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Info Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs 3/15

Bild: Andreas Theiler Bis in abgelegene Winkel Verspätungen und Zugsausfälle im Italienverkehr via Gotthard China gibt den Takt bei Hochgeschwindigkeitszügen vor

Schwerpunkt „öV auf der Strasse“ ab Seite 3 Schwerpunkt 2/2011 InfoForum 1 Editorial

Inhalt Schwerpunkt „öV auf der Strasse“ Die Strasse: Ein wichtiger öV-Verkehrsträger ������������������������3 Porträt Busunternehmen: Busland AG...... 5-6 Die steilste Postautostrecke Europas...... 7 PubliCar – eine Waadtländer Spezialität ...... 8-9 Schweizer Postautos in Frankreich...... 10 Moutier–Solothurn: Bahn oder Bus?...... 11 Kurt Schreiber Aktuell Präsident Letzter Augenschein im Gotthard-Basistunnel...12 Pro Bahn Schweiz Langer Atem: Rund um den Genfersee...... 13 Erfolg für Basler Tramlinie 8 nach Weil ...... 15 Unzuverlässiger Italienverkehr via Gotthard...... 16 Lötschberg-Basistunnel: Ausbau in Planung...... 17 Eisen- und Gummiräder ÖVerreisen/Ausland D Bus- oder Bahnbetrieb? Die Emotionen gehen hoch, wenn von einer Umstellung von der Hochgeschwindigkeit: Schiene zur Strasse die Rede ist. So geschehen im Zürcher Oberland und im Zugerland vor China gibt den Takt vor...... 18-19 rund siebzig Jahren. Wichtig ist, dass ein effizientes, aber auch kostengünstiges Verkehrs- London mit neuer Durchmesserlinie...... 20 mittel unterwegs ist. So macht es beispielsweise wenig Sinn, für fünf oder zehn Leute einen Regionalverkehr: Zug mit einem Gewicht von über 100 Tonnen einzusetzen. Auf der andern Seite darf es aber Auferstehung in Carpentras...... 21 auch nur ein „entweder oder“ geben. Entweder Zugsverkehr oder Busverkehr als Ganzes. Pro Bahn intern Mischformen sind nicht kundenfreundlich. Die Artikel in diesem Heft zeigen es auf: Auch der Gotthard-Feuer gegen 2. Gotthard-Röhre...... 22 Verkehrsträger Strasse erfüllt eine wichtige Funktion. Der Hund im Zug: Umfrageergebnis ...... 23 Die Abstimmung über den zweiten Gotthard-Strassentunnel wirft ihre Schatten voraus. Pro Bahn Schweiz setzt hier auf ganz klar auf Eisenräder. Deshalb haben wir einen Gastbeitrag Frontbild: Postauto auf der Griesalp-Strasse aufgenommen, der Argumente für die Verlagerung auf die Eisenbahn auflistet. Für einmal dürfen also durchaus Gummiräder auf Eisenrädern unterwegs sein ¬– nämlich ab 2016 im Gotthard-Basistunnel.

Impressum La gomme et l’acier InfoForum 3/2015, Versand: 10. September 2015 F Bus ou transport ferroviaire? Les émotions se font vives dès qu’il est question du transfert Herausgeber de la route au rail. Tel que cela avait été le cas dans l’Oberland zurichois et dans la région Pro Bahn Schweiz (PBS) Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des zougoise, il à près de septante ans. L’important, c’est de disposer d’un moyen de transport öffentlichen Verkehrs 8000 Zürich efficient, mais aussi abordable en terme de coûts. Sous cet angle, cela fait peu de sens T 044 741 49 90, M 079 401 05 40 www.pro-bahn.ch, [email protected] de faire rouler un train de 100 tonnes pour ne transporter que cinq ou dix passagers, par Postkonto: 82-4920-4 exemple. Inversement, il ne peut être question de choix. C’est soit l’un, soit l’autre. Soit le Redaktion Gerhard Lob (gl) train dans son ensemble, soit un réseau de bus en lieu et place. Des formes qui mêlent les cp 361, 6604 Locarno T 091 752 38 29 deux modes ne sont pas favorables au client. Les articles de cette édition le démontrent: la [email protected] route aussi a une fonction importante. Mitarbeit Pro Bahn Edwin Dutler, Walter Finkbohner, Kurt Schreiber, La votation fédérale sur un second tunnel routier au Gothard donne un avant-goût de la Andreas Theiler situation. Pro Rail se positionne clairement en faveur du chemin de fer. C’est la raison pour Gastbeiträge: Tobias Gafafer, Alexander Grass Bilder laquelle, nous avons donné une tribune libre à un article qui fait le tour des arguments Pressedienste, Redaktion, soweit nicht anders erwähnt favorables au transfert de la route au rail. Ou lorsque la gomme roule sur l’acier, comme Korrektorat cela sera le cas dès 2016 au tunnel de base. Stefan Schweizer Inserate und Druck Rub Media AG Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern Postfach, 3001 Bern Trasporto su rotaie, trasporto su gomma T 031 380 14 95, F 031 380 14 89 Bus oppure treno? Le emozioni si fanno sentire quando si parla di cambiare dal traffico [email protected] I Grafisches Konzept und Layout su rotaie a traffico su strada. Emozioni presenti già 70 anni fa nell’Oberland zurighese e a Marco Bernet, Projektathleten GmbH Zugo. L’importante è che si scelga un mezzo di trasporto efficiente e a buon mercato. Holderbachweg 24, 8046 Zürich T 044 362 76 77, M 079 472 35 62 Per questo motivo ad esempio ha poco senso la circolazione di un treno dal peso di più di [email protected] 10 tonnellate per un utenza di sole 5-10 persone oppure al contrario può aver senso che Auflage 2000 Exemplare, 4 x jährlich una zona sia servita solo dal trasporto ferroviario oppure solo tramite trasporto su strada. Mitgliedschaften Formule miste non sono favorevoli alla clientela. Gli articoli di questa rivista mostrano che Europäischer Fahrgastverband, Europäischer Verband für anche il traffico su strada assolve un compito importante. die Entwicklung des Schienenverkehrs Nächste Ausgaben La votazione sull’apertura della seconda galleria stradale del Gottardo è alle porte. InfoForum 4/2015, Versand: 10. Dezember 2015 Schwerpunkt: So schnell wie möglich oder nötig? Pro Bahn in questo caso sostiene pienamente il traffico ferroviario. Per questo motivo la no- Inserate- und Redaktionsschluss 18. November 2015 stra rivista pubblica un contributo elencante gli argomenti di sostegno del trasporto merci InfoForum 1/2016 Versand: Mitte März 2016 su rotaia e per una volta anche i pneumatici possono circolare sulle rotaie per l’appunto a Schwerpunkt: Noch offen Inserate- und Redaktionsschluss 18. Februar 2016 partire dal 2016 nel tunnel di base del Gottardo.

2 InfoForum 3/2015 Editorial öV auf der Strasse

Der Bus: Ein wichtiges Verkehrsmittel für die Feinerschliessung. Bild: Zugerland Verkehrsbetriebe AG Zu Unrecht verpönte Strasse Für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz hat die Strasse eine wesentlich grössere Bedeutung als gemeinhin angenommen. Vor allem für die Feinerschliessung.

Gerhard Lob Die Strasse wird in der Öffentlichkeit bezogen auf die öV-Netzlänge. Und noch eine Wer sich mit dem öV auf der Strasse be- vorab als Infrastruktur für den Individualverkehr, interessante Erkenntnis: 93 Prozent der Stras- schäftigt, kommt um ein Unternehmen nicht insbesondere für den motorisierten Individu- senkreuzungen mit Lichtsignalanlagen werden herum: Die PostAuto Schweiz AG. Sie ist das alverkehr betrachtet, während der öffentliche auch von Fahrzeugen des öffentlichen Strassen- führende Busunternehmen im öffentlichen Ver- Verkehr mit der Bahninfrastruktur assoziiert verkehrs mitbenutzt. kehr in der Schweiz. Mit über 3700 Mitarbeite- wird. „Kaum im Bewusstsein verankert ist, dass Während die Netzlänge der Trambahnen in rinnen und Mitarbeitern – inklusive Fahrperso- das Strassennetz auch die Grundlage der Feiner- den letzten 20 Jahren von 175 auf 225 Kilome- nal der PostAuto-Unternehmen – und mit rund schliessung mit dem öffentlichen Verkehr bil- ter zunahm (+29 Prozent), verdoppelte sich die 2200 Fahrzeugen befördert PostAuto pro Jahr det“, heisst es in einer Studie, die 2011 vom Ins- Netzlänge der städtischen Autobusse von 953 rund 141 Millionen Fahrgäste. Dabei fahren die titut für Verkehrsplanung und Transportsysteme auf 2200 Kilometer. Der entsprechende Wert für gelben Postautos über steile Strecken selbst in (IVT) der ETH Zürich veröffentlicht wurde. Auch den Trolleybus blieb nahezu konstant bei etwa die entlegensten Winkel, etwa auf die Griesalp wenn die Zahlen dieser Studie nicht auf dem 310 Kilometern. Von den gegenwärtig etwa (Seite 7). neuesten Stand sind, hat sich an den grundsätz- 29 000 Haltestellen des öffentlichen Verkehrs Nicht weitergeführt wird in diesem Heft die lichen Erkenntnissen nichts geändert. Das heisst: entfallen fast 90 Prozent auf den Verkehrsträ- anhaltende Diskussion über Fernbusse. Nach „Das schweizerische Strassennetz ist Basis der ger Strasse. Neun von zehn Haltestellen in der Deutschland und Grossbritannien liberalisierte flächendeckenden Feinerschliessung mit dem Schweiz gehören dem öffentlichen Strassenver- per 1. August 2015 auch Frankreich sein Fern- öffentlichen Verkehr.“ In ländlichen Räumen ga- kehr. Im Landverkehr sind 15 von 16 Haltestellen busangebot. Bislang waren innerfranzösische rantieren Busse eine minimale Grundmobilität. dem Verkehrsträger Strasse zuzuordnen. Fernbusverbindungen nur dann möglich, wenn Jeder zweite Streckenkilometer des gesam- der Bus anschliessend aus Frankreich hinausfuhr ten schweizerischen öV-Netzes (auf Strasse, Anhaltende Bedeutung von Bus und Tram und bei den Zwischenstopps im Inland mindes- Schiene, zu Wasser und in der Luft) wird vom Das Fazit der IVT-Studie: „Auch die Strasse ist tens die Hälfte der Passagiere später über die öffentlichen Strassenverkehr erschlossen. Im ein wichtiger und leistungsfähiger Verkehrsträ- Grenze fuhr. öffentlichen Landverkehr (Strasse und Schiene, ger des öffentlichen Verkehrs. Trotz zunehmen- Auf Strecken innerhalb der Schweiz sind sol- ohne Spezialbahnen) entfallen fast 80 Prozent der Konkurrenz durch den motorisierten Indivi- che Fernbusse noch kein echtes Thema, aber der Streckennetzlänge auf den Verkehrsträger dualverkehr um die Ressourcen Raum und Zeit im grenzüberschreitenden Verkehr nimmt ihre Strasse. Tram, Trolley-, Stadt- und Regionalbusse konnten Bus und Tram ihre Bedeutung beibe- Zahl zu. „MeinFernbus FlixBus“ will nach Basel, brauchen die Strasse; und diese Verkehrsträger halten und in den letzten Jahren sogar ausbau- Zürich, Chur, Bellinzona und Lugano nun auch spielen eine zentrale Rolle im Angebotsverbund. en. Leistungsfähiger öffentlicher Verkehr findet Bern und Lausanne ansteuern. Zudem sind Lini- Der Anteil eigener Trassen im städtischen Gebiet in der Schweiz also auf Schiene und Strasse endienste zwischen der Schweiz und Frankreich beträgt durchschnittlich nur etwa 7,5 Prozent statt.“ in Planung.

öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 3 Anzeige

Die Ausstellung „Plattform der Kleinserie“ findet diese Jahr bereit zum Kleinserien-Hersteller Ihre Produkte fertigen, um dem entsprechenden dreizehnten Mal statt und wird wieder zahlreiche Modelleisenbahner ins Vorbild so nahe wie möglich zu kommen. Nur edle Materialien, hoher zürcherische Bauma locken. Die grösste Ausstellung in der Schweiz zeigt technischer Einsatz und fingerfertige Modellbauer garantieren eine ein- den Besuchern an vielen Ständen und Dioramen die neusten Modelle wandfreie Qualität. und Zubehörartikel aus den Kleinserienproduktionen. Alle namhaften Die Räumlichkeiten des Schulhauses Altlandenberg und des daneben Aussteller aus der Schweiz und viele ausländische Produzenten zeigen liegenden Zentrums Grosswis eignen sich ideal für die rund 80 Ausstel- die entsprechenden Produktionen. ler. In einem lockeren Umfeld sind die Stände verteilt und laden zum Entgegen andern Ausstellungen im nahen Ausland werden hier kaum Stauen ein. Produkte aus industrieller Fertigung gezeigt, sondern nur in kleinen und kleinsten Serien hergestellte Modelle in verschiedenen Modellbaumas- stäben. Damit möchten die Aussteller einerseits der Stammkundschaft Ausstellungsdaten 2015 die neusten Kreationen zeigen und andererseits aufzeigen, welche mo- Freitag 9. Oktober 17.00 – 20.30 Uhr dellbauerischen Leistungen von kleinen Firmen erbracht werden um dem Samstag 10. Oktober 09.30 – 18.00 Uhr weiten Begriff Modelleisenbahnen eine zusätzliche Note zu geben. Sonntag 11. Oktober 09.30 – 17.00 Uhr Es versteht sich von selber, dass solche handwerklich hergestell- ten Modelle speziell auf die zahlreichen Sammler und Fans exclusiver Ausstellungsinfos Produkte zugeschnitten sind und nicht als alltägliches Spielzeug die- www.kleinserie.ch nen können. Es fasziniert doch immer wieder mit welchem Aufwand die Dauereintritt für 3 Tage: 10 Franken

4 InfoForum 3/2015 „Unser Motto lautet: Pünktlich, sicher, sauber und freundlich“ Die Busland AG in Burgdorf ist eine Tochtergesellschaft der BLS: Der ländliche Busverkehr weist Besonderheiten auf.

Andreas Theiler Seit Dezember 2012 ist Daniel Lauterburg als Vorsitzender der Geschäftslei- tung der Busland AG in Burgdorf für den wich- tigsten regionalen Busbetreiber im Emmental verantwortlich. Die Busland AG entstand 2006 durch die Zusammenlegung verschiedener loka- ler und regionaler Busunternehmen sowie von Linien, die im Auftrag von PostAuto in den Um- gebungen von Hasle, Sumiswald und Huttwil von Fuhrhaltern gefahren wurden. Noch zur Zeit des „Regionalverkehr Mittelland“ (RM) wurden diese Unternehmen 2006 unter einem Dach zu- sammengeführt; im gleichen Jahr fusionierten BLS und RM, und die BLS kam so zu einem Bus- geschäft, ohne das eigentlich zu wollen. Daniel Lauterburg erzählt: „Als nicht inte- grierte Tochtergesellschaft unter dem Beteili- gungsmanagement der BLS wird die Busland AG noch heute geführt, und so lange wir schwarze Zahlen liefern, sind wir operativ re- lativ eigenständig unterwegs. Aber in den An- Geografiekenntnisse beschränken sich nicht aufs Emmental: Chauffeur der Busland AG. Bild: zVg fangsjahren wusste die BLS nicht recht, was sie mit diesem Betriebszweig machen sollte, und Betriebsorganisation. In Langnau ist der tech- zelne Linien an der Peripherie haben dagegen das war auch noch so, als ich die Leitung über- nische Hauptsitz inklusive Einkauf und Infra- weniger als 20 Prozent und sind somit an der nahm. Ich glaubte aber an die Zukunft, und wir struktur, Burgdorf beherbergt Geschäftsleitung, kritischen Grenze, wo uns die Besteller – Bund konnten diese Überzeugung in die Unterneh- Finanzen, Administration, Angebotsplanung und Kanton – die Auflage machen, Verbesse- mensstrategie der BLS einbringen. Deren Ziel und Betriebsleitung. Es stehen 37 Fahrzeuge im rungen in die Wege zu leiten.“ ist eine komplette Mobilitätsstrategie für Bahn, Einsatz, bei total rund 120 Mitarbeitenden, da- Damit spricht Daniel Lauterburg ein grund- Bus und Schiff. Seit diese Strategie vom Verwal- von rund 90 Fahrerinnen und Fahrer. sätzliches Problem einer ländlichen Unterneh- tungsrat abgesegnet wurde, fühlen wir uns sehr mung an. Die Kosten steigen unaufhaltsam, gut aufgehoben.“ Wachstum: Fluch und Segen teilweise durch die Vorgabe von immer neuen Im Moment bedient die Busland AG das „Wir sind in den letzten Jahren ziemlich stark Komfort-Systemen wie klimatisiertes und behin- Emmental sowie Teile des Oberaargaus; nicht gewachsen, vom Streckennetz her in Burgdorf dertengerechtes Fahrzeug, Tiefeinstieg, Fahr- ausgeschlossen ist eine Erweiterung in andere und Langnau sowie durch die Erneuerung der gastinformationssystem. Doch sind wir Kunden Gebiete, welche aktuell von der Bahnsparte der Flotte – rund 50 Prozent unserer Fahrzeuge er- nicht bereit, deswegen mehr zu bezahlen; also BLS bedient werden. Aktuell sind es drei Pro- setzten wir in den letzten zwei Jahren. System- gilt es aufzupassen, dass die Schere zwischen duktionsregionen, in denen das Geschäft be- mässig mussten wir uns ebenfalls aufrüsten; die Kosten und Ertrag nicht weiter aufgeht. Dazu trieben wird, nämlich Burgdorf, Langnau und Planung erfolgt nicht mehr manuell, sondern kommt die verzögerte Abrechnung der Pau- Huttwil (siehe Karte). In Burgdorf gibt es ein mit einem Planungssystem. In diesem Jahr führ- schalfahrausweise, die eine Frequenzsteigerung eigenes Depot sowie eine kleine Werkstatt, in ten wir zudem in zwölf unserer Fahrzeuge die durch Angebotsausbau erst zwei bis drei Jahre Langnau steht die Hauptwerkstatt – die auch automatische Frequenzzählung ein. Das gibt später sichtbar macht. Drittaufträge ausführt – sowie ein weiteres De- uns viel verlässlichere Grundlagen für die An- „Wir sehen aktuell eine gewisse Stagnation. pot, in Huttwil und Sumiswald je ein kleines gebotsplanung sowie für unsere Ansprüche aus Bei den Frequenzen sind die Zuwächse markant Depot, die beide bei Dritten eingemietet sind. dem Topf der Pauschalfahrausweise. Wir sind weniger dynamisch, anderseits ernten wir bei Das Netz umfasst ungefähr 200 km. Um aber in einem ländlichen Gebiet unterwegs, den Erträgen nun die Früchte der vorherigen In- Leerfahrten zu vermeiden, machen die Aus- eher strukturschwach, und das lässt sich am vestitionen, und deshalb können wir für die neue sendepots Sinn. Damit Service und Unterhalt Kostendeckungsgrad ablesen. Er beträgt über Offertperiode davon ausgehen, dass wir die bis- möglichst rationell durchgeführt werden kön- alle Linien hinweg 30 Prozent. Dieser Wert wird herigen Kostendeckungsgrade halten können.“ nen, müssen die Fahrzeuge aber in allen drei stark beeinflusst von Burgdorf und Langnau, Eine weitere Herausforderung ist, dass die Regionen rotieren; das ist eine Aufgabe der wo wir gute Kostendeckungsgrade haben; ein- Gemeinden einen ebenfalls grossen Kosten- >>>

öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 5 >>> druck von Kanton und Bund spüren. Und so können hier gar nicht durch ein System geprüft Aus dem Geschäftsbericht fangen immer mehr Gemeinden an, sich mit werden, sondern der Chauffeur weiss über dem doch grossen Kostenblock „öffentlicher die Details Bescheid: Wie sind die Strassenver- 2014 Verkehr“ zu befassen, um zu schauen, ob man hältnisse auf den verschiedenen Abschnitten? 2014 beförderte die Busland AG 3,7 Mio. dort nicht auch sparen könnte. Damit sind lang- Wann sind die Käsereizeiten und damit viele Fahrgäste, wofür 17,6 Mio. km Fahrzeug- wierige Verhandlungen mit verschiedensten Traktoren unterwegs? Er kennt die angemelde- kilometer zurückgelegt wurden. Investiert Partnern vorprogrammiert, die kleinere Busbe- ten Gruppen wie auch beispielsweise die unan- wurden 2,3 Mio. Fr. aus Eigenmitteln, vor triebe überfordern können. „Früher fuhr man gemeldeten Wandergruppen, die regelmässig allem in fünf neue Fahrzeuge sowie Billet- als Busbetrieb einfach, heute sind wir in der po- kommen. Er weiss, wann und wo viele Fahrgäs- tautomaten in Burgdorf. Der Verkehrser- litischen Arbeit involviert.“ te einsteigen. All diese Faktoren berücksichtigt trag stieg um 1 Prozent, wobei einem Schülertransporte werden auch im Kanton er in seiner Abschätzung der Anschlüsse. Und Rückgang aus dem Libero-Verbund eine Bern immer häufiger durchgeführt; und sie sind so übernehmen bei uns primär die Chauffeure Steigerung durch den Verkauf von direkten unterdessen häufig eine Chance für innovative die Entscheide, ob zum Beispiel ein Anschluss Billetten für die ganze Schweiz gegenüber- Busbetriebe geworden, denn sie bieten eine abgewartet wird, oder ob er gebrochen wer- stand; aufgeschlüsselt wurden direkt 4,2 Grundauslastung auf ländlichen Linien. Ander- den muss. Eine gewisse Kompetenz wird also Mio. Fr. durch den abgeltungsberechtigten seits kann der Trend auch nachteilig sein, wenn auch in Zukunft beim Mitarbeiter im Fahrdienst Betrieb eingenommen, 2,1 Mio. Fr. durch nämlich die Schulschliessungen immer weiter bleiben. Die Charaktere sind unterschiedlich, den nicht abgeltungsberechtigten (das um sich greifen, ehemalige „Zentren“ wegfal- aber unser Motto gilt für alle: Pünktlich, sicher, sind unter anderem drei touristische Linien len zugunsten einer noch grösseren Schule mit sauber und freundlich. Wobei es innerhalb die- mit Sommerbetrieb und Bahnersatz für noch grösserem Einzugsgebiet. Denn ohne die ser vier Elemente schon genug Konfliktmög- BLS und SBB) sowie 10 Mio. Fr. durch die Grundauslastung durch die Schüler ist plötzlich lichkeiten gibt. Das heisst, die Anforderungen Abgeltungen der öffentlichen Hand. Der eine ganze Linie gefährdet. an unsere Chauffeure sind ungemein vielfältig Gesamtaufwand stieg ebenfalls leicht, vor und ganz anders als bei einem Stadtbetrieb. allem wegen der hohen Abschreibungskos- Zukunft Betriebsleitzentrale Kommt hinzu, dass wir im Bus Billette des di- ten. Unter dem Strich verblieb ein Netto- Der nächste grosse Ausbauschritt ist der Aufbau rekten Verkehrs für die ganze Schweiz verkau- gewinn von 480 000 Fr. Die Busland AG ist einer Betriebsleitzentrale, entweder einer eige- fen. Die Geografiekenntnisse beschränken sich eine Tochtergesellschaft der BLS AG, deren nen oder einer bei einem Dritten angehängten. also nicht aufs Emmental, und der Kontakt zum Anteil 85,9 Prozent beträgt. In Betriebsleitsystemen wird fortlaufend der Kunden ist dadurch noch mannigfaltiger.“ Soll- wie der Ist-Zustand erhoben, so dass die Daniel Lauterburg schildert ein letztes typisch Daten auch national eingespeist werden kön- ländliches Problem: „Letztes Jahr musste die früher war das im Emmental das Übliche, am nen. Konkret wird dieser Schritt vom kanto- Busland AG mit einem deutlichen Unterbestand Morgen war man Busfahrer, am Nachmittag nalen Amt für öffentlichen Verkehr gefordert. von Fahrdienstmitarbeitenden auskommen, so- Bauer – unterdessen stirbt uns diese Generation „Für uns eine technische Herausforderung, aber wohl durch Abgänge wie durch Langzeitkran- weg, aber neue Lebensmodelle halten Einzug. auch eine operative.“ ke. Im laufenden Jahr läuft die Rekrutierung Wir haben ebenfalls Busfahrer aus Deutschland „Der ländliche Busverkehr kann nicht so ge- nun gut. Einfach ist es nicht. Wir haben aber rekrutiert, auch wenn der kulturelle Wechsel steuert werden wie in der Stadt. Viele Faktoren erstaunlicherweise Erfolg mit Teilzeitverträgen; von Berlin ins Emmental drastisch sein kann.

Fraubrunnen, Bahnhof Industrie Neuhof Koppigen, Gemeindeverwaltung Gondiswil, 467 492 Gemeindehaus Koppigen, Sternen Huttwil 465 Zauggenried Grossmatt ost , Bahnhof P Bannholz Dorf ost Oberrinderbach eier Fuchsloch Hulligen Sportzentrum iechtenstrasse P Unterdorf FiechtenF Kernenried Koppigen, Post Nat. Hünigen Nyco St. Niklaus b. Koppigen Lyssach, Kernenriedstrasse Ersigen,Ersigen,RudswilOberösch Niederösch, Oeschberg Unterdorf Britternmatte Britternneumatt Rüegsbach, Affoltern i.E., Affoltern i.E., Affoltern-WHäusernmooDürrenroth,s, DorfGärbihofDorf Dürrenroth,SchweinbrunnenHuttwil, 493 Wil Huttwil, Bernstrasse West Einkaufszentrum , Ersigen, Oberdorf St. Niklaus b. K., Heim Vorderrinderbach Bahnhof Gondiswil, Dorfstrasse Lyssach, Bernstrasse (IKEA) Grünenmatt, Trachselwald Sumiswald-Grünen, Kirchberg, Rosenweg Unteralchenstorf Griesbach 483 Haltestelle Alchenstorf Bahnhof Bahnhof er Lyssach, Bahnhof Alchenflüh, Bernstrasse Ost Bütikofenstrasse Alchenstorf, Dorf Oberalchenstorf Wynigen, Bachhaus Kirchberg, Post Bahnhof Gammenthal 482 483 Alterssiedlung 465 Kirchberg-Alchenflüh, Bahnhof Elsässer 466 468 Grünenmatt, Ramisberg Schwarzenbach SchwimmbadWeierack Gyrischachen Gyri Ost Lueg Rüegsbach, Dorf Sumiswald, (Huttwil), Bühlweg Stadt Lyssachschachen Kirchberg, Badimatte Heimisbach, Furlimatt Sumiswald, Post Dorfgasse Schwende Burgdorf, Bleichimatt 463 Leumberg Friedhof Zollhus Burgdorf, Eyfeldweg Rüegsau, Weghaus Steckshaus Arch Wyssachen, Mösli Fabrikweg Eybrücke Lorraine Brügglen b. Kaltacker Ey Huttwil, Uech Wagnershaus Ufhusen, Käserei Dorf Pulverweg Kirchbergstrasse Kaltacker, Post Rüegsau, Dorf Forum Dürrenbühl Tschäppel Heimisbach, Post Schützenhaus Rumistal Sumiswald, Mauer Zeughausstrasse Willestrasse Rüegsauschachen, Eriswil, Thanweg 492 Ufhusen, Zentrum Sternen Wyssachen, Dorf Tiergarten 466 FischermätteliHeimiswil, Post Wasen i.E., Oberei Station Im Choser 465 Niederdorf 471 Krummholzbad Dangeli Wyssachen, 491 ornhaus Abzw. Roggengrat 493 Eriswil, Altersheim Nassi Aebistrasse Poststrasse K Hallenbad HeimiswilstrasseHaslewegZiegelei Burgdorf, Kipf , Heimisbach, Thal Bahnhof Lerchenbühlweg Heimiswil, Hasle-Rüegsau, Gässli Kirche 463 Blattnerweg Grunerstrasse Löwen Bahnhof 482 Schulhaus Nationalplatz Burgdorf, Alterspflegeheim Wasen i.E., Stegmatt Meiefeld Burgdorf Bahnhof Choserfeld Oberburg, Brunnmattstrasse 465 481 Eriswil, Hinterdorf Gsteighof City 462 Oberburg, Geissrütti Parkhaus Hasle b.B., Mettlenalp (Napf) Oberstadt Eisbahnweg Ramsei, Bahnhof 285 Schulstrasse Oberfrittenbach, Aeugstmatt 284 Mühlegasse 467 286 Zwüschengreben 462 Ranflühschachen Deckhus Abzw. Churzenei 284 Langnau i.E. Fankhaus, Schulhaus ost Bärenstr. Friedhof Kath. Kirche Staldenstr. Dorf Im Bach Aeschberg P Ranflühmatte Gärstengraben , Spital Ziegelgut Grebli Wasen i.E., Sparenegg Schlossmatt , Oberdorf Tschamerie Gymnasium ern Ranflüh, Oberdorf Fankhaus, Schniderhus Oberburg, Pfisternstrasse Buuchi Lüderenalp 461 Hasle b.B., Mühle BurgdorfBurgdorf andgasse Stock Mülebachbrücke Steinhof, Bahnhof Zollbrück, Bahnhof Stockmatte Gohl, Aeugsteren Kronenplatz Schw Loos Schulhaus Gmünden Jungfraustrasse Musikschule (Oberstadt) Schulhaus Stöck Frittenbachstrasse BärenplatzLindenstrassFansrütistrassee Untere BeichlenstrasseNapfstrasse Hüseren Friedhofweg Badmätteli Zollbrück, Zentrum Houetershus Burgdorf, Oberfrittenbach, Bad Ried Bernstrasse 462 Neumühle, Dorf Kehr FriedhofSonnenfelSonneggd Obeningohl Furenbrücke Burgdorf Emmenmatt, Obermatt 281 Mettlen Weierhus, Stöckli e Moosegg- Mülihof Dorf OberfeldstrasseKnieplatzKreuzstrasseHasenknubel Schulhaus Sägegasse riedhof Hübeli strasse Löwenplatz F Bärenplatz Matten Grundsäge Hüselmatte Ilfis 281 Trub, Dorf Hof Signau, Schüpbach, Emmenbrück Furen Hölzli Bruuchbüel Ilfis Marktstrasse Kreuzplatz Unterfeld Signau, Bahnhof Berufsschule Center Hirschenplatz Widhus Twärenbrücke Schüpbach, Rössli 271 Legende 271 Horben, Schmiede Längengrund, Säge Buebeneibrücke Grindlenbach Horben, Schulhaus Trub, Miescheli Hinterdorf Gohl, Schulhaus Chammershus Kurzstrecke im Libero-Tarifverbund Säge Dorf Eggiwil, Zimmertsei Mühle Bärau, Vorder Chammershus Oelibrücke Buebenei Gärtnerei e Skilift 465 Busliniennummer Bernstrasse Bahnhofstrasse Aeschau, Aeschau, Neuhof Buebenei, Sägerei 287 Richtungspfeil Chuderhüsi Buchschachen Hotel Emmental ischbachbrück Dorf F Tarifinfo Holzmatt Dorf zeitweise Schindellegi Sonne Wiggen Hasenlee Garage Sonnweg Unterdorf Für Fahrten innerhalb der markierten weissen Flächen Schwelli Gerbeplatz Bärau, Heimstätte Dürrenbach Bushaltestelle Würzbrunnen BäraugrundBärau, Trubschachen, Mühlestrasse ab/bis Bahnhof, ohne Umsteigen und ohne Fahrtenunterbruch, Eggiwil, Dorf Schwimmbad BahnübergangSchärischachen Bärau, Teufenbachsteg Kröschenbrunnen RöthenbachFe ldmatti.E., Fambach Fambach, Fischbach RöthenbachTe nndlii.E., Brambach Obere ZilmattZilmatt Trubschachen, Umsteigemöglichkeit Bahn/Bus gilt der Kurzstreckentarif. 271 Leimen Bahnhof Bärau, Bahnhof Langnau i.E., 286

DasBusnetzpl. Fahrz.Liniennetz 66x30 cm 17.Okt.14.indd 1 der Busland AG umfasst das Emmental und Teile des Oberaargaus. Grafik:19.10.14 zVg18:51

6 InfoForum 3/2015 öV auf der Strasse Applaus nach der Ankunft Die steilste Postautostrecke Europas mit bis zu 28 Prozent Steigung führt auf die Griesalp – eine Herausforderung für die Chauffeure.

Andreas Theiler Ist der erste Teil der Reise in einem kleinen, speziell für diese Strasse konstruierten, Postauto aus dem Kandertal bis nach Tschingel noch schweizerische Routine, so ändert das auf den letzten drei Kilometern mit 240 Metern Hö- henunterschied (siehe Bild auf der Frontseite). Da sind Chauffeure mit besonderen Fähigkeiten gefragt, sowohl beim Fahren wie bei den Ge- sprächen mit den Passagieren. Deshalb erhält der Chauffeur bei der Ankunft oft Applaus. Das InfoForum unterhielt sich an einem heissen Ju- litag auf der Griesalp mit Martin Krähenbühl, dem regionalen Fahrdienstleiter in Aeschi und zeitweiligen Chauffeur auf dieser Strecke.

Hier eine Zusammenfassung seiner Erzählung: „Die ganze Strecke ist 15 Kilometer lang; die letzten drei Kilometer sind das Highlight. Die Chauffeure müssen spezielle Anforderungen erfüllen, sie brauchen Fingerspitzengefühl wie auch Geduld. Unsere Fahrer machen jeden Früh- ling eine eintägige Schulung, wo sie sich wie- der an die Fahrumgebung gewöhnen können. Hat ein neuer Chauffeur nach diesem Tag das Gefühl, er möchte diese Strecke lieber nicht mit Passagieren befahren, so zwingen wir ihn nicht. Für mich handelt es sich um die schönste Fahrstrecke. Wenn ich mich hier einteile, so ist Fahrdienstleiter und Chauffeur Martin Krähenbühl: Einen Bubentraum verwirklicht. Bild: Andreas Theiler das wie ein Ferientag. Die Gegend kenne ich schon seit jungen Jahren: Wir kamen im Som- wegs auch für einen Fotohalt beim Dündenfall nen. Bei schwierigen Verhältnissen fahren wir mer mit unseren Tieren aus dem Emmental hier an, wo die Passagiere kurz aussteigen können. möglichst ohne Anhänger. Sonst haben wir sie auf die Alp. Als Bub schaute ich zu den Postau- Auf dem steilen Stück gibt es partielle Fahr- angehängt, weil im Innenraum des kleinen Bus tochauffeuren hinauf, dachte, das bleibe wohl verbote für andere Autos, so dass Zeitfenster kaum Platz für Rucksäcke, geschweige denn ein Traum. Und plötzlich tat sich die Möglichkeit für unsere Postautos frei bleiben. Die Zeiten sind Koffer oder Kinderwagen ist. für mich auf. oben und unten deutlich angeschrieben. Es gibt Zu unseren Aufgaben gehört auch, hier Die Steigung und die extrem engen Kurven zwar Ausweichmöglichkeiten, aber es ist gut zu oben die Post zu verteilen. Das heisst konkret, sind sehr anspruchsvoll. Wir müssen haargenau wissen, dass nicht wir in die nächste Ausweiche wir beliefern die Briefkästen, welche alle hier bei jeder Kurve wissen, wo wir wie viel einlen- fahren, sondern der PW-Fahrer. Mit den Bauern beim Hotelzentrum stehen. Zwei bis drei Mal ken müssen, um sie in einem Zug durchfahren und Älplern haben wir keine Probleme, die wis- pro Woche bringen wir auch frisches Brot für zu können. Geht es mal ausnahmsweise im ers- sen, wo und wie man kreuzen kann. Wenn aber die Bauern, welche auf der Alp leben. Sie holen ten Versuch nicht, so muss man notgedrungen ein Flachländer zur gleichen Zeit wie wir, aber es bei der Postautostation ab. einen zweiten Anlauf nehmen, aber mit dem in der Gegenrichtung, mit dem Wohnwagen Wenn das Wetter gut ist, so laufen wir mit Anhänger durch die Kurve rückwärts zu fahren durchfahren will – ja, da fangen dann die Pro- dem Busbetrieb am Anschlag, ist es schlecht, ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. bleme an. Pro Saison gibt es aber nur ein- oder haben wir keinen einzigen Passagier. Im Ext- Die Chauffeure erzählen während der Fahrt zweimal eine solch kritische Situation. remfall bringen wir die Gäste mit dem grossen einiges. Das ist auch insofern speziell, als wir Bei der ersten Fahrt morgens sind die Ver- Bus von Reichenbach bis Tschingel, wo sie sie in ihnen keine Vorgaben machen, jeder Fahrer hältnisse fast täglich anders. Bei nassen Stras- die kleinen Busse umsteigen müssen. Wir fah- macht es auf die ihm genehme Art. Ein Chauf- sen müssen wir die Kurven je nachdem ein ren dann also nur die kurze steile Strecke wie feur steht zum Beispiel am Anfang auf und er- wenig anders anfahren, und wenn es zusätzlich in einem Pendelverkehr. Diesen Sommer hatten zählt das Wesentliche, welches nun gleich sicht- Laub auf der Strasse hat, so kann es vorkom- wir einmal um 8.30 Uhr in Reichenbach rund bar werden wird, ein anderer plaudert während men, dass wir einen zweiten Anlauf nehmen 220 Leute, und um 10.30 Uhr waren die letzten der ganzen Fahrt. Manchmal hält der Bus unter- müssen, um eine Kurve durchfahren zu kön- auch glücklich auf der Griesalp ausgestiegen.“

öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 7 Eine Waadtländer Spezialität Mit PubliCar bietet die CarPostal Région Ouest einen Tür-zu-Tür-Service in schwach besiedelten Landgebieten an.

Andreas Theiler Philippe Taillens ist der Verant- wortliche bei CarPostal, Région Ouest, für die Angebotsplanung sowie für die Kontakte mit den Kantonen und dem Bundesamt für Verkehr. Der folgende Text ist eine Zusammenfassung seiner Ausführungen anlässlich eines Gesprächs – zusammen mit Pierre-Alain Perren, Leiter der Region Ouest von PostAuto – am 21. Juli in Yverdon-les-Bains: Die Geschichte von PubliCar in der Waadt beginnt mit dem Willen, etwas für die Bevölke- rung in schwach besiedelten Gebieten zu tun, die normalerweise vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten ist. Verantwortliche Architekten dieses Vorhabens waren hauptsächlich Philippe Biéler, Regierungsrat des Kantons von 1994 bis

PubliCar-Inserat .qxp_Fahrplaninserate 2014 26.09.14 08:28 Seite 1 2003, und Pierre Imhof, der Generalsekretär PubliCar: des Departements. Letzterer ist der Sohn des Werden an vielen Orten Gemeindepräsidenten von Palézieux, ersterer durch Linienbusse, grösstenteils mit wohnt in Maracon, also gleich nebenan. Noch Dès le 14 décembre 2014 Taktfahrplan, ersetzt. heute ist das Gebiet von Oron, dem Geburtsort Nouveaux horaires de desserte disponibles Bild: zVg PubliCar Vaud sur www.carpostal.ch ou au numéro ci-dessous der Idee, in das Netz von PubliCar eingebunden, es gehört zur Zone 5 (siehe Karte). 1995 wur- Appel gratuit % 0800 60 30 60 den hier und in Frauenfeld die ersten Linien der Schweiz eröffnet. Herr Biéler beobachtet übri- gens weiterhin die Entwicklung seines Kindes. Der Kanton Waadt hat mit Abstand das grösste zusammenhängende Gebiet, wel- ches aktuell durch PubliCar erschlossen wird; es umfasst den grössten Teil des Kantons mit Ausnahme der Region um Lausanne. PubliCar befriedigte klar ein Bedürfnis in Zeiten, wo die Landgebiete noch schwach besiedelt waren Zones PubliCar und die finanziellen Mittel für den öV sehr be- 1 Grandson 2 Yverdon schränkt waren. Mit diesem Konzept kann ein 3 4 Thierrens Grundbedürfnis abgedeckt werden. Die heutige 5 Oron 6 Gland urbain Tendenz ist demgegenüber, wo immer möglich 7 Cossonay gérée par la société MBC 9 Orbe das Liniennetz durch Kursbusse abdecken zu 10 lassen und damit den Kunden einen regelmässi- Principales lignes de bus Chemin de fer gen Dienst anzubieten. Der grosse Vorteil von PubliCar ist, dass er Desserte: PubliCar fonctionne lorsqu’aucun autre moyen de transport public n’existe. einen Tür-zu-Tür-Service anbietet: „Holen Sie Toutes les courses. Tout déplacement à l’intérieur d’une ou de deux zones contigues est possible. mich bitte zu Hause ab und fahren Sie mich Heures de service: Horaires disponibles dès le 14 décembre 2014 sur www.carpostal.ch/publicar zum Arzt.“ Der Nachteil ist, dass Kunden mög- ou au numéro ci-dessous. licherweise keine Transportmöglichkeit zur ge- Réservations: Réservation conseillée 24 h à l’avance. Appel gratuit % 0800 60 30 60 du lundi au samedi: 7h00 –19h00, dimanche: 8h00 –13h00 et 14h00 –18h00 ou via le formulaire wünschten Zeit auf der gewünschten Strecke en ligne sur www.carpostal.ch/publicar (inscription préalable par téléphone nécessaire). erhalten. Aus diesem Grund favorisieren die Tarif / Supplément: Supplément de prise en charge: CHF 5.– par trajet et par personne en plus du tarif pratiqué habituellement. Besteller die normalen Linienbusse mit einem Remarque: Zone 6, Transports Urbains de Gland (TUG). Zone 7, gérée par la société MBC (Morges) fixen Fahrplan. In einer Gegend wie La Brévine im Neuen- burger Jura, wo CarPostal die Linie Le Locle – La Brévine am Freitag- und Samstagabend von 22.45 bis 01.00 Uhr betreibt, zählt man jährlich

8 InfoForum 3/2015 öV auf der Strasse R – ein unbekanntes Zeichen

Wüssten Sie, dass ein Bus, welcher im Kursbuch mit diesem Zeichen verse- hen ist, nur fährt, wenn Sie vorher die gewünschte Strecke telefonisch be- stellen? Eben. Es gibt eine neckische Strecke von Koblenz nach Leibstadt – dem Rhein und den nur noch dem Güterverkehr dienenden Geleisen ent- lang –, die mit dieser Überraschung aufwartet (siehe dazu auch den Be- richt von Marcus Stoercklé im Info- Forum 3/2014, Seite 22). Der Bus ist zwar kurzfristig buchbar, aber wenn die Reisenden das übersehen, stehen sie in Koblenz auf einem leeren Bahn- hofplatz und suchen verzweifelt nach der Möglichkeit zum Weiterreisen. Und die zweite Überraschung ist, dass man auf dem Weg nach Laufenburg, wo dann wieder eine Zugsverbindung besteht, in Leibstadt Milchhüsli – welch poetischer Name – umsteigen muss. Die Freundlichkeit der Mitar- beitenden von PostAuto macht diese Hindernisse trotz allem erträglich. Ma- chen Sie mal die Probe aufs Exempel: Erscheint nur auf vorherige Reservation: Das Postauto am Milchhüsli. Bild: zVg Kursbuch Feld 50.147.

350 Reisende. Keine Frage, dort würde ein Li- Linie ausbauen, weil das Geld vorhanden ist, Wechsel nicht den erhofften Erfolg. „Deshalb nienbus nie rentieren. Im Gebiet des Kantons ein anderer möchte aus finanziellen Gründen setzten wir uns mit unseren Kollegen in Frank- Waadt sind es demgegenüber rund 40 000 Pas- noch beim PubliCar bleiben – dann gilt es, eine reich (CarPostal France) zusammen, die für ihre sagiere jährlich, im Gebiet Moutier – Freiberge pragmatische Lösung zugunsten des Kunden zu drei PubliCar-Netze eine einzige Telefonzentrale zählen wir etwa 8000 Reisende. finden. in der Nähe von Mâcon betreiben“, sagt Phil- In der Ajoie waren die Fahrzeuge von Pub- Zweites Beispiel: Am Wochenende bedient ippe Taillens. Auch sie arbeiten mit einer Soft- liCar bis 2012 weit verbreitet. Seither sind sie PubliCar unter anderem ein Gebiet in der Vevey- ware, welche die Besteller optimal verbindet, ebenfalls durch Linienbusse, grösstenteils mit se, das werktags linienmässig von tpf betrieben und zusätzlich Vorschläge macht, wie durch Taktfahrplan, ersetzt worden. Die Frequenzen wird. Auch hier gehen wir von der Sichtweise leichte Zeitanpassungen für den einen oder an- sprechen für sich: Mit dem PubliCar war man des Kunden aus, dem die politischen Voraus- dern Kunden die Fahrleistung reduziert werden zuletzt bei rund 23 000 Personen, im vergan- setzungen egal sind; er will einfach mit dem kann. „Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember genen Jahr wurden bereits 250 000 zusätzliche öV von A nach B transportiert werden. Drittes 2013 arbeiten wir nun so, zuerst für ein Jahr Reisende transportiert. Das Produkt PubliCar hat Beispiel: An bestimmten Punkten wird ein Über- nur in einem reduzierten Perimeter, seit letztem geholfen, den öV überhaupt wieder populär zu gang von einer Zone in die nächste angeboten, Dezember für das ganze Netz; und wir sind sehr machen, aber erst die Umstellung auf einen ver- so dass der Kunde nahtlos aus einem Fahrzeug zufrieden“, meint Taillens. dichteten festen Fahrplan hat dann den Durch- ins nächste wechseln kann, um sein Ziel zu er- Und weiter: „Ich fragte etliche Leute aus bruch gebracht. Dazu ist aber zu sagen, dass der reichen. Der Kunde soll die Zonengrenzen nicht meiner Nachbarschaft und Bekanntschaft, und Kanton Jura sehr grosse Anstrengungen unter- als Barrieren empfinden. niemand hatte bemerkt, dass sie bei Bestel- nimmt, das Busangebot attraktiv zu machen, lungen mit jemandem in Frankreich sprachen. mit einem Taktfahrplan wo möglich, mit einer Modernste Software Trotzdem ergibt sich nun mit der Zeit eine ähnli- überarbeiteten Linienführung wo nötig. In den Anfangsjahren hatte PubliCar Waadt che Bekanntheit unter den Telefonpartnern wie In der Waadt sind die Übergänge zum Teil eine eigene Reservationszentrale in Yverdon. seinerzeit, als wir das noch mit unseren Leuten fliessend: Von Montag bis Freitag gilt ein fixer Vor ungefähr drei Jahren wurde entschieden, erledigten. Diese gewisse Vertrautheit wird Linienfahrplan, am Wochenende verkehrt noch diese Dienstleistung an einen privaten Anbie- von unseren Kundinnen und Kunden sehr ge- der PubliCar. Dann gibt es zum Beispiel die Re- ter zu übergeben. Es ging unter anderem da- schätzt. Zusätzlich kann sich ein Stammkunde gion um Payerne, wo es die Bedürfnisse von rum, mit einer besseren Software die Planung ein Login besorgen und daraufhin per Internet zwei Kantonen unter einen Hut zu bringen gilt. der Fahrten sowie die Kommunikation mit den (mobil oder am PC) seine Bestellungen für den Vielleicht möchte ein Kanton den Betrieb zur Fahrern zu verbessern. Leider brachte dieser PubliCar machen.“

öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 9 Erfolg für PostAuto in Frankreich CarPostal France als Auslandsgesellschaft der PostAuto Schweiz AG verzeichnet in Frankreich ein starkes Wachstum.

PD Der Gemeindeverbund Communauté d’Agglomération de Thau hat den Betrieb seines städtischen Transportnetzes CarPostal Eines der traditionell gelben Fahrzeuge im Stadtnetz von Sète. Bild: zVg France übertragen. Der neue Vertrag für eine Public-Private-Partnership (PPP) mit einer Lauf- Hérault gehört, leben rund 100 000 Personen in den Haltestellen, der Möglichkeit Tickets online zeit von sieben Jahren trat am 1. September acht Gemeinden. Das Stadtnetz umfasst zwölf zu kaufen, sowie einer neuen App. 2015 in Kraft. Nach dem Gewinn dieser Aus- reguläre Linien sowie zwei Zusatz- und eine schreibung betreibt CarPostal France nun neun Rufbuslinie, um der hohen Fluktuationsrate Wachstumstrend bestätigt Stadtnetze in Frankreich und verzeichnet einen in der stark vom Tourismus geprägten Region Mit dem Gewinn dieser Ausschreibung ver- kumulierten Umsatz von 61 Millionen Euro. Rechnung zu tragen. zeichnet CarPostal France einen veritablen Das Unternehmen verstärkt somit sein Wachs- Der Zuschlag ermöglicht es CarPostal France, Wachstumsschub und knackt die Grenze von tum im Süden des Landes, wo es bereits für die in der Region 118 Mitarbeitende zu beschäfti- 1000 Mitarbeitenden. Der Erfolg ist eine Bestä- Stadtnetze von Agde, Menton und Salon-de- gen, wovon 36 neu angestellt werden. Die Of- tigung für die Entwicklungsstrategie im Ortsver- Provence verantwortlich ist. ferte von CarPostal France überzeugte einerseits kehr von mittelgrossen Agglomerationen und dank dem flexiblen, an das höhere Fahrgastauf- bei Überlandnetzen. Flexibles und innovatives öV-Angebot kommen im Sommer angepassten Fahrplan, Zudem zeigt er, dass CarPostal France im Im Gemeindeverbund Communauté d’Agglo- andererseits mit innovativen und kundenorien- hart umkämpften französischen Markt konkur- mération de Thau, der zum Departement tierten Angeboten wie 20 Echtzeitanzeigen an renzfähig ist.

PostAuto setzt einen neuen Buszug ein

Edwin Dutler Bis zum Jahre 1987 war auf der Strecke Urnäsch – Schwägalp der letzte Postau- to-Personenanhänger der Schweiz unterwegs. Jetzt hat die Firma Carosserie HESS AG einen neuen Buszug entwickelt. Ein Zugfahrzeug mit einem Personenanhänger, der je nach Fahr- gastaufkommen an- oder abgehängt werden kann. Das Zugfahrzeug ist 12 Meter lang, der Anhänger 11 Meter. Die Vorteile überzeugen: Mehr Sitzplätze als in einem Gelenkbus, Klima- anlage, Niederflur-Einstieg und Platz für Kinder- wagen und Rollstühle, dazu Videoüberwachung und Gratis-WLAN. Das An- und Abkuppeln des Anhängers erfolgt durch das Fahrpersonal von PostAuto. Diese Neuheit ist insbesondere für touristi- sche Linien mit stark witterungsabhängigem Fahrgastaufkommen gedacht. Der erste neue PostAuto-Buszug wurde am 1. Juli 2015 auf der Schwägalp auf den Namen Säntis getauft und verkehrt seither auf der Postauto-Linie 791 Ur- Altbewährtes muss nicht immer schlecht sein: Der neue Anhängerzug am Säntis. Bild: zVg näsch – Schwägalp.

10 InfoForum 3/2015 öV auf der Strasse Eine Randregion kämpft für ihre Bahn Bern will die unrentable Nebenlinie Solothurn–Moutier im Jura stilllegen, weil ein Tunnel für 170 Millionen Franken saniert werden müsste.

Tobias Gafafer* 33 Minuten dauert die Fahrt im Stilllegung der Münster-Bahn ist gross. Der Ver- und Pendler aus dem Hinterland müssten zur Bummelzug, der die Emotionen hochgehen kehrs-Club der Schweiz (VCS) reichte 2014 die Fahrt nach Solothurn den Bus über Balsthal be- lässt. Am Ausgangspunkt in Moutier zeugt Petition „Hände weg von der Bahn“ mit 17 000 nutzen, was eine Stunde dauert. Es gibt zwar noch die Grösse des Bahnhofs von der früheren Unterschriften ein. Politiker witterten die Chan- eine steile Passstrasse, doch sie ist im Winter Bedeutung. Das Hotel de la Gare gegenüber, ce, etwas für ihre Wählerschaft zu tun. Die So- gesperrt. Heiniger kritisiert, dass der Bund den der Treffpunkt der jurassischen Separatisten, lothurner Nationalräte Stefan Müller-Altermatt Kostendeckungsgrad erhoben habe, als die hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Den (CVP), Gemeindepräsident von Herbetswil, Bea Sesselbahn auf den Weissenstein geschlossen Fels hoch über dem Städtchen ziert eine Jura- Heim (SP) und der bernjurassische SVP-Natio- gewesen sei. Flagge, wenngleich Moutier bis heute ein Au- nalrat Jean-Pierre Graber übten mit Vorstössen Die Fahrt durch den Tunnel dauert wenige ssenposten von Bern ist. Zwei Rentner aus der Druck aus; der Einsatz für die Bahn kennt keine Minuten. Am Ende des Südportals in Oberdorf Deutschschweiz sind an diesem Sommervormit- Parteigrenzen. Und so musste sich in der Juni- steht die Talstation der neuen Weissenstein- tag die einzigen Zugpassagiere. Vorbei an den session des Parlaments gar Verkehrsministerin Gondelbahn. Die Bahn auf den Solothurner zerklüfteten Höhen des Juras und Stationen mit Doris Leuthard zur Nebenlinie im Solothurner Hausberg, ein Magnet für Ausflügler, sorgte Halt auf Verlangen, wo niemand ein- oder aus- und Berner Jura äussern. Sie versuchte die Wo- vor einigen Jahren ebenfalls für Proteste. Der steigt, geht es in Richtung Solothurn. gen zu glätten und versprach, die Lebensdauer Heimatschutz und andere wehrten sich gegen des Tunnels lasse sich mit Notmassnahmen bis den Abbruch der alten Sesselbahn von 1950, Hände weg von „unserer” Bahn 2020 verlängern. der Rechtsstreit dauerte jahrelang. Der Zug verschwindet im 3,7 Kilometer langen Der frühere SBB-Chef Benedikt Weibel sass Weissensteintunnel. Bald könnte es der letzte Pastis und Absinth im Tunnel damals im Pro-Komitee. Mit der Münster-Bahn sein. Das 1908 eröffnete Bauwerk ist in schlech- Dass es sich nicht um irgendeine Strecke han- verbindet der gebürtige Solothurner Kindheits- tem Zustand, seine Lebensdauer abgelaufen. delt, zeigt sich in Gänsbrunnen, der letzten Sta- erinnerungen. Dennoch ist für ihn klar: „170 Die Bahn rechnet mit Sanierungskosten von tion vor dem Tunnelportal. Amateure betreiben Millionen für die Sanierung sind schon sehr viel 170 Millionen Franken für einen Weiterbetrieb im Sommer von hier aus das einzige Tunnelkino Geld.“ Es sei in der Schweiz aber keineswegs von 50 Jahren. Das sind hohe Investitionen, zu- der Schweiz, mit umgebauten Güterwagen. unmöglich, unrentable Bahnstrecken stillzu- mal die Verbindung laut Bund ihre Kosten bloss „Lust auf einen Pastis oder Absinth im Tunnel?“ legen. Unter Weibels Ägide schlossen die SBB zu rund 20 Prozent deckt. Deshalb prüft Bern steht auf einem Plakat. Auch Gemeindepräsi- tatsächlich mehrere Linien. auch eine Stilllegung und teilweise Umstellung dentin Rosmarie Heiniger, die ihr Büro im weit auf Busse. vom Bahnhof entfernten Dorf hat, kommt bei Heisses Eisen für Bund Doch die Planer haben die Rechnung ohne der Bahnlinie in Fahrt. „Die Stilllegung würde Der Mann, der heute primär entscheiden muss, die Region gemacht. Der Widerstand gegen die uns die Lebensader kappen.“ Lehrlinge, Schüler sitzt gut 40 Kilometer südlich von Solothurn in einem Bürobau bei Bern. Peter Füglistaler, Di- rektor des Bundesamts für Verkehr, kennt die Herausforderungen der Finanzierung der Bahn- „Probe aufs Exempel“ infrastruktur als ehemaliges SBB-Kadermitglied Auch die NZZ hat sich am 13. August 2015 für die Beseitigung eines Strassen-Engpasses wie kaum ein Zweiter. Wenn bei Strecken mit ausführlich mit der 23 Kilometer langen auch 65 Millionen Franken nötig wären. einem derart tiefen Kostendeckungsgrad grö- Strecke Solothurn–Moutier beschäftigt. Die Nach Ansicht Schneebergers liegt der Schlüs- ssere Investitionen anständen, müsse sich der Analyse von Autor Paul Schneeberger erfolgt sel zur Lösung des Problems „nicht auf der Bund die Frage stellen, ob er sich diesen Luxus insbesondere unter Verweis auf die seit 2013 Schiene, sondern auf der Strasse“. Der Um- noch leisten könne. geltenden Bestimmungen in der Verordnung gang mit der Bahnlinie Solothurn–Moutier Doch auch Füglistaler ist bewusst, dass er ein über die Konzessionierung und Finanzierung werde zu einem Exempel dafür, ob der Bund heisses Eisen anfasst. „Falls der Tunnel tatsäch- der Eisenbahninfrastruktur, wonach die Be- und die Kantone endlich bereit seien, den lich in einer Form saniert wird, erwarten wir von steller vor grösseren Investitionen in Strecken, Verkehr als Verbundsystem zu begreifen und den betroffenen Kantonen, dass der Bahnbe- die vorwiegend dem regionalen Personenver- Investitionen in den einen oder anderen Ver- trieb langfristig aufrechterhalten wird.“ Die Re- kehr dienen, zu prüfen haben, ob alternative kehrsträger davon abhängig zu machen, ob gion um den Weissenstein weiss, dass es einen Angebote mit einem besseren Kosten-Nut- dieser am jeweiligen Ort wesensgerecht sei. langen Atem braucht: Bereits 1978 und 2012 zen-Verhältnis möglich wären. Diese Vorga- „Von einer neuen Strasse profitiert hier der sollte der Tunnel geschlossen werden. Die Züge ben würden nun zum ersten Mal durchexer- ganze ländliche Bezirk – auch weil sich so alle fahren immer noch.

ziert – anhand des Tunnels durch den Jura. seine Buslinien direkt zum Schnellzugbahn- *Der Autor ist Redaktor des St. Galler Tagblatts. Der Artikel Die Frage lautet also: Bahn oder Busbetrieb hof Oensingen führen lassen“, bilanziert der erschien erstmals am 16. Juli 2015 in der Ostschweizer Tageszeitung. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des via Strasse? Wobei in diesem spezifischen Fall NZZ-Redaktor. Verlags.

öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 11 Aktuell

Ein letzter Augenschein Im neuen Gotthard-Basistunnel ist neben den beiden Hauptröhren ein weitverzweigtes Stollensystem entstanden – mitsamt Besucherfenster und Kleinwasserkraftwerk.

Gerhard Lob Es wird ernst: Am kommenden 1. Oktober beginnt im neuen Gotthard-Basistun- nel der Testbetrieb. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, damit dieser Termin eingehal- ten werden kann. Am 1. Juni 2016 folgt die offizielle Eröffnung mitsamt Staatsakt und der Übergabe von der Bauherrin AlpTransit Gott- hard AG an die SBB, die als Tunnelbetreiberin den Probebetrieb ausführen wird. Am 11. De- zember 2016 wird dann der fahrplanmässige Betrieb in den beiden 57 Kilometer langen Röh- ren zwischen Bodio (TI) und Erstfeld (UR) auf- genommen. Knapp fünf Jahre nach dem Hauptdurch- schlag beim Zwischenangriff Sedrun ist mittler- weile der Einbau der Bahntechnik abgeschlossen, wie Marco Hirzel von der Arbeitsgemeinschaft Transtec Gotthard Ende August im Rahmen ei-

ner Medienfahrt für Journalisten sagte. Es war Kaum sichtbar: die letzte Möglichkeit, sich ein Bild von den Ar- ein schwarzes Loch. Signale gibt es keine mehr, In der Nothaltestelle von Sedrun befindet sich auch das Besucherfenster (rechts). beiten im Tunnelinneren zu verschaffen. „Dabei denn der Tunnel ist mit der modernen Führer- Bild: AlpTransit Gotthard AG wurden wir in den letzten Monaten mit Besu- standsignalisierung ETCS Level 2 ausgestattet. cheranfragen überhäuft“, so Hirzel. Die MFS Sedrun ist – genauso wie die Multi- funktionsstelle Faido auf Tessiner Seite – eine der siert werden müssen. Zwei vertikale Schächte Bald ein schwarzes Loch beiden Schlüsselstellen im Tunnel. Hier können verbinden die MFS mit der Erdoberfläche in Dereinst werden Personenzüge mit 200 Stun- Züge von einer Röhre in die andere wechseln. Sedrun. Der 800 Meter hohe Schacht 1 dient denkilometern durch den Tunnel rauschen. Zudem befinden sich hier die Nothaltestellen mit unter anderem als Frischluftkanal für den Gott- Bei dieser Medienveranstaltung ging es deut- einer Perronkante und Handläufen, an denen die hard-Basistunnel. lich langsamer voran. Der kurze Baustellenzug Fahrgäste im so genannten Ereignisfall, das heisst Ein regulärer Personentransport ist durch bummelte mit rund 40 km/h zur 24 Kilometer Defekt oder Brand eines Zuges, diesen verlassen diesen Schacht nicht erlaubt. Dies ist auch der vom Nordportal entfernten Multifunktionsstelle und sich durch Verbindungsgänge in einen Par- Grund, warum an der MFS Sedrun künftig keine (MFS) Sedrun, rund 40 Minuten Fahrzeit. Der allelstollen retten können. Von dort werden sie Tunnelbesucher auftauchen werden. Dabei ist Anblick aus der Führerkabine in die Tunnelröh- über grün signalisierte Fluchtwege in die andere hier sogar ein Besucherfenster eingebaut, durch re ist monoton. Immerhin: Zurzeit ist die Röhre Tunnelröhre geleitet, wo ein Evakuierungszug welches ein Blick auf die durchfahrenden Züge schwach beleuchtet. Im Regelbetrieb wird es eintreffen sollte. Die Wegstrecke beträgt zirka erhascht werden kann. Es handelt sich um ein dort dann stockdunkel sein. Die Züge rasen in 1,5 Kilometer. Für Gehbehinderte werden Elek- Überbleibsel aus dem nicht verwirklichten Pro- trowagen wie auf einem Golfplatz bereit stehen. jekt der unterirdischen Haltestelle Porta Alpina. Ein ausgeklügeltes System sorgt dafür, dass im „Der Bund hat Vorinvestitionen getätigt für all- Tag der offenen Baustelle Ereignisfall die Frischluftzufuhr geregelt ist und fällige künftige Erweiterungen oder touristische kein Rauchgase in die Fluchtwege dringt. Auf- Nutzungen“, sagt Olivia Ebinger vom Bundes- Während am Gotthard-Basistunnel letzte fällig sind die riesigen Lautsprecher sowie die amt für Verkehr, zum Sinn des Besucherfensters, Hand angelegt wird, ist am Ceneri-Basis- eigentümlich verkleideten Tunnelwände. „Dies das leicht auf die Perronkante hinaus ragte und tunnel noch einiges zu tun, aber auch noch wurde aus akustischen Gründen gemacht“, sagt wie Panzerglas wirkt. Im Lötschberg-Basistunnel einiges zu sehen. AlpTransit-Chef Renzo Simoni. Im Ereignisfall funktioniert ein solches Fenster. Die AlpTransit Gotthard AG organisiert am muss gewährleistet sein, dass die Reisenden die In Betrieb genommen wird hingegen dem- Samstag, 26. September 2015, von 9.00 Durchsagen gut verstehen. nächst eine weitere Kuriosität an der Multifunk- Uhr bis 17.00 Uhr, einen Tag der offenen tionsstelle Sedrun: ein Kleinwasserkraftwerk. Baustelle am Zwischenangriff in Sigirino Besucherfenster ohne Besucher Dieses Mini-Kraftwerk wird aus den Schmutz- (bei Taverne TI). Das Highlight dieses Jah- Die Multifunktionsstelle in Sedrun ist ein wahres wasserleitungen im Entwässerungstrennsystem res: eine exklusive Durchfahrt des Tunnels Labyrinth, in dem man leicht die Orientierung gespeist. Die Gesamtleistung beträgt im Normal- von Sigirino zum Südportal in Vezia! verlieren kann. In den Kavernen sind zahlreiche betrieb 131 Kilowatt. Das entspricht der Jahres- Details unter: www.alptransit.ch technische Räume untergebracht, die klimati- versorgung von rund 220 Einfamilienhäusern.

12 InfoForum 3/2015 Aktuell Ringverbindung um den Genfersee Die Kantone Wallis, Waadt und Genf unterstützen die Wiederinbetriebnahme der Ligne du Tonkin zwischen Saint-Gingolph und Evian-les-Bains.

Blaise Nussbaum (Übersetzung: Andreas Theiler) nach Schweizer Standard. Dadurch könnten peilten Eröffnung. Das Endresultat der Studie Das Vorprojekt für die Linie am Südufer des Gen- Triebfahrzeugkompositionen von RegionAlps wird 2020 erwartet, mit ersten Ergebnissen fersees zwischen Saint-Gingolph und Evian-les- bis Evian fahren, so dass zu Beginn noch keine kann aber schon nächstes Jahr gerechnet wer- Bains (17,8 km) wurde vom französischen Staat Kosten für neues Rollmaterial anfallen würden. den. Nun hoffen alle Beteiligten, dass die viele sowie der Region Rhône-Alpes (RRA) kürzlich Anderseits ist wäre so auch die Bahn frei für Jahre verschleppte Idee endlich Fahrt aufnimmt. genehmigt. RRA ist zwar, nach Ile de France, neue Fahrzeuge, die Frankreich für die grenz- Denn der Pendlerverkehr von französischer Sei- die zweitaktivste Region Frankreichs, was den überschreitende Linie CEVA beschafft und die te wird weiter zunehmen, und im Moment ist Verkehr angeht, und sie widmet einen grossen somit in beiden Ländern verkehren können. er auf eine nicht adäquate Strasse angewiesen, Teil ihres Budgets der Eisenbahn. Allerdings ist mit grossen Gefahren sowohl für die Fahrer wie der Genfersee recht weit von Lyon entfernt, der Drei Vorteile für die Anwohner. Hauptstadt der Region. Die Unterstützung des Diese Inbetriebnahme hätte mehrere Vorteile. Übrigens: Am Samstag, 19. September wird Kreditvorhabens von 4 Mio. Euro durch die drei Zum einen erlaubt sie eine Art Ringverbindung mit einem grossen Fest das zehnjährige Beste- Kantone Wallis, Waadt und Genf soll aber nicht zwischen dem Unterwallis, dem Chablais und hen des französisch-schweizerischen Vereins unterschätzt werden. Die Finanzierung wird der Region Genf. Damit würde die aktuelle „RER Sud-Léman“ zwischen den beiden End- durch das Programm Interreg V erleichtert; so Linie am Nordufer des Genfersees massiv ent- stationen gefeiert. Beginn um 9 Uhr in St-Gin- kommt ungefähr die Hälfte des Betrages aus lastet und die erwarteten weiteren Frequenz- golph, dann verschiebt sich der Festort während EU-Kassen. zuwächse abgefedert. Zweitens erhielten das des Tages bis nach Evian-les-Bains, wo der offi- Eine erste Vorstudie wurde 2011 gemacht. Unterwallis und Chablais interessante Verbin- zielle Teil stattfinden wird. Das ganze Programm Damals wurden die Investitionskosten für eine dungen nach Genf. Drittens müssten die An- auf www.rersudleman.com. Wiederinbetriebnahme der Ligne du Tonkin wohner der erneuerten Linie nicht mit viel zu- auf rund 106 Mio. Euro geschätzt. Darin ein- sätzlichem Lärm rechnen, weil die Strecke nur Dieser Text ist eine stark gekürzte Fassung des Artikels „De la ligne du Tonkin au RER Sud-Léman“, welcher in geschlossen sind einerseits eine komplette Er- dem Personenverkehr dienen soll. Die einzige TRANSPORTS ROMANDS vom Juni 2015 (Seiten 8 & 9) neuerung der Geleise sowie die Elektrifizierung Schattenseite ist die lange Dauer bis zur ange- erschienen ist.

Wie viel Werbung vertragen wir?

Die zentrale Anzeigetafel im Bahnhof Bern ist um eine Einheit gewach- sen. Dies ermöglicht natürlich, Störungsmeldungen in entsprechender Grösse anzuzeigen. Und die Fahrgäste werden diesen Service schätzen. Doch hauptsächlich wird die Anzeigetafel für Werbung verwendet. Ist das wirklich nötig? Begrüssenswert wäre es hingegen, wenn im Bahnhof Bern endlich aktuelle Abfahrtsbildschirme auf den Perrons installiert würden, so dass Kunden, welche die Durchsagen nicht verstehen, beim Umsteigen nicht bis in den tiefer gelegenen Durchgang laufen müssen.

Aktuell 3/2015 InfoForum 13 Nachrichten

Haltestelle Sarnen Nord Geschenkt von den SBB Ausgestreikt Das Bundesamt für Verkehr hat am 4. Juni Die SBB müssen pro Jahr Billette für 29,2 Der längste Tarifkonflikt in der Geschichte 2015 die Baubewilligung (Plangenehmi- Millionen Franken billiger abgeben. Das ha- der Deutschen Bahn, der auch Auswirkun- gung) für den Doppelspurausbau und die ben die Bahnen bei der letzten Preisrunde im gen auf die Schweiz hatte, konnte Anfang Haltestelle Sarnen Nord erteilt. Die 30-tägige August 2014 versprochen. Nur dank dieser Juli 2015 beendet werden. Neun Streiks Beschwerdefrist ist ungenutzt abgelaufen. Zusicherung durften sie die Preise erhöhen. innerhalb eines Jahres mit insgesamt 420 Damit ist die Bewilligung rechtskräftig. Mit Die SBB verkaufen aber zu wenig dieser neu Streikstunden stellten die Bahnreisenden auf den Bauarbeiten konnte im August 2015 be- geschaffenen Rabattbillette. Deshalb haben eine harte Probe, sorgten für Millionenaus- gonnen werden. Das Projekt Doppelspuraus- der Preisüberwacher und der Verband öf- fälle bei der DB und reichlich Kundenzulauf bau Sarnen Nord umfasst ein zweites Gleis fentlicher Verkehr (VöV) nun weitere Mass- bei den Fernbussen. Die Gewerkschaft der von rund 2 km Länge von der Kreuzungs- nahmen vereinbart. Die SBB verpflichteten Lokomotivführer (GdL) unter ihrem umstrit- stelle im Gebiet Kernsmatt bis zum Bahnhof sich, jährlich einen Gutschein an alle 2,3 tenen Chef Claus Weselsky dürfte ihren Sarnen sowie die neue Haltestelle „Sarnen Millionen Halbtax-Kunden abzugeben. Vor- Aufstand als Erfolg sehen, dann sie kam am Nord“. Bauherrin ist die Zentralbahn, welche erst soll es mindestens in den Jahren 2015 Ende nach einer erfolgreichen Mediation mit auch die neue Haltestelle im Auftrag des und 2016 eine solche Aktion geben. Ende wichtigen Anliegen durch. Die gute Nach- Kantons Obwalden erstellt. Die Gesamtkos- August trudelten die ersten Gutscheine bei richt: Mindestens bis September 2016 sind ten belaufen sich auf rund 30 Mio. Franken. Halbtax-Kunden ein. (lo) Streiks ausgeschlossen. (lo) (jpb)

Erfolg für Zentralbahn Sommerhitze und Chaos Die Zentralbahn (zb) blickt auf das erfolg- Kaum hatte die Deutsche Bahn ihr Streikpro- reichste Geschäftsjahr seit der Fusion im Jahr blem gelöst, setzte die extreme Hitze dieses 2005 zurück. Sie steigerte die Verkehrserträ- Sommers das Bahnunternehmen unter ge erstmals auf über 30 Mio. Franken und Druck. Etliche Klimaanlagen in ICE-Zügen schliesst das Jahr mit einem Gewinn von fielen aus, Störungen an Stellwerken stellten 5,3 Mio. Franken ab. Der im Dezember sich ein. Verspätungen und Totalausfälle wa- 2013 eingeführte Fahrplan kommt laut Me- ren an der Tagesordnung, teilweise herrsch- dienmitteilung der zb bei den Fahrgästen te Chaos pur. Das Bild zeigt, wie Sitzplätze sehr gut an: 26 % mehr Fahrgäste und über in ICE-Wagen gesperrt werden, wenn die 16 % mehr Personenkilometer sind das Re- Klimaanlage versagt. (lo) sultat. Zudem konnte die Zentralbahn die Fahrplanstabilität verbessern, was sich wie- derum positiv auf die Pünktlichkeit auswirk- 85 Jahre Glacier-Express te. (pd) In diesem Sommer konnte der Glacier- Express seinen 85. Geburtstag feiern. Am Gut wird teurer 25. Juni 1930 fand die Jungfernfahrt des Glacier-Express zwischen Zermatt und Bahnen und Busse wollen differenzierte Ta- St. Moritz statt. Dies war der Start einer rife einführen, attraktive Strecken teurer touristischen Erfolgsgeschichte. Mittlerwei- machen und von den auf Kilometer berech- le sind jährlich zu allen Jahreszeiten rund neten Tarifen immer mehr weg kommen. 200 000 Gäste aus rund 120 Nationen auf „Gute Verbindungen werden teurer“ titelte dieser geschichtsträchtigen Strecke unter- die „NZZ am Sonntag“ einen entsprechen- wegs. Einer der wohl berühmtesten Luxus- den Artikel von Ende August. In der Praxis züge der Welt fährt durch 291 Tunnels, über dürfte dies dazu führen, dass attraktive und 91 Brücken und durch drei Kantone. Legen- stark benützte Strecken wie etwa Zürich– där ist auch das Schräg-Glas, das rechtzeitig Bern teurer werden und die Bahnen dort die am Esstisch gedreht werden muss, wenn der Kaufkraft der Kunden stärker abschöpfen. Zug auf- und abwärts fährt und so insgesamt Gemäss Ueli Stückelberger, Chef des Ver- einen Höhenunterschied von 1500 Metern bandes öffentlicher Verkehr (VöV), könnte überwindet. (pd) auf peripheren Strecken ohne Angebotsaus- bau hingegen einmal gänzlich auf Preiserhö- hungen verzichtet werden. Geplant ist, dass das neue System 2017 erstmals angewendet wird. (lo)

14 InfoForum 3/2015 Aktuell Ein trinationales Tramnetz Nach dem Ausbau der Basler Tramlinie 8 nach Deutschland steht die Verlängerung der Linie 3 nach Frankreich auf der Agenda.

wesentlich höher als erwartet. „Wir liegen 25 Verlängerung der Linie 6 von Riehen-Grenze bis Prozent über den Planspielen und das schon nach Lörrach, zumal hier bereits die von den nach wenigen Monaten“, sagte Alain Groff, SBB betriebene Wiesental-S-Bahn verkehrt. Ge- Leiter des Basler Amtes für Mobilität, diesen träumt wird auch von einer möglichen Integra- Sommer der „Badischen Zeitung“. Der Fahrplan tion von Grenzach-Wyhlen ins Basler Tramnetz. wurde bereits verdichtet. Allerdings gefällt der Erfolg des Trams nicht allen. Vor allem Basler Gewerbekreise monieren, dass mit Schweizer Passagierrechte stärken Geld der Einkaufstourismus nach Deutschland angekurbelt und finanziert werde. Das Tram 8 Der Bundesrat hat Ende August die Vorlage hält direkt vor dem beliebten Einkaufszentrum zur Organisation der Bahninfrastruktur Rhein-Center in Weil-Friedlingen. Die Stadt ent- (OBI) in die Vernehmlassung geschickt. Der gegnet, dass die Einkaufstouristen sonst wohl Bundesrat will die Rechte der Reisenden mit dem Auto unterwegs wären. im Eisenbahn- sowie im internationalen Fernbusverkehr an die Standards der EU „Maison du Tram“ eröffnet angleichen, um Lücken zu schliessen und Unabhängig von dieser Diskussion steht bereits den öffentlichen Verkehr weiter zu stärken. ein neues Projekt in Richtung Frankreich an: Die Die Verkehrsunternehmen sollen verpflich- Linie 3 vom Basler Nordwesten zum Bahnhof tet werden, die Reisenden über Verspä- Saint-Louis. Auf französischer Seite hat man be- tungen oder Ausfälle und ihre Rechte zu reits mit den Vorarbeiten für die 4,1 Kilometer informieren. Vorgesehen ist auch, dass lange Strecke begonnen. Auf Schweizer Seite die Verkehrsanbieter bei Verspätungen ab soll der Baubeginn in diesem Herbst erfolgen. 60 Minuten eine Entschädigung bezahlen „Die Verlängerung der Linie 3 zwischen der müssen. Diese kann über die Entschä- Takt verdichtet: Das Basler Tram 8 nach Weil am Rhein. heutigen Endstation ‚Burgfelden Grenze‘ und digungen hinausgehen, die heute von Bilder: Gerhard Lob dem westlichen Bahnhofsteil von Saint-Louis einigen Bahnen bereits freiwillig entrichtet gibt einen Impuls für das weitere Zusammen- werden. Geregelt werden sollen auch die wachsen der trinationalen Region“, heisst es Pflichten der Unternehmen bezüglich Rück- Gerhard Lob Die von Kleinhüningen bis Weil am im Projektbeschrieb zur Linie, die durch bisher oder Weiterreise. Im Bahnverkehr soll die Rhein (Deutschland) verlängerte Tramlinie 8 der noch unerschlossene Gebiete führt. Fast 100 Entschädigungsregelung im internationalen Basler Verkehrsbetriebe ist seit Dezember 2014 Millionen Franken kostet diese Linie, die Ende Verkehr und im nationalen Fernverkehr in Betrieb. Die Eröffnung der grenzüberschrei- 2017 in Betrieb genommen werden soll. „Ich gelten. Die Gesetzesänderungen werden tenden Tramlinie stellte eine Premiere dar: Zum bin seit dem Tram 8 viel, viel optimistischer, dass auf Verordnungsstufe konkretisiert. ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wurde auch die verlängerte 3 einschlägt“, meint Alain Die Vorlage des Bundesrats zur Organisa- ein Trambetrieb zwischen Deutschland und der Groff. Im Mai wurde in Saint-Louis das Informa- tion der Bahninfrastruktur ist im Internet Schweiz wieder aufgenommen. tionszentrum „Maison du Tram“ eröffnet. abrufbar, genauso wie der erläuternde Mit 100 Millionen Franken hatte dieses Pro- Noch nicht spruchreif, sondern nur ange- Bericht zum Vernehmlassungsverfahren. jekt einen stolzen Preis. Doch die Verlängerung dacht ist bis anhin eine Verlängerung der Linie Die Vernehmlassung dauert bis am 30. der Linie kommt bei der Bevölkerung gut an. 11 nach Saint-Louis. Bisher endet diese Linie an November 2015. Mit 8000 Fahrgästen am Tag ist die Nachfrage der Grenze Saint-Louis. Dies gilt auch für eine

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… und DANIEL JOSITSCH THOMAS in den Ständerat

HARDEGGER bisher in den Nationalrat | LISTE 2

Aktuell 3/2015 InfoForum 15 Der Patient will nicht genesen Der Zugsverkehr am Gotthard bleibt unzuverlässig: Probleme gibt es auch mit dem neuen Rollmaterial.

Kurt Schreiber Zugreisen in den Süden sollen Milano wegen technischer Probleme 66 Mi- Aufgrund dieser unhaltbaren Situation for- zuverlässiger werden. Dazu haben die SBB die nuten. Der Zug konnte in der Folge nicht nach dert Pro Bahn Schweiz dreierlei: Fahrzeiten ausgedehnt. Diese entsprechen nun Milano zurückfahren. Er wurde nicht durch ei- • baubedingte Einspurabschnitte verkürzen in etwa dem Niveau der 1950er Jahre. Zwar nen Ersatzzug ersetzt, dafür mussten Reisende um das Verspätungsrisiko zu minimieren werden inzwischen auch die acht zusätzlich be- dreimal umsteigen (Arth-Goldau, Lugano und • verspätete Triebzüge mit lokbespannten Er- stellten Triebzüge der Serie ETR 610 eingesetzt, Chiasso), bis sie – mehr als eine Stunde zu spät satzzügen von und ins Tessin mit IC-Komfort welche Zuverlässigkeit garantieren sollten. Doch – endlich in Milano ankamen. Im Tessin war kein ersetzen und dort einmaliges Umsteigen auf dies trifft nur bedingt zu, denn Pro Bahn Schweiz Personal vorhanden, welches den gestrandeten S-Bahn-Züge nach Milano vorsehen ist von verschiedenen Seiten darauf hingewie- internationalen Reisenden behilflich gewesen • bei Triebfahrzeugbeschaffungen den Heim- sen worden, dass Verspätungen und Zugsausfäl- wäre. „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, so die vorteil ausnützen le nach wie vor zu häufig vorkommen. Devise in der Schweiz. Anders in Italien: Dort So ist ein Eurocity nach Zürich in Monza um war ab Como Personal vorhanden, welches den Die negative Entwicklung am Gotthard hat fünf Minuten verspätet abgefahren. Es war Kundinnen und Kunden weiterhalf. Es ist also ab 1990 mit der Einführung von Triebzügen aus nicht möglich, diese Verspätung in der Schweiz nicht immer die böse Trenitalia. Die Probleme Italien eingesetzt. Sie wurde fortgesetzt mit der aufzuholen. Vielmehr wurde dieser Zug einfach liegen bei den SBB, denn die neuen internati- Bestellung von ETR-610-Zügen bei Alstom Italia. in die Fahrlage eines normalen ICN verlegt, was onalen Triebzüge sind nicht viel zuverlässiger Einzig die schweizerischen ICN-Triebzüge ver- eine Ankunftsverspätung von über zwanzig als ihre Vorgänger, die ETR 470. Kommt dazu, mögen zu befriedigen – im landesinternen Ver- Minuten in Zürich auslöste. Weil die Anschluss- dass wegen Bauarbeiten lange Einspurabschnit- kehr. So muss im internationalen Verkehr auf die züge bereits weg waren, erhöhte sich die ge- te eingerichtet worden sind, was die Kapazität „Giruno“-Triebzüge von Stadler gehofft werden. samte Reisezeit für manche Fahrgäste um wei- der Gotthardlinie massiv einschränkt und zu Bis das soweit ist, werden allerdings noch Jahre tere dreissig Minuten. Viel schlimmer traf es die Verspätungen führt. Entwarnung kann keine vergehen, und unter dem verfehlten Konzept am Reisenden einer weiteren Eurocity-Verbindung: gegeben werden, da diese Arbeiten noch lange Gotthard werden die Reisenden im internationa- In Zürich betrug die Ankunftsverspätung aus nicht abgeschlossen sind. len Verkehr noch lange zu leiden haben.

Hitzesommer bei der Bahn oder Empfehlungen zur Selbsthilfe

Kurt Schreiber Extreme Temperaturen setzen chen Problemen führen und ist auch schon Notvorrat mitnehmen allen Verkehrsträgern immer wieder zu, so vorgekommen. Aber auch Selbsthilfe ist empfehlenswert. auch der Eisenbahn. Im Sommer waren die Bei den Pfadfindern gab und gibt es das SBB von verschiedenen Zwischenfällen be- Frischluft nötig sogenannte „Notpäckli“ mit einer elastischen troffen. In einzelnen Fällen mussten Reisende Deshalb hat Pro Bahn Schweiz gefordert, Binde, einer Schnur und weiteren Utensilien über eine Stunde warten, bis sie endlich aus dass in solchen Fällen die Interventions- für einen Notfall. Für bahntechnische Notfäl- den überhitzten Zügen befreit wurden. In zeit massiv verkürzt wird, die Reisenden le empfiehlt es sich, ein „Notpäckli“ aus min- einem besonders krassen Fall dauerte es volle mit Trinkwasser zu versorgen sind und wo destens einem halben Liter Trinkwasser und 100 Minuten länger, bis der entsprechende immer möglich die Zufuhr frischer Luft zu einem bis zwei Äpfeln pro Person mitzuneh- Zug endlich in Zürich HB ankam. gewährleisten ist. Tatsächlich gibt es klima- men. Da deswegen die Verdauung angeregt tisierte Eisenbahnfahrzeuge, wo die Fenster werden könnte, empfiehlt Pro Bahn Schweiz, „Isolation“ von verspäteten Zügen wenigstens spaltbreit geöffnet werden generell vor jeder Zugsfahrt Blase und Darm Auswirkungen lassen sich so für die übrigen können, um frische Luft hereinzulassen. zu entleeren, denn es kann durchaus auch Passagiere in Grenzen halten und gegen die Dies sollte bei allen solchen Fahrzeugen die vorkommen, dass die einzige Toilette im Zug Anwendung dieses Vorgehens ist eigent- Regel sein. Es darf auch nicht mehr vorkom- defekt ist. Allerdings wird in Notfällen guter lich nichts einzuwenden: Damit bleiben die men, dass die Passagiere eines defekten Rat teuer sein. Pro Bahn Schweiz kann und Pünktlichkeitswerte hoch und der Bonus Zuges über 100 Minuten zu spät an ihrem will dafür keine Empfehlungen abgeben, für Pünktlichkeit ist gesichert. Doch wenn Bestimmungsort eintreffen, wie das diesen bleibt aber bei der Forderung: Jeder Triebzug bei brütender Hitze über eine Stunde lang Sommer geschehen ist. Auch sie dürfen oder jede Zugseinheit muss mit mindestens auf Hilfe gewartet werden muss, dauert erwarten können, dass das Ausmass von zwei Toiletten ausgerüstet sein (1 x behinder- das zu lange. Kommt dazu, dass in solchen Verspätungen in Grenzen gehalten werden tengerecht, 1 x normal), nur so lassen sich Fällen die Klimaanlage ausfällt, keine Fenster kann. Erfreulich ist, dass die SBB das Pro- negative (für Kundinnen und Kunden) und geöffnet werden können, Luft verbraucht blem erkannt und versprochen haben, für unappetitliche (fürs Personal) Konsequenzen und stickig wird. Das kann zu gesundheitli- Abhilfe zu sorgen. vermeiden.

16 InfoForum 3/2015 Aktuell Doppelspurausbau Lötschberg-Basistunnel

Die BLS schreibt die Arbeiten für die Planung des Weiterausbaus des Lötschberg-Basistunnels öffentlich aus.

PD Der Lötschberg-Basistunnel wurde aus fi- BLS vorbereitet und sollen 2016 beginnen. Des- nanzpolitischen Überlegungen in einer ersten halb hat BLS am 17. August 2015 den Auftrag Etappe nur reduziert gebaut und 2007 in Be- für die Planung des Weiterausbaus des Lötsch- trieb genommen. Von den 34,6 Tunnelkilome- berg-Basistunnels öffentlich ausgeschrieben. Die tern sind heute 21 Kilometer im Abschnitt Fru- Ausschreibung umfasst die Planungsarbeiten des tigen–Ferden nur einspurig befahrbar. Auf 15 Teilausbaus sowie als Option den Ausbau Fer- Kilometern zwischen Mitholz und Ferden be- den–Frutigen. Die BLS stellt so die Kompatibilität steht eine zweite Tunnelröhre im Rohbau ohne zu einem allfälligen Vollausbau sicher. bahntechnische Ausrüstung. Diese lange ein- spurige Strecke führt zu hohen Betriebskosten, Mehr Spielraum bei Fahrplangestaltung engt den Spielraum für die Fahrplangestaltung Der Halbstundentakt im Fernverkehr vom Mit- ein und verunmöglicht eine Ausweitung der be- telland ins Wallis wird erst möglich, wenn zu- reits heute ausgereizten Kapazität für Personen- mindest die 15 Rohbaukilometer bahntech- und Güterzüge. nisch ausgebaut werden. Ein Vollausbau hat Im Rahmen der FABI-Vorlage (Ausbauschritt zusätzliche Vorteile: Er schafft beispielsweise 2025) hat die Bundesversammlung bereits Mittel mehr Spielraum bei der Fahrplangestaltung und für die Planung der bahntechnischen Ausrüstung ermöglicht erhebliche Einsparungen durch die des Abschnittes Ferden–Mitholz bereitgestellt. Redimensionierung der Bergstrecke, die vom Die entsprechenden Arbeiten werden von der Güterverkehr weitgehend entlastet würde.

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Aktuell 3/2015 InfoForum 17 ÖVerreisen

Hochgeschwindigkeitszüge im fernen Osten Chinas Aufstieg zur Hochgeschwindigkeits-Weltmacht und Impressionen einer Fahrt von Xian nach Peking.

Alexander Grass* Die beiden chinesischen Rollm- aterialhersteller CNR und CSR fusionierten am 1. Juni 2015 zum grössten Bahntechnik-Kon- zern der Welt. Der Wert des neuen Megakon- zerns „China Railway Rolling Stock Corporation Limited“ (CRRC) erreicht 121 Milliarden Dollar und ist höher als derjenige des grössten Flug- zeugherstellers Boeing. Die 176 000 Mitarbeiter zählende CRRC stösst damit an die Weltspitze der Rollmaterialhersteller vor. Die chinesischen Eisenbahnkonzerne CNR und CSR haben den europäischen Bahntechni- kern schon vor der Fusion den Rang abgelau- fen. Im Jahr 2009 erzielten die chinesischen Zugbauer noch einen Umsatz von 10 Mia. Euro. 2012 waren es über 20 Mia. Euro. Umgekehrt war die Entwicklung bei den europäischen Kon- zernen. Zusammengerechnet erzielten Bombar- dier, Siemens und Alstom im Jahr 2009 einen Umsatz von 29 Mia. Euro; 2012 waren es noch 17 Mia. Euro. Das zeigt eine Statistik von „SCI Verkehr“. China exportiert Bahntechnik, Lo- komotiven und Zugkompositionen nach Län- dern wie Malaysia, Thailand, Iran, Südafrika, Argentinien oder Brasilien. Beim Aufbau sei- ner Rollmaterialindustrie profitierte China vom Wissenstransfer aus Europa, berichtete die ARD-Sendung „Plusminus“: 2009 habe Sie- mens für 750 Millionen Euro Züge nach China exportiert. Dabei wurde das Entwicklungswis- sen gemäss ARD mit chinesischen Partnern ge- teilt. China hat 24 Mia. Euro in die Entwicklung des CRH380 (China Rail High Speed) investiert und verfügt so seit 2009 über – zu 90 Prozent selbst entwickelte – Hochgeschwindigkeitszüge der neuesten Bauart. Gemäss www.hochge- schwindigkeitszuege.com ist der CRH380 der schnellste Serienzug der Welt.

673 Millionen Fahrgäste Die jetzt zur CRRC zusammengelegten CNR und CSR beherrschten den chinesischen Heim- markt zu 90 Prozent. Und China ist weltweit führend beim Hochgeschwindigkeits-Bahnver- kehr. Im Oktober 2014 verkehrten auf dem 12 000 Kilometer langen chinesischen Hoch- geschwindigkeits-Bahnnetz 1300 Hochge- schwindigkeits-Zugpaare. 2008 transportierten die Hochgeschwindigkeitszüge in China noch 128 Millionen Fahrgäste. 2013 waren es schon 673 Millionen. Die Hochgeschwindigkeitszüge befördern doppelt so viele Passagiere wie der Flugverkehr. Die Fahrgäste sind gemäss einer

18 InfoForum 3/2015 ÖVerreisen Umfrage vor allem Geschäftsleute und Besser- verdienende. Weil zugleich preisgünstigere und langsamere Zugverbindungen gestrichen wor- den sind, hat sich das Angebot für die unteren Einkommensklassen verschlechtert. Ziel ist es, alle Metropolen mit über 500 000 Einwohnern mit Hochgeschwindigkeitszügen zu verbinden. Vorläufiger Höhepunkt ist der Plan, die Mongolei im Norden mit Hainan im Süden Chinas mit einer 3000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke zu verbinden. Zahlreiche ökologisch empfindliche Landstri- che wären vom Megaprojekt betroffen. Aber es gibt auch betriebswirtschaftliche Fragezeichen: ein Hochgeschwindigkeitsnetz kann nur dann nachhaltig betrieben werden, wenn die teure Infrastruktur mit vielen Passagieren intensiv ge- nutzt werden kann. Das bisher stürmische Wachstum im Heim- markt scheint sich zu verlangsamen, weshalb die CRRC nun den Erfolg im Export sucht. Ihre Preise scheinen konkurrenzlos – nur dank des technologischen Vorsprungs können die bishe- rigen Weltmarktführer das bessere Preis-Leis- tungs-Verhältnis wahren, schreibt die Frankfur- ter Allgemeine Zeitung (FAZ). Den Sprung nach Europa haben die chinesischen Hochgeschwin- digkeitszüge noch nicht recht geschafft. Die ho- hen Kosten für den Transport nach Europa und auch die Zertifizierung der Züge sind ein Hinder- nis. Auch fehlen Erfahrungen mit langfristigen Geschäftsbeziehungen zwischen chinesischen Rollmaterialherstellern und europäischen Bahn- unternehmen. Das alles erschwert den Eintritt in den europäischen Markt. Doch die deutsche Bahn eröffnet gemäss FAZ im Herbst ein Ein- kaufsbüro in Peking. Es scheint eine Frage der Zeit, bis chinesische Züge auch in Europa rollen. Dass die chinesischen Hochgeschwindig- keitszüge keinen Vergleich scheuen müssen, zeigt eine Fahrt von Xian ins 1200 km ent- fernte Peking. Der Zug schafft die Strecke in 4 Stunden 37 Minuten, also mit durchschnittlich 260 km/h. Die Beinfreiheit ist phänomenal; Ste- wardessen betreuen die Passagiere während der Fahrt; nach jedem Bahnhofhalt wird der Boden feucht aufgewischt. Die Sessel sind so breit und komfortabel wie in der ersten Klasse Xian – ein neuer Bahnhof für Hochgeschwindigkeitsbahnen wurde ausserhalb einer Airline. Die Fahrt im chinesischen Hochge- des Stadtzentrums erstellt (links); Blick ins 1.Klasse- schwindigkeitszug ist für SBB-gewohnte Bahn- Abteil (oben); nach jedem Halt wird der Boden feucht aufgewischt; dank Mini-Bar werden Bahnkunden stets kunden eine Reise in einer neuen Dimension. mit frischem Obst versorgt und die tägliche Volks- Bahnzeitung empfiehlt sich als Reiselektüre. *Der Autor ist Tessin-Korrespondent von Radio SRF und Bilder: Alexander Grass berichtet regelmässig über Bahnthemen.

ÖVerreisen 3/2015 InfoForum 19 Unter- und oberirdisch in London

Die neue Durchmesserlinie Crossrail in der britischen Metropole steigert die Kapazitäten und verkürzt die Fahrzeiten.

Anita Green London ist immer eine Reise wert. Und mit den stetigen Verbesserungen im öf- fentlichen Verkehr wird es für Besucher immer einfacher, die gewünschten Ziele zu erreichen. Ganz aktuell ist das Projekt Crossrail, eine neue Ost-West-Verbindung mit teilweise völlig neu- en Trassen, welche die Reisezeit vom Flughafen Heathrow bis zum Wirtschaftszentrum Canary Wharf dereinst von 71 Minuten auf 40 Minuten verkürzen wird – eine grosser Vorteil für viele Ge- schäftsleute, aber natürlich auch für Touristen. Crossrail soll bis Ende 2019 stufenweise in Betrieb genommen werden – nach der offizi- Schienenverkehr, Seilbahn: London nutzt alle Möglichkeiten. Bild: Anita Green ellen Eröffnungsfeier im Dezember 2018. Seit Ende Mai wird ein Vorlaufbetrieb zwischen Li- rungskapazitäten nötig. Geplant sind höhere eine weitere Sehenswürdigkeit, die schon bald verpool Street und Shenfield auf einer existie- Frequenzen und längere Züge sowie neue Lini- der neue Höhepunkt einer jeden London-Reise renden Trasse durchgeführt. Mit einer Länge en, etwa eine Umsteigemöglichkeit auf Crossrail werden dürfte: The Shard. Als höchstes Gebäu- von mehr als 100 Kilometer von Maidenhead in Farringdon und eine direkte Verbindung mit de Europas mit 310 Metern bietet dieser Wol- bis Shenfield, inklusiv einer kurzen Seitenlinie St. Pancras International. Auch eine Neustruktu- kenkratzer einen fantastischen Blick auf die mar- nach Abbey Wood, soll diese neue Regionalex- rierung des Bahnhofs London Bridge ist geplant; kantesten Sehenswürdigkeiten der ganzen Stadt presslinie die wichtigste Bahnhöfe und Umstei- es handelt sich um eine sehr komplizierte Ange- bis zu den naheliegenden Hügeln. Eine eigene gepunkte in London verbinden, mit 24 Zügen legenheit, weil die Arbeiten unter laufendem Be- Erfahrung ist die „Emirates Olympia Cable Car“, pro Stunde in jede Richtung und 40 Haltestel- trieb erfolgen müssen. Dieser Bahnhof bestand eine Seilbahn über die Themse, strategisch ge- len. Ungefähr 21 Kilometer neue Tunnels bein- ursprünglich aus vier verschiedenen Teilen, für baut im neuentwickelten Wohn- und Geschäfts- haltet dieses Projekt, dessen Gesamtkosten sich die jeweils ein eigenes Unternehmen verantwort- quartier beim O2 (früher Millenium Dome), wo auf gewaltige 14,8 Milliarden britische Pfund lich war. Nichts zu tun mit Eisenbahnverkehr hat es bisher keine Brücke gibt. belaufen (zirka 22 Milliarden Franken).

200 Millionen Passagiere erwartet Erfolg für die Oyster-Card Im Rahmen einer Studienreise der Schweizer Dieses Ticket-System war 2003 für den öffent- Bahnjournalisten konnte ein Eindruck vom lichen Verkehr in Greater London entwickelt Crossrail-Projekt gewonnen werden. Sehr ein- worden und ist zu einer Erfolgsgeschichte für drücklich war der Besuch der Baustelle des neu- Millionen von Kunden geworden. Mit einem en unterirdischen Bahnhofs Canary Wharf, der Mifare-RFID-Chip ausgestattet wird diese unter dem Hafenbecken als Erweiterung zum elektronische Fahrkarte im öffentlichen Perso- existierenden Bahnhof verwirklicht wird. Es wird nennahverkehr der Stadt London und in der damit gerechnet, dass 200 Millionen Passagiere National Rail in Greater London verwendet, in- sowie ein eventuelles Restguthaben wird bar pro Jahr die neue Linie benutzen werden, daher klusiv Busfahrten und einige Flussfahrten. Die ausbezahlt. Es gibt verschiedene Varianten: wird alles sehr grosszügig und mit möglichst Oyster-Card kann an den meisten Bahnhöfen, Prepaidkarten, Zeitkarten, Touristenkarten einfachen Umsteigemöglichkeiten angelegt. in Geschäften sowie an speziellen Automaten usw.: Meistens muss die Karte nicht nur beim Ein weiteres Projekt in London ist die Opti- gegen ein Pfand von fünf Pfund erworben Betreten, sondern auch beim Verlassen des mierung von Thameslink. Dieses Regionalzug- werden. Mit Ausnahme der „Visitor Oyster Bahnhofes ebenfalls an ein Lesegerät gehalten System bietet Nord-Süd-Verbindungen zwischen Card“ können die Karten an den Verkaufsstel- werden. Ein Vorbild für den SwissPass der Bedford und Brighton, inklusive Flughäfen Luton len zurückgegeben werden, und das Pfand Zukunft? und Gatwick. Auch hier sind höhere Beförde-

20 InfoForum 3/2015 ÖVerreisen Ein wichtiger Schritt für ein Umdenken Südfrankreich: Nach 84 Jahren ohne Personenverkehr wurde der Bahnbetrieb auf der Strecke Avignon TGV– Avignon–Carpentras wieder aufgenommen.

Walter Finkbohner Nach 84 Jahren ohne Perso- nenverkehr auf der Schiene kehrte am 25. Ap- ril 2015 erstmals wieder ein fahrplanmässiger Regionalzug in die südfranzösische 30 000-See- len-Stadt Carpentras zurück. Der elegante Re- gionalzug „Régiolis“ eröffnete damit ein neues Kapitel im über Jahrzehnten vernachlässigten öffentlichen Verkehr in der touristisch wichti- gen „Haute Provence“. Die umtriebige Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) hat in den letzten Jahren diversen Regionalbahnen neues Leben eingehaucht und dies durchwegs mit gu- tem Publikumserfolg. Das Projekt erhielt am 3. August 2012 die in Frankreich wichtige gesetzliche Grundlage zur Wiederinbetriebnahme der bereits 1938 für den Personenverkehr stillgelegten Linie von Carpentras bis Avignon und Avignon TGV mit Régiolis-Zug: Alternative der staatlichen „Declaration d’utilité publique“. zum Auto. Damit waren die meisten Stolpersteine zum ei- Bild: Walter Finkbohner gentlichen Wiederaufbau der 16,9 km langen, nicht elektrifizierten und einspurigen Stichstre- cke vom Bahnhof Sorgues-Châteauneuf-du- bequeme Reise zu ermöglichen. Im Vordergrund wenn die Zugszahl noch auf 16 Kurspaare pro Pape (an der Hauptstrecke Lyon–Marseille) nach stand dabei der grosszügig realisierte Umsteige- Tag beschränkt ist, aber doch in den Hauptver- Carpentras aus dem Weg geräumt. bahnhof Carpentras mit 16 neuen Busperrons kehrszeiten bereits ein 30-Minuten-Takt ange- Bereits am 27. Januar 2014 konnte nach der sowie 253 Parkplätzen gleich neben dem nicht boten wird (Stand: 31. August). Fertigstellung der 1,5 km langen Anschluss- minder grosszügigen Bahnhofspavillon. Erleichtert wird das Umsteigen auch durch strecke auch das Zentrum von Avignon an die Kostentreibend beim Wiederaufbau der Stre- die fünf SNCF-„Régiolis“-Züge (Stückpreis: 7,5 „Méditerranée“-Hochgeschwindigkeitsstrecke cke waren die neuen Sicherheitsnormen längs Mio. Euro, 220 Sitzplätze) mit ihrem hohen angebunden werden. Sie trägt den treffenden der Einspurstrecke und rund um die Bahnhöfe: Komfort bereits in der zweiten Klasse. Die Züge Namen „Virgule“ („Komma“). Mit ihr will man Kilometerlang schützen mannshohe Zäune auf sind durch Personal der SNCF in schmucken versuchen, den Modalsplit von nur 10 Prozent der offenen Strecke die Züge vor Menschen Uniformen begleitet. Vom TGV-Bahnhof bis Busreisenden am TGV-Bahnhof Avignon um- und Tieren. Die Gleisanlagen in den Bahnhöfen nach Sorgues-Châteauneuf-du-Pape fahren sie zukehren: 90 Prozent der Fahrgäste erreichten selbst sind durch hohe Eisengitter mit wenigen unter dem 1500-Volt-Fahrdraht, bis nach Car- oder verliessen den TGV bisher mit ihrem Pri- Zugängen gesichert, die nach dem letzten Zug pentras mit Diesel. vatauto, nur 10 Prozent reisten mit dem Bus, geschlossen werden. Alle Bahnhöfe wurden mit Im Pavillon von Carpentras befindet sich die welcher 15 Minuten Fahrzeit bei freien Strassen Hochperrons ausgerüstet. Verkaufsanlage der SNCF mit drei Schaltern benötigte. Bei Stau natürlich mehr. Der neue mit Schiebefenstern. Das Verkaufspersonal Zug schafft die Strecke bis zum zentral gele- Bahnentwöhnte Bürger entscheidet selbst, ob es die Kunden durch die genen Hauptbahnhof von Avignon in 6 bis 7 Zum Angebotskonzept – welches mit täglich Glasscheibe oder am offenen Schalter bedienen Minuten. In weiteren 30 Minuten erreicht man 4000 Fahrgästen rechnet – gehört die direkte will. Im gleichen Pavillon, aber örtlich von den Carpentras. Anbindung von Carpentras an das dicht befah- SNCF-Diensten getrennt, befinden sich auch Die Region PACA und die SNCF hatten die rene TGV-Netz im Bahnhof Avignon TGV. Den die Informations- und Verkaufsanlagen des Bus- Finanzierung von 79,75 Millionen Euro für die bahnentwöhnten Bürgern wird in Prospekten Konsortiums, welches ein recht engmaschiges Gleisarbeiten auf der Strecke und in den beiden vorgerechnet, wie viel Zeit und Geld sie als täg- Busnetz betreibt, das der neuen Bahnverbin- Kreuzungsbahnhöfen Monteux und Carpentras liche oder gelegentliche Kunden sparen. Auch dung angepasst wurde. übernommen. Weitere 20,84 Millionen Euro wenn das Express-Strassennetz um Carpentras In den nächsten Monaten werden zudem in budgetierten die weiteren Partner im Projekt, grosszügig ausgebaut wurde, vor den Toren Carpentras drei Boulevards so umgebaut, damit vor allem die Gemeinden, für die Zufahrten und Avignons staut sich der Verkehr täglich stun- auch Fussgänger bequem und gefahrlos zum die Komfortanlagen in und um die Bahnhöfe. denlang, und die Parkplätze am TGV Bahnhof neuen Bahnhof gelangen können: Die ersten Erklärtes Ziel war es, den zukünftigen Fahrgäs- sind limitiert und teuer. Die neu entstandene Schritte für ein Umdenken in der Mobilität sind ten – heute noch meist Automobilisten – eine Bahn bietet hier eine einfache Lösung, auch gemacht.

ÖVerreisen 3/2015 InfoForum 21 Pro Bahn intern

Volksentscheid Gönner Pro Bahn Gemeinden, Firmen, hart wie Gotthardgranit Transportunternehmungen und Organisationen schätzen Symbolisches Feuer gegen die die Arbeit von Pro Bahn. Als Gönnermitglieder (CHF 500. – zweite Gotthardröhre: Die Rede pro Jahr) unterstützen sie uns. von Nationalrätin Regula Rytz im Der Gegenwert: Vorzugstarif Wortlaut. für Inserate im InfoForum.

Wie jedes Jahr entzündete die Alpen-Initiative auch heuer am zweiten August-Wochenende ihr traditionelles Alpenfeuer. Seit 1988 wird mit den Höhenfeuern an den kulturellen Reichtum des Alpenraums erinnert und vor der drohenden Zerstörung des sensiblen Ökosystems gewarnt. Wir drucken hier die Rede, welche Nationalrätin Regula Rytz bei diesem Anlass hielt, ab: „Rund 100 Alpenschützerinnen und Alpen- schützer sind heute auf den Gotthardpass ge- wandert. So wie die Händler und Säumer, die über Jahrhunderte hinweg Wein, Käse, Reis und Getreide über den Pass schleppten. Oder wie die

italienreisenden Schriftsteller und die Lebensre- Nationalrätin Regula Rytz� Bild: Alpen-Initiative former vom Monte Verità. Ganz altmodisch, mit Muskelkraft. Leuthard und die Mehrheit des Parlamentes wol- Normalerweise geht es heute schneller zu und len sogar Dynamit und Bohrmaschinen einsetzen, her. Die Welt verändert sich in rasendem Tempo. um das Ja zur Alpen-Initiative zu durchlöchern. Auf meinem Smartphone kann ich sehen, ob uns Das werden wir nicht zulassen. Wenn wir hier auf dem Pass in zwei Stunden ein Regen- heute gegen den Bau der zweiten Gotthardröhre schauer oder ein warmes Lüftchen erwartet. Im kämpfen, dann tun wir es wegen den Menschen, Nationalrat diskutieren wir über die vierte Stufe die dies- und jenseits des Gotthardpasses leben. der digitalen Revolution. Und in wenigen Mo- Wir tun es wegen der Natur, den einzigartigen, naten fährt unter uns ein Schnellzug durch den sensiblen Alpenräumen und wegen dem globa- Gotthard-Basistunnel, der die Distanz zwischen len Klimaschutz. Norden und Süden weiter schrumpfen lässt. Pan- Wir tun es aber auch aus Respekt vor unserer ta rhei, kann man da nur sagen. Alles fliesst. Demokratie. Wir können und wir dürfen die Ero- Doch nicht alles ändert sich. Es gibt viele Dinge sion der Volksrechte nicht einfach hinnehmen. in der Schweiz, die beständig sind wie der Gott- Wiederholt hat die Stimmbevölkerung in der hardgranit: Die Berge, die Uhren, die Schokolade, Schweiz, in Uri, im Tessin Nein gesagt zu einer die Konkordanz und natürlich die Volksrechte, zweiten Gotthardröhre und damit zu einer neuen unser schönstes Exportprodukt. Diese Volksrech- Lastwagenflut von Basel/Schaffhausen bis Chias- te sind in Stein gemeisselt, hören wir unter der so. Wir bleiben bei diesem Nein. Denn ein Volks- Bundeshauskuppel immer wieder. Denn das Volk entscheid ist so hart wie Gotthardgranit. ist der Chef und wenn es mal entschieden hat, Ein sehr schönes Argument gegen die zweite dann wird umgesetzt. So will es zumindest die Gotthardröhre habe ich übrigens vor kurzem auf Theorie. der Website von FDP-Präsident Philipp Müller ge- In der Praxis sieht es etwas anders aus. In der lesen. ‚Ich bin liberal, weil mich Tunneldenken im Praxis bekommen unsere beständigen, unveräu- Leben nicht weiterbringt.‘ Dem kann man eigent- sserlichen, ewigen Werte immer mehr Risse. Die lich nichts mehr hinzufügen: Überwinden wir Gemeinden Schokoladenfirmen gehören den Amerikanern, das Tunneldenken, verzichten wir auf die zweite BL: Läufelfingen die lokalen Fussballclubs russischen Oligarchen Gotthardröhre! TG: Frauenfeld und Volksentscheide schmelzen dahin wie Glet- Danke, dass ihr mit uns in die Abstimmungs- ZH: Dietikon, Dietlikon, scher in der Sonne. Vor allem dann, wenn es sich kampagne zieht!“ Dübendorf, Elgg, Meilen, um ökologische Volksentscheide handelt. Alle Rafz, Richterswil, Schlieren, Anmerkung: Pro Bahn Schweiz ist Mitglied der Parteien wollen grün sein, doch wenn es drau- Trägerorganisation des Vereins „Nein zur 2. Gotthardröhre“ Schwerzenbach, Thalwil, fankommt, vergessen sie ihre Versprechen. Doris (www.zweite-roehre-nein.ch) Uetikon, Wädenswil

22 InfoForum 3/2015 Pro Bahn intern Gegenseitige Rücksichtnahme ist gefragt Die jüngste Internet-Umfrage von Pro Bahn Schweiz widmete sich dem Thema „Hunde im Zug“.

Andreas Theiler Die letzte Internet-Umfrage hatte oder auf Sitzen gehalten werden. Vielleicht hat Mitreisende hätten Freude an ihren Hunden. einen fulminanten Start, woraus wir schlossen, dazu unser – gestelltes – Bild zur Umfrage mit- Keine 10 Prozent bemerken Reaktionen von dass wir ein brennendes Thema angeschnitten geholfen. Ängstlichkeit. Bei der Frage des Hundebilletts hätten. Leider flachte die Beteiligung schnell Für eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln (im Normalfall ein halbes Billett zweiter Klasse) ab, und am Schluss machten 110 Personen, sollen aber Hunde wie bisher mitgenommen liegen dagegen die Antworten im erwarteten eine gute Durchschnittszahl, mit. Vier Fünftel werden können. Schliesslich sind je 40 Prozent Rahmen – kaum jemand schätzt das. Interessant haben keinen Hund, ein Fünftel ist glücklicher der Nicht-Hundebesitzer dafür, dass Hunde nicht ist demgegenüber, dass über 80 Prozent trotz- Hundebesitzer. In unseren Augen also ein reprä- auf Sitzen reisen und – noch vier Prozentpunkte dem ein Billett für den Hund kaufen. Schliesslich sentativer Mix. wichtiger – die Hundebesitzer Rücksicht auf Mit- wünscht sich eine ansehnliche Minderheit mehr Die erste, grosse Gruppe der Antwortenden reisende nehmen, die Angst vor Hunden haben. Toleranz von den Mitreisenden, knapp über 50 drückt sich moderat aus: Rund die Hälfte stellt Die Gruppe der Hundebesitzer setzt natürlich Prozent sind so zufrieden, wie es ist. fest, dass Hunde manchmal stören, und für 60 etwas andere Akzente, aber auch mit Augen- Fazit: Mit ein wenig Rücksichtnahme von Prozent stören sie, weil sie Wege versperren mass. Interessant, dass über die Hälfte angeben, beiden Seiten ist ein Hund im Zug kein Problem.

Nationale Wahlen Lugano: è tempo di razionalizzare

Pro Bahn Schweiz ist froh, dass sie auf eine Mattias Schmidt L’Astuti (Associazione Ticinese però cresciuta come numero di linee, densità Delegation von Mitgliedern in unserem Par- Utenti dei Trasporti Pubblici) a fine luglio ha di servizio e di questo ringraziamo l’impegno lament zählen kann. Diese Persönlichkeiten suggerito di cogliere l’occasione delle dimissioni del direttore Franco Greco, al quale facciamo setzen sich für einen gut funktionierenden di Franco Greco, direttore della TPL SA, per ri- i migliori auguri per il suo futuro. La TPL oggi öffentlichen Verkehr ein und verdienen un- flettere sull’organizzazione dei mezzi pubblici a trasporta circa 14 milioni di passeggeri all’anno sere Unterstützung anlässlich der nationalen Lugano, ancora suddivisa su un numero ecces- (dati di fine 2014) il che è un buon risultato ma Wahlen vom 18. Oktober. sivo di aziende. una crescita è possibile. ASTUTI invita le autorità Ecco un estratto del comunicato stampa che a valutare come gestire il futuro del trasporto Ständerat ha avuto un eco grande sulla stampa cantona- pubblico urbano a Lugano e nella sua agglo- Konrad Graber (CVP, LU) le: “Lugano ha un primato poco invidiabile: tra merazione. Oggi tre società gestiscono linee Nationalrat – zweimal auf jede Liste! le città europee ha il maggior numero di auto- urbane e suburbane (TPL, ARL e Navigazione). Edith Graf-Litscher (SP, TG) mobili per abitante. Tutti ne conosciamo le con- Autopostale gestisce prioritariamente il traspor- Margret Kiener-Nellen (SP, BE) seguenze: Lugano soffre di un traffico troppo to extraurbano anche se alcune linee entrano Eric Nussbaumer (SP, BL) forte, incolonnato e inefficiente. Dopo l’aper- ormai nel tessuto urbano. Sarebbe indicata una Roger Nordmann (SP, VD) tura della galleria Vedeggio–Cassarate e l’intro- razionalizzazione con una sola società a gestire Eric Voruz (SP, VD) duzione del PVP i dati pubblicati dal Municipio il trasporto urbano del Luganese (incluse Funi- Thomas Hardegger (SP, ZH) indicano tuttora l’enorme numero di 70 mila colari, FLP e futuro Tram).” Thomas Weibel (GLP, ZH) spostamenti giornalieri in automobile all’interno della città. In questo quadro negativo, la TPL è Rationalisierung nötig Die Tessiner Sektion von Pro Bahn Schweiz nahm Ende Juli die Demission des Direktors Kontakte der öffentlichen Verkehrsbetriebe von Lugano (TPL), Franco Greco, zum Anlass, eine radikale ZENTRALVORSTAND OSTSCHWEIZ ZÜRICH Reform der Organisation des öV im Luganese Kurt Schreiber, Präsident Dr. Benedikt Zeller, Präsident Urs Schaffer, Präsident zu fordern. Die entsprechende Medienmittei- Alte Steinacherstr. 13, 8804 Au ZH Zürcherstrasse 9, 7320 Sargans Flüelastr. 15, 8048 Zürich T 044 781 34 08 T 081 723 05 17 T 044 401 24 35 lung fand ein grosses Echo in den kantonalen [email protected] [email protected] [email protected] Medien. Zentrale Forderung ist die Schaffung eines einzigen Verkehrsbetriebs, welcher die ESPACE MITTELLAND TICINO ASTUTI Aldo Hänni, Präsident Elena Bacchetta, Präsidentin drei existierenden Betriebe ablöst. Neben Böcklinstrasse 13, 3006 Bern Via Pometta 8a, 6500 Bellinzona TPL handelt es sich um die ARL (Autolinee T 031 352 83 46 T 076 474 21 79 regionali luganesi) und die Schifffahrtsge- [email protected] [email protected] sellschaft Luganersee (Navigazione). Obwohl NORDWESTSCHWEIZ ZENTRALSCHWEIZ viel erreicht worden sei, könne eine solche Willi Rehmann, Präsident Karin Blättler, Präsidentin Rationalisierung dem öV wichtige Impulse Postfach 3834, 4002 Basel Hirschmattstr. 54, 6003 Luzern T 061 421 31 80 T 041 210 28 72 verleihen. Lugano ist eine der europäischen [email protected] [email protected] Städte mit der höchsten Autodichte.

Pro Bahn intern 3/2015 InfoForum 23 Sicher unterwegs im öffentlichen Verkehr.

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