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Licht in der Badplanung

Katja Winkelmann

Ein wesentliches Gestaltungselement in Hierbei sind die jeweiligen technischen lassen. Heutzutage wird der Wärmeein­ der Architektur ist das Licht. Die Beleuch­ Ansprüche und architektonischen Gege­ trag durch die Fenster meist vom Bau­ tung schafft Atmosphäre im Zusammen­ benheiten zu bewerten und zu berück­ physiker kontrolliert. Durch die Kontrolle mit Oberflächen, Strukturen und sichtigen. und Filterung des Tageslichteintrags mit­ Materialien. Erst Licht macht diese im tels farbiger Gläser, Lamellen, translu­ Raum sichtbar und erfahrbar. Ebenso Tageslicht zenter, mattierter Flächen oder einfacher gilt es, bei der Lichtplanung eine nut­ Tageslicht ist das gesündeste und ange­ Gardinen lassen sich Bad- oder Sanitär­ zungsorientierte Zonierung, Aspekte nehmste Licht für den Menschen und bereiche gemäß ihrer Nutzung zonieren, der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wenn möglich immer in die Planung mit­ und so unterschied­liche Atmosphären und nicht zuletzt Wohlbefinden sowie einzubeziehen. Entsprechende Öffnun­ erzeugen: z. B. durch das Wechselspiel Gesundheit der Nutzer zu berücksichti­ gen versorgen Innenräume nachhaltig zwischen einem ge­dimm­ten Entspan­ gen. Eine quantitative Lichtplanung, in mit natürlichem Licht und stellen Außen­ nungsbereich mit gefiltertem Tageslicht – der es nur um das Erreichen von gefor­ bezüge her, sind jedoch nicht immer etwa eine Lamellenstruktur vor einem derten Beleuch­tungsstärken nach DIN ­optimal, wenn z. B. eine weiche und ge­ Fenster unmittelbar an der Badewanne – EN 12 464 geht, ist meist nicht zufrieden­ dämpfte Atmosphäre gewünscht ist. Hier und einem aktiveren Bereich mit direktem stellend. Eine gleichmäßig beleuchtete gilt es, den Einfall des Tageslichts zu Ausblick und höherem Tageslichtanteil – Badsituation wirkt zwar hell und klar, ­kontrollieren. Auch der Aspekt des Sicht­ beispielsweise eine offene Fensterfläche jedoch wenig differenziert und damit schutzes kann dabei berücksichtigt wer­ nahe dem Waschtisch (Abb. 1). Ebenso wenig atmosphärisch. den. Bereits in alten Badehäusern wie können reflektierende Oberflächen an Im Vordergrund der Planung sollte die ­türkischen Hamams oder römischen Ther­ Decken oder Wänden oder lichtlenkende Lichtwirkung stehen, d. h. Lichtverteilung, men, findet man in vielen Bereichen Tages­ Lamellen im Fenster das Tageslicht in Lichtfarben und Lichtintensitäten mit ihren lichtöffnungen, die einen Bezug nach den Waschtischbereich transportieren unterschiedlichen Auswirkungen auf den außen herstellen, ohne jedoch einen direk­ und für eine natürliche Belichtung sorgen. Menschen, da erst ein optimales Zusam­ ten Einblick zuzulassen. Der Architekt Auch ein geplantes Spiel mit Sonnenlicht menspiel dieser Charakteristika für eine und Architekturtheoretiker Vitruv (1. Jahr­ und -reflexionen ist möglich. Im Oberlicht angenehme Raumatmosphäre sorgt. hundert v. Chr.) gab in seinem Werk »De oder am Fenster verbaute Prismen, Lin­ Um Ansprüchen und Bedürfnissen des Architectura« genaue Anweisungen zum sen, geschliffene Kristalle oder Reflek­ Bauherrn gerecht zu werden, ist die frühe Bau von Thermen – das Licht sollte von toren bilden Teile des Sonnenlichts im Einbindung des Themas Lichts in die oben einfallen, durch Fenster mit Glas­ Raum ab, sorgen für Lichtreflexe auf den ­Planung und bestenfalls die Zusammen­ mosaiken gefiltert werden und gleichzei­ Oberflächen und machen so die Außen­ arbeit mit einem Lichtplaner erforderlich. tig die benö­tige Wärme in den Baderaum lichtsituation wahrnehmbar.

1 a b c

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1 Tageslichtkontrolle im Badezimmer: 2 Zusammenspiel von Tageslicht, Kunstlicht und a Lamellen über Duschbereich, Wohnhaus in Wassereffekten, Penthousewohnung in London Mornington Peninsula/Victoria (AUS) 2002, (GB) 2011, Buckley Gray Yeoman (BGY Archi­ Sean Godsell Architects tects) b Am Kopf der Badewanne fällt Tageslicht durch 3 Das Material reflektiert brilliantes Licht. Hotel in satiniertes Glas, Einfamilienhaus in Lehrte (D) Davos (CH) 2013, Oikios Architekten 2004, Nieberg Architect 4 Gerichtetes Licht betont das freigelegte alte c Tageslicht über dem Duschbereich, Bade­ Sichtmauerwerk und Materialstrukturen. Um­ zimmer in einer Dachgeschosswohnung, San bau einer Dachwohnung in London (GB) 2013, Francisco (USA) 2006, Cary Bernstein Architect Emulsion Architects

Kunstlicht rialien, Sanitär- oder Einrichtungsobjekte Da Tageslicht zeitlich- oder grundriss­ gehen verloren, wenn ihre Oberfläche abhängig nicht immer oder nur bedingt nicht optimal zur Geltung kommt. zur Verfügung steht, ist Kunstlicht im Badezimmer von besonderer Bedeutung. Lichttechnische Grundlagen und Begriffe Durch seinen gezielten Einsatz lassen In der Lichtplanung existiert eine Vielzahl sich Räume zonieren und die verschie­ technischer Begriffe. Verschiedene licht­ denen Bereiche im Badezimmer (Abb. 1; technische Eigenschaften wie Farbwie­ siehe Beleuchtungssituationen/-zonen dergabe, Farbtemperatur, Lichtverteilung im Bad, S. 78) durch unterschiedliche etc. entscheiden über die Qualität der Lichtszenarien hervorheben. Darstellung der Oberflächen im Raum und sind damit bei der Auswahl der Licht und Material Leuchtmittel im Badezimmer – so wie in Die Beleuchtung sollte die eingesetzten anderen Bereichen der Lichtplanung Materialien der raumumgebenden Flä­ auch – zu bedenken (Abb. 5, S. 74). 2 chen, die neben der Raumkubatur mit Farbe, Struktur und ihrem Glanzgrad den Beleuchtungsstärke und Leuchtdichte visuellen Eindruck prägen, zusätzlich Die Beleuchtungsstärke E (angegeben betonen und deren Besonderheiten her­ in Lux) wird u. a. in DIN EN 12 464 sowie vorheben. Ein Raum mit dunklen Umge­ DIN 5034 und 5035 als einzuhaltender bungsflächen wird immer dunkel erschei­ Mindestwert genannt, ist aber ein nicht nen, selbst wenn er mit sehr viel Licht wirklich sichtbarer Wert, da er das auf beleuchtet wird. Demgegenüber kann mit eine gedachte Messfläche auftreffende wenig Licht auf hellen, reflektierenden Licht beschreibt. Die Leuchtdichte L Flächen ein entsprechend heller Raum­ (angegeben in Candela/m2) hingegen eindruck erzeugt werden. Diese opti­ beschreibt den sichtbaren Helligkeits­ schen Wirkun­gen sind bei der Planung eindruck einer Oberfläche, das reflek­ des Raums unbedingt zu bedenken. Die tierte Licht, das visuell wahrnehmbar ist. optimale Beleuchtung der Oberflächen ist Eine helle Fläche mit hohem Reflexions­ wesentlich für die Darstellung der einge­ grad besitzt also eine hohe Leuchtdichte, setzten Materialien. Bei der Auswahl der eine dunkle Fläche hingegen eine sehr 3 Beleuchtung spielt es ebenfalls eine Rolle, niedrige. Eine schwarze und eine weiße wie das Licht von der entsprechenden Oberfläche erscheinen unter der gleichen Oberfläche reflektiert wird, wie es sich auf Beleuchtungsstärke also vollkommen dem Material abbildet oder gegebenen­ anders. Somit kann die Beleuchtungs­ falls bricht (Abb. 3 und 4). Eine hochglän­ stärke zwar bestimmte Mindestwerte vor­ zende Fläche z. B. spiegelt Lichtpunkte geben, sagt jedoch nichts über den Hel­ extrem wider, was mitunter zu unange­ ligkeitseindruck eines Raums aus. Dies nehmer Blendung führt, die zwar nicht verdeutlicht erneut die Bedeutung einer bewusst, aber dennoch als störend­ wahr­ bewussten Material- und Farbauswahl. genommen wird und die Aufenthaltsquali­ tät im Raum mindert. Ein hochwertiges Farbwiedergabe Material – z. B. ein besonderer Naturstein Die beste Farbwiedergabe hat Tageslicht, oder ­eine warme Holzfläche – kann durch da die Sonne das vollständige Spektrum schlechtes­ oder falsch gesetztes­ Licht fahl des für den Menschen sichtbaren Lichts und matt wirken, und so sein besonderes abgibt und Farben damit korrekt darge­ Aussehen verlieren. Investitionen in Mate­ stellt werden. Bei künstlichen Lichtquellen 4

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Lichtquelle Farbtem­ Farb­ peratur [K] empfindung Kerze 1500 Glühlampe (40 W) 2200 superwarmweiß lichttechnische Einheit ­ Erklärung Glühlampe (200 W) 3000 warmweiß Grundgrößen zeichen Halogenlampe 3000 warmweiß Lichtstrom Lumen [lm] φ gesamte, von der Lichtquelle abgestrahlte Lichtleistung Leuchtstofflampe 4000 neutralweiß Lichtstärke Candela φ Die Lichtstärke Ι bewertet das Licht, das in ­einer bestimmten Ι = Normlicht D 65 6504 tageslichtweiß [cd] Ω Richtung ausgestrahlt wird. Sie ist vom Lichtstrom φ in dieser Richtung und vom bestrahlten Raumwinkel abhängig. Vormittags-, 5500 Nachmittags­sonne Beleuchtungs­ Lux φ Die Beleuchtungsstärke E erfasst den Lichtstrom φ, der auf eine E = Mittagssonne, bewölkt 5500 – 5800 stärke [lx] A bestimmte Fläche A fällt. bedeckter Himmel 6500 – 7500 Nebel, starker Dunst 7500 – 8500 Leuchtdichte Candela φ Die Leuchtdichte ist die Lichtstärke pro ­Flächeneinheit. Die blauer Himmel 9000 –12 000 L = pro m2 A ∙ cos ε Leuchtdichte L einer beleuchteten Fläche ist das Maß für den (z. B. im Schatten [cd/m2] wahrgenommenen Helligkeitseindruck. 5 6 oder blaue Stunde)

bestimmt die Lichtquelle bzw. das vom stellung der im Bad verwendeten Mate­ wert sein, um die Raumstimmung dem

jeweiligen Leuchtmittel abgestrahlte rialien aus. Die Farbtemperatur TF einer im Außenbereich vorherrschenden Licht Spektrum, die spektrale Lichtverteilung, Lichtquelle wird in Kelvin (K) gemessen, anzupassen. Dieselbe Farbtemperatur die Farbwiedergabequalität. wobei eine hohe Farbtemperatur ein kalt­ mit ihrer spezifischen spektralen Licht­ Insbesondere bei LEDs sind die sehr weißes Licht beschreibt (z. B. 5000 K), verteilung ist jedoch am Abend, wenn der großen Preis- und Qualitätsunterschiede eine niedrige Farbtemperatur ein warmes Körper natür­licherweise seine Melatonin­ hinsichtlich Farbwiedergabe und Effizienz Licht darstellt (z. B. 2700 K) (Abb. 6). produktion verstärkt, kontraproduktiv. zu beachten. Farbtemperaturen von künstlichen Licht­ Abends, wenn das Badezimmer meist Die Farbwiedergaben von Leuchtmitteln quellen werden von den entsprechenden als Ruhezone dienen soll, ist eine warme wird in DIN 6169 als Farbwiedergabe­ Herstellern angegeben oder sind durch Lichtfarbe mit niedrigen Farbtempera­

index (Ra) definiert und in DIN EN 12 464 die Art ihrer Lichterzeugung definiert – turen von 2200 bis 2500 K, d. h. einem für die jeweilige Nutzung vorgegeben, Halogenlicht kann z. B. nur Farbtempera­ höheren Rotanteil angebracht, um die

wobei Ra 100 (z. B. Halogen- bzw. Halo­ turen von maximal 3500 K erreichen. Melatoninproduktion nicht zu stören. gen-Niedervoltlampen, Tageslicht) eine LEDs und Leuchtstofflampen gibt es in Hohe Farbtemperaturen würden hier sehr gute Farbwiedergabe beschreibt, unterschiedlichen Farbtemperaturen von eine unangenehm kühle und helle Atmo­

Ra 70 (z. B. schlechte LEDs) hingegen Far­ 2200 bis 6500 K im Standardrepertoire sphäre bewirken und der höhere Blau­ ben nicht korrekt oder nur unzureichend der Hersteller. anteil die Melatoninproduktion behindern. darstellt. DIN EN 12 464 fordert für die Be­ Die Farbtemperatur sagt allerdings nichts Beleuchtungssysteme, die eine Steue­ leuchtung in Bädern eine Farbwiedergabe über das abgegebene Lichtspektrum rung (siehe Lichtsteuerung, S. 80f.) der

von mindestens Ra 80. Um eine wirklich aus: Gleiche Farbtemperaturen können Farbtemperatur erlauben, haben längst angenehme und realitätsgetreue Farbdar­ durch Lichtquellen mit unterschiedlichen Einzug in die Badplanung gehalten. stellung zu erhalten, sollte aber mindes­ spektralen Lichtverteilungen erzeugt wer­ Einige Systeme bieten veränderbare

tens ein Farbwiedergabeindex von Ra 85 den, weshalb es nicht möglich ist, von Weißtöne an, sodass die Farbtemperatur gewählt werden, für eine entspannungs­ der Farbtemperatur auf die Farbwieder­ von einer hohen bis zu einer sehr niedri­ fördernde Beleuchtung in privaten Bädern gabe oder die Qualität des Lichts zu gen stufenlos verstellbar ist. Der Nutzer

ist mindestens Ra 90 empfehlenswert. schließen. Die Farbtemperatur beeinflusst kann sich so seine Lichtsituation indivi­ Grundsätzlich eignet sich der Farbwieder­ hingegen die Wahrnehmung von Hellig­ duell einrichten und diese auch an die gabeindex allerdings nur bedingt, um keit. Eine kaltweiße Beleuchtung wird Tageslichtsituation anpassen. Soge­ die Qualität des abgestrahlten Lichts zu vom Betrachter heller wahrgenommen nannte RGB-Leuchten können mit addi­ beschreiben. DIN 6169 bewertet die Dar­ als eine mit gleicher Lichtintensität warm­ tiver Farbmischung aus rotem, grünem stellung von acht Referenzfarben unter weiß beleuchtete Situation. Dies ist bei und blauem Licht durch entsprechendes der jeweiligen Kunstlichtquelle. Dazwi­ der Planung unbedingt zu beden­ken. gegenseitiges Dimmen unterschiedliche schenliegende oder andere Farben wer­ Das von einem Leuchtmittel abgegebene Farben erzeugen. Dabei sind intensive den nicht beurteilt, sodass auch Licht­ Spektrum beeinflusst neben der Stim­ Farben und Farbzwischentöne frei und quellen mit einem lückenhaften Spektrum mung eines Raums auch den mensch­ stufenlos wählbar. Zu bedenken ist hier­ und einer schlechten Farbwiedergabe lichen Körper, indem es sich auf die bei allerdings, dass das farbige Licht im

einen guten Ra-Wert erreichen können. ­Hormonproduktion und damit auf den Raum von allen Materialien und Oberflä­ Eine geringfügig bessere Bewertung bie­ sogenannten zirkadianen Rhythmus, den chen reflektiert wird und somit den Raum tet der internationale Colour Rendering Schlaf-Wach-Rhythmus, auswirkt. Viel hel­ maßgeblich prägt (Abb. 9). Index (CRI), der zusätzlich weitere sechs les Licht mit hohem Blauanteil verringert Farben bewertet. Die genannte Problema­ die Produktion von Melatonin im Körper, Leuchten und Leuchtmittel tik der selektiven Bewertung­ von dann nur wodurch dieses Schlafhormon weniger Die Ansprüche an die Lichtqualität, d. h. 14 Referenzen bleibt jedoch bestehen. gebildet und damit das Schlafbedürfnis an die Genauigkeit der Farbwiedergabe, gehemmt wird. Am Tag kann eine höhere die Anforderungen an Wirtschaftlichkeit Farbtemperatur/spektrale Lichtverteilung (z. B. 5000 K, ähnlich dem Tageslicht), und nicht zuletzt die gewünschte Bau­ Auch die Farbtemperatur, die Lichtfarbe aktivierend wirkende Farbtemperatur mit form der Leuchte führen zur Auswahl der Beleuchtung, wirkt sich auf die Dar­ einem stärkeren Blauanteil wünschens­ des erforderlichen Leuchtmittels – hierbei

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5 Kennwerte und Größen der Beleuchtungstechnik und ihre Einheiten 6 Farbtemperatur (in Kelvin) und Farbempfindung verschiedener Lichtquellen im Vergleich 7 Halogen-Downlight in Schutzart IP 67 8 vergossen LED-Lichtlinie 9 Das farbige Licht wird von allen Oberflächen ­reflektiert und prägt somit den Vorraum der ­WC-Anlage maßgeblich. Hotel in Hamburg (D) 2001, Jan Störmer Partner mit Robert Wilson und Matteo Thun 7 8

spielt jedoch auch die architektonische Halogenleuchten zum Einsatz – bei den nicht in abgestrahlten Licht an, jedoch Umgebung eine entscheidende Rolle. LED-Leuchten ist die lange Lebensdauer, auf der Platine. Je höher die Temperatur Bei abgehäng­ten Gipskartondecken oder bei den Halogenlampen die sehr gute auf der Platine, desto weniger Licht wird Deckenfeldern in Teilbereichen können Lichtqualität ausschlaggebend. Andere emittiert und desto kürzer ist die zu er­ Einbauleuchten, Lichtvouten oder -kanäle Leuchtmittel wie Leuchtstoff-, Kompakt­ wartende Lebensdauer der LED-Kompo­ einfach integriert werden. Ansonsten ist leuchtstoff- oder Entladungslampen sind nente. Deshalb muss diese Wärme unbe­ auf Deckenaufbauleuchten zurückzugrei­ aufgrund ihrer Bauform, Farbwiedergabe dingt durch ein professionelles Thermo­ fen. Diese wirken unter Umständen (wenn und Dimmeigenschaften nur noch selten management – eine platzintensive Bau­ z. B. ein höherer Schutz gegen Feuchtig­ zu finden und werden daher im Folgen­ form des Gehäuses mit entsprechenden keit gefordert ist) durch die jeweiligen den nicht näher behandelt. Kühlkörpern – abgeführt werden. Auch mechani­schen Anforderungen häufig bei der Positionierung der Leuchte ist grob oder klobig und sind oft wesentlich Halogenlampen darauf zu achten, dass diese die Wärme teurer. In Räumen mit niedriger Decken­ Halogenleuchtmittel (Abb. 7) verfügen abgeben kann. Dies gilt insbesondere für höhe können Wandleuchten die Aufga­ über eine sehr gute Farbwiedergabe Leuchten mit integrierten LED-Lichtquel­

ben von Deckenleuchten übernehmen, (Ra 100) und eine hohe Brillanz. Ober­ len, damit sie die versprochene Lebens­ wobei hier die sorgfältige Bewertung der flächen oder Acces­soires erhalten Glanz­ dauer (meist ca. 50 000 Brennstunden) Lichtwirkung wesentlich ist. , Materialeinschlüsse z. B. in Natur­ erreichen können. Im Gegensatz erzielen Grundsätzlich ist bei der Leuchtenaus­ steinen werden besonders hervorge­ sogenannte LED-Retrofit-Lampen, die in wahl im Feuchtraumbereich auf die ver­ hoben, indem sie das klare und warme vorhandene Leuchten (z. B. klassische wendeten Materialen zu achten, die unter­ Halogenlicht reflektieren. Gedimmt ver­ E 27-­Lampen oder Halogen-Reflektorlam­ schiedlich auf Feuchtigkeit reagieren und ändert Halogenlicht seine Farbtemperatur pen) eingesetzt werden, meist nur eine sich gegebenenfalls verfärben oder kor­ – es wird wärmer sowie weicher – und Lebensdauer von 25 000 –40 000 Stunden. rodieren können. Metallteile an Leuchten schafft so besonders angenehme Licht­ Weiteres Kriterium bei der LED-Spezifika­ sollten eine entsprechende Oberflächen­ stimmun­gen, vor allem abends. Halogen­ tion ist das sogenannte Binning. LEDs behandlung aufweisen bzw. aus Edelstahl lampen sind nicht so effizient wie LEDs, kommen immer mit Abweichungen in oder Aluminium gefertigt sein, dekorative weshalb sie vornehmlich in privaten Leuchtkraft und Lichtfarbe in Form unter­ Leuchten mit textilen Stoffen idealerweise Bädern oder in Bereichen mit geringen schiedlicher Weiß-Nuancen aus der Pro­ aus Kunstfasern oder solchen, die sich oder kontrollierten Betriebszeiten zum duktion und werden anschließend auf­ einfach reinigen lassen. Einsatz kommen. wendig in möglichst nah beieinanderlie­ Heutzutage kommen im Bad- und Sani­ gende Farbtemperaturen, sogenannte tärbereich fast nur noch LED- und/oder LED Bins, sortiert. Da bei weißen LEDs Unter­ Leuchtdioden (LED, Light-Emitting Diode) schiede in der Farbtemperatur bereits zeichnen sich durch eine hohe Energie­ ab 50 K Differenz sichtbar sind, ist bei effizienz und Wirtschaftlichkeit aus, wes­ der LED-Auswahl auch auf ein möglichst halb sie vor allem in hochfrequentierten enges Binning zu achten. öffentlichen Sanitärbereichen eingesetzt Farbtemperatur und -wiedergabe sowie werden. Lichtleistung müssen bei LED-Leuchten Hinsichtlich Lichtleistung, Farbtemperatur genau beachtet und definiert werden. und -wiedergabe sowie Bauform gibt es Hersteller von LED-Leuchten bieten häu­ LED-Leuchten und -Leuchtmittel in einer fig im gleichen Leuchtentyp verschiedene Vielzahl von unterschiedlichen Ausfüh­ Parameter an. Wichtig ist die bewusste rungen, was die Auswahl der richtigen Entscheidung für die genaue Farbtempe­ Komponenten erschwert. Grundsätzlich ratur, die gewünschte Farbwiedergabe ist es ratsam, nur Produkte reputabler und Lichtleistung. Ohne die genaue Hersteller einzusetzen. ­Spezifikation der Farbtemperaturen und Eine LED produziert Wärme. Diese fällt im -wiedergaben kann es im Raum zu uner­ 9 Gegensatz zu z. B. Halogenlampen zwar wünschten Differen­zen in den Weißtönen

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Art des Innenraum(bereich)s, des Bereichs der Em UGRL Uo Ra spezifische und zu sehr verschiedenen Lichtquali­ Sehaufgabe oder des Bereichs der Tätigkeit [lx] [–] [–] [–] Bedingungen täten der Beleuchtung kommen. Allgemeine Bereiche innerhalb von Gebäuden – Pausen-, Sanitär- und Erste-Hilfe-Räume Da die Feuchtigkeit im Bad- und Sanitär­ (nach DIN EN 12 464-1) bereich die Lichtleistung und Lebens­ Garderoben, Waschräume, Bäder, Toiletten 200 25 0,40 80 In jeder einzelnen Toilette, dauer von LED-Komponenten negativ wenn diese vollständig umschlossen sind. beeinflussen kann, sollten für einen voll­ ständigen Schutz vor Feuchtigkeit nur Sanitätsräume 500 19 0,60 80 LEDs verwendet werden, die mit einem Gesundheitseinrichtungen – Bettenzimmer, Wöchnerinnenzimmer (nach DIN EN 12 464-1) Vergussmaterial luft- und wasserdicht Baderäume und Toiletten für Patienten 200 22 0,40 80 umschlossen sind (Abb. 8, S. 75). Das 10 gilt für punktförmige Lichtquellen ebenso wie für lineare Systeme. Allerdings sind auch durch den Vergusswerkstoff gege­ Ziffer 1. Kennziffer: Ziffer 2. Kennziffer: benenfalls Verfärbungen des LED-Lichts Schutz gegen Fremdkörper und Berührung Schutz gegen Wasser möglich. 0 ungeschützt 0 ungeschützt

1 geschützt gegen feste Fremdkörper > 50 mm 1 geschützt gegen Tropfwasser Technische Planungsanforderungen 2 geschützt gegen feste Fremdkörper > 12 mm 2 geschützt gegen Tropfwasser unter 15 °C Neben den gestalterischen und lichttech­ nischen Anforderungen für die Planung 3 geschützt gegen feste Fremdkörper > 2,5 mm 3 geschützt gegen Sprühwasser von Bad- und Sanitärbereichen gibt 4 geschützt gegen feste Fremdkörper > 1 mm 4 geschützt gegen Spritzwasser DIN EN 12 464-1 »Licht und Beleuch­ 5 geschützt gegen Staub 5 geschützt gegen Strahlwasser tung – Beleuchtung von Arbeitsstätten« 6 dicht gegen Staub 6 geschützt gegen schwere See erforderliche Beleuchtungsstärken, ­Farbwiedergaben und weitergehende – – 7 geschützt gegen die Folgen von Eintauchen Anforderungen für die unterschiedlichen – – 8 geschützt gegen Untertauchen 11 Nutzungsbereiche vor (Abb. 10). Grundsätzlich sind elektrische Anlagen, und damit fast alle Elemente der Licht­ Schutzklasse I Schutzklasse II Schutzklasse III planung im Badezimmer, immer vor dem Beim Betrieb und bei der Wartung Bei Leuchten der Klasse II ist Geräte der Schutzklasse III Einfluss von Feuchtigkeit zu schützen. müssen alle berührbaren Metall­ der Berührungsschutz durch ­besitzen keinen Anschluss In Feuchträumen eingesetzte Leuchten teile der Leuchte, die im Fehlerfall ­eine Schutzisolierung gegeben. für ­eine Schutzisolierung – sie Spannung annehmen können, lei­ Alle spannungsführenden Teile dürfen nicht mit dem Schutz­ müssen gemäß DIN VDE 0100-701 je tend mit dem Schutzleiteranschluss haben außer der Betriebsiso­lie­ leiter verbunden werden. nach Verwendungsort im Raum (siehe verbunden sein. rung noch eine zusätzliche Isolation.­ Schutzbereiche) bestimmte Schutzarten und Schutzklassen erfüllen.

Schutzarten Die in DIN EN 60 529 VDE 0470-1 fest­ gelegten Schutzarten beschreiben die 12 mechanische Eigenschaft einer Leuchte oder eines elektrischen Geräts, und damit die Eignung für bestimmte Umgebungs­ bedingungen. Der International Protection 10 erforderliche Beleuchtungsstärken, Farbwieder­ a, b Schutzbereiche 0, 1 und 2 bei Wannen ga­ben und weitergehende Anforderungen für c Schutzbereich 1 bei Duschen ohne Wanne: Code oder Ingress Protection Code, kurz ­öffentliche Gebäude (nach DIN EN 12 464-1) Die Mittellinie der festen Wasseraustrittsstelle IP-Code, definiert den mechanischen 11 Schutzarten (nach DIN EN 60 529 VDE 0470-1) (Brausekopf) ist der horizontale Hauptbezugs­ 12 Schutzklassen (nach DIN EN 61140 VDE 0140-1) punkt, auch wenn dieser schwenkbar ist. Schutz der Leuchte bzw. ihres Gehäuses 13 Schutzbereiche (nach DIN VDE 0100-701): d Schutzbereiche 0, 1 und 2 im Grundriss. gegen das Eindringen von Fremdkörpern

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außerhalb des Bereichs

Bereich 2

Bereich 1 Bereich 2 bis zur Wannen- außenkante oder Bereich 1 r = 60 cm ggf. bis zu einer (Fadenmaß) begrenzenden Höhe Bereich 2 Wand mind. 225 cm bzw. bis zu Duschtrennwand einem höher begrenzt Bereich 2 angeordneten Wasserauslass

Bereich 0 bis zum festen (1. Kennziffer) und Wasser (2. Kennziffer). Wasserauslass mind. 225 cm Die Schutzart IP 67 »dicht gegen Staub und geschützt gegen zeitweises Eintau­ Bereich 0 chen« beispielsweise (Abb. 11) ist in den Produktdaten und direkt auf der Leuchte ablesbar. Hierbei gilt es aber zu beach­ a b ten, dass spezielle Leuchten für den Außen- oder zum Unterwasserbetrieb in Innenräumen nicht einsetzbar sind, da z. B. die Kühlung durch das umspü­ lende Wasser fehlt, obwohl die geforderte Schutzart erfüllt ist oder sogar überschrit­ ten wird. r = 120 cm Die Schutzarten sind gemäß DIN VDE bzw. max. bis zur begrenzenden Liegt die Wasseraustrittsstelle 0100-701 für die Schutzbereiche (siehe Wand höher als 225 cm über OKFFB, Schutzbereiche) bindend, stellen über vergrößert sich die Höhe von diese Bereiche hinaus jedoch keine wei­ Bereich 1. Die horizontale Aus- teren Anforderungen. Dennoch ist bei der Bereich 1 r = 120 cm dehnung ändert sich durch einen längeren Brauseschlauch nicht. Auswahl der Leuchten und ihrer Schutzart die exakte Positionierung im Raum zu berücksichtigen. Oberhalb eines Dusch­ Bereich 1 kopfs etwa ist die Belastung durch Was­ Bereich 0 Bezugsmaß serdampf und Spritzwasser sehr hoch, und 2 in der 225 cm Norm nicht wodurch und Komponenten festgelegt einem erhöhten Korrosions­risiko ausge­ ‡ Schutzbereich 0 ‡ Schutzbereich 1 setzt sind. In diesen hochbelasteten ‡ Schutzbereich 2 Bereichen sollte, trotz fehlender Anfor­ c derung der Norm, immer eine höhere Schutzarten eingeplant werden, ebenso in Bädern mit Dampfkabinen oder z. B. hochfrequentierten öffentlichen Duschen, um einem vorzeitigen Ausfall der Leuch­ Installations- Installations- Fadenmaß 60 cm Fadenmaß 60 cm ten und damit einem höheren Wartungs­ schalter im schalter im Bereich 2 erlaubt, Bereich 2 erlaubt, aufwand vorzubeugen. Mindestschutzart Mindestschutzart von IPX4 beachtenvon IPX4 beachten Schutzklassen r = 60 cm r = 60 cm r = 60 cm Installationsschalterr = 60 cm Installationsschalter Nicht zu verwechseln mit den Schutz­ im Bereich 2 erlaubt,im Bereich 2 erlaubt, arten sind die Schutzklassen, die denBer eich 1 Bereich 1 Bereich 1 Bereich 1 Mindestschutzart Mindestschutzart im Bereich 2 im Bereich 2 techni­schen Aufbau der Leuchtenkon­ beachten beachten struktion und damit den Umfang der Bereich 2 Bereich 2 Bereich 2 SteckdoseBereich 2 neben Steckdose neben Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Waschbecken Waschbecken Bereich 0 60 Bercmeich 0 60 cm Bereich 0 60 Bercmeich 0 60 cm Schlag beschreiben (Abb. 12). erlaubt, da außerhalberlaubt, da außerhalb der Bereiche der Bereiche Schutzbereiche Neben den Schutzarten und -klassen benennt DIN VDE 0100-701 drei Schutz­ bereiche, die entsprechende Anforde­ 13 d keine fest angebrachte Duschabtrennung fest angebrachte Duschabtrennung

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14 Lichtvoute im WC, Wohnhaus in Knokke (B), Architectuurburo Govaert & Vanhoutte architects 15 Die Lichtvoute betont die Raumform und gibt weiches indirektes Licht. Die Becken und Arma­ turen werden durch direktes Licht akzentuiert. Wellnessbereich in Davos (CH) 2013, Oikios 16 verschieden gestaltete Beleuchtung des Spiegel­ bereichs 17 indirekte Beleuchtung hinter Rücksprüngen der Decken- und Wandverkleidung im Dusch- bzw. Badewannenbereich, Hotel in Madrid (E) 2005, Zaha Hadid (siehe Projektbeispiel S. 103) 18 Ausführungsbeispiel für die Hinterleuchtung 14 15 eines WCs

rungen an Leuchten und Elektroinstalla­ erweiterter Schutzbereich 1, der sich mit Lichtarten und Lichtverteilung tion stellen und durch die Anordnung einem Radius von 1,20 m per Fadenmaß Bei der Beleuchtung unterscheidet man von Badewanne, Dusche und weiterer um den Duschkopf herum ermitteln lässt. grundsätzlich zwischen zwei verschiede­ Wasserauslässe definiert sind (Abb. 13, Dabei wird ein gedachter Faden mit ent­ nen Lichtarten, indirektem und direk­tem S. 77). Begrenzt werden die Schutz­ sprechender Länge vom relevanten Punkt Licht: Indirektes Licht, d. h. von Wand-, bereiche durch die Umgebungsflächen, aus »geschlagen« und die Fläche inner­ Decken- und Möbelflächen reflektiertes d. h. Wände, Dachschrägen, Fenster, halb dieses Fadenschlags dem Sicher­ Licht aus Wandleuchten, Lichtvouten Fuß­böden und Abtrennungen, die fest heitsbereich 1 zugeordnet. In diesem (Abb. 14) und -schlitzen oder aus in mit dem Mauerwerk verbunden sind bzw. Fall entfällt der Bereich 2 vollständig. In Möbel inte­griertem Licht, wirkt als diffuse deren Entfernen eine bauliche Maßnahme Bereich 1 sind ebenfalls nur Leuchten Raum­beleuchtung und hüllt den Raum darstellt. Lose Trennwände oder beweg­ mit Schutzkleinspannung zuge­lassen, in ein weiches, gleichmäßiges Licht. Die liche Abtrennungen werden im Sinne der zusätzlich jedoch auch mittels PELV (Pro­ Raumgrenzen werden betont. Direktes Norm so behandelt, als wären sie nicht tective Extra Low Voltage) betriebene, die Licht, wie es von Deckeneinbauleuchten,­ vorhanden. Niederspannungen von ≥ 25 V Wechsel­ Strahlern oder anderen gerichteten Licht­ Schutzbereich 0 mit dem höchsten strom bzw. 60 V Gleichstrom erlauben. quellen abgegeben wird, trifft unmittelbar Anspruch an die Schutzmaßnahmen Der Unterschied zu SELV besteht in einer auf Oberflächen und Objekte, erzeugt umfasst den unmittelbaren Innenraum zusätzlichen Erdung der Kleinstspan­ Glanzpunkte, hebt dreidimensionale der Bade- oder Duschwanne. Bei nung. Auch hier muss der Spannungs­ Strukturen im Material hervor und betont Duschen ohne Duschwanne, z. B. versorger außerhalb der Bereiche 0 und 1 damit einzelne Elemente oder ganze Gemeinschaftsduschen, existiert dieser installiert werden, die geforderte Schutz­ Bereiche (Abb. 15). Durch dieses akzen­ Bereich nicht. Im Bereich 0 dürfen nur art beträgt allerdings nur IP X4. tuierende Licht entstehen Hell-Dunkel- Leuchten installiert und betrieben wer­ Der Bereich unterhalb der Bade- oder Zonen, die Atmosphäre schaffen und den, die mindestens Schutzart IP X7 errei­ Duschwanne wird ebenfalls Schutzbe­ eine differenzierte Lichtsituation erzeugen. chen und deren dazugehörige Strom­ reich 1 zugeordnet, wenn er ohne Zu­ Die genaue Lichtverteilung und Abstrahl­ quelle sich außerhalb der Bereiche 0 und hilfenahme von Werkzeug zugänglich ist. charakteristik von Leuchten ist detailliert zu 1 befindet. Außerdem müssen sie vom Anderenfalls können hier Spannungsquel­ berücksichtigen. Downlights mit engstrah­ Hersteller ausdrücklich für den Wannen­ len wie Konverter oder Transformatoren lenden Reflektoren oder andere Punklicht­ innenbereich zugelassen (z. B. spezielle positioniert werden. quellen akzentuieren Flächen und einzelne Whirlpoolbeleuchtungen), fest montiert Schutzbereich 2 grenzt mit einer 60 cm Objekte im Raum, während breitstrah­ und angeschlossen sein sowie mit einer tiefen Fläche direkt an Bereich 1 an. lende Leuchten ein gleichmäßiges Licht Kleinspannung mittels SELV betrieben Auch hier ist der Bereich durch Faden­ in einem größeren Bereich erzeugen. Es werden. SELV (Safety Extra Low Voltage) maß zu ermitteln, insbesondere in Fällen, ist also wichtig, nicht nur mit ein oder zwei bedeutet, dass die Betriebsgeräte mit in denen lose Trennwände den Bereich Deckenleuchten den gesamten Raum aus­ einer Niederspannung von ≤ 12 Volt definieren. Neben einer erforderlichen zuleuchten. Vielmehr ermöglicht eine Kom­ Wechselspannung oder ≤ 30 V Gleich­ Schutzart von mindestens IP X4 gibt es bination aus weichem, indirektem sowie spannung betrieben werden, sodass bei im Bereich 2 keine Einschränkungen gerichtetem Licht eine fein abgestimmte versehentlichem Berühren keine Lebens­ für die Montage von Leuchten. Trotzdem und differenzierte Lichtsituation (Abb. 15). gefahr besteht. ist bei zu erwartendem Strahlwasser, Der Schutzbereich 1 schließt sich an z. B. in Gemeinschaftsduschen, in den Beleuchtungssituationen/-zonen Bereich 0 an und beschreibt die Fläche Bereichen 1 und 2 Schutzart IP X5 zu im Bad senkrecht über der Dusch- oder Bade­ empfehlen. Entsprechend der Nutzung teilt man wanne bis zu einer Höhe von 2,25 m Weitere Bedingungen und Maßnahmen, Badezimmer in verschiedene Zonen über dem fertigen Fußboden. Wird ein die bei der Elektroinstallation von Bädern ein. Jede Zone hat einen eigenen, unter Wasserauslass oberhalb davon ange­ und Sanitärbereichen zu beachten sind, Umständen anderen Anspruch an die ordnet, so bestimmt dieser Dusch- oder werden im Kapitel Technik und Konstruk­ Beleuchtung und die bereits genannten Brausekopf die Höhe des Schutzbe­ tion näher erläutert (siehe Elektroinstal­ Parameter Lichtverteilung, Lichtfarbe, reichs. Bei Duschen ohne Wanne gilt ein lation, S. 51f.). Farbwiedergabe, Lichtart und Helligkeit.

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Spiegelbereich/Waschtisch Dusch- und Badewannenbereich Für Tätigkeiten wie Zähneputzen, Rasie­ Neben den genannten sicherheitstech­ ren, Gesichtspflege etc. ist ein gut nischen Vorgaben aus DIN VDE 0100-701 beleuch­teter Spiegel, meist über dem (siehe Technische Planungsanforde­ Waschbecken, Grundvoraussetzung. rungen, S. 76f.) sind im Bereich von In diesem Bereich ist ein diffuses und Dusche und Badewanne (Abb. 17) wei­ gleichmäßiges Licht von vorne oder von tere lichttechnische und gestalterische der Seite einzuplanen, um Schlagschat­ Aspekte zu beachten. Grundsätzlich ist ten und Blendungen zu vermeiden. Für eine direkte Beleuchtung, insbesondere eine gute Ausleuchtung des Gesichts eine Blendung auf Augenhöhe, des in und eine realitätsgetreue Wiedergabe der Wanne sitzenden bzw. unter der des Spiegelbilds ist eine warme Licht­ Dusche stehenden Nutzers zu vermeiden farbe von ca. 3000 K mit einem Farb­ und zu starkes Tageslicht gegebenenfalls wiedergabewert von Ra > 90 empfeh­ zu filtern­ (siehe S. 72). lenswert. Zu kaltes Licht mit wenig Rot­ Downlights jeglicher Art direkt über dem b anteil lässt das Gesicht fahl aussehen, Dusch- bzw. Wannenbereich wirken ein zu hoher Grün- oder Rotanteil wirkt unangenehm. Stattdessen ist eine indi­ sich ebenfalls negativ auf die Gesichts­ rekte Beleuchtung der umgebenden farbe aus. Wand-, Decken- und Oberflächen zu Es gibt verschiedene Möglichkeiten das empfehlen, insbesondere wenn diese mit Licht am Spiegel anzuordnen. Wand­ einem besonderen Material gestaltet sind. leuchten mit einem Glasdiffusor rechts Hierfür bieten sich verstellbare Einbau­ und links des Spiegels lassen Raum für downlights an, die sich optimal auf die einen individuellen Spiegel, während Wandflächen ausrichten lassen, oder in den Spiegel integrierte Lichtflächen Wandfluter. Auch Wandleuchten können eine optimale Verbindung von Beleuch­ die gewünschte Raumbeleuchtung tung und Innenarchitektur darstellen blendfrei erzeugen. Bei der Leuchtenaus­ (Abb. 16). Bei langen, horizontalen Spie­ wahl müssen die Schutzarten unbedingt geln bieten sich auch Leuchten­ oberhalb beachtet und bei stärkerer Belastung ent­ des Spiegels an, die ein diffuses, weiches sprechend höher gewählt werden. Form­ Licht abgeben. Im Privatbad ist ebenfalls schöne Aufbaustrahler sind für diesen 17 eine diffus abstrahlende Pendelleuchte Bereich meist nicht in der erforderlichen neben dem Spiegel denkbar. Schutzart erhältlich. Im Waschtischbereich sorgt gerichtetes Für ein entspannendes (Dusch-)Bad Licht für eine gewisse Brillanz auf Arma­ ist veränderbares Licht mit einer indivi­ turen etc. Allerdings sollten Einbaudown­ duellen Anpassung an die jeweilige lights oder Aufbauleuchten seitlich vom Tageszeit optimal (siehe Farbtemperatur/ Waschtisch positioniert werden, um spek­trale Lichtverteilung, S. 74). Idealer­ Schlagschatten zu vermeiden. Ebenso weise sollte der Duschbereich am Abend ist hierbei auf eine gute Entblendung der warm und gedimmt beleuchtet werden, Leuchten zu achten, damit der Blick in während am Tag ein höheres Beleuch­ den Spiegel nicht durch unangenehme tungsniveau erwünscht ist, um den Lichtreflexe gestört wird. In sehr kleinen Duschbereich nicht dunkel oder düster Badräumen wie Gäste-WCs reicht mögli­ erscheinen zu lassen, sondern vielmehr cherweise eine gute Spiegelbeleuchtung frisch und aktivierend. Bei kleinen Bädern aus, sodass auf zusätzliche Leuchten im lässt sich dies über einfache Dimmer Raum verzichtet werden kann. ­realisieren, für größere Sanitärräume 18

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­bietet sich eine programmierbare Licht­ wie in privaten Sanitärräumen (siehe Raumflächen kann auch für eine differen­ steuerung an (siehe Lichtsteuerung, S. 80). Beleuch­tungssituationen/-zonen im Bad, zierte und zonierte Beleuchtungssituation Duschen mit integriertem Licht (z. B. S. 78f.). Eine ausgewogene Raumwahr­ sorgen und zusätzlich der Orientierung in Duschsäule oder -kopf) können eben­ nehmung ist hier ebenso wichtig wie in Bezug auf die Raumwahrnehmung falls in die Planung einbezogen werden, ein wirtschaftliches und nachhaltiges dienen (Abb. 21). ihre lichttechnischen Eigenschaften Beleuchtungskonzept. Einfache, z. B. wie Farbtemperatur etc. sind jedoch ­farbige Oberflächen können mit einer Lichtsteuerung ­vorher zu prüfen und entsprechend ab­ gezielten vertikalen Beleuchtung der Großes Einsparpotenzial – gerade in zustimmen. Raumumgebungsflächen zusätzlich auf­ öffentlichen Sanitärbereichen – stellt Es ist auch möglich, den Bade- und wertet werden. Durch eine Kombination eine tageslicht- und präsenzabhängig Duschbereich durch eine besondere von Deckenaufbauleuchten, die eine gesteuerte Beleuchtung dar. Durch eine Deckenstruktur oder indirekt beleuchtete ­diffuse indirekte Raumbeleuchtung Aufteilung der Beleuchtungskomponen­ Flächen (z. B. mit farbigem Licht) zu schaffen, mit zusätzlichen Lichtquellen ten in unterschiedliche Schaltkreise ist betonen. für eine direkte Beleuchtung in Bereichen, es möglich, Leuchtengruppen und/oder Besondere Lichteffekte lassen sich in denen eine Akzentuierung erwünscht gegebenenfalls autark ansteuerbare zudem mit Licht im Wasser erzeugen. ist, lässt sich der Raum entsprechend der Leuchtmittelkomponenten in verschie­ Das Licht eines in die Wanne integrierten Nutzung zonieren. Bereiche mit Wasch­ denen Berei­chen bedarfsabhängig zu- Unterwasserstrahler bricht sich in der tischen oder Spiegeln – auch hier ist ein oder abzuschalten bzw. voneinander

Wellenbewegung des Wassers und bildet Farbwiedergabewert von > Ra 90 empfeh­ getrennt zu dimmen. Fensternahe Leuch­ diese auf den umliegende Decken und lenswert – können mit einer erhöhten tengruppen können z. B. als separater Wänden ab (Abb. 19). Beleuchtungsstärke beleuchtet werden, Schaltkreis über einen Tageslichtsensor Ebenso denkbar ist die Anordnung während für Vor- oder Teilbereiche gesteuert und bei zu niedrigem Tages­ ­dekorativer Elemente, die über Licht­ in Duschen niedrigere Beleuchtungs­ lichtanteil automatisch zugeschaltet leitfasertechnik beleuchtet werden. niveaus ausreichend sind. ­werden, um das erforderliche Beleuch­ Der hierzu notwendige Projektor wird DIN EN 12 464-1 fordert für Garderoben, tungsniveau zu erhalten. außerhalb der Schutzbereiche positio­ Waschräume, Bäder und Toiletten eine Auch Präsenzmelder erlauben einen

niert, die lichtführenden Glasfaserkabel mittlere Beleuchtungsstärke Em von bedarfsabhängigen und somit nachhal­ stromlos in den gewünschten Bereich 200 Lux bei einer Farbwiedergabe von tigen Beleuchtungsbetrieb. Hierfür eignen

geführt. mindestens Ra 80 (Abb. 10, S. 76). Bei sich insbesondere LED-Leuchten, da ihre Eine in Wände, Nischen oder Mobiliar einer intelligen­ten Planung lassen sich Lebensdauer durch häufige Schaltzyklen inte­grierte, idealerweise dimmbare diese Normwerte auch mit einer differen­ nicht negativ beeinflusst wird. Beleuchtung kann für eine zusätzliche zierten Lichtszenerie einhalten. In hoch­ Beleuchtungs­ebene sorgen (Abb. 20). frequentierten Duschbereichen werden In privaten Bädern jeder Größe gibt es Neben den erforderlichen Schutzarten vornehmlich effiziente LED-Leuchten, für differenzierte Lichtstimmungen und sollte die Farbtemperatur der der bereits mit einer über die Anforderungen der -szenarien von einer manuell dimmbaren eingesetzten Komponenten angepasst VDE 0100-701 hinausgehenden, höhe­ Anlage mit verschiedenen, individuell sein. Bei linearen Lichtelementen (z. B. ren Schutzart von mindestens IP 44 ein­ durch Tast- oder Drehdimmer regelbaren LED-Lichtbänder) ist unbedingt darauf gesetzt. Um unnö­tigen energetischen Lichtkomponenten bis hin zu einer pro­ zu achten, dass sie gleichmäßig Licht Aufwand zu vermeiden, sollten die mitt­ grammierbaren, über ein Smartphone abstrahlen und keine sichtbaren Licht­ leren, in der Norm geforderten Beleuch­ oder Tablet steuerbaren Installation mitt­ punkte aufweisen. tungsstärken nicht überschritten wer­ lerweile viele Möglichkeiten. den. Eine Planung, die so wenig Licht Eine Dimmung der Beleuchtungskompo­ Öffentliche Sanitäranlagen wie möglich, jedoch so viel Licht wie nenten sollte immer vorgesehen sein, In öffentlichen Bädern, Dusch- und nötig, in den unterschiedlichen Berei­ um eine individuelle Einstellung des Umklei­debereichen gelten hinsichtlich chen bereithält, stellt wirtschaftlich und Lichtniveaus zu ermöglichen. Generell der verschiede­nen Nutzungsbereiche atmosphärisch das Optimum dar. gilt, je mehr unabhängig voneinander grundsätzlich die gleichen Ansprüche Ein bewusster Umgang mit Licht und steuerbare Schaltkreise und Lichtquellen

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19 Wassereffekte auf der Wand durch Reflexion 20 integrierte Beleuchtung in Regalnische, Spabe­ reich, Hotel in München (D) 2012, Guggenbichler + Netzer ­Architekten 21 Ergänzung der Architektur und Führung durch Licht, öffentliche Sanitäranlage, Bürogebäude in Peking (CHN) 2011, gmp Architekten 22 verschiedene Beleuchtungssituationen im Bad (Simulationen): a Licht-Schatten-Effekt durch gefiltertes Tageslicht­ b höhere Beleuchtungsstärke am Waschtisch c akzentuierte Beleuchtung, niedriges­ Beleuch­ tungsniveau zur Entspannung vorhanden sind, desto ausgewogenere­ untergeordnete Rolle, da hier meist eine Lichtstimmungen können kreiert werden, Optimierung des Energieverbrauchs im wobei schon eine einfache und redu­ Vordergrund steht. Je nach Umfang der zierte Installation mit nur drei Dimmkrei­ geplanten Maßnahme sind verschiedene sen eine Vielzahl von verschiedenen Veränderungen der Beleuchtungssitua­ Lichtstimmungen erlaubt (Abb. 22). tion denkbar. Eine neue, moderne Licht­ In größeren Bädern oder sogenannten technik (z. B. Präsenz- oder Tageslicht­ Wellnessbädern ist eine programmierbare sensoren, Lichtsteuerung) verlangt meist Lichtsteuerung zu empfehlen. Hier hat größere Eingriffe in die elektrotechnische sich das Digital Addressable Lighting Installation. Allerdings kann bei kleine­ Interface (DALI) durchgesetzt. Vorteil die­ ren Maßnahmen das Austauschen von ser digital adressierbaren Beleuchtungs­ Leuchten und Leuchtmitteln sowie eine schnittstelle ist eine einfache Installa­ Ergänzung von Schaltern und Dimmern tion. Leuchten, die ein DALI-kompatibles oft schon eine große Wirkung erzeugen. Vorschaltgerät bzw. einen DALI-­ Mittlerweile sind auch Leuchten mit a formator besitzen, werden an die DALI- ­integriertem Tageslicht- oder Präsenz­ Zuleitung angeschlossen und im System sensor erhältlich, die es trotz fehlender adressiert. Sie können auch später nach Installationsvoraussetzungen ermögli­ Wunsch und ohne weitere Installation chen, die Leuchten tageslicht- und be­ ­wieder umgruppiert werden. So besteht darfsabhängig zu steuern (siehe Beleuch­ die Möglichkeit verschiedene Szenarien tung, S. 94). zu programmieren und abzurufen, z. B. Bei größeren Sanierungsmaßnahmen eine auf das Tageslichtniveau abge­ kann durch sogenannte Lichtkamine z. B. stimmte Lichtszene. Darüber hinaus bie­ in fensterlosen Dachgeschossbädern­ tet sich eine Lichtsteuerung für das Spiel oder Spiegelschächte (beispielsweise mit Farbtemperaturen bzw. Lichtfarben bei der Errichtung eines Wellnessbereichs an. Dabei lassen sich die Lichtfarben im Unter- oder Kellergeschoss) Tages­ den Szenen zuordnen oder unabhängig licht über verschiedene Reflexionsvorrich­ einstellen. Allerdings sollte in angemes­ tungen in den Raum gelenkt und verteilt senem Umfang und unter Berücksichti­ werden (siehe Tageslicht im Bad, S. 93). gung der im Raum vorhandenen Farben b und Materialien geplant werden. Zuviel Unabhängig davon, ob es sich um einen farbiges Licht kann unangenehm und Neubau oder ein Sanierungsprojekt han­ ­billig wirken, vor allem wenn unterschied­ delt, um ein kleines privates Bad in einer liche Farblichtsysteme, die nicht unterei­ Mietwohnung, einen Wellnessbereich nander kalibriert, also in ihren Farbwerten oder eine öffentliche Dusch- und Sanitär­ nicht genau aufeinander abgestimmt anlage – alle Projekte werden durch den sind, verwendet werden. Auch die Zonie­ Umgang mit Tages- und Kunstlicht in rung eines Raums lässt sich durch vor­ ihrer Raumwahrnehmung wesentlich eingestellte Szenarien unterstützen. beeinflusst. Das geplante Zusammen­ wirken von Farbtemperatur und -wieder­ Sanierung gabe sowie Lichtintensität und -richtung, Geht es bei Sanierungsmaßnahmen pri­ die Integration der Beleuchtung in das vater Badezimmer oft um eine optische architektonische Gesamtkonzept und Aufwertung des Raums, so spielt bei der auch die vielfältigen Möglichkeiten der Sanierung von öffentlichen Sanitäranla­ Lichtsteuerung bieten großes Gestaltungs- gen der gestalterische Aspekt häufig eine und Wirkungspotenzial. 22 c

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