Nederduytsche Poemata
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Nederduytsche poemata Daniël Heinsius Heruitgegeven en ingeleid door Barbara Becker-Cantarino bron Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata. (Facsimile-uitgave van eerste druk 1616) Peter Lang, Bern / Frankfurt am Main 1983 Zie voor verantwoording: http://www.dbnl.org/tekst/hein001nede01_01/colofon.htm © 2007 dbnl / Barbara Becker-Cantarino 2* Daniel Heinsius, ca. 1607. Kupferstich angefertigt 1609 von Willem Swanenburgh nach seinem eigenen Stich von 1607. Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata 9* [Wort zuvor] In seiner Studie über Daniel Heinsius stellte D.J.H. ter Horst schon 1934 mit Bedauern fest, daß man die Nederduytschen Poemata noch immer nicht in einer modernen Ausgabe lesen könne und kündigte deren Vorbereitung durch C. Debaive an. Aus diesen Plänen ist jedoch nichts geworden. Unser Faksimiledruck der Erstausgabe von 1616 möchte nun endlich diese wichtige Gedichtsammlung wieder zugänglich machen. Daß die Nederduytschen Poemata in der Reihe ‘Nachdrucke deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts’ erscheinen, soll nicht etwa bedeuten, daß sie damit in die deutsche Literatur eingemeindet worden sind. Die lateinischen Werke des Daniel Heinsius wurden ja verschiedentlich einfach der neulateinischen Literatur Deutschlands zugeordnet. Vielmehr zeugt die Aufnahme der Nederduytschen Poemata in diese Reihe von der großen Bedeutung dieses Werkes auch für die deutsche Literatur des 17. Jahrhunderts und von dem Interesse der Barockforschung, für die der Blick über die Nationalgrenzen ebenso wichtig ist, wie er für den Dichter der Epoche war. Mein Dank gilt den Bibliotheken in den Niederlanden, in Deutschland und den USA, deren Exemplare der Nederduytschen Poemata ich einsehen oder auf Mikrofilm erhalten konnte, besonders der Universitätsbibliothek Göttingen, die das Exemplar für den Nachdruck zur Verfügung gestellt hat. Herrn Dr. Breugelmans, Leiden, möchte ich vielmals für seine wertvollen biblio- Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata 10* graphischen Hinweise danken, sowie dem University of Texas Research Institute für einen Druckkostenzuschuß. Ich freue mich, daß diese bereits 1976 fertiggestellte Ausgabe nun endlich erscheinen kann. Austin, Texas, Februar 1982. Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata 11* Einleitung I Daniel Heinsius (1580-1655) Mit ‘Heinsius mihi numen est’ schloß Hugo Grotius die Zeilen, die er in das Album amicorum des Daniel Heinsius (1580-1655) eingetragen hatte.1 Damit ist die bedeutsame Stellung gekennzeichnet, die der junge Heinsius im Kreise um Janus Dousa (1545-1604)2 und 1 Zuerst abgedruckt in Danieli Heinsii Auriacus [...] Accedunt eiusdem Iambi [...] (Leiden, 1602), S. 128. Das Stammbuch ist nicht erhalten. - D.J.H. ter Horst, Daniel Heinsius (Utrecht, 1934) ist voreingenommen gegen Heinsius' Persönlichkeit und Werk; eine sachgemäße Biographie findet sich in P.R. Sellin, Daniel Heinsius and Stuart England (Leiden, 1968), S. 1-68, mit einem Verzeichnis von Heinsius' Werken, ‘Short-Title Checklist,’ S. 203-52. 2 Dousa befreundete sich als Student in Paris mit dem Kreis der Pléïade, besonders mit Ronsard, reiste wiederholt nach England, nahm seit 1570 aktiv am öffentlichen Leben teil und widmete sich der neulateinischen Lyrik, geschichtlichen und philologischen Studien. Bei der Belagerung von Leiden verteidigte er die Stadt erfolgreich, war an der Gründung der Universität Leiden 1575 maßgeblich beteiligt und hatte das Amt eines Kurators bis zu seinem Tode inne. Zu Dousas Freundeskreis gehörten u.a. Justus Lipsius, Domenicus Baudius, Janus Gruterus, Jan van Hout, Hadrianus Junius und Bonaventura Vulcanius. Treffpunkt war oft Dousas Landsitz Noordwijk. - Vgl. die Einleitung zum Ausstellungskatalog von C.L. Heesakkers, Janus Dousa en zijn vrienden (Leiden, 1973); R.E.O. Ekkart, ‘Sleutelfiguren,’ Jaarboekje voor de geschiedenis en oudheidskunde van Leiden en omstreken, 66 (1974), S. 197-215 und C.L. Heesakkers, Praecidanea Dousana. Materials for a Biography of Janus Dousa Pater (1545-1604). His Youth (Amsterdam, 1976). Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata 12* Joseph Scaliger (1540-1609)3 als schriftstellerisches und wissenschaftliches Talent schon bald nach seiner Ankunft in Leiden einnahm. Schon 1583 hatte Heinsius' Famile die Heimatstadt Ghent verlassen, um wie viele flämische Protestanten vor den anrückenden Spaniern unter Alessandro Farnese, dem Neffen Philips II. und Statthalter der Niederlande seit 1578, im Norden Zuflucht zu suchen. Der Vater, Nicolaas Heyns, war Calvinist und hatte das ansehnliche Amt des Sekretärs des flämischen Rates in der kurzlebigen Calvinisten-Republik Ghent bekleidet. Nach kurzem Aufenthalt in Zeeland, in England und in der Nähe von Den Haag, ließ sich die Familie 1588 endgültig in Vlissingen nieder. Dort besuchte Daniel die Lateinschule, 1596 wurde er als Student der Rechte auf die neugegründete Akademie in Franeker geschickt, die vornehmlich von flämischen Emigranten besucht wurde. Schon hier verfaßte er lateinische Gedichte und interessierte sich mehr für das Studium der klassischen Sprachen als für die Rechts- 3 Joseph C. Scaliger, der Sohn des Julius Caesar Scaliger, war neben Isaak Casaubon der berühmteste Philologe Frankreichs seiner Zeit. In Paris war er ebenfalls mit dem Kreis der Pléïade befreundet, als Calvinist nahm er an den Hugenottenkriegen teil, verließ Frankreich nach der Bartholomäusnacht, trat 1593 die Nachfolge des Lipsius in Leiden an und machte die junge Universität zum Zentrum klassischer und philologischer Studien. W. den Boer, Scaliger en Perizonius. Hun betekenis voor de wetenschap (Den Haag, 1964). Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata 13* wissenschaft. 1598 schrieb er sich in Leiden ein, wurde von seinem Vater zurückgerufen, bis dieser - vielleicht durch die Fürsprache Scaligers umgestimmt - endlich die Erlaubnis zum Studium der klassischen Sprachen gab, so daß Daniel sich im Oktober 1600 wieder in Leiden immatrikulieren konnte. Mit lateinischen Gelegenheitsgedichten, wie etwa mit dem Carmen nuptiale (1599) für die Hochzeit von Petrus Scriverius oder dem bukolischen Gedicht Nordowicum für Janus Dousa, erlangte er Zutritt zu dem Kreis von Dousa und Scaliger. Der Druck seines zuvor aufgeführten lateinischen Schuldramas Auriacus sive libertas saucia (1602) wurde von Dousa, Grotius, Scaliger, Bonaventura Vulcanius, Janus Gruterus und anderen mit lateinischen Geleitgedichten versehen. Unter der Anleitung von Scaliger entstanden die ersten Editionen klassischer Texte: Silius Italicus' De secundo bello Punico (1600) und Crepundia Siliana (1601), sowie Ausgaben von Hesiod und Theokrit 1603. 1605 erschien seine Dissertatio über die Dionysiaca des Nonnus, 1607 gab er die Iambi gnomici Joseph Scaligers heraus und versah die gesammelten Gedichte von Janus Dousa d.J. (1571-1597), dem frühverstorbenen begabten ältesten Sohn des Janus Dousa, mit einer Widmung. Im selben Jahr erschienen eine Ausgabe des Maximus Tyrius und die Nikomachische Ethik des Aristoteles mit lateinischer Übersetzung. Dann folgte als Ergebnis seiner Beschäftigung mit den Poetiken des Horaz und Aristoteles die mit Anmerkungen versehene Horazausgabe (1610), der die Epistola ad Pisones und die Poetik des Aristoteles, beide mit umgreifenden Textumstellungen, angefügt waren. Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata 14* 1612 wurde dem Neudruck von Heinsius' Horazausgabe außerdem das Traktat De satyra Horatiana beigefügt, nachdem 1611 im Anhang zu seiner Ausgabe von Aristoteles' Poetik seine Arbeit über die Tragödie, De tragoediae constitutione, erschienen war, welche dann 1643 überarbeitet wurde. Auf die Ausgabe des Theophrast von 1613 folgten 1616 die von Clemens von Alexandrien, 1618 die Komödien des Terenz mit einer Dissertatio über Plautus und Terenz, die Itineraria (Reiseberichte über Frankreich und Spanien) des Johannes Secundus und 1619 die philosophischen und rhetorischen Schriften Senecas mit Heinsius' wichtiger ‘De stoica philosophia oratio’ im Anhang. Nach diesen zwei Jahrzehnten äußerster Fruchtbarkeit verlagerte sich das wissenschaftliche Schaffen auf theologische Texte, jedoch nicht ausschließlich. 1627 erschienen die Briefe Scaligers, 1636 die Colloquia des Erasmus. Heinsius' theologische Arbeiten wurden eingeleitet von Homilien zur Geburt (1612) und Passion (1613) Christi, dann folgte die Herausgabe der einen Folioband füllenden Acta der Synode von Dordrecht (1620); erwähnenswert ist die kommentierte Edition von Nonnus' Paraphrase des Johannisevangeliums, Aristarchus sacer (1627). An den philologischen und historisch-kritischen Erklärungen zum Neuen Testament, den Exercitationes (1639), die Heinsius als sein wichtigstes Werk betrachtete, hatte er über ein Jahrzehnt gearbeitet.4 4 H.J. de Jonge, ‘The Study of the New Testament,’ Leiden University in the Seventeenth Century (Leiden, 1975), bes. S. 93-100. Daniël Heinsius, Nederduytsche poemata 15* Bei dieser ausgedehnten editorischen5 und wissenschaftlichen Tätigkeit wird Heinsius' glanzvolle akademische Laufbahn in Leiden verständlich, für deren Verlauf natürlich auch die Fürsprache Scaligers und Dousas wichtig war. Ohne je einen akademischen Grad erworben zu haben, wurde Heinsius 1602 zunächst mit Vorlesungen beauftragt, 1603 zum außerordentlichen Professor der Dichtkunst (poësie), 1605 zum ordentlichen Professor für Griechisch und 1607 zum Bibliothekar ernannt; 1610 wurde er Sekretär des akademischen Senats und 1612 erhielt er den angesehenen Lehrstuhl für Politik und Geschichte. Erst 1647 dispensierten ihn auf wiederholten Antrag hin und nach Fürsprache des Prinzen von Oranien die Kuratoren vom Lehren, und 1653 wurde ein