Zeitschrift der Bundespolizei 41. Jahrgang ISSN 2190-6718 1-2014

Mission Olympia

In- & Ausland Täglich, aber nicht alltäglich: das THW Seite 14

Recht & Wissen Was sieht die GroKo für die Polizei vor? Seite 26

Damals … BGS-Grenzjäger ermöglichte Flucht aus der DDR Seite 30 | 1-2014

Inhalt Foto: EUAVSEC Foto: Bundespolizei Foto: Riedel Frank Foto:

EUAVSEC Portrait: P30 CM (Colour Marker) Barbara Niedernhuber

Mehr als ein Jahr lang half die Europä- Als Rennrodlerin gehörte sie mehr Eine Weltneuheit ermöglicht ein ische Union im Südsudan beim Aufbau als ein Jahrzehnt zur Weltspitze. realitätsnahes Einsatztraining: der Luftsicherheit. Über den Einsatz Nach einem Trainingsunfall kam das Mittels Druckluft werden Farbmar- im jüngsten Staat der Erde und das Karriereende. Heute ist sie Lehr- kierungskugeln aus originalgetreuen abrupte Ende der EU-Mission. gangsleiterin und betreut das Renn- Übungspistolen verschossen. rodel-Team.

Seite 18 Seite 24 Seite 36

„„ Titelthema „„ Personal & Haushalt „„ Technik & Logistik Mission Olympia: 5 Fragen an ...... 21 P30 CM (Colour Marker) . . .36 unser Team für Sotschi . . . .4 Im Gedenken ...... 22 Laserpointer – nicht nur eine Kommentar ...... 11 Gefahr für die Luftfahrt . . . .39 The History of the Winter „„ Portrait ...... 12 Karriere nach der Karriere . . 24 „„ Leserbriefe ...... 42 „„ In- & Ausland „„ Recht & Wissen Täglich, aber nicht alltäglich . .14 Was sieht die GroKo für die „„ Zu guter Letzt Die Außenansicht ...... 17 Polizei vor? ...... 26 „Mit Sicherheit vielfältig“ . . . 43 EUAVSEC – Mission im GASIM ...... 28 jüngsten Staat der Welt . . . 18 Damals ...... 30 Keine passive Dienstleistungs- Flüssigkeitsbeschränkung im freiheit für türkische Touristen . 20 Handgepäck wird angepasst . 34 | 1-2014

Impressum

Herausgeber Bundespolizeipräsidium

Redaktion Ivo Priebe (V.i.S.d.P.), Anja Voss, Marcus Bindermann, 3 Fabian Hüppe, Christian Then, Nathalie Lumpé, Rudolf Höser, Daniela Scholz, Ulrike Wulf, Kurt Lachnit, Torsten Tiedemann, Thomas Borowik, Thorsten Völlmecke, Frank Riedel, Christian Altenhofen, Torsten Tamm Bundespolizei Foto:

Anschrift Heinrich-Mann-Allee 103 14473 Potsdam Liebe Leserinnen und Leser, Telefon 0331 97997-9405 unser Titelthema beschäftigt sich Außerdem stellen wir in dieser Telefax mit den Olympischen Winterspielen. kompakt unter anderem das Gemein- 0331 97997-9411 Insbesondere vor dem Hintergrund, same Analyse- und Strategiezentrum E-Mail dass zahlreiche Bundespolizisten als Illegale Migration vor und berichten [email protected] Olympioniken an den Start gehen und über einen Pensionär, der als junger wir in mittlerweile bewährter Art und Grenzjäger vor mehr als 40 Jahren Intranet Bundespolizei kompakt.polizei.bund.de Weise einen Beitrag für den Schutz einem DDR-Bürger zur Flucht in die des Deutschen Hauses leisten, sind Freiheit verhalf. Internet die Spiele im russischen Sotschi für bundespolizei.de/kompakt die Bundespolizei von großer Rele- Traditionell gedenken wir in der Layout & Satz vanz. ersten Ausgabe des Jahres wieder Mandy Deborah Zutz, den Kolleginnen und Kollegen, die im Fachinformations- und Medienstelle Von noch größerer Bedeutung für vergangenen Jahr im aktiven Dienst- der Bundespolizei die Bundespolizei sind die Inhalte verhältnis verstorben sind. Wir werden Druck des Koalitionsvertrages, der einen sie nicht vergessen. Bonifatius GmbH, Paderborn Überblick zu den Zielen der Großen Auflage Koalition gibt und damit die Vorhaben Ich wünsche unseren Sportlerin- 10 500 der neuen Regierung zeigt. Die für die nen und Sportlern erfolgreiche Innere Sicherheit und insbesondere Wettkämpfe, unseren Einsatzkräften Erscheinung 6-mal jährlich für die Bundespolizei wichtigsten in Sotschi friedliche Spiele und Ihnen Passagen haben wir für sie zusam- viel Spaß beim Lesen. Wir danken allen Beteiligten für ihre mengefasst. Mitarbeit. Für den Inhalt der Beiträge sind grundsätzlich die Verfasser verantwortlich. Ihr Ivo Priebe Alle Inhalte sind urheberrechtlich ge- Redaktion Bundespolizei kompakt schützt. Nachdruck und Vervielfältigung außerhalb der Bundespolizei nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Heraus- gebers. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Verviel- fältigung auf Datenträgern. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe zu kürzen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe 23. Januar 2014

Titelbild Dietmar Reker Titelthema Foto: s.diaz ladies-skijumping.com Foto:

Mission Olympia: unser Team für Sotschi

24 Athletinnen und Athleten der Bundespolizei gehen bei den XXII. Olympi- schen Winterspielen in Sotschi an den Start. Das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ reicht den meisten aber nicht aus, denn mit olympischem Edelmetall könnte man eine hervorragende Saison krönen.

russische Stadt Sotschi kordverdächtige rund 38 bis 40 Es gab riesige Eingriffe in die Die steht während der XXII. Milliarden Euro. Die Region am Natur, allein schon um eine passable Olympischen Winterspiele vom 7. bis Schwarzen Meer liegt auf dem- Verkehrsinfrastruktur zu schaffen. Auf 23. Februar 2014 für 17 Tage im selben Breitengrad wie Nizza, mit der anderen Seite entstanden zahlrei- Fokus der Weltöffentlichkeit. Es ist einer Durchschnittstemperatur für che hochmoderne Stadien, die nach das sportliche Großereignis des den Februar von mehr als 10 Grad den Spielen verkleinert oder sogar Winters schlechthin. Und an Super- Celsius. Das Motto der Spiele – komplett wieder abgebaut werden lativen mangelt es in der Region am „Hot.Cool.Yours.“– klingt in diesem können. Und schließlich sind es auch Kaukasus wahrlich nicht: Das Budget Zusammenhang fast schon ein die Winterspiele mit den höchsten für diese Spiele beläuft sich auf re- bisschen provokant. Sicherheitsvorkehrungen aller Zeiten. | 1-2014

Zum ersten Mal olympisch: Carina Vogt, Bundespolizei-Skispringerin

Bei den letzten Olympischen Winter- spielen 2010 in Van- couver konnten die 5 25 Teilnehmer der Bundespolizei immerhin acht Medaillen gewinnen. Ein gewichtiger Beitrag zum Abschneiden der 153-köpfigen deutschen Olympiaequipe!

Die XXII. Olympischen Winterspiele von Sotschi sind bereits die zehnten, an denen Angehörige der Bundes- polizeisportschule Bad Endorf teil- nehmen. In Bezug auf die Medaillen- kandidaten zeigt sich eine ähnliche Konstellation wie vor vier Jahren: Viele kommen aus den Kufensport- arten, wie dem Rennrodel- und Bobsport, aber natürlich auch aus den Skisportarten und dem Snow- boarding.

Das Rennrodel-Team der Bundespolizei: , Sascha Bennecken, Barbara Niedernhuber, , , , David Möller und Corinna Martini (von links nach rechts) Foto: Bundespolizei Foto: | 1-2014

Im Rennrodeln dominieren die fast alle Rennen. Mit Felix Loch (24) zum Favoritenkreis. Auch bei den deutschen Athleten seit Jahrzehnten. und David Möller (32) haben wir Doppelsitzern gehören unsere beiden Bei den Damen ist Weltmeisterin bei den Männern gleich zwei heiße Sportler Tobias Arlt (26) und Sascha Natalie Geisenberger (26) die Top- Eisen im Feuer. Felix Loch, der 2010 Benecken (24) bei ihrer Olympia- favoritin auf den Olympiasieg. Kein in Vancouver jüngster Rennrodel- premiere zu den Goldkandidaten. Wunder, denn die Gesamtweltcupsie- Olympiasieger aller Zeiten wurde, Gemeinsam mit ihren Partnern Tobias 6 gerin von 2013 und 2014 präsentiert und Routinier David Möller starteten Wendl und machten sie sich auch in diesem Winter in beste- verheißungsvoll in den Olympiawinter in der laufenden Saison fast alle Welt- chender Form und gewann bisher und gehören im Kampf um Edelmetall cupsiege unter sich aus.

Im Bobsport sorgte Francesco Friedrich (23) im Vorjahr für Furore, als er sich als jüngster Weltmeister im Zweierbob in die Sportgeschichtsbü- cher einschrieb. Nach einem verhal- tenen Saisonstart steigerte er sich kontinuierlich, und er gilt nicht nur im Zweierbob, sondern auch im Vierer als Medaillenkandidat. Anschieber Marko Hübenbecker (27) hat auf dem Bob von Maximilian Arndt eben- falls gute Medaillenchancen. Bei den Damen haben Cathleen Martini (31) und Anja Schneiderheinze (35) ebenfalls das fahrerische Potenzial,

Foto: Bundespolizei Foto: Francesco Friedrich in die Medaillenränge zu fahren.

Christoph Stephan Biathlon entwickelte sich bei den TV-Zuschauern in den letzten Jahren zur beliebtesten Wintersportart der Deutschen, was natürlich auch mit den großen sportlichen Erfolgen zusammenhängt. Arnd Peiffer (26) ist unser großer Hoffnungsträger für Topplatzierungen. Besonders auf seiner Lieblingsstrecke, dem 10-Kilometer-Sprint, rechnet er sich einiges aus. Daniel Böhm (27) und Christoph Stephan (28) haben die Olympianorm ebenfalls in der Tasche. Ob dies aber zu einem Ticket nach Sotschi reicht, wird erst die zweite Nominierungsrunde des Deutschen Olympischen Sportbundes zeigen. Foto: Bundespolizei Foto: | 1-2014

Im Skispringen avancierte Mari- nus Kraus (23) in diesem Winter zum Shootingstar. Nach Platz acht zum Auftakt in Klingenthal sprang er danach in Kuusamo sensationell auf Platz zwei. Bei den Damen feiert das Skispringen in Sotschi seine 7 Premiere im olympischen Programm. Ulrike Gräßler (26) und Carina Vogt (22) haben die Olympiaqualifikation geschafft. Besonders Carina Vogt hat mit Podestplatzierungen ein deut- liches Ausrufezeichen hinter ihr Leis- tungspotenzial gesetzt. Olympisches Edelmetall dürfte für sie möglich sein, sofern der Wind die Sprungkonkur- renz nicht zur Lotterie macht.

In der Nordischen Kombination liegen unsere Hoffnungen auf Björn Kircheisen (30). Für ihn sind es be- reits seine vierten Olympischen Win- terspiele. Drei olympische Medaillen hat er bereits geholt. Im Teamwettbe- werb zählt Deutschland zum Favori- tenkreis, und Björn Kircheisen ist dort

mit seiner Erfahrung ein Aktivposten. Marinus Kraus Imago Foto:

Isabella Laböck (27), Amelie Amelie Kober Kober (26) und Anke Karstens (28) greifen im Snowboard an die Abzugs- bügel. Der Stern von Amelie Kober ging bei Olympia 2006 in Turin auf, als sie überraschend als 18-Jährige die Silbermedaille gewann. Anke Karstens katapultierte sich zudem auf Rang fünf. Isabella Laböck ist amtierende Weltmeisterin im Parallel- Riesenslalom. Alle drei gehören zur Weltspitze im Snowboard und rech- nen sich gute Chancen auf Topplatzie- rungen aus. Foto: fisski.com Foto: | 1-2014

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Im Skilanglauf konnten Katrin Zeller (34) und Hannes Dotzler (23) bei dem gefürchteten Etappenrennen der „Tour de Ski“ die geforderte Olympianorm erfüllen. Beide streben in Russland neben guten Einzeler- gebnissen vor allem auch Einsätze in den Staffelwettbewerben an. Dabei sind positive Überraschungen aus deutscher Sicht möglich. Foto: Bundespolizei Foto: Hannes Dotzler

Im Eisschnelllauf löst Claudia Judith Hesse Die XXII. Olympischen Winterspiele Pechstein (41) bereits ihr sechstes versprechen wieder Spannung und Olympiaticket, neun olympische sportliche Höchstleistungen. „Hot. Medaillen hat sie schon in ihrer Cool.Yours.“ heißt es dann, auch für Sammlung. Für Judith Hesse (31) die Sportlerinnen und Sportler der ist es die dritte Teilnahme und in ihrer Bundespolizei. Für die Spiele haben Paradedisziplin über 500 Meter ist sie sie hart trainiert. Am 23. Februar immer für eine Überraschung gut. 2014 werden wir Bilanz ziehen Die Kurzstreckenspezialistin Denise können, ob die Schwarzmeerküste Roth (25) feiert in Sotschi ihre Olym- für unseren Athleten zu einem piapremiere. Medaillenstrand wurde. Wir drücken die Daumen!

Torsten Neuwirth, Torsten Tiedemann

Arndt Peiffer, Björn Kircheisen und Felix Loch sind große Hoffnungsträger im deutschen Team. Für die kompakt sprach Torsten Neuwirth mit den Bundespolizisten über ihre Erwartun- gen, die Wettkampfanlagen in Sotschi und das Kribbeln, bei Olympia dabei zu sein. Die Interviews lesen Sie auf den folgenden Seiten. Foto: Foto Winkler, Bad Endorf Winkler, Foto Foto: | 1-2014

Arnd Peiffer (Biathlon)

kompakt: Sie sind mittlerweile eine Wenn man eine 4-Kilometer-Runde auf kompakt: Gibt es für Sie eine Lieb- feste Größe im Team der deutschen minimaler Fläche an einen Hang legen lingsdistanz? Biathlon-Herren. Ist daran eine beson- muss, kommt so etwas dabei heraus. dere Erwartung an Sie geknüpft? Eine der schlechtesten Strecken, die Peiffer: Ja, der 10-Kilometer- 9 ich kenne. Das darf uns aber nicht Sprint liegt mir am besten. Peiffer: Man muss sich immer tangieren – wer gut sein will, muss auf beweisen und gegen Jüngere durch- jeder Strecke bestehen können. kompakt: Haben Sie zwischen den setzen – unabhängig davon, wie lange Wettkämpfen und Trainingseinheiten man schon im Team ist oder was man kompakt: Ihr Biathlon-Programm ist auch Freizeit und wenn ja, wie werden schon erreicht hat. eines der umfangreichsten der Spiele. Sie diese verbringen? Sechs Wettkämpfe in 14 Tagen. kompakt: Ist das Streckenprofil Gehen Sie überall an den Start oder Peiffer: Da wir so viele Rennen rund um das „Laura-Biathlon-Zentrum“ fokussieren Sie sich auf spezielle im Biathlon haben und diese schön wirklich so schwer, wie dies manche Strecken? verteilt sind, gibt es leider kaum Zeit, Medien berichten? Wie ist Ihr Ein- sich andere Sportarten anzuschauen druck nach den letztjährigen Wett- Peiffer: Ich würde gerne so viele oder etwas von Land und Leuten zu kämpfen? Rennen wie möglich laufen. Da aber sehen. nur vier Athleten pro Rennen laufen Peiffer: Es fehlt einfach der Platz dürfen, wäre ich froh über jeden für eine vernünftige Streckenführung. Einsatz.

Björn Kircheisen (Nordische Kombination)

kompakt: Mit 30 Jahren gehören auf der Zielgeraden meiner Karriere umso schwieriger, da es am Schwar- Sie mittlerweile zu den erfahrensten die Lorbeeren ernten. zen Meer sehr hohe Temperaturen Athleten im deutschen Team. Dazu gibt und diese es für die Techniker sind es für Sie bereits die vierten kompakt: Nach zweimal Silber und sehr schwierig machen, das optimale Olympischen Winterspiele. Löst es einmal Bronze im Team fehlt Ihnen in Material zu finden. bei Ihnen noch das berühmte Kribbeln Ihrer Sammlung logischerweise nur aus, bei Olympia dabei zu sein? noch Gold mit dem Team – oder ist kompakt: Wie wir ja wissen, sind für Sie eine Einzelmedaille bedeutsa- Sie schon seit langer Zeit mit unserer Kircheisen: Ja, das Kribbeln ist mer? Snowboarderin Isabella Laböck liiert, immer vorhanden, sonst würde ich die ja auch nach Sotschi will. Bringt nicht meine Leistung abrufen können. Kircheisen: Mir ist es am Ende diese besondere Situation für Sie egal, was es für eine Medaille ist, jede einen besonderen Reiz, motiviert dies kompakt: Inwieweit helfen Ihnen ist hart erkämpft, aber die einzelne noch zusätzlich? die Erfahrungen von Salt Lake City, würde ich als noch größer ansehen. Turin und Vancouver bei den kommen- Kircheisen: Es ist immer schön, den Aufgaben? kompakt: Sie haben die Wett- wenn wir uns sehen können, da sie kampfanlage bereits im letzten Jahr mir in den letzten Jahren auch sehr Kircheisen: Erfahrungen sind im testen können. Wie war Ihr Eindruck? viel mental geholfen hat. Deswegen Sport enorm wichtig, um in den rich- freue ich mich auf sie und Olympia, tigen Momenten die Entscheidungen Kircheisen: Die Schanzen sind denn nur wer locker ist, kann gewin- zu treffen, die über Sieg oder Nieder- sehr modern und haben eine hohe nen. lage entscheiden. In den letzten Jah- Flugkurve, was mir sehr entgegen- ren habe ich viel gelernt und möchte kommt. Dagegen wird es im Laufen | 1-2014

Felix Loch (Rennrodeln)

kompakt: Bei den Olympischen Loch: Um ehrlich zu sein: Ich be- Loch: Natürlich haben unsere Winterspielen in Vancouver konnten schäftige mich nicht mit solchen russischen Kollegen einen gewissen Sie ganz unbekümmert an den Start Gedanken. Die Konkurrenz ist sehr Heimvorteil, immerhin können die 10 gehen – in Sotschi werden Sie der stark und jeder Sportler wird sein Sportler auf ihrer Olympiabahn weit- Gejagte sein: Wie gehen Sie damit Bestes geben. Die Weltspitze liegt so aus öfter trainieren als wir und dabei um? nahe beieinander, dass oft Tausends- außerdem ihr Material testen. Trotz- telsekunden entscheiden können. dem zählen natürlich auch andere Loch: Natürlich ist der Druck von Deswegen konzentriere ich mich Faktoren, um dann schlussendlich außen ein wenig größer als vor vier momentan voll und ganz auf meine vorne dabei zu sein. Vor allem die Jahren. Damals konnte ich bei den Vorbereitung. Athletik, das Material, aber auch die Olympischen Spielen in Vancouver mentale Verfassung spielen an den ganz unbeschwert an den Start kompakt: In Sotschi erwartet Sie beiden Renntagen eine entscheiden- gehen. Dieses Mal ist das ein biss- ein komplett neuer Eiskanal, der de Rolle. chen anders. Ich versuche locker zu sicherlich auf die russischen Athleten bleiben und mich ganz auf mich selbst zugeschnitten ist. Wie waren Ihre ers- kompakt: Inwieweit müssen Sie zu konzentrieren. Obwohl Olympia ten Erfahrungen im zurückliegenden Ihren Schlitten auf die Gegebenheiten natürlich etwas ganz Besonderes in Winter, was charakterisiert die Bahn in vor Ort in Sotschi speziell anpassen? jeder Sportlerlaufbahn ist, versuche Sotschi? ich, an den beiden Renntagen so Loch: Grundsätzlich müssen wir „normal“ wie möglich damit umzu- Loch: Die Bahn in Sotschi liegt mir unser Material immer an die Gege- gehen – also so gut wie möglich eigentlich ganz gut und ich konnte benheiten der unterschiedlichen cool zu bleiben. Und ich hoffe, vier mich vergangenen Winter schon mit Bahnen anpassen. Wir tüfteln vor saubere Läufe ins Ziel zu bringen! ihr „anfreunden“. Im unteren Bereich jedem Rennen und versuchen das ist sie sehr schnell und anspruchsvoll. Beste aus dem Schlitten rauszuholen. kompakt: 2010 haben Sie sich als Aber mir liegen anspruchsvolle Bah- In Sotschi ist das auch so, wobei wir jüngster Rennrodel-Olympiasieger nen und ich freue mich schon total natürlich noch nicht so viele Läufe in die Sportgeschichtsbücher einge- auf die Olympischen Spiele! auf der neuen Bahn absolviert haben. schrieben; in Sotschi könnten Sie als Da gilt es jetzt in der Vorbereitung ein jüngster Doppel-Olympiasieger noch kompakt: Spielt der Heimvorteil gutes Schlitten-Setup zu finden. eins drauflegen. Belasten Sie solche der russischen Rennrodler eine große Gedanken? Rolle? Foto: Bundespolizei Foto:

Arnd Peiffer Björn Kircheisen Felix Loch | 1-2014

Kommentar Von Lorbeeren und Himbeeren 11

offizielle Motto der Zugegeben, der Ruf nach „schnel- machtideologische Aspekte reduzier- Das diesjährigen Olym- ler, höher, stärker“ weckt heute auch ten Wettkampf. pischen Winterspiele im russischen andere Assoziationen. Erleben wir Sotschi lautet: „Hot.Cool.Yours .“ nicht täglich unsere eigenen Olympi- Während diese Zeilen geschrieben Das ist nicht russisch, sondern eng- schen Spiele bei der Arbeit? Der Bes- werden, zieht eine Nachricht aus dem lisch. Zu (Neu-)Deutsch: „Heiß.Cool. sere möge gewinnen – ja, nur unter Bundespräsidialamt große Kreise. Deins.“ Obwohl der Slogan eher wie welchen Umständen? Genau diese Medien versuchen, die Ankündigung eine Werbekampagne für heiße Him- Umstände sind aber zugleich der ge- des deutschen Staatsoberhaupts, beeren auf Vanilleeis klingt, erklärt ihn meinsame Nenner der Sport- und der es werde die Olympischen Spiele in der örtliche Olympia-Cheforganisator Arbeitswelt – und die Messlatte für die Sotschi nicht besuchen, zu deuten. ohne jegliche kulinarische Konnota- Redlichkeit des Erfolgs. Wer stärker Dieser Tage ist in den Zeitungen tionen: Er beschreibe schlicht die ist, wer höher springen, schneller als einiges über Fairness, Respekt und Vielfalt Russlands. Außerdem beziehe andere laufen will und kann, der soll – Toleranz zu lesen. Was aber, wenn er sich auf „die Leidenschaft des vielleicht sogar muss – es tun. Etwas der Bundespräsident nur keine heißen Sports, die Jahreszeit und die Wahr- bleibt er aber seinen Mitstreitern ob Himbeeren auf Vanilleeis mag? Heiß nehmung Russlands in der Welt seiner Überlegenheit immer schuldig: und cool ist vielleicht einfach nicht sowie die Olympischen Spiele für Fairness, Respekt und Toleranz. seins. jedermann.“ Warum mutet das nur so gestrig an? Im Wettbewerb, der Coubertins Thomas Borowik Idee folgt, ist trotzdem genügend Apropos gestern: Der Franzose Platz für Glanz, Prestige und Bewun- Pierre de Coubertin, der Pate der derung. Ganze Länder fiebern mit, neuzeitlichen Olympiaden, hatte sich wollen etwas von der Glorie, die den vor mehr als einhundert Jahren für Siegern zuteil wird, erhaschen – alles eine ganz andere Devise entschieden: legitim. Herausragende Leistungen „Citius, altius, fortius.“ Das ist nicht setzen ja in aller Regel nicht nur französisch, sondern lateinisch und Talent, sondern vor allem harte Arbeit bedeutet: „Schneller, höher, stärker.“ voraus – zu gewinnen kann also nicht Latein ist zwar eine tote Sprache, der verwerflich sein. Ebenso wenig die Leitspruch hört sich aber noch heute Freude darüber. Und dennoch: lebendiger an als jede neumodische Nur besser als die anderen zu sein, Lebensmittelreklame. Er ist immer reicht nicht. Denn ohne Fairness noch aktuell. Vielleicht deshalb, weil verkommt jede Tat, jede Errungen- Coubertins ursprünglicher Vorsatz schaft und jeder Sieg zu einem ein schlichtes, gesundes und von sinnentleerten Vorgang, wertlosen nationalen Egoismen befreites Kräfte- Akt der Selbstliebe. Der Sport bringt messen war: Menschen aus aller Menschen nur dann zusammen,

Welt sollten sich begegnen, um die wenn er fair bleibt. Ohne Respekt Strauß, Foto-Studio Altötting Foto: internationale Verständigung voranzu- und Toleranz kann er der Verständi- Der Autor (45) ist Pressesprecher der Bundespolizei- direktion München. Der dienstälteste kompakt - treiben. Kein Raum für Kommerz oder gung nicht dienen, sondern verfällt zu Redakteur greift in seiner Kolumne die polarisieren- völkisch-ideologische Propaganda. einem kalten, auf wirtschaftliche oder den Aspekte des jeweiligen Titelthemas auf. The Olympic rings became the symbol of the Olympic | movement 1-2014 and an emblem of the International Olympic Committee (IOC). The Frenchman Pierre de Coubertin, founder of the modern Olympic Games, introduced the flag with the rings to the IOC delegates in 1913: Five intertwined rings, each a different colour, symbolizes the union of the five regions of the world and the peaceful meeting of athletes from around the world. The Olympic flag was hoisted for the first time at the 7th Olympic Games held in Antwerp in 1920.

12 Foto: Moritz Belmann Moritz Foto:

The History of the

The XXII Winter Olympic Games will take place 7 - 23 February 2014, in the Russian city of Sochi – a city of 340,000 inhabitants located on the Black Sea. It will be the first Winter Games held in a subtropical city, as Sochi is situated at the same latitude as Nice, France. Russia hosted its first Olympic Games in the summer of 1980, so this will be the second time that the Games have been held in Russia. And, according to estimates, these will be the most expensive Olympic Games of all time.

what is the origin of the Coubertin the first president, voted Ski Games were held in Stockholm But Winter Games? to organise the first modern Olympic for the first time. These took place Games. Although summer sports on an irregular basis until 1926, and The French aristocrat and sports were the focus, the delegates named Coubertin referred to them as the enthusiast Pierre de Coubertin orga- ice-skating as one of the desired “Scandinavian Olympics”. nised the first gathering of delegates disciplines. in Paris on June 23, 1894. The dele- However, winter sports did not gates, who became the first Interna- In 1901, a few years after the first really gain momentum until after WWI. tional Olympic Committee (IOC) and Summer Games in 1896, the Nordic Figure skating was on the programme | 1-2014

for the Games in Paris in 1900, but Since then, the Winter Olympic Winter Olympic Games, held in Lake then the event was later cancelled. Games have grown enormously. In Placid in 1980, was Wolfgang Müller. Figure skating made its debut at the comparison, 258 athletes (13 women Competing in the men’s 4 x 10 km 1908 Games held in London where 7 and 245 men) from 16 countries com- cross-country skiing relay, he finished women and 14 men from 6 countries peted for medals in 14 disciplines in in the unfortunate fourth place. competed in 4 disciplines. Medals the Games held in Chamonix in 1924. were awarded, which gave the com- In Turin in 2006, there were 2,633 The Federal Police Sport College 13 petition official recognition. athletes (1,006 women and 1,627 had to wait for its first medal until men) from 80 countries competing 1992. The biathlete Uschi Disl won Attempts to have winter sports in 84 disciplines. And participation the silver medal in the 3 x 7.5 km included in the 1912 Summer Games continues to rise. relay. Thereafter, Uschi Disl went on in Stockholm were not successful to win a total of nine Olympic medals because the Scandinavians wanted Until 1992, the Winter Games took (2 x gold, 4 x silver and 3 x bronze), to protect their Nordic Games. The place in the same year as the Sum- becoming one of the most successful breakthrough came during the IOC mer Games. Since 1994, the Winter German winter sports athletes of all meeting in Paris in 1914. After many Games alternate with the Summer time. countries campaigned to have winter Games every two years. sports included, figure skating, Nordic The Winter Olympic Games have ski events, and ice hockey became In contrast to the Summer Games, only taken place once in Germany official Olympic events; however, the the Winter Games are counted accor- – in Garmisch-Partenkirchen in outbreak of WWI brought everything ding to the number of Games held, 1936. In the future, it will be difficult to a halt. and not according to the Olympiad to experience the Winter Games in (the definition of Olympiad is the pe- Germany. Munich failed to win the Germany’s plan to host the first Win- riod of time between two Summer or bid to host the Games in 2018. A bid ter Olympics on Feldberg in the Black two Winter Games, which is generally for 2022 was contemplated, but a Forest as well as the Summer Games a period of four years). Games that citizens’ initiative shot down the plans. to be held in Berlin in 1916 also be- have not been held due to war are In November 2013, hundreds of came a victim of WWI. Following the therefore not counted. thousands of citizens in Bavaria voted resolution of 1914, figure skating and against hosting the Olympic Games in ice hockey competitions were finally The German Federal Police Sport Munich. included in the Olympic programme in College in Bad Endorf was founded in Antwerp in 1920. This increased the 1978 and was represented at the very support for Winter Olympic Games. next Winter Olympics. The first and Torsten Tiedemann, only athlete from Bad Endorf at the Melissa Lindner In Lausanne, in 1921, the IOC delegates recommended that Olympic winter sport competitions should be Uschi Disl won a total of nine Olympic medals. She ended her successful career in 2006. held where the Summer Games take place and where winter sports are also possible. The aim was then to have an “international winter sports week” in Chamonix, France in 1924. The Scandinavians were again comple- tely against this, and demanded that Chamonix not be a part of the Paris Games. The French, however, put on the winter sports week in “Olympic” fashion. In 1926, the IOC officially declared this week to have been an Olympic Winter Games. After this, there was no turning back. St. Moritz was the host of the second Winter Olympic Games in 1928. Foto: picture alliance / dpa / dpaweb, Bernd Thissen Bernd alliance / dpa dpaweb, picture Foto: In- & Ausland Foto: Technisches Hilfswerk Technisches Foto:

Täglich, aber nicht alltäglich

Das Technische Hilfswerk (THW) hilft Menschen in Not und bietet spannende und abwechslungsreiche Aufgaben. Als operative Einsatzorganisation des Bundes im Bereich Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ist es täglich sowohl national als auch international im Einsatz.

80 000 Men- und 66 Geschäftsstellen, sorgen Partner für Feuerwehr, Polizei Rund schen arbeiten sie dafür, dass aus dem Wunsch der und andere Hilfsorganisationen in beim THW – fast alle ehrenamtlich Ehrenamtlichen, ihren Mitbürgern Deutschland, Europa und weltweit. und in ihrer Freizeit. Ein Einsatz, der zu helfen, aktive Hilfe wird. Die Aus- Organisatorisch gehört das THW wie der gesamten Bevölkerung zugute und Fortbildung der ehrenamtlichen die Bundespolizei zum Geschäfts- kommt. Nach schweren Unwettern Einsatzkräfte erfolgt sowohl im Orts- bereich des Bundesministers des räumen die Einsatzkräfte Straßen verband als auch an den beiden THW- Innern. frei und pumpen vollgelaufene Keller Bundesschulen. Zudem bereiten sich leer. Sie versorgen Krankenhäuser die Helfer durch regelmäßige Übungen mit Notstromaggregaten und stützen unter realitätsgetreuen Bedingungen Ehrenamt als einsturzgefährdete Gebäude ab. Um auf den Ernstfall vor. Ehrensache immer schnell am Unglücksort zu sein, ist das THW breit aufgestellt: Mit 668 Die Unterstützung der Arbeitgeber Das Technische Hilfswerk blickt auf Ortsverbänden ist es im gesamten ist für das Technische Hilfswerk uner- eine ereignisreiche Entwicklung und Bundesgebiet vertreten. Damit die lässlich. Nur durch die Freistellung viele Jahre ehrenamtliches Engage- ehrenamtlich Helfenden ihrer Arbeit der Helfer kann das THW seinen ment zurück. Es war die Zeit des in den Ortsverbänden nachgehen gesetzlichen Aufgaben nachkommen. Wiederaufbaus Deutschlands, als können, werden sie von rund 800 Den Arbeitgebern wird im Gegenzug das THW 1950 gegründet wurde. hauptamtlichen Mitarbeitern unter- der Ausfall der Arbeitskräfte erstattet. Seitdem hat es sich verändert und stützt. Aufgeteilt in THW-Leitung mit Mit technischem Fachwissen und weiterentwickelt. Stets gleich geblie- Sitz in Bonn, acht Landesverbände Spezialgerät ist das THW wichtiger ben ist der Leitgedanke der Bundes- | 1-2014

Auf Autobahnen hilft das THW unter anderem dabei, Das Technische Hilfswerk passt empfindlicher, akustischer Ortungs- Schadensstellen abzusichern und den reibungslosen bereits seit sechs Jahrzehnten seine technik gesucht. Das ermöglicht dem Verkehr zu ermöglichen. Strukturen flexibel den sich ändern- THW ein vielfältiges Einsatzspektrum. anstalt, der hinter den Gefahrenlagen an. Modernes den Einsätzen der Einsatzgerät und gut ausgebildete Freiwilligen steht: Spezialisten sind Grundlage der Weltweit im Einsatz

Foto: Technisches Hilfswerk Technisches Foto: sich ehrenamtlich für hohen Effizienz – in Deutschland und 15 den Schutz der Bevöl- in der ganzen Welt. Heute verfügt es Als Einsatzorganisation der kerung und notleidende über 730 Technische Züge mit fast Bundesrepublik im Bereich Bevölke- Menschen zu engagieren. 2 500 Gruppen. Bundesweit gehören rungs- und Katastrophenschutz ist Diese humanitäre Idee hat mehr als 8 400 Fahrzeuge zur Aus- das THW international tätig. Seit 1953 das THW nicht nur im Inland, stattung. ist es im Auftrag der Bundesregierung sondern auch weit über die und auf Anfrage der Vereinten Natio- Grenzen der Bundesrepublik und nen, der Europäischen Union oder Europas hinaus bekannt gemacht. Gut ausgerüstet befreundeter Staaten in rund 130 Länder aktiv gewesen. Nach Erd- Auch Kinder und Jugendliche Egal ob Großpumpe, Plasma- beben, Fluten oder Wirbelstürmen haben im THW ihren festen Platz. schneider oder Hydraulikspreizer: sind die Einsatzkräfte binnen weniger Zu jedem THW-Ortsverband gehört Der Werkzeugkoffer des THW ist Stunden abflugbereit. Vor Ort retten eine Jugendgruppe. Dort werden umfangreich. Er ist voll mit spezieller sie Verschüttete aus Trümmern oder Jugendliche im Alter von zehn bis Technik für fast alle erdenklichen versorgen die notleidende Bevölke- 18 Jahren spielerisch an die Tech- Aufgaben. So können beispielsweise rung beispielsweise mit frischem nik herangeführt und lernen dabei Notstromaggregate aufgebaut und Trinkwasser. Aus der kurzfristigen die Bedeutung gesellschaftlichen Einsatzstellen ausgeleuchtet werden. Nothilfe entwickeln sich im Anschluss Engagements für das Gemeinwesen Mit schwerem Gerät werden Trümmer- oft längere Projekte, in denen die kennen. berge beseitigt oder Verschüttete mit betroffenen Staaten mit technisch-

Die Fachgruppe Beleuchtung macht dank ausgefeilter Technik die Nacht zum Tag. Foto: David Domjahn, THW-Karlsruhe David Foto: | 1-2014

Einsatzschwerpunkte im Jahr 2013: Beratern und Verbindungspersonen in die jeweiligen Führungsstäbe spielen „„ Bekämpfung des Jahrhunderthochwassers mit Pumpen und Sandsäcken vor Ort die wichtigste Rolle. sowie Unterstützung bei den anschließenden Aufräumarbeiten Unterstützt wird die Bundespolizei „„ Schadensbeseitigung nach dem Hagelunwetter im Großraum Tübingen mit technischem Gerät beispielsweise 16 „„ Aufbauarbeiten für die Feuerwehrolympiade in Frankreich bei der Einrichtung von Kontrollstellen oder bei den Ermittlungsarbeiten nach Hinzu kommen die beinah tägliche technische Soforthilfe nach Unglücken Bahnbetriebsunfällen. Bei Großein- sowie die Unterstützung anderer Behörden und Organisationen mit Sicher- sätzen wie dem NATO-Gipfel 2009 heitsaufgaben. oder Castortransporten kann insbe- sondere logistisch unterstützt werden. humanitärer Hilfe unterstützt werden. trag des Bundesinnenministeriums Das THW nutzt seinerseits die So half das THW nach dem Tsunami wurde das THW mit zwei Trinkwasser- Möglichkeit, auf die Hubschrauber in Indonesien vom Dezember 2004 aufbereitungsanlagen und diversen der Bundespolizei zurückzugreifen beim Wiederaufbau und war nach Werkzeugen für Notreparaturen an oder bei gemeinsamen Ausbildungs- dem schweren Erbeben vom Januar den zerstörten Wassersystemen und maßnahmen mit der Bundespolizei 2010 18 Monate lang in Haiti tätig. zur Unterstützung des Wiederaufbaus verschiedene Einsatzszenarien zu der Infrastruktur dorthin entsandt. trainieren. Aktuell sind ehrenamtliche Mit- arbeiter in Jordanien und auf den Die intensive Zusammenarbeit im Philippinen im Einsatz. Angesichts Zusammenarbeit THW Alltag ist ein Garant dafür, dass bei des Bürgerkriegs in Syrien und der und Bundespolizei Großveranstaltungen oder Katastro- daraus resultierenden Flüchtlingswel- pheneinsätzen das Zusammenwirken le wurde das THW in Zusammenarbeit Zwischen dem Technischen Hilfs- der Bundesbehörden ein tragendes mit anderen Organisationen mit dem werk und der Bundespolizei gibt es Element der erfolgreichen Einsatzbe- Bau und Betrieb zweier Flüchtlings- seit vielen Jahren eine erfolgreiche wältigung zum Schutz und Wohle der lager in Jordanien beauftragt. Nach- Zusammenarbeit, die im Jahr 2011 Bevölkerung ist. dem der Taifun „Haiyan“ auf den durch die Unterzeichnung einer Rah- Philippinen große Verwüstungen und menvereinbarung eine neue Grund- großes menschliches Leid hinterlas- lage erfahren hat. Die Kooperation in Jens-Olaf Sandmann sen hatte, benötigten die Menschen den Bereichen Einsatz, Führung und dringend internationale Hilfe. Im Auf- Fortbildung sowie der Austausch von

Unzählige Sandsäcke wurden beim Jahrhunderthochwasser 2013 befüllt und Mit schwerem Gerät beseitigt das THW Trümmer nach einem Hochwasser. gegen die Wassermassen eingesetzt. Foto: Technisches Hilfswerk Technisches Foto: | 1-2014

Kolumne: Die Außenansicht Hohes Engagement, großer Aufwand und der Wunsch nach Kontinuität 17

den meist anlassbe- Überrascht hat mich, welch polizei- Ich habe die Bundespolizei als eine Aus zogenen Kontakten licher Aufwand sich hinter den Fuß- spannende Behörde mit hoch motivier- zwischen der Bundespolizeidirektion ballspielen jedes Wochenende ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Stuttgart und dem THW-Landesver- verbirgt. Die Komplexität der Vor- kennengelernt, die sich derzeit in band Baden-Württemberg entstand bereitungen im Rahmen der eigenen einer Phase der Veränderung befin- die Idee, im Rahmen einer Hospitation Zuständigkeit – beginnend mit der det. Nach meinem Empfinden dauert bei der Bundespolizei die Zusammen- langfristigen Pflege eines Netzwerkes diese schon viel zu lange an. Natürlich arbeit systematisch weiterzuentwi- zu Vereinen und Fangruppierungen müssen sich Organisationen konti- ckeln und zu vertiefen. Dabei ging es über das Monitoring des Fanver- nuierlich weiterentwickeln. Menschen nicht nur um die technisch-taktische haltens, die Analyse der möglichen brauchen aber insbesondere nach Kooperation in Einsatzlagen, sondern Verkehrsmittel und Reiserouten bis gravierenden Veränderungen Konti- es sollten auch Ideen zur Optimierung hin zur Planung konkreter Abfahrts- nuität, um sich ganz ihren Aufgaben von Organisation und Verwaltung des und Ankunftskontrollen sowie Zug- widmen zu können. THW gesammelt werden. begleitungen – ist beachtlich. Wenn größeren Teilen der Bevölkerung Im Frühjahr 2013 war es dann so bekannt wäre, welcher Aufwand und Jens-Olaf Sandmann weit. Während meiner Hospitation hat- welche Kosten für den Steuerzahler te ich Gelegenheit, alle Bereiche der direkt oder indirekt durch die Fußball- Bundespolizei in Baden-Württemberg spiele jedes Wochenende verursacht kennenzulernen. Natürlich ist es für werden, hätte die Diskussion rund einen Nicht-Polizeivollzugsbeamten um die Sicherheit bei Fußballspielen sehr spannend, einen Einblick in sicherlich einen anderen Stellenwert Bereiche zu nehmen, den man als auf der politischen Agenda. „Normalbürger“ sonst nicht oder nur sehr eingeschränkt erhält. Als besonders eindrücklich ist mir die Teilnahme an einer Polizei- So haben beispielsweise das hubschrauber-Sprungfahndung im veränderte Ausgehverhalten und deutsch-schweizerischen Grenzgebiet die verlängerten Betriebszeiten des in Erinnerung geblieben. Schweizer öffentlichen Personennahverkehrs Grenzwächter und deutsche Bundes- am Wochenende einen nachhaltigen polizisten haben hier gemeinsam Einfluss auf die Lage in den Stuttgar- Kontrollstellen dies- und jenseits der ter S-Bahn-Stationen. Es ist bewun- Grenze eingerichtet und betrieben. Foto: Technisches Hilfswerk Technisches Foto: dernswert, mit welchem Engagement Beeindruckend war, wie unkompliziert die Beamten mit dieser Entwicklung und zielorientiert die gemischten Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften umgehen und durch ihre Präsenz Teams ihre Aufgabe auf beiden Seiten in Konstanz und fünfjähriger Tätigkeit bei einer Frankfurter Unternehmensberatung ist Jens-Olaf dazu beitragen, dass die Atmosphäre der Grenze wahrgenommen haben. Sandmann (42) seit 2003 beim Technischen friedlich bleibt, Aggressionen zügig Für mich war diese Maßnahme ein Hilfswerk tätig. Zunächst als Referent für Grund- satzangelegenheiten und Ausbildung in Baden- unterbunden und „Nachtschwärmer“ starkes Signal, dass die National- Württemberg, anschließend in der THW-Leitung davor geschützt werden, im alkohol- staaten in Europa bereit sind für eine als Referatsleiter Logistik und seit 2008 wieder in bedingten Übermut zu Schaden zu professionelle bilaterale Zusammen- Stuttgart als Referatsleiter Einsatz und stellvertre- tender Landesbeauftragter. kommen. arbeit. Bis die Unruhen im Dezember 2013 ausbrachen, wurden auf dem Juba International Airport täglich etwa 3 000 Passagiere abgefertigt. | 1-2014

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EUAVSEC – Mission im

jüngsten Staat der Welt Ritter Markus Dr. Foto:

Vom Herbst 2012 bis zum Dezember 2013 hat die Europäische Union mit der European Union Aviation Security Mission in South Sudan (EUAVSEC) eine kleine zivile Mission im Südsudan betrieben. Dr. Markus Ritter, Bundes- polizist und ehemals Head of Planning and Operations, berichtet über den jüngsten Staat der Erde und das abrupte Ende der EU-Mission.

Republik Südsudan, ungeteert, und an vielen Stellen der Es gibt also genug Gründe, dem Die die am 9. Juli 2011 Stadt entstehen unkontrolliert Hütten- jungen Staat auf die Beine zu helfen. nach jahrzehntelangem Krieg von der ansammlungen. Dabei handelt es sich Um der südsudanesischen Regierung nördlich gelegenen Republik Sudan meist um runde, mit Stroh bedeckte beim Aufbau einer funktionierenden unabhängig wurde, ist der jüngste, Lehmhütten, in denen sehr schlechte Luftsicherheit und akzeptabler Sicher- aber auch einer der ärmsten Staaten hygienische Zustände herrschen. heitsstandards am Hauptstadtflug- der Welt. Auch deswegen ist der Südsudan hafen, dem Juba International Airport, in Bezug auf Krankheiten ein Risiko- zu helfen, initiierte die Europäische Etwa neun Millionen Menschen gebiet. Allein in Juba sterben etwa 80 Union im Herbst 2012 die zivile leben hier auf einer Fläche, die Menschen jeden Monat an Malaria. Mission EUAVSEC. etwa doppelt so groß ist wie die der Bundesrepublik Deutschland. Die Hauptstadt Juba zählt etwa 500 000 Einwohner und ist gekenn- zeichnet durch einen starken Zuzug von Menschen aus armen ländlichen Gebieten. Dabei fehlt es auch in der Hauptstadt an einer geregelten Trinkwasserversorgung, einer Ab- wasser- und Müllentsorgung sowie einer Strom- und medizinischen Versorgung. Die meisten Straßen sind

Wie in diesem Slum in Juba leben viele Menschen im Südsudan in großer Armut. Ritter Markus Dr. Foto: | 1-2014

Die Mission Auf dem Gelände des Juba Inter- besuchten einen Luftsicherheits- national Airport betrieb die EUAVSEC grundlehrgang der EUAVSEC und Am 1. Oktober 2012 trafen die ab März 2013 ein kleines Trainings- wurden im täglichen Dienst von ersten Angehörigen der EUAVSEC in zentrum, in dem abgestufte Luftsi- Missionsangehörigen angeleitet und Juba ein. Wegen fehlender adäquater cherheitstrainings für all diejenigen begleitet. Unterbringungsmöglichkeiten war Organisationen und Behörden am die Mission anfangs in einem Hotel Flughafen durchgeführt wurden, die 19 in Juba einquartiert, konnte jedoch mit Luftsicherheitsaufgaben betraut Das abrupte Ende bereits im Februar 2013 in eigene sind. Besonders geeignete Kurs- Unterkunftsgebäude einziehen. Per- teilnehmer wurden in ein „Train-the- Mitte Dezember 2013 brachen im sonell wuchs die Mission ständig und Trainers“-Programm aufgenommen, Südsudan innerstaatliche bewaffnete hatte in der Spitze einen Personal- um die erforderliche Nachhaltigkeit Unruhen aus, die dazu führten, dass bestand von 34 internationalen und der Ausbildungsbemühungen sicher- die eigentlich bis Februar 2014 ange- 15 nationalen Mitarbeitern. Unter den zustellen. Dabei schulten die EU- dachte Mission mit der Evakuierung internationalen Missionsangehörigen AVSEC-Mitarbeiter auch Angehörige der internationalen Missionsangehö- befanden sich auch drei deutsche der Fluggesellschaften und am Flug- rigen vorzeitig abgebrochen werden Bundespolizisten und ein Angehöriger hafen ansässige Geschäftsleute, um musste. Foto: Dr. Markus Ritter Markus Dr. Foto: der hessischen Polizei. Ihren Dienst bei diesen ein Sicherheitsbewusst- absolvierten sie in Uniform, allerdings sein und ein Verständnis für notwen- Es bleibt zu hoffen, dass sich die unbewaffnet und ohne Exekutivbefug- dige Sicherheitsmaßnahmen zu Konfliktparteien friedlich einigen und nisse. entwickeln. kein Bürgerkrieg ausbricht. Zivile Ent-

Ein portugiesischer Trainer erläutert einheimischen Sicherheitskräften Grundlagen der Luftsicherheit.

Im Transportministerium in Juba Parallel zur Trainingskomponente wicklungshilfe kann der junge Staat verfügte die EUAVSEC über ein war täglich ein Advisor- und Mentoren- nur in einem friedlichen Umfeld er- Büro. Aus ihm heraus unterstützte team am Flughafen eingesetzt, um halten. Auch wegen der relativ kurzen die Mission das Ministerium bei der die Sicherheitsverantwortlichen zu Missionsdauer sollte die Mission EU- Schaffung einer zivilen Luftfahrtbe- beraten und sie bei der täglichen AVSEC nur der Anfang einer längeren hörde sowie bei der Ausarbeitung Dienstverrichtung zu begleiten. Unterstützung durch die internationale und Einführung von Luftsicherheits- Staatengemeinschaft gewesen sein. programmen. Da es den dortigen Im Mai 2013 wurde schließlich Führungskräften nicht nur an luft- eine Sondereinheit der südsuda- fahrtspezifischen Spezialkenntnissen, nesischen Polizei am Flughafen Dr. Markus Ritter sondern auch an Managementerfah- stationiert, um dort die sichtbare rungen fehlte, führte die EUAVSEC uniformierte Präsenz zu erhöhen mehrere einwöchige Management- und die Grundlage für eine aufzubau- kurse für die obere und mittlere ende Flughafenpolizei zu schaffen. Führungsebene durch. Auch die Angehörigen dieser Einheit | 1-2014 EuGH: keine passive Dienstleistungsfreiheit 20 für türkische Touristen

Dem über Jahre andauernden Rechtsstreit, ob türkische Staatsangehörige unter anderem als potenzielle Dienst- leistungsempfänger in Deutschland der Visumpflicht unter- liegen, hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) nun ein Ende gesetzt. Das Demirkan-Urteil (C-221/11) vom Sep- tember 2013 schafft Klarheit: Türkische Bürger können sich nicht auf passive Dienstleistungsfreiheit berufen.

1963 hatte tungsverkehrs darstellte, beschäftigte Interpretation wären türkische Staats- Bereits die Euro- seitdem sowohl zahlreiche Reisende angehörige bei Kurzaufenthalten päische Wirtschaftsgemeinschaft als auch Behörden und Gerichte. faktisch generell von der Visumpflicht (EWG) mit der Türkei ein Assoziie- befreit – denn auch ein Tourist nimmt rungsabkommen geschlossen, um Im Jahr 2009 entschied der EuGH regelmäßig Dienstleistungen in An- die Handels- und Wirtschaftsbezie- (Soysal-Urteil, C-228/06), dass ein spruch, etwa als Bahn-, Hotel- oder hungen zwischen den Vertragsstaaten Visum für die Einreise in das Hoheits- Restaurantkunde. Genau dies war der auszubauen und die Türkei auf einen gebiet eines EU-Mitgliedstaates nicht Gegenstand der vor dem EuGH aus- eventuellen Beitritt zur Europäischen erforderlich ist, wenn ein türkischer getragenen Rechtssache Demirkan. Gemeinschaft vorzubereiten. 1970 Staatsangehöriger – im konkreten trat ein Zusatzprotokoll in Kraft, das Fall ein Lkw-Fahrer – dort Dienstleis- Das Gericht entschied nun, dass eine sogenannte Stillhalteklausel tungen im Auftrag eines in der Türkei die Stillhalteklausel aus dem Zusatz- enthält: „Die Vertragsparteien werden ansässigen Unternehmens erbringen protokoll zum Assoziierungsabkom- untereinander keine neuen Beschrän- will. Das Soysal-Urteil ist auch auf men zwischen der EWG und der kungen der Niederlassungsfreiheit andere Verrichtungen im grenzüber- Türkei der Visumpflicht nicht entge- und des freien Dienstleistungsver- schreitenden Verkehr übertragbar. gensteht, wenn diese keine Dienst- kehrs einführen.“ Dazu gehören etwa Vorträge und Dar- leistungserbringer, sondern lediglich bietungen von besonderem wissen- -empfänger betrifft. Türkische Staats- Die Tragweite dieser Vereinbarung schaftlichen oder künstlerischen angehörige sind demnach nicht wird im Lichte des Umstands klar, Wert, kommerzielle Darbietungen berechtigt, ohne Visum in die Mit- dass zum damaligen Zeitpunkt türki- sportlichen Charakters sowie Mon- gliedstaaten der EU einzureisen, sche Dienstleistungserbringer für tage- und Instandhaltungsarbeiten um dort eine Dienstleistung zu einen Aufenthaltszeitraum von bis zu oder Reparaturen an durch türkische empfangen. zwei Monaten in der Bundesrepublik Firmen gelieferten Anlagen oder grundsätzlich von der Visumpflicht Maschinen. befreit waren. Die allgemeine Visum- Sylwester Gawron, pflicht für türkische Staatsbürger ist Offen blieb jedoch, ob der Begriff Thomas Borowik in Deutschland erst 1980 eingeführt „freier Dienstleistungsverkehr“ auch worden. Die Frage, ob dieser Akt eine den passiven Dienstleistungsverkehr, der Stillhalteklausel zuwiderlaufende also den Empfang von Dienstleis- Beschränkung des freien Dienstleis- tungen, umfasst. Bei einer solchen | 1-2014

Michael Labetzke Fragen5 an ... Er hat mehr als elf Jahre Erfahrungen im Ermittlungsdienst 21 sammeln können und erinnert sich an so manch herausfor- dernde und spannende Situation während seiner bisherigen polizeilichen Laufbahn. Michael Labetzke ist 43 Jahre alt. Er begann seine Laufbahn im damaligen Grenzschutzkom- mando Küste, zunächst im Einsatzzug, später in der Wasser- werfer-Einheit. Nach mehreren Jahren im grenzpolizeilichen Einzeldienst absolvierte er im ersten ausgelagerten Studien- jahrgang im Jahr 2000 die Ausbildung für den gehobenen Dienst beim Bundeskriminalamt. Nach zwei Jahren im Sach- bereich Auswertung der Kriminalitätsbekämpfung Rostock versieht er seit 2002 seinen Dienst als Sachbearbeiter und funktionaler stellvertretender Leiter des Ermittlungsdienstes in Bremen. Foto: Bundespolizei Foto:

1. Was schätzen Sie bei der Bundes- polizei am meisten? 2. Was schätzen Sie bei der Es ist der Facettenreichtum der Bundespolizei, der mich Bundespolizei am wenigsten? immer wieder begeistert, und damit schätze ich die Aufgrund der Größe unserer Behörde können wir Möglichkeiten, die einem über die gesamte Dienstzeit uns an neue Entwicklungen oftmals nicht schnell zur Verfügung stehen. Eine nahezu unglaubliche Auf- genug anpassen. Das Anzeigeverhalten der Bahn, gabenfülle im Vergleich zu den Landespolizeibehörden. das Flüchtlingsaufkommen, Einsätze mit gewalt- tätigen Fußballfans oder IT-bezogene Ermittlungen haben zugenommen, der Organisations- und 3. Was war Ihr bisher schönstes Dienstpostenplan bleibt jedoch gleich. Es fehlen Erlebnis im Dienst? Personalreserven, um effektiv und kreativ auf Gleich mein erster Fall in Bremen. Unbekannte wollten veränderte Bedingungen zu reagieren. mittels aufgelegter und verkeilter Bahnschwellen einen Zug entgleisen lassen, was auch fast gelang. Die Spurenlage war gleich null. Trotzdem gelang es uns, 4. Was war das Schlimmste, was die beiden Täter nach wenigen Wochen zu ermitteln. Sie im Dienst erlebt haben? Beide legten ein umfängliches Geständnis ab. Immer wieder sind es die Fälle von Gewaltdelikten, in denen unglaublich brutal auf die Opfer einge- wirkt wird. Die intensiven Ermittlungen dazu gehen 5. Was wäre Ihre erste Amtshandlung, wenn oftmals an die Substanz. Insbesondere die Arbeit Sie heute zum Präsidenten der Bundes- mit den Opfern und Tätern zerrt an den Nerven. polizei ernannt würden? Es fehlt an Zeit und Spezialisten für die Fülle der Aufgaben, die ein örtlicher Ermittlungsdienst mittlerweile hat. Deshalb würde ich Ermitt- lungsdienste strukturell, organisatorisch und personell stärken. Zu einer guten Polizeiarbeit gehört gute Ermittlungsarbeit. Letztendlich würden alle Bereiche davon profitieren. Das Interview führte Holger Jureczko. | 1-2014

Wir gedenken unserer im

22 vergangenen Jahr im aktiven Dienstverhältnis verstorbenen Kolleginnen und Kollegen

Regierungshauptsekretär Wolfgang Dittmann Tarifbeschäftigter Jürgen Kratz im Alter von 61 Jahren im Alter von 58 Jahren

Polizeihauptmeister Horst-Christian Kolle Bundespolizeiliche Unterstützungskraft Carmen Ehrlicher im Alter von 56 Jahren im Alter von 57 Jahren

Tarifbeschäftigter Udo Strufe Bundespolizeiliche Unterstützungskraft Petra Schuster im Alter von 53 Jahren im Alter von 54 Jahren

Regierungssekretär Uwe Hänel Tarifbeschäftigter Guido Kohlase im Alter von 49 Jahren im Alter von 46 Jahren

Polizeihauptmeister Udo Aßemacher Tarifbeschäftigter Karl-Heinz Radermacher im Alter von 52 Jahren im Alter von 62 Jahren

Polizeihauptmeister Dirk Michael Keßel Tarifbeschäftigter Thomas Schart im Alter von 49 Jahren im Alter von 47 Jahren

Polizeihauptmeister Gerhard Saur Polizeihauptmeister Peter Wille im Alter von 51 Jahren im Alter von 55 Jahren

Polizeihauptmeister Frank Göttel Erster Polizeihauptkommissar Gerhard Böhm im Alter von 45 Jahren im Alter von 61 Jahren

Regierungsobersekretär Stefan Bommhardt Polizeihauptmeister Maik Lorenz im Alter von 47 Jahren im Alter von 45 Jahren

Erster Polizeihauptkommissar Dietrich Kamien Polizeioberkommissar Günter Remigius Krämer im Alter von 58 Jahren im Alter von 52 Jahren

Polizeioberkommissar Lutz Albrecht Polizeihauptmeister Michael Albrecht im Alter von 40 Jahren im Alter von 51 Jahren | 1-2014

Polizeihauptmeister Jürgen Dorau Polizeihauptmeister Dieter Wilhelm Gerrit Hartmann im Alter von 53 Jahren im Alter von 48 Jahren

Bundespolizeiliche Unterstützungskraft Petra Gronau Polizeiobermeister Dirk Reppmann 23 im Alter von 47 Jahren im Alter von 47 Jahren

Tarifbeschäftigter Roman Eggers Polizeihauptmeister Jürgen Solf im Alter von 61 Jahren im Alter von 59 Jahren

Polizeiobermeister Michael Grimm Polizeihauptmeister Burkhard Brüning im Alter von 56 Jahren im Alter von 59 Jahren

Polizeihauptmeister Ronny Quade Tarifbeschäftigter Christos Tsokoglou im Alter von 44 Jahren im Alter von 64 Jahren

Polizeiobermeister Uwe Meyer-Haupt Polizeihauptmeister Jörg Bollerey im Alter von 47 Jahren im Alter von 54 Jahren

Tarifbeschäftigter Rudolf Schießl Polizeihauptkommissar Dietmar Heyer im Alter von 57 Jahren im Alter von 59 Jahren

Polizeihauptmeister Carsten Klemer Polizeihauptkommissar Hans-Jürgen Fuchs im Alter von 49 Jahren im Alter von 59 Jahren

Polizeihauptmeister Wolfgang Heimerl Polizeihauptmeister Joachim Rohde im Alter von 44 Jahren im Alter von 55 Jahren

Polizeioberkommissar Björn Bäßler Tarifbeschäftigte Helga Kratz im Alter von 32 Jahren im Alter von 63 Jahren

Erster Polizeihauptkommissar Steffen Metze Polizeioberkommissar Mirko Kanzler im Alter von 47 Jahren im Alter von 39 Jahren

Polizeiobermeister Michael Albert Korb Tarifbeschäftigter Franz-Joseph Feyer im Alter von 30 Jahren im Alter von 59 Jahren

Polizeioberkommissar Peter Schulz Polizeiobermeisterin Annett Winkler im Alter von 49 Jahren im Alter von 53 Jahren

Fluggastkontrollkraft Ute Oswald Polizeihauptmeister Siegfried Ketter im Alter von 50 Jahren im Alter von 58 Jahren

Tarifbeschäftigter Andreas Peters Polizeioberkommissarin Denise Knauf im Alter von 53 Jahren im Alter von 30 Jahren

Polizeihauptmeister Joachim Struck Tarifbeschäftigter Jochen Schneider im Alter von 57 Jahren im Alter von 53 Jahren Portrait Foto: Bundespolizei Foto:

Die Karriere nach der Karriere

Als Rennrodlerin gehörte Barbara Niedernhuber (39) mehr als ein Jahrzehnt zur absoluten Weltspitze. Gemeinsam mit und Silke Kraushaar gehörte sie zu den „großen Dreien“, die fast im Alleingang dafür gesorgt hatten, dass die deutschen Rennrodlerinnen seit 1997 international unge- schlagen blieben. Nach ihrem sportlichen Karriereende 2006 startete sie erneut durch. Diesmal dienstlich.

Entscheidung, sich Rahmen des „Bad Endorfer Modells“ Behörde zu wechseln. So konnte „Die der Spitzensport- zu absolvieren. ich auch meine bis dato erfolgreiche förderung der Bundespolizei anzu- Karriere konsequent fortführen“, schließen, war für mich goldrichtig“, Im Rahmen dieses dualen Systems erklärt „Babsi“. bilanziert Barbara Niedernhuber, haben die Athleten die Möglichkeit, ehemalige Weltklasserennrodlerin Training und Wettkampf mit einer Aus- Gemeinsam mit Sylke Otto und und jetzige Ausbildungsleiterin an bildung für den mittleren Polizeivoll- Silke Kraushaar gehörte sie zur der Bundespolizeisportschule Bad zugsdienst optimal zu kombinieren. Im goldenen Generation der deutschen Endorf in der oberbayerischen Anschluss an die sportliche Karriere Rennrodlerinnen. Mit ihrem Sieg beim Chiemgauregion. Nachdem die können sie dann ihre sportlichen Er- Weltcuprennen im österreichischen Bundespolizei 1998 die Sportarten folge auch beruflich fortführen. Dabei Innsbruck-Igls im Dezember 1997 Bob und Rennrodeln in ihr Spitzen- stehen ihnen sämtliche Aufgabenbe- eröffnete Barbara Niedernhuber eine sport-Förderprogramm aufgenommen reiche der Bundespolizei samt späte- sensationelle Triumphserie. So feier- hatte, entschloss sich die heutige ren Aufstiegsmöglichkeiten offen. ten die deutschen Rennrodel-Damen Polizeioberkommissarin dazu, von in den folgenden 13 Jahren bis zum der Sportfördergruppe der Bundes- „Für mich war eben dieses duale Februar 2011 beinahe unglaubliche wehr in Strub zur Bundespolizeisport- System mit Topbedingungen für den 105 Siege in ununterbrochener schule nach Bad Endorf zu wechseln, Sport und den Beruf das ausschlag- Reihenfolge! Zu ihrer beeindrucken- um dort die Polizeiausbildung im gebende und attraktive Argument, die den Medaillensammlung gehören | 1-2014

Rennrodlerin Barbara Niedernhuber: für den gehobenen Polizeivollzugs- und ergänzt: „Die Entscheidung war „Mit dem Gewinn der beiden olympischen Medaillen dienst, nachdem sie das Eignungs- einfach goldrichtig.“ habe ich mir meinen sportlichen Traum erfüllt.“ auswahlverfahren bereits im Frühjahr 2006 erfolgreich gemeistert hatte. Dass das „Bad Endorfer Modell“ unter anderem zwei Engagiert und fokussiert nahm sie für die Mehrzahl aller geförderten Silbermedaillen bei auch diese Herausforderung an und Athleten und Athletinnen sehr attraktiv

Foto: Bundespolizei Foto: den Olympischen wurde 2009 mit der Ernennung zur und nachhaltig ist, unterstreicht die 25 Spielen in Nagano Polizeikommissarin belohnt. Ihr weite- Tatsache, dass um die 80 Prozent der (Japan) und Salt Lake rer Berufsweg führte sie anschließend Leistungssportlerinnen und Leistungs- City (USA) sowie eine WM- wieder an die Bundespolizeisport- sportler auch nach Beendigung ihrer Goldmedaille mit dem Team schule nach Bad Endorf zurück. Ihre sportlichen Laufbahn in den unter- (ebenfalls in Nagano), sechs ersten Funktionen: Lehrgangsleiterin schiedlichsten Verwendungen bei der weitere WM-Medaillen sowie beim Laufbahnlehrgang sowie Fach- Bundespolizei verbleiben. Erfreulich drei EM-Medaillen und zahlreiche lehrerin und Prüferin für Einsatzrecht. ist es auch, dass mittlerweile immer Weltcup-Podest-Platzierungen. Als Seit Juni 2013 ist sie zusätzlich noch mehr Athletinnen und Athleten dem herausragende Ereignisse bleiben als Ausbildungsleiterin für alle vier Beispiel der ehemaligen Weltklasse- ihr dabei zweifelsohne die Olympi- Ausbildungsgruppen zuständig. rennrodlerin folgen und sich für schen Winterspiele von 1998 und 2002 in Erinnerung: „Mit dem Gewinn der beiden olympischen Medaillen habe ich mir meinen sportlichen Traum erfüllt.“

Doch dann der sportliche Schick- salsschlag: Nach einem Trainingsun- fall im August 2006 und einer daraus resultierenden Sprunggelenksverlet- zung mit Komplikationen nach einem operativen Eingriff folgte das abrupte sportliche Karriereende. „Nach dieser Mitteilung hat es mir ganz schön die Füße weggezogen. Dies war mehr als ein harter Schlag für mich in meiner bis dato doch sehr erfolg- reichen Sportlerkarriere. In der zuvor Bundespolizei Foto: abgelaufenen Saison hatte ich die Heute ist Barbara Niedernhuber Lehrgangsleiterin beim Laufbahnlehrgang sowie Fachlehrerin und Prüferin für Einsatzrecht. Parallel dazu betreut sie das Rennrodel-Team um Olympiasieger Felix Loch. Gesamt-Weltcupwertung gewonnen, die bevorstehende Weltmeisterschaft 2007 war auf meiner Lieblingsbahn Doch damit nicht genug. Parallel die Aufstiegsmöglichkeiten in den im österreichischen Innsbruck-Igls an- dazu betreut Barbara Niedernhuber gehobenen Polizeivollzugsdienst ent- gesetzt – und dann das Aus“, erzählt auch das siebenköpfige Rennrodel- scheiden. Auch in dieser „beruflichen „Babsi“ immer noch etwas wehmütig. Team der Bundespolizeisportschule Disziplin“ hat „Babsi“ einen Titel „ab- mit Olympiasieger Felix Loch an der gesahnt“: Sie ist die erste olympische Es dauerte dann doch einige Spitze. „Alles hat seine Zeit. Der Medaillengewinnerin mit einer Füh- Zeit, bis sich – nach ihrer Aussage – Sport war irre aufregend und es war rungsfunktion in der Bundespolizei. „die Gefühlswellen wieder beruhigt faszinierend, im Scheinwerferlicht zu Damit schließt sich auch der Kreis der hatten“. Dann packte sie aber drei stehen. Auch das ganze Drumherum Philosophie, die sich hinter der dualen Wochen später motiviert „das Leben war toll. Demgegenüber ist meine Karriere der Bundespolizei nach dem nach dem Sport“ an und tauschte den jetzige Tätigkeit doch beschaulicher, „Bad Endorfer Modell“ verbirgt: Erfolg Rennanzug gegen die Uniform ein. aber nicht minder interessant mit im Spitzensport, Erfolg im Beruf! vielen neuen Herausforderungen – Sie begann im Herbst 2006 – da- pack ma’s“, sagt „Babsi“ mit einem mals noch auf Krücken – ihr Studium herzhaften optimistischen Lachen Torsten Neuwirth Recht & Wissen Foto: Deutscher Bundestag / Achim Mende / Achim Bundestag Deutscher Foto:

Was sieht die GroKo für die Polizei vor?

Bis vor vier Wochen ordneten wir den Begriff „GroKo“ noch eindeutig dem Thema Artenschutz oder Handtasche zu – wenn auch mit leicht abgewan- delter Schreibweise. Heute wissen wir, es ist die gängige Abkürzung für die Große Koalition. Mit dem lang erwarteten Koalitionsvertrag steht nun auch die neue Regierung mit ihren Ministerinnen und Ministern fest. Aber welche Aussagen trifft dieser Koalitionsvertrag zu den Themen Innere Sicherheit, Polizei und vor allem zur Bundespolizei? Wir haben die 185 Seiten nach entsprechenden Informationen durchgeblättert und für Sie aufbereitet. | 1-2014

Unterzeichnung des Koalitionsvertrages zwischen der CDU/CSU und SPD am 16. Dezember 2013 im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages

Foto: Deutscher Bundestag / Achim Mende / Achim Bundestag Deutscher Foto: 27

Christian Altenhofen | 1-2014

28 Das Gemeinsame Analyse- und Strategiezentrum Illegale

Foto: Marcus Bindermann Marcus Foto: Migration

In einem noblen Potsdamer Stadtteil, etwas abgelegen von den restlichen Organisationseinheiten des Bundespolizeipräsidiums, ist das Gemeinsame Analyse- und Strategiezentrum Illegale Migration (kurz: GASIM) beheimatet. Hier bündelt die Bundespolizei zusammen mit ihren Kooperationspartnern alle Erkenntnisse über die Entwicklung irregulärer Migration in Deutschland und Europa. Die Bundespolizei kompakt hat sich in dieser deutschlandweit einmaligen Einrichtung umgesehen.

irreführende dazu die Erkenntnisse der verschie- GASIM als Frühwarn- Weite, Flure, hohe denen Behörden zusammengetragen, system Decken und beeindruckend große analysiert und bewertet. Büroräume – bei einem ersten Be- „Behördenübergreifend erfassen such des GASIM ist dies der prägen- und bewerten wir hier aus verschiede- de Eindruck. Dass es sich hier um Kooperationsbehörden nen Blickwinkeln migrationsrelevante im GASIM: eine besondere Einrichtung der Sachverhalte aus Deutschland und Bundespolizei handelt, liegt jedoch Europa. Dadurch können wir in einer an anderen und weit wichtigeren „„ Bundesamt für Migration und Art Frühwarnsystem auf grenzpolizei- Gründen: Vom Bundesnachrichten- Flüchtlinge liche Probleme hinweisen und An- dienst über das Bundesamt für „„ Bundeskriminalamt sätze zur Bekämpfung der irregulären Migration und Flüchtlinge sowie die Migration geben“, so Ralf Pistor, Bundeszollverwaltung bis hin zur „„ Bundespolizei Bundespolizist und Leiter des GASIM. Bundespolizei – sieben verschiedene „„ Finanzkontrolle Schwarzarbeit Behörden arbeiten hier Tür an Tür. der Bundeszollverwaltung Beispiele dazu finden sich viele. Stets im Fokus dieser Behörden: die Etwa als im Februar 2013 italienische „„ Bundesnachrichtendienst irreguläre Migration. Die Kernaufgabe Behörden große Aufnahmeeinrich- des GASIM ist nämlich die ressort- „„ Bundesamt für Verfassungs- tungen schlossen und den meist übergreifende Analyse der irregulären schutz aus Afrika stammenden Flüchtlingen Migration in und durch die Bundes- Fremdenpässe sowie schengenwirk- „„ Auswärtiges Amt republik Deutschland. Täglich werden same Aufenthaltstitel ausstellten und zudem 500-Euro-Scheine austeilten. unsere Reporte möglichst gut auf die die Gründe der irregulären Migration Das GASIM erkannte die zu erwar- operative Ebene ausrichten.“ (sogenannte Pull- und Push-Faktoren) tende Entwicklung, informierte die dargestellt. „GASIM aktuell“ dagegen grenzpolizeilichen Dienststellen der richtet sich konkret an die Mitarbeiter Bundespolizei und erläuterte, wie der Ausländerbehörden und umfasst aufenthaltsbeendende Maßnahmen ausgewählte Themen aus anderen eingeleitet werden könnten. GASIM-Produkten. 29

Auch das Phänomen der „Transit- abspringer“ analysierte das GASIM Wachsende internatio- intensiv. Dabei handelte es sich um nale Zusammenarbeit ägyptische Staatsangehörige, die bei Umsteigevorgängen am Münchner Man wird wohl mit Fug und Recht Flughafen ihre Befreiung von der Tran- behaupten dürfen, dass sich die sitvisapflicht missbrauchten, um in Zusammenarbeit mit den Kooperati- Deutschland Asylbegehren zu stellen. onspartnern für die Bundespolizei in Dies führte letztlich zur Entsendung den letzten Jahren bewährt hat. Dem eines Dokumenten- und Visumbera- deutschen Beispiel folgend haben ters der Bundespolizei an den Abflug- mittlerweile auch einige unserer Foto: Marcus Bindermann Marcus Foto: flughafen der Reisenden. Mit großem Nachbarländer ähnliche Zentren ein- Ralf Pistor (56) leitet seit August 2012 das GASIM. Erfolg, wie jüngste Zahlen belegen. gerichtet. Zukünftig strebt das GASIM eine noch engere Vernetzung mit die- Der GASIM-Report ist dabei sen Zentren an. Migrationsrelevante Grenzpolizeiliche wohl das bekannteste, aber längst Erkenntnisse und Analysen können so Publikationen nicht das einzige Analyseprodukt. frühzeitig ausgetauscht und es kann Der sogenannte „GASIM-Express“ von den Erfahrungen anderer bei der Damit die zusammengetragenen informiert das Bundesinnenministe- Bekämpfung der unerlaubten Migrati- und ausgewerteten Erkenntnisse auch rium sowie die Behördenleitungen on profitiert werden. bis auf die Straße beziehungsweise aller Kooperationspartner über akute in die Grenzkontrollboxen der Flug- Brennpunktthemen. In regelmäßigen häfen gelangen, erstellt das GASIM oder anlassbezogenen Lagebildern Fabian Hüppe wöchentlich den „GASIM-Report“. werden einzelne Herkunftsländer Diese Reporte richten sich explizit an oder Phänomene genau unter die die operative Basis der Bundespolizei, Lupe genommen und dabei auch die der Landespolizeien sowie an die der Kooperationspartner und werden Die „Wege“ der irregulären Migration nach und durch Europa werden durch das GASIM regelmäßig analysiert im Intranet sowie in Extrapol veröffent- und grafisch dargestellt. licht.

„Unsere GASIM-Reporte sollen vor allem den grenzpolizeilich tätigen Kolleginnen und Kollegen einen Über- blick über die aktuellen Entwicklun- gen der irregulären Migration geben und ihnen im täglichen Dienst ermögli- chen, Zusammenhänge zu erkennen“, erklärt Ralf Pistor. „Dabei freuen wir uns immer über das direkte Feedback der Kolleginnen und Kollegen. Ver- besserungsvorschläge können und sollten uns genauso gemeldet werden wie auffallende grenzpolizeiliche Foto: Bundespolizei Foto:

Sachverhalte. Schließlich wollen wir Bundespolizei Grafik: | 1-2014 Damals ...

30 Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto:

Grenzjäger Puhle ist schneller als die NVA-Soldaten

13. November 1973 um 10:30 Uhr: Grenzjäger Peter Puhle fährt Streife an der Zonengrenze bei Wiedelah im Harz. Es kommt zu einem Zwischenfall: Mit gezogener Pistole ermöglicht er einem 22 Jahre alten Raupenfahrer die Flucht aus der DDR auf bundesdeutsches Gebiet. Mehr als 40 Jahre sind seitdem vergangen. Heute sind die beiden Männer Freunde und treffen sich regelmäßig. Eine deutsch-deutsche Geschichte der besonderen Art.

liest sich wie das Dreh- Es buch eines Films, doch es ist eine wahre Geschichte. Die Goslarsche Zeitung berichtete am 14. November 1973 unter der Über- schrift „Bei Wiedelah über die Grenze: Flucht gelang mit einem Trick“ über den außergewöhnlichen Grenz- zwischenfall. „BGS und Bewacher standen sich mit Waffen im Anschlag gegenüber“, hieß es weiter. Und: „Für den 22-jährigen Planierraupenfahrer aus Harsleben bedeutete es fünf Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto: Sekunden Lebensangst – dann hatte er es geschafft: So schnell gelang ihm An der markierten Linie verlief die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Links die Raupe, mit der Hans-Georg Kruse im Grenzgebiet arbeitete. Die Baustelle war nur wenige Meter vom Westgebiet gestern Vormittag bei Wiedelah die entfernt und bot dem Raupenfahrer damit eine günstige Ausgangssituation für seine Flucht. Flucht über die Zonengrenze, dass | 1-2014

seine beiden Bewacher keine Mög- war der Raupenfahrer ausgestiegen Grenzjäger Puhle wäre der Flüchtling lichkeit mehr zum Eingreifen hatten. und nutzte die Gunst der Stunde. vermutlich durch den Kugelhagel Ein Trick und die Anwesenheit einer seiner Bewacher gestoppt und getötet Streife des Bundesgrenzschutzes „Plötzlich sprang der Mann hinter worden. So aber mussten die Solda- waren entscheidend dafür, dass der der Raupe hervor, überquerte mit ten den Flüchtling entkommen lassen, junge Mann unverletzt den Westen er- großen Laufschritten den Weg und um keinen Schusswechsel über die reichte.“ (Zitate: Goslarsche Zeitung) rannte über den Erdwall hinweg auf Grenze hinweg zu riskieren. 31 Westgebiet“, erzählt Peter Puhle. In „Eine Situation, die ich mein Leben Bruchteilen von Sekunden hatte der Der Vorfall erregte das öffentliche lang nicht vergessen werde“, gesteht Grenzjäger erkannt, welche kritische Interesse. Reporter wollten Interviews Peter Puhle im Gespräch mit der Situation hier entstanden war. Sofort mit dem Republikflüchtling führen. kompakt-Redaktion. „Es war ohnehin hatte er seine Pistole in Anschlag ge- Der aber lehnte alle Anfragen mit dem ein besonderer Tag. Ich hatte um drei bracht, noch bevor die NVA-Soldaten Hinweis ab, dass er seine in der DDR Uhr in der Nacht den Dienst begon- ihre Maschinenpistolen hochreißen zurückgelassenen Angehörigen nicht nen und meiner Frau versprochen, konnten. „Das verschaffte dem Flüch- gefährden wolle. Hans-Georg Kruse, rechtzeitig zum Kindergeburtstag tigen den winzigen, aber entscheiden- so der Name des einfallsreichen am Nachmittag zurück zu sein. Doch den Zeitvorteil, über die Zonengrenze Raupenfahrers, wurde zunächst in der daraus wurde nichts“, erinnert sich zu wechseln. Ich weiß nicht, wie BGS-Unterkunft in Goslar verpflegt, Puhle. Stationiert in Goslar, hatte er das ansonsten ausgegangen wäre“, eingekleidet und dann zur zentralen zusammen mit drei Kameraden den resümiert der 1944 geborene Peter Aufnahmestelle nach Helmstedt ge- Auftrag, die Posten- und Streifentätig- Puhle. bracht. Dort wurde er vom Militäri- keiten der DDR-Grenztruppen festzu- stellen, Arbeitseinsätze vor und hinter den Sperranlagen sowie bauliche Veränderungen zu beobachten und zu dokumentieren. An jenem Tag ging es auch um eine Baustelle am Zonen- grenzen-Aussichtspunkt Wiedelah beim Kieswerk Kemmer. Dort fanden damals unter Einsatz einer Planierrau- pe Kanalisierungsarbeiten statt.

Die Baustelle befand sich weit vor den Sperranlagen der DDR. Es waren nur fünf Meter bis zu den Grenzpfäh- len und dem entlang der Grenze ver- laufenden Weg auf Westgebiet. Zwei bewaffnete Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) überwachten die Arbeiten und den Raupenfahrer. Der griff dann zu einem Trick. Er ließ einen Die Flucht wurde später vom Bundesgrenzschutz Schlüsselbund herunterfallen, der nachgestellt; dabei sind diese Fotos entstanden: Mit der Pistole im Anschlag sichert Grenzjäger Peter sich im Gestänge über dem Getriebe Puhle (vorn) die Flucht des Raupenfahrers, der über verfing. Um ihn aufzuheben, wolle er einen Erdwall in Richtung Westen flüchtet. Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto: unter die Raupe kriechen, schlug er vor und hielt in Höhe der BGS-Streife sein Baufahrzeug an. Zu diesem „Glücklicherweise fiel auf keiner schen Abschirmdienst (MAD) befragt. Zeitpunkt trennten ihn nur etwa zehn Seite ein Schuss. Die Soldaten hätten Bei seiner Großmutter in Eutin fand er Meter von der schützenden Seite auch nur noch uns treffen können, schließlich eine Bleibe. eines Erdwalls im Westen. Während der Flüchtling war im wahrsten Sinne sich einer der NVA-Soldaten an der des Wortes über den Berg“, schildert Die großartige Leistung von Grenz- Raupe zu schaffen machte und der Peter Puhle die brenzlige Situation. jäger Peter Puhle und seinen drei andere durch sein Fernglas schaute, Ohne die schnelle Reaktion von Kameraden wurde nicht nur in der | 1-2014

32 Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto: Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto:

Vom Bundesgrenzschutz nachgestellte Szenen: Nachdem Hans-Georg Kruse einen Erdwall überquert hatte, sicherten die Grenzschützer seine weitere Flucht. Anschließend brachten sie den Flüchtling hinter der Mauer eines nahe liegenden Kieswerkes in Sicherheit.

Öffentlichkeit, sondern auch vom eine Ausbildung zum Werftarbeiter Und was sagt Hans- Dienstherrn bemerkt. „Ich war über- absolviert und seine Prüfung zum Georg Kruse rück- rascht und erfreut, als wir am nächs- Schlossermeister abgelegt. Er war ten Tag zum Grenzschutzkommando mittlerweile mit einer Hamburgerin blickend? Nord nach Hannover einbestellt verheiratet. wurden“, sagt Puhle. Dort wurden „Ich war damals mit den Verhält- er und ein Kamerad zu Grenzober- Puhle setzte sich mit Hans-Georg nissen in der DDR sehr unzufrieden. jägern befördert. „Die beiden anderen Kruse in Verbindung. Beide verein- Als junger Mann war ich in meiner konnten während ihrer Pflichtzeit nicht barten, sich im Sommer 2004 exakt persönlichen Freiheit viel zu sehr befördert werden, erhielten aber zwei an der Stelle zu treffen, wo einst die eingeschränkt, als dass ich dort hätte Tage Sonderurlaub“, erinnert sich glückliche Flucht gelungen war. „Mit bleiben wollen. Wenn wir mit dem Puhle. unseren Frauen haben wir uns dort Moped in Richtung Westen fuhren, getroffen und eine gute Flasche Sekt waren wir gleich am Ende der Frei- geköpft. Die Wiedersehensfreude war heit“, erinnert sich Kruse. Zudem sei Die Zeit dazwischen groß, und wir haben auf die geglück- er in einer Familie aufgewachsen, in te Flucht angestoßen“, erinnert sich der das sozialistische System „nicht Der Name und der Verbleib des Peter Puhle. zu Hause gewesen“ sei, beschreibt Flüchtlings waren Peter Puhle lange er die damalige Situation. Mit dem Zeit nicht bekannt. „Zunächst be- Seit dieser ersten Wiederbegeg- Fluchtgedanken habe er sich schon stimmten Zurückhaltung und eine nung sind die beiden Männer befreun- früh intensiv beschäftigt. „Dann ergriff gewisse Angst vor möglichen Repres- det und treffen sich regelmäßig. ich die Chance, bei einer Baufirma salien der Stasi das Geschehen“, erinnert sich Puhle, der auch auf Nach der geglückten Flucht kam Hans-Georg Kruse zunächst in die BGS-Unterkunft nach Goslar. Nachfrage bei seiner Dienststelle keine Auskunft zu dem Vorfall erhielt.

Erst im Frühjahr 2003 wurde er durch eigene Recherche im Staats- archiv Hannover fündig. Er fand die Adresse des Flüchtlings in der ehemaligen DDR heraus. Dorthin fuhr er und traf auf die Eltern von Hans- Georg Kruse. Die erteilten bereitwillig Auskunft und so erfuhr Puhle, dass Kruse in Hamburg lebt. Dort hatte er Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto: | 1-2014

anfangen zu können, die an den Grenzanlagen arbeitete. Ich dachte Hintergrund: mir, so nah kommst du sonst nie mehr Mehr als 1 000 Menschen haben an den Grenzen zwischen der Bundes- in Richtung Freiheit“, erzählt Kruse. republik und der DDR sowie zwischen den Westsektoren Berlins und der DDR ihr Leben verloren. Mindestens 136 Todesopfer wurden zwischen Am 13. November 1973 seien 1961 und 1989 an der Berliner Mauer erfasst – erschossen von DDR- viele Zufälle zusammengekommen, Grenzern oder ertrunken in den Grenzanlagen der Gewässer rund um 33 die ihm letztlich die Flucht ermög- die Stadt. Die Zahl der Todesopfer an der innerdeutschen Grenze be- lichten. „Als ich den Entschluss zifferte die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter im Jahr 1991 auf 872 – getroffen hatte, es jetzt zu versuchen, darunter in der Ostsee ertrunkene Flüchtlinge, Opfer von Fluchtunfällen war mein Adrenalinspiegel so hoch, oder Menschen, die sich nach entdeckten und/oder vereitelten Fluchten dass ich nicht mal Angst verspürte. selbst getötet haben. Nachdem ich Blickkontakt mit den

Grenzschützern aufgenommen hatte, Quelle:

Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto: ging alles ganz schnell. Ich bin den Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Bundesgrenzschützern von damals Deutschen Demokratischen Republik (BStU) noch heute sehr dankbar, dass sie zur rechten Zeit am rechten Ort waren – und vor allen Dingen, dass sie das Richtige getan haben“, resümiert Hans-Georg Kruse. Bereits Mitte der 1970er-Jahre habe er versucht, den Grenzschutzbeamten ausfindig zu machen, der ihm die Flucht ermög- licht hatte. „Das gelang mir aber leider nicht. Alle Versuche wurden geblockt. Dass wir uns viele Jahre später doch noch kennenlernen durften und Freundschaft schließen konnten, ist wiederum Peter Puhle zu verdanken“, sagt Kruse, den die Kameradschaft mit Puhle sehr freut.

Hans-Georg Kruse arbeitet heute für die Stadt Hamburg, wo er für die Unterbringung von jugendlichen Flüchtlingen zuständig ist. Als Rentner möchte er in seinen angestammten Heimatort Harsleben zurückkehren, dorthin, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hat. „Dann wohne ich auch wieder in der Nähe von Peter und wir können uns öfter sehen“, so Kruses Blick in die Zukunft. Eine Männerfreundschaft, die noch lange währen möge.

Rudolf Höser Foto: Privatarchiv Puhle Privatarchiv Foto:

Peter Puhle (links) und Hans-Georg Kruse stoßen auf die geglückte Flucht an. Für ihre erste Begegnung nach gut 30 Jahren wählten sie den Ort des Geschehens vom 13. November 1973. | 1-2014

34 Foto: Daniel Nedwed Foto: Auch weiterhin notwendig: Flüssigkeiten dürfen im Handgepäck nur in einem Handgepäckkontrolle: Flüssigkeiten, Sprays und Gels können jetzt detektiert und durchsichtigen und wiederverschließbaren Klarsichtbeutel transportiert werden. damit auf gefährliche Stoffe hin untersucht werden. Flüssigkeitsbeschränkung im Handgepäck wird angepasst

Luftsicherheit: Der erste Schritt zur Aufhebung der Beschränkungen für die Mitnahme von Flüssigkeiten im Handgepäck wird nun umgesetzt.

Fluggäste ändert sich im Handgepäck transportiert werden. beispielsweise alkoholische Getränke Für erst einmal nicht viel Auch hinsichtlich der Mitnahme von oder Parfums. Diese müssen in einem – zumindest auf den ersten Blick. Flüssigkeiten, die aus medizinischen manipulationssicheren Duty-free- Flüssigkeiten, Sprays und Gele Gründen oder wegen besonderer Beutel (STEB, von englisch „security- (LAG, von englisch „liquids, aerosol- diätetischer Anforderungen benötigt tamper evident bag“), der einen von sandgels“) in Einzelbehältnissen mit werden, einschließlich Babynahrung, außen sichtbaren Kaufbeleg enthält, einem Fassungsvermögen von nicht ändert sich für die Fluggäste nichts. versiegelt transportiert werden. mehr als 100 Millilitern, die in einem durchsichtigen und wiederverschließ- Weiterhin erlaubt bleiben auch Entscheidend war es jedoch noch baren Klarsichtbeutel mit einem Fas- Flüssigkeiten, die die Reisenden bis vor Kurzem, wo die Waren gekauft sungsvermögen von maximal einem am Flughafen oder an Bord eines wurden – denn nur wenn die ge- Liter verpackt sind, dürfen weiterhin Flugzeuges gekauft haben, also nannten Flüssigkeiten an Flughäfen | 1-2014

innerhalb der Europäischen Union, hatte schon Gelegenheit, auf ausgewählten internationalen Flug- diese neue Technik aus- häfen oder an Bord eines Luftfahr- giebig zu testen: Die ent- zeuges eines Luftfahrtunternehmens sprechenden Geräte der Europäischen Union erworben kommen bereits seit Juni wurden, durften sie weiter mitgeführt 2013 an den Flughäfen werden. Jetzt ist es unerheblich, Düsseldorf und Hamburg 35 wo die Fluggäste die Waren gekauft zum Einsatz. haben.

Möglich macht diese Änderung Marcus Läßker, eine technische Neuerung: die Marcus Bindermann Detektionstechnik, mit der in den Luftsicherheitskontrollstellen flüssige Stoffe zuverlässig auf gefährliche Be- standteile untersucht werden können. Seit dem 31. Januar 2014 ist diese Detektionstechnik, die einen zusätz- Flüssigkeiten in manipulations- sicheren Duty-free-Beuteln lichen Sicherheitsgewinn bringt, laut dürfen nun im Handgepäck EU-Verordnung in den Mitgliedsstaa- transportiert werden – egal an welchem Flughafen oder ten der Europäischen Union Pflicht in welchem Flugzeug sie an allen Flughäfen. Die Bundespolizei gekauft wurden.

Foto: Daniel Nedwed Foto: Hintergrund Foto: Bundespolizei Foto:

Wie kam es zur Beschränkung von Flüssigkeiten im Handgepäck? n Nach den vereitelten Sprengstoffanschlägen auf Passagiermaschinen am 11. August 2006 am Flughafen London-Heathrow wurde die Mitnahme von Flüssigkeiten (LAG) im Handgepäck beschränkt. (Verordnung (EG) Nr. 1546/2006)

n Am 19. März 2013 hat die Europäische Kommission die schrittweise Aufhebung der Flüssigkeitsbeschränkung im Handgepäck beschlossen. (Verordnung (EU) Nr. 245/2013, Durchführungsverordnung (EU) Nr. 246/2013 sowie Durchführungsbeschluss vom 19. März 2013 – Az.: C(2013) 1587 final)

Wie geht es weiter? Die Europäische Kommission beabsichtigt, die ersten Erfahrungen aus dem Einsatz der neuen Detektionstechnik Ende 2014 zu evaluieren. Erst dann sollen weitere Schritte festgelegt werden, bis die Flüssigkeitsbeschränkungen im Handgepäck schließlich ganz aufgehoben werden. Das wird allerdings nicht vor 2016 der Fall sein.

Erlaubt: Flüssigkeiten, Sprays und Gele (LAG) im manipulationssicheren Duty-free-Beutel (STEB)

Flüssigkeiten, Sprays und Gele (LAG) bis zu 100 Milliliter im durchsichtigen und wiederverschließbaren 1-Liter-Beutel

Flüssigkeiten, die zu medizinischen Zwecken oder wegen besonderer diätetischer Anforderungen benötigt werden, einschließlich Babynahrung

Weiterhin verboten: Alle weiteren Flüssigkeiten, Sprays und Gele (LAG) dürfen nach wie vor nicht im Handgepäck mitgenommen werden. Technik & Logistik Foto: Frank Riedel Frank Foto:

Die P30 CM – ein Knaller oder nur heiße Luft?

Vor gut zwei Jahren berichteten wir in der Ausgabe 5-2011 erstmals über die Einführung der Pistole P30 CM (Colour Marker) – ein Trainingssystem, das die Firma Heckler & Koch GmbH im Auftrag der Bundespolizei ent- wickelt hat. Mitte dieses Jahres werden seit seiner Einführung schon fast eine halbe Million der Farbmarkierungskugeln verschossen sein. Die Bundespolizei kompakt ging der Frage nach, wo die Stärken und wo die Schwächen dieser schadstofffreien Markierungswaffe liegen.

ist Ende November. Polizeitraining unter Anwendung der wohnten Dienstwaffe sehr. Das war Es Ich nehme an einem Schusswaffe gerecht werden? auch eine der Kernforderungen der zweitägigen Polizeitraining in der Bundespolizei in der europaweiten Fortbildungsstätte (FBS) der Bundes- Ausschreibung im Mai 2008 für eine polizeidirektion Berlin in Frankfurt Training mit einer neue Polizeipistole Bundespolizei, (Oder) teil und bin gespannt, was Weltneuheit bei der auch ein praxisnahes Schieß- mich erwartet. Auf dem Plan steht trainingssystem mit angeboten werden diesmal keine Schießfortbildung in Als in der theoretischen Unterwei- musste. Diese Bedingung hat die der Raumschießanlage, sondern ein sung der Fortbildungsteilnehmer die Firma Heckler & Koch GmbH, die mit Situationstraining mit dem Trainings- P30 CM von Hand zu Hand geht, hat der P30 CM eine Weltneuheit ent- system P30 CM. Wie wird wohl mein jeder sofort das Gefühl, ein vertrautes wickelte, sehr gut umgesetzt. erster Kontakt mit der von Druckluft Einsatzmittel vor sich zu haben. Denn angetriebenen Pistole ausfallen? Wird äußerlich wie handhabungstechnisch Eine weitere Kernforderung war, sie den Anforderungen an ein reales ähnelt diese Übungspistole der ge- eine mit der Dienstpistole vergleich- | 1-2014

Die Übungspistole P30 Colour Marker (CM) – druck- Beschuss – also auch in Richtung der Laut Herstellerangaben ist eine Funk- luftbetriebene und schadstofffreie Markierungswaffe trainierenden Polizeivollzugsbeamten tionssicherheit der Pistole in einem im Kaliber 11,4 mm. Ergonomie, Abzugscharakte- ristik und Visierung wurden von der P30 BPOL – ist derzeit noch nicht vorgesehen. Temperaturbereich von +10°C bis übernommen. +30°C gewährleistet. Bei Hitze führen Polizeitrainings mit der P30 CM zu bare Treffleistung bei Grenzen bei der einer höheren Aufplatzquote der

Foto: Frank Riedel Frank Foto: realistischen Einsatz- Abstimmung von empfindlichen Gelatinekugeln in der 37 distanzen von etwa ein Waffe, bei Kälte kommt es zu ausblei- bis sieben Metern erzie- Druckluftsystem und benden Farbübertragungen. len zu können. Die Energie Farbkugeln der mit Lebensmittelfarbe Den Witterungseinfluss könnte man gefüllten Gelatinekugeln, der In der Tat ist es momentan noch weitestgehend vernachlässigen, wenn sogenannten Balls, muss im so, dass die Farbmarkierungskugeln es mehr Trainingsmöglichkeiten in Ziel weniger als 1,5 Joule betra- anfällig sein können. Das Zusammen- Gebäuden geben würde. In der FBS gen. Das ist der Grenzwert, bei spiel von Druckluftsystem und Balls der BPOLD B in Frankfurt (Oder) ist dem keine ernsthaften Verletzungen ist mit Blick auf die bereits erwähnten das Training nur draußen erlaubt. entstehen können. Zudem muss es Kernforderungen an das Trainingssys- Und so sind bei meinem Training bei bei der beschossenen Person durch tem sehr kompliziert und von vielen Temperaturen um die 5°C folglich das Aufplatzen der Balls zu einer Komponenten abhängig. Würde man auch einige Balls im Ziel nicht aufge- Farbübertragung kommen, wobei die beispielsweise die Härte der Hülle der platzt. Die zurzeit angestrebte Quote Aufplatzquote auf einem definierten Balls erhöhen, um einem Aufplatzen von 60 bis 70 Prozent an Farbüber- Medium mindestens 80 Prozent in der Waffe vorzubeugen, würde sich tragungen im Ziel wird an Tagen betragen soll. dies unmittelbar auf die erforderliche wie diesem wohl nicht erreicht. Den Energie auswirken, die benötigt wird, einzigen Kompromiss bildet hierbei Doch wie sieht es gegenwärtig um eine Farbübertragung im Ziel zu lediglich das Gefühl des Beschosse- mit der Praxistauglichkeit aus? Hier gewährleisten. Muss die Energie nen, getroffen worden zu sein. macht sich in Teilen zunächst Ernüch- erhöht werden, hat die Kugel im Ziel terung breit. Olaf Dinse, Polizeitrainer eine andere Wirkung, was wiederum Positiv fällt der Anschaffungspreis in der Bundespolizeidirektion Berlin, sicherheitsbedingte Veränderungen der Farbprojektile ins Gewicht: weist auf vermeintliche Unzulänglich- in der Schutzausstattung nach sich Ein Projektil kostet nur etwas mehr keiten in Bezug auf die Beschaffen- zieht. als die Hälfte einer Einsatzpatrone. heit und Eigenschaften der Balls hin. Diese sind zwar zu 100 Prozent Ein weiterer Aspekt Derzeit sucht man nach Alternati- lebensmittelecht und somit gesund- ist die Temperatur- ven zu den Gelatinekugeln. Ziel ist es, heitlich vollkommen unbedenklich. verträglichkeit. die Aufplatzquote beim Ladevorgang Aber: „Die Zuverlässigkeit einer zu minimieren und gleichzeitig ein reibungslosen Schussabgabe und leichteres Aufplatzen der Balls bei die Quote des Aufplatzens der gleicher Ballistik und Treffleistung Farbmarkierungskugeln im sowie gleicher Zielenergie zu Zielmedium sind weiter verbes- erreichen. serungsbedürftig“, so Dinse.

Geschossen werden darf zur- zeit nur in Richtung der Trainer, die geschützt mit einer Gesichts- maske die polizeipflichtige Person darstellen. Ein wechselseitiger

Das Magazin mit integriertem Druck- luftbehälter fasst bis zu sieben Farb- markierungskugeln (Balls). Die mit Lebensmittelfarbe gefüllten Gelatine- kugeln sind gesundheitlich unbedenklich, abwaschbar und biologisch abbaubar. Riedel Frank Foto: | 1-2014

Polizeitrainer sind Der erste Schritt gefordert ist getan

Bis man eine verbesserte Lösung Dieses Trainings- gefunden hat, sind mehr denn je die system ermöglicht Polizeitrainer gefordert. Das beginnt erstmals ein reales 38 mit der regelmäßigen Wartung der Situationstraining, bei Übungspistolen, bei denen stets die dem die Trainieren- Luftventile in den Magazinen sauber den die Entscheidung gehalten und die neuralgischen Stel- über den Einsatz der len mit einem Tropfen Öl versehen Schusswaffe eigenver- werden müssen. Zudem müssen antwortlich und unter der Einsatz des Trainingssystems dem Einfluss realer und somit die Trainingsinhalte an die Umweltbedingungen örtlichen Gegebenheiten angepasst außerhalb von Raum- werden. Hier sind der ohnehin bereits schießanlagen treffen. hohe Ideenreichtum und das Engage- Unzulänglichkeiten sind

ment unserer Polizeitrainer gefragt, (noch) vorhanden. Aber Riedel Frank Foto: das Training mit der P30 CM im die Industrie ist bereit, Rahmen der Möglichkeiten und unter das System respektive die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Balls weiterzuentwickeln. Der Polizeivollzugsbeamten umzusetzen. Leiter der Projektgruppe Trainings- system P30 CM im Bundespolizei- So viel Schutz wie nötig, so wenig Schutzaus- Das Bundespolizeipräsidium beab- präsidium, Hans-Joachim Mentzel, stattung wie möglich – das bietet der mittlerweile weiterentwickelte Gesichtsschutz der französischen sichtigt, Polizeitrainer und Techniker sagt hierzu: „Wir sind uns dessen be- Firma Bollé, den der zu Beschießende während des noch im 1. Halbjahr 2014 zu einem wusst, dass es nicht allumfassend ist, Trainings zu tragen hat. Symposium einzuladen, um beispiels- aber das Spektrum der Trainingsmög- weise folgende Fragen zu klären: lichkeiten hat sich hierdurch erheb- realen Polizeitrainings bei minimalem Was muss verändert werden, um das lich erweitert. Ein System, das alle Verletzungsrisiko weitestgehend erfüllt Trainingssystem effektiv in der Aus- Erfordernisse zu 100 Prozent erfüllt, wird.“ und Fortbildung einsetzen zu kön- gibt es nicht. Es ist jedoch gelungen, nen? Warum dürfen die trainierenden die physikalischen und chemischen Ähnlich äußert sich auch Polizeitrai- Polizeivollzugsbeamten bisher nicht Eigenschaften so aufeinander abzu- ner Olaf Dinse: „Dass wir ein System beschossen werden? stimmen, dass die Zielsetzung eines benötigen, das ein realitätsnahes Training des polizeilichen Schusswaf-

Erstmals wird im Polizeitraining mit einer Schusswaffe auf Menschen geschossen – eine Ausnahmesituation fengebrauchs ermöglicht, ist absolut auch für die Psyche des übenden Polizeivollzugsbeamten. unstrittig. Insofern ist das Trainings- system P30 CM ein Fortschritt. Es besitzt jedoch noch Optimierungs- potenzial.“

Für mich war mein erstes Situa- tionstraining mit der P30 CM eine gute Erfahrung. Die Vorzüge dieses neuen Trainingssystems sind unver- kennbar. Gelingt es, das ein oder andere kritikwürdige Moment noch abzustellen oder weiter zu minimieren, wird die P30 CM bald unverzichtbarer Bestandteil des Polizeitrainings sein.

Frank Riedel | 1-2014 Laserpointer – nicht nur eine Gefahr für die Luftfahrt 39 Laserpointer geraten mehr und mehr in den polizeilichen Fokus. Doch was passiert eigentlich, wenn der Lichtstrahl das menschliche Auge trifft? Und wie kann man sich gegen den gefährlichen Strahl schützen?

Der Autor ist Hubschrauberführer und Flugsicherheitsbeauftragter

Foto: Bundespolizei Foto: bei der Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuhlendorf. Foto: Philip Berstermann Foto:

sind aus unse- schen Asienurlauber ein Handlaser Ab 2009 nahmen die Laserblen- Laser rem täglichen mit einer angegebenen Ausgangs- dungen von Luftfahrzeugen auch in Leben längst nicht mehr wegzuden- leistung von 3 000 Milliwatt im Ge- Deutschland deutlich zu. Parallel dazu ken: ob an der Supermarktkasse, bei päck entdeckt. Zum Vergleich: sahen sich zunehmend auch Besat- Konzerten, in der Materialbearbeitung In Deutschland frei verkäufliche Laser- zungen von Polizeihubschraubern oder bei Vermessungsarbeiten – sie pointer dürfen die Leistung von einem Laserangriffen ausgesetzt. In einem werden in immer mehr Bereichen ein- Milliwatt nicht überschreiten. Der Fall kam es sogar zu einer Narben- gesetzt. Heutzutage werden weltweit Laserpointer wird zunehmend zum bildung auf der Netzhaut des Polizei- täglich bis zu 60 000 Laser, primär in Massenprodukt und zieht vor allem piloten. Auch im Flugdienst der Asien, gefertigt. Bei einem Großteil junge Menschen in seinen Bann, die Bundespolizei ereignen sich jährlich handelt es sich um kleine und hand- sich aber der potenziellen Gefahren durchschnittlich zehn Laserattacken. liche Geräte, die sogenannten Laser- scheinbar nicht bewusst sind. Weitere deutsche Hubschrauber- pointer. In jüngster Zeit haben sich betreiber sehen sich ebenfalls mit zudem Laserpointer mit unterschied- Als erste Branche hat die gewerb- diesem Phänomen konfrontiert. lichen Ausgangsleistungen mehr und liche Luftfahrt in den USA auf dieses mehr zum beliebten Urlaubssouvenir Phänomen öffentlich aufmerksam Jedoch sind solche Vorkommnisse gewandelt – darunter auch sehr spe- gemacht. Dort war bereits 2006 eine nicht nur auf die Luftfahrt beschränkt. zielle Exemplare. Beispielsweise starke Zunahme von Laserblendungen Zunehmend kommt es auch zu wurde im Jahr 2012 bei einem deut- zu erkennen – Tendenz steigend. Blendungen von Lokführern oder | 1-2014

Kraftfahrzeuglenkern. Bei großen Öffnung der Pupille. Erfahrungen aus Handlungsempfehlungen Sportveranstaltungen wird zudem der Luftfahrt zeigen, dass Laserpoin- bei erkannter Laserein- versucht, Spieler in entscheidenden ter primär in der Dunkelheit eingesetzt wirkung: Spielszenen zu blenden. Auch im werden. Der von leistungsstärkeren Rahmen von polizeilichen Einsätzen, Laserpointern erzeugte Lichtpunkt ist „„ besonders bei Großlagen, ist zuneh- jedoch auf größere Distanz auch tags- Nicht in den Laserstrahl schauen! 40 mend zu beobachten, dass Laser- über gut sichtbar. Eine Verwendung pointer eingesetzt werden. In den gegenüber Polizeikräften am Tage ist „„ Wenn möglich, unverzüglich die USA verwenden flüchtige Täter immer somit nicht gänzlich auszuschließen. Augen schließen und häufiger Handlaser gegen Streifenwa- den Kopf abwenden! gen- und Hubschrauberbesatzungen. „„ Auch die Berichterstattungen über Wie kann man sich Hand zum Schutz der Augen heben! Demonstrationen aus Griechenland schützen? und Nordafrika der jüngsten Zeit zei- „„ Hinter Gegenständen Schutz gen, wie massiv Handlaser verbreitet Lange wurde angenommen, dass suchen! sind und angewendet werden. der natürliche Lidschlussreflex des Auges einen adäquaten Schutz vor „„ Meldung erkannter Laser- einer Lasereinwirkung darstellt. anwendung abgeben – die Kollegen informieren! Was macht Laser- Doch hier zeigen Forschungser- pointer so gefährlich? gebnisse, dass dieser Reflex häufig „„ Auf andere Kollegen achten! zu langsam oder gar nicht eintritt. Während sich bei herkömmlichen Durch leistungsstarke Laser kann „„ Wenn möglich, den Abstand künstlichen Lichtquellen die Lichtteil- schon eine Schädigung der Netz- zum polizeilichen Gegenüber chen in alle Richtungen als Streulicht haut entstehen, bevor das Augenlid vergrößern! ausbreiten, bewegen sich diese bei komplett geschlossen wurde. Unter- Lasern nahezu parallel durch den suchungen reflexartiger Abwendreak- Raum, was zu einer Energieverdich- tionen des Menschen bei Bestrahlung tung innerhalb des Strahls führt. mit hellen Lichtquellen brachten Aus diesem Grund kann ein Laser- ähnliche Ergebnisse hervor. Beide strahl beispielsweise ein Streichholz Reflexe – Lidschluss und Abwend- entzünden. Forschungsergebnisse reaktion – können das Auge zwar zeigen weiterhin, dass bei etwa 80 grundsätzlich schützen, doch reichen Prozent der erhältlichen Laserpointer sie in der Regel nicht aus, um einen die tatsächliche Ausgangsleistung die Netzhautschaden bei einer Attacke angegebene Leistung teilweise deut- mit einem leistungsstarken Laser lich übersteigt. Kommt es zu einem abzuwenden. schutzbrillen, die eine Schutzwirkung Augentreffer, so kann sich die Blend- gegen alle drei Laserfarben ermög- wirkung in unterschiedlicher Ausprä- Das Tragen von Laserschutzbrillen lichen, sind vergleichbar mit starken gung darstellen. Die Bandbreite reicht ist grundsätzlich ein probates Mittel, Sonnenbrillen. Für polizeiliche Ein- von kurzen Sehbeeinträchtigungen jedoch entfalten die meisten Brillen satzlagen in der Dunkelheit sind sie bis hin zu Nachbilderscheinungen, die nur eine Schutzwirkung gegen eine somit nur bedingt geeignet. Neben mehrere Minuten anhalten können. Laserfarbe. Am häufigsten werden der Abschirmung durch intransparente Die Seh- und damit Handlungsfähig- grüne Laser verwendet. Grund dafür Gegenstände gibt es keine weiteren keit kann dadurch stark beeinträchtigt ist, dass Grün für das menschliche wirksamen Schutzmöglichkeiten. werden. Leistungsstarke Handlaser Auge am besten wahrnehmbar ist. können sogar noch bei Entfernun- Leider erzeugen diese Laser aber Die Frage lautet daher: gen von 300 und teilweise auch auch die größte Blendwirkung. Es Mit welcher Schutzstrategie stellt man noch mehr Metern nicht nur starke kommen jedoch auch immer wieder sich diesem polizeilich relevanten Blendwirkungen erzeugen, sondern blaue und rote Laserpointer zum Ein- Problem am besten? Der Flugdienst auch Augenschäden hervorrufen, die satz. Eine Brille gegen grüne Laser der Bundespolizei erarbeitet zurzeit in im schlimmsten Fall zur Erblindung wäre dann wirkungslos. Weiterhin re- Zusammenarbeit mit den Fachhoch- führen. Verstärkt wird die Gefährdung duzieren diese Brillen das vorhandene schulen Köln und Münster ein Laser- durch die dunkelheitsbedingte weite Restlicht in spürbarem Maße. Laser- schutzkonzept, das auf den neusten | 1-2014

41 Foto: AFP / Aris Messinis AFP / Aris Foto:

Während der Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Regierung in Athen wird ein griechischer Polizeibeamter aus der Demonstration heraus mit einem grünen Laser- strahl geblendet. Leistungsstarke Laser können noch aus Entfernungen von über 300 Metern Augenschäden hervorrufen, die zum Erblinden führen können.

wissenschaftlichen Erkenntnissen Wie soll ich mich im Laserschutzbrillen noch nicht regulär basiert. Es umfasst theoretische Fall einer Laserattacke verwendet werden. und praktische Elemente. So stellen gezielte Fortbildungen, eine enge verhalten? Zusammenarbeit mit Wissenschaft Fazit und Herstellern von Laserschutzpro- Einen pauschal geltenden Maß- dukten, der Erfahrungsaustausch mit nahmenkatalog, der alle erdenklichen Nicht nur der polizeiliche Flugbe- anderen Hubschrauberbetreibern Situationen abdeckt, gibt es nicht. trieb, sondern alle Bundespolizisten sowie zielgerichtete fliegerische Das richtige Verhalten ist immer sollten sich über das Gefährdungs- Handlungsempfehlungen und prakti- abhängig von der jeweiligen Situa- potenzial von Laserpointern bewusst sche Simulatorübungen Kernelemente tion, in der es zu einer Laserattacke sein. Bei Großlagen und auch im dieser Konzeption dar. Weiterhin wird kommt. Für einen Busfahrer gelten täglichen polizeilichen Dienstalltag das Lagebild Laser ständig fortge- andere Rahmenbedingungen als für muss mit einer zunehmenden Zahl schrieben und Meldungen über Laser- einen Piloten. Die oben angeführten von Laserattacken gerechnet werden. angriffe werden intensiv ausgewertet. Handlungsempfehlungen orientieren Beispiele aus dem benachbarten Aus- Die Kombination dieser Maßnahmen sich am polizeilichen Alltag. Hierbei ist land bestätigen diese Prognose. minimiert das Gefahrenpotenzial für jedoch zu bedenken, dass im polizei- Flugbesatzungen entscheidend. lichen Einsatz der Bundespolizei Markus Mahle Leserbriefe

Zum Thema Wer lesen kann, kann auch „Portrait Hagen Becker“ schreiben!

Redaktion der Bundespolizist mit vielen Fähigkeiten, Leserinnen Liebe Bundespolizei der auch für mich erst vor Kurzem Liebe und Leser, die kompakt, ich bin ein treuer Leser eine Karikatur erstellt hat. kompakt lebt auch von Ihren Ideen! Eurer Zeitung und ich möchte Euch Was gefällt Ihnen an unserer Zeit- nicht meine Anerkennung für Eure Das Thema Polizei und Medien schrift, was nicht? Was lesen Sie Arbeit vorenthalten. Ich finde die Aus- halte ich ebenfalls für ein sehr wichti- gern, welche Themen vermissen Sie? gaben in Gänze immer wieder super. ges, und ich habe mich sehr über die Ausgabe gefreut. Ich wünsche Euch Schreiben Sie uns, per E-Mail an Anlass, Euch zu schreiben, war allzeit viel Spaß an Eurer Arbeit und [email protected] die Ausgabe 5-2013, in der Ihr den auch die dafür notwendige Unterstüt- oder per Brief an Bundespolizei- Kollegen Hagen Becker porträtiert zung durch alle anderen. präsidium, Stabsstelle Presse- und habt. Ein zweifelsohne besonderer Öffentlichkeitsarbeit, Heinrich- Thorsten Rahlmeier, Fuhlendorf Mann-Allee 103, 14473 Potsdam.

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Ihre Redaktion der Bundespolizei kompakt | 1-2014 „Mit Sicherheit vielfältig“ – die Bundespolizei warb im Rhein-Main-Gebiet und in 43 München um Nachwuchs

Wer schon immer Interesse an einer Ausbildung bei der Bundespolizei hatte, konnte sich jetzt in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt sowie im Großraum München ausführlich informieren. Die Bundespolizei hatte sich im Dezember vergangenen Jahres mit einer groß angelegten Plakataktion an den potenziellen Nachwuchs gewandt und ihm tagelang Rede und Antwort gestanden. Sehr gern gesehen waren auch Interessenten mit Migrationshintergrund.

„alte Hasen“ informierten 20 die jungen Leute über die vielfältigen Aufgaben und Ver- wendungen in der Bundespolizei und beantworteten individuelle Fragen zu Bewerbungen oder den Einstellungs- voraussetzungen und gaben auch gleich die notwendigen Bewerbungs- unterlagen aus.

Hintergrund der Werbekampagne ist die Tatsache, dass die Bundes- polizei auch in diesem Jahr wieder rund 1 000 junge Menschen für eine Ausbildung im mittleren oder für ein Studium im gehobenen Polizeivoll- zugsdienst gewinnen möchte.

Begleitet wurde die Veranstaltung auch auf der neuen Webseite für die Nachwuchswerbung www.komm- zur-bundespolizei.de sowie auf der Facebook-Fanseite www.facebook. com/BundespolizeiKarriere. Bundespolizei Foto: Die Kolleginnen und Kollegen, die sich der Nachwuchsgewinnung verschrieben haben, richteten hierzu Aktionsstände an den Hauptbahnhöfen München, Darmstadt und Wiesbaden sowie im Terminal 2 des Frankfurter Flughafens ein. In zahlreichen Gesprächen informierten sie vor allem Schülerinnen und Schüler Christian Altenhofen über die Aufgaben und Berufsperspektiven der Bundespolizei. Spenden für Helfer in Not:

Bundespolizei-Stiftung

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Die Spenden werden ausschließlich und unmittelbar zu mildtätigen Zwecken ver- wendet. Die Geldzuwendungen können zweckgebunden erfolgen. Die Bundespolizei-Stiftung ist befugt, Spendenquittungen auszustellen. Mehr erfahren Sie unter: www.bundespolizei.de