Historischer Hintergrund Henriette Kretz

Zeitzeugengespräch

mit Henriette Kretz Die jüdische Überlebende reist seit Jahrzehnten unermüdlich durch Deutschland und weitere europäische Länder, um Schülerinnen und Schülern von ihrem Schicksal zu erzählen. Neben ihrem Onkel war sie die einzige ihrer Familie, die der Ermordung durch die Nationalsozialisten entkommen konnte. Ihr Anliegen ist es aufzuzeigen, wohin Vorurteile, Ausgrenzung und Hass führen können.

Henriette Kretz wurde 1934 in einer jüdischen die Deutschen die Familie auch dort ein. Aus ih- Familie in der damals polnischen Stadt Sta- rer Wohnung wurden sie bald vertrieben und nisławów (heute Iwano-Frankowsk in der Ukra- mussten in den jüdischen Stadtbezirk umsiedeln, ine) in der Region Ostgalizien geboren. Seit wo kurze Zeit darauf ein Ghetto eingerichtet 1935 lebte die Familie in Iwaniska, in der Nähe wurde. von Opatów im südöstlichen Polen, wo Hen- Sie waren ständig Hunger, Krankheiten und ver- riettes Vater als Arzt tätig war. Nach dem deut- schiedenen Gefahren ausgesetzt. Mehrmals ge- schen Überfall auf Polen im Herbst 1939 floh die lang es Henriettes Vater, seine Familie vor dem jüdische Familie vor den heranrückenden Deut- Schlimmsten zu schen mit der klei- bewahren und mit nen Henriette nach Hilfe von ukraini- Lwiw (Lemberg) in schen Bekannten der heutigen Ukra- oder durch Beste- ine, wo die große chung die Familie Familie von Hen- vor der Erschie- riettes Vater lebte. ßung zu retten und Nachdem der östli- aus dem Gefäng- che Teil Polens von nis zu befreien. der Sowjetunion besetzt worden Als Gerüchte über war, erhielt der Va- die bevorstehende ter eine Stelle in vollständige Li- Sambor, das 77 km quidierung des südwestlich von Ghettos aufka- Lemberg liegt men, konnte die (heute in Familie fliehen der ). Dort und wurde von ei- wurde er Direktor nem polnisch-uk- eines Sanatoriums rainischen Ehe- für Tuberkulose- Image: Olaf Kosinsky (kosinsky.eu), Licence: CC BY-SA 3.0-de paar zunächst im kranke. Henriettes Kohlekeller, dann Mutter war Anwäl- auf dem Dachbo- tin von Beruf, wid- „Meine Geschichte ist keine besondere. Es ist die den versteckt. mete sich aber ganz Geschichte von eineinhalb Millionen Kindern, die Nach Monaten der Erziehung der keine Stimme mehr haben.“ wurde ihr Versteck Tochter. Bis zu die- im Sommer 1944 sem Zeitpunkt war Henriettes Welt in einer lie- jedoch verraten und Henriettes Eltern wurden er- bevollen Familie in Ordnung und ihre Kindheit mordet. Sie selbst konnte sich in ein von Nonnen unbeschwert. Doch 1941 holten der Krieg und

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Henriette im Alter von 4 Jahren Mutter Elsa Kretz, geb. Schöps Vater Maurycy Kretz © Bistum Mainz geführtes Waisenhaus retten. Die Mutter Oberin 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepub- des Klosters, Schwester Celina Kędzierska, lik (Bundesverdienstkreuz) ausgezeichnet. nahm Henriette auf und versteckte sie zusammen mit elf weiteren jüdischen und 3 Roma-Kindern Historischer Hintergrund unter den Kindern im Waisenhaus. In ihrer Erzählung erwähnt Henriette Kretz ei- Nach dem Krieg fand der einzige weitere Über- nige Punkte, deren historischer Hintergrund in lebende der Familie, ihr Onkel Heinrich Kretz, diesem Artikel kurz erläutert wird. Hierbei han- Henriette und nahm sie zu sich. Zusammen mit delt es sich nicht um eine umfassende Darstel- seiner Frau Sabina und Henriette wollte Heinrich lung der jeweiligen Aspekte, sondern um eine Kretz nach Kuba auswandern und hatte dafür Zusammenfassung im Kontext von Frau Kretz‘ schon das Visum erhalten. Auf dem Weg mach- Erzählung. Für weiterführende Lektüre seien die ten sie Station in Antwerpen, von dessen Hafen im Literaturverzeichnis genannten Titel, insbe- aus die Überfahrt erfolgen sollte. Viele jüdische sondere Pohl, Nationalsozialistische Judenver- Flüchtlinge fanden sich in Antwerpen und grün- folgung in Ostgalizien 1941-1944, empfohlen. deten eine neue jüdische Gemeinde. So blieb Außerdem nimmt Frau Kretz Bezug auf die Ge- Heinrich mit seiner Familie schließlich dort. schichte des Judentums in Europa und in Polen, Henriette wuchs in Antwerpen auf. Sie studierte hierzu im folgenden auch eine kurze Zusammen- Kunstgeschichte, wurde Lehrerin für Franzö- fassung des historischen Hintergrunds. Ihre Ge- sisch und Kunst, verbrachte 13 Jahre in Israel schichte hat sie ausführlich in dem Buch „Willst (1956 - 1969) und lebt seit 1969 wieder in Bel- Du meine Mutter sein?“ dokumentiert. gien. Henriette Kretz war verheiratet, hat zwei Söhne und drei Enkel. Sie interessiert sich für Geschichte des Judentums Politik, Literatur, Pädagogik, Malerei und Mu- sik. Sie ist Mitglied des polnischen Vereins „Kin- Das Judentum ist mit einer Geschichte von mehr der des Holocaust“, dem Juden angehören, die als 3000 Jahren die älteste der drei Weltreligio- als Kinder den NS-Terror meist in Verstecken nen Judentum, Christentum und Islam, die den überlebt haben. Glauben an einen Gott (Monotheismus) und die Abstammung von einem Stammvater - Abraham Seit 2009 kommt Henriette Kretz als Zeitzeugin - gemeinsam haben. ins Bistum Mainz. Sie besucht jedes Jahr viele verschiedene Orte in Deutschland, um an Schu- Die Frühgeschichte der Israeliten, der Vorfahren len sowie bei öffentlichen Veranstaltungen ihre des jüdischen Volks, wird in der Tora erzählt, den Geschichte zu erzählen. 2020 wurde sie für ihre fünf Büchern Mose, dem für das Judentum wich- Arbeit als Zeitzeugin mit dem Verdienstkreuz tigsten Teil der Bibel.

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In den Erzählungen der Tora beginnt die Ge- schichte des Volkes Israel mit dem Bund, den Gott mit Abraham schließt. Ab- raham stammte aus dem heutigen Irak und lebte den Angaben in der Bibel gemäß ungefähr 1900 bis 1700 v. Chr. Der Tora nach forderte Gott Abraham auf, sein Land zu verlassen und als Nomade umherzu- ziehen, dann werde er Stammvater eines großen Volkes werden. Diesen Bund setzt Gott mit Abra- hams Sohn Isaak und des- sen Sohn Jakob (später Jis- real genannt) fort.

Jakob hatte zwölf Söhne, Tora-Rolle aus der Synagoge aus Groß-Umstadt im Hessenpark die als Stammväter der Zwölf Stämme Isra- Image: Bodow Licence: CC BY-SA 4.0 els (Israeliten) gelten. Diese zogen von Ka- naan, dem heutigen Palästina bzw. Israel nach Ägypten, wo ihre Nachfahren vom Pharao Nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem versklavt wurden. Aus dieser Sklaverei wurden im jüdisch-römischen Krieg 70 n. Chr. kam es zu die von Moses angeführten Israeliten durch Gott größeren Migrationsbewegungen der jüdischen befreit, der ihnen am Berg Sinai die Tora offen- Bevölkerung Palästinas. Sie siedelten zu einem barte. Sie zogen ein in das gelobte Land - das großen Teil innerhalb des Römischen Reiches. heutige Israel/Palästina - und gründeten dort im Ein weiterer bedeutender Anteil lebte weiterhin 11. Jh. v. Chr. ein Königreich mit der Hauptstadt im Perserreich, wo in der Spätantike und dem Jerusalem. frühen Mittelalter mit den Akademien in Baby- lonien der intellektuelle Schwerpunkt des Juden- Während die Einzelheiten dieser Frühzeit der tums lag. Geschichte Israels in wissenschaftlich-histori- scher Hinsicht nicht umfassend belegt werden Im Hochmittelalter siedelten Juden auch in ande- kann, gilt die biblische Erzählung ab der Zeit des ren Teile Europas, zunächst in Westeuropa, vor babylonischen Exils in ihren Grundzügen als allem in Spanien, Frankreich und dem Gebiet des hinreichend gesichert. heutigen Deutschlands. Im Spätmittelalter wan- derten Juden im Zuge der Pestpogrome und der 586 v.Chr. eroberten die Babylonier Jerusalem Ausweisungen aus dem Westen Europas ver- und verschleppten einen Teil des jüdischen Vol- mehrt nach Osteuropa, ferner in die islamische kes ins Exil. Trotz dieser schwierigen Situation Welt und im Anschluss an die Vertreibung aus bewahrten die Juden ihre Religion und kulturelle Spanien 1492 wieder ins heutige Palästina/Israel Identität. Im 5. Jh. v. Chr. kehrte ein Teil der sowie auch in die Neue Welt. Juden wurden oft Exilanten nach Judäa zurück und etablierte dort verfolgt bzw. vertrieben, konnten sich aber auch wieder ein jüdisches Reich. Ein Teil blieb jedoch unter Beibehaltung von Glaube und Tradition als im heutigen Irak. Seitdem gab es zwei Zentren integraler Bestandteil der lokalen Gesellschaften des Judentums, in Jerusalem und in Babylon. etablieren. Im 1. Jahrhundert nach Christus wurde das jüdi- sche Königreich Israel von den Römern besetzt und in eine römische Provinz umgewandelt.

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Vor dem zweiten Weltkrieg lebten ca. 3,5 Milli- Judentum in Polen onen Juden in Polen. 2,7 bis 3 Millionen von ihnen wurden im Holocaust ermordet. Als im Spätmittelalter durch Pogrome und Aus- weisungen der Druck auf die jüdischen Gemein- den in Westeuropa zunahm, kam es zur vermehr- Jüdisches Ghetto ten Ansiedlung von Juden in Osteuropa. In Polen Seit der Antike lebten Juden in Europa häufig in entstanden jüdische Gemeinden seit dem 12. Jh. abgesonderten Stadtvierteln, insbesondere in den Auch in Osteuropa gab es eine Abgrenzung der Ländern um das Mittelmeer und seit der Spätan- jüdischen von der oft feindlich gesinnten christ- tike auch im Gebiet des heutigen Deutschlands. lichen Gesellschaft, jedoch fanden Juden in Po- Ursprünglich konnten sie fast allen Berufen len und Litauen zunächst viel mehr Sicherheit als nachgehen. Es wurde ihnen meistens volle Han- in Westeuropa. Dies beruht in großem Maße auf delsfreiheit gewährt, sie durften Grundeigentum Privilegien, die ihnen die polnischen Könige und erwerben. In der mittelalterlichen Stadt lebten litauischen Großfürsten gewährten. Die erste die einzelnen sozialen Gruppen und Berufsgrup- »jüdische Charta« wurde von Herzog Bolesław pen meist überwiegend in einem bestimmten dem Frommen im Jahre 1264 gewährt und 1334 Stadtviertel oder einer Straße, und so lebte auch durch Kasimir den Großen bestätigt und auf das die Mehrzahl der Juden üblicherweise in einer ganze Königreich Polen ausgeweitet. (dann nach ihnen so genannten) Judengasse oder 1492 wurde die erste jüdische Akademie in Kra- einem Judenviertel, in dem durch die Bildung ei- kau gegründet. Im Laufe des 16. Jahrhunderts nes sogenannten »Eruv« (deklarierter Bezirk, in- wurde Polen zu einem internationalen Zentrum nerhalb dessen auch am Sabbat bestimmte Arbei- rabbinischer Gelehrsamkeit. Von den jüdischen ten gestattet waren) die Einhaltung der Sabbat- Hochschulen (Jeschiwot) in Polen wurden jetzt gebote erleichtert werden konnte. Ebenso wie Rabbiner nach ganz Europa geschickt. Während meistens auch einige Juden außerhalb dieses beinahe drei Jahrhunderten waren Lublin und Stadtteils lebten, lebten andererseits auch Nicht- Krakau die weltweit wichtigsten Zentren jüdi- juden innerhalb des Judenviertels. scher Gelehrsamkeit.

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Seit dem 13. Jahrhundert forderte die katholi- kam es zur Auflösung des Ghettosystems in ganz sche Kirche zunehmend die räumliche Trennung Europa, allerdings blieben vor allem in Osteu- der Juden von der christlichen Bevölkerung. So ropa vielerorts jüdische Wohnviertel bestehen. kam es seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert zur Einrichtung von Ghettos, also von Stadtvier- Jüdische Wohnbezirke/Ghettos unter teln, die nur für Juden vorgesehen waren, außer- dem Nationalsozialismus halb derer in der betreffenden Stadt keine Juden Die SS-Be- zeichnung für die Stadtviertel und Sammella- ger, in denen die Juden vor der weiteren Deportation in die Vernich- tungslager ein- gesperrt wur- den, war durch- gängig der deutsche Be- griff Jüdischer Wohnbezirk o- der Jüdische Wohnsiedlung. Als Kurzbe- zeichnung oder Das Ghetto in Lemberg wurde Ende 1941 eingerichtet und zählte Übersetzung 106.000 Bewohner. Zum Zeitpunkt als dieses Foto aufgenommen wurde, im Mai 1942, waren es nur noch 84.000 Bewohner. wurde daneben das Wort Getto/Ghetto benutzt. Allerdings bekam dieses Wort dadurch einen ganz anderen Sinn als der historische Begriff. In wohnen durften und die in der Nacht und oft Osteuropa wurden von den deutschen Besatzern auch an Feiertagen von außen abgeschlossen zwischen 1939 und 1944 ungefähr 1150 Ghettos wurden. Solche Ghettos führten zwar durch die errichtet, davon etwa 400 auf polnischem und Bevölkerungszunahme oft zu bedrückender etwa 400 auf sowjetischem Territorium. räumlicher Enge, waren aber nicht von vornhe- rein Armutsviertel: Viele Einwohner waren Jiddisch wohlhabende Handwerker oder Händler. Aller- dings waren die Ghettobewohner meist erhebli- Jiddisch (wörtlich jüdisch, kurz für Jiddisch- chen und diskriminierenden Restriktionen unter- Daitsch oder Jüdisch-Deutsch) ist eine annä- worfen. hernd tausend Jahre alte Sprache, die von Juden Die Bezeichnung Ghetto stammt von der Insel in weiten Teilen Europas gesprochen und ge- Ghetto im venezianischen Stadtteil Cannaregio schrieben wurde und von einem Teil ihrer Nach- ab, in deren unmittelbarer Nachbarschaft sich fahren bis heute genutzt wird. Es ist eine aus dem eine Gießerei befand (getto = Guss). 1516 be- Mittelhochdeutschen hervorgegangene westger- schloss die Regierung der Republik Venedig, die manische Sprache, die außer der hochdeutschen jüdische Gemeinde dort in einem einzigen Stadt- auch eine hebräisch-aramäische, eine romani- viertel zusammenzufassen. sche und eine slawische Komponente aufweist. In der Folge der Französischen Revolution und der liberalen Bewegungen des 19. Jahrhunderts

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Karte des heutigen Polen und der heutigen Ukraine mit Iwaniska, dem Wohnort der Familie Kretz vor dem Krieg, Lemberg, dem Wohnort der Familien von Henriettes Mutter und Vater sowie Sambor, dem Wohnort der Familie während des Krieges.

im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freund- Verlauf des Zweiten Weltkrieges schaftsvertrag verändert, sodass Litauen zur sowjetischen Einflusszone gehörte. Hitler-Stalin-Pakt Beginn des Zweiten Weltkriegs und Be- Der Hitler-Stalin-Pakt, nach den beiden Außen- ministern der Sowjetunion und Deutschlands setzung Polens auch Molotow-Ribbentrop-Pakt genannt, war ein deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt. Der Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der der Deutschen Wehrmacht auf Polen der Zweite Sowjetunion vom August 1939 garantierte dem Weltkrieg. Die Deutschen nahmen innerhalb von 3 Wochen fast ganz Polen ein. Die nach dem Hit- Deutschen Reich die sowjetische Neutralität für ler-Stalin-Pakt zur deutschen Einflusssphäre ge- den vorbereiteten Angriff auf Polen und den Fall eines möglichen Kriegseintritts der Westmächte. hörenden westlichen Gebiete wurden aufgeteilt: In einem geheimen Zusatzprotokoll teilten Die westlichen Provinzen wurden annektiert und Deutschland und die Sowjetunion die zwischen als neue Gaue Danzig-Westpreußen und Warthe- ihnen liegenden Länder unter sich auf: Der land in das Deutsche Reich eingegliedert, ebenso Teile Oberschlesiens und der Region Zichenau größte Teil Polens sowie Litauen gehörte dem- nach zur deutschen Interessensphäre, Ostpolen, (polnisch Ciechanów). Finnland, Estland, Lettland und Bessarabien Das restliche Gebiet enthielt die vier Distrikte (heute Republik Moldau/Ukraine) zur sowjeti- Krakau, Radom, Warschau und Lublin und schen. Diese Einflussgebiete wurden nach Be- wurde zum sogenannten Generalgouvernement ginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939

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unter deutscher Besatzung. Das Generalgouver- gehörte zu dieser Zeit zu Polen und wurde eben- nement wurde am 1. August 1941, nach dem An- falls von sowjetischen Truppen besetzt. griff auf die Sowjetunion, um den zuvor sowje- tisch besetzten Distrikt Galizien erweitert. Beginn des deutsch-sowjetischen Am 17. September 1939 kam es zum Einmarsch Kriegs der sowjetischen Armee und der Besetzung Ost- polens. Lemberg, das heute in der Ukraine liegt, Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion kam es zum

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Rückzug der sowjetischen Truppen aus dem öst- scheidung, alle Juden aus dem Reich zu entfer- lichen Teil Polens. Der Einmarsch der Deutschen nen. Auch wenn die meisten dieser Opfer noch in Lemberg erfolgte am 30. Juni 1941. nicht gleich bei ihrer Ankunft ermordet wurden, war klar, dass sie nicht lange zu leben hätten. Zur Beginn und Verlauf des Holocaust selben Zeit weitete sich die Ermordung von Ju- den über die Sowjetunion hinaus auf Serbien und Seit Beginn des zweiten Weltkrieges kam es mit Teile Polens aus. Währenddessen wurden Pläne dem Einmarsch der deutschen Truppen in allen für mehrere regionale Vergasungseinrichtungen von Deutschen besetzten Gebieten zu Repressa- auf besetztem polnischen und sowjetischem Ge- lien gegen die Juden und zu ihrer Entrechtung, biet gemacht, die auf osteuropäische Juden ziel- Deportation und Ermordung. In verschiedenen ten, vor allem auf die als »arbeitsunfähig« einge- Gebieten und im Laufe der Zeit sahen die Maß- stuften. Chełmno (deutsch: Kulmhof) im nahmen gegen die Juden unterschiedlich aus Warthegau (westpolnisches Gebiet, das dem bzw. veränderten sich und schritten schneller o- Großdeutschen Reich eingegliedert wurde) war der langsamer voran. Letztendlich gab es jedoch das erste solche Todeslager, das am 8. Dezember für jüdischstämmige Einwohner kein Entkom- 1941 seinen Betrieb aufnahm. Innerhalb von vier men, unabhängig davon, wo in den besetzten Ge- Monaten wurden dort mehr als 50.000 Menschen bieten sie sich befanden. in Gaswagen ermordet, hauptsächlich polnische Über den Beginn und die Genese des Völker- Juden aus dem etwa 70 km entfernten Ghetto mords an den Juden schreibt Nikolaus Wachs- Łódź. Weiter östlich, im Generalgouvernement, mann: begann Anfang November 1941 der Bau des ers- ten stationären Vernichtungslager in Bełżec (Be- „Die Genese des Holocausts war langwierig und zirk Lublin), gefolgt von der Einrichtung des komplex. Die Zeiten sind lange vorbei, da Histo- zweiten Todeslagers in Sobibor (ebenfalls Bezirk riker glaubten, man könne ihn zurückführen auf Lublin) ab Februar 1942. eine einzelne Entscheidung von Hitler, getroffen an einem einzelnen Tag. Stattdessen war der Ho- Es war um diese Zeit, dass das Völkermord-Pro- locaust die Kulmination eines dynamischen und gramm endgültige Form bekam. Seit Ende März mörderischen Prozesses, vorangetrieben von zu- 1942 nahmen Deportationen aus West- und Mit- nehmend radikalen Initiativen von oben wie von teleuropa langsam zu, beginnend mit den ersten unten. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs be- Transporten ausgesonderter slowakischer und wegte sich die von den Nazis verfolgte »Endlö- französischer Juden ins besetzte Polen. Die SS- sung« von immer tödlicheren Plänen für ein »Ju- Verantwortlichen begannen mit den Vorbereitun- denterritorium« hin zur direkten Vernichtung. Es gen eines umfassenden Plans für europaweite gab mehrere entscheidende Phasen der Radikali- Deportationen, der seit Juli 1942 umgesetzt sierung. Der deutsche Überfall auf die Sowjet- wurde. Indes nahm auch das Morden in Osteu- union im Sommer 1941 markierte einen solchen ropa weiter zu. In den besetzten Gebieten der Schlüsselmoment, als Massenerschießungen jü- Sowjetunion wurden »Ghettoräumungen« und discher Männer im militärtauglichen Alter sich Massaker forciert, und auch im besetzten Polen rasch zu breit angelegten ethnischen Säuberun- wurden immer mehr Regionen ins Inferno hin- gen auswuchsen, mit täglich verübten Blutbä- eingerissen. Die Täter gingen mit großer Schnel- dern auch an Frauen, Kindern und alten Men- ligkeit vor und leerten ein Ghetto nach dem an- schen. Bis Ende 1941 waren quer durch die neu deren. Laut den Zahlen der Nationalsozialisten eroberten Ostgebiete etwa 600.000 Juden ermor- waren von den zwei Millionen Juden, die einst det worden. im Generalgouvernement gewohnt hatten, Ende 1942 nur noch 300.000 am Leben. Inzwischen war das NS-Regime bereits auf dem Weg zur Vernichtung der europäischen Judenheit Die meisten der im Generalgouvernement er- insgesamt. Der Herbst 1941 sah die ersten syste- mordeten Juden starben in den drei neuen Todes- matischen Massendeportationen aus Deutsch- lagern. Die Massenvernichtung in Bełżec begann land in den Osten, eine Folge von Hitlers Ent- im März, gefolgt von Sobibor Anfang Mai; etwa

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zur selben Zeit begann der Bau eines dritten La- Der Holocaust in Polen gers, Treblinka (Bezirk Warschau), im Norden des Generalgouvernements, das vor allem für die Nachdem die deutsche Führung den Plan aufge- Ermordung von Juden aus dem Warschauer geben hatte, alle Juden aus den besetzten Gebie- Ghetto gedacht war und Ende Juli in Betrieb ten Polens in ein »Reservat« im Osten umzusie- ging. In der historischen Literatur bezeichnet deln, errichtete man in vielen Städten sogenannte man die Vernichtung der Juden im Generalgou- Jüdische Wohnbezirke (Ghettos), um die Juden vernement im Allgemeinen als »Aktion Rein- zu erfassen, als Arbeitssklaven zu missbrauchen hard« und diese drei Todeslager als »Reinhard- und für die spätere Deportation zu sammeln. Ei- Lager«, nach einem NS-Codewort (gewählt in nes der ersten Ghettos in den polnischen besetz- Erinnerung an den im Sommer 1942 ermordeten ten Gebieten wurde im Februar 1940 im Reinhard Heydrich).“ [aus: Wachsmann 2016: S. Warthegau in der Stadt Łódź (deutsch: Litz- 342-345] mannstadt) eingerichtet. Es war das am längsten existierende nationalsozialistische Ghetto und Wannsee-Konferenz nach der Zahl der Gefangenen nach dem War- schauer Ghetto das zweitgrößte in Polen. Nachdem das massenhafte Morden begonnen Bei der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 hatte und der Entschluss zum Völkermord damit offen zu Tage getreten war, wurden in der Wann- sprach sich die Leitung des Generalgouverne- see-Konferenz konkrete Pläne zu seiner Durch- ments dafür aus, mit dem Völkermord an den führung aufgestellt und die Beteiligung der ver- Juden in ihrem Gebiet zu beginnen, da hier eine schiedenen deutschen staatlichen und NS-Orga- große Zahl Juden vor Ort sei - etwa zweieinhalb Millionen Menschen, die in ihrer Mehrzahl über- nisationen und ihre Aufgaben beschlossen. dies als arbeitsunfähig eingestuft wurde. Um die Ermordung der Juden systematisch zu organisieren, wurde von Reinhard Heydrich, Die systematische Ermordung aller Juden und dem Chef der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), Roma des Generalgouvernements wurde unter für den 20. Januar 1942 die »Wannseekonfe- dem Tarnnamen »Aktion Reinhardt« zwischen renz« einberufen. An der Konferenz nahmen 15 Juli 1942 und Oktober 1943 durchgeführt. Etwa hochrangige Vertreter aller an der so genannten 1,6 bis 1,8 Millionen Juden sowie rund 50.000 Roma aus den fünf Distrikten des Generalgou- »Endlösung« beteiligten Institutionen teil. Das Ergebnis dieser Konferenz bedeutete, dass man vernements (Warschau, Lublin, Radom, Krakau sich innerhalb der Führungsebene über die Form und Galizien) wurden in den drei Vernichtungs- der Abschiebung der Juden Europas nach Osten lagern Bełżec, Sobibor und Treblinka ermordet. und deren dortige systematische Ermordung ge- Dazu gehörten auch viele Juden aus dem einigt hatte. Warthegau, also den Westgebieten Polens. Von Dezember 1939 bis März 1941 waren mind. Es ging dabei um die Aufteilung der einzelnen 280.000 Menschen - möglicherweise auch deut- Schritte zu diesem Ziel zwischen staatlichen In- lich mehr - aus dem Warthegau ins Generalgou- stitutionen und Parteistellen. Heydrich wurde am vernement deportiert worden, darunter sehr viele 27. Mai 1942 bei einem Attentat in Prag schwer Juden. verletzt und starb acht Tage später. Er konnte also nicht mehr selbst die Gesamtleitung an dem Himmler beauftragte den SS- und Polizeiführer des Distrikts Lublin in Polen, Odilo Globocnik, Völkermord an den europäischen Juden fortfüh- ren, die er mit dieser Konferenz an sich gezogen mit der Durchführung der Aktion. Bei der tech- hatte. nischen und organisatorischen Ausführung der Ermordung griff man auf die Erfahrungen aus In der Folge wurde , als dem Euthanasieprogramm T4 zurück, bei dem Reichsführer SS der Befehlshaber über sämtli- behinderte Menschen mit Kohlenmonoxid aus che SS- und Polizeieinheiten des Deutschen Flaschen und mit Motorabgasen aus Dieselmo- Reichs, die oberste Instanz zur Durchführung des toren vergast worden waren. In den drei Todesla- Holocausts. gern des Generalgouvernements wurden die Ver-

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gasungen auf diese Art, z.T. in Lastwagen, größ- Das Todeslager Bełżec tenteils aber in dafür errichteten Gebäuden mit mehreren Gaskammern durchgeführt. Im November 1941 begann im bereits bestehen- Neben den drei Todeslagern der Aktion Reinhard den Arbeitslager in Bełżec der Bau eines größe- waren die Konzentrationslager Majdanek (Be- ren Vernichtungslagers mit einer Gaskammer. zirk Lublin im Generalgouvernement) und Wie die anderen beiden Todeslager Sobibor und Auschwitz-Birkenau (im Warthegau) die größten Treblinka lag das Lager Bełżec abgelegen von Vernichtungseinrichtungen auf polnischem Ge- großen Städten, aber verfügte über Gleisan- biet. In Majdanek ist der Betrieb von Gaskam- schlüsse, so dass man die Deportationen dorthin mern mit Kohlenmonoxid aus Flaschen belegt. in Zügen vornehmen konnte. wurde hauptsächlich in Auschwitz- SS-Hauptsturmführer , der be- Birkenau eingesetzt. reits an der Ermordung von Behinderten im deut- Bei den Opferzahlen der Vernichtungslager, die schen Reichsgebiet () führend beteiligt aufgrund der vernichteten oder nicht vorhande- war, wurde ab Dezember 1941 erster Lagerkom- nen Dokumentation nur ungefähr zu schätzen mandant, gefolgt von SS-Hauptsturmführer sind, muss im Hinblick auf die Gesamtzahl der . Neben einigen deutschen SS- Opfer ein weiterer Aspekt berücksichtigt wer- Männern war eine Kompanie von 60, später 120 nicht-deutschen SS-Männern und Hilfskräften

Orte des Terrors und der Vernichtung, Quelle: ifz-München

den: Weitere Hunderttausende starben bereits in eingesetzt. Jüdische Arbeitskommandos wurden den Ghettos, den Arbeitslagern oder den Trans- zeitweilig in einer Stärke von bis zu 500 Perso- portzügen, bei Massenerschießungen, wurden nen zur Beseitigung der Leichen und der Verwer- bei Razzien in Verstecken entdeckt und erschos- tung der Kleidung gezwungen; sie wurden später sen oder starben auf der Flucht. ermordet. Wirth kam in der zweiten Dezember- hälfte 1941 vor Ort an und führte im Februar

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1942 erste »Probevergasungen« mit einem Das Vernichtungslager Bełżec der im selbst erbauten Gaswagen und in einer Gas- besetzten Polen kammer mit Kohlenstoffmonoxidgas und Luftaufnahme des Lagergeländes, 1944 von der Deutschen Motorabgasen durch. Im Rahmen der »Ak- Luftwaffe aufgenommen (aus einer Reihe von Aufnahmen tion Reinhardt« traf am 17. März 1942 der anderer Todesstätten nach deren Abbruch, um ihre Existenz erste Zugtransport mit Juden aus dem zu verschleiern). Alle bekannten Gebäudestrukturen außer der Ghetto Lublin in Bełżec ein und brachte wie gemauerten Garage und Fahrzeugwerkstatt für die SS sind abgetragen, deren Fundamente existieren heute noch (weiter die nächstfolgenden „arbeitsunfähige“ unten links). Abseits des eigentlichen Lagers und hinter dem Menschen, Alte, Frauen und Kinder ins Tö- Zaun die Wohnquartiere der Hilfskräfte und der Sortierplatz tungslager. Die Kapazität der Gaskammern (links). Einige Spuren der abgerissenen Baracken sind von wurde durch Neubauten vergrößert; ab Au- angewehtem Sand umgeben und noch erkennbar. Die gust 1942 wurden Juden aus dem gesamten Entladerampe bestand aus zwei paralleln Bahnsteigen - sichtbar im unteren Bereich und mit einem roten Pfeil markiert. Generalgouvernement als Opfer herange- Ein kleinerer Pfeil zeigt den Aufenthaltsbereich für Menschen schafft. Während anfangs maximal 15 Gü- vor ihrer Aufnahme in das Lager. Die Lage der Gaskammern terwaggons gleichzeitig »abgefertigt« wer- sind mit einem Kreuz markiert. Bereiche zum Entkleiden und den konnten, waren es nach den Erweite- der Haarrasur sind mit einem Rechteck markiert. rungen der zweiten Phase 40 Güterwag- gons. wurden alle Spuren beseitigt, später wurde zur Am 11. Dezember 1942 traf der letzte Transport Tarnung ein Bauernhof auf dem Gelände ange- mit Opfern ein. Seit November 1942 wurden siedelt. Nur drei Überlebende des Vernichtungs- Leichen massenhaft exhumiert und auf großen lagers Bełżec, die ihre Lagererlebnisse öffentlich Rosten aus Eisenbahnschienen verbrannt. Die darstellten, sind bekannt: aus Lem- letzten dort eingesetzten Häftlinge wurden in ei- berg, Chaim Hirszman aus Janów Lubelski und nem Eisenbahnwaggon nach Sobibór gebracht Izrael Szapiro aus Lemberg. Nach neueren For- und dort sofort umgebracht. Im Frühjahr 1943 schungsergebnissen schätzt man die Zahl der in

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Bełżec ermordeten Menschen auf 470.000. ihrerseits natürlich zum Teil eng zusammen ar- beiteten. Die Aufteilung der Einsatzbereiche und Die Vernichtung der Juden in der Sow- Kompetenzen war gewollt, um einzelnen Orga- jetunion nisationen, insbesondere der Wehrmacht, nicht zu viel Macht einzuräumen, hatte andererseits Ein erheblicher Teil der Juden in den sowjeti- den ebenfalls gewünschten Effekt der »Auftei- schen Gebieten fiel systematischen Massener- lung der Verantwortung«. Sämtliche Beteiligte schießungen zum Opfer, die oft an Ort und Stelle konnten sich sagen, sie führten nur »ihren Teil« bzw. in der Nähe der jeweiligen Stadt oder Sied- aus, seien demnach für den Gesamtvorgang nicht lung durchgeführt wurden. Im Laufe der Zeit verantwortlich. wurden auch im besetzten Gebiet der Sowjet- Während die Wehrmacht in der Hauptsache für union Ghettos und Sammellager eingerichtet, in die Eroberung der betreffenden Gebiete zustän- denen die jüdische Bevölkerung und deportierte dig war, folgten ihr SS- und Polizeieinheiten, die Juden aus ganz Europa konzentriert wurden. Die für die Absicherung der besetzten Gebiete und in diesen Ghettos eingesperrten Juden wurden die Bekämpfung etwaigen Widerstands in der durch »Aktionen«, d.h. gezielt geplante Mas- Bevölkerung zuständig waren - dies schloss die senerschießungen, aber auch durch Transporte in Vernichtung der staatlichen Eliten, Juden und die Vernichtungslager nach und nach ermordet. Roma, Kommunisten, tatsächlicher und ver- Vom Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion meintlicher Partisanen, »Asozialer« sowie psy- im Juni 1941 bis März 1942 ermordeten die Tä- chisch Kranker, geistig oder körperlich Behin- tereinheiten 600.000 von etwa 2,5 Millionen derter ein. Die nach der Eroberung eingesetzte sowjetischen Juden, die in den von Deutschen deutsche Zivilverwaltung sollte schließlich die besetzten Gebieten lebten. Damit gab es im öst- Wirtschaft in den besetzten Gebieten lenken und lichen Teil der besetzten sowjetischen Gebiete für deutsche Interessen ausbeuten. praktisch kein jüdisches Leben mehr. Nach der Die Erschießungen wie auch die Deportationen Wannsee-Konferenz im Januar 1942 kam dann wurden hauptsächlich von den sogenannten Ein- die Vernichtungsmaschinerie auch in den westli- satzgruppen, von Polizeibataillonen und von Bri- chen Gebieten in Gang, wo viele Juden den Ein- gaden der Waffen-SS durchgeführt, wobei die marsch der Deutschen noch überlebt hatten und Wehrmacht zum Teil direkt an Erschießungen unter menschenunwürdigen Bedingungen in beteiligt war, in jedem Fall aber ihre administra- Ghettos eingesperrt waren. Vom Frühjahr 1942 tive und logistische Unterstützung entscheidend bis Oktober 1943 wurden 1,5 Mio. Menschen in für die Durchführung des Massenmordes war. Vernichtungslager deportiert und ermordet. Ins- gesamt wird die Zahl der jüdischen Opfer in der Die deutschen Polizei- und Zivilverwaltungen in Sowjetunion auf 2,4 Mio. Menschen geschätzt. den besetzten Gebieten waren maßgeblich an der Erfassung der jüdischen Bevölkerung, ihrer Um- Die Täter und Tätergruppen siedlung in Ghettos und Arbeitslager sowie ihrer Deportation und Vernichtung beteiligt und han- Für die meisten Opfer des Holocaust und der delten dabei oft aus eigenem Antrieb und selb- mörderischen deutschen Besatzung war kaum zu ständig, wenn auch die eigentliche Ermordung in erkennen, wer genau, Angehörige welcher Orga- den meisten Fällen in der Verantwortung der Ein- nisation sie drangsalierte, deportierte, inhaftierte satzgruppen und ihrer Hilfskräfte lag. und umbrachte. Für sie waren es Deutsche in Uniform, allenfalls konnte eine Unterscheidung Schüsselrolle der zwischen Wehrmachtsangehörigen - also den ei- gentlichen »deutschen Soldaten« - und Angehö- Die Einsatzgruppen folgten der Wehrmacht beim rigen der SS und anderer Polizeieinheiten ge- Vormarsch und spielten eine Schlüsselrolle beim macht werden. In Wirklichkeit erfolgte die deut- Holocaust. Sie wurden aus Angehörigen der Si- sche Vernichtungspolitik arbeitsteilig durch viele cherheitspolizei (Sipo) – bestehend aus Gehei- verschiedene Organisationen und Gruppen, die mer Staats- (Gestapo) und Kriminalpolizei (Kripo) –, des Sicherheitsdienstes (SD) der SS,

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der (Orpo) und der Waffen-SS für alle möglichen Arbeiten eingesetzt, im Gene- gebildet. Ihre Mitglieder wurden aus ideologisch ralgouvernement bestand ihre Hauptaufgabe je- geschulten Angehörigen dieser Einheiten rekru- doch im Dienst in den Vernichtungslagern. Sie tiert. standen in der Hierarchie immer unter den deut- Für die verschiedenen Feldzüge - der Überfall schen SS- und Polizeiangehörigen und wurden auf Polen 1939, der Balkanfeldzug 1941 und der scharf kontrolliert bzw. diszipliniert. Sie erhiel- ten eine Ausbildung im Lager Trawniki, ca. 40 Krieg gegen die Sowjetunion 1941 bis 1945, wurden jeweils eigene Einsatzgruppen aufge- km entfernt von Lublin. Dort wurden sie in kur- stellt, die den verschiedenen Armeen bzw. Hee- zer Zeit in der Durchführung von Razzien, De- resgruppen zugeordnet waren. Für Polen waren portationen und Bewachung geschult. Nach dem es 1939 fünf Einsatzgruppen (I-IV), die jeweils Standort des Ausbildungslagers wurden diese einer der fünf Armeen, die den Polenfeldzug Hilfskräfte unter dem Namen »Trawnikis« be- durchführten, zugeteilt waren. Für den Überfall kannt. auf die Sowjetunion wurden entsprechend der Gliederung des Ostheeres in drei Heeresgruppen Beteiligung ukrainischer Kollabora- anfangs drei, dann vier Einsatzgruppen mit der teure am Holocaust Buchstabenbezeichnung A bis D aufgestellt. Die Einsatzgruppe Serbien wurde im Serbienfeldzug Die Menschen in den sowjetischen Gebieten hat- eingesetzt, außerdem gab es eine Einsatzgruppe ten den Einmarsch der Deutschen z.T. mit posi- E in Kroatien. tiven Erwartungen verknüpft, hatten sie doch durch die Herrschaft der kommunistischen Partei Auf dem Gebiet der Sowjetunion umfassten die viel Leid erfahren - der Terror gegen politische Einsatzgruppen insgesamt ca. 3500 Mann. Dazu Gegner, die unzureichende Versorgungslage bis kamen zwei bis drei Dutzend Polizeibataillone hin zu schwersten Hungersnöten, die Enteignung und drei SS-Brigaden, die in den sowjetischen und Kollektivierung der Wirtschaft sowie die Gebieten eingesetzt waren, zusammen ca. Unterdrückung der nationalen Identitäten und 30.000 Mann. Die einheimischen Schutzmann- die Beschränkung der Religionsfreiheit. Anfangs schaften erreichten Ende 1942 eine Stärke von verhielten sich aber die meisten Einwohner ab- 300.000 Mann. wartend, nur wenige schlossen sich direkt den Partisanen im Widerstand gegen die Deutschen »Fremdvölkische Hilfskräfte« an oder entschlossen sich, als Kollaborateure den deutschen Besatzern zu helfen bzw. zu dienen. Seit Spätsommer 1941 rekrutierten die SS- und Polizeiführer in den Kriegsgefangenenlagern der Insbesondere die Menschen in der Ukraine hat- deutschen Wehrmacht, in denen Millionen Ange- ten darauf gehofft, dass sie durch die Deutschen hörige der Roten Armee unter katastrophalen Be- von der Beherrschung durch die Sowjetunion be- dingungen interniert waren, sogenannte fremd- freit werden würden und sie mit Hilfe Deutsch- völkische Hilfswillige. Vor allem wurden Ukrai- lands die eigene nationale Unabhängigkeit errei- ner und deutschstämmige Russen gesucht, weil chen würden. Vor allem in den ethnisch gemisch- diese eher gegen die Sowjetunion und somit po- ten und z.T. zu anderen Staatsgebieten gehören- tentiell deutschfreundlich eingestellt waren. Für den westlichen Gebieten der heutigen Ukraine das Generalgouvernement und speziell die Ak- gab es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg starke tion Rainhardt wurden bis Kriegsende auf diese nationalistische Bewegungen. Die Organisation Weise ca. 5000 Mann rekrutiert, die Hälfte waren Ukrainischer Nationalisten (OUN) engagierte Ukrainer, 15 Prozent galten als Volksdeutsche. sich gegen die sowjetische Herrschaft und sym- Meist handelte es sich um sehr junge Männer mit pathisierte mit den Deutschen. Zwei Einheiten, geringer Schulbildung. Für sie war die freiwil- die von der OUN organisiert wurden, wirkten lige Meldung bzw. das Sich-Fügen in diese Auf- 1941 an der Seite von Wehrmacht-Truppen beim gabe auch eine Frage des Überlebens: Über 3,3 Angriff auf die Sowjetunion mit und marschier- Million sowjetische Soldaten staben in deutscher ten in den sowjetischen Teil der Ukraine ein. Kriegsgefangenschaft. Die Hilfskräfte wurden

Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz 13 Historischer Hintergrund Henriette Kretz

Vor allem in den ersten Monaten nach dem deut- gegründet, die gegen Deutschland, aber auch ge- schen Überfall auf die Sowjetunion beteiligten gen Polen und die Sowjetunion kämpfte. sich viele Ukrainer z.T. als Hilfspolizisten an Pogromen und an den Mordaktionen der SS und Lemberg und Ostgalizien der Sicherheitspolizei gegen Juden. Auch Mit- glieder der antijüdisch eingestellten OUN betei- Das heute zur Ukraine gehörende Lwiw war als ligten sich an solchen Aktionen. Dabei gab es Lemberg bzw. Lwów jahrhundertelang vom Zu- große regionale Unterschiede. In Ostgalizien wa- sammenleben mehrerer Ethnien geprägt. Bis ins ren mehr Ukrainer in der staatlichen Verwaltung 20. Jahrhundert gab es neben einer polnischen tätig, aber auch in der Polizei, womit deren Be- Bevölkerungsmehrheit einen großen Anteil an teiligung am Holocaust bis zum Ende deutlich Juden und Ukrainern. Daneben gab es noch ver- höher war als im Osten. Allein 1943 meldeten schiedene Minderheiten, etwa deutschsprachige, sich ca. 80.000 Ukrainer als Freiwillige. 17.000 bedingt durch die österreichischen Beamten, o- wurden in der SS-Division »Galizien« zusam- der armenische. mengefasst und kämpften für die Deutschen. Im Mittelalter gehörte die Region Ostgalizien die Nachdem sich die Hoffnungen der anfangs den meiste Zeit zum Königreich Polen. Mit der ers- Deutschen durchaus positiv gegenüberstehenden ten polnischen Teilung 1772 fiel die Region mit Ukrainer nicht erfüllten und für die meisten die ihrer Hauptstadt Lemberg an Österreich. Erst Bedingungen noch schlechter wurden als unter nach dem Ersten Weltkrieg, als 1919 die Repub- sowjetischer Herrschaft, erwuchs innerhalb der lik Polen gegründet wurde, gehörte Lemberg als Bevölkerung auch der Widerstandswille gegen Lwów wieder zu Polen. Die Stadt hatte damals die deutsche Besatzungsmacht. Unter Beteili- 361.000 Einwohner, die meisten davon Polen (ab gung der OUN wurde 1942 die Partisanenorga- 1925 über 55 Prozent), ein Drittel mehrheitlich nisation Ukrajinska Powstanska Armija (UPA) polonisierte Juden, außerdem Ukrainer, Deut- sche und polnische Armenier. Im September

Postkarte von Lemberg: Historische Altstadt

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1939 wurden Lemberg und die Region Ostgali- zien zunächst von deut- schen Truppen erobert. Diese zogen sich nach dem 17. September ge- mäß der Vereinbarungen des Hitler-Stalin-Pakts zurück. Am 19. Septem- ber erreichte die sowjeti- sche Armee Lemberg. Die Stadt und Ostgali- zien wurden durch die sowjetische Besetzung Ostpolens in die Ukrai- nische Sowjetrepublik eingegliedert. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjet- Altstadt von Sambor, heute Sambir in der Ukraine union am 22. Juni 1941 wurde Ostgalizien Teil mussten, soweit sie nicht schon dort wohnten, ins des polnischen Generalgouvernements unter Ghetto umziehen. deutscher Besatzung. Zu dieser Zeit lebten in der Region etwa 540.000 Juden. Die erste Massendeportation aus dem Ghetto er- folgte vom 4. bis 6. August 1942. 6000 Men- Sofort nach der Eroberung durch die deutschen schen wurden nach Bełżec deportiert und in den Truppen begann die Verfolgung und Ermordung Gaskammern ermordet, 600 Menschen wurden der Juden. Im Herbst begannen Massenerschie- in das Lager Janowska in Lemberg gebracht, das ßungen in der gesamten Region. Die größten eigentlich ein Arbeitslager war, aber auch als Ort Mordaktionen waren dann die Deportationen der für systematische Massenerschießungen diente. jüdischen Bevölkerung in mehreren Etappen in Am 17., 18. und 22. Oktober 1942 folgten wei- das Vernichtungslager Bełżec im Frühjahr und tere Transporte mit 3000 bis 4000 Menschen von Sommer 1942. Insgesamt wurden über 200.000 Sambor nach Bełżec. Neben den Deportationen Menschen aus der Region dort ermordet. 1943 kam es auch weiterhin zu Massenerschießungen: wurden die Ghettos nach und nach liquidiert und Im Januar 1943 wurden 1500 Menschen aus dem ihre Bewohner größtenteils durch Erschießungen Ghetto Sambor in die Wälder in der Nähe von umgebracht. Als die Rote Armee die Region im Radłowicze, heute Ralivka, transportiert und er- Sommer 1944 einnahm, waren nur mehr einige schossen. Vom 20. bis 22. Mai ermordete die Si- tausend am Leben. cherheitspolizei in Drohobycz fast alle Juden des Ghettos Sambor. Am 08./09. Juni 1943 erfolgte Sambor die endgültige Liquidierung des Ghettos, alle Sambor, eine Kleinstadt 74 km südöstlich von restlichen Bewohner wurden bei Radłowicze er- Lemberg gelegen, erreichte die Wehrmacht Ende schossen. Ende Juli 1944 wurde Lemberg von Juni/Anfang Juli 1941. Unmittelbar im An- sowjetischen Truppen eingenommen, Sambor schluss wurden durch ukrainische Milizen und um den 7. August 1944. In Sambor überlebten deutsche Einsatzgruppen bei mehreren Pogro- ca. 160 Juden den Holocaust, die meisten waren men hunderte jüdische Einwohner von Sambor von Polen oder Ukrainern in der Stadt oder ihrer getötet. Das Ghetto in Sambor wurde im März Umgebung versteckt worden. Mindestens 27 1942 als zunächst offenes jüdisches Wohngebiet nichtjüdische Einwohner wurden in Sambor von eingerichtet. Alle jüdischen Einwohner Sambors den Deutschen exekutiert, weil sie Juden ver- steckt hatten.

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Zeremonie zur Ehrung von Schwester Celina als Gerechte unter den Völkern, Warschau 2016 - erste von links: Henriette Kretz © Bistum Mainz

Celina Kędzierska, die Mutter Oberin des Wai- Literaturverzeichnis senhauses der Franziskanischen Schwestern der Familie Mariens in Sambor, versteckte eine ALY,GÖTZ (1995): Endlösung. - S. Fischer: Frankfurt Gruppe jüdischer und Roma-Kinder, darunter am Main. Henriette Kretz, und bewahrte sie so vor der Ver- BROWNING,CHRISTOPHER R. (1996): Ganz normale nichtung. Sie wurde 2015 posthum vom Staat Is- Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die rael als Gerechte unter den Völkern ausgezeich- "Endlösung" in Polen. - Rowohlt Taschenbuch: Ham- net. burg; Erweiterte Neuausgabe 2020.

Lemberg nach dem Zweiten Weltkrieg COHN-SHERBO,DAN (2000): Judentum. - Herder: Frei- burg.

Ab 1945 gehörten Lemberg, nun Lwiw, und die HARTMANN,CHRISTIAN (2011): Unternehmen Barba- Region Ostgalizien zur sowjetischen Republik rossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945. - Ukraine. Durch Zwangsumsiedlungen wurden C.H. Beck: München. Polen aus der Stadt und der Region vertrieben (sie siedelte man in ehemals deutschen Gebieten INFORMATIONEN ZUR POLITISCHEN BILDUNG (Heft 316): Nationalsozialismus: Krieg und Holocaust. - bpb: in Westpolen an) und Ukrainer, die bisher in Bonn, 2012. Zentralpolen und Westgalizien gelebt hatten, wurden in Lwiw und Umgebung angesiedelt. LEHNSTAEDT,STEPHAN (2017): Der Kern des Holo- Dadurch veränderte sich die ethnische und kul- caust. Bełżec, Sobibór, Treblinka und die Aktion turelle Zusammensetzung der Stadt grundle- Reinhardt. - C.H.Beck: München. gend. An die Stelle der traditionellen polnischen, POHL,DIETER (1997 ): Nationalsozialistische Juden- jüdischen und armenischen Bevölkerung traten verfolgung in Ostgalizien 1941 - 1944. Studien zur Ukrainer. Seit 1991 ist Lwiw Teil der unabhängi- Zeitgeschichte, herausgegeben vom Institut für Zeit- gen Ukraine. geschichte, Band 50. - R. Oldenbourg Verlag: Mün- chen. - online abrufbar: https://www.degruy- ter.com/document/doi/10.1524/9783486706505/html - abgerufen am 19.11.2020

REITLINGER,GERALD (1979): Die Endlösung. Hitlers

Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz 16 Historischer Hintergrund Henriette Kretz

Versuch der Ausrottung der Juden Europas 1939 - 1945. - Colloquium: Berlin. [Erscheinungsjahr der englischen Erstausgabe: 1953]

WACHSMANN,NIKOLAUS (2016): KL. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. - Bundeszentrale für Politische Bildung, Schriftenreihe Band 1708.

WIKIPEDIA: Geschichte der Ukraine während des Zweiten Weltkriegs. - https://de.wikipe- dia.org/wiki/Geschichte_der_Ukra- ine_w%C3%A4hrend_des_Zweiten_Weltkriegs - ab- gerufen 23.11.2020 Filmdokumentation "Warum ich erzähle..."

WIKIPEDIA: Lwiw. - https://de.wikipedia.org/wiki/Lwiw - Der Student Christian Hardt aus Koblenz hat im abgerufen 23.11.2020 Sommersemester 2012 im Rahmen seiner Magisterarbeit an der Universität Mainz in einer WIKIPEDIA: Sambor Ghetto. - https://en.wikipe- filmischen Dokumentation das Schicksal von dia.org/wiki/Sambor_Ghetto - abgerufen 23.11.2020 Henriette Kretz verarbeitet. Der Film kann unter folgender Adresse im Internet angesehen MANOR,ALEXANDER,SAMBOR /STARY SAMBOR SOCI- werden: ETY (Hg.)(1980): The Book of Sambor and Stari Sam- https://youtu.be/5Ou7E9MeuoE bor; a Memorial to the Jewish Communities (Sambir, Ukraine). - Tel Aviv. - https://www.jewishgen.org/yiz- kor/sambor/Sambor.html#TOC - abgerufen 9.2.2021

MÜLLER,MARGRET,MÜLLER‚WERNER,ZABARKO‚BO- Stephanie Roth RIS (Hg.)(2019): Leben und Tod in der Epoche des Holocaust in der Ukraine - Zeugnisse von Überleben- ist seit 2013 freie Mitar- den. - Metropol Verlag: Berlin. beiterin beim Projekt „Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz“. 2020-21 koordiniert sie die Zeit- zeugengespräche per Videokonferenz.

Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz

Geschäftsstelle Weltkirche/Ge- rechtigkeit und Frieden Henriette Kretz: "Willst Du meine Mutter sein? Eine Bischofsplatz 2, 55116 Mainz Kindheit im Schatten der Schoah." Erschienen im Tel.: (06131) 253-263 Hille-Verlag Chemnitz, 2013. ISBN 978- [email protected] 3939025382. https://bistummainz.de/zeitzeugenbesuche

in Kooperation mit dem

Maximilian-Kolbe-Werk e.V., Freiburg

www.maximilian-kolbe- werk.de

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