Nr. 01 / März 2016

Gott und die Welt Politik & Religion

DER 01 / 2016 1 AKTUELL

Inhalt Lieber Leserinnen, liebe Leser, Politik und Religion 4 – 11 die Religion ist in der säkularen Welt des 21. Jahrhunderts auf dem Rückzug ins Private. Der „Raum der Stille“ im Landeshaus 4 Dennoch spielen Weltanschauungen und Werte in vielen öffentlichen Debatten eine Jüdisches Leben / zentrale Rolle: Wie können sich Hunderttausende Flüchtlinge aus anderen Kulturkreisen „Junge Islam Konferenz“ 5 in die deutsche Gesellschaft integrieren? Warum müssen auch Nichtgläubige am Kar­ Prof. Thomas Großbölting freitag auf den Disco-Besuch verzichten? Soll das Schweineschnitzel von den Speiseplänen über Staat und Kirche 6 ­öffent­licher ­Kantinen verschwinden, weil Muslime und Juden kein Schwein essen dürfen? Wir blicken in dieser Ausgabe auf den Einfluss religiöser Überzeugungen auf die Politik. Ein Christ, eine Muslima Der Historiker Prof. Thomas Großbölting beschreibt das Verhältnis von Staat und Kirche und ein Atheist diskutieren 8 in der Bundesrepublik. Drei Abgeordnete – ein Christ, eine Muslima und ein Atheist – Ausstellung: ­diskutieren miteinander. Und wir haben eine Veranstaltung über jüdisches Leben in Frauen und die Reformation 10 Schleswig-Holstein sowie die erste „Junge Islam Konferenz“ im Lande besucht. Vorschriften für stille Feiertage Zur Osterzeit läuten wir außerdem den Frühling ein. Marianne Ehlers, Platt-Expertin des gelockert 11 ­Heimatbundes, führt nicht nur Gäste auf Niederdeutsch durchs Landeshaus, sie ist auch Dichterin. In einer neuen Serie begleitet sie unsere Leser auf Platt durch das Jahr. Im Rückblick 12 - 13 Wir wünschen viel Freude beim Lesen und frohe Ostern! Der erste ernannte Landtag 1946 Ihre Redaktion Personalien 14 Nachrufe 15 Die Seite fürs Ehrenamt 16 ZÄHLBARES Ausschüsse: Schulpolitik, Regeln für Kite-Surfer 17 1.393.568 Menschen in Schleswig-Holstein gehören Neue Serie: Bücherecke / Landtagswahl 2017: der evangelischen Kirche an – etwa die Hälfte der Einwohner. Sechs Prozent der Schleswig- Neue Broschüren 18 Regierung schlägt Holsteiner sind Katholiken, drei Prozent sind Dr. Christian Meyer-Heidemann: Muslime, 0,1 Prozent sind Juden. Impulse für die politische Bildung 19 den 7. Mai vor (Quellen: EKD, Humboldt-Uni, Zensus) Ein Besucherabend im Landtag 20 Mehr zu Politik und Religion Für die Landtagswahl 2017 zeichnet sich in Schleswig-Holstein: Sonntag, der 7. Mai, als Wahltag ab. Diesen ab Seite 4. Neue Serie: Mit plattdüütsche ­Termin hat das Innenministerium Ende ­Februar Riemels dörch dat Johr 21 vorgeschlagen. Die im Landtag vertretenen Parteien­ ­haben nun bis Mitte April die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Anschließend fällt das

Landes­kabinett die endgültige Entscheidung. Allerdings muss auch der Landtag noch einige­ Im Porträt: Details klären. Der Innen- und Rechtsausschuss berät zurzeit über eine Reihe von Ände- Katrin Fedrowitz (SPD) / rungsvorschlägen zum Wahlrecht. Dabei geht es beispielsweise darum, wie lange Wähler Sven Krumbeck (Piraten) 22 und Kandidaten im Lande leben müssen, um an der Wahl teilnehmen zu dürfen. Außerdem Ins Bild gerückt: will die Koalition solchen Parteien, die vom Landeswahlausschuss abgelehnt wurden, die Zu Besuch im Landeshaus 23 Möglichkeit zur schnellen Beschwerde beim Landesverfassungsgericht einräumen. Termine, Termine, Termine 24 Katrin Fedrowitz neu im Landtag

Zum Titelbild: Katrin Fedrowitz ist seit Jahresbeginn Mit- glied der SPD-Fraktion. In der Januar-Tagung Ernst Barlachs „Geistkämpfer“ legte sie vor Landtagspräsident Klaus Schlie symbolisiert den Sieg des Geistes über den Verpflichtungseid ab. Die Norderstedterin die dunklen Kräfte. Der Engel mit rückte für Olaf Schulze nach, der zum Bürger- Schwert galt in der Nazi-Zeit als meister von gewählt wurde und „Verfallskunst“. Seit 1954 steht die deswegen nach zehn Jahren aus dem Land- fast fünf Meter hohe Bronzeskulptur tag ausgeschieden ist. Fedrowitz arbeitet im vor der Nikolaikirche auf dem Alten ­Petitions- und im Wirtschaftsausschuss mit. Markt in Kiel. Mehr zur neuen Abgeordneten lesen Sie auf Seite 22.

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Studium für Behinderte oft eine hohe Hürde Menschen mit Behinderung und chronisch Kranke müssen in ­Schleswig-Holstein viele Hindernisse überwinden, wenn sie ein Hochschulstudium absolvieren wollen. Das ist das Ergebnis der ­Tagung „all in – Barrierefreiheit im Studium gestalten“ Ende Februar im Landeshaus. Der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinde- rung, Ulrich Hase, und das Sozialministerium hatten eingeladen. Das Problem: Ein Großteil der Uni-Gebäude ist nicht barrierefrei. Es fehlen breite Türen, Aufzüge, behindertengerechte Toiletten oder Schreibtische für Rollstuhlfahrer. Seh- oder Hörgeschädigte stehen oft allein vor der Frage, wie sie den Vorlesungen folgen können. Die Be- Arvid und Isabel debattieren am besten troffenen, schätzungsweise 2.500 Studenten im Lande, müssen selbst zusehen, wie sie diese Hürden überwinden. Das bedeute einen großen Arvid Baier (15) von der Stormarnschule in Ahrensburg und Isabel Aufwand bereits vor Studienbeginn, so Hase. Häufig könnten sie erst Burrer (17) vom Humboldtgymnasium Neumünster sind die diesjäh- mit einem Semester Verspätung anfangen, weil sie so viel organisieren rigen Landessieger­ des Wettbewerbs „Jugend debattiert“. Arvid setzte müssten. sich Mitte März im Landeshaus bei den 8. bis 10. Klassen durch. Isabels Das Bewusstsein, etwas für Menschen mit Behinderung zu tun, sei Argumente und Ausdruckskraft überzeugten die Jury in der älteren an den Hochschulen im Norden gut ausgeprägt, sagte Hase. Aber: Es Gruppe bis Klasse 13. Die beiden fahren Mitte Juni, wie auch die Zweit­ sei noch ein weiter Weg, bis sich „Studierende mit Behinderung wie platzierten des Landesentscheids, zum Bundesfinale nach Berlin. In andere ungehindert ihrem Studium widmen können“. diesem Schuljahr haben rund 11.000 Schüler im Lande an dem Wett- streit teil­genommen, der unter der Schirmherrschaft von Bundes­ präsident Joachim Gauck steht. Wortwörtlich Gedenken an die Opfer des

„Lassen wir nicht zu, dass Gewalt und Hetze ein hässliches Bild Hubschrauberabsturzes­ ­unseres Landes ergeben. Wir geben der Vernunft eine Stimme. Der Landtag hat der Opfer des Absturzes eines Bundespolizei-Hub- Wir gestalten das Land, in dem wir leben.“ schraubers am 25. Februar in Bimöhlen (Kreis Segeberg) gedacht. Den (Daniel Günther, CDU) Angehörigen der beiden verstorbenen Polizisten sprach Landtagsprä- „Wir werden rechtem Populismus und rechter Hetze immer ent- sident Klaus Schlie zu Beginn der März-Tagung das Mitgefühl des Par- schlossen entgegentreten. Ich sage Ihnen ganz ausdrücklich: lamentes aus: „Wir trauern mit Ihnen um diese beiden Männer, die im Wenn die Republik nach rechts rückt, rücken wir nicht mit.“ Einsatz für die Sicherheit unseres Landes ihr Leben opfern mussten.“ (Ralf Stegner, SPD) Zudem seien die Abgeordneten in Gedanken bei den Beamten der Flie- gerstaffel, „die durch dieses Unglück zwei Kameraden verloren haben“.­ „In diesem Land wollen viele Menschen leben, nicht nur wegen Schlie äußerte die Hoffnung, dass der schwer verletzte Pilot, der zum voller Supermarktregale, sondern wegen unseres Rechtsstaates, Zeitpunkt der Sitzung im Krankenhaus lag, wieder ganz gesund­ werde. wegen unserer Werte, wegen unserer Humanität. Das müssen wir verteidigen.“ Gottesbezug: Suche nach (Eka von Kalben, Grüne) Kompromiss bis zum Sommer „Wenn 81 Prozent der Bevölkerung glauben, dass die Regierung nicht mehr in der Lage ist, mit den Problemen, die den Menschen Verschiedene Abgeordnete im Landtag bemühen sich zurzeit, eine auf den Nägeln brennen, sinnvoll umzugehen, dann ist das ein mehrheitsfähige Formulierung für einen Gottesbezug in der Landes- Alarmsignal an die Gestaltungsfähigkeit der Politik.“ verfassung zu finden. Das könne aber bis zur Sommerpause dauern, so (Wolfgang Kubicki, FDP) Landtagspräsident Klaus Schlie. Er hat im Februar die Initiatoren der Volksinitiative „Für Gott in Schleswig-Holstein“ über diesen Zeitplan „Egal wo rechtsextremes Gedankengut und Rechtspopulismus informiert. Sollte eine Formulierung gefunden werden, die die nötige herrschen, es muss von Anfang an unsere Antwort sein, den Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag erhält, könnte die Verfassung dem- ­Anfängen zu wehren.“ nach spätestens in der zweiten Jahreshälfte geändert werden. (Angelika Beer, Piraten) Bei der Verfassungsreform 2014 hatte es keine Mehrheit für einen Verweis auf die „Verantwortung vor Gott“ gegeben. Die Initiative, in „Wir müssen die Reihen schließen, wir müssen zusammen­ der sich Christen, Muslime und Juden zusammengefunden haben, hat arbeiten. Trotz Unterschieden in dem, was wir politisch vertre- daraufhin 40.000 Unterschriften für einen Gottesbezug gesammelt. ten, müssen wir uns gemeinsam als Parlament, gemeinsam als Laut Gesetz hätte der Landtag lediglich bis April Zeit, eine Entschei- demokratische Parteien gegen solche Bestrebungen wenden.“ dung in dieser Frage zu fällen. Nun sind aber dem Vernehmen nach (Lars Harms, SSW) mehrere Formulierungen im Gespräch, die beispielsweise neben dem Gottesbezug auch das „humanistische Erbe“ oder „andere Quellen ge- Aus der Debatte zu meinsamer Werte“ erwähnen. „rechtem Populismus und rechter Hetze“ am 18. Februar. Mehr zum Thema „Politik und Religion“ ab Seite 4.

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Gott und Der „Raum der Stille“ Im März 2005 schrieb der damalige SPD-Abgeordnete Rolf Fischer einen Brief: „Sehr geehrter Herr Landtagspräsident, Abgeordnete sollen, wie andere Bürger auch, die Gelegenheit haben,­ die Welt ihre Religion zu leben. Ich möchte Ihnen deshalb einen Vorschlag ans Herz legen: Es macht sich nicht schlecht, wenn neben dem Parlamentssaal als ‚Ort der lauten Rede‘ auch ein ‚Raum der „Nun sag, wie hast du’s mit Stille‘ vorhanden ist.“ In Landtagspräsident Martin Kayenburg (CDU) fand Fischer einen Befürworter seiner Idee. der Religion?“ Schon Faust war Zwei Monate später sendete auch der Ältestenrat ein positives Signal, die Nutzung stand die Gretchen-Frage ­unangenehm. ebenfalls schnell fest: Ein Zimmer sollte als Rückzugsort für Abgeordnete, Mitarbeiter und Heute ist ­Religion noch mehr ­Be­sucher dienen, als Andachtsraum, interkonfessioneller Gebetsraum oder für Gespräche ge- nutzt ­werden. Bis ein freier Raum gefunden, die Finanzierung diskutiert und die Einrichtung Privatsache als zu Goethes ­Zeiten. ­fest­gelegt wurden, dauerte es dann allerdings noch drei Jahre. Seit Dezember 2008 ist ein Doch nicht immer bleibt sie 60 Quadratmeter großes ehemaliges Sitzungszimmer der stillste Raum des Landeshauses – nur ­privat. Wir gehen den Fragen wenige Meter entfernt vom lautesten Ort des Hauses, dem Plenarsaal. 2009 initiierte Landtagspräsident Kayenburg dann eine Morgenandacht im „Raum der Stille“. nach, inwiefern Staat und Kirche verbunden sind, wie jüdisches Leben in Schleswig-Holstein aus- sieht und wie ­Politiker im Landtag es halten mit Gott und der Welt.

Zu Beginn unseres Schwerpunk- tes „Politik und ­Religion“ geht es um Religion im ­Landeshaus.

Ein Kreuz, eine Kerze, eine Orgel, Blumen – so sieht der „Raum der Stille „ zur ­Morgenandacht aus.

Zwei Frauen laden zur Morgenandacht C. Bruweleit: Ich selbst bin in meinen Pre- digten politischer, das hat mich in 20 Jahren Bevor die Plenarsitzung beginnt, treffen sich Abgeordnete und Mitarbeiter­ einmal im als Pastorin begleitet. Ich kann nicht an der Monat zur ökumenischen Morgen­andacht im „Raum der Stille“. Claudia Bruweleit, die Politik vorbei und möchte gerne Akzente Beauftragte der evangelischen Nordkirche für Schleswig-Holstein, und Schwester Maria setzen. Ich glaube aber, die Kirchen allgemein Magdalena vom katholischen Erzbistum laden mittwochs um 8:30 Uhr zu beziehen Position um der Menschen willen. Gebet, Gesang und Einkehr. Die Landtagszeitschrift sprach mit den beiden­ Geistlichen. Ist die „Landeshaus-Gemeinde“ eine un- Wie empfinden Sie die Atmosphäre im diskutieren und entscheiden. Es freut mich gewöhnliche Gemeinde für Sie? „Raum der Stille“? sehr, dass es an diesem herausgehobenen Ort C. Bruweleit: Es ist etwas Besonderes, wie C. Bruweleit: Der Raum ist wohltuend eine Andacht gibt. diese Gemeinde zusammengesetzt ist – durch zurückgenommen. Es ist wirklich ein Raum, Sr. Maria Magdalena: Für mich heißt das, den Arbeitsplatz. Es kommen sehr unter- der Stille ausstrahlt. eine Zeit des geistlichen Innehaltens in die- schiedliche Menschen zusammen. Für mich Sr. Maria Magdalena: Er ist sehr klar und sem Haus zu schaffen. ist es wichtig, das Lebensumfeld zu kennen, lenkt wenig ab. Man kann hier gut beten, wenn ich eine Predigt schreibe. Dann kann es ­singen und sich konzentrieren. Gestalten Sie diese Andacht politischer auch öfter geschehen, dass ein Wort jeman- als andere? den berührt. Was ist das Besondere daran, in einem Sr. Maria Magdalena: Ich bemühe mich, Sr. Maria Magdalena: Ich gestalte die Mor- Landtag eine Andacht zu feiern? immer informiert zu sein. Aber die Politik genandacht seit 2009 und so sind mir die C. Bruweleit: Bei der Vorbereitung der kommt im Gottesdienst nicht vor. Ich möchte­ Gesichter vertraut. Jede Gemeinde hat ein Andacht denke ich auch an die Verantwor- eher eine geistliche „Tankstelle“ anbieten – Gesicht – jedes Herz einer Gemeinde schlägt tung für das Land und die Menschen. Denn wohlwissend, was die Menschen gerade anders. Und ich glaube, mit diesem bin ich wenig später müssen die Abgeordneten hier bewegt.­ vertraut.

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Welche Geschichte hat das Judentum in Schleswig-Holstein?­ Wie ist das jüdische Leben im Lande organisiert? Darüber informierte eine Fachtagung in Rendsburg Anfang März. Geladen hatten die Deutsche Vereinigung für politische Bildung, das Jüdische Museum Rendsburg und der Landes­beauftragte für politische Bildung. Sieben* Fakten über jüdisches Leben in Schleswig-Holstein

Im 17. Jahrhundert siedelten sich erstmals Juden in den Herzog- 1. tümern Schleswig und Holstein an, erste Gemeinden waren Kiel, Viktoria Ladyshenski, Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde Kiel Lübeck, aber auch Friedrichstadt und Glücksburg. Die Zahl der Juden und Region, gab Einblicke in den jüdischen Alltag, Traditionen und im Lande blieb gering. ­Religionsgesetze der Thora. Rund 50 Teilnehmer, die meisten von ­ihnen Lehrer, kamen zu der Tagung im Jüdischen Museum Rendsburg.

Vor 1933 lebten knapp 2.000 Juden in Schleswig-Holstein. Zwei 2. Drittel wohnten in Lübeck und Kiel. Mindestens 1.000 von ­ihnen wurden im Holocaust ermordet.

Heinz Salomon kehrte als erster Jude nach dem Zweiten Welt- „Junge Islam Konferenz“: 3. krieg nach Kiel zurück. Er hatte das Konzentrationslager The- resienstadt überlebt. Salomon war in der SPD aktiv und gehörte dem Dialog statt ersten ernannten Landtag an. Bis heute ist er der einzige jüdische Landtagsabgeordnete Schleswig-Holsteins. Bundespräsident Heinrich Diskriminierung Lübke verlieh Salomon 1960 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Auch muslimische Jugendliche müssen sich stärker in der 1960 schlossen sich die Kieler und die Lübecker Gemeinden ­Öffentlichkeit für ihre Belange einsetzen. Das betonten die Teil­ 4. aufgrund schwindender Mitgliederzahlen zur „Jüdischen Ge- nehmer der ersten „Jungen Islam Konferenz“ in Schleswig-­ meinschaft Schleswig-Holstein“ zusammen. Heinz Salomon über- Holstein, die Mitte Februar im Landeshaus tagte. Die 32 Schüler, nahm den Vorsitz. Acht Jahre später löste sich der Verband jedoch Studenten und jungen Berufstätigen mit und ohne Migrations- mangels Mitgliedern auf. Die wenigen im Lande verbliebenen Juden hintergrund forderten außerdem, Diskriminierung aufzu­decken wandten sich an die Hamburger Gemeinde. Das änderte sich jedoch und an ihrer Stelle ein soziales Miteinander zu schaffen. Die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990. Viele jüdische ­Jugendlichen diskutierten auch darüber, dass Muslime in Schles- Emigranten zog es nach Deutschland, auch in den Norden. wig-Holstein bisher nicht als Religionsgemeinschaft per Staats- vertrag anerkannt sind. Um dies zu erreichen, müssten sich alle Das Jüdische Museum Rendsburg existiert seit 1988 und ist das muslimischen Verbände auf gemeinsame Inhalte verständigen – 5. zweitälteste seiner Art in Deutschland – nach dem Jüdischen das Land kann dann den Rahmen für den Staatsvertrag schaffen. Kulturmuseum Augsburg, das seit 1985 besteht. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Konferenz war laut ­Malte ­Morische, Koordinator für Schleswig-Holstein, „dass wir ­junge Rund 2.500 Juden leben zurzeit in Schleswig-Holstein. Sie Menschen zusammengebracht haben, die in ihrem sozialen 6. organisieren sich in zwei Verbänden: dem liberalen Landesver- ­Umfeld eine geringere Chance haben, sich dialogisch zu be­ band der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein und der eher gegnen.“ traditionellen Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein.

2005 schloss das Land mit den jüdischen Verbänden einen 7. Staatsvertrag über die „Förderung des jüdischen Lebens in Schleswig-Holstein“. Darin wird zum Beispiel die jährliche­ finanzielle­ Förderung festgelegt – 500.000 Euro in diesem Jahr. ­Außerdem be- kennt sich das Land zu der besonderen Verantwortung für die Juden in Schleswig-Holstein.

Die Zahl sieben hat in der jüdischen Tradition eine Sonderstellung. * Die Thora beginnt mit der siebentägigen Schöpfungsgeschichte. Der Sabbat ist der siebte Tag der Woche, das siebte Jahr ist das Sabbatjahr. Auf sieben fette Jahre folgen sieben magere Jahre. Das Pessachfest und Sukkot, das Laubhüttenfest, dauern sieben Tage. Die Menora, der siebenarmige Leuchter, verkörpert die Erleuch­ tung und ist Teil des israelischen Staatswappens.

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Das Kreuz der St.-Jürgen-Kirche über dem Flensburger Hafen: Wie sehr dominiert die Religion noch unsere Welt?

ls im März 2012 Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt Von der „hinkenden Awurde, kursierte in den Tageszeitungen wie auch im Netz eine Karikatur, die einen islamischen Geistlichen im Gespräch mit einem Taliban zeigte. Sagt der Taliban: „Ein Pastor als Bundespräsident und Trennung“ eine Pastorentochter als Kanzlerin.“ Sagt der Mullah: „Ein Gottesstaat, Respekt!“ von Staat und Kirche Über diesen Bilderwitz kann man ebenso lachen wie den Kopf schütteln. Natürlich, erst einmal liegt die Karikatur völlig falsch: Laut Grundgesetz ist die Bundesrepublik ein säkularer Staat, der seinen zur multireligiösen Bürgerinnen und Bürgern die individuelle Religionsfreiheit ebenso garantiert wie er dafür Sorge trägt, dass in Deutschland Menschen auch frei von Religion leben können. „Es besteht keine Staatskirche“, Gesellschaft so heißt es im Artikel 140 des Grundgesetzes. Die Bundesrepublik ein „Gottesstaat“? Nein, laut Verfassung sicher nicht.

Oder: Warum sich die deutsche Politik mit Schaut man allerdings genauer hin, dann spießt die Karikatur gerade in ihrer Überspitzung doch ein wichtiges Charakteristikum religiöser Vielfalt so schwer tut der politischen Kultur in der Bundesrepublik auf. Nicht nur mit Blick auf das politische Spitzenpersonal, sondern auch darüber hinaus sind Staat und Religionsgemeinschaften – in der Regel sind das die beiden von Prof. Thomas Großbölting christlichen Großkonfessionen – eng miteinander verbunden:  Die Parteien als Organisatoren der Politik und letztlich auch der Regierungsgewalt pflegen einen zwar unterschiedlich temperier- ten, aber doch immer regen Kontakt.

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 Der staatliche Einzug der Kirchensteuer Gesellschaft, in der weit über 90 Prozent der Die Vorstellung davon, was „richtige“ wird begleitet von einer Reihe von zusätz- Bevölkerung einer der christlichen Kirchen ­Religion ist, ist in Deutschland massiv von lichen Staatsleistungen, die Ansprüche der angehörte, war die „hinkende Trennung“ der ­engen Verbindung von Staat und christ­ Kirchen von Beginn des 19. Jahrhunderts eine Win-win-Situation:­ Die Kirchen boten lichen ­Kirchen vorgeprägt. abgleichen. die ideelle Basis, auf der die  Die sogenannte freie Wohlfahrtspflege ist hoch diskreditierte Gesell­ in ihren Anforderungen so weit auf die schaft neu starten konnte. Der Trend zur Säkularisierung Kirchen zugeschnitten, dass in manchen Im Gegenzug gewährte die „ Regionen Deutschlands die Kirchen den Politik weitgehende Rechte wird sich fortsetzen.“ Großteil der Kindergärten, Kranken- und und Einflussmöglichkeiten. Pflegeeinrichtungen wie auch viele Schu- In Sachen öffentlicher ­Moral und bei den len betreiben. Damit akkumulieren Cari- Vorstellungen davon, was sich ziemt und tas und Diakonie nicht nur Marktmacht, was nicht, gingen Politik und Kirchen­ oftmals Im Moment scheint es so, als ob das Win- sondern machen diese auch zum größten Hand in Hand. win-Modell der 1950er Jahre zur Belastung privaten Arbeitgeber in Europa. der aktuellen Religionspolitik wird. Ent­gegen  In den Schulen und an staatlichen Uni- it den Jahren und Jahrzehnten wuchs einer „hinkenden Trennung“ von Staat und versitäten haben die Kirchen umfassende Maber der Preis, der für diese besondere christlichen Kirchen wird sich die Politik Möglichkeiten, ihre eigenen Überzeugun- Konstella­tion zu zahlen war. Auf der einen stärker als bisher als ein Gegenüber profilie- gen an Schüler und Schülerinnen zu ver- Seite schmolz die christliche Fundierung ren müssen, welches allen Religionsgemein- mitteln. Auch in den öffentlichen wie in der Gesellschaft, die dieses Arrangement schaften gegenüber gleiche Distanz oder Nähe vielen privaten Medien ist den Kirchen die ­plausibel gemacht hatte. Aktuell sind nur wahrt. Und die Kirchen selbst täten ebenfalls Mitsprache über Sitz und Stimme in Auf- noch zwei Drittel der Deutschen Mitglied gut daran, über ihren Status als staatsnahe sichtsgremien und Beiräten garantiert. ­einer der christlichen Kirchen, Tendenz Institutionen nachzudenken. Zwar sind Bis-  Das juristische Konstrukt, welches dieses ­fallend. Auf der anderen Seite wuchs nicht tümer und Landeskirchen gut ausfinanziert alles ermöglicht, ist das der Körperschaft nur mit der Wiedervereinigung, sondern und gesellschaftlich hervorragend integriert. des öffentlichen Rechts, nach dem die auch in den Folgejahrzehnten der Anteil Ihre Attraktivität aber für religiös Suchende Kirchen in manchen Belangen an Staates derjenigen, die sich keiner religiösen Über- scheint das nicht zu befördern, im Gegenteil: Stelle agieren können. zeugung verbunden fühlen oder einer nicht- Momentan ist nicht zu erkennen, dass sich christlichen ­Religion angehö- der Säkularisierungstrend der vergangenen ren. Nicht allein die steigenden Jahrzehnte grundlegend umkehrt. Der Staat und die großen Flüchtlingszahlen der vergange- „ nen Jahre, sondern die Einwan- ­christlichen Kirchen sind derung qua Globalisierung­ las- sen die religiöse Pluralisierung eng verknüpft.“ ansteigen. Insbesondere für in Deutschland nicht-etablierte Religionsgemeinschaften wie Um zu verstehen, wie es zu dieser „hinken- den Islam bietet aber die – man höre und den Trennung“ von Kirche und Staat kam, ist staune! – vom Staatskirchenrecht abgeleite- ein Blick auf die Anfänge der Bundesrepublik te politische Praxis nur wenig Möglichkei- hilfreich: Unmittelbar nach Kriegsende setz- ten zu einer gleichberechtigten Integration. ten nicht nur die Kirchen, sondern auch die Politik und große Teile der Gesellschaft auf eine umfassende „Rechristianierung“. Der Krieg war verloren, die Nation zerbrochen und langsam griff auch das Wissen um sich, Zum Autor: welche schweren Verbrechen in Deutsch- land mit der Verfolgung und Ermordung vor Thomas Großbölting, Jahrgang 1969, ist Professor für ­allem der Juden begangen wurden. Was lag Neuere und Neueste Geschichte an der Westfälischen da ­näher, als auf die Institutionen zurückzu­ Wilhelms-Universität Münster. Er hat in Köln, Bonn, greifen, die den Nationalsozialismus schein- Rom und Münster Geschichte, ­katholische Theologie bar unbeschadet überstanden hatten? Ins- und Germanistik studiert. Aktuell befasst er sich mit besondere die katholische Kirche avancierte dem religiösen Wandel im Nachkriegsdeutschland. auf diese Weise zur Siegerin in Trümmern 2013 erschien sein Buch „Der verlorene Himmel. und ähnlich wie die evangelischen Landes- ­Glauben in Deutschland seit 1945“. kirchen zu einer hoch respektierten und einfluss­reichen Institution im politischen Geflecht der jungen­ Bundesrepublik. In einer

DER LANDTAG 01 / 2016 7 POLITIK UND RELIGION Treffen sich ein Christ, eine­ Muslima und ein Atheist …

… und diskutieren über Politik und Religion. Im Februar führte die Landtagszeitschrift Lebhafte Diskussion am Rande der Plenarsitzung ein Gespräch mit drei Landtagsabgeordneten mit unter­ im „Raum der Stille“ – schiedlichem religiös-kulturellem Hintergrund: Serpil Midyatli (SPD), deren Familie Landtagsvolontärin Vivien Albers aus der Türkei stammt, ist die erste muslimische Abgeordnete in Schleswig-Holstein. im ­Gespräch mit den Abgeordneten Andreas Tietze (Grüne) steht als Präses der Landessynode vor, dem Kirchenparlament Andreas Tietze (Grüne), der evangelischen Nord­kirche. Uli König (Piraten) bezeichnet sich im Handbuch Uli König (Piraten) und des Landtages als Atheist.­ Serpil Midyatli (SPD, v.li.).

Frau Midyatli, meine Herren, wieviel Gedankengut – das ist nicht mit dem Chris- Sind Sie durch Ihren Glauben bei po- Religion verträgt Politik – wann haben tentum vereinbar. Für mich sind das falsche litischen Entscheidungen schon mal Sie sich zum Beispiel das letzte Mal über Propheten, sie verunglimpfen das Kreuz und beeinflusst­ worden? zu viel Religion in der Politik geärgert? darüber ärgere ich mich absolut. König: Ich habe mich das letzte Mal richtig König: Nein. Tietze: Mich hat es geärgert, dass die geärgert, als ich gelesen habe, dass die Berliner Midyatli: Ich kann das nicht voneinan- AfD und Pegida mit christlichen Symbolen Behörden der evangelischen Kirche offenbar der trennen. Wenn ich vor einer politischen auf die Straße gehen. Damit wollen sie das alle Steuerakten vorlegen. Die Kirche soll Frage stehe, schlage ich sie nicht im Koran Christentum für sich okkupieren. Das ist so überprüfen, wer Kirchensteuer bezahlen nach. Aber ich bin mit bestimmten Werten ­eine Trittbrettfahrerei, denn diese Leute sind muss. Sie überprüft insbesondere diejenigen, erzogen worden. Meine Eltern haben mich menschenfeindlich und vertreten rechtes die ausgetreten sind oder nie Mitglied waren. gelehrt, aufrichtig, gerecht, rücksichtsvoll zu Der Film auf Arte „Die Kirche und das Geld“ sein. Das sind nicht nur muslimische Werte, hatte einen solchen Fall im Januar aufgedeckt. aber das hat mich geprägt, und daran mache Midyatli: Ich habe mich bei der Plenar­ ich bestimmte Entscheidungen fest. debatte zum Gottesbezug geärgert, als ich den Tietze: Ich habe drei Themen, bei denen Imam auf der Tribüne habe sitzen sehen. Ich ich in der Regel auf Grundlage meiner christ- wusste nicht, wer er ist und welche Gemein- lichen Werte entscheide: Erstens der ­Frieden, de er vertritt. Im islamischen Glauben gibt es stark bezogen auf das Friedensgebot des kein Oberhaupt wie in der katholischen oder ­Neuen Testaments. Hinzu kommen Umwelt evangelischen Kirche. Es kann also niemand und Klima – dass wir Gottes Schöpfung hegen für alle schleswig-holsteinischen Gemeinden und pflegen müssen – sowie die Gerechtig- sprechen. In dem Moment habe ich gemerkt, keitsfrage. Wenn ich zum Beispiel politisch dass es in der Verfassung um den christlichen für den Mindestlohn streite, dann hat das Gott geht. Würde es um einen Gott gehen, für mich auch viel mit meinem christlichen der für uns alle steht, hätten sich die Für- Glauben zu tun. Gerade bei Gewissensfragen sprecher des Gottesbezugs eingehend mit ist mir das wichtig. In der Debatte um die Kar- den anderen Religionen auseinandergesetzt. freitagsruhe habe ich mich beispielsweise auf Dann hätten sie ernsthaft überlegen müssen, mein Gewissen berufen. Das ist für ­Christen ob es in Ordnung ist, pro forma einen Imam der höchste Feiertag, da zu tanzen, ist für da oben hinzusetzen. Ich habe mich richtig mich persönlich schräg. gekränkt gefühlt.

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Es heißt häufig, Politik und Religion missbraucht. Die geehrten und geschätzten Was würden Sie davon halten, wenn passen nicht zusammen – mit Verweis Oberhäupter des Islam sind mir viel zu leise. statt des konfessionellen Religions­ auf viele geschichtliche Beispiele. Wie Im Grunde müsste bei jedem Freitagsgebet, unterrichts überkonfessionelle Reli­ sehen Sie das? in jeder Moschee auf der Welt, gegen den IS gionswissenschaft unterrichtet würde? gepredigt werden. Das vermisse ich. Midyatli: Das erste Mal habe ich diese Tietze: Das Private hat auch immer eine König: Religionswissenschaftlichen ­Frage gehört, als ich in den Landtag einge­ politische Dimension. Ich würde mir wie Unter­richt würde ich begrüßen. Es ist wich- zogen bin. Eine Journalistin wollte wissen, Serpil wünschen, dass die drei großen Welt­ tig, dass die junge Generation nicht nur über wie mein muslimischer Glaube meinen religionen mehr politische Verantwortung ihre eigene Religion aufgeklärt wird, sondern ­politischen Alltag prägen würde. Daraufhin übernehmen. Wir bräuchten eine interreligi- auch über andere Religionen. Gleichzeitig habe ich geantwortet: Wie prägt Ihr christ­ öse Bewegung, die so etwas wie den IS ächtet würde ich mir wünschen, dass alle Kinder licher Glaube Ihren Alltag? Genauso ist es bei und eine Weltfriedensordnung anhand der einen systematischen Ethik- und Werte­ mir. Ich bin auch der Meinung, dass Religion religiösen Schriften aufbaut. Die Schriften unterricht erhalten, damit sie lernen, dass es Privatangelegenheit­ ist. Meine Werte sind die und Botschaften des Christentums, Juden- gesellschaftliche Werte auch ohne Religio- sozialdemokratischen­ Werte. tums und Islams verkünden eindeutig Frie- nen geben kann. Tietze: Ich bin Christ in der Politik und den, Unversehrtheit und Liebe. Politiker in der Kirche. Ich wechsele zwar die König: Ich habe die Beobachtung gemacht, Funktion, aber im Kern bin ich sowohl als dass sich Politik auf dünnes Eis begibt, wenn Christ wie auch als Politiker meinem Glauben sie sich auf Religion beruft. So ist es bei den verpflichtet. Abtreibungsgegnern in den USA, die sich auf christliche Werte berufen, oder beim IS, der sich auf den Islam beruft. Ich sehe die meisten Religionen im Kern aber auch als Friedens­ religionen. Insofern würde ich mir wie Serpil wünschen, dass von den religiösen Gruppen mehr Protest gegen sogenannte Gotteskrieger kommt.

An welcher Stelle sollte eine Trenn­ linie zwischen Politik und Religion ge- zogen werden?

Tietze: Das ist ja im Grundgesetz festgelegt. Die Kirche soll sich nicht in parlamentarische und demokratische Prozesse einmischen. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen und die Bewertung einer gesellschaftlichen Lage Midyatli: Ich glaube, dass wir irgendwann durch kirchliche Amtspersonen oder durch in Schleswig-Holstein einen interkonfessi- Synoden mit kirchlicher Einmischung ver- onellen Religionsunterricht haben werden. wechseln. Die Zeit ist jetzt schon dafür reif. Wir hängen,­ Midyatli: In einer pluralistischen Gesell- das muss ich ganz ehrlich sagen, mit der schaft gehört es dazu, dass sich Verbände, ­Politik ein bisschen nach. König: Ich sehe das anders. Meiner Mei- Gewerkschaften und eben auch Kirchen Tietze: Es wäre ein schlauer Weg, den nung nach ist Religion Privatsache. Jeder muss einmischen.­ Religionsunterricht für einen modernen, selbst entscheiden, ob er an einen Gott glaubt, König: Die rote Linie ist dann überschrit- inter­konfessionellen Rahmen zu öffnen. ob er Atheist oder Agnostiker ist. Wenn wir ten, wenn die Freiheit eingeschränkt wird Man sollte aber nicht die Rechte der Kirche Politik machen wollen, müssen wir gemein- – wiederum die ersten 19 Artikel des Grund- beschneiden. same Werte haben. Viele sind schon aufge- gesetzes. Es gibt viele Beispiele, wo Religion Midyatli: Interkonfessioneller Religions- schrieben – siehe die ersten Artikel unseres die Grenze des Privaten überschreitet. Wenn unterricht ist, nebenbei gesagt, auch wich- Grundgesetzes. Und die überschneiden sich gesellschaftliche Gruppen vorschreiben, wie tig, damit Menschen anderen Glaubens die ja stark mit den kirchlichen Werten. sich ein Einzelner zu verhalten hat, beispiels- Werte der Gesellschaft mitbekommen, in weise. Bei dem Tanzverbot am Karfreitag ist der sie leben. Deswegen war es für meinen Ist Religion für Sie etwas Privates oder diese Grenze für mich überschritten. Mann und mich auch gar kein Problem, unser gilt auch hier „das Private ist politisch“? Tietze: Du sagst, die sollen weiter tanzen, Kind in einer evangelischen Kindertagesstätte ich sage, die sollen nicht tanzen. Wo ist das anzumelden.­ Midyatli: Wenn es zum Beispiel um den Problem wenn man mal einen Tag von 365 sogenannten Islamischen Staat geht, kann die Füße still hält? Interview: Vivien Albers Religion gar nicht privat sein. Dann ist sie König: Genau, da sind wir deutlich unter- absolut politisch. Aber da wird eine Religion schiedlicher Meinung.

DER LANDTAG 01 / 2016 9 POLITIK UND RELIGION

Ausstellung: Frauen in der Reformation 19 Lebensläufe, 500 Jahre, 500 Gäste

Mehr als 500 Gäste strömten Anfang Februar zur Auftakt­ veranstaltung der Ausstellung „… von gar nicht abschätzbarer Bedeutung – Frauen schreiben Reformationsgeschichte“. Im Mittelpunkt der Schau: 19 „reformatorisch tätige“ Frauen aus fünf Jahrhunderten.

Landtagspräsident Klaus Schlie eröffnete die Wanderausstellung­ im voll besetzten Plenarsaal. Schlie zeigte sich beeindruckt von der Schau, die das Frauenwerk der Nordkirche entwickelt hat. „Es wird Zeit, die weiblichen Gedanken, Taten und Bemühungen in der 500-jäh- rigen Reformationsgeschichte kennenzu­lernen“, so Schlie. Dem stimmte Ulrike Koertge, Pastorin und Leiterin des Frauen­werks, zu. Es sei wichtig, die weibliche Seite in den Blick zu nehmen, „denn bisher gab es eine starke Konzen­ ­­tration auf die Person Martin­ ­Luthers“. Passend zum 500. Re­ formationsjubiläum im Jahr 2017 soll der Perspektivwechsel mit­ hilfe der Ausstellung gelingen. Als Schirmherrin der Schau konnte das Frauenwerk Maria Jepsen gewinnen. Die Theologin war prädestiniert für diese Aufga- be: Sie ist die weltweit erste Frau, Maria Jepsen, von 1992 bis 2010 die in das lutherische Bischofsamt­ Großes Interesse bei der Ver­nissage: Bischöfin des Sprengels Hamburg gewählt wurde. 500 Gäste kamen zur Ausstellungseröffnung.

Bis Ende 2017 ist die Schau in den 13 Kirchenkreisen der ­Indien reiste. Neben Schul- und Margarethe Lachmund ­Nordkirche in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern Hospitaldiensten leistete sie (1896 – 1985) und Hamburg zu sehen. Wir stellen drei der Frauen vor, die auch Hebammeneinsätze. Über- Margarethe Lachmund war Reformationsgeschichte­ schrieben. dies wirkte Anna Asmussen als Quäkerin, Widerstandskämpfe- Senana-Missionarin – sie lehrte rin im Nationalsozialismus und Wibe Junge katholischen Machthabern in die einheimischen Frauen Lieder Friedensaktivistin. Ihre konse- (1485 – unbekannt) Dithmarschen. Zütphen wurde und Bibelverse. Mit ihrer Eigen- quent pazifistische Haltung war Die Lutheranerin Wibe Junge zum Tod auf dem Scheiterhau- ständigkeit provozierte sie oft für sie während der NS-Zeit, setzte sich in der Bauernrepublik fen verurteilt. Wibe Junge bot Konflikte mit der männlichen aber auch während des DDR- Dithmarschen offensiv für die 1.000 Gulden für ein geregeltes Leitung des Breklumer Missions- Regimes, mit einem hohen reformatorische Bewegung ein. Gerichtsverfahren. Ihr Bemühen werks. ­Risiko verbunden. Sie versteckte Begeistert hörte sie in Meldorf war vergeblich – Zütphen wurde Inspiriert durch emanzipier- jüdische Verfolgte, schmuggelte die Predigten des lutherischen 1524 erschlagen und verbrannt. te britische und amerikanische Lebensmittel in Konzentrations- Pfarrers Nikolaus Boie und teilte Sie selbst wurde von der Men- Missionarinnen, trat Asmussen lager und pflegte Briefkontakte seine Kritik an der zunehmen- ge überrannt und entkam nur für Frauen der Senana-Mission mit Deportierten. den Verweltlichung und Kom- knapp. Acht Jahre nach dem Tod ein – auch nach ihrer Heimkehr Zwischen 1954 und 1962 war merzialisierung der katholischen Zütphens setzte sich die Refor- nach Deutschland 1916. ­Lachmund im Friedensaus- ­Kirche. Junge soll sogar Briefe mation in Dithmarschen durch. schuss der Quäker aktiv, trat für mit Luther gewechselt haben. die Kriegsdienstverweigerung Als der prominente nieder- Anna Asmussen und gegen die atomare Rüstung Anna ländische Prior und Reformator (1871 – 1958) ein. Überdies engagierte sie Asmussen,­ Heinrich von Zütphen nach Die Rendsburger Kranken- Missionarin sich in der Deutschen Friedens­ Meldorf kam, verhärteten sich schwester Anna Asmussen war in Indien gesellschaft und unterstützte die die Fronten zwischen den lu- die zweite ledige Frau, die als von 1899 bis Arbeit der Christlichen Friedens- therischen Anhängern und den Breklumer Missionarin nach 1915 konferenz.

10 DER LANDTAG 01 / 2016 POLITIK UND RELIGION

Stille Feiertage nicht mehr ganz so still

Mehr Feier, weniger Trauer? Der Landtag hat die Regelungen für sogenannte stille aus: „Es gibt einen tragfähigen Kompromiss – ­Feiertage gelockert. Schleswig-Holsteiner haben ab sofort am Karfreitag, am Totensonntag das ist die aktuelle Gesetzeslage.“ und am Volkstrauertag mehr „Party-Time“. Tagsüber soll jedoch in der Öffentlichkeit Die Debatte ursprünglich angestoßen Ruhe herrschen. Das Parlament einigte sich im Januar nach kontroverser Debatte auf die hatten die Piraten. Ihr Abgeordneter Patrick neue Regelung. Breyer hatte sich bereits vor zwei Jahren für eine noch weiter gehende Lockerung stark ünftig gilt die „stille Zeit“ am Karfreitag Harms (SSW) gemeinsam auch für Schles- gemacht – etwa am Karfreitag eine verkürzte Kvon 2 Uhr morgens bis 2 Uhr am Folge- wig-Holstein vorgeschlagen. Dass unter- Ruhezeit von 6 bis 21 Uhr. Breyer stört außer­ tag. Am Totensonntag und am Volkstrauertag schiedliches Recht in den beiden Nachbar- dem, dass die Versammlungsfreiheit an den soll zwischen 6 und 20 Uhr Ruhe einkehren. ländern gelten solle, nannte der Freidemokrat „stillen Tagen“ aufgehoben ist. Damit wür- Bisher waren öffentliche Veranstaltungen, Ekkehard Klug „völlig absurd“. Der Antrag den die Grundrechte eingeschränkt. Dem die nicht dem ernsten Charakter der Tage ent- verpasste jedoch die Mehrheit – wenn auch widerspricht allerdings der Wissenschaft­ sprachen, am Totensonntag und am Volks- äußerst knapp. Am Ende standen 32 Ja- und liche Dienst des Landtages. Auch Lars Harms trauertag ab 4 Uhr morgens untersagt. Für den ebenso viele Nein-Stimmen zu Buche. (SSW) sah diesen Punkt kritisch: „Es kann Karfreitag galt ein ganztägiges Verbot. So war der Weg frei für den Kompromiss, nicht sein, dass die Versammlungs­freiheit Die neue Bestimmung ist ein Kompromiss. den der SPD-Abgeordnete Peter Eichstädt einseitig eingeschränkt wird.“ Eine end- Ein Teil des Landtages, insbesondere die vorgelegt hatte. Er erhielt eine Mehrheit von gültige juristische Klärung steht allerdings CDU, wollte an den alten Ruhezeiten fest­ 38 zu 27 Stimmen. Bis auf CDU und SSW hat- noch aus. Das Thema beschäftigt auch das halten. Demgegenüber strebte eine Gruppe ten alle Fraktionen auf eine gemeinsame Linie Bundesverfassungsgericht.­ von Abgeordneten aus verschiedenen Frak- verzichtet und die Abstimmung freigegeben. Ob sich durch das neue Gesetz viel ändern tionen nach Hamburger Vorbild eine noch Mit der Neuregelung, so Eichstädt, „kön- wird, bezweifelte die Grünen-Fraktions­ weiter gehende Liberalisierung an. nen wir das Ruhebedürfnis der Menschen vorsitzende Eka von Kalben: „In der Reali- Das „Hamburger Modell“ sieht ein Veran- achten, die zum Friedhof gehen und ihrer tät findet längst statt, was laut Gesetz noch staltungsverbot am Totensonntag lediglich ­Toten gedenken wollen, und gleichzeitig den verboten ist“, sagte sie – etwa mit Blick auf von 6 bis 17 Uhr sowie am Volkstrauertag Gewohnheiten anderer entgegen kommen, Filmkomödien, die auch bisher schon am von 6 bis 15 Uhr vor. Dies hatten Kai Dolgner die abends feiern möchten“. Demgegenüber Kar­freitag im Kino liefen. (SPD), Eka von Kalben (Grüne), Ekkehard­ sprach sich der Vorsitzende der CDU-Frak- (Drucksachen 18/1241, /3717, /3750, /3754) Klug (FDP), Patrick Breyer (Piraten) und Lars tion, Daniel Günther, gegen jede Änderung

Peter Eichstädt (SPD) warf den CDU-Fraktionschef und Katholik christlichen Kirchen vor, alle Daniel Günther verteidigte die Reform­vorschläge „rigoros vom bisherige Gesetzeslage: „Es gibt 2016 Tisch gewischt“ zu haben. insgesamt 363 Tage, an denen es „Ich wünsche mir von meiner Kirche, überhaupt keine Einschränkungen dass sie auf diejenigen zugeht, die gibt.“ Und auch an den drei stillen ihre Regeln nicht mehr gänzlich Tagen werde niemand gehindert, ­teilen“, so der Lutheraner. „privat zu machen, was er möchte“.

DER LANDTAG 01 / 2016 11 IM RÜCKBLICK Vor 70 Jahren

Was hat die Landespolitik in früheren Zeiten bewegt?

In dieser Serie blicken wir ins Archiv und spüren nach, was den Landtag in vergangenen Zeiten beschäftigt hat. Diesmal geht die Reise in den Februar 1946. Der von der britischen Besatzungsmacht ernannte erste Landtag kommt zusammen. 1946: Ein Parlament für Schleswig-Holstein – die Briten geben den Ton an

ebruar 1946 – das Ende des Zweiten Oben der Union Jack, unten Weltkrieges liegt nicht einmal ein Jahr F das Landeswappen. Einziger zurück. Not und Wiederaufbau der Städte Deutscher auf dem ­Podium: prägen den Alltag der Schleswig-Holsteiner, Ministerpräsident­ Theodor wie so vieler Deutscher. Kiel ist beispiels- Steltzer (CDU), ganz rechts. weise zu rund 80 Prozent zerstört. Menschen ­hausen in zerstörten Wohnungen, Kellern und Baracken. Die Wasser- und Gasversor- gung funktioniert nicht, auch der Strom wird häufig abgeschaltet. Viele Menschen leiden an Unterernährung,­ insbesondere Kinder. In keiner anderen vergleichbaren Großstadt sterben so viele Menschen an Tuberkulose wie in Kiel. Als Folge von Flucht und Vertrei- bung kommen immer mehr Menschen ins Land, viele Flüchtlinge leben in Notunter- künften, Scheunen oder Schulen. In dieser Trümmerwüste der Nachkriegs- zeit soll am 26. Februar der erste, von den Briten ernannte Landtag zusammentreten. Die Besatzungsmacht hatte in Schleswig- Holstein, damals noch preußische Provinz, Auch vier Gewerkschafter haben die Briten Zum ersten Landtag gehören Andreas in den Monaten zuvor bereits die Grundlagen ausgewählt, ebenso Persönlichkeiten aus Gayk, SPD, Journalist und späterer Ober- für eine einheitliche Landesverwaltung ge- Wirtschaft, Jugenderziehung, freien Berufen bürgermeister von Kiel, Heinz Salomon, legt. Auch in anderen Ländern der britischen und Vertreter der Flüchtlinge. Sechs der 62 SPD, als einziger Jude, die Lehrerin Elisabeth Zone setzen die Militärregierungen Landtage Abgeordneten sind Frauen. Jensen aus Schleswig, der Bauarbeiter Emil ein – von diesen ist der schleswig-holsteini- Matthews aus Bad Schwartau, der Stedesan- sche jedoch der erste. der Pastor Rudolf Muuss oder Thomas And- resen, CDU, Steuerberater und zukünftiger Vertreter aller Schichten Oberbürgermeister von Flensburg. Der frühe- im Parlament re Rendsburger Landrat , der als Oberpräsident der Provinzialverwaltung Es ist Ziel der Besatzungsmacht, dass ein vorsteht, soll zunächst auch den Landtag lei- Querschnitt der Bevölkerung im Landtag ten. Im August 1946 ändert sich sein Titel – er ­vertreten ist, damit alle Schichten der Be- wird der erste Ministerpräsident Schleswig- Der Pastor völkerung politisch mitwirken. Allerdings: Paul Husfeldt Holsteins. 60 der 62 Mitglieder des ersten er- ­Nationalsozialisten sollen nicht mit dabei (CDU, 1909 nannten Landtages schaffen es trotz kaputter sein. Die Militärregierung ernennt 62 Abge- bis 1972) war Straßen und Schienen nach Kiel zu kommen, ordnete, 21 von ihnen vertreten die Stadt- und Schleswig-­ zur Eröffnungssitzung im Schauspielhaus. Holsteins Landkreise. Unter den weiteren 41 Abgeord- erster Land- neten sind zehn Repräsentanten politischer tagspräsident. Parteien – von SPD, CDU, KPD und FDP.

12 DER LANDTAG 01 / 2016 IM RÜCKBLICK

Abgeordnete und geladene Gäste betreten das Kieler Schauspielhaus, die Tagungsstätte des ersten Landtages.

Minutiöses Eröffnungs­ programm der Briten

Die Militärregierung nutzt den Dienstag- vormittag des 26. Februar, um ihre eigene Hoheit zu demonstrieren. Mit militärischem Prunk, Soldaten und den ranghöchsten Kommandeuren finden die Briten sich in der Holtenauer Straße 103 ein. Ein großer Union­ Jack über einem kleinen Landeswappen ge- hört ebenso zur Machtdemonstration wie der strenge Ablaufplan des Festaktes. So muss Oberpräsident Steltzer in den Kulissen war- ten, während der Oberkommandierende für die britische Armee in Schleswig-Holstein, Generalleutnant Sir Evelyn Barker, die „very­ important persons“ begrüßt. Als einziger umreißt Steltzer die drängendsten Fragen ein zu bestätigen“. Steltzer will über diese Frage Deutscher darf Steltzer mit auf der Bühne Jahr nach dem Krieg: „Arbeitsbeschaffung, aber nicht diskutieren – zunächst müssten die sitzen – am äußersten Rand – und eine Rede Sesshaftmachung der Flüchtlinge und Woh- Grundlagen für die praktische Arbeit des Par- halten. nungsbeschaffung“. laments geschaffen werden. Um 11:45 Uhr verlassen die Briten das Das nächste Mal kommt der Landtag Mit- Erste parlamentarische Theater. In der nun eröffneten einstündigen te März zusammen, im April wählt er dann Reden Arbeitssitzung stellt Oberpräsident Steltzer ein eigenes Präsidium und Paul Husfeldt, seine Minister in den Ämtern für Inneres, Gemeindepastor aus Kiel, zum ersten schles- In Anwesenheit der Besatzungsmacht for- Finanzen, Wirtschaft und Verkehr, Landwirt- wig-holsteinischen Landtagspräsidenten. Ab muliert Steltzer den wichtigsten Auftrag des schaft, Volkswohlfahrt und Volksbildung der fünften Sitzung im Juni haben sich die gerade ernannten Landtages: „Wir stehen vor vor. Der Abgeordnete Wilhelm Kuklinski aus Parlamentarier in Fraktionen organisiert – der der Aufgabe eines gänzlichen Neuaufbaus Kronshagen, Parteisekretär der SPD, weist CDU gehören 16 Mitglieder an, der SPD 23, unseres politischen Lebens auf sicherer de- darauf hin, dass „sich unter den gegenwärti- der KPD sechs, der FDP zwei und der Däni- mokratischer Grundlage. Dabei darf es nicht gen Mitgliedern auch solche befinden, die in schen Volksgruppe einer. noch einmal geschehen, dass unser demo- der Vergangenheit starke Beziehungen zu der kratisches Leben so in Misskredit gerät wie NS-Partei hatten“. Genau das hatten die Bri- Schon im Dezember nach 1918.“ Steltzer spricht eingehend über ten durch die Ernennung der Abgeordneten ist Schluss die kommunale Selbstverwaltung und die eigentlich verhindern wollen. Einige Parla- neuen einheitlichen Landesbehörden. Denn mentarier schlagen vor, alle Abgeordneten Lediglich neunmal tagt der erste ernannte diese sind für ihn Wegbereiter eines eigenen zu überprüfen und die Militärregierung zu Landtag, bis die Besatzungsmacht Anfang Landes Schleswig-Holstein. Erst zum Schluss bitten, keinen ehemaligen NSDAP-Angehö- Dezember ein zweites Parlament bestimmt. und aus heutiger Sicht überraschend kurz rigen „als Mitglied des Provinziallandtages Im September und Oktober hatte es die ers- ten Gemeinde- und Kreiswahlen nach dem Krieg gegeben. Um eine Art demokratischer Festveranstaltung im Schauspielhaus Legitimation des Landtages zu schaffen, hat- te Steltzer gefordert, die Ergebnisse dieser Der Schleswig-Holsteinische Landtag begeht den 70. Jahrestag des ersten ernannten Wahlen zu berücksichtigen. Er wurde er- Landtages mit einer Festveranstaltung an historischer Stätte: im Kieler Schauspielhaus in mächtigt, den Landtag aufzulösen. Der zweite der Holtenauer Straße, wo am 26. Februar 1946 die erste Sitzung des ernannten Landtages ernannte Landtag spiegelt in den Fraktions- stattgefunden hat. An die großen Themen und kleinen Geschichten aus 70 Jahren Land- stärken die Kommunalwahlergebnisse. Auch tag wird eine „interfraktionelle Gesprächsrunde“ erinnern, an der neben dem Historiker dieses Parlament ist nur kurz im Amt. Sein Uwe Danker­ ehemalige und aktuelle Landtagsabgeordnete teilnehmen werden. Umrahmt Hauptwerk: die erste freie Landtagswahl im werden diese Beiträge durch Film- und Bilddokumente aus 70 Jahren Landtagsgeschichte. April 1947 vorbereiten. Die Briten er­lauben Die Festveranstaltung beginnt am Dienstag, den 14. Juni 2016, um 18:00 Uhr im Kieler den ­Schleswig-Holsteinern das zentrale Schauspielhaus, Holtenauer Str. 103. Anmeldungen sind bereits jetzt möglich. ­demokratische Grundrecht – sie dürfen ab E-Mail: [email protected]; Fax: 0431/988-1119 jetzt wieder selbst wählen. Vivien Albers

DER LANDTAG 01 / 2016 13 PERSONALIEN

Meldungen

Blickpunkt Wolfgang Dudda, Piraten-Abgeordneter aus Kiel, ist neuer Landes­vorsitzender seiner Partei. Auf einem Parteitag Ende ­Januar Wahljahr 2017 in Neumünster­ erhielt er 37 von 46 Stimmen. Dudda, der keinen Gegen­kandidaten hatte, ist Nachfolger von Christian Thiessen, der Noch ist ein gutes Jahr Zeit bis zur Landtagswahl, für die der nicht nochmal kandidierte. Mit Duddas Wahl brach die Partei ein un­ 7. Mai 2017 als Termin im Gespräch ist. Doch es sind schon erste geschriebenes Piraten-Gesetz: Bisher galt eine strikte Trennung von Personalentscheidungen gefallen. Die CDU hat im März begon- Parteiamt und Parlamentsmandat. nen, ihre Wahlkreiskandidaten aufzustellen. Die SPD lässt sich Marlies Fritzen, Grünen-Abgeordnete und Landtagsvizepräsi- bis zum Herbst Zeit. Christ- und Sozialdemokraten konkurrie- dentin, ist neues stellvertretendes Mitglied im Verwaltungsrat der ren traditionell um die Direktmandate in den 35 – teilweise neu Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Der Landtag wählte sie im geschnittenen – Wahlkreisen im Lande. Um den Jahreswechsel März mit großer Mehrheit. Fritzen war von SPD, Grünen und SSW 2016/17 herum stehen dann die Listenparteitage der im Landtag vorge­schlagen worden. Sie tritt die Nachfolge von Olaf Schulze an. Der vertretenen Parteien an. ­SPD-Abgeordnete hatte sein Mandat niedergelegt, nachdem er zum Bürgermeister von Geesthacht gewählt worden war. Sie kandidieren erneut: Sie kandidieren nicht mehr: Landtagspräsident Klaus Peter Sönnichsen (CDU) Schlie möchte sein CDU-­ aus dem bisherigen Wahlkreis Runde Geburtstage Mandat im Wahlkreis Lauen- Plön-Süd/Eutin kandidiert burg-Nord verteidigen. +++ nicht wieder. Gleiches gilt für Prof. Karl Otto Conrady aus Köln, von 1967 bis 1969 für die CDU-Fraktionschef Daniel die Unionspolitiker Volker SPD im Landtag, hat am 21. Fe­bruar seinen 90. Geburtstag ge­ feiert.­ Günther bewirbt sich erneut Dornquast (Segeberg-West), Ute Bress aus Pinneberg, von 1987 bis 1988 für die FDP im Land- um das Mandat in Eckernförde. Karsten Jasper (bisheriger tag, hat am 15. Februar ­ihren 80. Geburtstag gefeiert. +++ Die Unionsabgeordnete Wahlkreis Dithmarschen- Petra Nicolaisen tritt wie- Nord) und Heike Franzen Karl-Heinz Stegmann aus Strande, von 1984 bis 1987 für die der in Flensburg-Land an. +++ (bisheriger Wahlkreis Schles- CDU im Landtag, hat am 7. Februar seinen 80. Geburtstag ge­ feiert.­ ­Tobias Koch will für die CDU wig-Nord). +++ Auch die SPD- den Wahlkreis Stormarn-Mitte Abgeordneten Jürgen Weber Hans-Jürgen Wolter aus Lübeck, von 1975 bis 1983 für die SPD halten. +++ Hartmut Hame- (Kiel-West) und Peter Eich- im Landtag, hat am 26. Fe­bruar seinen 75. Geburtstag gefeiert.­ rich ist erneut CDU-Kandidat städt (Landesliste, stammt aus in Ostholstein-Süd. +++ Peter dem Kreis Herzogtum Lauen- Roswitha Müllerwiebus aus Hasloh, von 1998 bis 2000 und Lehnert (CDU) geht erneut in burg) treten nicht noch einmal von 2004 bis 2005 für die SPD im Landtag, hat am 23. Januar ihren Pinneberg-Nord ins Rennen. an. +++ Nach drei Jahrzehnten 70. Geburtstag gefeiert. +++ In Norderstedt will CDU- in Landtag und Landesregierung Frau Katja Rathje-Hoffmann will Justizministerin ­Anke Herzlichen Glückwunsch! ihr Mandat verteidigen. +++ Das Spoorendonk nicht mehr für Mandat in Pinneberg-Elbmar- den SSW antreten. +++ Auch schen will Barbara Ostmeier der langjährige SPD-Abgeord- Impressum für die CDU behaupten. +++ nete und derzeitige Wissen­ Herausgeber: Axel Bernstein geht für die schaftsstaatsekretär Rolf Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages Redaktion: CDU wieder in Segeberg-Ost Fischer­ zieht sich zurück. +++ Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement, an den Start. +++ Der CDU- Bei den Piraten verkündeten Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Tobias Rischer (V.i.S.d.P.) Tel. 0431/988-1120, [email protected] Kandidat für Nordfriesland-Süd Ende Januar mehrere Abgeord- Karsten Blaas (Redakteur) Tel. 0431/988-1125, [email protected] Vivien Albers (Volontärin) Tel. 0431/988-1123, [email protected] ist erneut Klaus Jensen. +++ nete, nicht wieder antreten zu Fotos: FDP-Fraktionschef ­Wolfgang wollen: Torge Schmidt (Frak- Regina Baltschun, Thomas Eisenkrätzer, Michael August, Karsten Blaas, Vivien Albers, Janine Wergin, Landesarchiv, Graphikfoto/Michael Staudt, Thomas Großbölting, Kubicki­ will sowohl für die tionsvorsitzender), Angelika Zentrum für Mission und Ökumene Breklum, Marianne Ehlers, Christoph von Marschall, Bundes- als auch die - Beer und Sven Krumbeck. Bernd Boehm Konzept: wahl kandidieren. Sollte die (Stichtag: 17. März) Stamp Media im Medienhaus Kiel, Ringstraße 19, 24114 Kiel, FDP den Wiedereinzug in den www.medienhaus-kiel.de; Titelseite: Amatik, Boninstraße 63, 24114 Kiel Gestaltung, Layout: Bundestag schaffen, zieht es Agentur LOADSMAN / I. Schumacher, Arp-Schnitger-Weg 38, 24229 Strande, Kubicki nach Berlin. +++ Der www.loadsman.de Herstellung, Druck: ehemalige CDU-Abgeordnete Druckgesellschaft Joost & Saxen, Eckernförder Str. 239, 24119 Kronshagen, Volker Nielsen will den www.druckgesellschaftmbh.de Bezug der Landtagszeitschrift: (Abonnement und Versand kostenfrei) Wahlkreis Dithmarschen-Nord Landtag Schleswig-Holstein, Ref. f. Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungs­ erobern. +++ Michael von management, L1410, Postfach 7121, 24171 Kiel, Telefon 0431/988-1163, Fax 0431/988-1119, [email protected] Abercron, ab 2009 drei Jahre Die Zeitung wird auf umweltschonend hergestelltem, chlorfrei gebleichtem Papier für die CDU im Parlament, tritt gedruckt. in Elmshorn an. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 17. März 2016 Der Landtag im Internet: www.sh-landtag.de

14 DER LANDTAG 01 / 2016 NACHRUFE

Trauer um Karl Otto Meyer

Als er 16 Jahre alt war, lag die Einberufung zur Wehrmacht vor ­verstand, die Arbeits­ ihm auf dem Tisch. Er machte sich bei Nacht und Nebel auf über atmosphäre „hyggelig“ die Grenze und ging in den ­dänischen Widerstand. Was immer zu gestalten. Manchmal noch kam, ein ungemein intensives Leben als Lehrer, Chefredak- bekam man in seinem teur und Politiker – die Tatsache, der Mittäterschaft in Hitlers Büro schon morgens um Eroberungs- und Vernichtungskrieg erst in letzter ­Minute zehn ein Gläschen „Jubi“, entronnen zu sein, war und blieb die prägende Erfahrung in den berühmten dänischen Karl Otto Meyers Leben. Jubliläumsaquavit.­ Er wird am 16. März 1928 in Sünderup geboren, das damals Mehrfach hat er um sein noch ein Vorort von Flensburg war. Dort besucht er die Duborg Mandat gezittert. Bei der Skolen, absolviert in Skaarup das Lehrerexamen und leitet nach Wahl 1983 musste er bis einem kurzen Intermezzo in Husum bis 1963 die dänische Schule 21:48 Uhr warten, ehe er den letzten im Landtag zu vergebenen in Schafflund. Doch schon früh erwacht in dem Pädagogen der Sitz bekam. Wohl auch deshalb hat er schon früh bekundet,­ Homo Politicus. Bereits der aufmüpfige 13-Jährige wird von der mit seiner einen Stimme nie zum „Königsmacher an der ­Förde“ Gestapo verhört, der Junglehrer erhält Unterrichtsverbot, weil werden zu wollen. 1987 wäre es fast so weit gewesen,­ aber er gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik protestiert. „Karl Otto“, wie er von Freund und Feind liebe- und respekt­ Meyer zieht erfolgreich vor Gericht. Von 1963 bis 1983 steht er an voll genannt wurde, weigerte sich standhaft, die Wieder­wahl der Spitze der Redaktion von „Flensborg Avis“. des ­CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel mitzutragen, und Das parteipolitische Engagement beginnt 1959 an der Basis, erzwang Neuwahlen. Er erhielt Morddrohungen, und im fernen im Gemeinderat von Schafflund, setzt sich im Kreistag des München polterte Franz Josef Strauß, ein deutsches Land dürfe ­damaligen Kreises Flensburg-Land fort und führt ihn am nicht von einem Dänen regiert werden – was Meyer als Kom­ 26. Oktober 1971 als Nachrücker des verstorbenen Berthold pliment einstufte. Bahnsen in den Landtag. Von 1960 bis 1975 ist er Vorsitzender Im politischen Ruhestand widmete er sich der Schafzucht in des SSW, seit 1965 Mitglied des Ausschusses für Fragen der Schafflund. 2008 lehnte er die ihm angetragene Ehrenbürger­ ­dänischen Minderheit beim Bundesinnenministerium in Bonn. würde Schleswig-Holsteins ab, die ihn in eine Reihe mit Helmut Meyers Vierteljahrhundert im Schleswig-Holsteinischen Schmidt und gestellt hätte. Durch die Begrün- Landtag von 1971 bis 1996 ist ein Spiegelbild dieser Epoche in dung, sein Engagement habe „immer der Minderheit, und all ihren Facetten. Eine Auflistung aller Funktionen seines ge- nicht Schleswig-Holstein oder Deutschland“ gegolten, stellte nauso reichen wie rastlosen parlamentarischen Wirkens würde er abermals fest, als was er sich selbst empfand: als „Däne mit Seiten füllen. Er war Mitglied des Ältestenrats, Vorsitzender der deutschem­ Pass“. Begleitenden Verfassungskommission, er saß in acht Unter­ Den Tod seiner Frau Marie im Jahre 2011 hat er nie verwunden. suchungsausschüssen und im länderübergreifenden Gremium Am 7. Februar 2016 senkte sich der Danebrog vor dem Haus für Fragen der deutschen Einheit. im Schafflunder Buchauweg auf halbmast. Karl Otto Meyer, Ein Zwölf-Stunden-Tag folgte dem nächsten. Meyer selbst die große Integrations- und Identifikationsfigur der dänischen kokettierte gern damit, dass er in der „Ein-Mann-Fraktion“ ­Minderheit, eine Legende schon zu Lebzeiten, war tot. Er wurde des SSW sein eigener innen-, wirtschafts-, haushalts-, ­justiz- 87 Jahre alt. und schulpolitischer Sprecher war – und es bei alledem noch Dr. Klaus Kellmann

Trauer um Gert Roßberg und Max Werner Detlefsen Der Landtag hat zwei weitere verstorbene Abgeordnete mit Schweigeminuten geehrt.

Der ehemalige SPD-Abgeordnete Gert Am 8. Februar ist der ehemalige CDU- Roßberg, der dem Landtag von 1987 bis Abgeordnete Max Werner Detlefsen im Alter 1992 angehörte, ist am 4. Januar im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Landwirt aus von 83 Jahren verstorben. Als Leiter der Lindaunis an der Schlei gehörte dem Parlament Volkshochschule Flensburg und stellvertre- von 1983 bis 1987 an. Landtagspräsident Klaus tender ­Direktor der Akademie Sankelmark Schlie würdigte Detlefsen als „geradlinige, sei ­Roßberg „ein Mann des Wortes und ein zupackende und durch und durch bodenstän- entschiedener Streiter für das Zusammenwachsen Europas“ dige Persönlichkeit“. Detlefsen erhielt für sein kommunalpoli- ­gewesen, sagte Landtagspräsident Klaus Schlie. Der Wirtschafts- tisches Engagement, unter anderem als Kreistagsabgeordneter, und Sozialwissenschaftler war zudem 16 Jahre lang Vorsitzender Amtsvorsteher und Bürgermeister der Gemeinde Boren, das des SPD-Kreisverbandes Flensburg. Bundesverdienstkreuz am Bande sowie die Freiherr-vom-Stein- Medaille.

DER LANDTAG 01 / 2016 15 EHRENAMT

Meldungen für das Ehrenamt Viele Beschlüsse, die der Landtag fasst, haben direkte Auswirkungen auf Kommunalpolitik,­ Vereins­ arbeit und Bürger­initiativen.

Auf dieser Seite finden ehrenamtlich­ engagierte ­Bürger diese Themen im Überblick.

Windkraft-Ausbau: Gemeinden sollen von fünf Jahren 20.000 neue Wohnungen ohne ausreichenden Hochwasserschutz er- nach Willen der Piraten ein Veto-Recht entstehen. Die Flüchtlingsunterkünfte sol- richtet wurden. Von ihnen gingen „erheb- gegen Windkraftanlagen auf ihrem Gebiet len später in Mietwohnungen umgewandelt liche Gefahren“ für Bewohner und Umwelt ­bekommen. Laut dem Entwurf für ein werden. In der März-Sitzung kam Kritik aus. Der Gesetzentwurf wird im Umwelt- „Gesetz zum Schutz der Akzeptanz der von der Opposition. Ein „Flüchtlings- und Agrarausschuss sowie im Wirtschafts- Windenergienutzung“ sollen die Kommu- sonderrecht“ könne den sozialen Frieden ausschuss beraten. (Drucksache 18/3851) nen Windparks verhindern können, wenn gefährden. Zudem wurde eine „Ghetto­ Freie Wohlfahrtspflege: Die CDU will die an anderer Stelle ausreichend Flächen für bildung“ befürchtet. (Drucksache 18/3907) Freie Wohlfahrtspflege besser absichern. Windenergie zur Verfügung stehen. Für Ab 2017 sollen nach den Plänen der Union dieses Ziel gab es in der März-Sitzung breite Kameradschaftskassen: Die Kamerad- jedes Jahr 2,2 Millionen Euro Finanzhilfe Unterstützung. Ob der Piraten-Plan rechts- schaftskassen der Freiwilligen Feuerwehren an die in der Landesarbeitsgemeinschaft sicher ist, soll nun im Umwelt- und Agrar- sollen künftig als Sondervermögen nach zusammengeschlossenen sieben Verbände sowie im Innen- und Rechtsausschuss ge- den Regeln der Gemeindehaushaltsord- fließen. Derzeit wird die Finanzierung in klärt werden. nung ­geführt werden. Demnach müssten einem „Sozialvertrag“ für einen Zeitraum Hintergrund: Das Oberverwaltungsge- die Wehren Einnahmen- und Ausgaben­ von jeweils fünf Jahren geregelt. Zu den richt hatte Anfang 2015 die Regionalpläne rechnungen aufstellen. Dies sieht ein Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege für den Windenergieausbau gekippt. Das Entwurf von SPD, Grünen und SSW zur gehören die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, Gericht rügte, dass Gemeinden, die gegen ­Änderung des Brandschutzgesetzes und der das Deutsche Rote Kreuz, die Diakonie, die Windparks waren, von vornherein aus- Gemeindeordnung vor, der im Februar an Jüdische Gemeinschaft, der Landesverband genommen wurden. Ein Gemeinderats- den Innen- und Rechtsausschuss überwie- der Jüdischen Gemeinden sowie der Paritä- beschluss oder ein Bürgerentscheid gegen sen wurde. Bislang werden diese Kassen in tische Wohlfahrtsverband. Mit rund 83.000 Windkraft seien nicht höher zu bewerten Eigenregie geführt. Dies, so die Koalition, hauptamtlichen und 97.000 ehrenamt­ als das Recht der Grundeigentümer und bewege sich im rechtsfreien Raum, da eine lichen Kräften betreiben sie mehr als 2.000 Investoren, so die Richter. Daraufhin er- Feuerwehr – anders als ein Verein – hoheit- gemeinwohlorientierte Einrichtungen. Der ließ die Landesregierung einen Baustopp liche Aufgaben übernehme. Die CDU will Gesetzentwurf sowie ein Änderungsantrag bis 2017 – mit einigen Ausnahmen. Zurzeit dem Vernehmen nach den Wissenschaft- der FDP werden nun im Sozial- und im stellt das Land neue Regionalpläne auf und lichen Dienst des Landtages klären lassen, Finanzausschuss­ beraten. informiert vor Ort über den Windkraft­ ob die Gemeindevertretungen den Kassen- (Drucksachen 18/3809, /3877) ausbau und Möglichkeiten der Bürgerbetei- haushalt genehmigen oder nur zur Kenntnis nehmen müssen. (Drucksache 18/3850) ligung. Ein Fachkongress im Juni in Kiel soll Hundesteuer: Die Piraten wollen es Ge- die rechtlichen Fragen beleuchten. ­Geplant meinden untersagen, für „gefährliche Hun- ist, dass zwei Prozent der Landesfläche für Ausweisung von Baugebieten: Die Re- de“ eine höhere Steuer zu erheben. Mit einer Windkraft genutzt werden. gierungsfraktionen wollen mit Blick auf die Änderung des Kommunalabgabengesetzes (Drucksache 18/3941) „zum Teil erheblichen Sachschäden“ durch wollen sie erreichen, dass der Steuersatz Hochwasser und Sturmfluten die Bebauung nicht mehr von der Zugehörigkeit zu einer Standards beim Wohnungsbau: Die an Schleswig-Holsteins Küsten und in wei- Rasse abhängig gemacht werden darf. Der Landesregierung will Baustandards senken, teren Risikogebieten einschränken. Ein Ge- Landtag hatte die umstrittene Rasseliste für damit Kommunen und Investoren schneller setzentwurf sieht vor, dass an Dünen, Steil- sogenannte Gefahrhunde zum Jahresanfang neuen Wohnraum für Flüchtlinge schaffen küsten oder Strandwällen bis zu 150 Meter abgeschafft. Nicht die Rasse, sondern das können. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, landwärts nicht gebaut werden darf. Darüber individuelle Verhalten ist nun entscheidend der nun im Innen- und Rechtsausschuss hinaus soll bei Regionaldeichen ein Abstand dafür, ob ein Hund beispielsweise einen beraten wird. Der Entwurf zielt auf eine von 25 Metern zur Innenböschung eingehal- Maulkorb tragen muss. Eine Besteuerung bis Ende 2019 befristete Sonderregelung in ten werden, bei Landesschutzdeichen bleibt nach Rasse ist aber nach wie vor möglich der Landesbauordnung ab. Konkret sollen es bei der 50-Meter-Abstandsregelung. Laut - eine gesetzliche „Lücke“, so die Piraten. Vorschriften zur Deckenhöhe, zur Barriere­ der Begründung zum Gesetzentwurf habe Hierüber beraten nun der Umwelt- und Ag- freiheit oder zur Zahl der Parkplätze flexibler sich zuletzt beim Dezember-Hochwasser rar- sowie der Innen- und Rechtsausschuss. gefasst werden. Dadurch sollen innerhalb 2014 gezeigt, dass bauliche Anlagen teilweise­ (Drucksache 18/3945)

16 DER LANDTAG 01 / 2016 AUSSCHÜSSE

Streit um Lehrmaterial Von „Eulen“ und „Lerchen“ – zur sexuellen Vielfalt soll die Schule später starten?

Um das Schulmaterial zur Aufklärung über Homo- und Trans­ Die meisten Jugendlichen sind nachtaktive „Eulen“ – und sexuelle ist ein Streit zwischen Koalition und Opposition ­kommen morgens schwer aus den Federn. Deswegen fordern entbrannt. Die Abgeordneten diskutierten Ende Februar im die Piraten einen späteren Schulbeginn, damit sich der Nach- Bildungsausschuss über das Geld, das für den Methodenschatz wuchs ausschlafen kann. Die Reaktion im Bildungsausschuss „Echte Vielfalt unterm Regenbogen“ an den Lesben- und war Mitte Januar gespalten. Schwulenverband geflossen ist. Nicht das Land, sondern die Schulkonferenzen seien für die Un- Die Landesregierung hatte das Lehrmaterial für Grundschüler auch terrichtszeiten zuständig, betonte Jette Waldinger-Thiering (SSW): nach Überarbeitung als untauglich eingestuft. Kritiker monieren, die „Das Thema ist in Paragraf 63, Absatz 1 des Schulgesetzes hinreichend klassische Mutter-Vater-Kind-Familie werde als gesellschaftliche ge­regelt.“ Anke Erdmann (Grüne) befürchtet „sehr viele organisatori- Ausnahme dargestellt. Trotzdem habe das Sozialministerium die ver- sche Probleme“, wenn der Unterricht später startet – etwa beim Schul- traglich vereinbarten 50.000 Euro in voller Höhe bezahlt, kritisierten busverkehr. CDU und FDP. Sie pochen darauf, dass der Verband einen Teil des Pirat Sven Krumbeck sieht gerade in den Schulkonferenzen Auf- Geldes zurückzahlen soll. Denn: In einem Vertragsanhang seien die klärungsbedarf. „Lerchen“ und Frühaufsteher seien oft der Meinung: Kosten für „exemplarisches Unterrichtsmaterial“ exakt beziffert. „Wer nicht aus dem Bett kommt, ist nicht leistungsbereit und faul.“ Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) sieht dazu aber keinen Anlass. Die Politik müsse gegen solche Vorurteile angehen. Rückendeckung Der Methodenschatz sei nur ein Teil eines umfangreichen, äußerst er- bekam Krumbeck von Anita Klahn (FDP): „Das Thema ist vielschich- folgreichen „Aktionsplans gegen Homophobie“, den der Landtag im tiger, als es vermuten lässt. Es geht darum: Wie organisieren Famili- Januar 2014 auf den Weg gebracht habe. Die Lehrinhalte sollen nun in en ihren Alltag? Wann ist die beste Zeit für Schüler, altersgerecht zu neue Fachanforderungen des Heimat-, Welt- und Sachunterrichts ein- lernen?“ Auch Heike Franzen (CDU) betonte: „Wir brauchen eine ge- fließen. Die Koalitionsfraktionen stellten sich hinter die Ministerin. sellschaftliche Diskussion darüber, wie man Schul- und Arbeits­welten Die Opposition will Alheit im April nochmals im Ausschuss hören. anpassen kann“. Die Debatte wollen die Bildungspolitiker nun mit Schüler- und Elternvertretungen vertiefen.

Kite-Surfen wird eingeschränkt: Trendsport kontra Tierschutz

Ein schnelles Board unter den Füßen und ein Lenkdrachen ­kleineren Naturschutzgebieten eingeschränkt oder verboten werden. zum Abheben in den Händen: Das sogenannte Kite-Surfen Umwelt-Staatssekretärin Silke Schneider bezifferte die geplanten Ein- ­begeistert seit einigen Jahren die Wassersportler. schränkungen auf 30 Kilometer der etwa 400 Kilometer langen Ost- Die Hochgeschwindigkeitssegler­ verschrecken allerdings seeküste Schleswig-Holsteins. Probleme gebe es etwa auf Fehmarn, so oftmals die Tierwelt. Deswegen will die Landesregierung nun ­Schneider: Einheimische beachten zwar die Rast- und Brutzeiten der gegen­steuern – ohne den Trendsport aus Schleswig-Holstein Vögel, Auswärtige tun sich damit hingegen schwer. zu vertreiben. Trotz der neuen Verbotszonen befürchte er kein Minus im Touris­ mus, betonte Minister Meyer: „Schleswig-Holstein profitiert von So ist an der Nordsee mit Blick auf den Nationalpark Wattenmeer dieser Trendsportart auch weiterhin.“ Dass die Brett-Artisten künftig ein grundsätzliches Kite-Verbot geplant, mit Ausnahme sogenann- nach Dänemark durchfahren könnten, wenn das derzeit fast überall ter Hot-Spots wie Sylt, Föhr, Büsum oder Sankt Peter-Ording. Das mögliche Surfen im Lande eingeschränkt wird, befürchtet Meyer nicht: betonte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) Anfang Februar „Ein Kiter kann es auf Sylt tun, warum sollte er nach Röm weiter­ im Wirtschaftsausschuss. An der Ostseeküste soll es kein generel- fahren?“, reagierte er auf eine Frage des CDU-Wirtschaftsexperten les Verbot geben. Das grundsätzlich freie Surfen soll aber in neun Johannes Callsen, der die Ausschussdebatte angestoßen hatte.

DER LANDTAG 01 / 2016 17 BÜCHER

NEUE SERIE

BÜCHERECKE

Die Bibliothek des Landtages lädt ein

Die Landtagsbibliothek ist eine Service-Einrichtung für Abgeordnete und für ­Mit­arbeiter aus Fraktionen und Verwaltung. Aber sie steht auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Interessierte Bürger sind im zweiten Stock des Landeshauses herzlich willkommen. Dort lagern 25.000 Bände aus den Gebieten Recht, Politik, Verwaltung, Sozialwissenschaften, Geschichte und Landeskunde. Als Appetit­happen präsentieren die Mitarbeiterinnen der Bibliothek in dieser Serie Werke aus ihren Regalen. Interessiert? Die Bibliothek ist von Montag bis Freitag zwischen 8:30 Uhr und 12:00 Uhr sowie zwischen 13:00 und 16:00 Uhr geöffnet. Bitte bringen Sie Ihren Dokumentation ­Personalausweis mit. Weitere Informationen gibt es bei den Bibliothekarinnen Vera Lauffs ­(Tel. 0431/988-1110) und Pamela Kahl (Tel. 0431/988-1111). zum Altenparlament Bei der Büchersuche hilft der Online-Katalog auf der Website des Landtages: www.sh-landtag.de, ­„Service“, Rubrik „Landtagsbibliothek“ erschienen –

Parlamentsrecht. Praxishandbuch. Broschüren neu Hrsg.: Prof. Dr. Martin Morlok, Prof. Dr. Utz Schliesky, Dr. Dieter Wiefelspütz. aufgelegt Baden-Baden: Nomos 2016. 1846 S. Zahlreiche renommierte Autoren aus Wissenschaft und Verwal- Die Dokumentation des Altenparla- tung haben an dieser umfassenden, fundierten­ Gesamtdarstellung ments, das Ende September im Landtag des deutschen Parlamentsrechts einschließlich seiner politisch- zusammenkam, ist nun erschienen. Der praktischen Handhabung gearbeitet. Besonders für die Juristen der 350 Seiten starke Band enthält alle Be- Landtagsverwaltung und der Fraktionen ist dieses Standardwerk schlüsse der Altenparlamentarier sowie unverzichtbar und wird die Parlamentsarbeit auf Jahre hinaus be- die Stellungnahmen hierzu aus den Frak- gleiten. tionen, aus der Landesregierung und von den schleswig-holsteinischen Bundes- Religion. Macht. Politik. Wie viel Religion verträgt der Staat? tags- und Europaabgeordneten. Hrsg.: Roland Herpich, Patrick R. Schnabel, Andreas Goetze. Inzwischen sind viele Broschüren des Berlin: Wichern 2015. 439 S. Landtages mit dem neuen Parlamentslogo Ob Gottesbezug in der schleswig-holsteinischen Landesverfassung, und in aktueller Aufmachung erschie- Kopftuch im Unterricht oder Kreuz im Gerichtssaal – das Thema nen – etwa das Handbuch mit zentralen Religion und Staat sorgt immer wieder für Diskussionen. Die ­einen Ge­setzestexten und den Lebensläufen möchten Religion zur reinen Privatsache erklären, die anderen aller Abgeordneten oder das Schulbuch ­wollen auf eine Verbindung von Kirche und Staat nicht verzichten. „Durchblick – wie arbeitet der Landtag?“ Autoren aus Politik und Gesellschaft, aus Judentum, Christentum und Islam widmen sich diesem Thema aus ganz unterschiedlichen Die Publikationen können kostenlos Perspektiven. bestellt werden: [email protected] Helmut Schmidt. Soldat, Kanzler, ­Ikone. Biographie von Gunter Hofmann. Mehr zu den Veröffentlichungen des München: Beck 2015. 463 S. Landtages steht auch auf der ­Website Jahrzehntelang begleitete­ ­Gunter Hofmann­ als Journalist das www.sh-landtag.de unter „Service“, ­Wirken von Helmut Schmidt. Eindringlich schildert er die Lebens- ­Rubrik „Publikationen bestellen“. geschichte dieses Mannes, sein Handeln und seine Persönlichkeit, seine Beziehungen zu Weggefährten und Widersachern, seine Ehe mit Loki. Diese ausgewogene und kenntnisreiche Biografie bringt den Leser ganz nah an Helmut Schmidt heran. Ein eindrucksvoller Rückblick auf einen­ großen Deutschen und zugleich ein glänzend geschriebenes Stück Zeitgeschichte.

18 DER LANDTAG 01 / 2016 POLITISCHE BILDUNG

2017 ist in Schleswig-Holstein wieder Landtagswahl, 2012 sank die Wahlbeteili- gung auf gerade einmal 60 Prozent. Wie kann man wieder mehr Menschen an die Wahlurne locken? Mit dem Wort „locken“ habe ich so meine Probleme. Die Frage ist doch: Für wen gehe ich denn wählen? Doch nicht für den Staat oder für die Politiker, sondern für mich selbst! Das heißt nicht, dass es nur auf die Durch­ setzung meiner eigenen Interessen ankommt, aber es geht um mein eigenes Selbstverständ- nis. Wenn ich nicht zur Landtagswahl gehe, muss ich wohl die nächsten fünf Jahre mit dem Gefühl leben: „Ich hätte etwas entschei- Christian Meyer-Heidemann (re.) bei seiner Ernennung durch Landtagspräsident Klaus Schlie den können, aber habe mich einfach raus­ und Landtagsdirektor Utz Schliesky. gehalten!“ Das ist keine Haltung, auf die man stolz sein kann.

Was erwarten Sie von den Politikern? Für mehr Bürgersinn, Auch sie sollten sich selbstkritisch hinter­ fragen: Machen sie ihre Positionen und Entscheidungen hinreichend verständlich? gegen Untertanengeist ­Gehen sie auch bei unbequemen Entschei- dungen ehrlich mit den Bürgerinnen und Gespräch mit Dr. Christian Meyer-Heidemann, Bürgern um? Zeigen sie sich offen für neue neuer Landesbeauftragter für politische Bildung Formen der Beteiligung?

Was reizt Sie an der Aufgabe des Landes- um eine gute Amtsführung bemühen. Das Wie kann politische Bildung für Flücht- beauftragten für politische Bildung? heißt Sorge dafür zu tragen, dass mein Team linge zugänglich gemacht werden? Politik lebt vom Streit um verschiedene und ich unabhängige und überparteiliche po- Politische Bildung kann Orientierung ge- Vorstellungen, wie das gemeinsame Zu- litische Bildungsarbeit leisten. Insbesondere ben. Die Denkerin Hannah Arendt hat davon sammenleben verbindlich geregelt werden möchte ich Jugendliche erreichen, denn das gesprochen, dass Menschen die Welt verste- soll – das ist eine wesentliche Voraussetzung sind schließlich die Bürgerinnen und Bürger hen müssen, um in ihr heimisch zu werden. einer lebendigen Demokratie. Das setzt aber von morgen. Um diese wichtige Zielgruppe Das heißt für diejenigen, die in diesen Tagen eine gemeinsame rechtsstaatliche Grundla- zu erreichen, brauchen wir mehr digitale An- eine neue Heimat suchen, dass sie sich selbst ge voraus, die diesen demokratischen Streit gebote politischer Bildung. etwas Gutes tun, wenn sie unsere Sprache, möglich und für alle erträglich macht. Diesen unsere Kultur und unsere politische Ordnung Grundkonsens – allem voran die Unantast- Ihre Dissertation heißt „Selbstbildung verstehen lernen. Die Angebote dazu müssen barkeit der Menschenwürde – müssen wir in und Bürgeridentität“. Sie sprechen da- dringend durch entsprechende Bildungs- den Köpfen und Herzen aller Bürgerinnen von, dass das Leitbild der politischen materialien und Personal verbessert werden. und Bürger immer wieder erneuern. Leider ­Bildung eine gelingende Bürgeridentität Aber bilden kann sich letztlich nur jede und führen uns dies Extremisten und Fremden- ist – können Sie das erläutern? jeder selbst. feinde, die die Menschenwürde mit Füßen Ob wir tatsächlich Bürgerin oder Bürger Die Fragen stellte Vivien Albers treten, auch in diesen Tagen deutlich vor dieser Republik sind, ist doch nicht allein eine Augen. Durch politische Bildung dazu bei- rechtliche Frage. Mir geht es darum, dass sich Zur Person: zutragen, dass uns die Grundlagen unseres die Menschen selbst als Bürgerin oder Bürger Christian Meyer-Heidemann, 36 Jahre alt, freiheitlich-demokratischen­ Zusammenle- verstehen und auch entsprechend selbstbe- geboren in Wolfsburg, Lehramtsstudium bens nicht wegbrechen, ist für mich nicht nur wusst handeln. Politische Bildung kann die- für Mathematik und Wirtschaft/Politik eine reizvolle, sondern vor allem eine sinn- se Entwicklung fördern. Leider beobachten in Kiel, Promotion, dann Vertretungspro- volle Aufgabe. wir ja, dass sich einige Menschen auch hier- fessor für Wirtschaft/Politik und Didaktik zulande eher wie Untertanen verhalten. Sie an der Christian-Albrechts-Universität. Welche Akzente wollen Sie in Ihrem schimpfen beispielsweise auf „den Staat“ und Im November 2015 Wahl zum Landes­ Amt setzen? sind noch nie auf die Idee gekommen, dass sie beauftragten für politische Bildung. Es freut mich, dass Sie von „Amt“ sprechen, sich selbst – und sei es nur in ihrem nächsten denn es handelt sich ja nicht um einen „Job“ Umfeld – beteiligen und etwas verändern oder „Posten“, wie verschiedentlich in ande- können. Mit diesen Menschen müssen wir ren Medien geschrieben wurde. Als Amts­ ins Gespräch kommen und Beteiligungsmög- inhaber möchte ich mich zunächst einmal lichkeiten aufzeigen.

DER LANDTAG 01 / 2016 19 POLITISCHE BILDUNG

Was können die Gäste beim Besucherabend im Landeshaus erleben? Sarah Meyer, Offizierin an der Marineschule in Flensburg-Mürwik, hat im Januar im Landtag hospitiert. Sie hat sich unter die rund 20 Besucher ­gemischt und ihre Eindrücke aufgeschrieben. Ein Abend im Landtag abseits des Protokolls

Wer im Glaskasten sitzt – der verschafft sich gerade einen Einblick in die Landespolitik Schleswig-Holsteins oder hat mitunter schon den Durchblick. Etwa einmal im Monat können sich Bürger bei einem offenen Besucherabend über die Arbeit des Landtages ­informieren und im gläsernen Plenarsaal Platz nehmen. Zur ­Führung durch das Kieler Landeshaus ist jeder willkommen. Lediglich der Personalausweis ist vorzuzeigen.

ie 15-jährige Leandra macht Klimatisierung,­ Schallbrecher Des sich im schwarzen Dreh- oder um die Zeitpläne der Ple- stuhl des Landtagspräsidenten narsitzung, die von der Aktua- bequem. „Ich wollte mal der lität über den Haufen geworfen Ober­macher sein“, sagt die Schü- werden. lerin aus Schönkirchen (Kreis Birte Janßen aus Wahlstedt Höhepunkt jedes Rundgangs Landtages zu blicken und selbst Plön). Vom erhöhten Sitzplatz (Kreis Segeberg) hört den Aus- ist die „Einnahme“ des Plenar­ im Glaskasten Platz zu nehmen. auf dem Podest des Präsidiums führungen mit ihrem Ehemann saals. Die Besichtigung des Sarah Meyer hat sie einen guten Überblick aufmerksam zu. Besonders be- wasser­seitigen Anbaus, in dem über den Plenarsaal. In der Schu- eindruckt ist sie von der „Offen- sonst Abgeordnete und Vertreter le nimmt Leandra gerade Politik heit und Aufgeschlossenheit“, der Landesregierung tagen, ist Termine 2016: 25. April, 30. Mai, und Demokratie durch. Zum Be- die sie an diesem Abend erlebt. „ein Privileg, das der Schleswig- 27. Juni, 26. September, 31. Okto- sucherabend ist sie mit ihren El- Die Bibliothekarin verlässt das Holsteinische Landtag gern sei- ber, 28. November. tern gekommen, um ihn „haut- Landeshaus mit einem „ganz nen Besuchern anbietet“, betont Op Platt: 6. Juni, 5. September, nah“ zu erleben – den „Raum aus neuen Bild von der Regierung der Besucherdienst. Den Plenar- 5. Dezember. dem Fernsehen“. und der Politik“, sagt sie. Die saal des Bundestages in Berlin Zeit: 18:00 Uhr bis ca. 19:00 Uhr. Rund eine Stunde führt eine 41-Jährige hat sich vorgenom- dürfen nur Abgeordnete, Regie- Treffpunkt: Haupteingang des Mitarbeiterin des Besucher- men, über die Internetseite des rungsmitglieder und Saaldiener Landeshauses, ohne vorherige dienstes durch das Haus. Je nach Landtages auf dem Laufenden zu betreten. In Kiel ist jeder ein- Anmeldung. Bitte bringen Sie Gruppen­größe und Interesse bleiben. geladen, hinter die Mauern des Ihren­ Personalausweis mit. geht es in verschiedene Räume – den früheren Plenarsaal im ersten­ Stock, Ausschuss-Sitzungsräu­ ­ Informationen aus dem Besucherdienst me und die Innenhof-Kantine­ Statistik: Rund 28.500 Gäste haben im vergangenen Jahr den Landtag besucht. Ein Grund für die- zum Beispiel. Zwar tagt das se Rekordzahl:­ Der Tag der offenen Tür am 12. Juli lockte allein 15.000 Menschen an. Weitere 13.500 ­Parlament nicht montags, wenn Interessierte nutzten die Programmangebote des Besucherdienstes, kamen zu Kunstausstellungen oder der Infoabend stattfindet, ab und Veranstaltungen zur politischen Bildung. Die Gäste stammten aus mehr als 50 Ländern und waren da- an begegnet man aber einem mit internationaler als je zuvor. Mit knapp 60 Prozent machten die Jugendlichen einen Großteil der ­Politiker auf dem Flur. Besucher­ aus. Es ist ein Abend außerhalb „Speed-Talking“: Ab sofort können Besucher im Rahmen eines „Speed-Talks“ mit Abgeordneten des offiziellen Protokolls. Die diskutieren. Die Idee: Die Gäste teilen sich in Gruppen auf und haben jeweils zehn bis 15 Minuten Zeit, Landtagsmitarbeiterin erzählt um einem Parlamentarier auf den Zahn zu fühlen. Dann wechseln sie, wie beim „Speed-Dating“, den Anekdoten zum Paternoster, zur Gesprächspartner. Dieses neue Angebot ist eine Ergänzung zur klassischen Diskussion in großer Runde „Arbeits­lampe“ auf dem Rasen und zum „Kleingruppengespräch“, bei dem sich jeweils ein Abgeordneter eine Stunde lang intensiv um vor dem Plenarsaal, zu spärlich seine Gruppe kümmert. gefüllten „Studententellern“ in der Kantine und zu roten Anmeldung: Gruppen, die an einem Informationsprogramm, einem Abgeordnetengespräch oder Umlaufmappen, die dringend einer Plenardebatte teilnehmen möchten, können sich im Referat für Öffentlichkeitsarbeit bei Sigrid bearbeitet werden sollen. Eben- Moser (Tel. 0431/988-1121), Susanne Keller (Tel. 0431/988-1118) oder Andrea Römer (Tel. 0431/988- so geht es um Bürogrößen, Da- 1116) oder per E-Mail ([email protected]) anmelden. tenschutz, Verwaltungsabläufe,

20 DER LANDTAG 01 / 2016 NIEDERDEUTSCH

Mit plattdüütsche Riemels dörch dat Johr In dieser neuen Gedichtreihe beschreibt Marianne Ehlers ihre Eindrücke von den Jahreszeiten – zunächst widmet sie sich dem schleswig-holsteinischen Frühling. Marianne Ehlers, Jahrgang 1953, ist niederdeutsche Bibliothekarin, Autorin und Sprachpolitikerin. Sie ist Referentin für Niederdeutsch des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes und Landesvertreterin im Bundesrat für Niederdeutsch. Besuchern des Landtages ist Marianne Ehlers durch den Offenen Besucherabend bekannt. Regelmäßig führt sie Interessierte „op Platt“ durch das Landeshaus. Die nächste plattdeutsche Führung ist am 6. Juni um 18:00 Uhr.

Fröhjohrsklören Dat sünd de Klören, de dat Fröhjohr mit sik bringt – geel as de Sünn, gröön as de Wischen, blau as de Heven.

Dat sünd de Klören, de dat Fröhjohr mit sik bringt – root as de Tulp, swart as de Vagels, gries as de Regen.

Dat sünd de Klören, de dat Fröhjohr mit sik bringt – bruun as de Eer, witt as de Wulken, bunt as dat Leven.

Dat is dat Leven, wat in’t Fröhjohr waken warrt – warmt uns de Sünn, föhlt wi uns beter, seht wi de Klören.

Marianne Ehlers

Klören ( Mz.) = Farben (Aus dem Französischen: couleur = Farbe)

DER LANDTAG 01 / 2016 IM PORTRÄT Abgeordnete Katrin Fedrowitz, SPD geb. am 13. Januar 1973 in Lüneburg persönlich wohnt in Norderstedt evangelisch, geschieden, keine Kinder Bürovorsteherin im Rechtsanwalts- und Notarfach­

Wenn ich im Alleingang ein Gesetz beschließen könnte, würde ich … … – egal in welchem Fachbereich – zunächst mit denjenigen, die von dem Gesetz betroffen sind und die damit möglicherweise täg- lich arbeiten müssen, sprechen, um deren Erfahrungen, Bedenken und Anregungen mit zu berücksichtigen. Aus meiner beruflichen Tätigkeit als Bürovorsteherin im Anwalts- und Notariatsbüro weiß ich, dass wir viele Gesetze haben, die in der Praxis für die Be- Sven Krumbeck, Piraten troffenen schwer nachvollziehbar und anwendbar sind. In diesem geb. am 12. November 1989 in Kiel Zusammenhang würde ich vielleicht lieber mal die bestehenden evangelisch, ledig, keine Kinder Gesetze überdenken, ob diese noch zeitgemäß sind, wie zum Bei- Mediengestalter spiel im Bereich des Erbrechts oder auch des Grundstücksrechts. Wenn ich mir einen Arbeitsplatz oder ein Amt frei wählen Wenn ich im Alleingang ein Gesetz beschließen könnte, könnte, würde ich … würde ich … … mir grundsätzlich die Übernahme jeder verantwortungsvollen … die gesamten Schulen in Schleswig-Holstein verpflichten, Aufgabe vorstellen können. Gleichwohl halte ich es für sinnvoll, Handys im Unterricht nicht mehr zu verbieten, sondern diese für zunächst Erfahrungen als Landtagsabgeordnete zu sammeln, um den ‚Digitalen Unterricht‘ und für neue pädagogische Konzepte sich dann weiter entwickeln zu können. sowie für freie Lernmaterialien nach dem Wikipedia-Prinzip ver- wenden. Um mehr Jugendliche für Politik zu interessieren, würde ich … Wenn ich mir einen Arbeitsplatz oder ein Amt frei wählen … nicht nur eine Maßnahme, sondern ein Bündel an Angeboten könnte, würde ich … für Kinder- und Jugendliche machen, um möglichst jede/jeden … am liebsten der Chef von Google werden und die Technologie von ihnen zu erreichen. So wäre im ersten Schritt die Ausweitung dazu nutzen, den Menschen zu helfen. Außerdem würde ich mich der Angebote an Planspielen in Gemeinde- und Stadtvertretungen dafür einsetzen, die Datensammelwut von Google einzudämmen. sowie dem Landtag sinnvoll. Außerdem wäre die Einführung des verpflichtenden Besuches des Landesparlamentes über alle Schul- Um mehr Jugendliche für Politik zu interessieren, arten hinweg mit Gesprächen mit den örtlichen Abgeordneten zu würde ich … unterstützen. Auch die verstärkte Aufnahme von Praktikanten … den „Jugend im Landtag“-Anträgen mehr Bedeutung beimes- durch die Landespolitiker wäre für interessierte Jugendliche sicher sen, diese als „echte“ Anträge behandeln und darüber auch in den eine gute Möglichkeit, sich näher mit dem Beruf des Politikers ver- Ausschüssen abstimmen lassen. Außerdem sollte das Präsidium traut zu machen und mehr Verständnis für die parlamentarische Arbeitsweise zu schaffen. von „Jugend im Landtag“ gewisse Rederechte im Ausschuss be- kommen. Wenn ich einen Abend lang das Fernsehprogramm ­bestimmen könnte, würde ich … Wenn ich einen Abend lang das Fernsehprogramm … endlich mal wieder einen richtig guten Tatort senden, damit ­bestimmen könnte, würde ich… die vielen Tatort-Fans sich nach einer anstrengenden Woche an … den ganzen Abend nur Animes, also japanische Zeichentrick­ einem spannenden und gerne auch humorvollen Krimi erfreuen filme, laufen lassen, um ganz viele Leute für meinen Lieblings­ können. regisseur Hayao Miyazaki zu begeistern. Wenn mich ein Freund nach einem Tipp für seinen

Schleswig-Holstein-Urlaub fragt, würde ich … Wenn mich ein Freund nach einem Tipp für seinen … einen Segelurlaub von Schleimünde durch die Schlei bis nach Schleswig-Holstein-Urlaub fragt, würde ich… Schleswig empfehlen. Egal bei welchem Wetter kann man hier … ihn zu den Karl-May-Festspielen nach Bad Segeberg schicken. ­sowohl den Blick auf die Landschaft genießen als auch einfach die Und wenn er schon mal dort ist, empfehle ich ihm auch unbedingt Ruhe auf dem Wasser. den Besuch der Kalkberghöhlen und der Fledermäuse. Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich … Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde­ ich… … in die Zukunft reisen, um zu sehen, wie sich die anstehenden … in die Vergangenheit reisen, um mit Konfuzius ein langes und ­politischen Entscheidungen von heute konkret auswirken, um ­ausführliches Gespräch zu führen – allerdings nur mit einem nach meiner Rückkehr für die dann aus meiner Sicht richtigen Dolmetscher.­ ☺ Alternativen­ einzutreten.

22 DER LANDTAG 01 / 2016 BESUCHER

Am 27. Januar erinnerte der Landtag mit einer Gedenkfeier an die Opfer des National- sozialismus. Der russische Botschafter Wladimir M. Auch die niederländische Grinin hielt die Gedenkrede ­Botschafterin Monique van Daalen und trug sich anschließend ins trug sich Mitte März ins Gästebuch Gästebuch ein: „In Schleswig- des Landtages ein und diskutierte Holstein verflechten sich ­anschließend mit rund 70 Gästen die historischen Schicksale im Schleswig-Holstein-Saal. ­Russlands und Deutschlands.“ Thema der Gesprächsrunde, zu der die ­Europa-Union geladen hatte, war die niederländische EU-Ratspräsidentschaft­ im ersten Halbjahr 2016, aber auch die ­Flüchtlingskrise und das an­ stehende Europa-Referendum­ in Großbritannien.

Der Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Roland Jahn, ­besuchte Anfang Februar mit Landtagspräsident Klaus Schlie das Informations­ zentrum „Grenzhus“ im mecklenburgischen Schlagsdorf an der früheren innerdeutschen Grenze. Im Anschluss sprachen sie im Landeshaus unter anderem über die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“. Die Schau über die Staatssicherheit der DDR gastiert vom 6. bis 23. September im Landtag. Schon jetzt können sich Lehrer für eine vom IQSH anerkannte Fortbildung am 6. September ­anmelden. Am 7. und 8. September bietet die Unterlagenbehörde­ zudem Schulprojekttage an. Weitere Informationen und Anmeldung unter 030/2324-8937 oder per E-Mail: [email protected]

Haben Sie ihn erkannt? Zu Besuch Der Hamburger Schau- spieler Moritz Bleibtreu gastiert zurzeit im im Landeshaus Landeshaus – zumindest als Porträt. Die Grünen- Fraktion zeigt auf ihren Fluren noch bis zum 22. April die Ausstellung „Close Up-Malerei“ mit Bildern von Irina Ahrend, die Bleibtreu porträtierte und Bogo Bogomil. Der Eintritt ist kostenlos, bitte bringen Sie Ihren Personalausweis mit.

Engelsgleiche Töne erklangen Anfang Januar im Plenarsaal, als der Landesmusikrat die Harfe als „Instrument des Jahres 2016“ vorstellte. Die preisgekrönte Harfenistin und Schirmherrin Gesine Dreyer spielte mit Landtagspräsident Klaus Schlie ein paar Takte auf dem Zupf­instrument.

DER LANDTAG 01 / 2016 23

Nr. 1/2016 C 2086 Falls Empfänger-Anschrift nicht mehr zu­ treffend, bitte diesen Abschnitt abtrennen und korrigiert zurücksenden an: Schleswig-Holsteinischer Landtag, Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement, L1410, Postfach 7121, 24171 Kiel

Termine, Termine . . . Lesung: Diese Amerikaner!

„Was ist mit den Amis los?“ ­Eine ­Frage, die sich so mancher stellt in Ernst Barlach- ­Zeiten, in denen Donald Trump das Ausstellung Rennen um die Präsidentschafts­ kandidatur der Republikaner gewin- im Landeshaus nen könnte. Christoph von Marschall, Nicht nur auf unserer Titelseite, auch Redakteur des Berliner „Tagesspiegel“, im Landeshaus ist Kunst von Ernst befasst sich seit langem mit dieser Frage. Als einziger deutscher Journa- ­Barlach zu sehen. Vom 18. April bis zum list hatte er einen White-House-Pass und damit direkten Zugang zum 15. Mai präsentiert die Ernst-Barlach- Machtzentrum der USA. Er war der erste deutsche ­Korrespondent, Gesellschaft ausgewählte Werke des dem Barack Obama ein Interview gab. Während seiner Zeit in den USA Künstlers. Der Bildhauer, Zeichner und stellte er fest: Amerikaner und Deutsche ticken völlig anders, wenn es Barlachs „Buchleser“, Schriftsteller (1870 bis 1938) gehört um Begriffe wie Staat, Gerechtigkeit, Wirtschaft und Freiheit geht. Bronzeskulptur von 1936 zu den berühmtesten Künstlern des Am Donnerstag, den 21. April, liest Christoph von Marschall im deutschen Expressionismus. Seine Werke thematisieren die ­Plenarsaal aus seinem Buch „Was ist mit den Amis los? Über ­unser ­existentiellen Fragen des Menschen in der modernen Welt. Be- zwiespältiges Verhältnis zu den USA“. Die Lesung beginnt um sonders bekannt sind seine Holzplastiken und Bronzeskulpturen. 19:00 Uhr. Interessierte können sich bis zum 15. April anmelden. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl plastischer, zeichnerischer und E-Mail: [email protected] ­grafischer Werke. Mit der Ernst-Barlach-Ausstellung setzen der Landtag und die Investitionsbank Schleswig-Holstein ihre Reihe „KunSt aktuell im Weitere Veranstaltungen LandesHaus“ fort. Noch bis zum 3. April: Die Ausstellung ist täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Our Arctic Future – Ausstellung über eine Welt im Wandel Eintritt ist wie immer frei, bitte bringen Sie Ihren Personalausweis Ausstellung im ersten Stock des Landeshauses. mit. Täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr Der Eintritt ist frei, bitte bringen Sie Ihren Personalausweis mit.

Mittwoch, 13. April, 14:00 Uhr: Die Zukunft der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik Die Termine in Lübeck finden Die Bürgerbeauftragte Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im Plenarsaal bei der Deutschen Rentenver- vor Ortt Anmeldung bis zum 11. April per E-Mail: [email protected] sicherung Nord statt. Ziegelstr. Die Bürgerbeauftragte für sozi- 150, 10:00 bis 17:00 Uhr. Dienstag, 3. Mai, 19:00 Uhr: ale Angelegenheiten, Samiah El Die Termine in Heide finden „Innovation in der Steinzeit – Samadoni, ist auch im Frühjahr im Rathaus statt. Postelweg 1, oder die Erfindung des modernen Lebens” wieder im Lande unterwegs, um 11:00 bis 15:00 Uhr. Vortrag von Prof. Harald Meller, Archäologe und Prähistoriker, Bürger vor Ort zu beraten. Der Termin in Schwarzenbek im Schleswig-Holstein-Saal Dienstag, 19. April: Heide findet im Rathaus statt. Ritter- Anmeldung per E-Mail: [email protected] Dienstag, 26. April: Wulf-Platz 1, 11:00 bis 15:00 Uhr. Schwarzenbek Zu den Terminen ist eine An- Dienstag, 17. Mai: Heide meldung erforderlich. Telefon: Neue Plenar-Termine im Dezember Donnerstag, 2. Juni: Lübeck 0431/988-1240. Hinzu kommen ­ Der Landtag tagt im Dezember eine Woche später als bisher ange- Dienstag, 21. Juni: Heide die regelmäßigen „Dienst­ kündigt. Das Plenum kommt jetzt vom Mittwoch, den 14., bis Freitag, Dienstag, 28. Juni: leistungsabende“ in Kiel, Karoli- den 16. Dezember, zusammen. Darauf hat sich der Ältestenrat verstän- Schwarzenbek nenweg 1: jeden Mittwoch von digt. Grund für die Verlegung ist der Bundesparteitag der CDU am Dienstag, 19. Juli: Heide 15:00 Uhr bis 18:30 Uhr. ­ursprünglichen Sitzungstermin Anfang Dezember.

24 DER LANDTAG 01 / 2016