Diptera: Therevidae) L Michael Drees
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Michael Drees , Die Stilettfliegen des Raumes Hagen Die Stilettfliegen des Raumes Hagen (Diptera: Therevidae) l Michael Drees Stilettfliegen im Raum Hagen Abstract. From 1994 to 2012, the Zusammenfassung. Im Zeitraum von (Westfalen) stiletto-flies in the region of Hagen 1994–2012 wurden die in der näheren (Northrhine-Westphalia, Germany) Umgebung von Hagen (Nordrhein- Allgemeine Angaben zum Naturraum sind were recorded by individual netting Westfalen) vorkommenden Stilettflie - an anderer Stelle veröffentlicht ( Drees and sweeping. The local fauna con - gen erfasst. Dabei kamen nur Einzel - 1997). Hier sei nur kurz auf den Wald - tains eight species, including six of the fang-Methoden zum Einsatz. Die Lo - reichtum, das milde, eher feuchte Klima genus Thereva. The most remarkable kalfauna ist mit acht nachgewiesenen und die meist schweren Böden hinge - species are Pandivirilia eximia and Arten, von denen sechs der Gattung wie sen – Umstände, die anderen Dipteren Thereva oculata; while Th. handlirschi Thereva angehören, nur mäßig arten - (z. B. Syrphiden und Tipuliden) recht and Th. valida were of relatively fre - reich, weist aber mit Pandivirilia exi - günstig, den Thereviden aber eher nach - quent occurrence, Th. nobilitata was mia und Thereva oculata interessante teilig sind. rather scarce. Each species is charac - Besonderheiten auf. Am häufigsten ka - terized by local distribution, preferred men Th. handlirschi und Th. valida vor. So konnten im zwischen 1994 und 2012 habitats, flight period, and abundance; Zu jeder Art werden Flugzeit, Häufigkeit nur acht Arten, somit ein Viertel des in some cases additional observation und Vorzugshabitat angegeben, gele - deutschen Arteninventars nachgewiesen data about live history are presented. gentlich auch Beobachtungen zur Le - werden. Bei den artenreicheren Schweb - bensweise. Die faunistischen (im MTB- fliegen war es im kürzeren Zeitraum von Quadranten-Raster) und phänologi - 1994–1996 mehr als ein Drittel ( Drees schen Daten werden tabellarisch zu - 1997). Nur die Hälfte der nachgewiese - sammen gestellt. nen Stilettfliegen zeigte ein regelmäßi - ges Vorkommen, und als wirklich häufig Key words. Therevidae, Diptera, Northrhine-Westphalia, Germany, Palaearctic kann keine von ihnen gelten. Als Nach - Region, faunistics, phenology, habitat. weismethode bleibt praktisch nur der manuelle Netzfang, da die wenig aktive Lebensweise der Imagines keine speziel - len Ansatzpunkte bietet. Ein Einsatz un - spezifischer Fallen wäre wegen des spär - Allgemeines lichen Auftretens der Zielobjekte zwi - schen den weit überwiegenden Beifän - Die Stilettfliegen sind eine kleinere Dip - chen faunistischen und phänologischen gen kaum vertretbar. Meist sitzen die terenfamilie mit Verbreitungsschwer - Daten. Dazu dürfte neben der relativen Thereviden auf Blättern der Kraut - punkt in trockenwarmen Gebieten, da Seltenheit dieser Fliegen vor Allem auch schicht, mitunter auch auf unbewachse - ihre Larven meist terricol sind und keine Schwierigkeiten mit der Artbestimmung nem Boden oder auf Felsen bzw. Mau - Nässe vertragen. In Deutschland sind sie beigetragen haben. Ihr zumeist starker ern. Blütenbesuch war selten zu beob - mit 32 Arten nicht sehr stark vertreten Sexualdimorphismus und ihre Neigung, achten, je einmal bei Cliorismia rustica (Barkemeyer 1999); nur wenige Vertre - bei unsanfter Behandlung Haare zu ver - und Thereva handlirschi , wobei unklar ter sind allgemein verbreitet, und nur in lieren, was den Habitus stark verändert, blieb, ob dabei überhaupt Nahrung auf - größeren Sandgebieten ist mit häufigem haben zu zahlreichen Mehrfachbeschrei - genommen wurde. Auftreten dieser Tiere zu rechnen. Wäh - bungen geführt. Allein Kröber produ - rend die Ernährung der Imagines noch zierte in der einheimischen Fauna nicht Wie abhängig das Auftreten der Stilett - nicht klargestellt werden konnte, sind weniger als neun Artsynonyme ( Barke - fliegen von der Witterung ist, zeigte sich die Larven arge Räuber von Käfer- und meyer 1999). Die Werke des ersteren noch im letzten Untersuchungsjahr anderen Insekten larven ( Stubbs & Drake Autors sind heute veraltet und können 2012. Im März waren unter Moospol - 2001: 387f.). bestenfalls noch zusammen mit anderer stern auffallend viele „weiße Draht - Literatur benutzt werden. Für die arten - würmer“ zu finden, wohl als Folge der Die Fliegen sind gut mittelgroß, tagaktiv reichste Gattung Thereva steht der Be - trockenen Herbstes 2011. Die Hoffung und oft durch goldene, silbrige oder stimmungsschlüssel von Lyneborg & auf eine gute Flugsaison wurde jedoch zweifarbige Behaarung attraktiv. Zwar Spitzer (1974) zur Verfügung. Ebenfalls enttäuscht. Weil das Wetter in den Mo - ist heute an bunten Bildern in populären sorgfältig für die darin behandelten Ar - naten Mai bis Juli selten mitspielte, ka - Büchern und im Internet (z. B. http:// ten, aber für Deutschland unvollständig, men nur fünf Beobachtungen (vier Ar - home.hccnet.nl/mp.van.veen.therevi - ist die britische Bearbeitung im Werk von ten) zusammen; der August war besser, dae.therevidae.html) genug zu finden, Stubbs & Drake (2001). ist aber für die meisten Arten schon doch mangelt es weiterhin an verlässli - nicht mehr relevant. Larven wurden üb - 43 Entomologische Zeitschrift · Stuttgart · 123 (1) 2013 rigens hin und wieder auch in der Bo - Sie tritt im Untersuchungsgebiet sehr lo - weise: Hagen-Ambrock (2010), Dahl denstreu von Wurzelnischen stehender kal an einigermaßen naturnahen Ufern (2003), Priorei (Süße Epscheid, 2000). Bäume gefunden, wo ebenso wie unter (Schotter mit beigemengtem Sand) der Am NW-Hengsteysee wurde die Art be - Moos ein gewisser Schutz vor Nässe ge - größeren Flüsse auf und wird meist ein - reits 1995 gefunden. geben ist. zeln gefunden. Am 16.VII.1999 wurden jedoch mehrere anscheinend frisch ge - Flugzeit von Ende Juli bis Anfang Sep - Herrn Barkemeyer danke ich für die schlüpfte Imagines beiderlei Geschlechts tember mit Schwerpunkt im August (s. Nachbestimmung einiger Exemplare aus am südlichen Ufer der Ruhr angetroffen. Tab. 2). Thereva handlirschi ist im Hage - den 1990er Jahren. Die meisten dieser Fliegen hatten größe - ner Raum neben Th. valida die häufigste re Defekte an den Flügeln, die meines Er - Art der Gattung und deutlich verbreite - Die erhobenen faunistischen Daten, ins - achtens nicht durch „Abfliegen“ entstan - ter als die bekanntere Th. nobilitata (s. besondere die Zuordnung der Fundorte den sein konnten (dafür reicht die Flug - Tab. 1). Ähnliches wurde in der Tsche - zu Messtischblatt-Quadranten (Vierteln aktivität der Thereviden kaum aus), son - choslowakei festgestellt ( Lyneborg & der Topographischen Karten 1 : 25.000) dern eher beim Auskriechen aus dem Spitzer 1974). Diese Autoren wiesen sind in Tab. 1, die phänologischen Ergeb - steinigen Boden. viele Fehldeterminationen „zugunsten“ nisse in Tab. 2 zusammengefasst. der be kannteren Art nach; mit diesem Cl. rustica wurde lange mit Cl. ardea (Fa - Sogeffekt wird man sicher auch in bricius Kröber Nachgewiesene Arten , 1794) konfundiert (so auch bei Deutschland rechnen müssen. Kröber 1932), von der sie sich vor Allem hatte als Erstbeschreiber von Th. hand - Pandivirilia eximia (Meigen , 1820) im Genitalbau unterscheidet. lirschi seine Art so wenig im Griff, dass er sie gleich noch unter zwei anderen Belege. 1 , Herdecke, Kleff, 31.V.1996; Namen beschrieb ( Barkemeyer 1999); ` Thereva handlirschi Kröber , 1912 1 ´, Hagen-Dahl, Wiesenberg, 26.V.2000; auch zählte er sie 1932 nicht zur deut - 1 `, Hagen, Stadtwald, 1.VI.2009; 1 `, Belege. 1 `, Hagen-Priorei (Scherenberg), schen Fauna. Auf den britischen Inseln Breckerfeld, „Saure Epscheid“, 18.VI. 15.VIII.2001; 1 `, Hagen-Selbecke, 29. ist sie anscheinend auf Schottland be - 2010. Weitere Fundorte: Hagen-Delstern VII.2005; 1 ´, Hohenlimburg (Hassel - schränkt ( Stubbs & Drake 2001: 396), (2012); Ennepetal unterhalb Hohenstein bachtal), 26.VII.2006; 1 `, Hagen-Holt - wo die klimatischen Verhältnisse denen (1996), Breckerfeld-Bühren (2011). hausen, 29.VII.2012; 1 ´, Hengsteysee im Sauerland einigermaßen nahe kom - (Westufer), 18.VIII.2012. Weitere Nach - men dürften. Die recht eindrucksvolle Art ist im Gebiet somit ziemlich verbreitet, wurde aber Tab. 1. Faunistische Daten im Messtischblatt (MTB-) Quadranten-Raster. stets einzeln gefunden. Sie bewohnt klei - ne, nicht allzu feuchte Waldwiesen und Artname / MTB 4510 4610 4611 4710 4711 Quadranten Fundpunkte Lichtungen. Flugzeit von Ende Mai bis Pandivirilia eximia ---4 ---4 --3- 1--- 1--- 57 Mitte Juni (s. Tab. 2) mit Höhepunkt um die Monatswende. Die meisten der auf - Cliorismia rustica --3- 1--- 1--- ---- ---- 34 gefundenen Imagines saßen inaktiv in Thereva handlirschi ---4 ---4 1-3- -2-- 1--- 68 der Krautschicht. Am 26. Mai 2012 wur - Thereva nobilitata ---4 ---- ---- ---- ---- 11 de aber am Rande eines Fichtenkahl - schlags bei Hagen-Delstern (nahe dem Thereva oculata ---- ---- 12-- ---- ---- 22 Brunsbecketal) ein Weibchen bei der Ei - Thereva valida ---4 ---- 1-3- ---- ---- 37 ablage oder wenigstens bei der Suche Thereva strigata ---- ---- -2-- ---- ---- 11 nach geeigneten Ablageplätzen beobach - tet. Es saß an einem Baumstumpf auf der Thereva microcephala ---- ---4 1--- ---- ---- 22 Streu einer Wurzelnische und führte tas - tende Bewegungen mit seiner Hinter - Tab. 2. Phänologische Daten. leibsspitze aus, die schließlich einige Mil - limeter tief versenkt wurde. Zur Siche - Artname / Monat V VI VII VIII IX Von bis Median rung der Art- und Geschlechtsbestim - Pandivirilia eximia 43 00026.V. 18.VI. 31.V. mung wurde es