AKTIVISTIN FRAUENRECHTE SIND MENSCHENRECHTE NETZWERK FRAUENRECHTE AMNESTY-INFO, FEBRUAR 2012

KAMBODSCHA FRAUEN KÄMPFEN FÜR IHR ZUHAUSE SEITE 3

8 6 SIMBABWE IRAN 11 SYRIEN NACH ZWANGSRÄUMUNGEN: FREIHEIT FÜR DIE FIRST LADY ASAMA AL-ASSAD OHNE SCHULE KEINE MENSCHENRECHTSANWÄLTIN SCHWEIGT ZU MENSCHEN- ZUKUNFT FÜR DIE KINDER NASRIN SOTOUDEH RECHTSVERLETZUNGEN

NETZWERK FRAUENRECHTE AKTIVISTIN NR. 121 / AMNESTY-NETZWERK FRAUENRECHTE FEBRUAR 2012

LIEBE FREUNDiNNEN DES AMNESTY-NETZWERKS FRAUENRECHTE!

Seit etwa zwei Jahren legt Amnesty Interna- über Entschädigungen ausgeschlossen. tional mit der Kampagne „Demand Dignity - Zum Internationalen Frauentag legt Amnes- mit Menschenrechten gegen Armut“ einen ty heuer einen Focus auf die mutigen Schwerpunkt auf Menschenrechtsverletzun- Kämpferinnen des Arabischen Frühlings. gen, die zur Armut führen. Wir fordern ver- Um den 8. März wird es zahlreiche Aktio- mehrt das Recht auf ein Leben in Würde, nen geben, um unsere Unterstützung der http://frauenrechte.amnesty.at auf Bildung und Gesundheit ein. Beispiele Aktivistinnen in Ägypten, im Jemen und in [email protected] sind die Aktionen gegen Müttersterblichkeit, Saudi Arabien zu bekunden. Appelle an die Spendenkonto: gegen Zwangsräumungen, gegen die Diskri- syrische First Lady und für die Freilassung PSK, Bankleitzahl: 60.000 minierung von Roma in Europa und die For- der iranischen Menschenrechtsanwältin Konto: 1.030.000 derungen nach der Verantwortung von Un- Nasrin Sotoudeh finden Sie in diesem Heft. Verwendungszweck: ternehmen. Bitte besuchen Sie besonders um den NETZWERK FRAUENRECHTE Es ist nicht neu, dass Armut und Ausgren- Frauentag auch unsere Website, um an den zung Frauen anders und meist noch härter Aktionen teilzunehmen. treffen als Männer. Unten finden Sie wieder einige Erfolge der In dieser Ausgabe der AKTIVISTIN nehmen letzten Monate. Diese Meldungen bestärken die wirtschaftlichen und sozialen Rechte uns immer wieder, unseren manchmal breiten Raum ein: In Kambodscha kämpfen mühsamen Einsatz für die Frauenrechte Frauen gegen Zwangsvertreibungen, weil unverdrossen fortzusetzen, wie Sie aus dem sie die Not nach der Zerstörung ihres Heims Tätigkeitsbericht für 2011 entnehmen kön- besonders trifft. In Simbabwe leiden Mäd- nen. chen ganz besonders an den Folgen ver- Bitte tun Sie es auch und schicken Sie un- wehrter Bildung. In Nigeria bleiben Frauen sere Appellbriefe ab. Danke! von den Verhandlungen mit den Ölmultis Ihr Netzwerk Frauenrechte GOOD NEWS FAX JAM FÜR NORMA CRUZ/GUATEMALA. Dank weltweiter Faxe von Amnesty hat die Regierungskommission für die Menschenrechte in Guatemala Norma Cruz kontaktiert und sich nach ihrer Sicherheit erkundigt. Norma Cruz (Menschenrechtsverteidigerin aus Guatemala) hat 47 Todesdrohungen per SMS erhalten. Die Gründerin der Organisation Fundación Sobrevivientes (Stiftung Überlebende) wird seit 2008 bedroht, weil sie sich für Frauen und Mädchen einsetzt, die von sexueller Gewalt betroffen sind sowie für die Aufklärung von Morden an Frauen. Die Menschenrechtsverteidigerin und ihre Familie sind dadurch selbst Ziel von Morddrohungen gewor- den. übte mit einer intensiven Fax-Aktion Druck auf die gualtemaltekischen Behörden aus, die Sicherheit der Frauenrechtsaktivistin zu garantieren. MEXIKO: GERECHTIGKEIT FÜR VALENTINA ROSENDO CANTÚ. „Der mexikanische Staat erkennt die internationa- le Verantwortung für die Menschenrechtsverletzungen im Fall Valentina Rosendo Cantú an." So lautete ein Teil der Entschuldigung, die der mexikanische Innenminister, Alejandro Poiré am 15. Dezember 2011 während ei- nes öffentlichen Aktes für Valentina Rosendo Cantú verlas.Seit über neun Jahren fordern zwei indigene Mexika- nerinnen von der Armee und den Behörden Gerechtigkeit für die Vergewaltigung durch Soldaten, die sie im Jahr 2002 erlitten hatten. Trotz einer bereits lange laufenden Untersuchung und mehrerer Urteile des Intera- merikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte zugunsten von Inés Fernández Ortega und Valentina Rosendo Cantú befinden sich die Täter immer noch auf freiem Fuß. Die Ermittlungen in den beiden Fällen wurden im August 2011 endlich an Zivilgerichte übergeben. KUBA: FREI GELASSEN. Am 20. Januar 2012 wurden die Menschenrechtsverteidigerin Ivonne Malleza Galano und ihr Ehemann Ignacio Martínez Montejo aus der Haft entlassen. Auch Isabel Haydee Álvarez, die gegen die Festnahme des Ehepaars protestiert hatte, wurde freigelassen. Ivonne Malleza Galano ist Mitglied der Unter- stützerinnen (Damas de Apoyo) der Damen in Weiß (Damas de Blanco). Die Damas de Blanco sind eine Gruppe von Angehörigen ehemaliger gewaltloser politischer Gefangener und aktuell inhaftierter politischer Gefange- ner. Die Frauen organisieren friedliche Protestmärsche und fordern die Freilassung derer, die sich noch in Haft befinden. Vielen Dank an alle, die sich mit uns für diese Frauen eingesetzt haben!

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KAMBODSCHA FRAUEN KÄMPFEN UM IHR ZUHAUSE

FRAUEN KÄMPFEN AN VORDERSTER FRONT IM WIDERSTAND GEGEN ZWANGSRÄUMUNGEN, GEGEN DIE ZERSTÖRUNG VON HÄUSERN UND DAS NIEDERWALZEN VON WÄLDERN. SIE TRIFFT ES AM HÄRTESTEN, WENN IHRE ANSTRENGUNGEN SCHEITERN.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Kam- gen anzulegen und Verarbeitungsfabriken zu bodscha von bewaffneten Konflikten, wirt- bauen. In dieser Provinz liegt auch Bos, das schaftlichem Zusammenbruch und Isolation Heimatdorf von Hoy Mai. befreit. Frauen haben dadurch mehr Möglich- Unternehmen wie Behörden versäumten es, keiten aber auch größere Herausforderungen die betroffenen Familien ausreichend über zu meistern. Während sie das Rückgrat der diese Pläne oder gar über ihre Rechte an ih- Familie sind und sich um den Haushalt küm- rem Wohn- und Ackerland zu informieren. mern, gehören Frauen gleichzeitig zu den er- Zwar wurden ihnen andere Grundstücke an- folgreichsten UnternehmerInnen, ExpertInnen, geboten, jedoch deutlich kleinere als ihr ur- PolitikerInnen, AktivistInnen, KünstlerInnen sprünglicher Besitz. Trotz Einschüchterungen und GemeindevorsteherInnen des Landes. und Drucks seitens der Behörden lehnten die Doch viele Frauen können von diesen Chan- meisten die Angebote ab. cen nicht profitieren. Rechtswidrige Zwangs- Mitarbeiter einer Firma begannen wenig spä- räumungen hindern sie daran, der Armut zu MAI UND IHR SOHN ANN entkommen. Zehntausende sind davon betrof- SAMNANG IM DORF TAMAN, fen. Entwicklungsprojekte und Landstreitigkei- ODDAY MEANCHEY, ten sind oftmals der Auslöser, wobei das Wohl- KAMBODSCHA ergehen der betroffenen Gemeinden den For- FOTOS, WENN NICHT BEZEICHNET derungen der großen Unternehmen unterge- © AMNESTY INTERNATIONAL ordnet wird. Viele hart erkämpfte Erfolge bei der Armutsbe- kämpfung der letzten zwei Jahrzehnte werden dadurch zunichte gemacht.

RECHTSWIDRIGE ZWANGSRÄUMUNGEN führen häufig zu einem Verlust der Lebensgrundlage der Fa- milie und einem Zusammenbruch des sozia- len Netzwerks, auf das vor allem Frauen in ih- rem Alltag angewiesen sind. Oft müssen die Kinder den Schulbesuch unterbrechen, der Zugang zum Gesundheitssystem wird er- schwert und das physische und mentale Wohlbefinden der Familie wird beeinträchtigt. ter, erste Häuser in Bos zu zerstören, die Reis- Viele Opfer werden weit entfernt von den urba- felder zu roden und Zuckerrohr darauf zu nen Zentren angesiedelt. Dadurch sind die pflanzen. Männer gezwungen, getrennt von ihren Fami- Proteste der AnwohnerInnen ignorierten sie. lien zu leben. Die Frauen müssen sich alleine Viele der Familien gerieten dadurch in schlim- um den Alltag und die Familie kümmern. me Notlagen, einige wurden obdachlos. Mai Beide Frauen, deren Geschichten hier erzählt und ihrer Dorfgemeinschaft fehlten Nahrungs- werden, sind Opfer von rechtswidrigen mittelvorräte für das folgende Jahr. HELFEN SIE MIT! Zwangsräumungen. Am 9. Oktober 2009 wurden die Reste von BITTE SCHICKEN SIE DEN Mais Dorf Bos durch Angehörige der Polizei APPELLBRIEF AN DIE HOY MAI. Im Jahre 2008 vergab das Landwirt- und der Forstverwaltung niedergebrannt. Mai FRAUENMINISTERIN VON schaftsministerium drei Konzessionen an pri- dazu: „Mein Haus, mein Besitz, Ausweise, KAMBODSCHA AB. vate Unternehmen in der Provinz Odday Me- Kleider, Fotos – alles ging in Flammen auf. anchey - alle mit dem Zweck, Zuckerplanta- Nichts blieb übrig“. Die Polizei richtete ihre

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KAMBODSCHA. FRAUEN KÄMPFEN UM IHR ZUHAUSE

Waffen auf alle, die es wagten, ihren Besitz zu es vor der Räumung „immer genug zu essen, verteidigen. auch für die große Familie... es gab keinen Mai machte sich zusammen mit einigen Män- Hunger“, sagt sie. „Wir konnten Fisch und nern auf die beschwerliche Reise zu Fuß, mehr Fleisch finden, sowie Pilze sammeln und sie als 250 km zur Hauptstadt Kambodschas verkaufen oder essen“. Phnom Penh, um Premierminister Hun Sen Heute ist von Mais Dorf nichts mehr zu sehen. um Hilfe zu ersuchen. Sie wurden jedoch fest- Bewaffnete Arbeiter bewachen eine Zucker- genommen und beschuldigt, das Forstrecht rohrplantage, die von leeren Feldern umgeben verletzt zu haben und ins Gefängnis geworfen. ist. Die einst üppigen Wälder der Region wur- Mai war damals im fünften Monat schwanger. den im letzten Jahrzehnt stark abgeholzt, trotz Trotz katastrophaler Bedingungen im Gefäng- eines seit 2002 geltenden landesweiten Verbo- nis und Mais angeschlagener Gesundheit ent- tes. wickelte sich die Schwangerschaft bis zum En- Mai ist mittellos, sie fühlt sich völlig im Stich de. „Es war sehr gelassen und macht die lokalen Behörden für schwierig“, sagt ihre Situation verantwortlich. „Warum lassen Mai, „ich war diejenigen, die sich täglich um die Menschen krank und blutete kümmern sollten, zu, dass sie [die Unterneh- und ich hatte so men] den Menschen das Land wegnehmen?“ viele Schmerzen. „Ich weiß nicht, welche Hoffnung mir noch Niemand kümmer- bleibt“, sagt sie. „Es ist alles weg.“ te sich um mich.“ Hoy Mai sprach mit Amnesty International am Mai berichtet, ihr 17. März 2011. Zustand während der Wehen sei TEP VANNY. 2007 wurde der Firma Shukaku Inc. dann so schlecht ein Pachtvertrag von 99 Jahren über das Ge- gewesen, dass sie biet am Boeung Kak See in Phnom Penh be- in ein Kranken- willigt, um dort zu bauen. Den dort lebenden FRAUEN PROTESTIEREN IN DER haus eingeliefert wurde. Wenige Stunden nach mittelständischen und armen Familien wurde HAUPTSTADT PHNOM PENH der Geburt ihres Jungen brachte man Mai zu- mit Zwangsräumung gedroht. Viele von ihnen GEGEN ZWANGSRÄUMUNGEN, rück ins Gefängnis. haben nach kambodschanischem Gesetz An- 25. MAI 2011. Erst acht Monate nach ihrer Verhaftung wurde spruch auf formellen urkundlichen Landbesitz. Mai einem Richter vorgeführt. Anstatt sie illega- Als Entschädigung hatten sie 8500 US$ oder ler Abholzung anzuklagen – der „Grund“ für ih- eine Wohnung 20 km entfernt zur Auswahl, re Verhaftung – sagte das Gericht, sie werde beides inakzeptable Angebote. Vielen Familien, freikommen bei Unterzeichnung einer Verein- die sich für das Geld entschieden haben, ging barung, in der sie auf alle Ansprüche im Dorf dieses aus, noch ehe sie eine andere Wohnung Bos verzichten und anderes Land als Ersatz gefunden hatten oder sie fanden nur eine in ei- akzeptieren würde. Mai unterschrieb und reiste nem Gebiet, das ebenfalls von Zwangsräu- zurück. Das versprochene Grundstück erhielt mung bedroht ist. Eine Wohnung außerhalb sie nie. Sie musste im Haus ihrer ältesten der Stadt macht es den Menschen fast unmög- Tochter mit unterkommen. Sie versucht, für ih- lich, zu ihrer Arbeit im Zentrum zu gelangen re Familie täglich zwei kleine Mahlzeiten zu be- oder eine angemessene Anbindung an Kran- reiten - aus Reis, gespendet von einer NGO, kenhäuser, Schulen und Strom- und Wasser- und aus dem, was sie sonst von Tag zu Tag fin- versorgung zu bekommen. den kann. Das Haus von Vannys Familie befindet sich in Mai, jetzt 48, hat acht Kinder im Alter von 28 diesem von rechtswidriger Zwangsräumung bis knapp über ein Jahr. Sie erklärt, nie so viele bedrohten Gebiet. Vanny und ihr Mann woh- Kinder gewollt, aber auch nie etwas über Ge- nen dort mit ihren beiden Kindern. Diese burtenkontrolle gelernt zu haben. Jedoch gab mussten sie zu den Großeltern geben, als die

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permanente Bedrohung ihr Leben immer mehr destabilisierte. Früher betrieb Vanny ein kleines Geschäft zum Verkauf von Haushaltswaren und Kosmetik, um den geringen Lohn ihres Mannes aufzubessern. Das musste sie aufge- ben, als immer mehr BewohnerInnen wegzo- gen. Seit 2007 ist das Leben für Vanny und die BewohnerInnen erheblich schwieriger gewor- den. Organisierter Widerstand gegen die Zwangsräu- mung begann im September 2008. VertreterIn- nen der BewohnerInnen von Boeung Kak, un- terstützt von NGOs und einem kambodschani- ner. Die Frauen versuchen, Gewalt zu vermei- TEP VANNY AM BOEUNG KAK schen Anwalt, reichten beim Stadtgericht den, so Vanny, jedoch gehen die PolizistInnen SEE, PHNOM PENH, 5. APRIL Phnom Penh einen Antrag auf einstweilige Ver- trotzdem mit aller Härte gegen ihren friedlichen 2011 fügung ein, um die Befüllung des Sees mit Protest vor. Zweimal schon wurde Vanny ver- Sand zu stoppen, bis die Rechtmäßigkeit des haftet und über Nacht festgehalten, mehrere Pachtvertrages geprüft sei. Der Boeung Kak Male schon geschlagen. See war ein wichtiges Wassereinzugsgebiet für Ein erster Erfolg wurde jedoch schon errungen: die Stadt, und die Umwandlung in festen Bo- Am 11. August 2011 ordnete der Premiermi- den hat in diesem Gebiet Überschwemmungen nister an, dass 12,44 Hektar des Boeung Kak während der Monsunzeit, verbunden mit kata- Gebiets an die verbleibenden 800 Familien ge- strophalen und unhygienischen Lebensbedin- geben werden sollen. Dieser Plan wird aber gungen verursacht. Der Antrag wurde jedoch nicht allen nützen, da die Details noch ausge- mit der Begründung abgewiesen, das Gericht arbeitet werden müssen und manche Familien sei nicht zuständig. dabei ausgeschlossen wurden. So ist Vanny mit Vanny selbst schloss sich 2009 dem Wider- dem Teilerfolg nicht zufrieden: „Ich bin immer stand an und hat die volle Unterstützung ihres noch besorgt darüber, wie das Stück Land und Mannes und ihrer Kinder. Heute gehört sie zu unsere Leute beschützt werden sollen, damit den GemeindevertreterInnen, die sich am di- sichergestellt wird, dass alle, die zusammen rektesten äußern. Die Menschen rund um den gekämpft haben, Nutzen von den 12,44 Hektar See verlassen sich auf sie und ihren Beistand haben.“ und Rat. Sie mobilisiert die verbliebenen Be- Und Vanny wird nicht aufgeben: „Ich werde wohnerInnen um den See, sich den Protesten dafür kämpfen, in meinem alten Zuhause zu vor dem Rathaus und dem Firmenbüro anzu- bleiben, kämpfen bis zur letzten Runde.“ schließen. Durch die Unterstützung von NGOs Tep Vanny sprach mit Amnesty International habe sie viel über ihre Rechte und das Gesetz am 16./17. Februar und am 6. September gelernt, sagt sie. Das habe sie und die Gemein- 2011. de mutiger gemacht. WOHNEN IST EIN MENSCHENRECHT „Ich mache damit weiter, die Gemeinde zu mo- Rechtswidrige Zwangsräumungen verletzen das Recht auf angemessenes Wohnen und sind bilisieren, um die Einstellung der Menschen zu durch mehrere internationale Menschenrechtsabkommen, verboten. Kambodscha hat diese stärken, sodass die Gemeinde (…) standhaft Abkommen unterzeichnet und ist verpflichtet, Wohnrechte zu respektieren, zu schützen und zu und unabhängig bleibt und die Regierung da- garantieren. Mehrere Menschenrechtsorganisationen, darunter Amnesty International, haben von überzeugen kann, (…) ihre Pflicht zu erfül- das systematische Versagen der kambodschanischen Behörden angeprangert, die Bevölke- len und den unschuldigen Menschen zu die- rung vor rechtswidrigen Zwangsräumungen zu schützen. Kambodschanische Eliten und aus- nen, die die wirklichen Opfer sind, so wie die ländische Investoren versuchen aus dem neuen privatisierten Landsektor Kapital zu schlagen. Bewohner am Boeung Kak See.“ Die Behörden unterstützen oftmals illegale Zwangsräumungen oder versäumen es zu reagie- Es sind vor allem Frauen wie Vanny, die den ren, wenn Gesetze gebrochen werden. Die Täter werden nur selten zur Rechenschaft gezogen. Widerstand organisieren, und nicht ihre Män-

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SIMBABWE OHNE SCHULE KEINE ZUKUNFT

NACH DEN MASSENZWANGSRÄUMUNGEN 2005 KÖNNEN ETWA 222.000 KINDER UND JUGENDLICHE ZWISCHEN FÜNF UND 18 JAHREN KEINE SCHULE MEHR BESUCHEN. DEN KINDERN WIRD DIE ZUKUNFT VERBAUT.

Im Jahr 2005 hatte die Regierung Simbabwes Strohdächern oder Planen statt. ein Programm von Massenzwangsräumungen Viele Familien haben kaum ein Einkommen gestartet, das mehr als 700 000 Menschen in und können die Schulgebühren und Unifor- unbeschreibliches Elend stürzte. men für den Besuch einer staatlichen Schule Dieses „Säuberungsprogramm“ wurde zynisch in Nachbarsiedlungen nicht bezahlen. 13-jähri- Operation Murambatsvina („Weg mit dem ge Kinder arbeiten in benachbarten Farmen HELFEN SIE MIT! Müll“) genannt. Viele Armensiedlungen rund oder als Bauarbeiter, um das Überleben zu si- SCHICKEN SIE DEN APPELLBRIEF um die Städte wurden dem Erdboden gleich chern. AN DEN SOZIALMINISTER gemacht. Im Rahmen der Operation Garikai/ SIMBABWES AB. Hlalani Kuhle („Für ein besseres Leben“) wur- MÄDCHEN UND JUNGE FRAUEN sehen sich gezwun- den einige wenige Ersatzsiedlungen initiiert. gen zu heiraten, um versorgt zu sein oder müs- Die meisten Menschen müssen dort nach sen Geld durch Prostitution verdienen. Sie alle haben durch Operation Murambatsvina ihre Schulausbildung abbrechen müssen. In den staatlichen Schulen werden Kinder aus den Garikai-Siedlungen häufig als „schmutzig und blöd“ diffamiert, weil sie unter Plastikpla- nen leben und einen weiten Schulweg über schlammige Wege zurücklegen müssen. Das Scheitern der Regierung, den Kindern und Jugendlichen, die von der Operation Muram- batsvina direkt betroffen waren, eine Bildung zu gewährleisten, stellt einen Rückschritt in der Bildungslandschaft des Staates dar und ver- letzt das Recht auf Bildung.

LANGFRISTIGE STRUKTURFEHLER. Abgesehen von diesen Massenvertreibungen, die den Men- schen nicht nur ihrer Möglichkeit auf Schulbil- dung, sondern ihrer gesamten Lebensgrundla- ge beraubt hat, erfüllt Zimbabwe in keiner Wei- se die festgesetzten Standards. Im Großteil aller UNTERRICHT IN EINER NICHT- Grundschuleinrichtungen sind Schulgebühren REGISTRIERTEN SCHULE mehr als sechs Jahren noch immer unter Plas- zu bezahlen, was den internationalen Abkom- IN HOPLEY tikverschlägen hausen. Mit den Häusern und men klar widerspricht. Darüber hinaus leben Hütten waren auch Arbeitsstätten und Schulen viele EinwohnerInnen von Einnahmen aus dem zerstört worden. Etwa 222.000 Kinder und Ju- informellen Sektor, der durch die Massenver- gendlichen zwischen fünf und 18 Jahren treibungen nun eliminiert wurde und Arme konnten keine Schule mehr besuchen. noch weiter in die Armut treibt. In den Garikai-Siedlungen wie Hopley und Hat- In einem Land, in dem offiziell 80 Prozent der cliffe Extension gibt es keine staatlichen Schu- Erwerbsfähigen arbeitslos sind und für die der len. In Eigeninitiative haben die BewohnerIn- informelle Sektor die einzige Einkommensquel- nen nicht-registrierte Schulen organisiert, die le darstellt, erhöht sich nun drastisch die Zahl aber äußerst mangelhaft sind. Es gibt keine jener, die auf Hilfslieferungen angewiesen sind. Unterrichtsmaterialien, keine ausgebildeten Ernährung und Gesundheit, insbesondere LehrerInnen und der Unterricht findet unter HIV/AIDS, sind die einzigen Sektoren, die nun

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Priorität haben, für Schulbildung bleiben kaum von dem Bildungsmangel mehrfach betroffen. Ressourcen. Ohne Schulbildung ist ein Zugang zum (infor- Selbst wenn Eltern es zustande bringen, das mellen) Arbeitsmarkt ob der Konkurrenz umso Schulgeld zur Gänze zu bezahlen (25 bis 55 schwieriger, viele retten sich daher sehr früh in USD für drei Monate) – Ratenzahlungen sind die Ehe mit oft älteren Männern, um der Sexar- meist nicht gestattet – so werden viele Kinder beit, die oft als einzige Alternative bleibt, zu trotzdem vom Unterricht ausgeschlossen, da entgehen. sie keine passende, natürlich selbst zu bezah- lende Schuluniform tragen. POLITISCHE POLARISIERUNG ALS BARRIERE. Engage- Selbst staatlich eingerichtete Fonds verfehlen ment und Unterstützungen jedweder Art ver- ihre Zielgruppe, da nur Kinder Unterstützung laufen in Zimbabwe entlang der Parteilinien, bekommen, die eine Geburtsurkunde nachwei- was nicht nur die Chancengleichheit ins Wan- sen können, was in Anbetracht der Zerstörun- ken bringt, sondern für die BürgerInnen Ge- gen und gewaltsamen Vertreibungen eine Far- walt, Drohungen und persönliche Verfolgung ce darstellt. Außerdem können an den Pro- bedeutet. Die Ministerien für Bildung und Kul- grammen nur Kinder teilnehmen, die eine tur sowie für Soziales und Wohnen sind von „Ich habe mich entschieden staatlich anerkannte Schule besuchen, alle Tsvangirais MDC-Partei besetzt, Bezirksadmi- zu heiraten, damit ich SchülerInnen der informellen Schulen bleiben nistrationen sowie ländliche und städtische jemanden habe, der mich ausgeschlossen. Entwicklung werden von Mugabes ZANU-PF besetzt, was einer permanenten gegenseitigen versorgt. Ich konnte keinen KINDERARBEIT. Dazu kommt, dass viele Kinder Blockade gleichkommt. Job finden. Ich wollte keine schlichtweg ihren Teil zum kärglichen Haus- Sexarbeiterin werden, wie haltsbudget beitragen müssen, sei es auf Far- AMNESTY INTERNATIONAL EMPFIEHLT der Regierung die meisten der Mädchen, men, wo sie mit Mais und Kartoffeln entlohnt von Zimbabwe, insbesondere dem Ministerium die die Schule abgebrochen werden, oder auf Baustellen, auf denen 13- für Bildung, Sport, Kunst und Kultur, sowie in- haben.“ Jährige schuften, um zerstörte Siedlungen wie- ternationalen PartnerInnen unter anderem fol- Irene aus Hopley, 21 Jahre der zu errichten. Besonders betroffen sind Kin- gende Punkte umzusetzen: alt (Sie heiratete 2007, als  der, die mit den Großeltern aufwachsen und je- Unverzügliche und unabhängige Aufarbei- sie 17 Jahre alt war.) ne, die in einem Haushalt mit ausschließlich tung der Operation Murambatsvina und ähnli- Kindern (!) leben, der von den ältesten Ge- cher Vertreibungen schwistern geführt wird.  Unverzügliche Implementierung einer natio- Die Qualität der gebotenen Schulbildung ist in nalen Bildungsstrategie, die die in den unter- den meisten Fällen weit unter dem Mindest- zeichneten Verträgen festgehaltenen Standards standard. Meist stehen weder ausgebildete realisieren LehrerInnen noch Material und Bücher zur  Zugang zu Bildungsfonds unabhängig von Verfügung, selbst Möbel und Gebäude sind oft Geburtsurkunde oder dergleichen nur unzureichend vorhanden. Lernfortschritte  Abbau von Barrieren jeglicher Art, um den sind kaum zu bemerken, es handelt sich eher Zugang zu staatlichen Examen für alle zu ge- um eine Maßnahme zur Verkürzung der Tages- währleisten freizeit der Kinder. Viele der Kinder besuchen  Installierung eines Monitoringsystems zur eine informelle Schule, die zwar weitaus billiger Kontrolle des Ausbildungsniveaus ist, aber deren Standard noch schlechter ist als  Abbau von Zugangsbarrieren insbesondere Den Bericht von Amnesty der der staatlichen. Die staatlichen Examen, für Mädchen und andere benachteiligte Grup- International „ZIMBABWE: die für den Aufstieg in eine höhere Schulstufe pen Left behind: The Impact of notwendig sind, sind oft nicht zu schaffen. Da-  Sicherstellung der allgemeinen Lebens- Zimbabwe’s mass forced rüber hinaus laufen die informellen Schulen grundlage (Wohnen, Arbeit, Nahrung) insbe- evictions on the right to Gefahr, bei jeder Gelegenheit sogar mit polizei- sondere für die von Vertreibung Betroffenen, education“ finden Sie auf licher Unterstützung geschlossen zu werden. um einen weiteren Zugang zu Bildung zu ge- www.amnesty.org/library Besonders Mädchen und junge Frauen sind währleisten.

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IRAN FREIHEIT FÜR NASRIN SOTOUDEH DIE MENSCHENRECHTSANWÄLTIN IST ZU SECHS JAHREN HAFT VERURTEILT - NACH EINEM UNFAIREN VERFAHREN UND VAGEN ANKLAGEN.

Am 14. Februar 2011 gingen im Iran tausen- de Menschen auf die Straße, um ihre Solidari- tät mit den Protestbewegungen in Ägypten und Tunesien zu bekunden. Sie folgten dabei dem Aufruf der Oppositionsführer Mir Hossein HELFEN SIE MIT! Mousavi und Mehdi Karroubi, die sich seit ge- BITTE SCHICKEN SIE DEN raumer Zeit unter Hausarrest befinden. Men- APPELLBRIEF AN DEN schen protestierten in den Straßen Teherans OBERSTEN RICHTER trotz angedrohter Verfolgungen, präventiver DES IRAN AB. Verhaftungen und einem rasanten Ansteigen von Exekutionen seitens des Regimes, um die © Payvand.com DemonstrantInnen abzuschrecken. Mindes- auch die Mitgliedschaft im CHRD. Vor ihrer tens drei Personen wurden an jenem 14. Fe- Verhaftung am 4. September 2010 warnte bruar und an den Folgetagen von den Sicher- man sie, Shirin Ebadi vor Gericht zu vertreten. heitskräften getötet. Iranische Frauenrechts- Das Strafausmaß wurde nach der Berufung aktivistinnen müssen einen hohen Preis für von elf auf sechs Jahre herabgesetzt. Sie ihr mutiges Engagement bezahlen: Die Men- wurde nicht nur monatelang im berüchtigten schenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh wurde Teheraner Evin Gefängnis festgehalten, son- wegen „Propaganda gegen das System“ und dern muss auch noch mit einem zehnjährigen „Handeln gegen die nationale Sicherheit“ Berufsverbot leben. Im November 2010 ver- schuldig gesprochen und muss nun eine langte die UN Hochkommissarin für Men- sechsjährige Haftstrafe absitzen. Auch die schenrechte eine Prüfung des Falls und for- Mitgliedschaft im Centre for Human Rights derte die iranischen Behörden auf, Nasrin So- Defenders (CHRD), das von der Friedensno- toudeh Entlassung zu beschleunigen. belpreisträgerin Shirin Ebadi gegründet wor- Ihre Verurteilung soll Menschenrechtsaktivis- den war, wurde ihr zur Last gelegt. Nasrin So- tInnen und AnwältInnen weiter zermürben. toudeh wies alle Anschuldigungen zurück, Verfahren wie diese werden überaus unfair geführt, da Beschuldigte oft keinen Zugang zu FRAUEN KÄMPFEN FÜR POLITISCHEN WANDEL ihren AnwältInnen bekommen, die Urteile auf vage formulierten Anklagen beruhen und die 2011 war das Jahr, in dem in Nordafrika und im Nahen Osten Millionen Menschen aller Al- Richter nicht unabhängig sind. tersgruppen und Gesellschaftsschichten, insbesondere Junge und Frauen, die Straßen mit Frauenrechtsaktivistinnen haben im Iran viele der Forderung nach Wandel überschwemmt haben. Oft unter gefährlichen Bedingungen Formen von Diskriminierung zu überwinden, und mit dem Risiko, von staatlicher Seite verfolgt, verhaftet und getötet zu werden. um am sozialen Wandel aktiv zu partizipieren. 2012 fordern Frauen weiterhin ihr Recht auf ihren Platz in der Gesellschaft und ihr Dabei laufen sie stets Gefahr, mit der Religion, Recht auf freie Meinungsäußerung ein. Frauen und Männern müssen die gleichen Rech- der Ehre und Kultur in Konflikt zu geraten und te zugestanden werden: für das Recht auf politische Partizipation und Entscheidungs- stigmatisiert zu werden. Infolgedessen müs- findung, Gleichheit vor dem Gesetz, das Recht auf Heirat, Scheidung, Kinderobsorge und sen sie sich mit zahlreichen Unterdrückungs- Erbe und den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt, besonders häuslicher Gewalt, versuchen, die sie zum Schweigen bringen sexueller Belästigung und ehelicher Vergewaltigung, muss weiter gekämpft werden. wollen, auseinandersetzen: Sie riskieren Ver- Am diesjährigen Internationalen Frauentag folgung und willkürliche Verhaftungen für ih-  zeigt Amnesty International daher Solidarität mit den Menschenrechtsaktivistinnen ren Einsatz. Oft werden sie lange ohne Ankla- in Syrien, Saudi Arabien, Iran und Jemen ge festgehalten, häufig in Einzelhaft. Eine  setzt Amnesty International weltweit Aktionen, die die Regierungen auffordern, die Freilassung gegen Kaution wird ihnen ver- Diskriminierung zu beenden und Gewissensgefangene frei zu lassen wehrt oder erschwert, weil sie und ihre Famili-  will Amnesty International die Wichtigkeit der Rolle der Frauen im politischen Wan- en die hohen Summen kaum aufbringen kön- del im Nahen Osten und Nordafrika hervorheben nen.

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IRAN LEBENDIG BEGRABEN SEIT EINEM JAHR IM HAUSARREST, ISOLIERT VON DER WELT: MIR HOSSEIN MOUSAVI, MEHDI KARROUBI, ZAHRA RAHNAVARD. VON JALEH LACKNER-GOHARI

Am 14. Februar war es genau ein Jahr, dass lich physisch, psy- diese prominenten Persönlichkeiten der Isla- chisch und emotional mischen Republik Iran (IRI) unter Hausarrest ausgehungert. Offi- gestellt wurden: Mir Hossein Mousavi, irani- zielle Stellungnah- scher Premier während der acht Jahre des men und Erklärun- Irak-Iran Krieges und seine Gattin Zahra Rah- gen dazu gibt es navard und Mehdi Karrubi, ebenfalls acht kaum. Am liebsten Jahre im Dienste der IRI, in einem der höchs- wird die Situation in ten politischen Ämter des Landes als Parla- der iranischen Öf- mentspräsident während zweier Legislaturpe- fentlichkeit nicht an- rioden. Ihnen werden keine der international gesprochen, sondern gültigen Gefangenengrundrechte gewährt: Be- verdrängt. Wenn es MEHDI KARROUBI,MIR suchsrecht, selbst der eigenen Kinder und aber einmal beharrliche Anfragen gibt, besagt HOSSEIN MOUSAVI MIT Angehörigen, Zugriff auf ein Telefon oder die offizielle Version, dass Karroubi und Mou- IHREN FRAUEN ZAHRA sonstige Kommunikationsmöglichkeiten, ohne savi keine Gefangenen seien, sondern auf ei- RAHNAVARD UND FATEMEH Verbindung zur Außenwelt.. In gewissem Sin- genen Wunsch und zur eigenen Sicherheit KARROUBI ne sind diese Gefangenen einem allmählichen unter Beobachtung gestellt seien. Nur so kön- Verfall überlassen. Manche nennen das: le- ne man für sie, Kopffiguren des Staatsstrei- bendig begraben sein. ches, der Fetneh - wie die Demokratiebewe- gung offiziell abwertend genannt wird [fetneh LEITFIGUREN. Ohne eigenes Zutun wurden Mir = übles Komplott] - sorgen und ihr Leben ga- Hossein Mousavi und Mehdi Karroubi, nach- rantieren. dem sie vom Wächterrat für die Wahlen zuge- lassen waren, durch die Dynamik und Ent- FAMILIEN LEIDEN MIT. Zahra Rahnavard, Mousa- wicklungen des berüchtigten Wahlprozesses vi’s Ehefrau, Professorin der Universität Tehe- 2009 zu Führungsfiguren der gewaltfreien ran und eine bedeutende Künstlerin, ist in den Grünen Bewegung. Diese hatte sich aus einer letzten Monaten auffallend abgemagert. Das Vielfalt der Bevölkerungsschichten im Iran zu- haben ihre Töchter bei den gelegentlichen Be- sammengestzt. Das Schicksal dieser Persön- suchen feststellen können. Den Kindern wurde lichkeiten ist mit jenem der Demokratiebewe- immer wieder aus ungenannten Quellen mitge- gung im Iran verwoben. Nach einem Aufruf teilt, dass ihre Eltern an ernsten Krankeiten lei- zur Solidarität mit den muslimischen Bevöl- den und eine Chemotherapie erhalten. kerungen in den arabischen Ländern wurden Vor Kurzem war es Fatemeh Karroubi (ehe- sie unter Hausarrest gestellt. malige Präsidentin der Iranischen Roten Die Art und Weise, wie die zwei Politiker ge- Halb mondorganisation, die sich in den Kriegs- fangengenommen wurden, findet in den Lan- jahren sehr verdient gemacht hatte) gelungen, desgesetzen der IRI keine rechtliche Basis. die Haftgemeinschaft zu verlassen, um sich Dr.in Jaleh Lackner- Reine Willkür muss hier die treibende Kraft einer komplizierten Behandlung zu unterzie- Gohari, aus dem Iran sein. Laut politik-unabhängigen prominenten hen. Bei dem letzten Besuch vor etwas mehr stammende Ärztin, war Klerikern ist die Vorgehensweise auch im Wi- als einem Monat hat Karroubi sie beauftragt, für die UNO medizinische derspruch mit Bestimmungen und Vorgaben seine Botschaft zur Einschätzung der bevor- Koordinatorin in Bosnien, der Religion, auch der Scharia. Offiziell wurde stehenden Wahlen hinauszutragen. Unter an- setzt sich in der Flücht- nie eine Klage erhoben. Trotzdem wird die derem sagte er: „Die Wahlen werden eine lingshilfe und für die kleine Gruppe getrennt von anderen politi- Farce sein. Die „Herren“ [= die Machthaber] Menschenrechte im Iran schen Gefangenen in völliger Isolation im glauben gar nicht, dass das Volk einen Willen ein Hausarrest festgehalten. Sie werden allmäh- habe.”

SEITE 9 AKTIVISTIN NR. 121 / AMNESTY-NETZWERK FRAUENRECHTE FEBRUAR 2012

NIGERIA DIE VERGESSENE ÖLPEST DAS NIGERDELTA, EINST EIN NATURRESERVAT, IST HEUTE EIN UMWELTDESASTER. SHELL MUSS EINE MILLIARDE DOLLAR ZUR REINIGUNG ZAHLEN, FORDERT AMNESTY INTERNATIONAL

Das Nigerdelta, einstiges Naturreservat in Ni- Strandmuscheln zu sammeln. Die Menschen geria auf einer Fläche größer als Österreich, im Nigerdelta trinken, kochen und waschen ist heute eine Umweltruine. Dies ist das Er- mit verschmutztem Wasser. Sie essen Fisch, gebnis der Erdölförderung durch multinatio- der mit Erdöl und anderen Giften kontami- nale Unternehmen seit den 50-er Jahren - niert ist. Sie atmen von Erdöl und Gas ver- ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung seuchte Luft, sie leiden unter Atemproble- und die Umwelt. men, Hautverletzungen und weiteren gesund- Amnesty International fordert eine umfassen- heitlichen Problemen. Sie sorgen sich beson- de Reinigung des verschmutzten Gebietes ders um die Gesundheit der Kinder. und eine strenge Regulierung der Ölindustrie. Einer der Hauptakteure im Nigerdelta EXISTENZGRUNDLAGE ZERSTÖRT. Der erhoffte ist der Ölkonzern Shell. Amnesty Wohlstand durch die Erdölförderung ist für International fordert in einer die lokale Bevölkerung nicht eingetreten – im aktuellen Kampagne Shell Gegenteil. Ihre Existenzgrundlage wurde zer- auf, eine erste Zahlung stört. Den Menschen vor Ort werden Informa- von einer Milliarde US- tionen über die Ölprojekte verwehrt; Gerichts- Dollar zu leisten, da- verfahren, in denen sie ihr Recht einfordern mit die Säuberung wollen, werden verzögert. Frauen sind in Ver- der durch Öllecks handlungen über Reparationszahlungen verschmutzten Um- überhaupt nicht eingebunden. Lokale Aktivis- welt im Nigerdelta tInnen erfahren Repression; die Ölfirmen for- beginnen kann. dern staatliche Sicherheitskräfte an, um Pro- Die Erdölvorkommen test gewaltsam niederzuschlagen. im Nigerdelta (Nigeria) Zwei Berichte von Amnesty International aus werden seit über fünfzig 2009 und 2011 belegen, dass die Ölindustrie Jahren von multinationalen für die weitverbreitete Umweltverschmutzung Unternehmen unter Beteili- und die damit zusammenhängenden Men- gung des Staates brutal ausgebeu- schenrechtsverletzungen im Nigerdelta ver- tet. Der Lebensraum von über 30 Millio- antwortlich ist. nen Menschen wurde systematisch zerstört. Darüber hinaus bestätigte ein Bericht des Durch die Erdölförderung wurde eine intakte UNO-Umweltprogramms UNEP vom Sommer Umwelt vernichtet: Hunderte neue Öllecks 2011, dass sich die Geschäftstätigkeiten des pro Jahr, Mülllager und Gasflammen prägen Ölkonzerns Shell verheerend auf die Men- das Nigerdelta, in dem 60 Prozent der Bevöl- schenrechtssituation der Menschen im Ogo- kerung von Landwirtschaft und Fischerei le- niland auswirkte. ben. Die Verschmutzung durch die Erdölindustrie SHELL MUSS AUFRÄUMEN UND ZAHLEN. Amnesty In- nimmt den Menschen im Nigerdelta die Le- ternational fordert von den im Nigerdelta agie- bensgrundlage: Die Gewässer und die Böden renden Ölfirmen eine umfassende Säuberung sind durch das austretende Öl verseucht. Fi- des verschmutzten Gebietes und von der ni- sche sterben, Laichgründe werden zerstört, gerianischen Regierung eine strengere Regu- und das Land wurde für den Ackerbau – auf lierung der Ölindustrie. MEHR INFORMATION UND Jahrzehnte hinaus – unnutzbar. Der Ölkonzern Shell wird von Amnesty Inter- ONLINE-APPELL AUF Menschen müssen weite Wege bis zu den national aufgefordert, sich zur Zahlung von ei- http://nigerdelta.amnesty.at Fischgründen zurücklegen. Frauen gehen ner Milliarde US-Dollar zu verpflichten – als stundenlang, wenn sie sich aufmachen, Startkapital für die Reinigung des Nigerdeltas.

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SYRIEN MEHR ALS 200 FRAUEN KAMEN BEI DEN UNRUHEN UM

VERBRECHEN GEGEN DIE MENSCHLICHKEIT SIND SEIT LANGEM AN DER TAGESORDNUNG. WO BLEIBT FIRST LADY ASMA AL-ASSAD, DIE SICH GERN ALS SCHÜTZERIN DER FRAUEN- UND KINDERRRECHTE DARSTELLT?

Seit Jahrzehnten verletzen Syriens Sicherheits- chen Verhaftungen und Folter. kräfte ungestraft die Menschenrechte. Außer- Die Aktivistin Razan Zeitouneh berichtet bei- HELFEN SIE MIT! gerichtliche Tötungen, „Verschwindenlassen“ spielsweise auf ihrer Website von Gräueltaten, BITTE SCHICKEN SIE DAS und Folter von Menschen, die von der staatlich die von staatlicher Seite durchgeführt wurden, FAX AN DIE FIRST LADY VON anerkannten Meinung abweichen, stehen auf darunter Kidnapping, Verhaftungen, Folter und SYRIEN AB. der Tagesordnung. Tötung von friedlichen DemonstrantInnen. Ihre SIE KÖNNEN AUCH EIN Seit die Regierung alle Forderungen nach Re- Informationen stellten einige der wenigen Quel- E-MAIL SCHREIBEN: formen und die Demonstrationen, die das len für die internationale Berichterstattung dar, [email protected] Land seit mehr als zehn Monaten bewegen, die die Brutalität des Al-Assad-Regimes gegen brutal niederschlägt, haben die Menschen- das syrische Volk belegen. rechtsverletzungen drastisch zugenommen. Viele Aktivistinnen sind nunmehr unterge- Amnesty International erhielt mehr als 5.000 taucht oder geflohen, dokumentieren aber wei- Namen von Opfern, darunter mehr als 200 terhin die Gewalttaten des Regimes für die in- Frauen und Mädchen, die seit dem Beginn der ternationale Gemeinschaft. Unruhen im März 2011 gewaltsam ums Le- ben gekommen sind. WERDEN SIE AKTIV! Die überwiegende Mehrheit wurde, laut Be- Setzen Sie die First Lady Asma Al-Assad unter richten, von staatlichen Sicherheitskräften und Druck! Sie kann großen Einfluss ausüben, um Militäreinheiten während Protestaktionen in den syrischen Aktivistinnen ihr Recht zur freien Wohngebieten getötet. Tausende wurden ver- Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit haftet, viele von ihnen in Internierungslagern zu gewähren. ohne Kontakt zur Außenwelt angehalten. Diese Als die in Großbritannien geborene Asma den ES IST AN DER ZEIT, ASMA Lager werden von Geheimdiensten geführt, die syrischen Präsidenten 2000 heiratete, kam die AL-ASSAD DARAN ZU ERIN- niemandem Rechenschaft schulden. Viele sind Hoffnung auf, dass diese Verbindung zu einem NERN, DASS DIE MENSCHEN- praktisch „verschwunden“, da die Behörden neuen, fortschrittlichen, die Menschenrechte UND FRAUENRECHTE UNIVER- die Festnahmen nicht zugeben. Ihre Familien achtenden Syrien führen würde. SELL SIND UND VON SYRIEN erfuhren nie ihren Aufenthaltsort. Freigelasse- Zwölf Jahre später ist klar, dass dieses neue GEACHTET WERDEN MÜSSEN. ne berichten von Folter und anderen Miss- Syrien weiter denn je von der Realität entfernt © presidentassad.net handlungen, die in diesen Lagern offensicht- ist. lich weit verbreitet sind. In ihrer Rolle als First Lady hat sich Asma al- Amnesty International ist der Auffassung, dass Assad selbst oft als Verfechterin der Frauen- diese Verbrechen der staatlichen Organe zu und Kinderrechte dargestellt. So hat sie z. B. den Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 2007 eine Frauenfriedensfahrt gesponsert, um zählen sind: weit verbreitet, systematisch und die Frauenrechte zu fördern. 2011, kurz vor organisiert durchgeführt, richten sie sich gegen Ausbruch der Proteste, wurde sie von der „Vo- die Zivilbevölkerung und fordern zahlreiche gue“ als „Rose in der Wüste“ bezeichnet, wäh- Falls die E-Mailadresse Opfer. rend die katastrophale Menschenrechtssituati- nicht funktioniert, schrei- Obwohl Frauen während der Ereignisse wenig on unerwähnt blieb. Seit dem Ausbruch der ben Sie bitte an die wahrgenommen wurden, spielt dennoch eine blutig niedergeschlagenen Unruhen hat sie syrische Botschaft in beachtliche Zahl von Aktivistinnen eine wichti- sich nie zum brutalen Vorgehen der Sicher- Österreich: ge Rolle in der Planung und Durchführung der heitskräfte geäußert. Jedoch trat sie gemein- vienna_embassy@ Proteste, wie vor allem in den sozialen Netz- sam mit ihrem Mann bei einer regierungs- syrianembassy.jet2web.at werken im Internet zu beobachten ist. freundlichen Kundgebung auf, in der der Prä- Sie können das Fax auch Menschenrechtsverteidigerinnen standen an sident ausländische konspirative Kräfte für die per Post an das NW Frau- vorderster Front, um Missbrauch aufzuzeigen. Destabilisierung des Landes verantwortlich enrechte schicken. Wir Oftmals bezahlten sie ihren Mut mit willkürli- machte. leiten es weiter.

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TÄTIGKEITSBERICHT 2011 DANKE FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!

LIEBE SPENDERIN! LIEBER SPENDER! LIEBE UNTERSTÜTZERiNNEN!

Sie haben uns im vergangenen Jahr mit eines Zusammenschlusses aller Grup- Ihrer Spende geholfen und unterstützt. pen in der Region. Gruppenmitglieder Sie haben unsere Appellbriefe ver- nehmen an Regionaltreffen, Mitglieder- schickt, unsere Petitionen unterschrie- versammlung, Amnesty- internen Ar- ben. Dafür danken wir Ihnen von Her- beitsgruppen, an der AI-Herbsttagung, zen. Sie machen unsere Arbeit für die an Seminaren der Amnesty-Academy Rechte der Frauen und Mädchen in al- teil. Wir sind im internationalen Frauen- ler Welt und ihren Schutz erst möglich. netzwerk von Amnesty vertreten und Viele von Ihnen unterstützen uns schon kooperieren mit österreichischen The- seit vielen Jahren. Dass Ihr Einsatz men- und Länder-Netzwerken sowie mit nicht vergebens ist, beweisen die regel- der deutschen Amnesty-Frauenrechts- mäßigen Erfolgsmeldungen. gruppe. AMNESTY-AKTIVISTINNEN MIT DEM GEDENK- Wie jedes Jahr wollen wir mit dem Tätig- Höhepunkte unserer Aktionen waren im STEIN IM WIENER DONAUPARK FÜR DIE keitsbericht Rechenschaft legen und Vorjahr sicher die Baumpflanzaktion für MENSCHEN/FRAUENRECHTE IM IRAN, MÄRZ über die Aktivitäten des Netzwerks die Menschen/Frauenrechte im Iran, zu Frauenrechte im Jahr 2011 informie- der wir die iranische Frauenrechtsakti- ren, damit Sie einen Einblick in die Ver- vistin Mansoureh Shojaee einluden, die wendung Ihres Förderbeitrages erhal- mehrtägige Mutternachtsaktion gegen ten. Müttersterblichkeit und die fünftägige Das Amnesty-Netzwerk Frauenrechte öffentliche „Inhaftierung” eines Grup- besteht zur Zeit aus einer Gruppe von penmitglieds als Solidaritätsbekundung etwa 15 Frauen und zwei Männern aus für Gewissensgefangene, besonders den unterschiedlichsten Berufen, von Frauenrechtsaktivistinnen im Iran. Neu- Anfang 20 bis über 60 Jahren. Wir ar- land war für uns die Gestaltung eines beiten alle ehrenamtlich, also unbe- Video-Clips über Frauenrechte im Iran zahlt, mit großem Engagement und und in Tunesien, den wir gemeinsam Teamgeist. mit der Arbeitsgruppe für verfolgte Ge- MAKABRES WÜRFELSSPIEL: DREITÄGIGE werkschafterInnen für „dieStandard” AKTION GEGEN MÜTTERSTERBLICHKEIT, MAI UNSERE ARBEIT. Um die Aufgaben abzu- erstellten. sprechen und zu organisieren, treffen Eine genaue Auflistung unserer Aktivitä- wir uns alle zwei bis drei Wochen ten finden Sie auf den folgenden Seiten. abends. Fünf Mal im Jahr verschickten Unsere Arbeit verteilen wir je nach Fä- wir unsere Zeitschrift AKTIVISTIN an higkeiten, Interessen und vorhandener ca. 1.400 AdressatInnen per Post, ein- Zeit unter den einzelnen Gruppenmit- mal monatlich versenden wir Appellfälle gliedern. sowie Länder- und Themenberichte bzw. Einladungen zu Veranstaltungen DIE FINANZEN. Kosten fallen vor allem für per E-Mail. Laufend halten wir unsere die Organisation von Veranstaltungen, Website sowie unseren Facebook-Auf- den Versand der AKTIVISTIN und das tritt aktuell. Wir erstellen Unterlagen Porto für viele, viele Appellbriefe an. (z.B. Flugblätter, Übersetzungen und Da wir mit Ihren Spenden äußerst spar- Zusammenfassungen englischer Be- sam umgehen und durch die eigenen richte und Urgent Actions), halten Vor- Arbeitsleistungen die Ausgaben so ge- 100 STUNDEN HINTER GITTERN: ÖFFENTLI- träge und organisieren Diskussions- ring wie möglich halten, konnten wir CHE „SOLIDARITÄTSHAFT” MIT GEWISSENS - und Filmabende zu frauenrechtsrele- auch 2011 wieder humanitäre Frauen- GEFANGENEN IM IRAN, SEPTEMBER vanten Themen und beteiligen uns an projekte unterstützen. vielen Aktionen der Region Wien/NÖ, Ihr Amnesty-Netzwerk Frauenrechte

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AKTIVITÄTEN 2011 ++ AKTIVITÄTEN 2011 ++ AKTIVITÄTEN 2011

AKTIONEN, VERANSTALTUNGEN, INFOTISCHE,… Unterschriftensammeln & Infomaterialverteilen im Stadtkino 14.1. Teilnahme an der Solidaritätskundgebung gegen das 29.7. – 15.8. Mitbetreuung des Infozelts bei den Afrika Ta- neue ungarische Mediengesetz gen Wien 2011/Donauinsel 26.1. Infotisch bei EJF Tour 2011 im Rathaus (Jahr der 25.6. Aktion „Solidarität mit iranischen Gewissensgefange- Freiwilligenarbeit) nen“ im Donaupark 12.2. Teilnahme an der Aktion Lebkuchenherzen zum Valen- 6.8. Teilnahme an der Aktion Aktion: „Das Boot ist leer” der tinstag des NW LGBT-Rechte in Krems Plattform 20000Frauen 14.2. Organisation der Aktion Blumen für die Menschen- 21. 8. Anfeuern der Ruderteams bei Row4Rights: Rudern rechte im Iran vor der iranischen Botschaft für die Menschenrechte in Pöchlarn und Dürnstein 16.2. Schulvortrag über AI und CEDAW an der HLW3, Erd- 24. 8. Teilnahme an einer Podiumsdiskussion über Gewalt bergstrasse 70, 1030 Wien gegen Frauen beim AfriCult Festival 26.2. Redebeitrag & Infotisch beim Film „My Tehran for Sa- 1.9. Teilnahme an einer Diskussion mit Lily Pourzand, irani- le” sche Frauenrechtsaktivistin 8. 3. Teilnahme an der Frauen-Demo / am Flashmob der 3./4.9. Mitbetreuung des Infozelts beim Volksstimmefest Wiener Frauenhäuser / Infotisch bei der Lesung „Dem Wort 2011 die Freiheit“ in der Hauptbücherei 16.9. Teilnahme an der Kundgebung von Asyl in Not „Nein 13.3. Drei Bäume für die Freiheit: Baumpflanzung und Ge- zur Festung Europa! Für ein Europa der Menschenrechte denksteinlegung für die Menschen/Frauenrechte im Iran im und der Demokratie!” Donaupark 19. -23. 9. Hinter Gittern: 100 Stunden Solidarität mit hun- 17.3. Überleben und feiern: Gesprächsrunde mit Sonia Pier- derten iranischen Gewissensgefangenen re (Dominikanische Republik) 26.9. Mitbetreuung des Infostischs der AG für verfolgte Ge- 18.3. Mitbetreuung des Infotischs bei der WIDE-Veranstal- werkschafterInnen beim 1. Gewerkschaftstag der GdG- tung Internationale Frauenrechte: ¿Cómo, cuándo y dónde? KMSfB im Austria Center 19.3. Teilnahme an der großen 100-Jahr Demo zum interna- 8.10. Teilnahme an der Aktion gegen die Todesstrafe in Be- tionalen Frauentag larus in Neunkirchen 20.3. Mitbetreuung eines Infotischs bei der Vernissage zur 30.10. Teilnahme beim Rosenverteilen nach dem Benefiz- Fotoausstellung zum Frauenwohnprojekt [ro*sa] konzert der Wiener Philharmoniker zum 50. Geburtstag von 25.3. Teilnahme an der Aktion gegen die Todesstrafe der Amnesty International Gruppe Amstetten und der Region NÖ/Wien in Amstetten 3.- 5.11. Teilnahme an der AI-Herbsttagung zu „Wirtschaf- 25.3. – 27.3. Teilnahme an der Amnesty Mitgliederversamm- ten mit Verantwortung” lung 4.11. Mitbetreuung des Infostands bei den Kritischen Litera- 22. - 26.3. Mitbetreuung des Infotischs beim IV. Mittelameri- turtagen 2011 kanischen Filmfestival 8.11.+13.11. Infostand bei einer Veranstaltungsreihe gegen 7.4. Mitbetreuung des Infotischs beim 3. Cine Latino Festi- die Todesstrafe von ACUNS val im Filmcasino 25.11. Teilnahme an der FrauenLesben-Kundgebung zum 17.4. Teilnahme am Staffelmarathon „Menschenrechte in Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen / Redebeitrag Bewegung“ und Infotisch bei der Lesung „Auf den Flügeln der Erinne- 27.4. Teilnahme an der Demo „Das ist nicht unser Gesetz” rung” in der Hauptbücherei gegen das Fremdenrecht 30.11. Infostand bei der Eröffnung des Filmfestivals „This 1.5. Teilnahme an der Aktion der Arbeitsgruppe für verfolgte Human World“ GewerkschafterInnen beim Aufmarsch zum 1. Mai 1.12. Teilnahme am Videoprojekt „Klappe auf” für dieStan- 4. – 6. 5. „Makabres Glücksspiel” - eine Aktion zur Mutter- dard.at mit dem Beitrag „Nach dem arabischen Frühling“ nacht gegen Müttersterblichkeit und der Präsentation von „Klappe Auf - Vamos Mujer!” 16. 5. Infotisch bei Lesung von Sefi Atta in der Hauptbüche- 7.12. Teilnahme an der Aktion „Shine a Ligh”t auf dem Mi- rei chaeler Platz / Mitbetreuung des Infotischs bei CMT-Be- 21.5. Teilnahme an der Aktion „Prost auf die Freiheit” an- triebsratsweihnachtsfeier lässlich 50 Jahre Amnesty 10.12. Teilnahme am Briefmarathon im Weltcafe 29.5. Teilnahme an der Aktion „Stricken wir der Welt einen 16.12. Redebeitrag und Infotisch bei einer Präsentation von Schutzschild gegen Menschenrechtsverletzungen” Radio Orange und Frauensolidarität 1.6. Schulvortrag im Sir-Karl-Popper-Gymnasium Wiederholt: Teilnahme an den Samstagskundgebungen der 10.6. Als Kooperationspartnerin des Films „Hana, dul, sed“ „Solidarität mit den Trauernden Müttern im Iran“

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TÄTIGKEITSBERICHT 2011

BERICHTE / THEMEN / APPELLE LIBYEN: Mutmaßliches Vergewaltigungsopfer frei NICARAGUA: Die Stimmen der Opfer hören / Solidarität mit DOMINIKANISCHE REPUBLIK: MUDHA-Leiterin wird seit den Überlebenden sexueller Gewalt in Nicaragua / Weltweite Jahren bedroht / Hetzkampagne gegen Sonia Pierre / Sonia Solidaritätsaktion mit Frauen-NGOs Pierre ist tot BOSNIEN UND HERZEGOWINA: Gerechtigkeit für vergewal- IRAN: Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh verhaftet/ tigte Frauen Anwältin Nasrin Sotoudeh zu langer Haft verurteilt / Freiheit INDONESIEN: Hürden für die reproduktive Gesundheit für Bahareh Hedayat! / Menschenrechtsverteidigerin Man- ÖSTERREICH: Amnesty fordert Selbstkritik soureh Behkish verhaftet / Freiheit für Maryam Bahreman / SIMBABWE: Wenig Chance auf Überleben - Kindersterblich- Frauenrechtsaktivistin Faranak Faridin in der Haft misshan- keit in der Siedlung Hopley / Menschliche Überreste in Mas- delt / Freiheit für Kouhyar Goudarzi und seine Mutter/ Frei- sengrab müssen von forensischen ExpertInnen exhumiert heit für Mohammad Sadiq Kabudvand / Zwei Jugendlichen werden droht die sofortige Todesstrafe IRAN: Steinigung als Strafe für Ehebruch / Hinrichtungen SENEGAL: Khady Bassène fordert Aufklärung über die Ent- stoppen! / Freiheit für die Frauenrechtsaktivistinnen! / Prü- führung ihres Mannes gelstrafe beenden! / Frauen fordern Maßnahmen gegen se- BAHRAIN: GewerkschafterInnen wegen Streik verhaftet / xuelle Gewalt / Säureopfer verzichtet auf Vergeltung Frauen und Mädchen inhaftiert ARMENIEN: Die Maßnahmen gegen häusliche Gewalt rei- KUBA: Polizeischikanen gegen Frauen der Organisation Da- chen bei weitem nicht aus mas de Blanco SWASILAND: Zu wenig, zu spät: die Gesetzgebung lässt CHINA: Gerechtigkeit für Mao Heng Feng Frauen im Stich RUSSLAND: Gerechtigkeit für Natalia Estemirova : Sexuelle Gewalt als Nachbeben TUNESIEN: Menschenrechtsagenda für den Wandel ÄGYPTEN: Lässt die Revolution die Frauen im Stich? / Frau- Zahlreiche weitere Urgent Actions, Petitionen, Solidaritäts- en fordern gleichberechtigte Mitsprache im neuen Ägypten / grüße innerhalb der Gruppe Die Opfer der Gewalt verdienen Gerechtigkeit / „Jungfräu- lichkeitstests“ müssen untersucht werden MENSCHENRECHTSBILDUNG & INFORMATION TÜRKEI: weder Krankheit noch Verbrechen – Diskriminie- TÄTIGKEITSBERICHT 2010 - Danke für ihre Unterstützung! rung von LGBT-Personen FrauenFilmTage 2011 MAZEDONIEN: Romafrauen in einer ausweglosen Falle IRAN: Frauenrechtsaktivistin Mansoureh Shojaee musste ins NORDKOREA: Amnesty deckt die Existenz geheimer Gefan- Exil genenlager auf MUTTERNACHT – Müttersterblichkeit beenden NORDAFRIKA: die Europäische Union muss den Flüchtlin- SONIA PIERRE: Haiti kann ohne die Frauen nicht aufgebaut gen helfen werden KENIA: Flüchtlinge aus Somalia in Gefahr IRAN / ÖSTERREICH: bleibende Zeichen der Hoffnung - SIERRA LEONE: Müttersterblichkeit beenden! drei Bäume für die Menschenrechte im Iran PERU: gute medizinische Versorgung für indigene und arme LILY POURZAND - Zeitzeugin von brutaler Unterdrückung Frauen notwenig und leiser Hoffnung USA: Wirksame Maßnahmen gegen Müttersterblichkeit nötig AMNESTY wird 50 BURKINA FASO: finanzielle und personelle Ressourcen für NORD KOREA: Von Heldinnen und Blumen Müttergesundheit erforderlich ILO-KONVENTION: Meilenstein für die Rechte von Hausan- AFGHANISTAN: Frauenrechte nicht wegverhandeln! gestellten KOLUMBIEN: Opfer sexueller Gewalt werden im Stich gelas- AKTIONSBERICHT: Hinter Gittern – Solidarität mit Gewis- sen sensgefangenen im Iran PAKISTAN: Haus der Zuflucht für Frauen MENSCHEN IN GEFAHR, URGENT ACTIONS FRIEDENSNOBELPREIS 2011 würdigt den Einsatz für Frau- MEXIKO: Schikanen gegen Anwältin / Indigene Frauen ver- enrechte buchen ersten Sieg im Verfahren wegen Vergewaltigung / Internationale Abkommen zu Frauenrechten Migrantin aus Honduras getötet VEREINTE NATIONEN: Klare Worte für das Recht auf sexu- SIMBABWE: WOZA-Führungsmitgliedern droht Festnahme elle und reproduktive Gesundheit KOLUMBIEN: Ingrid Vergara erhält Morddrohungen TUNESIEN: Für den Kampf sind wir selber verantwortlich: GUATEMALA: Frauenrechtlerin Norma Cruz erhält Morddro- Interview mit der tunesischen Anwältin Radhia Nasraoui hungen diverse Erfolgsmeldungen

SEITE 14 Ing Kantha Phavi Minister of Women’s Affairs Ministry of Women’s Affairs #3 Blvd. Norodom Khan Daun Penh Phnom Penh Kambodscha

Your Excellency,

Tens of thousands of people are caught in the grip of forced evictions across Cambodia. Forced evictions often have specific impacts on women. Therefore I urge you to:

• End the practice of forced evictions. • Suspend all mass evictions until a clear prohibition on forced eviction is adopted and enforced under national law. • Develop procedures for women to have equal involvement in the consultation process and in household decisions about choosing compensation, resettlement and/or other forms of support. • Give special attention to the particular physical and mental health needs of women during and following resettlement. Guarantee their access to health services. • All resettlement sites must comply with criteria for adequate housing under international law. Ensure that location of the site facilitates access for women to jobs.

Kind regards, Sehr geehrte Frau Ministerin,

Zehntausende Menschen sind in Kambodscha von rechtswidriger Zwangsräumung bedroht. Für die meisten Betroffenen sind die Entschädigungen oder das angebotene Ersatzgrundstück in der Regel nicht genug um anderswo einen angemessenen Wohnraum oder Lebensunterhalt zu fin- den. Die Umsiedlungsstätten entsprechen häufig nicht den Anforderungen internationaler Stan- dards. Menschen werden oft gewaltsam und ohne rechtlichen Schutz vertrieben. Versuchen sie ihre Rechte einzufordern, werden sie häufig drangsaliert, bedroht oder gar verhaftet. Frauen sind von den illegalen Zwangsräumungen besonders betroffen, da die Familie häufig ihre Lebensgrundlage verliert. Soziale Netzwerke auf die vor allem Frauen in ihrem Alltag angewie- sen sind, brechen zusammen. Der Zugang zum Gesundheitssystem wird erschwert, das physi- sche und mentale Wohlbefinden der Familie beeinträchtigt. In den Umsiedlungsstätten gibt es vor allem für Frauen kaum Arbeitsmöglichkeiten, die Männer sind gezwungen, getrennt von ihren Familien zu leben, um Geld zu verdienen. Die Frauen müssen sich alleine um den Alltag und die Familie kümmern. Daher fordere ich sie auf, - die Praxis der rechtswidrigen Zwangsräumungen zu beenden und die Verantwortlichen zur Re- chenschaft zu ziehen. - Richtlinien zu entwickeln, damit Frauen gleichberechtigt bei der Entscheidung über Kompen- sation, Umsiedlung und/oder andere Formen der Unterstützung teilhaben. - während und nach der Umsiedlung die physischen und mentalen gesundheitsbezogenen Be- dürfnisse von Frauen besonders zu beobachten und den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen zu gewährleisten. - darauf zu achten, dass die Umsiedlungsgebiete die Kriterien für angemessene Unterkünfte nach internationalem Recht erfüllen und es geeignete Arbeitsmöglichkeiten für Frauen gibt.

Hochachtungsvoll, Hon Giles Mutsekwa Minister of National Housing and Social Amenities Ministry of National Housing and Social Amenities Private Bag 7780 Harare SIMBABWE

Dear Minister,

I am writing this letter to express my concern that thousands of children resettled in Hatcliffe Extension, Hopley and other Garikai settlements are being denied their right to school education. The majority of residents in both communities and other Garikai settlements are victims of the mass forced evictions in 2005, known as Operation Murambatsvina, which directly affected more than 700 000 people. Around 2000 children from Hopley community are attending unregistered schools set up by the community. But these non-registered schools do not receive government support and the quality of education is very poor because there is a shortage of trained teachers, furniture, stationary, text- books and shelter. The government of Zimbabwe has international human rights obligations to ensure free and compulsory primary education for all children in Zimbabwe and freedom from discrimination in access to education.

Therefore I am urging you to take steps to: • Immediately commission an independent study into the long term impact of Operation Murambatsvina on the right to education; • Immediately adopt and implement a national developmental education strategy which ensures that as a priority, all children access free, compulsory primary education; • Immediately ensure that the right of access to public educational institutions and programmes on a non-discriminatory basis and in particular ensure that children without birth certificates are not denied access to BEAM assistance; • Take steps to support people’s self-help initiatives to provide education, including facilitating the work of non-government organisations involved in education, and ensuring that legal and technical barriers faced by the poor are minimised.

Sincerely, Sehr geehrter Minister!

Ich bin besorgt, dass Tausende von Kindern, die im Zuge der Operation Garikai nach den Massenzwangsräumungen im Jahr 2005 in Hatcliffe Extension und Hopley wieder ange- siedelt worden sind, keinen adäquaten Zugang zu Schulbildung haben, weil die Regierung keine kostenfreie Grundschulbildung sicherstellt.

Viele Kinder, die in diesen Gemeinschaften leben, besuchen provisorische Gemeinde- schulen, weil sie die Schulgebühren nicht bezahlen können, die von registrierten staatli- chen Schulen in den Nachbargemeinden gefordert werden. Die nicht-registrierten Schu- len, die von den Gemeinden betrieben werden, erhalten keinerlei staatliche Unterstützung. Die Qualität der Schulbildung ist in diesen Schulen sehr schlecht.

Ich fordere Sie auf:

• Schritte zu unternehmen, um die Selbsthilfe- Initiativen der Gemeinden für eine Schulbildung zu unterstützen; • Sicherzustellen, dass die Kinder in Hopley, Hatcliffe Extension und anderen Garikai-Siedlungen freien und verpflichtenden Zugang zu Grundschulbildung haben; • Unverzüglich eine unabhängige Studie in Auftrag zu geben, um die Auswirkungen der Massenzwangsräumungen auf das Recht auf Bildung zu untersucht.

Hochachtungsvoll, Head of the Judiciary Ayatollah Sadegh Larijani [c/o] Public Relations Office Number 4, 2 Azizi Street Vali Asr Ave. above Pasteur Street intersection Tehran IRAN

Your Excellency,

I am deeply concerned about human rights lawyer Nasrin Sotoudeh, a mother of two young children. She is serving a six-year sentence, simply for her peaceful work as a lawyer. She is a prisoner of conscience.

Nasrin Sotoudeh has been held in Evin Prison in Tehran since her arrest on 4 September 2010, including a lengthy period in solitary confinement. Her health has also been weakened by hunger strikes held in protest against her arrest and detention conditions.

I urge you to immediately and unconditionally release Nasrin Sotoudeh, on the grounds that she has been imprisoned solely for peacefully exercising her rights to freedom of expression and association in the course of her work.

Respectfully, Exzellenz,

Ich bin zu tiefst besorgt über das Schicksal der Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, einer Mutter zweier kleiner Kinder. Sie verbüßt derzeit eine sechsjährige Haftstrafe, obwohl sie lediglich ihre Arbeit als Anwältin getan hat. Sie ist als Gewissensgefangene zu betrachten.

Seit ihrer Verhaftung am 4. September 2010 wird Nasrin Sotoudeh im Evin Gefängnis in Teheran festgehalten, wobei sie sich über einen längeren Zeitraum in Einzelhaft befand. Ihre Gesundheit ist durch Hungerstreiks, die sie aus Protest gegen ihre Festnahme und die schlechten Haftbedingungen durchführte, stark geschwächt.

Ich fordere Sie auf, Nasrin Sotoudeh sofort und bedingungslos freizulassen, da sie nur verhaftet wurde, weil sie ihr Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Rahmen Ihrer Arbeit wahrgenommen hat.

Hochachtungsvoll Asma al-Assad First Lady of the Syrian Arab Republic Syria

Fax. +963 11 334 5801

Your Excellency,

I am writing to you, as the First Lady of Syria, to express my solidarity and deep sympathy with the Syrian women human rights defenders and to urge you to do all within your power to ensure that Syrian women human rights defenders are able to exercise their rights to freedom of expression, assembly and association without risk of intimidation, arbitrary arrest and prosecution.

Amnesty International’s research has concluded that Syrian women human rights defenders who have been at the forefront of exposing human rights abuses within the context of the unrest in Syria have paid the price for their actions, including arbitrary detention and torture and other ill-treatment. As a result, today many women activists are effectively in hiding, while others have fled the country.

I appeal to you, as a long standing women’s rights activist on the international stage, to show leadership and to use your influence to bring an end to the ongoing violence and human rights violations committed against Syrian women rights activists and to ensure accountability and redress for these women.

Yours sincerely, Exzellenz,

Ich schreibe an Sie, die Gattin des syrischen Staatsoberhauptes, um meine tiefe Solidarität und Sympathie mit den syrischen Menschen- und Frauenrechtsverteidigerinnen auszudrü- cken. Ich möchte Sie bitten, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, dass syrische Menschen- und Frauenrechtsverteidigerinnen ihr Recht auf Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungs - freiheit wahrnehmen können, ohne Angst vor Einschüchterung, willkürlicher Verhaftung und Verfolgung haben zu müssen.

Recherchen von Amnesty International haben ergeben, dass syrische Menschen- und Frauenrechtsverteidigerinnen, die an vorderster Front gegen Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit den syrischen Unruhen kämpften, einen hohen Preis für ihre Aktionen zahlen mussten - in Form von willkürlichen Verhaftungen, Folter und Misshandlungen. Des- halb leben heute viele Frauenrechtsaktivistinnen im Untergrund oder haben das Land verlas- sen.

Ich appelliere an Sie, als langjährige Frauenrechtsaktivistin auf der internationalen Bühne, Ihre Führungsrolle und Ihren Einfluss geltend zu machen, um die andauernde Gewalt und die Menschenrechtsverletzungen gegen syrische Frauenrechtsaktivistinnen zu beenden und den betroffenen Frauen zu ihrem Recht und zu Wiedergutmachung zu verhelfen.

Hochachtungsvoll, AKTIVISTIN NR. 121 / AMNESTY-NETZWERK FRAUENRECHTE FEBRUAR 2012

DOMINIKANISCHE REPUBLIK NACHRUF AUF SONIA PIERRE (1963-2011)

DIE UNERSCHROCKENE, BEHARRLICHE MENSCHENRECHTSVERTEIDIGERIN, GRÜNDERIN UND LEITERIN DER FRAUENHILFSORGANISATION MUDHA, SONIA PIERRE, VERSTARB UNERWARTET AM 4. DEZEMBER 2011.

VIELFACH AUSGEZEICHNET. 2003 erhielt Sonia Pierre den Menschenrechtspreis von Amnesty International USA, 2010 wurde sie vom dama- ligen haitianischen Präsidenten Rene Preval mit dem Ritterorden für Verdienste für das hai- tianische Volk geehrt. In den USA wurde sie 2010 von Außenministerin und First Lady Michelle Obama mit dem „Interna- tional Woman of Courage Award“ geehrt.. Immer wieder prangerte sie die Rechtlosigkeit der dominiko-haitianischen Frauen und der haitianischen Migrantinnen an, ging wiederholt vor den Interamerikanischen Gerichtshof und MÖCHTEN SIE verwies auf die Wichtigkeit internationaler Soli- UNSERE INFORMATIONEN, darität bei der Einforderung von staatlich vor- APPELLE, AKTIONS- enthaltenen Grundrechten. AN KÜNDIGUNGEN PER Nach dem verheerenden Erbeben in Haiti E-MAIL ERHALTEN? setzte sie sich auch für die Frauen in den La- gern ein, die völlig hilflos sexueller Gewalt aus- Schreiben Sie bitte an geliefert waren. Ein Schwerpunkt der Arbeit lag [email protected] auf Gewaltprävention, um die Camps sicher zu Oder melden Sie sich direkt auf machen. Es wurde versucht, elektrisches Licht der Website an unter zu bekommen, und Wohnhäuser für die Frau- „Mitmachen/Informiert sein“ en zu bauen. http://frauenrechte.amnesty.at/ SONIA PIERRE BEI EINER KONFERENZ IN WIEN, VON AMNESTY UNTERSTÜTZT. 2004 © osaka.at In Österreich ist Sonia Pierre keine Unbekannte. Sie wurde von meh- reren Frauenorganisationen unterstützt und Die Gründerin der Organisation MUDHA (Mo- war mehrmals in Wien, zuletzt im März 2011, vimiento de Mujeres Domínico-Haitiana) ist ei- wo sie an der großen Frauen-Demo teilnahm nem Herzinfarkt erlegen. Sonia Pierre, 1963 in und sich sehr über unsere Solidaritätstranspa- der Dominikanischen Republik geborene rente freute. Gründerin und Leiterin von MUDHA, setzte Amnesty unterstützte die mutige Kämpferin für sich über 20 Jahren für die Rechte von Frauen die Benachteiligten in der Dominikanischen und Kindern haitianischer Herkunft in der Do- Republik und in Haiti – sie wurde immer wie- minikanischen Republik ein. Sie wuchs, wie so der bedroht, eingeschüchtert und verleumdet viele ihrer Landsleute, unter menschenunwür- – seit Jahren mit Appellen an die Regierung, digen Bedingungen in den dominikanischen ihre Sicherheit zu garantieren. Zuckerrohrplantagen auf. Erst im Herbst 2011 war die Menschenrechts- Schon als Jugendliche mit 13 Jahren engagier- verteidigerin wieder Hetzkampagnen von Sei- te sie sich gewerkschaftlich für höhere Löhne ten dominikanischer Mainstreammedien und und bessere Lebensbedingungen und landete nationalistischer Kräfte ausgesetzt - weltweit deshalb im Gefängnis. Mit ihrer Organisation fürchteten Frauen- und Menschenrechtsor- MUDHA setzte sie sich unermüdlich für eine gansiationen um das Leben der Feministin. Verbesserung der Lebensbedingungen der do- Amnesty International wird die wertvolle Arbeit minikanisch-haitianischen Minderheit.ein. von MUDHA weiter unterstützen.

SEITE 23 8. MÄRZ. INTERNATIONALER FRAUENTAG

FRAUENFILMTAGE 2012 SHARAYET – EINE LIEBE IN TEHERAN In der Öffentlichkeit passen sich die beiden Jugendlichen Ata- vom 1. bis 8.3.2012 feh und Shirin den strengen Regeln des öffentlichen Lebens in Teheran an, doch im Untergrund treffen sie sich mit anderen Das Festival bietet seit Jugendlichen auf geheimen Partys. Bisher bildete auch Ata- neun Jahren eine Plattform fehs liberale Familie einen Schutz gegen die Moralpolizei und für Filmemacherinnen aus ihre rigiden Vorschriften. Doch als ihr Bruder Mehran nach ei- der ganzen Welt, die ihre Arbeiten einem filmbegeisterten Pu- nem Drogenentzug zurückkehrt und seinen Halt mehr und blikum in Österreich präsentieren wollen. Jährlich zum Interna- mehr im religiösen Fundamentalismus findet, wächst der tionalen Frauentag stehen eine Woche lang die Frauen vor und Druck auf die gesamte Familie. Atafehs Lebensstil wird von hinter der Kamera im Mittelpunkt. Gezeigt werden aktuelle und Mehran stark kritisiert und bald merkt er, dass sie und Shirin international prämierte Spielfilme und Dokumentationen mit ei- mehr als nur gute Freundinnen sind ... ner großen Bandbreite an Themen: Gesellschafts- und frauen- “Sharayet” gewann 2011 den Audience Award am Sundance politische Fragen, fremde Kulturen, Kunst,.. Film Festival. PROGRAMM UND SPIELORTE: http://www.frauenfilmtage.at/2012.html Maryam Keshavarz, Iran/USA/Frankreich 2011, 107 Min, Das Amnesty Netzwerk Frauenrechte beteiligt sich mit dem Dienstag, 6. März, 21.30 Filmhaus Kino, 1070 Wien, Film „Sharayet” an den FrauenFilmTagen. Spittelberggasse 3

WALK OF HOPE FÜR DIE FRAUEN IM NAHEN OSTEN 17. MÄRZ, 10.30 -12.30 MARIAHILFER STRAßE, WIEN Das Amnesty-Netzwerk Frauenrechte wird ge- meinsam mit Mitgliedern der Region Wien/NÖ am 17. März einen „Solidaritätspfad“ in vier Stationen für die Frauenrechtsaktivistinnen der arabischen Ländern errichten (zwischen Neubaugasse und Museumsquartier). An den Stationen können Interessierte sich informie- ren und Petitionen unterschreiben. Bei den UnterzeichnerInnen aller vier Appelle bedan- ken wir uns mit einer Blume. BITTE KOMMEN SIE HIN UND UNTERSTÜTZEN SIE DIE MUTIGEN KÄMPFERINNEN IM NAHEN OSTEN!

DEMO FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT DER DR KONGO Für eine andere Zukunft der von einem langjähri- IN AKTION gen militärischen Konflikt um Rohstoffe geschüttel- ten Demokratischen Republik Kongo und um ein Zeichen für Frieden und Menschenrechte zu setzen, demonstrierte am 15. Februar die kongolesische Diaspora in Wien. Ihr Protest richtete sich auch gegen die internationale Gemeinschaft, die die Ausplünderung der Ressourcen duldet und damit den Tod der Zivilbevölkerung, Vergewaltigungen und das Rekrutieren von Kin- dersoldatInnen in Kauf nimmt. Trotz Sturm und Schneeregen zog die Kundgebung mit rhythmischen Gesängen unverdrossen vom Prater - stern zum UN-Sitz. Mitglieder des Netzwerks Frauenrechte schlossen sich mit der Forderung nach einer Justizreform und Gerechtigkeit für die Opfer bewaffneter und sexueller Gewalt der Kundgebung an, ver- teilten Flyer und erläuterten in Interviews für Radio Orange und Radio Afrika die Forderungen von Amnesty International.

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaberin (Verlegerin): Amnesty International Österreich, eingetragener Verein, 1150 Wien, Moeringg. 10/1, Tel: 01-78008-0, Fax: 01-78008-44, Vorstand: Anton Lorenz (Vorstandssprecher), Bernhard Morawetz, Günther Oberklammer, Werner Inmann, Theresia Kandler, Irene Planer, Georg Reiter, Linda Sepulveda, Katharina Weberhofer, Walter Witzersdorfer Erklärung über die grundlegende Richtung: Die grundlegende Richtung der AKTIVISTIN ergibt sich aus der Satzung des Vereins, den Beschlüssen der Internationalen Ratstagung und des Internationalen Exekutivkomitees sowie aus den Beschlüssen der Mitgliederversammlung und des Vorstandes von Amnesty International Österreich Impressum und Verlegerin, Eigenverlag: Amnesty International Österreich, Netzwerk Frauenrechte, 1150 Wien, Moeringgasse 10 Redaktion: Amnesty-Netzwerk Frauenrechte, für den Inhalt verantwortlich: Theresia Kandler / Amnesty Info - Netzwerk Frauenrechte, Nr. 1, Februar 2012, GZ 02Z 031 256M, Verlagspostamt 1150 Wien, Aufgabepostamt 1072 Wien, P.b.b.