Villa Foscari - A
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AHB-SpecialWeek | HS15|16 Villa Foscari - A. Palladio Der Weg des Holzes - von den Dolomiten nach Venedig 1 Kissling Jonas | Baumgartner Kevin IMPRESSUM Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau Bachelor Architektur Pestalozzistrasse 20 CH-3401 Burgdorf www.ahb.bfh.ch AHB-SpecialWeek | HS15/16 | Der Weg des Holzes - von den Dolomiten nach Venedig Dozenten Katrin Künzi Axel Gampp Patrick Gassmann Philipp Heintzmann Studenten Kissling Jonas | Baumgartner Kevin Burgdorf, 04. November 2015 Inhaltsverzeichnis I Einführung 1 Villa Forcari - La Malcontenta 3 Raumabfolge 5 Fassaden 7 Proportionen 9 Die mathematische Ergründung der Schönheit 9 Analyse der Verhältnisse 11 Arithmetisches Mittel 13 Geometrisches Mittel 13 Harmonisches Mittel 13 Imput von Francesco Giordi 15 Paladischer Fuss «Piede vicentino» 17 Definition des palladianischen Fusses 17 Merkmale der Massordnung Palladio’s 19 Abweichungen 21 Auswirkungen in die Moderne 23 Schlusswort 25 Anhang 1 Bildverzeichnis 26 Anhang 2 Quellen 29 Abb. 1 Villa Foscari, G.F. Costa, Le Delizie del Fiume Brenta - 1750-62 AHB-SpecialWeek | HS15|16 Einführung Einführung Das Zeitalter des Humanismus fusst auf drei „Grundgedanken“ mit denen die Archi- 1 tekten arbeiteten. Die „Hierarchie der Baugattung“, dass mit der Nutzung und die dazugehörige Gesetzmässigkeiten zusammenhängt. Die „Tradition“ verpflichtete den Architekten in einer Auseinandersetzung mit der Antike und der zeitgenössischen An- forderungen. Der dritte Grundgedanke baut auf die der Proportion auf.1 „ […] Nach Albertis wohlbekannter mathematischer Begriffsbestimmung, die er dem Vitruv etlehnt, besteht Schönheit in der planvollen Anordnung und Verschmelzung der Proportionen aller Teile eines Gebäudes derart, dass jeder Teil seine absolut feststehen- de Form und Grösse hat und nichts hinzugefügt oder weggenommen werden kann, ohne die Harmonie des Ganzen zu zerstören.“2 Palladio war einer der Architekten der die Schönheit in dieser mathematischen Thermenologie suchte. 1 Rudolf Wittkower, Grundlagen der Architektur im Zeitalter des Humanismus, S. 7-8 2 Rudolf Wittkower, Grundlagen der Architektur im Zeitalter des Humanismus, S. 15 Abb. 2 Umschwung der Villa Foscari AHB-SpecialWeek | HS15|16 Villa Forcari - La Malcontenta Villa Forcari - La Malcontenta Die Villa Foscari – Malcontenta, wie sie auch genannt wird – liegt nahe bei Venedig. 3 Man sichtet sie am Ufer des Brenta-Kanals, von Mira herkommend nach etwa 8 km Fahrt auf der Strasse Richtung Fusina. Die Villas – ein Spätwerk Palladio’s – entstand im Jahre 1560 im Auftrag der Patrizierfamilie Foscari. Der Bau steht auf einem hohen Sockel, der diesen Adelssitz vor Überschwemmungen schützt, und auch dessen Do- minanz am Zugang zum Canal di Brenta zusätzlich verstärkt. Dem Kanal zugewandt ist die nach Nordosten orientierte Hauptfassade, bestehend aus einem monumentalen Portikus jonischer Ordnung. Die Säulenvorhalle ist symmetrisch angelegt und über zwei abgewinkelte Treppenläufe erreichbar. Damals, als der Bau noch nicht durch Weiden- gebüsche und Bäume verdeckt war, stand er hier als eine in Stein, d.h. in Architektur zum Ausdruck gebrachte Selbstdarstellung und Selbstbehauptung einer Familie, die das umliegende Land besitzt und bewirtschaften lässt. Hier wird Landschaft mit herr- schaftlicher Geste in Besitz – in Bezug – genommen.1 Abb. 3 Situation 1 Hans Litz, Die Massordnung der VIlla Foscari im Vergleich mit der modularen Massordnung, S. 12 Abb. 4 Grundiss Hochparterre, Mussmasse nach A. Palladio Abb. 5 Querschnitt, Mussmasse nach A. Palladio AHB-SpecialWeek | HS15|16 Raumabfolge Raumabfolge Die Raumabfolgen in Palladios Villen sind nach einem immer wieder auftauchenden 5 Schema konzipiert. Beginnend mit einem offenen Portikus erstreckte sich dahinter der Hauptsaal in der Mittelachse, dieser wiederum wurde von „zwei oder drei Wohn- oder Schlafzimmern“ in verschiedenen Grössen flankiert. In den üppig ausformulierten Schwelle zwischen Saal und Wohn- Schlafzimmer sind die Nebenräume und die Trep- pen angeordnet. Spezifisch auf die Villa Foscari eingehend sehen wir einen Saal in Form des Kreuzes in der Mittelachse liegend. Seitlich spiegeln sich jeweils drei Räume, die Wohnen Schlafen und zwei Nebenräume enthalten. Palladio liefert in seinem Werk "Quattro Libri", Buch II, S. 4, die Begründung zu den unterschiedlich dimensionierten Räumen wie folgt: "Im Bau soll darauf geachtet werden, dass es grosse, mittlere und kleinere Zimmer gibt, und dass alle nebeneinander liegen, damit man sie beliebig belegen kann […] Zur Be- quemlichkeit gehört auch, dass Räume, die man im Sommer bewohnt, gross und weit sind und nach Norden schauen. Winterquartiere sollen auf der Süd- oder Westseite stehen und sollen eher klein sein, denn im Sommer suchen wir den Schatten und die Winde und im Winter die Sonne, zudem können die kleinen Zimmer leichter beheizt werden als die grossen […]"1. Im Schnitt sehen wir den Einfluss eines sakralen Raumes. Ein „Mittelschiff“ von zwei flankierten Seitenschiffen. Das Haus erhebt sich elf Fuss (3.80 m) über dem Erdbo- den. In seinem unteren Teil liegen Küchen und Diensträume. Bei den repräsentativen Räume im Hochparterre, wird die Höhe mittels des arithmetischen oder harmonischen Mittels berechnet. Die quadratischen, seitlich angegliederten Räume erhalten ein Kup- pelgewölbe und die Kämmerchen werden mittels Zwischengeschosse gegliedert. Das Gewölbe des Hauptsaals ist ein Kreuzgewölbe von halb- kreisförmigem Durchmesser und ist so hoch, wie der Hauptsaal breit ist. Das Obergeschoss erhält durch die unterschiedlichen Raumhöhen im Hochparterre sogenannte Splittlevel, wobei die Höhe nur ca. acht Fuss (2.80 m) hoch ist. 1 Andrea Palladio, Quattro Libri, Buch II, S. 4 Abb. 6 Fassadenaufriss, richtung Brenta Canal Abb. 7 Fassadenaufriss, gartenseitig AHB-SpecialWeek | HS15|16 Raumabfolge Fassaden 7 Die Aufrisse zeigen exemplarisch Palladios modernen Geist. Er verwandelt die boden- ständige, schwere dorische Ordnung in eine leichte, dekorativere ionische Ordnung. Das Gesims umläuft das gesamte Haus und formt den Giebel über der Loggia und auf der gegenüberliegenden Seite. Unter der Traufe befindet sich ein weiteres Gesims, das über die Fassade hinweg läuft. Die Hauptfassade zeigt den Typus eines griechischen Tempels mit einem hervortreten- den Portikus. Die ionische Säulen sind auf einer Plinthe und einer attischen Basis mit einer Trochilus und zwei Tori gestellt. Die Volutenkapitelle stützen den Architrav ohne einen ausgeschmückten Fries. Der Tympanon mit einem Zahnschnitt unterstreicht die Wichtigkeit des Gebäudes. Der Portikus ruht auf einen hohen Sockel, der über zwei seitlich gelegenen Treppen erklimmt werden kann. Die Treppe weist bereits erste ba- rokke Elemente auf. Die zwei Seitenflügel fassen das Gesamtwerk und Palladio nimmt sich sogar das Recht, den mittleren Abstand der Säulen zu vergrössern um die Mitte zusätzlich zu betonen. Abb. 8 Schema von elf Villen-Grundrissen Palladios AHB-SpecialWeek | HS15|16 Proportionen Proportionen Die mathematische Ergründung der Schönheit 9 Leonardo da Vinci behauptete in einem Kommentar zu seiner vitruvianischen Figur, dass diese „alles in der Welt proportionieren könne“, er sagte „«comensurare» und meinte damit das gemeingültige Mass, die Harmonie des Weltganzen.“ Eine Mehr- heit der Renaissance-Künstler verpflichteten sich einer „mathematischen Definition der Schönheit“. So auch Palladio, der Alberti folgte. Die Definition verfolgte das Kredo, wie in der Einleitung angedeutet, dass etwas schön ist, wenn es grundsätzlich „schöner Form“ entspringt und eine stimmige „Wechselbeziehung des Ganzen zu den Teilen, der Teile unter sich und zu dem Ganzen; so dass die Bauteile einen ganzen und vollendeten Körper bilden, in dem jedes Glied mit jedem anderen übereinstimmt und alle notwendig sind zur Vollkommenheit des Baues.“1 Die Proportion ist der Schlüssel zur vollkomme- nen Architektur und diese Anschauung wurde u.a. durch Da Vinci, Alberti und Palladio wieder aufgenommen und weiterentwickelt.2 Sie stützen sich vor allem auf die Schriften von Vitruv. Im Gefolge von Alberti und Andere (u.a. Bramante) wies Palladio daraufhin, „dass alle regulären Figuren ihr Mass vom Kreise und Quadrate empfangen.“3 Die archi- tektonische Proportionierung, wie sie von Vitruv ursprünglich aufgeschrieben wurden, dienen als Typus und werden in der Renaissance mit der der Musik, basierend auf der griechischen Tonleiter erweitert. Es wird davon ausgegangen, dass „die Zahlen, vermit- tels welcher die Harmonie von Tönen unser Ohr entzückt, ganz dieselben [sind], welche unser Auge und unseren Verstand ergötzen.“4 Was bedeutet dies konkret, von welchen Verhältnisse ist die Rede? Dies wird folgend untersucht. 1 Rudolf Wittkower, Grundlagen der Architektur im Zeitalter des Humanismus, S. 24 2 EBD., S. 20 3 EBD., S. 31 4 EBD., S. 90 2:3 3:4 3:5 1:2 Abb. 9 Schemata der Verhältnisse AHB-SpecialWeek | HS15|16 Proportionen Analyse der Verhältnisse 11 „Alberti empfiehlt die einfachen Verhältnisse 1:1, 1:2, 1:3, 2:3, 3:4 usw. – es sind die Elemente der musikalischen Harmonie.“1 Das Verhältnis 1:2 entspricht bspw. in der musikalischen Harmonie, die der Oktave, dabei verdoppelt sich die Frequenz wenn wir von c‘ zu c‘‘ uns bewegen. Palladio geht von ähnlichen Verhältnisse aus und erweitert diese mit der dritten Dimen- sion. Grundsätzlich ist die Rede von einer arithmetische Proportion, eine geometrische Proportion und einer etwas komplexeren harmonischen Proportion. Als Grundlage die- nen die zweidimensionalen Verhältnisse, die in einer proportionalen Mitte eine dritte