14. Internationales Forum 44 34
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14. internationales forum 44 34. internationale des jungen films berlin 1984 filmfestspiele berlin NIPPON-KOKU FURUYASHIKI-MURA Der Reisanbau, das Dörfchen Furuyashiki und die Per• Japan — Das Dörfchen Furuyashiki sonen des Films Sommer 1980.Kalte Luft vom Pazifik trifft alle japanischen In• seln. Furuyashiki, ein kleines Dorf im Berggebiet von Zao, ist Land Japan 1982/83 keine Ausnahme. Produktion Ogawa Productions In Furuyashiki heißt 'kalte Luft' 'Shiro - Minami\ (Shiro be• deutet 'weiß' und Minami 'Süden'.) Wie dieser ortsübliche Aus• druck andeutet, strömt weißliche Luft von der Südostseite der Regie, Buch Shinsuke Ogawa Bergkette zum Dorf hinunter, und dann fällt die Temperatur im Dorf rapide. Shigezo Inue, einer der Dorfbewohner, sagt: „Der 'Shiro — Minami' trifft uns sehr oft, seit Tohoku 1934 den Regieassistenz Toshio Iizuka, Dadatoshi Mikado Kaltwetterschaden hatte." Kamera Masaki Tamura Am 31. August um zwei Uhr nachmittags fängt die Kamera die Kameraassistenz Tetsuji Hayashi, Haruo Nasaka Reisblüte auf dem Feld ein ... Es gibt keine Anzeichen dafür, daß ein Ansturm kalter Luftmassen kurz bevorsteht. Einen Mo• Schnitt Shinsuke Ogawa, Toshio Iizuka nat später zeigt die Kamera jedoch, daß keine Reisblüte sich in Schnittassistenz Sato mi Hirose, Sadatoshi Mikado Reiskörner verwandelt hat. Musik Ichiro Seki Anfang Oktober macht die Filmcrew mit Yoshio Hanaya Bekannt• Ton Nobuyuki Kikuchi schaft, der die unreifen Reisähren entfernt. Vom 'Shiro Minami' getroffen, sind die Reispflanzen hier in Shimo-Minamizawa ab• Grafik Reiko Fujimori gestorben. Daraufhin bilden Yoshio und der Stab der Produktion Gedichttext Michio Kimura Ogawa ein Team und beginnen Experimente mit Kaltluft. Produktionsleitung Hiroo Fuseya Zuerst fertigen sie eine Reliefkarte von Furuyashiki an und dann lassen sie Trockeneis darüberhinströmen, das der Kaltluft ähnelt. Auf nah meleitung Yoko Shiraishi, Hiroko Hatanaka Im Südosten des Dorfs stehen Berge von über 1000 Meter Höhe Titelzeichnung Takashi Shoji wie eine spanische Wand. Die Kaltluft, die über diese Berge fließt, Technische Beratung führt Kälte aus einer Höhe von 1000 - 1500 Meter mit sich, und für Holzverkoklung Nikichi Sato die Luft in der geringeren Höhe von 600 - 700 Metern könnte un• möglich über die Berge kommen. Trotzdem bekommt Shimo- Minamizawa die Kaltluft aus zwei verschiedenen Gegenden ... Uraufführung 1. Oktober 1982, Kamiyama über die Berge und dann über einen etwas tiefer gelegenen Punkt. Wo kommt die Kaltluft her? „Genau daher! Sie strömt rasch über diesen Paß hinein nach Shimo-Minamizawa!" Die Kamera Format 16 mm, Farbe zeigt die Freude und die Aufregung über die Entdeckung, die Länge 210 Minuten für einen Augenblick die drohende Kaltluft vergessen macht. Als nächstes entdeckt das Team die Ursache der in diesem Jahr Anmerkung: der japanische Titel des Füms kann auch die Bedeu• erfolgreichen Reisemte auf dem Feld von Komatsugura ... ob• tung haben: »Japan — Ein Dorf aus alten Bauernhäusern". gleich es genau neben dem völlig ruinierten Reisfeld liegt. Dann eine andere Entdeckung: die kleine Kaltluftmasse, die von einem kleinen Sumpf gebiet kommt ... Außer in den Reisanbau führt die Kamera in Geographie und Inhalt Klima von Furuyashiki ein. Jetzt schwenkt sie zum Erdboden Schauplatz dieses Films ist ein Dorf im Zao-Gebirge namens hinunter ... sie zeigt den Erdboden der völlig ruinierten Reisfel• Furuyashiki. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der bewohn• der von Shimo-Minamizawa. Wie Joshyo sagt: der Boden wäre ten Häuser dort von 18 auf 8 gesunken. Die jungen Leute arbei• gut für den Reisanbau, wenn die Kaltluft nicht das Dorf umgäbe. ten alle in der Stadt; deswegen ist Furuyashiki tagsüber ein Dorf Jedoch entdeckt die Kamera unerwartet eine akkumulierte Eisen• der alten Leute. Der Regisseur Ogawa und sein Team haben meh• schicht, wie man sie angeblich oft in alten Reisfeldern findet, rere Jahre in diesem Dorf gelebt und selbst den Reisanbau erlernt, aber niemand hat sie je gesehen. Diesmal baut das Team ein Mo• um die Lebensbedingungen der Bauern richtig verstehen zu kön• dell der Bodenschichten und tauscht Ansichten darüber aus, nen. Der Film beginnt mit der Erläuterung der Reispflanze und warum sich das Eisen hier angesammelt hat und wie es auf den der kalten Luft, die den Reisanbau in Furuyashiki behindern, Reis wirkt. Ein Ausdruck der Bewußtheit erscheint auf den Ge• und entwickelt sich zu einem Porträt des Dorfes und seiner Be• sichtern der Teammitglieder. wohner. Diese berichten nicht nur von ihren gegenwärtigen Schwierigkeiten, sondern auch von Mißernten und von ihren Er• Die bisher auf den Boden gerichtete Kamera wendet sich nun dem Geschehen über dem Boden zu. Es ist schon Spätherbst und lebnissen im Krieg der Showa-Dynastiezeit. die Reisernte von 1980 ist vorbei. Aber das Dorf ist da, und die Nach 'Kinema Jumpo', Tokyo, Nr. 850, Dezember 1982 Dorfbewohner leben wie immer. Fossilien von Meeresmuscheln im Schoß, die von den Hügeln hinter ihrem Haus stammen, erzählt Mie von früher ... über ihre Reise nach Tokio Ende der zwanziger Jahre, zu der sie sich da• mals entschloß, als sie sich sagte: „Nicht alle Orte in Japan sind wie dieses unfruchtbare Dorf." ... Wie einträglich die Kohlen- brennerei in ihrer Jugend, als sie noch ihre Arbeitskraft hatte, Seidenraupenzucht dem Dorf Wohlstand brachte und die Dorf• im Dorf war; und die weibliche Feuerwehr, die das Dorf den bewohner gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts 'neureich' Tag über schützte, während die Männer in den Bergen bei der wurden, brachte man am Himmel über dem Dorf Feuerwerks• Arbeit waren. Sie erzählt auch von den Frauen auf einem Er• körper zur Explosion. Kisa kann sich die Feuerwerkskörper noch innerungsphoto, die damals lebten, als es im Dorf nur achtzehn heute bildlich vorstllen, die sie als kleines Mädchen sah. Haushalte gab. Chiu Kimura entnimmt einem buddhistischen Altar staatliche Eine Straße, die das Dorf mit der Stadt verbindet. Kiichiros Schatzanweisungen und zeigt sie uns. Sie bekam sie von der Re• Traum war es, mit dieser gepflasterten, bequemen Straße die gierung als Spende für ihren Schwiegersohn Tomekichi, der auf 'Modernisierung' ins Dorf zu bringen. Jedoch hat sie die Dorf• der Insel Attu gefallen ist. Aber sie sagt, wie hilfreich sie gewe• bewohner, im Gegenteil, nur hinausgebracht. Andererseits gibt sen wären, wenn man sie damals gegeben hätte, als ihre Familie es eine Straße, die alle 'Owari Kaido' nennen. Diesen Bergpfad in Not war; jetzt jedoch seien sie wertlos. „Ich glaube jetzt, daß ist Wari, eine der Frauen aus dem Dorf, seit vierzig Jahren hin• sowohl Tomekichis Leben als auch das für seinen ehrenhaften auf- und hinuntergegangen, schnaufend mit einer schweren Last Tod angebotene Geld dem Land geweiht worden sind, aber ich auf dem Rücken. Auf diesem Abhang erlebte sie die Wunder ihres werde nie die Augusttage 1945 vergessen, als ich erfuhr, daß der Lebens ... Eine schöne Frau, die unerwartet auftauchte. Die Kaiser kapituliert hatte", fügt sie hinzu. 'Owari Kaido' ist die Straße für jeden Dorfbewohner, der auf die In Chius Haus wird die Kokon-Ernte der Seidenraupenzucht in Felder und in die Berge arbeiten geht. festlicher Heiterkeit verarbeitet. Die Kamera konzentriert sich Winter 1980. Hiroshi Hanaya, der einzig überlebende Köhler von auf die sich geschäftig bewegenden Finger der Frauen über wei• Furuyashiki, ist an der Arbeit in den schneebedeckten Bergen. Er ßen Kokons. Die Stimmung ist fröhlich, man singt... Wari, be• erzählt dem Kamerateam: „Ich arbeite lieber für den Ofen als kannt für den 'Owari Kaido', ist da und hilft ihnen. für einen Menschen." Und er zeigt uns, wie er die 'Hakutan'-Holz- Sie singt ein Lied, das sie früher oft gesungen hat. Chiu lacht kohle nach dem traditionellen Rezept des Dorfes brennt. viel. Chiu, Hiroshis Mutter, zeigt uns die amtlichen Schreiben, die sie Abends geht Wari auf einer der Dorfstraßen heim. Wind kommt vom Tode ihrer beiden Söhne, Chokichi und Takuya, im Krieg auf und die Blätter der Bäume rascheln. Die Berge werfen das benachrichtigten, sie hat die Briefe lange sorgfältig aufbewahrt. Echo zurück und der Sumpf murmelt ... als ob menschliche Stim• 'Tod für Ehre' ... Chius beide Söhne ließen ihr Leben auf Saipan men im Chor sängen ... und den Philippinen, wo die Geschichte des Zweiten Weltkrieges die blutigsten Schlachtfelder verzeichnet. In der Tat haben die Heute, am 3. Juli 1981 nachmittags um vier Uhr strömt der Vorfahren von Chius Familie ein Denkmal für die Ruhe der Toten 'Shiro-minami' wieder nach Furuyashiki hinein. gebaut. Um 1870, fünf Generationen zuvor, gaben die Yokichis (Produktionsmitteilung) die traditionelle Beschäftigung — die Bärenjagd — auf, bauten die• ses Denkmal und hinterließen den Nachkommen Familiensprich• wörter mit dem Inhalt: „Rühre nie ein Gewehr an!" So erzählt Von Narita nach Magino Hiroshi, der nach dem Verlust seiner beiden Brüder im Krieg jetzt Sie verändern sich und finden den Schlüssel zu einer neuen Welt das Haupt der Familie ist. Das Denkmal, das noch an der Straße durch Landwirtschaft und dadurch, daß sie ihren Lebensunter• steht, enthält die Geschichte einer Dorffamilie. Zerschnitten und halt verdienen. gekreuzt, vermischt mit der Geschichte des Landes ... und jetzt... Dokumentarfilmfans werden sich an die Ogawa-Produktion we• Frühling 1981. Die traditionelle Seidenraupenzucht im Dorf be• gen ihrer Narita-Seúe erinnern, die man bisweilen als 'Filme hoch• ginnt. Sada Hanaya, die hart arbeitende Großmutter einer der politischer Art' bezeichnet hat. Aber durch die lange Anstren• Familien des Dorfes,