Jahrbuch 2018
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Appenzellische Jahrbücher Zum Titelbild Die Reformation hat vor 500 Jahren einen 3 riesen Wirbel ausgelöst. Die Welt stand damals Kopf, und die Auswirkungen sind Heft 145 auch in unserem säkularen Zeitalter noch zu spüren. Das vorliegende Jahrbuch, dessen Umschlag wiederum der Trogner Künstler und Zeichnungslehrer Werner Meier gestaltet hat, geht der Geschichte der Reformation im Appenzellerland und den Folgen nach, kommt dabei um einen Blick nach St. Gallen nicht herum, beleuchtet auch die heutige religiöse Landschaft und fragt nach der Rolle der Landeskirchen in einer nun vom digitalen Hurrikan erfassten, politisch polarisierten Gesellschaft. Die Religion hat, dies ein Befund der Jahrbuchredaktion, ihre Bedeu- tung nicht verloren, aber sie tritt in sehr Appenzellische Jahrbücher individuellen Ausprägungen als Sinnstifterin auf: pantheistisch angehaucht wie im Lands- gemeindelied bei den einen, agnostisch oder mit schwankender Kompassnadel bei anderen. Manche verspüren ein grosses Urvertrauen, das keiner Beweise und Begrün- dungen bedarf. Herausgegeben von der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft H.145 2018 www.aggesellschaft.ch ISSN 1010-4585 2018 Appenzellische Jahrbücher 2018 Heft 145 Herausgegeben von der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft Redigiert von Heidi Eisenhut und Hanspeter Spörri Inhaltsverzeichnis 7 Vorwort 11 Von der Abstellkammer zur «Chambre de réflexion» Ivo Bischofberger 1. 500 Jahre Reformation 28 Die Reformation im Eidgenössischen Ort Appenzell Thomas Fuchs 45 Vadian und die Toleranz Walter Frei 51 Über Gott und die Kirchen 30 Mitglieder der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft äussern sich Heidi Eisenhut 76 Gewissheiten und Zweifel Gespräche über Gott und die Welt mit Fachleuten aus der Welt des Glaubens Hanspeter Spörri Mit Unterstützung der Kantone Appenzell Ausser- und Innerrhoden Umschlag Werner Meier, Trogen Konzept/Redaktion Heidi Eisenhut, Hanspeter Spörri Bildredaktion Heidi Eisenhut, Chronisten Gestaltung/Layout Rolf Egger Druck Appenzeller Druckerei AG, Herisau © 2018 Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft AGG ISBN 978-3-9524790-6-3 2. Chroniken und Nekrologe 190 Bevölkerungs- und Finanzstatistik 2017 der Gemeinden Aus serrhodens und der Bezirke Innerrhodens 102 Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2017 Martin Frei und Susanna Baumberger Jürg Bühler Gemeindechronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2017 Nekrologe: 119 Hinterland, René Bieri 192 Johann Baptist Fritsche, 1925–2018, Rolf Rechsteiner 120 Urnäsch 193 P. Ferdinand Fuchs OFMCap, 1933–2017, Rolf Rechsteiner 122 Herisau 194 Norbert A. Gschwend, 1928–2017, René Bieri 128 Schwellbrunn 195 Beat Wilhelm Halter, 1938–2017, Hans Hürlemann 130 Hundwil 196 Hugo Knoepfel, 1938–2018, Peter Eggenberger 132 Stein 198 Manfred (Mani) Rüesch-Streiff, 1930–2017, Eugen Auer 134 Schönengrund 199 Stefan Sonderegger, 1927–2017, Peter Kleiner, Harald Burger 135 Waldstatt 204 Herta Vitzthum-Nüssly, 1919–2018, Peter Eggenberger 137 Mittelland, Martin Hüsler 138 Teufen 3. Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG) 140 Bühler 143 Gais 206 Protokoll der 185. Jahresversammlung der AGG 148 Speicher 211 Jahresrechnungen 2017 der AGG 151 Trogen 216 Bericht der Revisionsstelle 154 Vorderland, Hanspeter Strebel 217 Institutionen unter dem Patronat der AGG im Porträt I: 155 Rehetobel Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke 156 Wald 219 Verzeichnis der Mitglieder der verschiedenen Kommissionen 158 Grub und der Rechnungsrevisoren 160 Heiden 222 Mitgliederverzeichnis der AGG 164 Wolfhalden 166 Lutzenberg 247 Mitgliederbestand nach Gemeinden 167 Walzenhausen 170 Reute 4. Anhang 171 Landeschronik von Appenzell Innerrhoden für das Jahr 2017 Rolf Rechsteiner 250 Appenzeller Gedächtnis I: Die Kantonsbibliotheken 261 Bildnachweis 262 Autoren, Chronisten sowie Redaktion des Jahrbuchs Vorwort 7 Vorwort Der Einstieg ins diesjährige Jahrbuch gehört der Politik: Ivo Bischofberger, ehemaliger Präsident und Ehrenmitglied der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft, war 2016/17 Ständeratspräsident. An der Jahresversammlung 2017 der AGG in Stein AR sprach er über die Geschichte und Gegenwart der kleinen Kammer, in die er 2007 als Nachfolger von Carlo Schmid gewählt worden war: Während Ständeräte im frühen Bundes- parlament in den Nationalrat drängten, zieht es Volksvertreter heute in die kleine Kammer. Diese hat im Laufe ihrer 169-jähri- gen Geschichte nicht nur an Prestige gewonnen, sondern ist auch wesentlich einflussreicher geworden. Bischofberger zeigte die Gründe auf und erläuterte, weshalb der Ständerat als «Cham- bre de réflexion» heute einen wohltuenden, notwendigen Ge- genpol zu einer lauten, polemischen Politik darstellt. Seine Rede ist auf den Seiten 11 bis 25 im Wortlaut festgehalten. Nach diesem staatskundlichen Auftakt wechseln wir die Pers- pektive und richten den Blick auf ein Ereignis, das vor 500 Jahren auch hierzulande einiges ausgelöst hatte: die Reformation. Ihre gesellschaftsdurchdringenden Auswirkungen haben in allen nachfolgenden Jahrhunderten Spuren hinterlassen. Der Jahr- buchredaktion bietet das Jubiläum deshalb nicht nur Gelegen- heit zu einem kurzgefassten historischen Rückblick auf eine tur- bulente Epoche, sondern auch Anlass, Gott und die Kirchen im 21. Jahrhundert in den Fokus zu nehmen. Einen ausführlichen historischen Rückblick auf das 15. und 16. Jahrhundert liefert der Historische Verein des Kantons St. Gallen: Mit «Auf der Suche nach einem gnädigen Gott» und «Die Reformation bricht durch. Phänomene und Folgen» legte 1 Johannes Huber u. a.: Die Refor- er 2017 und 2018 zwei 300-seitige Bände über die Geschichte der mation in der Ostschweiz. Eine Reformation in der Ostschweiz vor.1 Beide Bücher enthalten Landschaft im kirchenpolitischen Umbruch. Hrsg. vom Historischen auch mannigfaltige Verweise auf das Appenzellerland. In je ei- Verein des Kantons St. Gallen. nem Themenfenster haben sich der Innerrhoder Landesarchi- 2 Bände. Schwellbrunn 2017/18 var Sandro Frefel und der Kurator des Museums Herisau Tho- (= 157./158. Neujahrsblatt). mas Fuchs zudem explizit zu den Ereignissen vor und während 2 Sandro Frefel: Das Land Appen- der Reformation im Lande Appenzell geäussert.2 Der Beitrag zell vor der Reformation. In: 157. von Thomas Fuchs ist in leicht erweiterter Form in das vorlie- Neujahrsblatt (wie Anm. 1), S. 177– gende Jahrbuch eingeflossen: Er bietet einen Überblick über 183; Thomas Fuchs: Die Reforma- tion im eidgenössischen Ort diese bemerkenswerte Epoche appenzellischer Geschichte, in Appenzell. In: 158. Neujahrsblatt der sich bis zur Landteilung 1597 europäisch Beispielhaftes (wie Anm. 1), S. 184–189. zeigt (Seiten 28 bis 44). 8 Vorwort Vorwort 9 Eine weitere Jubiliäumspublikation, die 2017 erschienene Va- sehen, wie sie als Lutheraner mit den hiesigen Gepflogenheiten dianbiographie von Rudolf Gamper, ehemaliger Bibliothekar zurechtkommen (Seiten 76 bis 99). der Vadianischen Sammlung der Ortsbürgergemeinde St. Gal- Das Jahrbuch stellt bewusst die persönliche Sicht auf Glau- len,3 regte den zwischen 1987 und 2001 in Bühler tätig gewese- 3 Rudolf Gamper: Joachim Vadian ben, Kirche und Tradition ins Zentrum und führt deshalb keine nen Pfarrer Walter Frei zu seinem Beitrag «Vadian und die 1483/84–1551. Humanist, Arzt, Grundsatzdebatte über Religion und säkulare Weltsicht, küm- Toleranz» an (Seiten 45 bis 50). Freis Essay ermutigt zu einem Reformator, Politiker. Zürich 2017. mert sich auch nicht um die Skandale, welche in den letzten Jah- Nachdenken über einen vielschichtigen Vadian. Dessen überle- ren und Jahrzehnten weltweit vor allem die katholische Kirche bensgrosses Standbild auf dem Granitsockel beim Marktplatz in erschüttert haben, forscht nicht nach dogmatischen und funda- St. Gallen inspirierte nicht nur den Trogner Künstler Werner mentalistischen Haltungen, die da und dort wirksam sein mö- Meier zur Covergestaltung des aktuellen Jahrbuchs: Walter Frei gen, über die man sich empören könnte, sondern vertraut auf schöpft aus dem «Blick unter den Rock» des Reformators Mut die «Differenzverträglichkeit» seiner Leserinnen und Leser. zum Dialog über Grenzen hinaus und «zu viel Differenzverträg- «Es gibt keine Alternative zu Dialog, Toleranz und Rechts- lichkeit». staatlichkeit, es sei denn der Weg in neue Formen der Barbarei», Differenzverträglich sein – das Wort ist nicht erst im Essay resümierte 2010 der inzwischen verstorbene Theologieprofes- selbst, sondern bereits in unseren Gesprächen mit Walter Frei sor Alfred Jäger aus Urnäsch, 1969 bis 1975 Pfarrer in Wolfhalden aufgetaucht. Im 21. Jahrhundert ist das Bedürfnis nach Spiritua- und Mitgründer des Kirchenblatts «Magnet», in seiner Rede lität nicht kleiner geworden, die Formen der Ausübung jedoch «Kampf der Religionen – Dialog der Religionen» zur Jahresver- sind vielfältiger, offener. Die Menschen verstehen sich als reli- sammlung der AGG vom 20. November 2010 im Hotel Linde in giös autonom, Differenzen haben zugenommen und werden 5 Alfred Jäger: Kampf der Religio- Heiden.5 Die Auseinandersetzungen mit anderen Religionen bis noch weiter zunehmen. «Spiritualität ist ‹in›, aber die Kirchen nen – Dialog der Religionen. hin zum Minarettverbot, aber auch die Bemühungen um Dialog bleiben leer, weil es ihnen nicht gelingt, heutige Sehnsüchte und In: Appenzellische Jahrbücher 138 und Ökumene, um Toleranz und Verständnis gegenüber Min- (2011), S. 14–29. URL: http://doi. Lebensfragen aufzunehmen», schreibt der in Rehetobel wohn- org/10.5169/seals-283422. derheiten und kleinen Glaubensgemeinschaften waren Schwer- hafte evangelische