Kinopreis, , Guy Maddin, WAF

Am 16. September 2006 wird das Filmmuseum München für sein Kino- 3 Stummfilmtage . . . . . programm zum dritten Mal hintereinander mit dem jährlich vergebenem Preis der Deutschen Kinematheksverbundes ausgezeichnet – eine Anerken- 6 Ingmar Bergman . . . . . nung unserer Arbeit, ein filmhistorisch und filmkünstlerisch hochwertiges Kinoprogramm anzubieten, das in Deutschland seinesgleichen sucht und 23 Edition Filmmuseum . . . . . auch den Vergleich mit den Programmen von viel größeren Filmmuseen und 27 Straub / Huillet / Pavese . . . . . Kinematheken in den Großstädten der Welt nicht zu scheuen braucht. Viele Filmreihen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Netzwerk von rund 29 Ungarn 1956 . . . . . zwei Dutzend Archivkinos entwickelt, die zwischen Toronto und Tokyo, und Madrid, London und Wien, Paris und New York eine Form von 33 Filme aus Rumänien . . . . . Kino bieten, das in Erstaufführungs- und Arthousekinos heute nicht (mehr) stattfindet. 35 Kim Novak . . . . . Das neue Programm steht im Zeichen der bisher umfangreichsten Retro- 43 Brasil Plural . . . . . spektive der Werke Ingmar Bergmans, die bisher in Deutschland stattgefun- den hat – eigenartigerweise ist ihm in der über 40jährigen Geschichte des 44 MFZ-Akzente . . . . . Filmmuseums München noch nie eine Werkschau gewidmet worden. In enger Zusammenarbeit mit dem Schwedischen Filmarchiv werden neben 46 Guy Maddin . . . . . allen Kinofilmen von Bergman (es fehlt nur der von ihm selbst für Aufführun- 52 Cinema! Italia! . . . . . gen gesperrte Kalte-Kriegs-Thriller MENSCHENJAGD, eine unpersönliche Auftragsarbeit, die Bergman für mißglückt hält) auch ausgewählte Fernseh- 54 Louise Brooks . . . . . filme und Filme über ihn gezeigt. Am 5. Oktober wird Jon Wengström, Leiter des schwedischen Filmarchivs, in München zu Gast sein und seltene Film- 60 Zuschauerkino . . . . . dokumente vorstellen, die Bergman bei der Arbeit zeigen, eine Woche vorher freuen wir uns auf den Besuch von , die zwischen 1953 61 Andrej Tarkovskij . . . . . und 1982 in neun Filmen von Bergman mitgewirkt hat. 65 Westallgäuer Filmproduktion . . . . . Weitere Retrospektiven sind Filmemachern gewidmet, die persönlich im Filmmuseum anwesend sein werden: Der Kanadier Guy Maddin ist in 74 FilmWeltWirtschaft . . . . . Deutschland nur Insidern bekannt, obwohl er in seinen ungewöhnlichen Filmen gerade die Ästhetik der expressionistischen deutschen Stummfilmen 75 New Asian Wave . . . . . der 20er Jahre am kreativsten und konsequentesten weiterentwickelt hat. Klaus Gietinger und Leo Hiemer haben in den 80er Jahren mit der West- 82 Kalenderübersicht . . . . . allgäuer Filmproduktion (WAF) ganz abseits der bundesdeutschen Film- produktionswege und Zeitströmungen ein engagiertes, phantasievolles, re- gional verankertes Kino geschaffen, das eine Neubetrachtung und Neube- wertung verdient. Georg Seeßlen versucht dies in seinem Text zu den Filmen, Ihnen bietet die Retrospektive die Möglichkeit, sich selber ein Bild davon zu machen. Viel Spaß mit dem neuen Programm, das außerdem noch die ganze Band- R = Regie · B = Drehbuch · K = Ka- breite des Kinos auslotet zwischen Kim Novak und Louise Brooks, zwischen mera · M = Musik · S = Schnitt · D = neuen Filmen aus Brasilien und neuen Produktionen aus Italien, zwischen Darsteller · OmU = Originalfassung mit deutschen Untertiteln · OmeU = einem Programm zum ungarischen Aufstand von 1956 und dem jährlichen Originalfassung mit englischen Un- Filmwochenende zum Thema »Globalisierung und Weltwirtschaft«, zwischen tertiteln · OmfU = Originalfassung restaurierten Stummfilmklassikern und neuem asiatischen Kino, wünscht mit französischen Untertiteln · OmÜ Ihnen = Originalfassung mit deutscher Übersetzung · dtF = deutsche Syn- Ihr Filmmuseum chronfassung · ZT = Zwischentitel · UT = Untertitel · B/s = Bilder pro Sekunde · © = Copyright Rückblick

12. März 2006: Die Schauspielerin Jutta Hoffmann und der Regis- 23. März 2006: Premiere des Films DER TRAUM DES VATERS mit seur Egon Günther präsentieren ihren Film DER DRITTE (1972) in Miriam Pucitta, Rinaldo Talamonti und Michael Chauvistré im rest- der DEFA-Reihe »Denn sie wissen, was sie tun«. los ausverkauften Filmmuseum.

9. April 2006: Dieter Lattmann und Peter Goedel diskutieren über 18. Mai 2006: Der italienische Regisseur Damiano Damiani im Wolfgang Koeppen und die Dokumentation GESPANNTES VER- Kino des Filmmuseums bei der Präsentation seines Films IL HÄLTNIS. LITERATUR UND POLITIK IM TREIBHAUS BONN. ROSSETTO (UNSCHULD IM KREUZVERHÖR, 1960).

1. Juli 2006: Die zu ihrer Retrospektive im Filmmuseum angerei- 20. Juli 2006: Mike Figgis mischt im Filmmuseum eine Live- ste Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Agnès Jaoui Performance der sechs Tonkanäle seines mit vier Kameras auf- verfolgt im Biergarten das WM-Halbfinale Frankreich – Brasilien. genommenen Realzeit-Filmprojekts TIMECODE (2000). Internationale Stummfilmtage e g a t m l i f m m u t S

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Wie in den vergangenen Jahren eröffnet das Filmmu- MANY A SLIP (AUSGERECHNET BANANEN) – USA seum sein Programm nach der Sommerpause mit einer 1927 – R: Charles Bowers, Harold L. Muller – B: Char- Auswahl von Filmen des Bonner Sommerkinos, des les Bowers, Harold L. Muller, Ted Sears – D: Charles größten deutschen Stummfilmfestivals. Zur Aufführung Bowers, Corinne Powers, Ricca Allen, Eddie Dunn, Kolin kommen jeweils die besten erhaltenen Filmkopien Kelly – 20 min (20 B/s), französische Zwischentitel mit internationaler Stummfilmklassiker mit neuen Musik- englischen Untertiteln – Ein gerade erst von Lobster begleitungen von Filmpianisten, die im Filmmuseum Films und der Cinémathèque Française rekonstruierter München schon oft zu Gast waren: Joachim Bärenz, Film des weitgehend in Vergessenheit geratenen Komi- Günter A. Buchwald, Aljoscha Zimmermann und seine kers Charles Bowers, dessen Filme dadaistische und Tochter Sabrina Hausmann. Drei Filme sind für diesen surrealistische Qualitäten aufweisen: In MANY A SLIP Anlaß vom Filmmuseum frisch restauriert worden: Die erfindet Bowers die rutschfeste Bananenschale… – deutsche Version des Films TERJE VIGEN von Victor THE THIEF OF BAGDAD (DER DIEB VON BAGDAD) – Sjöström ist vollständiger als die schwedische Original- USA 1924 – R: Raoul Walsh – B: Douglas Fairbanks, fassung, von CHASSE A L’AIGRETTE EN AFRIQUE exi- Lotta Woods – K: Arthur Edeson – D: Douglas Fair- stiert gar keine französische Originalfassung mehr, und banks, Julanne Johnston, Snitz Edwards, Charles Bel- von VOM REICHE DER SECHS PUNKTE konnte anhand cher, Anna May Wong, Sadakichi Hartmann – 141 min der deutschen Zensurkarte die deutsche Originalfas- (20 B/s), OF, mehrfarbig viragiert – Einer der aufwen- sung mit in Finnland überliefertem Filmmaterial wie- digsten Fantasy-Filme der Stummfilmzeit erzählt das derhergestellt werden. An der Kasse werden Exemplare Märchen vom Prinzen, der drei scheinbar unlösbare des Programmheftes der Bonner Veranstaltung auslie- Prüfungen bestehen muß, bevor er die Hand der schö- gen, das die einzelnen Filme ausführlicher vorstellt. nen Prinzessin erhalten kann. Auch heute noch beein- druckende Bauten, aufwendige Kostüme und furiose Graatkjaer, Theophan Ouchakoff – D: Alfred Abel, Lya Special Effects zeichnen diesen zeitlosen Filmklassiker De Putti, Aud Egede Nissen, Lil Dagover, Frida Richard, aus, der in einer wunderschönen eingefärbten Film- Hans Heinrich von Twardowski, Grete Berger – 115 min kopie vorliegt und mit einer neuen Musikbegleitung (22 B/s), mehrfarbig getinted und getoned – Ein wenig e g

a aufgeführt wird. bekannter Klassiker von Friedrich Wilhelm Murnau, der t

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l Donnerstag, 31. August 2006, 19.00 Uhr (Am Flügel: nach einer literarischen Vorlage von Gerhard Haupt- i f Joachim Bärenz) mann entstand: In der Geschichte um einen verträum- m

m ten Dichter in einer deutschen Kleinstadt spiegeln sich u t

S VOM REICHE DER SECHS PUNKTE – Deutschland die Motive der deutschen Romantik und mischen sich 1927 – R: Hugo Rütters – B: Hugo Rütters, Robert mit Elementen der Phantastik. Die kürzlich restaurierte 4 Wirtz, Hubert Horbach – D: Herr Metzler, Lotte Klein- Fassung des Filmes läßt die Schönheit der Bildkom- schmidt, Laien – 96 min (18 B/s), mehrfarbig viragiert positionen zur Geltung kommen und besitzt die origina- – Ein in Köln, Düren und Neuwied gedrehter Dokumen- len Einfärbungen. tarfilm mit Spielhandlung über einen Stahlarbeiter, der ̈ Freitag, 1. September 2006, 21.00 Uhr (Am Flügel: sein Augenlicht verliert, sich mit seinem Schicksal als Aljoscha Zimmermann, an der Violine: Sabrina Haus- Blinder abfinden muß und in einer Blindenanstalt ein mann) neues Leben erlernt. VOM REICHE DER SECHS PUNKTE ist eine ungewöhnliche Produktion, die abseits der DIE SELIGE EXZELLENZ – Deutschland 1927 – R+B: großen Filmzentren in und München entstand Adolf Edgar Licho, Wilhelm Thiele – K: Werner Brandes und die mit Szenen aufwartet, die in ihrer Wahrhaftig- – D: Willy Fritsch, Olga Tschechowa, Ernst Gronau, Max keit auch heute noch berühren. Gülstorff, Hans Junkermann, Max Hansen, Nathalie ̈ Freitag, 1. September 2006, 18.30 Uhr (Am Flügel: Lissenko, Julius Falkenstein – 92 min (22 B/s) – Eine Joachim Bärenz)

CHASSE A L’AIGRETTE EN AFRIQUE (JAGD AUF EDELREIHER) – Belgisch Kongo 1911 – R+B: Alfred Machin – K: Julien Doux – D: Léontine Massart – 7 min (16 B/s), dtF – Der belgische Kameramann und Tier- freund Alfred Machin machte für Pathé 1907–1913 mehrere Reisen nach Zentralafrika, um dort sensatio- nelle Filmaufnahmen zu machen. Sein Film über die Jagd auf Edelreiher ist ein engagiertes Plädoyer für den Naturschutz, das vehement gegen die Tötung dieser Tiere allein für den Federschmuck europäischer Da- menhüte eintritt. – PHANTOM – Deutschland 1922 – R: Friedrich Wilhelm Murnau – B: Thea von Harbou, wenig bekannte satirische Komödie mit einer vorzügli- nach dem Roman von Gerhart Hauptmann – K: Axel chen Besetzung und brillanten, graphisch eigenwillig gestalteten Zwischentiteln. Im Fürstentum Leuchten- stein richtet sich der Zorn der Bevölkerung nach dem Tod des altersschwachen Regenten gegen dessen Maitresse. Diese kann ihre Gegner nur mit der Behaup- tung in Schach halten, daß sie im Besitz der Memoiren des Verstorbenen sei, in denen alle Verfehlungen der Bürger aufgelistet sind … ̈ Samstag, 2. September 2006, 18.30 Uhr (Am Flügel: Aljoscha Zimmermann, an der Violine: Sabrina Haus- mann)

DAS ESKIMOBABY – Deutschland 1918 – R: Walter Schmidthässler – B: Louis Levy, Martin Jörgensen – K: Carl Fischer – D: Asta Nielsen, Freddy Wingardh – 62 min (16 B/s) – Asta Nielsen drehte neben ihren Untertiteln – Der letzte Stummfilm der aus Hollywood berühmten Melodramen auch regelmäßig Komödien, zurückgekehrten Diva Pola Negri entstand in Großbri- die heute nur noch wenig bekannt sind. In DAS tannien und hat nur in einer französischen Fassung ESKIMOBABY kommt sie als Mitbringsel des Polar- überlebt. Er erzählt von einem Leuchtturmwärter, der in e g forschers Knud Prätorius nach Berlin und muß dort die einer Hafenkneipe einer Dirne begegnet. Paul Czinner, a t m

gesellschaftlichen Umgangsformen erlernen. – TERJE Ehemann und Hausregisseur von Elisabeth Bergner, l i VIGEN – Schweden 1917 – R: Victor Sjöström – B: Vic- schuf ein wenig bekanntes, elegant inszeniertes Melo- f m tor Sjöström, Gustaf Molander, nach einer Ballade von dram, das mit einem der überraschendsten Schnitte m u t

der Filmgeschichte aufwartet. S ̈ Sonntag, 3. September 2006, 18.30 Uhr (Am Flügel 5 und an der Violine: Günter A. Buchwald)

KONEC SANKT-PETERBURGA (DAS ENDE VON ST. PETERSBURG) – SU 1927 – R: Vsevolod Pudovkin – B: Natan Zarchi – K: Anatolij Golovnja – D: Aleksandr Tschistjakov, Vera Baranovskaja, Ivan Tschuveljov, Vla- dimir Obolenskij, Sergej Komarov, Vladimir Fogel, Vse- volod Pudovkin – 106 min (16 B/s), OmU – Ein russi- scher Bauernbursche kommt ins zaristische St. Peters- burg, um Arbeit zu suchen, und wird als Soldat im Krieg zum bewußten Bolschewik, der an der Revolution teil- Henrik Ibsen – K: Julius Jaenzon – D: Victor Sjöström, nimmt. Der zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevo- Bergliot Husberg, August Falck, Edith Erastoff – 60 min (17 B/s), mehrfarbig viragiert – Das erste große Mei- sterwerk des schwedischen Stummfilms basiert auf einer Ballade von Henrik Ibsen über Schuld und Ver- gebung: Der norwegische Fischer Terje Vigen verliert durch eine englische Seeblockade im Krieg gegen Na- poleon seine Familie. Die deutsche Fassung des Films, die mehrfarbig viragiert ist und eine weit bessere Bild- qualität besitzt als alle bisher bekannten Kopien des Films, wurde vom Filmmuseum neu restauriert. ̈ Samstag, 2. September 2006, 21.00 Uhr (Am Flügel: Joachim Bärenz, an der Violine: Günter A. Buchwald)

THE PRIMAL CALL (DIE INNERE STIMME) – USA lution hergestellte große Klassiker des russischen 1911– R: David Wark Griffith – B: Emmett C. Hall – Stummfilms verwendet geschickt alle Stilmittel der K: George William »Billy« Bitzer – D: Claire McDowell, Bildgestaltung und Montage, um die gesellschaftlichen Wilfred Lucas, Grace Henderson, Joseph Graybill, Dell Widersprüche und historischen Ereignisse nachvoll- Henderson – 16 min (16 B/s), OF – Eine Frau, die ziehbar zu machen. gegen ihren Willen mit einem Millionär verheiratet ̈ Sonntag, 3. September 2006, 21.00 Uhr (Am Flügel: wurde, lernt einen Seemann kennen. Anders als in den Aljoscha Zimmermann) meisten anderen Kurzfilmen von Griffith ist die drama- tische Geschichte von THE PRIMAL CALL mit leichter Ironie inszeniert und wartet mit einem überraschenden Ende auf. – THE WOMAN HE SCORNED (DIE STRASSE DER VERLORENEN SEELEN) – GB 1929 – R: Paul Czinner – B: Charles E. Whittaker – K: Adolf Schlasy – D: Pola Negri, Warwick Ward, Hans Reh- mann, Cameron Carr, Margaret Rawlings – 73 min Fotos: MANY A SLIP / PHANTOM / DAS ESKIMOBABY / TERJE (22 B/s), französische Zwischentitel mit deutschen VIGEN / KONEC SANKT-PETERBURGA Retrospektive Ingmar Bergman n a m g r e B r a m g n I

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Zwischen seinem Durchbruch im Jahr 1956 – mit der kommt er Mitte der 40er Jahre zum Film und gibt 1946 in Cannes ausgezeichneten Komödie SOMMARNAT- mit dem Kammerspiel KRIS (KRISE) sein Regiedebüt. TENS LEENDE (DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT) Bergmans erste, höchst expressive Schaffensperiode – und dem großen Spätwerk FANNY OCH ALEXANDER widmet sich vor allem existenzialistisch gefärbten Er- (FANNY UND ALEXANDER, 1982) wurde der schwedi- zählungen vom Kampf der Jugend gegen eine grau- sche Regisseur und Autor von der internationalen Film- same, oft hoffnungslose Erwachsenenwelt. Er erweitert kritik zur »Institution« erklärt – als wichtigster Vertreter dabei kontinuierlich sein ästhetisches und themati- eines avancierten, philosophisch anspruchsvollen sches Spektrum, beleuchtet die Rolle des Künstlers in Kunstkinos. Durch diese Konzentration auf das »Tiefe«, der Gesellschaft – etwa in GYCKLARNAS AFTON »Ernste« und »Dunkle« bei Bergman wurde aber auch (ABEND DER GAUKLER, 1953) – oder inszeniert sehr häufig der Blick auf die außerordentliche Vielfalt seines physische, freizügige Liebesgeschichten wie SOMMA- Gesamtwerks verstellt, das von Noir-Poesie bis zu hel- REN MED MONIKA (DIE ZEIT MIT MONIKA, 1953). len Komödien reicht. Das Œuvre so unterschiedlicher Bergman erweist sich dabei als virtuoser Schauspieler- Regisseure wie , David Lynch oder Woody regisseur, der zahlreiche internationale Karrieren be- Allen ist ohne den Einfluß Bergmans nicht denkbar. gründet (etwa jene von , , 1918 als Sohn eines Pastors in Uppsala geboren, , ), aber auch als brillan- wächst Bergman in einem strengen, lutheranischen ter Bild- und Raumgestalter. Jean-Luc Godard, 1958: Umfeld auf, das seine künftige Arbeit entscheidend »Es ist ein Glück, murmelt Bergman, daß die Kamera prägt. Er studiert Literaturgeschichte, wendet sich existiert, um Schönheit zu erhalten.« jedoch bald dem Theater zu, das ihn zeitlebens – als 1957 etabliert sich Bergman mit einem einzigartigen zweite Arbeitsstätte und als Thema seiner Filme – Doppelschlag als einer der führenden Regisseure des begleiten wird. Als Dramaturg und Drehbuchautor Weltkinos: DET SJUNDE INSEGLET (DAS SIEBENTE SIE- GEL) und SMULTRONSTÄLLET (WILDE ERDBEEREN) drei Kapitel unterteilt: Im ersten Teil steht Bergmans Ki- formulieren auf unterschiedliche Weise – als mittel- nokarriere im Mittelpunkt, im zweiten spricht er über alterliches Mysterienspiel, als introvertiertes Charakter- seine Liebe zum Theater, im dritten zeigt er uns seine n drama – die Sinnfrage für das moderne Subjekt in geliebte Insel und beantwortet offen Fragen zu Liebe, a m g einer Welt ohne Glauben. Dieses Motiv wird zu einem Leben und Tod. r e zentralen Thema von Bergmans Werk und kulminiert in ̈ Donnerstag, 7. September 2006, 19.00 Uhr B r der pessimistischen »Kammerspieltrilogie« SÅSOM I a m

EN SPEGEL (WIE IN EINEM SPIEGEL, 1961), NATT- KRIS (KRISE) – Schweden 1946 – R: Ingmar Bergman g n VARDSGÄSTERNA (LICHT IM WINTER, 1963) und TYST- – B: Ingmar Bergman, nach dem Bühnenstück »Moder- I NADEN (DAS SCHWEIGEN, 1963), deren letzter Teil dyret« von Leck Fischer – K: Gösta Roosling – M: 7 wegen seiner sexuell expliziten Darstellungen weltweit Erland von Koch – D: Inga Landgré, Stig Olin, Marianne für Zensurskandale sorgt. Im radikalen Meisterwerk Löfgren, Dagny Lind, Allan Bohlin – 93 min, OmeU – PERSONA (1966) erscheint die moderne Ästhetik die- »In Bergmans Regiedebüt lassen sich die künstleri- ser Arbeiten in vollendeter Form: Die metaphysische schen Einflüsse beobachten, die sein Frühwerk kenn- Krise der beiden Protagonistinnen wird in eine Selbst- zeichnen, gleichzeitig kommt im melodramatischen reflexion des Kinos übersetzt. Sujet, im Thema von Wahrheit und Lüge, schon Berg- Trotz bemerkenswerter Entwürfe wie dem Horrorfilm mans Handschrift zum Ausdruck. Ähnlich wie Max VARGTIMMEN (DIE STUNDE DES WOLFS, 1968) wird Ophüls und Douglas Sirk, die ihre Karriere beim Thea- Bergman – wohl auch weil er sich einem direkt »politi- ter begannen, nutzt Ingmar Bergman die an das Thea- schen« Kino verweigert – in der zweiten Hälfte der 60er ter und den Stummfilm angelehnte melodramatische Jahre wenig beachtet. Ein großes Comeback gelingt Form, um die Erzählung im Spannungsfeld von Land ihm mit dem rotschillernden Historienfilm VISKNINGAR und Stadt zu entfalten. Die Bilder eines idyllischen Dor- OCH ROP (SCHREIE UND FLÜSTERN, 1972), dem wei- fes wirken zu Beginn noch wie Illustrationen: Die Kirche tere mächtige, aus Fernsehserien herausgemeißelte ragt über die Häuser, der Bus bringt Neues aus der wei- Familiendramen wie SCENER UR ETT ÄKTENSKAP ten Welt. Durch diesen Prolog wird die Geschichte einer (SZENEN EINER EHE, 1973) und FANNY OCH ALEXAN- jungen Frau zu einer gesellschaftlichen Studie. Nelly DER (FANNY UND ALEXANDER, 1982) folgen. In den lebt bei ihrer Stiefmutter Ingeborg, ihre wahre Mutter 80er Jahren zieht sich Bergman offiziell vom Kino Jenny führt in einen Schönheitssalon. Dem zurück, bleibt allerdings als Theater- und Fernsehregis- Kampf der beiden Frauen um das achtzehnjährige seur unverändert produktiv. Mädchen entspricht das Werben des biederen Uffe und Die Retrospektive unternimmt den Versuch, das Werk des zwielichtigen Jack. Moralische Fragen und melo- neu zu befragen und mitten im »gefeierten Klassiker« dramatische Antworten, das letzte Wort hat der Er- den lebendigen, unbekannten Ingmar Bergman zu ent- zähler.« (Freunde der deutschen Kinemathek) decken. Christoph Huber ̈ Dienstag, 5. September 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Freitag, 8. September 2006, 21.00 Uhr BERGMAN OCH … FILMEN / TEATREN /FÅRÖ (BERG- MAN UND … DAS KINO / DAS THEATER / FÅRÖ) – DET REGNAR PA VAR KÄRLEK (ES REGNET AUF UN- Schweden 2004 – R+B: Marie Nyreröd – K: Arne SERE LIEBE) – Schweden 1946 – R: Ingmar Bergman Carlsson – 174 min, OmeU – Seit Jahren lebt Ingmar – B: Ingmar Bergman, Herbert Grevenius, nach dem Bergman allein in seinem Haus auf der verlassenen Bühnenstück »Bra mennesker« von Oscar Braathen – Insel Fårö. Die Journalistin Marie Nyreröd hat Bergman K: Göran Strindberg, Hilding Bladh – M: Erland von dort besucht und ihn ausführlich zu Leben und Werk Koch – D: Birger Malmsten, Barbro Kollberg, Gösta befragt. Es ist die erste Zusammenkunft, bei der Berg- Cederlund, Douglas Hage, Hjördis Petterson, Ludde man auch Einblicke in seinen privaten Alltag gewährt. Gentzel – 95 min, OmeU – »Es regnet in Stockholm. So spricht er offen über Ängste und Dämonen, erinnert Auf dem Zentralbahnhof kommt es zu einer Begegnung sich aber auch an schöne Momente seines Lebens. zwischen Maggi und David. Sie ist schwanger, er Entstanden ist ein sehr persönlicher Interview-Film vor kommt gerade aus dem Gefängnis. Zwei Außenseiter der rauhen Landschaft Fårös. Die Dokumentation ist in schließen sich zusammen, um ein anständiges Leben zu führen. Aber die Umstände sind widrig. Einflüsse des Eklund, Olof Winnerstrand, Naima Wifstrand, Åke französischen poetischen Realismus dominieren: Die Claesson, Bibi Skoglund, Gunnar Björnstrand – 85 min, melancholische Gesellschaftsstudie führt nicht in natu- OmeU – »Nach zwei kommerziellen Mißerfolgen be- ralistische Ausweglosigkeit, sondern in gefühlvollen kommt Bergman von seinem Produzenten Lorens Pragmatismus. Ein Regenschirm hilft immer.« (Bert Marmstedt eine »sehr sentimentale Geschichte« vorge-

n Rebhandl) – »In ES REGNET hat Ingmar Bergman eine legt: MUSIK IM DUNKELN beruht auf einem Roman von a Botschaft: Wir brauchen einander. Man muß jemanden Dagmar Edqvist, die auch das Drehbuch schreibt. Der m g

r haben, mit dem man verbunden ist, in diesem gewalti- Film beginnt mit einem Schießunfall beim Militär, der e

B gen kalten Universum. Hilfsbereitschaft und praktische den jungen Musiker Bengt das Augenlicht kostet. r a Güte sind die einzigen Auswege aus dem sinnlos ge- Durch die Liebe der treuen Ingrid findet er wieder einen m g

n triebenen Wirrwarr. Seine Predigt – wenn man mal das Sinn im Leben, er schlägt sich als Restaurantmusiker I Wort verwendet, das er selbst sicherlich zutiefst miß- zusammen mit einem befreundeten Geiger durch, 8 billigen würde – erfährt ihre starke Wirkung durch die bleibt aber unversöhnt mit seiner Verletzung. Marm- Brutalität und die Rücksichtslosigkeit, mit der er Perso- stedt griff in die Produktion von MUSIK IM DUNKELN nen und Probleme darstellt. Er will nichts verdecken, nachhaltig ein. Das Kalkül ging auf. Ingmar Bergman: und dieser Wille trifft hart und verletzt sicherlich so ›Es war ein kleiner betulicher Film, aber es war mein manchen.« (Bengt Chambert) erster Publikumserfolg‹.« (Bert Rebhandl). ̈ Mittwoch, 6. September 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Sams- ̈ Freitag, 15. September 2006, 21.00 Uhr tag, 9. September 2006, 21.00 Uhr HAMNSTAD (HAFENSTADT) – Schweden 1948 – R: SKEPP TILL INDIALAND (SCHIFF NACH INDIALAND) Ingmar Bergman – B: Ingmar Bergman , Olle Länsberg, – Schweden 1947 – R: Ingmar Bergman – B: Ingmar nach dem Roman »Guldet och murama« von Olle Läns- Bergman, nach einem Bühnenstück von Martin Söder- berg – K: – M: Erland von Koch – hjelm – K: Göran Strindberg – M: Erland von Koch – D: D: Nine-Christine Jönsson, Bengt Eklund, Berta Hall, Birger Malmsten, Gertrud Fridh, Holger Löwenadler, Erik Hall, Mimi Nelson – 99 min, OmeU – »HAFEN- Anna Lindahl, Lasse Krantz, Jan Molander, Erik Hell – STADT ist beispielhaft für Bergmans frühe Schaffens- 100 min, OmeU – »Ein Kammerspiel, in dem Afrika, periode, die sich existenzialistisch gefärbten Erzählun- Amerika und Indien immer nur Vorstellungen bleiben. gen vom Kampf der Jugend gegen eine hoffnungslose Johannes ist der Sohn eines gewalttätigen und un- Erwachsenenwelt widmet. Das Mädchen Berit schließt berechenbaren Seebären namens Blom. Mit dem Vater nach einem mißglückten Selbstmordversuch Freund- und der Mutter lebt er auf einem Boot, das den Hafen schaft mit dem Seemann Gösta. Während sein Idealis- nicht verläßt. Eines Tages bringt Blom ein Showgirl mus nahezu unerschütterlich ist, bezieht Berit das Un- namens Sally an Bord. Das schutzbedürftige Mädchen glück anderer Menschen sofort auf sich. Der Pessimis- löst in der Familie eine Reihe von kathartischen Vor- mus von Berit hat wie so oft bei Bergman auch einen gängen aus, die ihren Höhepunkt in einer dramatischen Ursprung im Generationenverhältnis: Die Eltern leben Tauchszene haben. Bergman zeichnet den Patriarchen das Drama vor. Während Bergmans vorherige Filme in dieser frühen Vaterstudie als äußerst verwundbar: noch stark vom französischen Film der Zwischen- Seine Anmaßungen sind nur die Kehrseite seiner Nei- kriegszeit und dem ›poetischen Realismus‹ inspiriert gung zur Flucht. Die Kammer, in der er Souvenirs aus wurden, ist HAFENSTADT bewußt im Stil des italieni- Ländern aufbewahrt, die er nie gesehen hat, ist das schen Neorealismus gedreht. Ingmar Bergman: ›Er ist Symbol seiner seelischen Verfassung.« (Bert Rebhandl) ganz im Geist Rossellinis gemacht – diese unerhörte »Als ich SCHIFF NACH INDIALAND beendet hatte, Einfachheit und Dürftigkeit, das Grautönige‹.« (Freunde schwamm ich in Euphorie. Es war großartig. Ich dachte der deutschen Kinemathek) ich sei grandios, genauso gut wie die französischen ̈ Dienstag, 12. September 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Sams- Regisseure, die meine Idole waren.« (Ingmar Bergman) tag, 16. September 2006, 21.00 Uhr ̈ Sonntag, 10. September 2006, 21.00 Uhr FÄNGELSE (GEFÄNGNIS) – Schweden1949 – R+B: MUSIK I MÖRKER (MUSIK IM DUNKELN) – Schweden Ingmar Bergman – K: Göran Strindberg – M: Erland von 1948 – R: Ingmar Bergman – B: Dagmar Edqvist, nach Koch – D: Birger Malmsten, Doris Svedlund, Hasse ihrem Roman – K: Göran Strindberg – M: Erland Von Ekman, Eva Henning, Stig Olin, Irma Christensson, Koch – D: , Birger Malmsten, Bengt Anders Henrikson – 80 min, OmeU – »Ein Vorschlag für einen ›Film über die Hölle‹, der unmöglich ist und der doch gleich dreifach ›realisiert‹ wird: In der Rahmen- handlung diskutieren ein Regisseur und ein Professor über die lächerliche Idee, das Böse darzustellen. In der eigentlichen Geschichte gehen Frauen und Männer

aneinander zugrunde.« (Bert Rebhandl) Es ist das erste n Mal, daß Ingmar Bergman eigenständig einen Film a m g gemacht hat. Seine eigene Idee, sein eigenes Dreh- r e buch, sein eigenes Design, ohne Hilfe von erfahrenen B r Filmemachern. FÄNGELSE ist in einem Maße bergma- a m g

nesque wie keiner seiner früheren Filme. Hier zeigt er n seine wahren Farben. FÄNGELSE zeigt deutliche Ein- I flüsse aus den 1920er Jahren, weist aber von den 9 20ern und 40ern bis in die Zukunft hinaus. ich vorher mit wirklichem Genuß in DURST zerfetzt ̈ Sonntag, 17. September 2006, 21.00 Uhr hatte.‹ Der Musiker Stig wird aus einer Orchesterprobe geholt und erfährt, daß seine Frau Marta bei einem TÖRST (DURST) – Schweden 1949 – R: Ingmar Berg- Feuer ums Leben gekommen ist. Der kleine Sohn hat man – B: Herbert Grevenius nach der Novelle von Birgit überlebt. AN DIE FREUDE ist eine Rückblende auf diese Tengroth – K: Gunnar Fischer – M: Erik Nordgren – D: Beziehung, die durch die gemeinsame Kunstausübung Eva Henning, Birger Malmsten, Birgit Tengroth, Mimi (auch Marta ist Musikerin) anfangs gestärkt wird. Stigs Nelson, Hasse Ekman, Bengt Eklund, Gaby Stenberg, Ambitionen gelten jedoch der Solovioline, gegenüber Naima Wifstrand – 83 min, OmeU – »Europa 1949: Ein der mütterlichen Partnerin erweist er sich als schwach. schwedisches Paar reist mit dem Zug von Basel nach Nach einer Affäre gibt es eine Versöhnung. Den Schock Stockholm durch das zerstörte Deutschland. Rut und der Todesnachricht sublimiert Stig durch Beethovens Bertil spielen die Szenen einer Ehe, die bereits durch ›Ode an die Freude‹.« (Bert Rebhandl) viele Schwierigkeiten gegangen ist. In einer Rück- ̈ Mittwoch, 13. September 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Sams- blende erinnert sich Rut an ihre Affäre mit einem Offi- tag, 23. September 2006, 21.00 Uhr zier namens Raoul, in einer Parallelhandlung wird die Geschichte von Viola, einer früheren Geliebten von SOMMARLEK (EINEN SOMMER LANG) – Schweden Bertil, und ihrer lesbischen Freundin Valborg, einer 1951 – R: Ingmar Bergman – B: Ingmar Bergman, Her- Tänzerin, erzählt. Die Ambivalenz all dieser Beziehun- bert Grevenius, nach der Erzählung »Mari« von Ingmar gen begreift Bergman nicht so sehr psychologisch als Bergman – K: Gunnar Fischer – M: Erik Nordgren, vielmehr existentialistisch. Die Hölle ist das Sprachbild, Bengt Wallerström, Eskil Eckert-Lundin – D: Maj-Britt dem die Enge des Eisenbahnabteils, die deutschen Nilsson, Birger Malmsten, Alf Kjellin, , Ruinen, die Sommernachtsfeiern in Stockholm ent- Georg Funkquist, Stig Olin – 95 min, OmeU – »Marie, sprechen. Es gibt kein Entkommen, weder mit einem eine Ballerina, lernt während eines Sommerurlaubs anderen Partner noch durch Selbsttötung, es gibt nur Henrik kennen, der bei einem Unfall stirbt. Erst mit dem ein fragiles Gleichgewicht zwischen Begehren und Lan- Journalisten David findet sie ein neues Verhältnis zur geweile, Sadismus und Versöhnung.« (Bert Rebhandl) Gegenwart. ›In SOMMARLEK braucht Maj-Britt Nilsson ̈ Freitag, 22. September 2006, 21.00 Uhr nur einen Blick in den Spiegel zu werfen, um aufzu- brechen und sich gleich einem Orpheus oder Lancelot TILL GLÄDJE (AN DIE FREUDE) – Schweden 1950 – auf die Suche nach dem verlorenen Paradies und der R+B: Ingmar Bergman – K: Gunnar Fischer – D: Maj- wiedergefundenen Zeit zu machen. Von Bergman in Britt Nilsson, Stig Olin, Victor Sjöström, Birger Malm- den meisten seiner Werke nahezu systematisch ein- sten, Margit Carlqvist, John Ekman, , Erland gesetzt, hören die Rückblenden dergestalt auf, kläg- Josephson – 98 min, OmeU – »Bergman schrieb AN liche Tricks zu sein, wie Orson Welles sie nannte. Sie DIE FREUDE an der französischen Mittelmeerküste, die werden, wenn nicht zum eigentlichen Gegenstand Außenaufnahmen wurden in der Nähe von Helsingborg seines Films, so doch zu dessen absoluter Vorausset- gedreht. Die Natur beginnt eine Rolle zu spielen, auch zung.‹ (Jean-Luc Godard)« (Bert Rebhandl) autobiographische Motive sind von Bedeutung: ›Ich fing ̈ Sonntag, 24. September 2006, 21.00 Uhr ̈ Dienstag, an, meine Ehe zu romantisieren – die damalige –, die 26. September 2006, 18.30 Uhr KVINNORS VÄNTAN (SEHNSUCHT DER FRAUEN) – von Per Anders Fogelström – K: Gunnar Fischer – M: Schweden 1952 – R+B: Ingmar Bergman – K: Gunnar Erik Nordgren, Eskil Eckert-Ludin, Walle Söderlund – D: Fischer – M: Erik Nordgren – D: Anita Björk, Eva Dahl- Harriet Andersson, Lars Ekborg, John Harryson, Dag- beck, Maj-Britt Nilsson, Gunnar Björnstrand, Birger mar Ebbesen, Georg Skarstedt, Åke Fridell – 97 min, Malmsten, , Karl-Arne Holmsten, Gerd An- OmeU – »Laß sie den Sommer genießen. Sie werden

n dersson – 107 min, OmeU – »Frauen vertreiben sich schon früh genug die Ernüchterung und andere a die Wartezeit auf ihre Männer mit Erzählungen. Die Schmerzen erleiden.« Mit diesem Satz über die jungen m g

r Ehefrauen sind mit Brüdern verheiratet, ihre Beziehun- Liebenden endete SEHNSUCHT DER FRAUEN. Für DIE e

B gen werden durch Episoden in Rückblenden charakte- ZEIT MIT MONIKA ist er ein nachklingendes Leitmotiv. r a risiert, die Bergman zu stilistischen Experimenten nutzt: Harry und Monika, beide noch nicht zwanzig Jahre alt, m g

n Die Affäre von Rakel und die dramatische Reaktion verlassen ihre Familien und ihre Arbeit für einen Som- I ihres Mannes wird konventionell erzählt; das Pariser mer in den Schären. Sie leben wie Tarzan/Adam und 10 Studentenleben von Marta hingegen ist on location Jane/Eva so natürlich und gefährlich und leidenschaft- gedreht und kommt mit wenig Dialog aus; die Nacht, lich wie (unter den Bedingungen der Filmzensur) mög- die Karin mit ihrem Mann eingeschlossen in einem lich. Die ebenso beeindruckende wie bedrückende Aufzug verbringen muß, ermöglicht Bergman einige Kamerafahrt aus dem freien Meer in die von mächtigen Referenzen an Hitchcock. Am Ende fährt Maj, die noch Gebäuden gesäumten Wasserstraßen von Stockholm nicht verheiratet ist, mit ihrem Freund in einem Boot ist schon das Urteil über ihre Zukunft. Ingmar Bergman: weg. Ingmar Bergman: ›Die erste Episode ist sehr ›Es hat im schwedischen Film kein Mädchen gegeben, keusch, die zweite ist sehr beweglich, und die im Auf- das einen hemmungsloseren erotischen Charme aus- zug hat einen heißen, ein bißchen burlesken Ton – das strahlte als Harriet Andersson‹.« (Bert Rebhandl) war so eine Idee von mir‹.« (Bert Rebhandl) ̈ Samstag, 30. September 2006, 21.00 Uhr (Harriet An- ̈ Mittwoch, 27. September 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Frei- dersson ist anwesend) ̈̈ Dienstag, 3. Oktober 2006, tag, 29. September 2006, 21.00 Uhr 18.30 Uhr

SOMMAREN MED MONIKA (DIE ZEIT MIT MONIKA) – GYCKLARNAS AFTON (ABEND DER GAUKLER) – Schweden 1953 – R: Ingmar Bergman – B: Ingmar Schweden 1953 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven Bergman, Per Anders Fogelström, nach dem Roman Nykvist, Hilding Bladh – M: Karl-Birger Blomdahl – D: Åke Grönberg, Harriet Andersson, Hasse Ekman, Gunnar Björnstrand, Anders Ek, Gudrun Brost, Annika Tretow – 93 min, OmeU – »Der Zirkus als Ort der Freiheit und der Verzweiflung: Albert zieht mit seiner Geliebten Anne und einer kleinen Truppe über das Land. In einer Stadt kommt es zur Krise, weil Anne sich von einem Schauspieler namens Frans verführen läßt, während Albert seine frühere Frau und den gemein- samen Sohn wiedersieht. Die Konflikte eskalieren in der Manege und werden durch Rückblenden kommen- tiert: Albert liefert sich mit Frans einen Kampf, in dem er unterliegt. Die Demütigung des Clowns Frost durch seine Frau Alma bei einem Bad am Strand gilt als Mei- sterleistung von Bergmans Regiekunst. Ingmar Berg- man: ›Ich glaube, wir haben davon gesprochen, daß das Sonnenlicht für mich eine angstgeladene Bedeu- tung hat. Ich wollte, daß alles so weiß wie möglich sein sollte, so hart und so tot und so weiß wie möglich, es sollte eine Art Unbarmherzigkeit zu spüren sein‹.« (Bert Rebhandl) ̈ Sonntag, 1. Oktober 2006, 21.00 Uhr (Harriet Anders- son ist anwesend) ̈̈ Mittwoch, 4. Oktober 2006, 18.30 Uhr BRIS REKLAMFILM (WERBEFILME FÜR DIE SEIFE Bergman bei Diskussionen mit seinem Kameramann ›BRIS‹) – Schweden 1951-53 – R+B: Ingmar Bergman Sven Nykvist. – BAKOMFILM HÖSTSONATEN (DREH- – K: Gunnar Fischer – D: John Botvid, Barbro Larsson, ARBEITEN HERBSTSONATE) – Schweden 1978 – R: , Adolf Jahr – 10 min, OF – »Während Ingmar Bergman – 27 min (Ausschnitt), OF – des Filmstreiks von 1951 drehte Ingmar Bergman im ̈ Donnerstag, 5. Oktober 2006, 19.00 Uhr (Einführung:

Auftrag der Firma AB Sunlight insgesamt neun kurze Jon Wengström) n Reklamefilme von je knapp 90 Sekunden Länge für a m g deren Seife Bris. Die Aufgabe machte Bergman Freude, EN LEKTION I KÄRLEK (LEKTION IN LIEBE) – Schwe- r e sie forderte seine handwerkliche Geschicklichkeit her- den 1954 – R+B: Ingmar Bergman – K: Martin Bodin, B r aus und erlaubte ihm manche Formspielerei: In drei Bengt Nordwal – M: Dag Wirén – D: , a m g

Filmen beschäftigte er sich mit dem Medium Film Gunnar Björnstrand, Harriet Andersson, Yvonne Lom- n selbst, in zwei weiteren setzte er Miniaturmenschen auf bard, Åke Grönberg – 95 min, OmU – »Eine Ehekomö- I einer Puppentheaterszenerie ein, ein Thema, das ihn die: Der Frauenarzt David läßt sich mit einer Patientin 11 seit frühester Jugend beschäftigte, und kontrastierte ein, bricht dieses Verhältnis aber ab, als er erfährt, daß die Miniaturmenschen mit Schauspielern in normaler seine Frau Marianne ihn mit seinem Jugendfreund Größe. Ein Film war eine Imitation früher Filme von Carl-Adam, einem Bildhauer, betrügt. Auf einer Fahrt Méliès, dessen Werke er bewunderte.« (Hauke Lange- nach Kopenhagen inszeniert David die Versöhnung mit Fuchs) – BAKOMFILM DET SJUNDE INSEGLET seiner Frau, indem er sie eifersüchtig macht und sei- (DREHARBEITEN »DAS SIEBENTE SIEGEL«) – nen Nebenbuhler bloßstellt. Ingmar Bergman: ›Ich Schweden 1956 – R: Ingmar Bergman – 14 min – glaube, ich hatte zehn Tage Zeit zur Vorbereitung, und Bergman, sein Kameramann Gunnar Fisher und Bibi dann ging es los. Es war eine sehr leichtsinnige Pro- Andersson suchen die Location für die Eröffnungs- duktion. Das ist wohl das Gute an dem Film, nehme ich szene des Films. Darsteller und Team bei den Dreh- an, daß er vollkommen leichtsinnig ist‹.« (Bert Reb- arbeiten, die zum Teil auf dem Studiogelände statt- handl) Truffaut nannte LEKTION IN LIEBE »eine irr- fanden, wo hinter den mittelalterlichen Kulissen die witzige Komödie à la Lubitsch«. Hochhäuser von Stockholm emporragen. – BAKOM- ̈ Samstag, 7. Oktober 2006, 21.00 Uhr FILM SMULTRONSTÄLLET (DREHARBEITEN »WILDE ERDBEEREN«) – Schweden 1957 – R: Ingmar Berg- KVINNODRÖM (FRAUENTRÄUME) – Schweden 1955 man – 14 min – Seit Ende der 50er Jahre ließ Berg- – R+B: Ingmar Bergman – K: Hilding Bladh – M: Erik man mit einer Amateurfilmkamera die Dreharbeiten Nordgren – D: Eva Dahlbeck, Harriet Andersson, filmen. »Das ist, wie wenn man ein Fotoalbum hat, ob- Gunnar Björnstrand, Sven Lindberg, Ulf Palme, Inga wohl es vielleicht für jemand anders als einen selbst Landgré – 87 min, OmeU – »Liebesgeschichten in der nicht interessant ist.« (Ingmar Bergman) Bei den Dreh- Welt der Mode. Bergman geht es nicht um Verführung arbeiten zu WILDE ERDBEEREN sehen wir, wie er mit und schönen Schein, sondern um das Realitätsprinzip: seinem großen Vorbild, dem Regisseur Victor Sjöström Die Fotografin Susanne kommt über ihre Affäre mit filmt, der hier die Hauptrolle spielt. – BAKOMFILM dem verheirateten Henrik nicht hinweg. Mit dem Modell NÄRA LIVET (DREHARBEITEN »AM ANFANG DES LE- Doris fährt sie nach Göteborg, das Mädchen läßt sich BENS«) – Schweden 1957 – R: Ingmar Bergman – von einem Konsul den Hof machen, während Susanne 20 min – Anders als die anderen, mit einer 9,5mm- die Entscheidung mit Henrik sucht.« (Bert Rebhandl) Amateurkamera aufgenommenen Szenen von den Dre- »FRAUENTRÄUME ist deshalb formal so gelungen, weil harbeiten zu seinen Filmen, drehte Bergman diesmal das Drehbuch auf solide dramatische Konstruktions- im 16mm-Format. Zu sehen sind die Schauspielerin- weisen verzichtet (die sich in Filmen wie EINEN SOM- nen Eva Dahlbeck, Ingrid Thulin und Bibi Andersson bei MER LANG und LEKTION IN LIEBE außerordentlich gut Drehpausen, und natürlich auch Ingmar Bergman, der bewährt hatten). Der Film zeigt eine Reihe von Augen- vor der Kamera herumalbert. – TRAILER SÅSOM I EN blicken aus dem Leben zweier Frauen im Lichte ihrer SPEGEL (TRAILER »WIE IN EINEM SPIEGEL«) – Entwicklung. Bergman ist nie bewundernswerter als Schweden 1961 – R+B: Ingmar Bergman – 5 min, OF dann, wenn er uns seine Personen in deren eigener – Ein ungewöhnlicher Trailer, der kaum eine Szene des Sicht zeigt und die Identifikation bis zu dem Punkt Films enthält, für den er wirbt. Stattdessen dokumen- treibt, an dem der Zuschauer sich zusammen mit dem tiert er die Vorbereitungen für den Film, zeigt die Helden fragen muß: Wer bin ich?« (Jacques Siclier) Schauspieler beim Lesen des Drehbuchs und Ingmar ̈ Sonntag, 8. Oktober 2006, 21.00 Uhr n a m g r e B r a m g n I

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SOMMARNATTENS LEENDE (DAS LÄCHELN EINER daß man sie elektrisch beleuchtet. Ich hoffe, daß sie in SOMMERNACHT) – Schweden 1955 – R+B: Ingmar ihren besten Augenblicken an die Bilder von Renoir und Bergman – K: Gunnar Fischer – M: Erik Nordgren – D: Dégas erinnern.« (Ingmar Bergman) Ulla Jacobsson, Eva Dahlbeck, Gunnar Björnstrand, ̈ Mittwoch, 11. Oktober 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Sonntag, Harriet Andersson, Margit Carlqvist, Jarl Kulle, Åke 15. Oktober 2006, 21.00 Uhr Fridell – 108 min, OmeU – »Bergmans erster große internationale Preis in Cannes. ›Ich fand, es wäre eine DET SJUNDE INSEGLET (DAS SIEBENTE SIEGEL) – technische Herausforderung, eine Komödie mit einem Schweden 1957 – R+B: Ingmar Bergman, nach sei- mathematischen Verhältnis zu machen: Mann-Frau, nem Bühnenstück »Trämalning« – K: Gunnar Fischer – Mann-Frau … es sind vier Paare, und sie durchein- M: Erik Nordgren – D: Gunnar Björnstrand, Max von anderzumischen und dann die Gleichung herauszu- Sydow, Bibi Andersson, Bengt Ekerot, Nils Poppe, Gun- finden.‹ Inspiriert von seiner eigenen Operetteninsze- nel Lindblom – 96 min, OmeU – »DAS SIEBENTE nierung ›Die lustige Witwe‹ dreht Bergman einen SIEGEL ist ein Drama über Glaube und Zweifel in Kostümfilm, der um die Jahrhundertwende spielt. Der mittelalterlichem Kostüm, das erste von Bergmans verwitwete Advokat Frederik Egerman lebt in zweiter großen Legenden- und Mysterienspielen aus den 50er Ehe mit einer sehr jungen Frau. Sein erwachsener und 60er Jahren. Der Tod ist die Hauptperson im SIE- Sohn möchte Priester werden. Seine ehemalige Ge- BENTEN SIEGEL. Der Ritter Antonius Block, der seine liebte, die Schauspielerin Désirée, stellt ihn, in einer besten Jahre in Kreuzfahrerlanden sinnlos verrinnen grotesken Salonszene, vor einem Offizier bloß. Auf dem sah, spielt mit dem Tod Schach, und erst als er sein Landsitz einer alten Dame finden die Verhältnisse eine Geschick akzeptiert, kann er mit seinem Opfertod die neue Ordnung: In der Arithmetik der Gefühle bleibt das wenigen wirlich Lebenstüchtigen retten: die naive ›Geschenk der Liebe‹ ein Rest.« (Bert Rebhandl) »Die Gauklerfamilie Jof, Mia und Kleinkind auf dem Wege in SOMMERNACHT und die ›Witwe‹ gleichen beide einer ein anderes Land, eine neue Heilige Familie auf der herrlichen alten Petroleumlampe, zu der es nicht paßt, Flucht. Doch nichts ist in dem Film eindeutig. Die vielen Fragen erfahren selten eine Antwort. Bergman selbst Lebensbilanzen jedoch dem Faktum des Anfangs eines hat das Werk ein Oratorium genannt, in dem viele Stim- anderen Lebens. Auf der Geburtenstation eines Kran- men die gleiche Frage stellen: Was ist der Sinn des kenhauses kommen drei Frauen zusammen: Cecilia ist Lebens?« (Gösta Werner) Zum ersten Mal arbeitet wegen einer Fehlgeburt eingeliefert worden, Stina ist Bergman mit dem Schauspieler Max von Sydow zu- voller Erwartungen auf ihr Kind, das Mädchen Hjördis

sammen: »Das Verhältnis zwischen Max und mir ist hat Versuche einer Abtreibung unternommen. Ein n sehr schwer zu durchschauen. Er hat unheimlich viel strenger, nackter, asketisch erzählter Film, der sich a m g für mich bedeutet.« (Ingmar Bergman) ganz auf das offen naturalistisch geschilderte, schmer- r e

̈ Dienstag, 17. Oktober 2006, 18.30 Uhr ̈ Freitag, zensreiche Gebären der Frau konzentriert.« (Bert Reb- B r 20. Oktober 2006, 21.00 Uhr handl) »Im Gegensatz zum SIEBENTEN SIEGEL, der sich a m g

an mittelalterlichen Glasfenstern inspirierte und so viele n SMULTRONSTÄLLET (WILDE ERDBEEREN) – Schwe- bildliche Effekte enthielt, ist AM ANFANG DES LEBENS I den 1957 – R+B: Ingmar Bergman – K: Gunnar Fischer mit einer sehr großen Einfachheit gefilmt, die Inszenie- 13 – M: Erik Nordgren – D: Victor Sjöström, Bibi Anders- rung stellt sich ganz in den Dienst der drei Heldinnen. son, Ingrid Thulin, Gunnar Björnstrand, Julian Kindahl, Eva Dahlbeck, Ingrid Thulin und vor allem Bibi Anders- Max von Sydow, – 90 min, OmU – son sind ungeheuer richtig und bewegend. Es gibt »Eine Zeitreise: der alte Arzt Isak fährt einer Ehrung keine musikalische Begleitung in diesem Film, er setzt wegen von Uppsala nach Stockholm. Seine Schwieger- sich nur aus ganz reinen Elementen zusammen.« tochter begleitet ihn, unterwegs steigen noch drei (François Truffaut) junge Leute zu, die nach Italien wollen. Mit Rückblen- ̈ Sonntag, 22. Oktober 2006, 21.00 Uhr den in die Zeit der Kindheit und mit Einblicken in die Existenz anderer Menschen kuriert Bergman allmählich ANSIKTET (DAS GESICHT) – Schweden 1958 – R+B: die sich philosophisch gebende Misanthropie seines Ingmar Bergman – K: Gunnar Fischer, Rolf Halmquist – alter egos. Bergmans Gefühl für die Natur, den Wechsel M: Erik Nordgren – D: Max von Sydow, Ingrid Thulin, der Jahreszeiten und das nordische Licht, und sein fil- Gunnar Björnstrand, Naima Wifstrand, Bengt Ekerot – misches Gespür, dieser Stimmung Ausdruck zu ver- 100 min, OmeU – DAS GESICHT umkreist einen wei- leihen, tragen nicht unerheblich zur Faszination dieses teren Motivstrang im Werk Ingmar Bergmans: Die Be- preisgekrönten Films bei. Damit ist es Bergman gelun- deutung der Kunst und die Problematik des Künstlers gen, mittels einer Traum- und Kammerspielästhetik in innerhalb der Gesellschaft. Stockholm 1846: Der rei- der Nachfolge Strindbergs, Motive, die sich an eine sende ›Magier‹ Dr. Vogler soll durch eine erzwungene längst vergangene Begebenheit knüpfen und kurz in Vorstellung den Beweis für übernatürliche Gescheh- der Erinnerung aufscheinen, in eine visuelle Struktur zu nisse antreten. Seine Inszenierung beruht auf Hypnose übersetzen.« (Freunde der deutschen Kinemathek) und Verwechslung, und er erscheint bald als verehrter »Wenn man einen Film darüber machte, nämlich, daß Magier des ›magnetischen Heiltheaters‹, bald als Aus- man ganz real eine Tür öffnet, und dann plötzlich sich gestoßener, als verachteter Illusionist und Taschenspie- in seiner Kindheit wiederfindet, und dann öffnet man ler. »Philosophische Meditation oder geschickte Mystifi- eine andere Tür und kommt in einen anderen Abschnitt kation, man denkt bei DAS GESICHT an VERTIGO von seines Lebens, und alles ist real, lebt. Das war tatsäch- Hitchcock. Aber wenn Hitchcock, nachdem er durch lich die Grundidee zu WILDE ERDBEEREN.« (Ingmar sehr realistische Mittel den Zuschauer dahin gebracht Bergman) hat, an Übernatürliches zu glauben, ihm hinterher klar- ̈ Mittwoch, 18. Oktober 2006, 18.30 Uhr ̈ Samstag, macht, daß das Übernatürliche nicht existiert, indem er 21. Oktober 2006, 21.00 Uhr eine solide platonische Argumentation aufbaut, verwirrt Bergman mit Vergnügen die Karten. Selbst die Wahr- NÄRA LIVET (AM ANFANG DES LEBENS) – Schweden heit , die hinter der trügerischen Maske des Scheins er- 1958 – R: Ingmar Bergman – B: Ingmar Bergman, Ulla faßt worden ist, kann nicht als gültig angenommen Isaksson, nach der Novelle »Det vänliga, värdiga« von werden. Es bleibt ein Rest von Unsicherheit; der Film ist Ulla Isaksson – K: Max Wilén – D: Ingrid Thulin, Eva mehr impressionistisch als tief. Seine Macht ist die Ver- Dahlbeck, Bibi Andersson, Barbro Hiort af Ornäs, Erland zauberung, und diese Macht, woher sie auch immer Josephson – 85 min, OmfU – »Geschrieben in der kommen mag, ist wirklich.« (Jacques Siclier) Form eines inneren Monologs, liegen strukturelle Paral- ̈ Dienstag, 24. Oktober 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Freitag, lelen zu WILDE ERDBEEREN nahe, hier gelten die 27. Oktober 2006, 21.00 Uhr JUNGFRUKÄLLAN (DIE JUNGFRAUENQUELLE) – Sonaten wurden von seiner damaligen Ehefrau Käbi Schweden 1960 – R: Ingmar Bergman – B: Ulla Isaks- Laretei gespielt.« (Bert Rebhandl) son, nach der Ballade »Herr Töres dotter i vänge« – K: ̈ Sonntag, 29. Oktober 2006, 21.00 Uhr Sven Nykvist – M: Erik Nordgren – D: Max von Sydow, , Gunnel Lindblom, Birgitta Petersson, SÅSOM I EN SPEGEL (WIE IN EINEM SPIEGEL) –

n Axel Düberg – 88 min, OmeU – »Heidnische Alter- Schweden 1961 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven a tümer, christliche Neuzeit: Die jungfräuliche Karin und Nykvist – M: Johann Sebastian Bach – D: Harriet m g

r ihre schwangere Adoptivschwester Ingeri reiten zu Andersson, Max von Sydow, Gunnar Björnstrand, Lars e

B einer Kirche. Hirten vergewaltigen Karin, der Vater Passgård – 89 min, OmeU – »Die Frau im Spiegel- r a nimmt Rache, die er bereut. Am Ort der Tat entspringt stadium des männlichen Protests: Karin, eine psy- m g

n eine Quelle. Bergman: ›Es war eine alte Idee. Ich stu- chisch kranke Frau, zieht sich mit ihrem Mann auf eine I dierte Literatur und mir geriet ein Buch über ein schwe- Insel zurück, auf der ihr Vater als Schriftsteller lebt. Das 14 dische Volkslied in die Hände. Ein Lied faszinierte mich. Quartett wird komplettiert durch Karins Bruder, genannt Daraus könnte ein schönes Ballett werden, dachte ich. Minus. ›Als ich mit der Vorarbeit des Films beschäftigt Eines Tages während der Dreharbeiten zu WILDE ERD- war, bekam ich Interesse am mitmenschlichen Drama BEEREN kam mir die Idee: Das war ja ein Film! Ich ging um eine Person, die dabei war, wegzugleiten – also am nach Hause, las das Lied nochmal und sah es in Sze- Krankheitsbild selbst und den Gruppierungen um ein nen vor mir, schickte es Ulla Isaksson. Ich wollte nicht, solches Krankheitsbild. Ich empfand es als wichtig, auf daß daraus eine Projektion meines eigenen inneren alle Kunstgriffe zu verzichten und mich nur auf das Dramas würde, sondern eine freie, objektive Gestal- menschliche Drama zu konzentrieren. So entstand die- tung‹.« (Bert Rebhandl) »Voll ausgespielt wird der ses Stück, denn es ist ein Stück.‹ (Ingmar Bergman) Sadismus der Vergewaltigung, so daß die anschlie- WIE IN EINEM SPIEGEL enthält, neben kathartischen ßende Lynchjustiz gerechtfertigt erscheint – umso mehr, als sie in den elementaren Kampf zwischen Glaube und Aberglaube im besonderen, aus der der schwankende, aber letztlich geläuterte Früh-Christ der Oberklasse gegenüber den stumpfsinnigen Wotankult- Anhängern der Unterklasse als Sieger hervorgeht.« (Eckhard Weise) ̈ Samstag, 28. Oktober 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, 31. Oktober 2006, 18.30 Uhr

DJÄVULENS ÖGA (DAS TEUFELSAUGE) – Schweden 1960 – R+B: Ingmar Bergman, nach dem Hörspiel »Don Juan vender tilbage« von Oluf Bang – K: Gunnar Fischer – M: Domenico Scarlatti – D: Gunnar Björn- strand, Jarl Kulle, Bibi Andersson, Nils Poppe, Gertrud Gesprächen, auch ein Theaterstück im Film: Minus und Fridh – 86 min, OmeU – »Don Juan kehrt auf die Erde Karin spielen ihrem Vater eine Szene vor, in der ein zurück: Er soll eine Jungfrau verführen, deren Keusch- Schriftsteller einen Liebespakt verrät.« (Bert Rebhandl) heit dem Teufel somatische Beschwerden bereitet. Die WIE IN EINEM SPIEGEL ist der erste Film, den Bergman Szene der Komödie ist ein Pfarrhaus, in dem die auf den Faröer Inseln gedreht hat. tugendhafte Britt-Marie lebt. Ihr Vater ist der Pfarrer, ̈ Mittwoch, 1. November 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Freitag, dessen Frau erlebt Nachstellungen durch den Diener 3. November 2006, 21.00 Uhr von Don Juan. Die Intrige des Teufels bleibt erfolglos, die beschränkten Menschen setzen sich gegenüber NATTVARDSGÄSTERNA (LICHT IM WINTER) – den dekadenten Ewigen durch und bewahren ihre Inte- Schweden 1963 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven grität. DAS TEUFELSAUGE beruht auf einem dänischen Nykvist – M: aus dem Gottesdienstritual der Schwe- Hörspiel von Oluf Bang, das Bergman aus Gefälligkeit dischen Kirche – D: Gunnar Björnstrand, Ingrid Thulin, für Carl Anders Dymling von Svensk Filmindustri adap- Max von Sydow, Gunnel Lindblom, – tierte. Er konnte auf Motive einer eigenen Molière- 80 min, OmeU – »Zwei protestantische Gottesdienste Inszenierung in Malmö zurückgreifen. Die Scarlatti- rahmen den Film LICHT IM WINTER ein. Viele sind es sie in einem Kino anbahnt. TYSTNADEN handelt von sexueller Initiation. Die Rezeption wurde aber vor allem durch theologische Begriffe geprägt: Gottes Schweigen entsprach am besten der vagen politischen Allegorie des Films.« (Bert Rebhandl) ̈ ̈̈

Sonntag, 5. November 2006, 21.00 Uhr Mitt- n woch, 8. November 2006, 18.30 Uhr a m g r e

FÖR ATT INTE TALA OM ALLA DESSA KVINNOR B r (ACH, DIESE FRAUEN) – Schweden 1964 – R: Ingmar a m g

Bergman – B: Ingmar Bergman, Erland Josephson – K: n Sven Nykvist – M: Erik Nordgren – D: Maj-Britt Nilsson, I Harriet Andersson, Eva Dahlbeck, Gunnel Lindblom, 15 nicht mehr, die ihre Hoffnung auf den christlichen Gott Ingrid Thulin, Bibi Andersson, Liv Ullmann – 80 min, setzen. Ein Fischer in Begleitung seiner Frau sucht das OmeU – »Bergmans erster Farbfilm überhaupt. Im Gespräch mit dem Priester, der allerdings keinen Trost Gewand einer Farce wird vom Leid eines Musikers spenden kann. Der Fischer begeht Selbstmord. Zum erzählt, das ihm durch den Kulturbetrieb zugefügt wird. Abendmahl im Nachbardorf erscheint nur noch eine In der kaum verschlüsselten Mitteilung an die Filmkriti- Person: die Lehrerin Marta, eine frühere Geliebte. Sie ker klagt der sich bedrängt fühlende Regisseur, daß die spricht über ihn das Urteil: ›Deine absolute Gleichgül- Kritiker zu wenig interessiert seien am künstlerischen tigkeit gegenüber Christus ist unentschuldbar.‹ LICHT Schaffen und zu viel an seinem Privatleben – mit all IM WINTER erweist sich als ein Exempel in negativer diesen Frauen. Seine Welt sei die Welt der Frauen, Theologie und bildet das Herzstück des religiösen hatte Bergman einst verkündet. In ACH, DIESE FRAUEN Werks von Bergman. Als Trilogie mit DAS SCHWEIGEN ergreift er die Gelegenheit, sich darüber zu beschwe- und WIE IN EINEM SPIEGEL – von vielen als Höhepunkt ren, daß dieses Bekenntnis stets so direkt verstanden seines künstlerischen Schaffens betrachtet – zeigt sich werde.« (Eckhard Weise) »Bergmans verkanntester deutlich, wie sehr Bergmans Filme in das Projekt der Film heißt ACH, DIESE FRAUEN, und es ist voller Ironie, Moderne, die Kunst des 20. Jahrhunderts, eingebun- wenn man bedenkt, daß gerade das Beste seiner Arbeit den sind. Sie sind Zustandsbeschreibung und Ausdruck darin bestanden hat, das oft ungenutzte Genie in jeder des modernen Krisenzustandes in einem. Es herrscht der Frauen, die bei ihm gespielt haben, zu entdecken. Schweigen und Leere zwischen den Menschen, die un- Sie sind keine Nymphchen und keine Mäuschen und behaust in einer gottlosen Welt leben.« (Freunde der keine Superweiber, sondern Frauen, wirkliche Frauen.« deutschen Kinemathek) (François Truffaut) ̈ Samstag, 4. November 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, ̈ Freitag, 17. November 2006, 21.00 Uhr 7. November 2006, 18.30 Uhr DANIEL – Schweden 1967 – R+B+K: Ingmar Bergman TYSTNADEN (DAS SCHWEIGEN) – Schweden 1963 – – 11 min, OmeU – Bergmans Beitrag zu , R+B: Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – M: Johann einer Kurzfilmanthologie zum 45. Jubiläum von Svensk Sebastian Bach – D: Ingrid Thulin, Gunnel Lindblom, Filmindustri: Ein home movie um den neugeborenen Jörgen Lindström, Hakan Jahnberg, Birger Malmsten – Sohn aus der Ehe mit Käbi Laretei. – PERSONA – 95 min, OmeU – »Zwei Schwestern und ein Junge Schweden 1966 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven stranden ›in einer mächtigen, kriegerischen Stadt mit Nykvist – M: Lars Johan Werle – D: Bibi Andersson, Liv einer unbegreiflichen Sprache‹: So beschrieb Bergman Ullmann, Gunnar Björnstrand, Margareta Krook, Jörgen den narrativen Kern seines umstrittensten Films, der Lindström – 83 min, OmeU – »Eine Krankenschwester auch eine Zensurdebatte auslöste, weil er in der Dar- übernimmt die Pflege einer psychisch gestörten, in stellung von Sexualität für die frühen sechziger Jahre Isolation und Schweigen versunkenen Schauspielerin. ungewöhnlich freizügig war. Der Junge ist das Medium. Die beiden Frauen geraten zunehmend in eine symbio- Er beobachtet die Entfremdung der beiden Schwestern tische Abhängigkeit. Sie werden zu spiegelbildlichen voneinander, die Sehnsucht der schwerkranken Über- Varianten eines Bewußtseins, das an existentieller setzerin Ester nach der Zuneigung von Anna, die wie- Sinnlosigkeit verzweifelt. ›Das Aufgehen ineinander, derum aus dem Hotel in kleine Abenteuer flüchtet, die aber auch das Sich-Realisieren der Personen aneinan- n a m g r e B r a m g n I

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der, das ist das Sujet von PERSONA. PERSONA ist ein der Geister und Dämonen uns beherrschen. DIE desillusionierender Film, aber weit weniger bedrückend STUNDE DES WOLFS ist auch die Stunde, in der die als Bergmans frühere Filme‹ (Frieda Grafe). Bergman meisten Kinder geboren werden.‹ (Ingmar Bergman) selbst bezeichnete PERSONA als eine ›Komposition Ein Horrorfilm. Die Insel, auf die sich Johan mit seiner verschiedener Stimmen im Concerto grosso derselben Frau zurückgezogen hat, scheint unbewohnt. Die Visio- Seele‹, in der sich die Einsamkeit des auf sich selbst nen des Künstlers wuchern über den Film, oder aber: zurückgeworfenen Menschen mittels einer Vielfalt Die Ordnung der Vampire setzt sich gegen seine Sub- metaphysischer und psychologischer Reflexionen in- jektivität durch. Bergman hatte dem Film ursprünglich nerhalb einer asketischen formalen Struktur mitteilt. einen Prolog und Epilog voran- und nachgestellt.« (Bert Die metaphysische Krise der beiden Protagonistinnen Rebhandl) wird in eine Selbstreflexion des Kinos übersetzt.« ̈ Freitag, 6. Oktober 2006, 21.00 Uhr (Mit Prolog und (Freunde der deutschen Kinemathek) Epilog, Einführung: Jon Wengström) ̈̈ Dienstag, ̈ Mittwoch, 15. November 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Sams- 10. Oktober 2006, 18.30 Uhr tag, 18. November 2006, 21.00 Uhr SKAMMEN (SCHANDE) – Schweden 1968 – R+B: VARGTIMMEN (DIE STUNDE DES WOLFS) – Schwe- Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – D: Liv Ullmann, den 1968 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – Max von Sydow, Gunnar Björnstrand, Sigge Fürst, Hans M: Lars Johann Werle – D: Liv Ullmann, Max von Alfredson, Vilgott Fjöman – 102 min, OmeU – »Ein Sydow, Gertrud Fridh, Erland Josephson, Ingrid Thulin, Gefühl der Schuld, vom Zweiten Weltkrieg verschont Naima Wifstrand – 89 min, OmeU – »›Es ist die Stunde, geblieben zu sein, in ihm nicht Stellung genommen und in der die meisten Menschen sterben, zugleich die teilweise sogar kollaboriert zu haben, prägt die histo- Stunde des tiefsten Schlafes, in der Alpträume am mei- rische Erfahrung Schwedens im 20. Jahrhundert. Berg- sten in Erscheinung treten. Es ist die Stunde, in der die man reagiert darauf mit einer Modellsituation: ein Ehe- Schlaflosen von ihren Ängsten verfolgt werden, und in paar auf einer Insel, die von Truppen besetzt wird. Das Kriegsglück wendet sich mehrmals, Kunst trifft auf die Struktur des analytischen Dramas, setzt aber nicht Barbarei, das individuelle Ethos scheitert an der Neu- so sehr auf Rückblenden, sondern auf andere Formen rose des Paares. Bergman zielt auf »Neutralitätsvergif- der Überlieferung: das gesprochene und geschriebene tung«, allerdings mit den Mitteln der Abstraktion: ›Wenn Wort. Die Weltgeschichte hält er durch Bilder aus dem man sich darauf einläßt, einen Krieg zu gestalten, muß Vietnamkrieg präsent, ohne die Ebenen miteinander zu

man sich damit abfinden, daß da ganz andere mora- vermitteln.« (Bert Rebhandl) n lische Gesetze entstehen, als sie für die übrige kün- ̈ Samstag, 2. Dezember 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Mitt- a m g stlerische Tätigkeit gelten. Es waren diese Gesetze, die woch, 6. Dezember 2006, 18:30 Uhr r e ich nicht genügend beachtet habe‹.« (Bert Rebhandl) B r ̈ Sonntag, 26. November 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Diens- THE TOUCH – USA/Schweden 1971 – R+B: Ingmar a m tag, 28. November 2006, 18.30 Uhr g

Bergman – K: Sven Nykvist – M: Jan Johansson, Carl n Michael Bellman, William Byrd, Peter Covent – D: Bibi I RITEN (DER RITUS) – Schweden 1969 – R+B: Ingmar Andersson, Elliott Gould, Max von Sydow, Åke Lind- 17 Bergman – K: Sven Nykvist – D: Ingrid Thulin, Gunnar ström, Sheila Reid – 114 min, engl. OF – »Zum ersten Björnstrand, Anders Ek, Erik Hell, Ingmar Bergman – Mal dreht Bergman mit einem amerikanischen Produ- 74 min, OmeU – »Auch das Psychodrama RITEN um- zenten und auf Englisch: Elliott Gould erweist sich als kreist das Künstlermotiv, konzentriert sich jedoch auf gute Besetzung in einem Drama, für das die Fremdheit die Frage nach der Verantwortlichkeit künstlerischer des Mannes entscheidend ist: Der jüdische Archäologe Darstellung. Das Künstlertrio Les Riens muß sich in David erweckt in der Arztgattin Karin eine Leidenschaft, einem imaginären Land vor einem Untersuchungsrich- die das Familienleben in einer schwedischen Kleinstadt ter gegen den Vorwurf der Obszönität verteidigen. In sprengt. Ingmar Bergman: ›THE TOUCH will banal, all- neun Szenen, fast durchweg in Großaufnahmen, wer- täglich sein. Der Film wurde ursprünglich als Portrait den die vier Protagonisten im Wechsel miteinander einer Frau konzipiert – und zwar nicht einer glänzen- konfrontiert. Der Gerichtsprozeß offenbart sowohl die den, großartigen Frau von Welt, sondern einer braven Existenznot und Triebverstrickung der Angeklagten wie Bürgerin, die ein behütetes Dasein führt, weit ab von die des ermittelnden Richters, der weniger an dem De- der Welt der Katastrophen, Strömungen, Neurosen, die likt selbst als an den Beziehungen innerhalb der uns umgeben‹.« (Bert Rebhandl) Gruppe interessiert scheint. Am Ende läßt er sich die ̈ Sonntag, 3. Dezember 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, inkriminierte Szene vorführen. Ingmar Bergman: ›Ingrid 12. Dezember 2006, 18.30 Uhr Thulin repräsentiert das Gefährlichste, das Irrationalste, das am meisten Instinktbetonte an diesem Konglome- VISKNINGAR OCH ROP (SCHREIE UND FLÜSTERN) – rat – das, was am leichtesten verletzlich ist, aber auch Schweden 1972 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven am Notwendigsten. Ich habe wohl ein bißchen für den Nykvist – D: Harriet Andersson, Kari Sylwan, Ingrid Richter Partei ergriffen, viel mehr, als ich ursprünglich Thulin, Liv Ullmann, Erland Josephson, Anders Ek – vor hatte‹.« (Bert Rebhandl) 91 min, OmeU – »Drei Schwestern und eine Bedien- ̈ Freitag, 1. Dezember 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, stete: In einem Landhaus wartet die krebskranke Agnes 5. Dezember 2006, 18.30 Uhr auf den Tod. Sie wird von Anna gepflegt, während Karin und Maria, die mit ihren Ehemännern angereist sind, EN PASSION (PASSION) – Schweden 1969 – R+B: tief in die eigenen Probleme verstrickt sind. In einer von Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – M: Johann Bergmans eindringlichsten Szenen verstümmelt sich Sebastian Bach – D: Liv Ullmann, Bibi Andersson, Max Karin mit Glasscherben ihre Schamlippen, aber noch von Sydow, Erland Josephson, Erik Hell, Sigge Fürst – der Selbsthaß unterliegt in VISKNINGAR OCH ROP 101 min, OmeU – »Ein Kammerspiel, dessen Raum die einem ästhetischen Konzept: Rot und Weiß sind die Insel Fårö ist: Die Protagonisten sind Einzelgänger, die Leitfarben. Ingmar Bergman: ›Vor etlichen Jahren hatte elementar aneinander gebunden sind. Sie bewohnen ich die Vision eines großen roten Raumes, in dem drei eine gemeinsame Schicksalslandschaft, in der Ereig- Frauen miteinander flüsterten.‹ Die Frauen sind Gefan- nisse und Beziehungen wie in Doppelbelichtungen gene des Interieurs, in dem sich eine puritanische erscheinen: Anna hat ihren Mann und ihr Kind bei Gesellschaft ihre Form gibt: Standuhren, Reifröcke, einem Verkehrsunfall verloren, bei dem sie den Wagen Paravents. Nur die Dienerin Anna hat die Vision eines gelenkt hat. Sie lernt einen anderen Andreas (›Annand- anderen Zustands.« (Bert Rebhandl) reas‹ hieß der erste Entwurf) kennen, kommt aber von ̈ Freitag, 8. Dezember 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, ihren Schuldgefühlen nicht los. Bergman vertraut auf 13. Dezember 2006, 18.30 Uhr n a m g r e B r a m g n I

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SCENER UR ETT ÄKTENSKAP (SZENEN EINER EHE) opfernd, ergeben, wütend, sanft, sentimental, unaus- – Schweden 1973 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven stehlich und liebenswert. Alles auf einmal.« (Ingmar Nykvist – D: Liv Ullmann, Erland Josephson, Bibi Bergman) Andersson, Jan Malmsjö, Barbro Hiort af Ornäs, Gunnel ̈ Sonntag, 10. Dezember 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Diens- Lindblom – 281 min , OmeU – Bergmans größter Erfolg tag, 23. Januar 2007, 18.30 Uhr war ursprünglich eine Fernsehserie in sechs Teilen, die auf 170 Minuten gekürzt auch in die Kinos kam: TROLLFLÖJTEN (DIE ZAUBERFLÖTE) – Schweden SZENEN EINER EHE schildert das harmonische Leben 1975 – R+B: Ingmar Bergman, nach der Oper »Die des Ehepaars Marianne und Johan, wie es sich zu Zauberflöte« von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Beginn der Reporterin einer Frauenzeitschrift darstellt, Libretto zur Oper von Emanuel Schikaneder – K: Sven über dessen traumatischen Zerfall wegen Johans Af- Nykvist – M: Wolfgang Amadeus Mozart – D: Ulrik Cold, färe mit einer Studentin, bis zu einem Wiedersehen der Josef Köstlinger, Birgit Nordin, Irma Urrila, Elisabeth jeweils neu Verheirateten zehn Jahre nach ihrer Schei- Erikson – 135 min, OmU – »Nachdem eine Verfilmung dung. »Ich habe drei Monate gebraucht, um dieses von Franz Lehars Operette ›Die lustige Witwe‹ nicht Buch zu schreiben, aber es hat mich lange Zeit meines zustande kommt, nimmt Bergman die Gelegenheit Lebens gekostet, es zu erfahren. Ich bin nicht sicher, ob wahr, für das Schwedische Fernsehen die Mozartoper es umgekehrt besser gewesen wäre, obwohl das viel- zu inszenieren. Es wird eine teure Prestigeproduktion, leicht besser ausgesehen hätte. Bei der Beschäftigung gedreht im Schloßtheater von Drottnigholm nahe mit diesen Menschen habe ich eine Art Ergebenheit für Stockholm und im Studio. Die Intimität des Auf- sie empfunden. Sie sind recht widersprüchlich ge- führungsortes prägt den Film, dem es nicht um Rea- worden, manchmal kindlich ängstlich, manchmal recht lismus des Phantastischen geht, sondern um die Aura erwachsen. Sie reden eine Menge dummes Zeug, des Theaters. Immer wieder zeigt Bergman, was die manchmal sagen sie etwas Vernünftiges. Sie sind Akteure in den Auftrittspausen tun: Sie spielen Schach, ängstlich, fröhlich, selbstsüchtig, dumm, lieb, klug, auf- lesen Comics oder schlafen. Sarastro studiert die näch- ste Partie und wirft noch einen Blick auf den Klavier- Bergmans erster Film im selbstgewählten Exil nach der auszug von Parsifal. Dazu kommen Abschweifungen: in Steueraffäre, die sein Verhältnis zu Schweden zerrüttet, die Studierstube eines alten Gelehrten bei Taminos ist eine internationale Koproduktion aus dem Geist der Rezitativ mit dem Sprecher der Sarastro-Sphäre zum Dekadenztheorien des Faschismus, die in den siebziger Beispiel. Das Finale beginnt im Schneegestöber.« (Bert Jahren im europäischen Kino verbreitet waren. (Bert

Rebhandl) Rebhandl) n ̈ Samstag, 9. Dezember 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, ̈ Freitag, 12. Januar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag a m g

19. Dezember 2006, 18.30 Uhr 16. Januar 2007, 18.30 Uhr r e B r ANSIKTE MOT ANSIKTE (VON ANGESICHT ZU ANGE- HÖSTSONATEN (HERBSTSONATE) – Schweden 1978 a m g

SICHT) – Schweden 1976 – R+B: Ingmar Bergman – – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – D: Ingrid n K: Sven Nykvist – M: Wolfgang Amadeus Mozart – D: Bergman, Liv Ullmann, , Halvar Björk, I Liv Ullmann, Erland Josephson, Sven Lindberg, Gunnar Erland Josephson – 93 min, OmU – »In einem Pfarr- 19 Björnstrand, Aino Taube, Sif Ruud – 136 min, OmU – haus im Norden Norwegens lebt die berühmte Pianistin Wie SZENEN EINER EHE beruht auch VON ANGESICHT Charlotte zurückgezogen mit dem zwanzig Jahre äl- ZU ANGESICHT auf einer Fernsehserie, die jedoch von teren Pastor Viktor. Das Kinderzimmer des Hauses Beginn an auf eine Kinoauswertung hin konzipiert war. bewahrt die Erinnerung an die gemeinsame Tochter, die Eine scheinbar lebensfrohe Ärztin der Psychiatrie gerät im Alter von vier Jahren ertrank. Nach dem Tod ihres bei längerer Abwesenheit ihres Mannes in eine tiefe Mannes nimmt Charlotte eine Einladung ihrer anderen Krise. Bergman inszeniert einen Zusammenbruch mit Tochter zu einem Besuch an. Das Wiedersehen der bei- psychotischen Symptomen. Ingmar Bergman: »Ich den Frauen nach sieben Jahren wird zu einer Konfron- glaube, wenn VON ANGESICHT ZU ANGESICHT das Pu- tation mit der Vergangenheit. : ›Ingmar blikum erreicht, wird der Film aggressivere Reaktionen war überzeugt, es sei ein Film über die Liebe, über das hervorrufen, als dies bei irgendeinem meiner anderen Fehlen oder das Vorhandensein von Liebe und Liebe Filme der Fall war. Dies ist nicht ein Film über eine Psy- als die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Und ich chiaterin, die von Liv Ullmann gespielt wird. Es ist ein glaube, er hatte recht damit. Aber ich fand die Ge- Film über jedermann. Ich glaube, daß die Leute in die- schichte auch sehr bedrückend und sagte ihm das. Ich sem Film Dinge sehen werden, die sie als Bestandteile sagte, ich hätte auch drei Töchter, und wir hätten uns in ihrer eigenen unbewußten Natur wiedererkennen wer- all den Jahren manches gesagt, aber das hier sei ein- den. Mit dieser identifizierenden Erkenntnis werden die fach zu deprimierend.‹« (Bert Rebhandl) Leute zurechtkommen müssen.« Liv Ullmann: »Ingmar ̈ Samstag, 13. Januar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, spricht von seiner Mutter. Von seiner Angst als Kind, 17. Januar 2007, 18.30 Uhr etwas Falsches zu tun.« ̈ Freitag, 15. Dezember 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, FÅRÖDOKUMENT 1979 (FÅRÖ-DOKUMENT 1979) – 9. Januar 2007, 18.30 Uhr Schweden 1979 – R+B: Ingmar Bergman – K: Arne Carlsson – 103 min, OmeU – Im Sommer 1960 be- THE SERPENT’S EGG (DAS SCHLANGENEI) – sucht Ingmar Bergman zum ersten Mal die kleine Insel BRD/USA 1977 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven Fårö, die zu seiner Wahlheimat werden sollte. Der Insel Nykvist – M: Rolf Wilhelm – D: David Carradine, Liv und seinen Bewohnern setzte Bergman mit zwei Filmen Ullmann, Gert Fröbe, Heinz Bennent, James Whitmore, ein Denkmal: FÅRÖDOKUMENT 1969 und FÅRÖDOKU- Glynn Turman – 119 min, engl. OmU – »Berlin 1923: MENT 1979. Letzterer greift in Ausschnitten Themen Inflation und Angst prägen das gesellschaftliche Leben. des 10 Jahre zuvor entstandenen Films wieder auf und Abel Rosenberg, ein amerikanischer Jude aus Litauen, schlägt insgesamt eine optimistischere Tonart an. Ein lebt als arbeitsloser Trapezkünstler in der Stadt. Sein dritter Teil war für 1989 geplant, wurde aber nie ge- Bruder hat sich das Leben genommen, dessen Frau ar- dreht. Ingmar Bergman: »Die Bindung an Fårö hat beitet in einem Bordell. Der Wissenschaftler Vergérus mehrere Ursachen – erstmal signalisierte meine Intui- benutzt die Protagonisten für eines seiner extremen tion: Dies ist deine Landschaft, Bergman. Sie entspricht Experimente. Er spricht am Ende den ominösen Satz: deinen innersten Vorstellungen von Formen, Proportio- ›Jeder kann sehen, was die Zukunft bringt. Es ist wie nen, Farben, Horizonten, Lauten, Schweigen, Licht und ein Schlangenei. Durch die dünnen Häute kann man Reflexen. Hier gibt es Geborgenheit. Frag’ nicht, das fast völlig entwickelte Reptil deutlich erkennen.‹ warum, Erklärungen geraten zu unbeholfenen Recht- n a m g r e B r a m g n I

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fertigungen.« Liv Ullmann: »Niemand auf der Insel schichte dreht sich um Peter Egermann, der sich von konnte den Mann verstehen, der so viel unfruchtbares seiner Frau Katarina trennt, indem er sie »umbringt« – Land gekauft hatte. Ich erinnere mich nicht, je einen so zunächst im Traum, dann stellvertretend durch Mord an öden Flecken Erde gesehen zu haben. Wie ein Relikt einer Prostituierten in Wirklichkeit. Die Bluttat steht am aus der Steinzeit. Aber im Lichte des Sommers ist er Anfang des Films und erscheint in Farbe, die folgenden ergreifend und eher geheimnisvoll.« Rückblenden, die das gescheiterte Eheleben beschrei- ̈ Sonntag, 14. Januar 2007, 21.00 Uhr ben, bleiben schwarzweiß. ̈ Freitag, 19. Januar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, AUS DEM LEBEN DER MARIONETTEN – Deutschland 30. Januar 2007, 18.30 Uhr 1980 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – M: Rolf Wilhelm – D: Christiane Buchegger, Martin Ben- FANNY OCH ALEXANDER (FANNY UND ALEXANDER) rath, Robert Atzorn, Walter Schmidinger, Heinz Ben- – Schweden 1982 – R+B: Ingmar Bergman – K: Sven nent, Lola Müthel – 103 min – IN SZENEN EINER EHE Nykvist – M: Daniel Bell – D: Bertil Guve, Ewa Fröling, gibt es eine kurze Episode mit dem »wütenden und Gunn Wallgren, Allan Edwall, Jarl Kulle, Pernilla Allwin, katastrophalen« Paar Peter und Katarina, die – zu Be- Börje Ahlstedt, Gunnar Björnstrand – 314 min (viertei- such bei Johan und Marianne – ihren Strindberg insze- lige Fernsehfassung), OmeU / 188 min (gekürzte Kino- nieren. Fünf Jahre später begann Bergman, über diese fassung), OmeU – Bergmans preisgekröntes Epos über Szene erneut nachzudenken, fragte sich, was aus der das skandinavische Bürgertum. »Angeblich soll FANNY Ehe dieser beiden sich in selbstzerfleischender Haß- UND ALEXANDER autobiografisch sein und meine Kind- liebe sich peinigenden und erniedrigenden Menschen heit portraitieren. Der zwölfjährige Alexander sei mein geworden sein könnte. So entstand das Drehbuch zu alter ego. Das ist nicht ganz richtig. FANNY UND ALEX- AUS DEM LEBEN DER MARIONETTEN, den Bergman in ANDER ist eine Geschichte, die Chronik einer Familie den Münchner Bavaria-Studios mit Schauspielern der Mittelklasse, vielleicht der oberen Mittelklasse, in des Münchner Residenztheaters inszenierte. Die Ge- einer mittelgroßen schwedischen Stadt um 1910, wo man eng zusammenhält. Der Film ist ein großer Gobe- der Familie gestohlen hatte, verfügte ich über ein an- lin mit einer Menge Menschen, Farben, Häuser, Wälder, sehnliches Material. Der Film handelte also von Mutters geheimnisvollen Verstecken und nächtlichen Himmeln Gesicht, Karins Gesicht, von dem ersten Foto im Alter – alles vielleicht ein wenig romantisch, aber nur so viel, von drei Jahren bis zum letzten, einem Paßfoto, das ei- daß man es noch aushalten kann.« (Ingmar Bergman) nige Monate vor dem letzten Herzinfarkt aufgenommen

Mit FANNY UND ALEXANDER, dessen Kinofassung worden war.« (Ingmar Bergman) – EFTER REPETITIO- n 1984 mit vier Oscars ausgezeichnet wurde, wollte sich NEN (NACH DER PROBE) – Schweden 1984 – R+B: a m g

Bergman vom Kino verabschieden: »Ich denke, es ist Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – D: Erland Joseph- r e besser, zu einem Zeitpunkt, an dem ich sehr zufrieden son, Ingrid Thulin, Lena Olin, Nadja Palmsterna-Weiss, B r bin, aufzuhören.« Allerdings konnte er nicht verhindern, Bertil Guve – 72 min, OmeU – Ein alternder Theater- a m g

daß seine späteren Fernsehfilme NACH DER PROBE regisseur schläft nach den Probenarbeiten zu Strind- n und SARABANDE ins Kino gelangten. Die erst nach der bergs »Traumspiel« ein und versinkt in einen Traum: I Kinoauswertung fertiggestellte längere vierteilige Fern- zwei Darstellerinnen suchen ihn auf der Bühne auf und 21 sehfassung räumt der Familiengeschichte mehr Raum konfrontieren ihn mit ihren Ansprüchen. Ein Dialog- ein und wirkt in der Gewichtung der Episoden deutlich stück mit einem einzigen Handlungsort, gedreht für das ausgewogener. schwedische Fernsehen, in dem Bergman seine eigene ̈ Sonntag, 17. Dezember 2006, 18.00 Uhr (314 min- Ehe, das Theater, die Rollen, die Beziehungen zwischen Fernsehfassung in Videoprojektion) ̈̈ Mittwoch, den Darstellerinnen und ihrem Regisseur sowie zwi- 20. Dezember 2006, 18.30 Uhr (188 min-Kinofassung in schen Kunst und Leben reflektiert. 35mm-Projektion) ̈ Samstag, 20. Januar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, 6. Februar 2007, 18.30 Uhr DOKUMENT FANNY OCH ALEXANDER (DOKUMENT FANNY UND ALEXANDER) – Schweden 1986 – R+B: SARABAND (SARABANDE) – Schweden 2003 – R+B: Ingmar Bergman – K: Arne Classon – 110 min, OmeU Ingmar Bergman – K: Raymond Wemmenlöv, Per-Olof – »›Die Summe meines Lebens als Filmemacher‹, hat Lantto, Sofi Stridh, Jesper Holmström, Stefan Eriksson Bergman FANNY UND ALEXANDER genannt; dessen – D: Liv Ullmann, Erland Josephson, Börje Ahlstedt, Entstehungsprozeß hat er dokumentiert. Ein Film dar- Julia Dufvenius, Gunnel Fred – 106 min, OmeU – Sara- über, wie man die Realität nach seinen Vorstellungen bande ist ein höfischer Tanz aus dem 17. und 18. Jahr- fürs Kino formen will: von den Auseinandersetzungen hundert, der sich in langsamen ritualisierten Bewegun- mit Kameramann Sven Nykvist, der lieber beweglichere gen vollzieht. »Am Abend des Gauklers, kein Lächeln Einstellungen gedreht hätte, bis zu Diskussionen mit einer Sommernacht. Der alte Mann, der das europäi- Erland Josephson über seine Rolle; ein Film darüber, sche Kino fast ein halbes Jahrhundert geprägt hat wie wie man mit Kindern, in deren Leben der Tod noch außer ihm vielleicht nur Federico Fellini, bleibt unver- nicht getreten ist, die Szene am Totenbett des (Film) söhnt: mit sich, mit seinen Dämonen, mit seinem Hand- Vaters probt oder auch eine ausgelassene Kissen- werk. Wo späte Fellini-Werke von heiterer Melancholie schlacht im Nachthemd. Die Entstehung eines Epos durchweht waren, herrscht im Bilderreich des 85-jähri- aus dem Geiste seines Schöpfers, der seinen Mitarbei- gen Ingmar Bergman eine minimalistische Kälte. Noch tern entgegenkommt, um von ihnen fordern zu können: immer Schreie und Flüstern, zornige Einblicke in das Unermüdlich erklärt sich Bergman Schauspielern und Leben der Marionetten, doch kein Licht in diesem Win- Crew, bezieht sie in seinen Gedankenprozeß ein, indem ter. Bergman läßt noch einmal, mit einer Meisterschaft, er ausführt, welche Effekte er jeweils zu erzielen hofft.« die auf jede Äußerlichkeit verzichtet, seine Obsessio- (Christoph Huber) nen Revue passieren. SARABANDE ist großes Schau- ̈ Samstag, 16. Dezember 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Mitt- spieler-Kino, modern in seiner Schnörkellosigkeit, an- woch, 10. Januar 2007, 18.30 Uhr rührend durch die Wiederbegegnung mit Liv Ullmann und Erland Josephson dreißig Jahre nach den legen- KARINS ANSIKTE (KARINS GESICHT) – Schweden dären SZENEN EINER EHE. Einen gemütlichen Abend 1985 – R+B: Ingmar Bergman – K: Arne Carlsson – M: kann man sich wahrlich nicht machen mit dieser Käbi Laretei – 14 min, OmeU – »Vor ein paar Jahren SARABANDE, aber einen unvergeßlichen.« (Hans-Chri- drehte ich einen kleinen Film über Mutters Gesicht. Ich stoph Blumenberg) drehte ihn mit einer 8mm-Kamera und einem Spezial- ̈ Sonntag, 21. Januar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, objektiv. Da ich nach Vaters Tod sämtliche Fotoalben 24. Januar 2007, 18.30 Uhr TROLÖSA (DIE TREULOSEN) – Schweden 2000 – R: SÖNDAGSBARN (SONNTAGSKINDER) – Schweden Liv Ullmann – B: Ingmar Bergman – K: Jörgen Persson 1992 – R: Daniel Bergman – B: Ingmar Bergman – K: – D: , Erland Josephson, , Tony Forsberg – M: Rune Gustafsson, Zoltán Kodály – Thomas Hanzon, Michelle Gylemo – 155 min, OmeU – D: , Lena Endre, Henrik Linnros, Bergman hat seinem Drehbuch einen Satz von Botho Jakob Leygraf, Marie Richardson – 118 min, OmeU –

n Strauss vorangestellt: »Keine Form eines üblichen Fehl- Auf mehr als eine Art ist SONNTAGSKINDER eine a schlags, weder Krankheit noch Verfall und auch nicht Geschichte von Vätern und Söhnen. Geschrieben von m g

r geschäftliches Unglück bewirkt ein so grausames und Ingmar Bergman und umgesetzt von seinem jüngsten e

B tiefes Echo in unserem Unterbewußtsein wie eine Sohn Daniel, schildert der Film Bergmans eigene Kind- r a Scheidung«. Ein Drehbuchautor will eine Geschichte heit und die schwierige Beziehung zu seinem Vater. Die m g

n über zerbrochene Ehen schreiben und erfindet die Fi- stark autobiographische Geschichte bildet zusammen I gur einer Schauspielerin, die ihrem Mann, einem Diri- mit Bergmans letzter Regiearbeit FANNY UND ALEXAN- 22 genten, untreu wird. Er läßt sie immer mehr in eine DER sowie Bille Augusts DIE BESTEN ABSICHTEN den emotionale Schieflage abgleiten und erfindet ein Sze- letzten Teil einer Trilogie. Während DIE BESTEN AB- nario, das das Leben aller Beteiligten dramatisch ver- SICHTEN kurz vor seiner Geburt endete, setzt SONN- ändert. Während die Filmgeschichte entsteht, materia- TAGSKINDER acht Jahre nach seiner Geburt wieder lisiert sie sich vor dem geistigen Auge des Autors. ein. »SONNTAGSKINDER, hervorragend fotografiert von Fiktion und wirkliches Leben sind bald nicht mehr zu Tony Forsberg und unter der liebevollen Regie von Da- trennen. Ein grüblerisches Werk nach einem autobio- niel Bergman, provoziert vermutlich mehr Fragen als grafisch gefärbten Drehbuch von Ingmar Bergman, in- daß er sie beantwortet. Aber genau das ist schließlich szeniert von seiner langjährigen Film- und Lebenspart- das Merkmal eines guten Films.« (Rita Kempley) nerin Liv Ullmann. Die schwermütige Handlung wird ̈ Sonntag, 4. Februar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, durch ein dichtes Drehbuch, reife Schauspielkunst und 7. Februar 2007, 18.30 Uhr präzise Regieführung zu einem tief in seinen Bann zie- henden Epos über eine zerbrochene Ehe. ENSKILDA SAMTAL (PRIVATE CONVERSATIONS) – ̈ Freitag, 2. Februar 2007, 21.00 Uhr Schweden 1996 – R: Liv Ullmann – B: Ingmar Bergman – K: Sven Nykvist – M: Johann Sebastian Bach – D: DEN GODA VILJAN (DIE BESTEN ABSICHTEN) – , Max von Sydow, Samuel Fröler, Anita Schweden 1992 – R: Bille August – B: Ingmar Berg- Björk, Vibeke Falk, Thomas Hanzon, Kristina Adolphson man – K: Jörgen Persson – M: Stefan Nilsson – D: – 200 min, OmeU – Mit fast 80 Jahren wendet sich Samuel Fröler, Pernilla Ostergren-August, Max von Ingmar Bergman seiner Kindheit zu und versucht, die Sydow, Ghita NØrby, , Lennart Hjulström – Ehe seiner Eltern zu ergründen, vor allem die morali- 180 min, OmeU – Die Liebe zwischen einem introver- schen Vorstellungen seiner Mutter. Der Titel ENSKILDA tierten Pfarrer aus ärmlichen Verhältnissen und einer SAMTAL heißt übersetzt »evangelische Beichte« und reichen, jungen Frau aus Uppsala, erzählt als ein ver- bezieht sich auf Luthers Beharren, die formale katho- söhnlicher Rückblick Ingmar Bergmans auf das Leben lische Beichte durch private Gespräche zwischen dem seiner Eltern zwischen 1908 bis 1918. Bille August, der Pfarrer und seinen Gemeindemitgliedern zu ersetzen. außerdem eine fünfstündige Fernsehfassung des Films »PRIVATE CONVERSATIONS ist eine Geschichte, in der drehte, erhielt für den Film die Goldene Palme in Can- wir alle verschiedene Dinge erkennen können, jeder für nes. »DIE BESTEN ABSICHTEN ist eine episch breit und sich und abhängig davon, welche Beziehung wir zu oftmals ausufernd erzählte ›Liebeschronik‹, die ver- Wahrheit und Lüge haben.« (Liv Ullmann) gleichsweise wenig Wert auf die zeitlichen Eckdaten ̈ Donnerstag, 8. Februar 2007, 19.00 Uhr legt und soziale Wirklichkeit in erster Linie über die extrem aufwendige Ausstattung einfängt; vertieft wird sie allenfalls da, wo sie gebraucht wird, um das Han- deln der Personen zu motivieren. Stattdessen rückt Bille August bestimmte Etappen in der geistigen Ent- wicklung und ›Reifung‹ der Hauptfiguren ins Zentrum Fotos: Ingmar Bergman bei Dreharbeiten zu TROLLFLÖJTEN / TILL GLÄDJE / SOMMAREN MED MONIKA / SOMMARNAT- und erzählt von den ›mannigfachen seelischen Be- TENS LEENDE / SÅSOM I EN SPEGEL / NATTVARDS- währungsproben‹ ihrer Liebe.« (Horst Peter Koll) GÄSTERNA / PERSONA / TROLLFLÖJTEN / FANNY OCH ALEX- ̈ Samstag, 3. Februar 2007, 21.00 Uhr ANDER Edition Filmmuseum m u e s u m m l i F n o i t i d E

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Die Edition Filmmuseum ist ein Projekt mehrerer Film- Beschäftigung mit dem Film, die individuell genutzt archive und -museen aus dem deutschsprachigen werden kann und das Kinoerlebnis ergänzt – und so ist Raum, Archivschätze und ungewöhnliche Filme, die auch unser Angebot zu verstehen: Wer am Abend an durch die Maschen der kommerziellen Anbieter fallen, der Kinokasse die DVD des gezeigten Films kauft, er- auf DVDs verfügbar zu machen. Unabhängig von Zeit- hält für die Vorführung eine Freikarte (dieses Angebot geist und modischen Strömungen werden unbekannte gilt selbstverständlich nur für die DVDs, die schon er- Werke in technisch hochwertig edierten Ausgaben her- schienen sind). Stefan Drößler ausgegeben, die Filmgeschichte in all ihren Aus- prägungen abdecken und sich dezidiert gegen die all- ENTUZIAZM (ENTHUSIASMUS) – SU 1930 – R+B: seits betriebene Kanonisierung von Filmklassikern stel- Dziga Vertov – K: Boris Cejtlin, K. Kualev – M: Nikolaj len. Die DVDs der Edition Filmmuseum sind über die Timofejev – 65 min, OmU – RESTORING ENTUZIAZM Website www.edition-filmmuseum.com und an der – Österreich 2005 – R: Michael Loebenstein – D: Peter Kasse des Filmmuseums erhältlich. Das Programm Kubelka – 65 min, engl. OF – Dziga Vertovs ENTU- stellt Filme vor, die bereits auf DVD veröffentlicht wur- ZIAZM, ein Klassiker des sowjetischen Revolutionski- den oder kurz vor ihrer Veröffentlichung stehen – und nos über den Fünfjahresplan der später Zwanziger zeigt die Filme selber aber selbstverständlich in 35mm- Jahre, gilt als Meisterwerk des Dokumentar- und Filmkopien oder hochwertigen digitalen Formaten. Es Avantgardefilms. Als Meilenstein unter anderem von geht nicht darum, DVDs im Kino durchzusetzen und Charlie Chaplin verehrt, geriet der Film in den Dreißiger den in der Bildqualität deutlich überlegenen 35mm- Jahren in Vergessenheit, um von der Avantgarde der Film zu ersetzen. Das Medium DVD mit seinen Steuer- Sechziger Jahre wiederentdeckt zu werden. Peter Ku- möglichkeiten gibt die Möglichkeiten zu einer anderen belka restaurierte den Film, indem er die überlieferten Asynchronitäten der Tonspur behob und mittels Re- Bärenz – D: Theodor Loos, Hermann Vallentin, Isabel Synchronisation Vertovs Idee einer überwältigenden, Heermann, Egmont Richter, Paul Bildt, Wilhelm Diegel- neuen Tonfilmsprache erfahrbar macht. In der Doku- mann, Ilka Grüning, Max Kaufmann, Kitty Aschenbach mentation RESTORING ENTUZIAZM demonstriert Ku- – 102 min – Der an Originalschauplätzen in Stuttgart belka anhand einiger Sequenzen die Prinzipien seiner gedrehte Stummfilm FRIEDRICH SCHILLER – EINE Restaurierungsarbeit und gibt Einblick in Vertovs Ver- DICHTERJUGEND beschreibt die Jahre des Dichters an ständnis des Kinos. der Hohen Karlsschule, wo er mit seiner Aufsässigkeit m

u ̈ Dienstag, 5. September 2006, 21.00 Uhr auffällt. Sein Zorn über die Ungerechtigkeiten des ab- e s

u solutistischen Herzogs Karl Eugen von Württemberg

m WHY SHOULD I BUY A BED WHEN ALL THAT I WANT schlägt sich nieder in dem Theaterstück »Die Räuber«, m l i IS SLEEP? – A CHAMBER FILM WITH ROBERT LAX – das im Januar 1782 mit großem Erfolg im National- F

n Deutschland 1999 – R+B+K: Nicolas Humbert & theater in Mannheim aufgeführt wird und Schiller in o i t i Werner Penzel – 58 min, OmU – LAX READINGS – Stuttgart eine Gefängnisstrafe einbringt. Die weit- d E Deutschland 2006 – R+B+K: Nicolas Humbert & Wer- gehend vollständig erhaltene erste Filmregie-Arbeit des 24 ner Penzel – 13 min, OF – Der amerikanische Dichter Schauspielers, Dramatikers, Regisseurs und Schrift- Robert Lax, ein Vertreter der Konkreten Poesie, starb stellers Curt Goetz wurde vom Filmmuseum München 85jährig im September 2000. Aus einer New Yorker zum Schillerjahr 2005 restauriert. Als Grundlage diente Künstlergruppe, die entscheidenden Einfluss auf die die einzige überlieferte Kopie von Gosfilmofond in Mos- nachfolgende Beat Generation ausübte, zog er sich in kau, die nach zeitgenössischen Dokumenten über- den Sechziger Jahren auf die griechischen Inseln arbeitet und gemäß der Konventionen der Zeit einge- Kalymnos und Patmos zurück. Zwischen 1993 und färbt wurde. Der Stummfilmkomponist Joachim Bärenz 1999 besuchten und filmten ihn Nicolas Humbert und hat eine neue Musik zum Film erarbeitet, die bei einer Werner Penzel, die ihm freundschaftlich verbunden Live-Aufführung beim Bonner Sommerkino aufgezeich- waren. Die vorerst als Installation unter dem Namen net wurde. Three Windows mit drei je einstündigen Filmen präsen- ̈ Dienstag, 12. September 2006, 21.00 Uhr tierten Aufnahmen finden sich nun in einer sechzig- minütigen poetischen Dokumentation gebündelt. Für WESTEND – Deutschland 2001 – R: Markus Misch- die DVD der Edition Filmmuseum erstellten die Filme- kowski, Kai Maria Steinkühler – B: Markus Misch- macher einen neuen Kurzfilm LAX READINGS, in dem kowski – K: KaPe Schmidt – M: Haifaboys – D: Markus Lax seine Gedichte vorträgt. Mischkowski, Kai Maria Steinkühler, Jens Claßen, ̈ Mittwoch, 6. September 2006, 21.00 Uhr Katharina Schmaltz, Katy Karrenbauer, Ralf Richter – 89 min – INTERVIEW MIT DEN FILMEMACHERN VON FRIEDRICH SCHILLER – EINE DICHTERJUGEND – »WESTEND« – Deutschland 2005 – R+B+D: Markus Deutschland 1923 – R: Curt Goetz – B: Curt Goetz, Max Mischokowski, Kai Maria Steinkühler – 16 min – »Wie Kaufmann – K: Otto Tober, Hans Scholz – M: Joachim den meisten Filmen der Kölner Gruppe gelingt es auch WESTEND, Kinotraditionen, die vom Slapstick bis zum GEFÄHRLICHE NEIGUNGEN geht auf die Hintergründe Italo-Western reichen, im deutschen Alltag wiederzufin- ein, warum der Film schließlich verboten wurde. den. Die beiden arbeitslosen Kumpel Mike und Alfred, ̈ Dienstag, 19. September 2006, 21.00 Uhr von den Filmemachern selbst gespielt als beautiful lo- sers im grandiosen Outfit zwischen Geschmacklosig- ANDERS ALS DU UND ICH (§ 175) – BRD 1957 – R: keit und verwegenem Schick, sind die Nachfolger der Veit Harlan – B: Felix Lützkendorf, nach einer Idee von großen Komiker-Duos und Western-Buddies. Wenn all Robert Pilchowski – K: Kurt Grigoleit – M: Erwin Halletz m die glorreichen Verlierer in WESTEND angeberisch von – D: , Paul Dahlke, Christian Wolff, Ingrid u e s

»positivem Stress« und »intelligenten Autos« sprechen, Stenn, Hans Nielsen – 92 min – DER FALL »ANDERS u dann wirkt das über die Parodie hinaus: wie ein tragi- ALS DU UND ICH« – Deutschland 2005 – R+B: Stefan m m l komischer, poetischer Rap. WESTEND zeichnet eine Drößler – 30 min – Ausgerechnet Veit Harlan, der Lieb- i F schöne Ernsthaftigkeit aus, eine Melancholie, die den- lings-Regisseur von Joseph Goebbels, der nach dem n o i t noch hoffen lässt, dass es eine Auferstehung gibt der Krieg wegen seiner Regie bei dem antisemitischen Pro- i d alten Mythen von Freundschaft, Liebe und Wagemut pagandafilm JUD SÜSS vor Gericht gestellt wurde, E in der Ruinenlandschaft des Stadtrands.« (Hans wagte sich 1957 an ein heißes Eisen: Den §175, der 25 Schifferle) homosexuelle Betätigung von Männern unter Strafe ̈ Mittwoch, 13. September 2006, 21.00 Uhr stellte. ANDERS ALS DU UND ICH ist aber nicht nur ein Film über ein Tabu-Thema, das damals ein Verbot des ANDERS ALS DIE ANDERN – Deutschland 1919 – R: Films nach sich zog, der nur verändert und überarbeitet Richard Oswald – B: Richard Oswald, Magnus Hirsch- in die Kinos kam, sondern auch ein interessantes feld – K: Max Faßbender – D: Conrad Veidt, Reinhold Dokument über die restaurativen Strukturen im Wirt- Schünzel, Fritz Schulz, Anita Berber, Magnus Hirschfeld schaftswunderland und über den Gewissenskonflikt – 51 min – GEFÄHRLICHE NEIGUNGEN – DIE SKAN- einer Mutter, die einen Rechtsbruch begeht, um »das DALGESCHICHTE VON »ANDERS ALS DIE ANDERN« Richtige« zu tun. Die Dokumentation DER FALL »AN- – Deutschland 2000 – R+B: Gerald Koll – K: Gil Freu- DERS ALS DU UND ICH« zeigt die Veränderungen, die denreich – 7 min – Der erste deutsche Film über Veit Harlan auf Druck der FSK und der Produzenten an Homosexualität wurde seinerzeit von der Zensur vieler- seinem Film vornehmen mußte. orts verboten und hat nur als Fragment einer 1927 um- ̈ Mittwoch, 20. September 2006, 21.00 Uhr geschnittenen Kurzversion überlebt, die eine Episode des Films GESETZE DER LIEBE von Magnus Hirschfeld KÖNIG DER MITTELSTÜRMER – Deutschland 1927 – gebildet hat. Die Rekonstruktion des Originalfilms ver- R: Fritz Freisler – B: Hugo Huxol, Curt Lauermann – K: wendet neben dem vorhandenen Filmfragment Texte Günther Krampf, Artur von Schwertführer – D: Paul aus zeitgenössischen Protokollen und Besprechungen Richter, Aud Egede Nissen, Fritz Alberti, Colette Brettel, sowie Standphotos und macht so die ursprüngliche Rudolf Lettinger, Teddy Bill – 97 min – Der fußball- Struktur eines Films erfahrbar. Die Dokumentation begeisterte Sohn eines Großhandelskaufmanns soll seine Leidenschaft zugunsten der Firma seines Vaters Regiedebüt von 1919, ein Beziehungsdrama vor der aufgeben, kann aber schließlich seiner Mannschaft Alpenkulisse Südtirols, verblüfft auch heute noch ob doch noch beistehen. 1927 enstanden in Berlin parallel seiner präzisen visuellen Sprache und seiner morali- zwei Filme, die um den Titel des »ersten Fußball-Groß- schen Ambivalenz. Die prachtvoll erhaltene, viragierte films« stritten: Zoltan Kordas DIE ELF TEUFEL mit Gu- deutsche Sprachfassung dieses Stummfilmklassikers stav Fröhlich und KÖNIG DER MITTELSTÜRMER mit ist etwas länger als die erhaltene amerikanische Ori- Paul Richter, dem Siegfried aus Fritz Langs DIE NIBE- ginalfassung und wurde vom Österreichischen Film- m

u LUNGEN. Beide Filme hat das Filmmuseum München museum restauriert. »Stroheim und die Kühnheit seiner e s

u restauriert, wobei der KÖNIG DER MITTELSTÜRMER so Sujets, die Originalität seiner Figuren, die ungeheure

m starke Zersetzungserscheinungen aufwies, daß die Phantasie seiner mise en scène: Schon in BLIND HUS- m l i Restaurierung erst im Frühjahr 2006 abgeschlossen BANDS ist vieles da. Das Revolutionäre seiner Erzähl- F

n werden konnte. Der seit über 70 Jahren nicht mehr ge- weise, diese ungeheure Kraft der Transparenz, die o i t i zeigte Film erweist sich als unterhaltsamer Stummfilm, nichts suggeriert, sondern sichtbar werden läßt, ist am d E der bereits alle Zutaten späterer Fußballfilme vor- Anfang seiner Arbeit bereits ausgeprägt.« (Norbert 26 wegnimmt. – DER LÄNDERKAMPF DEUTSCHLAND – Grob) ITALIEN IM DUISBURGER STADION – Deutschland ̈ Dienstag, 3. Oktober 2006, 21.00 Uhr 1924 – 9 min – Das filmtechnisch noch recht mangel- hafte Dokument beweist, daß die Deutschen auch KLASSENVERHÄLTNISSE – BRD 1984 – R+B: Da- schon damals gegen Italien verloren haben – trotz ihres nièle Huillet & Jean-Marie Straub, nach dem Roman- Mittelstürmers Josef Herberger. fragment »Amerika« von Franz Kafka – K: William Lub- ̈ Dienstag, 26. September 2006, 21.00 Uhr tchansky – D: Christian Heinisch, Nazzareno Bianconi, Mario Adorf, , Harun Farocki, Manfred Blank ELLA BERGMANN-MICHEL: DOKUMENTARISCHE – 127 min – »Straub/Huillet haben Kafkas Romanfrag- FILME 1931–1933 – Die Künstlerin, Fotografin und ment wörtlich in einen verfremdend durchdeklamierten Filmemacherin Ella Bergmann-Michel drehte zwischen Dialogfilm übersetzt. Diese Szenen schaffen eine wit- 1931 und 1933 fünf dokumentarische Filme, die ein in zigsarkastische (dennoch bitterböse) Gesetzmäßigkeit Deutschland seltenes Beispiel einer sozial engagierten des Untergangs. Kafkas Welt ist zugenagelt mit den ab- und gleichzeitig künstlerischen Filmarbeit sind: WO surden Vorschriften anonymer Mächte. Straubs Kafka- WOHNEN ALTE LEUTE – Deutschland 1931 – R+K: Welt läßt die Ordnung der Nägel sichtbar werden: Die Ella Bergmann-Michel – B: Ella Bergmann-Michel und Ausübung der Macht wird als hierarchisch genau ab- Mart Stam – 13 min – ERWERBSLOSE KOCHEN FÜR gestuftes Zwecksystem erkennbar. Ein ebenso exzen- ERWERBSLOSE – Deutschland 1932 – R+B+K: Ella trisches wie suggestives Form-Experiment.« (Ponkie) – Bergmann-Michel – 9 min – FLIEGENDE HÄNDLER IN JEAN-MARIE STRAUB UND DANIELE HUILLET BEI FRANKFURT AM MAIN – Deutschland 1932 – DER ARBEIT AN EINEM FILM NACH FRANZ KAFKAS R+B+K: Ella Bergmann-Michel – 21 min – FISCH- ROMANFRAGMENT »AMERIKA« – BRD 1983 – R+B: FANG IN DER RHÖN (AN DER SINN) – Deutschland Harun Farocki – 26 min – Harun Farocki, der in KLAS- 1932 – R+K: Ella Bergmann-Michel – 10 min – SENVERHÄLTNISSE die Rolle des Delamarche spielt, WAHLKAMPF 1932 (LETZTE WAHL) – Deutschland nutzte die Gelegenheit, um seine großen Lehrmeister 1932/33 – R+K: Ella Bergmann-Michel – 13 min – Zu Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit Einführung in das Werk der Künstlerin wird eine Doku- mit den Schauspielern zu beobachten. »Vielleicht habe mentation gezeigt: MEIN HERZ SCHLÄGT BLAU. ELLA ich den Film nur gemacht, um von Straub anerkannt zu BERGMANN-MICHEL – Deutschland 1989 – R+B+K: werden.« (Harun Farocki) Jutta Hercher & Maria Hemmleb – M: Ernst Bechert – ̈ Mittwoch, 4. Oktober 2006, 21.00 Uhr 30 min ̈ Mittwoch, 27. September 2006, 21.00 Uhr

BLIND HUSBANDS (BLINDE EHEMÄNNER) – USA 1919 – R+B: Erich von Stroheim – K: Ben F. Reynolds – D: Erich von Stroheim, Francelia Billington, Sam De Grasse, Fay Holderness, Gibson Gowland – 100 min (18 B/s), dtF, mehrfarbig viragiert – Erich von Stroheims Foto: ANDERS ALS DU UND ICH Straub / Huillet / Pavese e s e v a P / t e l l i u H / b u a r t S

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Die Sehnsucht der Götter gen. Die Götter und göttlichen Wesen, Erzählungen Ein zweites Mal nehmen Danièle Huillet & Jean-Marie einer vergangenen agrarischen Gesellschaftsform, die Straub die 1947 erschienenen »Gespräche mit Leuko« in den Dialogen auftreten, sind gewiß ambivalent. Sie von Cesare Pavese zur Grundlage eines Films. In sind Formulierungen – Personifizierungen – von Macht DALLA NUBE ALLA RESISTENZA bildeten sechs dieser und sie werden bis heute, verweltlicht, technisiert, von Dialoge zwischen Figuren aus der griechischen Antike den realen politischen und gesellschaftlichen Kräften und Mythologie den ersten Teil des Films. QUEI LORO besetzt und instrumentalisiert. Andererseits verkörpern INCONTRI besteht aus den letzten fünf des Buches. sie Geist und Moral. Und damit auch die ethische Emp- Revolution bedeutet, sehr alten und vergessenen findung gegenüber der Welt des Sinnlichen und Dingen ihren Platz zurückzugeben – diesen Satz von Menschlichen. Charles Péguy hält Jean-Marie Straub immer wieder QUEI LORO INCONTRI ist vielleicht der traurigste Film bereit, wenn es um die Zukunft der Gesellschaft geht, der Straubs, weil er aus der Perspektive der Götter von genauso wie Benjamins Ausspruch von der Revolution den bedauernswerten Menschen im allgemeinen als dem »Tigersprung ins Vergangene«: »Das ist auch spricht und keine individuelle Geschichte erzählt. Es ist die Idee von Pavese mit seinen mythologischen Dialo- aber vielleicht auch derjenige, der die »ethische Ge- gen, er wollte seine Genossen spüren lassen, daß die walt« (Franco Fortini) ihrer Filme am sanftesten zum Flucht in die Zukunft nicht ausreicht.« In Zeiten des Ausdruck bringt. Es ist erschütternd, wie diese Götter Staatskommunismus wurden derartige Äußerungen von Sehnsucht und Trauer zugleich ergriffen werden, stets als häretisch und reaktionär bekämpft. wenn sie von den erbärmlichen und dennoch benei- Man sollte beachten, daß nicht von der Wiedereinset- denswerten Menschen sprechen. Sie sehnen sich nach zung einer Vergangenheit die Rede ist, sondern von deren Sterblichkeit, die, weil sie vom ewigen Schicksal Vergangenem, von sehr alten oder vergessenen Din- befreit, »alles unvermutet und Entdeckung« werden läßt. Sie bewundern sie für ihre Fähigkeit zu benennen, Ende heißt es: »Ein Nichts genügt, und das Gelände denn überall, »wo sie Mühsal und Worte aufwenden, wird wieder das gleiche wie damals, als diese Dinge wird ein Rhythmus, ein Sinn, eine Ruhe geboren.« Wie geschahen. Es genügt ein Hügel, ein Gipfel, ein Ab- schön muß es sein, »sich selbst zu gestalten, auf diese hang. Daß es ein einsamer Ort ist und daß deine Augen Art der Laune nach.« Sie sehen aber auch, daß die hinaufsteigend im Himmel anhalten werden.« Die letzte Menschen elend, gemein und berechnend sind, daß sie Einstellung – ein Schwenk, hinaufsteigend in den Him- ihre Geschichten immer mit Blut erzählen, den Wert mel – deutete die Geschichte als die einer endgültigen ihrer Existenz nicht erkennen und sich an der Welt ver- Entfremdung zwischen Menschen und Göttern, hätte e

s sündigen. Unverständnis und Zorn kommt dann auf, es zuvor nicht eben jene Dialoge gegeben: sie ist wie e

v aber es sind ihr Wohlwollen, ihr Wille, den Menschen zu das Erwachen aus einem lebendigsten Traum, eine a P

/ helfen, und zugleich ihre Ohnmacht, die bestürzend Rückkehr in die eigene, einsame Wahrnehmung eines t e

l sind. Nein, nicht ein Gott wird die Menschheit retten. Trostlosen, in die hineinragt die ungeheuerliche Erinne- l i

u Eine göttliche Erzählung allenfalls, die die Menschen rung an »jene ihre« – unsere verlorengegangenen – H / lehrt, »daß der Tod auch für sie neu ist. Ihnen diese Er- »Begegnungen«. Nicht nur den Fabelwesen, auch den b u

a zählung geben. Sie ein Schicksal lehren, das sich mit Göttern begegnen wir nur noch in Träumen – oder in r t

S dem unsren verflicht.« den Filmen von Danièle Huillet & Jean-Marie Straub. Man muß sehen, wie die Darsteller, die Götter und Markus Nechleba 28 Menschen in den Einstellungen des Films verflochten sind mit ihrer Umgebung, der Natur, den Bäumen, DALLA NUBE ALLA RESISTENZA (VON DER WOLKE Ästen, den Blättern im Wind, den Felsen, mit Licht, Far- ZUM WIDERSTAND) – Italien 1978 – R+B: Danièle ben und Schatten, den Geräuschen, mit dem Sinn des- Huillet & Jean-Marie Straub, nach »Dialoghi con sen, wovon sie sprechen. Wie sie mit festen Stimmen Leucò« und »La luna e i falò« von Cesare Pavese – K: und präziser Diktion diesem Sinn eine eindringliche, Saverio Diamanti, Gianni Canfarelli – T: Louis Hochet, rhythmisierte Form geben, die sich in den lebendigen, Georges Vaglio – D: Olimpia Carlisi, Guido Lombardi, ruhigen Raum einfügt. Physischer Geist, sinnliches Gino Felici, Lori Pelosini, Walter Pardini, Ennio Lauri- Denken (im wirklichen Sinne, weder symbolistisch noch cella, Andrea Bacci, Lori Cavallini, Francesco Ragusa, metaphorisch). Die Menschen sind den Göttern, auch Florangelo Pucci, Dolando Bernardini, Andrea Filippi, den Ungeheuern und Mischwesen, und der Natur ver- Mauro Monni, Carmelo Lacorte, Luigi Giordanello, wandt. Mario di Mattia, Paolo Cinnani – 105 min, OmU In DALLA NUBE ALLA RESISTENZA sind die Götter ̈ Freitag, 8. September 2006, 18.30 Uhr gleichwohl Mächte, die die Menschen verführen und die es zu bekämpfen gilt wie die faschistischen Ideolo- QUEI LORO INCONTRI (JENE IHRE BEGEGNUNGEN) gien und die gegenwärtigen Technokratien. Die offene, – Italien 2005 – R+B: Danièle Huillet & Jean-Marie noch nicht zur Faust geschlossene Hand des Jungen Straub, nach »Dialoghi con Leucò« von Cesare Pavese am Ende des Dialogs mit seinem Vater vor den Opfer- – K: Renato Berta, Jean-Paul Toraille, Marion Befve – feuern ist ein erstes Zeichen des Widerstandes. Der T: Jean-Pierre Duret, Dimitri Haulet, Jean-Pierre La- zweite Teil des Films – nach Paveses Roman »Der force – D: Angela Nugara, Vittorio Vigneri, Grazia Orsi, Mond und die Feuer« (1950) – erinnert in den Gesprä- Romano Guelfi, Angela Durantini, Enrico Achilli, Gio- chen zwischen dem aus dem amerikanischen Exil vanna Daddi, Dario Marconcini, Andrea Bacci, Andrea zurückgekehrten »Bastard« und den Dagebliebenen die Balducci – 68 min, OmU Zeit der Resistenza gegen den Faschismus: Erzäh- ̈ Samstag, 9. September 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Sonn- lungen, die von der Unsicherheit zeugen, was Wider- tag, 10. September 2006, 19.30 Uhr stand ist. Er müßte beginnen, fortdauern, wo dieselbe Verachtung und dieselben Verhältnisse fortdauern. Er QUEI LORO INCONTRI (JENE IHRE BEGEGNUNGEN) endet aber dort, wo Armut und Zwang nur die Selbst- – Italien 2005 – R+B: Danièle Huillet & Jean-Marie zerstörung als Alternative übriglassen. Dazwischen gibt Straub – Theater-Aufführung in Buti am 23. Mai 2005 es wenig Klarheit. Und doch bezeugt jeder Straub-Film – 64 min, OmU aufs Neue: genau so und jetzt müßte und könnte ein ̈ Sonntag, 10. September 2006, 18.00 Uhr ganz anderes, neues Leben beginnen. So gottverlassen und elend wie in QUEI LORO INCON- TRI erschien unsere Gegenwart noch nie. Aber gegen Foto: QUEI LORO INCONTRI Vor 50 Jahren: Ungarn 1956 6 5 9 1 n r a g n U

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Vor 50 Jahren, am 23. Oktober 1956, versuchte Un- kaum faßbarer Kontinuität die Geheimpolizisten der garns Nachkriegsgeneration den Aufstand gegen ihre Pfeilkreuzler-Organisation des faschistischen Ungarns, ehemaligen »Befreier«, die Sowjets und gegen deren diejenigen der stalinistischen Rákosi-Ära und diejeni- ungarische Gehilfen. Wie István Szabó in seinem Film gen der nachrevolutionären Kádár-Zeit, später auch mit APA (VATER, 1966) poetisch beschreibt, ging es hierbei dem versöhnlichen Namen »Gulaschkommunismus« auch um die Loslösung von dem am 5. März 1953 ge- versehen, nacheinander ab. Alle sperrten ihre Opfer in storbenen »Übervater« Stalin. Der Zorn richtete sich auf dieselben Zellen, folterten sie in denselben Räumen mit Mátyás Rákosi, der als Stalins Ziehsohn galt, und den denselben Methoden, hängten sie an dieselben Galgen Kult um seine Person. Er regierte den sowjetischen oder verteilten sie auf die weiteren Gefängnisse der Satellitenstaat mit stalinistischer Härte. Nach der Re- Stadt. gierungsbildung der Kommunisten 1948 wurden in Nach dem Tode Stalins und der Interimsregierung von Budapest Intellektuelle sowie Angehörige des ehema- Imre Nagy schienen Kursänderungen möglich, so ligen Großbürgertums und des Adels durch Schein- waren 1956 die polnischen Reformen Wladislaw Go- prozesse in Gefängnisse gebracht oder auseinander- mulkas erfolgreich. Der Aufstand begann mit einer gerissen und auf das Land zwangsübersiedelt. Hieran Sympathiekundgebung der Budapester Studenten aus zerbrachen erneut Familien, insbesondere jüdische, die der Technischen Fakultät und des Petofi-Kreises für Deportationen in Konzentrationslager überlebt und sich Polen. Die Studenten sammelten sich an der Statue erst nach Kriegsende wiedergefunden hatten. von Josef Bem, des polnischen Freiheitskämpfers von Zentraler Ort fortgesetzten Leids wurde die Adresse 1848, womit an den vorangegangenen Arbeiterauf- Andrássy-Straße 60 in Budapest. Hier lösten sich in stand in Poznan´ angeknüpft wurde. Auf Flugblättern kursierte bereits ein konkreter Forderungskatalog nach zum 4. November sowie dem geheimen Verfahren einem politischen Richtungswechsel. gegen den Politiker erzählt Márta Mészáros im Film Die bekannten Bilder von den Ereignissen – des Stur- TEMETETLEN HALOTT (NICHT BEGRABEN, 2004). Der zes des Stalin-Denkmals, die Tumulte der sich betei- Film erinnert an die rund 230 Verurteilungen einzelner ligenden Volksmassen auf den Straßen, das zuneh- Revolutionsführer, die in der Kádár-Zeit für ihre Beteili- mende Ausmaß der Zerstörung durch Kämpfe mit auf- gung hingerichtet und auf der sogenannten Parzelle fahrenden sowjetischen Panzern – zeigt die Dokumen- 301 bei Budapest anonym begraben wurden. tation BILDER DER REVOLUTION (1990) von János Die filmische Verarbeitung der Ereignisse verlief sehr Zsombolyai, in der die Parolen der späteren Sieger unterschiedlich. Während in Ungarn bereits im Jahr unter Kádár den Kommentaren des Emigranten und Fil- 1957 der Aufstand als »Konterrevolution« im Film memachers István Erdély gegenübergestellt werden. ÉJFÉLKOR (UM MITTERNACHT) von György Révész the- Die von beiden Seiten verwendeten Filmbilder sind oft matisiert wurde, sind die entscheidenden Spiel- und die gleichen. vor allen Dokumentarfilme erst auf die Zeit nach der Vom 23. Oktober bis zum Morgen des 4. November politischen Wende von 1989 anzusetzen. Eine interes- 6

5 setzte die revolutionäre Volksbewegung – darunter un- sante Ausnahme bildet Zóltan Fábris Dokumentarfilm 9

1 garische Soldaten, die der russischen Armee dienten – HÚSZ ÓRA (ZWANZIG STUNDEN, 1965). Auffällig im n r

a zunächst in Budapest, dann auch in vielen anderen Zusammenhang mit einer voranschreitenden Amnestie g

n Städten Ungarns ihre Forderung nach Freiheit, Selbst- für politische Aktionisten der Revolution ist der Grün- U verwaltung und mehr Demokratie durch. Zeitgenössi- dungszeitpunkt der Béla Balázs-Filmstudios 1959, der 30 sche Dokumente belegen, daß tatsächlich eine Mög- nicht nur die gesamte Filmproduktion stärkte. Zuneh- lichkeit der Akzeptanz durch die UdSSR bestand, aber mend entstanden Filme, die eine eigenständige Sicht- letztendlich verfolgte diese den harten Kurs. Bis zum weise trotz der fortbestehenden offiziellen Zensur Jahresende gab es noch vereinzelte Kampfhandlungen transportieren konnten. durch Widerstandsgruppen, in denen insgesamt rund Die Experimentalfilme des Berliner Künstlers Antal Lux 2.600 Menschen starben. Fast 200.000 Menschen nehmen einen besonderen Platz ein. Als ehemaliger verließen zwischen 1956 und 1957 illegal das Land, revoltierender Soldat, der fliehen mußte, prägten ihn von denen sich 10.000 zur sofortigen legalen Rückkehr vorrangig seine damaligen Gefühle während des entschieden, als es 1957 eine Amnestie für Flüchtlinge Kampfes oder der Flucht, die er bis heute in kurze, re- gab. flektierende Fragmente übersetzt. In dokumentarischer Entscheidende Voraussetzung des Aufstandes waren Form beschäftigte sich der Schweizer Regisseur Miklós die Hoffnungen des ungarischen Volkes, die an Imre Gimes in dem Film MUTTER (2002) mit dem Leben sei- Nagy geknüpft waren. Der vordem kommunistische ner Eltern, die in der Revolution ebenfalls eine aktive Landwirtschaftsminister war im Juni 1953 durch Verfü- Rolle gespielt hatten. Sein Vater wurde mit Imre Nagy gung Chruschtschovs zum Ministerpräsidenten ein- und anderen Revolutionären 1958 hingerichtet, erst gesetzt worden. In den fünf Jahren unter Rákosi hatte 1988 wurden sie öffentlich am Budapester Heldenplatz Ungarn unter dem unmenschlichen Diktat der Sowjet- rehabilitiert. Der Film zeigt das Porträt seiner Mutter, union gelitten. Die landwirtschaftliche Produktion die durch ihre Erinnerungen und ihre Zeugenschaft den wurde in die UdSSR abgeführt. Die kulturelle Unter- leergewordenen Platz des Vaters füllt. Petra Kraus drückung manifestierte sich in einem klaffenden Wi- derspruch ideologischer Versprechungen und dem von APA (VATER) – Ungarn 1966 – R: István Szabó – K: Furcht und Entbehrungen geprägten Alltag. Nagy ge- János Kende – M: János Gonda – D: András Bálint, lang es bis zu seiner Absetzung im Frühjahr 1955 mit Klári Tolnay, Miklós Gábor, Dani Erdélyi, Kati Sólyom – Pragmatismus und einem Blick, der mehr auf das Wohl 86 min, OmU – Bence Takó verliert gegen Ende des seines eigenen Landes als auf die Erfüllung sowjeti- Zweiten Weltkriegs den Vater und teilt damit das scher Vorgaben gerichtet war, die ungarische Produk- Schicksal einer ganzen Generation. Aus Erzählungen tion zu entlasten. Gleichzeitig hatte es eine Amnestie über den Vater und eigenen Erinnerungen fabuliert er politischer Gefangener gegeben. Daher lautete die sich eine Übervaterfigur, was dem Jungen zunächst zweite Forderung der Studenten vom 23. Oktober, Imre auch soziale Vorteile bringt. Der erwachsene Takó ist Nagy wieder als Ministerpräsidenten einzusetzen. Die den Ansprüchen dieser erfundenen Figur allerdings Akzeptanz seiner Person durch die Revolutionäre kam nicht mehr gewachsen. Nach dem Erlebnis der Revolu- überraschend für Nagy. Von seiner Führungsrolle bis tion versucht er einen eigenständigen Weg zu finden. Studenten überraschend als Ministerpräsident zurück- gefordert wurde und knapp zwei Wochen lang ein freies Ungarn repräsentierte. Die anschließende Ver- bannung nach Rumänien bis zur Rückholung zum ge- heimen Prozeß, der 1958 mit der Hinrichtung endete, zeigen einen Staatsmann, der dem Kommunismus ein menschliches Gesicht geben wollte. ̈ Sonntag, 17. September 2006, 18.30 Uhr

A FORRADALOM KÉPEI 1956–1957 (BILDER DER REVOLUTION) – Ungarn 1990 – R+B: János Zsombo- lyai – 45 min, OmU – Während der Kämpfe filmt István Erdélyi Bilder des Umsturzes an zentralen Orten in Bu- dapest: den Sturz des Stalin-Denkmals, die russischen 6

Panzer, Straßenszenen. 1957 nach München emigriert, 5 9

schneidet er die Bilder zum Dokumentarfilm UNGARN 1 n Szabó inszeniert den Akt des »Freischwimmens« des r

IN FLAMMEN. Nahezu die gleichen Einstellungen fan- a g jungen Mannes bildlich. Ein metaphernreicher Film als den den Weg in die ungarischen Wochenschauen, dort n psychologisches Porträt einer Generation von Ungarn, jedoch als »Konterrevolution« kommentiert. Beide Do- U die sich vom Phänomen des Personenkults (dem Über- kumente komponiert Zsombolyai chronologisch und 31 vater Stalin) befreien will. geordnet nach gleichen Bildmotiven, deren Original- ̈ Freitag, 15. September 2006, 18.30 Uhr (Einführung: kommentare einander völlig entgegengesetzt sind. Die Anna Zielin´ska) komplexe Filmstruktur wird einleitend erläutert. ̈ Dienstag, 19. September 2006, 18.30 Uhr (Anschlie- HÚSZ ÓRA (ZWANZIG STUNDEN) – Ungarn 1965 – R: ßend Gespräch mit den Zeitzeugen Prof. Prágay, Imre Zóltan Fábri – B: Miklós Köllö, nach dem Roman von Máté und Gyula Borbándi unter Leitung von Rita Tol- Ferenc Sánta – K: György Illés – M: Marguerite Monnot nay-Knefely) – D: Antal Páger, János Görbe, Emil Keres, Ádám Szirtes, Lászlo György, József Bihari – 120 min, OmeU SZÁMARKÖHÖGÉS (KEUCHHUSTEN) – Ungarn 1986 – Ungarn 1965: Ein Reporter verbringt zwanzig Stun- – R: Péter Gárdos – B: Péter Gárdos, András Osvát – K: den in einem Dorf – er will den Ereignissen der letzten Tibor Máthé – M: Jan Novák – D: Eszter Kárász, Judit zwanzig Jahre nachgehen, die divergierenden und auf- Hernádi, Mari Töröscik, Dezsö Garas, Marcell Tóth – einanderprallenden Schicksale von vier befreundeten 90 min, OmeU – Ungarn im Herbst 1956: Tomi und ehemaligen Tagelöhnern erforschen. Seine Anwesen- Annamari bekommen schulfrei und erfahren durch das heit reißt alte und immer noch schmerzende Wunden Verhalten ihrer Eltern und der Umwelt, daß in der Stadt auf. Dieser Dokumentarfilm hat neun Jahre nach den etwas Außergewöhnliches geschehen sein muß. Sie Revolutionsereignissen einen besonderen Stellenwert. erleben manche kleinere und größere Tragödie: Die Er muß im Kontext zwischen Amnestie und fortbeste- Großmutter bringt einen Brotlaib nach Hause, der von hender Zensur in Ungarn gesehen werden. zwei Kugeln durchschlagen ist. In der Familie, die Ver- ̈ Samstag, 16. September 2006, 18.30 Uhr wandte in den USA hat, sind beide Fronten präsent: Großmutter ist Kommunistin, die Mutter hingegen ver- A TEMETETLEN HALOTT (NICHT BEGRABEN) – Un- läßt spontan das Land – jedoch mit einem anderen garn 2004 – R: Márta Mészáros – B: Márta Mészáros, Mann. Bei Annamari bricht Keuchhusten aus. Irgend- Éva Pataki – K: Nyika Jancsó – M: Zygmunt Konieczny wann im November beginnt die Schule wieder und die – D: Jan Nowicki, György Cserhalm, Marianna Moór, Mutter kommt zurück. Ein interessanter Versuch, sich Pál Mácsai, János Kulka – 127 min, OmeU – Das diesem Kapitel der ungarischen Geschichte aus dem biographische Porträt von Imre Nagy beginnt mit der Blickwinkel von Kindern zu nähern. Revolution und orientiert sich an Nagys Tagebuchauf- ̈ Mittwoch, 20. September 2006, 18.30 Uhr zeichnungen. Der Film beginnt als historische Inszenie- rung des Aufstands und verdichtet sich zum Persön- FREEDOM’S FURY (DIE WUT DER FREIHEIT) – USA lichkeitsbild des Mannes, der von den Budapester 2005 – R: Colin Kay Gray, Megan Raney Aarons – B: Colin Kay Gray – K: Megan Raney Aarons – M: Les Hall 1 min – HALLUZINATION – Deutschland 2002 – – 90 min, OF – Eigentlich nur eine Fußnote der Ge- R+B+K: Antal Lux – 2 min – MEMORABILIEN – schichte: Im Halbfinale bei den Olympischen Spielen Deutschland 2002 – R+B+K: Antal Lux – K: Kalman 1956 in Melbourne treffen die ungarische und die so- Czibolya – D: Jozsef Báló – 11 min – Erinnerungen an wjetische Wasserball-Mannschaft aufeinander. Unmit- den November 1956, an die Zeit eines jungen Soldaten telbar zuvor waren 2.000 sowjetische Panzer in Ungarn einer Strafkompanie im Kohlebergwerk in Pécs (Süd- eingefallen, die den Aufstand in Budapest brutal nie- westungarn) im Moment der Revolution. »Daß es un- derschlugen. Das Spiel in Melbourne geht als »das blu- bewußte seelische Vorgänge gibt, wurde wohl in den tigste Spiel« in die Geschichte der olympischen Spiele Erscheinungen der ›Hypnose‹ deutlich. Man ist ge- ein und muß kurz vor Ende abgebrochen werden, da zwungen, sogar bereit, andere Auffassungen zu dul- Ervin Zador von den sowjetischen Gegnern blutig ge- den, auch wenn sie auf Lüge gebaut sind. Toleranz schlagen wird. In Melbourne gewinnen die Ungarn zwar wächst mit der Erfahrung, bis ein Ereignis eintritt, wo die Goldmedaille, ein großer Teil des Teams kehrt je- eine durch Erziehung gestärkte Toleranz nicht mehr doch nicht in die Heimat zurück. Reiches Archivmaterial gilt. Keine Toleranz ist absolut. Wer alles zu dulden be- 6

5 dokumentiert die politischen Ereignisse im Herbst reit wäre, würde nichts mehr für wert halten können.« 9

1 1956 in Budapest, die mit den Erinnerungen der Spie- (Antal Lux) – DIE SPUREN – Deutschland 2006 – n r

a ler der beiden olympischen Wasserballmannschaften R+B+K: Antal Lux – K: Kalman Czibolya – M: Lutz g

n verwoben werden. Glandien – 15 min – Spurensuche in Budapest: Ein- U ̈ Freitag, 22. September 2006, 18.30 Uhr schußlöcher, Orte der Kämpfe, die namenlosen ehema- 32 ligen Gräber der Revolutionsanführer auf Parzelle 301 REVOLUTION 1956 IN UNGARN – Experimentalfilm- am Zentralgefängnis Köbanya verknüpft mit anonymi- serie in 7 Teilen – VERFOLGUNG – BRD 1983 – sierten Zeitzeugeninterviews machen die Angst erfahr- R+B+K: Antal Lux – 7 min – DIE FLUCHT – BRD 1983 bar, die bis heute in den Köpfen der Widerständler exi- – R+B+K: Antal Lux – D: Josef Somogyi, Zsuzsa Dobai stiert. Gedicht von Knut Gerwers. – 15 min – Die Erfahrung der Angst im Unterwegssein ̈ Samstag, 23. September 2006, 18.30 Uhr (Antal Lux ist anwesend)

MUTTER – Schweiz 2002 – R+B: Miklós Gimes – K: Pio Corradi – 95 min – Dokumentarfilm über Lucy Gimes aus der Sicht ihres Sohnes, mit dem sie 1956 in die Schweiz floh. Das Leben führte die aus dem jüdi- schen Bürgertum stammende junge Frau nach dem Krieg auf die Parteihochschule und in höhere Funktio- nen, Sicherheiten, die sie 1956 wieder verlor. Ihr Mann, der Journalist Miklós Gimes, arbeitete beim Partei- organ »Szabad Nép«. Nach der Regierungsreform von 1954, als Imre Nagy für eineinhalb Jahre Ministerpräsi- dent wurde, ging Gimes als Korrespondent nach Paris. Als überzeugter Wegbegleiter des Wandels kehrte er nach dem 4. November 1956, als die Revolution end- jedoch zurück und vollzog die Revolution mit. Er wurde gültig durch die sowjetische Armee niedergeschlagen gemeinsam mit anderen Anführern am 16. Juni 1958 worden war. Text von Ernst Jünger – FALL- hingerichtet. Nach 31 Jahren rehabilitierte die Regie- GESCHICHTE – Deutschland 1992 – R+B+K: Antal rung Gyula Horn die Kämpfer öffentlich auf dem Hel- Lux – 5 min – »Verbrannte Erde. Die Darstellung eines denplatz. Lucy Gimes stellt sich der Geschichte ihres Lebenslaufs und die Entwicklung einer seelischen Lebens in diesem Film mit großer Offenheit und be- Störung: Aus der großen Fülle der Einzeleinflüsse ragen wundernswerter Vitalität. einige wie Muster heraus. So werden Erfahrungen ̈ Sonntag, 24. September 2006, 18.30 Uhr herausgearbeitet, die für ähnliche Situationen in vielen Lebenslagen aufschlußreich sind, auch wenn sich die Details jeweils unterscheiden.« (Antal Lux) – TOLE- RANCE – Deutschland 2002 – R+B+K: Antal Lux – Fotos: A TEMETETLEN HALOTT / APA / DIE FLUCHT Rumänisches Wochenende n e i n ä m u R s u a e m l i F

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Das Programm aus Anlaß der Münchner »Rumäni- MOARTEA DOMNULUI LAZARESCU (DER TOD DES schen Kulturtage 2006« umfaßt ein weites Spektrum HERRN LAZARESCU) – Rumänien 2005 – R: Cristi rumänischer Regisseure und Filmgenres. Vom Altmei- Puiu – B: Cristi Puiu, Razvan Radulescu – K: Oleg Mutu ster und Klassiker Lucian Pintilie (* 1933) bis zur jüng- – M: Andrea Barbu – D: Ion Fiscuteanu, Luminita sten Entdeckung Corneliu Porumboiu (* 1975) entfaltet Gheorghiu, Doru Ana, Monica Barladeanu, Mimi Brane- sich ein Überblick über gegenwärtige Tendenzen und scu – 154 min, OmeU – »Die epische Erzählung von Befindlichkeiten, die oft auch – historisch bedingt – die der nächtlichen Krankenhaus-Odyssee eines sterben- Rückschau in die Vergangenheit miteinbeziehen. Wir den alten Mannes, der in zunehmende Demenz verfällt, freuen uns besonders, alle Filme von Cristi Puiu während überforderte Mediziner meist an ihm vorbei (* 1967) zeigen zu können, dessen TOD DES HERRN agieren, besitzt eine Offenheit, Präzision und Viel- LAZARESCU letztes Jahr in Cannes Aufsehen erregte, schichtigkeit, die ihresgleichen suchen. Gleichermaßen seitdem auf vielen Festivals zu sehen war und z. B. in von der TV-Serie EMERGENCY ROOM wie von Eric Roh- den USA, in Frankreich oder in Österreich jetzt mit mers MORALISCHEN ERZÄHLUNGEN inspiriert, berich- großem Erfolg in den Kinos läuft, während er in tet Puiu in langen, sehr genau choreographierten Plan- Deutschland keinen Verleih gefunden hat. sequenzen mit der Handkamera auf eine Weise von der Die in Rumänien in den letzten Jahren entstandenen Welt, die gleichermaßend bewegend wie bestürzend Filme lassen Kritiker immer wieder von einer Nouvelle ist.« (Christoph Huber) Und man lasse sich nicht täu- Vague des rumänischen Film sprechen. Puius Antwort schen – dies ist, trotz des traurigen Titels, einer der le- darauf ist eindeutig: »Es gibt keine Nouvelle Vague, es bendigsten, lebensbejahendsten Filme, die man sich gibt nur ein paar verzweifelte Filmemacher.« So wie er vorstellen kann. Ein Film, der das Leben eines jeden denken viele der jüngeren Generation. Es gibt keine Zuschauers definitiv verändern wird, wenn man nur konstante Entwicklung und die einzelnen Filme lassen den Mut hat, sich darauf einzulassen. »Mein Film ist sich nicht unter ein Label subsumieren. Umso span- schwarz, aber wenn man das Kino verläßt, überkommt nender ist also ein solch vielfältiges Programm. einen Hoffnung! Meine Figuren sind menschlich, schwach – man kann sich in ihnen wiedererkennen machtsoffiziere gemeldet wird. Hoffnungen werden und daraus Hoffnung schöpfen. Ich möchte, daß der wach: Bringen sie neue Befehle? Werden sie eine Ge- Film mir ähnelt, meiner Hoffnung ebensosehr wie mei- genoffensive beginnen? Wird das Chaos des Rückzugs nen Ängsten und Sorgen.« (Cristi Puiu) nun beendet? Aber die Enttäuschung kommt schnell: ̈ Donnerstag, 28. September 2006, 19.00 Uhr Die deutschen Gäste, ein General und ein Major, haben keinen Auftrag, sie bringen keine Klärung, sondern su- UN CARTUS DE KENT SI UN PACHET DE CAFEA (ZI- chen lediglich die Gelegenheit, ein Fest zu feiern. »Eine GARETTEN UND KAFFEE) – Rumänien 2004 – R+B: komische Parabel über die Integration komplexbela- Cristi Puiu – K: Oleg Mutu – D: Victor Rebengiuc, Mimi dener Habenichtse in jene Fiktion, die einstweilen Eu- Branescu – 13 min, OmeU – Ein älterer Herr betritt ein ropa genannt wird.« (Lucian Pintilie) – VISUL LUI LIVIU Restaurant in Bukarest und setzt sich an einen Tisch, (LIVIUS TRAUM) – Rumänien 2004 – R+B: Corneliu an dem ein junger Mann – Typ: dynamischer Unterneh- Porumboiu – K: Marius Panduru – D: Dragos Bucur, mer – schon beim Nachtisch ist. Das Gespräch dreht Luiza Cocora, Constantin Disa – 39 min, OmeU – 1966 sich um eine Arbeitsmöglichkeit für den älteren Herrn, erließ der Diktator Nicolae Ceausescu ein Dekret, das n e i der seit zwei Jahren beschäftigungslos ist. Doch wer Abtreibungen verbot. Viele unglückliche Ehen mit un- n ä Arbeit will, darf nicht mit leeren Taschen kommen. erwünschten Kindern waren die Folge. Zwei Millionen m

u Selbst dann nicht, wenn es der eigene Sohn ist, der sie Kinder wurden unter diesen Bedingungen geboren. R

s zu vergeben hat. – MARFA SI BANII (KOKS UND Liviu, 25, ist eines dieser Kinder. Jeden Morgen wacht u a KOHLE) – Rumänien 2001 – R: Cristi Puiu – B: Cristi er über einem bösen Traum auf. Er hängt mit seinen e

m Puiu, Razvan Radulescu – K: Silviu Stavila – D: Alex- Freunden herum; seine Freundin wird schwanger und l i F andru Papadopol, Dragos Bucur, Iona Flora, Luminita will mit ihm den klassischen Traum vom Familienleben 34 Gheorghiu, Doru Ana – 91 min, OmeU – Ovidiu träumt mit Häuschen im Grünen verwirklichen. Er hat andere davon, in Constanta ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Vorstellungen. »Ich wollte eine Welt beschreiben, die in Ihm fehlt jedoch das Startkapital. Da verspricht ihm ein einem unaufhörlichen Übergang befangen bleibt und Gangster eine große Summe Geld, wenn er eine Tasche zwanghaft die Fehler aus der Vergangenheit wieder- mit unbekanntem Inhalt nach Bukarest bringt. Der Deal holt. Livius Leben wird von der Last der Vergangenheit ist klar: keine Pause auf der Fahrt und keine Zeugen. überschattet. Er verachtet seinen Vater wegen der Doch Ovidiu nimmt die Regeln nicht so genau und falschen Entscheidungen, die jener getroffen hat und macht sich mit seinem Freund Vali und dessen Freun- die sein eigenes Schicksal geprägt haben. Doch aus din Betty in einem klapprigen Kleinbus auf den Weg. Ihr Angst vor der Vergangenheit wiederholt Liviu die Fehler jugendlicher Leichtsinn läßt sie verdrängen, daß sie seines Vaters.« (Corneliu Porumboiu) sich mit dem organisierten Verbrechen eingelassen ̈ Samstag, 30. September 2006, 18.30 Uhr haben. Aber dann bemerken sie, daß sie verfolgt wer- den … In fast dokumentarischem Stil begleitet Puiu FATA ÎN FATA (VON ANGESICHT ZU ANGESICHT) – seine Protagonisten mit der Handkamera und schafft Rumänien 1999 – R+B: Marius Barna – K: Alexandru es gleichzeitig, eine Spannung wie in einem klassi- Solomon – M: Petru Margineanu – D: Maia Morgen- schen Suspense-Film aufzubauen. stern, Serban Ionescu, Serban Pavlu, Mircea Diaconu, ̈ Freitag, 29. September 2006, 18.30 Uhr Ion Fiscuteanu – 86 min, OmeU – Eine Frau findet her- aus, daß ihr Ehemann sie für die Securitate aus- TERTIUM NON DATUR (EIN DRITTES GIBT ES NICHT) spioniert und verraten hat. Das Ehepaar versucht ge- – Rumänien/Frankreich 2006 – R+B: Lucian Pintilie, meinsam, dieses Problem zu bewältigen. Ist es eine nach der Novelle »Der Kopf des Auerochsen« von Vasile Tragödie? Ist es eine Komödie? Der Film ist auf jeden Voiculescu – K: Silviu Stavila – D: Victor Rebengiuc, Fall eine beißende Satire über private Beziehungen, die Sorin Leoveanu, Tudor Istodor – 39 min, OmeU – In der in Konflikt geraten mit den politischen und gesell- ukrainischen Steppe gegen Ende des Zweiten Welt- schaftlichen Zwängen, denen man sich nicht entziehen kriegs. Die deutschen und rumänischen Truppen ziehen kann. Und es braucht schließlich viel Souveränität, um sich vor der Roten Armee zurück, die unaufhaltsam den gordischen Knoten einfach zu durchschlagen … vorrückt. In einer verlassenen Schule hat eine rumäni- ̈ Sonntag, 1. Oktober 2006, 18.30 Uhr sche Armeeeinheit ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Die rumänischen Offiziere erwarten den Zusammen- bruch, als plötzlich der Besuch hochrangiger Wehr- Foto: MOARTEA DOMNULUI LAZARESCU Hommage à Kim Novak k a v o N m i K

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Letztlich illusionslos dioleuten dann so radikal in die platinblonde blasse Fünfzigerjahre-Schönheit umgeformt wurde wie Judy Denkwürdig ist dieses Image, dieser Mythos, dieser später in Madeleine, vom besessenen James Stewart Kinoliebestraum, der sich beim Namen Kim Novak ent- in VERTIGO. Später mußte Kim dann gegen Hayworth faltet. Als Doublette ist sie legendär geworden in der spielen in PAL JOEY, das einfache schüchterne Chorus- Filmgeschichte, durch die Figur der Madeleine, die fake girl gegen die Lady der feinen Gesellschaft, die ihr Lady in Hitchcocks VERTIGO, geschaffen einzig, um Frank Sinatra weglocken will, mit dem Kim wirklich eine einem Mann den Verstand zu rauben und die klare Beziehung gehabt haben soll. Sicht zu nehmen auf sein Leben und seine Vorstellun- Spieglein, Spieglein … gen und Wünsche, ihn in einen emotionalen Wirbel zu Ich hatte eine Zeit lang eine Menge Vorbehalte gegen- ziehen, aus dem es kein Entrinnen gab – und selbst über Kim Novak, hat Novak in einem Interview erklärt. dabei zugrunde zu gehen. »But I don’t mind her anymore. She’s okay. We’ve be- Es war ihr neunter Film erst, und es war ein perfektes come friends.« Das klingt charmant und kokett, aber es Vehikel für Kim Novak, die gewissermaßen der erste ist wohl auch die beste Beschreibung für dieses Leben, Star on delivery war, im Jahr 1953, die erste Holly- für diese Karriere, die unter dem Zeichen der Spie- wooddiva, die auf Bestellung geliefert wurde. Harry gelung, der Doppelung, der Schizophrenie stehen. In Cohn von der Columbia, der allgemein als der härteste ihrem ersten Film, PUSHOVER, schon steht sie voll und mieseste Boß der alten Studiogarde gilt, war richtig unter Observation, ein Gangsterliebchen, in das einer sauer, weil Rita Hayworth, das Studio-Highlight, ihm der Polizisten sich verknallt. Das war in den Fünfzigern, davongelaufen war. Er wollte Ersatz und bekam ihn in als sie sich selbst suspekt war, und auch Amerika war Gestalt von Marilyn Pauline Novak, die von seinen Stu- sich sehr unsicher geworden in seinem way of life, sei- nen Möglichkeiten und seiner Moral. Selbstzweifel den Handspiegel werfen müssen – Schneewittchen, brachte sie bereits reichlich mit, als sie nach erstem das die Obsessionen der Stiefmutter geerbt hat. Mit ihr Modelling über eine kleine Reklametour als Miß Deep hat die Selbstreflexion im amerikanischen Kino einen Freeze nach Hollywood gelangte, wo sie Harry Cohns traurigen Höhepunkt erreicht. Heutzutage, lesen wir in Talentsucher entdeckten. Vor ihrer Unsicherheit und einem schönen »Time«-Artikel von 1957, kommen die Verklemmtheit, ihren Problemen mit der Figur, ihrer Filmstars nicht nur ausgestattet mit Kleidern von Adrian schauspielerischen Überforderung, ihren Schwierigkei- und Makeup von Westmore daher, sondern mit großem ten mit der Stimme und der Modulation, ihrer Angst vor Einblick in Freud. Niemand spricht mehr über Kims lei- den Höhenflügen Hollywoods, ihrer Bodenständigkeit dende Psyche als Kim selbst. mußte auch die Columbia kapitulieren – ganz abgese- Mit JEANNE EAGELS versuchte sie einen Ausbruch, sie hen davon, daß Cohn sie schamlos ausgenutzt hat, sie spielte das monstre sacré, die Broadwayschauspiele- für teures Geld an andere Studios auslieh und das mei- rin, die mit der Rolle der Sadie Thompson berühmt ste davon in die eigene Tasche steckte: He screwed me wurde und sich in einem kurzen Lebensrausch selbst every way he could … Manchmal hat sie bei Dreh- ruinierte. Die Rolle überforderte Kim heillos, aber in die- arbeiten abends in der Kirche gebetet, daß sie die ge- ser Überforderung begann die Leinwand zu knistern. forderte Leistung erbringen möge am nächsten Tag. Sie Mit ihr bekam man, vielleicht zum ersten und zum letz- war immer beides in ihren Filmen, durch die Allüren ten Mal, mit, was Sex wirklich bedeuten mochte im und den Glamour der Diva wurde das Mädchen von Kino, als Spiel von Aufschub und Erfüllung. Nach ihr nebenan sichtbar, die Femme fatale war plötzlich ein wurde, mit Marilyn, der Sex im Kino zum Markenzei-

k Kumpel des einsamen Mannes. Das geht von PAL JOEY chen, zum Manierismus. a v

o bis zur Polly in KISS ME, STUPID, über Molly, die dem »Vor allem in ihren frühen Filmen«, schreibt Brigitte N drogensüchtigen Frankie Sinatra beim Entzug hilft in Desalm, »geht die so präsente Körperlichkeit der Novak m i

K THE MAN WITH THE GOLDEN ARM. einher mit einem Appell, lieber Wachs sein zu wollen in Das graue Kostüm den Händen der Männer. Sie sollen sie erlösen aus der 36 Sie muß eine Enttäuschung gewesen sein, von Anfang Festung ihres Körpers. Bei Marilyn konnte man sich an. Ihre Eltern hatten einen Sohn erwartet, und keinen immer ihre leicht verschwitzten Hände vorstellen. Bei Mädchennamen parat, als das Kind geboren war am Kim Novak hatte man das Gefühl, diese Frau könne nie, 13. Februar 1933. Als Harry Cohn dann einen Star- auch in der Liebe nicht, in Schweiß ausbrechen. Uner- namen für sie suchte, hat er an Kit Marlowe gedacht, löstes Fleisch, Miß Deep Freeze forever. Wie eine antike aber das war ihr zu ordinär, und sie setzte schließlich Statue wird sie oft gefilmt, in charakteristischer An- Kim Novak durch. Sie ist dann auch für Hitchcock an- näherung über die Rückenpartie, die ihre Kleider in den geblich eine Enttäuschung gewesen, der VERTIGO für kühnsten Ausschnitten freilegen. Und die lyrische Linie Vera Miles konzipiert hatte, die aber schwanger wurde der Hingebung, mit der sich in der Umarmung vor der – aber kann das wirklich sein, daß der Meister des Kamera Kopf und Schultern nach hinten biegen, hat so Suspense so blind gewesen wäre dafür, daß dieser Film nur noch die Garbo produziert.« allein aus der Unsicherheit, der Staksigkeit seiner Put the blame on Rita Hauptfigur lebt und aus dem Widerstand, den sie ihrer Der Erfolg kam schnell für Kim, zu schnell vielleicht. Rolle entgegenbringt, dem grauen Kostüm von Madel- Nach sechs Filmen war sie die Nummer 1 beim Box- eine, dem engen Korsett, in das sie gezwängt wurde? office. Faszinierte Regisseure und Kameraleute schar- The beauty and the beasts, das war die Geschichte, die ten sich um sie. In Cannes hatte sie alle Photographen Novaks Filme erzählten – und ihr Leben dazu. Es war auf sich gezogen, obwohl sie erst zwei Filme in Europa ihr Geschick, mehr als aller anderen Hollywood-Power- herausgebracht hatte. Man sah sie tanzen dort mit Ali frauen, malträtiert und manipuliert zu werden. Streß Khan, dem Ex von Rita Hayworth. Nicht mehr lang, und war ihr Geschäft, und je mehr sie gequält wurde, desto sie staffierte sich mit den frostigen Insignien der mehr quälte sie auch sich. Im scheuen Flehen um ein Unnahbarkeit aus, dem weißen Mantel, den langen bißchen Liebe, das aber immer zurückschreckt vor zu schwarzen Handschuhen, dem weißblonden Haar. Sie großer Nachhaltigkeit, spürt man all die Grobheiten, die wurde zum Phantom. Ein Titelbild von »Colliers« zeigt King Cohn und seine Vasallen dem kleinen »Polacken- sie in einer Straße der großen Stadt, an eine Hauswand mädel« gegenüber sich herausnahmen. Immer wieder gelehnt, und das ganz frühe Licht läßt sofort an BREAK- hat sie, um sich zu vergewissern über ihre Erschei- FAST AT TIFFANY’S denken – den Film, den sie angeb- nung, kurz vor der Aufnahme einen letzten Blick noch in lich abgelehnt hat. k a v o N m i K

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Die Liebe des Architekten materials may be beautiful«, schreibt Frank Lloyd Für ihren vierten Film PICNIC war Joshua Logan zu- Wright, »their beauty depending much or entirely upon ständig, ein Broadway-Mann, der entsetzt war über die how well they are used by the architect.« verstörte Miß Novak. Die Franzosen waren verzaubert, Man muß diesen späten Film mit dem frühen PICNIC bei »Positif« und vor allem bei den »Cahiers du zusammensehen, in beiden Filmen droht die Liebe ver- cinéma«. Truffaut wurde von PICNIC an Renoirs ELENA fehlt zu werden, weil man sie für etwas Konstruktives ET LES HOMMES erinnert und schwärmte davon, wie hält. Im Roman von Evan Hunter ist die Liebe Eruption, diese Filme »von der Liebe eine Sicht bieten, die wahrer ein kühner Wunschtraum, den das Kino als illusorisch ist, als man es von der Leinwand gewohnt ist, körperli- abtut. In der Übersetzung von Arno Schmidt: »Larry,« cher und letztlich illusionslos.« Am Ende verläßt Kim sagte sie. »Was denn?« »Du machst mich richtig geil.« ihre Heimatstadt, zieht mit William Holden fort, der spä- Er hatte das Wort noch nie aus Frauenmund gehört, ter auf der Leinwand das alter ego seines Freundes und fühlte eine wilde fremde Regung tief innen auf- Richard Quine wurde – Quine hat vier Filme mit Kim kommen. Härter griff er in sie, und packte wütender Novak gedreht und eine tiefe Liebesgeschichte mit ihr ihren Mund mit dem seinen. Seine Hände gerieten an erlebt. Gemeinsam haben sie einen der großen ge- den Reißverschluß ihres Kleides, hinten im Rücken, und heimnisvollen Filme der Fünfziger gemacht, STRAN- als sie ihn auseinandergehen fühlte, sagte sie, »nein,« GERS WHEN WE MEET, über die Sehnsucht der ameri- und wiederum, »nein,« und er streifte das Kleid von kanischen Frau in ihrer Luxuseigenheimsiedlung: Kirk ihren Schultern, während sie sich schon wand, ihn zu Douglas, der Kim Novak ein Haus baut, so geradlinig unterstützen, als er das Kleid hüftwärts, nach unten und lichtdurchdrungen, wie er sich ihre Liebe vorstellt. strich, und sagte doch immerfort, »nein, nein.« Liebe als Immobilie – als Quine und Novak, die das Der Trost der Bäume Haus vom Studio geschenkt bekamen, sich dort ein- Schüchtern und verhuscht, wie ein Kitz, dem manch- richteten, war ihre Beziehung schon am Ende, und ein- mal auch ein paar freche Sprünge gelingen, in BELL, mal wäre es fast ein Raub der Flammen geworden. »All BOOK AND CANDLE als Großstadthexe, in KISS ME, STUPID verschnupft albern, selbst in VERTIGO manch- PUSHOVER (SCHACHMATT) – USA 1954 – R: Richard mal magisch animiert. Quine – B: Roy Huggins – K: Lester White – M: Arthur »Ich liebte das Script. Ich habe ja immer Bäume geliebt. Morton – D: Fred MacMurray, Kim Novak, Phil Carey, Ich verehre sie einfach. Denken Sie nur, was Bäume Dorothy Malone, E.G. Marshall – 88 min, OF – Die erlebt haben, welche Geschichte sie erlebten, den Bür- Überwachung von Lona McLane soll dazu führen, einen gerkrieg, aber sie überleben immer noch. Ich spürte Bankräuber und das gestohlene Geld zu finden. Doch immer, daß sie auch deshalb überleben, weil sie nicht der Polizist Paul Sheridan verliebt sich in Lona, und versuchen sich einzumischen, Ratschläge zu erteilen – beide wollen mit dem Geld flüchten. »Ihr erster Blick- ›Nein, das ist der falsche Weg‹ –, oder versuchen, eine wechsel enthält bereits ein beiderseitiges Spiel, ab- Armee auszulöschen. Sie standen da und beobachte- sichtsvoll begonnen vom Polizisten Paul, aus purer Lust ten. Als ich die Szene im Script las, wenn Madeleine und Scottie in den Redwoods unter den Sequoias sind und sie den Finger an die Jahresringe legt und sagt ›Hier wurde ich geboren, und hier bin ich gestorben. Es war nur ein Augenblick. Ihr habt kaum Notiz genommen davon‹, bekam ich eine Gänsehaut. Als wir dann diese Szene drehten, hatte ich eine Gänsehaut. Diesen alten Baum zu berühren, war wirklich bewegend für mich, denn wenn man diese Bäume berührt, hat man so ein

k großes Gefühl vom Vergehen der Zeit, von der Ge- a v

o schichte. Es ist, als würde man das Wesen, die reine N Substanz des Lebens berühren. m i

K Diese Szene empfand ich stärker als jede andere, viel- leicht nur mit Ausnahme jener, in der Judy Scottie fragt, und Neigung aufgegriffen von der schönen Lona. Was 38 ob er, wenn sie ihn sie verändern ließe, sie lieben alles mag noch geschehen nach dieser Verknotung von würde? Und sie sagt, sie würde es tun, she doesnt care Biographien, die unterschiedlicher kaum sein könnten. any more about herself. Diese Szene war so wichtig für Wäre Paul nur ein korrekter Polizist, und wäre Lona nur mich. Ich war da so nackt, so willens, alles zu werden, nicht so verdammt attraktiv! Alles ist miteinander ver- was er wollte, nur um geliebt zu werden.« knüpft, der Film folgt streng einem überschaubaren Wer Lylah besaß … Schema. Nur einmal, am Ende, überlagert Verwirrung Das Luder wollte ihr nie so richtig gelingen, man sieht die Klarheit. Zärtlch beugt sich Lona über den verwun- es in ON HUMAN BONDAGE – es war zuviel Keuschheit deten Paul. Das Geld hätten wir eigentlich überhaupt in ihr. Mitte der Sechziger gab es dann den zweiten nicht gebraucht, wirft er ihr mit letzter Kraft vor. Bevor großen Travestiefilm, den viele als ein hartes Remake sie in den Polizeiwagen steigt, richtet sie ihren Blick auf von VERTIGO sehen: THE LEGEND OF LYLAH CLARE. den am Boden Liegenden. Ihr Gesicht bekommt eine Robert Aldrich rechnet mit der Traumfabrik ab und faszinierende Vieldeutigkeit. Die Lippen, die Augen, sie macht sich daran, Billy Wilders SUNSET BOULEVARD beginnen zu sprechen, nur kann es keiner verstehen. auszustechen. Ein Mädchen soll sich für einen Film in Was heißt das? Verlorene Macht? Angst? Trauer? Ver- einen toten Hollywoodstar verwandeln, Kim Novak, die schlagenheit? Alles ist möglich, jede Variante denkbar.« der große Star der Fünfziger war, muß sich in ein Look- (Rolf Aurich) alike von Julie Christie transformieren, die der große ̈ Freitag, 6. Oktober 2006, 18.30 Uhr Star der Sechziger wird. Frauen von Männern geformt, das war das große Thema der Dekade, von Ophüls und THE MAN WITH THE GOLDEN ARM (DER MANN MIT LOLA MONTEZ zu Aldrich und LYLAH CLARE: Er nennt DEM GOLDENEN ARM) – USA 1955 – R: Otto Premin- mich Lylah, Lylah, seit er mich fand. Wo ist was mit ger – B: Walter Newman, Lewis Meltzer – K: Sam Lea- meinem Leben mich verband … vitt – M: Elmer Bernstein – D: Frank Sinatra, Kim Es war der letzte Pushover einer Karriere, die ihr alles Novak, , Darren McGavin – 119 min, abverlangte. Schon lange vor diesem Film ist Kim OmU – »Des Menchen Süchtigkeit wird hier vorgeführt. Novak sehr müde gewesen. »Maybe I get tired,« sagt Es geschieht mit einer solchen Intensität, es wird so sie in PICNIC, »tired of only being looked at.« unbarmherzig hingesehen, wenn die Stunde der Versu- R. Altar chung über den Hilflosen kommt, die arge Verfallenheit, die Auflösung eines Charakters wird so künstlerisch- irrationale Wesen der Liebe? Und sind nicht die Paralle- klinisch beobachtet, daß es einem im Angesicht dieses len zwischen der Rolle der Madge und ihrer Darstellerin Verfalls durch Verfallensein schaudert. Fast körperlich unübersehbar? Auch Kim Novak war unter den Blicken teilt sich einem die qualvolle Trostlosigkeit eines zer- der Zuschauer hilflos und setzte sich ihnen doch immer mürbten Lebens mit, das sich nur immer trügerisch aus wieder aus. PICNIC öffnet so den Raum für Spekulatio- der kleinen, verdammten, blinkenden Spritze regenie- nen.« (Annette Kilzer) rieren will. Frank Sinatra als der Süchtige. Eine Lei- ̈ Sonntag, 8. Oktober 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Mittwoch, stung von beklemmender Wahrhaftigkeit, eine schau- 11. Oktober 2006, 21.00 Uhr spielerische Studie, deren dramatischer Druck immer nur wächst, deren Faszination oft über das Erträgliche JEANNE EAGELS (EIN HERZSCHLAG BIS ZUR EWIG- hinausgeht. Im Kino ist ein charakterloser Charakter KEIT) – USA 1957 – R: George Sidney – B: Daniel selten so glaubwürdig aufgeblättert worden. Eine Frau Fuchs, Sonya Levine – K: Robert Planck – M: George muß ihn retten. Kim Novak tut das. Und auch wie sie Duning – D: Kim Novak, Jeff Chandler, Agnes die Gestalt eines Animiermädchens zu einer fast Moorehead, Charles Drake, Frank Borzage – 109 min, schwesterlichen Heiligkeit aus dieser Umgebung aus OF – »I want to be an actress, that’s all. Das ist alles Dreck, Mief und Verkommenheit wachsen läßt, ist vieler und ist doch mehr, als der ehemaligen Rummelplatz- Ehren wert.« (Friedrich Luft) Tänzerin Jeanne Eagles guttut. Von Kansas City nach ̈ Samstag, 7. Oktober 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Dienstag, New York, von der Provinz in die Theater- und Kino- 10. Oktober 2006, 21.00 Uhr Hauptstadt, das ist ein Schritt, der das Leben verän-

dert, verhärtet. Die 24jährige Kim Novak spielt hier ihre k a v

PICNIC (PICKNICK) – USA 1955 – R: Joshua Logan – erste Titelrolle. Novaks reale Existenz als pure Lein- o B: Daniel Taradash, nach dem Theaterstück von William wandikone hat sich in den Film eingebrannt. Ein Star- N m i

Inge – K: James Wong Howe – M: George Duning – D: let, hineingeworfen in ein inszeniertes ›Projekt Darstel- K William Holden, Kim Novak, Rosalind Russell, Susan lung‹: da reiben sich Stoff und Körper ganz besonders. Strasberg, Cliff Robertson – 115 min, OF – »PICNIC Interessant, wie die junge Filmschauspielerin die Rolle 39 erzählt vom Begehren und Begehrten, von denen, die der anerkannten Bühnenschauspielerin verkörpert. Ein ein Ziel im Leben kennen, und denen, die von anderen Moment: Jeanne wird von einem Kollegen sexuell be- zum Ziel erkoren werden. Kim Novak und William Hol- lästigt. Einer unverhohlenen Aufforderung folgt offene den verkörpern die, die aller Blicke sehnsüchtig treffen. Gewalt. Die Reaktionen darauf hat Kim Novak zu spie- Doch während Novaks Charisma in ihren selbstverlore- len. Gegen die Kußversuche setzt sie sich zur Wehr, nen Bewegungen evident ist, muß Holdens Sex-Appeal dann liegt sie am Boden, während Flüche und Beleidi- gungen auf sie niederprasseln. Ihre Blicke, wie die eines gehetzten Tieres, laufen schnell in alle Richtun- gen. Novaks äußerst physische Auslegung der Rolle ist gerade hier auch zu verstehen im Kontext derjenigen Sinatras in THE MAN WITH THE GOLDEN ARM – freilich mit anderem Resultat.« (Rolf Aurich) ̈ Freitag, 20. Oktober 2006, 18.30 Uhr

PAL JOEY – USA 1957 – R: George Sidney – B: Doro- thy Kingsley – K: Harold Lipstein – M: Moris Stoloff, Nelson Riddle, George Duning, Richard Rodgers, Lo- renz Hart – D: Frank Sinatra, Kim Novak, Rita Hayworth, Barbara Nichols, Bobby Sherwood – 112 min, OF – sorgsam inszeniert werden. Vor allem er ist hier das »Der Wachwechsel der Liebesgöttinnen. Im Kampf um Objekt der Begierde. Ein Paradoxon: Madge ist es den abgebrannten, aber vitalen Nachtclubsänger Joey müde, wegen ihrer Schönheit angestarrt zu werden. trägt Kim Novak den Sieg nach Punkten davon. Als Doch mit Hal verfällt sie genau dem, der nichts anderes Sängerin und Tänzerin Linda verkörpert sie den Typus tut. Ihrem Leben bringt er kein Interesse entgegen. Er der auch unter schwierigsten Bedingungen mädchen- ist ein Aufschneider. Manifestiert sich in dieser Unlogik haft gebliebenen jungen Schönen. Mädchenhaft steht eine Schwäche des Drehbuchs? Oder offenbart sie das sie bereit, als Joey nach langem Hin und Her seine Rückenausschnitten. Doch stets straft ihr melancholi- scher Blick die Staffage Lügen; verrät, daß wir es nicht mit einer Sirene zu tun haben, sondern mit einer jungen Frau, die sich ihrer selbst nicht sicher ist, die sich ei- gentlich nichts mehr wünscht als zu bezaubern, ohne zaubern zu müssen. Der Film erzählt – wie VERTIGO – von einer Liebe, die auf dem Boden der Täuschung nicht gedeihen kann. Kim Novak ist nicht nur im über- tragenen Sinn bezaubernd. Sie ist verführerisch, sie ist katzenhaft – aber sie wirkt stets auch verletzlich und verloren. Die sonst so kühle Blonde ist hier auf einmal warm und anschmiegsam; selten hat man es Kim Novak so deutlich angesehen, daß sie sich in ihrer Haut wohlzufühlen scheint.« (Anne Pohl) finanziell-erotischen Transaktionen mit der reichen ̈ Mittwoch, 18. Oktober 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Sonntag, Witwe Vera beendet hat. Vera erfüllte Joey den 22. Oktober 2006, 18.30 Uhr Wunschtraum vom eigenen Nachtclub, doch seinem Begehren nach Unabhängigkeit stand ihre Gier nach VERTIGO (AUS DEM REICH DER TOTEN) – USA 1958 einem allzeit verfügbaren Liebhaber im Weg. George – R: Alfred Hitchcock – B: Alec Coppel, Samuel A. Tay-

k Sidney zimmerte für beide Ikonen der Weiblichkeit mit lor, nach dem Roman »D’entre les morts« von Pierre a v

o unterschiedsloser, kühl-professioneller Hingabe je Boileau, Thomas Narcejac – K: Robert Burks – M: Ber- N einen eigenen Schrein. Zu besichtigen sind zwei Sex- nard Herrmann – D: Kim Novak, James Stewart, Bar- m i

K symbole bei der Arbeit. Rita Hayworth blüht immer bara Bel Geddes, Tom Helmore, Henry Jones – dann ersichtlich auf, wenn Sidney sie als Zitat ihrer 128 min, OmU – »Die Frau als Projektion der Männer- 40 selbst in Szene setzt. Der berühmte Handschuh-Strip phantasie – das große, ewige Kinoprojekt. Kim Novak aus GILDA, elf Jahre zuvor. Doch die vormals gehört zu seinen Idealbesetzungen. Hitchcock hat schwarzen Handschuhe sind jetzt weiß – die Verrucht- natürlich das meiste Kapital daraus geschlagen. Die heit ist ausgeblichen. Und die neue Venus ist bereits verdoppelte Projektion ist doppelte Täuschung. Zwi- aus dem Schaumbad gestiegen. Groß, blond und mit schen Kim Novak als Madeleine, der weißblonden Lady, der ihr eigenen seltsamen Mischung aus Unsicherheit, Kälte und Hingabe verheißt Kim Novak für den Rest des Films ein ungewisses, nie gezeigtes, stets versproche- nes Etwas, das nach Belieben auszufüllen der Zu- schauer aufgerufen ist.« (Steffen Jacobs) ̈ Dienstag, 17. Oktober 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Samstag, 21. Oktober 2006, 18.30 Uhr

BELL, BOOK AND CANDLE (MEINE BRAUT IST ÜBERSINNLICH) – USA 1958 – R: Richard Quine – B: Daniel Taradash, nach dem Theaterstück von John Van Druten – K: James Wong Howe – M: George Duning – D: Kim Novak, James Stewart, Jack Lemmon, Ernie Kovacs, Elsa Lanchester – 106 min, OF – »Die Hexe Gillian unterscheidet sich nur in wenigen Punkten von und Judy, der Brünetten, die sich in Madeleine zurück- anderen Frauen. Noch nie ist sie rot geworden, noch verwandelt, gibt es einen vampirischen Blutaustausch, nie hat sie geweint. Hexen können nicht lieben, nur ver- beide können ohne einander nicht existieren in der führen; sollte Gillian jemals wirklich ihr Herz verlieren, Phantasie und in den Gefühlen Scotties. Wenn die in so verlöre sie auch ihre Zauberkraft. Eine Hexe wie Kim Madeleine zurückverwandelte Judy ihm erstmals ge- Novak gibt es in keinem Märchenbuch, eher schon in genübertritt, in dem grauen Kostüm, das abweisend einer Frauenzeitschrift. Am liebsten läuft sie barfuß und streng und verlockend zugleich ist und nach dem er trägt rote und schwarze Kleider mit verführerisch tiefen wie ein verbohrter Fetischist fahndete, bis er es wieder- fand, dann gehört dieser Moment des schaudernden, nehmlich komisch. Die Hälfte des Films läuft ab wie ein köstlichen Wieder-Erkennens ganz Kim Novak, nicht gewöhnliches Kriminal-Lustspiel, das die Formeln des Stewart. Wie in Trance tritt sie vor ihn hin, ein Medium Thrillers mittels komischer Situationen und Charaktere seines Begehrens. Die Langsamkeit ihrer Bewegungen, variiert. Nach dem mild-komischen Beginn ergreift der erkennen wir da, zielt geradewegs ins Reich der unbe- Witz indessen die Konstruktion der Kriminalgeschichte wußten Empfindungen.« (Brigitte Desalm) selbst. Unversehens klärt sich alles auf; der Totge- ̈ Freitag, 27. Oktober 2006, 18.30 Uhr glaubte erscheint, entpuppt sich seinerseits als Mörder, wird aber nun wirklich von seiner Frau erschossen. Im STRANGERS WHEN WE MEET (FREMDE, WENN WIR Prozeß tritt überraschend eine Entlastungszeugin auf. UNS BEGEGNEN) – USA 1960 – R: Richard Quine – B: Zweiter Schluß: Freispruch. Dritter Anfang … Am Ende Evan Hunter, nach seinem Roman – K: Charles Lang Jr. löst sich, wie im guten alten Slapstick, die Handlung in – M: George Duning – D: Kim Novak, Kirk Douglas, eine wilde Verfolgungsjagd auf. Richard Quine, Spezia- Ernie Kovacs, Barbara Rush, Walter Matthau – list für sophisticated comedies, hat das Ganze mit einer 117 min, OF – »Die verständnisvolle Schilderung eines hochbrillanten Politur überzogen; seine Fahrt- und Ehebruchs galt seinerzeit als gewagt. Das Milieu ist Schwenkaufnahmen sind so elegant wie die von Wil- nüchtern und stimmig ausgemalt: eine Villenkolonie in liam Wyler.« (Enno Patalas) einem Vorort von Los Angeles, in der sich die Träume ̈ Mittwoch, 25. Oktober 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Sonntag, der Mittelklasse von Erfolg und Status erfüllt haben, 29. Oktober 2006, 18.30 Uhr authentische Sehnsüchte und Wünsche jedoch unbe-

haust bleiben. Das Haus, das Larry im Verlauf des Films OF HUMAN BONDAGE (DES MENSCHEN HÖRIGKEIT) k a v

baut, wird zu einer tragfähigen Metapher für seinen – GB 1964 – R: Ken Hughes – B: Bryan Forbes, nach o und Maggies Wunsch nach Liebe und Selbstverwirk- dem Roman von W. Somerset Maugham – K: Oswald N m i

lichung. Die Architektur in Quines Filmen ist meist ver- Morris – M: Ron Goodwin – D: Kim Novak, Laurence K winkelt, verrät jedoch immer das Bemühen um Trans- Harvey, Robert Morley, Siobhan McKenna, Roger Live- parenz. Das Haus, ein exzentrischer, luftiger, offener sey – 99 min, OF – Ein Medizinstudent verfällt einer 41 Entwurf, mag deshalb Quines Vorstellung von einem leichtlebigen Kellnerin. »Eine immer wieder aufgescho- Traumhaus sehr nahekommen – ein vergeblicher bene Erfahrung. Als Philip durch Mildred erstmals Traum freilich, denn die, die eigentlich dort leben soll- Sehnsucht, Leidenschaft und – so wird es angedeutet ten, werden es nie beziehen. Es ist faszinierend, wie – physische Liebe erfährt, wird er zum Gefangenen sei- zurückhaltend Quine darin den Abschied von Novak ner Emotionen. Der Liebe verfallen. Wie eine schlimme und Douglas in Szene setzt, ein gleich mehrfach hero- Krankheit. Kraftlos mag er allenfalls die Symptome ischer Verzicht, vor und hinter der Kamera.« (Gerhard bekämpfen. Die Ursache seines Leidens wird er nie Midding) chirurgisch sauber entfernen können. Im Mittelpunkt ̈ Dienstag, 24. Oktober 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Samstag, steht Kim Novak. Ihre Augen dominieren die Bilder. Per- 28. Oktober 2006, 18.30 Uhr manent wirft sie rasche Blicke auf ihr Gegenüber, um die Wirkung ihrer Raffinesse zu beobachten. Alle ande- THE NOTORIOUS LANDLADY (NOCH ZIMMER FREI) – ren reagieren nur auf ihre Aktionen. Auch uns Zuschau- USA 1962 – R: Richard Quine – B: Larry Gelbart, Blake ern bleibt zunächst verborgen, was Philip an Mildred Edwards – K: Arthur Arling – M: George Duning – D: fasziniert – bis er sie wegen ihrer Lügen und Eskapa- Kim Novak, Jack Lemmon, Fred Astaire, Lionel Jeffries, den verstößt und sie sich haßerfüllt gegen ihn wendet. Estelle Winwood – 123 min, OF – »Kurz nachdem ein Als sie wütet und tobt, bricht die Schönheit aus Kim Londoner US-Botschaftsangestellter in Mayfair Woh- Novak hervor. Ihr schweifender, unsteter Blick wird fest. nung genommen hat, muß er erfahren, daß seine Ruhe übermannt ihren Körper, der bis jetzt rastlos von attraktive Wirtin des Gattenmordes verdächtigt wird. einer Pose in die nächste fiel. In ihrer Wut offenbart sie Das könnte der Beginn eines Hitchcock-Thrillers mit Reinheit. In jenem Moment, da Philip sie verachtet, be- Cary Grant und Ingrid Bergman sein: das geliebte ginnen wir, Mildred zu lieben. Wenn er sie dann später Wesen steht unter Mordverdacht, Abgründe tun sich doch wieder bei sich aufnimmt, ist dies ein anderer auf. Kim Novak, die vermeintliche Mrs. Blaubart, hat Film – keine Sezierung einer Leidenschaft mehr, son- zudem ganz die frigide Aura eines Hitchcockschen dern ein Melodram über eine große, traurige, ewige good bad girl. Das Entsetzen und die Angst, die Jack Liebe.« (Annette Kilzer) Lemmon in solcher Nachbarschaft ergreifen, sind vor- ̈ Freitag, 3. November 2006, 18.30 Uhr »Vor allem wird Kim Novak herausgestellt – ihr berühmt schöner Rücken, ihr verwischtes Mienenspiel, ihre perfekte Künstlichkeit. Ihr erster Auftritt vor der Presse, die große Abrechnung mit der Klatschtante, trägt schon den Triumph in sich. Sie ist Gewächs, Geschöpf, ganz Hingabe, die Sahne in der Schaum- schlägerei. Wonnen des Trivialen. Köstlicher, schaurig schöner Kintopp.« (Elvira Reitze) »Im Zentrum des my- stischen Lalaland, da, wo es keine Abgrenzungen mehr gibt zwischen dem Kult, seinen Götzen und seinen Op- fern. Kim Novak stellt ihre kniehohen Stiefel in den Fuß- abdruck der fabulösen Diva Lylah Clare. Am Himmel brennt das Morgenrot und blutet sich aus in der Bläue des kalifornischen Himmels. Und in dem Moment traut KISS ME, STUPID (KÜSS MICH, DUMMKOPF) – USA man Robert Aldrichs Film noch alles zu, jung und viel- 1964 – R: Billy Wilder – B: Billy Wilder, I.A.L. Diamond versprechend ist er, wie Kim Novak. Dabei steuert sie – K: Joseph LaShelle – M: André Previn – D: Kim genau in diesem Moment auf das Ende ihrer Karriere Novak, Dean Martin, Ray Walston, Felicia Farr, Cliff zu. Sie ist 35 Jahre alt und wird keinen Film mehr dre- Osmond – 126 min, OmU – »Eine moralische Komödie hen, der der Rede wert wäre. Das war 1968. Hollywood

k über die Unmoral, und ein Film über den Mythos Holly- a v

o wood, über Starkult, Käuflichkeit und die Sehnsucht N nach Glamour. Der coole Frauenheld Dino ist im Show- m i

K biz eine große Nummer. Die Songschreiber Barney und Orville, der eine Tankwart, der andere ein schrulliger 42 Klavierlehrer, wittern ihre große Chance. Sie drechseln was an Dinos Auto, damit dieser über Nacht bleiben muß, und arrangieren ein Dinner im Hause Spooner, um ihre Songs an den Mann zu bringen. Die eigene Frau aber soll dem Hollywood-Lüstling nicht in die Hände fallen, deshalb engagiert Orville Polly the Pistol, eine blonde Wuchtbrumme, die dem Star Lust machen soll. Wie die großartige Kim Novak sich diesen Auftrag zu Herzen nimmt und eine Nacht lang die Ehefrau in kämpfte ums nackte Überleben. Aldrich jedoch holte sich entdeckt, während die echte Mrs. Spooner an noch einmal zum Schlag aus. Mit der schönen Leiche Pollys Stelle ausgerechnet Dino als Freier empfängt, ist des alten Starkults garnierte er seine Abrechnung mit von süffisantem Witz und voll brillanter Details. Billy dem System. Aus der Pygmalion-Geschichte wird ein Wilder entlarvt mit bösem Charme die amerikanische VERTIGO-Remake um Totenkult und Re-Inkarnation. Doppelmoral. Wobei er eine Liebe zu seinen fehlerhaf- Und über das Opfer kann kein Zweifel bestehen. So wie ten Figuren entwickelt, wie nur ein großer Menschen- der Schatten von Lylah Clare im Film ihr Double ver- freund und Schauspieler-Regisseur es vermag. Von der schlingt, rächt er sich auch an Kim Novak. Als letztes Kirche zensiert und von der Kritik im prüden Amerika großes Produkt der Starfabrik Hollywood muß sie sich der sechziger Jahre als Schmuddelwerk zerfetzt, blieb hier selbst demystifizieren; die Rolle, die mit ihrer Bio- der Film lange Zeit verkannt.« (Christine Dössel) graphie spekulierte, wird nach dem Gesetz der Film- ̈ Dienstag, 31. Oktober 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Samstag, geschichte Teil der Biographie.« (Brigitte Desalm) 4. November 2006, 18.30 Uhr ̈ Mittwoch, 1. November 2006, 21.00 Uhr ̈̈ Sonntag, 5. November 2006, 18.30 Uhr THE LEGEND OF LYLAH CLARE (GROSSE LÜGE LYLAH CLARE) – USA 1968 – R: Robert Aldrich – B: Hugo Butler, Jean Rouverol – K: Joseph Biroc – M: Fotos: STRANGERS WHEN WE MEET / VERTIGO / PUSHOVER / Frank De Vol – D: Kim Novak, Peter Finch, Ernest PICNIC / PAL JOEY / VERTIGO / KISS ME, STUPID / THE Borgnine, Milton Selzer, Rosella Falk – 130 min, OF – LEGEND OF LYLAH CLARE Brasil Plural 9 l a r u l P l i s a r B

43 Die neunte Ausgabe des brasilianischen Filmfestivals findet das Medium Film eine alternative Verwendung, Brasil Plural, präsentiert von Petrobras, startet vom sei es als Mittel für den Kampf gegen die Unter- 12. bis 15. Oktober im Filmmuseum München. Mit drückung benachteiligter Bevölkerungsschichten bei Kurzfilmen, Dokumentar- und Spielfilmen geht es 2006 Brasil+Plural (Brasil Mais Plural) oder für die Abbildung um »Identität und kulturelle Vielfalt«. Die Filmreihe wird des Alltags der Einwohner kleinerer brasilianischer danach auch in anderen europäischen Städten zu Städte bei der Videoschau Revelando os Brasis. sehen sein. Während Samba, Fußball und Capoeira im Brasil Plural 9 schließt im WM-Jahr 2006 das Pro- WM-Jahr die deutschen Fanmeilen eroberten, ist die gramm der Copa da Cultura brasil+deutschland 2006 Vielfalt der brasilianischen Filmproduktion noch viel zu (www.copadacultura.gov.br) des brasilianischen Kul- wenig bekannt. Das größte Land Lateinamerikas ist turministeriums ab. Die Copa da Cultura (Weltmeister- fast ein Kontinent in sich: Halbwüsten und Urwald, schaft der Kulturen) mit Beiträgen aus Musik, Theater, Küsten und landwirtschaftliche Nutzflächen, riesige Malerei, Literatur, Tanz, Film, Fotografie und anderen Metropolen prägen den Charakter der Regionen und Kunstformen will ein Bild Brasiliens zeigen, das auch der Kulturen. Und so unterschiedlich wie die Land- »abseits« vom Fußball viel zu bieten hat. schaften sind auch die Menschen, die dort leben. Brasil Weitere Informationen zum Filmfest finden Sie im Pro- Plural zeigt in einer Filmauswahl die Vielfalt dieser bra- grammheft Brasil Plural 9 oder auf der Homepage silianischen Identitäten, die so selbstverständlich zwi- www.brasilplural.org. schen Manaos und Porto Alegre eine Nation bilden. ̈ Donnerstag, 12. Oktober bis Sonntag, 15. Oktober Die jährlich stattfindende Filmreihe Brasil Plural, ein 2006 Initiativprojekt von Polemika e.V. und Casa do Brasil e.V., fühlt sich auch den sozialen Bewegungen Brasili- ens verpflichtet und zeigt deshalb im Rahmen des Festivals nicht nur Kinofilme (der jüngsten Zeit sowie Klassiker), sondern auch zwei »Parallelschauen«. Dabei Foto: ENTRE PAREDES MFZ-Akzente e t n e z k A -

Z Vier Filme aus vier Nationen, aus drei Jahrzehnten, dar- unseren Augen«. So ist in drei der vier Filme der Fa- F

M unter ein Debütfilm (VACAS). Zunächst haben diese schismus in direkter oder indirekter Gestalt präsent, 44 Filme nur eines gemeinsam: Jeder wurde von einem und alle vier erweisen sich unversehens als period pic- Mitglied des Münchner Filmzentrums ausgewählt. Das tures im weitesten Sinne, kommen also im Gewand Müchner Filmzentrum e.V. (MFZ) ist der Verein der vergangener Zeiten daher. Was sie bei aller Verschie- Freunde und Förderer des Filmmuseums (siehe 2. Um- denheit verbindet, ist dies: Sie antworten auf die Frage, schlagseite des Programmheftes). Mit diesen Filmen warum wir das Kino lieben – und jede Antwort fällt an- wollen wir punktuelle Akzente setzen, die in Reihen mit ders aus. Themen- oder Personenbezug oft keinen Raum finden. Das können Filme sein, die durch die Verleih-Ritzen fie- FILM D’AMORE E D’ANARCHIA OVVERO: STAMAT- len, manchmal weniger Vertrautes, manchmal auch TINA ALLE 10 … (LIEBE UND ANARCHIE) – Bekannteres, das schon länger nicht mehr auf der Italien/Frankreich 1973 – R+B: Lina Wertmüller – K: großen Leinwand zu sehen war. Manchmal ein Film, Giuseppe Rotunno – M: Carlo Savina, Nino Rota – D: der keine passende Reihe fand, manchmal auch Giancarlo Giannini, Mariangela Melato, Lina Polito, Eros schlicht eine Herzenssache. Die Auswahl ist also keine Pagni, Pina Cei, Elena Fiore – 125 min, OmU – Die Konsens- oder Komiteeentscheidung, sie erfolgt ganz Geschichte eines naiven Bauernburschen, der Musso- subjektiv und ohne Anspruch auf filmhistorische Kano- lini ermorden will, seine Gelegenheit aber verpaßt und nisierung. Immer nur Eine oder Einer wählt und vertritt zuletzt dennoch der Rache der Faschisten zum Opfer ihren oder seinen Film. Muß das nicht zwangsläufig ein fällt. LIEBE UND ANARCHIE gehört für mich zu den Fil- völlig disparates, gesichtsloses Sammelsurium erge- men, bei denen Buch, Regie, Besetzung, Darstellung ben? Im Gegenteil, es ist gar nicht zu verhindern, daß und Kamera stimmen – er hat sich mir ins Gedächtnis die Filme selber die Fühler nacheinander ausstrecken. gegraben. Lina Wertmüller, die italienische Frau mit der Auf den ersten Blick bezugslose Filme weisen plötzlich großen weißen Brille, ist eine independent: Sie hat unerwartete Parallelen auf; Verwandtschaften, mit einen eigenen Stil, sehr direkt, immer etwas verrückt, denen man nicht gerechnet hätte, entstehen dann »vor oft anarchistisch. Ihre Präsentation dieses Films beim Filmfest München hat mich nachhaltig beeindruckt: Sie von der ersten Minute an fasziniert, weil ein – auch war stimmig und authentisch, hat eine seltene Mi- heute noch allgegenwärtiges – Phänomen darin ge- schung aus Witz und Intelligenz. Giancarlo Giannini war zeigt wird: Macht, Geld, Hybris und Megalomanie kön- lange Zeit ihr Lieblingshauptdarsteller, bis es zu einem nen sogar Freunde entzweien und den Charakter der Zerwürfnis kam. Sein Gesicht mit der Melancholie in Menschen total verändern. Außerdem besticht dieser seinem Blick ist einzigartig; er ist es auch, der diesen Film durch seine wunderbaren Monumentalaufnahmen Film zu einem Erlebnis macht. Ich möchte, daß er nicht und Bauwerke (nicht etwa in Indien gedreht, sondern in ganz in Vergessenheit gerät. der beeindruckenden Landschaft Marokkos). Die bei- ̈ Mittwoch, 25. Oktober 2006, 18.30 Uhr (Einführung: den Hauptdarsteller bestätigten bereits vor 30 Jahren, Monika Hemmer) daß Sie zu den Größten ihres Faches gehören; unter- legt wird dies durch einen stets präsenten Witz in Wort VACAS (KÜHE) – Spanien 1992 – R: Julio Medem – B: und Gestik, der sie prinzipiell zu starken Sympathieträ- Michel Gaztambide, Julio Medem – K: Carles Gusi – M: gern macht. Alberto Iglesias – D: Emma Suárez, Carmelo Gómez, ̈ Mittwoch, 31.Januar 2007, 18.30 Uhr (Einführung Ana Torrent, Txema Blasco, Kandido Uranda – 96 min, Ralf Heinzlmeir) OmU – Julio Medem (1958 in San Sebastian geboren) drehte mit 34 Jahren dank der Förderung seitens der ALEKSANDR NEVSKIJ (ALEXANDER NEWSKIJ) – SU Autonomen Baskischen Regierung seinen ersten lan- 1938 – R: Sergej Eisenstein, Dmitrij Vasiljev – B: Sergej gen Spielfilm, für den er u.a. den Goya als Bester Neuer Eisenstein, Pjotr Pavlenko – K: Eduard Tissé – M: Ser- Regisseur erhält. Obwohl er seiner baskischen Heimat gej Prokofjev – D: Nikolaj Tscherkasov, Nikolaj Ochlop- landschaftlich verbunden bleibt, ist die drei Generatio- kov, Andrej Abrikosov, Dmitrij Orlov, Valentina Ivaschova nen umfassende Familiensaga VACAS (vom Zweiten – 107 min, OmU – Aleksandr Nevskij, Fürst von Novgo- Karlistenkrieg 1875 bis zum Spanischen Bürgerkrieg rod, verteidigte Rußlands Nordwestgrenze Mitte des e

1936) alles andere als eine Ode an seine Landsleute. 13. Jahrhunderts. Eisenstein inszeniert 700 Jahre spä- t n

Im Zentrum der Handlung steht der Zwist der Familien ter Ereignisse um die legendäre Schlacht auf dem e z k

Mendiluces und Irigibel, der immer wieder aus dem gefrorenen Peipus-See gegen den Deutschen Orden. A - stoischen Blick der Kühe verfolgt wird, in deren Augen Diesen durch und durch bösen Rittern und Geistlichen Z F die Kamera eintaucht bzw. aus denen sie auch wieder setzt er das mit Opfermut kämpfende russische Volk M auftaucht. Wie in späteren Filmen geht es Medem we- entgegen – angeleitet und in die Schlacht geführt vom 45 niger um eine geradlinige Erzählung faktischer Bege- edlen Aleksandr Nevskij. Prokofjevs gleichnamige Kan- benheiten, sondern um ein Eintauchen in abgründige tate unterstützt sowohl diese Polarisierung als auch Gefühls- und Phantasiewelten, die dank der präzisen Eisensteins geniale Montagetechnik. Der Film, seine Bildregie und Montagetechnik eine visuelle Überzeu- Entstehungs- und Aufführungsgeschichte – er war im gungskraft entfalten, die Medem auch in seinen späte- Westdeutschland der Nachkriegszeit verboten – blie- ren Filmen als großen Bildkünstler ausweist, von denen ben ein Faszinosum, auch nachdem ich ihn in den letz- Spanien nicht nur im Film, sondern auch in der Malerei ten 40 Jahren mindesten 10 Mal gesehen habe – eben so viele hervorgebracht hat. ein echter Lieblingsfilm, trotz seines Propaganda- ̈ Mittwoch, 29. November 2006, 18.30 Uhr (Einführung: auftrags, seiner klischeehaften Typen und seines stali- Andreas Rost) nistischen Führerkults. Während Stalin im Verfolgungs- wahn seine militärische Elite opfert, zeichnet Eisenstein THE MAN WHO WOULD BE KING (DER MANN, DER geradezu hellseherisch die wenige Jahre später einset- KÖNIG SEIN WOLLTE) – USA 1975 – R: John Huston – zenden Greuel. B: John Huston, Gladys Hill, nach dem Roman von ̈ Mittwoch, 21. Februar 2007, 18.30 Uhr (Einführung: Rudyard Kipling – K: Oswald Morris – M: Maurice Jarre Christl Grunwald-Merz) – D: Sean Connery, Michael Caine, Christopher Plum- mer, Saeed Jaffrey, Doghmi Larbi, Jack May – 124 min, OF – Zwei Deserteure der viktorianischen Indien-Armee machen sich auf den Weg nach Afghani- stan und Kafiristan, um dort ein Großreich zu gründen. Nach ersten wahnwitzigen Erfolgen scheitert das Un- ternehmen. THE MAN WHO WOULD BE KING hat mich Foto: VACAS Guy Maddin – Kino Delirium n i d d

a Guy Maddin, nach dem B-Movie-Star Guy Madison filme: verklärte Artefakte, die enthusiastisch aus dem

M benannt, wurde 1956 in Winnipeg, Kanada, geboren. Fundus der Filmgeschichte schöpfen. Der späte y u Dieser entlegene und im Winter bei vierzig Minusgra- Stummfilm mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Ge- G den ausgestorbene Ort, wo er noch heute lebt und stik, den Schattenspielen und wenigen Zwischentiteln 46 arbeitet, findet sich oft in den Schauplätzen seiner ist seine bevorzugte Periode, aber auch der frühe Ton- Filme wieder. Den meist abgeschotteten und über- film, der film noir und die surrealen und poetischen zeichneten Orten der Maddin’schen Kinophantasie, in Werke von Luis Buñuel. »Ich habe den Eindruck, dass denen Seuchen, Amnesien, Krieg, Eifersucht und Lie- der Stummfilm als künstlerische Form noch im Wach- bestollheit die Menschen heimsuchen, gibt er Namen sen begriffen war, als ökonomische Gründe (die Nach- wie Gimli, Mandragora, Tolzbad oder Archangelsk. Als frage nach Tonfilmen) ihm ein vorzeitiges Ende bereite- Autodidakt drehte er 1985 seinen ersten Kurzfilm THE ten. Der Stummfilm hätte sich noch weiter entwickeln DEAD FATHER, ein schwermütiges Märchen um einen können, und ich fand es interessant, an genau diesem jungen Mann, der von seinem Vater auch nach dessen Punkt anzusetzen.« (Guy Maddin) Tod in Erscheinungen gequält wird. Er produzierte ihn Oberflächlich betrachtet begegnen uns Bilder aus einer mit der damals sehr aktiven Winnipeg Film Group, als Zeit, als diese ihre Unschuld noch nicht verloren hatten. Resultat gemeinsamer exzessiver Filmsichtungen und Jedoch ihre Logik widerspricht dem ersten Eindruck: -analysen. Seine zweite Arbeit TALES FROM THE GIMLI Denn was sie zu erzählen haben, sind in Parodie ge- HOSPITAL entwickelte sich zum Kultfilm und lief meh- tränkte, brüchige, dramatisch überspitzte, traumhafte, rere Monate als Mitternachtsvorstellung in New York. bösartig komische und vollkommen verrückte Ge- In seiner Phantastik wird Guy Maddin mit dem jungen schichten. Es sind sperrige Fabeln, doch in der Art David Lynch verglichen, und seine schräge und hand- eines Kinderliedes eingängig erzählt. Als wollte Maddin gemachte Ästhetik erinnert an Ed Wood. Bis heute rea- mit seiner kindlichen Fabulierlust bittere Einsichten lisierte er sechs Langfilme, die alle im Rahmen dieser versüßen, wenn große Gefühle spielerisch auf Freud- Retrospektive präsentiert werden, und zahlreiche Kurz- sche Psychologie prallen (Inzest ist nur eines der wie- derkehrenden Themen), wenn eine dem Blick schmei- Beine – schreibt daher einen Wettbewerb um die trau- chelnde üppige Sinnlichkeit und Detailbesessenheit in rigste Musik der Welt aus. »Die Klischees, mit denen der Ausstattung den Zuseher verführen. Der meist die Musiker aus verschiedenen Nationen wie Mexiko, nachsynchronisierte Ton gesellt sich dazu, als käme er Siam und Afrika (sic!) gezeichnet werden, stammen aus wie ein entferntes Echo den Bildern zu Hilfe, deren ent- einer anderen Zeit – und dasselbe gilt auch für die vom rückte und flüchtige Schönheit zu untermalen. Kurz und Stummfilm inspirierte Ästhetik. Gedreht wurde der Film mit den Worten der »Cahiers du cinéma« gesagt: »Man größtenteils auf Super-8 in Schwarzweiß. Trotzdem kann sich keine schönere Antithese zum aktuellen Kino wirkt THE SADDEST MUSIC IN THE WORLD natürlich vorstellen.« Brigitta Burger-Utzer nie antiquiert, im Gegenteil, der Film erinnert an gros- ses zeitgenössisches Kino von David Lynch über A TRIP TO THE ORPHANAGE – Kanada 2004 – Matthew Barney bis Lars von Trier. Während sich aber R+B+K: Guy Maddin – D: Sarah Constible, Maria de Letzterer gerade auch mit der von ihm mitbegründeten Medeiros – 4 min, OF – Die Begegnung eines Mannes Dogma-Bewegung sehr stark vom antirealistischen, mit seiner Mutter zur Arie einer Opernsängerin. – THE zitatfreudigen Kino entfernt hat, kann davon bei Maddin SADDEST MUSIC IN THE WORLD – Kanada 2003 – keine Rede sein. Maddin macht Meta-Kino, selbstrefle- R: Guy Maddin – B: Guy Maddin, George Toles, nach xives Kino über eine scheinbar längst vergangene Zeit einem Buch von Ishiguro Kazuo – K: Luc Montpellier – und zeichnet für einen der besten, verblüffendsten und M: Christopher Dedrick – D: Isabella Rossellini, Mark witzigsten Filme des neuen Jahrhunderts verantwort- McKinney, , David Fox, Ross Mc- lich.« (Niklaus Schäfer) »Eine der verrücktesten und Millan – 99 min, OmU – Der Film spielt während der inspirierendsten Ideen aller Zeiten für ein verführeri- Depressionszeit in einer Brauerei in Winnipeg. Es ist sches und halluzinatorisches Musical in grobkörnigem leichter, in Krisenzeiten ein Bier zu trinken, wenn ein Schwarzweiß mit ein paar Ausbrüchen in Farbe, haupt- trauriges Lied im Hintergrund spielt: Isabella Rossellini sächlich in den Beerdigungsszenen. Wie die meisten als Lady Helen Port-Huntly – eine Barbesitzerin ohne großen Musicals gleitet es mit atemberaubender Leich- n i d d a M y u G

47 tigkeit von Albernheit zu Pathos und mischt freigiebig wagemutigen Auftritten verkörpert sie nicht nur ihre Exquisität mit Absurdität.« (A. O. Scott) Mutter Ingrid Bergman, sondern mit Federico Fellini, ̈ Dienstag, 7. November 2006, 21.00 Uhr (Guy Maddin Alfred Hitchcock, Charlie Chaplin und der Produzenten- ist anwesend) legende David O. Selznick noch weitere Ikonen der Filmgeschichte. »Roberto Rossellini scheiterte bei dem THE DEAD FATHER – Kanada 1985 – R+B: Guy Mad- Unterfangen, die Welt mithilfe des Kinos zu retten. Aber din – K: Guy Maddin, Bob Russick – D: John Harvie, Dr. möglicherweise konnte er das Kino für die Welt retten.« Dan P. Snidal, Margaret Anne MacLeod, Rachel Toles – (Guy Maddin) – WORKBOOK – Kanada 2006 – R: Guy 26 min, OF – Dem ältesten Sohn eines Patriarchen ge- Maddin – 23 min, OF – Sechs neue Kurzfilme von Guy lingt es, seinen verstorbenen Vater wieder ins Reich der Maddin, zusammengefaßt als eine Art Arbeitsbuch. Lebenden zurückzuholen. Allerdings ist dieser nur zeit- ̈ Mittwoch, 8. November 2006, 21.00 Uhr weilig wieder lebendig. »Maddin wird oft mit David Lynch verglichen. Vor allem sein geniales Debüt, der TALES FROM THE GIMLI HOSPITAL (GESCHICHTEN autobiografisch motivierte Kurz- und Gespensterfilm AUS DEM GIMLI HOSPITAL) – Kanada 1988 – THE DEAD FATHER wurde oft in die Nähe von ERA- R+B+K: Guy Maddin – M: Laurence Mardon – D: Kyle SERHEAD gerückt. Man könnte aber auch vermuten, McCulloch, Michael Gottli, Angela Heck, Margaret Anne daß Maddin (wie Lynch) sehr viel Edgar A. Poe gelesen Macleod, Heater Neale – 72 min, OmU – Zu Beginn hat, ja insgesamt einer unheimlichen angloamerikani- des 20. Jahrhunderts besuchen zwei Kinder ihre ster- schen Tradition stark verbunden ist, in der (vermeintli- bende Mutter im Krankenhaus. Dort erzählt ihnen ein che) räumliche Weite und höchst persönliche Klaustro- Verwandter eine isländische Sage von zwei Männern, bzw. Agoraphobie Hand in Hand gehen.« (Claus Philipp) die während einer Pestepidemie in einer Krankensta- – ODILON REDON OR THE EYE LIKE A STRANGE tion aufeinandertreffen. Es entspinnt sich eine Freund- BALLOON MOUNTS TOWARDS INFINITY – Kanada schaft, indem sie sich immer fieberhaftere Geschichten 1995 – R+B: Guy Maddin – K: Terry Reimer – D: Jim über vergangene Untaten erzählen, in denen es um Keller, Brandy Bayes, Caelum Vatnsdal, Evan Richards, rücksichtlose Habgier, unterdrückte Leidenschaften John Teunissen – 5 min, OF – Faszinierendes visuelles und Nekrophilie geht. Guy Maddins düsterer, bizarrer n i Poem, das von den symbolistischen Arbeiten des belgi- Debütfilm, den er mit wenig Geld im suggestiven d d

a schen Malers Odilon Redon inspiriert ist: Auf einer Stummfilmstil zusammen mit einigen Freunden im

M Dampflokomotive, die durch eine surreale Landschaft Schönheitssalon seiner Tante drehte, war einer der y u fährt, konkurrieren Vater und Sohn vergeblich um die großen Hits der Midnight Movies im New York der 80er G Liebe einer Frau. – MY DAD IS 100 YEARS OLD – Jahre. Die Musik verwendet Motive von Richard Wag- 48 Kanada 2005 – R: Guy Maddin – B: Isabella Rossellini ner und von isländischen Volksliedern. – HOSPITAL – K: Len Peterson – M: Christopher Derick – D: Isabella FRAGMENT – Kanada 1999 – R+B+K: Guy Maddin – Rossellini, Isaac Paz Sr. – 16 min, OF – Bei dieser ein- D: Michael Gottli, Angela Heck – 3 min, OF – Aus- zigartigen Zusammenarbeit zwischen Isabella Rossel- gehend von der Bilderwelt der TALES FROM THE GIMLI HOSPITAL, mit denselben Schauspielern, aber fast elf Jahre später gedreht, könnte HOSPITAL FRAGMENT als Epilog oder dreiminütiges Remake des Originals be- zeichnet werden. ̈ Dienstag, 14. November 2006, 21.00 Uhr

ARCHANGEL – Kanada 1990 – R: Guy Maddin – B: Guy Maddin, George Toles – K: Guy Maddin – D: Kyle McCulloch, Michael Gottli, Kathy Marykuca, Ari Cohen, Sarah Neville – 83 min, OmU – »Ein zwischen Herzblut- Kitsch und surreal-parodistischen Einlagen havarieren- des, wunderschönes Melodram, angesiedelt in einer kleinen russischen Stadt, wo niemand das Ende des lini und Guy Maddin feiert die Schauspielerin Leben Ersten Weltkriegs mitbekommen hat. Ein kanadischer und Werk ihres Vaters, des Regisseurs Roberto Rossel- Soldat hält eine einheimische Krankenschwester für lini, der 2006 hundert Jahre alt geworden wäre. In seine tote Geliebte; ihr Ehemann, ein belgischer Luft- n i d d

waffenpilot, kann sich nicht an die Hochzeit erinnern – Sarah Neville, Paul Cox, Brent Neale – 100 min, OF – a in Verbindung mit anderen, labyrinthischen Komplika- »CAREFUL, sein wahrscheinlich bester, jedenfalls sein M y tionen entsteht ein Zustand kollektiver Amnesie, der als prächtigster, enigmatischster Langfilm, ist laut Regis- u G Sinnbild für die schrecklichen Verwundungen durch die seur Guy Maddin eine ›entzückende Pro-Inzest-Träu- Kriege der Herzen wie der Nationen fungiert. Ein ähnli- merei‹ (und damit seine entsprechend stummfilmtrun- 49 ches Delirium produziert auch Maddins fetischistische kene Antwort auf die marktschreierischen Tendenzen Anhäufung von eigenartig verbogenen Stilmitteln aus der eskalierenden Talk-Show-Geständnis-Ära), ge- der Wendezeit vom Stumm- zum Tonfilm. Seine Kunst kreuzt mit Referenzen an den deutschen Bergfilm. Im ist die Verwandlung von Filmerinnerungen in ein unseligen Tiroler Bergort Tolzbad kommt es in leuch- schrecklich-schönes, ungreifbares Anderes.« (Chri- tenden Zweifarb-Technicolor-Farben zu unerhörten stoph Huber) ARCHANGEL ist ein Stummfilm auf Acid. Verwirrungen der Gefühle, denen kein freier Lauf ge- Oder hat man sonst schon irgendwo weiße Hasen lassen werden darf: Das geringste Geräusch könnte schneien sehen? Eine kindliche Unschuld schwebt über eine tödliche Lawine auslösen. Eine brillante, hochko- allem. »Als ich ARCHANGEL drehte, war ich mir dessen, mische Satire über kanadische Zurückhaltung und was ich drehte, sehr sicher. Genauso wie meine drei- Furchtsamkeit, eine somnambule, düstere Tragödie jährige Tochter, die man nicht von ihren Zeichnungen über die entsetzlichen Folgen der Repression, ein Mei- wegbringen kann. Ich brauchte diese Energie, um sterwerk. (Christoph Huber) »Licht und Ton: Das Auf- Filme zu machen.« (Guy Maddin) flackern bzw. Verlöschen der beiden erinnert einerseits ̈ Mittwoch, 15. November 2006, 21.00 Uhr stark an das expressionistische Kino: CAREFUL, Mad- dins vielleicht populärste Annäherung an Ekstase, ist CAREFUL (LAWINEN ÜBER TOLZBAD) – Kanada deutlich vom CABINET DES DR. CALIGARI inspiriert. 1992 – R: Guy Maddin – B: George Toles, Guy Maddin Auch frühe Bergfilme von und mit Leni Riefenstahl – K: Michael Marshall, Guy Maddin – M: John Mc- (DER HEILIGE BERG) haben Pate gestanden: In einem Culloch – D: Kyle McCulloch, Gosia Dobrowolska, Melodram im Schatten des Eiger, in dem nur die Kulis- Léonard, Caelum Vatnsdal – M: Jeff Gillman – 60 min, OF – Noam Gonick beobachtet in diesem Dokumentar- film die Vorbereitungen und Dreharbeiten zu TWILIGHT OF THE ICE NYMPHS, die in der riesigen Lagerhalle einer stillgelegten Stahlgießerei in Winnipeg, Kanada, stattfinden. Zwischen bizarren Requisiten, von einer Straußenherde umgeben oder von einer Grippe ans Bett gefesselt, erzählt Maddin von seiner Kindheit, die er vor dem Radio sitzend im Friseursalon der Mutter verbracht hat, von seinen künstlerischen Vorbildern und von den guten Geistern, die seine Filmarbeit lenken. Er spricht auch über seine Liebe zum Stummfilm: »Mittler- weile habe ich mich länger mit den Zwanzigerjahren sen Pappe und Sperrholz sind. Sonst: reinstes Herzblut befasst, als die Zwanzigerjahre für sich selbst ge- in tragikomischem Verzweifeln über Inzest und Beengt- braucht haben!« Fact & Fiction verwischen, Maddin er- heit.« (Claus Philipp) weist sich als phantasievoller Selbstdarsteller. – THE ̈ Sonntag, 19. November 2006, 21.00 Uhr HEART OF THE WORLD – Kanada 2000 – R+B+K: Guy Maddin – D: Leslie Bais, Caelum Vatnsdal, Shaun TWILIGHT OF THE ICE NYMPHS – Kanada 1997 – R: Balbar, Greg Klymkiw – 7 min, OF – »Es tut mir leid! Ich Guy Maddin – B: George Toles – K: Michael Marshall – habe die Form des Vorfilms mißbraucht, habe sie zu M: John McCulloch – D: Nigel Whitmey, Pascale Bus- einer Seifenschachtel für meine unermüdliche Kampa- sières, Shelley Duvall, R.H. Thompson, Frank Gorshin – gne zur Erlösung des Melodramas umgekehrt. Ohne 92 min, OF – Zum ersten Mal ein Millionen-Budget und daß man etwas vermuten könnte, habe ich mikros- eine internationale Besetzung: TWILIGHT OF THE ICE kopisch winzige Handlungselemente zwischen die Bil- NYMPHS stellte für Guy Maddin eine besondere Her- der meines scheinbaren Films gezwängt. Somit ist auf ausforderung dar. Die Inspiration für diese surreali- diese verschlungene Weise ein ganzer Spielfilm verbor- n i stisch-erotische Fantasmagorie holte er sich von den gen und das in nur sieben Minuten – der Welt erstes d d

a Gemälden der französischen Symbolisten des 19.Jahr- unterschwelliges Melodrama!« (Guy Maddin) –

M hunderts. Als wäre ein Farbtopf auf der Leinwand ̈ Mittwoch, 29. November 2006, 21.00 Uhr y u explodiert, glüht gold und rot ein ewiger Sonnenunter- G gang, schillert verführerisch die üppige Idylle von THE HEART OF THE WORLD – Kanada 2000 – 50 Mandragora: das Land, in dem die Sonne nie unter- R+B+K: Guy Maddin – D: Leslie Bais, Caelum Vatnsdal, geht. An Bord eines Schiffes kehrt der ehemalige politi- Shaun Balbar, Greg Klymkiw – 7 min, OF – FANCY, sche Gefangene Peter Glahn in seine Heimat zurück. FANCY BEING RICH – Kanada 2002 – R+B+K: Guy Seine Reisebekanntschaft Juliana, eine ebenso schöne Maddin – D: Valdine Anderson, David Stuart Evans, wie geistreiche Frau, entflammt in ihm sofort ein Gefühl Shelley Kern, Shannon Slater – 6 min, OF – Surrealisti- der Verliebtheit. An Land gegangen stellt er fest, daß scher Stummfilm – basierend auf einer Opernarie – alle Bewohner Mandragoras in einem Art leidenschaft- über betrunkene Seeleute und ein einsames Zimmer- lichen Liebestaumel schwelgen. Seine Schwester Ame- mädchen, das seine wahre Liebe nicht finden kann. – lia, Hüterin einer Straußenfarm, verzehrt sich nach dem DRACULA – PAGES FROM A VIRGIN’S DIARY – Ka- Magnetiseur Dr. Solti, der seinerseits die Zuneigung der nada 2002 – R: Guy Maddin – B: Guy Maddin, Mark jungen Witwe Zephyr sucht, die ihrerseits wiederum Godden, nach dem Roman von Bram Stoker – K: Paul mit dem Wald vermählt ist, sich aber gleich nach des- Suderman – M: Gustav Mahler – D: Zhang Wie-Qiang, sen Ankunft Peter Glahn hingibt, der Juliana nicht ver- Tara Birtwhistle, David Moroni, Cindy Marie Small, gessen kann. So dreht sich das Liebeskarussell weiter Johnny Wright – 75 min, OF – Eine kühne Synthese in schwelgendem Rhythmus, bis das Schicksal zu- von Avantgardefilm und aufsehenerregender Choreo- schlägt. graphie. Guy Maddin respektiert nicht nur die fließende ̈ Dienstag, 28. November 2006, 21.00 Uhr Bewegung des außergewöhnlich physischen und sinn- lichen Balletts, das Mark Godden mit dem Royal Winni- GUY MADDIN: WAITING FOR TWILIGHT – Kanada peg Ballet erarbeitete. Er ergänzt es mit Pantomime 1997 – R+B: Noam Gonick – K: Noam Gonick, Christie und Zwischentiteln, die es erzählerischer machen. SOMBRA DOLOROSA – Kanada 2004 – R+B+K: Guy Maddin – D: Talia Pura, Cindy Marie Small, Johnny A. Wright – 4 min, OF – In diesem augenzwinkernden melancholischen Kurzfilm im Stil eines mexikanischen Wrestling-Films steigt eine mexikanische Witwe zu Don El Muerto, dem Tod selbst, in den Catch-Ring, um zu verhindern, daß ihre Tochter dem kürzlich verstorbenen Vater in den Tod folgt. Während des Kampfes mit dem unbesiegbaren Gegner geschieht plötzlich wahrhaft Mysteriöses. – COWARDS BEND THE KNEE – Kanada 2003 – R+B+K: Guy Maddin – D: Darcy Fehr, Melissa Dionisio, Amy Stewart, Tara Birtwhistle, Louis Negin – 64 min, OF – Ursprünglich eine Installation als Video Peep-Show von 10 x 6 Minuten, ist COWARDS BEND THE KNEE eine autobiographisch angehauchte Gro- teske Guy Maddins, der im Film von Darcy Fehr dar- gestellt wird. Es geht um Hockeyspiele der Winnipeg Maroons, die schwangere Freundin des Protagonisten, den finsteren Mannschaftsarzt Dr. Fusi und die blonde Liliom, die den Night Clinic Beauty Salon betreibt, der nachts zum Bordell wird. »Maddins Inszenierung ist nicht weniger bemerkenswert wie seine Beschwörung Diese Lust an Verfahren, die den Stummfilm ausma- verbotener Lüste und ihrer Verdrängungen. Die Ka- chen, findet sich auch in den Bildern, die in kontrastrei- chem, in expressionistische Nebel gehülltem Schwarz- weiß gehalten sind. Scharlachrote Blitze und spasmodi- n sche Klangeffekte, die die symphonische Musik Gustav i d d

Mahlers fast zum Bersten bringen, lassen eine Ästhetik a des Exzesses entstehen, die an den melodramatischen M y u

Ton archetypischer Mythen erinnert. »Mein bewußter G Umgang mit Schatten und Farbe, in Kombination mit grafischen Details aus dem Roman, die bisher kaum 51 Beachtung fanden, wie der phallische Leuchtturm, der die nachtwandlerische Lucy ihrem Schicksal zutreibt, oder die gebärmutterartigen Gänge, in denen die Vampirinnen sich treffen, waren für mich ausschlag- gebend, den Film in Schwarzweiß zu drehen und später mera, die Maddin selber führt, ist nervös, die Bilder Farbeffekte hinzufügen.« (Guy Maddin) sind verwackelt. Übergänge sind mit Kreisblenden mar- ̈ Dienstag, 5. Dezember 2006, 21.00 Uhr kiert, Zwischentitel ersetzen Dialoge, die Handlung wird von einer klassischen Begleitmusik mit Soundeffekten IT’S A WONDERFUL LIFE – Kanada 2001 – R+B: Guy untermalt. Die düstere Stimmung und einige Motive Maddin – K: Deco Dawson – M: Sparklehorse – 3 min, des Films erinnern an Horrorfilme der frühen 30er OF – Kunstvolles Musikvideo für die amerikanische Jahre wie MYSTERY OF THE WAX MUSEUM oder MAD Rockband Sparklehorse.– SISSY BOYS SLAP PARTY LOVE.« (Jim Hoberman) – Kanada 1995 – R+B+K: Guy Maddin – D: Noam ̈ Mittwoch, 6. Dezember 2006, 21.00 Uhr Gonick, Caelum Vatnsdal, Simon Hughes, Michael Powell, John K. Samson – 4 min, OF – Eine schwule Backpfeifenparty im Dschungel, skurril, sinnlos und Fotos: DRACULA – PAGES FROM A VIRGIN’S DIARY / THE herzerfrischend. Ein bißchen Tarzan, ein bißchen Jack SADDEST MUSIC IN THE WORLD / MY DAD IS 100 YEARS OLD Smith und eine Prise Super-8 machen diesen Kurzfilm / ARCHANGEL / CAREFUL / DRACULA – PAGES FROM A VIR- zu einem camp-Erlebnis der ganz besonderen Art. – GIN’S DIARY / COWARDS BEND THE KNEE Cinema! Italia!

Im Rahmen der 9. Festivaltournee Cinema! Italia! zei- lichen Adoptiveltern Giulia und Sandro erzählt. Marios

! gen wir wieder sieben neue italienische Filme mit deut- off-Kommentar, in dem er von seiner von Brutalität und a i l

a schen Untertiteln – Autorenfilme, die einen besonderen Mißhandlungen geprägten Vergangenheit erzählt, of- t I

! Blick auf den Alltag werfen, Familienbande hinterfra- fenbart die verschiedenen Welten, die in der neuen a

m gen, die Liebe wiederentdecken oder in Italiens Vergan- Familie vehement aufeinandertreffen. e n

i genheit blicken. Organisiert wird die Reihe von Made in ̈ Donnerstag, 9. November 2006, 19.00 Uhr C Italy in Rom und Hamburg, unterstützt werden die Ver- 52 anstaltungen in München vom Italienischen General- IL REGISTA DI MATRIMONI (DER REGISSEUR DER konsulat München – Istituto di Cultura. Das Publikum HOCHZEIT) – Italien 2006 – R+B: Marco Bellocchio – darf erneut darüber abstimmen, welcher der Filme am K: Pasquale Mari – M: Riccardo Giagni – D: Sergio Ende der Tournee den Preis gewinnt: einen deutschen Castellitto, Donatella Finocchiaro, Sami Frey, Gianni Verleih, der den Film im nächsten Jahr in die Kinos Cavina, Maurizio Donadoni, Bruno Cariello – 100 min, bringt. Am 11. November haben wir zum Film A LUCI OmU – Ein Film über Filmemacher und Hochzeiten, der SPENTE Gäste aus Italien: Regisseur Maurizio Ponzi ganz auf seinen Hauptdarsteller Sergio Castellitto zuge- und Drehbuchautor Piero Spila, der zugleich Mitorgani- schnitten ist. Filmregisseur Franco mißbilligt die Hoch- sator von Cinema! Italia! ist. Zur Filmreihe erscheint ein zeit seiner Tochter, verachtet das Filmprojekt, an dem Programmheft mit ausführlicheren Informationen. er arbeitet und flieht nach Sizilien. Dort begegnet er einem frustrierten Filmemacher, der seinen eigenen LA GUERRA DI MARIO (ICH BIN MARIO) – Italien Tod vortäuscht, um endlich einen Preis zu gewinnen, 2006 – R+B: Antonio Capuano – K: Luca Bigazzi – M: einem Mann, der Filme von Hochzeiten dreht und vor Pasquale Catalano – D: Marco Grieco, , allem einem sizilianischen Prinzen, der Franco wie- Anita Caprioli, Rosario de Cicco, Nuncio Gallo, Antonio derum beauftragt, die Hochzeit seiner Tochter zu fil- Pennarella – 100 min, OmU – In sparsamer elliptischer men. Franco verliebt sich in die Braut und versucht mit Erzählweise wird der Konflikt zwischen dem 9jährigen aller Konsequenz ihre Vernunftheirat zu sabotieren. schwererziehbaren Jungen Mario und seinen bürger- ̈ Freitag, 10. November 2006, 18.30 Uhr LE CONSEGUENZE DELL’AMORE (DIE FOLGEN DER und Darstellern vor allem als Alibi, um sich vor einem LIEBE) – Italien 2004 – R+B: Paolo Sorrentino – K: Umzugsbefehl der Faschisten nach Venedig zu schüt- Luca Bigazzi – M: Pasquale Catalano – D: Toni Servillo, zen. So ziehen sich die Dreharbeiten immer mehr in die Olivia Magnani, Adriano Giannini, Antonio Ballerio, Länge, und die Crew wächst von Tag zu Tag. Die Figur Gianna Paola Scaffidi, Nino D’Agata – 100 min, OmU – des Regisseurs ist deutlich angelehnt an Vittorio de Ein erstaunlicher, langsamer und wortkarger Film des Sica, den Mitbegründer des italienischen Neorealismus. in Neapel geborenen Regisseurs Paolo Sorrentino. Titta ̈ Samstag, 11. November 2006, 21.00 Uhr (Maurizio Di Girolamo lebt seit acht Jahren in einem gewöhn- Ponzi und Piero Spila sind anwesend) ̈̈ Dienstag, lichen Hotelzimmer in einer anonymen Kleinstadt in der 14. November 2006, 18.30 Uhr italienischen Schweiz, anscheinend ohne zu arbeiten. Nur langsam klärt sich das Geheimnis des distinguier- LA BESTIA NEL CUORE (DIE BESTIE IM HERZEN) – ten Herren aus Süditalien: worauf er wartet, und vor Italien 2005 – R: Cristina Comencini – B: Francesca allem, was in dem Koffer ist, mit dem er wöchentlich Marciano, Giulia Calenda, Cristina Comenci, nach zur Bank geht. »Mit seinen anonymen, streng rituali- ihrem Roman – K: Favio Cianchetti – M: Franco Pier- sierten Abläufen ist das Hotel eine ideale Metapher für santi – D: , Alessio Boni, Stefania die unerbittliche Moderne und birgt den Mann mit der Rocca, Angela Finocchiaro, Luigi Lo Cascio, Giuseppe Zigarette doch fernab vom Weltgeschehen wie in einer Battiston – 120 min, OmU – Basierend auf ihrem eige- Schatulle – genau wie das Sanatorium die in ihren nen Roman erzählt Cristina Comencini die Sinnsuche eigenen Ängsten gefangenen Kurgäste in Thomas einer jungen, und anscheinend glücklichen Frau – Manns ›Zauberberg‹.« (Delphine Valoire) einer Synchronsprecherin –, die regelmäßig von Alp- ̈ Freitag, 10. November 2006, 21.00 Uhr träumen heimgesucht wird. Ausgelöst durch den Tod ihrer Eltern und ihrer eigenen Schwangerschaft be- NON TI MUOVERE (GEH NICHT FORT) – Italien 2004 schließt sie, ihren Bruder in Amerika zu besuchen, um – R: Sergio Castellitto – B: Sergio Castellitto, Margaret der Ursache und damit ihrer eigenen Vergangenheit auf Mazzantini, nach ihrem Roman – K: Gianfilippo Corti- die Spur zu kommen. Starke Frauenfiguren, differen- celli – M: Lucio Godoy, Vasco Rossi – D: Penélope Cruz, zierte Charaktere und herausragende Schauspieler: LA Sergio Castellito, Claudia Gerini, Lina Bernardi, Paola BESTIA NEL CUOURE wurde mehrfach in Venedig aus-

Cerimele, Pietro De Silva – 125 min, OmU – Timoteo, gezeichnet. ! a i ̈ l ein erfolgreicher Chirurg aus Rom, reflektiert sein Sonntag, 12. November 2006, 18.30 Uhr a t I

Leben, als seine 15jährige Tochter mit schweren Kopf- ! a

verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Eine LA SECONDA NOTTE DI NOZZE (DIE ZWEITE HOCH- m e n

glückliche Ehe, Erfolg im Beruf und dann die Begeg- ZEITSNACHT) – Italien 2005 – R+B: Pupi Avati – K: i nung mit einer jungen Frau, Italia, in einer trostlosen Pasquale Rachini – M: Riz Ortolani – D: Antonio C Wohngegend. Aus einem ersten Sexakt entwickelt sich Albanese, Katia Ricciarelli, Neri Marcoré, Angela Luce, 53 eine leidenschaftliche Besessenheit, die sein Leben Manuela Morabito, Toni Santagata – 100 min, OmU – verändert hat. »Mit NON TI MUOVERE seziere Regisseur Altmeister Pupi Avati meldet sich mit einem komödian- und Hauptdarsteller Sergio Castellitto die männliche tischen Melodrama zurück, das im Italien der Nach- Seele, heißt es. Ein Mann stellt sich seinen Gefühlen. kriegszeit angesiedelt ist. Giordano (Antonio Albanese), … Die schonungslose Tragödie ist schmerzhaft schön, ein »apulischer Forrest Gump«, hat eine unverhoffte aber nicht vor Kitsch gefeit.« (Rolf Breiner) Der Film war Wiederbegegnung mit seiner Jugendliebe und Schwä- in Italien ein großer Publikumserfolg. gerin Lilliana (gespielt von Opernstar Ricciarelli), die als ̈ Samstag, 11. November 2006, 18.30 Uhr Kriegswitwe mit ihrem Sohn Bologna verläßt und zur Familie nach Apulien zurückkehrt. A LUCI SPENTE (LICHT AUS!) – Italien 2004 – R: ̈ Sonntag, 12. November 2006, 21.00 Uhr Maurizio Ponzi – B: Maurizio Ponzi, Piero Spila, Stefano Tummoloni – K: Luigi Verga – M: Antonio Sechi – D: Andrea Di Stefano, Damiano Andriano, Giuliana de Sio, Toni Bertorelli, Filippo Nigro, Mariangela Giordano – 110 min, OmU – Rom 1943: Ein Regisseur dreht, vom Vatikan unterstützt, einen vermeintlich religiös inspi- rierten Film. In Wahrheit aber dient die Arbeit Regisseur Foto: LA SECONDA NOTTE DI NOZZE Zum 100. Geburtstag von Louise Brooks s

k »Wenn man nur DIE BÜCHSE DER PANDORA und DAS male, femme enfant, die ewige Geliebte, die femme o o

r TAGEBUCH EINER VERLORENEN kennt, die beiden belle.« (Ado Kyrou: »Amour, Erotisme & Cinéma«, 1966) B

e Meisterwerke der Erotik im deutschen Stummfilm, ist Mit ihrem klugen Lächeln der Genugtuung kann Louise s i

u man versucht anzunehmen, die Magie der Louise Brooks nun schon seit etlichen Jahren die Flut schwär- o

L Brooks sei von G.W. Pabst ganz alleine geschaffen wor- merischer Hymnen verfolgen, die sie als kostbarste, 54 den. Diese einzigartige Frau hat aber auch unter so schönste Kultfigur des Weltkinos verherrlichen; ihre verschiedenen Regisseuren wie Howard Hawks (A GIRL 1982 erschienenen Memoiren »Lulu in Hollywood« IN EVERY PORT), William Wellman (BEGGARS OF LIFE) haben diesem Ruhm noch den Glanz der brillanten Es- und Augusto Genina (PRIX DE BEAUTÉ) gespielt, und da sayistin hinzugefügt. Genugtuung konnte sie brauchen findet man überall die gleiche Präsenz, den gleichen und mußte sie lange entbehren: Als sie 1928 als Magnetismus, die gleiche skandalöse Schönheit erwählte Lulu nach Berlin kam, schlug ihr nur eisige wieder. Diese Frau ist ein öffentlicher Skandal, dazu Ablehnung entgegen, nach der Premiere von DIE geschaffen, die Liebe-losen Frauen zum Selbstmord zu BÜCHSE DER PANDORA gab es nur schlimme Verrisse. treiben und das Gesicht wie die Substanz der Welt zu Als skandalös und geradezu barbarisch wurde es emp- verändern. Nicht einmal Greta Garbo, nicht einmal Asta funden, daß Pabst einer 22jährigen Anwaltstochter aus Nielsen, nicht einmal Brigitte Helm könnten die er- Kansas, von der man nur wußte, daß sie ein Revuegirl staunliche Louise Brooks ersetzen, die Quelle dieses vom Broadway war (von ihren Glanzrollen in den erstaunlichen Magnetismus. Wenn sie erscheint, zer- 1928er Produktionen A GIRL IN EVERY PORT und BEG- reißt die Leinwand, das weiße Tuch wird zur Landschaft GARS OF LIFE wußte man noch nichts), die Lulu von des Wahnsinns: drohende Sonne, Perspektiven ohne Wedekind zu spielen gab, die heißeste Filmrolle des Ende. Sie hat blendenden Glanz: Melusine, femme ani- Jahrzehnts und schon seit drei Jahrzehnten die heiße- ste Rolle der deutschen Bühne, mit heimlichen und offenen Optionen belegt von prominentesten Stars und kühnsten Starlets. Als Pabst daran ging, aus der Heldin seiner BÜCHSE DER PANDORA die Inkarnation von süßer Unschuld und kindlicher Einfachheit des Lasters zu machen, ist ihm keine Lulu von Bühne und Film gut genug – und die einzige Alternative aus dem Nachwuchs, die sich seit 1923 emporrangelnde Marlene Dietrich, schon gar nicht: »Die Dietrich war zu alt und alles an ihr war so offensichtlich – ein einziger sexy look und der Film wäre zur Burleske entartet.« Er hätte sich aber mit Mar- lene abgefunden, hätte er nicht gerade noch rechtzeitig A GIRL IN EVERY PORT gesehen; so kam er auf »Lou Brou«, »dieses amerikanische Mädchen, das unsere deutsche Lulu spielt!« Mit diesem Zitat beschreibt die Brooks selbst die Reaktion der Berliner auf die Gast- arbeiterin. »Mit der gleichen gradlinigen Perversität, mit der Pabst bei der BÜCHSE DER PANDORA die Rolle von Jack the Ripper mit Gustav Diessl besetzt hatte, holte er sich für den lasziven Apothekergehilfen im TAGEBUCH EINER VERLORENEN Fritz Rasp. Diessl und Rasp waren die Ausstellung »60 Ans de Cinéma«: »Sie ist die moderne einzigen Schauspieler in diesen Filmen, die für mich Schauspielerin par excellence weil sie, vergleichbar Schönheit und sexuelle Anziehungskraft hatten. Pabsts den Statuen der Antike, jenseits aller Zeiten ist. Vor der Regie der Jack the Ripper-Szenen war völlig unkompli- Kameralinse hat sie die Natürlichkeit, die nur Ur-Wesen ziert; es war einfach nur eine zärtliche Liebesbegeg- sich erhalten können. Sie ist die Intelligenz des kine- nung – bis zu dem schrecklichen Augenblick, in dem matographischen Prozesses. Sie ist die perfekteste Diessl das Messer auf dem Tisch sieht, aufblitzend im Inkarnation des photogénie; sie verkörpert all das, was Kerzenlicht. Die Verführungsszene im TAGEBUCH EINER das Kino in seinen letzten stummen Jahren wiederge- s

VERLORENEN, mit mir als verführerischer Thymian, funden hat: totale Natürlichkeit und totale Einfachheit.« k o o legte er dagegen wie ein Ballett an und inszenierte sie Kompiliert aus Texten aus dem Buch von Ilona r B

wie eine Abfolge subtiler, fast wortloser Annäherungen Brennicke / Joe Hembus: »Klassiker des deutschen e s i

zwischen einem ›unschuldigen‹ jungen Mädchen und Stummfilms«; München 1983 u o einem gerissenen Lüstling. Er wählte Fritz Rasp nicht L nur wegen der Disziplin, mit der dieser eine Figur spie- THE STREET OF FORGOTTEN MEN – USA 1925 – 55 len konnte, die nahe der Karikatur war, sondern auch R: Herbert Brenon – B: John Russell, Paul Schofield – wegen seiner physischen Kraft und Grazie. Wenn ich in K: Harold Rosson – D: Percy Marmont, Mary Brian, Neil seiner Umarmung ohnmächtig werde, hebt er mich mit Hamilton, John Harrington, Louise Brooks – 5 min solcher Leichtigkeit hoch und trägt mich zu Bett, als (Ausschnitt), OF – THE AMERICAN VENUS (DIE wiege ich nicht mehr als mein seidenes Nachthemd.« SCHÖNSTE FRAU DER STAATEN) – USA 1926 – R: (Louise Brooks: »Lulu in Hollywood«; 1982) Frank Tuttle – B: Frederick Stowers – K: J. Roy Hunt – DAS TAGEBUCH EINER VERLORENEN war der letzte D: Esther Ralston, Fay Lanphier, Lawrence Gray, Ford große Film der erst 23jährigen, die rätselhafterweise in Sterling, Louise Brooks – 2 min, OF (Trailer) – IT’S THE den nächsten zehn Jahren nur noch acht Filme drehte, OLD ARMY GAME – USA 1926 – R: Edward Suther- als letztes den Serienwestern OVERLAND STAGE RAI- land – B: Thomas J. Geraghty, J. Clarkson Miller – K: DERS, dann in der Obskurität untertauchte, um erst in Alvin Wyckoff – D: W.C. Fields, Louise Brooks, Blanche den siebziger Jahren ein Comeback als brillante Auto- Ring, William Gaxton, Mary Foy – 80 min (21 B/s), OF – rin filmhistorischer Essays zu erleben. Die meisten der amerikanischen Stummfilme mit Über die Louise Brooks des TAGEBUCHS EINER VERLO- Louise Brooks sind nicht mehr erhalten. Von ihren er- RENEN schrieb Henri Langlois 1955 im Katalog seiner sten beiden Filmauftritten liegen immerhin Fragmente vor, in denen sie kurz zu sehen ist: Die einzige Szene Lebensweg und die Karriere von Louise Brooks nach- mit Louise Brooks in einer Nebenrolle von THE STREET zeichnet, entstand nach einem Drehbuch von Barry OF FORGOTTEN MEN ist im überlieferten Material voll- Paris, der 1989 die bis heute ausführlichste Biographie ständig erhalten, von ihrer bereits etwas größeren Rolle über Louise Brooks veröffentlichte. Zu Wort kommen in THE AMERICAN VENUS sieht man zumindest eine Verwandte und Kollegen von Louise Brooks wie Franz Sequenz in dem restaurierten Trailer des Films, der Lederer und Roddy McDowell – und Louise Brooks sogar Szenen im Zweifarb-Technicolor-Verfahren be- selbst in einem Interview, das 1976 mit ihr geführt sitzt. Die 18jährige Louise Brooks war den Filmprodu- wurde. – LOVE ’EM AND LEAVE ’EM – USA 1926 – R: zenten als Tänzerin der Ziegfeld Follies aufgefallen, und Frank Tuttle – B: George Abbott, Townsend Martin, nach Brooks akzeptierte die Rollenangebote aus einem einem Theaterstück von John V.A. Weaver – K: George Grund: »To make money, to make money. To live, for Webber – D: Evelyn Brent, Louise Brooks, Lawrence God’s sake.« Da sie abends auf der Bühne stand und Gray, Osgood Perkins, Jack Egan – 65 min (22 B/s), OF das Leben in New York in vollen Zügen genoß, schlug – Der letzte und zugleich beste Film, den Louise Brooks sie ein Angebot der MGM aus und unterzeichnete einen in New York bei der Paramount drehte, bevor sie nach 5-Jahres-Vertrag bei der Paramount, die ihre Filme in New York produzierte. Ihr dritter Paramount-Film war IT’S THE OLD ARMY GAME mit dem Vaudeville-Komiker W.C. Fields, den Brooks von der Bühne her kannte. Es ist verblüffend zu sehen, wie gut sich die Komik von Fields, die sehr von Dialogen abhängig war, sich für den Stummfilm adaptieren ließ – viele gelungene Sze- nen sollte Fields später in dem Tonfilm IT’S A GIFT eins zu eins wiederholen. Regissseur des Films war der 31jährige Edward Sutherland, der mit dem trinkfesten Fields und der feierfreudigen Brooks ein starkes Trio bildete – Louise Brooks heiratete ihn kurz nach Beendi- gung der Dreharbeiten. ̈ Freitag, 17. November 2006, 18.30 Uhr Hollywood ging. Sie spielt eine junge Verkäuferin, »die THE SHOW OFF – USA 1926 – R: Malcolm St. Clair – sich die Männer aussucht, um mit ihrer Hilfe immer s

k B: Pierre Collings, nach einem Theaterstück von höher zu steigen – bei jeder neuen Stufe bleibt einer o o

r George Kelly – K: Lee Garmes – D: Ford Sterling, Lois zurück, wie liegengelassen. Ihr ist zwar mit Evelyn B

e Wilson, Louise Brooks, Gregory Kelly, Claire McDowell Brent eine Schwester an die Seite gestellt, die mora- s i

u – 82 min (22 B/s), OF – Komödie um Ford Sterling, der lisch korrektes Verhalten praktiziert und am Ende mit o

L einen kleinen Angestellten der Pennsylvania Railroad kleinem Glück dafür belohnt wird. Doch die lebens- Company spielt, der sich selber für den wichtigsten lustige, in gewisser Hinsicht auch skrupellose, jeden- 56 Mann in der Firma hält und diese Rolle auch gegenüber falls auf keine traditionellen Rollenklischees zu ver- der Familie seiner Freundin spielt. Louise Brooks ist pflichtende Louise Brooks gewinnt die Charleston- das Mädchen aus dem Nachbarhaus und spielt in die- Wettbewerbe, die Herzen der Männer – und die der Zu- sem Film noch nicht das Flapper-Girl. Ihr unterkühltes, schauer.« (Rainer Rother) aber ausdrucksstarkes Spiel, das keiner erklärenden ̈ Sonntag, 19. November 2006, 18.30 Uhr ̈̈ Diens- Zwischentitel bedarf, fällt gerade im Gegensatz zu Ford tag, 19. Dezember 2006, 21.00 Uhr Sterling besonders auf. Der als Chef der Keystone Kops bekannt gewordene Slapstick-Komiker versuchte mit BEGGARS OF LIFE (BETTLER DES LEBENS) – USA Filmen wie THE SHOW OFF vergeblich, als Charakter- 1928 – R: William Wellman – B: Benjamin Glazer, nach darsteller in Spielfilmen erfolgreich zu sein. dem Buch von Jim Tully – K: Henry Gerrard – D: Wal- ̈ Samstag, 18. November 2006, 18.30 Uhr lace Beery, Louise Brooks, Richard Arlen, Bob Perry, Blue Washington – 100 min (24 B/s), OF – BEGGARS LOOKING FOR LULU – USA 1998 – R: Hugh Munro OF LIFE war die erste A-Produktion, in der Louise Neely – B: Barry Paris – K: John C. Luker II – M: Nigel Brooks mitspielte: gedreht on location mit berühmten Holton – 60 min, OF – Der Film, der sehr detailliert den Schauspieler-Kollegen und mit einem Regisseur, der zuvor mit WINGS einen großen Erfolg zu verzeichnen ropa gedreht hat, und die Zusammenarbeit mit Georg hatte. Die Geschichte geht um hoboes, Obdachlose, die Wilhelm Pabst, der Louise Brooks in A GIRL IN EVERY auf Güterzüge aufspringen und so durch das Land rei- PORT gesehen und umgehend engagiert hatte. – A sen, um auf den Feldern zu jobben. Um sich in dieser GIRL IN EVERY PORT (BLAUE JUNGS – BLONDE s

Männergesellschaft behaupten zu können und um der MÄDCHEN) – USA 1928 – R: Howard Hawks – B: k o o

Polizei, die sie wegen eines Mordes sucht, zu ent- Seton I. Miller – K: George Webber – D: Victor McLag- r B

kommen, sehen wir Louise Brooks meistens in Män- len, Robert Armstrong, Louise Brooks, Natalie Joyce, e s i nerkleidung. Die zeitgenössische Kritik lobte die Dar- Maria Casajuana – 69 min (22 B/s), OF – Ein Film über u o stellung der Brooks weit mehr als den Film, der erst im die Männerfreundschaft zweier Seemänner, die sich L Zuge der Louise-Brooks-Renaissance wiederentdeckt unfreiwillig ihre Bräute teilen. In der zweiten Hälfte des 57 wurde. »BEGGARS OF LIFE ist brillant entworfen und Films treffen sie dann auf Louise Brooks, die verführe- ausgezeichnet realisiert. Die übliche Frische und un- risch im Badekostüm als Jahrmarktattraktion einen gekünstelte Natürlichkeit der meisten amerikanischen Todessprung in ein Wasserbassin vorführt. »Ich wollte Stummfilme ist hier durch einen ernst-würdevollen, in meinem Film einen anderen Typ von weiblichem Star sorfgfältig entwickelten Stil ersetzt, der an das europäi- haben. Ich engagierte Louise Brooks, weil sie sehr sche Kino erinnert.« (Kevin Brownlow) selbstsicher, sehr analytisch und dennoch auch sehr ̈ Freitag, 1. Dezember 2006, 18.30 Uhr feminin war – und sie war in dem Film verdammt gut. Selbstverständlich tat sie, was sie wollte. Sie war ihrer LULU IN BERLIN – USA 1984 – R+B: Richard Lea- Zeit weit voraus, und sie war eine Rebellin. Ich mag Re- cock, Susan Woll – K: Sandy D’Annunzio – M: Eliane bellen. Ich schätze Menschen, an die man sich erinnern Reinhold – 48 min, OF – Ein ausführliches und auf- kann, wenn man sie wiedertrifft.« (Howard Hawks) schlußreiches Gespräch, das Richard Leacock mit der ̈ Sonntag, 26. November 2006, 18.30 Uhr ausgesprochen gut gelaunten und sich an viele Details erinnernden Louise Brooks in Amerika geführt hat. Im DIE BÜCHSE DER PANDORA – Deutschland 1929 – Mittelpunkt stehen die Filme, die Louise Brooks in Eu- R: Georg Wilhelm Pabst – B: Ladislaus Vajda, nach dem Bühnenstück von Frank Wedekind – K: Günther Krampf steher sind innerhalb der sadistischen Konventionen – D: Louise Brooks, Fritz Kortner, Franz Lederer, Alice stark und blitzend gezeichnet. Das Freudenhaus end- Roberts, Gustav Diessl – 130 min (20 B/s) – Nachdem lich mit der gutmütigen und zufriedenen Bordellmutter sie eine Vertragsverlängerung bei der Paramount in der Vera Pawlowa wirkt zärtlich, weich, verführerisch, Hollywood ablehnte, weil man angesichts des Sieges- als eine bessere, die einzig noch mögliche Welt nach zugs des Tonfilms die Gagen der Schauspieler zu den ersten, tiefen Lebensschrecknissen. Und Louise drücken versuchte, nahm Louise Brooks das Angebot Brooks geht in stummer Schönheit, erschrocken, trot- an, in Deutschland unter der Regie von Georg Wilhelm zig, wartend, verwundert durch den Film, als das Mäd- Pabst zu drehen. »Da ist die seit Monaten vieldisku- chen, dem dies passiert. Fast wie ein schöner tragi- tierte Lulu der Louise Brooks. Die passivste Rolle des scher Buster Keaton. Großäugig, infantil, in entzücken- Films. Pabst läßt seinen Film um diese Frau spielen, den Kleidern.« (Ernst Blass) läßt um sie herum Tragödien geschehen und Men- ̈ Sonntag, 3. Dezember 2006, 18.30 Uhr (Am Flügel: schen zugrunde gehen. Sie steht da, lächelnd, in kind- Aljoscha Zimmermann) ̈̈ Dienstag, 12. Dezember licher Freude am Sinnengenuß. Zuweilen wird sie 2006, 21.00 Uhr etwas unwillig, wie ein Schulmädel, dem irgendetwas schief gegangen ist. Pabst macht aus der Lulu keinen THE CANARY MURDER CASE (DIE STIMME AUS Vamp, den man hassen soll, sondern eine Frau, die DEM JENSEITS) – USA 1929 – R: Malcolm St. Clair, nichts für ihre Wirkung auf die Männer kann. In diesem Frank Tuttle – B: Florence Ryerson, Albert S. Le Vino, Sinne ist die Brooks eine glänzende Interpretin, und es nach dem Roman von S.S. Van Dine – K: Cliff Black- ist wirklich schwer, unter den deutschen Darstellerin- stone, Harry Fischbeck – M: Karl Hajos – D: William nen jemand zu finden, der an ihre Stelle hätte gesetzt Powell, Louise Brooks, Jean Arthur, James Hall, Gustav werden können.« (Georg Herzberg) »Ich verehrte Pabst, von Seyffertitz – 82 min, OF – Louise Brooks hatte in weil sein wahrheitsgetreues Bild dieser Welt der Lust Hollywood gerade die Dreharbeiten für die Stummfilm- es mir erlaubte, die Lulu natürlich zu spielen. Die übri- Adaption des überaus erfolgreichen Detektivromans gen Darsteller neigten eher zur Rebellion. Und vielleicht »The Canary Murder Case« beendet, als sie bei der war das seine brillanteste Leistung als Regisseur – Paramount kündigte und nach Berlin zu den Dreharbei- eine Truppe von Schauspielern dazu zu bringen, un- ten von DIE BÜCHSE DER PANDORA fuhr. Nach ihrer sympathische Charaktere zu spielen, die allein durch Rückkehr aus Deutschland erhielt sie in New York eine die Suche nach sexueller Befriedigung getrieben wer- Aufforderung der Paramount, für eine Umarbeitung von den.« (Louise Brooks) THE CANARY MURDER CASE in einen Tonfilm zu s

k ̈ Samstag, 2. Dezember 2006, 18.30 Uhr (Am Flügel: nachträglichen Aufnahmen nach Hollywood zurück- o o

r Aljoscha Zimmermann) ̈ Mittwoch, 13. Dezember zukommen. Louise Brooks weigerte sich, so daß die B

e 2006, 21.00 Uhr Paramount sie schließlich von Margaret Livingston s i

u nachsynchronisieren und in einigen nachgedrehten o

L DAS TAGEBUCH EINER VERLORENEN – Deutschland Szenen komplett doubeln ließ. In den 20 Minuten des 1929 – R: Georg Wilhelm Pabst – B: Rudolf Leonhardt, Films, in denen Louise bis zu ihrer Ermordung auftritt, 58 nach dem Roman von Margarete Böhme – K: Sepp All- sind in Dialogszenen kaum Großaufnahmen zu sehen, geier – D: Louise Brooks, Fritz Rasp, Joseph Rovensky, in denen sie spricht, sondern nur stumme Reaction Vera Pawlowa, Valeska Gert – 109 min (24 B/s) – Die Shots oder Totalen, in denen sie von hinten zu sehen zweite Zusammenarbeit zwischen Louise Brooks and ist. Es bleiben aber die grandiosen Aufnahmen von ihr Georg Wilhelm Pabst basiert auf einem Sittenroman, als Star in der Canary-Revue, wo sie im Flitterkostum der nicht nicht die große Reputation aufzuweisen hatte auf einer Schaukel über den Tänzerinnen hin- und her- wie Wedekinds »Lulu«. »Pabst bringt das Vaterhaus, schwingt. Die Presseabteilung der Paramount ließ ver- das Erziehungshaus, das Freudenhaus. Alle drei breiten, daß Louise Brooks und ihre Stimme für den Schauplätze sind mit einer erheblich über dem Durch- Tonfilm ungeeignet seien – eine Behauptung, die ihre schnitt stehenden Feinnervigkeit und auch Ausge- Hollywood-Karriere zerstörte. glichenheit nahegebracht. Die Familie ist spukig-grau, ̈ Freitag, 8. Dezember 2006, 18.30 Uhr von unheimlicher Macht, der Entjungferer ein böser Zufall, die Stiefmutter ein böser Zufall. Die Erziehungs- PRIX DE BEAUTÉ (MISS EUROPA) – Frankreich 1930 anstalt alsdann hat etwas Summarisches. Valeska Gert – R: Augusto Genina – B: René Clair, Georg Wilhelm als grausame Gymnastiklehrerin, Engelmann als Vor- Pabst – K: Rudolph Maté – D: Louise Brooks, Georges Charlia, Augusto Bandini, André Nicolle, Gaston Jac- »William B. Goodrich« hinter der Kamera arbeitete. quet – 108 min (23 B/s), italienische OmU – Von Georg Windy Riley ist die einem Zeitungscartoon entnom- Wihelm Pabst und René Clair vorbereitet, entstand mene Figur eines großmäuligen, Zigarre rauchenden Louise Brooks’ letzter europäischer Film in Paris unter New Yorkers, der mit seinen Aktivitäten als Publicity der Regie des italienischen Regisseurs Augusto Ge- Manager die Karriere des von Louise Brooks gespielten nina. Er wirkt unfreiwillig autobiographisch: Er zeigt den Filmstars Betty Grey gefährdet. – GOD’S GIFT TO Aufstieg einer Büroangestellten zu einem Filmstar nach WOMEN – USA 1931 – R: Michael Curtiz – B: Joseph ihrem Sieg in einem Schönheitswettbewerb. Doch die Jackson, Raymond Griffith, nach dem Theaterstück vielverversprechende Karriere endet abrupt. Nach PRIX »The Devil Was Sick« von Jane Hinton – K: Robert DE BEAUTÉ war die Filmkarriere von Louise Brooks Kurrle – M: Leroy Shield – D: Frank Fay, Laura La praktisch auch beendet. Die 23jährige kehrte nach Plante, Joan Blondell, Charles Winninger, Louise Brooks Amerika zurück und erhielt nur noch Nebenrollen in – 72 min, OF – Ein Versuch der Warner Brothers, den wenigen B-Pictures. PRIX DE BEAUTÉ ist ein lange ver- Bühnenstar Frank Fay zu einem Frauenliebling auf- kanntes Meisterwerk, das seinerzeit wenig Erfolg hatte, zubauen. In GOD’S GIFT TO WOMEN spielt er einen Don weil es mit technisch unzulänglichen Mitteln nachträg- Juan, dem in Paris alle Frauen zu Füßen liegen. Louise lich zum Tonfilm umfunktioniert wurde (die des Franzö- Brooks spielt eine der Frauen, die sich um ihn zu küm- sischen nicht mächtige Louise Brooks wurde wieder mern versuchen, als er vermeintlich krank darnieder- einmal nachsynchronisiert). Das Filmmsueum zeigt die liegt. Sie liefert sich einen handgreiflichen Kampf mit parallel hergestellte und selten gezeigte italienische ihren Konkurentinnen, kann sich aber nicht so profilie- ren, daß sie ein weiteres Engagement von einem Major-Studio erhalten hätte. ̈ Freitag, 15. Dezember 2006, 18.30 Uhr

EMPTY SADDLES – USA 1936 – R: Lesley Selander – B: Frances Guihan – K: Allen Q. Thompson, Herbert Kirkpatrick – M: Felix Mills – D: Buck Jones, Harvey Clark, Louise Brooks, Charles Middleton, Frank Cam- peau – 61 min, OF – OVERLAND STAGE RAIDERS (GOLD IN DEN WOLKEN) – USA 1938 – R: George Sherman – B: Luci Ward – K: William Nobles – D: John s

Wayne, Ray Corrigan, Max Terhune, Louise Brooks, k o o

Anthony Marsh – 55 min, OF – Die letzten beiden Filme r B

von Louise Brooks sind zwei klischeereiche B-Picture- e s i

Stummfilmfassung. »Die Szene mit Louise, die im Kino- Western, in denen sie immerhin die weibliche Haupt- u o saal stirbt, während im Hintergrund auf der Leinwand rolle neben legendären Western-Stars wie Buck Jones L die Bilder von ihr zu sehen sind, ist für mich das poe- und dem jungen John Wayne spielen konnte. Man 59 tische Symbol für die Unsterblichkeit der weiblichen sieht, daß sie ohne weiteres im Tonfilm bestehen Schönheit im Kino.« (Ado Kyrou) konnte und durchaus wandlungsfähig war. Doch sie ̈ Samstag, 9. Dezember 2006, 18.30 Uhr (Am Flügel: verlor endgültig ihr Interesse am Film: »1938 fühlte ich, Aljoscha Zimmermann) daß ich das Ende meiner Karriere erreicht hatte. Das dringend benötigte 300-Dollar-Gehalt konnte mich WINDY RILEY GOES HOLLYWOOD – USA 1931 – R: nicht freudig stimmen angesichts der Aussicht, in Roscoe Arbuckle – B: Ernest Pagano, Jack Townley – einem typischen Hollywood-Western mitzuspielen, des- D: Jack Shutta, Louise Brooks, William Davidson, Wil- sen unrealistische Geschichte mich anwiderte.« bur Mack, Dell Henderson – 16 min, OF – Der erste ̈ Samstag, 16. Dezember 2006, 18.30 Uhr Film, in dem man Louise Brooks mit ihrer eigenen Stimme sprechen hört, ist eine Kurzfilmkomödie für das unabhängige Studio Educational, inszeniert vom Stummfilmkomiker Roscoe Arbuckle, der nach einem Fotos: DIE BÜCHSE DER PANDORA / Louise Brooks / LOVE Skandal in den 20er Jahren von der Leinwand verbannt ’EM AND LEAVE ’EM / A GIRL IN EVERY PORT / PRIX DE worden war und gelegentlich unter dem Pseudonym BEAUTÉ Zuschauerkino ?

Der Zuspruch und die Vielfalt der eingereichten Filme 80331 München). Möglich sind die Formate 35mm, bei den bisherigen Veranstaltungen waren so groß, daß 16mm, DigiBeta, BetaSP, U-matic, VHS, DVD und Mi- das Münchner Filmzentrum (MFZ) – der Förderverein niDV. Zugelassen werden nur Filme mit einer maxima- des Filmmuseums – auch in diesem Jahr wieder len Länge von 20 Minuten und maximal zwei Filme Filmemacherinnen und Filmemacher zur Teilnahme am desselben Filmemachers. MFZ und Filmmuseum be- o

n Zuschauerkino einlädt. Diesmal können wir dem halten sich vor, Filme nicht zuzulassen, wenn sie als für i k

r Wunsch nach einem Forum entsprechen, den mehrere die Veranstaltung ungeeignet eingestuft werden. Soll- e

u TeilnehmerInnen bereits äußerten: Anstelle eines Wett- ten mehr Filme angemeldet werden als Vorführzeit zur a h

c bewerbs um einen Gewinnerfilm wird das MFZ im An- Verfügung steht (maximal drei Stunden reine Filmzeit), s

u schluß an die Vorführung eine Begegnungsmöglichkeit werden die Veranstalter eine Auswahl treffen, wobei die Z bieten, damit Teilnehmer und Zuschauer noch leichter Reihenfolge der Anmeldungen berücksichtigt wird. Alle 60 miteinander ins Gespräch kommen können (für Erfri- Filmemacher, deren Filme im Programm gezeigt wer- schungen ist gesorgt). den, können an der Kasse bis zu fünf Freikarten für den Filme einreichen dürfen alle, die einen Kurzfilm gedreht Zuschauerkino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus haben, egal ob Profi oder Amateur, unabhängig von der bestehen keine weiteren Verpflichtungen des Filmmu- Gattung und dem Format des Films. Inhaltlich gibt es seums. Es wird vorausgesetzt, daß die Filmemacher ebenfalls keine Beschränkungen – ein abwechslungs- über die Rechte an den von ihnen eingereichten Filmen reicher Abend mit kurzen Spiel-, Dokumentar- und Ani- verfügen und diese am Abend vor der Projektion kurz mationsfilmen ist also wieder zu erwarten. Dies sind die vorstellen. Spielregeln: Die Filme können vom 2. November bis ̈ Donnerstag, 14. Dezember 2006, 19.00 Uhr (die Fil- zum 1. Dezember 2006 im Filmmuseum angemeldet memacher sind anwesend) werden, per Telefon (089-23322348), E-Mail (film museum@ muenchen.de), Fax (089-23323931) oder Brief (Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, Zum 20. Todestag von Andrej Tarkovskij

Publikum, das vom Kino vor allem die verständnisleich- ten Bild- und Kompositionsstrukturen des traditionellen Erzählkinos erwartet. Ebensowenig allerdings auch den Enthusiasten einer experimentellen Neoavantgarde, die Andrej Tarkovskij mit Positionen prämoderner Ästhetik und Poetik provozierte: »Die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat ihr Geheimnis verloren. Die sogenannte moderne Kunst ist meist nur eine Fiktion, die von der fälschlichen Annahme ausgeht, daß die Methode zum Sinn und Ziel der Kunst werden könne. Mit der Demonstration dieser Methode – und das ist nichts weiter als grenzenloser Exhibitionismus – befaßt sich die Mehrheit der zeitgenössischen Künstler. Für mich ist der Begriff der Avantgarde ohne jeden Sinn.« Filmwissenschaft und -kritik lehnt Andrej Tarkovskij als etwas Sinnwidriges ab und fordert stattdessen einen »naiven«, nicht analytisch fragenden Zuschauer, der sich kontemplativ auf die Filmbilder einläßt: »Es befremdet mich immer wieder, wenn ich höre, daß Menschen, die doch keinesfalls gleichgültig ins Filmbild gebrachte Natur nicht einfach genießen, sondern darin nach irgendeinem verborgenen Sinn suchen. Wenn das Kino dem Zuschauer die tatsächliche Welt nahebringt und es ihm ermöglicht, sie in ihrer ganzen Fülle zu be- Am 29. Dezember 1986 verstarb im Alter von nur 54 trachten, sie gleichsam zu ›riechen‹, auf der Haut ihre Jahren der russische Filmregisseur Andrej Tarkovskij Feuchtigkeit oder Trockenheit zu spüren, dann stellt im Pariser Exil an Lungenkrebs – und hinterließ ein sich heraus, daß dieser Zuschauer schon längst die Werk von sieben großen Kinofilmen, die als Meister- Fähigkeit eingebüßt hat, sich diesem Eindruck einfach werke in die Filmgeschichte eingegangen sind. Die emotional, in unmittelbar ästhetischem Sinne hinzuge- Hommage des Filmmuseums stellt einige der Kinofilme ben. Stattdessen muß er sich ständig einer Kontrolle

von Tarkovskij vor, die in neuen untertitelten Filmkopien unterwerfen und prüfend nach dem ›Warum‹, ›Wes- j i k

für die Sammlung des Filmmuseums erworben wur- halb‹, ›Weswegen‹ fragen.« s v den, zwei bewegende Dokumentarfilme über Tarkovskij Andrej Tarkovskij, dessen Filmsprache und -dramatur- o k r von Chris Marker und Aleksandr Sokurov – zwei ande- gie als etwas zutiefst Innovatives rezipiert wird, präsen- a T ren Großen des Kinos – und in München noch nie ge- tiert sich in der »Versiegelten Zeit«, seinen 1985 publi- j e r zeigte Nebenwerke von Tarkovskij: seinen allerersten zierten »Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und Poetik d n

Film als Student an der Filmhochschule, eine wenig be- des Films« als das Paradox eines antiavantgardisti- A kannte Drehbucharbeit und seinen einzigen Fernseh- schen Avantgardisten. Hans-Joachim Schlegel 61 film, eine sehr persönliche Arbeit über seine Situation im italienischen Exil. UBIJCY (DIE KILLER) – SU 1956 – R: Marika Bejko, Aleksandr Gordon, Andrej Tarkovskij – B: Aleksandr Andrej Tarkovskij hat es niemandem leicht gemacht. Gordon, Andrej Tarkovskij, nach der Kurzgeschichte Sich selbst nicht mit einem video-ästhetischen Eigen- »The Killers« von Ernest Hemingway – K: Alfredo Alva- sinn, der kompromißlos nach Wegen jenseits tradierter, rez, Aleksandr Rybin – D: Julij Fajt, Aleksandr Gordon, gängiger Normen und Erwartungen suchte. Aber auch Valentin Vinogradov, Vadim Novikov, Andrej Tarkovskij, denen nicht, die er mit den Ergebnissen seines Vasilij Schukschin – 21 min, OmeU – Der erste Film Suchens konfrontierte. Ganz gewiß nicht leicht macht von Tarkovskij war eine Gemeinschaftsarbeit an der es der kreative Eigensinn dieses Regisseurs einem Moskauer Filmhochschule VGIK, bei der Tarkovskij die ersten und die letzten Szenen inszenierte, die in einer jugendlichen Kundschafter an der Dnjepr-Front 1943 Bar spielen. Die düstere Kriminalgeschichte mit exi- zugrunde lag. Tarkovskij befreite die Kriegshandlung stentialistischen Untertönen basiert auf der Kurzge- vom akribischen Objektivismus der Vorlage und ver- schichte »The Killers« von Hemingway, die Tarkovskij legte sie radikal in die Perspektive der kindlichen ausgewählt hatte. Es war das erste Mal, daß eine aus- Hauptfigur. »Tatsächlich repräsentieren die lyrischen ländische Literaturvorlage für einen Studentenfilm ak- Elemente des Films, der aufgewühlte Himmel, die stil- j

i zeptiert wurde. Alle Rollen wurden von den Studenten len Gewässer, die endlosen Wälder auch das Leben k

s selber gespielt, Tarkovskij spielt einen Gast, der in die Ivans, die Liebe und die Lebenswurzeln, die ihm ver- v o

k Bar kommt, zwei Sandwiches bestellt und »Lullaby of weigert sind; das, was er einmal war; das, was er noch r

a Birdland« pfeift – eine Melodie der 50er Jahre, die immer ist, ohne sich jemals daran erinnern zu können; T j

e durch die »Voice of America«-Radiosendungen bekannt das, was die anderen in ihm und um ihn herum sehen r d

n geworden war und als Freiheitssymbol galt. und was er nicht mehr sehen kann.« (Jean-Paul Sartre) A ̈ Sonntag, 7. Januar 2007, 18.30 Uhr ̈ Freitag, 5. Januar 2007, 18.30 Uhr 62 IVANOVO DETSTVO (IWANS KINDHEIT) – SU 1962 – ZERKALO (DER SPIEGEL) – SU 1975 – R: Andrej Tar- R: Andrej Tarkovskij – B: Vladimir Bogomolov, Michajl kovskij – B: Aleksandr Mischarin, Andrej Tarkovskij – K: Papava, nach der Erzählung »Ivan« von Vladimir Bogo- Vadim Jussov – M: Eduard Artjemjev – D: Margarita molov – K: Georgij Rerberg – M: Vjatscheslav Ovtschin- Terechova, Ignat Danicev, Larissa Tarkovskaja, Alla nikov – D: Nikolaj Burljajev, Valentin Zubkov, Jevgenij Demidova, Anatolij Solonicyn, Jurij Nazarov – 108 min, Scharikov, Stepan Krylov, Nikolaj Grinko, Irma Rausch – OmU – »Ich wollte von den Leiden eines Menschen be- 95 min, OmU – 1961 erhielt Tarkovskij überraschend richten, dem es scheint, er werde niemals die ihm teu- den Auftrag des staatlichen Filmstudios Mosfilm, ein ren Menschen für ihre Zuneigung, für das, was sie ihm Spielfilmprojekt zu übernehmen, dem eine populäre Er- gegeben haben, entgelten können. Er glaubt, er habe zählung im Stil des patriotischen Realismus über einen sie nicht genug geliebt – und dies ist für ihn wirklich ein quälender, schwer zu ertragender Gedanke. Im SPIE- verfallenen Haus; darin befindet sich ein Zimmer, wel- GEL wollte ich nicht von mir selbst erzählen, sondern ches angeblich die geheimsten Wünsche derer erfüllt, vielmehr von den Gefühlen, die ich mir nahestehenden die es betreten. »Die Science Fiction bildete im STAL- Menschen gegenüber empfinde, von meinen Beziehun- KER sozusagen nur eine taktische Ausgangssituation, gen zu ihnen, meinem ewigen Mitgefühl für sie, aber die den für uns zentralen moralischen Konflikt plasti- auch von meinem Versagen und meinem Gefühl unauf- scher herauszubringen half. Der Film wurde so ge- hebbarer Schuld ihnen gegenüber. Mich interessierte, macht, daß der Zuschauer das Gefühl haben konnte, Dokumentarmaterial, Träume, Erscheinungen, Hoffnun- alles würde sich heute abspielen und die ›Zone‹ wäre gen, Ahnungen und Erinnerungen, also das ganze gleich nebenan. Die ›Zone‹ ist das Leben, durch das Chaos der Umstände zu montieren, die den Helden mit der Mensch hindurch muß, wobei er entweder zu- unausweichlichen Seinsfragen konfrontierten.« (Andrej grunde geht oder durchhält. Und ob er dies nun durch- Tarkovskij) hält, das hängt allein von seinem Selbstwertgefühl ab, ̈ Freitag, 5. Januar 2007, 21.00 Uhr von seiner Fähigkeit, das Wesentliche vom Nebensäch- lichen zu unterscheiden.« (Andrej Tarkovskij) STALKER – SU 1979 – R: Andrej Tarkovskij – B: Arka- ̈ Samstag, 6. Januar 2007, 21.00 Uhr dij und Boris Strugackij, nach ihrem Roman »Picknick am Wegesrand« – K: Georgij Rerberg, Aleksandr Knja- BEREGIS, ZMEI! (VORSICHT, SCHLANGEN!) – SU zhinskij – M: Eduard Artjemjev – D: Nikolaj Burljajev, 1979 – R: Zakir Sabitov – B: Andrej Tarkovskij, Zakir Valentin Zubkov, Jevgenij Scharikov, Stepan Krylov, Sabitov – K: Timur Kajumov – M: Rumil Vildanov – D: Nikolaj Grinko, Irma Rausch – 95 min, OmU – STALKER Pulat Sajdkassymov, Jurij Psyrjev, Chamza Umarov, beschwört in Bildern von großer visueller Magie und Ajda Junussova, Tigan Redzhimelov – 106 min, dtF – mitunter visionärer Kraft die illegale Wanderung zweier Ein Kriminalfilm, an dessen Drehbuch Tarkovskij mit- anonymer Intellektueller und ihres gleichfalls namen- arbeitete: Eine Mordserie in einem entlegenen Ort in losen Führers durch eine verwunschene Zone zu einem Usbekistan zieht Untersuchungen nach sich, die immer j i k s v o k r a T j e r d n A

63 komplizierter werden, da der Fall plötzlich überregio- die Zimmer der Jugend, arm und leer heute in Moskau, nale Bedeutung erhält. Über Tarkovskijs Mitwirkung an und sehen das Haus auf dem Lande, dies aber nach diesem Film ist wenig bekannt, da der Film außerhalb dem Tode, nach dem Schwarz des Endes, das die Be- der Sowjetunion nur in der DDR in die Kinos kam und erdigung in der fernen Erde zeigt, so geschnitten als sei kaum beachtet wurde. es das Haus des Jenseits, auf ewig eingerichtet, wie ̈ Sonntag, 7. Januar 2007, 18.30 Uhr eben verlassen, aufgeräumt wie zu letzten Tagen berei- tet. Wie eine Szene aus den Filmen des Dargestellten. TEMPO DI VIAGGIO (REISEZEIT) – Italien 1983 – Backsteine, Holz, mit Zäunen, Wald und unverwechsel- R+B: Andrej Tarkovskij, Tonino Guerra – K: Luciano To- bar auf ur-russischer Erde, wo er seine Sommer als voli – 63 min, OmeU – »1979 sagte Tarkovskij in einem Kind verbrachte.« (Hans Jürgen Syberberg) Interview, daß er immer schon einmal einen Film ma- ̈ Samstag, 6. Januar 2007, 18.30 Uhr chen wollte wie ein Amateur: Einfach die Natur und die Menschen in aller Ruhe filmen, ohne die beim Spielfilm UNE JOURNÉE D’ANDREI ARSENEVITCH (EIN TAG IM bis ins kleinste Detail festgelegten Vorbereitungen. Die LEBEN DES ANDREJ ARSENJEVITSCH) – Frankreich Geschichte würde sich ganz automatisch aus den Auf- 2000 – R+B+K: Chris Marker – 55 min, dtF – Andrej nahmen entwickeln. Trotz seines festgelegten Konzep- Tarkovskij war gesundheitlich schon stark angegriffen, tes ist TEMPO DI VIAGGIO in vielerlei Hinsicht genau als sein Sohn Andrjuscha 1986 Rußland endlich verlas- dieser Wunsch-Film geworden. Der Dialog zwischen sen und nach Frankreich gehen durfte. In seinem Tarkovskij und Guerra über künstlerische Kreativität, in »Tagebuch« kommentierte Tarkovskij damals die Video- der Entfremdung und Sehnsucht gleichermaßen wich- aufnahmen von der Ankunft seines Sohnes in Paris: tig sind, zeugt von einer zutiefst humanistischen Vision »Ich sehe darauf schrecklich linkisch und unnatürlich vom Ende des 20. Jahrhunderts.« (Lesley Smith) »Tar- aus. Ich versuche, meine Gefühle zu verbergen und kovskij begibt sich selber vor die Kamera und wird ein sage nur dummes Zeug. Auch Larissa ist nicht Protagonist in seiner eigenen Geschichte statt als all- schlecht, sie führt Monologe, hält trinkspruchartige mächtiger Inszenator das Geschehen zu steuern. Der Reden, lacht und weint gleichzeitig.« Die Videoaufnah- Film zeugt von Tarkovskijs Vertrauen in die Kraft des men stammen von Tarkovskijs Freund Chris Marker. Sie Kinos, das er diesmal nicht bis ins Detail kontrolliert, bilden den Ausgangspunkt für Erinnerungen, Zitate und und zeigt uns nicht bekannte Seiten seiner Persönlich- Reflexionen zur Sprache eines der größten Filmstilisten keit.« (Keith Uhlich) aller Zeiten. Anhand von Ausschnitten aus Tarkovskijs ̈ Sonntag, 7. Januar 2007, 21.00 Uhr Werk werden die großen Themen und die einzigartige Handschrift des Meisters deutlich. Neben vielem wenig MOSKOVSKAJA ELEGIJA (MOSKAUER ELEGIE) – SU bekannten Material zeigt der Film auch Material, das 1988 – R+B: Aleksandr Sokurov – K: Aleksandr Burov Tarkovskij im Bewußtsein seines nahen Todes selbst in j

i – 88 min, OmeU – »Einer macht einen Film über den Auftrag gegeben hatte und das zeigt, wie er vom k

s anderen, dessen Hauptberuf ist, Filme zu machen. Krankenbett aus den Schnitt seines letzten Films DAS v o

k Sokurov über Tarkovskij, beide aus Rußland. In der OPFER leitet. r

a Wende der Zeiten. Und der eine, der schon nicht mehr ̈ Sonntag, 7. Januar 2007, 21.00 Uhr T j

e unter den Lebenden ist. Und Sokurov nennt diesen Film r d

n über Tarkovskij MOSKAUER ELEGIE. Mit der Darstellung A der späten Jahre des Tarkovskij im Westen, wo er 64 NOSTALGHIA und DAS OPFER drehte. Also in Italien und in Schweden mit dem Tod in Paris. Ein monologi- scher Fluß der Bilder aus Fotos der Kindheit und Fami- lie und des Lebens und Zitaten des Werks und von der Arbeit und den Orten, zu Bach und Chören und der sanften Stimme des Berichtenden. Thema aber ist Ruß- land und am ergreifendsten sind die Kamera-Gänge durch die Wohnungen Tarkovskijs in Moskau und Um- gebung. Wir sehen die Wohnung in Moskau vor dem Weggang in den Westen, des Regisseurs, die er be- wohnte mit seiner derzeitigen Frau dort. Und wir sehen Fotos: Andrej Tarkovskij / IVANOVO DETSTVO / STALKER Die Westallgäuer Filmproduktion

HEIMAT * FILM * ZEIT

1 Die deutsche Kinematographie seit den sechziger Jah- ren, das ist meistens ihre Stärke und manchmal eine Schwäche, zeichnet sich durch Vielfalt, Verzweigung und Widersprüchlichkeit aus. Wenn einem, was durch- aus gelegentlich der Fall sein kann, der Hauptstrom wenig behagt, kann man sich auf eine der vielen Nebenlinien und Zuflüsse einlassen. Die Quellen liegen in den unterschiedlichen Lebensbedingungen der ver- schiedenen Städte, in diversen Kulturen und Subkul- turen, in der Wahl der Produktionsformate (natürlich: prallen von Patriarch und Rebell ist umgewandelt in die auch im Zwang) und in der der Partner dafür. In solch Geschichte von Eigensinn und Querköpfigkeit. Distanz, einer Kinematographie, die überdies noch zwischen Neugierde und Gleichmut: Raum hat man hier genug, Fernsehen und Kino, zwischen medialem Alltagsbetrieb um niemanden ausgrenzen oder vertreiben zu müssen. und Untergrund, zwischen Fabrikation und Eigensinn Aber die Lebensgrundlagen sind auch wiederum karg changiert, entstehen vielleicht wenige Konsens- und schwierig genug, um vom Einzelnen eine auto- Erfolge, aber es entsteht ein offenes System, das im- nome Härte zu verlangen. Dem Allgäuer Querkopf, sei mer wieder Lähmungen und Konventionen überwindet. es der alte um seine Rechte kämpfende Kleinbauer, sei Es produziert hier und dort und daher immer wieder es der Student mit der 68er-Rhetorik, der Punk oder überraschend: Enthusiasmus. sonst ein Protagonist »sozialer Bewegung«, macht man Enthusiasmus ist einer der Rohstoffe, auf die das Kino das Leben vielleicht nicht gerade leicht. Aber man reißt nie verzichten kann. Ein Ort an dem er entsteht ist die ihm nicht, wie es anderswo geschehen kann, die Hei- Region, die Beziehung der Film-Erzählung zu etwas, mat aus dem Leben. Das macht die Heimat-Erzählung was der große John Ford territory genannt hat, ein paradoxerweise zugleich einfacher und schwieriger. Die schwer zu beschreibendes Ineinander von Biographie, ur-bayerische »Haßliebe« zur eigenen Heimat wird man Erfahrung, Liebe und Verzweiflung, ein Geflecht von hier vergeblich suchen. Herkommen und Wegmüssen und Rückkehren: Man Der Bruch verläuft hier eher zeitlich als topographisch; würde es wohl Heimat nennen, wenn das Wort nicht so Weggehen ist eine Notwendigkeit, eher ökonomisch als n o i t

verteufelt mißbraucht und abgenutzt wäre, einerseits, kulturell bedingt, aber keine Lösung. Die Lösung da- k u und wenn es uns, andrerseits, Ernst Bloch nicht so gegen kann nur in der Bearbeitung der Zeiten sein, die d o r

poetisch und melancholisch ins Utopische verschoben in größtem Kontrast mit der Lieblichkeit dieser Land- p m

schaft stehen. Denn wirklich friedlich war es in diesem l hätte: Heimat, die uns in die Kindheit schien, und wo i F

noch niemand war. lieblichen Territorium selten. Und auch im Allgäu herr- r e

Territory also. Zum Beispiel das Westallgäu. Eine Land- schte dann der Faschismus nicht wie etwas Fremdes; u ä g l

schaft, die Durchreisende und Touristen gerne »lieb- auch hier wurde die Gesellschaft bis tief in die Seelen l a hinein nationalsozialistisch, auch hier wurden Ver- t lich« nennen. Die Städte Isny, Leutkirch und Wangen s sind Eckpunkte einer Region, die selbst als »Käsedrei- brechen begangen von Menschen, die man gerade e W eck« für sich wirbt. Noch fehlt hier das Schroffe und noch geeignet als Protagonisten skurriler Bauern- und Pathetische der Alpen, das berglerische Ineinander von Kleinstadt-Geschichten wähnte. Heimat und Faschis- 65 Weite und Enge, vom gleichzeitigen Hochhinaus und mus, dieser Diskurs war und ist in seiner Ikonographie Gefangensein, das den Heimat-Mythos des deutschen immer noch durch die Vektoren des territory bestimmt. Films im Genrefilm wie im Protest dagegen prägt. Und darum herum kommt kaum einer, der im Allgäu Großzügig ist der Raum verteilt. Wenn man hier bei- Filme macht (oder Bücher schreibt, Bilder malt), denn einander ist, dann nicht, weil es Topographie und Natur es ist ein Land, das in seiner innersten Struktur durch so verlangen. Großzügig verteilt ist hier sogar die Er- die Vergangenheit gehalten ist. Ein Land das großzügig fahrung von Armut und Elend. Das ewige Aufeinander- und schwermütig Geschichte atmet. Ein Thema aller Kunst im Westallgäu ist die Zeit, und alle Filme aus Region zu arbeiten und damit im Gegensatz zum deut- dem territory sind auch Filme über die Zeit. Man be- schen Kino der zentralen »Schulen«. greift die Filme von Christian Wagner, Leo Hiemer und LOND IT LUCK (1979) war der einerseits absurde, und Klaus Gietinger nicht nur aus diesem Land, sondern vor andererseits absolut konsequente Versuch, mit den allem aus der Zeit, die hier ganz einfach anders vergeht einfachsten Mitteln gleich das größte Format zu füllen, n

o als anderswo. Sichtbarer. Achtsamer. Auch schmerz- nicht Idyll, sondern Panorama, nicht Biographie, son- i t

k hafter. dern Massenbewegung: Ein Epos zum Bauernkrieg. Bei u

d den Dreharbeiten waren die Fähigkeiten im Dialekt- o r

p 2 sprechen und in der Kenntnis von Land und Leuten von m l

i Der Geist der Revolte kam ein wenig verspätet aber Bedeutung. Man drehte einen Film im territory, oder F

r durchaus nachhaltig ins Westallgäu. Leo Hiemer er- anders gesagt: Man ließ das territory einen Film dre- e u

ä innert sich daran, wie es zugleich einen Impuls der hen. LOND IT LUCK – was so viel heißt wie »Laßt nicht g l

l radikalen Ablehnung wie einen anderen gab, der Welt locker« – wurde im territory und darüber hinaus nach a t

s auch am Ort eine Alternative entgegenzusetzen. Wie der Uraufführung im Jahr 1980 zu einem kleinen Kult. e

W alles andere auch, so wollte auch der »Geist der 68er« Allein die Stadthalle in Lindenberg war zweimal aus- im Allgäu vor allem eine Praxis werden. Zu leben, zu verkauft. 10 000 Leute sahen den Film bei der an- 66 arbeiten, und, zum Beispiel, Filme zu machen. Die schließenden Tournee durchs Land. Ein solcher »Film Westallgäuer Filmproduktion wurde gegründet von von unten« war zu dieser Zeit politische wie cine- Klaus Gietinger, Leo Hiemer, die vor allem als Autoren astische Hoffnung der Stunde. Der Zwei-Stunden-No- und Regisseure tätig waren, sowie Georg Veit und Fritz Budget-Historienschinken mit Schlacht- und Massen- Günthner als Produzenten, die bis 1990 zusammen- szenen, auf Super 8 und in Stereo gedreht, bot eine arbeiteten. Eines der »Frühwerke« des Gruppe ist die wohl unvergleichliche Mischung aus Enthusiasmus, Super-8-Parodie DER MEINEIDBAUER (1975). Von Unbekümmertheit, Lust und Analyse. Denn der Film Anbeginn war es Programm, im Diskurs von Film und machte unmißverständlich klar, daß Geschichte, wie Alexander Kluge das in seinen Filmen zeigte und sagen Leut’, aber beim Postwirt ist schon seit gut 80 Jahren ließ, nie »irgendwie vorbei« ist: Die Besitz- und Macht- keiner mehr gestorben«. Und mehr noch ist es ein Ap- strukturen, etwa der Einfluß des Fürsten Waldburg-Zeil, pell, ein Projekt, das in den Filmen der Westallgäuer der riesige Ländereien, Wälder und Zeitungen besitzt, Filmproduktion nach seinen Bildern und Geschichten scheint die direkte Fortsetzung der Geschichte in die sucht: reclaiming the territory. Die Mythologie vom Gegenwart. Kein Wunder, daß man sich fürstlicherseits bäuerlichen Querkopf, der sich gegen den zentralisti- von solchem »Klassenkampf auf schwäbisch« beleidigt schen Sog der Modernisierung zur Wehr setzte, war ein fühlte. Thema der Stunde. Nach dem Scheitern der großen LAND DER RÄUBER UND GENDARMEN (1982), ein »ex- Ideen von »Weltrevolution« und »Antiimperialismus«, perimenteller Spielfilm«, der Spiel-, Dokumentar- und nach den Erfahrungen von linker Selbstzerfleischung, Trickfilmszenen miteinander und gegeneinander mon- dem Terrorismus der RAF und der Auflösung der stu- tiert, erzählt die Geschichte einer Allgäuer Familie über dentischen Kultur der Dissidenz, richteten sich die drei Generationen hinweg, allerdings nicht in chronolo- Hoffnungen auf die neuen, pragmatischen sozialen Be- gischer Reihenfolge. Ein »Fleckerlteppich« (Gietinger) wegungen. Die Region war nun nicht mehr metaphori- war da entstanden. Zwar stand nun ein professioneller sches Hinterland sondern der Schauplatz der neuen technischer Stab zur Verfügung, aber wieder arbeitete Auseinandersetzungen um Alternativen in der Ökono- man mit Laiendarstellern und, natürlich, im territory mie, der Ökologie und Energiepolitik, von Zentralisie- und mit ihm. Im Mittelpunkt des Films steht »Jungfil- rung und Selbständigkeit. Den Westallgäuern war jener mer« Alexander Dummerle, der einen Film über das All- Film gelungen, der die Stimmung der neuen Allianz des gäu und seine faschistische Geschichte drehen will. Er Widerstands über die Klassen, Generationen und ist ein eingreifender Regisseur, einer der vor allem, wie Geschlechter hinweg nicht nur am besten wiedergab, es sein Name verheißt, durch seine naive Tollpatschig- sondern ihr auch einen zugleich fröhlich optimisti- keit das Beobachtete verändert. LAND DER RÄUBER schen, aber nie besinnungslosen Ton verlieh. Obwohl in UND GENDARMEN unterschied sich in entscheidenden westallgäuerischem Dialekt gedreht, wurde DAHEIM Punkten vom »neuen deutschen Heimatfilm«. Was ihm STERBEN DIE LEUT’ ein Kino-Erfolg in der gesamten fehlt, ist die Mythologie des Scheiterns. Nicht der tragi- Republik. Es war vielleicht der letzte Höhepunkt des sche Außenseiter, nicht das große Opfer steht im neuen, kritischen und solidarischen Heimatfilms. Vordergrund, sondern Anknüpfungspunkte für neue In SCHÖN WAR DIE ZEIT (1988) setzten Gietinger und Allianzen. Erst in den Filmen der Westallgäuer Film- Hiemer die Erkundung der Heimat in einer Reise in die produktion wird der neue Heimatfilm wieder zu einem Vergangenheit fort. Es ist ein Film, in dem einfach alles optimistischen, kämpferischen Genre. stecken sollte: die Erbschaft des Heimatfilmes, die SCHWESTERN (1983) sollte ein Gegenbild sein, das mit Verarbeitung der Nazi-Vergangenheit, die Auseinander- n

ganz anderen Mitteln arbeitete. Statt des assoziativen setzung mit dem deutschen Film (einschließlich vieler o i t

»Fleckerlteppichs« nun eine konsistente Erzählung mit Filmzitate). Ein Kino im Allgäu wird wieder aufgemacht, k u einem »roten Faden«; professionelle Schauspieler aus Enthusiasmus, und muß am Ende doch der Super- d o r

übernahmen die Rollen und schließlich war es der erste markt-Kette weichen, während der Fernseher seinen p m l

(problematische) Schritt aus der regionalen Filmarbeit Siegeszug auch in den Kneipen antritt; ein Regisseur i F heraus. SCHWESTERN entstand in der Nähe von Göt- (man kann unschwer das Vorbild Liebeneiner erken- r e u

tingen, im Harz und im Taunus. »Die technischen Ef- nen), der im Dritten Reich Propaganda- und Euthana- ä g l fekte«, so erklärten die Regisseure, »kommen einem sie-Filme gedreht hat, reiht sich ein ins Unterhaltungs- l a t

›echten‹ Kinofilm schon sehr nahe«. kino der Adenauer-Zeit. Die große Stärke der beiden s e

DAHEIM STERBEN DIE LEUT’ (1984) entstand wieder Filmemacher, nämlich die Verbindung von politischer W im territory und erzählt die Geschichte des querköpfi- Schärfe mit einer unbedingten Menschenliebe, die in gen Westallgäuer Bauern Allgeier, der sich gegen das jeder Einstellung sichtbar ist, erwies sich auch als 67 Projekt des Landrats Strobel zur Wehr setzt. Dieser will Schwäche. Der Zorn, der inszenatorische Furor, den eine große Fernwasserleitung verlegen und die Bauern man bei urbanen Filmemachern kennt, fehlt zugunsten zwingen, auf ihre eigenen Brunnen zu verzichten. Der einer doppelten Sehnsucht, einer nostalgischen und Titel des Films leitet sich von einem Spruch ab, den der einer satirischen. 83jährige Großvater Allgeier gegen die Vorwürfe seiner Mit der Reaktion auf diesen Film verloren die beiden Tochter ins Feld führt, wenn sie ihm vorwirft, er ver- Autoren und Regisseure ein wenig den Mut, unbe- bringe zu viel Zeit im Wirtshaus: »Daheim sterben die kümmert Genres, Erzählweisen und Perspektiven zu mischen, eine Erzählweise, die durchaus angemessen »Behindertenfilm«. Nicht der medizinische, nicht der wäre und den Enthusiasmus der frühen Jahre in die moralische Aspekt interessiert den Regisseur, sondern professionelle Arbeit gerettet hätte. Die Wege der bei- einmal mehr das Wirken der Zeit in einer Beziehung. den Regisseure trennten sich, doch das bedeutete kei- Wie bei der Bauernfamilie in LENI wächst auch hier die neswegs das Ende der Idee »Westallgäuer Filmproduk- Zuneigung langsam und nachhaltig; aus Ehrgeiz wird tion«. Der Zeit-Film zum territory. Fürsorge und aus der wird Zärtlichkeit, aus Pflichtge- fühl wird Solidarität und daraus Liebe. Und es ist ein 3 Film, der wieder die Beziehung von Distanz und Nähe Leo Hiemer blieb dem Land und den Themen der mitt- behandelt, ganz ohne die Geste des großen »Tabu- lerweile abgeschlossenen gemeinsamen Geschichte bruchs«. Das kostengünstigere digitale Videoformat am nächsten. Ohne »die Verhältnisse« aus dem Blick zu High Definition 24p ermöglicht ein anderes Arbeiten, verlieren, gehen seine eigenen Filme nun mehr dem das die Spontaneität der Schauspieler und der beteilig- einzelnen Menschen nach. Hiemer humanisiert seinen ten »Behinderten« in den Magnus-Werkstätten der filmischen Humanismus noch einmal, nicht der Angriff Regens-Wagner-Stiftung in Holzhausen während der auf die Verhältnisse, sondern die Parteinahme für die sechswöchigen Dreharbeiten einfängt. Opfer ist das erste Ziel. 4 Klaus Gietinger hat sich, auf den ersten Blick, weiter von den Anfängen der Westallgäuer Filmproduktion entfernt. Er hat andere deutsche Territorien, andere Sprach-Melodien erprobt – aber doch immer in einer Methodik, wie sie die gemeinsamen Filme einst ge- prägt haben. Gietinger zeigt keine Berührungsangst zur handwerklichen Genre-Produktion. Als Regisseur und Drehbuch-Autor arbeitete er in den Kriminalserien SCHWARZ GREIFT EIN (1993 bis 1995) und SAR – RETTUNGSFLIEGER (1998) und seit 1997 bei den Fil- men des Hessischen Rundfunks zur TATORT-Serie. Eine eigene Handschrift ist in allen diesen Beiträgen durchaus zu entdecken, aber doch auch die solide Sein erstes großes Projekt behandelt wieder das Motiv Erfüllung des Genres. »Faschismus in der Heimat«, eine Wunde, die sich nicht Noch mehr als Hiemer versucht Gietinger, in seinen n

o schließen will. LENI MUSS FORT (1993) erzählt von Kinofilmen das Genre »Heimatfilm« zu benutzen und i t

k dem Bauernpaar Aibele, das im Jahr 1936 das Kind zu verändern. DER FISCHERKRIEG VOM BODENSEE u

d Leni nach einer Nottaufe bei den Nonnen des Waisen- (1996) bekennt sich schon im Titel zu diesem Zusam- o r

p hauses als Pflegekind aufnimmt und dann erkennen menhang. Da geht es um die Konkurrenz zweier patri- m l

i muß, daß Leni eine jüdische Mutter hatte und deswe- archalisch geführter Fischereibetriebe, der Ladner auf F

r gen deportiert werden soll. In seiner genauen, ruhigen der deutschen und der Rupp auf der Schweizer Seite. e u

ä Erzählweise beschreibt Hiemers Film noch einmal den Die beiden bekriegen sich buchstäblich bis aufs g l l Bruch zwischen der Sehnsucht nach menschlicher Messer. Bis hin zum dramatischen Showdown auf dem a t

s Wärme in der Heimat und der Grausamkeit von gewitterzerzausten Bodensee übernimmt und parodiert e

W Geschichte und Macht, und im Gegensatz zu anderen Gietinger (manchmal fast »wörtlich« Elemente des Hei- Holocaust-Filmen ist auch hier alles Metaphern- und matfilms im allgemeinen und des berühmten Vorbildes 68 Parabelhafte gedeckt durch die dokumentarische Klar- DIE FISCHERIN VOM BODENSEE im besonderen), um heit. sie ironisch (aber ohne eigentlichen Affront) gegen den Auch Hiemers nächster großer Kinofilm KOMM, WIR Strich zu bürsten. Auch HEINRICH DER SÄGER (2001), TRÄUMEN (2004) schöpft aus eigenen Lebenserfah- ganze 13 Jahre und viele Fernseharbeiten später rungen. Es ist die Geschichte einer »behinderten Liebe« entstanden, benutzt Genre-Elemente für höchst eigene zwischen dem Zivildienstleistenden Eckart und der Erzählabsichten: Der verwitwete Bahnwärter Kurt Heiminsassin Ulrike, die dennoch ganz anders erzählt Grantke lebt mit seiner Tochter Teresa an einer Bahn- wird als im gewohnten appelativen, sentimentalen strecke, die gerade stillgelegt wird. Insgeheim aber betätigt sich der alte Herr als Attentäter: Er sägt Stücke tion und Gewalt immer noch zu schaffen macht. Gietin- aus den Schienen, um die Bahn zu erpressen, gers Krimis sind vollkommen frei von Zynismus und Streckenstillegungen und Entlassungen rückgängig zu Haß; sie wollen sich mit den Verhältnissen, wie sie sind, machen. nicht abfinden. Und sie zeigen, daß auch zur kriminali- stischen Arbeit die Zeit gehört. Und manchmal: die Erschöpfung. In Gietingers Filmen ist immer eine verlorene Sehn- sucht nach alten Tagen zu spüren. DER FISCHERKRIEG VOM BODENSEE und REBLAUS (2005) erzählen Ge- schichten, die mittlerweile die Ur-Story des neuen deutschen TV-Heimatfilms bildet, die Rückkehr der an die Stadt und die Welt verlorenen Kinder in die Heimat, wo sie doch wieder das Erbe der Eltern annehmen, wo die Liebe die letztlich nostalgische Sehnsucht erfüllt und Versöhnung wenigstens am Sterbebett eintritt (wenn man die Radikalität der ökonomischen Verände- rungen in mildem Licht erscheinen läßt). Selbst in einem Tatort wie GEFÄHRLICHE ZEUGIN (1998) spuken Während Leo Hiemer aus den ursprünglichen Impulsen solche Familiengeschichten. Für diese Filme ist es der Westallgäuer Filmproduktion eine Form der soli- wichtiger, für wen sie sind als gegen wen. Das schlägt darischen Menschen-Beschreibungen entwickelt, fast sich immer auch auf eine Form des Humors wieder, die stets aus der mehr oder weniger bedingungslosen mit »Schrulligkeit« und Eigenart mehr zu tun hat als mit Identifikation mit der Person und dem Blickwinkel eines der Reaktion auf die sozialen Härten. der beteiligten Protagonisten, interessiert Gietinger (als »gelerntem« Sozialwissenschaftler) immer auch die 5 Struktur. Wie die Macht bis in die Welt der Beherrsch- Die Arbeiten der Westallgäuer Filmproduktion waren in ten hinein funktioniert und wie sie sich zu tarnen mehrerer Hinsicht ein Glücksfall für die deutsche versteht, das ist ein Meta-Thema seiner Geschichten. Geschichte. Sie halfen, das deutsche Kino aus der Falle Vielleicht sieht man die leichten, satirischen Filme wie zwischen Autoren- und Genrekino zu befreien, sie DER FISCHERKRIEG VOM BODENSEE oder HEINRICH boten Modelle für ein bis dahin ungekannt freies und DER SÄGER, denen von weniger gut gelaunten Kritikern offenes Arbeiten mit den Materialien der filmischen ihre allzu große Nähe zu den Stilmitteln des populären Erzählung, von Fiktion und Dokument, Einfühlung und n

Kinos angekreidet wird, vor diesem Hintergrund an- Distanzierung, Solidarität und Diagnose. Und sie befrei- o i t ders: Es sind Filme über die Bedingungen und Grenzen ten noch einmal das Genre des neuen deutschen Hei- k u der Revolte, und darin, trotz ihres scheinbar leichten matfilms von seiner pessimistischen Erbschaft. Das in d o r

Tones, schon sehr weit entfernt vom Optimismus aus den siebziger Jahren in scharfer Ablehnung mit den p m l

DAHEIM STERBEN DIE LEUT’. Traditionen entwickelte Genre des neuen Heimatfilms i F

Der aufklärerische Impetus zieht sich auch durch Gie- (oder auch des Anti-Heimatfilms) hatte in den Filmen r e u

tingers Arbeiten für die ARD-Serie TATORT, die in der der Westallgäuer Filmproduktion seine Wärme gefun- ä g l Regel auf eine höchst gespaltene Reaktion treffen. Die den; und statt ein Genre zu sein, daß die Fremde zele- l a t einen loben die Ruhe und Genauigkeit, mit der Gietin- brierte und das Vertraute unheimlich machte, wurde es s e

ger bei seinen Fällen auch auf Personen und soziale hier zu einem, das das Fremde zu überwinden schien, W Hintergründe eingeht, den anderen ist gerade der Man- um das Vertraute zu retten. Dieses Genre träumt zu gel an Tempo und dramatischen plot points ein Dorn im dieser Zeit von einer Verbrüderung der knorrigen alten 69 Auge. Gietingers TATORTE um den Kriminalkommissar Ländler mit den rebellierenden und haschenden Ju- Brinkmann (Kai-Uwe von Hassel) spielen in Frankfurt gendlichen; Punk und Älplertum war kein unbedingter am Main, und ein wenig ist da der Blick eines Fremden Widerspruch. Dieser Traum der Versöhnung von Rebel- und eines »Provinzlers« geblieben, der sich nicht mit lion und Konservatismus, Aufbruch und Heimat wurde der lakonischen Härte des Großstadtlebens abfinden weiter geträumt, spukte in urbanen wie genrehaften will, der hineinschauen möchte in die Beziehungen, die Arbeiten der beiden Regisseure weiter, man inszeniert Familien, die Ämter und dem das Geflecht von Korrup- die Welt in gewisser Weise um das Scheitern dieses Traumes herum, und vielleicht ist es deswegen kein Alfred Maluche, Babs Zürn, Axel Schwarz, Dagmar Zufall, daß man dort am meisten Zuspruch bekommt, Schwarz, Leo Hiemer – 20 min – Dritte Verfilmung des wo man zwischen Traum und Abbild keinen so großen Anzensgruber-Stücks: Der Meineidbauer versündigt Unterschied macht. sich und zieht alle mit ins Verderben. – MORBID 84 – Das territory kann man nicht verlieren, aber allein kann BRD 1977 – R+B: Klaus Gietinger, Leo Hiemer – K: es den Werdegang eines Filmemachers auch nicht Klaus Gietinger, Fritz Günthner – M: Jonny – D: Leo bestimmen. So tun sich auch mit jedem neuen Film Hiemer, Fritz Günthner, Axel Schwarz, Georg Veit, Alfred zwischen territory und mainstream neue Widersprüche Maluche, Franz Josef Strauß – 85 min – Der erste auf, zwischen Sympathie und Methode, Unterhaltung abendfüllende Spielfilm, gedreht auf Super-8, handelt und Aufklärung, Konsens und Einspruch, Genre und von einem Attentat auf einen prominenten deutschen Differenz. Aber jeder neue Film der Regisseure, die Politiker. Von der Wirklichkeit – den Anschlägen der einst die Westallgäuer Filmproduktion waren und es bis RAF – eingeholt, wurde er nur in einer selbstzensierten zu einem gewissen Grad immer bleiben werden, ist ein Fassung veröffentlicht. Erstmals wird die ungekürzte neuer Versuch, diese Widersprüche zu bearbeiten. Das Originalfassung gezeigt. – NORWEGEN – BRD/ bleibt wichtig. Georg Seeßlen Deutschland 1982/ 2006 – R+B+K: Leo Hiemer – 10 min – Das Meer. Lichtreflexe wirbeln. Erhabene Die Filmemacher Klaus Gietinger und Leo Hiemer wer- Landschaft. Ein junges Paar. Der Meister macht Yoga. den bei einigen Vorstellungen anwesend sein. Experimenteller Urlaubsfilm. Der Film lag über 20 Jahre in der Schublade. Aus Anlaß der Retrospektive wurde er AXEL UND DIE FREIHEIT – BRD 1973/74 – R+B+K: jetzt endlich fertiggestellt: Eine echte Premiere! Klaus Gietinger – D: Axel Schwarz – 6 min – Axel fährt ̈ Samstag, 13. Januar 2007, 18.30 Uhr Motorrad, ist frei und verunglückt tödlich. – P3 – BRD 1974 – R+B: Klaus Gietinger – 3 min – Experimental- LOND IT LUCK – BRD 1979 – R+B: Klaus Gietinger, film nach Musik von Charles Ives. – TARZAN SIEHT Günter Rudolph, Leo Hiemer, – K: Klaus Gietinger, Gün- ROT – BRD 1975 – R+B+K: Klaus Gietinger – D: Britta ter Rudolph – M: Klaus Kugel – D: Georg Veit, Klaus Störl, Axel Schwarz, Alfred Maluche – 19 min – Tarzan Gietinger, Fritz Günthner, Leo Hiemer, Mechthild rettet Rotkäppchen vor Quasimodo. – DER SCHNIP- Stützle, Dieter Lattmann, Karl Häberle – 115 min – SELFILM – BRD 1975 – R+B+K: Klaus Gietinger – Spielfilm über den Allgäuer Bauernkrieg 1525. Ein 15 min – Filmreste nach der Musik geschnitten, die historischer Monumentalfilm mit Kostümen, Ställen, Futurama für seinen Titelvorspann geklaut hat. – Stadeln, Burgen und Kavellerieattacken, gefilmt auf SCHACHFIEBER – BRD 1975 – R+B+K: Klaus Gietin- ger – D: Georg Veit, Berthold Wilke – 10 min – Die n

o nicht existierende Schachweltmeisterschaft 1975 treibt i t

k den Verlierer zum Wahnsinn. – DER TOD DES FRIED- u

d RICH H. – BRD 1977 – R+B: Leo Hiemer, Klaus Gietin- o r

p ger– K: Klaus Gietinger – D: Leo Hiemer – 35 min – Ein m l

i Student in Tübingen kann seine Isolation nicht überwin- F

r den und begeht Selbstmord. – SELTSAM IM NEBEL e u

ä ZU WANDERN – BRD 1978 – R+B+K: Klaus Gietinger g l l – 14 min – Ein Tag im Leben des Studenten Klaus G. – a t

s SEI ZUFRIEDEN! – BRD 1980 – R+B+K: Klaus Gie- e

W tinger – 6 min – Ein Mann reinigt im Anzug seine Dach- rinne, dafür ohne Unterhose seinen Wagen, während Super-8, mit Kamerakran und Stereo-Ton. »Hier wurde 70 ein Schneepflug im Schnee stecken bleibt und zwei Geschichte von ›unten‹ dargestellt, aus der Sicht der Frauen vergeblich versuchen, ein Stück Holz zu zer- Allgäuer Bauern, die ihre Rebellion gegen die unheilige sägen. Allianz von geistlichen und weltlichen Despoten zum ̈ Freitag, 12. Januar 2007, 18.30 Uhr bitteren Ende blutig bezahlen mußten.« (Wolfgang Wagner) – THE MAKING OF »LOND IT LUCK« – BRD DER MEINEIDBAUER – BRD 1975 – R+B: Klaus Gie- 1979 – R+B: Klaus Gietinger – 45 min – Beobachtun- tinger, Leo Hiemer, nach dem Theaterstück von Ludwig gen bei den Dreharbeiten LOND IT LUCK. Anzengruber – K: Klaus Gietinger – D: Lorle Kugel, ̈ Sonntag, 14. Januar 2007, 18.00 Uhr FAHNENWEIHE – BRD 1981 – R+B+K: Leo Hiemer – Preiß, Luise Zodel, Norbert Hauber, Anni Raps, Josef 12 min – Experimentalfilm: Der Föhn drückt, der Bür- Lau, Constanze Maier, Armin Schmid, Karl Häberle, Leo germeister nimmt die Landsturmparade ab. Es wird Hiemer – 98 min – »Aller bitteren Satire und scharf- geschossen. Und der Schützenkönig durch die Klein- züngigen Kritik zum Trotz ist DAHEIM STERBEN DIE stadt gefahren. Die Sicht ist unendlich. Ein Flugzeug LEUT’ ein liebevoller Heimatfilm, voller Sympathie für durchbricht den Schall. – LAND DER RÄUBER UND das Allgäu und seine Leute. Dieses Stück Regionalkino GENDARMEN – BRD 1982 – R: Klaus Gietinger, Leo besticht insbesondere durch sein sorgfältiges Dreh- Hiemer – B: Klaus Gietinger – K: Marian Czura – M: buch, das allen Figuren zu ihrem Recht verhilft, ohne Klaus Roggors – D: Anna Starke, Walter Nuber, Peter über ihrer Vielzahl die Geschichte aus den Augen zu Krammer, Anke Günzel, Alfred Deuring, Norbert Kerk- verlieren. Dabei machen es Gietinger und Hiemer sich nicht leicht, denn ihre Kritik an den Zuständen, die sämtlich auf realen Vorkommnissen basieren, bleibt zu jedem Zeitpunkt bissig und ungemütlich.« (Michael Althen) – DAHEIM STERBEN DIE LEUT’ – 10 JAHRE DANACH – Deutschland 1995 – R+B: Michael Kreit- meir – mit Leo Hiemer, Klaus Gietinger, Anni Raps – 14 min – Eine Open-Air-Aufführung in Augsburg, die regelrecht ins Wasser fällt, ist der Anlaß, über die Reak- tionen bei der Premiere des Films nachzudenken und seine Aktualität zu hinterfragen. ̈ Freitag, 21. Januar 2007, 18.30 Uhr hey – 96 min – Ein Film über drei Generationen einer DIE GNADENLOSE STRASSE – BRD 1983 – R+B: Familie in einer süddeutschen Kleinstadt als assoziative Klaus Gietinger, Leo Hiemer – K: Klaus Gietinger – Filmcollage, in der verschiedene Zeitebenen, Doku- 45 min – Dokumentarfilm gegen den Bau einer Umge- mentarmaterial, Träume, Satire, Tricks, Interviews auf hungsstraße (B 31 neu) im Landkreis Lindau, gedreht der Straße mit Witz und überraschenden Pointen im Auftrag der Grünen. Der Einsatz des Films konnte durcheinandergemischt werden und auch über das den Bau der Straße zwar nicht verhindern, eine extrem Filmemachen an sich reflektiert wird. gefahrenträchtige Abfahrt mit dazugehörigem Kreuz ̈ Freitag, 19. Januar 2007, 18.30 Uhr wurde jedoch ersatzlos gestrichen. – DIE ENKEL VON ANNABERG – BRD 1987 – R+B: Klaus Gietinger, Leo SCHWESTERN – BRD 1983 – R: Klaus Gietinger – Hiemer, Marian Czura – K: Marian Czura – 75 min – »In n

B: Klaus Gietinger, Susanne Lob – K: Marian Czura – Spiel- und Dokumentarszenen wird am Beispiel Ober- o i t

M: Klaus Roggors – D: Helene Ruthmann, Arndt Schä- schlesiens ein Kapitel deutsch-polnischer Geschichte k u fer, Christine Kayssler, Ursula Rosenberger, Karin dargestellt. Gegenwart und Vergangenheit verdichten d o r

Neuhäuser – 93 min – »Kein Krankenschwestern- sich in der Person eines 16jährigen Mädchens aus p m l

Report, sondern ein Film über Schwestern in zwei Jahr- deutschstämmiger Familie, das sich den Aussiedlungs- i F hunderten, über hilflose Helferinnen des Krieges. Ein plänen seiner Eltern widersetzt. Die Geschichte wurde r e u

Film, in dem Spiel-, Nazi- und Dokumentarfilmszenen von Umsiedlerkindern konzipiert und gespielt, die das ä g l schwarzweiß (und eben nicht bunt) durcheinander ge- Erlebnis ihrer verlorenen Heimat reflektieren; sie wird l a t wirbelt werden. Erst am Schluss kommt die Farbe, und gelegentlich von der Kunstfigur eines ›Historikers‹ un- s e

dann ist es zu spät.« (Klaus Gietinger) – 11 JAHRE terbrochen, der die Geschichte Schlesiens erzählt, wie W WAF – BRD 1984 – R+B+K: Klaus Gietinger – 50 min sie wirklich war.« (Film-Dienst) 71 – Experimental-Jubiläums-Film: Zusammenschnitt von ̈ Freitag, 2. Februar 2007, 18.30 Uhr Filmresten der WAF zur Musik von Charles Ives und Julie Driscoll. SCHÖN WAR DIE ZEIT – BRD 1988 – R: Klaus Gietin- ̈ Freitag, 20. Januar 2007, 18.30 Uhr ger, Leo Hiemer – B: Klaus Gietinger, Leo Hiemer, Ma- rian Czura – K: Marian Czura – M: Klaus Roggors – D: DAHEIM STERBEN DIE LEUT’ – BRD 1985 – R+B: Gottfried John, Edgar Selge, Eva Blaszczyk, Jessica Klaus Gietinger, Leo Hiemer – K: Marian Czura – M: Kosmalla, Ottfried Fischer, Joachim Bernhard, Heribert Klaus Roggors – D: Walter Nuber, Heribert Weber, Sepp Weber, Jockel Tschiersch – 112 min – »Ein satirischer Film die innige Liebe in der kleinen Bauernfamilie sinn- lich vermittelt, sensibilisiert er für das Grauen einer bis in den letzten Winkel reichenden Vernichtungsmaschi- nerie ebenso wie für die ahnungslose Naivität und Wi- derstandslosigkeit der Menschen.« (Horst Peter Koll) – HEILIGE KLÄNGE IM ALLGÄU – Deutschland 2002 – R+B: Leo Hiemer – K: Marian Czura, Bahman Kormi – 45 min – Seit 1992 reisen alle zwei Jahre Buddhisten, Hindus, Moslems, Juden und Christen aus allen Teilen der Welt in das Allgäu, um ihre Art des göttlichen Lob- preisens in Musik und Tanz zu zeigen. ̈ Sonntag, 4. Februar 2007, 18.30 Uhr Rückblick auf die Neuanfänge des deutschen Nach- kriegsfilms. Gleichzeitig wird die Geschichte eines DER FISCHERKRIEG VOM BODENSEE – Deutschland Dorfkinos im Allgäu erzählt. In mehreren Ebenen an- 1996 – R: Klaus Gietinger – B: Felix Huby, Klaus Gie- gelegt, entwirft der Film ein stimmiges Zeitbild voller tinger – K: Georg Steinweh – M: Klaus Roggors – D: ironischer Brechungen. Seine Struktur erlaubt ihm Hannes Thanheiser, Hans Heinz Moser, Johannes Her- dabei nicht nur ›Film im Film‹ zu sein, sondern sogar mel, Linda Sue Lüpke, Dirk Martens, Bernd Tauber – ›Film im Film im Film‹. Es ist schon eine kleine Meister- 88 min – »Ein moderner Heimatfilm, der alle Stereo- leistung, wie alle Facetten des Filmemachens und -vor- typen, Konstellationen und Mythen des Genres nutzt führens in diesem Film verknüpft sind.« (Hans Messias) und durch Überhöhung zugleich bricht. Klaus Gietinger – SPD-WERBEPOTS – Deutschland 1990 – R+B: setzt die Tradition seiner Arbeiten fort, zugleich ironi- Klaus Gietinger, Leo Hiemer – 6 min – Drei ungewöhn- siert er jedoch auch die Topoi der Fernseh-Soap, und liche Kurzspielfilme, die sich auf sehr unterschiedliche so entsteht der nachhaltige Eindruck, dass DIE FISCHE- Weise dem Thema nähern. Der Spot um zwei Busse im RIN VOM BODENSEE sich mit den Intriganten der VER- Gebirge führte zu heftigen Protesten der Bayerischen BOTENEN LIEBE herumschlagen muss, während die Staatsregierung und der Busunternehmer. bezopften Beaus aus GEGEN DEN WIND ihre HEISSE ̈ Samstag, 3. Februar 2007, 18.30 Uhr ERNTE einfahren müssen.« (Hans Messias) – VISION SCHWABEN – Deutschland 2000 – R+B: Leo Hiemer LENI … MUSS FORT – Deutschland 1994 – R+B: Leo – K: Marian Czura – 38 min – »Der Film gibt Einblicke Hiemer – K: Marian Czura – M: Vysniaukas Quartett – in ein Schwaben, wo sich Hochtechnologie, Computer D: Johanna Thanheiser, Hannes Thanheiser, Christa und Roboter – sogar im Kuhstall! – anschicken, das n

o Berndl, Martin Abram, Franz Buchrieser, Natalie Wörner Leben der Menschen grundlegend zu verändern.« (Leo i t

k – 83 min – »Ein schon älteres Bauernpaar auf einem Hiemer) u

d ̈ Freitag, 9. Februar 2007, 18.30 Uhr

o Einödhof im Allgäu erhält 1937 ein Neugeborenes als r p m l

i GEFÄHRLICHE ZEUGIN – Deutschland 1998 – R+B: F

r Klaus Gietinger – K: Armin Alker – M: Klaus Roggors – e u

ä D: Karl-Heinz von Hassel, Ulrike Panse, Michele Oliveri, g l l Rolf Becker, Isabell Gerschke, Eva Maria Meinecke, a t

s Daniel Brühl – 90 min – »Frankfurt, abgetastet von e

W Kameraaugen dort, wo man bisher keine Verbrechen ansiedelte, auch ganz ohne Rotlicht-Milieu, dazu in 72 Zeitlupe und melancholischer Solotrompete: Klaus Gietinger vermied alles, was nach Klischee hätte rie- chen können. Alles behutsam entwickelt auf ein wirk- lich überraschendes Ende hin. Es scheint, als gäbe es Pflegekind und muß bald danach erfahren, daß mit selbst in dieser alten Krimiserie noch unentdeckte und dem Mädchen »abstammungsmäßig etwas nicht unverbrauchte Motive.« (Frankfurter Neue Presse) Eine stimmt«. Eine nach einer wahren Begebenheit einfühl- TATORT-Produktion des Hessischen Rundfunks. sam und engagiert entwickelte Tragödie: Indem der ̈ Samstag, 10. Februar 2007, 18.30 Uhr HEINRICH DER SÄGER – Deutschland 2001 – R+B: Behinderten, die sich zu Beginn selbst vorstellen und Klaus Gietinger – K: Hans Hager – M: Klaus Roggors – dabei offen von ihrer Sehnsucht nach Liebe und Ver- D: Rolf Becker, Meret Becker, Alexander Beyer, Holger liebtsein sprechen. Diese authentische Unterfütterung Fuchs, Heinz-Werner Kraehkamp – 101 min – »Wie in verdichtet Hiemer zu einer zarten, kinoaffinen Liebes- seinen beiden Kultfilmen DAHEIM STERBEN DIE LEUT’ geschichte, die ganz von den beiden nicht behinderten und SCHÖN WAR DIE ZEIT inszeniert Gietinger auch Hauptdarstellern getragen wird. Liebe erweist sich als hier das deutsche Heimatfilm-Genre gegen den Strich, Kategorie jenseits von Fragen nach dem ›Normalen‹ setzt dem großstädtischen Road Movie ein kleinstädti- und dem ›Gestörten‹, als Spiegel eines Seelenlebens, das entweder zugelassen oder behindert wird.« (Horst Peter Koll) – ALPTRÄUME – Deutschland 2005 – R: Leo Hiemer – B: Andreas Gabriel – K: Bahman Kormi – 20 min – Ein mit den Schülern des Bundesgymna- siums Dornbirn inszenierter Film über Familienurlaub in den Bergen, über den Diebstahl des Handys durch den Sensenmann, über Mountainbiker, die das alpine Idyll zerstören, und eine handfeste Auseinandersetzung zwischen Ösis und Piefkes. ̈ Freitag, 16. Februar 2007, 18.30 Uhr

REBLAUS – Deutschland 2005 – R: Klaus Gietinger – sches Railroad Movie entgegen, das vor allem durch B: Michael Freund – K: Martin Stingl – D: Peter Harting, seine einfallsreiche Inszenierung, die auf den Punkt ge- Tom Beck, Christine Reinhart, Katrin Bühring, Elke brachten Dialoge und nicht zuletzt durch die Spiel- Sommer, Tilo Prückner – 89 min – REBLAUS erzählt freude seines Ensembles besticht. Unterstützt durch eine Geschichte rund um die unterfränkische Winzer- die schnörkellosen Stimmungen bei Landschaften und familie Rüppel, deren Wein, das Wetter, Grundstücks- Menschen, klaren Bildern und dem gerade durch seine spekulanten und die Verwirrung der Gefühle. Eine junge »Sparsamkeit« überzeugenden Soundtrack ist ein filmi- Frau, die als Journalistin in der Stadt arbeitet, kehrt in sches Kleinod entstanden, wie man es unter deutschen die fränkische Heimat zurück, um den Familienbetrieb Komödien schon lange nicht mehr gefunden hat.« ihrer Eltern zu retten. (Rolf-Ruediger Hamacher) ̈ Samstag, 17. Februar 2007, 18.30 Uhr ̈ Sonntag, 11. Februar 2007, 18.30 Uhr ROTKÄPPCHEN – Deutschland 2005 – R: Klaus Gie- n

KOMM WIR TRÄUMEN! – Deutschland 2004 – R: Leo tinger – B: Armin Toerkell, Ralph Martin – K: Martin o i t

Hiemer – B: Volker Jehle, nach seinem Roman »Ulrike« Stingl – D: Kathleen Frontzek, Bruno Schubert, k u

– K: Marian Czura – M: Cathedrals – D: Anna Brügge- Rebecca Immanuel, Frank Stieren, Jaeckie Schwarz – d o r mann, Julian Hackenberg, Beata Lehmann, Monika 82 min – »Gietinger hat schöne Bilder gefunden, sogar p m l

Schubert, Jockel Tschiersch – 93 min – »Hiemer ver- ganz wunderschöne eines märchenhaften Hinterwäld- i F filmte einen autobiografischen Roman von Volker Jehle ler-Deutschlands. Und er hat die olle Kamelle von dem r e u

und drehte in einer real existierenden Werkstatt mit Wolf und dem Mädel ganz nonchalant feinsinnig iro- ä g l nisch modernisiert. Bevor aus Leonie per Magie das l a t

Rotkäppchen wird, muß man recht gruselige Bilder aus s e

einer Eigenheim-Retortenanlage ertragen. Aber danach W wird’s umso märchenhafter. Und deshalb auch wunder- bar beschaulich und sehenswert.« (Peter Rutkowski) 73 ̈ Sonntag, 18. Februar 2007, 18.30 Uhr

Fotos: Die Mitglieder der Westallgäuer Filmproduktion / Dreh- arbeiten LOND IT LUCK / Leo Hiemer / Klaus Gietinger und Meret Becker / LOND IT LUCK / LAND DER RÄUBER UND GEN- DARMEN / SCHÖN WAR DIE ZEIT / LENI … MUSS FORT / HEINRICH DER SÄGER / KOMM WIR TRÄUMEN! FilmWeltWirtschaft II

Auch in diesem Jahr zeigen das Filmmuseum München lichst reibungslos zu gewährleisten. Die derzeit disku- und die Münchener Initiative CSR (www.muenchener tierte Lockerung der Standards der EU-Bioverordnung initiative.de) eine Filmreihe, die sich den Themen Glo- macht viele in diesem Zusammenhang sprachlos. Der balisierung, Wirtschaft, Gesellschaft, Verantwortung bildgewaltige Film WORKINGMAN’S DEATH von Mi- und Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die Themen chael Glawogger folgt weltweit Arbeitern bei körperli- »Arbeit«, »Ernährung« und »Unternehmertum« bilden cher Schwerstarbeit, stellt die Frage nach den Grenzen dabei naheliegende inhaltliche Schwerpunkte. Zu Ge- menschlicher Belastbarkeit und vermittelt exemplari- sicht und zu Gehör gebracht werden globale Realitäten sche Eindrücke von der Zunahme höchst gefährdeter und vermeintliche globale Gerüchte (»Global Rumors«), Existenzformen auf unserem »Planeten der Slums«, wie unterschiedlichster Stimmen aus Konzernzentralen des es der amerikanische Stadtsoziologe Mike Davis in sei- Nordens und den Schlachthöfen Nigerias, aus dem nem jüngsten Buch beschreibt. CHINA BLUE des ame- Dschungel Bombays und von globalen Sozialunterneh- rikanischen Regisseurs Micha Peled ergänzt diese mern wie David Grayson, dem Gründer der Non-Profit- Schau durch das Porträt zweier chinesischer Näherin- Organisation Ashoka, die unternehmerisches Engage- nen, die unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen

t ment im Sinne einer positiven Gestaltung der Globali- Jeans für den internationalen Markt produzieren. f

a sierung fördert. In einer Diskussionsveranstaltung werden die Möglich- h c

s Einige ausgewählte Titel seien hier vorab genannt. keiten, Globalisierung selbst zu gestalten, thematisiert. t r i Peter Heller, der schon 1986 mit seinem Film Zu positiven Beispielen von unternehmerischem En- W t l DSCHUNGELBURGER – HACKFLEISCHORDNUNG IN- gagement werden Kurzfilme und biografische Porträts e

W TERNATIONAL den Zusammenhang zwischen der Mas- gezeigt. Unternehmensvertreter und Filmschaffende m l i senproduktion der fast food-Industrie und der Ausbeu- zeichnen gemeinsam den besten Filmbeitrag aus. F tung der Natur in den Erzeugerländern verblüffend Aktuelle Informationen zum Programm finden Sie unter 74 plausibel aufzeigte, hat inzwischen eine neue, aktuali- www.filmweltwirtschaft.de. sierte Fassung des Films hergestellt: EAT AND RUN – Claudia Engelhardt, Jobst Münderlein eine Münchner Premiere. UNSER TÄGLICH BROT von ̈ Donnerstag, 25. Januar bis Sonntag, 28. Januar 2007 Nikolaus Geyrhalter, der in seinem Film kommentarlos abbildet, wie Tiere als seelenlose Produkte behandelt werden, um die Massenproduktion von Nahrung mög- Foto: WORKINGMAN’S DEATH New Asian Wave

Das spannendste und innovativste Kino kommt seit (Park Chan-wook) Auch Kim Ki-duk, Lieblingskind der Jahren aus Asien: Junge Filmregisseure machen auf internationalen Filmfestivals, weiß sein Publikum zu sich aufmerksam, werden auf den großen europä- verstören, wenn auch auf ganz andere Weise: In streng ischen Filmfestivals herumgereicht und produzieren in komponierten, kontemplativen Bildern erzählt er von einem unbeschreiblichen Tempo großartige Filme, die eigenartigen Liebesgeschichten. Ein alter Mann küm- in ihrer visuellen Gestaltung eine faszinierende Virtuo- mert sich um eine 16jährige, ist ihr Kidnapper, Eltern- sität an den Tag legen. ersatz, Beschützer in einem. Geduldig wartet er darauf, Die ersten zehn Minuten eines Filmes von Park Chan- daß sie 17 Jahre alt wird, um sie dann zu heiraten. »Wir wook zeugen von einer solch unbändigen Lust am Spiel alle haben alle versteckte Sehnsüchte und Hoffnungen, mit den Mitteln des Films, wie es andere Filme in ihrer die in diesen Zeiten nicht ausgedrückt werden können. gesamten Laufzeit nicht aufbringen können. Der Zu- Ich wollte zeigen, wie hinterhältig, großzügig, schön, schauer wird, ob er will oder nicht, tief hineingezogen in traurig und glücklich diese sein können, wenn sie be- blutrünstige Rachegeschichten mit unlösbaren Konflik- freit werden. Wie ein Bogen möchte ich gespannt leben ten um Schuld, Selbstjustiz und Liebe, die sein Werte- bis ich sterbe.« (Kim Ki-duk) e system in Frage stellen. »Für mich ist Rache das dra- Zwischen den Polen Gewalt und Liebe, Action und Me- v a matischste Thema überhaupt. Wir empfinden heute ditation pendeln die Filme aus Asien. Ihre Regisseure W n mehr Zorn, als es in der Vergangenheit der Fall war. überraschen damit, wie sie sich immer wieder neu de- a i s

Allerdings leben wir in einer Welt, in der wir daran ge- finieren. Das Hongkong-Kino, das mit seinen rasanten A hindert werden, unseren Emotionen freien Lauf zu las- Action-Filmen in den 80er Jahren ein ganzes Genre w e sen. Wenn wir in der Gesellschaft, in der wir leben, revolutionierte und mit Wong Kar Wais Meisterwerken N keine Gelegenheit bekommen, unseren Haß und un- auch das Autorenkino nachhaltig bereicherte, sucht zur 75 sere Animositäten aus der Welt zu schaffen, dann ent- Zeit eine neue Identität, konzentriert sich auf Alltags- wickelt sich Rache ganz automatisch zu einem Thema, und Liebesgeschichten und setzt auf psychologische das uns mehr und mehr beschäftigt und interessiert.« Vertiefung der Polizei- und Gangsterfilme. Hier findet ein neuer Aufbruch statt, von dem man noch nicht Kim Ki-duk eine zentrale Rolle. In den japanischen Fil- weiß, wohin er führt. men wie VITAL, HAZE und finden wir ein steriles Die innerasiatische Zusammenarbeit, die in der politi- Chaos, in dem sich das »Ich« verliert. Interessant ist schen Realität nicht funktioniert, findet in der Film- auch zu beobachten, wie in den Filmen mit Musik um- produktion schon längst statt. Der thailändische Regis- gegangen wird bzw. wie Musik ganz ausgespart wird. seur Pen-Ek Ratanaruang arbeitete sowohl in LAST Und wie die Einbeziehung neuer digitaler Techniken die LIFE IN THE UNIVERSE als auch in INVISIBLE WAVES mit Ausdrucksformen gerade in den Horror-Filmen eines dem japanischen Schauspieler und Takashi Miike verändern. dem australischen Kameramann Christopher Doyle Für den westlichen Zuschauer bieten asiatische Filme zusammen, der schon die Filme von Wong Kar Wai faszinierende Erlebnisse in fremdartige Welten und uni- prägte. In dem Film 4:30 des Singapurer Royston Tan verselle Gefühle. Es ist bedauerlich, daß die meisten geht es um die besondere Beziehung eines Koreaners dieser Filme im heutigen Kino nur noch eine marginale zu einem 11jährigen chinesischen Jungen. Und im Rolle spielen und nur auf Filmfestivals oder im DVD- Hongkong-Film A.V. spielt der japanische Pornostar Format zu sehen sind. Die Filmreihe im Filmmuseum Manami Amamiya mit. Spannend ist, daß gerade diese verdankt ihr Zustandekommen der unermüdlichen asiatischen Gemeinschaftsprojekte einfühlsam Ge- Arbeit einzelner Initiativen, die solche seltenen Kinoauf- schichten von Beziehungen erzählen, die über die führungen heute noch ermöglichen: dem engagierten Grenzen von Alter, Geschlecht und Nationalität hinaus- Kleinverleih Rapid Eye Movies in Köln, der schon einige gehen. asiatische Retrospektiven des Filmmuseums unter- Dennoch sind nationale Eigenarten und spezifische stützt hat, und dem Hong Kong Economic and Trade Themen natürlich unverkennbar. Das Verhältnis der Office in Brüssel, das seit einigen Jahren ihre jährlichen Regisseure zu Natur und Stadt bietet sich als solch ein »Hong Kong Film Panorama«-Programme zur Ver- Maßstab an. Könnte es sein, daß das koreanische Kino fügung stellt. Marei Mentlein der Gegenwart stark mit der gewaltigen Natur verbun- den ist, während im japanischen Film diese Beziehung VITAL – 2004 – R+B+K: – in eine Art Krise gelangt ist? Die Natur als Begleiter M: Chu Ishikawa – D: Tadanobu Asano, Nami Tsuka- oder die Natur als eine Art Erlöser spielt beim Koreaner moto, Kiki, Kazuyoshi Kushida, Lily, Hana Kino – e v a W n a i s A w e N

76 86 min, OmU – Der Medizinstudent Hiroshi kann sich nach einem Autounfall an nichts mehr erinnern. Als er auf dem Seziertisch mit der Leiche seiner bei dem Autounfall umgekommenen Freundin in Berührung kommt, kehren seine Erinnerungen zurück. Hiroshi zer- legt die Freundin bis in die kleinsten Teile, zeichnet jede Einzelheit gewissenhaft auf große Papierbögen und dringt in jede Pore des Körpers und damit auch der Vergangenheit. Je tiefer er unter die Haut seiner toten Freundin gerät, desto tiefer und wunderschöner gerät seine Erinnerung. Shinya Tsukamoto, in dessen Filmen schon immer der menschliche Körper das Ziel multipler Angriffsformen war, sei es durch Gewalt, Exhibitionis- pher Doyle – M: Small Room – D: Tadanobu Asano, Si- mus oder die parasitäre Übernahme von Metall über nitta Boonyasak, Laila Boonyasak, , den Körper, gelingt es, über den Tod in unser Innerstes Takashi Miike – 112 min, OmU – »Kenji wants to kill vorzudringen und die Farben der Liebe, der Emotionen himself. Doch irgend etwas kommt immer dazwischen. und der Menschlichkeit zu zeichnen. Ein junger Japaner in Bangkok, schüchtern, todes- ̈ Dienstag, 9. Januar 2007, 21.00 Uhr sehnsüchtig, aufgestört von brutalen -Killern aus seiner Heimatstadt Osaka, driftet zurück ins Lebendige. HAZE – Japan 2005 – R+B+K: Shinya Tsukamoto – Eine Lovestory, die als Notgemeinschaft beginnt, ent- M: Chu Ishikawa – D: Shinya Tsukamoto, Kahori Fuji, wickelt sich in aller Stille. Doch immer wieder durch- Takahiro Kandaka, Takahiro Murase, Mao Saito – brechen gewalttätige Intermezzi den ruhigen Fluß. Pen- 49 min, OmU – »Ein dunkles, beklemmendes Beton- Ek Ratanaruangs LAST LIFE IN THE UNIVERSE hält labyrinth ist der Ort an dem sich der Protagonist befin- kunstvoll die Spannung zwischen radikaler Ruhe und det. Wie er dorhin gelangt ist, ist auch ihm vollkommen ausgebremster Action. Der kontemplative Soundtrack unklar. Wurde er lebendig eingemauert, ist das alles ein trägt diese außergewöhnliche Poetik bis zum letzten grausames Spiel, ist der Krieg ausgebrochen und er ist Bild. Die Bildkompositionen von Kameramann Christo- in Gefangenschaft geraten? Die Erinnerung ist weg, pher Doyle, der Wong Kar Wais beste Filme mitgestaltet doch dann findet er eine Leidensgenossin, die sich in hat, sind von unaufgeregter Intensität.« (Gabriele der selben Situation befindet. Gemeinsam suchen sie Meierding) den leichengepflasterten Weg zum Licht, den Ausgang ̈ Dienstag, 16. Januar 2007, 21.00 Uhr aus der Enge. Ein Kammerspiel, irgendwo in einem ver- worrenen Dickicht, im Käfig der Isolation. Der Hölle der INVISIBLE WAVES – Thailand 2006 – R: Pen-Ek Einsamkeit, untermalt von extremer Musik, kann man Ratanaruang – B: Prabda Yoon – K: Christopher Doyle nur gemeinsam entrinnen, das ist die zentrale Bot- – M: Hualampong Riddim – D: Tadanobu Asano, Hye- schaft: Am Ende steht der Blick gen Himmel, ins Licht – jeong Kang, Eric Tsang, Maria Cordero, Toon Hiran- denn dorthin kann man gelangen, aber der innere yasap – 115 min, OmU – »Im Mittelpunkt steht Kyoji, Kampf, der einen von Zeit zu Zeit auf falsche Fährten ein in Macao lebender japanischer Koch, der in den er- lockt, ist zuweilen extrem hart.« (Björn Eichstätt) – TET- sten Sequenzen des Films seine Geliebte trifft, mit ihr SUO (THE IRON MAN) – Japan 1989 – R+B+K: schläft und sie anschließend (im Off) tötet. Die Motiva- Shinya Tsukamoto – M: Chu Ishikawa – D: Tomorowo tion für diese zunächst unfaßbare Tat bleibt über weite e

Taguchi, Kei Fujiwara, Nobu Kanaoka, – Strecken des Films ungeklärt; in der Folge wird der Zu- v a

67 min, OmU – Der Klassiker des japanischen Body schauer erst einmal mit Kyoji auf eine Reise nach Thai- W n

Horror: In einer fantastischen Cyberpunk-Parallelwelt a land und ein nahezu menschenleeres, kafkaesk anmu- i s verwandelt sich der Köper eines Büroangestellten in ein tendes Kreuzfahrtschiff geschickt. Auf diesem surrea- A

Metall-Monster. len Trip muß sich Kyoji keiner konkreten Angriffe auf w e

̈ Mittwoch, 10. Januar 2007, 21.00 Uhr seine Person erwehren, sondern wird stattdessen N immer wieder mit der Tücke des Objektes in Form sei- 77 RUANG RAK NOI NID MAHASAN (LAST LIFE IN THE ner wenig bewohnerfreundlichen Kabine konfrontiert. UNIVERSE) – Thailand 2003 – R: Pen-Ek Ratanaruang Eine Atmosphäre ständiger Bedrohung, die immer wie- – B: Pen-Ek Ratanaruang, Prabda Yoon – K: Christo- der zwischen Klaustrophobie und Agoraphobie zu schwanken scheint, zwischen zu engen und zu weiten Jeong-ho, Lee Ju-seok – 88 min, OmU – Ein junger Räumen, in denen die Figuren häufig beinahe und Mann bricht in die Häuser von Fremden ein während manchmal tatsächlich verloren gehen, kreiert diese nicht anwesend sind und verbringt dort einige Regisseur Ratanaruang mit reduziertesten Mitteln, Zeit. Zum Dank verrichtet er einige Arbeiten im Haus etwa durch den Einsatz leicht angeschrägter Kamera- oder wäscht die Wäsche. Eines Tages findet er in einem perspektiven, Untersichten, fragmentierender (und irri- Haus die schöne Sun-Hwa vor, die ihrem gewalttätigen tierender) Detailaufnahmen. Unter all dem liegt eine Ehemann entfliehen will. Die jungen Leute verlieben omnipräsente, subtil-schleichende Tonspur, die den sich ineinander und begehen von dem Zeitpunkt an ge- hypnotischen Sog von INVISIBLE WAVES perfekt meinsam die Einbrüche. »In einer Bilderwelt, die mit macht.« (Jochen Werner) dem Surrealismus flirtet, erfindet der Filmemacher die ̈ Mittwoch, 17. Januar 2007, 21.00 Uhr Liebe ganz neu. In gewohnter Meisterschaft gestaltet er dieses fremde Gefühl und streut eine Prise zärtlichen 4:30 – Singapur 2006 – R: Royston Tan – B: Royston Humors darüber. Der Charme der Schauspieler besorgt Tan, Liam Yeo – M: Vichaya Vatanasapt – D: Xiao Li den Rest. Bei diesem Partisan des koreanischen Kinos Yuan, Kim Young Jun – 93 min, OmeU – »Es geht um weiß man wirklich nie, woran man ist. Hier zeigt er die ungewöhnliche Beziehung eines chinesischen Jun- seine romantische Seite.« (Paris Match) gen zu einem koreanischen Mann, der bei ihm zur Un- ̈ Dienstag, 30. Januar 2007, 21.00 Uhr termiete lebt. Beide sprechen verschiedene Sprachen und führen unterschiedliche Leben; das Einzige, was HWAL (DER BOGEN) – Südkorea 2005 – R+B: Kim Ki- sie verbindet, ist die unglaubliche Leere und Einsamkeit duk – K: Jang Seong-back – M: Kang Eun-il – D: Han in ihren Leben. Der Stil des Films wäre mit Worten wie Yeo-reum, Seo Si-jeok, Jeon Gook-hwan, Jeon Seong- ›sparsam‹ und ›streng‹ noch zu überschwenglich hwang – 88 min, OmU – Spätestens seit FRÜHLING, beschrieben. Der 29jährige Filmemacher, eine der SOMMER … ist Kim Ki-duk auch hierzulande ein großen Regiehoffnungen Singapurs, wagt die pure Re- Name. In Korea ist er bereits seit Jahren Star des duktion. Dabei folgt er den Spuren eines ganz Großen: anspruchsvollen Kinos. In HWAL entführt Kim seine des Japaners Yasujiro Ozu. Häufig sind die Einstellun- Zuschauer wieder in die Natur, dieses Mal auf ein Fi- gen symmetrisch komponiert, die Kamera schaut fron- scherboot auf dem Meer, wo ein 60jähriger Mann tal aufs Geschehen. Bewegung gibt es kaum: alleine ein hübsches, stilles Mädchen aufgezogen hat. Schwenks und Zooms werden zu Action-Szenen. In nur wenigen Monaten wird sie ihr 17. Lebensjahr Stummfilme mit ihren Zwischentiteln sind redselig im erreichen und er plant für diesen Tag ihre Hochzeit … Vergleich zu diesem schweigsamen Nachtstück mit Eine unglaubliche Stille in der Kameraführung, die Grünstich. Und dennoch: Wer Royston Tans Nocturne Größe der Natur und die verwunschene Farbgebung sieht, rutscht nicht unruhig auf dem Sitz herum. Die machen aus HWAL ein Meisterwerk. »Das Meer, die Lakonie des Films packt.« (Julian Hanich) Liebe, der Glanz der Jugend und die Zerbrechlichkeit ̈ Mittwoch, 24. Januar 2007, 21.00 Uhr des Alters, die Besessenheit und das Loslassen, die be- wegende Stille und die spitze Sprache des Pfeils. Der BIN-JIP (LEERE HÄUSER) – Südkorea 2004 – R+B: titelgebende Bogen ist Waffe und Musikinstrument Kim Ki-duk – K: Jang Seong-back – M: Slvian – D: Lee zugleich.« (Le Figaro) Seung-yeon, Lee Hyun-kyoon, Kwon Hyuk-ho, Choi ̈ Mittwoch, 31. Januar 2007, 21.00 Uhr

IZO – Japan 2004 – R: Takashi Miike – B: Shigenori e

v Takechi – K: Nobuyuki Fukazawa – M: Koji Endo – D: a

W Kazuya Nakayama, Kaori Momoi, , Yuya n

a Uchida, – 128 min, OmU – Mit Kriegs- i s

A bildern und Ausschnitten aus einem Aufklärungsfilm

w über die männlichen Fortpflanzungsorgane läßt Takashi e

N Miike seine Apokalypse beginnen. Die alle seine Filme 78 beherrschende Frage nach den Ursprüngen und Aus- wüchsen männlicher Gewalt verfolgt er diesmal in der Gestalt des blutrünstigen Samurai Izo Okada, der im 19. Jahrhundert grausam exekutiert wird. Da in der BOKSUNEUN NAUI GEOT (SYMPATHY FOR MR. VEN- GEANCE) – Südkorea 2002 – R: Park Chan-wook – B: Lee Jae-sun, Lee Mu-yeong, Lee Yong-jong, Park Chan-wook – K: Kim Byeong-il – D: Song Kang-ho, Shin Ha-kyun, Bae Du-na, Lim Ji-Eun, Han Bo-bae – 129 min, OmeU – Um das Leben seiner Schwester zu retten und um an eine Spenderniere zu kommen, würde der taubstumme Ryû alles tun. Da seine Niere nicht paßt und die Zeit knapp ist, läßt er sich mit seinen kompletten Ersparnissen auf eine zwielichtige Organi- sation ein – und wird betrogen. In diesem ersten Teil der Rache-Trilogie von Regisseur Park Chan-wook gibt Hölle kein Platz mehr für ihn ist, metzelt er sich in den es keine klar bestimmbaren Täter und Opfer. »Rache unterschiedlichsten Erscheinungsformen durch das und Einsamkeit sind die beiden Hauptthemen des 20. Jahrhundert, immer auf der Flucht vor den wach- Films, der die Sehgewohnheiten des Publikums auf senden Heerscharen der Dämonen und Geister seiner eine harte Probe stellt. In wunderschön kadrierten Ein- Opfer. Die ganze japanische Gesellschaft fürchtet sich stellungen entwickelt Park Chan-wook ganz behutsam eben vor Izo. Das sind nicht nur die und Son- seine Geschichte. Diese enthält zwar viele blutige und dereinsatzkommandos oder Soldaten aus dem Zweiten brutale Einstellungen, die jedoch nie auf Voyeurismus Weltkrieg, die als Zombies daherkommen. Seine Geg- abzielen. Park Chan-wook erzählt einen Rachefeldzug, ner sind auch nette und freundliche Familien mit niedli- der visuell wunderschön und gleichzeitig verstörend chen Kindern, Yuppies und Banker, aber auch die Elite brutal ist.« (Nana A.T. Rebhan) der japanischen Gesellschaft. Miike meint es ernst, und ̈ Freitag, 9. Februar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, in seinem Film gibt es diesmal keine ironischen Bre- 13. Februar 2007, 18.30 Uhr chungen. ̈ Dienstag, 6. Februar 2007, 21.00 Uhr OLDBOY – Südkorea 2003 – R: Park Chan-wook – B: Hwang Jo-yun, Lim Chun-hyeong, Park Chan-wook – 46-OKUNEN NO KOI (BIG BANG LOVE, JUVENILE A) K: Jeong Jeong-hun – M: Jo Yeong-wook – D: Choi – Japan 2006 – R: Takashi Miike – B: Masa Nakamura Min-sik, Yu Ji-tae, Kang Hye-jeong, Ji Dae-han – – K: Masahito Kaneko – D: Kenichi Endo, , 120 min, OmU – Der hierzulande bekannteste (zweite) Masanobu Ando, Renji Ishibashi, Shunsuke Kubozuka – Teil der Rache-Trilogie von Park Chan-wook, handelt 85 min, OmU – In einem Gefängnis erwürgt ein jugend- von einem Mann, Ô Dae-su, der scheinbar grundlos für licher Sträfling scheinbar grundlos einen anderen. »Ein 15 Jahre von einem unbekannten Kidnapper gefangen avantgardistischer Experimentalfilm. Am Anfang ver- gehalten wird. Als seine Gefangenschaft plötzlich been- liest Miike einige Zeilen und sinniert darin über die Aus- det ist, meldet sich der Kidnapper und fordert Ô auf, ihn wirkung auf unseren Blick, wenn wir 100, 1000 oder innerhalb von fünf Tagen ausfindig zu machen. Hier be- 10.000 Jahre in der Zukunft wären und zurück blick- ginnt Ôs Rachefeldzug, bei dem schließlich nicht mehr ten. Es folgen in Kapitel aufgeteilte Impressionen, die das »Wer?«, sondern das »Wozu?« eine Rolle spielt. um die simple Geschichte gruppiert große Themen wie »OLDBOY ist der Beweis, daß wirklich gutes, faszinie- Gewalt, Freundschaft oder Mannwerdung berühren. rendes Kino momentan aus Korea entstammt. OLDBOY Miike visualisiert sie mit allen Mitteln der Entfremdung ist aufregend, entfesselt, gewalttätig, aber so unendlich e bis ins Surreale hinein. So erinnern die vielen nur um- schön, tragisch und herzzerreißend, daß man Park v a rissenen, von Schwarz umgebenen Räume an die Chan-wook vor Dank um den Hals fallen möchte, da er W n

vermutlich einer ganzen Kinogängergeneration den a Ästhetik von . Anderes besitzt einen eigenen i s

Code: Um das im Nirgendwo verlorene Gefängnis ist Glauben an bewegendes, zutiefst emotionales Kino A wie um ein Konzentrationslager ein elektronischer Zaun zurück geschenkt hat.« (Björn Last) w e gezogen, ein startbereites Raumschiff steht auf der ̈ Samstag, 10. Februar 2007, 21.00 Uhr N einen Seite, eine Inkapyramide auf der anderen – ein 79 verwaister Schmetterling flattert, nicht mehr lange, CHINJEOLHAN GEUMJASSI (SYMPATHY FOR LADY über dieser Traumlandschaft.« (Thomas Hajduk) VENGEANCE) – Südkorea 2005 – R: Park Chan-wook ̈ Mittwoch, 7. Februar 2007, 21.00 Uhr – B: Jeong Seo-Gyeong, Park Chan-wook – K: Jeong Jeong-hun – M: Jo Yeong-wook, Choi Seung-hyeon, Na »Vier Schulfreundinnen verbringen einige unbe- Seok-joo – D: Lee Yeong-ae, Choi Min-sik, Kim Shi-hu, schwerte Tage auf einer kleinen Fischerinsel, und eine Nam Il-woo, Kim Byeong-ok – 112 min, OmeU – Der von ihnen verliebt sich dabei sogar zum ersten Mal. dritte Teil von Park Chan-wooks Rache-Trilogie variiert Gleichzeitig kehrt eine Einheimische, die sich inzwi- das Thema noch einmal: Mit gerade mal 19 Jahren schen mühsam in Hongkong durchschlägt, für ein paar wird eine junge Frau wegen Mordes an einem Kind ins Tage auf ihre Heimatinsel zurück und bemerkt, dass Gefängnis gebracht, wo sie bemerkt, daß sie betrogen das Verhältnis zu ihren beiden Jugendfreunden nicht wurde. 13 Jahre später wird sie entlassen und beginnt mehr so unkompliziert ist wie erwartet. Trotz leicht me- mit Hilfe ihrer ehemaligen Kameradinnen aus dem lancholischer Töne herrscht hier grundsätzlich eine Gefängnis einen perfiden Racheplan umzusetzen. Ziel- lichte, sonnige Atmosphäre – der Abschied von der strebig bereitet sie eine bestialische Selbstjustiz-Hin- Jugend ist zwar unausweichlich, doch auch kein richtung vor, um die Liebe zu ihrer Tochter zu gewin- großes Drama.« (Anne Herskind) Der Titel der träumeri- nen. Das moralische Werte auf den Kopf stellende schen Low-Budget-Produktion spielt auf die Struktur Drama besticht durch seine wunderbaren Bilder und des Films an, der in zwei Teile geteilt ist, wie es bei seine elegante Inszenierung, die in irritierendem Gege- Video-CDs oft vorkommt. satz zu den Aktionen der Protagonistin stehen. ̈ Dienstag, 13. Februar 2007, 21.00 Uhr e

v ̈ Sonntag, 11. Februar 2007, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, a

W 14. Februar 2007, 18.30 Uhr SAN CHA KOU (DIVERGENCE) – Hongkong 2005 – n

a R: Benny Chan – B: Ivy Ho – K: Anthony Poon – M: i s

A Anthony Chue – D: Aaron Kwok, Ekin Cheng, Daniel Hong Kong Film Panorama 2006 w Wu, Gallen Law, Angelica Lee – 101 min, OmeU – Der e

N SUP CHUK SUI DIK HA TIN (A SIDE, B SIDE, SEA- in Hongkong bekannte Werbefilmer Benny Chan erzählt 80 SIDE) – Hongkong 2005 – R: Chan Wing Chiu – B: in seinem Film DIVERGENCE die Geschichte dreier Chan Wai Keung, Chiu Yuk Mui, Lam Chun Yue – K: Männer, die durch ihre unterschiedlichen Berufe auf- Charlie Lam – D: Chan Wai Leung, Fu Yan Ting, Kong einander treffen. Die Geschichte wird nicht geradlinig Ling, Lee Ho Man, Mak Ching Yi – 89 min, OmeU – erzählt, sondern der Zuschauer erlebt die Handlung mal aus der Sicht des depressiven Cops Suen, der zisten-Komödien hat der Film nicht viel gemein, statt- nicht über das Verschwinden seiner Freundin vor zehn dessen überzeugt er mit mitreißendem Witz und einem Jahren hinwegkommt, aus der Sicht des Auftragskillers großartigen Schauspielerensemble. Nebenbei wird Coke und aus der Perspektive des Rechtsanwalts To man auf unterhaltsame Weise in das Leben im Wanchai Hou-sung. Die wechselseitige Beeinflussung der drei District von Hongkong eingeführt. Protagonisten, zahlreiche Nebencharaktere mit eige- ̈ Samstag, 17. Februar 2007, 21.00 Uhr nen Handlungssträngen und eine Rückblendenstruktur ergeben ein komplexes Konstrukt aus Beziehungen, A.V. – Hongkong 2005 – R: Pang Ho Cheung – B: Pang Aktionen und Reaktionen, dessen einfallsreiche visuelle Ho Cheung, Li Tung Chuen– K: Charlie Lam – M: Ngai Umsetzung besticht. Lun Wong, Janet Yung – D: Wong You Nam, Lawrence ̈ Mittwoch, 14. Februar 2007, 21.00 Uhr Chou, Kwok Cheung, Tsui Tang Yau – 90 min, OmeU – Wie der Titel A.V. (adult video) schon impliziert, geht es HAK BAK JIN CHEUNG (COLOUR OF THE LOYALTY) – in diesem Film (zumindest vordergründig) um Sex. Vier Hongkong 2005 – R: Cheung Siu Hung, Wong Jing – B: Filmstudenten beschließen, einen Porno zu drehen, Wong Jing – D: Eric Tsang, Shawn Yue, Shi Lan, Chan damit sie endlich zu gutem Sex kommen. Sie engagie- Kin Fung, Roy Cheung – 90 min, OmeU – Triadenführer ren die Porno-Darstellerin Amamiya Minami (die sich Dragon wird von einem Polizisten gewarnt, daß es einer selbst spielt). Doch Komplikationen sind vorprogram- der anderen Bosse auf sein Leben abgesehen hat. Da miert … Regisseur Pang Ho Cheung gelang es, diese Dragon, der das gesamte Triadenvermögen verwaltet, charmante Komödie in nur zwei Wochen zu drehen. sein Gangsterleben längst satt hat und mit seiner Ge- Das schlüpfrige Thema beschränkt sich auf einige an- liebten auswandern will, ist er gerade auf der Suche zügliche Bemerkungen, die für Hongkong-Filme den- nach einem Nachfolger. Er glaubt, daß einer der ande- noch über das Gewöhnliche hinausgehen. Regisseur ren Bosse genau auf diesen Platz spekuliert, weil sie Pang Ho Cheung gehört zu den großen Talenten des seinen Adoptivsohn Peter nicht als Nachfolger akzep- neuesten Hongkong-Kinos. tieren wollen. Da er nun niemandem aus den eigenen ̈ Sonntag, 18. Februar 2007, 21.00 Uhr Reihen mehr vertraut, holt er sich für den nötigen Schutz junge Männer von außerhalb. Es stellt sich die TAU MAN JI D (INITIAL D) – Hongkong 2005 – R: Lau Frage: Wer ist loyal und wer ein Betrüger? Der Film von Wai Keung, Mak Siu Fai – B: Felix Chong, nach dem Action-Filmproduzent Wong Jing setzt die Elemente Comic von Shuichi Shigeno – K: Lai Yiu Fai, Lau Wai des Triadenfilms zu einer komplizierten Geschichte mit Keung, Ng Man Ching – M: Chan Kwong Wing – D: Jay überraschender Schlußwendung zusammen. Für sein Chou, Anne Suzuki, Edison Chen, Anthony Wong, Drehbuch wurde der Film mit dem Hong Kong Film Cri- Shawn Yue, Chapman To – 107 min, OmeU – Jeden tics Society Award 2006 ausgezeichnet. Tag fährt der 18jährige Takumi, der im Geschäft seines ̈ Freitag, 16. Februar 2007, 21.00 Uhr Vaters mithilft, mit dessen Toyota AE86 Sprinter Trueno Tofu aus. Als er eines Tages zu einem Rennen heraus- SUN GAING HUP NUI (CRAZY ’N THE CITY) – Hong- gefordert wird, lernt er eine neue Welt kennen: die des kong 2005 – R: James Yuen, Cheuk Lanbo – B: Jessica Rennsports, welche ihn schnell fasziniert. INITIAL D war Fong Ching, Lo Yiu Fai, James Yuen – K: Keung Kwok in Hongkong ein Filmhit, wozu die Darsteller und die ra- Man – M: Raymond Wong – D: Eason Chan, Joey Yung, santen, in großartigen CinemaScope-Bildern gefilmten Francis Ng, Yan Ng, Hui Shiu Hung – 93 min, OmeU – Rennaufnahmen beitrugen. Ursprünglich sollte Tsui Der Streifenpolizist Chris hat sich längst mit seinem Hark Regie führen, der aber schon in der Vorproduk- e grauen Alltag abgefunden, als ihm die übereifrige Novi- tionsphase wegen »kreativer Differenzen« aus der Pro- v a zin Man-liu als Partner zugeteilt wird. Er bemüht sich duktion ausschied. Erst danach stiegen die beiden Re- W n sogleich, ihr die reißerischen Kinoklischees über ihren gisseure Lau Wai Keung und Mak Siu Fai in das Projekt a i s

Job aus dem Kopf zu schlagen, und tatsächlich schei- ein. Inzwischen ist eine Fortsetzung in Vorbereitung. A nen sich die Aufgaben vorerst auf die Errettung von ̈ Mittwoch, 21. Februar 2007, 21.00 Uhr w e streunenden Katzen und das Zurechtweisen von verirr- N ten Touristen zu beschränken, bis im Bezirk ein myste- 81 riöser Mord verübt wird. CRAZY ‘N THE CITY gelingt es, dem Genre des Polizei-Films ganz neue Seiten abzuge- Fotos: DER BOGEN / VITAL / LAST LIFE IN THE UNIVERSE / winnen. Mit dem »Kindergarten-Humor« anderer Poli- LEERE HÄUSE / IZO / A SIDE, B SIDE, SEASIDE münchen

Do, 31.8. 19.00 Stummfilmtage MANY A SLIP – AUSGERECHNET BANANEN (1927) / THE THIEF OF BAGDAD – DER DIEB VON BAGDAD (1924) Am Flügel: Joachim Bärenz Fr, 1.9. 18.30 Stummfilmtage VOM REICHE DER SECHS PUNKTE (1927) Am Flügel: Joachim Bärenz 21.00 Stummfilmtage CHASSE À L’AIGRETTE EN AFRIQUE – JAGD AUF EDELREIHER (1922) / PHANTOM (1922) Am Flügel: Aljoscha Zimmermann An der Violine: Sabrina Hausmann Sa, 2.9. 18.30 Stummfilmtage DIE SELIGE EXZELLENZ (1927) Am Flügel: Aljoscha Zimmermann An der Violine: Sabrina Hausmann 21.00 Stummfilmtage DAS ESKIMOBABY (1918) / TERJE VIGEN (1917) Am Flügel: Joachim Bärenz An der Violine: Günter A. Buchwald So, 3.9. 18.30 Stummfilmtage THE PRIMAL CALL – DIE INNERE STIMME (1911) / THE WOMAN HE SCORNED – STRASSE DER VERLORENEN SEELEN (1929) Am Flügel und an der Violine: Günter A. Buchwald 21.00 Stummfilmtage KONEC SANKT-PETERBURGA – DAS ENDE VON ST. PETERSBURG (1928) Am Flügel: Aljoscha Zimmermann Mo, 4.9. Keine Vorstellung Di, 5.9. 18.30 Ingmar Bergman KRIS – KRISE (1946) 21.00 Edition Filmmuseum ENTUZIAZM (SIMFONIJA DONBASSA) (1930) / RESTORING ENTUZIAZM (2005) Mi, 6.9. 18.30 Ingmar Bergman DET REGNAR PA VAR KÄRLEK – ES REGNET AUF UNSERE LIEBE (1946) 21.00 Edition Filmmuseum WHY SHOULD I BUY A BED WHEN ALL THAT I WANT IS SLEEP? (1999) / LAX READINGS (2006) Do, 7.9. 19.00 Ingmar Bergman BERGMAN OCH … FILMEN / TEATREN / FÅRÖ – BERGMAN UND DAS KINO / DAS THEATER / FÅRÖ (2004) Fr, 8.9. 18.30 Straub / Huillet / DALLA NUBE ALLA RESISTENZA – VON DER WOLKE ZUM

t Pavese WIDERSTAND (1978) h c i 21.00 Ingmar Bergman KRIS – KRISE (1946) s r e

b Sa, 9.9. 18.30 Straub / Huillet / QUEI LORO INCONTRI – JENE IHRE BEGEGNUNGEN (2005) ü r

e Pavese d n

e DET REGNAR PA VAR KÄRLEK – ES REGNET AUF UNSERE l 21.00 Ingmar Bergman a

K LIEBE (1946) 82 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

So, 10.9. 18.00 Straub / Huillet / Theateraufführung QUEI LORO INCONTRI – JENE IHRE Pavese BEGEGNUNGEN (2005) 19.30 Straub / Huillet / QUEI LORO INCONTRI – JENE IHRE BEGEGNUNGEN (2005) Pavese 21.00 Ingmar Bergman SKEPP TILL INDIALAND – SCHIFF NACH INDIALAND (1947) Mo, 11.9. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 12.9. 18.30 Ingmar Bergman HAMNSTAD – HAFENSTADT (1948) 21.00 Edition Filmmuseum FRIEDRICH SCHILLER – EINE DICHTERJUGEND (1923) Mi, 13.9. 18.30 Ingmar Bergman TILL GLÄDJE – AN DIE FREUDE (1950) 21.00 Edition Filmmuseum WESTEND (2001) / INTERVIEW MIT DEN FILMEMACHERN VON »WESTEND« (2005) Do, 14.9. 19.00 Premiere DER BOOTGOTT VOM SEESPORTCLUB (2006) Robert Bramkamp ist anwesend Fr, 15.9. 18.30 Ungarn 1956 APA – VATER (1966) Einführung: Anna Zielen´ska 21.00 Ingmar Bergman MUSIK I MÖRKER – MUSIK IM DUNKELN (1948) Sa, 16.9. 18.30 Ungarn 1956 HÚSZ ÓRA – ZWANZIG STUNDEN (1965) 21.00 Ingmar Bergman HAMNSTADT – HAFENSTADT (1948) So, 17.9. 18.30 Ungarn 1956 A TEMETETLEN HALOTT – NICHT BEGRABEN (2004) 21.00 Ingmar Bergman FÄNGELSE – GEFÄNGNIS (1949) Mo, 18.9. Keine Vorstellung Di, 19.9. 18.30 Ungarn 1956 A FORRADALOM KÉPEI 1956-1957 – BILDER DER REVOLUTION (1990) Zeitzeugen sind anwesend 21.00 Edition Filmmuseum GEFÄHRLICHE NEIGUNGEN (2000) / ANDERS ALS DIE ANDERN (1919) Mi, 20.9. 18.30 Ungarn 1956 SZÁMARKOHÖGÉS – KEUCHHUSTEN (1986) 21.00 Edition Filmmuseum ANDERS ALS DU UND ICH (§ 175) (1957) / DER FALL »ANDERS ALS DU UND ICH« (2005) Do, 21.9. 19.00 Premiere TAR DAKAR (2005) Lia Jaspers ist anwesend t h

Fr, 22.9. 18.30 Ungarn 1956 FREEDOM’S FURY – DIE WUT DER FREIHEIT (2005) c i s r

21.00 Ingmar Bergman TÖRST – DURST (1949) e b ü r

Sa, 23.9. 18.30 Ungarn 1956 REVOLUTION 1956 IN UNGARN (1983–2006) e d

Antal Lux ist anwesend n e l a

21.00 Ingmar Bergman TILL GLÄDJE – AN DIE FREUDE (1950) K 83 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

So, 24.9. 18.30 Ungarn 1956 MUTTER (2002) 21.00 Ingmar Bergman SOMMARLEK – EINEN SOMMER LANG (1951) Mo, 25.9. 19.00 Kulturreferat STARTER-FILMPREIS Di, 26.9. 18.30 Ingmar Bergman SOMMARLEK – EINEN SOMMER LANG (1951) 21.00 Edition Filmmuseum KÖNIG DER MITTELSTÜRMER (1927) / DER LÄNDERKAMPF DEUTSCHLAND-ITALIEN IM DUISBURGER STADION (1924) Mi, 27.9. 18.30 Ingmar Bergman KVINNORS VÄNTAN – SEHNSUCHT DER FRAUEN (1952) 21.00 Edition Filmmuseum ELLA BERGMANN-MICHEL: DOKUMENTARISCHE FILME (1931–1933) / MEIN HERZ SCHLÄGT BLAU. ELLA BERGMANN-MICHEL (1989) Do, 28.9. 19.00 Rumänien MOARTEA DOMNULUI LAZARESCU – DER TOD DES HERRN LAZARESCU (2005) Fr, 29.9 18.30 Rumänien UN CARTUS DE KENT SI UN PACHET DE CAFEA – ZIGARET- TEN UND KAFFEE (2003) / MARFA SI BANII – KOKS UND KOHLE (2001) 21.00 Ingmar Bergman KVINNORS VÄNTAN – SEHNSUCHT DER FRAUEN (1952) Sa, 30.9. 18.30 Rumänien TERTIUM NON DATUM – EIN DRITTES GIBT ES NICHT (2006) / VISUL LUI LIVIU – LIVIUS TRAUM (2004) 21.00 Ingmar Bergman SOMMAREN MED MONIKA – DIE ZEIT MIT MONIKA (1953) Harriet Andersson ist anwesend So, 1.10. 18.30 Rumänien FATA ÎN FATA – VON ANGESICHT ZU ANGESICHT (1999) 21.00 Ingmar Bergman GYCKLARNAS AFTON – ABEND DER GAUKLER (1953) Harriet Andersson ist anwesend Mo, 2.10. Keine Vorstellung Di, 3.10. 18.30 Ingmar Bergman SOMMAREN MED MONIKA – DIE ZEIT MIT MONIKA (1953) 21.00 Edition Filmmuseum BLIND HUSBANDS – BLINDE EHEMÄNNER (1919) / VERSIONENVERGLEICH »BLIND HUSBANDS« (2006) Mi, 4.10. 18.30 Ingmar Bergman GYCKLARNAS AFTON – ABEND DER GAUKLER (1953) 21.00 Edition Filmmuseum KLASSENVERHÄLTNISSE (1984) / JEAN-MARIE STRAUB UND DANIÈLE HUILLET BEI DER ARBEIT AN EINEM FILM NACH FRANZ KAFKAS ROMANFRAGMENT »AMERIKA« (1983) t h c

i Do, 5.10. 19.00 Ingmar Bergman INGMAR BERGMAN BEHIND THE SCENES s r

e Zu Gast: Jon Wengström b ü r Fr, 6.10. 18.30 Kim Novak PUSHOVER – SCHACHMATT (1954) e d n

e 21.00 Ingmar Bergman VARGTIMMEN – DIE STUNDE DES WOLFS (1968) l

a Einführung: Jon Wengström K

84 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Sa, 7.10. 18.30 Kim Novak THE MAN WITH THE GOLDEN ARM – DER MANN MIT DEM GOLDENEN ARM (1955) 21.00 Ingmar Bergman EN LEKTION I KÄRLEK – LEKTION IN LIEBE (1954) So, 8.10. 18.30 Kim Novak PICNIC – PICKNICK (1955) 21.00 Ingmar Bergman KVINNODRÖM – FRAUENTRÄUME (1955) Mo, 9.10. MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 10.10. 18.30 Ingmar Bergman VARGTIMMEN – DIE STUNDE DES WOLFS (1968) 21.00 Kim Novak THE MAN WITH THE GOLDEN ARM – DER MANN MIT DEM GOLDENEN ARM (1955) Mi, 11.10. 18.30 Ingmar Bergman SOMMARNETTENS LEENDE – DAS LÄCHELN EINER SOM- MERNACHT (1955) 21.00 Kim Novak PICNIC – PICKNICK (1955) Do, 12.10. bis So, 15.10. Brasil Plural So, 15.10. 21.00 Ingmar Bergman SOMMARNATTENS LEENDE – DAS LÄCHELN EINER SOM- MERNACHT (1955) Mo, 16.10. 19.00 Keine Vorstellung Di, 17.10. 18.30 Ingmar Bergman DET SJUNDE INSEGLET – DAS SIEBENTE SIEGEL (1957) 21.00 Kim Novak PAL JOEY (1957) Mi, 18.10. 18.30 Ingmar Bergman SMULTRONSTÄLLET – WILDE ERDBEEREN (1957) 21.00 Kim Novak BELL, BOOK AND CANDLE – MEINE BRAUT IST ÜBERSINN- LICH (1958) Do, 19.10. 19.00 SPURen Kurzfilme zur Ausstellung im Museum Villa Stuck über die Künstlergruppe SPUR (1959-1981) Einführung: Nina Zimmer Fr, 20.10. 18.30 Kim Novak JEANNE EAGELS – EIN HERZSCHLAG BIS ZUR EWIGKEIT (1957) 21.00 Ingmar Bergman DET SJUNDE INSEGLET – DAS SIEBENTE SIEGEL (1957) Sa, 21.10. 18.30 Kim Novak PAL JOEY (1957) 21.00 Ingmar Bergman SMULTRONSTÄLLET – WILDE ERDBEEREN (1957) So, 22.10. 18.30 Kim Novak BELL, BOOK AND CANDLE – MEINE BRAUT IST ÜBERSINN- LICH (1958) t h c 21.00 Ingmar Bergman NÄRA LIVET – AM ANFANG DES LEBENS (1958) i s r e

Mo, 23.10. Keine Vorstellung b ü r

Di, 24.10. 18.30 Ingmar Bergman ANSIKTET – DAS GESICHT (1958) e d n e 21.00 Kim Novak STRANGERS WHEN WE MEET – FREMDE, WENN WIR UNS l a

BEGEGNEN (1960) K 85 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Mi, 25.10. 18.30 MFZ-Akzente FILM D’AMORE E D’ANARCHIA OVVERO: STAMATTINA ALLE 10 … – LIEBE UND ANARCHIE (1973) Einführung: Monika Hemmer 21.00 Kim Novak THE NOTORIOUS LANDLADY – NOCH ZIMMER FREI (1962) Do, 26.10. 19.00 Premiere DER UNBEKANNTE SOLDAT (2006) Michael Verhoeven ist anwesend Fr, 27.10. 18.30 Kim Novak VERTIGO – AUS DEM REICH DER TOTEN (1958) 21.00 Ingmar Bergman ANSIKTET – DAS GESICHT (1958) Sa, 28.10. 18.30 Kim Novak STRANGERS WHEN WE MEET – FREMDE, WENN WIR UNS BEGEGNEN (1960) 21.00 Ingmar Bergman JUNGFRUKÄLLAN – DIE JUNGFRAUENQUELLE (1960) So, 29.10. 18.30 Kim Novak THE NOTORIOUS LANDLADY – NOCH ZIMMER FREI (1962) 21.00 Ingmar Bergman DJÄVULENS ÖGA – DAS TEUFELSAUGE (1960) Mo, 30.10. Keine Vorstellung Di, 31.10. 18.30 Ingmar Bergman JUNGFRUKÄLLAN – DIE JUNGFRAUENQUELLE (1960) 21.00 Kim Novak KISS ME, STUPID – KÜSS MICH, DUMMKOPF (1964) Mi, 1.11. 18.30 Ingmar Bergman SÄSOM I EN SPEGEL – WIE IN EINEM SPIEGEL (1961) 21.00 Kim Novak THE LEGEND OF LYLAH CLAIRE – GROSSE LÜGE LYLAH CLARE (1968) Do, 2.11. 19.00 Dance 2006 Trisha Brown: Tanzfilme 1966-1980 Fr, 3.11. 18.30 Kim Novak OF HUMAN BONDAGE – DES MENSCHEN HÖRIGKEIT (1964) 21.00 Ingmar Bergman SÄSOM I EN SPEGEL – WIE IN EINEM SPIEGEL 81961) Sa, 4.11. 18.30 Kim Novak KISS ME, STUPID – KÜSS MICH, DUMMKOPF (1964) 21.00 Ingmar Bergman NATTVARDSGÄSTERNA – LICHT IM WINTER (1963) So, 5.11. 18.30 Kim Novak THE LEGEND OF LYLAH CLARE – GROSSE LÜGE LYLAH CLARE (1968) 21.00 Ingmar Bergman TYSTNADEN – DAS SCHWEIGEN (1963) Mo, 6.11. Keine Vorstellung Di, 7.11. 18.30 Ingmar Bergman NATTVARDSGÄSTERNA – LICHT IM WINTER (1963) 21.00 Guy Maddin A TRIP TO THE ORPHANAGE (2004) / THE SADDEST MUSIC t

h IN THE WORLD (2003) c i

s Guy Maddin ist anwesend r e b

ü Mi, 8.11. 18.30 Ingmar Bergman TYSTNADEN – DAS SCHWEIGEN (1963) r e

d 21.00 Guy Maddin THE DEAD FATHER (1986) / ODILON REDON (1995) / MY DAD n e l IS 100 YEARS OLD (2005) / WORKBOOK (2006) a K

86 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Do, 9.11. 19.00 Cinema! Italia! LA GUERRA DI MARIO – ICH BIN MARIO (2006) Fr, 10.11 18.30 Cinema! Italia! IL REGISTA DI MATRIMONI – DER REGISSEUR DER HOCHZEIT (2006) 21.00 Cinema! Italia! LE CONSEGUENZE DELL’AMORE – DIE FOLGEN DER LIEBE (2004) Sa, 11.11. 18.30 Cinema! Italia! NON TI MUOVERE – GEH NICHT FORT (2004) 21.00 Cinema! Italia! A LUCI SPENTE – LICHT AUS! (2004) Maurizio Ponzi und Piero Spila sind anwesend So, 12.11. 18.30 Cinema! Italia! LA BESTIA NEL CUORE – DIE BESTIE IM HERZEN (2005) 21.00 Cinema! Italia! LA SECONDA NOTTE DI NOZZE – DIE ZWEITE HOCHZEITS- NACHT (2005) Mo, 13.11. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 14.11. 18.30 Cinema! Italia! A LUCI SPENTE – LICHT AUS! (2004) 21.00 Guy Maddin TALES FROM THE GIMLI HOSPITAL – GESCHICHTEN AUS DEM GIMLI-HOSPITAL (1988) / HOSPITAL FRAGMENT (1999) Mi, 15.11. 18.30 Ingmar Bergman DANIEL (1967) / PERSONA (1966) 21.00 Guy Maddin ARCHANGEL (1990) Do, 16.11. 19.00 SDI-Projekt FRENCH CANCAN (1954) Fr, 17.11. 18.30 Louise Brooks THE STREET OF FORGOTTEN MEN (1925) / THE AMERICAN VENUS TRAILER (1926) / IT’S THE OLD ARMY GAME (1926) Einführung: Stefan Drößler 21.00 Ingmar Bergman FÖR ATT INTE TALA OM ALLA DESSA KVINNOR – ACH, DIESE FRAUEN (1964) Sa, 18.11. 18.30 Louise Brooks THE SHOW OFF (1926) 21.00 Ingmar Bergman DANIEL (1967) / PERSONA (1966) So, 19.11. 18.30 Louise Brooks LOOKING FOR LULU (1997) / LOVE ’EM AND LEAVE ’EM (1926) 21.00 Guy Maddin CAREFUL – LAWINEN ÜBER TOLZBAD (1992) Mo, 20.11. bis Sa, 25.11. Internationales Festival der Filmhochschulen So, 26.11. 18.30 Louise Brooks LULU IN BERLIN (1994) / A GIRL IN EVERY PORT – BLAUE JUNGS, BLONDE MÄDCHEN (1928) t h

21.00 Ingmar Bergman SKAMMEN – SCHANDE (1968) c i s r

Mo, 27.11. Keine Vorstellung e b ü r

Di, 28.11. 18.30 Ingmar Bergman SKAMMEN – SCHANDE (1968) e d n

TWILIGHT OF THE ICE NYMPHS (1997) e

21.00 Guy Maddin l a K

87 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Mi, 29.11. 18.30 MFZ-Akzente VACAS – KÜHE (1992) Einführung: Andreas Rost 21.00 Guy Maddin GUY MADDIN: WAITING FOR TWILIGHT (1997) / THE HEART OF THE WORLD (2000) Do, 30.11. 19.00 Open Scene Fr, 1.12. 18.30 Louise Brooks BEGGARS OF LIFE – BETTLER DES LEBENS (1928) 21.00 Ingmar Bergman RITEN – DER RITUS (1969) Sa, 2.12. 18.30 Louise Brooks DIE BÜCHSE DER PANDORA (1929) Am Flügel: Aljoscha Zimmermann 21.00 Ingmar Bergman EN PASSION – PASSION (1969) So, 3.12. 18.30 Louise Brooks DAS TAGEBUCH EINER VERLORENEN (1929) Am Flügel: Aljoscha Zimmermann 21.00 Ingmar Bergman THE TOUCH (1971) Mo, 4.12. Keine Vorstellung Di, 5.12. 18.30 Ingmar Bergman RITEN – DER RITUS (1969) 21.00 Guy Maddin THE HEART OF THE WORLD (2000) / FANCY, FANCY BEING RICH (2002) / DRACULA: PAGES FROM A VIRGIN’S DIARY (2002) Mi, 6.12. 18.30 Ingmar Bergman EN PASSION – PASSION (1969) 21.00 Guy Maddin IT’S A WONDERFUL LIFE (2001) / SISSY BOY SLAP PARTY (1995) / SOMBRA DOLOROSA (2004) / COWARDS BEND THE KNEE (2003) Do, 7.12. 19.00 Open Scene Fr, 8.12. 18.30 Louise Brooks THE CANARY MURDER CASE – DIE STIMME AUS DEM JEN- SEITS (1929) 21.00 Ingmar Bergman VISKNINGAR OCH ROP – SCHREIE UND FLÜSTERN (1972) Sa, 9.12. 18.30 Louise Brooks PRIX DE BEAUTÉ – MISS EUROPA (1930) Am Flügel: Aljoscha Zimmermann 21.00 Ingmar Bergman TROLLFLÖJTEN – DIE ZAUBERFLÖTE (1975) So, 10.12. 18.30 Ingmar Bergman SCENER UR ETT ÄKTENSKAP – SZENEN EINER EHE (1973) Mo, 11.12. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro t h c

i Di, 12.12. 18.30 Ingmar Bergman THE TOUCH (1971) s r e

b 21.00 Louise Brooks DAS TAGEBUCH EINER VERLORENEN (1929) ü r

e Mi, 13.12. 18.30 Ingmar Bergman VISKNINGAR OCH ROP – SCHREIE UND FLÜSTERN (1972) d n e l 21.00 Louise Brooks DIE BÜCHSE DER PANDORA (1929) a K

88 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Do, 14.12. 19.00 Open Scene Zuschauerkino Fr, 15.12. 18.30 Louise Brooks WINDY RILEY GOES HOLLYWOOD (1931) / GOD’S GIFT TO WOMEN (1931) 21.00 Ingmar Bergman ANSIKTE MOT ANSIKTE – VON ANGESICHT ZU ANGESICHT (1976) Sa, 16.12. 18.30 Louise Brooks EMPTY SADDLES (1936) / OVERLAND STAGE RAIDERS – GOLD IN DEN WOLKEN (1938) 21.00 Ingmar Bergman DOKUMENT FANNY OCH ALEXANDER – DOKUMENT FANNY UND ALEXANDER (1986) So, 17.12. 18.00 Ingmar Bergman FANNY OCH ALEXANDER – FANNY UND ALEXANDER (1982) Fernsehfassung Mo, 18.12. Keine Vorstellung Di, 19.12. 18.30 Ingmar Bergman TROLLFLÖJTEN – DIE ZAUBERFLÖTE (1975) 21.00 Louise Brooks LOOKING FOR LULU (1997) / LOVE ’EM AND LEAVE ’EM (1926) Mi, 20.12. 18.30 Ingmar Bergman FANNY OCH ALEXANDER – FANNY UND ALEXANDER (1982) Kinofassung Do, 21.12. bis Do, 4.1. Keine Vorstellungen Fr, 5.1. 18.30 Andrej Tarkovskij IVANOVO DETSTVO – IWANS KINDHEIT (1962) 21.00 Andrej Tarkovskij ZERKALO – DER SPIEGEL (1975) Sa, 6.1. 18.30 Andrej Tarkovskij MOSKOVSKAJA ELEGIJA – MOSKAUER ELEGIE (1988) 21.00 Andrej Tarkovskij STALKER (1979) So, 7.1. 18.30 Andrej Tarkovskij UBIJCY – DIE KILLER (1956) / BEREGIS, ZMEI! – VORSICHT, SCHLANGEN! (1979) 21.00 Andrej Tarkovskij TEMPO DI VIAGGIO – REISEZEIT (1983) / UNE JOURNÉE D’ANDREI ARSENEVITCH – EIN TAG IM LEBEN DES ANDREJ ARSENJEVITSCH (2000) Mo, 8.1. Keine Vorstellung Di, 9.1. 18.30 Ingmar Bergman ANSIKTE MOT ANSIKTE – VON ANGESICHT ZU ANGESICHT (1976) 21.00 New Asian Wave VITAL (2004) t

Mi, 10.1. 18.30 Ingmar Bergman DOKUMENT FANNY OCH ALEXANDER – DOKUMENT FANNY h c i

UND ALEXANDER (1986) s r e

21.00 New Asian Wave HAZE (2005) / TETSUO – THE IRON MAN (1989) b ü r e

Do, 11.1. 19.00 Open Scene d n e l a K

89 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Fr, 12.1. 18.30 Westallgäuer AXEL UND DIE FREIHEIT (1973/74) / P3 (1974) / TARZAN Filmproduktion SIEHT ROT (1975) / DER SCHNIPSELFILM (1975) / SCHACH- FIEBER (1975) / DER TOD DES FRIEDRICH H. (1977) / SELT- SAM IM NEBEL ZU WANDERN (1978) / SEI ZUFRIEDEN! (1980) 21.00 Ingmar Bergman THE SERPENT’S EGG – DAS SCHLANGENEI (1977) Sa, 13.1. 18.30 Westallgäuer DER MEINEIDBAUER (1975) / MORBID 84 (1977) / NORWE- Filmproduktion GEN (1982/2006) 21.00 Ingmar Bergman HÖSTSONATEN – HERBSTSONATE (1978) So, 14.1. 18.00 Westallgäuer LOND IT LUCK (1979) / THE MAKING OF »LOND IT LUCK« Filmproduktion (1979) 21.00 Ingmar Bergman FARÖ-DOKUMENT (1979) Mo, 15.1. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 16.1. 18.30 Ingmar Bergman THE SERPENT’S EGG – DAS SCHLANGENEI (1977) 21.00 New Asian Wave RUANG RAK NOI NID MAHASAN – LAST LIFE IN THE UNI- VERSE (2003) Mi,17.1. 18.30 Ingmar Bergman HÖSTSONATEN – HERBSTSONATE (1978) 21.00 New Asian Wave INVISIBLE WAVES (2006) Do, 18.1. 19.00 Open Scene Fr, 19.1. 18.30 Westallgäuer FAHNENWEIHE (1981) / LAND DER RÄUBER UND GENDAR- Filmproduktion MEN (1982) 21.00 Ingmar Bergman AUS DEM LEBEN DER MARIONETTEN (1980) Sa, 20.1. 18.30 Westallgäuer SCHWESTERN (1982) / 11 JAHRE WAF (1984) Filmproduktion 21.00 Ingmar Bergman KARINS ANSIKTE – KARINS GESICHT (1985) / EFTER REPE- TITIONEN – NACH DER PROBE (1984) So, 21.1. 18.30 Westallgäuer DAHEIM STERBEN DIE LEUT’ (1985) / DAHEIM STERBEN DIE Filmproduktion LEUT’ – 10 JAHRE DANACH (1995) 21.00 Ingmar Bergman SARABAND – SARABANDE (2003) Mo, 22.1. Keine Vorstellung Di, 23.1. 18.30 Ingmar Bergman SCENER UR ETT ÄKTENSKAP – SZENEN EINER EHE (1973) Mi, 24.1. 18.30 Ingmar Bergman SARABAND – SARABANDE (2003) t h

c 4:30 (2006)

i 21.00 New Asian Wave s r

e Do, 25.1. bis So, 28.1. FilmWeltWirtschaft b ü r

e Mo, 29.1. Keine Vorstellung d n

e Di, 30.1. AUS DEM LEBEN DER MARIONETTEN (1980)

l 18.30 Ingmar Bergman a K 21.00 New Asian Wave BIN-JIP – LEERE HÄUSER (2004) 90 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Mi, 31.1. 18.30 MFZ-Akzente THE MAN WHO WOULD BE KING – DER MANN, DER KÖNIG SEIN WOLLTE (1975) Einführung: Ralph Heinzlmeir 21.00 New Asian Wave HWAL – DER BOGEN (2005) Do, 1.2. 19.00 Open Scene Fr, 2.2. 18.30 Westallgäuer DIE GNADENLOSE STRASSE (1983) / DIE ENKEL VON ANNA- Filmproduktion BERG (1987) 21.00 Ingmar Bergman TROLÖSA – DIE TREULOSEN (2000) Sa, 3.2. 18.30 Westallgäuer SCHÖN WAR DIE ZEIT (1988) / SPD-WERBESPOTS (1990) Filmproduktion 21.00 Ingmar Bergman DEN GODA VILJAN – DIE BESTEN ABSICHTEN (1992) So, 4.2. 18.30 Westallgäuer LENI … MUSS FORT (1994) / HEILIGE KLÄNGE IM A LLGÄU Filmproduktion (2002) 21.00 Ingmar Bergman SÖNDAGSBARN – SONNTAGSKINDER (1992) Mo, 5.2. Keine Vorstellung Di, 6.2. 18.30 Ingmar Bergman KARINS ANSIKTE – KARINS GESICHT / EFTER REPETITIONEN – NACH DER PROBE (1984) 21.00 New Asian Wave IZO (2004) Mi, 7.2. 18.30 Ingmar Bergman SÖNDAGSBARN – SONNTAGSKINDER (1992) 21.00 New Asian Wave 46-OKUNEN NO KOI – BIG BANG LOVE, JUVENILE A (2006) Do, 8.2. 19.00 Ingmar Bergman ENSKILDA SAMTAL – PRIVATE CONVERSATIONS (1996) Fr, 9.2. 18.30 Westallgäuer DER FISCHERKRIEG VOM BODENSEE (1996) / VISION Filmproduktion SCHWABEN (2000) 21.00 New Asian Wave BOKSUNEUN NAUI GEOT – SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE (2002) Sa, 10.2. 18.30 Westallgäuer TATORT: GEFÄHRLICHE ZEUGIN (1998) Filmproduktion 21.00 New Asian Wave OLDBOY (2003) So, 11.2. 18.30 Westallgäuer HEINRICH DER SÄGER (2001) Filmproduktion

21.00 New Asian Wave CHINJEOLHAN GEUMJASSI – SYMPATHY FOR LADY t h c

VENGEANCE (2005) i s r e

Mo, 12.2. Keine Vorstellung b ü r

Di, 13.2. 18.30 New Asian Wave BOKSUNEUN NAUI GEOT – SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE e d n

(2002) e l a

21.00 New Asian Wave SUP CHUK SUI DIK HA TIN – A SIDE, B SIDE, SEASIDE (2005) K 91 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150 münchen

Mi, 14.2. 18.30 New Asian Wave CHINJEOLHAN GEUMJASSI – SYMPATHY FOR LADY VENGEANCE (2005) 21.00 New Asian Wave SAN CHA KOU – DIVERGENCE (2005) Do, 15.2. 19.00 Open Scene Fr, 16.2. 18.30 Westallgäuer KOMM WIR TRÄUMEN! (2004) / ALPTRÄUME (2005) Filmproduktion 21.00 New Asian Wave HAK BAK JIN CHEUNG – COLOUR OF THE LOYALTY (2005) Sa, 17.2. 18.30 Westallgäuer REBLAUS (2005) Filmproduktion 21.00 New Asian Wave SUNG GAING HUP NUI – CRAZY ’N THE CITY (2005) So, 18.2. 18.30 Westallgäuer ROTKÄPPCHEN (2005) Filmproduktion 21.00 New Asian Wave A.V. (2005) Mo, 19.2. Keine Vorstellung Di, 20.2. Keine Vorstellung Mi, 21.2. 18.30 MFZ-Akzente ALEKSANDR NEVSKIJ – ALEXANDER NEWSKIJ (1938) Einführung: Christl Grunwald-Merz 21.00 New Asian Wave TAU MAN – INITIAL D (2005) t h c i s r e b ü r e d n e l a K

92 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 24150