch „SUSE Linux Enterprise Desktop“ (SLED) und 1996 veröffentlicht. Seitdem wurden alle Debian- einer ganzen Menge weiterer Distributionen) lässt „SUSE Linux Enterprise Server” (SLES). Versionen mit einem Codenamen versehen, der sich eine Abstammung von einem dieser drei Pro- sich nach einer Figur aus dem Film Toy Story jekte nachweisen. Fedora richtet [12]. Im Winter 2002 wurde das fedora.us-Projekt [15] SUSE Linux gegründet. Es hatte sich als Ziel gesetzt, ein Re- Die bekannten Pakettools und wurden Im Mai 1996 wurde eine der ersten Abspal- pository für Red Hat Linux zu schaffen, das qua- 1998 eingeführt und mit Debian 2.1, erschienen tungen veröffentlicht. Der Name des Systems litativ hochwertige und aktuelle Pakete enthalten am 9. März 1999, in Debian integriert. war „S.u.S.E. Linux“, die Firma dahinter die sollte. „S.u.S.E. GmbH“ (Gesellschaft für Software- und Red Hat Linux Systementwicklung). SuSE Linux basierte auf Am 22. September 2003 kündigte Red Hat an, Um die Zeit der Veröffentlichung von Debian und Slackware und wurde bereits in der ersten Version Quelltext und Aktivitäten zum Fedora-Projekt bei- Slackware ist noch eine weitere Distribution er- (Versionsnummer 4.2) mit dem Konfigurationstool zusteuern und so die Arbeit an Red Hat Linux als schienen, nämlich Red Hat Linux [13]. Die Version YaST („Yet another Setup Tool“) veröffentlicht, für Community-Projekt weiterzuführen. Am 5. Novem- 1.0 des vor allem für Server geeigneten Linux wur- das es auch heute noch bekannt ist. Wie Red ber 2003 veröffentlichte das Fedora-Projekt die de am 3. November 1994 veröffentlicht. Eigens für Hat Linux wurde auch SuSE Linux zuerst nur ver- erste stabile Version der neuen Distribution. Red diese Distribution wurde das RPM-Paketformat kauft. Im November 2003 übernahm das ameri- Hat wollte allerdings weiterhin eine Version für entwickelt (ein Akronym für Red Hat Package kanische Softwareunternehmen Novell die SUSE Geschäftskunden herausbringen und entwickelte Manager), das auch heute noch von vielen kom- Linux GmbH, die ihren Namen im Laufe der Zeit die Red Hat Linux-Abspaltung „Red Hat Enterpri- merziellen Distributionen zur Verteilung von Soft- geändert hatte. Auch der Name der Distribution se Linux“ (RHEL) [16]. Sie wird auch heute noch warepaketen verwendet wird. Red Hat Linux wur- wurde in SUSE Linux geändert. regelmäßig aus einer Version von Fedora entwi-

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 31 LINUXALLGEMEIN ckelt, wird aber länger als Fedora gepflegt. Heute nicht fehlen. Das Ubuntu-Projekt (auf Zulu [19], sierte auf Ubuntu. Linux Mint hatte sich zum Ziel bezeichnet man Fedora daher oft auch als die einer afrikanischen Sprache, etwa „Menschlich- gesetzt, beliebte Software direkt ins System zu Entwicklungsversion von Red Hat Linux. keit“) wurde in den frühen 2000ern vom südafrika- integrieren, darunter auch unfreie Software, wie nischen Multimillionär Mark Shuttleworth initiiert. Adobe Flash oder Multimedia-Codecs wie MP3. CentOS Sein Ziel war das Entwickeln eines internationali- Der Standarddesktop von Linux Mint war lange Am 14. Mai 2004 wurde CentOS 2, die erste Ver- sierten, barrierefreien Betriebssystems, das mög- Zeit Gnome 2; als dieses von Gnome 3 abgelöst sion von CentOS [17], veröffentlicht. Seine Zie- lichst allen Menschen zur Verfügung steht. wurde, wurde 2012 der Cinnamon-Desktop, der le waren eine vollständige Binärkompatibilität zu Elemente aus beiden Gnome-Versionen enthielt, RHEL, allerdings ohne kostenpflichtigem Support, Shuttleworth finanziert über das von ihm gegrün- vorgestellt [22] und ist seitdem Standard. sondern mit von der Community bereitgestellten dete Unternehmen Canonical [20] einen Großteil Updates. Dies wurde dadurch möglich gemacht, des Projekts, neben ihm arbeiten etwa 40 Perso- Im Mai 2014 entschieden die Entwickler, jede dass RHEL größtenteils aus freien Paketen be- nen hauptberuflich an dem auf Debian basieren- Linux Mint-Version nicht mehr wie bisher auf der steht, deren Quelltext öffentlich ist. den Betriebssystem. zugehörigen Ubuntu-Version aufzubauen, son- dern nur noch Ubuntu-LTS (Long Term Support)- CentOS ist wie RHEL primär für Server konzipiert Im Oktober 2004 erschien die erste Ubuntu- Versionen als Codebasis zu verwenden. und findet sich hier auch unter den für diesen Version 4.10 „Warty Warthog“. Die erste Zahl in Einsatz beliebtesten Distributionen. der Versionsnummer bezieht sich auf das Jahr Zusätzlich zu der auf Ubuntu basierenden Linux- der Veröffentlichung (2004), die zweite auf den Mint-Ausgabe gibt es auch noch die Linux Mint Am 7. Januar 2014 kündigten Red Hat und Monat (Oktober). Ubuntu erscheint immer im April Debian Edition, die auf Debian basiert. das CentOS-Projekt an, sich zusammenzuschlie- und Oktober, die Versionsnummer enden daher ßen. Red Hat stellte darauf vier der CentOS- immer entweder auf .4 oder auf .10. Auch die Ver- Linux Mint ist insbesondere bei Einsteigern sehr Entwickler an und erstellte das „CentOS Gover- sionsnamen folgen einem festen Konzept: Das beliebt und rangiert bei Distrowatch.com [23] noch ning Board“, in dem sich Mitarbeiter von Red Hat erste Wort ist ein Adjektiv, das zweite ein Tier mit vor Debian und Ubuntu ganz oben in der Liste der und Community-Mitglieder befinden, um die zu- demselben Anfangsbuchstaben. populären Distributionen. künftige Entwicklung von CentOS zu führen. Mit Ubuntu 11.04, das am 28. April 2011 erschien, Auch heute noch sind CentOS und RHEL sehr wurde Gnome als bisherige Standard-Oberfläche Der Kanadier Judd Vinet begann 2001 mit der eng verzahnt. Fedora, CentOS und Red Hat En- von dem von Canonical entwickelten Desktop Uni- Entwicklung von Arch Linux [24]. Einerseits be- terprise Linux kann man somit als „verwandt“ be- ty ersetzt. wunderte er Distributionen wie Slackware für ih- zeichnen. re Einfachheit und Leichtigkeit, andererseits war Linux Mint er enttäuscht von dem fehlenden Paketmanager. Ubuntu Linux Mint 1.0 [21] wurde 2006 aus Kubuntu, einer Seine Ziele waren daher, eine Distribution zu ent- In einer Liste bekannter Linux-Distributionen darf Ubuntu-Distribution mit dem KDE-Desktop, abge- wickeln, die dem Kiss-Prinzip folgt, und einen in- natürlich auch Ubuntu [18] mit seiner Geschichte spalten. Die folgende Version, Linux Mint 2.0, ba- tegrierten Paketmanager besitzt.

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Die erste Version, Arch Linux 0.1, wurde am 11. erstellt werden. Der erste Gentoo-Snapshot 1.0 [13] https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Hat_Li März 2002 veröffentlicht. wurde am 31. März 2002 veröffentlicht. nux [14] https://de.wikipedia.org/wiki/OpenSUSE Arch ist ein Rolling-Release-Betriebssystem. Alle Im Jahr 2004 verließ Robbins das Projekt, seit- [15] https://de.wikipedia.org/wiki/Fedora_(Linux- Software, die für das System notwendig ist, wird dem wird Gentoo von dem „Board of Trustees“ Distribution) über die normale Updateprozedur des Paketma- der Gentoo Foundation geleitet. [16] https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Hat_Enter nagers aktualisiert, es gibt daher auch keine Arch prise_Linux Linux-Versionen wie bei zum Beispiel Ubuntu. Der Paketmanager von Gentoo ist [28]. [17] https://de.wikipedia.org/wiki/CentOS Die meisten Pakete enthalten nur den Quelltext, [18] https://de.wikipedia.org/wiki/Ubuntu 2007 trat Judd Vinet als Arch-Entwickler zurück, nur für einige, große Programme wie LibreOffice [19] https://de.wikipedia.org/wiki/IsiZulu er wurde durch Aaron Griffin ersetzt, der bis heute sind vorkompilierte Binärpakete enthalten. [20] https://de.wikipedia.org/wiki/Canonical leitender Entwickler ist. Arch Linux wird von der [21] https://de.wikipedia.org/wiki/Linux_Mint Community entwickelt [25]. LINKS [22] http://blog.linuxmint.com/?p=1910 [1] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin- [23] https://distrowatch.com/dwres.php? Gentoo 2015-11 resource=popularity 1999 begann der US-amerikanische Program- [2] https://de.wikipedia.org/wiki/GNU/Linux- [24] https://de.wikipedia.org/wiki/Arch_Linux mierer Daniel Robbins mit der Entwicklung einer Namensstreit [25] https://wiki.archlinux.org/index.php/Arch_Lin Linux-Distribution namens „Enoch“. [3] https://www.sjbaker.org/wiki/index.php?title= ux#History The_History_of_Tux_the_Linux_Penguin [26] https://de.wikipedia.org/wiki/Gentoo_Linux Sein Ziel war es, eine Distribution ohne vorkompi- [4] https://web.archive.org/web/20060922063151/ [27] https://en.wikipedia.org/wiki/Gentoo_pen lierte Binärpakete zu erstellen, die auf jede Hard- http://www.ussg.iu.edu/hypermail/linux/ guin ware optimal zugeschnitten werden kann und da- kernel/9606.1/0175.html [28] https://en.wikipedia.org/wiki/Portage_(soft mit hohe Performance erreicht. [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Yggdrasil_Linux ware) [6] http://www.ibiblio.org/pub/historic-linux/ Als er am 4. Oktober 1999 die Domain für die distributions/yggdrasil/ Autoreninformation Betriebssystem-Website registrierte, entschied er [7] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/com- sich für einen Namenswechsel zu „Gentoo“ [26], mons/1/1b/Linux_Distribution_Timeline.svg Jakob Moser benutzt nun schon seit nach der gleichnamigen, extrem schnell schwim- [8] https://de.wikipedia.org/wiki/Slackware längerer Zeit Linux. Er begann mit menden Pinguinspezies [27] (dt. Eselspinguine). [9] https://de.wikipedia.org/wiki/KISS-Prinzip Ubuntu 14.04, im Moment nutzt er [10] https://de.wikipedia.org/wiki/Debian Arch Linux unter KDE Plasma 5. Da Gentoo wie Arch Linux ein Rolling-Release- [11] https://web.archive.org/web/200306 Betriebssystem ist, gibt es keine Versionen, son- 04021612/http://ianmurdock.com/about/ dern nur Snapshots eines Entwicklungsstandes, [12] https://www.debian.org/doc/manuals/project- Teilen Kommentieren auf dessen Basis unter anderem Live-Systeme history/ch-releases.de.html

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Rezension: Blender 2.7 – Das umfassende Handbuch von Martin Stock

er sich für 3D-Modelling oder Ar- beschäftigt haben. Für Fortgeschrittene, die ihr me sollten normalerweise nicht auf solch einer beit mit Effekten interessiert, wird an bisheriges Wissen nachschlagen oder erweitern DVD vorhanden sein und stören ziemlich. Auch W der OpenSource-Software „Blender“ möchten. Für Profis, die das Buch als Nachschla- die Bezeichnungen sind irreführend und suggerie- nicht vorbeikommen. Dafür gibt es nun ein ak- gewerk nutzen möchten. ren etwas anderes, was man tatsächlich zu sehen tuelles Handbuch mit dem Titel „Blender 2.7 – bekommt. Das umfassende Handbuch“ [1]. Wie liest sich das Buch? Das Buch ist strukturiert aufgebaut. Am Anfang Zusätzlich gibt es auf der DVD das gesamte Redaktioneller Hinweis: Wir danken dem Rhein- kommt die trockene Theorie, die allerdings not- Beispiel- und Übungsmaterial aus dem Buch, die werk Verlag für die Bereitstellung eines Rezensi- wendig ist, sonst findet man sich später selber Software Blender in der Version 2.71, Add-Ons onsexemplares. nicht mehr zurecht. Allerdings wird über das ge- für die Erweiterungen von Blender, einen Lehrfilm samte Buch oft Theorie und Praxis miteinander und einen sogenannten „Open-Movie“ mit dem Auf den ersten 18 Seiten befindet sich das mächti- kombiniert, und vor der Praxis gibt es in jedem Titel „Caminandes – Gran Dillama“. ge Inhaltsverzeichnis, das in 17 Hauptkapitel und Kapitel Erklärungen, die auch mal etwas länger mehrere Unterkapitel aufgeteilt ist. ausfallen können. Das Buch kostet 49,90 C im Handel. Über solche Preise kann man sich streiten, wirklich interes- Von der Geschichte von Blender, über die Arbeits- Sehr viele Grafiken und Hinweisboxen helfen dem sierte Blender-Einsteiger und Anwender werden flächen und das Arbeiten mit Objekten bis hin zu Leser, wichtige Hinweise zu finden und worauf jedoch kaum ein umfangreicheres Buch als die- Lichtdesign, Simulation, Tracking, den Video Se- man achten soll. Die Texte sind verständlich und ses finden. quence Editor und noch viel mehr Themen für das flüssig geschrieben. große Programm finden sich auf den insgesamt Über den Autor des Buches 776 Seiten. Die beiliegende DVD Thomas Beck hat schon sein ganzes Leben mit Die beiliegende DVD dient als Anreger für die 3-D-Software und -Anwendungen zu tun. Seit sei- In dem Buch gibt es keine Schwerpunkte, die „Video-Trainings“ des Verlages über Blender. Als nem 6. Lebensjahr interessiert er sich für 3-D- ausführlicher behandelt werden als andere The- Beispiele befinden sich Anfänge von zwei ver- Umsetzungen in Spielen und anderen Software- men. Jedes Thema wird so ausführlich es geht schiedenen Videotrainings: 1: Compositing & Ren- entwicklungen. 2013 wurde er in den Kreis der beschrieben. Dabei merkt man gleich beim Lesen, dering. 2: Charakter-Design. Blender-Entwickler aufgenommen und kann sein wie umfangreich und professionell die Software über 15 Jahre altes Fachwissen einbringen. Au- ist. Es gibt noch weitere Kapitel, die allerdings nur ßerdem ist er zertifizierter Blender-Trainer! durch ihren Namen hervorstechen. Das sind kei- Für wen ist das Buch? ne Kapitel, in denen man Beispiel-Trainings anse- Fazit Für Anfänger, die sich noch nie mit Modelling, hen kann. Vielmehr sind es nur kleine Werbefilme Dieses Buch nennt sich Handbuch. Es ist nicht Texturing, Animation, Simulation oder Lichtdesign für den Verlag und dessen Produkte. Solche Fil- mit einem Taschenbuch zu verwechseln, das man

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Buchinformationen damit weiter zu arbeiten. Aber wenn man sich Buch wird unter allen Einsendern, die die Frage Titel Blender 2.7 – Das umfassende Handbuch [1] immer weiter vorantastet, kommt man zu den ers- richtig beantworten konnten, verlost. Autor Thomas Beck ten Ergebnissen, die einen motivieren und zum Verlag Rheinwerk, 2014 Fortfahren animieren. LINKS Umfang 776 Seiten [1] https://www.rheinwerk-verlag.de/blender- ISBN 978-3-8362-2496-3 Redaktioneller Hinweis: Da es schade wäre, 27_3404/ Preis 49,90 C (gebunden), 44,90 C (E-Book) wenn das Buch bei Martin Stock nur im Regal steht, wird es verlost. Die Gewinnfrage lautet: Autoreninformation auch abends mit ins Bett nehmen kann. Das Buch ist schwer und nicht gerade handlich. Dafür bietet „Wie heißt der Schimpansenkopf, der von Blender Martin Stock ist von Blender und es viel Wissen, das man nicht so schnell inner- als Beispielfigur verwendet wird?“ dem Buch zur Software begeistert. halb weniger Stunden im Internet nachgeschaut Allerdings überlässt er es lieber hat. Die Antwort kann bis zum 11. September 2016, anderen, sich voll und ganz dieser 23:59 Uhr über die Kommentarfunktion oder Software hinzugeben. Anfänger werden vielleicht durch diesen massiven per E-Mail an ge- Umfang des Buches und die Fülle der Informa- schickt werden. Die Kommentare werden bis zum tionen zuerst etwas abgeschreckt und gebremst, Ende der Verlosung nicht freigeschaltet. Das Teilen Kommentieren

“Balloon” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/121/

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Rezension: Adventures in Arduino von Jochen Schnelle

er Arduino [1] ist eine populäre te und Links zu weiterführenden Informationen wird. Auch beschränkt sich die Theorie auf das Physical-Computing-Plattform, wel- im Internet gegeben. Der zweite Anhang führt ei- benötigte Minimum, es gibt keine ausschweifen- D che einen einfachen Einstieg in die ne Reihe möglicher Bezugsquellen für die in den den Exkurse in die (Un-)Tiefen der Elektrotechnik Welt der Elektronik und Microcontroller- Projekten benötigten Materialen auf. und der Physik. Programmierung bietet. Der Arduino ist dabei auch durchaus für Kinder und Jugendliche Abwechslungsreiche Projekte Alle Projekte beinhalten auch mal weniger, mal geeignet. Und an genau diese Leserschaft Die neun Projekt sind recht abwechslungsreich mehr Bastelarbeit neben der elektrischen Schal- wendet sich das vorliegende, englischspra- und werden im Verlauf des Buchs immer kom- tung. Beim Basteln kommen zumeist die typi- chige Buch „Adventures in Arduino“ [2] pri- plexer, aber nie kompliziert. Den Anfang macht schen „normalen“ Bastelutensilien wie Papier, mär. der quasi obligatorische LED-Schaltkreis. Weitere Pappe, Schere und Kleber zum Einsatz. Projekte sind z.B ein „Safe“, bei dem mit Hilfe von Redaktioneller Hinweis: Wir danken dem Wiley- Potentiometern der richtige „Code“ eingestellt wer- Wie liest es sich? VCH Verlag für die Bereitstellung eines Rezensi- den muss, damit ein Servo-Motor den Deckel des Das Buch liest sich sehr flüssig. Die Kapitel sind onsexemplares. Safes öffnet. Ein weiteres interessantes Projekt gut strukturiert und alles wird in ausreichender ist ein elektrisches Windspiel. Das abschließen- Tiefe erklärt, so dass beim Lesen keine Fragen Die Zielgruppe des Buchs wird auch auf der gel- de und auch umfangreichste Beispielprojekt in offen bleiben. Auch der Programmcode, welcher ben Hinweisbox auf dem Buchcover noch mal klar diesem Buchs ist ein vom Arduino überwachtes für das Beispielprojekt benötigt wird, ist komplett gemacht. Dort steht: „9 Awesome Projects written Kugellabyrinth [3]. im Buch abgedruckt und wird gut und umfassend especially for young people“, auf deutsch: „9 tolle erklärt. Projekt, besonders für junge Leute“. Für sieben der neun Projekte kommt der Arduino Uno zum Einsatz. Für ein Projekt wird ein Arduino Das Englisch des Buchs ist gut verständlich und Insgesamt besteht das Buch aus zehn Kapiteln. Leonardo benötigt und für ein Projekt ein Lilypad klar geschrieben, hier sollte man beim Lesen mit Im ersten Kapitel wird eine kurze Einführung zum Arduino USB. normalen Schulenglisch kaum Verständnisproble- Arduino gegeben, außerdem wird hier erläutert, me haben. welche Materialien etc. für die im Buch beschrie- Viel Praxis, wenig Theorie benen Projekte benötigt werden. Die folgenden Insgesamt ist das Buch sehr praxisnah geschrie- Fazit neun Kapitel sind dann die verschiedenen Projek- ben, die Autorin folgt überwiegend der Maxime Das vorliegende Buch „Adventures in Arduino“ ist te, welche im Kontext des Buchs als „Adventure“ „Learning by doing“. In allen Projekten werden ein gelungenes Buch, welches gut und praxisnah (deutsch: Abenteuer) bezeichnet werden. diese schrittweise vorbereitet, in dem z. B. neue in die Welt des Arduino einführt. Im deutschspra- Befehle für den benötigten Programmcode an- chigen Raum dürfte sich die eigentliche Zielgrup- Den Abschluss des Buchs bilden zwei Anhänge. hand von kleinen Beispielen erklärt werden, bevor pe, (ältere) Kinder und Jugendliche, allerdings Im ersten Teil werden Tipps für weitere Projek- das eigentliche Projekt des Kapitels angegangen mit der englischen Sprache schwer tun, da in

© freiesMagazin CC-BY-SA 4.0 Ausgabe 09/2016 36 REZENSION diesem Alter die notwendigen Kenntnisse eher Die Antwort kann bis zum 11. September 2016, LINKS noch nicht vorhanden sind. Nichtsdestotrotz ist 23:59 Uhr über die Kommentarfunktion oder [1] https://www.arduino.cc/ das Buch eine Empfehlung wert, durchaus auch per E-Mail an ge- [2] http://www.wiley-vch.de/publish/dt/books/ für Erwachsene. Es sollte in die engere Wahl ge- schickt werden. Die Kommentare werden bis zum ISBN1-118-94847-5/ zogen werden, wenn Einsteigerliteratur zum Ar- Ende der Verlosung nicht freigeschaltet. Das [3] https://en.wikipedia.org/wiki/Labyrinth_(mar- duino gesucht wird. Buch wird unter allen Einsendern, die die Frage ble_game) richtig beantworten konnten, verlost. Redaktioneller Hinweis: Da es schade wäre, Autoreninformation wenn das Buch bei Jochen Schnelle nur im Regal Buchinformationen steht, wird es verlost. Die Gewinnfrage lautet: Titel Adventures in Arduino [2] Jochen Schnelle (Webseite) besitzt Autor Becky Stewart auch einen Arduino Uno, mit dem er „Die Arduino Plattform ist nach einer Bar benannt, Verlag Wiley-VCH, 2015 hin und wieder „spielt“ und bastelt. welche wiederum nach dem Italiener Arduin von Umfang 320 Seiten Ivrea benannt ist. Welche Funktion hatte Arduin ISBN 978-1-11894-847-7 von Ivrea zwischen 1002 und 1014?“ Preis ca. 20,- C Teilen Kommentieren

“Pokémon Go” © by Randall Munroe (CC-BY-NC-2.5), http://xkcd.com/1705/

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Veranstaltungskalender

Messen Veranstaltung Ort Datum Eintritt Link Kieler Linuxtage Kiel 16.09.–17.09.2016 frei http://www.kieler-linuxtage.de/ Linux Presentation Day Linux Community 22.10.2016 frei http://www.linux-presentation-day.de/ OpenRheinRuhr Oberhausen 05.11.–06.11.2016 5 EUR http://www.openrheinruhr.de/ Ubucon Europe Essen 18.11.–20.11.2016 – http://ubucon.eu/ BSides Wien 22.11.2016 frei http://bsidesvienna.at/ LinuxDay Dornbirn 26.11.2016 frei http://linuxday.at/ (Alle Angaben ohne Gewähr!) Sie kennen eine Linux-Messe, welche noch nicht auf der Liste zu finden ist? Dann schreiben Sie eine E-Mail mit den Informationen zu Datum und Ort an . Vorschau freiesMagazin erscheint am ersten Sonntag eines Monats. Die Oktober-Ausgabe wird voraussichtlich am 2. Oktober u. a. mit folgenden Themen veröffentlicht:  Redis  Volltextsuche mit SQLite Konventionen

An einigen Stellen benutzen wir Sonderzeichen mit einer bestimmten Bedeutung. Diese sind hier zusammengefasst: $: Shell-Prompt #: Prompt einer Root-Shell – Ubuntu-Nutzer können hier auch einfach in einer normalen Shell ein sudo vor die Befehle setzen. y: Kennzeichnet einen aus satztechnischen Gründen eingefügten Zeilenumbruch, der nicht eingegeben werden soll. ~: Abkürzung für das eigene Benutzerverzeichnis /home/BENUTZERNAME : Kennzeichnet einen Link, der auf eine englischsprachige Seite führt. : Öffnet eine höher aufgelöste Version der Abbildung in einem Browserfenster.

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Impressum ISSN 1867-7991 freiesMagazin erscheint als PDF, EPUB und HTML einmal monatlich. Erscheinungsdatum: 4. September 2016

Kontakt Redaktion E-Mail Dominik Wagenführ (Verantwortlicher Redakteur) Postanschrift freiesMagazin Kai Welke c/o Dominik Wagenführ Beethovenstr. 9/1 Satz und Layout 71277 Rutesheim Benedict Leskovar Kai Welke Webpräsenz http://www.freiesmagazin.de/ Korrektur Autoren dieser Ausgabe Frank Brungräber Vicki Ebeling Hans-Joachim Baader S. 3 Stefan Fangmeier Mathias Menzer Dr. Diether Knof S. 14 Christian Schnell Karsten Schuldt Mathias Menzer S. 12 Jakob Moser S. 29 Veranstaltungen Holger Reibold S. 19 Ronny Fischer Jochen Schnelle S. 36 Martin Stock S. 34 Logo-Design Stephan Tilch S. 24 Arne Weinberg (CC-BY-SA 4.0 Unported)

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