MONTY GRÄSSLER 90 Minuten FC ERZGEBIRGE AUE – Der Kumpelverein

90 und mehr besondere und magische Momente von und mit dem FC Erzgebirge Aue sowie der ERZGEBIRGE AUE BSG Wismut Aue – festgehalten in tollen Fotos und kurzen Texten! ERZGEBIRGE AUE Minute für Minute wird zurückgeblickt: auf drei Zweitligaaufstiege, legendäre Europapokalspiele, spannende Derbys, tragische Niederlagen oder emotionale Last-Minute-Siege. Ein bunter Mix aus lila-weißen Geschichten und vielen Bildern. Wer den FCE liebt, liebt auch dieses Buch! 90 Minuten

ISBN 978-3-7307-0537-7 VERLAG DIE WERKSTATT

VOR DEM SPIEL 4. AUGUST 2019 ::: 2. , 2. SPIELTAG, VOR FC ERZGEBIRGE – SV WEHEN WIESBADEN DEM 3:2 (2:1) SPIEL

FCE auf der Brust und große Tradition im Rücken

Mannschaftsfotos vor normalen Punktspielen sind eigentlich nicht üb­ lich. Dass die Auer Profis an diesem Sonntagnachmittag eine Ausnahme machen, hat aber seinen Grund. Denn das Bild sagt mehr als tausend Worte. Im Erzgebirge hat eben nicht nur die berühmte Holzkunst Tra­ dition, sondern auch der Fußball. Und der spielt für die Fans seit über 70 Jahren eine große Rolle. Es empfindet daher auch keiner als Wi­ derspruch, dass der Verein seit 1993 zwar offiziell FC Erzgebirge Aue heißt, aber trotzdem nach wie vor das lang gezogene „Wiiiiissssmuutt Auuueeee“ durchs Stadion hallt. Selbst Präsident Helge Leonhardt ver­ wendet regelmäßig den Begriff „Wismut-DNA“, wenn er von den Auer Fußballtugenden spricht. Harte Arbeit, Einsatz, Wille und Zusammen­ halt – das Ganze gepaart mit spielerischer Klasse: So haben einst die Wismut-Kumpel drei Meistertitel und einen Pokalsieg in der DDR ge­ holt. Und so behauptet sich auch die aktuelle Mannschaft das 15. Jahr in der 2. Bundesliga. „Zwei gekreuzte Hämmer und ein großes W, das ist Wismut Aue, uns´re BSG, ja Wismut Aue, unser FCE. Wir kommen aus der Tiefe, wir kom­ men aus dem Schacht, Wismut Aue, die neue Fußballmacht.“ Wenn die Fans mit dem von Stefan Gerlach zur Hymne vertonten Schlachtruf vor dem Spiel ihrer Vergangenheit als Bergarbeiterverein huldigen, ist das quasi so etwas wie die erzgebirgische Variante des legendären „You’ll Never Walk Alone“. Obwohl es die Auer nach den großen Erfolgen in den 1950er Jahren später als BSG unter all den Fußballklubs nicht leicht hatten, stellten sie mit 1.019 Spielen in der DDR-Oberliga einen Rekord für die Ewigkeit auf. Allerdings konnte sich nach der Wende und dem Abrutschen in die Drittklassigkeit keiner etwas dafür kaufen. Dass sich das kleine Aue mittlerweile allen Unkenrufen zum Trotz in der 2. Liga etabliert hat, ist Jahr für Jahr aufs Neue ein kleines Wunder und macht das ganze Erzgebirge stolz. Und so schreien auch diesmal, als das Riesenbanner wieder eingerollt ist, 10.000 Fans ihre Mannschaft zum 3:2-Sieg.

16 17 8. AUGUST 2000 ::: VOR FREUNDSCHAFTSSPIEL, FC ERZGEBIRGE – FC BAYERN MÜNCHEN 2:6 (0:3) DEM SPIEL

Wimpeltausch mit Effe

Der Wimpel der Bayern ist ein ganzes Stück größer als der der Auer. Udo Nach der Pause legt Carsten Jancker zwei weitere Tore nach. Doch Tautenhahn hat als Kapitän die Ehre, das wertvolle Stück mit der langen dann muss auch der für Oliver Kahn eingewechselte Bernd Dreher im Erfolgsliste aus den Händen von Stefan Effenberg entgegenzunehmen. Es Kasten der Bayern erstmals hinter sich greifen. Ein Lattentreffer von ist der letzte formelle Akt vor dem Anpfiff, bei dem 16.000 Zuschauer Peter Heidler läutet die stärkste Auer Phase ein. Anschließend sind es für die bis dahin größte Auer Kulisse in der Nachwendezeit sorgen. Es ist Tonci Boban (70.) und Marco Kurth (73.), die mit ihren Toren für prächti­ alles angerichtet für ein Fußballfest, bei dem auch der deutsche Rekord­ ge Stimmung auf den Rängen sorgen. Daran ändert auch Thorsten Fink meister aus München im wahrsten Sinne des Wortes mitspielt. Denn der mit dem späten 6:2 nichts mehr. Denn das Ergebnis zeigt, dass Verein FC Bayern, der drei Tage zuvor im eigenen Stadion Manchester United 3:1 und Mannschaft nach der Qualifikation für die neue besiegt hat, kommt an diesem Dienstagabend mit all seinen Stars zum und dem Gewinn des Sachsenpokals zum Ende der Vorsaison auf einem Freundschaftsspiel anlässlich des 50. Stadionjubiläums nach Aue. Und die guten Weg sind. Zum besonderen Erlebnis wird das Bayern-Spiel unter­ großen Namen stellen vier Tage vorm Punktspielauftakt in der Bundesliga dessen nicht nur für den Wimpel tauschenden Kapitän und die beiden auch prompt ihre Klasse unter Beweis: Alexander Zickler, Carsten Jancker Torschützen. Publikumsliebling Steven Zweigler darf zum Ende seiner und Stefan Effenberg bestrafen in der ersten Hälfte drei Abwehrfehler der Laufbahn 15 Minuten gegen die Elf von auflaufen. Was Veilchen, die ihre Nervosität zunächst nicht ablegen können, knallhart. für ein tolles Abschiedsgeschenk.

Bayern-Star Stefan Effenberg und Aue-Kapitän Udo Tauten­ hahn vor dem Anstoß. Man beachte die unterschiedliche Größe der Wimpel …

18 3. MÄRZ 2006 ::: 2. BUNDESLIGA, 24. SPIELTAG, FC ERZGEBIRGE – FC ENERGIE COTTBUS 2:2 (2:0) VOR DEM SPIEL

Aufwärmen im Schneetreiben

Es schneit und schneit und schneit. Beim Aufwärmen fürs Ostderby ge­ antraten, während die Gegner lange Unterhosen und Handschuhe tru­ gen Cottbus teilen sich die Profis an diesem Freitagabend den Platz mit gen, war schon das eine klare Ansage. der Stadioncrew. Der Platzwart und seine Helfer kommen kaum hinter­ Auch im März 2006 ist nicht zu übersehen, dass die Gastgeber mit her, um zumindest die Linien freizuschippen. Denn Wunder kann auch den schwierigen Bodenverhältnissen besser zurechtkommen. So hilft die 2004 installierte Rasenheizung nicht vollbringen. Als Schiedsrichter Cottbus vor der Pause gleich zweimal mit: Erst nutzt Andrzej Jusko­ Matthias Anklam einige Minuten später die Partie auf dem schneebe­ wiak einen missratenen Rückpass auf Torwart Tomislav Piplica zum deckten Rasen anpfeift, werden bei den älteren unter den 12.800 Zu­ Führungstor gegen seinen Ex-Verein (35.). Dann kommt der Energie- schauern Erinnerungen an große Spiele auf weißem Untergrund wach. Schlussmann im Strafraum gegen Ersin Demir zu spät. Als Jörg Emme­ Bei winterlichen Platzverhältnissen sind im Laufe der Jahre selbst die rich den fälligen Elfmeter eine Minute vor der Pause zum 2:0 verwan­ großen Klubs in schöner Regelmäßigkeit in Aue ausgerutscht. Es soll delt, scheinen die Veilchen ihren ganz besonderen Heimvorteil einmal Trainer gegeben haben, die zu DDR-Zeiten im Oberliga-Spielplan immer mehr nutzen zu können. Am Ende aber jubeln eher die Gäste, die nach zuerst danach suchten, ob sie im Winter ins Lößnitztal müssen. Wenn Toren von Sergiu Radu und Lars Jungnickel beim dritten Zweitliga- die Wismut-Kicker bei Schnee und Kälte in kurzen Hosen und Trikots Gastspiel in Aue erstmals einen Punkt entführen können.

Das ist eben Aue: Schwerstarbeit beim Schneeschippen für die Stadioncrew vor dem Ostderby gegen Cottbus.

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ERSTE HALB ZEIT 8. JUNI 2003 ::: MINUTE REGIONALLIGA NORD, 34. SPIELTAG, FC ERZGEBIRGE – AMATEURE 1 2:1 (1:1) Eine Legende kehrt zurück

Als Schiedsrichter Babak Rafati im Erzgebirgsstadion das letzte Saison­ pfiff zur offiziellen Meisterehrung auf der Tribüne überstreifen durften. spiel anpfeift, ist der Auer Anhang schon längst im Feiermodus. Wo sich Der dreimalige DDR-Meister mischt nach 13 zähen Jahren endlich wie­ in der Hinrunde mitunter kaum 2.500 Zuschauer verloren haben, sind der auf der großen Fußballbühne mit, zum ersten Mal auf gesamtdeut­ an diesem Pfingstsonntag schon eine Stunde vor dem Anstoß fast alle scher Ebene. „Zweite Liga – Aue ist dabei“, skandieren Tausende immer 16.000 Plätze besetzt. Eine Woche nach dem vorzeitigen Aufstieg der wieder – erst im Stadion und später in der Innenstadt. Denn die Party Mannschaft in die 2. Bundesliga ist die Euphorie in der gesamten Regi­ geht zu vorgerückter Stunde auf und vor dem Rathausbalkon weiter. on riesig. Dabei hatte den Vorjahrsneunten FC Erzgebirge zu Saisonbe­ Die Fahrt auf fünf Trucks wird für die Aufstiegshelden zum Triumphzug. ginn eigentlich niemand auf der Rechnung gehabt. Und auch im März Der Konvoi kommt durch ein kilometerlanges lila-weißes Spalier nur im noch nicht, als Aue auf Platz sieben stand. Doch mit zehn Siegen in den Schritttempo voran. So werden neue Legenden geschrieben. letzten elf Spielen machte die Elf von Trainer Gerd Schädlich das schein­ bar Unmögliche möglich und krönte die Aufholjagd am Ende sogar mit Eine Legende kehrt zurück: Trainer Gerd Schädlich sehnt dem Meistertitel in der Regionalliga. mit Spielern und Verantwortlichen den Abpfiff herbei. Denn auch gegen die Dortmunder Amateure lassen sich die Auer nicht lumpen und kommen durch das 13. Saisontor von Ronny Jank und den achten Treffer von Khvicha Shubitid­ ze zu einem 2:1-Erfolg. Das Ergebnis gerät schnell zur Nebensache. Denn der Abpfiff läutet eine überschwängliche Aufstiegsfei­ er ein, wie sie in dieser Dimension nicht vorhersehbar ist. Innerhalb Se­ kunden ist der grüne Rasen lila-weiß eingefärbt. Die Fans stürmen auf den Platz, lassen die Spieler hochleben und sichern sich ein Stück Tornetz als Erinnerung an den historischen Tag. „Eine Legende kehrt zurück“ steht auf den T-Shirts, die sich Spieler und Verantwortliche schon vor dem An­

22 1. OKTOBER 2006 ::: 2. BUNDESLIGA, 6. SPIELTAG, FC ERZGEBIRGE– SC FREIBURG 3:1 (2:0) MINUTE 2 Schnell, schön, spät

Der lange Ball aus der eigenen Abwehr ist selbst für Tomas „Speedy“ Dieses Prädikat kann man der zweiten Halbzeit der Veilchen dann Klinka einen Tick zu optimistisch ausgefallen. Daher scheint die Szene allerdings nicht wirklich verleihen. Das liegt freilich auch am Gegner. eigentlich geklärt, als der Freiburger Torwart Alexander Walke am Sech­ Aufstiegsfavorit Freiburg hat unter Trainer-Urgestein Volker Finke von zehner rechtzeitig vor dem Auer Stürmer zur Stelle ist. Doch was macht den ersten fünf Spielen der Saison zwar nur eins gewonnen, aber eben der Walke denn da? Er leistet sich einen derart kapitalen Luftschlag, dass auch noch kein einziges verloren. So wächst der Druck auf das von To­ Tomas Klinka plötzlich allein mit dem runden Leder im Strafraum steht masz Bobel gehütete FCE-Tor, der an diesem Tag letztlich aber nur ein­ und nach nur zwei Minuten in aller Ruhe zur Führung einschieben kann. mal hinter sich greifen muss, als Youssef Mohamad ein Missverständnis So ein Tor hat man in Aue lange nicht mehr gesehen! Es wird der Tag des in der Abwehr bestraft (70.). Mehr lässt Aue vor 10.500 Zuschauern Tschechen mit der Nummer 9, der seinen Spitznamen der Zeichentrick­ nicht zu. Für den Schlusspunkt ist dann wieder Tomas Klinka zuständig. figur Speedy Gonzales alias „Die schnellste Maus von Mexiko“ verdankt. Er macht kurz vor dem Abpfiff nach Vorarbeit von Miso Brecko und Bei seinem zweiten Tor beweist er, dass er nicht nur verdammt schnell Daniel Jungwirth den zweiten Saisonsieg perfekt und ist damit der ers­ ist, sondern auch ein feines Füßchen hat. Nach einer tollen Kombination te Auer Profi mit drei Toren in einem Zweitligaspiel. In der kompletten über Florian Heller und David Siradze streichelt er das Leder mit dem Vorsaison hatte er nur einmal mehr getroffen. rechten Außenrist ins linke untere Eck (35.). Vom Feinsten!

Dreifach-Torschütze Tomas Klinka kommt auch in dieser Szene frei zum Abschluss. 30. APRIL 2017 ::: MINUTE 2. BUNDESLIGA, 31. SPIELTAG, FC ERZGEBIRGE – WÜRZBURGER KICKERS 3:1 (3:0) 3 Ein verwandelter Matchball

Aufwärtstrend trifft auf Abwärtstrend: In einem Frühjahr, das für Aue Der Klassenerhalt in der elften Zweitligasaison der Veilchen ist eng im Abstiegskampf ein Endspiel nach dem anderen parat hält, ist die mit dem Namen verbunden. Der Trainer-Jungspund Konstellation am viertletzten Spieltag noch mal einen Zacken speziel­ (erst 31) übernimmt die Mannschaft im März als Schlusslicht und führt ler als in den Wochen zuvor. Denn der FCE hat die Chance, an einer sie Mitte Mai auf Platz 14 über die Ziellinie. Sein überzeugender Einstand Mannschaft vorbeizuziehen, die in der Winterpause mit der doppelten im Männerfußball ist für den FCE Segen und Fluch zugleich. Fluch, weil Punktezahl der Veilchen scheinbar schon uneinholbar auf Platz sechs er im Sommer schon wieder weg ist und die Herausforderung in der lag. Als nach drei Minuten zur Führung trifft, spricht das für Bundesliga bei Schalke 04 annimmt. Und Segen, weil er sich in einer die Überzeugung, mit der die Elf zu Werke geht. Dass ein Abwehrspieler kritischen Situation für den Verein als der richtige Mann erweist. Vor so früh und so weit bei einem Freistoß aus dem Mittelfeld aufrückt, ist allem in den Heimspielen kann die Elf seinen Matchplan immer wieder keine Selbstverständlichkeit. Doch es lohnt sich: Fabian Kalig köpft den hervorragend umsetzen. So gibt es auch für Karlsruhe, St. Pauli, 1860 von der Latte zurückspringenden Freistoß von Mario Kvesic ein. Damit München und Kaiserslautern Haue in Aue. Unvergessen bleibt zudem kann er sein erstes Profi-Tor in der Baustelle Erzgebirgsstadion direkt das Last-Minute-Tor von zum 2:2 gegen den späteren vorm neuen Fanblock bejubeln. Dort geht es turbulent weiter. Dimitrij Aufsteiger Hannover 96. Würzburg dagegen wird am Ende noch bis auf Nazarov mit einem Elfmeter nach Foul an und Pascal den vorletzten Platz durchgereicht und steigt ab. Köpke, der von Christian Tiffert stark in Szene gesetzt wird, erhöhen bis zur 18. Minute auf 3:0. Damit sind die Weichen für den nächsten verwan­ Fabian Kalig steht am richtigen Fleck und stellt delten Matchball gestellt. mit seinem Kopfball zum 1:0 früh die Weichen. 13. MAI 2018 ::: 2. BUNDESLIGA, 34. SPIELTAG, SV DARMSTADT 98 – FC ERZGEBIRGE 1:0 (0:0) MINUTE 4 Das geklaute Tor von Darmstadt

Besser kann der letzte Spieltag für die Auer eigentlich nicht beginnen. guten halben Stunde bei einem Eckball von Christian Tiffert im Straf­ Es ist gerade erst die vierte Minute im Stadion am Darmstädter Böl­ raum eindeutig mit dem Ellenbogen klären. Dann bleibt in der zweiten lenfalltor angebrochen, als der von auf die Reise Halbzeit auch ein Trikotzerren gegen Sebastian Hertner im Strafraum geschickte Sebastian Hertner den Ball von links mit Schmackes in den ungeahndet. Als dann kurz vor Schluss auch noch Tobias Kempe zum Strafraum bringt. Von der anderen Seite rauscht Rechtsverteidiger Ca­ 1:0 für die Lilien trifft, die auch mindestens einen Punkt brauchen, um logero Rizzuto heran, hält aus zwölf Metern direkt drauf und hat auch definitiv die Klasse zu halten, kocht die erzgebirgische Volksseele. Denn etwas Glück, dass Marvin Mehlem seinen Schuss leicht abfälscht. So Aue muss als 16. in die Relegation. FCE-Präsident Helge Leonhardt re­ kann der Darmstädter Abwehrspieler Romain Bregerie erst einen guten det Klartext („Wir sind vom Schiedsrichter verschaukelt worden“) und halben Meter hinter der Torlinie klären. 1:0 für den FCE im so wichtigen kämpft in den Tagen danach wie ein Löwe für seine Farben. Da die Zeit Spiel um den Liga-Verbleib? Denkste! Während fünf, sechs Veilchen- drängt, bringt er sogar die Aufstockung der 2. Liga auf 19 Mannschaften Profis schon die Arme in die Höhe reißen, bleibt der Pfiff von Schieds­ ins Gespräch. Doch das DFB-Sportgericht weist trotz eindeutiger Fern­ richter Sören Storks trotz aller Proteste aus. Auch der Assistent an der sehbilder den Einspruch des Vereins und auch den entsprechenden Wi­ Seitenlinie, der eigentlich freien Blick hat, entscheidet auf Weiterspie­ derspruch mit Verweis auf eine „Tatsachenentscheidung des Schieds­ len. Die Mannschaft von Trainer schüttelt sich kurz und richters“ ab. So richten es die Kicker neun Tage später dann eben doch macht danach das einzig Richtige: weiter Vollgas geben. auf dem Platz. Das verweigerte Tor bleibt nicht die einzige umstrittene Szene im Spiel. Erst gibt es keinen Handelfmeter, als die Darmstädter nach einer Eindeutig hinter der Linie – und doch kein Tor für den FCE. 29. AUGUST 1951 ::: MINUTE DDR-OBERLIGA, 1. SPIELTAG, ZENTRA WISMUT AUE – BSG FORTSCHRITT MEERANE 3:2 (3:2) 5 Ein Sieg zum Einstand

Nach ihrem Durchmarsch in die Oberliga brauchen die Auer Fußballer Zusammenführen der besten Fußballer aus den Wismut-Teams der Re­ auch in der höchsten Spielklasse keine lange Anlaufzeit. Im ein Jahr zu­ gion ein anderes. Nach einem Trainingslager 1950 in Rabenstein unter vor eingeweihten Otto-Grotewohl-Stadion läuft die fünfte Spielminute, der Leitung von Kurt Gogsch und Spielertrainer wird aus als Armin Günther seine Mannen nach einem Angriff über die rechte Sei­ Pneumatik Aue (zuvor SG Aue) zunächst Zentra Wismut Aue – quasi als te und einem Missverständnis in der Gäste-Abwehr in Führung bringt. Zentrale aller Kicker der Sportvereinigung Wismut – und später schließ­ Der gebürtige Schneeberger macht mit dem Auer Premierentreffer in lich die BSG Wismut Aue. der Oberliga einfach da weiter, wo er in der Vorsaison eine Klasse tiefer als Torschützenkönig aufgehört hat. Der Jubel der 16.000 Zuschauer im Armin Günther erzielt gegen Fortschritt Meerane Lößnitztal ist kaum verklungen, da zappelt das Leder schon wieder im das erste Auer Tor in der DDR-Oberliga. Meeraner Netz. Heinz Kaden hat per Freistoß auf 2:0 erhöht (7.). Selbst das erste Eigentor im Oberhaus fällt noch in der ersten Viertelstunde. Heinz Glaser ist der Unglücksrabe, der unfrei­ willig zum 1:2 für Meerane trifft. Der Tabellen­ zehnte der Vorsaison kommt nach einer knap­ pen halben Stunde sogar zum Ausgleich, muss sich am Ende dem Aufsteiger aber trotzdem geschlagen geben. Denn Heinz Reichs Treffer zum 3:2 nach 34 Minuten bleibt an diesem Tag der letzte. Aues Einstand ist geglückt. Dass die Wismut-Elf eine Woche später auch bei Vizemeister Turbine Erfurt gewinnt, nach der Hinrunde auf Platz vier liegt und am Ende als Aufsteiger solider Siebter wird, kommt für die meisten Experten wenig überraschend. Denn zum einen haben sich die überzeugenden Leistungen der Auer in den Vorjahren herum­ gesprochen. Zum anderen verheißt die Unter­ stützung durch die Wismut AG, die unter sow­ jetischer Führung insbesondere im Erzgebirge im Uranbergbau tätig ist, gute strukturelle Vor­ aussetzungen. Der Bau des Stadions innerhalb eines halben Jahres ist ein Beispiel dafür, das

26 23. DEZEMBER 2018 ::: 2. BUNDESLIGA, 18. SPIELTAG, FC ERZGEBIRGE – 1. FC UNION BERLIN 3:0 (2:0) MINUTE 6 „Paco“ gibt den Weihnachtsmann

Pascal Testroet hätte an diesem vierten Adventssonntag vermutlich so­ Zuschauer hatte wohl mit einer derartigen Galavorstellung des FCE am gar im roten Mantel und mit Weihnachtsmannmaske getroffen. Schon Tag vor Heiligabend gerechnet, und mit elf Punkten Vorsprung auf Ab­ bei der frühen Führung nach sechs Minuten zeichnet sich ab, dass es stiegsplatz 17 lässt sich beruhigt Weihnachten feiern. sein Tag wird. Nach einem Sturmlauf über die linke Seite von Emmanuel Pascal Testroet hat großen Anteil daran, dass bereits 22 Punkte Iyoha verspringt „Paco“ der Ball bei der Annahme zunächst. Dann trifft und ein Torverhältnis von 25:23 auf dem Gabentisch liegen. Seine zwölf er das Leder nicht richtig, doch obwohl drei Gegenspieler im Strafraum Punktspieltore für die Veilchen zu diesem Zeitpunkt sind vor allem des­ in seiner Nähe sind, geht die Kugel trotzdem rein. Den Elfmeter nach halb eine überragende Bilanz, weil er bei der unglücklichen 0:1-Nieder­ einer halben Stunde verwandelt Testroet dann souverän. Und als er in lage im Hinspiel bei Union im August noch nicht einmal zum Team von der 74. Minute im Union-Strafraum quer in der Luft liegt und mit einem Trainer gehört hatte. Erst in der Woche darauf kam er artistischen Seitfallzieher per Aufsetzer zum 3:0 ins rechte Dreiangel vom sächsischen Rivalen Dynamo , in dessen Planungen Test­ trifft, ist die vorzeitige Bescherung für den Auer Anhang perfekt. roet keine große Rolle mehr spielte, ins Erzgebirge. Dort schloss er auf Das Erzgebirgsstadion verabschiedet den Mann des Tages nach Anhieb die Lücke des zu Hertha BSC in die Bundesliga gewechselten seinem Dreierpack bei seiner Auswechslung kurz darauf stehend mit Pascal Köpke. Ovationen. Kein Wunder: Die Eisernen aus Berlin waren bis dahin die einzige Mannschaft im deutschen Profifußball gewesen, die in der lau­ Pascal Testroets erster Streich: Drei Abwehrspieler und der fenden Saison noch kein Spiel verloren hatten. Kaum einer der 13.800 Torwart von Union können dem Ball nur noch hinterherschauen. MINUTE 7 Schneewalzer mit Bochum

Der klassische Dreivierteltakt wird im Erzgebirgsstadion nach dem frühen Wintereinbruch völlig neu interpretiert. Bevor die FCE-Kicker mit drei Toren innerhalb von vier Minuten eine flotte Sohle aufs Parkett legen, versucht sich aber der Bochumer Stürmer Zlatko Dedic im Auer Schneegestöber in der Rolle des Vortänzers. Die B-Note kann sich bei seinem Elfmeter auch durchaus sehen lassen, doch der Innenpfosten steht der frühen Gästeführung nach fünf Minuten im Weg. Glück ge­ habt! Bei Aue gibt anschließend vor allem den Takt vor. In der siebten Minute bringt er den Ball von links vors Tor, wo ihn Fabian Müller im Nachsetzen über die Linie stochert. Dann findet sein Freistoß von der rechten Seite in Ronny König einen dankbaren Abnehmer. Und schließlich ist es der Mittelfeldmann selbst, der dem Schneewalzer der Veilchen in der zehnten Minute mit dem 3:0 das vorläufige Sahnehäub­ chen aufsetzt. Kein Wunder, dass nach diesem heißen Tanz einige der 6.500 Zuschauer trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt mit freiem Oberkörper feiern. Auch nach dem Seitenwechsel harmonieren der schnörkellose Fuß­ ball und jede Menge Leidenschaft bei den Platzherren bestens. Beim schnellen 4:0 in der 46. Minute tanzt Jan Hochscheidt die gegnerische Abwehr aus, und drei Minuten später behält Ronny König im Schnee­ treiben erneut den Durchblick: 5:0! Auch für ihn ist es Tor Nummer zwei an diesem Tag. Der VfL mit Leon Goretzka im Mittelfeld findet weder seinen Rhythmus noch die richtige Einstellung zu den kompli­ zierten Platzverhältnissen. Von daher passt es, dass Aue auch für den Schlussakkord sorgt: Thomas Paulus erhöht mit einem verwandelten Elfmeter zunächst auf 6:0, ehe ihm in der letzten Spielminute ein Ei­ gentor unterläuft. Doch zu diesem Zeitpunkt schunkeln die Veilchen- Fans längst glückselig zur Melodie des Schneewalzers und feiern den dritten Saisonsieg. Während sich die Elf von Trainer damit etwas Luft verschafft, endet für Bochums das Die Auer Führung durch Fabian Müller im Kapitel als VfL-Trainer. Er wird am Tag nach dem Schneespektakel von Schneewalzer-Torfestival gegen Bochum. Aue entlassen.

28 27. OKTOBER 2012 ::: 21. NOVEMBER 1954 ::: 2. BUNDESLIGA, 11. SPIELTAG, DDR-OBERLIGA, MINUTE FC ERZGEBIRGE – VFL BOCHUM 12. SPIELTAG, 6:1 (3:0) SC WISMUT KARL-MARX-STADT – SC ROTATION LEIPZIG 4:3 (2:2) 8 Ein ganz besonderer Heimsieg

Über die vergebene Großchance von Heinz Satrapa in der Start­ phase redet nach dem Abpfiff niemand mehr. Der Leipziger Torwart Wolfgang Pröhl kann den Kopfball des Oberliga-Tor­ schützenkönigs der Saison 1953/54 nach acht Minuten reakti­ onsschnell übers Tor lenken, bleibt über die gesamten 90 Minu­ ten gesehen im Duell mit dem Auer Stürmer aber nur zweiter Sieger. Denn Heinz Satrapa schwingt sich mit drei Treffern für die Wismut-Elf, die dreimal in Rückstand gerät und immer wieder zurückkommt, zum Matchwinner auf. „Die neue Fuß­ ballwoche“ schreibt von einem „schmeichelhaften Sieg“ und einem „rabenschwarzen Tag der Gastgeber“: „Nur zwei Spieler machten eine Ausnahme: Torwart Thiele, der in gewohnter Wei­ se hielt, sowie der diesmal wirklich eifrige und einsatzfreudige Satrapa“, heißt es im Spielbericht. Die Entscheidung besorgt der Wismut-Angreifer kurz vor Schluss nach einem Foulspiel an Willy Tröger per verwandeltem Elfmeter. Für die Wismut-Anhänger zählen an diesem Tag aber nicht nur die beiden gewonnenen Punkte auf dem Weg zum Vizemeistertitel. Von viel größerer Bedeutung ist, dass das Spiel in Aue ausgetragen wird. Im Herbst 1954 machte die von der DDR-Sportführung initiierte Bildung von Sportklubs und die damit einhergehende Umstrukturierung der Fußballszene auch um die Mannschaft aus dem Lößnitztal keinen Bogen. Während das Oberligateam der benachbarten BSG Empor Lauter in der laufenden Hinrunde an die Ostsee umgesiedelt wird und künftig als SC Empor Rostock aufläuft, trifft es Wis­ mut nicht ganz so hart. Die Elf läuft nun zwar offiziell als SC Wismut Karl-Marx-Stadt auf, kommt aber um einen Umzug herum. Neben der Weigerung der meisten Spieler ist es wohl vor allem die Streikdrohung der Wismut-Kumpel im Erzgebir­ ge, die zu einem Umdenken in Politik- und Funktionärskreisen führt. 1963 erfolgt dann auch die offizielle Rückbenennung in BSG Wismut Aue.

29 7. JUNI 2020 ::: MINUTE 2. BUNDESLIGA, 30. SPIELTAG, FC ERZGEBIRGE – KARLSRUHER SC 1:0 (1:0) 9 Ohne Fans zum Klassenerhalt

Manchmal sind aller guten Dinge dann doch vier: Nach drei vergeblichen von als starker Tabellensiebenter (47 Punkte) und mit ei­ Anläufen, die magische 40-Punkte-Marke zu knacken, klappt es für den nem neuen Rekord über die Ziellinie: Elf Siege und drei Unentschieden FCE an diesem verregneten Sonntag gegen Karlsruhe mit dem vorzeiti­ im eigenen Stadion sind der beste Wert in der Vereinsgeschichte. Auch gen Klassenerhalt. Dass sich Florian Krüger im leeren Erzgebirgsstadion nicht uninteressant: Zwei ihrer drei Heimniederlagen kassiert die Mann­ mit seinem Tor in der neunten Minute zum Matchwinner aufschwingt, schaft ohne ihre Fans im Rücken. ist kein Zufall. Der junge Stürmer, der eine star­ Jubel um Torschütze Florian ke zweite Saison im Veilchen-Trikot abliefert, ist Krüger – nur die Fans dürfen nach der Corona-Zwangspause zur Höchstform nicht im Stadion mitjubeln. aufgelaufen. In den neun Geisterspielen nach dem Re-Start im Mai ist er an sieben der zwölf Auer Tore beteiligt und damit einer der Garan­ ten, dass die Macht aus dem Schacht frühzeitig für ihre 15. Saison in der 2. Bundesliga planen kann. Wie drei Wochen zuvor beim 3:1 gegen Sandhausen, als Krüger schon nach vier Minu­ ten einen Elfmeter inklusive Platzverweis für den Gegner herausholt, braucht er auch gegen den KSC keine lange Anlaufphase. Obwohl Karlsruhe anschließend den op­ tisch besseren Eindruck hinterlässt, hat Aue die größeren Chancen. Doch da Clemens Fandrichs Versuch kurz vor der Pause knapp drübergeht und Dimitrij Nazarov eine Viertelstunde vor Schluss den Ball an die Lattenunterkante häm­ mert, müssen die coronaausgesperrten Fans daheim vor den Bildschirmen oder Laptops weiter zittern. Erst als der Ausgleichstreffer des Karlsruher Stürmers Marco Djuricin wegen einer knappen Abseitsstellung nicht anerkannt wird (86.) und Martin Männel in der Nachspielzeit ei­ nen Schuss von Marvin Wanitzek pariert, ist der vierte Matchball in Sachen Ligaverbleib endlich verwandelt. Drei Wochen später geht das Team

30 13. OKTOBER 1957 ::: EUROPAPOKAL DER LANDESMEISTER, RÜCKSPIEL 1. RUNDE, MINUTE SC WISMUT KARL-MARX-STADT – GWARDIA WARSCHAU 3:1 (1:0) 10 Ein Münzwurf entscheidet

Das erste Heimspiel einer DDR­Mannschaft im Europapokal der Landes­ Damit ist zwar das Spiel entschieden, die Frage über das Weiter­ meister nimmt sofort Fahrt auf. Der frühe Führungstreff er durch Manfred kommen aber weiterhin off en. Denn dem Reglement zufolge gibt es im Kaiser nach zehn Minuten ist der Lohn für die off ensive Ausrichtung der Falle eines Unentschiedens in der Addition von Hin­ und Rückspiel ein Wismut­Elf, die nach der 1:3­Niederlage im Hinspiel allerdings auch gar Entscheidungsspiel. Das geht nur zwei Tage später im Jahn­Sportpark keine andere Wahl hat. Die 20.000 Zuschauer im Auer Stadion sehen zu Berlin über die Bühne und wird zu einem ganz besonderen Kapi­ eine Mannschaft, die sich von der rustikalen Spielweise des polnischen tel der Vereinsgeschichte. Denn am Ende fällt die Entscheidung nicht Meisters nicht so beeindrucken lässt wie fünf Wochen zuvor in Warschau, auf dem grünen Rasen, wo Willy Tröger nach dem frühen Führungstor als Siegfried Kaiser den Ehrentreff er beisteuerte. Der zu Saisonbeginn der Polen spät der Ausgleich gelingt, sondern in der Kabine. Dort ver­ von Motor ins Erzgebirge gewechselte Kicker, weder verwandt sammelt der tschechische Schiedsrichter die Verantwortlichen beider noch verschwägert mit Manfred Kaiser, lässt die Wismut­Anhänger im Mannschaften, nachdem er die Verlängerung wegen einbrechender Rückspiel dann gleich zweimal jubeln. Zunächst in der 55. Minute, als Dunkelheit beim Stand von 1:1 hatte abbrechen müssen. Heute ranken er nach dem sechsten Eckball das 2:0 erzielt. Und schließlich eine Vier­ sich viele Geschichten um den Losentscheid, oder genauer gesagt den telstunde vor Schluss, als er nach dem zwischenzeitlichen Anschluss­ Münzwurf des Referees, der schließlich irgendwie dem DDR­Meister das treff er der Warschauer eine Flanke von Willy Tröger zum Weiterkommen beschert. In der zweiten Runde triff t die Elf von Trainer 3:1­Endstand verwertet. Fritz Gödicke dann auf Ajax Amsterdam und streicht nach einem 1:3 im Heimspiel (Tor: Bringfried Müller) und einem 0:1 in den Niederlanden die Segel.

Die „Fußballwoche“ Das Titelbild passt: berichtet auf einer Siegfried Kaiser kompletten Seite erzielt in den bei­ über den 3:1­Heimsieg den Spielen gegen und das anstehende Warschau drei der Entscheidungsspiel. vier Wismut­Tore.

31 ELFMETER SCHIESSEN

Steven Zweigler reckt den Sachsenpokal in die Höhe. Aue holt den Pott im dritten Anlauf. Im dritten Anlauf Pokalsieger

Nicht schon wieder! Als Schiedsrichter Markus Kokel nach 120 Minuten die Verlängerung beim Stand von 2:2 abpfeift, werden die Nerven der Veil­ chen-Fans erneut auf eine harte Probe gestellt. Der FC Erzgebirge steht das dritte Jahr in Folge im Endspiel des Landespokalwettbewerbes. Und zum dritten Mal soll die Entscheidung vom Elfmeterpunkt fallen. Sind für die Auer nach den Niederlagen in der Saison 1997/98 beim Chemnitzer FC (4:5) und ein Jahr drauf beim VFC Plauen (3:4) aller schlechten Dinge drei? Die fünf, sechs Minuten bis zum ersten Strafstoß werden zur Ewigkeit. Die Hoffnung, den VfB Leipzig wie fünf Wochen zuvor im Punktspiel der Regionalliga in der regulären Spielzeit (2:0) zu besiegen, ging nicht auf. Dabei sind mit 7.500 Zuschauern mehr als doppelt so viele wie im April ins Stadion gepilgert. Sie sahen die Heimmannschaft zweimal in Führung gehen. Zunächst bugsierte Peter Heidler nach Vorarbeit von Ma­ rek Nowacki und Marian Pagels den Ball aus Nahdistanz zum 1:0 ins Tor (9.). Doch Mitte der zweiten Halbzeit war nach dem überraschenden Aus­ gleich der Gäste durch den später viele Jahre in Aue spielenden Marco Kurth (66.) alles wieder offen. In der Verlängerung überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Erst traf Marian Pagels nur die Latte, dann legte er mit einem Freistoß zum 2:1-Führungstreffer von Jörg „Jockel“ Kirsten auf. Doch die Freude währte nicht lange, da Aue-Torwart Sven Beuckert kurz darauf einen Freistoß von Heiko Brestrich direkt vor die Füße von Marcus Richter abwehrte, der mit dem 2:2 artig Danke für die Vorlage sagte. Das Drehbuch des Pokalkrimis meint es aber gut mit den Gastge­ bern. Nachdem Harun Isa, Falk Terjek und Pavel Vasicek ihre Elfer alle­ samt verwandeln, macht Sven Beuckert in seinem letzten Spiel vor dem Wechsel zu Union Berlin mit der Parade gegen Ronald Werner seinen Patzer wieder wett. Da auch Steven Zweigler trifft, hat Jörg Kirsten die Entscheidung auf dem Fuß. Er verwandelt sicher ins linke Dreiangel und beendet das Auer Pokaltrauma. Denn auch in den folgenden beiden Jahren geht der Pott an die Elf von Trainer Gerd Schädlich.

... und 2002 heißt der Sachsenpokalsieger FC Erzgebirge Aue.

136 28. MAI 2000 ::: SACHSENPOKAL-FINALE, FC ERZGEBIRGE – VFB LEIPZIG 7:5 n.E. (2:2/1:1/1:0)

Auch 2001 ...

137 MONTY GRÄSSLER 90 Minuten FC ERZGEBIRGE AUE – Der Kumpelverein

90 und mehr besondere und magische Momente von und mit dem FC Erzgebirge Aue sowie der ERZGEBIRGE AUE BSG Wismut Aue – festgehalten in tollen Fotos und kurzen Texten! ERZGEBIRGE AUE Minute für Minute wird zurückgeblickt: auf drei Zweitligaaufstiege, legendäre Europapokalspiele, spannende Derbys, tragische Niederlagen oder emotionale Last-Minute-Siege. Ein bunter Mix aus lila-weißen Geschichten und vielen Bildern. Wer den FCE liebt, liebt auch dieses Buch! 90 Minuten

ISBN 978-3-7307-0537-7 VERLAG DIE WERKSTATT