Klafsky, Katharina

(Ludwig Ordemann: Aus dem Leben und Wirken Kathari- na Klafsky, Hameln, Fuendeling 1903, S. 3.)

Profil

Katharina Klafsky hat sich von der Position einer weni- ger geachteten Chorsängerin zu einer Wagnersängerin ersten Ranges empor gearbeitet. Auf dem Weg dorthin musste sie viele Rückschläge verkraften. Sie vervoll- kommnete dennoch ihre Stimme, überwand gesundheitli- che Schwächen und erlangte schließlich als Solo-Sänge- rin internationale Anerkennung. Sie galt in erster Linie als eine der großen Wagnersängerinnen ihrer Zeit.

Orte und Länder

Die künstlerischen Lebensmittelpunkte Katharina Klafs- kys waren zunächst Wien und Salzburg. Bedingt durch ih- re Eheschließung siedelte die Sängerin nach Leipzig um und wirkte am dortigen Stadttheater. Von Leipzig aus ging sie an die Opernbühnen in Bremen und später Ham- burg. Nicht nur im deutschsprachigen Raum reiste sie durch zahlreiche Städte, sondern auch in den Metropolen Euro- pas und in den USA zeigte sie ihr Können.

Katharina Klafsky, Stich von August Weger Biografie

Katharina Klafsky Katharina Klafsky wurde am 19. September 1855 in St. Ehename: Katharina Greve-Klafsky Johann (heute Jánossomorja, Ungarn) als Tochter eines Schuhmachers geboren. Im Alter von acht Jahren sang * 19. September 1855 in St. Johann (Mosonszentjános), sie bereits im Kirchenchor und übernahm dort kleine So- Ungarn, heute: Jánossomorja (Ungarn) li sowohl im Alt als auch im Sopran. Für eine Gesangs- † 22. September 1896 in , Deutschland ausbildung fehlten die finanziellen Mittel. Als der Vater nach dem Tod der Mutter 1870 erneut heiratete, verließ Sängerin sie – erst 14 Jahre alt – die Familie. In Sopron (Oeden- burg) wirkte sie in Operetten mit, jedoch wurde ihre „Unbegrenzt, wie ihr Streben, war ihre Begabung als Sän- Stimme zu der Zeit als nicht ausreichend beurteilt. So ar- gerin und Darstellerin. In den großen hochdramatischen beitete sie in Wien zunächst als Kindermädchen. Ihre Ar- Partien entfaltete sie die ganze Macht und Fülle ihres beitgeberin erkannte jedoch ihr Talent und empfahl sie kerngesunden, wunderbar ausdrucksfähigen Soprans in dem Organisten Neuwirth der St. Elisabeth-Kirche, der hinreißenden und erschütternden Accenten, während sie Katharina Klafsky erste professionelle Lektionen im Ges- im lyrischen und heiteren Genre den süßesten Wohllaut ang erteilte. 1873 vermittelte er sie zur weiteren Ausbil- in weichquellenden, mild gedämpften Tönen ausströmen dung an Wilhelm Hasemann (1843-1910), den Direktor ließ. In allen Partien, denen sie die unwiderstehliche der Komischen Oper Wien. Ein Jahr später erhielt die Kraft ihrer Feuerseele lieh, wurde sie eins mit dem darge- Sängerin hier eine Anstellung als Choristin mit einem stellten Charakter, stets ordnete sie diesem ihre Person Monatsgehalt von 30 Gulden. Der dortige Konzertmeis- unter und erweckte durch die überzeugende Wahrheit ter Joseph Hellmesberger jun. (1855-1907) empfahl die und suggestive Kraft ihres Spiels vollkommene Illusio- junge Sängerin an Mathilde Marchesi de Castrone nen.“ (1821-1913), eine der bedeutendsten Gesangspädagogin- nen des 19. Jahrhunderts. Die Kosten für den Unterricht

– 1 – Klafsky, Katharina wurden durch Spenden getragen. de in der „Walküre“. Im Oktober des gleichen Jahres Nach zwei Jahren verließ Katharina Klafsky Wien und sang sie die selbe Partie in Berlin und im März 1883 die fand am Salzburger Stadttheater eine Anstellung eben- Brünnhilde im „Siegfried“. Neben ihrer Stimme vervoll- falls im Chor. Hier erzielte sie erste Erfolge mit kleinen kommnete sie auch ständig ihre schauspielerische Leis- Solo-Rollen in Possen, Operetten und Opern. Beispiels- tung. weise sang sie die erste Brautjungfer der Agathe aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber. 1876 vermählte Ihre Karriere wurde jedoch durch Krankheit unterbro- sich Katharina Klafsy mit dem Kaufmann Liebermann. chen. Das Paar wählte seinen Wohnsitz in Leipzig. Die Ehe Während der Tournee im Mai 1883 folgte in Turin ein hielt allerdings nicht lange. viermonatiger Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Ve- Angelo Neumann (1838-1910), der damalige Direktor nenentzündung und Malaria. Entgegen dem Rat der Ärz- des Leipziger Stadttheaters, engagierte Katharina Klafs- te nahm sie aus finanziellen Gründen kurz nach ihrer ky für den Chor. In der Messestadt vervollkommnete die Entlassung aus dem Hospital die Arbeit wieder auf. Sängerin ihre Ausbildung und erhielt Unterricht bei Jose- Inzwischen war Angelo Neumann Direktor am Bremer ph Sucher (1843-1908), Friedrich Rebling (1834-1900) Stadttheater und stellte die Künstlerin dort ein. Von und Paul Geisler (1856-1919) in Leipzig und schließlich 1883 bis 1886 verlegte Katharina Klafsky ihren Hauptwir- bei Julius Hey (1832-1909) in Berlin. Nach kleineren Er- kungskreis nach Bremen. Ihre Kinder, die bisher weiter- folgen sang sie am 22. Oktober 1879 ihre erste große Wa- hin in Leipzig gewohnt hatten, folgten nun der Mutter in gnerpartie – die Venus im „Tannhäuser“. Drei Jahre spä- die Hansestadt. Nach kleineren Rollen sang sie am 21. ter folgte die Partie der Brangäne in der Oper „Tristan September 1883 die Rolle der Leonore im „Fidelio“. An- und Isolde“. Mit jeder Vorstellung dieser Oper wuchs ih- fangs von Lampenfieber geplagt, wurde sowohl ihre Stim- re Identifikation mit dieser Rolle: „Frau Klafsky, anfangs me und ihr Spiel im Laufe der Oper immer souveräner. nicht in allen Theilen ausreichend, hat sich mit jeder Vor- Der Biograf Ludwig Ordemann beschrieb die künstleri- stellung mehr in ihre Brangäne hineingearbeitet und sche Entwicklung des Abends wie folgt: „Welch eine giebt die nicht unbedeutende Partie mit einer Hingabe, Stimme, welche Gewalt und Tiefe des Ausdrucks! Und die vollste Anerkennung verdient.“ (Musikalisches Cen- immer machtvoller, wärmer, eindringlicher wurde der tralblatt 26.1.1882, 2. Jg. Nr. 4.) Gesang, immer leidenschaftlicher, hingebender das Spiel der Sängerin, bis in der großen Arie die Kraft und Fülle Katharina Klafsky entwickelte sich immer mehr zu einer der Stimme und ihr Reichtum an seelischen Accenten gefragten Sängerin. Beteiligungen an Erstaufführungen den Höhepunkt erreichten.“ (Ordemann 1903, S. 32) Die auch bereits im Ausland zeugen von der stetig wachsen- Aufführung wurde ein Riesenerfolg und die Leonore eine den Qualität ihrer Stimme und ihres Vortrages. Beispiels- ihrer Paraderollen. weise sang sie in der Uraufführung der Oper „Der wilde Jäger“ von Victor Ernst Nessler am 11. Dezember 1881 Parallel dazu erarbeitete die Sängerin sich weitere Wag- am Leipziger Stadttheater die Wulfhilde. In wirk- ner-Partien. Neben der Brangäne zählte auch bald Isolde te sie 1882 in der englischen Erstaufführung des Ringes zu ihrem Repertoire. Während eines Gastspieles am 5. am Her Majesty’s Theatre unter Anton Seidl als Wellgun- Mai 1885 in Hamburg begeisterte sie erstmals das Publi- de und Waltraute mit. kum in dieser Rolle. Großen Jubel erntete sie auch am 7. Juni 1885 in Wien am k.u.k. Hofoperntheater in der Rol- Der Theaterintendant Angelo Neumann schätzte Kathari- le der Brünnhilde in der „Walküre“. na Klafsky und engagierte sie 1882/83 für seine legendä- re Europa-Tournee, bei der er mit einem reisenden Wag- Ihr letzter Auftritt am Bremer Stadttheater fand am 28. ner-Theater die Tetralogie „Der Ring der Nibelungen“ in April 1886 statt. Hier glänzte sie wiederholt in der Rolle allen europäischen Großstädten aufführen wollte. Zu- der Leonore aus dem „Fidelio“. Es folgte das Abschieds- nächst war die Künstlerin dort für kleinere Rollen – wie konzert. Beide Auftritte brachten der Künstlerin große die Wellgunde aus dem „Rheingold“ und der „Götterdäm- Ehrungen ein. So erhielt sie u.a. einen goldenen Lorbeer- merung“ und die Wotanstochter Waltraute in der „Wal- kranz aufgrund ihrer überragenden Leistungen (Orde- küre“ – vorgesehen. Doch bereits am 17. September 1882 mann 1903, S. 44). Gern kehrte sie zu Gastvorstellungen vertrat sie in Danzig eine erkrankte Kollegin als Sieglin- nach Bremen zurück. Hier lernte sie ihren zweiten Ehe-

– 2 – Klafsky, Katharina mann, den Bariton Franz Greve (1844-1892), kennen. Das Paar heiratete 1887. Aus der Beziehung ging eine Ihre Gastspiele waren vorwiegend Auftritte in Galavor- Tochter hervor. stellungen, Wagner-Vorstellungen und auch bei großen Musikfesten bei denen sie das klassisch romantische Mit Beginn der Spielzeit 1886/87 gehörte die Künstlerin Opernrepertoire repräsentierte. So sang sie beispielswei- zum Ensemble des Hamburger Stadttheaters. Hier ge- se 1893 die Titelrolle im „Fidelio“ von Ludwig van Beet- wann die Künstlerin unter der Leitung von Anton Seidl hoven und die Ortrud im „Lohengin“ von Richard Wag- (1850-1898) weitere Kenntnisse der Werke Wagners. ner im Stuttgarter Hoftheater. (Ordemann 1903, S. 55) Nun stand sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ihr Bio- Zahllose Ehrungen zeugen von der großen Anerkennung, graf Ordemann beschrieb das Geheimnis ihrer Erfolges: die der Künstlerin zu teil wurden. Als sie 1893 in der „Stets setzt Frau Klafsky ihre ganze Persönlichkeit ein, Stuttgarter Musteraufführung am Hoftheater in den und es läßt sich nicht leugnen, daß sie mit einem gewis- Opern „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven, „Euryanthe“ sen, aber vollständig berechtigten Realismus ihre Gestal- von Carl Maria von Weber, „Lohengrin“ (Ortrud) von Ri- ten schafft und sie mit eigenartigem Leben erfüllt.“ (Or- chard Wagner und „Die Hugenotten“ von Giacomo Mey- demann 1903, S. 48.) In ihrem Auftritt in der Rolle der erbeer Donna Anna schildert Ordemann ihre Darstellung fol- große Erfolge erzielte, erhielt sie als Auszeichnung die gendermaßen: „Frau Klafsky stelle mit glühenden Far- „württembergische große goldene Medaille für Kunst ben die zartesten wie die erregendsten Momente dieses und Wissenschaft“. (Ordemann 1903, S. 56.) Im Juni leidenschaftlichen, in seinem Innern verletzten und ra- 1894 wiederholte sie ihr Gastspiel anlässlich des 4. Gro- cheerfüllten Charakters überwältigend dar, ohne jemals ßen Stuttgarter Musikfestes. Weiterhin wirkte sie bei den das schöne, künstlerische Maß zu überschreiten.“ (ebd., Concerts Lamoureux in Paris mit, und trat in Holland, S. 49.) Russland und in Italien bei Musikfesten auf. Ihre Kon- In Hamburg erweiterte die Künstlerin ihren Rollenkreis zerttätigkeit charakterisierte Ludwig Ordemann als von als Rezia in „Oberon“ von Carl Maria von Weber, Nefta „kraftvoll leidenschaftlicher Art [...] mit einer das Inners- in „Asrael“ von Alberto Franchetti, Santuzza in „Cavalle- te bewegenden Gefühlstiefe und jenem großen Zuge, der ria rusticana“ von Pietro Mascagni, Desdemona in „Otel- ihren Bühnengesang auszeichnete, zugleich aber mit voll- lo“ von Giuseppe Verdi, Ortrud in „Lohengrin“ von Ri- ständiger Vermeidung von Ausdrucksmitteln, wie sie die chard Wagner, in den Titelrollen der Opern Aida von Giu- Bühne fordert.“ (Ordemann 1903, S. 6) In Coburg-Gotha seppe Verdi, Norma von Vincenzo Bellini, Lucrezia Bor- wurde sie zur herzoglich Sächsischen Kammersängerin gia von Gaetano Donizetti u.a. In allen diesen so verschie- ernannt. (ebd., S.53) denen Partien fühlte sie sich gleichermaßen gut ein und bewältigte die unterschiedlichen Anforderungen der Par- In den Jahren 1895/96, während der Nordamerika- tien mit Bravour, weil ihre Stimme überaus wandelbar Tournee der Damrosch Opera Company, war sie die Pri- war. 1892 starb ihr Ehemann Franz Greve und Katharina madonna der Saison. Ihr dritter Ehemann Klafsky zog sich mehrere Monate von der Bühne zurück. (1858-1925) assistierte dem Dirigenten Walter Johannes Bei ihrem ersten Auftritt nach dieser künstlerischen Pau- Damrosch (1862-1950), dem Chef der Operngesellschaft. se wurde sie vom Publikum aufs Herzlichste begrüßt. Da der Direktor des Hamburger Stadttheaters Bernhard Pollini (1838-1897) Katharina Klafsky am Theater halten Neben Erfolgen im eigenen Haus erlangte die Künstlerin wollte und sie nicht vom Dienst frei stellte, brach sie ih- auch während Gastspielen auf den Bühnen der Welt ren Vertrag mit der Hamburger Bühne. In den mehr als Ruhm und Ehre. Wiederholt sang sie 1892 am k.u.k. Hof- acht Monaten in den USA trat sie 76 Mal auf. Stationen operntheater in Wien die Brünnhilde in der „Walküre“. der Tournee waren u.a. Cincinnati, Chicago, St. Louis, Neben Bremen trat sie in den Jahren 1886-1894 auch New Orleans, Milwaukee, Washington, Brooklyn, Buffa- mehrmals an der Berliner Krolloper auf. Beim Rheini- lo, Pittsburg, St. Paul, Detroit, Hardford, Boston, Phila- schen Musikfest glänzte sie am 12. Juni 1889 mit der Fi- delphia und New York. delioarie und der Schlussszene der Brünnhilde aus der „Götterdämmerung“. Weitere Gastspiele gab sie in den Ihren Durchbruch in Amerika feierte Katharina Klafsky Jahren 1893/94 in Paris, Wien, Petersburg, Schwerin am 12. November 1895 in Cincinnati als Brünnhilde in und in weiteren Städten. der „Walküre“. Hier folgten weitere Aufführungen von

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Wagneropern, in denen sie beispielsweise die Partie der „The nobility and dignity of her carriage and the manner Isolde übernahm. Auch in New York war ihre Interpreta- in which she sustained her disguise should be an object tion der Isolde von Erfolg gekrönt: „She was more than lesson to those eminent actress who make pretenses at usually correct in intonation, and her declamatory style Shakespearean roles in men’s attire.” (Das Edle und Wür- of course fits the music admirable. Her composition of devolle ihrer Körperhaltung und die Art, in welcher sie the part is a notable work of art. She comprehends the die Verkleidung trägt, könnte quasi als anspruchsvolles work in its entirety and in its details. She has analyzed Vorbild für bedeutende Schauspieler der Shakespearerol- every phrase and has appreciated every delicate shade of len in Männerkleidung dienen.) (NYT, 16.2.1896) meaning. She is in complete sympathy with the personali- Der Kritiker der Aufführung in der Metropolitan Opera ty of Isolde, and she possesses the equipment for an ade- lobte vor allem ihr Temperament und ihre Stimmkraft, quate interpretation. Her performance last night was sim- die für zwei oder drei Soprane reichen würde, in der Rol- ply majestic. It was massive in breadth, irresistible in its le der Leonore und “and the utter devotion and abandon intensity, crushing in its exposition of tragic passion.“ of her performance is something very good to observe.” („In der Intonation war sie mehr als korrekt und ihr de- (... und die absolute Hingabe und Selbstvergessenheit ih- klamatorischer Stil fügte sich bewundernswert in die Mu- rer Darbietung, die sie sehr gut erfüllte.) (NYT 3.3.1896) sik ein. Das Werk wird von ihr umfassend und detailget- reu erfasst. Dabei analysiert sie jede Phrase und berück- Am Ende der Tournee sang sie in mehreren Konzerten sichtigt jede filigrane Nuance der Bedeutung. Sie besitzt beim deutsch-amerikanischen Sängerfest. „The concert ein komplexes Verständnis für die Persönlichkeit der closed with Mendelssohn’s ‚Loreley‘ finale, in which the Isolde und auch die Möglichkeiten diese angemessen zu chorus orchestra, and Mme. Klafsky worked in admirab- interpretieren. Ihre Leistung letzten Abend war – durch le harmony. The applause which followed each number ihre großen Breite, unwiderstehliche Intensität und die proved the delight of the assemblage, and it may be said erdrückende Darstellung der tragischen Leidenschaft – with truth that no concert this season has won such prai- einfach majestätisch.“) (NYT, 28. März 1896) ses from all who were present as this, which marks the Laut New York Times vom 5.3.1896 glänzte sie beispiels- end of the Liederkranz’s season.“ („Das Konzert schloss weise in der Rolle der Ortrud: „As Ortrud Frau Klafsky mit dem Finale aus Mendelssohns ,Loreley‘, in dem der fully justified expectation. […] the opulence of her voice, Chor, das Orchester und Frau Klafsky in bewundernswer- the generous power with which she hurled it forth, her ter Harmonie zusammen arbeiteten. Der nach jeder complete and convincing conception of the role, and the Nummer folgende Applaus, bewies die Freude des Publi- glowing warmth of her acting call for nothing except the kums und mit Nachdruck kann gesagt werden, dass kein highest approval.“ (Als Ortrud hat Frau Klafsky die völlig Konzert dieser Saison so viel Lob von allen Anwesenden berechtigte Erwartung erfüllt. [...] die Fülle ihrer Stim- erhalten hat.“) (NYT 27.4.1896) me, die generöse Energie mit der sie diese hervorbringt, ihr vollendetes und überzeugendes Konzept der Rolle Aufgrund ihrer großen Ausstrahlung erfolgte für die So- und die glühende Wärme ihres schauspielerischen Ges- pranistin und ihren Gatten erneut eine Einladung an die tus brachten ihr die höchste Anerkennung.“) (NYT, Metropolitan Oper nach New York für die Saison 5.3.1896) 1896/97, die sie jedoch nicht mehr wahrnehmen können sollte. Doch nicht nur als Wagner-Sängerin überzeugte die Künstlerin. In Chicago brillierte sie als Leonore in Lud- Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland einigte sich die wig van Beethovens „Fidelio“: „The conception of the ro- Künstlerin mit Bernhard Pollini und nahm ihre Tätigkeit le of Leonora by Frau Klafsky is so deep, so true, and am Hamburger Stadttheater für die Spielzeit 1896/97 womanly, that to her must be granted the ideal of the im- wieder auf. Ende August 1896 sang sie hier die Elisabeth personation.“ („Man muss zugeben, das Konzept der Rol- in Richard Wagners „Tannhäuser“ und der Beifall war so le der Leonore von Frau Klafsky ist so tief, so wahr und anhaltend, dass Gustav Mahler, der damalige Dirigent weiblich, dass es dem Ideal der Personifikation entsp- des Orchesters, eine minutenlange Pause einlegen muss- richt.“; NYT, 16.2.1896) te (Ordemann 1903, S. 70). Vom ersten Augenblick auf der Bühne war ihre Darstel- Es folgten Auftritte als Valentine in Giacomo Meyerbeers lung intensiv und gewann die Sympathie des Publikums. „Die Hugenotten“ am 5. September, Gräfin Almaviva in

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Wolfgang Amadeus Mozarts „Figaros Hochzeit“ am 8. Alfredo Catalani September und schließlich war ihr letzter Auftritt die Leo- La Wally: Titelfigur nore in Beethovens „Fidelio“ am 11. September 1896. Luigi Cherubini Katharina Klafsky starb durch eine Gehirnerkrankung, Médée: Titelfigur die durch einen schweren Sturz verursacht war. Nach ei- ner Operation besserte sich kurzzeitig ihr Gesundheitszu- Gaetano Donizetti stand. Aufgrund einer Lungenentzündung und nach eini- Lucia di Lammermoor: Alisa gen Tagen der Bewusstlosigkeit starb sie am 22. Septem- Lucrecia Borgia: Titelfigur ber 1896. Josef Foster: Würdigung Rose von Pontevedra: Rosita Wie anhand ihres Repertoires zu sehen ist, war Kathari- na Klafsky eine vielseitige Opernsängerin, wobei als ihre Alberto Franchetti Paraderollen die großen Sopranpartien Wagners und die Asrael: Nefta Leonore aus Ludwig van Beethovens „Fidelio“ herausrag- ten. Besonders bemerkenswert ist, mit welcher Kraft und Paul Geisler Energie Katharina Klafsky sich trotz wiederkehrender Ingeborg: Titelrolle Rückschläge von einer Chorsängerin zu einer hochgeach- teten Solosängerin, u. a. als Wagnerdarstellerin, entwi- Christoph Willibald Gluck ckelte. Alceste: Titelrolle Am Hamburger Stadttheater wirkte Katharina Klafsky in Armide: Phénice mehreren deutschen Erstaufführungen mit, wie beispiels- weise 1890 als Nefta in „Asrael“ von Alberto Franchetti, Karl Goldmark 1891 als Santuzza in „Cavalleria rusticana“ von Pietro Ma- Königin von Saba: Titelrolle scagni, 1892 als Anna in „Le Villi“ von Giacomo Puccini, 1893 als Titelfigur der Oper „La Wally“ von Alfredo Cata- Theodor Hentschel lani, um diese Opern bekannt zu machen. Die schöne Melusine: Titelrolle

Rezeption Jacques Fromental Halévy Zu Lebzeiten der Künstlerin Katharina Klafsky wurde ih- La Juive: Rachel re Erfolge in den Zeitungen regelmäßig reflektiert und entsprechend gewürdigt. Nach ihrem Tod verfasste Lud- Karl von Kaskel wig Ordemann eine Biografie über das Leben und Wir- Hochzeitsmorgen: Giovanna (UA) ken der Sängerin. Trotzdem schwand ihre Bedeutung als Wagnersängerin im Laufe des 20. Jahrhunderts. Kleins Kenilworth: Amy

Repertoire Albert Lorzing Opernrollen Wildschütz: Nanette

Daniel Francois Auber Heinrich Marschner Le domino noir: Gertrude Der Templer und die Jüdin: Rebecca

Ludwig van Beethoven Pietro Mascagni Fidelio: Leonore Cavalleria rusticana: Santuzza

Vincenzo Bellini Jules Massenet Norma: Titelfigur Das Mädchen von Navarra: Rosina

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Felix Mendelssohn Bartholdy Loreley-Finale: Leonore

Giacomo Meyerbeer Konzertrepertoire Die Hugenotten: Valentine Le Prophète: Berta Robert Schumann Robert le diable: Alice Dichterliebe. Liederzyklus für eine Singstimme und Kla- vier, op. 48. Wolfgang Amadeus Mozart Frauenliebe und Leben, Acht Lieder für Singstimme und Die Zauberflöte: erster Knabe Klavier, op. 42. Die Hochzeit des Figaro: Gräfin Almaviva Liederkreis für eine Singstimme und Klavier, op. 39. Don Giovanni: Donna Anna Der arme Peter. Für Singstimme und Klavier, op. 53 Nr. 3. Amilcare Ponchielli Gioconda: Titelfigur Franz Schubert Schwanengesang. 14 Lieder für eine Singstimme und Kla- Giacomo Puccini vier, D 957. Le Villi: Anna Die Winterreise. Liederzyklus für Sopran und Klavier, D 911. Gustav Räder Die junge Nonne. Lied für Singstimme und Klavier, D Robert und Bertram oder „Die lustigen Vagabunden“: Rö- 828. sel Forschung

Giuseppe Verdi Im Burgenländischen Landesarchiv Eisenstadt befindet Aida: Titelrolle sich der Nachlass des Neffen Rudolf Klafsky. Sign. Nr. A Otello: Desdemona XXVIII-7 Il Trovatore: Ines Teile des Nachlasses enthalten private Aufzeichnungen, Aufzeichnungen über die Familie Klafsky – Katharina und Heinrich – Fotos, private Korrespondenz. Lohengrin: Ortrud, Elsa Rheingold: Rheintöchter Die Datenbank http://Kalliope.staatsbibliothek-ber- Götterdämmerung: Brünnhilde lin.de Siegfried: Brünnhilde weist auf 14 Handschriftendatensätze von Katharina Die Walküre: Waltraute, Sieglinde, Wellgunde, Brünnhil- Klafsky hin. An sie geschrieben existiert ein Handschrif- de tendatensatz. Drei Abbildungen finden sich in der Stadt- Tristan und Isolde: Isolde, Brangäne und Universitätsbibliothek Frankfurt / Main. Tannhäuser: Venus, Elisabeth Eine weitere Abbildung liegt in der Österreichischen Na- Der fliegende Holländer: Senta tionalbibliothek Wien in der Porträtsammlung. Sign. Meistersinger: Eva PORT_00012291_01

Forschungsbedarf Carl Maria von Weber Freischütz: erste Brautjungfer Agathes / Agathe Es gibt eine ausführliche Biographie von 1903, herausge- Euryanthe: Eglantine geben von Ludwig Ordemann. Wünschenswert wäre eine Oberon: Rezia Biografie unter neuesten Forschungsvorgaben wie der Genderforschung und unter soziologischen Gesichts- punkten. Sowie zahlreiche Rollen in Operetten wie beispielsweise Normdaten in „Das Pensionat“ von Franz von Suppé das Pensions- fräulein Brigitte.

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Autor/innen

Jutta Heise

Bearbeitungsstand

Redaktion: Silke Wenzel Zuerst eingegeben am 10.06.2016 Zuletzt bearbeitet am 17.04.2018

mugi.hfmt-hamburg.de Forschungsprojekt an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Projektleitung: Prof. Dr. Beatrix Borchard Harvestehuder Weg 12 D – 20148 Hamburg

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