26. September Bis 5. Oktober 2014
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Festival Alte Musik Zürich 26. September bis 5. Oktober- 2014Brüder Bach-Brüder heisst das Motto des Herbstfestivals 2014. Gemeint sind natürlich die Söhne Johann Sebastians, die sogenannten «Bach-Söhne». Bis heute sind sie nur schon mit diesem Begriff die ewigen Nachkommen ihres Vaters. Mozart ernannte zwar den einen Sohn zum Vater: Von Carl Philipp Emanuel (und nicht etwa von Johann Sebastian) sagte er: Er ist der Vater, wir sind die Bub‘n, wer von uns was Rechts kann, hat von ihm gelernt. Doch von dieser Wertschätzung ist heute nicht mehr viel zu spüren. Denn die vier Brüder sind einer- seits nicht nur die ewigen Söhne ihres Vaters geblieben, sie sind andererseits auch noch zu Vorläufern Haydns und Mozarts gemacht worden: Als «Vorklassik» und damit als «Über- gangsperiode» wird ihre Zeit denn auch gern bezeichnet und abgewertet; immer haftet so ein «Nicht mehr» und ein «Noch nicht» ihrer Musik an. Es ist nicht leicht, aus dieser Sicht herauszukommen. Denn die musikalischen Sprachen von Vater Bach und der Wiener Klassik sind uns heute vertraut und verständlich. Doch diejenige von Carl Philipp oder Wilhelm Friedemann klingt zumindest aufs erste oft seltsam fremd, wenn nicht sogar befremdlich. Denn sie ist weder spätbarock noch klassisch, sondern eben anders, eigen. Und diese Andersartigkeit und Eigenart gilt es zu erfassen, wenn man ihr gerecht werden will. Ein Festival kann da den Anfang machen. Die Akademie für Alte Musik Berlin präsentiert mit der Sängerin Isa Katharina Gericke Festival Alte Musik Zürich September • 26. – 5. Oktober 2014 hauptsächlich den grossenteils unbekannten Vokalkomponisten Carl Philipp, der gern die empfindsamen Dichtungen seiner Zeit aufgriff und ebenso empfindsam vertonte. Die Camerata Köln zeigt in drei Kammermusikkonzerten drei Porträts der Bach-Brüder Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel und Johann Christian – drei musikalische Welten mit grossen Kontrasten. H-BRÜDER Die Claviermusik Carl Philipp Emanuels interpretieren an Instrumenten der Zeit zwei Inter- AC preten mit berühmten Namen: Christine Schornsheim und Kristian Bezuidenhout. B Alle vier Brüder erscheinen schliesslich gemeinsam im Orchesterkonzert von Les Passions de l’Ame Bern. Wir freuen uns, wenn Sie sich von unserer Begeisterung für die Bach-Brüder anstecken lassen. Und wenn wir mit Ihnen beim einen oder andern Apéro ins Gespräch kommen. Martina Joos und Roland Wächter Präsidium FORUM ALTE MUSIK ZÜRICH 1 BACH-BRÜDER BACH-BRÜDER FESTIVAL ALTE MUSIK ZÜRICH · 26. September – 5. Oktober 2014 FESTIVAL ALTE MUSIK ZÜRICH · 26. September – 5. Oktober 2014 Festivalübersicht Festivalübersicht Fr 26. Sept. 19.30 h Kirche St. Peter S. 8 Sa 4. Okt. Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13 S.16 CARL PHILIPP EMANUEL BACH 17.00 h DER BESTE CLAVIERIST Kantaten, Lieder, Kammermusik C. Ph. E. Bach: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen ISA KATHARINA GERICKE Sopran CHRISTINE SCHORNSHEIM Clavichord, Cembalo und Kommentar AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN 18.30 h Kleiner Apéro 19.30 h VATER UND BUB Sa 27. Sept. Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13 S. 12 Carl Philipp Emanuel Bach und Wolfgang Amadé Mozart DREI PORTRÄTS mit Seitenblicken KRISTIAN BEZUIDENHOUT Fortepiano Wilhelm Friedemann Carl Philipp Emanuel Johann Christian So 5. Okt. Kirche St. Peter S.20 17.00 h Konzertgespräch mit Michael Schneider und Karl Kaiser 16.00 h Konzertgespräch mit Meret Lüthi 17.45 h Fokus Wilhelm Friedemann 17.00 h VIER BRÜDER 18.30 h Kleiner Apéro Orchesterwerke von W. Fr., C. Ph. E., J. Chr. Fr. und J. Ch. 19.30 h Fokus Carl Philipp Emanuel ROEL DIELTIENS Violoncello LES PASSIONS DE L’AME BERN 20.30 h Fokus Johann Christian MERET LÜTHI Violine und Leitung CAMERATA KÖLN Das Konzert vom 26. September wird von Radio SRF 2 Kultur aufgezeichnet und in «Fiori musicali» am 6. und 11. Oktober 2014 ausgestrahlt. 2 3 Wilhelm Friedemann (1710-1784) Carl Philipp Emanuel (1714-1788) Geboren vermutlich am 22. November 1710 in Köthen, Geboren am 8. März 1714 in Weimar, Sohn der Maria Barbara. Sohn der Maria Barbara. Wilhelm Friedemann erhält Unterricht vom Vater, der für ihn ab Carl Philipp erhält früh Unterricht vom Vater in Komposition und 1720 ein Clavier-Büchlein zusammenstellt. Es enthält u. a. frühe ie Bach-Brüder ie Bach-Brüder Klavierspiel und hilft bald bei den Kopierarbeiten. 1731 sticht er Fassungen der Präludien des Wohltemperierten Klaviers sowie die D D seine erste Komposition, das Menuett pour le clavessin, Wq 111, zweistimmigen Inventionen und dreistimmigen Sinfonien. W. Fr. eigenhändig in Kupfer. Er beginnt ein Jurastudium an der Univer- steuert eigene kleine Stücke bei. sität Leipzig und wechselt – nach einer erfolglosen Bewerbung in Naumburg – an die Universität Frankfurt/Oder, wo er auch als In Leipzig besucht W. Fr. die Thomasschule und später die Uni- Musiker tätig wird: So komponiert er zwei Huldigungskantaten, versität, gleichzeitig bereitet er sich auf eine Karriere als Organist die eine für den preussischen Kronprinzen Friedrich, und ein vor. 1733 wird er dreiundzwanzigjährig an der Dresdner Sophien- Adventsoratorium. kirche als Organist angestellt; der Vater hat dazu eigenhändig zwei Bittschreiben verfasst, die er mit dem Namen des Sohnes 1738 beruft ihn der Kronprinz unerwartet in seine Kapelle. So un- unterzeichnet. W. Fr. komponiert erste Cembalokonzerte, Strei- erwartet die Berufung, so gering ist die Wertschätzung, die der chersinfonien, Triosonaten. spätere Friedrich II. seinem Cembalisten zeigt. Dennoch bleibt C. Ph. fast dreissig Jahre in der Hofkapelle, wohl nicht zuletzt, weil Nach einer erfolglosen Bewerbung an der Dresdner Frauenkirche er in Berlin eine Reihe von gleichgesinnten Musikern, Literaten glückt ihm 1746 ein Wechsel an die Marienkirche in Halle. Hier ist und Malern findet. Es entstehen zahlreiche Kompositionen, die in W. Fr. offiziell zwar nur Organist, de facto aber Director musices. erfolgreichen Publikationen erscheinen. 1744 heiratet C. Ph. die Er komponiert Kantaten für den Gottesdienst und führt auch Berlinerin Johanna Maria Dannemann; ihr Sohn Johann Sebastian solche des Vaters auf. wird Maler. 1751 Heirat mit Dorothea Elisabeth Georgi; von den drei Kindern 1767 stirbt in Hamburg Georg Philipp Telemann; C. Ph. bewirbt erreicht nur eines ein höheres Alter. Es folgen Streitereien mit und sich erfolgreich um sein Amt, das die Kirchenmusik an Hamburgs Rügen der Behörde: nichtgenehmigte Reisen, unerlaubtes Auslei- fünf Hauptkirchen einschliesst. Darüber hinaus veranstaltet er hen von Pauken, der Bestand der Instrumente ist nicht korrekt. eigene Konzerte, publiziert seine Werke und empfängt die zahl- reichen Besucher, die den nun europaweit berühmten Komponis- Nach der Kündigung 1764 bewirbt sich W. Fr. ohne Glück an so ten sehen und hören wollen. 1788 stirbt C. Ph.; Klopstock dichtet unterschiedlichen Orten wie Zittau, Frankfurt, Braunschweig und zwei Epigraphe auf ihn, Mozart ehrt ihn mit dem Satz: Er ist der sogar wieder in Halle. Er lebt von Privatstunden, einzelnen Kon- Vater, wir sind die Bub’n. zertauftritten und dem Verkauf eines Grundstücks seiner Frau. 1774 spielt W. Fr. mit sensationellem Erfolg zwei Orgelkonzerte in Berlin. Er geniesst die Gunst von Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinzessin Anna Amalia, der komponierenden Schwester Friedrich des Grossen. Eine Bewerbung an die Berliner Marienkirche wird jedoch abgelehnt – die Begründung: Sonderbares Verhalten, unanständiger Wandel und sein in Amts-Verrichtungen sonst bewiesener Eigensinn. Anhaltende Geldsorgen zwingen W. Fr. zum Verkauf der vom Vater ererbten Manuskripte, Publikationen seiner eigenen Werke kommen nicht zustande. Er stirbt 1784 an einer Lungenkrankheit. 4 5 Johann Christoph Friedrich (1732-1795) Johann Christian Bach (1735-1782) Geboren am 21. Juni 1732 in Leipzig, Geboren am 5. September 1735 in Leipzig, Sohn der Anna Magdalena. Sohn der Anna Magdalena. Christoph Friedrich wird von seinem Vater sowie vom Hauslehrer Unterricht erhält Johann Christian von den Eltern sowie vom Haus- Johann Elias Bach ausgebildet. Am Ende des zweiten Notenbüch- lehrer Johann Elias Bach. Im Notenbüchlein der Anna Magdalena leins der Anna Magdalena finden sich Regeln zum Generalbass: ie Bach-Brüder ie Bach-Brüder findet sich ein Marsch in kindlicher Schrift, wahrscheinlich eine zuerst unvollständig notiert von Chr. Fr., danach vervollständigt D D von J. Chr.s frühesten Kompositionen. Dem Teenager fällt die von der Mutter. Unter den Brüdern gilt er als der beste Tasten- Aufgabe zu, dem schwächer werdenden Vater bei seinen letzten spieler und erhält vom Vater noch zu dessen Lebzeiten ein Cem- musikalischen Arbeiten zu helfen. Dafür erhält er – noch zu des- balo geschenkt. Chr. Fr. beginnt ein Jurastudium, doch 1749 fragt sen Lebzeiten und zum Missvergnügen der älteren Brüder – drei der Graf von Schaumburg-Lippe bei Vater Bach an, ob einer seiner Cembali. Den beim Tod des Vaters erst Fünfzehnjährigen holt sein Söhne als Cembalist zu engagieren sei. Der siebzehnjährige Chr. Halbbruder Carl Philipp nach Berlin. Dort entstehen erste Werke. Fr. wird ohne weitere Verhandlungen in die gräfliche Residenz Bückeburg geschickt. Er wird sein ganzes Leben dort bleiben. 1755 ergibt sich für J. Chr. – möglicherweise über Kontakte mit ita- lienischen Sängerinnen – die Möglichkeit, nach Mailand zu gehen. 1751 besucht Friedrich II. Bückeburg; in dessen Gefolge trifft Chr. Graf Agostino Litta protegiert J. Chr. und empfiehlt ihm, beim Fr. seinen Halbbruder Carl Philipp. 1755 Heirat mit Lucia Elisabeth renommierten Padre Martini in Bologna Kirchenmusik zu studieren. Münchhausen; ihr Vater