Meine Begegnung mit Bernhard Hoesli: der Anfang des Grundkurses an der Architekturabteilung der ETH Zürich

Autor(en): Fleig, Karl

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Schweizer Ingenieur und Architekt

Band (Jahr): 103 (1985)

Heft 4

PDF erstellt am: 28.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-75714

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http://www.e-periodica.ch Baustatik / Architektur Schweizer Ingenieur und Architekt 4/85 einer als ungünstig erkannten Konfiguration sicherheitsbeiwert yL (entsprechend Tragsicherheit verwendbar sind. Der angesetzten Lasten (inkl. früherem s,), der je nach Belastungsart entwerfende Ingenieur gewinnt durch Eigengewicht) erhöht werden, bis die und -kombination auch unterschiedlich sie einen Freiraum zur Schnittkraftbeeinflussung, Systemtragfähigkeit erschöpft ist. Die dann sein kann. den er nach der erreichte Traglast darf nicht kleiner sein Elastizitätstheorie nicht hat. Es wurde als die mit einem nach Normen insbesondere auf die Notwendigkeit eines verlangten Gesamtsicherheitsbeiwert y Schlussbemerkungen ausreichenden Formänderungsvermögens multiplizierte Gebrauchslast. Hierbei hingewiesen, damit sich die also X sein. vorausgesetzten Schnittkraftverteilungen soll max k y Im Rahmen dieser kurzen Darstellung einstellen können. Dies nicht nur Entsprechend einer weiterentwickelten konnte nicht auf die Gesichtspunkte gilt für die Verwendung der Plastizitätstheorie, Sicherheitsphilosophie wird im zur Wahl der ungünstigsten Lastanordnung, sondern in gewissem Grade allgemeinen als Vergleichsniveau nun nicht auf die Gefahren bei partieller auch für die Anwendbarkeit der mehr das der Traglast angenommen, Entlastung nach Einleitung der Plastifizierung Elastizitätstheorie. Ferner wurde auf die sondern ein um einen Widerstandsbeiwert und damit eines zu frühen etwas tieferliegendes. In [2] werden hierzu Piastifizierungsbeginns, auf Gesichtspunkte Formänderungsannahmen allgemeinerer Theorien, die die Beschreibung die Widerstände mit \/yR abgemindert, der Theorie 2. Ordnung sowie auf das des tatsächlichen Tragwerkverhaltens wobei der Teilsicherheitsbeiwerty R Verhalten im Gebrauchszustand bei erhöhten Belastungen dem Prinzip nach dem früheren $2 eingegangen werden. Es wurde hingegen anstreben, Bezug entspricht. (In [1] werden stattdessen die versucht, möglichst wertungsfrei die genommen. der Teilbaustoffe Beton vereinfachten der Festigkeiten Entwurfsprinzipien Adresse des Verfassers: Prof. Dr.-Ing. J. Kammenhuber, und Stahl rechnerisch reduziert.) Auf Plastizitätstheorie darzulegen, wie sie als Ordinarius für Baustatik an der TH Aachen, der Lastseite verbleibt dann ein Teil- Grundlage für eine Bemessung auf Langwattstr. 51, CH-8125 Zollikerberg.

Bernhard Hoesli die Schule zu revolutionieren, und Meine Begegnung mit Bernhard wollte das von Anfang an tun. Der Weg für ihn vorgezeichnet, Architekturabteilung war Der Anfang des Grundkurses an der und in seiner ausgeprägten der ETH Zürich Zielstrebigkeit hat er sein Ziel nie aus den Augen verloren. Das erste Gespräch handelte von Von Karl Fleig, Zürich Administrativem, von Materialbeschaffung und Organisation. Sogleich wurden wir Prof. Bernhard Hoesli starb infolge eines Herzversagens, 61 jährig, im September 1984. Er eingespannt und erhielten auf das nächste war der Begründer des Grundkurses an der Architekturabteilung. Seit dem Wintersemester Gespräch hin eine Hausaufgabe, wir 1959 lehrte er an der ETH Zürich. Seine Methode des Architekturunterrichtes wurde weit sollten uns zu einigen Themen schriftlich über die Grenze der Schweiz bekannt. äussern. Bernhards Absicht war, dass wir zusammen den neuen Grundkurs Bernhard Hoesli lernte ich durch ein Wieder war es ein Telefonanruf von entwickeln sollten; er wollte auch Telefongespräch kennen, es war am Bernhard Hoesli, worin er seine unsere Meinungen darin verarbeiten. meiner Abreise in die USA. Er kam bevorstehende Professur ankündigte und Tag Die Titel unserer schriftlichen Aufgaben seiner Lehrtätigkeit mich ob ich mit Werner gerade von langjährigen fragte, waren: in zurück und überbrachte Seligmann, einem seiner Mitstreiter aus der Grüsse von unseren gemeinsamen Texas, zusammen sein Assistent werden - Architekturauffassung in Freunden. möchte. Die Entscheidung fiel mir Schweiz schwer. Ziele des Grundkurses; was soll im Neben meiner in O'Neil Fords nicht - Arbeit Studenten geweckt werden? Büro in San Antonio hatte ich rege - Welche Voraussetzungen bringt der Verbindung zur University of Texas in Student mit? Austin. Ich lernte dort Bernhards Die Begegnung Aufbau und Weg des Grundkurses Mitstreiter eine Architekturpädagogik - für neue Übungen: Arten der zweiten Dimension kennen: , Lee Hodg- - Für den 6. Oktober 1959 war die erste (ohne Farbe), Gegensätze, Arten den, Werner Seligmann, Robert Slutz- Besprechung abgemacht. «Ich soll mir des Raumes, Oberflächen (Relief, ky, John Shaw u.a. Nach dreiviertel über den aufzubauenden Grundkurs Texturen), Mass-Systeme, Raster-Systeme, Jahren kam ich im Frühjahr 1958 wieder Gedanken machen.» Da sassen wir nun Gesetzmässigkeit in der in die Schweiz, nach Basel, zurück. in einem leeren, frisch gestrichenen Form. Dort traf ich Bernhard wieder. Er arbeitete der damals mit Architekt Theo Manz Kellerraum, vom Lager zum Grundkurs-Büro avancierte. zusammen, bevor er nach einigen Monaten nach Zürich übersiedelte und Es war die Stunde Null. Ausser unseren Die Idee Assistent von Professor Werner Moser an mitgebrachten Notizblöcken war der ETH wurde. Mich holte Aalto wieder nichts, ausser Tischen, Hockern und Unsere schriftlich formulierten Gedanken für ein Jahr nach Helsinki. Im leeren Büchergestellen, im Raum. Wir beschäftigte uns in Tage dauernden Herbst 1959 kehrte ich nun endgültig in waren über unsere Kellersituation Gesprächen: Architekturgeschichte ist die Schweiz zurück, noch nicht eigentlich recht froh. Es gab uns das nicht nur Vergangenheit, Geschichte wissend, wohin es mich treiben würde. Gefühl, sichtbar vom Untergrund her, muss gegenwärtige Vergangenheit wer-

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den. Geschichte ist nicht nur ein Die Haupttitel der Übungsfolge des 1. gemacht. Die heftigsten Diskussionen Bildungsfach, sie ist ein Berufsfach. Semester im Winter 1959 waren: gab es bei der Beurteilung der abgegebenen Herrschende Auffassungen und sogenannte 1. Übungsabschnitt: 2. Dimension mit Arbeiten. Es war immer eine Leitbilder haben ihren im gereizte als Ursprung Andeutung des Räumlichen (23 Tage) Stimmung, es daran ging, die Ablauf der komplizierten Geschichte, 2. Übungsabschnitt: Architektonisches vielfältigen Kriteriengesichtspunkte in sie überlagert sind zusammengesetzt und die abgaben, Entwerfen aus der Konstruktion (5 wenigen Zahlen, die Noten von Traditionen, Gewohnheiten, Wochen) auszudrücken. Trends und der Existenz jedes Einzelnen 3. Übungsabschnitt: 3. und meist durch die UnÜberschau- Dimension, Notengeben war eine leidige Pflicht, räumliches Denken (21 Tage) eine nicht viel Beurteilung, barkeit nicht aufbauend brauchbar. Es aussagekräftige 4. Übungsabschnitt: 1. Entwurfsarbeit weshalb Bernhard dass gilt, die zeitprägenden Ideen ausfindig verlangte, als Konzentrat (4 Wochen) jeder Student dazu noch eine persönliche zu machen, diese analysierend ins erhalten solle. Bernhard Bewusstsein und durch davon abgeleitete Unsere «Hausaufgabe» zeigte Bernhard Beurteilung Hoeslis Theorien, als Aufbaubasis, in die Hoeslis programmatische Idee für Vorlesungen waren immer so aufgebaut, dass sie mit den laufenden Eigenmöglichkeit, zu Neuem, zu bringen. den Grundkurs und für das architektonische Übungen im standen. Entwerfen ganz allgemein. Es Zusammenhang Beim Eintritt ins Studium ist für den zeigte gleich zu Beginn seine Arbeitsweise, Er zeigte jeweils Ableitungen von Bauten und Neu-Studenten alles, was noch gestern die sich nicht auf spontane Projekten. Die abstrakten war, schon Vergangenheit. Was ab heute Einfälle und persönlichen Vorlieben Übungen hatten eine Entsprechung in der Realität. Skizzen kommt, ist noch unartikulierte abstützt, sondern die langfristige Lernziele Häufig mussten wir Zukunft. Er ist an der Schwelle von der ansteuert und die die Schritte dazu und Modellstudien der laufenden Übung der Polaroid-Kamera allgemeinen zur berufsspezifischen genau festlegt. Seine langjährige mit über diese Arbeiten Bildung. Lernziel des Grundkurses muss Lehrerfahrung und seine einmalige pädagogische Mittag aufnehmen, damit die Vermittlung von Einsichten, Begabung wurden sogleich sichtbar. in der Nachmittagsvorlesung mitverglichen werden konnten. Erfahrungen und kritischen Massstäben sein. Er wusste genau, was er wollte, und sein Wollen war durch ein fundiertes Er hat seine Vorlesungen aufs genaueste Die Voraussetzungen, die der Student und breit aufgefächertes Wissen vorbereitet und in Stichworten und für sein gewolltes Studium mitbringt, abgestützt, welches hauptsächlich in seinen Skizzen festgehalten. Seine über Jahre ist eine gute Allgemeinbildung auf der einmaligen Vorlesungen zum Tragen hin selbstaufgebaute, immense Basis von verschiedenstem «Fächerwissen» kam und immer wieder aufs neue Diasammlung von unzähligen Reisen her mit geringer Motivation zur überraschte. Folgerichtig hat er seine war der Stützpfeiler dafür. Die Fotokamera Synthese des Gelernten. Architektur aber Einführungs-Vorlesung erst im Jahre 1961 war für ihn wichtigstes Lehrhilfsmittel. ist die Synthese verschiedenster abgehalten, denn er wollte zuerst wissen, Völliges Abschalten äusserer Ordnungen. wie er seinen Grundkurs mit den Einflüsse und volle Konzentration auf Was der Student auch sicherlich vorhandenen Gegebenheiten der die vorgenommene Arbeit war seine mitbringt und mit dem er uns gegenüber schweizerischen Architekturverhältnisse kaum überbietbare Stärke. einen Erfahrungsvorsprung hat, ist der in Übereinstimmung kann. bringen Ausserhalb der Arbeit an der Schule Umgang mit Lehrern. Die daraus haben wir gemeinsam Ausstellungen und möglichen Verhaltensschemen müssen, Künstler besucht und immer wieder sofern sie sich für den Studenten negativ Der Weg versucht, Architekturübungen davon auswirken, abgebaut werden. Er muss 20. abzuleiten. Kunst und Architektur hatten lernen, auf sich selbst zu hören und ein Am Oktober 1959 haben wir die erste für ihn den gleichen geistigen eigenes Entscheidungskonzept finden. Übung, die innerhalb von sieben Tagen bearbeitet abgegeben. Ausgangspunkt. , Le Die gestellten Übungen sollen Aufgabe werden musste, Die Corbusier und Mies van der Rohe waren und Hilfsmittel sein, um dem Studenten Übungsblätter waren immer so dass der für ihn die Wegbereiter unserer zu ermöglichen, seine eigenen aufgebaut, Student auch wusste, was mit dieser Übung erreicht gegenwärtigen «Vergangenheit». Alvar Lösungen bewusst zu finden und um seine werden sollte Aaltos Wichtigkeit innerhalb der Möglichkeiten darin zu erfahren. - Bewusstwerdung seines Tuns. Für uns Assistenten, Werner Architekturentwicklung hat er voll anerkannt, aber es machte ihm scheinbar Bewusstwerdung seines Tuns als Seligmann und mich, begann eine intensive, Mühe, Aaltos Werk in eine nachvollziehbare Kontrollfaktor zu eigener Weiterentwicklung arbeitsreiche Zeit. Neben der Theorie und zur Stärkung seines Könnens. gemeinsamen Betreuung der Studenten in zu bringen. Er hoffte mir denn ich Jahre Der Übungslauf soll langfristig nach ihrem Übungsablauf - das Semester von - war fünf in Aaltos Atelier und einem steigenden Schwierigkeitsgrad wurde durch drei geteilt, und jeder von tätig - Hilfe Information darüber erhalten. haben aufgebaut, jedoch dazwischen mit uns hatte eine Gruppe zugewiesen - zu Wir wir viel darüber diskutiert. Seine Anregungen grösseren, vorgreifenden Übungen versehen mussten um den richtigen Vorlesungssaal halfen mir, einige sein. Zu den Hauptübungen des besorgt sein, die Projektoren analytische Arbeiten architektonischen Entwerfens sollen anschleppen, die Studentenkartei führen von Aaltos Bauten zu machen. viel vorgängig abstrakte Nebenübungen und Administratives erledigen, Unvergesslich ist mir eine grosse Reise die gestellt werden, die einen direkten Übungen einsammeln, wie vieles nach Frankreich im Herbst 1960 geblieben. Zusammenhang mit der Hauptaufgabe andere mehr. Was uns auch bald den Der Ausgangspunkt waren die frühen Übernamen haben bzw. haben können, sofern - und «Unter-Hoesli» einbrachte. Bauten von in La dies wiederum eine Übung des Zeitaufwand war für Bernhard Chaux-de-Fonds, dann zum römischen «Zurückbesinnens» - der Student merkt, Hoesli kein relevanter Begriff. Wir Theater in Mondeur, nach Ronchamps, dass er diese Vorübungen als Erfahrung haben uns beinahe täglich getroffen, denn zu den Glasbildern von Fernand Leger für seine Lösung gebrauchen kann. jede Übung, bevor sie formuliert und in Audincourt, nach St.-Dié, weiter ausgegeben war, wurde durchdiskutiert nach Nancy, Briey-en-Forêt und auf die Die Themen müssen möglicher Übungen und mögliche Lösungen meistens Schlachtfelder von Verdun und Valmy vor Semesterbeginn abgesteckt und gemeinsam aufgezeichnet und somit für über Reims nach Paris. In Paris besuchten deren zeitlicher Ablauf vorliegen. uns der Schwierigkeitsgrad bestimmbar wir alles, was architektonisch von

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Bedeutung war, von Perrets erster In seinen eigenen Worten: einer rein empirischen Methode, noch Vorliebe aufgebaut werden, Betonkirche (1923) in Le Reincy, zum «Die Überzeugung, auf privater jede Aufgabe das Anfang der St.-Denis, Notre- sondern muss im Respekt für Gotik in zur gleichsam neu, zum ersten Male und St.-Séverin, kohärente Gefüge der Ideen unserer Dame, zur kleinen Eglise sich selber entwickeln zu können, nur aus Architektur und im Verständnis für die zu allen Le-Corbusier-Bauten in und führt einer Überbewertung des zu Situation wurzeln. Denn die um Paris und zum Haus von Theo van Neuen und der «Originalität», schliesslich heutige Persönlichkeit des Studierenden, seine Doesburg. zur Originalitätssucht und endlich Kraft zu erfinden, und seine Jeden haben Notizen zu einem architektonischen Abend wir unsere Ausdrucksfähigkeit existieren nicht in Zeit- verglichen Fortschrittsglauben, der das Schöpferische und Skizzen zusammengelegt, sondern sind sinnvoll im in einem immer rascheren Hervorbringen losigkeit, nur und über alles Erlebte und Rahmen des kulturellen Klimas der Gedachte lehrreiche des Noch-Nie-Gesehenen erblickt. diskutiert; es waren Epoche. und wunderbare Gespräche. Bernhard Bei der Beurteilung eines architektonischen Dies kann leicht missverstanden Hoesli hat sich für diese Reise aufs Werkes neigt man deshalb dazu, nun werden als eine Aufforderung zum sorgfältigste vorbereitet, und er das hervorzuheben, wodurch es sich Epigonentum oder als Eingeständnis eines überraschte uns immer wieder mit kleinen von anderen unterscheidet und nicht, unvermeidlichen neuen Eklektizismus. und kleinsten Informationen über die was es mit ihnen gemeinsam hat.» Das Missverständnis würde aber auf Bauten, die Landschaften und über die Diese Methoden züchteten nach seiner einem Verkennen des Geschichtlichen geschichtlichen Begebenheiten und Meinung an den Schulen schon das, und des Wesens des Schöpferischen Ereignisse. Beinahe fiebrig hat er sich Architekturentwicklung was eine gesunde beruhen. Nie hat ein schöpferischer Akt Notizen gemacht, fotografiert jeweils grösstenteils verhindert, nämlich in einem kulturellen Vakuum und skizziert. Zielstrebig steuerte er, die und der Unverträglichkeit geistige stattgefunden: Originalität kann zwar alles um sich vergessend, durch die Strassen der untereinander. Neid Architekten unvermittelt auftreten, nie aber ohne und Plätze, und wir hatten Mühe Glaube die seines Der an Einmaligkeit Nährgrund, aus dem.sie erwächst. nachzukommen. Tuns verlangt die Abschirmung gegenüber seinen Kollegen - «Konkurrenten». Der Instinkt zu imitieren ist natürlich Er wollte eine Methode finden, in und eine der grossen Kräfte, die kulturelle der in der Architektur Tradition und Dauer überhaupt Die Methode Formgesetze anerkannt sind und die es erlaubt, die erst ermöglichen. Er sollte anerkannt eines Assimilationsprozesses. Arbeitsabschnitte intellektuell zu begreifen. werden als Teil Das seit Axiom der der eine Jahrzehnten gültige Kurz, eine Methode, die es ermöglicht, Der Studierende, empirischen Unterrichtsmethoden miteinander konkret über architektonische Disziplin akzeptiert, wird aller dass nämlich rascher seine entdek- Architekturschulen, Architekturprobleme zu sprechen, zu schreiben um so Eigenart zu eine kausale Abhängigkeit zwischen und miteinander zu vergleichen. ken vermögen. Form und Funktion besteht, wollte visua- Zu frühe Erwartung seiner Originalität, Bernhard Hoesli durch eine neue Was die Architektur von anderen zu frühe Beanspruchung seiner Kräfte Unterrichtsmethode Diese sollte lisierenden Berufen unterscheidet, ist ersetzen. führen meist nur zu einer übertriebenen sich Vorhandenes abstützen, davon das Denken in Raum-Wirkungen, die auf und unbegründeten Einbildung, zu theoretische Erkenntnisse ableiten, die dritte Dimension, als ein psychisch erlebbarer der ebenfalls ein Teil einer falschen Vorstellung von seiner in eine Wirklichkeit führen, aus der Faktor, ist schöpferischen Kraft und als Resultat Neues und Unbekanntes entstehen der Funktionen darstellt. Ein Plan zur grauenvollen Pseudo-Originalität. kann. erst dann ein guter Plan, wenn die räumliche, die dreidimensionale Logik Originalität ist nicht nur eine unerwartete Für ihn waren die Unterrichtsmethoden darin stimmt. Das Funktionieren und Manifestation einer unerklärlichen der Ecole des Beaux-Arts und des die Brauchbarkeit bedeuten in der Macht, sondern ebensosehr die logische Bauhauses voneinander nicht soweit Architektur nicht mehr als die Weiterentwicklung einer Vorform. Originalität ist die Wissen, entfernt, wie man allgemein glaubte. Rechtschreibung in der Literatur. Frucht von Beide vertraten für ihn die sogenannte nicht von Unkenntnis; architektonische Ein den Bautypen-Methode. Es war eine grosses Anliegen war für ihn, Originalität wächst aus Erfahrung, Studierenden eine Baumethode von immer komplexer beizubringen, was und Erfahrung ist kaum ein Attribut «Idee» ist. Idee nicht werdenden Entwurfsaufgaben, vom Wohnhaus war für ihn nur der Jugend. ein Einfall, Idee war für ihn die zum öffentlichen Gebäude, Nichts wird gerade echte Eigenheit und übergeordnete Ordnung des Ganzen. Jedem scheinbar rational von der Funktion Fortschritt sicherer verhindern als einstellenden bedeutenden Werk liegt eine alles zur automatisch sich mangelnde Kenntnis und Beherrschung tragende Idee zugrunde, an der Idee wird Form. Wenn die Funktion stimmt, dessen, was schon existiert. Das die Qualität eines Werkes gemessen. kann über die daraus resultierende Schöpferische in der Architektur kann Ein anderer Begriff war für ihn ebenfalls Form nicht mehr geredet werden; heute nicht in einem unbekümmerten entweder sie verworfen, von grosser Bedeutung, der Begriff sie gefällt, oder wird Produzieren werden, der Kohärenz. Eine Form ist dann und blinden gesehen etwas anderes war dabei nicht möglich. sondern ist erst möglich nach dem kohärent, wenn sie in ihren Einzelteilen und dem Assimilieren des eine gleiche Gesetzmässigkeit wie das Bewältigen Während die Ecole des Beaux-Arts mit Ganze aufweist. Vorhandenen historischen Stilelementen die Form Die Eigenschaften des architektonisch Diese Ausführungen können und sollen aus der Funktion heraus dekorierte, geformten Raumes zu untersuchen, um auch nicht den vollständigen glaubte das Bauhaus, dass der Architekt Hilfsmittel der Form-Erfindung zu Gedankenhintergrund von Bernhard völlig ausserhalb des geschichtlichen entwickeln diese Hilfsmittel in Hoesli aufzeichnen. Ich möchte diesen - Zusammenhanges steht und dass die Zusammenarbeit mit dem Historiker und dem Beitrag mit seiner Schlusspassage aus Funktion jeweils eine neue Form, aus Psychologen zu überprüfen Übungen seiner beenden: -, der Persönlichkeit des entwerfenden Antrittsvorlesung zu erfinden, durch die diese Hilfsmittel Architekten und des jeweiligen «Das Ausbildungsprogramm einer der Form-Erfindung lernbar gemacht Zeitgeschmackes, hervorbringt. Architekturschule kann heute weder auf werden können -, Form-Gesetze und

72 Architektur / Verkehrstechnik Schweizer Ingenieur und Architekt 4/85 Strukturgesetze architektonischer eine merkliche Lücke. - Nachdem Werner steckendes Büro aufzubauen. Wir lebten Organisationssysteme zu Hilfsvorstellungen Seligmann nach anderthalb Jahren uns danach auseinander, jeder und Instrumenten zu bilden, die wieder in die USA zurückkehrte, folgten seinen eigenen Weg verfolgend. ermöglichen René als dem Architekten noch besser Olivio Ferrari und Furer Ohne die Begegnung mit Bernhard sollen, seine Aufgabe als Gestalter Assistenten. Ich selbst war bis 1963 Hoesli wären meine eigenen Arbeiten neben dem Techniker Assistent und ein Jahr als unserer Umwelt nachfolgend für sicher einen anderen Weg gegangen. zu erfüllen, wird die Arbeit der nächsten Lehrbeauftragter im geteilten Grundkurs, Vieles habe ich ihm zu verdanken. Jahre sein.» parallel zu Bernhard Hoesli, tätig. Bernhard Hoeslis Tod ist für uns und Ich wähnte mich zu jung, um in die besonders für alle Studenten an der Lehrtätigkeit einzusteigen, und zog es Adresse des Verfassers: Karl Fleig, Architela||ä»i ETH ein grosser Verlust. Er hinterlässt vor, mein noch in den Kinderschuhen Freiestrasse23, 8032 Zürich.

«EHM»-Antrieb für Trolleybusse Technische Daten Fahrzeug MAN^tadtiïnienbSJll| Am 7. Juni 1984 wurde an der schweizerischen Trolleybustagung in Basel eine SL200 17 600 Gemeinschaftsentwicklung der Firmen BBC Brown Boveri, MAN und Voith vorgestellt. Der Trolleybus zulässige Bruttomasse kg 100 mit dem neuartigen «EHM»-Antrieb (Elektrisch-Hydraulisch-Mechanisch) erfordert Fahrgastkapazität Personen 11 000 Investitionskosten. Damit leistet die Industrie einen weiteren Beitrag zur Länge mm niedrigere Breite 2500 mm Wiederbelebung des Einsatzes von Oberleitungsbussen. Antriebsachse H07-1080 Hinterachsüber6,73:1 Der «BHM» soll wenig der bestimmt und diese setzung Trolleybus möglichst punkt Umschaltung Elektromotor BBC-GBN250L36 Dieselbus mit der Feinheit vornimmt. vom gewöhnlichen abweichen, nötigen Der Dauerleistung 162 kW hydraulische d.h. aus Komponenten aufgebaut werden, Wandler ist auch für Bremsbetrieb Drehzahlsteuerung Feldsteuerung die in hohen Stückzahlen für den Autobus- ausgelegt. Automatgetriebe Voith-DIWA851 mit und Lastwagenbau gefertigt werden und Zugkraft und Geschwindigkeit des Fahrzeuges Wandlerdrucksteuerung somit kostengünstiger sind als die Bauteile des werden über das Getriebe und über die und Retardbremse klassischen Trolleybusses. Feldsteuerung des Fahrmotors geregelt. Da Fahreigenschaften Beim herkömmlichen Trolleybus ist der der Fahrmotor auch bei Stillstand des Höchstgeschwindigkeit 70 km/h Elektromotor starr über das Differentialgetriebe Fahrzeuges weiterläuft, können sämtliche Steigfähigkeit 20% mit der Hinterachse verbunden; seine Hilfsbetriebe wie Batterieladegenerator, Kompressor, Beschleunigung 1,4 m/s2 Steuerung über Widerstände und erfolgt Ventilator, Wasserpumpe und Verzögerung mit Schütze einen oder über Gleichstromsteller. Lenkhilfepumpe direkt vom Fahrmotor her Retardbremse 1,2 m/s2 Beim «EHM»-Trolleybus ist der Fahrmotor angetrieben werden. Separate Hilfsbetriebsmoto- elektrisch starr mit dem speisenden Netz werden dadurch ren überflüssig. ähnlicher Leistung wie beim Elektromotor verbunden. Er dreht also dauernd wie ein tor Da das Getriebe ist, kann die führt Duo-Bus. Dieselmotor und treibt die Hinterachse über wassergekühlt zum Getriebeverlustwärme, aber auch die ein Automatgetriebe vom Typ Voith Die ersten Prinzipversuche wurden auf dem - Bremsenergie im Winter an die vorhandene DIWA851 an. Dieses umfasst einen 1. Gang Genfer Trolleybusnetz gefahren. Ab Ende Wasserheizung abgegeben werden. mit einem hydraulischen Drehmomentwandler Juni 1984 wird der «EHM»-Trolleybus einen und einem parallel geschalteten Wird ein Notfahrantrieb mittels rund einjährigen Probebetrieb bei den Planetengetriebe. Der 2. und 3. Gang bestehen Verbrennungsmotor benötigt, kann dieser das Fahrzeug Verkehrsbetrieben der Stadt Lausanne aufnehmen. antreiben. aus rein mechanischen Übersetzungen, wobei direkt über das Automatgetriebe eine elektronische Steuerung den Zeit¬ Die Kombination mit einem Dieselmo- BBC AG, 5401 Baden

Bild2. Motorraum des EHM-Demonstrationsfahrzeuges von BBC/MAN/ Voith. Der 162-k W-Elektromotor im Heck (Mitte) treibt direkt das automatische Bild 1. Prototyp des von BBC Brown Boveri, MAN und Voith entwickelten Getriebe an, wo sonst der Dieselmotor im Heck angebracht ist. Rechts «EHM'»-Trolleybusses Kühlaggregat mit Ventilator (mit Dieselbus identisch): links der Erreger-Generator

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