Ein Wesentliches Gestaltungselement in Der Architektur Ist Das Licht. Die

Ein Wesentliches Gestaltungselement in Der Architektur Ist Das Licht. Die

Licht in der Badplanung Katja Winkelmann Ein wesentliches Gestaltungselement in Hierbei sind die jeweiligen technischen lassen. Heutzutage wird der Wärmeein­ der Architektur ist das Licht. Die Beleuch­ Ansprüche und architektonischen Gege­ trag durch die Fenster meist vom Bau­ tung schafft Atmosphäre im Zusammen­ benheiten zu bewerten und zu berück­ physiker kontrolliert. Durch die Kontrolle spiel mit Oberflächen, Strukturen und sichtigen. und Filterung des Tageslichteintrags mit­ Materialien. Erst Licht macht diese im tels farbiger Gläser, Lamellen, translu­ Raum sichtbar und erfahrbar. Ebenso Tageslicht zenter, mattierter Flächen oder einfacher gilt es, bei der Lichtplanung eine nut­ Tageslicht ist das gesündeste und ange­ Gardinen lassen sich Bad­ oder Sanitär­ zungsorientierte Zonierung, Aspekte nehmste Licht für den Menschen und bereiche gemäß ihrer Nutzung zonieren, der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wenn möglich immer in die Planung mit­ und so unterschied liche Atmosphären und nicht zuletzt Wohlbefinden sowie einzubeziehen. Entsprechende Öffnun­ erzeugen: z. B. durch das Wechselspiel Gesundheit der Nutzer zu berücksichti­ gen versorgen Innenräume nachhaltig zwischen einem ge dimm ten Entspan­ gen. Eine quantitative Lichtplanung, in mit natürlichem Licht und stellen Außen­ nungsbereich mit gefiltertem Tageslicht – der es nur um das Erreichen von gefor­ bezüge her, sind jedoch nicht immer etwa eine Lamellenstruktur vor einem derten Beleuch tungsstärken nach DIN optimal, wenn z. B. eine weiche und ge ­ Fenster unmittelbar an der Badewanne – EN 12 464 geht, ist meist nicht zufrieden­ dämpfte Atmosphäre gewünscht ist. Hier und einem aktiveren Bereich mit direktem stellend. Eine gleichmäßig beleuchtete gilt es, den Einfall des Tageslichts zu Ausblick und höherem Tageslichtanteil – Badsituation wirkt zwar hell und klar, kontrollieren. Auch der Aspekt des Sicht­ beispielsweise eine offene Fensterfläche jedoch wenig differenziert und damit schutzes kann dabei berücksichtigt wer­ nahe dem Waschtisch (Abb. 1). Ebenso wenig atmosphärisch. den. Bereits in alten Badehäusern wie können reflektierende Oberflächen an Im Vordergrund der Planung sollte die türkischen Hamams oder römischen Ther­ Decken oder Wänden oder lichtlenkende Lichtwirkung stehen, d. h. Lichtverteilung, men, findet man in vielen Bereichen Tages­ Lamellen im Fenster das Tageslicht in Lichtfarben und Lichtintensitäten mit ihren lichtöffnungen, die einen Bezug nach den Waschtischbereich transportieren unterschiedlichen Auswirkungen auf den außen herstellen, ohne jedoch einen direk­ und für eine natürliche Belichtung sorgen. Menschen, da erst ein optimales Zusam­ ten Einblick zuzulassen. Der Architekt Auch ein geplantes Spiel mit Sonnenlicht menspiel dieser Charakteristika für eine und Architekturtheoretiker Vitruv (1. Jahr­ und ­reflexionen ist möglich. Im Oberlicht angenehme Raumatmosphäre sorgt. hundert v. Chr.) gab in seinem Werk »De oder am Fenster verbaute Prismen, Lin­ Um Ansprüchen und Bedürfnissen des Architectura« genaue Anweisungen zum sen, geschliffene Kristalle oder Reflek­ Bauherrn gerecht zu werden, ist die frühe Bau von Thermen – das Licht sollte von toren bilden Teile des Sonnenlichts im Einbindung des Themas Lichts in die oben einfallen, durch Fenster mit Glas­ Raum ab, sorgen für Lichtreflexe auf den Planung und bestenfalls die Zusammen­ mosaiken gefiltert werden und gleichzei­ Oberflächen und machen so die Außen­ arbeit mit einem Lichtplaner erforderlich. tig die benö tige Wärme in den Baderaum lichtsituation wahrnehmbar. 1 a b c 72 Licht in der Badplanung 1 Tageslichtkontrolle im Badezimmer: 2 Zusammenspiel von Tageslicht, Kunstlicht und a Lamellen über Duschbereich, Wohnhaus in Wassereffekten, Penthousewohnung in London Mornington Peninsula/Victoria (AUS) 2002, (GB) 2011, Buckley Gray Yeoman (BGY Archi­ Sean Godsell Architects tects) b Am Kopf der Badewanne fällt Tageslicht durch 3 Das Material reflektiert brilliantes Licht. Hotel in satiniertes Glas, Einfamilienhaus in Lehrte (D) Davos (CH) 2013, Oikios Architekten 2004, Nieberg Architect 4 Gerichtetes Licht betont das freigelegte alte c Tageslicht über dem Duschbereich, Bade­ Sichtmauerwerk und Materialstrukturen. Um­ zimmer in einer Dachgeschosswohnung, San bau einer Dachwohnung in London (GB) 2013, Francisco (USA) 2006, Cary Bernstein Architect Emulsion Architects Kunstlicht rialien, Sanitär­ oder Einrichtungsobjekte Da Tageslicht zeitlich­ oder grundriss­ gehen verloren, wenn ihre Oberfläche abhängig nicht immer oder nur bedingt nicht optimal zur Geltung kommt. zur Verfügung steht, ist Kunstlicht im Badezimmer von besonderer Bedeutung. Lichttechnische Grundlagen und Begriffe Durch seinen gezielten Einsatz lassen In der Lichtplanung existiert eine Vielzahl sich Räume zonieren und die verschie­ technischer Begriffe. Verschiedene licht­ denen Bereiche im Badezimmer (Abb. 1; technische Eigenschaften wie Farbwie­ siehe Beleuchtungssituationen/­zonen dergabe, Farbtemperatur, Lichtverteilung im Bad, S. 78) durch unterschiedliche etc. entscheiden über die Qualität der Lichtszenarien hervorheben. Darstellung der Oberflächen im Raum und sind damit bei der Auswahl der Licht und Material Leuchtmittel im Badezimmer – so wie in Die Beleuchtung sollte die eingesetzten anderen Bereichen der Lichtplanung Materialien der raumumgebenden Flä­ auch – zu bedenken (Abb. 5, S. 74). 2 chen, die neben der Raumkubatur mit Farbe, Struktur und ihrem Glanzgrad den Beleuchtungsstärke und Leuchtdichte visuellen Eindruck prägen, zusätzlich Die Beleuchtungsstärke E (angegeben betonen und deren Besonderheiten her­ in Lux) wird u. a. in DIN EN 12 464 sowie vorheben. Ein Raum mit dunklen Umge­ DIN 5034 und 5035 als einzuhaltender bungsflächen wird immer dunkel erschei­ Mindestwert genannt, ist aber ein nicht nen, selbst wenn er mit sehr viel Licht wirklich sichtbarer Wert, da er das auf beleuchtet wird. Demgegenüber kann mit eine gedachte Messfläche auftreffende wenig Licht auf hellen, reflektierenden Licht beschreibt. Die Leuchtdichte L Flächen ein entsprechend heller Raum­ (angegeben in Candela/m2) hingegen eindruck erzeugt werden. Diese opti­ beschreibt den sichtbaren Helligkeits­ schen Wirkun gen sind bei der Planung eindruck einer Oberfläche, das reflek­ des Raums unbedingt zu bedenken. Die tierte Licht, das visuell wahrnehmbar ist. optimale Beleuchtung der Oberflächen ist Eine helle Fläche mit hohem Reflexions­ wesentlich für die Darstellung der einge­ grad besitzt also eine hohe Leuchtdichte, setzten Materialien. Bei der Auswahl der eine dunkle Fläche hingegen eine sehr 3 Beleuchtung spielt es ebenfalls eine Rolle, niedrige. Eine schwarze und eine weiße wie das Licht von der entsprechenden Oberfläche erscheinen unter der gleichen Oberfläche reflektiert wird, wie es sich auf Beleuchtungsstärke also vollkommen dem Material abbildet oder gegebenen­ anders. Somit kann die Beleuchtungs­ falls bricht (Abb. 3 und 4). Eine hochglän­ stärke zwar bestimmte Mindestwerte vor­ zende Fläche z. B. spiegelt Lichtpunkte geben, sagt jedoch nichts über den Hel­ extrem wider, was mitunter zu unange­ ligkeitseindruck eines Raums aus. Dies nehmer Blendung führt, die zwar nicht verdeutlicht erneut die Bedeutung einer bewusst, aber dennoch als stö rend wahr­ bewussten Material­ und Farbauswahl. genommen wird und die Aufenthaltsquali­ tät im Raum mindert. Ein hochwertiges Farbwiedergabe Material – z. B. ein besonderer Naturstein Die beste Farbwiedergabe hat Tageslicht, oder eine warme Holzfläche – kann durch da die Sonne das vollständige Spektrum schlech tes oder falsch gesetz tes Licht fahl des für den Menschen sichtbaren Lichts und matt wirken, und so sein besonderes abgibt und Farben damit korrekt darge­ Aussehen verlieren. Investitionen in Mate­ stellt werden. Bei künstlichen Lichtquellen 4 73 Licht in der Badplanung Lichtquelle Farbtem- Farb- peratur [K] empfindung Kerze 1500 Glühlampe (40 W) 2200 superwarmweiß lichttechnische Einheit Formel- Erklärung Glühlampe (200 W) 3000 warmweiß Grundgrößen zeichen Halogenlampe 3000 warmweiß Lichtstrom Lumen [lm] φ gesamte, von der Lichtquelle abgestrahlte Lichtleistung Leuchtstofflampe 4000 neutralweiß Lichtstärke Candela φ Die Lichtstärke Ι bewertet das Licht, das in einer bestimmten Ι = Normlicht D 65 6504 tageslichtweiß [cd] Ω Richtung ausgestrahlt wird. Sie ist vom Lichtstrom φ in dieser Richtung und vom bestrahlten Raumwinkel abhängig. Vormittags­, 5500 Nachmittags sonne Beleuchtungs­ Lux φ Die Beleuchtungsstärke E erfasst den Lichtstrom φ, der auf eine E = Mittagssonne, bewölkt 5500 – 5800 stärke [lx] A bestimmte Fläche A fällt. bedeckter Himmel 6500 – 7500 Nebel, starker Dunst 7500 – 8500 Leuchtdichte Candela φ Die Leuchtdichte ist die Lichtstärke pro Flächeneinheit. Die blauer Himmel 9000 –12 000 L = pro m2 A ∙ cos ε Leuchtdichte L einer beleuchteten Fläche ist das Maß für den (z. B. im Schatten [cd/m2] wahrgenommenen Helligkeitseindruck. 5 6 oder blaue Stunde) bestimmt die Lichtquelle bzw. das vom stellung der im Bad verwendeten Mate­ wert sein, um die Raumstimmung dem jeweiligen Leuchtmittel abgestrahlte rialien aus. Die Farbtemperatur TF einer im Außenbereich vorherrschenden Licht Spektrum, die spektrale Lichtverteilung, Lichtquelle wird in Kelvin (K) gemessen, anzupassen. Dieselbe Farbtemperatur die Farbwiedergabequalität. wobei eine hohe Farbtemperatur ein kalt­ mit ihrer spezifischen spektralen Licht­ Insbesondere bei LEDs sind die sehr weißes Licht beschreibt (z. B. 5000 K), verteilung ist jedoch am Abend, wenn der großen Preis­ und Qualitätsunterschiede eine niedrige Farbtemperatur

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