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Vogtland Philharmonie / Spielzeit 2019-20

9. Sinfoniekonzert - Informationen und Ergänzungen

Termine: Mi, 13.5.2020, 19.30 Uhr, Reichenbach, Neuberinhaus Fr, 15.5. 2020, 19.30 Uhr, Greiz, Vogtlandhalle

Programm:

1. Les Préludes

Jenes Gipfelwerk der von Liszt kreierten Gattung „Sinfonische Dichtung“, das - seinem Sinn entstellt – von den Nazis missbraucht wurde.

2. Richard Wesendonck-Lieder WWV 91

Die Wesendonck-Lieder, Reflektion eines komplizierten Beziehungsgeflechts Richard Wagners in Zürich, gelten im kleinen als das, was „“ im großen ist.

3. Gustav Mahler Sinfonie Nr. 1 d-Moll „Der Titan“

Gelungener sinfonischer Einstand des jungen Komponisten in den Kreis des Fin de siècle, der den Prozess des Durchstoßens der romantischen Kunstideale selbst bewirkt. Bereits in diesem Werk werden alle Charakteristika der Mahler’schen Musik sicht- und hörbar.

Solistin: Anna Werle (Mezzosopran)

Dirigent: David Marlow

Zur Solistin:

Anne Werle studierte bei Robert Gambill an der Universität der Künste ihrer Heimatstadt Berlin. Liedklassen bei Erik Schneider und Axel Bauni sowie Meisterkurse bei Montserrat Caballé, Grace Bumbry, Lorenzo Regazzo, Frank Hilbrich, Michael Hampe und Christina Pleß runden ihre Ausbildung ab. Direkt nach Abschluss ihres Studiums 2012 war sie bis 2015 fest am Landestheater Detmold engagiert.

Die Mezzosopranistin ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe, darunter der 1. Preis Concorso Città di Alcamo, 2. Preis Concorso Bellini, 1. Preis Canto Festival Amandola, 2. Preis Wettbewerb der Accademia Belcanto/Graz sowie der Sonderpreis Podium Junger Gesangssolisten des VdKC. Außerdem war sie Finalistin beim Montserrat-Caballé- Wettbewerb Zaragoza und beim Marie-Kraja- Wettbewerb in Tirana.

Zu ihrem Repertoire gehört eine große Anzahl an Werken aus den Bereichen Oper, Operette und Oratorium, doch auch als gefragte Konzert- und Liedsängerin führten sie Auftritte an das Gewandhaus Leipzig, an das Konzerthaus Berlin, in den Berliner Dom, zum Yuri Bashmet Festival, in den Rbb-Sendesaal, im Rahmen einer Konzerttournee mit Helmuth Rilling und Bachs h-Moll-Messe nach Genua, Vicenza, Bologna, Siena und Neapel sowie zur Philharmonie Baden-Baden unter Pavel Baleff. Mit großem Erfolg debütierte sie 2015 im Berliner Dom und dem RBB-Sendesaal 2015 im Verdi-Requiem sowie 2018 beim Festival Klosterneuburg nahe Wien.

Seit der Spielzeit 2015/16 ist Anna freischaffend tätig und gastiert seitdem an zahlreichen deutschen Häuser sowie in Österreich, Italien und Russland.

Zum Dirigenten:

David Marlow stammt ursprüngliche aus Großbritannien, wuchs aber in Deutschland auf und studierte in Detmold und Wien. Mit 23 Jahren fing er am Theater Aachen an und leitete zahlreiche Opernaufführungen – erwähnt seien z. B. „Peter Grimes“, „La Bohème“ und sein erster „“, den er im Alter von 26 Jahren dirigierte. Von 2007 bis 2010 war er erster koordinierter Kapellmeister in Chemnitz, wo er an die 200 Vorstellungen dirigierte. Eigene Produktionen wie Gounods „Faust“ und die überaus erfolgreiche deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves „Pinocchio“ sowie Konzerte mit der Robert Schumann Philharmonie zählten zu den Höhepunkten dieser Zeit. Von 2010 bis 2013 war er Chorleiter des WDR Rundfunkchores, dem er als Gastdirigent weiterhin verbunden ist. Während seiner Tätigkeit beim WDR arbeitete er mit Dirigenten, wie Esa-Pekka Salonen, Kurt Masur, Jukka Pekka Saraste, Daniel Harding und Kent Nagano zusammen.

Seit 2010 ist er jeden Sommer bei den Bayreuther Festspielen als musikalischer Assistent von Andris Nelsons bei der Lohengrin Produktion tätig. Im Frühjahr 2013 assistierte er ihm ebenfalls bei der konzertanten Aufführung des Fliegenden Holländers mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam. Im Mai 2011 sprang er für Andris Nelsons kurzfristig bei einem Konzert mit dem WDR Sinfonieorchester ein – die vielumjubelte Aufführung führte zu einer Zusammenarbeit mit dem WDR Sinfonieorchester. Seit der Spielzeit 2012/13 ist David Marlow erster Kapellmeister und Stellvertreter des GMD am Theater Hagen. In seiner ersten Saison dirigierte er zwei Premieren – eine davon die vielbeachtete deutsche Erstaufführung von Paul Rouders Oper „Selma Jezkova“ – ein Sinfoniekonzert mit dem Schlagzeugsolisten Peter Sadlo sowie „Don Carlos“ und „Carmen“. In dieser Saison übernahm er auch drei Neuproduktionen und weitere Konzerte mit dem Philharmonischen Orchester. Zuletzt folgte im Juni 2013 ein Konzert in der Philharmonie Köln mit Annette Dasch als Solistin und Götz Alsmann als Moderator.

David Marlow hat als Gastdirigent bei vielen Orchestern gearbeitet. In der Saison 2012/13 dirigierte er z. B. die Nordwestdeutsche Philharmonie und debütierte beim Brandenburgischen Staatsorchester. Mit dem WDR Sinfonieorchester dirigierte er drei Konzerte. In der Saison 2013/14 leitet er erstmalig die Philharmonie Neubrandenburg sowie die Philharmonie Südwestfalen und gab seine Probedirigate zu den Proben und Aufführungen des 6. Sinfoniekonzerts der Vogtland Philharmonie.

Mit Beginn der Spielzeit 2014/2015 ist David Marlow Chefdirigent der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach.

Z u s a t z i n f o r m a t i o n e n

Zu 1 Franz Liszt Les Préludes

Jenes Gipfelwerk der von Liszt kreierten Gattung „Sinfonische Dichtung“, das - seinem Sinn entstellt – von den Nazis korrumpiert wurde.

Zum Komponisten:

Einer der bedeutendsten Komponisten des 19.Jh., der als Pianist die Maßstäbe für eine neue Ära des virtuosen Klavierspiels setzte, als Tonschöpfer jedoch die Musikwelt dieser Zeit in zwei Fronten spaltete (Neudeutsche Schule)

Franz (Ferenc) L I S Z T

* 22. Oktober 1811 in Raiding heute Doborján (Ungarn)

† 31. Juli 1886 in Bayreuth

Biografisches:

Elternhaus und Kindheit:

Sohn des Rentmeisters Adam List im Dienst des Fürsten Esterhazy; auch begabter Musiker. Nach seinem Geburtsort ist Franz ungarischer Staatsbürger, seine Vorfahren sind jedoch Deutsche.

Mit 9 Jahren - pianistisches Wunderkind; erste öffentliche Auftritte. Ungarische Sponsoren stifteten ihm ein Stipendium.

Der weitere Lebensweg:

1820/21 Unterricht bei CZERNY und SALIERI (Komp.),

1823 Weihekuss von BEETHOVEN.

1823 Umzug nach Paris, Privatunterricht bei REICHA und PAER, autodidaktische Fortbildung. Eine Aufnahme am Pariser Konservatoriuum scheiterte auf Betreiben seines Direktors CHERUBINI, weil Liszt als Ausländer galt. Dennoch blieb Paris seine Heimat bis zum 25. Lebensjahr; fortan sprach und schrieb er lieber französisch als deutsch.

1824-27 triumphale Konzertreisen (England, Südfrankreich, Schweiz), sie fanden ihr vorläufiges Ende mit dem Tod des Vaters 1827.

1827 psychische Krise; bittere soziale Erfahrungen, Neigung zu schwärmerischer Religiosität nach 1827: Kontakte mit führenden Philosophen und Literaten in Paris; Freundschaft mit BERLIOZ, Begegnung mit PAGANINI; MENDELSSOHN; CHOPIN; WAGNER.

1839-47 Höhepunkt der Virtuosenkarriere, wachsende Bedeutung der Klavierkomposition

1840/41 erste „ungarische“ Kompositionen

1847 Beendigung der Virtuosenkarriere, Übersiedelung nach Weimar, hier herzoglicher Kapellmeister nach 1848 Entstehung der großen Orchesterwerke  Symphonische Dichtungen  LISZT wird Mittelpunkt der Neudeutschen Schule. selbstloser Einsatz für BERLIOZ und WAGNER (Lohengrin)

1861 Bruch der Verbindung zum Weimarer Hof

1862 Gründung des ADMV

1862-65 Rom; intensive kompositorische Tätigkeit nach 1868 viele Reisen, Wiederaussöhnung mit dem Weimarer Hof; zuletzt Aufenthalt in Bayreuth.

Werke: Liszt hinterlässt ein kaum überschaubares Œuvre von über aus dem dennoch die Werke für Klavier herausragen:

3 Sinfonien 13 Symphonische Dichtungen 4 konzertante Werke, darunter 2 Klavierkonzerte 19 nummerierte ungarische Rhapsodien, weitere 6 Rhapsodien 2 Opern 7 Messen, 3 Oratorien ca. 100 Transkriptionen, weitere Arrangements (231) riesiges Klavierwerk (123) Orgelstücke (10), Lieder (77) , Chöre (93), 5 Melodramen, Tänze, Märsche.

Wertschätzung:

Franz LISZT ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Musik des 19. Jahrhunderts. Sein Genie brilliert in gleich drei bedeutenden Seiten:

- Er war der glänzendste Klaviervirtuose seiner Zeit und begründete eine neue Schule der pianistischen Virtuosität, - Sein kompositorisches Schaffen für Klavier gehört zur bedeutenden Basis des romantischen Klavierschaffens im 19. Jh. - Mit der von ihm entwickelten Gattung der „Symphonischen Dichtung“ trug er entscheidend dazu bei, die Stagnation in der Musik in der Nach-Beethoven- Ära um ein streitbares Element zu beleben. Sein persönliches Engagement an der Spitze der „Neudeutschen Schule“ verknüpfte er mit der Konsequenz der Aufgabe seiner glanzvollen Virtuosenkarriere.

Zum Werk „Les Préludes“

Der vermeintlich ‚neue Geist’ in der zweiten Hälfte des 19. Jh., der vom erbitterten Streit der „Absoluten“ (Brahms, Hanslick) mit den „Neudeutschen“ geprägt war, schlug sich bei Liszt in einer regen Kompositionstätigkeit nieder. 1848 schrieb er ein orchestrales Entree (von Raff instrumentiert!) zu einem einige Jahre zuvor entstandenen Chorwerk „Les quatre éléments“ („Die vier Elemente“), in dem Liszt die vier Gedichte „La terre“, „Les aquilons“, „Les flots“ und „Les astres“ von Joseph Autran für Chor vertonen wollte. Er ließ dieses Vorhaben fallen, revidierte jedoch sechs Jahre später die Ouvertüre zu einem eigenständigen Werk. und stellte erst zu diesem Zeitpunkt eine gedankliche Beziehung zu dem Gedicht „Les Préludes“ aus Lamartines „Nouvelles méditations poétiques“ her. Damit wurde „Les Préludes“ die dritte seiner so genannten „Sinfonischen Dichtungen“, eigentlich das erste Werk dieser von ihm neu geschaffenen Gattung, legt man die ursprüngliche Quelle zugrunde. 13 dieser Sinfonischen Dichtungen gehören zu seinem Gesamtwerk.

Der Streit um neue Wege in der Musik Mitte des 19. Jh.

Am Ende der sogenannten Nach-Beethoven-Ära, die mit dem Tode von Mendelssohn (1847), Chopin (1849) und Schumann (1856) abschloss, fühlte sich Franz LISZT (1811- 1886) neben dazu berufen, einer „Krise der Sinfonie“, ja der Musik an sich, zu begegnen und einem ‚Aufbruch zu Neuem’ voranzugehen.

In der Verschmelzung der Musik mit verwandten Künsten, insbesondere der Poesie, sah LISZT einen Ausweg aus der vermeintlichen Stagnation der Musikentwicklung.

Seine Ideen wurden alsbald von einem Kreis von Komponisten und Musikwissenschaftlern aufgenommen, die sich zu einer  Neudeutschen Schule zusammenschlossen:

 Franz LISZT, Franz BRENDEL (1811-1868), Peter CORNELIUS (1824-1874), Joachim RAFF (1822-1882), Felix DRAESKE (1835-1913) u.a.

In der „Neuen Zeitschrift für Musik“ führten sie einen erbitterten Streit gegen die ‚Konservativen’

 Eduard HANSLICK (1825-1904), Johannes BRAHMS (1833-1897), Joseph JOACHIM (1831-1907) u.a.

HANSLICK: LIZT:

„Wir wüßten gern die Symphonie- und „Mit dem Programm bezweckt der Kammermusik reingehalten von einem Komponist, die Zuhörer vor der Stil, der nur als illustrierendes Mittel... Willkür der poetischen Auslegung relative Berechtigung hat.“ zu bewahren... „Das Urelement der Musik ist Wohllaut Er gibt ihm die poetische Idee, ihre Wesen Rhythmus.“ die geistige Skizze, den philosophischen Faden.“

LISZT untermauerte seine neuen Ideen mit der von ihm geschaffenen neuen Gattung der  „Sinfonischen Dichtung“

Der Begriff Sinfonische Dichtung wurde von Franz LISZT erstmals 1854 gebraucht für einen neuen Typus Programmmusik, in der Sinfonisches mit Poesie verschmolzen wird.

(Am 19. April 1854 wurde eine Aufführung von Goethes „Tasso“ am Weimarer Hof mit Einem Vorspiel von Franz Liszt eröffnet. Dieses Werk wurde später als selbständige ‚Sinfonische Dichtung‘ „Tasso“ aufgeführt.)

In der Verschmelzung der Musik mit verwandten Künsten sahen die von LISZT geführten Vertreter der Neudeutschen Schule einen Ausweg aus der Krise der Sinfonie. LISZT nutzte folgende formale Anknüpfungen der Musik:

Sinfonie Konzertouvertüre Programmsinfonie

 Sinfonische Dichtung

Zu 2. Richard Wagner Wesendonck-Lieder WWV 91

Die Wesendonck-Lieder, Reflektion eines komplizierten Beziehungsgeflechts Richard Wagners in Zürich, gelten im kleinen als das, was „Tristan und Isolde“ im großen ist.

zum Komponisten:

Wilhelm Richard WAGNER

* 22.5.1813 in Leipzig

+ 13.2.1883 in Venedig

Biografisches:

Elternhaus und Kindheit:

kunstliebende Eltern: Vater Jurist (Aktuar im Polizeipräsidium) und Laienschauspieler, Vorfahren Kantoren und Schulmeister. künstlerische Allgemeinbegabung.

Der weitere Lebensweg

1822-27 Kreuzschule Dresden, nach 1828 Nikolai-Gymnasium in Leipzig

ab 1831 Studium an der Leipziger Universität; Schüler des Thomaskantors Theodor Weinling.

1832-42 „Lehr- und Wanderjahre:

1833 erstes Engagement als Chordirigent am Theater in Würzburg, nachfolgend Magdeburg, Königsberg, Riga.  Opern “, „

1836 Heirat mit

1839-42 Flucht aus Riga wegen Verschuldung über London nach Paris, hier Begegnung mit LISZT, BERLIOZ, HEINE.  „“, „Der fliegende Holländer“

1843-49 Königl. Kapellmeister in Dresden, Nachfolger C.M.v. WEBERs beginnende Freundschaft mit LISZT  „Lohengrin“, „Tannhäuser“

1849 Beteiligung am Dresdener Mai-Aufstand, steckbriefliche Verfolgung, Flucht aus Deutschland  Zürich

1850-58 Exil in Zürich. Entstehung der ersten Reformschriften („Das Kunstwerk der Zukunft“; „Oper und Drama“), aber auch Hetzschrift „Das Judentum und die Musik“ (1850) Begegnung mit den Ideen Schopenhauers (1854) beginnendes Liebesverhältnis mit Mathilde Wesendonck ( „Wesendonck- Lieder“)  „Rheingold“, „Walküre“, „

1859-63 erneute Wanderjahre (Venedig, Paris, Luzern)  „Tristan“, Beginn der „Meistersinger von Nürnberg“ (1862)

Entscheidende Wendung seines Lebens: Ludwig II. von Bayern ruft Wagner nach München

1864-65 München – generöse Förderung durch Ludwig II. Kreis der „Wagnerianer“ entsteht (Bülow, Cornelius u.a.)  „Tristan und Isolde“ UA „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1868)

1866 Wagner muss aufgrund öffentlicher Angriffe München verlassen  bei Luzern. Eheschließung mit Cosima von Bülow Beginnende Freundschaft mit Nietzsche  „Götterdämmerung“, „Rheingold“, „Walküre“

1872 Übersiedelung nach Bayreuth; Grundsteinlegung des Festspielhauses

1876 Eröffnung des Festspielhauses mit einer dreimaligen Aufführung des gesamten „Rings“

Schaffensperioden

1832-1840: Frühwerke traditionelles Opernschaffen, komische Oper, Grand Opera „Rienzi“

1841-1848: Phase der romantischen Opern 1843 „Der fliegende Holländer“, 1845 „Tannhäuser“, 1848 „Lohengrin“  Hinwendung zu Stoffen der deutschen Sage; intensive Naturschilderungen

1850-1854: Erfindung des durchkomponierten Musikdramas als neuer Operntyp

„Der Ring der Nibelungen“: 1869 „“ 1870 „Die Walküre“ 1876 „Siegfried“ „Die Götterdämmerung“

für das Festspielhaus in Bayreuth allein ist die letzte Oper „“(1882) gedacht.

Werke: (Übersicht nach Wikipedia)

Insgesamt sind nach dem Wagner-Werk-Verzeichnis (WWV) einschließlich aller Gelegenheitskompositionen und Widmungsblätter, jedoch ohne die Schriften Wagners, 113 Werke verzeichnet.

Musikdramatische Werke

(unvollendete Oper, 1832) • Die Feen WWV 32 (1833–1834). UA: 29. Juni 1888 Königliches Hof- und Nationaltheater München • Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo WWV 38 (1834–1836). UA: 29. März 1836 Stadttheater Magdeburg • Männerlist größer als Frauenlist oder Die glückliche Bärenfamilie (um 1837, unvollendete Oper). Rekonstruktion und Uraufführung des gesamten Originalmaterials durch die Berliner Hauptstadtoper am 7. März 2013 in Berlin. Nürnberger Erstaufführung (Alternativversion) durch die Pocketopera im Juli 2013. • Rienzi, der Letzte der Tribunen WWV 49 (1837–1840). UA: 20. Oktober 1842 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden

Nur die folgenden zehn Werke wählte Wagner für Aufführungen im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel in Bayreuth aus:

• Der Fliegende Holländer WWV 63 (1840–1841). Überarbeitet 1852 (Zürich) und 1864 (München). UA: 2. Januar 1843 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden • Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg WWV 70 (1842–1845). Überarbeitet 1847, 1860 (Erstdruck der Partitur, sog. „Dresdener Fassung“), 1861 (Paris, in frz. Sprache), 1875 (Wien, sog. „Pariser Fassung“). UA: 19. Oktober 1845 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden • Lohengrin WWV 75 (1845–1848). UA: 28. August 1850, Großherzogliches Hoftheater Weimar • (betont: Nibelungen) WWV 86, mit vier Teilen: o Vorabend: Das Rheingold (1851–1854). UA: 22. September 1869 Königliches Hof- und Nationaltheater München o Erster Tag: Die Walküre (betont: Walküre) (1851–1856). UA: 26. Juni 1870 Königliches Hof- und Nationaltheater München o Zweiter Tag: Siegfried (1851–1871). UA: 16. August 1876 Festspielhaus Bayreuth o Dritter Tag: Götterdämmerung (1848–1874). UA: 17. August 1876 Festspielhaus Bayreuth • Tristan und Isolde WWV 90 (1856–1859). UA: 10. Juni 1865 Königliches Hof- und Nationaltheater München • Die Meistersinger von Nürnberg WWV 96 (1845–1867). UA: 21. Juni 1868 Königliches Hof- und Nationaltheater München • Parsifal WWV 111 (1865–1882) – „Bühnenweihfestspiel“. UA: 26. Juli 1882 Festspielhaus Bayreuth

Sonstige Musikwerke (Auswahl)

• Symphonie C-Dur (1832) • Columbus-Ouvertüre (1835) • Symphonie E-Dur (unvollendet, es • Polonia, C-Dur (1836) existieren nur 2 Sätze) • Rule Britannia, D-Dur (1837) • Das Liebesmahl der Apostel, eine • Eine Faust-Ouvertüre, d-Moll biblische Szene für Männerstimmen (1844) und großes Orchester (1843) • Festmusik Sei uns gegrüßt! • Fantasie für Klavier in fis-Moll (1831) (1844) • 3 Klaviersonaten • Huldigungsmarsch für Ludwig II. o Klaviersonate in B-Dur (1831) von Bayern, Es-Dur (1864) o Klaviersonate in A-Dur (1832) • , B-Dur (1871) o Klaviersonate in As-Dur (1853) • Großer Festmarsch (zum • Züricher Vielliebchen-Walzer für hundertsten Jahrestag der Klavier in Es-Dur (1854) Gründung der USA), G-Dur • Wesendonck-Lieder (1857/58) (1876) • Siegfried-Idyll für kleines Orchester • Ankunft bei den schwarzen (1870) Schwänen – Albumblatt in As-

• König Enzio-Ouvertüre (1832) Dur für Klavier (1861) • Albumblatt für Frau Betty Schott für Klavier (1875)

1850-1854: Mit der Schrift „Oper und Drama“ (1852) beginnt Wagner mit der theoretischen Fundierung des Musikdramas, zugleich mit deren Umsetzung in eigene Opernkompositionen:

1850 Entwurf einer Theorie des „Musikdramas“:

1. Die Oper soll die gleiche Integrität erreichen wie die Symphonie.

2. Absage an den bloßen Unterhaltungseffekt der Bühnenwerke.

3. In einem „“ sollen alle Elemente (Sprache, Musik, Bild, Bewegung) zusammenwirken und das „Gefühlsverständnis“ des Publikums erreichen.

4. Die Verwirklichung des Dramas überschreitet die dramatische Gegenwartssphäre, sie enthält drüber hinaus Elemente der „Reflektion“ in Vergangenheit und Zukunft im Verlauf und Zusammenhang der Handlung.

Mit „Lohengrin“ verwirklichte Wagner die neue Opernform des durchkomponierten Musikdramas. Die Oper ist nicht wie traditionell als Nummernoper mit Rezitativen, Arien, und Chorpartien angelegt, sondern wird ohne Unterbrechung in drei Akten durchgespielt. Um dieses Gesamtkonzept zu verwirklichen, übernimmt Wagner selbst die Dichtung (Libretto) und Komposition des Werkes.

Konzeption eines mehrteiligen Dramenzyklus

„Der Ring der Nibelungen“: 1869 „Das Rheingold“ 1870 „Die Walküre“ 1876 „Siegfried“ „Die Götterdämmerung“

Zu den „Wesendonck-Liedern:

Beredte Zeugnisse des Züricher Kapitels Richard Wagners sind zum einen die „Wesendonck-Lieder“. Angeregt durch das das musische Klima in der Villa Wesendonck, versuchte sich Gattin Mathilde selbst im Dichten und sandte die schwärmerischen Schöpfungen auch ihrem Richard, der sie jeweils kurz nach Erhalt vertonte. Der Zyklus beinhaltet in der heute gebräuchlichen Abfolge die fünf Gedichte „Der Engel“, „Steh still!“, „Im Treibhaus“, „Schmerzen“ und „Träume“ (Wagner hat diese Abfolge selbst jedoch mehrfach geändert). Die Handschriften seiner ersten Liedfassungen übergab er im September 1858 seiner Muse Mathilde mit der oben zitierten überschwänglichen Bemerkung. Zum anderen stehen die Vertonungen in engstem Zusammenhang mit der Entstehung der Oper „Tristan und Isolde“ – die Lieder „Im Treibhaus“ und „Träume“ bezeichnete Wagner selbst ausdrücklich als „Vorstudien“ zu seiner Oper. Auch die gespannte Atmosphäre der Wesendonck-Affäre widerspiegelt sich in dem beständigen und doch unbefriedigt bleibenden Verlangen, das die Stimmung in Tristan und Isolde prägt. Darauf lassen die Tagebuchzeilen Wagners an Mathilde aus Venedig schließen: „…mir wurde es in dieser Zeit immer klarer und gewisser, dass wir nun getrennt bleiben müssten! […] So begann ich die Composition des zweiten Aktes des Tristan“. Erstaunlicherweise werden die Wesendonck-Lieder heute selten in ihrer Originalfassung für Singstimme und Klavier aufgeführt. Ihre Popularität verdanken sie vor allem ihrer Zugehörigkeit zu den wichtigsten Zyklen im Weltrepertoire der Orchesterlieder. Dafür sorgte der österreichische Komponist und Dirigent Felix Mottl.

Die fünf Liedtexte:

1. DER ENGEL In der Kindheit frühen Tagen Hört’ ich oft von Engeln sagen, Die des Himmels hehre Wonne Tauschen mit der Erdensonne, Dass, wo bang ein Herz in Sorgen Schmachtet vor der Welt verborgen, Dass, wo still es will verbluten, Und vergeh‘n in Tränenfluten, Dass, wo brünstig sein Gebet Einzig um Erlösung fleht, Da der Engel niederschwebt, Und es sanft gen Himmel hebt. Ja, es stieg auch mir ein Engel nieder, Und auf leuchtendem Gefieder Führt er, ferne jedem Schmerz, Meinen Geist nun himmelwärts!

2. STEHE STILL! Sausendes, brausendes Rad der Zeit, Messer du der Ewigkeit; Leuchtende Sphären im weiten All, Die ihr umringt den Weltenball; Urewige Schöpfung, halte doch ein, Genug des Werdens, lass mich sein! Halte an dich, zeugende Kraft, Urgedanke, der ewig schafft! Hemmet den Atem, stillet den Drang, Schweigt nur eine Sekunde lang! Schwellende Pulse, fesselt den Schlag; Ende, des Wollens ew’ger Tag! Dass in selig süßem Vergessen Ich mög’ alle Wonne ermessen! Wenn Aug’ in Auge wonnig trinken, Seele ganz in Seele versinken; Wesen in Wesen sich wiederfindet, Und alles Hoffens Ende sich kündet, Die Lippe verstummt in staunendem Schweigen, Keinen Wunsch mehr will das Inn’re zeugen: Erkennt der Mensch des Ew’gen Spur, Und löst dein Rätsel, heil’ge Natur!

3. IM TREIBHAUS Hochgewölbte Blätterkronen, Baldachine von Smaragd, Kinder ihr aus fernen Zonen, Saget mir, warum ihr klagt? Schweigend neiget ihr die Zweige, Malet Zeichen in die Luft, Und der Leiden stummer Zeuge Steiget aufwärts, süßer Duft. Weit in sehnendem Verlangen Breitet ihr die Arme aus, Und umschlinget wahnbefangen Öder Leere nicht’gen Graus. Wohl, ich weiß es, arme Pflanze; Ein Geschicke teilen wir, Ob umstrahlt von Licht und Glanze, Unsre Heimat ist nicht hier! Und wie froh die Sonne scheidet Von des Tages leerem Schein, Hüllet der, der wahrhaft leidet, Sich in Schweigens Dunkel ein. Stille wird’s, ein säuselnd Weben Füllet bang den dunklen Raum: Schwere Tropfen seh’ ich schweben An der Blätter grünem Saum.

4. SCHMERZEN Sonne, weinest jeden Abend Dir die Schönen Augen rot, Wenn im Meeresspiegel badend Dich erreicht der frühe Tod; Doch erstehst in alter Pracht, Glorie der düst‘ren Welt, Du am Morgen neu erwacht, Wie ein stolzer Siegesheld! Ach, wie sollte ich da klagen, Wie, mein Herz, so schwer dich sehn, Muß die Sonne selbst verzagen, Muss die Sonne untergehn? Und gebieret Tod nur Leben, Geben Schmerzen Wonnen nur: O wie dank’ ich, dass gegeben Solche Schmerzen mir Natur!

5. TRÄUME Sag’, welch wunderbare Träume Halten meinen Sinn umfangen, Dass sie nicht wie leere Schäume Sind in ödes Nichts vergangen? Träume, die in jeder Stunde, Jedem Tage schöner blühn, Und mit ihrer Himmelskunde Selig durchs Gemüte ziehn! Träume, die wie hehre Strahlen In die Seele sich versenken, Dort ein ewig Bild zu malen: Allvergessen, Eingedenken! Träume, wie wenn Frühlingssonne Aus dem Schnee die Blüten küsst, Dass zu nie geahnter Wonne Sie der neue Tage begrüßt, Dass sie wachsen, dass sie blühen, Träumend spenden ihren Duft, Sanft an deiner Brust verglühen, Und dann sinken in die Gruft

Zur Gattung „Orchesterlied“:

Unter dem Einfluss der Neudeutschen und im Zuge der ausufernden Entwicklungen in der musikalischen Romantik verliert das Kunstlied z.B. bei MAHLER seine kammermusikalische Heimat und wird – gleichsam nach dem Vorbild der 9. Sinfonie BEETHOVENs folgend – in die sinfonische Gattung integriert als  Orchesterlied.

Maßgeblich durch HECTOR BERLIOZ (1803–1869) angeregt, entstehen ab ausdrucks- und klangfarbenreiche Werke dieser Art. Einen der Höhepunkte bilden die Orchesterlieder von GUSTAV MAHLER (1860–1911).

Bekannte Zyklen: Hector Berlioz: „Irische Melodien“ op. 2 „La Captive“ op. 12 „Les Nuits d'été“ op. 5

Gustav Mahler: „Lieder eines fahrenden Gesellen“ „Kindertotenlieder“ „Des Knaben Wunderhorn“ Im „Lied von der Erde“ für Tenor, Alt und Orchester verschmilzt Mahler Orchesterlied und Sinfonie zu einem Monumentalwerk (1907/08).

Richard Strauss „Vier letzter Lieder“

Zu 3. Gustav Mahler Sinfonie Nr. 1 d-Moll „Der Titan“

Gelungener sinfonischer Einstand des jungen Komponisten in den Kreis des Fin de siècle, der den Prozess des Durchstoßens der romantischen Kunstideale selbst bewirkt. Bereits in diesem Werk werden alle Charakteristika der Mahler’schen Musik sicht- und hörbar.

Zum Komponisten:

Gustav MAHLER

* 7. Juli 1860 in Kalischt, Böhmen † 18. Mai 1911 in Wien

Gustav MAHLER ist der Musikgeschichte insbesondere durch seine großen elf Sinfonien verblieben – sein vergleichsweise schmales kompositorische Œuvre trat zu Lebzeiten hinter dem überragenden Eindruck zurück, den er als großartiger Dirigent hinterließ. Als Komponist sah er bereits, dass althergebrachte Konventionen nicht mehr weiterführten, er war sich bewusst, die Schwelle zu einer neuen Musik überschreiten zu müssen.. Als Spätromantiker vollzog er den ersten Schritt in die Neue Zeit – seine Nachwirkung reicht bis zu Schostakowitsch.

Biografisches:

Kindheit / Elternhaus:

G. Mahler entstammt aus kleinbürgerlichen Verhältnissen - als 2. von 14 Kindern einer jüdischen Familie (Vater - Gastwirt und Weinbrenner, Mutter – Tochter eines Seifenfabrikanten). Talent und Begabung führten zu frühzeitiger musikalischer Ausbildung: mit vier Jahren auf dem Akkordeon und Klavier. Mit Sechs komponierte er bereits erste Stücke, mit Zehn trat er zum ersten Mal als Pianist auf, mit Zwölf gab er ein erstes anspruchsvolles Konzert. Von Beginn an beschäftigte sich Mahler auch mit Literatur, las viel.

Der weitere Lebensweg:

1875-1880 Aufnahme eines Musikstudiums am Wiener Konservatorium. Er studierte bei Julius Epstein (Klavier) und Franz Krenn (Komposition). In bei den Fächern gewann er im nächsten Jahr den ersten Preis. Freundschaft mit seinem Mitschüler Hugo Wolf. In den Konservatoriumsjahren arbeitete er an zwei Opern, die unvollendet blieben. Er belegte auch einige Fächer an der Universität: Archäologie, Geschichte, und bei Eduard Hanslick Musikgeschichte und hörte Vorlesungen bei Bruckner.

Nach ersten Kompositionsenttäuschungen begann seine Kapellmeisterlaufbahn

 Bad Hall, Ljubljana, Olomouc, Wien  1833 Kassel  1885 Prag,  1886 Leipzig  1891 Hamburg (Nachf. H.v.BÜLOWs !)

 1897 Wiener Hofoper Anstellungsvertrag auf Lebenszeit, jedoch Unannehmlichkeiten, Feindschaften.

1897-1907 war Mahler mit seiner Karriere am angestrebten Ziel. Er hatte die in Europa herausragende Stellung eines ersten Kapellmeisters und Hofoperndirektors in Wien.

Seine Ungeduld mit Sängern und Orchestermitgliedern, zunehmende Tourneen als Dirigent, eine Pressekampagne gegen ihn mit antisemitischen Tendenzen und Streitigkeiten mit seinen Vorgesetzten bei Hof über häufige

Abwesenheiten und die Programmgestaltung führten schließlich dazu, das Amt in Wien aufzugeben. ab 1908  New York / Metropolitan Opera ab 1909  Leitung der Konzerte der New Yorker Philharmoniker.

Werke:

10 Sinfonien, darunter

2. – 4. „ Wunderhorn-Sinfonien“

8. 1.Teil: Hymnus „Veni creator spiritus“ 2.Teil: Schlussszene aus GOETHEs „Faust“

„Das Lied von der Erde“ – eine Symphonie für Tenor- und Altstimme .

MAHLER: „Symphonie heißt eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen...“

Orchesterlieder: „Des Knaben Wunderhorn“ „Lieder eines fahrenden Gesellen“ „Kindertotenlieder“ „Rückert-Lieder“ „Sieben Lieder aus letzter Zeit“

Klavierlieder, Kammermusik (Klavierquartett a-Moll), Bearbeitungen und die seinerzeit entscheidenden Entwicklungen der Musik auf geniale Weise zusammenfasst – und dies trotz geringer Lebensdauer von 35 Jahren.

Zur 1. Sinfonie d-Moll „De Titan“:

An Gustav Mahler schieden sich einst die Geister – für einige heute noch immer. „Manchen ward das deutsche Wams zu enge, wenn sie den Namen Mahler hörten […] Er hat sofort gewirkt, aufwiegelnd, provokant, alarmierend“, so beschrieb 1909 der Schriftsteller Felix Salten in einem Feuilleton die verflixte Wirkung insbesondere seiner sinfonischen Musik auf die Zeitgenossen. Die damaligen Beckmesser rügten

insbesondere, dass Mahler mit der seit Beethoven geheiligte Form der Sinfonie respektlos umging. Dieser sah jedoch bereits, dass alte Konventionen in der Phase des Fin de siècle nicht mehr genügen und war sich bewusst, die Schwelle zu einer neuen Musik überschreiten zu müssen. Wohl knüpfte er an die klassischen Vorbilder an, bediente sich jedoch harmonischer und satztechnischer Raffinessen und ungewöhnlicher klanglicher und instrumentaler Effekte, die später sogar Schostakowitsch zum Vorbild dienten. Zu seinem sinfonischen Weltkosmos gehörte markant das Bodenständige, dessen mitunter triviale Schlichtheit in Form grotesker, ironisch-überhöhter Effekte bedeutungsvollen Gehalt erlangte. „Symphonie heißt mir, mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen“ – dieses berühmte Zitat kennzeichnet Mahlers sinfonischen Stil. Schon die vier Sinfonien aus Mahlers erster Schaffensphase in dieser Gattung zeigen alle Charakteristika, die seiner sinfonischen Welt ihr Gepräge geben: die zur Monumentalität tendierende Großform, die elementare Verknüpfung zur Gattung Lied, die romanhafte Dramaturgie der Sinfonie zum Finale hin, das Weiten aller Ausdrucksmöglichkeiten bis hin zur Integration des Trivialen und Ironisch-Banalen, die geradezu phänomenale Instrumentationskunst, die von den Musikern nicht nur das Spiel in extremen Lagen und Artikulationstechniken abverlangt sondern auch ungewöhnliche Instrumente einbezieht – bei allem jedoch auch das unübersehbare Anknüpfen an bestimmte ‚klassische’ Vorbilder wie Beethoven, Schubert, Bruckner und Berlioz. Die 1. Sinfonie D-Dur „Titan“, entstanden zwischen 1884 und 1888 in Kassel und Leipzig, muss man in nahem Zusammenhang mit den im gleichen Zeitraum komponierten „Liedern eines fahrenden Gesellen“ sehen.

Zur Gattung der Sinfonie:

Die Sinfonie bildete sich Ende des 17. Jahrhunderts zusammen mit „Sonate“, dem „Streichquartett“ und ähnlichen Formen der Kammermusik als eine wichtige Gattung der klassischen Instrumentalmusik heraus.

Der Ordnungssinn der Wiener Klassik wies dem 1. Satz (Kopfsatz) dieser ‚sinfoniae‘ die Bedeutung eines Hauptsatzes zu, der eine modellhafte Struktur annahm – die Sonatenhauptsatzform. In der Regel hat sie drei Teile:

die Exposition – hier werden die beiden Themen (das Hauptthema A und das Seitenthema B) aufgestellt, die Durchführung – in ihr werden die aufgestellten Themen musikalisch durchgeführt (in Motive aufgespalten, sequenziert, variiert, moduliert in andere Tonarten, die Möglichkeiten der Instrumentation nutzend u.a.  „motivische Arbeit“) und die Reprise – kurz die Wiederholung der Exposition.

Oft folgt der Reprise noch eine Coda (Schlussteil); ebenso kann dem Hauptsatz eine Einleitung (so oft bei Haydn, Beethoven 2.Sinfonie) vorangestellt sein.

Wenngleich die Sonatenhauptsatzform im Laufe ihrer Entwicklung viele Änderungen und Erweiterungen erfuhr, blieb ihre Grundstruktur – selbst in den Riesensinfonien der Spätromantik – die Norm der Form.

In der Mehrsätzigkeit der Sinfonieform vollzogen sich zur Romantik hin wichtige Änderungen. Die ursprüngliche Dreiteiligkeit der Sinfonie stammt von ihrem Ausgang, der Neapolitanischen Opernsinfonia, die nach dem barocken Kontrastprinzip durch die Tempofolge schnell – langsam – schnell gekennzeichnet war. Diese Tempi normierten auch die sich durchsetzenden Satzformen der Sinfonie:

1. Satz  Sonatenhauptsatzform (schnell), 2. Satz  Liedform (langsam), 3. Satz  Rondoform (schnell).

Ab 1750 drang das Menuett – es hatte aufgrund seines beliebten tänzerischen Charakters bereits Eingang in die Suite gefunden – mehr und mehr in die Sonatenform ein und platzierte sich als 3. Satz in die nun zum Modell werdende Viersätzigkeit der Sinfonie.

Waren die einzelnen Sätze der Sinfonie zunächst – so noch bei Mozart – auf einen unterhaltsamen, suitenartigen Kontrast hin angelegt, so erlangte ihr Zusammenhang spätestens bei Beethoven elementare Bedeutung für die ‚Aussage‘ des Werkes.

Die einzelnen Sätze wuchsen zu einer bedeutungsvollen zyklischen Sonaten- / Sinfonieform zusammen – wir sprechen im Falle von Beethovens „Schicksalssinfonie“ von einer Finalsinfonie. Vor allem die 9. Sinfonie Beethovens wurde für die nachfolgenden Komponistengenerationen zum Vorbild einer Finalsinfonie, die im Schlusssatz unter Einbeziehung der Kantate „Ode an die Freude“ ihren Höhepunkt findet.

Auch die Sinfonien von Brahms, Mahler, Bruckner (5., 8.) oder Dvořák (9.) sind beispielhafte Finalsinfonien – die Schlusssätze dabei in Sonatenhauptsatzform. Zumeist greifen die Komponisten im Finale auf wichtige Themen und Motive der vorausgehenden Sätze zurück.

Liegt der Sinfonie ein außermusikalisches Programm zugrunde – genannt seien hier nur Beethovens „Pastorale“ oder Berlioz‘ „Symphonie fantastique“, dann bezeichnen wir sie als „Programmsinfonien“.

Zu den Umbrüche des „Fin de siècle“ um 1900

Zeitcharakteristik:

Ende 19. Jh. bis 1. Weltkrieg „Gründerjahre“ – die bürgerliche Welt- und Wertordnung

Deutschen Reiches 1871; Wirtschaftlicher Aufschwung: Gründerjahre (1871–73), Industrialisierung; Fortschrittsoptimismus; Ingenieurwissenschaften,  Weltausstellung Paris / Eifelturm wachsender Nationalismus (Chauvinismus) und Antisemitismus

zunehmendes Infragestellen dieser Werteordnung bis zu ihrem katastrophalen Niedergang im 1. WK

Bewusstwerden des Endes einer Epoche zunehmende Bedeutung des naturwissenschaftlichtechnischen Denkens;

das Nebeneinander verschiedenster philosophisch-weltanschaulicher Konzepte

zwischen romantischem Idealismus (D) und avantgardistischen Materialismus von Marx und Feuerbach

- die idealistischen Einzeldenker

SCHOPENHAUERs subjektiver Idealismus (Welt nur in unserer Vorstellung; der blinde Weltwille ist das Wesen der Welt  Pessimismus

NIETZSCHE. scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst

Σ Entwicklungen und Widersprüchlichkeit dieser Zeit führen zu Paradigmenwechsel einer Umbruchepoche, gekennzeichnet durch die Parallelität verschiedener Lebensformen und Weltanschauungen, kultureller Konzepte und künstlerischer Ausdrucksformen

Epochencharakteristik in der Kunst:

BLOCH: „Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“

 auseinanderdriftende Stile/Phasen in der Kunst

Literatur: poetischer Realismus: FONTANE „Effie Briest“ Naturalismus G. HAUPTMANN „Die Weber“

Die Gegenströmungen: Symbolismus P: VERLAINE, R.M.RILKE Impressionismus Neoromantik Décadence

Malerei Abbildrealismus Historienmalerei akademische Malweise

Impressionismus, Expressionismus Postimpressionismus Ausdruck subjektiven Sinnesempfindens Symbolismus: Betonung des Ästhetisch-Artifiziellen: L’art pour l’art Jugendstil

Architektur Neostile: Neogotik, Neobarock, Neoklassizismus, Neoromantik / Jugendstil Reformarchitektur Darmstädter Künstlerkolonie um Joseph Maria OLBRICH

Σ Stilpluralismus;

künstlerisch-ästhetische Ausprägungen in ähnlichen Formen in allen Kunstbereichen, jedoch zu verschiedenen Zeiten; besondere Ausprägungen: Lit.  Symbolismus; Arch./Bild.Ku.  Jugendstil

Σ Paradigmen des Umbruchs:

Akademismus,Weltreflektion, in der jegliche Erkenntnis durch gelahrte Formeln dogmatisiert ist.

Historismus, interpretiert alle kulturellen Erscheinungen aus ihren geschichtlichen Bedingungen heraus  Neostile,

Realismus, ästhetisierte Abbildlichkeit der Wirklichkeit; materialistische Antithese zu Romantik und Idealismus; beschränkt sich nicht nur auf die Abbildung der wirklichen Welt, sondern thematisiert auch die Konflikte mit den Verhältnissen . Naturalismus, Mensch als Produkt seiner Umwelt; getreue Widergabe der Welt ohne Interpretation

Idealismus - Materialismus Primat des Bewusstseins über das Sein - Das Sein bestimmt das Bewusstsein

Positivismus, grundsätzliche Beschränkung der Gültigkeit von Welterkenntnis auf das Erfahrene (Positive)

Pragmatismus, Der Mensch erschließt sich die Welt als handelndes Wesen

Neokantismus, In der durch die Naturwissenschaften erkennbaren Welt kommt dem Materiellen vor dem Geist das Primat zu – Idealismen / der Religion ist jegliche Erkenntnisfähigkeit der realen Welt abzusprechen.

Symbolismus, subjektiv-idealistische Ablehnung der gesellschaftsbezogenen Wirklichkeit; Verzicht auf Zweckhaftigkeit, stattdessen Wahrnehmung und Reflexion der Welt in Bildzeichen und Symbolen

Lit.: MALLARMÉ; VERLAINE; RIMBAUD; RILKE

bild.:Ku.: Opposition gegen Realismus, das bürgerliche Protzen, den wiss. Positivismus GAUGAIN

Impressionismus betont subjektive Widergabe von Stimmungen /Augenblickszuständen, konzentriert auf die Oberfläche der Welt

Expressionismus: ekstatisch-radikaler Ausdruck existenzieller Befindlichkeit/ anarchisch anti-ästhetischer Protest

„Fin de siècle“ als Bewegung, die den kulturellen Verfall zu ihrem Objekt machte.

Σ „Fin de Siècle“ = Phase des Ausklangs des romantischen Zeitalters, des In-Frage-Stellens der traditionellen Werte.

In der Musik bedeutet „Fin de siècle“ den Verfall einer im Grunde seit 100 Jahren gültigen Musizierhaltung - des Paradigmenwechsels von Weltanschauung und kulturell-künstlerischen Werten und der Suche nach neuen Wegen und Konzepten.

Das „Fin de siècle“ findet praktisch in allen Künsten statt.