Helene Schweitzer Bresslau (1879 – 1957)

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Helene Schweitzer Bresslau (1879 – 1957) JOHANNISTREFFEN 2017 GUNSBACH, ALSACE HELENE SCHWEITZER BRESSLAU (1879 – 1957) Texte Johannestreffen 2017 – Helene Schweitzer Bresslau 2/76 Programm Da es keinen Gottesdienst gibt, hat sich eine Änderung ergeben. Freitag 09.06.2017 18.00 Uhr Eintreffen – Zimmerbezug 18.30 Uhr Erste Vorstellungsrunde und Apéro (Keller) 19.15 Uhr Abendessen (vegetarisch) 20.30 Uhr Zweite Vorstellungsrunde und Einstiegsreferat Helene Schweitzer Bresslau – ein eigenes Leben. Eine feministisch-kritische Darstellung (Esther Suter, Basel) Anschliessend offenes Gespräch Samstag 10.06.2017 08.30 Uhr Frühstück 09.15 Uhr «Denn wir sind beide Ketzer... » Spekulationen zu Brieffragmenten aus der Zeit vor Lambaréné (1902 – 1912) (Rudy Van Kerckhove, Gossau) 10.30 Uhr Pause 11.00 Uhr Die Familie Bresslau als Beispiel von einem Liberal-jüdischen und assimiliert- jüdischen Schicksal. (Rudy Van Kerckhove, Gossau) 12.00 Uhr Mittagessen (vegetarisch) Mittagspause 14.30 Uhr Wanderung zum Albert-Schweitzer-Denkmal (Kanzrain) 15.00 Uhr Begehung und Begegnung im «Maison Schweitzer» Es besteht die Möglichkeit Bücher zu kaufen, sich über die Projekte, die anstehen, zu informieren (Jenny Litzelmann) 16.00 Uhr Pause 17.00 Uhr «Zur Judenfrage» Sendschreiben an Herrn Prof. Heinrich von Treitschke von Harry Bresslau. Harry Bresslau nahm Stellung zum Antisemitismusstreit in Berlin (1875) Johannestreffen 2017 – Helene Schweitzer Bresslau 3/76 18.30 Uhr Evt. Anmerkungen, Wünsche für 2018. 19.15 Uhr Abendessen Fakultativ: 20.30 Uhr Lesung aus «Der Jude mit dem Hakenkreuz» (Rudy Van Kerckhove) Sonntag 11.06.2017 08.30 Uhr Frühstück und 09.30 Uhr Ende des diesjährigen Treffens. Da es an diesem Sonntag keinen Gottesdienst gibt, fällt dieser aus und endet das Johannistreffen 2017 mit dem Frühstück. Wer ein bestimmtes Thema in 2018 behandelt haben möchte, kann das während des Treffens mitteilen oder spätestens beim Frühstück mitteilen. Tipp: 11.06.2017 Unitarier Basel (Englisch!) Für die Interessierten besteht die Möglichkeit an diesem Sonntag in Basel bei den Unitariern einen prominenten Vertreter der liberalen religiösen Bewegung in den USA kennen zu lernen: Paul Rasor. Der Gottesdienst der unitarischen Gemeinde findet im Gemeindesaal der Leonhardskirche, Basel, statt. Anfang ist 11.00 Uhr. Es sollte also theore-tisch möglich sein, mit Abfahrt um 09.30 Uhr, rechtzeitig für diesen Got-tesdienst (Englischsprachig) in Basel zu sein. Publikationen: 2005: «Faith without Certainty, liberal theology in the 21th Century» 2012: «Reclaiming Prophetic Witness, Liberal religion in the Public Square» Ort: Lohnhof 8, Basel Vom Bahnhof Basel: Tram 8 (Richtung Weill am Rhein), 11 (Richtung St. Louis) oder 3 (Richtung Burgfelden) Aussteigen am Barfüsserplatz. Dann zu Fuss zum Lohnhof (bei der Leonhardskirche). Johannestreffen 2017 – Helene Schweitzer Bresslau 4/76 Vorschläge 2018: 1. Albert Schweitzer: vom liberalen Theologen zum Freidenker? WENN SIE INTERESSIERT SIND, MELDEN SIE SICH BITTE BEI MIR: [email protected] Ich kann Ihnen dann auch mitteilen, welche Bedingungen für die Teilnahme zu erfüllen sind und welche Unterkunftsmöglichkeiten geboten werden. Johannestreffen 2017 – Helene Schweitzer Bresslau 5/76 JOHANNISTREFFEN 2017 HELENE SCHWEITZER BRESSLAU – EIN EIGENES LEBEN EINE FEMINISTISCH-KRITISCHE DARSTELLUNG Esther Suter, Basel Zwei Biografien liegen vor für dieses Johannistreffen. Eine ausführliche, auf deutsch 1998 erschienene von Verena Mühlstein: Helene Schweitzer Bresslau: ein Leben für Lambarene, die nicht ins Englische übersetzt wurde und über die wir morgen etwas erfahren. Diejenige die ich vorstelle, kam im 2014 auf englisch heraus mit dem Titel „Helene Schweitzer Bresslau. A Life of Her Own“, von Patti M. Marxsen. Sie hat einen feministischen Blickwinkel, geht mehr analytisch vor im Stile heutiger feministischer Genderkritik. Das ist zwar nicht ganz neu, jedoch etwas gewöhnungsbedürftig sowohl sprachlich wie auch vom Zugang. Schon seit ein paar Jahren wird versucht mit einem solchen Ansatz die unsichtbaren Missionarsfrauen der letzten 200 Jahre sichtbar zu machen, die meist nicht erwähnt werden, oder dann ohne eigenen Vornamen einfach als Madame Jean Muller, womit angezeigt wurde, dass der ausgesandte Missionar verheiratet war. Heute findet eine in der Forschung eine Aufarbeitung statt (Putting Names with Faces) und es zeigt sich, die Missionarsgattinnen führten nicht nur ihr eigenes Leben, sondern wirkten auf vielfältige Weise in der Mission, was jetzt langsam herausgeschält wird. Doch hier lässt sich Helene Schweitzer Bresslau nicht einreihen, denn sie war keine Missionarsfrau. Vergleichbar ist jedoch, wie wenig sie erwähnt wird, auch namentlich und dass die Forschung ein neues Feld beackert damit. Die Autorin Patti Marxsen erklärt, weshalb sie es notwendig fand, dass nochmals eine Biografie und explizit auf englisch erscheint. Albert Schweitzer hat seine Frau kaum erwähnt in seinen eigenen Schriften, stellt sie fest, oder wenn, dann als „meine Frau“ und nie namentlich. Das sei ein Hauptgrund für ihre Darstellung von Helene Schweitzer Bresslau, erklärt sie im Vorwort. Im ersten Buch von Schweitzer über das Leben in Afrika „Zwischen Wasser und Urwald. Erfahrungen eines Arztes in Äquatorial-Afrika“ (1921) gibt es wenige Fakten, Wissenswertes und nur einen verhüllten Bezug auf Helene als „meine vertrauteste Freundin“, die vor allen andern schon wusste, dass er ein medizinischer Missionar werden wollte. Helene kommt kaum vor in seiner meistverkauften Autobiografie „Aus meinem Leben und Denken“, 1931.- Wir erfahren von Helene durch Zeitschriften, eine begrenzte Anzahl Briefe und ein paar wenige veröffentlichte Artikel. Aber es gibt kein eigenes Archiv, wo ihre Papiere aufbewahrt werden. Sie sind verstreut in mehreren Ländern wie Frankreich, Gabon, Deutschland, der Schweiz und den USA und beziehen sich jeweils auf Albert Schweitzer. Seit dem Erscheinen von Mühlsteins Buch sind neue Quellen erschlossen worden. Marxsen entdeckte zusätzlich Schriften von Helene Schweitzer Bresslau in einer Sammlung von Antje Lemke Bultmann in Bezug auf Albert Schweitzer im „Special Research Center of Syracuse University Libraries“, die erst ab 2010 zum Studium frei gegeben wurden. So kamen Papiere zum Vorschein, die Bezug nehmen auf Helene‘s frühe Arbeit in Strassburg, ihre US Dia-Vorlesungen zum Projekt Spital in Lambare von 1937-38. Johannestreffen 2017 – Helene Schweitzer Bresslau 6/76 Schriften aus den Tagebüchern und Journals von 1893-1951, umfassen eine Zeit von über 50 Jahren. Was hat Helene Schweitzer Bresslau genau gemacht? Wieso ist das wichtig für uns heute? Patti Marxsen verwendet in ihrem Buch Kriterien für andere Ansätze als einer reinen Biografie. Ihre Methode ist: Auslassungen aufspüren und in Frage stellen. Es ist ihr wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen. Interpretationen sind nötig, kritische Fragen müssen gestellt werden, um die Wahrheit zu erspüren. Ich möchte einsteigen mit Worten von Helene Schweitzer Bresslau selbst und zwar mit ihrer eigenen Lebensdarstellung als Lebenslauf, wie sie es 3 Jahre vor ihrem Tod, 1954, beschrieb. Eine Seite Lebenslauf, aus der Marxsen ein paar Stellen herausgegriffen hat und sich die Frage stellte, was hat Helene erwähnt und was hat sie ausgelassen. Hören wir also: „In Berlin geboren, kam ich mit 11 Jahren ins Elsass, da mein Vater an die Universität von Strassburg berufen wurde im 1890“. Marxsen stellt fest, wie bewusst es Helene Bresslau war, dass es eine bereichernde Gelegenheit war in zwei Kulturen, der deutschen und französischen, aufzuwachsen… dann kommt Helene auf das Thema der Frauenemanzipation zu sprechen: „Meine Jugend fiel in die Zeit der Frauenbewegung, was an der Universität von Strassburg zur Zulassung von Frauen an die Vorlesungen führte, wenn die Professoren zustimmten, dass unser Lehrerexamen gültig war für die Zulassung“. Daher war es „Fräulein Bresslau“ möglich, einige Semester der universitären Kurse in Geschichte und vor allem Kunstgeschichte zu studieren. Aber das akademische Leben war nicht ihr Schicksal. „Die Vorsehung brachte mich in Kontakt mit der neu geschaffenen Sozialarbeit in der Stadtverwaltung von Strassburg. Ich konnte während vier Jahren aktiv wirken als städtische Waiseninspektorin in Strassburg. In dieser Zeit war es mir möglich, die Gründung eines Mütterheims zu verwirklichen“. Natürlich hatte dieser Akt der Vorsehung eine Menge zu tun mit ihren beträchtlichen Fähigkeiten, wenn sie zum Beispiel auf ihre medizinische Ausbildung anspielte: „Als im Elsass das Staatsexamen für Krankenpflege eingerichtet wurde, griff ich Krankenpflege wieder auf, um mehr darüber zu lernen. Dann wurde ich Schülerin im Frankfurter Seminar der evangelischen Diakonissen-Vereinigung… wo ich meine Ausbildung ergänzte und das Examen bestand“. Sie erwähnt in ihrer Darstellung nichts von ihren jugendlichen Reisen durch Europa, nichts über die Geburt von Rhena, oder über Grosskinder. Ähnlich steht es auch mit der Nichterwähnung der jüdischen Wurzeln, oder die Internierung während des ersten Weltkriegs oder den Verlust von Freunden und Familie vor und während dem Zweiten Weltkrieg. Die Darstellung enthält einen Abschnitt über das Spital in Lambarene und einen Schlusssatz: „Gegen Ende dieses Jahres haben mein Mann und ich vor, dorthin zurückzukehren. Johannestreffen 2017 – Helene Schweitzer Bresslau 7/76 Was will sie aussagen? Will sie ein gängiges Bild der Frau korrigieren? Sie verfasste diesen Text mit 75 Jahren und wollte darin die wichtigen Etappen in ihrem Leben angeben. Vielleicht war sie es müde, von andern als eine fragile Aufgabe
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