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Der Balkan aus der Sicht der SS

Philip Kovačević

Der Balkan aus der Sicht der SS

Rezeption und Konstruktion des Balkanraumes in der SS-Zeitschrift „

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INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS ...... 1

1.E INLEITUNG ...... 3

2. DAS SCHWARZE KORPS ...... 5 2.1. Die Redaktion des Schwarzen Korps ...... 7 2.1.1. Personal ...... 8 2.1.2. Erscheinungsbild ...... 11 2.2. Hauptthemen ...... 13 2.2.1. Feindbilder ...... 14 2.2.2. Freunde und Verbündete ...... 17

3. DAS THEMA BALKAN IM SCHWARZEN KORPS ...... 20 3.1. Leitartikel und politische Berichterstattung ...... 24 3.1.1. Politische Berichte vor dem Balkanfeldzug ...... 24 3.1.1.1. Politische Serie „Sowjets auf dem Balkan“ I. Teil ...... 25 3.1.1.2. Politische Serie „Sowjets auf dem Balkan“ II. Teil ...... 28 3.1.1.3. Politische Serie „Sowjets auf dem Balkan“ III. Teil ...... 31 3.1.1.4. Politische Analyse „Großes Spiel am Schwarzen Meer“ ...... 34 3.1.1.5. Leitartikel zum Balkan vor April 1941 ...... 35 3.1.2. Politische Berichterstattung seit dem Balkanfeldzug ...... 38 3.1.2.1. Leitartikel zur Begründung des Überfalls auf Jugoslawien ...... 38 3.1.2.3. Der Europabegriff des Schwarzen Korps ...... 47 3.1.3. Karikaturen zum Balkan ...... 54 3.1.3.1. Frieden auf dem Balkan ...... 55 3.1.3.2. „Gefallen für England“ ...... 56 3.2. Kriegsberichterstattung ...... 58 3.2.1. Der Balkanfeldzug ...... 60 3.2.1.1. Illustrierte Berichterstattung ...... 61 3.2.1.2. „Für die WaffenSS“ ...... 63 3.2.2. Partisanenkämpfe ...... 70 3.2.2.1. Übernahme der italienischen Besatzungsgebiete ...... 72 3.2.2.2. Die TitoPartisanen und der „Rösselsprung“ ...... 74 3.2.2.3. Griechischer Widerstand ...... 79 3.2.3. Freiwillige für die WaffenSS ...... 80 3.2.3.1. WaffenSS ...... 81 3.2.3.2. Ausländische Freiwillige ...... 82 3.3. Volksdeutsche – Deutsche auf dem Balkan ...... 83 3.3.1. Reise und Erfahrungsberichte ...... 84 3.3.2. Umsiedlung aus Bessarabien und der Dobrudscha ...... 87 3.3.3. Mobilisierung für die WaffenSS ...... 91

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3.4. Kulturelle Berichterstattung ...... 93 3.4.1. Antikes Griechenland ...... 94 3.4.2. Leserbriefe ...... 96 3.4.3. Unterhaltung ...... 97 3.4.4. Werbung ...... 99

4. ERGEBNISSE ...... 105 4.1. Fazit ...... 105 4.2. Ausblicke ...... 109

ANMERKUNGEN ...... 111

BIBLIOGRAPHIE ...... 126 Quellen...... 126 Literatur ...... 127

ANHANG ...... 135 Anhang I: Politik ...... 135 Anhang Ia: Fotografien ...... 135 Anhang Ib: Karikaturen ...... 139 Anhang II: Kriegsberichterstattung ...... 145 Anhang IIa: Balkanfeldzug ...... 145 Anhang IIb: Partisanenkämpfe ...... 157 Anhang III: Volksdeutsche ...... 166 Anhang IV: Kulturelle Berichterstattung ...... 174 Anhang IVa: Allgemein ...... 174 Anhang IVb: Tabakwerbung ...... 177 Anhang V: Karten ...... 192 Anhang VI: Diagramme ...... 194

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1.E INLEITUNG

Die (SS) entwickelte sich nach ihrer Gründung 1925 als Leibwache für Hitler und andere Parteifunktionäre zum Schutz wäh rend ihrer Reden 1 zu einer immer größer werdenden Organisation in nerhalb des Nationalsozialismus. So schien es zehn Jahre später an der Zeit zu sein ein eigenes Magazin ins Leben zu rufen. Diese Zeitschrift blieb jedoch nicht allein ein Vereinsblatt der SS, son dern entwickelte sich zu einem der am meisten gelesenen Wochenblät ter der NSZeit. So wurde ein großes Spektrum an Themen behandelt, die teilweise über die zehn Jahre der Erscheinungsdauer interessante Entwicklungen durchgemacht haben. Die vorliegende Arbeit soll die Thematisierung des Balkanraumes innerhalb des SSOrgans untersu chen. Wie ist die Darstellung dieses Raumes und wo werden Schwer punkte gesetzt? Welche Staaten werden dem Balkanraum zugeordnet, in welcher Art und Weise erfolgt die Berichterstattung und wie verän dert sich die Sichtweise des Schwarzen Korps bei Ereignissen wie dem Überfall auf Jugoslawien 1941? Die Forschungsliteratur zur NSZeit ist enorm umfangreich. Jedoch ist, außer dem sogenannten Balkanfeldzug 2 sowie sonstigen Kriegsereig nissen, zu der SS auf dem Balkan und dem Bild dieser Region inner halb der Organisation SS nur wenig zu finden. Zwei Monographien in der Forschungsliteratur setzen sich mit der Zeitschrift Das Schwarze Korps auseinander, zum einen William L. Combs „The Voice oft the SS“ aus dem Jahr 1986 3 und zum anderen Mario Zecks Dissertation „Das Schwarze Korps“ aus dem Jahr 2002. 4 Beide geben einen fundier ten Überblick bezüglich der Schriftleitung sowie der Hauptthemen der Wochenzeitschrift. Zeck erweitert dies noch um eine Analyse zu Spra che und Gestalt des Schwarzen Korps. Ferner seien noch ein Faksimile Querschnitt 5 sowie eine Magisterarbeit6 der Publizistik aus den 60er Jahren zum Thema Schwarzes Korps genannt. Während die Schwer punktthemen des Journals bereits eingehend analysiert worden sind, ist eine Betrachtung kleinerer Themenkomplexe bisher nicht vorge nommen worden. Die Quellenlage bezüglich der zu betrachtenden Zeitschrift ist nahezu lückenlos. Damit ist die Auswertung der Quellen über die gesamte Er scheinungszeit des Schwarzen Korps möglich. Neben den Textquellen in Form von Berichten und Kommentaren sind auch Fotos, Karikatu

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ren und Comicstrips als weitere Quellengattungen in dieser Arbeit zu berücksichtigen. Zudem ergibt sich durch die unterschiedlichen Quel lenkategorien die Möglichkeit zu unterschiedlichen Ansätzen und Vorgehensweisen bei der Interpretation. Der erste Teil versucht einen Überblick über die Zeitschrift zu ver schaffen, welcher als Basis für den weiteren Verlauf der Arbeit dienen soll. Die Arbeit der Redaktion sowie die Hauptanliegen in der The mengestaltung sind vornehmlich von Belang. Der Hauptteil gliedert sich in vier ausgewählte Kategorien, welche es zu untersuchen gilt. Diese lauten Politik und Leitartikel, Kriegsbe richterstattung, Volksdeutsche 7 auf dem Balkan sowie abschließend Kultur. Die Auswahl dieser Kategorien richtet sich einerseits nach den Rubriken des Schwarzen Korps und andererseits nach der Intensität mit der das Thema Balkan in diesem Bereich aufgegriffen wurde. Die Interpretation erfolgt entsprechend der Quellengattung und der Möglichkeiten der Veranschaulichung der einzelnen Quellen. Folglich wird eine beispielhafte Quelleninterpretation neben der Auswertung und Einordnung einer größeren Anzahl von Quellen stehen. Abschließend sei auf die Problematik hingewiesen die Terminologie des zu bearbeitenden Materials anschaulich auszuwerten, ohne diese extensiv zu verwenden und damit dem Lesefluss zu schaden. Hierzu wird versucht ein Maß zu finden, das beiden Aspekten entsprechend Rechnung trägt.

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2. DAS SCHWARZE KORPS

Die Zeitung der Schutzstaffeln der NSDAP. Organ der Reichsführung SS waren die Untertitel des Schwarzen Korps. Als Wochenzeitung bzw. als Zeitschrift wurde dieses Blatt wöchentlich von 19351945 veröffent licht. Dies wurde bis kurz vor Kriegsende praktiziert. Als zweitgrößte politische Wochenzeitung des sogenannten „Dritten Reiches“ hatte das Schwarze Korps eine Auflage von 500.000 bis 750.000 Exempla ren. 8 Sie kostete 15 Pfennig, wurde vom Franz Eher Zentralparteiverlag herausgegeben und die Redaktion befand sich in der PrinzAlbrechtStraße in Berlin. 9 Nach der Übernahme der SS durch Himmler waren die Schutzstaffeln zwar noch der SALeitung unterstellt, entwickelten sich jedoch immer deutlicher zu einer Konkurrenzorganisation. Erst durch die Ausschal tung Röhms und der SAFührung am 30. Juni 1934 wurde aus der SS eine eigenständige Vereinigung. 10 Himmler verbreitete seine ideologi schen Vorstellungen über unterschiedliche Gremien. Hier wären be sonders das Ahnenerbe und der Nordlandverlag zu nennen. Die Zeit für ein eigenes Journal schien gekommen zu sein. So entschied sich Himmler für einen Namen und suchte einen Hauptschriftleiter 11 für sein Blatt. 12 Der Chef des SSHauptamtes Curt Wittje schlug Himmler Gunter d´Alquen für diesen Posten vor. Diesen hatte er bei einem Tref fen darauf angesprochen und seine Bereitschaft verzeichnen können. Zwar hatte kurz vorher der Parteiverleger Max Amann d´Alquen als Hauptschriftleiter des Blattes in Erwägung gezogen, doch die Ideen d´Alquens nicht als unterstützenswert angesehen. Ein sys temtreues, aber oppositionelles, Organ schwebte dem Journalisten vor. Die Verhandlungen mit dem Reichsführer SS liefen erfolgreicher. Man einigte sich, und d´Alquen wurde zum Hauptschriftleiter des Schwar zen Korps. Himmler setzte den von ihm gewünschten Namen durch und überließ alles Weitere seinem neuen Chefredakteur. Diese Ent wicklung geht aus einem Interview Gunter d´Alquens aus dem Jahr 1969 hervor. 13 Himmler stellte sich ein Vereinsblatt vor, das sich be sonders mit der Erziehung des SSMannes auseinandersetzte. D´Alquens Idee einer systemtreuen Opposition, um die „Bewegung“ am Leben zu halten, musste damit vereinbart werden. Er leitete die Kritikfähigkeit des SSBlattes aus der Sonderstellung der SS innerhalb des Nationalsozialismus her. Nach seinem Verständnis war die SS am

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besten in der Lage die „Reinheit der Bewegung“ zu gewährleisten und zwar durch die Bekämpfung aller Hindernisse. 14 Gunter d´Alquen übernahm die publizistische Verantwortung, die HonorarZuteilung und auch alle sonstigen Entscheidungen. Sein Stellvertreter Rudolf aus den Ruthen leitete bei der Abwesenheit sei nes Vorgesetzten alles in dessen Sinne. Der jährliche Etat wurde mit dem Berliner Verlagsleiter Baur ausgehandelt. Beginnend mit 40.000 Auflagen in einer Zweigstelle in Berlin des FranzEherVerlags über nahm auch zukünftig dieser Verlag den Vertrieb, mischte sich jedoch nie in redaktionelle Prozesse ein. Der Vertrieb verlief zu 75% im Stra ßenverkauf. SS und Polizei waren regelrecht verpflichtet das Blatt zu beziehen. Die Auflage steigerte sich mit der Zeit und das Magazin be gann sich zu rentieren. 15 Das Schwarze Korps hatte seine ursprünglich von Himmler angedach te Zielsetzung eines Vereinsblattes bereits bei dem Antrittsartikel „Un sere Aufgabe“ durch seinen Hauptschriftleiter hinter sich gelassen. Die von d´Alquen gewollte loyale konstruktive Opposition sollte nun umgesetzt werden, indem Erziehung und Manipulation des Lesers die Verwirklichung der NSIdee ermöglichen sollten. Diese Idee und die ses Bild blieben für den Leser bis zum Schluss bestehen, doch wurde die Anforderung so gut wie nie erfüllt. Vorrangig in dem ersten Jahr des Schwarzen Korps wiederholte man die Selbstdarstellung als „Kampfblatt“, welches kritisierte, um schließlich einen reinen Natio nalsozialismus zu erreichen, damit der steigenden Leserschaft weiter hin diese Zielsetzung transportiert werden konnte. 16 Die Pressepolitik im „Dritten Reich“ war von Neuerungen geprägt, die eine Instrumentalisierung durch den Staat bzw. die Partei zum Ziel hatten. Beispielsweise ersetzte man die Bezeichnung „Journalist“ durch den „Schriftleiter“ oder „Zeitungsmann“. Der Journalist wurde als Wendehals und Sensationshascher aus der Weimarer Republik verpönt. Hingegen war der Schriftleiter, der neue Geist der deutschen Presse, „…Anwalt des Volkes und Beauftragter der Bewegung.“ 17 Nicht die Trennung von Nachricht und Meinung war seine Aufgabe, sondern die Verbreitung der Meinung der NSDAP und die Unterlas sung aller Meldungen, welche der Partei oder dem Staat schaden könnten. Der Journalist diente als Vermittler des Willens der politi schen Machthaber an die Bevölkerung und durfte in keinem Fall zum Schaden der Führung agieren. 18

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Bis 1939 bekräftigte das Schwarze Korps jedes Jahr seine Volksnähe, begründet durch die von ihm veröffentlichten Denunziationsbriefe. Diese bezeichnete es als Wünsche und Hoffnungen des Volkes. 19

2.1. DIE REDAKTION DES SCHWARZEN KORPS

Das Schwarze Korps war stark durch seine Mitarbeiter geprägt. Die Zusammenstellung der Redaktion oblag Gunter d´Alquen. Vorerst hatte er nur den ihm noch aus seiner ersten Anstellung als Journalist in Bremen bekannten Rudolf aus den Ruthen eingestellt. Außer einer Sekretärin bildeten diese zwei anfangs die Redaktion des Wochenblat tes. In der Folgezeit kamen ca. fünf weitere feste Mitarbeiter hinzu. Nach Aussagen d´Alquens wurde eine Mitarbeiteranzahl von acht nie überschritten. Aus den Ruthen wurde nach d´Alquen der wichtigste Mann des Magazins. Als Stellvertreter des Hauptschriftleiters wurde er spätestens dann zum faktischen Leiter, als d´Alquen 1943 Kom mandant der „KurtEggers“ wurde. 20 Zu den anderen Mi tarbeitern gehörten der Bruder d´Alquens, Rolf, der Karikaturist Wal ter Hofmann sowie einige Schreibkräfte, die zweimal wöchentlich vorgegebene Themen zu Schwarzen KorpsArtikeln umformulierten. Eine Anzahl von fünf bis sieben freien Mitarbeitern war additiv zu verzeichnen. 21 Mit 25 Jahren war Gunter d´Alquen der älteste dieser noch sehr jungen Riege von Journalisten. Sie entstammten vornehmlich aus der Mittel schicht westdeutscher Städte und hatten keinen Hochschulabschluss. Sich selbst als „gottgläubig“, nach SS Manier, bezeichnend waren sie protestantischer Herkunft und hatten miteinander gemein, dass sie zu den „alten Kämpfern“ gehörten, also bereits vor Hitlers Kanzlerschaft Nationalsozialisten gewesen waren. 22 Restauratives Ordnungsstreben kombiniert mit antisemitischen Vorstellungen war die Einstellung, die sie bis ins Extreme steigerten. Sie waren also von gleicher sozialer Herkunft, durch die Weimarer Zeit sowie die Ideale der Jugendbewe gung geprägt und vollkommen von der rassistischen und autoritären Ideologie der SS überzeugt. 23 Somit schickte sich hier eine junge Gene ration von fanatischen SSMännern an, ein Wochenmagazin zu produ zieren, welches ihre Überzeugungen an eine möglichst große Leser schaft transportieren sollte.

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2.1.1. PERSONAL Gunter d´Alquen wurde am 24. Oktober 1910 in Essen geboren. Er war der Sohn eines wohlhabenden Wollhändlers (Carl d´Alquen), der mit Julia geb. Rottmann verheiratet war. Nach der Volksschule besuchte er die Oberrealschule in Essen und schloss diese 1930 mit seinem Abitur ab. Mit dem Ziel Journalist zu werden begann er Englisch, Deutsch und Geschichte zu studieren. Sein Studium brach er schon nach kurzer Zeit ab und versuchte sich in der Praxis journalistischer Arbeit. Als er 1931 bei der Bremer Nationalsozialistischen Zeitung als Volontär be gann, führte ihn sein Berufsweg der folgenden Jahre zum Völkischen Beobachter, bei dem er es bis zum „Chef des Innenressorts“ in Berlin schaffte. Früh engagierte er sich in NSGruppierungen. 24 Im Juli 1927 trat er in die NSDAP ein, Mitgliedsnummer 66689. 25 Er wechselte 1931 von der SA in die SS und hatte 1935 schon den Rang eines Sturmbann führers inne. Mit der Übernahme des Schwarzen Korps sollte seine Karriere in der SS bis zum persönlichen Stab Himmlers führen. Schon vorher beim Völkischen Beobachter hatte er Kontakte zu Rosenberg und Goebbels geknüpft, die nun durch den direkten Draht zu Himm ler ergänzt wurden. 26 Die Hauptschriftleitung des Blattes blieb nicht das letzte Amt des SS Karrieristen. Er wurde zum „Leiter des Amtes Presse im Persönlichen Stab RFSS (Reichsführer SS)“, Hauptschriftleiter des Schwarzen Korps, Schriftleiter des Völkischen Beobachters und der Leiter der SS Kriegsberichterstattung. 27 Dieser Machtzuwachs machte ihn zu einem der bestinformierten Journalisten des „Dritten Reiches“. 28 Mit der in dieser Arbeit betrachteten Region ist Gunter d´Alquen auch persönlich in Berührung gekommen. Nach eigenen Angaben gewann er 1938 durch die Reisen als Journalist nach Griechenland, Norwegen, Spanien, die Schweiz und die USA seine Auslandserfahrung. Auch im befreundeten Ausland war er unterwegs und aktiv tätig, z. B. durch das Halten von Reden. Neben anderen ausländischen Auszeichnun gen erhielt er den „Bulgarischen Militärverdienstorden“. 29 Als Kriegs berichterstatter nahm er im April/Mai 1941 am Balkanfeldzug inner halb der WaffenSS teil. 30 Anfang 1945 reiste d´Alquen nach längerer Krankheit für ca. drei Wochen an die nördliche Adriaküste und be treute dort seine Einheiten „Adria“ und „Südstern“. „Adria“ hatte den Auftrag mit Slowenen und Serben zusammenzuarbeiten und Kontakte zu diesen herzustellen. 31

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Rudolf aus den Ruthen, geb. am 09.05.1913 in Bremen, entstammte ei ner evangelischen Kaufmannsfamilie. Er absolvierte die Handelsschu le 1930. Ein Jahr später trat er der SA und der NSDAP bei. In die SS wechselte er erst 1934. Auch er war Volontär bei der Bremer National sozialistischen Zeitung und wurde später zum Hilfsredakteur mit ei nem Gehalt von 60 RM/Monat befördert. Die intensive Zusammenar beit mit d´Alquen in Bremen machte diesen auf aus den Ruthens Qua litäten, besonders seinen Arbeitssinn, aufmerksam. D´Alquen be schrieb ihn als guten Redakteur und Organisator, der jedoch nicht be sonders als Schreiber geeignet war. Bis zu seiner Anstellung beim Schwarzen Korps war aus den Ruthen Stellvertreter der Hauptschrift leitung bei der Pommerschen Zeitung. Faktisch wurde aus den Ruthen mit der zunehmenden Tätigkeit d´Alquens als Kriegsberichter zum Hauptschriftleiter des Magazins, kontaktierte seinen Vorgesetzten je doch bei wichtigen Entscheidungen immer, wodurch dessen Autorität ungetrübt blieb. 32 Im privaten Leben wurde seine, für die Redaktion des Blattes typische, Loyalität zur SS und den Grundlagen des Nationalsozialismus deut lich. So annullierte er die Verbindung zu seiner zukünftigen Braut, nachdem das RuSHA (Rasse und Siedlungshauptamt) Bedenken zu ihrer arischen Abstammung geäußert hatte. Als auch bei seiner zwei ten Verlobten Zweifel bekundet wurden, gab Himmler schließlich sein persönliches Einverständnis zu der Hochzeit, jedoch konnte nie ein deutig eine Klärung erzielt werden. 33 Der jüngere Bruder Rolf d´Alquen (geb. 04.08.1912) war, nach seiner Ausbildung im Handel 1929, hauptsächlich im väterlichen Betrieb tä tig. Er trat 1931 in die NSDAP und die SA ein. Als Pressereferent und durch andere Tätigkeiten schlug er ebenfalls den Weg eines Journalis ten ein, bis er von seinem Bruder als Schriftleiter des Wochenblattes eingestellt wurde. Ab Juni 1940 war er als Bildfachführer bei der SS KriegsberichterKompanie tätig. Er nahm in dieser Funktion am West feldzug, den Kämpfen auf dem Balkan und den Kämpfen an der Ost front teil. Er knüpfte auch Kontakte zur verbündeten Presse und war für einen regen Informationsaustausch verantwortlich. Weiterhin führ te er die 3. SSKriegsberichterKompanie beim III. Germanischen SS Panzerkorps mit dem Sitz in Zagreb (Agram) an. Die Zusammenarbeit mit der kroatischen Presse, vor allem in Propagandafragen, war Teil seiner Aufgaben. Beispielsweise hatte die gegnerische Auslandspresse

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behauptet, man zwänge die Muslime in den bosnischen/kroatischen SSDivisionen zum Verzehr von Schweinefleisch. Um diese Berichte zu entkräften und in kroatischer sowie deutscher Presse ein tolerantes und offenes Bild jener Divisionen zu zeichnen, strebte man eine Ge nehmigung vom RFSS an, die Berichte z. B. über das „BajramFest“ ge stattete. 34 Zwei Zeichner waren im Schwarzen Korps oft zu finden. Zum einen Walter Hofmann, der unter den Pseudonymen „Waldl“ und „Bogner“ Comic Strips, Karikaturen und Bildgeschichten zeichnete. Er war da mit einer der Hauptmitarbeiter der Zeitschrift. Hofmann stammte aus Braunau. Seine Zeichnungen wurden so beliebt, dass sie zu einem Sammelband („Lacht ihn tot“) zusammengefasst wurden, den man für 3,60 RM käuflich erwerben konnte. Seit Kriegsbeginn arbeitete auch er als Kriegsberichterstatter und seine Zeichnungen beschäftigten sich zunehmend mit dem Soldatenleben. 35 Zum anderen war der Karikaturist „Mjölnir“, nach dem Hammer des germanischen Gottes Thor benannt, bei dem SSBlatt beschäftigt. Am 25.07.1901 geboren und in Berlin aufgewachsen, begann Hans Schweitzer schon mit 18 Jahren Karikaturen zu zeichnen. Er wurde zum Zeichner einiger NSKampfblätter der 20er Jahre.36 Hans Schweitzer war SSSturmbannführer und auch schon bei der Zeitung Angriff intensiv tätig gewesen. Seine Illustrationen konnte man bereits vor 1933 in diversen NSZeitschriften und Plakaten betrachten. Er wurde zum regelmäßigen Zeichner und zum Verfasser der Serie „Der politische Soldat“. Ferner wurde er von Hitler als der „Zeichner der Bewegung“ charakterisiert. Kunstberatung der höchsten Stellen, Ers tellung von Hoheitszeichen und die Unterscheidung von „minderwer tiger“ und „wertvoller“ Kunst oblagen ihm in seinen Funktionen, de rer eine der „Reichsbeauftragte für künstlerische Formgebung“ war. 37 Einen Professorentitel bekam er am 30.01.1937 auf Vorschlag von Goebbels gemeinsam mit als Mitglied des Präsidialrates der Reichskammer der Bildenden Künste verliehen. 38 Mario Zeck be schreibt ihn als von nationalchauvinistischer Monumentalsucht und sozialistischen Gleichmachungstendenzen geprägten Redakteur, wel cher in die Gruppe des Magazins perfekt hineinpasste. 39 Neben diesen sind weitere Namen, wie Walter Best, Heinar Schilling und Dr. Lore Weskamp, zu nennen. 40 Ein Problem der Nachvollzieh barkeit der Redakteure und Mitarbeiter des Schwarzen Korps ist die

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mit dem Fortlauf der Zeit gestiegene Anonymität der Verfasser, wel che daher rührte, dass sich anfangs nicht sehr berühmte Schreiber fin den ließen und später die Minimierung der Individualität zu Gunsten des Ganzen in dem Blatt nach außen projiziert wurde. Deshalb findet man hauptsächlich in den ersten Erscheinungsjahren noch Initialen und Namen als Signaturen der Artikel. Neben dem Unterlassen von Textsignaturen wurde auch ein einheitlicher Stil, der regelrecht als „Schwarze KorpsStil“ von anderen unterschieden werden kann, an gewandt. Damit ist es äußerst problematisch einzelnen Personen Arti kel anhand ihres Schreibstils zuzuschreiben. 41 481 Namen von Verfas sern konnten eruiert werden, davon hat weniger als die Hälfte mehr als einen Artikel im Schwarzen Korps veröffentlicht. Leitartikel waren meist anonym, während Spezialthemen und Kriegsberichterstattung namentlich signiert wurden. Ab 1945 signierte man in der Kriegsbe richterstattung nur noch mit „KurtEggersStandarte“. 42

2.1.2. ERSCHEINUNGSBILD Das Schwarze Korps war nach dem Reich die zweitgrößte Wochenzei tung des NSRegimes. Bis zum Kriegsbeginn hatte sich das Magazin von 16 auf 2024 Seiten pro Ausgabe eingependelt. Doch mit der „Ers ten Kriegsanordnung“ des Präsidenten der Reichspressekammer re duzierte man den Umfang wiederum auf 16 Seiten und kam bis Kriegsende auf einen Durchschnitt von 1216 Seiten pro Ausgabe. So gar im März 1944 hatte die Zeitschrift noch eine Auflage von 750.000 Exemplaren. 43 Für diese politische Wochenzeitung waren nicht die Kurzinformatio nen vordergründig wichtig, sondern die Einordnung von Informatio nen in das NSWeltbild. 44 Die Schreibart des Wochenmagazins unter schied kaum zwischen informativen und meinungsäußernden Texten, beide Arten der Nachrichtendarstellung waren in nahezu jedem Bei trag vorzufinden. 45 Die meisten Texte können als tendenziell repressiv eingeordnet werden. Sie beinhalteten eine Sprache, welche als emotio nal, pathetisch, kommerziellwerbend, propagandistisch und affirma tiv bezeichnet werden kann. Folglich sind die Artikel der Zeitschrift alle als Kommentare einzustufen. 46 Wie auch die sonstige Sprachnut zung im Nationalsozialismus sind die Verwendungen im Schwarzen Korps als „Meinungssprache“ bzw. „Ideologiesprache“ zu sehen. Im Vergleich zum rohen einfach und derb geschriebenen Stürmer äußerte

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das Schwarze Korps seine Berichte in intelligenter, überlegter sowie ironischer Form. 47 Eine große Rolle in der Sprache der Wochenzeitschrift spielten die persuasive, die appellative und die kommentierende Funktion. Die persuasive spricht Emotionen und Instinkte des Lesers an und befasst sich besonders mit der Meinungsformung durch zensierte Informati onsweitergabe und deren Bewertung nach eigenem Maßstab. 48 In der appellativen Funktion wird der Angesprochene zu etwas aufgefordert oder indirekt dazu angeregt. Hier wurde meist eine imperative Form verwendet. Die Appelle häufen sich in der zweiten Kriegshälfte, be sonders um den Rezipienten zum Durchhalten zu animieren. Die drit te Funktion ist die kommentierende, welche durch Bewertung und Evaluation gekennzeichnet ist. 49 Es wurden explizite (offen, wertende Aussagen im Text) und implizite (durch z. B. Auslese, Darstellung, Ei nordnung, Volumen) Vermischungen von Nachrichten und Meinun gen in allen politischweltanschaulichen Texten getätigt. 50 Die Zielgruppe war breit gefächert. SSMitglieder und ihre Angehöri gen, Parteimitglieder, Sympathisanten, Staatsfunktionäre sowie der „Durchschnittsbürger“ kamen als Publikum in Frage. Thematisiert wurde die Alltagswelt in Verbindung mit der NSIdeologie. Das Layout war von enormer Wichtigkeit in der Gründungsphase. Nach dem es sich etabliert hatte, wurde es kaum noch verändert und er leichterte so den Wiedererkennungswert für den Konsumenten. Man hatte eine neue modernere Aufmachung für das Schwarze Korps ge wählt. Es sollte sich von seiner Konkurrenz unterscheiden. Das Format ist im Vergleich zu anderen, auch aktuellen, Zeitungen in Deutschland mit 30,5 x 44 cm als eher klein einzustufen. 51 Ebenso folgte das Zeitungsdesign grundsätzlich dem Schema der Wiedererkennung. Die Rubriken waren klar strukturiert und wie im Folgenden gegliedert. Natürlich gab es über den Zeitraum der Veröf fentlichung des Blattes Abweichungen und Neuerungen. Auf der Ti telseite befand sich neben dem Namen und der Bezeichnung des Ma gazins eine rot unterstrichene Überschrift und der Leitartikel der Aus gabe sowie ein Foto bzw. eine Karikatur, die zwischen 1/6 und 1/4 des Umfangs einnahm. Zeitweilen war eine Inhaltsangabe der Ausga be zu verzeichnen. Die zweite Seite war meist ebenfalls mit einer Kari katur bestückt und beschäftigte sich mit der Rubrik „Blick nach Außen und Blick nach Innen“, welche Kurznachrichten zur Außen und In

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nenpolitik enthielt. Außerdem befand sich hier das Impressum. Die dritte Seite variierte über die Jahre in ihrer Themenstellung. Anfangs eher die Vereinsnachrichtenseite der SS, entwickelte sie sich im Krieg zu einer Fotokriegsberichterstattung. Seite vier stand im Sinne der SS Mitglieder und bezog sich auf die Anzeigen (Verlobungen, Heiraten, Geburtsanzeigen usw.) derer in der Rubrik „aus Sippe und Familie“. Leserbriefveröffentlichungen fanden auf Seite fünf, später auf Seite zwölf, statt. Seite sechs wurde für die Hetztiraden aufgrund von De nunziationen gegen Behörden, Kirchen usw. genutzt. Auf der siebten Seite setzte man diese fort und hatte am oberen Rand einen Comicstrip von Waldl vorzuweisen. Die achte Seite beschäftigte sich häufig auf sarkastische Art und Weise mit unterschiedlichen Themen und Bild collagen. Rubriken wie „der politische Soldat“ und „der nordische Mensch“ fanden sich meist auf den Seiten neun und zehn. Nach Kriegsbeginn nahm die Rubrik „Für die WaffenSS“ diesen Platz ein. 52 Die hinteren Seiten wurden mit Bildcollagen zu unterschiedlichsten Themen (13) und Fortsetzungsromanen bzw. Erzählungen (14 und 15) abgedruckt. Die jeweils letzte Seite, vor den zwei/drei Seiten des Werbeblocks, war für private Familienanzeigen, z. B. Todesanzeigen, reserviert. Die Werbung befand sich meist in kleineren Anzeigen in Schachtelform auf den letzten Seiten wieder. Eine Ausnahme gab es jedoch. Seite fünf wurde als ganzseitige Werbeanzeige genutzt. Diese nahm seit 1936 fast ausschließlich die Zigarettenfirma Reemtsma für sich in Anspruch. 53 Schriftart, Überschriften und Akzentuierung waren so konzipiert, dass es nicht langweilig wurde das Blatt zu lesen. Man war gewillt eine zu konservative und seriöse Erscheinung zu verhindern. Es sollte in der Aufmachung der von der Redaktionsleitung gewollte, moderne, revo lutionäre Charakter transportiert werden. Bilder und Fotos vereinfa chen den Lesefluss und binden den Betrachter stärker als Überschrif ten und Texte. Daher ist die überdurchschnittliche Verwendung von Bildern und Fotos in der Wochenzeitschrift im Sinne einer modernen visuellen Ausrichtung von Medien zu verstehen. 54

2.2. HAUPTTHEMEN

Man kann den Erscheinungszeitraum des Schwarzen Korps in zwei Phasen einteilen, eine vor und die andere nach Kriegsbeginn. Prakti

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scherweise halbiert man damit sogar die zehn Jahre in denen das SS Blatt herausgegeben wurde. Mit dem Ausbruch des Zweiten Welt kriegs fand folglich eine klare Zäsur statt. Ab diesem Punkt veränderte sich das Magazin in seiner Konzeption gemäß den NSRegelungen und stellte sich fast vollkommen auf die Kriegspropaganda um. 55 Von dieser Zäsur war auch das Thema Balkan betroffen. So spaltete sich die Betrachtung der Region einerseits in ein FreundFeind Schema und andererseits wurde der Kriegsverlauf ab April 1941 von der Kriegsbe richterstattung aufgegriffen. Das FreundFeindSchema war essentiell für die Vorgehensweise des Schwarzen Korps zur Polarisierung der „Feinde“ und Mobilisierung der Leser. In diesem Zusammenhang war der kollektive Singular prägnant, wie der „Jude“ oder der „Bolschewist“, zur Bezeichnung des gesamten Kollektivs. 56 Als Intentionen der Redaktion waren die Legitimation des Nationalsozialismus, die Verbreitung seiner Ideolo gie und die Integration des Rezipienten durch ein „WirGefühl“ deut lich erkennbar. 57 So schnitt das Schwarze Korps fast jeden persönli chen Bereich des Lesers an. Das jeweilige Thema war aber immer an die „artgemäße“ Lebensweise gebunden. Somit wurden Sport, Ehe, Freizeit und Kunst nur angesprochen, wenn es darum ging, wie sie auf der Grundlage der NSIdeologie zu sehen waren. 58 Das SSWochenmagazin sah sich selbst als Kampfblatt und Verfechter des wahren und reinen Nationalsozialismus. Die kämpferische Kom ponente wird unter der Überschrift „Feindbilder“ erläutert. Demgege nüber steht das „Volksganze“, der „Volkskörper“, das „Wir“ und des sen Freunde unter der Überschrift „Freunde und Verbündete“. An diesen zwei Kategorien wird auch das Thema Balkan zu messen sein. Vorerst gilt es die Hauptthemen entsprechend aufzuwerfen, um später eine Zuordnung der Quellen zum Balkan zu ermöglichen.

2.2.1. FEINDBILDER Das Schwarze Korps hatte zwei grundsätzliche Feindbilder. Erstens, die Feinde außerhalb der „Bewegung“, welche diese angeblich be drohten und zweitens, die Feinde, die sich selbst innerhalb der „Be wegung“ sahen, diese aber, nach Ansicht des Blattes, behinderten bzw. gefährdeten. 59 Zuerst sind die „äußeren Feinde“ zu betrachten. Deren Hauptvertreter waren das Judentum, der Bolschewismus und beim Schwarzen Korps in ganz besonderem Maße die Kirchen.

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Mit unglaublicher Vehemenz wurde gegen die Kirchen als zu bekämp fende Macht, die in Konkurrenz zum Staat/der Partei stand, geschrie ben. Kaum ein Thema wurde in einer solch derben Sprache, die schon der des Stürmers nahe kam, angegangen. Hier schien man tatsächlich seinen „Lieblingsfeind“ gefunden zu haben. Natürlich war die Hetze gegen Juden ebenso gegenwärtig wie in der restlichen NSPresse, doch Antisemitismus wurde bei den Lesern vorausgesetzt. Damit erschien es der Redaktion nicht nötig die Leserschaft erst davon zu überzeugen. Handlungsbedarf erforderten die Kirchen, die fast jeden Leser in ir gendeiner Form betrafen und somit zu viel Einfluss auf ihn ausüben konnten. 60 Diesbezüglich konnte sich das Schwarze Korps der Unters tützung durch die NSElite gewiss sein. Man sah die Kirche als Riva len und Störung bei der vollkommenen Vereinnahmung des Men schen durch den Nationalsozialismus. Grundsätzlich kritisiert wurden der sogenannte „Politische Katholizismus“ und die Internationalität der Kirche, welche es ermöglichte sie mit dem Kommunismus und der angeblichen „jüdischen Weltverschwörung“ in einen Topf zu werfen. Jegliches Vorgehen gegen den Nationalsozialismus durch Katholiken weltweit wurde als Auswuchs des „Politischen Katholizismus“ gewer tet und entsprechend darauf reagiert. 61 Die Ausschlachtung von Skan dalen einzelner Klöster bzw. Geistlicher war eine willkommene Mög lichkeit gegen die gesamte Institution zu polemisieren. Prozesse we gen Missbrauchs betreuter Kinder und Behinderter dienten als Bei spiele, um die Geistlichkeit als Ganzes zu verunglimpfen. Wer nicht selbst schändete, sei stillschweigender Mitwisser gewesen und ebenso schuldig. Die Artikel suggerierten eine Mitwisserschaft und den Wil len zur Verschleierung innerhalb der ganzen katholischen Kirche. 62 Trotz des vorausgesetzten Antisemitismus des Publikums widmete sich das Schwarze Korps intensiv dem „Kampf gegen das Judentum“, also der Hetze gegen diesen, als Unter/Mischrasse und Abschaum bezeichneten, Teil des deutschen Volkes, der als jüdisch galt. Immer hin sind bis Kriegsbeginn jährlich bis zu 30 Hauptartikel zu diesem Thema zu verzeichnen. In enger Zusammenarbeit mit dem SD und der SSPropagandakompanie versuchte man dem Leser jegliches Mitge fühl und jegliche Sympathie für diese Menschen zu nehmen und stell te sie als Parasiten, Schmarotzer und Ungeziefer dar. Auch durch Ka rikaturen wurde immer wieder die angebliche rassische Minderwer tigkeit der Juden propagiert. 63 Ein ungeordneter und nicht vom NS

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