Berliner Philharmoniker Montag, 24.01.2011 · 20.00 Uhr

So klingt nur Dortmund. Berliner Philharmoniker

Sir Dirigent

Anne-Sophie Mutter Violine

In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!

2,50 E 4 I 5 Robert Schumann

Gabriel Fauré (1845 – 1924) »Pelléas et Mélisande«-Suite op. 80 für Orchester (1898) Prélude. Quasi Adagio La Fileuse. Andantino quasi Allegretto Sicilienne. Allegretto molto moderato La mort de Mélisande. Molto Adagio Antonín Dvorákˇ (1841 – 1904) Konzert für Violine und Orchester a-moll op. 53 (1879) Allegro ma non troppo Adagio ma non troppo Finale. Allegro giocoso, ma non troppo

– Pause ca. 21.05 Uhr – Robert Schumann (1810 – 1856) Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61 (1846) Sostenuto assai – Allegro ma non troppo Scherzo. Allegro vivace Adagio espressivo Allegro molto vivace

– Ende ca. 22.15 Uhr –

6 I 7 Programm 8 I 9 Eine tödliche Liebe Simrock erbat vom Komponisten 1879 auch ein Solokonzert: »Wollen Sie mir ein Violinkonzert Gabriel Fauré »Pelléas et Mélisande«-Suite op. 80 für Orchester schreiben? Recht originell, kantilenenreich und für gute Geiger? Bitte ein Wort!« Dvoˇrák schrieb es. Im Spätsommer 1879 übersandte er die Partitur an den berühmten Geiger Joseph Joachim. Der Die Bühnenwerke des belgischen, französischsprachigen Schriftstellers und Dramatikers Maurice Mae- freute sich über die Widmung, machte aber eine ganze Menge Änderungsvorschläge, woraufhin terlinck übten auf die Komponisten der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert eine geheimnisvolle Fas- Dvoˇrák das Stück noch einmal komplett umarbeitete. Ein zweites Mal schickte er es Joachim, der zination aus. Die schlichte und dennoch verschleierte Sprache, die symbolischen Szenen, die rätselhaften aber erst zwei Jahre später reagierte – und wieder retuschiert und gekürzt hatte. Joachim selbst Charaktere, die oft traumähnlichen Ereignisse – all das regte an zum musikalischen Weiterdichten dessen, hat das Werk dann nicht zur Uraufführung gebracht. Solist der Erstaufführung am 14. Oktober was hinter den Worten verborgen bleibt. »Pelléas et Mélisande«, ein Schauspiel über eine verbotene, töd- 1883 in Prag war der mit Dvoˇrák befreundete Geiger František Ondˇríˇcek. liche Liebe, gilt als Hauptwerk des symbolistischen Theaters und wurde am 16. Mai 1893 in Paris urauf- geführt. Die Handlung: Mélisande heiratet Golaud, einen bretonischen Prinzen. In Abwesenheit des Gatten Das Violinkonzert a-moll op. 53 ist traditionell dreisätzig – mit zwei schnellen Außensätzen und verliebt sich Mélisande in dessen Bruder Pelléas, der ihre Liebe erwidert. Als Golaud zurückkehrt und vom einem langsamen Satz in der Mitte. Dvoˇráks Personalstil kommt hier zur vollen Entfaltung, etwa in der Verhältnis zwischen seiner Frau und seinem Bruder erfährt, tötet er erst Pelléas, dann Mélisande. Synthese einer transparenten, fasslichen Form mit einprägsamen Themen, die auf mitreißende, unkon- ventionelle und einfallsreiche Art verarbeitet werden. Es ist zudem der ungeheure Reichtum an origi- Claude Debussy hat aus dem Stoff eine Oper gemacht (vollendet 1902), Arnold Schönberg eine nellen melodischen Einfällen verbunden mit einem fein ausgeprägten Sinn für metrisch-rhythmische sinfonische Dichtung (1902/03) und Jean Sibelius eine Schauspielmusik (1905). Der französische Finessen, der fasziniert. Oft tendieren die Themen zu einem folkloristischen Tonfall. Die Fülle seiner Ein- Komponist Gabriel Fauré wurde 1898 gebeten, für die englische Erstaufführung des Dramas in Lon- fälle unterwirft Dvoˇrák selbstverständlich der formalen Bändigung – einer originellen freilich: So ist der don Musik zu komponieren. Es war ein recht kurzfristiger Auftrag. Unter enormem Zeitdruck skiz- Kopfsatz ein Zwitter aus Sonaten- und Rondo-Form, eine Kombination, die sonst Schlusssätzen zugrun- zierte Fauré 17 Musiknummern, die er dann zur Instrumentation in die Hände seines Schülers Charles de liegt. Der auf thematische Kontraste aufbauende große Bogen der Sonatenform wird mit dem Ron- Koechlin übergab. Einige Zeit später wählte Fauré aus der zunächst eilig komponierten Musik drei doprinzip verbunden; immer wieder wird ein Gedanke aufgegriffen, im Wechsel mit unterschiedlichen Stücke aus, bearbeitete sie und veröffentlichte sie 1901 als »Suite d’Orchestre de Pelléas et Mélisan- Zwischenspielen. Der Hauptgedanke der Exposition (Vorstellung der Themen) wird vom Orchestertutti de«. Die Suite umfasste zunächst nur drei Sätze – das einleitende Prélude, den Satz ›La Fileuse‹ (›Die präsentiert und von der Solovioline weitergeführt. Es folgt ein rhapsodischer Reigen ausdrucksvoller, Spinnerin‹) und den abschließenden Trauergesang ›La mort de Mélisande‹ (›Tod der Mélisande‹). Der mal tänzerischer, mal melancholisch-sanfter Gedanken in slawischer Prägung. In der Durchführung heute sehr berühmte Tanzsatz ›Sicilienne‹ kam erst 1909 als dritter Satz hinzu. Die komplette Suite, wird das Themenmaterial variativ verarbeitet. Die anschließende Reprise (sonst die leicht veränderte wie sie am heutigen Abend erklingt, wurde erstmals 1912 in Paris aufgeführt. Wiederholung der Exposition) wird überraschenderweise nur angedeutet. Stattdessen führt eine kurze Solokadenz über ein Intermezzo direkt in den folgenden Satz. Das leidenschaftliche, ruhige Adagio ist im schlichten Volksliedton gestaltet. Das gut gelaunte Finale schließlich ist wieder eine Kombination In slawischem Ton aus Sonate und Rondo. Mit seinen böhmischen Tanzrhythmen wie dem aufbrausenden Furiant, dessen Antonín Dvorákˇ Konzert für Violine und Orchester a-moll op. 53 Reiz im Wechsel von Zweier- und Dreiertakt liegt, bildet dieser Satz einen tanzwütigen Abschluss.

Antonín Dvoˇrák war bis in die späten 1870er-Jahre außerhalb seiner tschechischen Heimat so gut wie unbekannt, obwohl er bereits fünf Opern, diverse Chorwerke, fünf Sinfonien, zehn Streichquartette und Hommage an Beethoven? noch vieles andere mehr komponiert hatte. Fast kein Werk lag bis dahin im Druck vor. Johannes Brahms Robert Schumann Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61 war es, der den befreundeten Komponisten 1878 an den Berliner Verleger Fritz Simrock empfahl und da- mit die Wende im Arbeitsleben Dvoˇráks brachte. Denn Simrock gab dem böhmischen Komponisten bald Das sinfonische Erbe Beethovens bereitete vielen Komponisten große Schwierigkeiten. Zu mächtig darauf den Auftrag zur Komposition von gut spielbaren Stücken zu vier Händen folkloristischen Charak- war die Wirkung der neun Sinfonien, die die Musikwelt des 19. Jahrhunderts überstrahlte und der ters »in der Art wie die ungarischen von Brahms«. Mit der Erfüllung dieser Bitte, den Slawischen Tänzen sich niemand entziehen konnte. »Die Form ist das Gefäß des Geistes. Größere Räume fordern, sie op. 46, wurde Dvoˇrák über Nacht berühmt und konnte sich in der Folge vor Aufträgen kaum retten. Ein zu füllen, größern Geist. Mit dem Namen ›Sinfonie‹ bezeichnet man bis jetzt in der Instrumentalmu- Fall von glücklicher Fügung, der in der Musikgeschichte eher wenigen Komponisten vergönnt war. sik die größten Verhältnisse«, so schrieb Robert Schumann 1835 über den Rang, den die Sinfonie

10 I 11 Werke durch Beethoven erlangt hatte. Der hohe Anspruch, der nun an sie als repräsentative Gattung der Themen der Exposition eine Rolle, sondern vielmehr das Material der langsamen Introduktion. Es folgt Instrumentalmusik gestellt wurde, zwang viele Komponisten dazu, Stellung zu beziehen, neue ein dämonisches, rhythmisch explosives, dennoch quecksilbriges Scherzo, das an das Prinzip eines Konzepte zu entwickeln. Wie etwa sollte man auf das auskomponierte Experiment der Neunten Perpetuum mobile erinnert und dessen rasendschnelle Sechzehntelbewegungen nur vorübergehend Sinfonie reagieren? Dort hatte Beethoven selbst mit der Tradition gebrochen, hatte sich erdreistet, von zwei kontrastierenden, lyrischen Trios gestoppt werden. Dem dritten Satz, einem schmerzens- innerhalb der herausragenden Instrumentalgattung zum Wort zu greifen. Schumann konstatierte reichen Adagio espressivo, liegt die dreiteilige Liedform (ABA’) zugrunde, doch spielt der Mittelteil 1935, mit der Neunten sei das »Maß und Ziel« der Sinfonie erschöpft. nur ein marginale Rolle. Das Finale ist in Schumanns Zweiter der zentrale Satz. Er greift zwecks zyklischer Verklammerung thematisch auf das Quint-Motto des Beginns und auf das Hauptthema des In der Orchestermusik gelang es nur wenigen Komponisten, eigenständige Wege zu beschreiten. Adagios zurück. Originell ist hier aber vor allem die Kombination der Sonatenform mit einer erst in der Franz Liszt zum Beispiel überzeugte durch Kompositionen neuartiger Sinfonischer Dichtungen. Richard Reprise auftauchenden, neuen thematischen Episode: Der kurzen Exposition folgt eine ausgiebige Wagner dagegen fand die Lösung im Konzept seines Musikdramas. Auch Franz Schubert, Hector Berli- Durchführung, die durch drei charakteristische Generalpausen beendet wird. Es erklingt dann nicht oz und Bartholdy gelang es, sich auf ihre Weise vom Vorbild Beethovens zu befreien. wie erwartet die Reprise, sondern ein Zitat aus Beethovens Liederzyklus »An die ferne Geliebte«, das Dasselbe gilt auch für Robert Schumann. Er schrieb vier Sinfonien, in denen seine Auseinandersetzung zunächst von den Holzbläsern intoniert wird: »Nimm sie hin denn, diese Lieder« – ein musikalischer mit der traditionsbeladenen Gattung ganz individuelle Lösungen hervorbrachte. Von Werk zu Werk er- Gedanke, der bis zum Ende der Sinfonie präsent bleibt und dort sogar mit dem Quint-Motto der Sin- probte er neue Wege, nicht nur in der Konzeption der Einzelsätze, sondern auch in der Gesamtanlage. fonie gekoppelt wird.

Seine zweite Sinfonie entstand in Dresden nach einem schweren psychischen und physischen Zusammenbruch: »Die Sinfonie schrieb ich im Dezember 1845 noch halb krank; mir ist’s, als müsste man ihr dies anhören. Erst im letzten Satz fing ich an, mich wieder zu fühlen; wirklich wur- de ich auch nach Beendigung des ganzen Werkes wieder wohler. Sonst aber, wie gesagt, erinnert sie mich an eine dunkle Zeit«, so Schumann. Und an anderer Stelle: »Ich kann wohl sagen, es war gleichsam der Widerstand des Geistes, der hier sichtbar influiert hat und durch den ich meinen Zustand zu bekämpfen suchte.« Erst nach einem Kuraufenthalt auf der Insel Norderney konnte er Bei uns spielen Sie sein op. 61 im Spätherbst 1846 vollenden. Im November 1846 wurde es dann unter der Leitung des Freundes Felix Mendelssohn Bartholdy im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt. die erste Geige.

In Schumanns zweiter Sinfonie C-Dur bleibt die klassisch-romantische Tradition der Gattung stets Vorbild: in ihrer Viersätzigkeit, in der motivisch-thematischen Zyklusbildung und in der Bewahrung der Grundcharaktere der einzelnen Sätze (I. dramatisch, II. Scherzo/Tanz, III. elegisch, IV. apotheotisch). In der Gesamtanlage, der Themenverarbeitung und der Satztechnik treten Schumanns Leitbilder deutlich hervor: Im polyfonen Reichtum schlagen sich die unmittelbar zuvor betriebenen Bach-Studien nieder; die konzentrierte motivisch-thematische Arbeit orientiert sich an Beethoven. Ebenso ist es mit der deutlich prozesshaften, auf das Finale ausgerichteten Anlage. Innere Geschlossenheit wird durch ein reiches Beziehungsnetz erreicht. Die ruhige, feierliche Einleitung des Kopfsatzes ist die Keimzelle aller vier Sätze: Mit einem fanfarenartigen Quintmotiv stimmen die Blechbläser das Motto der Sin- Deshalb berät Sie der Chef persönlich. fonie an. Sein prägnanter punktierter Rhythmus durchdringt auch das Sonaten-Allegro des ersten audalis • Kohler Punge & Partner • Wirtschaftsprüfer • Steuerberater • Rechtsanwälte Satzes, in dessen Coda das Motto erneut erscheint – wie auch im Scherzo und in der Durchführung Rheinlanddamm 199 • 44139 Dortmund • Tel.: +49 (0)231.2255-500 • [email protected] • www.audalis.de des Finales. Die Gewichtung im Kopfsatz liegt eindeutig auf den motivisch-thematisch arbeitenden Abschnitten, also auf der Durchführung und der Coda. In diesen Teilen spielen allerdings weniger die

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12 I 13 Werke Deutsche Bank Gesellschaftliche Verantwortung

Leidenschaft für Musik

Seit über zwanzig Jahren verbindet die Berliner Philharmoniker und die Deutsche Bank eine exklusive Partnerschaft. Gemeinsam ermöglichen wir zukunftsweisende Initiativen. Das Bildungsprojekt „Zukunft@BPhil“ eröffnet jungen Menschen einen krea tiven Zugang zur Welt der klassischen Musik und ermutigt sie, persönliche Grenzen zu überwinden. Und mit der einzigartigen schaffen wir Musikliebhabern auf der ganzen Welt jederzeit und überall Zugang zum Konzertsaal der – live im Internet.

Die Deutsche Bank freut sich, die Berliner Philharmoniker bei diesen innovativen Projekten zu begleiten.

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Deutsche Bank ANZ: Simon Rattle TRÄGER: Konzerthaus Dortmund FORMAT: 240x190 DU: 00.00.2010 ET: 00.00.2010 Berliner Philharmoniker mit dem sich das Orchester breiteren und vor allem jüngeren Publikumsschichten zuwendet. Für dieses Engagement wurden die Berliner Philharmoniker und ihr Künstlerischer Leiter Sir Simon Die Berliner Philharmoniker, 1882 als Orchester in Selbstverwaltung gegründet, zählen seit lan- Rattle 2007 zu Internationalen UNICEF-Botschaftern ernannt, eine Auszeichnung, die erstmals gem zu den bedeutendsten Klangkörpern der Welt. Ihr Künstlerischer Leiter ist seit September einem künstlerischen Ensemble zuteil wurde. 2002 Sir Simon Rattle. Mit ihrem Partner, der Deutschen Bank, konnten die Berliner Philharmoniker im Januar 2009 Das Orchester gab am 17. Oktober 1882 sein erstes Konzert unter dem von den Musikern selbst ein neues, innovatives Projekt starten: die Digital Concert Hall, die die Konzerte des Orchesters live gewählten Dirigenten . Als der Konzertagent Hermann Wolff, der von Anfang an im Internet präsentiert. administrative Unterstützung leistete, Hans von Bülow als Dirigenten verpflichtete, formte er die Mu- siker zu einem der führenden Orchester in Deutschland. Unter der Leitung von (1895 bis 1922) erweiterte sich das Repertoire beträchtlich um Werke von Bruckner, Tschaikowsky, Mahler, Strauss, Ravel und Debussy. Nach Nikischs Tod wurde 1922 der damals erst 36-jährige Wilhelm Furt- wängler neuer Chefdirigent. Er legte die Schwerpunkte des Repertoires u. a. auf Werke der Klassik und der deutschen Romantik, nahm aber auch zeitgenössische Kompositionen von Igor Strawinsky, Béla Bartók oder Sergej Prokofiew in seineK onzertprogramme auf. Nach dem Ende des Zweiten Welt- krieges stand zunächst , der im August 1945 versehentlich von einer amerikanischen Patrouille erschossen wurde, dann der junge rumänische Dirigent an der Spitze des Orchesters. Furtwängler konnte 1952 nach seiner Entnazifizierung das Amt des Chefdirigenten wieder formell übernehmen. In die Nachkriegszeit fällt 1949 auch die Gründung der Gesellschaft der Freunde der Berliner Philharmonie e. V., die in den folgenden Jahrzehnten den Neubau der heutigen Philharmonie förderte und dem Haus nach wie vor unterstützend zur Seite steht.

Als Furtwängler 1954 starb, wurde Ständiger Dirigent und Künstlerischer Leiter. Dieser erarbeitete in den folgenden Jahrzehnten mit dem Orchester eine einzigartige Klangästhetik und Spielkultur, die die Berliner Philharmoniker weltweit berühmt machte. Im Ok- Effektiv. Kompetent. Diskret. tober 1989 wurde vom Orchester zum neuen Chefdirigenten berufen. Abbado setzte programmatisch neue Akzente, indem er der Traditionsverbundenheit thematische Zyklen entgegenstellte, die neben klassischen Werken vor allem auch zeitgenössische Kompositionen rEchtsanWältE enthielten. Außerdem profilierten zusätzliche Kammermusikreihen und konzertante Opernauffüh- rungen das Programm des Orchesters. Prof. Dr. Tido Park Fachanwalt für Straf- und Steuerrecht | Dr. Tobias Eggers | Ulf Reuker LL.M. (Wirtschaftsstrafrecht) | Dr. Stefan Rütters Mit der Ernennung von Sir Simon Rattle gelang es dem Orchester nicht nur, einen der er- folgreichsten Dirigenten der jüngeren Generation zu gewinnen, sondern wichtige Neuerungen Rheinlanddamm 199 | 44139 Dortmund einzuführen. Die Umwandlung des Orchesters in die öffentlich-rechtliche »Stiftung Berliner Phil- Fon (0231) 95 80 68 - 0 | www.park-wirtschaftsstrafrecht.de harmoniker« schuf zeitgemäße Rahmenbedingungen für neue Gestaltungsfreiräume und für die wirtschaftliche Kontinuität des Klangkörpers. Gefördert wird die Stiftung durch das großzügige Engagement der Deutschen Bank als Hauptsponsor. Schwerpunkte dieser Förderung bilden das WirtschaftsstrafrEcht | stEuErstrafrEcht | compliancE mit dem Amtsantritt von Sir Simon Rattle ins Leben gerufene Education-Programm Zukunft@BPhil,

16 I 17 biografien Sir Simon Rattle

Sir Simon Rattle, 1955 in Liverpool geboren, ist seit September 2002 Chefdirigent der Ber- liner Philharmoniker und Künstlerischer Leiter der Berliner Philharmonie. Er studierte an Rechtsanwälte | Partnerschaftsgesellschaft | Notare der Royal Academy of Music in London. Nach ersten Engagements in England und den USA, unter anderem als Erster Gastdirigent beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, wurde Si- mon Rattle 1980 zum Ersten Dirigenten und Künstlerischen Berater des City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) berufen. Von 1990 bis 1998 war er dessen Chefdirigent.

Neben dem CBSO hat Simon Rattle die führenden Orchester der USA und Europas dirigiert. Unter anderem verbindet ihn eine lange Zusammenarbeit mit dem Boston Symphony Or- chestra, dem Philadelphia Orchestra sowie mit den Wiener Philharmonikern. Mit den Wiener Philharmonikern entstanden Aufnahmen sämtlicher Beethoven-Sinfonien und gemeinsam mit Alfred Brendel eine CD-Box mit den Klavierkonzerten Beethovens. Seit 1992 ist Simon Rattle Erster Gastdirigent des Orchestra of the Age of Enlightenment und Künstlerischer Berater der Birmingham Contemporary Music Group. Schon vor seinem Amtsantritt als Chef- dirigent verband Simon Rattle eine 15-jährige Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmo- nikern. Am 14. November 1987 gab er mit Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 6 sein Debüt. Seitdem kam er regelmäßig ans Pult des Orchesters und dirigierte ein breites Repertoire von Rameau Der perfekte bis zu Uraufführungen. Simon Rattle hat einen Exklusivvertrag mit EMI, in dessen Rahmen er mehr als 70 Auf- nahmen mit dem CBSO und anderen Orchestern produziert hat. Die von ihm inspirierte und auch in Deutschland auf DVD erhältliche Fernsehserie »Leaving home« über Orchestermusik Einsatz. des 20. Jahrhunderts im englischen Fernsehen wurde 1997 ausgezeichnet. Mit den Berliner Philharmonikern nahm er zunächst die »Faust-Sinfonie« von Franz Liszt sowie die Sinfonie Nr. 10 von Gustav Mahler in der revidierten Fassung von Deryck Cooke auf. 2002 erschienen die »Gurrelieder« von Arnold Schönberg und Gustav Mahlers fünfte Sinfonie, 2003 Ludwig van Bee- thovens »Fidelio«, 2004 Olivier Messiaens »Éclairs sur l’au-delà« und als erste Eigenproduktion der Berliner Philharmoniker Igor Strawinskys »Le sacre du printemps« im Rahmen der Musik zu dem Film »Rhythm is it!«. 2005 wurden u. a. Carl Orffs »Carmina Burana« und Orchester- staadenvonboxberg.de lieder von Benjamin Britten mit Ian Bostridge sowie Antonín Dvoˇráks Sinfonische Dichtungen veröffentlicht. 2006 erschienen u. a. die Sinfonie Nr. 8 C-Dur von Franz Schubert, »Ein Helden- leben« und »Der Bürger als Edelmann« von Richard Strauss, »Die Planeten« von Gustav Holst mit Colin Matthews’ ›Pluto‹ und Kompositionen zu »Asteroiden« von Kaija Saariaho, Brett Dean, Matthias Pintscher und Mark-Anthony Turnage sowie das Klavierkonzert Nr. 1 von Johannes Brahms mit Krystian Zimerman als Solist (DG). Für die 2007 erschienene Aufnahme des Deut- schen Requiems von Johannes Brahms mit dem Rundfunkchor und den Solisten Thomas

Spieker & Jaeger I [email protected] I www.spieker-jaeger.de 18 I 19 Kronenburgallee 5 I 44139 Dortmund I Telefon +49 231 9 58 58 - 0 biografien

S&J 2010-28 Konzerthaus-neue HL RZ.indd 1 24.08.2010 18:15:03 Uhr Quasthoff und Dorothea Röschmann gab es im Februar 2008 einen »Grammy«. Im August 2007 Anne-Sophie Mutter erschien der Live-Mitschnitt eines Haydn-Konzerts in der Berliner Philharmonie vom Februar des Jahres mit den Sinfonien Nr. 87 bis 92. Der Live-Mitschnitt vom Silvesterkonzert 2007 Anne-Sophie Mutter gehört seit über drei Jahrzehnten zu den großen Geigenvirtuosen unserer Zeit. mit den »Bildern einer Ausstellung« von Mussorgsky/Ravel, Borodins zweiter Sinfonie und den Die im badischen Rheinfelden geborene Violinistin begann ihre internationale Karriere 1976 bei »Polowetzer Tänzen« war eine Woche später auf dem Markt. Im März 2008 erschien als Kon- den Festspielen in Luzern. Ein Jahr danach trat sie als Solistin bei den »Pfingstkonzerten Salzburg« zertmitschnitt aus der Berliner Philharmonie vom Oktober des Vorjahres die CD mit der Sinfonie unter der Leitung von Herbert von Karajan auf. Seitdem konzertiert Anne-Sophie Mutter weltweit in Nr. 9 von Gustav Mahler. Im Juni 2008 sind Strawinskys »Psalmensinfonie« und die Sinfonie allen bedeutenden Musikzentren. Neben der Aufführung großer traditioneller Werke stellt sie ihrem in C auf den Markt gekommen, für diese Werke gab es im Februar 2009 einen »Grammy« für Publikum immer wieder Repertoire-Neuland vor. Kammermusik und orchestrale Werke stehen da- das »beste Chorwerk«. Zu Sir Simon Rattles neueren Veröffentlichungen gehören die Sinfonie bei gleichberechtigt nebeneinander. Anne-Sophie Mutter nutzt ihre Popularität für Benefizprojekte Nr. 4 Es-Dur von Anton Bruckner sowie der Live-Mittschnitt des Konzerts in der Philharmonie und die Förderung musikalischen Spitzennachwuchses. vom September 2008 mit Maurice Ravels Einakter »L’enfant et les sortilèges« und »Ma mère l’oye«. Im August 2009 erschien die Einspielung der vier Sinfonien von Johannes Brahms auf 2010 konzertierte Anne-Sophie Mutter in Asien, Europa und Nordamerika – mit vielfältigen dem deutschen Markt. Ab September 2010 wird die Einspielung von Peter Tschaikowskys musikalischen Schwerpunkten: Gubaidulinas »In tempus praesens« führte sie erstmals in Japan, »Nussknacker« als CD erhältlich sein. Kanada und Russland auf; Brahms’ Violinkonzert spielte sie auf Tourneen durch die USA und Euro- pa mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck sowie mit dem London Phil- Simon Rattle, 1994 von der englischen Königin zum Sir ernannt, ist Träger vieler Aus- harmonic Orchestra unter Ludovic Morlot; die Violinsonaten von Johannes Brahms brachte Anne- zeichnungen: 1996 verlieh ihm die Hamburger Alfred Toepfer Stiftung den »Shakespeare- Sophie Mutter gemeinsam mit Lambert Orkis in Japan und Taiwan auf die Konzertbühne. Auf einer Preis«, 1997 erhielt er die »Albert Medal« der Royal Society of Arts in Anerkennung seiner Tournee durch Europa spielten die beiden Werke von Brahms, Debussy, Mendelssohn und Sarasate. außerordentlichen musikalischen Leistungen sowie seiner Aktivitäten in Musikerziehung Bei einer weiteren USA-Tournee führte die Geigerin in einer kammermusikalischen Besetzung der und musikalischer »community«-Arbeit, die auch in Berlin ein wichtiger Teil seines Wirkens Extraklasse gemeinsam mit Yury Bashmet und Lynn Harrell Beethoven-Streichtrios auf. ist. So hat er seit seinem Antritt als Künstlerischer Leiter der Philharmoniker im September 2002 im Rahmen des Education-Programms Zukunft@BPhil mit dem Orchester neue Wege Beim »Rheingau Musik Festival« war Anne-Sophie Mutter 2010 Artist in Residence und spielte beschritten. Für dieses Engagement wird er mehrfach geehrt; im Mai 2005 zeichnete ihn die zwei Konzerte mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Paavo Järvi. Auf dem Programm Stadt Mannheim mit dem »Schiller-Sonderpreis« aus, im Frühjahr 2007 erhielt er die »Gol- standen die Violinkonzerte von Beethoven und Mendelssohn. Auch beim New York Philharmonic dene Kamera« und die »Urania-Medaille«. Im November 2007 ging der Ehrenpreis des »Deut- genießt Anne-Sophie Mutter 2010/11 den Status des Artist in Residence und präsentiert ihrem schen Kinderpreises« an Sir Simon Rattle, und im November 2007 wurde er gemeinsam mit Publikum drei verschiedene Konzertprogramme, darunter zwei Weltpremieren: Im November ver- den Berliner Philharmonikern in New York zu internationalen UNICEF-Botschaftern ernannt, band sie Mozarts Violinkonzerte KV 207, 216 und 219 mit der Uraufführung von Wolfgang Rihms eine Auszeichnung, die erstmals einem künstlerischen Ensemble zuteil wurde. Im Frühjahr »Lichtes Spiel«, begleitet vom New York Philharmonic unter der Leitung von Michael Francis. Im 2009 erhielt Sir Simon Rattle in Segovia den spanischen »Premio Don Juan de Borbón de la April 2011 wird dann in New York erstmals Gubaidulinas »In tempus praesens« zu hören sein Música« und im Oktober wurde ihm zum 20. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung und im Juni 2011 folgt eine Beethoven-Romanze, verbunden mit der Weltpremiere von Sebas- der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, das Große Verdienstkreuz, von Bun- tian Curriers »Time Machines«. Neben diesen großen thematischen Schwerpunkten stehen u. a. despräsident Horst Köhler verliehen. Im Juni 2010 zeichnete der französische Botschafter in die Violinkonzerte von Beethoven, Dvoˇrák und Mendelssohn, »Sur le même accord« von Henri Deutschland, Bernard de Montferrand, im Namen des Staatspräsidenten Sir Simon Rattle mit Dutilleux sowie »Gesungene Zeit« von Wolfgang Rihm auf dem Programm der Geigerin, das sie dem Orden eines Ritters der Ehrenlegion aus. mit dem Chicago Symphony Orchestra, dem Orchestre symphonique de Montréal, dem Orchester des Mariinsky-Theaters St. Petersburg, dem Orquesta de Cámara Andrés Segovia, dem Shanghai Symphony Orchestra, dem Taiwan Symphony Orchestra, dem Tokyo Symphony Orchestra und den Wiener Philharmonikern gestaltet. Ihre Partner am Dirigentenpult sind Pablo Gonzáles, Valery Gergiev, Riccardo Chailly, Riccardo Muti und Kent Nagano.

20 I 21 biografien Für ihre zahlreichen Plattenaufnahmen erhielt Anne-Sophie Mutter unter anderem den »Deut- schen Schallplattenpreis«, den »Record Academy Prize«, den »Grand Prix du Disque«, den »Inter- nationalen Schallplattenpreis« sowie mehrere »Grammys«. Zum Mendelssohn-Gedenkjahr 2009 würdigte Anne-Sophie Mutter den Komponisten mit einer sehr persönlichen Hommage, bei der sich Solo-Konzertrepertoire und Kammermusik auf CD und DVD vereinen: die Violinsonate in F-Dur von 1838, das ein Jahr später vollendete Klaviertrio in d-moll und das Violinkonzert e-moll von 1845. Anfang März 2010 erschien bei der Deutschen Grammophon ihre Einspielung von Brahms’ Violinsonaten mit Lambert Orkis.

Ein besonderes Interesse der Künstlerin gilt der zeitgenössischen Violinliteratur. Sebastian Cur- rier, Henri Dutilleux, Sofia Gubaidulina, Witold Lutosławski, Norbert Moret, Krzysztof Penderecki, Sir André Previn und Wolfgang Rihm haben ihr Werke gewidmet. Mit Kammermusikwerken von Penderecki und Rihm sind weitere Uraufführungen geplant.

2008 errichtete die Künstlerin die Anne-Sophie Mutter Stiftung: Ziel der Stiftungsarbeit ist eine weitere Stärkung der weltweiten Förderung musikalischen Spitzennachwuchses, die sich die Geigerin seit 1997 mit der Gründung des Freundeskreis der Anne-Sophie Mutter Stiftung e. V. zur Aufgabe gemacht hat. Wichtig ist für Anne-Sophie Mutter auch das Engagement im medizi- nischen und sozialen Bereich. Sie unterstützt diese Arbeit durch regelmäßige Benefizkonzerte. So spielte sie im Jahr 2010 beispielsweise für die Stiftung Maison de Solenn, Save the Children, die Fondation Dr Henri Dubois-Ferrière Dinu Lipatti sowie für die Staatliche Hochschule für Musik Karlsruhe.

Anne-Sophie Mutter erhielt 2008 den internationalen »Ernst von Siemens Musikpreis« sowie den »Leipziger Mendelssohn-Preis«. 2009 wurde sie mit dem »Europäischen St.-Ulrichs-Preis« sowie dem »Cristóbal Gabarrón Award« ausgezeichnet. Die Geigerin ist Trägerin des Großen Bun- desverdienstkreuzes, des französischen Ordens der Ehrenlegion, des Bayerischen Verdienstordens, des Großen Österreichischen Ehrenzeichens sowie zahlreicher weiterer Auszeichnungen.

Anne-Sophie Mutter im KONZERTHAUS DORTMUND

Anne-Sophie Mutter gibt mit diesem Abend bereits ihr fünftes Gastspiel im Konzerthaus. Sie war zuvor bei einem Kammermusikabend mit Lambert Orkis, als Solistin mit den Münchner Philhar- monikern und dem Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam unter André Previn sowie mit dem London Philharmonic Orchestra unter Ludovic Morlot zu hören. Bei ihrem letzten Konzert im März 2010 wurde die Künstlerin mit dem Preis der Kulturstiftung Dortmund geehrt.

22 I 23 Bravourstücke

Seelenvoll Bei der Symphonie um Vier steht ein Highlight der Celloliteratur auf dem Programm: Daniel Müller- Schott spielt Dvoˇráks Konzert in h-moll. Die Ungarische Nationalphilharmonie rundet das Pro- gramm mit Tschaikowskys »Kleinrussischer« Sinfonie ab.

So 20.02.2011 · 16.00

Monumental und innovativ Das London Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin widmet sich nach Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 mit Solist Lars Vogt einem sinfonischen Großereignis: der Sinfonie Nr. 5 von Gustav Mahler.

Fr 08.04.2011 · 20.00

Himmlische Freuden Im letzten Residenzkonzert der Saison stehen beim Mahler Chamber Orchestra pünktlich zum Gustav-Mahler-Gedenkjahr dessen Sinfonie Nr. 4 sowie Orchesterlieder mit der Sopranistin Mojca Berliner Philharmoniker Erdmann auf dem Programm. fotografiert von Jim Rakete Di 24.05.2011 · 20.00

Sehen Sie die Berliner Philharmoniker mit anderen Augen. Der Berliner Fotograf Jim Rakete zeigt in seinen intensiven Porträts der Berliner Phil- harmoniker die besondere Verbindung von Musiker und Instrument und eröffnet einen Blick auf die Persönlichkeit, die in jedem dieser Virtuosen steckt. Komplettiert werden die Fotos durch biografische Notizen.

Sie erhalten den Bildband zum Preis von 18,95 Euro sowie CDs der Berliner Philharmoniker hier im Konzerthaus-Shop »Aktivissimo«.

Weiterhören Texte Verena Großkreutz

Fotonachweise S. 04 © Anja Frers / DG S. 08 © Mat Hennek / EMI S. 23 © Anja Frers / DG

Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße 21 · 44135 Dortmund T 0231-22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de

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Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten.

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