BEGRÜNDUNG

ZUM

BEBAUUNGSPLAN NR. 9 „ÖSTLICH DES PÖTRAUER WEGES“

DER

GEMEINDE WITZEEZE

KREIS HERZOGTUM

BESTEHEND AUS:

TEIL I: ZIELE, GRUNDLAGEN UND INHALTE

TEIL II: UMWELTBERICHT

TEIL I DER BEGRÜNDUNG

Bebauungsplan Nr. 9 „Östlich des Pötrauer Weges“ der Gemeinde Witzeeze Kreis

Verfahrensstand nach BauGB 05.07.2016

§3(1) §4(1) §3(2) §4(2) §4a(3) § 10

Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______

Inhaltsverzeichnis 1. Planungsgrundlagen ...... 2 1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen, übergeordnete planerische Vorgaben ...... 3 1.1.1 Landesentwicklungsplan – LEP (2010) ...... 3 1.1.2 Regionalplan für den Planungsraum I (1998) ...... 4 1.1.3 Derzeit wirksamer Flächennutzungsplan (1963) ...... 4 1.1.4 Landschaftsplan ...... 5 2. Standortprüfung ...... 5

3. Geltungsbereich und Bestandsbeschreibung ...... 6

4. Allgemeiner Planungsanlass ...... 6 4.1 Unterbringungszahlen von Flüchtlingen in der Gemeinde Witzeeze ...... 6 5. Planungsziel ...... 7 5.1 Einzelheiten der Planung ...... 7 5.2 Art der baulichen Nutzung ...... 7 5.3 Maß der baulichen Nutzung ...... 8 5.3.1 Bauweise, Baugrenze ...... 8 5.3.2 Grundflächenzahl ...... 8 5.3.3 Höhe baulicher Anlagen, Anzahl der Vollgeschosse ...... 8 5.3.4 Sozialer Wohnungsbau (§9 Abs. 1 Nr. 7 BauGB) ...... 9 5.3.5 Zahl der zulässigen Wohneinheiten ...... 9 6. Grünordnung ...... 10 6.1 Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz ...... 10 6.2 Erhalt von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen ...... 10 6.3 Private Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Hausgarten“ ...... 11 6.4 Aufschüttungen und Abgrabungen ...... 11 6.5 Oberflächenbefestigungen ...... 12 7. Faunistische Potenzialabschätzung und artenschutzrechtliche Untersuchung ...... 12 7.1 Vermeidungsmaßnahmen und Kompensationsmaßnahmen ...... 13 8. Örtliche Bauvorschriften ...... 13

9. Verkehrserschließung, fließender und ruhender Verkehr ...... 14

10. Ver- und Entsorgung ...... 14

11. Archäologie, Altlasten, Kampfmittel...... 16

12. Auswirkungen dieser Bauleitplanung ...... 16

TEIL 2: UMWELTBERICHT

Anlagen: Anlage 1: Landschaftspflegerischer Fachbeitrag, erstellt durch Planwerkstatt Holzer, Lüneburg (2014/2016) Anlage 2: Faunistische Potenzialabschätzung, erstellt durch Dipl.-Biol. Karsten Lutz (2014/2016)

Hinweis: Die Anlagen sind dem Teil 2 – Umweltbericht – nachgestellt.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

1 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______1. Planungsgrundlagen Die Gemeindevertretung der Gemeinde Witzeeze hat in ihrer Sitzung am 04.12.2013 den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes Nr. 9 für das Gebiet „östlich des Pötrauer Weges“ sowie der 2. Änderung des Flächennutzungsplanes beschlossen. Diese wurden ortsüblich bekannt gemacht. Der derzeit wirksame Flächennutzungsplan der Gemeinde Witzeeze stellt die Fläche des Plangebietes als Fläche für die Landwirtschaft dar. Um das Vorhaben des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze umsetzen zu können, ist eine Änderung des wirksamen Flächennutzungsplanes erforderlich. Die Fläche der 2. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Witzeeze ist deckungsgleich mit dem Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze. Die Gemeinde Witzeeze folgt mit der 2. Änderung des Flächennutzungsplanes dem Entwick- lungsgebot gemäß § 8 Abs. 2 BauGB. Der Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze wird im Parallelverfahren mit der 2. Änderung des Flächennutzungsplanes gemäß § 8 Abs. 3 BauGB durchgeführt.

Stand des Verfahrens Durch das Verfahren nach § 3 Abs. 1 BauGB wurde die Öffentlichkeit frühzeitig über die Inhalte der Planung informiert und konnte sich hinsichtlich vorhandener Anmerkungen und Bedenken zu dem vorgestellten Vorhaben äußern. Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB für den Be- bauungsplan Nr. 9 wurde durch Auslegung in der Zeit vom 28.07.2014 bis 11.08.2014 durch- geführt.

Die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 1 BauGB für den Bebauungsplan Nr. 9 wurde in der Zeit vom 12.07.2014 bis 29.08.2014 durchgeführt. Das Verfahren nach § 4 Abs. 1 dient der Sondierung (sog. Scoping), in dem Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange Gelegenheit gegeben wird, sich zum erforderlichen Umfang und Detaillierungsgrad der Umweltprüfung zu äußern. Die eingegangenen planungs- relevanten Stellungnahmen und Hinweise werden im weiteren Planungsprozess berück- sichtigt. Am 03.02.2016 wurde durch die Gemeindevertretung der Gemeinde Witzeeze der Entwurfs- und Auslegungsbeschluss des Bebauungsplanes Nr. 9 gefasst. Die Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB wurde am 06.02.2016 ortsüblich bekannt gemacht. Die Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange werden mit Schreiben vom 08.02.2016 aufgefordert, ihre Stellungnahme abzugeben. Die Öffentlichkeit und die Behörden und Träger öffentlicher Belange haben gemäß § 3 Abs. 2 BauGB und § 4 Abs. 2 BauGB Gelegenheit ihre Anregungen und Hinweise zur Planung im Zeitraum vom 15.02.2016 bis 15.03.2016 abzugeben.

Die im Rahmen der öffentlichen Auslegung gem. § 3 Abs. 2 BauGB sowie in der Behörden- beteiligung gemäß § 4 Abs. 2 eingereichten Stellungnahmen haben zu vereinzelten Ver- änderungen und Ergänzungen der Planunterlagen zur 2. Änderung des Flächennutzungs- planes der Gemeinde Witzeeze geführt. Aus diesem Grund wurde am 23.03.2016 von der Gemeindevertretung der Gemeinde Witzeeze ein erneuter Entwurfs- und Auslegungsbe- schluss gemäß § 4a Abs. 3 BauGB beschlossen.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

2 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Die erneute Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB wurde am 26.05.2016 ortsüblich bekannt gemacht. Die Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange werden mit Schreiben vom 02.06.2016 aufgefordert ihre Stellungnahme erneut abzugeben. Die Öffentlichkeit und die Behörden und Träger öffentlicher Belange haben gemäß § 3 Abs. 2 BauGB und § 4 Abs. 2 BauGB Gelegenheit ihre Anregungen und Hinweise zur Planung im Zeitraum vom 06.06.2016 bis 20.06.2016 abzugeben.

Gemäß §§ 1 und 1a sowie 2 und 2a BauGB ist eine Umweltprüfung (UP) durchzuführen, deren Ergebnisse in einem Umweltbericht (UB) dokumentiert werden; der Umweltbericht bildet einen gesonderten Teil dieser Begründung (Teil 2). Mit dieser Arbeit wurde das Büro Planwerkstatt Holzer, Sültenweg 40, 21339 Lüneburg beauftragt.

1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen, übergeordnete planerische Vorgaben Die Gemeinden haben Bauleitpläne aufzustellen, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist. Die Bauleitpläne „Flächennutzungspläne“ (vorbe- reitende Bauleitplanung) und „Bebauungspläne“ (verbindliche Bauleitplanung) sind die Steuerungsinstrumente der Gemeinde für eine geplante und städtebauliche Entwicklung des Gemeindegebietes. Die Bauleitpläne sind den Zielen der Raumordnung anzupassen (§ 1 Abs. 3,4 BauGB). Folgende planerische Vorgaben sind bei der Bauleitplanung zur Auf- stellung des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze aus den bestehenden und übergeordneten Fachplänen zu berücksichtigen:

1.1.1 Landesentwicklungsplan – LEP (2010)

Der Landesentwicklungsplan enthält für die Gemeinde Witzeeze die nachfolgenden Dar- stellungen: - Die Gemeinde Witzeeze liegt im ländlichen Raum. - Die Gemeinde Witzeeze grenzt im Osten an einen Entwicklungsraum für Tourismus und Erholung.

Abbildung 1 Auszug LEP 2010, Quelle: www.schleswig-holstein.de

Gemäß LEP können grundsätzlich in allen Gemeinden im Land neue Wohnungen gebaut werden. (…) Der Umfang der erforderlichen Flächenneuausweisungen hängt maßgeblich von den Bebauungsmöglichkeiten im Innenbereich ab (2.5.2, 1G, LEP). Die Innenentwicklung hat Vorrang vor der Außenentwicklung. Neue Wohnungen sind vorrangig auf bereits erschlossenen Flächen zu bauen. Bevor die Kommunen neue, nicht erschlossene Bauflächen ausweisen, ist von ihnen aufzuzeigen, inwieweit sie noch vor- handene Flächenpotenziale ausschöpfen können (2.5.2, 6Z, LEP).

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

3 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______1.1.2 Regionalplan für den Planungsraum I (1998) Der Regionalplan I ist auf der Grundlage des Landesraumordnungsplans Schleswig-Holstein 1998 entstanden und enthält für die Gemeinde Witzeeze die nachfolgenden Darstellungen:  Die Gemeinde Witzeeze ist eine Gemeinde im ländlichen Raum.  Die Gemeinde WItzeeze grenzt im Norden an ein Gebiet mit besonderer Bedeutung für Tourismus und Erholung sowie im Süden an ein Gebiet mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft (Gebiet mit besonderer Bedeutung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems).

Aufgrund der örtlichen Entfernung zum Plangebiet werden die v.g. Gebiete durch das Vorhaben des Bebauungsplanes Nr.9 der Gemeinde Witzeeze nicht Abbildung 2 Auszug RP I 1998, Quelle: beeinträchtigt. www.schleswig-holstein.de

1.1.3 Derzeit wirksamer Flächennutzungsplan (1963) Der derzeit wirksame Flächennutzungsplan der Gemeinde Witzeeze aus dem Jahr 1963 stellt das Plangebiet des Bebauungsplanes Nr. 9 als Fläche für die Landwirtschaft sowie als Landschaftsschutzgebiet („Hohes Elbufer“) dar. Alle Landschaftsschutzgebiete im Kreisgebiet wurden zwischenzeitlich aus formalen Gründen außer Kraft gesetzt. Entsprechend existiert kein Schutzstatus für diese Fläche.

Abbildung 3 Ausschnitt derzeit wirksamer FNP (1963)

Um das Vorhaben des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze umsetzen zu können, ist eine Änderung des wirksamen Flächennutzungsplanes erforderlich. Die Fläche der 2. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Witzeeze ist deckungsgleich mit dem Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

4 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______

1.1.4 Landschaftsplan

In der Entwicklungskarte des Landschaftsplanes wird die nördliche Teilfläche als „Grünfläche mit der Zweck- bestimmung Kleingärten“ sowie die südliche Teilfläche als „Brachfläche mit mittlerer bis trockener Standorte“ dargestellt. Aufgrund des geringen Angebots an Flächen für eine potenzielle Siedlungsentwicklung ist eine Abweichung von den Darstellungen der Entwicklungskarte des Landschaftsplanes hinsichtlich dieses Vorhabens ver- tretbar (vgl. Teil II – Umweltbericht).

Die Gemeinde Witzeeze folgt den Zielen der Raum- ordnung und Landesplanung indem sie durch das Vorhaben des Bebauungsplanes Nr. 9 die Eigenheiten der Umgebung stärkt und weiter ausarbeitet, sowie eine sinnvolle Ortsarrondierung des Gemeindege- Abbildung 4 Ausschnitt Entwicklungskarte des Landschaftsplanes bietes schafft.

2. Standortprüfung Auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung der 2. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Witzeeze wurde eine ausführliche Standortprüfung zur weiteren wohnbaulichen Entwicklung der Gemeinde Witzeeze für das Vorhaben des Bebauungsplanes Nr. 9 durchgeführt. Auf die entsprechenden Ausführungen in der Begründung zur 2. Änderung des Flächennutzungsplanes wird verwiesen.

Die Untersuchung des Innenbereichs der Gemeinde Witzeeze hat ergeben, dass die künftige Siedlungsentwicklung der Gemeinde durch die bestehenden Eigentumsverhältnisse sowie die Geruchsemissionen der aktiven landwirtschaftlichen Betriebe stark vorgeprägt ist.

Nach dem Ausschluss eines Großteils der ermittelten Potenzialflächen (aufgrund von be- stehenden Geruchsemissionen, fehlender Zugriffsmöglichkeiten sowie der vorliegenden Eigentumsverhältnisse) stellen die Fläche 7 (2. Änderung des Flächennutzungsplanes) sowie die Fläche 8 (3. Änderung des Flächennutzungsplanes) mögliche wohnbauliche Entwicklungsflächen im Gemeindegebiet von Witzeeze dar.

Sowohl die Fläche 7 „Pötrauer Weg“ als auch die Fläche 8 „Mühlenkamp“ weisen in ihren Eigenheit Vor- als Nachteile für eine wohnbauliche Entwicklung auf. Nach einer direkten Gegenüberstellung beider Potenzialflächen erweist sich die Fläche 7 besonders aufgrund ihrer ortsarrondieren Lage als die geeignetere künftige Wohnbaufläche.

Aufgrund der ortsarrondierenden Lage der Fläche 7 im Vergleich zur Lage der Fläche 8 im Außenbereich, hält die Gemeinde Witzeeze an der Fläche „Pötrauer Weg“ als Entwick- lungsfläche des Bebauungsplanes Nr. 9 weiterhin fest. Die Fläche des Geltungsbereiches stellt zum derzeitigen Zeitpunkt die am besten geeignetste wohnbauliche Entwicklungsfläche in der Gemeinde Witzeeze dar.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

5 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______3. Geltungsbereich und Bestandsbeschreibung Die Gemeinde Witzeeze liegt unmittelbar westlich des Elbe-Lübeck-Kanals ca. 20 km nord- östlich der Stadt . Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 9 umfasst eine Fläche von ca. 0,3 ha. Die Lage des Plangebietes kann dem dieser Begründung vorausgehenden Lageplan ent- nommen werden. Der Geltungsbereich umfasst das Gebiet:

„Östlich des Pötrauer Weges“.

Das ca. 0,3 ha große Plangebiet liegt im Nordwesten der Ortslage Witzeeze, östlich der Straße Pötrauer Weg. Westlich und südlich grenzen vorhandene Wohnbauflächen an, östlich liegt eine von lockerem Baumbestand geprägte landwirtschaftliche Lagerfläche. Nördlich und nordwestlich liegen Ackerflächen, die an der Straßenfront von Knicks gesäumt sind. Im südlichen Teil der Fläche wurden ehemals kleinflächig Sande und Kies abgebaut.

4. Allgemeiner Planungsanlass Angesichts der starken Nachfrage nach Wohnraum will die Gemeinde Witzeeze dieser durch Schaffung neuer Wohnbauflächen nachkommen. Der Bebauungsplan Nr. 9 schafft die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Entwicklung eines Allgemeinen Wohngebietes (WA) ortsarrondierend am nördlichen Siedlungsrand der Gemeinde Witzeeze. Im Nahbereich der Stadt (ca. 13 km), der Stadt Geesthacht (ca. 20 km) sowie der Hansestadt Hamburg (ca. 50 km) stellt die Gemeinde Witzeeze durch die in diesem Bereich gut ausgebaute Infrastruktur einen interessanten Wohnstandort für Pendler dar. Zudem macht die landschaftlich reizvolle Lage in der Nähe des Elbe-Lübeck-Kanals die Gemeinde Witzeeze gleichzeitig zu einem ansprechenden Wohnumfeld für Familien. Die gemeindeeigene Fläche am nördlichen Siedlungsrand wird als Allgemeines Wohngebiet (WA) unter Berücksichtigung der gegebenen Parameter wie naturräumliche Gegebenheiten (Gehölzstrukturen, Topografie) sowie der vorhandenen Erschließung entwickelt.

4.1 Unterbringungszahlen von Flüchtlingen in der Gemeinde Witzeeze (Amtsbereich Büchen) Die ohnehin starke Wohnraumnachfrage innerhalb der Gemeinde Witzeeze wird durch die derzeitige Situation des Wohnraumbedarfs für Asylsuchende zusätzlich belastet.

Hinsichtlich der steigenden Flüchtlingszahlen in der Bundesrepublik Deutschland wurden dem Amtsbereich Büchen im September 2015 durch den Kreis Herzogtum Lauenburg eine Überschlagsrechnung mit den voraussichtlich unterzubringenden Flüchtlingszahlen über- mittelt. Durch Anmietung und Kauf hat der Amtsbereich Büchen im Jahr 2014 bereits dauerhafte Unterkünfte für 72 Flüchtlinge geschaffen. Im Jahr 2015 liegt die ermittelte Personenzahl bei 202 und für das Jahr 2016 wird bereits mit einem dauerhaften Wohnraumbedarf für weitere 252 Flüchtlinge gerechnet (Stand 21.10.2015). Somit muss der Amtsbereich Büchen in den Jahren 2014 – 2016 zusätzlichen dauerhaften Wohnraum für 450 - 500 Asylsuchende bereitstellen. Bislang wurden bereits 100 Personen (für das Jahr 2015) dauerhaften Unterkünften zugewiesen (Stand 21.10.2015).

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

6 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Nach derzeitigen Zahlen fehlt somit eine Wohnraumbereitstellung für 235 Flüchtlinge bis zum 31.12.2016. Inwieweit sich diese Zahl im kommenden Jahr noch erhöhen wird, ist zum der- zeitigen Moment nicht einschätzbar.

In der Gemeinde Witzeeze wurde im Jahr 2015 Wohnraum für ca. 14 Asylbewerber geschaffen. Um der steigenden Nachfrage nachzukommen, hat die Gemeindevertretung das Konzept des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze an die Anforderungen der Flüchtlingsunterbringung angepasst. Innerhalb des Plangebietes wird eine erhöhte Anzahl an Wohnungen geschaffen, um der steigenden Nachfrage nach Wohnraum innerhalb der Gemeinde Witzeeze nachzukommen. Weitere entsprechende Planungen sind erforderlich um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.

5. Planungsziel Ziel der Planung ist, die unbebaute Freifläche östlich der Straße „Pötrauer Weg“ als Allgemeines Wohngebiet (WA) (gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 1 + § 4 BauNVO) ortsarrondierend am Siedlungsrand der Gemeinde Witzeeze zu entwickeln. Innerhalb des Geltungsbereiches entstehen bis zu drei (3) Bauplätze für Wohngebäude in offener Bauweise [o]. Aufgrund der besonderen Lage des Plangebietes in unmittelbarer Nähe zu der Bebauung an der Straße „Pötrauer Weg“ und der Straße „Heideblock“ sowie gleichzeitig am bestehenden Siedlungsrand der Gemeinde Witzeeze, orientiert sich die Anordnung der geplanten Gebäude an den Gegebenheiten der Umgebung.

5.1 Einzelheiten der Planung Sämtliche Festsetzungen des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze sind darauf ausgerichtet, dass sich die baulichen Anlagen des Allgemeinen Wohngebietes (WA) in das vorhandene Ortsbild sowie in die Umgebung einfügen, ohne sie zu beeinträchtigen.

5.2 Art der baulichen Nutzung Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze wird als Allgemeines Wohngebiet (WA) festgesetzt. In dem Allgemeinen Wohngebiet (WA) werden gemäß § 1 Abs. 5 BauNVO folgende nach § 4 Abs. 2 Nr. 2 BauNVO zulässige Nutzungen ausgeschlossen: nicht störende Handwerks- betriebe und Anlagen für sportliche Zwecke. Des Weiteren sind gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 1 BauNVO die nach § 4 Abs. 3 Nr. 1 bis Nr. 5 BauNVO ausnahmsweise zulässige Nutzungen Betriebe des Beherbergungsgewerbes, sonstige nicht störende Gewerbebetriebe und Tankstellen unzulässig. Die nach § 4 Abs. 2 Nr. 2 BauNVO der Versorgung des Gebietes dienenden Schank- und Speisewirtschaften sind nur ausnahmsweise zulässig. Ein Allgemeines Wohngebiet (WA) dient vorwiegend dem Wohnen. Diese vorgenommenen Ausschlüsse sind notwendig, um dem städtebaulichen Ansatz eines Allgemeinen Wohn- gebietes (WA), das sich harmonisch in die direkte Umgebung einfügt, zu folgen. Zudem wird die unmittelbar nachbarschaftliche Bebauung der Straßen „Pötrauer Weg“, „Heideblock“ und „Op de Wöhr“ überwiegend wohnbaulich genutzt, so dass die v.g. ausgeschlossenen Nutzungen als störend empfunden werden und damit zu Problemen führen könnten. Die Gartenbaubetriebe, Tankstellen und Vergnügungsstätten sind in unmittelbarer Umgebung zur Wohnbebauung aufgrund der Öffnungszeiten, sowie des verursachten Ziel- und ______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

7 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Quellverkehrs durch Kunden und der Anlieferungszeiten gerade in den Abend- und Nachtstunden beeinträchtigende Schallimmissionen für die angrenzende Wohnbebauung.

5.3 Maß der baulichen Nutzung

5.3.1 Bauweise, Baugrenze (§ 9 Abs. 1 Nr. 2 BauGB, §§ 22 + 23 BauNVO)

Innerhalb des Plangebietes wird ein einzelnes Baufenster festgesetzt, um die Bebauung innerhalb des Allgemeinen Wohngebietes flexibel gliedern zu können. Da es keine städtebauliche Notwendigkeit für die genaue Lage der zukünftigen Neubauten gibt, wird durch die Festsetzung eines größeren Baufensters die Planungsfreiheit der Grundstücks- eigentümer gewahrt und gleichzeitig eine städtebauliche Ordnung innerhalb des Plange- bietes sichergestellt.

Für die Bebauung innerhalb des Allgemeinen Wohngebietes (WA) wird eine offene Bauweise [o] mit den gesetzlichen Abstandsflächen festgesetzt, um die Bebauung untereinander nicht zu beeinträchtigen. Durch das grundstücksübergreifende Baufenster wird so die Möglichkeit geschaffen ein Gebäude mit einer Gesamtlänge von bis zu 50 m zu errichten. Somit kann die Fläche des Plangebietes bestmöglich genutzt und eine möglichst hohe Zahl an Wohnungen geschaffen werden, was dem Ziel der Gemeinde zu Gute kommt. Aufgrund der Größe der Gebäude des südlich angrenzenden landwirtschaftlichen Betriebes orientieren sich die geplanten Gebäude an der v.g. Bestandsbebauung.

Auf die Festsetzung einer maximal zulässigen Zahl an Wohnungen wurde bewusst ver- zichten, um die Fläche des Plangebietes bestmöglich ausnutzen und eine möglichst hohe Zahl an Wohneinheiten schaffen zu können. Die Gemeinde Witzeeze wird als Grundstückseigentümer im Rahmen des Grundstücks- verkaufs darauf achten, dass sich das künftige Gebäude in die Umgebung einfügt.

5.3.2 Grundflächenzahl (§9 Abs. 1 Nr. 2 BauGB, § 19 BauNVO)

In dem Allgemeinen Wohngebieten (WA) wird eine Grundflächenzahl (GRZ) von 0,4 festgesetzt. Diese Beschränkung wird vorgenommen, um ein einheitliches, geordnetes und lockeres Siedlungsbild zwischen dem Plangebiet und der Bebauung an der Straße „Op de Wöhr“ und am „Pötrauer Weg“ zu schaffen.

5.3.3 Höhe baulicher Anlagen, Anzahl der Vollgeschosse (§ 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB sowie § 16 Abs. 2 + 3, § 18 und § 20 BauNVO)

In dem Allgemeinen Wohngebiet (WA) wird eine maximal festgesetzte Firsthöhe (FHmax) durch die Höhenangabe über Normalnull (ü.N.N.) festgesetzt. Die maximal zulässige Firsthöhe (FHmax) darf ausnahmsweise durch technische Anlagen (Schornsteine, Antennenanlagen, Lüftungsanlagen, Aufzugsüberfahrten) um maximal 1,00 m überschritten werden.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

8 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Die einheitliche Wahl der Höhenfestsetzungen über Normalnull (ü.NN) wird gewählt, um zu gewährleisten, dass sich die künftige Bebauung in ihrer Gebäudehöhe über Normalnull (ü.NN), trotz der teilweise bewegten Topografie, an die bestehenden Wohngebäude anpasst. Die Festsetzung von unterschiedlichen Höhenbezugspunkten (HBP) ist nur schwer umsetz- bar, da selbst eine geringfügige Verschiebung der jeweiligen Höhenbezugspunkte (HBP) be- reits deutlich andere Gebäudehöhen ergeben würde. Die maximale Höhenfestsetzung über Normalhöhennull (ü.NN) lässt sich eindeutig nachvollziehen und einhalten. Die festgesetzten Gebäudehöhen entsprechen in etwa den Gebäudehöhen der umliegenden Wohnbebauung an den Straßen „Pötrauer Weg“ und „Op de Wöhr“. Somit fügen sich die geplanten Gebäude des Bebauungsplanes Nr. 9 in die Umgebung ein, ohne diese in ihrer Eigenheit zu beeinträchtigen.

Für das Plangebiet wird die Zahl der maximal zulässigen Vollgeschosse auf zwei [II] Vollge- schosse festgesetzt. Die Gemeinde Witzeeze beabsichtigt durch das Vorhaben des Be- bauungsplanes Nr. 9 der starken Nachfrage nach Wohnraum innerhalb des Siedlungs- raumes nachzukommen. Durch die Umsetzung von bis zu zwei Vollgeschossen [II] stellt die Gemeinde Witzeeze sicher, dass die Fläche bestmöglich ausgenutzt und eine möglichst hohe Zahl von Wohnungen umgesetzt werden kann. Die südlich sowie östlich an das Plangebiet angrenzende Bestandsbebauung weist ausreichende Gebäudehöhen auf, um durch eine zweigeschossige Bebauung innerhalb des Allgemeinen Wohngebietes nicht beeinträchtigt zu werden.

Die Gemeinde Witzeeze wird als Grundstückseigentümer im Rahmen des Grundstücks- verkaufs darauf achten, dass sich das künftige Gebäude in die Umgebung einfügt.

5.3.4 Sozialer Wohnungsbau (§9 Abs. 1 Nr. 7 BauGB) Innerhalb des Allgemeinen Wohngebietes sollen 50% der Wohnbauflächen so errichtet werden, dass eine Förderung der Vorhaben mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus möglich ist, bzw. nach Maßgaben des sozialen Wohnungsbaus errichtet werden können. Durch das Vorhaben des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze wird die Fläche des Plangebietes für die Schaffung von Gebäuden mit einer höheren Anzahl an Wohnungen planungsrechtlich vorbereitet. Durch die Vorgabe zur Errichtung der Gebäude mit einer mög- lichen späteren Umsetzung im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus stellt die Gemeinde Witzeeze sicher, dass die entsprechenden Wohnungen der starken Nachfrage nach Wohn- raum und speziell kleineren Wohnungen zu Gute kommt. Die künftigen Wohneinheiten kommen sowohl der Wohnraumnachfrage aus der Gemeinde Witzeeze, als auch der Nach- frage nach Wohnraum für Asylbewerber zu Gute.

5.3.5 Zahl der zulässigen Wohneinheiten (§9 Abs. 1 Nr. 6 BauGB)

Die Gemeinde Witzeeze verfolgt mit dem Bebauungsplan Nr. 9 das Ziel der starken Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden. Sowohl der Wohnungsdruck aus der eigenen sowie den umliegenden Gemeinden, als auch die zusätzliche Wohnungsnachfrage im Rahmen der Flüchtlingsunterbringung, machen die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum in der Gemeinde Witzeeze erforderlich. Aus dem v.g. Grund wird auf eine Begrenzung der zulässigen Wohneinheiten gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 6 BauGB in den künftigen Gebäuden des Bebauungsplanes Nr. 9 verzichtet. ______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

9 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______

Der Landesentwicklungsplan Schleswig-Holstein 2010 (LEP 2010) begrenzt den wohnbau- lichen Entwicklungsrahmen für die Gemeinde Witzeeze auf 29 zusätzliche Wohneinheiten bis zum Jahr 2025. Da es sich bei der Fläche des Plangebietes um eine gemeindeeigene Fläche handelt, wird die Gemeinde Witzeeze im Rahmen des späteren Kaufvertrages sicherstellen, dass eine Mindestanzahl an Wohnungen innerhalb des Plangebietes umgesetzt wird, um der Wohn- raumnachfrage innerhalb der Gemeinde nachzukommen. Aufgrund der relativ kleinen Größe des Plangebietes und dem bestehenden wohnbaulichen Entwicklungspotenzial von 29 Wohneinheiten bis zum Jahr 2025 wird das Vorhaben des Bebauungsplanes dieses nur zu einem gewissen Teil beanspruchen.

6. Grünordnung Der Bebauungsplan Nr. 9 wird im Parallelverfahren mit der 2. Änderung des Flächen- nutzungsplanes der Gemeinde Witzeeze im Regelverfahren gemäß § 2 Abs. 1 BauGB aufgestellt, somit ist eine Umweltprüfung (UP) mit Umweltbericht (UB) bezüglich des Vor- habens erforderlich, die separater Bestandteil dieser Begründung (Teil II) ist. Die grünordnerischen Festsetzungen des Bebauungsplanes Nr. 9 sind darauf ausgerichtet die landschaftlich reizvolle Umgebung auch innerhalb des Plangebietes einzubinden und gleichzeitig die schützenswerten Bestandteile zu sichern und dauerhaft zu erhalten (vgl. Anlage 1).

6.1 Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz Zu dieser Bauleitplanung wurde ein Landschaftspflegerischer Fachbeitrag erarbeitet sowie eine Umweltprüfung durchgeführt, in der u.a. eine Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung für den entstandenen Eingriff in Natur und Landschaft gemäß § 1a Abs. 3 BauGB vorgenommen wird. Entsprechende Ausgleichsflächen und Kompensationsmaßnahmen werden dort aufge- zeigt (vgl. Ziff. , Teil II).

Die erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden außerhalb des Plangebietes kompensiert. Die genaue Lage und Größe ist dem Landschaftspflegerischen Fachbeitrag zu entnehmen.

6.2 Erhalt von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen (§ 9 Abs. 1 Nr. 25 a und 25 b BauGB)

In dem Allgemeinen Wohngebiet (WA) ist je Baugrundstück mindestens ein großkroniger Laubbaum heimischer und standortgerechter Arten als Hochstamm zu pflanzen und dauerhaft zu erhalten, wobei eine mindestens 16 m² große, offene und wasserdurchlässige Baumscheibe herzustellen bzw. zu erhalten ist. Zu verwenden ist folgende Mindestqualität: Hochstamm 3xv., m.B.Stu. 12-14 (H.3xv. m.B. Stu 12-14). Zu verwenden sind Arten und Mindestqualitäten nach Maßgabe des Land- schaftspflegerischen Fachbeitrags. Die Bodenarbeiten zur Freistellung der zu erhaltenden Bäume sind durch eine Umwelt- Baubegleitung (Biologe, Landschaftsplaner oder vergleichbare Qualifikation) fachlich zu begleiten und zu beaufsichtigen.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

10 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Die Umweltbaubegleitung hat im vorliegenden Fall insbesondere für die Einhaltung folgender Maßnahmen zu sorgen: • Sofortiges, sauberes Nachschneiden verletzter Baumwurzeln, • Vermeidung von Verletzungen/ Beschädigungen der Baumkronen durch die Boden- arbeiten, • Vermeidung von Boden-/ Materiallagerungen im Kronentraufbereich der Bäume.

Zum Schutz der zu erhaltenen Bäume ist der gesamte Kronentraufbereich durch das Auf- stellen eines mind. 2,0 m hohen, ortsfesten Schutzzaunes für die gesamte Bauphase zu sichern. Innerhalb des Schutzzaunes dürfen keine Bodenlagerungen vorgenommen werden. Die Durchgang- sowie Funktionsfähigkeit ist durch regelmäßige Kontrolle sicher zu stellen. Hierfür kann ein klassischer Bauzaun (Kombination aus Stahlgeflecht und Betonstützen) verwendet werden.

Die mit einem Erhaltungsgebot belegten Bäume sind während der Bauphase durch sach- gemäße Sicherungsmaßnahmen (Einzäunung/Vermeidung von Überfahrten und Material- lagerungen im Bereich der Kronentraufe) vor Beeinträchtigungen zu schützen und dauerhaft zu erhalten. Die Schutzbestimmungen und Maßnahmen in den einschlägigen Vorschriften [DIN 18920 und Richtlinien für die Anlage von Straßen (RAS-LP 4 von 1999), Teil Land- schaftspflege, Abschnitt 4 „Schutz von Bäumen, Vegetationsbeständen und Tieren bei Bau- maßnahmen“] sind zu berücksichtigen. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass für jeden Baum eine unbefestigte und unversiegelte Baumscheibe von mindestens 16 m² erhalten bleibt. Bei Abgang ist in der nächsten Pflanz- periode eine Neupflanzung derselben Art vorzunehmen. Die zu erhaltenen markanten Einzelbäume sowie vorgesehenen Anpflanzungen sollen zur Durchgrünung des Geltungsbereiches führen sowie die besondere Lage des Plangebietes am Siedlungsrand von Witzeeze unterstützen.

6.3 Private Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Hausgarten“ (§ 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB)

Entlang der östlichen Geltungsbereichsgrenze wird eine private Grünfläche mit der Zweck- bestimmung „Hausgarten“ festgesetzt. Die Grünfläche ist frei von Versiegelung gehalten. Als Übergang zu der östlich angrenzenden Grundstücksfläche ist innerhalb des Geltungs- bereiches eine Steilböschung vorzusehen, die nach Norden hin flach ausläuft. Die v.g. Fläche ist den privaten Gartenflächen zuzuordnen. Um den natürlichen Charakter des Ge- bietes zu wahren und eine Beschädigung der Steilböschung zu vermeiden, sind Ver- siegelungen im Bereich der Grünfläche unzulässig.

6.4 Aufschüttungen und Abgrabungen (9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB)

Im Bereich der privaten Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Hausgarten“ sind Ab- grabungen unzulässig. Um innerhalb des Plangebietes eine bessere bauliche Nutzung zu ermöglichen, wird die durch den Sand bzw. Kiesabbau entstandene Oberflächenstruktur dahingehend verändert, dass Boden aus dem nördlichen Teil in den südlichen Teil umgelagert wird. Zur Ostgrenze wird eine Steilböschung entstehen, die im Norden flach ausläuft.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

11 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Entsprechend der vorgesehenen Erschließungsplanung des Plangebietes sind in Teilbe- reichen innerhalb des Geltungsbereiches Aufschüttungen sowie Abgrabungen vorzunehmen. Durch die Festsetzung einer einheitlichen maximalen Firsthöhe in Bezug ü.N.N. innerhalb des Allgemeinen Wohngebietes, wird, trotz der erforderlichen Aufschüttungen, ein stimmiges Bild der geplanten Gebäude zu der bestehenden Wohnbebauung außerhalb des Geltungsbereiches gewährleistet.

Hinweis: Werden während der Ausführung der Planungen wider aller Erwartungen Boden- oder Gewässerverunreinigungen (z.B. Ablagerungen von Abfallstoffen) festgestellt, ist umgehend der Kreis Herzogtum Lauenburg, Der Landrat, Fachdienst Abfall und Bodenschutz, Barlachstraße 2 in 23909 , darüber zu unterrichten.

6.5 Oberflächenbefestigungen (§ 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB)

Auf den Privatgrundstücken sind die Zufahrten, Stellplätze, Zuwegungen und sonstigen Nebenanlagen in wasser- und luftdurchlässiger Bauweise herzustellen (wie z.B. Dränfugen- pflaster, wassergebundene Flächen, Kopfsteinpflaster, Schotterrasen, Rasengittersteine oder z.B. großfugiges Pflaster mit Abstandshaltern, um den natürlichen Charakter der Um- gebung wieder aufzugreifen und eine Verbindung zu ihr zu schaffen. Es muss sichergestellt werden, dass das anfallende Regenwasser in ausreichendem Maße versickern kann, aus diesem Grund müssen im Bereich des Allgemeinen Wohngebietes (WA) Wasser aufnahmefähige Materialien für die Flächenversiegelung gewählt werden. Durch die Wahl der v.g. Materialien wird trotz der erforderlichen Versiegelung der natürliche Charakter der Flächen bewahrt. Das Plangebiet ist von einer landschaftlich reizvollen Lage mit Knickstrukturen und offenen Freiflächen umgeben. Durch die Verwendung von Schotter- rasen oder einer wassergebundenen Wegedecke werden die natürlichen Materialien der Umgebung innerhalb der Allgemeinen Wohngebiete (WA) wieder aufgenommen und so eine direkte Verknüpfung zur umgebenen Landschaft geschaffen.

7. Faunistische Potenzialabschätzung und artenschutzrechtliche Untersuchung Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze überplant eine bisher als Sandgrube genutzte Fläche, die am Rand von Gehölzen (Knicks, Überhälter) oder Brachvegetation bewachsen ist. Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze wird daher eine faunistische Potenzialabschätzung für Artengruppen unter besonderer Berücksichtigung gefährdeter und streng geschützter Arten angefertigt, um zu untersuchen, ob gefährdete Arten oder artenschutzrechtlich bedeutende Gruppen im Eingriffsbereich vorkommen (Anlage 2).

Im Abschnitt 5 des Bundesnaturschutzgesetzes sind die Bestimmungen zum Schutz und zur Pflege will lebender Tier- und Pflanzenarten festgelegt. Neben dem allgemeinen Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen (§ 41) sind im § 44 strengere Regeln zum Schutz besonders streng geschützter Arten festgelegt. Im Rahmen des Bebauungsplanes Nr. 9 wurde ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erarbeitet, der die Bestimmungen des besonderen Artenschutzes nach § 44 Abs. 1 BNatSchG behandelt (Anlage 2). ______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

12 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______

7.1 Vermeidungsmaßnahmen und Kompensationsmaßnahmen Aufgrund der Prüfung des Eintretens der Verbote nach § 44 BNatSchG ergeben sich folgende notwendige Vermeidungsmaßnahmen für das Vorhaben des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze:  Keine Rodung von Gehölzen und Beginn der Bauarbeiten in der Brutzeit (15. März bis 30. September – allgemein gültige Regelung § 27a LNatSchG).  Verminderung des Tötungs- und Verletzungsrisikos für Zauneidechsen durch Ab- fangen und Übertrag auf die Ausgleichsfläche im April.

Folgende Kompensationsmaßnahmen sind erforderlich:  Ausgleich der Lebensraumverluste der Zauneidechse mit der Schaffung einer mageren Ruderalflur auf der Ausgleichsfläche.  Ausgleich der Lebensraumverluste der Brutvögel Dorngrasmücke, Bluthänfling und Fasan durch die Schaffung einer mageren Ruderalflur auf der Ausgleichsfläche.

8. Örtliche Bauvorschriften Der städtebaulichen Konzeption folgend, werden gestalterische Festsetzungen vorge- nommen und zwar für die Fassadenflächen, Dacheindeckungen und oberirdischen Lager- behältern.

Fassaden In dem Allgemeinen Wohngebiet (WA) sind als Fassadenmaterial für die Hauptgebäude nur Sichtmauerwerk, Putz und Holz zulässig. Für die Fassadenflächen der überdachten Stellplätze (sog. Carports), Garagen, sowie Nebenanlagen sind auch andere Fassadenmaterialien zulässig. Holzblockbohlenhäuser sind im gesamten Geltungsbereich unzulässig. Für die Fassadengestaltung werden Festsetzungen getroffen, um die Gestaltung des Allgemeinen Wohngebietes (WA) optisch an die Wohnbebauung an der Straße „Op de Wöhr“, „Pötrauer Weg“ und „Heideblock“ anzupassen. Durch die Eingrenzung der Fassaden- materialien ist trotz einer gewissen Gestaltungsfreiheit für die Bauherren ein harmonisches Erscheinungsbild des Allgemeinen Wohngebietes (WA) gewährleistet. Durch einheitliche Materialien und eine strukturierte Verwendung passt sich die geplante Bebauung durch die abgestimmten Materialien an die angrenzende Wohnbebauung an. Holzblockbohlenhäuser sind im gesamten Geltungsbereich unzulässig, da sie durch ihre be- sondere Gestaltung eine Fremdkörperwirkung innerhalb der umgebenden Bestandsbe- bauung besitzen würden.

Dacheindeckungen In dem Allgemeinen Wohngebiet (WA) sind hochglänzende Dacheindeckungen oder Dacheindeckungsmaterialien unzulässig. Dacheindeckungen in den Farben rot, rotbraun, grau und anthrazit oder Gründächer mit lebenden Pflanzen für das Hauptgebäude sind zulässig. Solar- und Photovoltaikanlagen sind zulässig. Für die Dacheindeckungen der überdachten Stellplätze (sog. Carports), Garagen und Nebenanlagen sind auch andere Dacheindeckungsmaterialien zulässig. Besonderer Wert wird auf die Gestaltung der Dachflächen gelegt, da diese – im Gegensatz zu den Fassadenflächen – trotz Eingrünungsmaßnahmen auch in Zukunft, insbesondere in der Fernwirkung immer ortsbildprägend bleiben werden. Eine einheitliche bzw. geordnete ______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

13 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Dacheindeckung wird zugunsten eines ruhigen Siedlungsbildes daher vorgegeben. Es werden dementsprechend ortstypische, optisch „zurückhaltende“ Farben der Bedachung festgesetzt (in Anlehnung an die angrenzende Bebauung in den Straßen „Op de Wöhr“, „Pötrauer Weg“ und „Heideblock“. Hochglänzende Dachziegel haben eine reflektierende und somit störende Wirkung auf die umgebende Bebauung und durch ihre Fernwirkung auf das Gesamtbild des Ortes. Für die Dacheindeckungen sind im Hinblick auf die ländliche Um- gebung des Geltungsbereiches zusätzlich zu den nicht hochglänzenden Dachsteinen auch Gründächer zulässig. So wird den künftigen Bauherren Flexibilität in der Gestaltung ihrer baulichen Anlagen unter Wahrung eines geordneten Bildes des gesamten Wohngebietes zugestanden. Solar- und Photovoltaikanlagen werden in Hinblick auf die Nachhaltigkeit und zukunftsorientierte Energiegewinnung zugelassen.

Oberirdische Lagerbehälter Das Aufstellen von oberirdischen Lagerbehältern für die Energieversorgung ist auf den Grundstücksflächen des Allgemeinen Wohngebietes (WA) unzulässig. Die ländliche Lage des Plangebietes und die sich daraus ergebenden Sichtbeziehungen in die offene Landschaft sind die Besonderheiten des Allgemeinen Wohngebietes (WA). Aus diesem Grund ist das Aufstellen von oberirdischen Lagerbehältern (für die Energiever- sorgung) nicht zulässig. Lagerbehälter in der erforderlichen Größe würden Sichtbeziehungen innerhalb des Allgemeinen Wohngebietes (WA) und in die offene Landschaft unterbrechen. Das vermehrte Aufstellen von oberirdischen Lagerbehältern würde auf einer solch geringen Fläche ein unansehnliches Gesamtbild des Plangebietes schaffen.

9. Verkehrserschließung, fließender und ruhender Verkehr Erschließung, fließender Verkehr Das Plangebiet wird über die bestehende Straße „Pötrauer Weg“ erschlossen. Die be- stehende Erschließungsfläche des „Pötrauer Weges“ weist in ihrem Bestand ausreichende Breiten aus, um die geplanten Grundstücke problemlos zu erschließen. Die Straße „Pötrauer Weg“ führt im weiteren Verlauf auf die Straße „Franzhagener Straße“ (K52). Somit ist eine Durchfahrtsmöglichkeit für ein 3-achsiges Müllfahrzeug für eine unge- hinderte Entsorgung des Plangebietes gewährleistet (vgl. 8.). Überdachte Stellplätze, Garagen sowie Nebenanlagen Aufgrund der relativ kleinen Fläche des Plangebietes wird auf eine Verortung der Flächen für Nebenanlagen, Stellplätze, Garagen und Gemeinschaftsanlagen verzichtet. Die Be- schränkung auf einzelne Flächen würde die künftigen Bauherren zu sehr einschränken und wird hinsichtlich landschaftsplanerischer Aspekte nicht für erforderlich erachtet.

10. Ver- und Entsorgung Die Ver- und Entsorgungsanlagen sind im Bereich des Plangebietes zum Teil vorhanden. Fehlende oder unzureichende Ver- und Entsorgungsanlagen werden neu hergestellt oder gemäß den Anforderungen ausgebaut.

Wasserversorgung Die Trink- und Brauchwasserversorgung erfolgt durch Anschluss an das Netz des Wasser- werkes der Gemeinde Büchen.

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

14 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______Löschwasserversorgung Die Löschwasserversorgung wird durch eine ausreichende Anzahl an Unterflurhydranten – im Rahmen der jeweiligen Kapazitäten des Trinkwasserversorgungsnetzes – sichergestellt. Ein Nachweis erfolgt im Rahmen der Erschließungsplanung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze. Laut Erlass des Innenministeriums vom 30. August 2010 - IV 334-166.701.400 - ist für das Gebiet eine Löschwassermenge von mindestens 48 cbm/h für eine Löschdauer von 2 Stunden bereitzuhalten.

Energieversorgung Die Versorgung mit Elektroenergie und Gas wird durch Anschluss an die vorhandenen Versorgungsnetze sichergestellt.

Fernmeldeversorgung Anschlüsse an das Ortsnetz werden von der Telekom hergestellt. Innerhalb der Gemeinde Witzeeze besteht eine Glasfaserversorgung durch die Schleswig- Holstein Netz AG.

Schmutzwasserentsorgung /Regenwasser Das anfallende Schmutzwasser wird in das vorhandene Kanalisationsnetz der Gemeinde Witzeeze geleitet. Das auf den Privatgrundstücken anfallende Niederschlagswasser ist vor Ort über die belebte Bodenzone zu versickern. Diese Maßnahmen werden durch die Erschließungsplanung weiter detailliert. Entsprechende Abstimmungen und Genehmigungen werden bei der Um- setzung des Gebietes durchgeführt bzw. eingeholt.

Müllentsorgung Die Müllentsorgung des Plangebietes wird durch die Abfallwirtschaft Südholstein sicherge- stellt. Sie erfolgt über die Straße „Pötrauer Weg“, die eine ausreichende Breite für die Befahrung durch ein 3-achsiges Müllfahrzeug aufweist. Ein Ausbau der Straße „Pötrauer Weges“ mit einer Wendeanlage mit minimiertem Flächen- bedarf (Radius 6,00 m) ist aufgrund der geringen zur Verfügung stehenden Flächen nicht vorgesehen. Durch eine Durchfahrt in Richtung Norden auf dem „Pötrauer Weg“ ist der erneute Anschluss an die Straße „Franzhagener Straße“ gegeben und somit eine ungehinderte Weiterfahrt für ein 3-achsiges Müllfahrzeug gegeben.

Für die Müllentsorgung durch Abfallwirtschaft Südholstein GmbH sind die Vorgaben der BGV D 29 sowie BGV 27 zu berücksichtigen. Die Zuwegungen sind derart zu gestalten, dass sie für Müllfahrzeuge befahrbar sind. Für nicht direkt anfahrbare Grundstücke sind im Bereich des vorgelagerten Verkehrsraumes Sammelplätze anzulegen. In der Regel werden die Haushalte mit folgenden Entsorgungskapazitäten ausgestattet: Restabfallbehälter, Biotonne, Altpapiertonne, DSD Säcke, Sperrmüllsammlung auf Anforderung

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

15 Begründung zum Bebauungsplan Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze ______11. Archäologie, Altlasten, Kampfmittel Altablagerungen sind im Plangeltungsbereich nicht erfasst und voraussichtlich nicht vor- handen. Sollten dennoch relevante Altlasten entdeckt werden, sind mit den zuständigen Behörden die zu ergreifenden Maßnahmen abzustimmen und durchzuführen.

Sollten während der Erdarbeiten archäologische Funde oder auffällige Bodenverfärbungen entdeckt werden, wird die Denkmalschutzbehörde unverzüglich benachrichtigt und die Fund- stelle bis zum Eintreffen der Fachbehörde gesichert. Verantwortlich sind hier gemäß § 15 DSchG der Grundstückseigentümer und der Leiter der Arbeiten.

Die Gemeinde Witzeeze liegt in keinem bekannten Bombenabwurfgebiet. Für die durchzu- führenden Arbeiten bestehen aus Sicht des Kampfmittelräumdienstes keine Bedenken. Zufallsfunde sind jedoch nicht gänzlich auszuschließen und unverzüglich der Polizei zu melden.

12. Auswirkungen dieser Bauleitplanung Durch das geplante Vorhaben wird die Fläche des Geltungsbereiches des Bebauungsplanes Nr. 9 der Gemeinde Witzeeze einer Nutzung zugewiesen sowie die Flächen durch die grünordnerischen Festsetzungen aufgewertet und dauerhaft gesichert. Der Eingriff in das geschützte Biotop innerhalb des Plangebietes wird in räumlicher Nähe im erforderlichen Um- fang durch entsprechende Ausgleichsmaßnahmen ausgeglichen (vgl. Teil II Umweltbericht). Aus der Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 9 sind zwar negative Auswirkungen zu er- warten, da es sich bei der Fläche des Plangebietes um eine brachliegende landwirtschaft- liche Fläche handelt, auf deren Teilflächen Sand bzw. Kies abgebaut wurde und sich zwischenzeitlich ein Biotop entwickelt hat, diese Eingriffe werden allerdings in vollem Um- fang ausgeglichen. Eine Befreiung zum Eingriff in das geschützte Biotop innerhalb des Plan- gebietes liegt der Gemeinde Witzeeze seitens des Kreises Herzogtum Lauenburg vor. Durch die geplante Wohnnutzung wird eine stimmige Arrondierung des Siedlungsrandes der Gemeinde Witzeeze geschaffen und durch die Festsetzung gem. § 9 Abs. 1 Nr. 7 BauGB zu Gunsten des Allgemeinwohls die Möglichkeit geschaffen sozialen Wohnungsbau in der Gemeinde errichten zu können. Die Erschließung ist durch die direkte Anbindung des Gebietes an die vorhandene Straße „Pötrauer Weg“ zu einem großen Teil vorhanden.

Aufgestellt durch:

______GSP Ingenieurgesellschaft mbH • 23843 Bad Oldesloe

16

UMWELTBERICHT TEIL II

DER

BEGRÜNDUNG

ZUM

BEBAUUNGSPLAN NR. 9 „ÖSTLICH DES PÖTRAUER WEGES“

DER

GEMEINDE WITZEEZE KREIS HERZOGTUM LAUENBURG

Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

1 Umweltbericht (Stand: 24. Mai 2016) (erstellt von: Planwerkstatt Holzer, Sültenweg 40, 21339 Lüneburg, Tel. 0 41 31 / 400 931 [email protected])

Der Umweltbericht dient der Vereinheitlichung der bisher nebeneinander stehenden planungsrechtlichen Umweltverfahren und fasst die Erkenntnisse und Ergebnisse der Umweltprüfung zusammen. Für diese Umweltprüfung wurden u. a. die folgenden Gutachten / Untersuchungen erstellt und ausgewertet bzw. berücksichtigt: - Faunistische Potentialabschätzung und artenschutzrechtliche Untersuchung zum Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze (2014 / 2016)1, - Landschaftspflegerischer Fachbeitrag zum Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze (2014 / 2016)2, - Immissionsschutz-Stellungnahme mit einer Ausbreitungsrechnung zur Geruchsimmission (2015)3, - Standortprüfung zum Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze (2015)4.

1.1 Einleitung / Vorbemerkungen

Hinweis: Parallel zum Bebauungsplan Nr. 9 wird die 2. Flächennutzungsplan-Änderung durchgeführt. Hierzu wird ebenfalls ein Umweltbericht erstellt, der Bestandteil der Begründung zur Flächennutzungsplan-Änderung wird. Der Umweltbericht zum Bebauungsplan kann aufgrund der konkreten Planung detaillierter auf die zu erwar- tenden Umweltauswirkungen eingehen und diese beschreiben. Auf der Ebene der Flächennutzungsplan–Änderung wird daher mehrfach auf den Umweltbericht zum Bebauungsplan verwiesen.

1.2 Angaben zum Standort Die Gemeinde Witzeeze liegt im Südosten des Kreises Herzogtum Lauenburg nahe des Elbe-Lübeck-Kanals. Das Gebiet des Bebauungsplanes Nr. 9 mit einer Größe von ca. 0,3 ha liegt am nördlichen Ortsrand (vgl. nachfolgende Abbildungen). Natur- räumlich wird das Gebiet der "Lauenburger Geest" zugeordnet. Die geplante Ausgleichsfläche liegt ca. 800 m nordöstlich des Eingriffsgebietes.

1 Dipl.-Ing Karsten Lutz (2014 / 2016): Faunistische Potentialabschätzung und artenschutzrechtliche Untersuchung zum Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze, Hamburg 2 Planwerkstatt Holzer (2014 / 2016): Landschaftspflegerischer Fachbeitrag zum Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze, Lüneburg 3 Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (2015): Immissionsschutz-Stellungnahme mit einer Ausbreitungsberechnung zur Geruchsimmission, Futterkamp 4 GSP Ingenieurgesellschaft mbH (2015): Standortprüfung des Bebauungsplanes Nr. 9 Witzeeze, Bad Oldesloe

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 1 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 2 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

1.3 Inhalte und Ziele des Bauleitplans

Ziel des Bebauungsplanes Nr. 9 ist die Schaffung der planungsrechtlichen Voraus- setzungen für die Errichtung eines „allgemeinen Wohngebietes (WA)“ östlich des Pötrauer Weges. Zur Verwirklichung der Ziele sind u. a. folgende Festsetzungen vorgesehen: WA 1 (nördliche Teilfläche): Ø WA – Allgemeines Wohngebiet, Ø Grundflächenzahl 0,4, Ø Zahl der Vollgeschosse als Höchstgrenze – II, Ø maximal zulässige Firsthöhe (über Normalnull) – 32,00 m, Ø Baugrenzen

Im Bebauungsplan wird die folgende Festsetzung zum sozialen Wohnungsbau (ge- mäß § 9 Abs. 1 BauGB) verankert: Innerhalb des allgemeines Wohngebietes sollen 50 % der Wohnbauflächen so errich- tet werden, dass eine Förderung der Vorhaben mit Mitteln des sozialen Wohnungs- baus möglich ist, bzw. nach Maßgabe des sozialen Wohnungsbaus errichtet werden können.

Die Erschließung des geplanten Wohngebietes erfolgt über den Pötrauer Weg.

1.4 Umweltschutzziele aus den für das Gebiet relevanten übergeordneten Fach- gesetzen und –planungen

Im Zuge der Bauleitplanung sind die relevanten übergeordneten fachgesetzlichen und fachplanerischen Anforderungen zu prüfen. Die jeweiligen Vorgaben sind ent- weder als striktes Recht zu beachten und einzuhalten oder nach Prüfung im Plange- biet angesichts konkreter Aspekte in der Abwägung begründet zu überwinden. Nach dem gegenwärtigen Planungsstand sind im Plangeltungsbereich bzw. im ggf. bedeut- samen Umfeld folgende umweltrelevante Fachgesetze, DIN-Normen und Fach- planungen von konkreter Bedeutung:

1.4.1 Fachgesetze / DIN-Normen

In Fachgesetzen und Fachplänen sind allgemeine Grundsätze und Ziele für die Schutzgüter formuliert, die zu berücksichtigen sind. Darüber hinaus sind auf Basis der Fachgesetze ausgewiesene Schutzgebiete mit ihrem besonderen Wert und ihrer bedeutungsvollen Ausprägung für einzelne Schutzgüter zu beachten. Gleiches gilt für in Fachplänen ausgewiesene Entwicklungsziele.

Schutzgut Mensch Für den Schutz des Menschen werden u. a. im Beiblatt 1 zur DIN 18005 (Schall- schutz im Städtebau), der DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau), der TA Lärm (Tech- nischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm) sowie im BImSchG (Bundesimmissions- schutzgesetz) formuliert: - Ziel ist der Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche; dementsprechend ist Vorsorge zu leisten. - Um gesunde Lebensverhältnisse für die Bevölkerung zu schaffen, ist ein ausrei- chender Schallschutz notwendig. Ziel ist dessen Verringerung insbesondere am Entstehungsort, aber auch durch städtebauliche Maßnahmen in Form von Lärm- vorsorge und Minderung.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 3 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Schutzgut Tiere und Pflanzen Die Ziele für das Schutzgut Tiere und Pflanzen sind u. a. in folgenden Gesetzen benannt: Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) §§ 1 u. 2 - Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrund- lagen des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und nicht besiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen, zu entwi- ckeln und, soweit erforderlich, wieder herzustellen, dass die Leistungs- und Funk- tionsfähigkeit des Naturhaushaltes, die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, die Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert wird. - Die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind zu verwirklichen, soweit es im Einzelfall möglich, erforderlich und unter Abwägung aller sich aus § 1 Absatz 1 ergebenden Anforderungen untereinander und gegen die sonstigen Anforderungen der Allgemeinheit an Natur und Landschaft angemessen ist. Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG) §§ 1 Baugesetzbuch (BauGB) § 1 Abs. 6 Nr. 7 a-d, sowie § 1a Abs. 3-4.

Schutzgut Boden Die Ziele für das Schutzgut Boden sind u. a. im Bundesbodenschutzgesetz, dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 2) sowie dem Baugesetzbuch (§ 1 a) benannt: - Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umgegangen werden; dabei sind zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauli- che Nutzungen die Möglichkeiten der Entwicklung der Gemeinde insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung und andere Maß- nahmen zur Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen. Landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohn- zwecke genutzte Flächen sollen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden. - Schutz vor Verunreinigungen und schädlichen Veränderungen sowie Beseitigung von Verunreinigungen, um Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu verhindern oder zu vermindern.

Schutzgut Wasser Die wichtigsten rechtlichen Grundlagen für das Schutzgut Wasser sind die im Was- serhaushaltsgesetz (WHG) genannten Ziele: - Die Gewässer sind als Bestandteil des Naturhaushalts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu sichern. - Sie sind so zu bewirtschaften, dass sie dem Wohl der Allgemeinheit und im Ein- klang mit ihm auch dem Nutzen Einzelner dienen, vermeidbare Beeinträchtigun- gen ihrer ökologischen Funktionen und der direkt von ihnen abhängenden Landökosysteme und Feuchtgebiete im Hinblick auf deren Wasserhaushalt un- terbleiben und damit insgesamt eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet wird. - Dabei sind insbesondere mögliche Verlagerungen von nachteiligen Auswirkungen von einem Schutzgut auf ein anderes zu berücksichtigen; ein hohes Schutzniveau für die Umwelt insgesamt, unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Klima- schutzes, ist zu gewährleisten.

Schutzgut Klima / Luft Die Schutzziele sind u. a. dem Landesnaturschutzgesetz, dem Bundesimmissions- schutzgesetz sowie der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) zu entnehmen: - Beeinträchtigungen des Klimas sind zu vermeiden. - Auf den Schutz und die Verbesserung des Klimas, einschließlich des örtlichen Klimas, ist auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspfle- ge hinzuwirken.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 4 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

- Voran steht der Schutz von Menschen, Tieren und Pflanzen, dem Boden, des Wassers, der Atmosphäre sowie von Kultur- und sonstigen Sachgütern vor schädlichen Umwelteinwirkungen (z. B. Luftverunreinigungen, Geräusche, Er- schütterungen, Licht, Wärme, Strahlen) sowie die Vorbeugung vor dem Entstehen von schädlichen Umwelteinwirkungen. - Weiterhin werden der Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen sowie die Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen genannt.

Schutzgut Orts- und Landschaftsbild Die für das Schutzgut Orts- und Landschaftsbild geltenden Ziele sind dem Bundes- sowie dem Landesnaturschutzgesetz zu entnehmen: - Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrund- lagen des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und nicht besiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen, zu entwi- ckeln und, soweit erforderlich, wieder herzustellen, dass … die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert wird.

Fachgesetze Fachgesetze wie das Bundes-Naturschutzgesetz (BNatSchG), das Landes-Natur- schutzgesetz (LNatSchG) sowie das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) bilden wichtige rechtliche Grundlagen der vorliegenden Planung. Durch die Folgenutzung auf bereits z. T. bebauten Flächen wird der Aufforderung des § 1a Abs. 2 Satz 1 Baugesetzbuch (BauGB) entsprochen: „Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umgegangen werden; dabei sind zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen die Möglich- keiten der Entwicklung der Gemeinde insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtungen und andere Maßnahmen der Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen.“

1.4.2 Ziele des Umweltschutzes in Fachplanungen und deren Berücksichtigung

Vorgaben aus der Bauleitplanung Flächennutzungsplan Der rechtskräftige Flächennutzungsplan stellt den Plangeltungsbereich als „Fläche für die Landwirtschaft“ sowie als „Landschaftsschutzgebiet“ dar. Parallel wird die 2. Änderung des Flächennutzungsplanes durchgeführt, die inhaltsgleich zum Bebau- ungsplan Nr. 9 die Fläche als „Wohngebiet“ darstellt. Hinweis: Alle Landschaftsschutzgebiete im Kreisgebiet wurden aus formalen Gründen außer Kraft gesetzt. Entsprechend existiert kein Schutzstatus für die Fläche.

Landschaftsplan In der Entwicklungskarte des Landschaftsplanes wird die nördliche Teilfläche als „Grünfläche mit der Zweckbestimmung Kleingärten“, die südliche Teilfläche als „Brachfläche mittlerer bis trockener Standorte“ dargestellt. Unter Ziffer 5.2.5 des Landschaftsplans wird der betroffene Standort folgendermaßen beschrieben: „Hier findet sich ein gemischtes Artenspektrum der unterschiedlichen Pflanzengesellschaf- ten wie Ackerbegleitflora, Grünland, Pioniervegetation und Trockenrasen. Die Stand- ortvielfalt wird durch die südexponierte Steilwand stark erhöht, an der zum Zeitpunkt der Kartierung einige typische Bruthöhlen der Uferschwalbe beobachtet werden konnten.“

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 5 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Begründung für die Abweichung von den Zielen der Landschaftsplanung Die Gemeinde Witzeeze begründet die Abweichung von den Darstellungen des Landschaftsplanes wie folgt: Nach dem Ausschluss von einem Großteil der ermittelten Flächen mit baulichem Entwicklungspotential (wegen der bestehenden Geruchsimmissionen, fehlenden Zu- griffsmöglichkeiten sowie der vorliegenden Eigentumsverhältnisse) stellen die Flä- chen 7 (2. Änderung Flächennutzungsplan) sowie Fläche 8 (Fläche der 3. Flächen- nutzungsplan-Änderung) die einzigen möglichen wohnbaulichen Entwicklungsflächen im Gemeindegebiet Witzeeze dar. Die Gegenüberstellung der Flächen 7 und 8 (vgl. auch Standortvergleich unter Punkt 4) kommt zu dem Ergebnis, dass die hier zu betrachtende Fläche 7 (Fläche der 2. Flächennutzungsplan-Änderung) eine - wenn auch nur geringfügig bessere Eignung aufweist. Die Gemeinde begründet die Zulässigkeit des geplanten Vorhabens an dieser Stelle mit den zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses. Im vorlie- genden Fall sind dies soziale Gründe. Denn es werden in der Gemeinde dringend Flächen für den sozialer Wohnungsbau (u. a. für Flüchtlingsunterkünfte) benötigt. Die Gemeinde sieht am Ende eines langen Abwägungsprozesses die vorliegende Fläche der 2. Flächennutzungsplan-Änderung als einzige mögliche Fläche an, dieses Vorha- ben zeitnah umsetzen zu können. Daher wird eine Festsetzung zum sozialen Woh- nungsbau in der Satzung verankert. Eine Überplanung dieser Fläche unter Erhalt des mittig gelegenen Biotopes ist nicht zweckmäßig und wird daher von der Gemeinde auch als unpraktikabel betrachtet.

Landschaftspflegerischer Fachbeitrag (2014 / 2016) Parallel zum Bebauungsplan wurde ein Landschaftspflegerischer Fachbeitrag erstellt, dessen Inhalte im Weiteren in Auszügen wiedergegeben und berücksichtigt werden.

Faunistische Potentialabschätzung und artenschutzrechtliche Untersuchung (2014 / 2016) Für den Bebauungsplan wurde eine faunistische Potentialabschätzung inkl. arten- schutzrechtlicher Prüfung erstellt. Deren Inhalte werden im Weiteren in Auszügen wiedergegeben und berücksichtigt.

Landesentwicklungsplan (LEP) 20105 Gemäß Landesentwicklungsplan liegt Witzeeze im „Ländlichen Raum“ sowie am Rande eines „Entwicklungsraumes für Tourismus und Erholung“. Die Planung steht diesen Zielen nicht entgegen.

1.5 Zusammenfassende Bestandbeschreibung

Das ca. 0,3 ha große Plangebiet liegt im Nordwesten der Ortslage Witzeeze, östlich der Straße Pötrauer Weg. Westlich und südlich grenzen vorhandene Wohnbauflä- chen an, östlich liegt eine von lockerem Baumbestand geprägte landwirtschaftliche Lagerfläche. Nördlich und nordwestlich liegen Ackerflächen, die an der Straßenfront von Knicks gesäumt sind (vgl. Abbildungen 1 u. 2). Die Abbildungen 3 bis 5 stellen Auszüge aus der Planzeichnung Bestand und Bewer- tung des Landschaftspflegerischen Fachbeitrags dar. Im südlichen Teil der Fläche wurden ehemals kleinflächig Sande abgebaut. Auf dem vormals sandigen Offen- bodenbereichen (im Luftbild noch gut als solche erkennbar) haben sich lückige halbruderale Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte eingestellt. Oberhalb der Böschungen, die durch den Sandabbau entstanden sind, ist ein ähnlicher Vegetati-

5 Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein (2010): Landesentwicklungsplan Schleswig-Holstein, Kiel

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 6 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016) onsbestand vorhanden, aber in dichterer Ausprägung. Entlang der östlichen Böschungskante haben sich Brombeerbestände entwickelt. Die Steilkante selbst ist aufgrund seiner topographischen Ausbildung und Bestockung als artenreicher Steilhang als Biotop gemäß § 30 BNatSchG i. V. m. § 21 LNatSchG gesetzlich geschützt und als Biotop Nr. 4406 5924 – 002 im Naturschutzbuch I geführt.

Abbildung 3 Plan Bestand und Bewertung (Auszug) Quelle: Landschaftspflegerischer Fachbeitrag unmaßstäblich verkleinert

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 7 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Abbildung 4 Legende (Auszug) Quelle: Landschaftspflegerischer Fachbeitrag

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 8 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Abbildung 5 Baumliste und Schriftfeld (Auszug) Quelle: Landschaftspflegerischer Fachbeitrag

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 9 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

1.6 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen und der Umweltmerk- male

Im Folgenden werden die Umweltbelange (gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB) beschrie- ben und bewertet. Dabei werden ggf. vorhandene Vorbelastungen berücksichtigt. Die Bewertung erfolgt unter Einstufung der Empfindlichkeit, die ggf. mit der Zuordnung eines besonderen Schutzbedarfes abschließt. Anschließend werden verbal-argumentativ die Auswirkungen der Planung auf den jeweiligen Umweltbelang erläutert und auf ihre Erheblichkeit hin bewertet. Hierbei werden 4 Stufen unterschieden:

nicht erheblich, wenig erheblich, erheblich und sehr erheblich.

Bei der Erfassung und Bewertung der Umweltbelange werden die vorliegenden Erkenntnisse, Gutachten und Stellungnahmen sowie der Landschaftspflegerische Fachbeitrag zum Bebauungsplan ausgewertet und berücksichtigt. Gemäß § 2 Abs. 4 Satz 1 BauGB sind nur die voraussichtlich erheblichen Umwelt- auswirkungen zu prüfen. Aus dem Erheblichkeitskriterium folgt, dass Umweltmerk- male, die vom Plan nicht betroffen sind, bei der Ermittlung und Bewertung nicht betrachtet werden müssen. Daneben wird auch ein gewisses Maß an Beeinträchti- gung als tolerierbar und somit als nicht prüfungsrelevant akzeptiert.

1.6.1 Schutzgut Mensch und Gesundheit

Beschreibung der Ausgangssituation Im Hinblick auf das Schutzgut Mensch ist in erster Linie die Gesundheit des Menschen zu betrachten. Als Grundlage für die menschliche Gesundheit sind die Auswirkungen der Planung auf das Wohnumfeld (Immissionen, Lärm sowie visuelle Beeinträchtigungen) und die Erholungsfunktion (Landschaftsbild, Beunruhigung) von Bedeutung. Schutzwürdige Wohnnutzungen befinden sich unmittelbar südlich und westlich des Plangeltungsbereiches.

Bewertung der Ausgangssituation Der Plangeltungsbereich hat aufgrund seiner Struktur eine potentielle Eignung für die Naherholung, ist aber so kleinflächig, dass dieser Aspekt vernachlässigbar ist. Weit- läufige Blickbeziehungen sind nicht möglich. Sonstige Vorbelastungen des Standortes hinsichtlich akustischer oder optischer Rei- ze sind aktuell nicht erkennbar.

Beurteilung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Der visuelle Eindruck der Fläche wird sich durch die künftige Bebauung ändern. Dies werden aber nur wenige Anlieger wahrnehmen. Eine wesentliche Beeinträchtigung der vorhandenen Wohnnutzungen lässt sich daraus nicht ableiten. Diese Beeinträch- tigung ist hinnehmbar, da es kein Anrecht auf eine „unverbaute Sicht“ gibt. Die deutliche Unterschreitung der für die Ausweisung von Wohngebieten erforderli- chen Kenngröße von 10 % (4,6 bis max. 6,0 % laut Immissions-Gutachten) der zu erwartenden Geruchsstunden besteht gegenüber der Ausweisung eines Wohnge- bietes an dieser Stelle kein Bedenken, die Gesundheit des Menschen ist somit nicht gefährdet. Ø Für das Schutzgut Mensch sind keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 10 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

1.6.2 Schutzgut Flora (Pflanzenwelt)

Beschreibung der Ausgangssituation Ein 446 m2 großer Teil der Hangkante des Sandabbaus wurde am 18.11.2014 als Geschützter Biotop (artenreicher Steilhang) mit der Biotop-Nr. 44065924-002 gemäß § 30 BNatSchG i. V. m. § 21 LNatSchG unter Schutz gestellt. Durch die Planung ist keine Betroffenheit von „Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung“ oder „europäischen Vogelschutzgebieten“ (im Sinne des BNatSchG) zu erkennen. Die Biotoptypenbewertung des Landschaftspflegerischen Fachbeitrags erfolgt nach einer 6-stufigen Werteskala (0-5). Eine hohe Bedeutung (Wertfaktor 4) ist einigen wenigen größeren Einzelbäumen (Stammdurchmesser > 30 cm) zuzuordnen. Glei- ches gilt für den artenreichen Steilhang. Die die Fläche prägenden halbruderalen Gras- und Staudenfluren weisen ebenso wie die Einzelbäume mit Stammdurchmes- sern zwischen 0,15 u. 0,30 m eine mittlere Wertigkeit auf. Weitgehend ohne Bedeutung sind alle versiegelten und / oder überbauten Flächen wie Asphalt, Pflaster und Bebauung.

Bewertung der Ausgangssituation Der für eine Bebauung vorgesehene Teil des Plangeltungsbereiches hat eine mittlere bis hohe ökologische Wertigkeit. Die randlichen Knicks und Einzelbäume werten das Gebiet zusätzlich auf. Insgesamt ist von einer mittleren bis hohen Bedeutung als Lebensraum für Arten und Lebensgemeinschaften auszugehen. Die Empfindlichkeit des Gebietes als Lebensraum für Arten- und Lebensgemeinschaften ist als mittel bis hoch einzustufen.

Beurteilung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Bei einer Umsetzung des Vorhabens ist von einem Totalverlust der halbruderalen Gras- und Staudenfluren auszugehen, zudem werden voraussichtlich 2-3 Einzelbäu- me am Pötrauer Weg gefällt werden müssen. Mit der Umsetzung des Vorhabens ist die Beseitigung eines Biotopes gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG (arten- reicher Steilhang) verbunden. Vor der faktischen Beseitigung des § 30 BNatSchG – Biotopes ist aber ein Antrag zur Befreiung nach § 67 BNatSchG von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG i. V. m. § 21 Abs. 3 LNatSchG zu stellen.

Ø Für das Schutzgut Flora sind durch die Umsetzung der Planung erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten, für die eine Kompensation erforderlich wird.

1.6.3 Schutzgut Fauna (Tierwelt) Zur Beurteilung der Fauna im Gebiet wurde eine faunistische Potentialabschätzung erstellt, die im Folgenden auszugsweise wiedergegeben wird.

Beschreibung der Ausgangssituation Fledermäuse Das Untersuchungsgebiet bietet kein Potenzial für Fledermausquartiere. Es hat als Jagdhabitat für Fledermäuse mit seinem Gehölzsaum potenziell mittlere Bedeutung.

Vögel Die potenziell vorhandenen Brutvogelarten sind in der nachfolgenden Tabelle darge- stellt. Es wird dargestellt, ob die Art im Untersuchungsgebiet Brutvogel (b) sein kann oder diesen Bereich nur als Teilrevier (tr) oder als Nahrungsgast (ng) nutzen kann. Das Teilrevier wird dann angenommen, wenn die Art zwar im Untersuchungsgebiet brüten kann, das Untersuchungsgebiet aber viel zu klein für ein ganzes Revier ist. Die Art muss weitere Gebiete in der Umgebung mit nutzen.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 11 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Tabelle 1 Artenliste der potentiellen Vogelarten (Quelle: Faunistische Potentialabschätzung) Potenzielles Vorkommen in den Teilgebieten: ● = potenzielles Brutvorkommen, ○ = nur potenzielles Nahrungsgebiet St: Status im Untersuchungsgebiet: b: Brutvogel; tr: Teilrevier, d.h. Flächen der Umgebung müssen mitgenutzt werden; ng: Nahrungsgast; SH: Rote-Liste-Status nach KNIEF et al. (2010) und D: nach SÜDBECK et al. (2007). - = ungefährdet, V = Vorwarnliste, 3 = gefährdet

Ruderal- St. SH DE Rand flur Arten mit kleineren Revieren Gehölz- und Gartenvögel Amsel, Turdus merula b - - ● ○ Blaumeise, Parus caeruleus ng - - ○ Buchfink, Fringilla coelebs b - - ● Girlitz Serinus serinus b - - ● ○ Grünfink, Carduelis chloris b - - ● Heckenbraunelle, Prunella modularis b - - ● Kohlmeise, Parus major ng - - ○ ○ Rotkehlchen, Erithacus rubecula b - - ● Zaunkönig, Troglodytes troglodytes b - - ● Zilpzalp, Phylloscopus collybita b - - ● Arten der Säume der Kulturlandschaft Bluthänfling Carduelis cannabina b - V ● ● Dorngrasmücke, Sylvia communis b - - ● ● Stieglitz, Carduelis carduelis b ● ○ Arten mit sehr großen Revieren > 3 ha Elster, Pica pica b/tr - - ● ○ Feldsperling Passer montanus ng - V ● ○ Grünspecht, Picus viridis ng V - ○ ○ Haussperling, Passer domesticus ng - V ○ ○ Jagdfasan, Phasianus colchicus b/tr - - ● ● Rabenkrähe, Corvus cornis b/tr - - ● ○ Ringeltaube, Columba palumbus b/tr - - ● ○ Türkentaube, Streptopelia decaocto b/tr - - ● ○

Es kommt potenziell keine Art vor, die nach Roter Liste Schleswig-Holsteins (MLUR 2008) gefährdet ist und eine, die auf der Vorwarnliste verzeichnet wird. Zwei weitere Arten werden nach der deutschen Roten Liste auf der Vorwarnliste geführt. Alle Vogelarten sind nach § 7 BNatSchG als „europäische Vogelarten“ besonders geschützt. Der Grünspecht ist nach BArtSchV streng geschützt. Abbaustätten mit Steilwänden kommen als Brutplätze der Uferschwalbe in Frage. Die Steilwände dieser Abbaugrube sind jedoch schon zu stark verwittert und abge- schrägt. Aktive Röhren sind nicht vorhanden. Die ehemalige Abbaustätte ist zu klein, um speziellen Vogelarten trocken-magerer oder vegetationsarmer, ruderaler Lebens- räume (Heidelerche, Steinschmätzer, Flussregenpfeifer) ausreichenden Lebensraum zu bieten. Insofern stellt die Abbaugrube ein strukturreiches, bereicherndes Element im Siedlungsraum, ähnlich einer kleinen Gewerbebrache, dar. Sie fördert das Vor- kommen von Arten der Vorwarnliste der Tabelle 1, die hier einen besonders struktur- reichen Siedlungsrand vorfinden. Seltene oder gefährdete Arten mit größeren Raum- ansprüchen können hier nicht vorkommen.

Haselmaus Die Suche nach Kobeln und Fraßspuren erbrachte keine Hinweise auf das Vorkom- men der Haselmaus. Sie ist hier nicht zu erwarten.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 12 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Reptilien Die nachfolgende Tabelle listet die im Plangebiet potentiell zu erwartenden Reptilien auf:

Tabelle 2: Artenliste der potenziellen Reptilienarten (Quelle: Faunistische Potentialabschätzung) RL D = Status nach Rote Liste Deutschlands (KÜHNEL et al. 2009), regionalisiert für Tiefland; RL SH = Status nach Rote Liste Schleswig-Holsteins (KLINGE 2004), ), regionalisiert für Hügelland (in Klammern ganz Schleswig-Holstein). 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; V = Vorwarn- liste, d.h. aktuell nicht gefährdet, aber Gefährdung zu befürchten, wenn bestimmte Faktoren weiter wir- ken, G = Gefährdung anzunehmen, - = ungefährdet

Art RL D RL SH Anmerkung Zauneidechse Vorkommen existiert, aber keine dauerhaften V 2 (2) Lacerta agilis Kern-Lebensräume Waldeidechse Vorkommen in Randbereichen der Gehölze - - Zootoca vivipara möglich Blindschleiche Vorkommen in Randbereichen der Gehölze - G (G) Anguis fragilis möglich

Alle Reptilien sind nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Die Zauneidechse ist im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführt und somit in Deutsch- land streng geschützt. Die Waldeidechse ist nach Roter Liste Deutschlands und Schleswig-Holsteins unge- fährdet. Die Zauneidechse gilt in Schleswig-Holstein als stark gefährdet. Die Zauneidechse ist im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführt und daher nach BNatSchG § 7 streng geschützt. Der Bereich des Büchener Sanders und der Umge- bung von Witzeeze gehört zu den Gebieten mit den größten Zauneidechsenvorkom- men in Schleswig-Holstein. Die Landschaft ist hier wahrscheinlich durchgehend von Zauneidechsen besiedelt. Die Art ist in Schleswig-Holstein sehr thermophil und benötigt sonnenexponierte Flächen, ein lockeres, gut drainiertes Substrat, unbewachsene Sandflächen zur Eiab- lage, spärliche bis mittelstarke Vegetation und Kleinstrukturen wie Steine, Totholz usw. als Sonnplätze. Die Sandgrube weist solche Stellen auf und während beider Begehungen wurden Zauneidechsen festgestellt. Die Sandgrube muss deshalb als Lebensraum einer Zauneidechsenpopulation eingestuft werden. Die Zauneidechse wird in Deutschland in die Vorwarnliste eingeordnet (Kategorie V) und in Schleswig-Holstein als „stark gefährdet“ (Kategorie 2). Es ist anzunehmen, dass sie in der Vergangenheit einen starken Bestandsrückgang erfahren hat. Dazu haben wahrscheinlich sowohl klimatische Faktoren (zunehmende „Atlantisierung“ des Klimas), als auch anthropogene Faktoren beigetragen. Infolge der flächenhaften Eu- trophierung der Landschaft geht die größte Gefährdung für diese Art von der freien Sukzession bzw. der Aufgabe extensiver Nutzungsformen aus. Die Waldeidechse besiedelt Wald- und Wegränder, trockene Brachen sowie lichte Wälder. In Heiden und Mooren befinden sich die Schwerpunktvorkommen. Im Unter- suchungsgebiet sind es die Ränder und Hänge, in denen sich Waldeidechsen aufhal- ten können. Die Art ist in Schleswig-Holstein und Deutschland nicht gefährdet. Die Blindschleiche besiedelt bevorzugt Saumbiotope in und an Mooren und Wäldern mit dichter, bodennaher Vegetation und könnte hier in den Randbereichen vorkom- men. Da diese Art sehr schwer systematisch zu erfassen ist, liegen nicht genug In- formationen für eine Gefährdungseinstufung vor. Da anzunehmen ist, dass sie durch Entwicklungen in der Intensivlandwirtschaft bedrängt wird, muss vorsorglich eine Ge- fährdung angenommen werden.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 13 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Weitere, besonders geschützte Arten In trocken-warmen, mageren und ruderalen Lebensräumen können spezialisierte und damit seltene bzw. gefährdete Wirbellosenarten vorkommen. Einige dieser Arten sind nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt. Dazu gehören Arten aus den Gruppen der Laufkäfer (alle Carabus-Arten), Tagfalter (z. B. Bläulinge) sowie der Wildbienen (Apoidea). Die einzige besonders geschützte Heuschrecken- art, die potentiell vorkommen könnte, ist die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Alle diese Arten sind nicht europäisch, d.h. nach Anhang IV der FFH- Richtlinie, geschützt. Der spezielle Artenschutz nach § 44 BNatSchG ist daher nicht direkt auf diese Arten anzuwenden. Die Arten sind jedoch im Rahmen der sog. Ein- griffsregelung zu beachten. Sie tragen zum naturschutzfachlichen Wert der vorhande- nen Biotope bei.

Bewertung der Auswirkungen durch die Planung Fledermäuse Potenzielle Quartierbäume werden wahrscheinlich nicht beeinträchtigt. Die potenzielle Nahrungsfläche wird nicht verkleinert, da trockene Ruderalflächen nur geringe Bedeutung als Nahrungshabitate für Fledermäuse haben. Die Schaffung der Grünflächen (Gehölzsäume) am Rande führt eher zu einer geringfügigen Verbesse- rung der Situation. • Für diese Funktionsverluste / Einschränkungen werden keine separaten Maß- nahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung erforderlich.

Vögel Die potenziell vorkommenden Brutvogelarten verlieren nur geringe Lebensraumteile, denn die Gehölzmasse wird insgesamt und langfristig nicht vermindert werden, da in den Gärten neue Gehölzvegetation entsteht. Das gilt auch für den größten Teil der Arten mit großen Revieren, die überwiegend Gehölze nutzende Arten sind. Lediglich der Grünspecht verliert einen Teil seines Nahrungsraumes, denn mit den offenen Bodenstellen der Ruderalflächen insbeson- dere des Hanges, verliert er besonders ameisenreiche Böden, die in Siedlungsgärten so nicht wieder entstehen. Haussperling, Feldsperling und Türkentaube finden in Siedlungsgärten ähnliche Bedingungen vor wie in den Ruderalfluren der Sandgrube. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Wirkungen und Folgen des Vorhabens auf Vögel. Die Begründung der Folgen der Vorhabenswirkungen erfolgt im daran anschließen- den Text.

Tabelle 3: Wirkungen des Vorhabens auf Vögel Folgen der Art, Artengruppe Wirkung des Vorhabens Vorhabenswirkungen Verlust von Ruderalflächen und Brutvögel der Ruderalflur Säumen. Verlust eines Brutreviers Tabelle 2 (Bluthänfling, Keine Neuschaffung solcher Bio- (I) Dorngrasmücke, Fasan) tope am Rand der Siedlung Verringerung des Ameisenangebo- Keine bestandsvermin- Grünspecht tes durch Verlust der offenen Bo- dernde Wirkung (II) denstellen Feldsperling, Haussperling, Umwandlung des Keine bestandsvermin- Türkentaube Lebensraumes dernde Wirkung (III) Übrige Arten der Tabelle 1 mit großen Revieren Umwandlung des Keine bestandsvermin- (Eichelhäher, Elster, Lebensraumes dernde Wirkung (IV) Rabenkrähe, Ringeltaube) Kaum Veränderung des Lebens- Keine bestandsvermin- Relativ anspruchslose, raumes. dernde Wirkung, lang- verbreitete Gehölzvögel der Eventuell Zunahme von fristig Bestandserhöhung Tabelle 1 Gehölzen in den Gärten möglich (V)

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 14 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

I. Verlust eines Brutreviers. Diese Arten verlieren die saumreiche Ruderalflur. Solche Flächen entstehen in den Gärten nicht neu. Es ist zu prognostizieren, dass diese Arten ihre Brutreviere verlieren. Mit der Schaffung von Hecken, Knicks oder Ruderalflächen könnten die ökologischen Funktionen erhalten blei- ben. II. Keine bestandsvermindernde Wirkung. Die Nahrungssituation für den Grün- specht wird vermindert, weil ein potenziell gutes Nahrungsgebiet in seiner Quali- tät vermindert wird, denn Gärten sind weniger geeignet. In Anbetracht des gro- ßen Reviers eines Grünspechts von 2-5 km2 ist der Verlust jedoch quantitativ so gering, dass eine Beschädigung des Brutreviers, so dass es seine Funktion als Fortpflanzungsstätte verlieren würde, nicht zu prognostizieren ist. III. Keine bestandsvermindernde Wirkung. Feld- und Haussperling sowie Türken- taube brüten bevorzugt in ländlichen Siedlungen. Aus einem mäßigen Nahrungs- gebiet wird mit den Gärten ein potenziell geeignetes Brutgebiet. Die neuen Ru- deralflächen der Ausgleichsfläche bieten zudem neue Nahrungsflächen. IV. Keine bestandsvermindernde Wirkung. Eichelhäher, Elster, Rabenkrähe und Ringeltaube gehören zu den anpassungsfähigen Arten, die in einer durchgrünten Siedlung ähnlich gute Lebensbedingungen vorfinden wie in der ehemaligen Sandgrube. Für sie verändern sich die Lebensbedingungen qualitativ und quanti- tativ nicht entscheidend. V. Keine Verminderung der Revierzahlen. Die hier betroffenen Arten sind Baum- oder Gebüschbrüter, die auch ihre Nahrungsreviere in oder in der Nähe der Ge- hölze haben. Sie verlieren keine Möglichkeiten zur Nestanlage oder Teile ihres Nahrungsreviers. Sie gehören zu den anpassungsfähigen Arten, die in einer durchgrünten Siedlung bessere Lebensbedingungen vorfinden als auf einer tro- ckenen Ruderalfläche. Für sie verbessern sich langfristig mit den in den Gärten aufwachsenden Gehölzen die Lebensbedingungen.

Ø Es werden Maßnahmen zum Ausgleich / Ersatz erforderlich.

Die faunistische Potentialabschätzung kommt zusammenfassend zu folgenden Ergebnissen: • Das Zugriffsverbot gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG wird im Hinblick auf Vögel und Fledermäuse nicht verletzt, wenn die Arbeiten zur Baufeldräumung nach bzw. vor der Brutzeit der Vögel beginnen. Auch eine eventuelle kleinflächige Fäl- lung der Gehölze wird außerhalb der Brutzeit der Vögel (15. März – 30. Septem- ber) stattfinden (allgemein gültige Regelung § 27a LNatSchG). Zauneidechsen müssten aus dem von Bauarbeiten betroffenen Gebiet möglichst weitgehend abgefangen und umgesiedelt werden. Für unvermeidliche Verletzun- gen wird eine Ausnahme beantragt. • Ein Tatbestand gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein, wenn die Arbeiten zur Baufeldräumung (z. B. Rodung von Gehölzen) vor der Brutzeit der Vögel beginnen. Der Baubetrieb führt nicht zu erheblichen Störungen der umgebenden Tierwelt, da alle in der Umgebung potenziell vorkommenden Arten nicht besonders störanfällig sind oder ihr Erhaltungszustand gut bleibt. • Fortpflanzungsstätten von brütenden Vögeln der Säume werden zunächst so beschädigt, dass die Fortpflanzungsstätte beschädigt wird. Durch die Schaffung der Ausgleichsfläche werden die ökologischen Funktionen jedoch weiterhin erfüllt werden. Lebensstätten der Zauneidechse werden wahrscheinlich zunächst zerstört, jedoch werden die ökologischen Funktionen durch die Schaffung der Ausgleichsfläche weiterhin erfüllt werden. Potentielle Lebensstätten von Fleder- mäusen werden nicht beeinträchtigt (Tatbestand gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein).

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 15 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

• Wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten sind im Plangeltungsbe- reich nicht vorhanden (Tatbestand gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein).

Es ergeben sich somit aufgrund der Prüfung des Eintretens der Verbote nach § 44 BNatSchG folgende notwendige Maßnahmen: o Keine Beseitigung von Gehölzen vom 15. März bis 30. September (§ 39 BNatSchG). o Absammeln der Zauneidechsen im Eingriffsgebiet und Übertrag auf die Aus- gleichsfläche. o Ausgleich der Lebensraumverluste der Zauneidechse durch Herstellung geeigne- ter Strukturen auf der Ausgleichsfläche. o Ausgleich der Lebensraumverluste der Brutvögel Dorngrasmücke, Bluthänfling und Fasan durch Herstellung geeigneter Strukturen auf der Ausgleichsfläche.

Ø Vor dem Absammeln der Zauneidechsen ist eine Ausnahmegenehmigung gemäß § 45 Abs. 7 i. V. m. § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG einzuholen.

1.6.4 Schutzgut Boden

Gemäß Bodenkarte6 steht im Plangeltungsbereich eine „Braunerde über Parabraun- erde aus Sand über Lehm“ an. Dabei handelt es sich um Boden aus verbraunter Fließerde über lessiviertem Geschiebelehm aus schluffigem bis lehmigem Sand über sandigem Lehm, Sand oder Beckenschluff/-ton. Der Grundwasserstand wird mit tiefer als 20 dm unter Geländeoberfläche, die Wasserdurchlässigkeit mit sehr hoch angegeben. Die nutzbare Feldkapazität wird mit mittel, das Bindungsvermögen für Nährstoffe mit gering bis mittel angegeben.

Bewertung der Ausgangssituation Die im Geltungsbereich vorkommenden Böden sind weder als seltene, noch (aus ökologischer Sicht) als besonders wertvolle Bodenformationen einzustufen. Durch den Bodenabbau ist einerseits eine Störung des gewachsenen Bodens entstanden, andererseits ist eine Rohbodensituation geschaffen worden. Die anstehenden Böden sind dennoch als bedeutsam für den Naturhaushalt anzu- sehen, da sie die üblichen Bodenfunktionen als Puffer- und Filter für die Grundwas- serleiter, als Standort für die Vegetation sowie als Lebensraum für Bodenorganismen erfüllen. Gegenüber Eingriffen wie Schadstoffeinträgen ist aufgrund der sehr hohen Wasserdurchlässigkeit eine hohe Empfindlichkeit gegeben. Ansonsten ist den anste- henden Böden eine eher geringe Empfindlichkeit gegenüber Eingriffen zuzusprechen.

Beurteilung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Um innerhalb des Plangebietes eine bessere bauliche Nutzung zu ermöglichen, wird die durch den Sandabbau entstandene Oberflächenstruktur dahingehend verändert, dass Boden aus dem nördlichen Teil in den südlichen Teil umgelagert wird. Zur Ost- grenze wird eine Steilböschung entstehen, die im Norden flach ausläuft. Hierdurch und durch die Fundamentarbeiten sind bereits in der Bauphase erhebliche Beeinträchtigungen des Schutzgutes Boden zu erwarten. Die Überbauungen und Neuversiegelungen führen zu einem dauerhaften Entzug von Bodenfläche mit seinen Funktionen für den Naturhaushalt. Hieraus resultiert grund- sätzlich eine verminderte Versickerung von Niederschlagswasser und somit eine verminderte Grundwasseranreicherung.

6 Geologisches Landesamt Schleswig-Holstein (1992): Bodenkarte von Schleswig-Holstein 1 : 25.000, Kiel

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 16 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Hinsichtlich der Eingriffsintensität ist mindernd anzumerken, dass durch den Sandab- bau auf einem Großteil des Gebietes bereits eine erhebliche Vorbelastung des Schutzgutes Boden vorliegt.

Ø Die Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Boden sind als erheb- lich einzustufen, es werden daher separate Maßnahmen zum Ausgleich / Ersatz erforderlich.

1.6.5 Schutzgut Wasser

Beschreibung der Ausgangssituation Wasser hat eine besondere Bedeutung für den gesamten Naturhaushalt, insbesonde- re als Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere. Oberflächengewässer sind im Unter- suchungsraum nicht vorhanden. Grundwasser ist in den ersten 2 m unter Gelände- oberfläche nicht zu erwarten.

Bewertung der Ausgangssituation Grundwasser ist empfindlich gegenüber Schadstoffeinträgen und zudem auf eine ausreichende Menge an Sicker- bzw. Niederschlagswasser zur Grundwasserneubil- dung angewiesen. Aufgrund der sehr hohen Wasserdurchlässigkeit ist eine hohe Empfindlichkeit bezogen auf das Grundwasser gegeben.

Bewertung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Das im Gebiet anfallende unbelastete Niederschlagswasser kann aufgrund der Standortbedingungen voraussichtlich auf den umliegenden Freiflächen zur Versicke- rung gebracht werden. Ø Erhebliche Beeinträchtigungen des Schutzgutes Wasser sind durch die Umsetzung der Planung nicht zu erwarten. Separate Kompensationsmaß- nahmen werden nicht erforderlich. Durch die Extensivierung der Flächennutzung auf einer externen Aus- gleichsfläche für das Schutzgut Boden kann gleichzeitig auch die Kompen- sation für die Eingriffe in das Schutzgut Wasser stattfinden.

1.6.6 Schutzgut Luft und Klima

Beschreibung der Ausgangssituation Innerhalb des gemäßigten ozeanischen Klimas Schleswig-Holsteins ist der Kreis Herzogtum Lauenburg am stärksten kontinental geprägt. Der Kreis Herzogtum Lauenburg ist gekennzeichnet durch ein ganzjährig feuchtes Klima mit einer Durch- schnittstemperatur von 8,2° C. Der mittlere Jahresniederschlag beträgt ca. 670-680 mm.

Bewertung der Ausgangssituation Eine besondere Bedeutung oder Wertigkeit des Geltungsbereiches ist schon auf- grund der geringen Größe des Plangeltungsbereiches aus lokalklimatischer Sicht nicht gegeben.

Bewertung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Der Bau von Wohngebäuden einschließlich der Zuwegungen und Nebenflächen geht mit umfangreichen Versiegelungen und Überbauungen einher und sorgt somit für eine Erwärmung dieser Flächen (durch Abstrahlungswärme der Baukörper sowie der versiegelten Flächen).

Ø Erhebliche klimatische und lufthygienische Beeinträchtigungen sind auch schon aufgrund der geringen Dimension des Plangebietes nicht zu

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 17 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

erwarten. Kompensationsmaßnahmen werden für dieses Schutzgut nicht erforderlich.

1.6.7 Schutzgut Orts- und Landschaftsbild

Beschreibung der Ausgangssituation Im Plangeltungsbereich wurde auf Teilflächen Sand abgebaut. Im Ergebnis sind z. T. steile Böschungen entstanden. Südlich grenzt ein Grundstück mit der Prägung eines landwirtschaftlichen Betriebes an. Der Plangeltungsbereich selbst wirkt durch den Bodenabbau etwas „unruhig und unordentlich“, auch weil die Fläche von einer in sich nicht homogenen, halbruderalen Gras- und Staudenflur eingenommen wird. Randbe- reiche werden von einem Brombeerdickicht geprägt. Zusammenfassend handelt es sich um einen Übergangsbereich zwischen dem baulich geprägten Siedlungsbereich und der „freien“ Landschaft. Westlich des Pötrauer Weges finden sich bebaute Wohngrundstücke mit den zugehö- rigen Gärten. Im Norden wird der Plangeltungsbereich durch einen unbefestigten Feldweg begrenzt. Nördlich des Feldweges verläuft ein wegbegleitender Knick, der hier eine Zäsur zu den nördlich angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen (Ackerflächen) darstellt. Die Blickbeziehungen aus der freien Landschaft auf den Plangeltungsbereich sind aufgrund der wegbegleitenden Knicks eher untergeordnet. Hier bilden die Knicks eine natürliche landschaftliche Einbindung. Auch in östlicher Richtung sind nur wenige Blickbeziehungen möglich, da hier ebenfalls umfangreiche Gehölzbestände vorhan- den sind.

Bewertung der Ausgangssituation Die Baufläche ist durch die bisherige Nutzung als Sandgrube stark überformt und hinsichtlich Ihrer Wirkung für das Orts- und Landschaftsbild vorbelastet. Insgesamt ist dem Plangeltungsbereich eine eher mittlere Wertigkeit bezüglich des Orts- und Landschaftsbildes zuzusprechen.

Beurteilung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Durch die geplante Bebauung wird ein bisher unbebauter Außenbereich einer bauli- chen Nutzung zugeführt und in die im Zusammenhang bebaute Ortslage einbezogen. Im südlichen Teil sollen Gebäude mit größeren Firsthöhen zulässig werden als im Nordteil, da hier das künftige Sohlniveau tiefer liegt als im Nordbereich. In nördlicher und östlicher Richtung wird die künftige Bebauung durch vorhandene Gehölzbestände gegenüber der freien Landschaft eingegrünt sein. Auch entlang des Pötrauer Weges wird eine Grüneinbindung durch eine Kombination aus Erhaltung von Bäumen und Anpflanzgeboten für Bäume erreicht werden.

Ø Zusammenfassend ist auszuführen, dass die geplante Bebauung wegen der teils schon vorhandenen Eingrünung unter Berücksichtigung des ohnehin sehr geringen Umfangs nicht mit erheblichen Beeinträchtigungen des Orts- und Landschaftsbildes verbunden wäre.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 18 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

1.6.7 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Beschreibung der Ausgangssituation Im Plangeltungsbereich sind keine archäologischen Denkmale bekannt. Als allgemeine Sachgüter sind die Grundstückswerte zu nennen.

Bewertung der Ausgangssituation Eine besondere Bedeutung dieses Schutzgutes ist nicht zu erkennen.

Beurteilung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Durch die geplante Bebauung sind nach aktuellem Kenntnisstand keine erheblichen Umweltauswirkungen für Kulturgüter zu erwarten. Eine Wertminderung der vorhandenen Sachgüter ist nicht zu erwarten, vielmehr ist von einer Wertsteigerung des Grundstücks auszugehen.

Ø Die Umweltauswirkungen für dieses Schutzgut werden als nicht erheblich eingestuft.

1.6.8 Wechselwirkungen

Beschreibung der Ausgangssituation Der Begriff Wechselwirkungen beinhaltet eine ganzheitliche Betrachtung der ortstypi- schen Zusammenhänge als Ergänzung zur Betrachtung einzelner Umweltaspekte bzw. Schutzgüter. Die betrachteten Schutzgüter / Umweltbelange können unterei- nander in Wechselbeziehungen stehen. Die Schutzgüter beeinflussen sich dabei gegenseitig in unterschiedlichem Maße. Erfolgt ein Eingriff in eines der Schutzgüter, so kann dies gleichzeitig auch (in-)direkte Auswirkungen (positiver wie negativer Art) auf einen anderen Umweltaspekt zur Folge haben. Beispielsweise bilden Boden, Wasser, Klima und Luft gemeinsam die Lebensgrundlage für den Menschen und sei- ne Gesundheit. Versickerndes Oberflächenwasser wird über die Filterfunktion des Bodens gereinigt. Somit bestehen Wechselbeziehungen zwischen den Schutzgütern Boden und Wasser.

Bewertung der Ausgangssituation Bei der Beschreibung der einzelnen Schutzgüter wurden die relevanten Wechsel- wirkungen mit anderen Schutzgütern / Umweltbelangen bereits dargelegt. Nach der- zeitigem Kenntnisstand sind keine bedeutenden, darüber hinausgehenden Wechsel- beziehungen erkennbar.

Beurteilung der Auswirkungen durch die Planung (Prognose) Eine Verstärkung der Umweltauswirkungen durch entstehende Wechselwirkungen ist nicht zu erwarten.

1.7 Entwicklungsprognosen des Umweltzustandes

Die Realisierung der Planung ist ohne Umsetzung von Maßnahmen zur Vermeidung / Minimierung bzw. Ausgleich / Ersatz für die Schutzgüter Boden, Pflanzen und Tiere mit erheblichen Umweltbeeinträchtigungen verbunden (vgl. Kapitel 1.6). Diese Auswirkungen sind im Hinblick auf die mit der Planung verfolgten Ziele nicht zu ver- meiden, aber durch Maßnahmen zur Vermeidung / Minimierung sowie zum Ausgleich / Ersatz im Grundsatz kompensierbar.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 19 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

1.8 Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich / Ersatz

Bei Umsetzung der Planung können Eingriffe nicht grundsätzlich vermieden werden. Gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB sind die Belange des Umweltschutzes bei der Auf- stellung der Bauleitpläne und in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 zu berücksichtigen. Auf der Grundlage der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung sind die Beeinträchti- gungen von Natur und Landschaft durch das geplante Vorhaben zu beurteilen und Aussagen zur Vermeidung, Verminderung und zum Ausgleich zu entwickeln. Folgen- de Maßnahmen werden vorgesehen:

1.8.1 Maßnahmen zur Vermeidung / Minimierung

Aus den vorab ermittelten Voraussetzungen und den bei Umsetzung der Planung prognostizierten erheblichen Umweltbeeinträchtigungen lassen sich Ziele formulieren, die geeignet sind, die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes im Sinne der Umwelt- vorsorge zu sichern und negative Auswirkungen der Planung zu vermeiden bzw. zu minimieren. Zwar stellt die Bauleitplanung an sich keinen Eingriff in Natur und Landschaft dar, doch sind nicht zwingend erforderliche Beeinträchtigungen durch die planerische Konzeption zu unterlassen bzw. zu minimieren. Im derzeitigen Stadium der Planung sind folgende Maßnahmen zur Vermeidung / Minimierung vorgesehen (u. a. abgeleitet aus dem Landschaftspflegerischen Fach- beitrag sowie der Faunistischen Potentialabschätzung): • Erhaltungsgebot für Einzelbäume, • Umweltbaubegleitung bei der Freistellung der zu erhaltenden Bäume, • Errichtung eines Bau(m)-Schutzzaunes, • Pflanzgebot für Einzelbäume, • Regenwassermanagement (Versickerung von Niederschlagswasser auf den Grundstücken), • (versickerungsfähige) Ausführung von Oberflächenbefestigungen, • Schonender Umgang mit dem Boden, • Zwischenlagerung und ortsnahe Wiederverwertung des anfallenden Oberbodens, • Bauzeitenregelung, • Fachliche Begleitung bei der Umsetzung der Ausgleichsmaßnahme / Umweltbau- begleitung, • Absammeln und Umsiedlung von Zauneidechsen, • Minimierung von Beeinträchtigungen für Zauneidechsen.

Die vorgenannten Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung sind dazu geeig- net, dass bei Umsetzung der Planung für die Schutzgüter Mensch, Klima / Luft, Orts- und Landschaftsbild sowie Kultur- und Sachgüter keine erheblichen Umweltbeein- trächtigungen zu erwarten sind. Zur Kompensation der verbleibenden erheblichen Umweltbeeinträchtigungen sind zusätzlich Maßnahmen zum Ausgleich / Ersatz durchzuführen.

1.8.2 Maßnahmen zum Ausgleich / Ersatz verbleibender, nicht vermeidbarer Eingriffe

Schutzgut Tiere Die Faunistische Potentialabschätzung ermittelt folgendes Mindest-Ausgleichs- erfordernis: - Ausgleich für Lebensraumverluste der Zauneidechse (mindestens 1.000 m2) als vorgezogene CEF-Maßnahme, - Absammeln der Zauneidechsen auf der Eingriffsfläche und Übertrag auf die Aus- gleichsfläche als vorgezogene CEF-Maßnahme,

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 20 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

- Ausgleich für Lebensraumverluste der Brutvögel der Säume (wie Dorngrasmü- cke, Bluthänfling und Fasan – mindestens 2.000 m2), wobei die Ausgleichsfläche für die Zauneidechse auch für diese Arten geeignet sein und daher angerechnet werden kann.

Der Kompensationsbedarf für das Schutzgut Tiere wird durch die Entwicklung von Biotopqualitäten (hier: durch Festsetzung und Umsetzung folgender Maßnahmen) erbracht: • Entwicklung einer ca. 5.420 m2 Teilfläche des Flurstücks 25 / 3, Flur 5, Ge- markung Witzeeze, als Zauneidechsenbiotop durch Anreicherung der Fläche mit Habitatrequisiten wie südexponierte Sandböschungen, Sonnplätze, trockene und lückige Vegetation, Lesestein- und Totholzhaufen). Auf dieser Fläche kann der Ausgleich für Beeinträchtigungen der Zauneidechse und anderer Reptilien erbracht werden. Die Ausgleichsfläche muss die Eignung als Lebensraum für die Zauneidechse aufweisen, bevor der Übertrag von der Eingriffsfläche stattfindet (CEF-Maßnahme). Auf der Fläche werden zudem vereinzelte Gehölzpflanzungen von Sträuchern heimischer und standortgerechter Arten vorgenommen. Durch die vorbeschriebenen Entwicklungsmaßnahmen kann gleichzeitig eine Flächeneignung für die Brutvögel der Säume erreicht werden.

Schutzgut Boden Der Landschaftspflegerische Fachbeitrag ermittelt folgendes Mindest-Ausgleichs- erfordernis: - 5.418 m² flächiger Ausgleich (für Eingriffe in das Schutzgut Boden).

Der Kompensationsbedarf für das Schutzgut Boden wird durch die Erhöhung der Biotopqualität von Flächen (hier: durch Festsetzung und Umsetzung folgender Maß- nahmen) erbracht: • Durch die vorgenannte Ausgleichsfläche (5.420 m2) kann gleichzeitig der Eingriff in das Schutzgut Boden kompensiert werden.

Ø Nach Durchführung der Maßnahmen nach Maßgabe des Landschaftspflege- rischen Fachbeitrags verbleiben keine im Sinne der Eingriffsregelung erheblichen Umweltbeeinträchtigungen zurück.

1.9 Prüfung anderweitiger Planungsmöglichkeiten Die Untersuchung von Alternativstandorten erübrigt sich auf der Ebene des Bebau- ungsplanes, da diese Diskussion auf der Ebene des Flächennutzungsplanes erfolgte.

Die Flächengröße sowie die topographische Lage lassen einen eher geringen Spiel- raum für die bauliche Nutzung zu.

Die Gemeinde spricht sich bewusst gegen eine Wiederherstellung des ursprünglich anstehenden Reliefs aus, da dies zum Einen mit erheblichen Bodenbewegungen und somit mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Auch würde die entstehende Bebau- ung bei gleichen Größenordnung erheblich deutlicher (höher) in Erscheinung treten, als in geplanten Variante.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 21 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

1.10 Zusätzliche Angaben

1.10.1 Technische Verfahren bei der Umweltprüfung

Zur Ermittlung und Bewertung der zu erwartenden Umweltbeeinträchtigungen wurden verschiedene Gutachten / gutachterliche Stellungnahmen erstellt, die inhaltlich bereits zuvor ausgewertet und berücksichtigt wurden. Die hierfür relevanten und angewandten technischen Verfahren ergeben sich aus dem im Umweltbericht hierzu jeweils beschriebenen Untersuchungsrahmen bzw. sind detailliert in den jeweiligen Gutachten nachzulesen.

1.10.2 Hinweise / Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umweltauswirkun- gen (Monitoring)

Gemäß § 4 c BauGB überwachen die Gemeinden die erheblichen Umweltauswirkun- gen, die auf Grund der Durchführung der Bauleitpläne eintreten, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermitteln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu ergreifen. Auf diese Weise wird kon- trolliert, ob die im Umweltbericht dargelegten Prognosen tatsächlich eingetreten sind, die Maßnahmen und Festsetzungen realisiert wurden und die gewünschte vollständi- ge Kompensation erbracht haben. Ø Für die Umsetzung der Pflanzgebote im Plangeltungsbereich ist der Eingriffs- verursacher zuständig. Eine Erfolgskontrolle dieser Pflanzgebote erfolgt nach Umsetzung / Herstellung sowie 3 Jahre nach Herstellung, danach alle 5-10 Jahre durch die Gemeinde Witzeeze.

1.11 Allgemein verständliche Zusammenfassung

Ziel des Bebauungsplanes Nr. 9 ist die Schaffung der planungsrechtlichen Voraus- setzungen für die Errichtung eines „allgemeinen Wohngebietes (WA)“ östlich des Pötrauer Weges. Zur Verwirklichung der Ziele sind u. a. folgende Festsetzungen vorgesehen: WA 1 (nördliche Teilfläche): Ø WA – Allgemeines Wohngebiet, Ø Grundflächenzahl 0,4, Ø Zahl der Vollgeschosse als Höchstgrenze – II, Ø maximal zulässige Firsthöhe (über Normalnull) – 32,00 m, Ø Baugrenzen Im Bebauungsplan wird die folgende Festsetzung zum sozialen Wohnungsbau (ge- mäß § 9 Abs. 1 BauGB) verankert: Innerhalb des allgemeines Wohngebietes sollen 50 % der Wohnbauflächen so errich- tet werden, dass eine Förderung der Vorhaben mit Mitteln des sozialen Wohnungs- baus möglich ist, bzw. nach Maßgabe des sozialen Wohnungsbaus errichtet werden können.

Mit der Planung sind die unter Ziffer 1.6 ermittelten Umweltauswirkungen verbunden. Bei der Umsetzung der Planung sind (ohne Umsetzung von Maßnahmen zur Vermei- dung / Minimierung) für das Schutzgut Boden, Tiere und Pflanzen erhebliche Umweltauswirkungen zu erwarten. Diese Auswirkungen sind durch im Bebauungsplan festzusetzende Maßnahmen zur Vermeidung / Minimierung im Grundsatz kompensierbar.

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 22 Bebauungsplan Nr. 9 Witzeeze „Östlich Pötrauer Weg“ Umweltbericht (24.05.2016)

Maßnahmen zur Vermeidung / Minimierung • Erhaltungsgebot für Einzelbäume, • Umweltbaubegleitung bei der Freistellung der zu erhaltenden Bäume, • Errichtung eines Bau(m)-Schutzzaunes, • Pflanzgebot für Einzelbäume, • Regenwassermanagement (Versickerung von Niederschlagswasser auf den Grundstücken), • (versickerungsfähige) Ausführung von Oberflächenbefestigungen, • Schonender Umgang mit dem Boden, • Zwischenlagerung und ortsnahe Wiederverwertung des anfallenden Oberbodens, • Bauzeitenregelung, • Fachliche Begleitung bei der Umsetzung der Ausgleichsmaßnahme / Umweltbau- begleitung, • Absammeln und Umsiedlung von Zauneidechsen, • Minimierung von Beeinträchtigungen für Zauneidechsen.

Bei vollständiger Berücksichtigung der vorstehenden Maßnahmen verbleiben erheb- liche Umweltbeeinträchtigungen für die Schutzgüter Boden, Pflanzen und Tiere. Daher sind weitere Kompensationsmaßnahmen erforderlich:

Maßnahmen zum Ausgleich / Ersatz Darüber hinaus sind Maßnahmen zum Ausgleich / Ersatz erforderlich: • Entwicklung einer ca. 5.420 m2 Teilfläche des Flurstücks 25 / 3, Flur 5, Gemarkung Witzeeze, als Zauneidechsenbiotop durch Anreicherung der Fläche mit Habitatrequisiten wie südexponierten Sandböschungen, Sonnplätzen, trocke- ne und lückige Vegetation, Steinhaufen und Totholzhaufen). Auf dieser Teilfläche kann der Ausgleich für Beeinträchtigungen der Zauneidechse und anderer Repti- lien erbracht werden. Die Ausgleichsfläche muss die Eignung als Lebensraum für die Zauneidechse aufweisen, bevor der Übertrag von der Eingriffsfläche stattfin- det (CEF-Maßnahme). Auf der Fläche werden zudem vereinzelte Gehölzpflanzungen von Sträuchern heimischer und standortgerechter Arten vorgenommen. Durch die vorbeschriebenen Entwicklungsmaßnahmen kann gleichzeitig eine Flächeneignung für die Brutvögel der Säume erreicht werden.

Ø Nach Durchführung der Maßnahmen nach Maßgabe des Landschaftspflege- rischen Fachbeitrags verbleiben keine im Sinne der Eingriffsregelung erheblichen Umweltbeeinträchtigungen zurück.

Gebilligt durch den Beschluss der Gemeindevertretung vom

Witzeeze, den

Bürgermeister

Planwerkstatt Holzer, Lüneburg Seite 23