Diplomarbeit
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Diplomarbeit Titel der Diplomarbeit „(…) und natürlich kann geschossen werden.“ Eine Politik der Extreme unter näherer Beleuchtung des Roten Jahrzehnts in Deutschland und dessen Hauptakteur der RAF Verfasserin Sophie Theres Kamlander angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag. phil.) Wien, im Mai 2011 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A300 Studienrichtung lt. Studienblatt: Politikwissenschaft Betreuer: Ao. Univ.-Prof. Dr. Roman HORAK 2 Diese Diplomarbeit widme ich meiner Mama und meinem Freund Christoph, die mich im Verlauf meines Studiums stets unterstützt haben. 3 4 Inhaltsverzeichnis Einleitung……………………………………………………………………………………....7 Der Politische Extremismus ..................................................................................................... 12 Die Kennzeichen des Politischen Extremismus ................................................................... 16 Der Politische Extremismus, eine Überspitzung des Liberalismus? .................................... 17 Die Vielfalt des Politischen Extremismus ............................................................................ 22 Eine Definition der RAF – Guerilla oder Terrorismus? ........................................................... 36 Die Guerilla .......................................................................................................................... 36 Der Terrorismus ................................................................................................................... 40 Die sechs Unterschiede zwischen der Guerilla und dem Terror .......................................... 43 Die Definition – War die RAF eine Guerilla- oder eine Terrorgruppe? .............................. 45 Die Mythen umwobene RAF ................................................................................................... 46 Der Mythos ........................................................................................................................... 46 Das Interesse der RAF an Mythen für deren terroristische Zwecke .................................... 51 Der „bewaffnete Kampf“ der ersten Generation: Mythos oder Tatsache? ....................... 54 Isolationsfolter: Ja oder Nein? .......................................................................................... 56 Fielen Baader und Co. einem Mordkomplott zum Opfer? ............................................... 58 Stellte die RAF je eine reale Bedrohung der Bundesrepublik Deutschland dar? ............. 61 Die RAF in Aktion und Reaktion ............................................................................................. 63 Die erste Generation ............................................................................................................. 65 „Die Rote Armee aufbauen“-Eine Analyse der Erklärung zum 14. Mai 1970 ................ 66 Andreas Baader ................................................................................................................ 68 Gudrun Ensslin ................................................................................................................. 72 Ulrike Marie Meinhof ...................................................................................................... 74 Horst Mahler .................................................................................................................... 78 „Das Konzept Stadtguerilla“ ............................................................................................ 92 „Dem Volk dienen. Stadtguerilla und Klassenkampf“ ..................................................... 94 5 „Die Aktion des Schwarzen September in München-Zur Strategie des antiimperialistischen Kampfes“ ....................................................................................... 94 Die zweite Generation-95 für 10 .......................................................................................... 96 „Guerilla, Widerstand und antiimperialistische Front“ .................................................. 105 Die dritte Generation-existiert die RAF nach Stammheim noch? ...................................... 106 Zusammenfassung…………………………………………………………………………...111 Literaturverzeichnis ………………………………………………………………………...114 Abstract……………………………………………………………………………………...119 Lebenslauf……..…………………………………………………………………………….120 6 Einleitung Das „rote Jahrzehnt“ Deutschlands, wie Gerd Koehnen die Zeit der 1970er Jahre der Bundesrepublik in seinem Buch bezeichnet, war eine Zeit, die mitgeprägt war durch Schlagworte wie „Kampf“, „Gewalt“, „Faschismus“, „Bulle“ oder einfach nur „Schwein“. Vorausgegangen war diesem eine Zeit, in der sich eine neue Generation etabliert hatte, die, ermutigt durch die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung, das traute Heim gegen die Straße tauschte und öffentlich das bestehende System kritisch zu hinterfragen begann. Mit Protesten, Aufmärschen, usw., wollte die neue Generation, angeregt durch den damals vollzogenen Wertewandel, sich Gehör verschaffen und auf bestehende Missstände, wie einer immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich, aufmerksam machen. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung, in welcher man sich des „verstaubten Miefs“ entledigen wollte und eine Veränderung im bisherigen Denken und Handeln anstrebte. Aus dieser weitverzweigten Bewegung ging schließlich auch die Rote Armee Fraktion, kurz RAF genannt, hervor. Die RAF, die sich selbst als eine kommunistische, antiimperialistische Stadtguerilla verstand, war eine linksextremistische Vereinigung mit einem gewissen Hang zur Selbstüberschätzung und mangelndem Realitätssinn. In ihrer beinahe 30-jährigen Existenz, 1970 bis 1998, machte sie vor allem durch spektakuläre Anschläge auf strategisch wertvolle Objekte wie US-amerikanische Militärstützpunkte oder durch Entführungen bzw. Ermordungen hochrangiger Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft auf sich aufmerksam. Wie ihre Umgebung verfolgte auch die RAF das Ziel der Veränderung und schlug hierbei aber radikalere Töne an. Sie meinte, dass Bestehendes nur durch die Form des „bewaffneten Kampfes“ verändert werden könne und schreckte somit auch vor Gewalt gegen Gegenstände oder Menschen nicht zurück. Die RAF wird in drei Generationen eingeteilt, die einander stets ablösten. Während die erste Generation, von 1970 bis 1971, zum größten Teil aus politisch motivierten jungen Leuten bestand, die an die Möglichkeit eines politischen Umsturzes durch den „bewaffneten Kampf“ wirklich glaubten, agierte die zweite Generation weniger politisch. Ihr Hauptinteresse lag hingegen in der Freipressung der ersten Generation aus der Haft. Die dritte Generation versuchte hingegen wieder politisch zu wirken. Und obwohl sich ihre Zielsetzungen teilweise unterschieden, wählten sie stets Opfer bzw. Anschlagsziele, die eine Art Symbol „eines 7 kapitalistisch gesteuerten, imperialistisch ausgreifenden staatlichen Macht- und Unterdrückungsapparats“1 darstellten. Obwohl die RAF häufig als „anarchistisch“ beschrieben wird, entspricht dies nicht der Richtigkeit, da die Gruppe hierarchisch gegliedert und in drei unterschiedliche Ebenen unterteilt war.2 So gab es eine „Führungsebene“, eine „Kommandoebene“ und das „Umfeld“. Die „Führungsebene“ und die „Kommandoebene“ stellten den innersten Zirkel der RAF dar. Die Angehörigen dessen lebten im Untergrund, hatten jeglichen Kontakt zu ihrer früheren Umgebung abgebrochen und sich völlig dem „bewaffneten Kampf“ verschrieben. Und das „Umfeld“ bestand hingegen rein aus Sympathisanten, die, um die Anonymität der RAF- Mitglieder zu wahren, für verschiedenste Aufgaben eingesetzt wurden. Ihren dramatischen Höhepunkt einer viele Jahre andauernden Präsenz erreichte die RAF allerdings mit dem „Deutschen Herbst“ des Jahres 1977, als eine missglückte Flugzeugentführung zu den Selbstmorden von Stammheim führte und das Vorhaben der zweiten Generation ihre „Idole“- Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe u.a. – freizupressen, endgültig scheitern ließ. Zusammengefasst, wurden die 1970er und 1980er Jahre der Bundesrepublik Deutschland von den Machenschaften der RAF, die sich durch eine andauernde eskalierende Gewalt als auch eine ständige Denunziation des Staates äußerte, überschattet.3 Es war eine Zeit in der die Demokratie von einem politischen Extrem, dem Terrorismus, bedroht wurde. Brian M. Jenkins brachte dies 1975 mit seiner Formel „Terrorismus ist Theater“4 insofern auf den Punkt, indem er die langjährige Präsenz der RAF mit einem Drama verglich. Der Ort, wo das Schauspiel aufgeführt wurde, war hingegen der gesamte westdeutsche Raum. Und als Ensemble fungierten zum einen die RAF und zum anderen der Staat, wobei es zu häufigem Schauspielerwechsel, aufgrund von Inhaftierung, Ausstieg oder Mord, auf beiden Seiten kam. Als Zuschauer fungierte hingegen das westdeutsche Volk. Konnte sich die Gruppe in ihren Anfängen noch auf einen großen Rückhalt in der 1 Zit. n. Holtmann, Everhard (Hg.) (2000): Politiklexikon. 3., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH. S. 611. 2 Für das Folgende vgl. Jander, Martin (2008): »Zieht den Trennungsstrich, jede Minute«. Die erste Generation der Roten Armee Fraktion (RAF). In: Kraushaar, Wolfgang (Hg.) (2008): Die RAF. Entmythologisierung einer terroristischen Organisation. Band 657. Bonn: Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Adenauerallee 86. S. 149f. 3 Für das Folgende vgl. Walther, Rudolf (2008): Terror und Terrorismus. Eine begriffs- und sozialgeschichtliche Skizze. In: Kraushaar, Wolfgang (Hg.) (2008): Die RAF. Entmythologisierung