Projekt-Nummer 3136 Patriziato di Malvaglia, Gemeinde Serravalle TI / Ausbau der Alpe Pozzo ______

Malvaglia fusionierte im Jahr 2012 mit und zur neuen Gemeinde Serravalle. Nach ist Malvaglia der unterste Ort an der Lukmanierroute durchs Bleniotal und liegt in der Talsohle, hat somit gutes flaches Landwirtschaftsland und ist ein langgestrecktes, eng ge- bautes Strassendorf mit urbanem Gepräge und mit weiteren verstreuten Siedlungsgruppen. Neben der Talsohle ist auch die linke Talflanke besiedelt, und Rebberge ziehen sich bis weit hinauf Richtung Val Malvaglia. In diesem Gebiet liegen auch die Quellen für die Wasserversor- gung der Gemeinde. Weiter talaufwärts steht die grosse Staumauer, die das Elektrizitätswerk Biasca mit Wasser für die Stromerzeugung beliefert.

Das Val Malvaglia, ein wahres landschaftliches Juwel, beginnt an der rechten Talseite des Valle di bei der Gemeinde Malvaglia und reicht bei der Alpe Quarnei am Fusse des Rheinwald- horns bis auf 2'107 m.ü.M. hinauf. Um die Ein- zigartigkeit des Tals zu schützen, wurde es in das Inventar der Landschaften und Naturgebie- te von nationaler Bedeutung aufgenommen.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war das Val Mal- vaglia in fünf "ville" (Dörfer) unterteilt, die das ganze Jahr über bewohnt waren und zwischen 1'000 und 1'400 m.ü.M. liegen: Madra und Dandrio auf der linken Talseite, Anzano, Chia- vasco und Dagro auf der sonnigeren rechten Talseite. Im 19. Jahrhundert lebten in diesen Dörfern noch gut 180 Personen in etwa 113 Wohngebäuden. In Anzano und Dandrio gab es sogar Schulen, diejenige von Dandrio wurde zur heutigen Bergwirtschaft "Ristoro Alpino" umge- baut, die im Sommer geöffnet ist. Am Rand der "ville" erheben sich vom Boden Dutzende von Gittern, die typischen "rascane", worauf früher der Roggen zum Trocknen vor dem Dreschen mit dem Dreschflegel gebunden wurde.

Am 30. September 1513 löste sich ein riesiger Bergsturz von der Westflanke des Pizzo Magn (früher Monte Crenone genannt) oberhalb des Dorfs Biasca und versperrte mit einem über 60 m hohen Damm aus Geröllmassen das Bleniotal und schnitt den Brenno ab. Innert anderthalb Jahren staute sich ein 5 km langer See an, der das Dorf Malvaglia vollständig (bis auf die halbe Höhe des Kirchturms) unter Wasser setzte. Die 2 umliegenden Weiler, Felder und Reben wurden ebenfalls überflutet. Am 20. Mai 1515 brach der Damm. Die sich ins Tal ergiessenden Wassermassen überschwemmten die Region von Bel- linzona und die Magadinoebene. Zahlreiche Menschen verloren ihr Leben, und die Schäden waren enorm. Die Bewohner Biascas beschuldigten die Leute Malvaglias, sich durch Zauberei vom aufgestauten See befreit zu haben. Im Prozess von 1517 wurden die Bewohner Malvaglias von jeglicher Schuld freigesprochen, doch blieben Zweifel und Verdächtigungen lange Zeit be- stehen.

Bevölkerung Serravalle

1930 1'802 Einwohner 1960 1'609 Einwohner 1980 1'615 Einwohner 1990 1'146 Einwohner 2000 1'783 Einwohner heute 2'112 Einwohner

Altersstruktur

0 - 15 Jahre 327 Personen 15 % 16 - 65 Jahre 1'301 Personen 62 % über 65 Jahre 484 Personen 23 %

Schulen

59 Kindergartenschüler in Malvaglia 97 Primarschüler in Malvaglia 30 Mittelschüler in Acquarossa 10 km Entfernung

Gemeindefläche

Landwirtschaftliche Nutzfläche 1'257 ha Wald 4'408 ha Siedlungsfläche, unproduktiv 4'025 ha ______

Total 9'690 ha ======

Die Gemeinde Serravalle liegt auf ca. 400 m.ü.M. in den Bergzonen II bis IV und hat Sömme- rungsgebiete.

Erwerbsstruktur

123 Landwirte hauptberuflich 263 Handwerk und Industrie 158 Dienstleistungssektor

250 Personen gehen ausserhalb der Gemeinde einer Tätigkeit nach, 108 Personen kommen nach Serravalle zur Arbeit.

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Vereine

Im ganzen Gebiet von Serravalle stehen diverse sportliche und kulturelle Vereine zur Verfü- gung.

Tourismus

Das Val Malvaglia ist beliebt bei Wanderern. Es gibt eine Bergbahn und dient als Zubringer auf die Maiensässe der rechten Flanke des Val Malvaglia. Eine Strasse führt zum Stausee und wei- ter ins Tal hinein zu den kleinen Dörfern und Maiensässen. 30 Hotelbetten, 300 Ferienhäuser und 30 -wohnungen kann der Ort Interessierten bieten. Für das leibliche Wohl sorgen 9 Restau- rants und einige Grotti. Eine touristische Attraktion ist ausserdem die Burgruine Serravalle.

Die finanzielle Situation der Gemeinde Serravalle

Nettoverschuldung pro Kopf 2017 Fr. 6'370.09 Steuereinnahmen pro Kopf 2017 Fr. 1'812.47 Einnahmenüberschuss 2017 Fr. 154'496.94 Finanzausgleichsbeiträge 2017 Fr. 2'717'836.-- Abschreibungen 2017 Fr. 622'655.05 Besondere Einnahmen (Wasserzinsen usw.) Fr. 206'383.65 Steuerfuss 2017 95 % Höchstmöglicher Steuerfuss im Kanton 100 %

Direkte Bundessteuer pro Kopf 2014:

Gemeinde Serravalle Fr. 385.-- Kanton Tessin Fr. 1'151.-- Schweiz Fr. 1'224.--

Die finanzielle Situation des Patriziatos di Malvaglia

Die Bilanz 2017 zeigt flüssige Mittel von Fr. 117'480.96 und Schulden von Fr. 42'000.--. Die Rechnung 2017 hat mit einem Gewinn von Fr. 13'254.51 abgeschlossen, bei Ausgaben in der Höhe von Fr. 322'432.80 und Einnahmen von Fr. 335'687.31.

Zum Projekt

Das Malvaglia-Tal hat einen bemerkenswerten natürlichen, landschaftlichen und architektoni- schen Wert. Es bietet eine einzigartige Landschaft, in der Stein- und Holzsiedlungen, als Beleg für die Bemühungen der Vorfahren, perfekt in die natürliche Umgebung integriert sind.

Dieses natürliche, landwirtschaftliche und historisch-architektonische Erbe gilt es, zu schützen, zu beleben und für zukünftige Generationen zu erhalten. Das Patriziato di Malvaglia ist Besitze- rin dieser Landschaft im Val Malvaglia. Die Erhaltung der Wiesen, Wege und Alpen kostet viel Geld und die Einnahmen sind äusserst bescheiden.

Die Alp Pozzo befindet sich in einer Talmulde im höher gelegenen Malvaglia-Tal, am Rande der Strasse beim Nadelwald, die zur Hütte Quarnei führt. Der befahrbare Weg verbindet den Talbo- den und den Berg Cusié, von wo es weiter zur Alp Pozzo geht. Die Weidefläche für das gesam- te Gebiet Pozzo-Quarnaio erstreckt sich von 1'800 m.ü.M. bis 2'500 m.ü.M. und schliesst den gesamten oberen Teil des Tales ein.

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Momentan besteht die Alp aus zwei vorgefertigten Bauelementen. In einem wird die Käserei geführt und das andere Element wird als Unterkunft für das Personal genutzt.

Das Verkaufslokal ist in einem kleinen bescheidenen Rustico aus dem Jahr 1900 untergebracht und der Melkstand sowie der Warteplatz befinden sich unter einer Art Abdeckplane, was wenig praktisch und funktional ist. Der dazugehörende Keller befindet sich 300 Meter weiter talwärts im Wald.

Nachdem der Ausbau der Alpe Quarnei wegen zu hoher Kosten fallen gelassen worden ist, hat sich das Patriziato in den letzten Jahren die Frage gestellt, ob es zukünftig machbar sein wird, die Alp Pozzo weiterhin zu führen. Auch wenn die Bedingungen bestimmt nicht einfach sind, beschloss das Patriziato das Projekt in Angriff zu nehmen.

Die Bedingung für einen Ausbau der Alp del Pozzo war die Bewilligung und die Subventionie- rung eines befahrbaren Weges. Der Fahrweg konnte mit Beiträgen von Bund und Kanton, der Gemeinde usw. sowie mit Gönnerbeiträgen finanziert werden und ist nicht Bestandteil dieses Projektes.

Ziel ist es, einen Alpbetrieb zu unterhalten, der sowohl von der Logistik wie auch vom hygieni- schen Standpunkt her dem heutigen Standard entspricht. Das Vorhaben wird die Voraussetzun- gen nur mit einer Totalsanierung der Alp erfüllen können.

In Zukunft sollen 186 Ziegen (38 GVE) auf der Alp Pozzo gesömmert werden können. Vorgese- hen sind ein gedeckter Melkstand, ein gedeckter wie auch offener Vorplatz, eine Käserei mit zwei Kesseln sowie der Ausbau der Unterkunft inkl. Verkaufstresen im schon bestehenden Sta- del.

Die Ausführung des Vorhabens wurde an der Patriziatsversammlung vom 14. April 2017 be- schlossen.

Mit den Bauarbeiten wurde Mitte Juni 2018 begonnen und diese werden voraussichtlich bis En- de 2019 dauern.

Kosten und Finanzierung

Gemäss Zusammenstellung sehen die Kosten wie folgt aus:

Bauunternehmen Fr. 689'281.10 Dachdecker für Alp und Rustico Fr. 190'180.45 Spengler Fr. 13'878.35 Fenster und Türen Fr. 19'170.-- Elektro-Installationen Fr. 51'030.-- Heizung Fr. 56'376.-- Sanitär-Anlagen Fr. 48'600.-- Metallbauer Fr. 15'498.-- Schreiner Fr. 48'756.60 Boden/Wände in Kunstharz Fr. 16'637.40 Fliesenleger Fr. 17'976.60 Maler Fr. 4'514.40 Kamin Fr. 14'040.-- Transporte per Helikopter Fr. 10'260.-- Ausstattungen (Alpgebäude) Fr. 127'580.40 Ausstattungen (Rustico) Fr. 10'800.--

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Diverse Honorare (Architekt, Ingenieur usw.) Fr. 258'660.-- und Kosten Unvorhergesehenes, Rundungen Fr. 46'760.70 ______

Gesamtkosten Alpgebäude und Stadel Fr. 1'640'000.-- ======

Die Finanzierung ist folgendermassen vorgesehen:

Gesamtkosten Alpgebäude und Stadel Fr. 1'640'000.--

./. Subvention Bund Fr. 269'000.-- ./. Subvention Kanton Fr. 586'000.-- ./. Beitrag Gemeinde Serravalle Fr. 160'000.-- ./. Beitrag Fondo aiuto patriziale Fr. 100'000.-- ./. Beitrag FLS Fr. 16'500.-- ./. Beitrag ERS-BV Fr. 20'000.-- ./. Beitrag Ernst Göhner-Stiftung Fr. 50'000.-- ______

Restkosten Alpgebäude und Stadel Fr. 438'500.-- ======

Das Patriziato di Malvaglia erhält von der Landwirtschaftlichen Kreditkasse einen zinslosen, in 18 Jahren rückzahlbaren Kredit in der Höhe von Fr. 197'000.--.

Im Moment wird die Alp zu einem Pachtzins von Fr. 1'500.-- verpachtet. Mit der Totalsanierung der Alp können diese Einnahmen erhöht werden. Zudem wird die Alp Quarnei, auf welcher 50 Milchkühe und Jungvieh gesömmert werden und etwas oberhalb liegt, mit dem Ausbau der Alpe Pozzo neu belebt werden.

Damit die traditionelle regionale Alpwirtschaft weitergeführt werden kann, muss die Alp Pozzo saniert und erweitert werden, auch damit der beliebte Ziegenkäse weiterhin hergestellt und zu einem guten Preis verkauft werden kann. Für die künftige Bewirtschaftung der Alp sind die In- vestitionen unerlässlich: Einerseits da diese die Tierhaltung gemäss den geltenden gesetzlichen Vorschriften ermöglichen, andererseits die Milchverarbeitung sowohl aus logistischer als auch aus hygienischer Sicht gewährleisten.

Zur Sicherstellung der weiteren landwirtschaftlichen Bewirtschaftung dieses Teils des Malvaglia- Tals, zur Verbesserung und zum Erhalt der vorhandenen Landschaft und des kulturellen Erbes, für den Tourismus, aber auch für Synergien, die sich somit weiterentwickeln können, sowie für die Produktion des hochwertigen Ziegenkäses ist dieses Projekt von grosser Bedeutung.

Eine Unterstützung dieses Vorhabens möchten wir Ihnen sehr empfehlen.

Bis heute wurden uns für dieses Projekt Spenden in der Höhe von Fr 211'370.-- zugesichert.