Aufblick Verdi, Wolf, Urbaitis, Reger Und Nystedt
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aufblick Verdi, Wolf, Urbaitis, Reger und Nystedt Kammerchor der Kreuzkirche Chemnitz · Steffen Walther ZUM GELEIT Mit dieser Einspielung dokumentiert der Kammerchor der Kreuzkirche Chemnitz sein über die Jahrzehnte anhaltendes Engagement für geistlichen A-cappella-Chorgesang. Dabei liegt der Focus gleichermaßen auf neu entdeckten Werken bis hin zur Gegenwart wie auch auf klassischem Repertoire. Der Kammerchor integriert dabei seine künstlerischen Gestaltungselemente in Konzer- te, Vespern und Gottesdienste der neu fusionierten Gemeinde St. Jakobi-Kreuz Chem- nitz und strahlt darüber weit hinaus in die gesamte Region. Ich danke allen Beteiligten am Entstehen dieser Edition und freue mich besonders über dieses Ergebnis aus vielen Jahren gemeinsamer und inspirierter Zusammenarbeit mit den Sängerinnen und Sängern. Preface Through this recording, the Chamber Choir of the Kreuzkirche in Chemnitz documents its decades-long commitment to sacred a-cappella choral music. The focus is distributed equally between newly discovered works, old and new, and classical repertoire. The Chamber Choir aspires to integrate aspects of its artistic program design in con- certs, vespers and church services together with the newly merged community of St. Jakobi-Kreuz Church in Chemnitz, while further radiating far and beyond into in the entire region. I thank everyone involved in the creation of this recording and I am particularly delighted to witness the result of many years of joint and inspired collaboration with the singers. Steffen Walther EINFÜHRUNG Das Programm dieser Einspielung verbindet spätromantische Chormusik mit Werken der Klassischen Moderne zu einer spannenden Synthese, in der sich die einzelnen Wer- ke gleichsam gegenseitig kommentieren und in Beziehung zueinander setzen. Introduction The pieces on this recording present late-Romantic choral works together with works of classical modernism, forming a fascinating synthesis in which the individual works provide a commentary on each other and place each other into a relational context. Giuseppe Verdi Giuseppe Verdis Vaterunser-Komposition liegt eine textlich erweiterte, italienische Fas- sung des bekannten Gebets des Herrn zugrunde, die lange Zeit irrtümlich mit Dantes „Göttlicher Komödie“ in Verbindung gebracht wurde, aber inzwischen dem Dichter Antonio Beccari aus Ferrara (14. Jahrhundert) zugeschrieben werden konnte. Verdis Komposition aus dem Jahre 1873, kurz vor seinem berühmten Requiem entstanden, verbindet geheimnisvolle, manchmal geradezu verblüffende akkordisch-harmonische Wirkungen mit polyphoner Linienführung zu einer eindringlichen Interpretation des anrührenden Textes. Guiseppe Verdi’s Pater noster is based on a textually extended Italian version of the well- known Lord’s Prayer, which was for a long time erroneously associated with Dante’s “Divine Comedy”, but has since been attributed to the 14th-century poet from Ferra- ra, Antonio Beccari. Verdi’s composition from 1873, written shortly before his famous Requiem, combines mysterious and occasionally bewildering chordal and harmonic ef- fects together with polyphonic lines, thereby creating a haunting interpretation of the poignant text. Hugo Wolf Hugo Wolfs sechsteiliger Eichendorff-Zyklus ist ein Jugendwerk: 21 Jahre war der Komponist erst alt, als er 1881 mit der Vertonung von Eichendorffs Gedichten eigene Lebens- und Leidenserfahrungen in Musik setzte. Hugo Wolf bezeichnete die Verto- nungen ausdrücklich als „Geistliche Gesänge“ und gab damit Eichendorffs durchaus persönlicher Lyrik den Charakter des Allgemeingültigen. Wolfs meisterliche Vertonung findet eine gekonnte Mitte von chromatisch geschärfter Akkordik und polyphoner Füh- rung der Einzelstimmen, und wie bei Reger wird ein breites dynamisches Spektrum vom Fortissimo bis zum ersterbenden Pianissimo ausgelotet. Die zyklische Verknüpfung der sechs Gedichte wird auch durch die Überschriften deutlich, die der Komponist – größtenteils abweichend von denen des Dichters – den sechs Liedern gab: Aufblick – Einklang – Resignation – Letzte Bitte – Ergebung – Erhebung. Hugo Wolf’s six-part Eichendorff Cycle is an early work, the composer was only 21 years old when, in 1881 via Eichendorff’s poems, he set his own experiences of life and suffering to music. Hugo Wolf emphatically described the settings as “Geistliche Gesänge” [sacred songs] and thus infused Eichendorff’s thoroughly personal poems with a sense of the universal. Wolf’s masterful settings find a skillful middle ground between the chromatically sharpened harmonic language and the polyphonic steering of the individual lines, and, as also found in Reger, fathoms a broad dynamic spectrum from fortissimo through to the dying out of the pianissimo line. The cyclical linking of the six poems is made clear by the titles which the composer – largely deviating from those provided by the poet – gave to the six songs: Aufblick [Upward Gaze] – Einklang [Harmony] – Resignation – Letzte Bitte [Last Request] – Ergebung [Submission] – Erhe- bung [Uprising]. Mindaugas Urbaitis 1952 in Kaunas geboren, erhielt Mindaugas Urbaitis seine Ausbildung am Staatlichen Konservatorium in Vilnius. Er wirkte als Komponist, Pädagoge und Musikfunktionär in Vilnius, sein Werkkatalog weist sowohl Bühnenwerke und Orchestermusik als auch Werke für Kammerbesetzungen sowie Chormusik auf. Dem „Lacrimosa“ liegt ein Textauszug aus der Missa pro defunctis (speziell aus der Sequenz „Dies irae, dies illa“) zugrunde, aber auch dessen wohl berühmteste Vertonung, der gleichnamige Satz aus dem Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart, den der Komponist nicht mehr hatte vollenden können. Nach Art eines Ostinato wird der Ablauf konstruiert, wer- den Gestus und Motivik des Mozartschen Urbildes vorgeformt; das diese Beziehung offenlegende Melodiezitat erklingt jedoch erst kurz vor Schluss. Born in 1952 in Kaunas, Mindaugas Urbaitis received his education at the State Con- servatory in Vilnius. He was active as a composer, pedagogue, and music functionary in Vilnius. His catalog of works includes both theatrical and orchestral works as well as works for chamber ensembles and choral music. His “Lacrimosa” is based on an excerpt of the text from the Missa pro defunctis (in particular from the “Dies irae, illa” sequence) but is also based on its most famous setting, the eponymous movement from Wolfgang Amadeus Mozart’s Requiem, a work Mozart was not able to comple- te. The sequence is constructed in the manner of an ostinato, gestures and motives are pre-formed in accordance with Mozart’s archetype; however, the melodic quote revealing this relationship does not appear until shortly before the end of the piece. Max Reger Die Acht geistlichen Gesänge für gemischten Chor op. 138 komponierte Max Reger im September 1914. Zwei Monate zuvor war der 1. Weltkrieg ausgebrochen und Reger zum Militär einberufen worden, jedoch aufgrund seines Gesundheitszustandes als „to- taler Vaterlandskrüppel“ (wie sich der Komponist in einem Brief an seinen Freund Karl Straube selbst bezeichnete) ausgemustert worden. „Der Mensch lebt und bestehet“ auf einen Text von Matthias Claudius eröffnet die Sammlung und steht ihr so gleichsam als Motto vor: „Der Mensch lebt und bestehet / nur eine kleine Zeit, / und alle Welt vergehet / in ihrer Herrlichkeit.“ Das bekannteste Stück dieser Sammlung ist jedoch das liebliche Marienlied „Unser lieben Frauen Traum“, während die anderen Sätze von herbem Ernst durchdrungen sind. Neben Matthias Claudius und dem wohl auf einem Volkslied beruhenden Marienlied fühlte sich Reger vor allem zu Dichtern des 15. und 16. Jahrhunderts hingezogen. Hauptausdrucksträger der Musik ist die von Chromatik geprägte Harmonik, auf Polyphonie wird weitgehend verzichtet. The ‘Acht geistlichen Gesänge’ [Eight Sacred Songs] for mixed choir, op. 138, were composed by Max Reger in September, 1914. Two months earlier, World War I broke out and Reger was called to military duty, but due to his poor state of health, he had been discharged as a “total cripple of the fatherland” (as the composer later described himself in a letter to his friend Karl Straube). “Mankind lives and thrives”, based on a text of Matthias Claudius, begins the collection of songs and serves at the same time as its motto: “Mankind lives and thrives / only a short while, / the whole world shall pass away / with all its splendors.” The most famous piece in this collection, however, is the delightful Marian song “Our Lady’s Vision”, while the other movements are steeped in austere seriousness. Next to Matthias Claudius and the Marian Song (most probably based on a folk song), Reger felt most drawn to poets of the 15th and 16th centuries. The main expressive content in the music is found in its chromatically-infused harmony, as polyphony is largely avoided. Knut Nystedt 1915 in Kristiania (Oslo) geboren, wurde Knut Nystedt in Norwegen und in den USA (unter anderem bei Aaron Copland) ausgebildet und wirkte später als Organist und Chorleiter in Oslo. Obwohl sein Werkkatalog breit gefächert ist, haben sich vor allem die Chor- und Orgelwerke des 2014 in Oslo Verstorbenen lebendig erhalten, wobei seiner geistlichen Musik ein besonderes Gewicht zukommt. „Peace I leave with you“, dessen Text den Abschiedsreden Jesu aus dem Johannes-Evan- gelium entnommen ist, deutet diesen Frieden in äußerst leisen Harmoniefolgen, wobei der Dialog einzelner Chorgruppen die Eindringlichkeit der Aussage noch zu steigern vermag. „Sing and rejoice“ dagegen ist eine lautstark-fröhliche Aufforderung zum Got- teslob und setzt ganz auf die Kraft akkordischer