<<

Inside Deep Throat : Fenton Bailey, Randy Barbato

Autor(en): Schaar, Erwin

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Filmbulletin : Zeitschrift für Film und Kino

Band (Jahr): 47 (2005)

Heft 264

PDF erstellt am: 26.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-865135

Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber.

Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.

Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch

http://www.e-periodica.ch FILMBULLETIN 5.OS NEU IM KINO

INSIDE DEEP THROAT Fenton Bailey, Randy Barbato

Wer sich durch die aktuellen politischen misch ungewöhnlichen Platz des Rachens Auch wenn heute noch auf der rechten Ereignisse, das heisst durch die befand, die amerikanische Gesellschaft so Seite angesiedelte Politiker zu finden sind, Selbstentlarvung des Informanten im Watergate- beeindruckt hat, wie uns das die beiden denen deep throat ein Greuel ist und die Skandal, zum Besuch dieses Films verleiten Regisseure dieser Dokumentation, Fenton Bailey eine harte Bestrafung für pornographische lässt, ist auf der falschen Spur. FBI-Mann und Randy Barbato, weismachen möchten. Versuche fordern, so gelingt es Bailey und Mark Feit, der die Washington-Post-Repor- Und die Talking Heads, die die Relevanz Barbato nicht, überzeugend darzulegen, dass ter Bob Woodward und Carl Bernstein 1972 des Films begründen, kommen doch in allzu die amerikanische Sittlichkeitsgeschichte über die kriminellen Machenschaften der kurzen Statements zu Wort, die eher so da- vergangener Jahrzehnte ohne diesen Film Nixon-Administration unterrichtete und hingesagt erscheinen. Immerhin gelang es hätte umgeschrieben werden müssen und damit zum Sturz des Präsidenten beitrug, wurde den Autoren, Ruth Westheimer, , eine aktuelle Rollback-Bewegung eher wieder «Deep Throat» genannt. Sicher auf Grund Camille Paglia, Erica Jong, , die Zensurstimmung der Nixon-Ära des zur selben Zeit ungemein erfolgreichen Gore Vidal, und viele andere zu befördert hätte. Da scheinen sie doch den Pornofilms gleichen Titels, der die bis gefälligen Aussagen über das ehemalige Gegenstand ihrer Analyse zu wichtig zu nehmen dahin sakrosankten Zensurmassnahmen Objekt der Begierde vor die Kamera zu bringen. und treffen sich dabei mit dem deep Hollywoods in Frage stellte oder auch ausser Kraft deep throat, der schmutzige ldeine THROAT-Regisseur , der sich setzte. Film, der 25 Tausend Dollar gekostet hat und schon als neuer Spielberg gesehen hatte, Und diesem Film gilt der Rückblick, über 600 Millionen in der gleichen Währung inside deep throat ist also eher ein etwas seinem Erfolg, seinen Protagonisten, eingespielt haben soll, wurde in 23 Staaten aufge"blasener" Versuch, ein für jüngere seinen Befürwortern und Gegnern. Wie das der USA verboten. Das mag mit ein Grund Generationen schon historisches Faktum aber so ist mit der Darstellung historischer seines Erfolgs gewesen sein, denn ob eine politisch bedeutender erscheinen zu lassen. Aber Zeitabschnitte, die man selbst erlebt hat, es Oralsex-Szene, wie sie aus dem Original auch dafür fehlt sowohl das filmische Material wie befallen einen Zweifel ob der ausgewählten in dieser Rückschau zu sehen ist, ein so die intellektuelle Uberzeugungskraft. Zeitzeugen, weil es schwer ist, deren Aussagen flächendeckendes Interesse wecken kann, darf mit den eigenen Erinnerungen in selbst für das puritanische Amerika bezweifelt Erwin Schaar Einklang zu bringen. Das alte, aber immer wieder werden. Und ein in den siebziger Jahren neue Problem: Von welcher Seite aus so berühmter Talk-Master wie Stab Regie, Buch: Fenton Bailey, Randy Barbato; Kamera: David wird die Vergangenheit betrachtet und damit behauptet auch: «Ich habe den Film nicht Kempner, Teodoro Maniaci; Schnitt: William Grayburn, auch beurteilt? Vieles wird, vielleicht weil gesehen.» Da die Hersteller des Billigstreifens Jeremy Simmons; Musik: David Benjamin Steinberg; Musik die Konfrontation damit stärker war, von der Mafia für wenig Geld um ihre Rechte Supervision: Bill Coleman übermässig in den gerückt, was gebracht wurden, könnte es auch sein, dass Mittelpunkt Mitwirkende andere Betrachter eher als Nebensache diese dann die Eintrittskarten als die weniger , , Gerard Damiano, Ron Wertheim, abqualifizieren. Die unterschiedliche Betrachtungsweise Geldwäsche zur Grundlage des finanziellen Alan Dershowitz,John Waters, Norman Mailer, Gore kann aber auch durch den Stellenwert Erfolgs machte. Vidal, EricaJong, Hugh Hefner, Camille Paglia, Larry Flynt, eines Films in den verschiedenen Kulturkreisen Vielleicht von Interesse, wenn auch Ruth Westheimer, (Sprecher) verursacht werden. wenig abendfüllend, sind die Schicksale der Produktion, Verleih deep throat hat jedenfalls bei uns Hauptdarsteller Linda Lovelace und Harry Image Entertainment, HBO Documentary Films; Produzenten: Brian Sheila Ne- nicht diese Beachtung oder Einflussnahme Reems, die von den finanziellen Gewinnen Fenton Bailey, Randy Barbato, Grazer, vins; Co-Produzentin: Mona Card; ausführende Produzentin: erzielt, dass wir uns mit ihm in einer Weise wenig zu bekamen. Reems sollte spüren Kim Roth. USA 2004. Dauer: 92 Min. CH-Verleih: Filmcoopi, auseinandersetzen müssten, die unser wegen Obszönität ins Gefängnis, was aber durch Zürich; D-Verleih: Constantin Film Verleih, München moralisches oder sittliches Gefüge zu reflektieren den Beistand von Bürgerrechtlern verhindert hat. Eher war es die nachfolgende Produktion wurde, und Linda konvertierte in den der amerikanischen Pornoindustrie, die Achtzigern zum Feminismus («Every time you see auf Europa überschwappte, dann aber doch me having sex in deep throat, you're eher jugendschützerisch diskutiert und watching me being raped»). Allerdings posierte bekämpft wurde. sie dann zehn Jahre später wieder für Aber es darf wohl auch bezweifelt werden, Nacktaufnahmen in Männermagazinen. 2002 kam dass die Geschichte um die Porno-Queen sie bei einem Autounfall ums Leben. Linda Lovelace, deren Klitoris sich im anato¬