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SWR2 MusikGlobal Shiva ist Anfang und Ende Der Dhrupadstil in der indischen Klassik

Von Clair Lüdenbach

Sendung: Dienstag, 09.04.2019 Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2019

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Musik 1: Komp: Trad. Titel: Alap im Dhrupadstil,

Int: Zahiruddin u. Faiyazuddin Dagar, 1:20 Shiva Mahadeva CD1 TR. Pan Red. 4001/02 KCD

Mod.: Mit einem Alap im Dhrupadstil, vorgetragen von den Sängern Zahiruddin und Faiyazuddin Dagar, begrüßt Sie Clair Lüdenbach. Dieser Gesang, der mit tief resonierenden Klängen beginnt und sich langsam in höhere Lagen vortastet, hörte ich zum ersten Mal im Winter 1973 in Kalkutta. Damals war es der Vorfahr Aminuddin Dagar, der mich so beeindruckte. Durch dieses Erlebnis begann ich, den indischen -Gesang zu verstehen und zu schätzen.

Fortsetzung Musik:

Mod.: Über mehrere Generationen traten die Sänger der Dagar Dynastie als Brüderpaare auf. Heute folgen die Gundecha-Brüder dieser Tradition ihrer Lehrer Ustad , Gesang und Ustad , Vina. Die gleichen Lehrer hatte auch Uday Bhawalkar, der heute zu den angesehensten Dhrupadsängern gehört. Nachdem viele Jahre der Dhrupad gerne als ein Relikt der Vergangenheit angesehen wurde, scheint er nun eine neue Hochzeit zu erleben, wie Uday Bhawalkar in einem Gespräch erklärt.

O-Ton Uday: „Die Situation ist ziemlich gut im Vergleich zu vor etwa 25 oder 30 Jahren. Wir werden nun ständig von Organisationen im In- und Ausland eingeladen. Man kann sagen, die Zeiten haben sich geändert, es geht weiter...... Wenn die Dinge ins Extreme gehen, dann wollen die Leute etwas anderes hören. .. Besonders in den letzten 5-10 Jahren, wo sich die Sozialstrukturen so verändert haben, und mit den elektronischen Medien ist die Welt näher gerückt. Die Haltung der Menschen ändert sich langsam, sie werden offener für andere Formen im allgemeinen. Also, ich würde sagen, die Zukunft des Dhrupad sieht sehr gut aus.“

Mod: Uday Bhawalkar wirft einen optimistischen Blick in die Zukunft des Dhrupadgesangs. In der folgenden Aufnahme singt er eine Komposition in Raga Jog, eine Melodie zur späten Nacht. 3

Musik 2 : Komp: Trad. 4.12 Titel: Raga Jog, Interpret: Uday Bhawalkar, Anuraag, © U.Bhawalkar Tr. 4 Pan Red. 4001/02 KCD

Mod. Die Anfänge des Dhrupad gehen weit zurück, denn Dhrupad ist die älteste klassische Gesangstradition und tief im hinduistischen Glauben verwurzelt. Ursprünglich sang man Dhrupad in den Tempeln zu Ehren der Götter. Es war ein Hymnengesang wie der Name, der so viel wie „unveränderbarer Hymnus“ heißt, erkennen läßt. Im 15. Jahrhundert wandelte sich der Dhrupad zur höfischen Kunstmusik. Interessanterweise fand der strenge Gesang aus den hinduistischen Tempeln besonders viel Bewunderung und Förderung durch die muslimischen Mogul-Herrscher. Viele Musiker wechselten zum Islam, so auch die Familie Dagar vor einigen Jahrhunderten. Mit der Verwandlung zur höfischen Kunstmusik erhielt dieser Stil auch einen komplexeren Ausdruck und ein strenges Regelwerk. Geblieben ist bis heute die zentrale Rolle der Kompositionen. Eigentlich spielte der Alap, die Exposition der modalen Skala, eine untergeordnete Rolle, erst die Dagar-Dynastie stellte den Alap in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Hören sie die Gundecha-Brüder mit dem Schluß eines Alaps in Raga Yaman. Das begleitende Saiteninstrument ist eine Surbahar oder Baß-Sitar, die heute nicht zwingend den Dhrupad begleitet.

Musik 3: Komp: Trad. / title: Raga Yaman 3.36 Int: Gundecha Brother, CD: Temple Voices, sense world music 103

Mod: Die Gundecha Brüder aus hörten Sie mit dem Schluß eines Alap in Raga Yaman. - Vor Jahren besuchte ich einen Musiker vom Tempel in Tanjavur in Südindien. Seine Aufgabe war es, am Abend den Gott Shiva in den Schlaf zu spielen und ihn am frühen Morgen wieder musikalisch zu 4

wecken. Sein Gesang für die Götter erklang auf der Vina, dem uralten Instrument der Tempelmusiker. Musik einblenden! Mod.: Ich konnte den Musiker nur in seiner Wohnung im Tempelbezirk aufnehmen, denn zum Heiligtum hatten nur er und die Priester Zutritt. So begleiten die zarte Melodie der Ventilator und die Geräusche aus der Umgebung.

Musik 4: Trad.: Wiegenlied für die Götter, Interpret: unbekannt eigene Aufnahme Clair Lüdenbach 2`10

Mod.: Ob vor über tausend Jahren der Dhrupad einmal so schlicht und anrührend geklungen hat wie in dieser Aufnahme eines alten Tempelmusikers, ist nicht überliefert. Sein Instrument, die Vina, hat bis heute ebenso ihren Platz in der Kunstmusik Dhrupad. So wie im Gesang steht auch in der instrumentalen Interpretation eigentlich die Komposition im Zentrum. Die Dagarfamilie und ihre Schüler zelebrieren aber besonders den Alap, die meditative Einführung. Der verstorbene Dhrupadmeister Asad Ali Khan hingegen folgte einer anderen Linie. Sein Instrument war die klassische Stabzither, ein stockartiger Körper, auf dem die Saiten über mit Wachs befestigten unbeweglichen Bünden gespannt waren. Stolz berichtete er damals, daß er deutsche Klaviersaiten verwende, weil sie haltbarer seien. Am oberen und unteren Teil war ein Resonanzkörper aus einem ausgehöhlten Kürbis angebracht. Das Instrument wurde quer vor den Körper gehalten, wobei der obere Resonanzkörper über der Schulter hing. Der Musiker saß zwischen den beiden Klangverstärkern. Asad Ali Khan erzählte mir vor vielen Jahren: Zitat: Wenn man Vina spielen will, dann muß man zuerst seine Körpermaße dem Instrumentenbauer geben. Die Rudra-Vina liegt auf der Schulter und wird dadurch von der Atmung beeinflußt. Atmet man nicht richtig, dann verändert sich die Stimmung des Instruments. In der folgenden Aufnahme spielt Asad Ali Khan eine Komposition in Raga Joyiga.

Musik 5 : Komp: Trad., Titel: Raga Joyiga, 5

Interpret: Asad Ali Khan Nimbus Rec. NI 5633, LC 5871, Tr. 6 4’00

Mod: Asad Ali Khans deutscher Schüler Karsten Wicke hat die alte Spielweise seines Lehrers aufgegeben und sich eine Vina nach Dagar-Vorbild bauen lassen, wie er erzählt: Zitat: Zu Anfang habe ich noch mit der Vina auf der Schulter gespielt, aber als Khan Sahib dann gestorben war, mußte ich ihm nicht mehr Folge leisten. Dann habe ich irgendwann für mich entschieden, ich will den vollen Klang, mußte dann aber auch die Haltung ändern. Mod: Das Instrument von Carsten Wicke hat viel größere Resonanzkörper und wird vor dem Körper liegend gespielt. Der obere Resonanzkörper ruht auf dem Oberschenkel des mit gekreuzten Beinen sitzenden Musikers. Während der untere Resonanzkörper auf dem Boden aufliegt. Wie bei den Dagars hat sein Instrument auch bewegliche Bünde, die also nicht mehr mit Bienenwachs befestigt werden. Carsten Wicke erklärt, weshalb er von der Tradition seines Lehrer abwich ist, so:

Zitat Wicke: Irgendwann brauchte ich ein Instrument, das mehr Bässe hat, etwas, was der Zuhörer heute als angenehmeren Klang empfindet. Niemand konnte die mehr bauen, so wie ich sie wollte. Ich spiele mittlerweile so große Instrumente, daß man sie nicht mehr auf der Schulter spielen kann.

Musik 6: Komp: Karsten Wicke 5:20 Titel: „about Kalyan“. Interpret: Karsten Wicke, eigene Prod. / Privataufnahme Wicke

Mod.: In dieser Aufnahme spielte Carsten Wicke eine Meditation im Raga Kalyan. Was treibt ihn bei seiner Interpretation an?:

Zitat Wicke: Ich versuche eigentlich, die beiden Stärken zusammen zu bringen. Sowohl den elaborierten Alap, was das Instrument mit seinem tiefen Klang ja auch kann. Ich will aber auch diese andere Seite, diesen ekstatischen Klang 6

haben - soweit das geht auf diesem riesigen Instrument, auf einem kleineren geht das besser. Diese zwei Welten zusammen zu bringen, das ist das, was ich eigentlich musikalisch mache.

Musik 7 : Fortsetzung von „about Kalyan“. Von Musik 6

Mod.: Die Dhrupadmusiker legen großen Wert auf eine genaue Wiedergabe der alten Texte. Dem Dhrupad liegen Worte zum Lobe der Götter zugrunde, auch wenn er auf der Vina ohne Gesang gespielt wird. Jede Silbe findet ihre Bedeutung in der musikalischen Interpretation. Und jeder Raga mit seiner eigenen emotionalen Stimmung findet seine Entsprechung im Text. Ein Morgenraga hat die Leichtigkeit und Strahlkraft des frühen Morgens, und zugleich ist er ein Gebet, das mit der Strenge einer religiösen Formel vorgetragen wird. Der Raga Miyan ki Todi ist eine Erfindung von Miyan Tansen, des wohl berühmtesten indischen Musikers aus dem 16. Jahrhundert. Auf ihn beruft sich jeder indische Künstler, ganz gleich, ob Sänger oder Instrumentalist, ob Dhrupad- oder Kayal-Interpret. Die Brüder Nasir Zahiruddin und Nasir Faiyazuddin Dagar singen: In welcher Selbsttäuschung bist Du gefangen, o mein kluger Verstand, der alles weiß über die Ragas, die Worte, ihre Bedeutung und die Feinheiten der Sprache. Zu tief ist dieses Wissen, unfassbar und unerreicht für den Verstand – es sei denn durch Gnade.

Musik 8: Komp: Miyan Tansen 5:45 Titel: Raga Miyan ki Todi, Interpret: Dagar Brothers, Gesang und Instrumente Jecklin JD 628-2, 1988, 1351

Mod.: Dhrupad, der kunstvolle Hymnengesang für die Götter, hat lange wenig Beachtung gefunden. Im 18. Und 19. Jahrhundert interessierte sich das Konzertpublikum vor allem für den verspielteren und lustvolleren Kayalstil, und auch der leichte Thumristil fand später mehr Liebhaber als die strengen Tempelhymnen aus grauer Vorzeit. Solange es noch Fürstenhöfe gab und reiche Großgrundbesitzer, fanden die Dhrupadmusiker ihr Auskommen. Nach 7

der Unabhängigkeit verloren sie ihre Mäzene und mußten, wie alle Künstler, auf dem freien Markt bestehen. Erst in den 60er Jahren wurden Liebhaber indischer Musik im Westen auf die strenge Kunstmusik aufmerksam. Und wer im Westen Erfolg hatte, der erhielt auch bald in der Heimat Konzertangebote.

O-Ton Bhawalkar: Ich würde nicht sagen, die Musik verändert sich. Aber die ganze Haltung ändert sich. Es gibt das Mobiltelefon, die sozialen Medien, all das bestimmt das Leben. Heute vermarkten sich die Leute selbst. Wenn einer 5000 Facebook-Freunde hat, dann kann man sich vorstellen, wie viele Menschen man erreichen kann. Das ist so praktisch, jeder hat es in seiner Hand. Das verändert irgendwie.

Mod.: Wie im Westen, geht es auch in Indien um Zuhörerzahlen. Wer seine Fans animieren kann, nicht nur die virtuellen Klickzahlen zu erhöhen, sondern auch ins Konzert zu locken, der erhöht seinen Marktwert. In der Welt des Dhrupad haben nur Wenige Anteil am Musikgeschäft. Für die Nachwuchskünstler gehört zum Erfolg nicht zuletzt das Erscheinungsbild -Uday Bhawalkar:

O-Ton Bhawalkar: Heute putzen sich die jungen Leute heraus, wenn sie auf die Bühne gehen. Das gab es in meiner Jugend noch nicht. Mein Lehrer hätte gesagt: Was soll das? Du bist nicht in einer Band, Du bist ein klassischer Sänger, trage einfache Kleidung. All diese Dinge verändern. Für die jungen Leute mag das am Anfang alles sehr wichtig sein, denn sie wollen gefallen, aber letztlich entscheiden sich die seriösen Musiker für die musikalischen Inhalte. Mod.: In der folgenden Aufnahme singen die Brüder Zahiruddin und Faiyazuddin Dagar eine Komposition in Raga Malkauns im Metrum Sultaal von 10 Schlägen. Im Text heißt es: Der Fluß Ganges residiert in Deinen Locken, und man kennt Dich als Trilochana, der Dreiäugige, und als Trishuladhara, der Dreizackträger. Ich verbeuge mich vor Dir, der Gott des Berg Kailash und Bhuvaneshwara, der Herr der Welt.

Musik 9: Komp: Trad. 2’23 8

Titel: Raga Malkauns Dagar Brothers, Dhrupad malkauns Sultaal, PAN Rec. 4001/02 KCD,

Mod.: Uday Bhawalkar, ein Schüler aus dem Dagar-Klan beschreibt die Zwänge im heutigen Musikbetrieb: O-Ton Bhawalkar: Heute bekommt man von jedem Veranstalter einen Zeitplan. Ich versuche so lange zu singen, wie meine Kreativität es vermag, auch wenn ich nur zwei Töne singe, dann müssen sie immer anders klingen. Das hat natürlich einen Einfluß auf das Publikum, wenn man auch nur mit zwei, drei Tönen etwas kreieren kann. Ohne eine musikalische Vision macht das für mich keinen Sinn.

Mod: Uday Bhawalkar ist ein Meister unter den Dhrupadkünstlern. Dadurch bekommt er Einladungen von vielen renommierten Festivals im In- und Ausland. Für die Nachwuchskünstler ist die Zukunft weniger strahlend. So meint Carsten Wicke: Zitat: Es gibt keine professionellen Plattformen, auf denen junge Dhrupadmusiker auftreten können. Das hat zu dem Trend geführt, daß die Schulen neben der Ausbildung auch eigene Festivals veranstalten. Das funktioniert mehr schlecht als recht. Wenn man eingeladen wird, dann weiß man, man kriegt nicht mehr als die Fahrtkosten, aber man kann spielen. Mod.: In einer Aufnahme von Bahauddin Dagar hören Sie einen der ganz wenigen und dazu erfolgreichen Vina-Spieler aus Nordindien. Sein Vater starb, als er zwanzig war. Das zwang ihn schnell, ein eigenständiger Musiker zu werden, und gleichzeitig lernte er weiter bei seinem Onkel. Die folgende Komposition in Raga Puriya Kalyan entwickelt er aus den tiefen Regiestern, bis er die schlichte Melodie in den höchsten Tönen enden läßt. Begleitet wird er auf der doppelseitigen Trommel Phakawaj in einem Zyklus von zwölf Schlägen.

Musik 10: Komp: Trad. 2:40 Titel: Raga Puriya Kalyan - Dhrupad chautal, Interpreten: Bahauddin Dagar, Stabzither Rudra Vina IAM CD 1077, Indian Arch. Music 9

Tr. 2

Mod.: Auf der altehrwürdigen Stabzither Rudra Vina spielte Bahauddin Dagar eine Dhrupad-Komposition. Der im 13. Jahrhundert aus der Tempelmusik entstandene klassische Dhrupadstil wird heute vor allem von den Sängern und wenigen Vinaspielern der Dagar-Dynastie gepflegt. Daneben besteht bis heute die Darbhanga Gharana oder die Schule der Familie Mallik. Zwei weitere musikalische Richtungen sind ohne renommierte Nachfolger fast verloren gegangen. Heute bildet die Darbhanga Schule ein starkes Gegengewicht zu den Dagars. Denn sie haben nicht den Alap, die Einführung des Ragas, in den Vordergrund gestellt, sondern sie konzentrieren sich auf die Komposition, das Lied für die Götter. In der folgenden Aufnahme hören Sie einen Ausschnitt aus einer Komposition in Raga Paraj, ein Loblied auf Gott Krishna. Im Vergleich zum geschmeidig-weichen Klang der Dagars haben die Malliks eine rustikal- erdige Ausdrucksstimmung. In dieser Aufnahme sind die Raga-Interpreten der längst verstorbene Meister Ram Chatur Mallik und sein noch lebender Großneffe Abhay Narayan Mallik.

Musik 11: Komp: Trad. 3:27 Titel: Raga Paraj Interpreten: Chatur Mallik und Abhay Narayan Mallik. CD: The king of dhrupad, Wergo SM1076-50, LC 0846, Tr. 4

Mod.: Aus der Dhrupad-Schule von Darbhanga hörten Sie Ram Chatur Mallik und Abhay Narayan Mallik. - Nicht nur der persönliche Ausdruck einer Schule gehört zu den wichtigen Unterscheidungsmerkmalen, wesentlich sind ebenso die Kompositionen und ihre Texte. Diese wertvollen Schätze gibt der Lehrer an seinen Schüler weiter. Mit dem Untergang einiger Interpretationslinien, geht auch das musikalische Repertoire weitgehend verloren. Soweit Tonaufnahmen vorhanden sind, läßt sich das seltene künstlerische Erbe manchmal erhalten. Der Dhrupadstil verlangt die strenge Zucht durch einen Lehrmeister, gepaart mit der Lust am Musizieren. Offenbar wollen einige Unverdrossene sich diesem Diktat unterziehen, obwohl sie kein 10

Millionenpublikum erreichen werden. Mit einem Regenraga, gesungen von Indrakishore Mishra, einem der letzten aus der Bettiah Gharana, verabschiedet sich Clair Lüdenbach. Es heißt im Text: Der Regen ist angekommen mit Wolkenhorden, die den Himmel auskleiden. Gute Menschen können den Weg im strömenden Regen nicht sehen. Eine sanfte Brise spürt man von allen Seiten. Und ein milder Duft von feuchter Erde verbreitet sich. Pfauen singen Gottes Lob und tanzen vor Freude.

Musik 12: Komp: Trad. 6:33 Titel: Regenraga “Der Regen ist angekommen…“ Interpret: Indrakishore Mishra, Gesang CD: Megh Indian Arch. Music, IAM CD1079, Tr. 6, 8’20