Ewige Flamme
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Haus gemietet, Kinder und Haustiere da untergebracht, die Platte ganz entspannt aufgenommen und fix und fertig mit Cover angeboten, bis sich eine Firma meldete“, sagt Bassistin Michael Steele mit strahlen- dem Lächeln. Hintergrund der Do-it-yourself-Aktion ist allerdings die anfängliche Skepsis der Musikindustrie gegenüber den Comeback- Plänen des Quartetts. Auf erste Anfragen der Bangles, ob man an einem neuen Album interessiert sei, waren die Reaktio- nen eher verhalten. „Wir mussten eine Menge Schlappen einstecken“, sagt Su- sanna Hoffs. Die Hits von gestern hätte die Band je- derzeit für einiges Geld neu aufnehmen oder remixen können. Interesse an neuen SVEN SIMON SVEN Songs war dagegen kaum vorhanden. Popsängerin Hoffs (M.), Bangles-Kolleginnen: „Wir mussten eine Menge Schlappen einstecken“ „Die wollten eine Revival-Show. Aber wer bei diesem Nostalgie- kram einmal mitmacht“, so POP Hoffs, „kann die Hoffnung auf die Zukunft für immer Ewige Flamme begraben.“ Ganz so ernst scheint es Die amerikanischen Bangles waren den Künstlerinnen mit derlei Aussagen dann doch nicht eine der erfolgreichsten zu sein. In Thomas Gott- Mädchenbands der achtziger Jahre schalks TV-Arena boten sie – nun tritt das Quartett nahezu am vorvergangenen Samstag jugendfrisch zum Comeback an. jedenfalls zunächst ein Med- ley aus ihren großen Hits, enn Susanna Hoffs in den ver- bevor sie ein neues Stück gangenen Jahren an der Super- intonierten. Wmarktkasse, in einer Galerie oder / FOTEX BERNHARD KUEHMSTEDT Das neue Bangles-Album im Restaurant als Prominente aus dem Erfolgsband The Bangles (1988), Sängerin Hoffs (2. v. r.) bietet erstaunliches Gitarren- Showgeschäft erkannt wurde, dann ha- Zank um Aufmerksamkeit pop-Handwerk: Sonnig be- perte es schon mal mit der Zuordnung. schwingt machen die vier Erst vor kurzem, so berichtet die 44-Jähri- Sie waren eine der erfolgreichsten Damen ihrer ungebremsten Begeisterung ge, habe ihr ein freundlicher Fremder ein Mädchenbands der Achtziger und die erste für den Rock’ n’Roll der Sechziger Luft, in merkwürdiges Kompliment gemacht: „Hat weibliche Gitarrenpop-Band, die es in schönster Harmonie singen sie von Liebes- Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie Amerika an die Spitze der Single-Charts nöten und anderen durchlittenen Seelen- Shania Twain verdammt ähnlich sehen?“ brachte. Doch schon nach ein paar Jahren qualen: „Nach einer internen Gruppen- Solche Verwechslungen mit jüngeren konzentrierte sich das Interesse der Musik- therapie sind wir nun alle wieder Freund- Kolleginnen dürften sich fürs Erste nicht journalisten fast ausschließlich auf die auf- innen“, sagt Michael Steele. wiederholen, denn nach 14 Jahren Auszeit fällig hübsche Susanna Hoffs – und das Im Leben der Musikerinnen hat sich meldet sich Hoffs Band The Bangles mit sorgte zunehmend für Streit in der Band. beim Comeback-Unternehmen allerhand dem neuen Album „Doll Revolution“ (Ca- Nach diversen Zänkereien erschien 1988 geändert: Konzerte müssen nun zum pitol/EMI) nun im Popgeschäft zurück – das letzte gemeinsame Album. Beispiel mit den Schulferien der Kin- kurioserweise zuallererst in Deutschland, Hoffs war es nun auch, die – nach einer der abgestimmt werden. Dass sie alle über wo das Erscheinen des Werks vorgezogen mäßig erfolgreichen Solokarriere – das 40 sind, kommentieren die Musikerin- wurde: einerseits wegen eines Auftritts des Quartett wieder zusammenbrachte. Zu- nen gelassen: „Na gut, jeder Familienvater, Musikerinnen-Quartetts in der TV-Show nächst lieferte sie mit ihren Kolleginnen der einen anjubelt und sagt, als Teenager „Wetten, dass ...?“, andererseits wohl auch, Michael Steele, Debbi und Vicki Peterson sei er auch unser Fan gewesen, bringt weil die großen Bangles-Hits wie „Manic einen Beitrag für einen „Austin Powers“- einen ins Grübeln“, sagt Hoffs, „aber Monday“, „Walk Like an Egyptian“ oder Film des Hollywood-Regisseurs Jay Roach, Rock’n’Roll war für uns nie ein offensi- „Eternal Flame“ hier noch immer sehr mit dem sie praktischerweise verheiratet ver Striptease, uns macht allein die Musik populär sind und gern im Radio gespielt ist und zwei Kinder hat. sexy.“ werden. Dann gingen die Damen, die dank rund In Wahrheit sieht Hoffs nach wie vor Seit die Bangles vor gut 20 Jahren los- 30 Millionen verkaufter Bangles-Platten blendend aus und ist der Blickfang der Band gelegt haben, gelten sie als besonders an- nicht über Geldnot zu klagen haben, sehr – und sie glaubt, es auch mit Nachwuchs- sehnliche Verkörperung des ewig gut ge- erfolgreich auf Tournee, spielten neben den sängerinnen wie Britney Spears jederzeit launten kalifornischen Rock’n’Roll. Die alten auch ein paar neue Nummern und in- aufnehmen zu können: Dass Spears den vier Mädchen beriefen sich auf ihre Liebe vestierten den Gewinn in ihr neues Album. Joan-Jett-Klassiker „I Love Rock’n’Roll“ in zum Sound des amerikanischen Under- Dessen Produktion besorgten sie denn einer Coverversion verhunzt hat, findet grounds der sechziger Jahre, lieferten auch gleich auf eigene Faust, zumal mo- sie schlicht „erschütternd“: „Die benimmt selbst aber so charmante wie eingängige derne Studiotechnik heutzutage vergleichs- sich wie eine hysterische Barbie.“ Hitparaden-Songs. weise billig zu haben ist: „Wir haben ein Christoph Dallach 148 der spiegel 10/2003.