Sport MAURO BOTTARO / ANZENBERGER (L.); TIM DE WAELE / PIXATHLON (R.) / PIXATHLON / ANZENBERGER (L.); TIM DE WAELE BOTTARO MAURO Kronzeuge Jaksche: „Ich war 2005 und 2006 Kunde von Doktor Fuentes“ Fahrerfeld (bei einem Radrennen in Spanien):

RADSPORT Bellas Blut Der Radrennfahrer Jörg Jaksche ist neben der zweite deutsche Fahrer auf der Kundenliste des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes. Ein Jahr lang hat er dies dementiert. Nun stellt er sich im bislang größten Doping-Skandal des Profisports als Kronzeuge zur Verfügung – und erzählt die Geschichte seiner gedopten Karriere.

ein Handy und eine schwarze Plas- Am Morgen hat er trotzdem trainiert, jemand, der sich seiner Sache nicht ganz tiktüte, das ist alles, was er mitge- zwei Stunden lang in den Hügeln der sicher ist. Sbracht hat ins Hotel Universo an der Toskana. Normalerweise fährt er jeden In der schwarzen Plastiktüte steckt ein Piazza del Giglio von Lucca. Er trägt ein Tag sechs Stunden, weil er die Hoffnung Aktenordner, in dem er den Ermittlungsbe- weißes Hemd, Jeans, Turnschuhe und noch nicht aufgegeben hat, irgendwann richt der Guardia Civil über den spanischen sieht aus wie ein Student, der von einer wieder richtig Rennen zu fahren. Aber Doping-Arzt Eufemiano Fuentes abgehef- Vorlesung kommt. Es ist Freitag, der 15. heute ist kein normaler Tag. Jaksche fragt, tet hat, den Schriftverkehr mit seinen An- Juni, in drei Wochen beginnt die Tour de ob es Neuigkeiten gebe, neue Gerüchte, wälten, ein paar Notizen. In der schwarzen France. Jörg Jaksche wird nicht mitfahren irgendetwas, was er wissen müsse. Er Plastiktüte trägt er das ganze Desaster seiner dürfen. spricht leise und zögerlich, er spricht wie Karriere als Radrennfahrer mit sich herum.

64 der spiegel 27/2007 Jeder war erpressbar, jeder schwieg

Jaksche war ein Kunde von Fuentes, re 50, vielleicht sogar noch viele mehr. Fuentes-Liste, der öffentlich das Schwei- dessen Doping-Labor vor einem Jahr von Doch die Ermittlungen wurden vor knapp gen bricht. Er ist jetzt ein Kronzeuge. der spanischen Polizei ausgehoben wurde. vier Monaten eingestellt, weil es keine „Ich bin Bella“, sagt Jaksche. „Es ist Die Operación Puerto der spanischen Er- rechtliche Grundlage für Anklagen gibt. mein Blut, das dort in drei Beuteln gefun- mittler hat den größten Skandal in der Ge- Die beteiligten Fahrer und Teamleiter den wurde. Ich bin auch tatsächlich die schichte des Radsports ausgelöst. Fahrer schweigen oder streiten ab, ein paar Teams ‚Nr. 20‘ aus den Akten, und ich war 2005 wie Jan Ullrich und Ivan Basso sollen Kun- haben seitdem den Neuanfang ohne Do- und 2006 Kunde von Doktor Fuentes in den von Fuentes gewesen sein und weite- ping verkündet, die meisten anderen hof- Madrid.“ fen, dass der Sturm bald vorüber ist und Jaksche erzählt aus dem Leben eines alles weitergeht wie bisher. Radsportprofis. Über die logistische Meis- In den Akten der spanischen Polizei terleistung, mit der Fuentes Dutzende Fah- taucht Jaksche unter dem Codenamen rer mit frischem Blut versorgte. Über das „Bella“ auf. Bella, so hieß Jaksches schwar- Epo, das ihm Ärzte gaben. Über die Kor- ze Labradorhündin. Er hat sie vor drei Jah- tikoide, über die er sich mit Bjarne Riis ren einschläfern lassen, sie wurde 16 Jahre austauschte. Über das, was passiert, wenn alt, und als Doktor Merino Batres, ein Hä- man versucht, eine Tour de France ohne matologe aus Madrid und Helfer Fuentes’, Epo zu fahren. Über die Teamleiter, die er von ihm wissen wollte, ob er als Code- als Profi erlebte und die das Doping in namen für die Blutbeutel den Namen des ihren Rennställen systematisch und um- Hundes nehmen könne, antwortete Jak- fassend förderten und jetzt immer noch sche: „Ja, Bella.“ bei der Tour de France, die am Samstag in Er ist ins Hotel Universo gekommen, die London beginnt, in den Begleitautos sitzen.

PICTURE-ALLIANCE / DPA PICTURE-ALLIANCE schwarze Plastiktüte in der Hand, weil er Jörg Jaksche ist ein Kronzeuge, weil die Beschlagnahmte Blutbeutel in Madrid (2006) sich entschieden hat, die Wahrheit zu er- Omertà, das Gesetz des Schweigens, nicht „Ständiger Ölwechsel“ zählen. Er ist der erste Fahrer von der mehr funktioniert. Die Omertà hat funk-

der spiegel 27/2007 65 Sport tioniert, weil alle, Teamleiter, Ärzte, Fah- lienischen Team Polti begonnen. Teamlei- Nationalteam Vizeweltmeister der Junio- rer, Masseure, Mechaniker, von den Sün- ter war Gianluigi Stanga, der schon seit ren. Da gab es kein Doping? den der anderen wussten. Jeder war 1983 Radrennställe führt. Heute ist Stanga Jaksche: Ich habe in meiner Zeit als Ju- erpressbar, jeder schwieg. Nun schreibt Chef des Milram-Rennstalls, bei dem auch nior und als Amateur nie gedopt. Natürlich Jaksche die Geschichte, die der belgische fährt. Wann kamen Sie dort das war es damals so, dass wir uns bei Rennen Masseur Jef D’hont und die ehemaligen erste Mal mit Doping in Berührung? in Italien manchmal ganz schön wunder- Telekom-Fahrer Bert Dietz, und Jaksche: Bei der Etappenfahrt Paris–Nizza ten. Da fährt man mit der kompletten Erik Zabel für die neunziger Jahre erzähl- 1997, meinem ersten großen Rennen. Es Amateurnationalmannschaft, belegt am ten, bis in die Gegenwart fort. lief ganz gut, auf einer Etappe hatte ich Ende Platz 160 bis 170 und fragt sich: Wie Jörg Jaksche, 1,85 Meter groß, 70 Kilo den Mont Ventoux in der Spitzengruppe können normale Menschen so schnell leicht, das Gesicht mit scharfen Kanten überquert. Ich erinnere mich, weil es wirk- fahren? Koffeintabletten oder ein paar und einem ausgeprägten Kinn, ist jetzt 30 lich ein entscheidender Tag für mich war. Schlucke Cola mit Sekt gemischt, ein Auf- Jahre alt. Seit zehn Jahren fährt er als Pro- Im Ziel kam Stanga auf mich zu und frag- putscher für die letzten Kilometer bis zum fi für die großen Teams und gehört Ziel, oder eine Aspirin, das war zu den besten 20 Fahrern im Feld. bei mir alles. Nichts, was damals Er ist jetzt bei einem zweitklassi- auf der Doping-Liste stand. Aber gen italienisch-russischen Team man gewöhnt sich daran, etwas zu unter Vertrag, das erst gar nicht schlucken, damit es dir morgen zur Tour eingeladen wird. bessergeht. Man geht ins Höhen- Dreißig, das ist das Alter, in dem trainingslager nach Mexiko und andere die Tour de France gewin- bekommt die Zusammenhänge er- nen. Das Alter, in dem ein guter klärt. Dass man in der Höhe trai- Fahrer sehr gutes Geld verdienen niert, damit sich die roten Blut- kann. Dreißig, das ist auch das körperchen vermehren, die den Alter, in dem man sich keine lan- Sauerstoff transportieren. Und ir- gen Pausen mehr erlauben darf. gendwann kriegst du mit: Den glei- Jaksche macht sich zum Kron- chen Effekt kann man auch mit zeugen, auch weil er bei den Medikamenten erzielen. So sam- großen Rennen nicht mehr fahren melt sich im Laufe der Jahre ein darf. Er will sich den Radsport- Mosaik medizinischen Wissens an. verbänden zur Verfügung stellen und der Welt-Anti-Doping-Agen- Jaksche war 20 Jahre alt und ver- tur, und er wird sich auch von diente bei Polti 40000 Mark im deutschen Staatsanwälten befra- Jahr. 1997 gewann Jan Ullrich die gen lassen, weil er nicht zwei Jah- Tour de France, es war ein tri- re oder länger gesperrt, sondern umphales Jahr für den deutschen schon im nächsten Jahr wieder Radsport. Auf Epo hin wurde dabei sein will. noch nicht direkt kontrolliert, Er findet, dass die Fahrer, Ull- von Doping war damals kaum rich, Basso und die anderen, die in die Rede. Im Januar 1997 traf sich den spanischen Akten auftauchen, das Team Polti an der Liguri- nun die Sündenböcke seien, wäh- schen Küste zum Trainingslager. rend der Rest immer noch fährt und wohl auch noch dopt. Und es ärgert SPIEGEL: Konnten Sie mithalten? ihn, dass die Teamleiter heute so Jaksche: Ich war gut in Form, ich tun, als wären sie ganz vorn im kam locker die Berge hoch. Nach Kampf gegen das Doping. dem Training sagte ein Teamarzt Was er nicht abschätzen kann, von Polti, ich solle Vitamin B12, sind die Konsequenzen, die sein Folsäure und Eisen zu mir neh- Geständnis haben wird. Er will men. Kein Problem, antwortete

kein Totengräber des Radsports / DPA HIDALGO CARLOS JUAN ich, das kaufe ich mir daheim. sein, der 200 Kollegen arbeitslos Doping-Arzt Fuentes: „Auch mal bei Rot über die Ampel“ Nein, hieß es, das geben wir dir, macht. Er fürchtet die juristischen und wenn du zu Hause bist, musst Folgen, den Ruf des Verräters, die Scham, te: Was hast du genommen? Ich verstand du dir die Spritzen selber setzen. So geht alle belogen zu haben, die Eltern, die nicht und fragte zurück: Was soll ich ge- das los, das Fixertum, es ist ein fließender Freunde, die Öffentlichkeit. Deswegen ist nommen haben? Wahrscheinlich dachte er, Übergang. Jaksche an diesem Freitag in Lucca auch ich will mich über ihn lustig machen. Am SPIEGEL: Wann wurde Ihnen das erste Mal ein Kronzeuge, der wackelt. Abend besuchte er mich auf dem Hotel- Epo gespritzt? Sein Vater ist Augenarzt, sein Großvater zimmer, das ich mit Dirk Baldinger teilte. Jaksche: Kurz vor der im war es auch, er wäre es ebenfalls geworden, Stanga nahm mir Blut ab und maß meinen Juni 1997. Wir waren in einem Hotel am wenn nicht der Radsport dazwischenge- Hämatokritwert, um herauszufinden, ob Bodensee. Stanga sagte, er wolle jetzt an- kommen wäre. Jörg Jaksche ist ein guter ich Epo genommen hatte. Ich hatte einen fangen mit der Behandlung. Er wollte her- Zeuge, er ist eloquent, er kann Strukturen 41er Wert, relativ niedrig. Ich schaute Bal- ausfinden, was bei mir wirkt. Was er mein- beschreiben. Er ist der Gefangene eines dinger an: Was macht der da? Was bedeu- te war: Wir bringen dir jetzt bei, wie der Systems, der nun den Ausbruch wagt. tet das? Ist das gut oder schlecht? Stanga Radsport funktioniert. Es war mein Crash- sagte nur: Dem Jaksche gebe ich einen kurs. Ein Betreuer spritzte mir abends auf ™ Fünfjahresvertrag. Ich war wohl naiv. meinem Zimmer Epo. An die Menge der SPIEGEL: Herr Jaksche, Sie haben Ihre Kar- SPIEGEL: Sie waren als Amateur Junioren- Einheiten kann ich mich nicht erinnern, riere als Profi vor zehn Jahren bei dem ita- meister im Straßenvierer und mit dem aber ich wusste inzwischen, dass Epo das

66 der spiegel 27/2007 Blut verdickt, wenn die Dosis zu hoch ist. plan war ganz auf den Juli ausgerichtet, der Festina-Mannschaft an der franzö- Im Bett dachte ich dann: Hoffentlich bleibt auf die Tour de France. Zwei Wochen vor sisch-belgischen Grenze gestoppt. Sein heute Nacht mein Herz nicht stehen! In der Tour de Suisse habe ich mit der Epo- Auto war voll mit Epo-Ampullen und den nächsten Tagen bekam ich auch Me- Kur begonnen. Jeden zweiten Tag 1000 bis anderen Präparaten. Die Nachricht er- drol-Tabletten, die enthalten ein Hormon 2000 Einheiten. Skrupel gab es keine reichte schnell Dublin, wo sich die Teams aus der Nebennierenrinde und wirken ent- mehr. Man bekommt ja beigebracht, dass auf den Start der Tour vorbereiteten. zündungshemmend. Und auch Synacthen es so schlimm ja nicht ist. Das, was ich wurde ausprobiert, das fördert die kör- machen musste, damit ich meinen Beruf Jaksche: Zuerst habe ich gedacht: Worüber pereigene Produktion von Kortikoiden, es besser erfüllen konnte, das habe ich ge- regen die sich auf, jeder hat’s doch dabei, wirkt sehr schnell, man kann es gut für ein macht. Die Logik ist: Du passt dein Leis- ist doch ganz normal? Was sollte daran Tagesrennen nehmen oder bei wichtigen tungsniveau dem Rest an, weil jeder es schlimm sein? Doping hat niemandem ge- Etappen. Man fühlt sich zwar am Anfang tut. Im Radsport lebst du in einer Pa- fallen, weder einem Stanga noch einem des Rennens schlecht, etwas aufgequollen, rallelwelt. Riis, aber in der Welt, in der wir leben, als ob man zu viel Wasser getrun- herrschte dafür kein Unrechtsbe- ken hätte, aber nach 80 Kilo- wusstsein. Aber die Situation war metern macht es plötzlich klick. unangenehm, und natürlich gab es Das Problem war, dass ich überall dann, als die Tour in Frankreich am Oberkörper und auf den Ar- weitergefahren wurde, Angst vor men kleine Pusteln bekam. Nach der Polizei und dem Anti-Doping- der Tour de Suisse ließ ich mich Gesetz dort. Ich fragte Jens Voigt, erst in Nürnberg behandeln; die der damals für die französische Ärzte dort rätselten über die Ur- Gan-Mannschaft fuhr, was sein sache, ich konnte ihnen ja nicht sa- Team denn nun mache. Voigt sag- gen, was ich alles genommen hat- te: Einer hat bei uns vorgeschla- te. Ich habe mich schließlich in Ita- gen, alles entlang der Strecke zu lien behandeln lassen, ich bekam vergraben und nach der Tour ab- wochenlang Antibiotika und war zuholen. Wie die Kleinganoven geschwächt. Im Scherz sagte Stan- haben wir uns damals verhalten. ga: Na, hoffentlich bist du nicht Bei uns im Team hatte jemand die allergisch auf Epo. Idee, das Epo in einem Staubsau- ger mit doppeltem Boden zu ver- Die Tour de France konnte Jak- stecken, den wir in unserem Bus sche in seinem ersten Profijahr während der Tour mit uns her- nicht fahren, weil er durch die umfuhren. Polti, unser Sponsor, Behandlung mit den Antibiotika produziert ja Haushaltsgeräte. In entkräftet war. 1997, das war die den Polti-Staubsauger passten die Tour, die Jan Ullrich gewann und 10000er Ampullen samt Kühlakkus ihn zum Helden machte. Mehr rein. Ich kam abends nach den als zwölf Millionen Zuschauer sa- Etappen in den Bus und habe mich hen ihn im deutschen Fernsehen. gespritzt. Während der Tour wa- ren das jeden zweiten Tag 2000 SPIEGEL: Haben Sie sich in Ihrer Einheiten, zusätzlich Wachstums- Anfangszeit nicht gefragt: Was ist hormon, um besser zu regenerie- denn hier los bei den Profis? ren, und Insulin, damit sich die Jaksche: Ich wollte aufhören, ich Kohlehydratspeicher schneller auf- fühlte mich unwohl. Die Spritzerei füllen. Aber nach zehn, zwölf Ta- war mir einfach zu asozial. Aber gen war Schluss, das Risiko war zu mit der Zeit habe ich mich daran hoch. gewöhnt. Irgendwann kamen die ersten kleinen Erfolge, du wirst Chaos brach aus, das Festina-

professioneller und siehst vieles ROENBERG / UMA LARS Team wurde ausgeschlossen, Ull- nicht mehr. Es ist genau so, wie es Radprofi Jaksche (2005): „Du lebst in einer Parallelwelt“ rich fuhr in Gelb und brach am Bjarne Riis bei seinem Geständnis Berg ein. Es gab Razzien, Fahrer gesagt hat: Die Medizin gehört zu deinem SPIEGEL: Hatten Sie keine Angst, Ihre Ge- siegten, Fahrer gestanden, Fahrer streik- Alltag. sundheit zu ruinieren? ten, ein paar Teams reisten ab. Es war die SPIEGEL: Sie haben weitergemacht. Jaksche: Auch wenn das jetzt nach Selbst- Tour de Farce. Das Ziel in Paris erreich- Jaksche: Stanga hatte meinen Vertrag ver- beweihräucherung klingt: Ja, ich habe ge- ten noch 96 von 189 gestarteten Radpro- bessert. 1998, in meinem zweiten Jahr, ver- dopt, aber ich habe es nicht übertrieben. fis. Unter ihnen Jörg Jaksche, Startnum- diente ich schon 80000 Mark. Er sagte: Du Ich habe nie künstliches Hämoglobin oder mer 146, auf Rang 18. musst dieses Jahr die Entdeckung der Tour so was genommen, wo du einen allergi- Es war auch die Tour, die Jaksche einen werden. Und wenn du unter die ersten 20 schen Schock erleiden kannst. Und du be- neuen Vertrag einbrachte – beim Team fährst, musst du nichts für die Medizin be- ruhigst dich damit, dass ein Bodybuilder Telekom. In nur zwei Jahren war er oben zahlen. 16 000 Einheiten Wachstumshormon am angekommen, vom mäßig bezahlten Neu- SPIEGEL: Stanga war es, der die Medika- Tag nimmt und man selbst eine Weile 800 profi zum Hoffnungsträger beim erfolg- mente besorgte? Einheiten zur Regeneration. Dann denkst reichsten Rennstall. Jaksche verdiente nun Jaksche: Wer das jetzt besorgt hat, weiß ich du: Na ja, so viel ist es jetzt auch nicht. 300000 Mark pro Saison und bekam einen nicht. Ich jedenfalls nicht. Wo hätte ich Audi-Dienstwagen. „Ich war sorgenfrei. mir das Zeug auch besorgen sollen? In Drei Tage vor dem Start der Tour de Ich dachte: Super, Telekom, das Bayern Ansbach in der Apotheke? Mein Saison- France 1998 in Dublin wurde ein Masseur München des Radsports – geschafft.“

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Aufgebaut hatte das Team der Belgier Jaksche: Meist die Ärzte. In bar. Vielleicht Jaksche: Man muss davon ausgehen, dass . Er war in den sechzi- ein-, zweimal ein Sportlicher Leiter. Ob er Bescheid wusste, denn so blind konnte ger und siebziger Jahren, der Ära der ich jemals an Godefroot selber zahlte, weiß niemand durch die Welt gehen. Aufputschmittel, ein passabler Profi ge- ich nicht mehr. SPIEGEL: Godefroot war ohnehin schwer wesen, der zweimal einen Doping-Test SPIEGEL: Verdienten Schmid und Heinrich unter Druck geraten. Im Juni 1999 erschien verweigerte. Jahrelang leitete er kleine an dem Handel? im SPIEGEL ein Artikel, der die Doping- Teams. 1992 ging er zum Team Telekom, Jaksche: Nein. Ich wusste ja, was die Mit- Praktiken beim Team Telekom beschrieb der Konzern wollte groß einsteigen in den tel auf dem Markt so ungefähr kosten. Die und sich auf Quellen aus dem Team berief. Radsport. Fahrer wie Erik Zabel, Jan Ull- haben sich gesagt: Lieber besorgen wir es Jaksche: Die Veröffentlichung löste Be- rich oder Bjarne Riis kamen ins Team, sie den Fahrern, bevor sie es sich in Timbuk- sorgnis bei den meisten Fahrern aus. Alle waren Siegfahrer. Und nun hatte Gode- tu im Bodybuildingstudio holen. Ich glau- fragten: Wer ist der Nestbeschmutzer? Ich froot Jaksche zum „Kronprinzen“ von be, es ging ihnen vor allem darum, den war ja neu, wusste nichts über den Wahr- Jan Ullrich erkoren. Der Kader des Teams Sportlern nahe zu sein und an deren Erfolg heitsgehalt, aber was ich so mitbekam, traf sich Anfang Januar 1999 für zwei teilzuhaben. Eine Art von Liebe, eine stimmten die Geschichten im SPIEGEL. Wochen auf Mallorca im Hotel Valparai- krankhafte Zuneigung. so Palace zum ersten gemeinsamen Trai- SPIEGEL: Welche Mittel bekamen Sie? Nach den triumphalen Jahren steckte das ningslager. Jaksche war klar, dass auch Jaksche: Epo, dazu Wachstumshormon zur Team 1999 plötzlich in der Krise. Jan Ull- in seinem neuen Team betrogen wurde. Er besseren Regeneration. Es gehörte zum rich musste nach einem Sturz auf einen wusste nur noch nicht genau, wie. Telekom-Alltag, den Hämatokritwert zu Start bei der Tour verzichten. Auch für messen, weil ja ein Wert über 50 den Aus- Jaksche wurde die Rundfahrt zu einem Jaksche: Nach ein paar Tagen sprach mich schluss von einem Rennen bedeutet hätte. Desaster. Auf der zweiten Etappe kam es ein Sportlicher Leiter während einer ge- zu einem Massensturz, seine Haut war meinsamen Ausfahrt an. Er fragte mich, an vielen Stellen abgeschürft. Aber das wie ich mich im Jahr zuvor auf die großen war nicht das wirkliche Problem: Jaksche Rennen vorbereitet hätte. Ich erzählte ihm fuhr ohne Doping. von meinen Trainingsplänen. Dann fragte er: Und andere Sachen? Ich habe ihm dann SPIEGEL: Wie wirkte sich das aus? gesagt, was ich genommen hatte. Über- Jaksche: Du hoffst von Tag zu Tag, dass haupt kein Problem, sagte er, rede mit den das Tempo langsamer wird. Du musst dich Ärzten. „Sachen“, das war das Wort, das mehr anstrengen, und du erholst dich die Teamleiter benutzten. schlechter. Ich konnte nirgends mithalten SPIEGEL: Auch Godefroot? und kam mir komplett überflüssig vor. Jaksche: Es gab eine Mannschaftssitzung Zum Schluss hatte ich Angst, sogar auf im Konferenzraum des Hotels, wo sich alle einer Eisenbahnbrücke abgehängt zu wer- Fahrer und die Teamleitung trafen. Gode- den. Letztlich war ich über den Sturz sogar froot besprach die Aufteilung der Prämien froh, ich hatte eine Ausrede. Was willst du und sonstige Kleinigkeiten. Dann begann sonst sagen? Du fährst als Kronprinz los er ein wenig herumzudrucksen, in diesem und kommst als 80. in Paris an. Ich habe merkwürdigen Deutsch-Flämisch. Er warn- mich über meine eigene Dummheit geär- te davor, Sachen zu den Rennen mitzu- gert. Darüber, dass ich mir hatte Angst ein- nehmen, das sei gefährlich geworden. Er jagen lassen. Dass ich der Depp war. Nach sagte nicht, dass wir nichts mehr benutzen der Tour sollte ich im September Jan Ull- durften. Er sprach weder von Doping noch rich bei der Spanien-Rundfahrt begleiten. von Epo, aber für mich war klar, was er SPIEGEL-Titel (April 2007) Ich war in Form, aber meine Blutwerte meinte. Nach fünf Minuten war das Thema Die Omertà funktioniert nicht mehr waren niedrig. Mir war klar: Mit diesen durch, ohne Diskussion. Es war so eine Werten bin ich kaum hilfreich. Als ich in Art beredtes Schweigen. 1999 war Jaksche fest eingeplant für die Spanien ankam, war die Versorgung schon SPIEGEL: Was wusste Godefroot? Tour de France. Nach dem Festina-Skan- organisiert. Jaksche: Die Mannschaftsleitung wusste dal sollte es die sogenannte Tour der Er- SPIEGEL: Galt Godefroots Parole, keine Sa- alles. Es war ein fest installiertes System. neuerung werden. Rechtzeitig zur Tour chen zu den Rennen mitzunehmen, nicht SPIEGEL: Die Fahrer wurden von zwei Ärz- de Suisse, dem letzten großen Rennen mehr? ten der Freiburger Uni-Klinik betreut, An- vor der Tour de France, setzte Jaksche Jaksche: In Spanien konntest du dir die dreas Schmid und Lothar Heinrich. Haben das Epo ab, Godefroots Mahnung von Epo-Spritzen an die Autoscheibe pflastern, die beiden die Medikamente auch besorgt? Mallorca im Ohr. Sein Hämatokritwert und keiner hat dich angehalten. In Frank- Jaksche: Ja, die Freiburger waren aber war im unauffälligen Bereich. Bei ande- reich ging das nicht mehr. keine Pillenfreunde. Sie haben gesagt: ren Telekom-Fahrern offenbar nicht. SPIEGEL: Ullrich gewann, mit Ihrer Unter- Wenn du etwas nehmen willst, nimm das, stützung. Warum mussten Sie trotzdem ein was etwas bringt und beherrschbar ist, Jaksche: Einmal bei der Tour de Suisse, Jahr danach das Team Telekom verlassen? also vor allem Epo. Den Kleinviehmist morgens im Hotel in Lausanne, kommt ei- Jaksche: Ich hatte eine Chance bekommen machen wir nicht. Sie wollten aufklären, ner der beiden Ärzte, ich weiß nicht mehr, – und vertan. Ich hatte das System nicht helfen. Heinrich warnte mich sogar da- wer, die Treppe runter und sagt: O das begriffen und meine Freundin nicht mit vor, Insulin zu nehmen, sonst könnte ich wird aber knapp! Er zeigt Godefroot ei- Medikamenten nach Frankreich geschickt. zuckerkrank werden. Bei den Ärzten kam nen Zettel mit den Werten aus der Zentri- Es war auch so, dass ich Anfang des Jahres ich mir sehr gut aufgehoben vor, nicht so fuge. Da wurde Walter so kreidebleich, noch ein guter Junge war, mein Hämato- wie bei Polti. dass sich niemand mehr Sorgen um die kritwert war niedrig, Godefroot sagte: Du SPIEGEL: Wer zahlte? Werte machte, sondern nur um Walter. bringst meine Mannschaft nicht in Gefahr. Jaksche: In der ersten Saison habe ich 3000 SPIEGEL: Godefroot behauptet noch heute, SPIEGEL: Und das hatte sich geändert? bis 4000 Mark für Doping-Mittel gezahlt. nichts vom systematischen Doping gewusst Jaksche: Ja. Nach dem Etappensieg von SPIEGEL: Wer bekam das Geld? zu haben. Giuseppe Guerini in L’Alpe d’Huez. Der

68 der spiegel 27/2007 Sieg bei der Königsetappe der Tour de France rettete Godefroot das Jahr. Offiziell hieß es: keine Sachen mit zu den Rennen! Aber in Wahrheit war es natürlich ganz anders. Wer bei einem Rennen nur mit einem Hämatokritwert von 44 auftauchte, war ein braver Junge, der bemitleidet wur- de. Der mit 48 galt als knallharter Kalku- lierer und der mit 49,5 als jemand, der das Team in Gefahr bringt. So krank war das. Es ging Godefroot nicht darum auszu- schließen, dass jemand dopt, sondern dass er ungeschickt dopt.

Lance Armstrong gewann seine erste Tour. Die Ergebnisse der Doping-Tests waren allesamt negativ. Tour-Chef Jean- Marie Leblanc sagte: „Meiner Überzeu- gung nach ist der Gebrauch von Epo ver-

ROTH / AUGENKLICK ROTH schwunden oder auf ein Minimum redu- Once-Teamchef Saiz (2003): „Der Boss, dem niemand widerspricht“ ziert.“ Es gab keine Razzien und keine Skandale. Erst sechs Jahre später wurde bekannt, dass in Armstrongs Urin von 1999 dank neuer Messmethoden Epo- Spuren gefunden wurden, er bestreitet bis heute jegliches Doping. Für die Tour de France 2000 wurde Jaksche erst gar nicht nominiert. Ende Juni, am Rande der Deutschen Meisterschaft in Heppen- heim, bestellte Godefroot seinen einsti- gen Kronprinzen ins Hotelzimmer und teilte ihm mit, dass sein Vertrag nicht ver- längert wird. Die Zahl der Hauptdarsteller im Rad- sport ist überschaubar, es spricht sich schnell herum, wenn ein Fahrer unzu- frieden in seinem Team ist. Im Frühjahr 2000 kam vor dem Start des Klassikers Lüttich–Bastogne–Lüttich der Spanier Manolo Saiz auf Jaksche zu. Der Sport- liche Leiter des spanischen Once-Teams ist ein Patriarch und ein Pedant, der schon mal am Tag vor einer Tour-Etappe die Strecke mit dem Auto abfährt und abends seine Fahrer mit einem vierstün-

LIEVEN VAN ASSCHE / DPA ASSCHE VAN LIEVEN digen Video quält. Ex-Team-Telekom-Chef Godefroot: „Walter wurde kreidebleich“ Saiz fragte nach der Handy-Nummer. Jaksche bekam einen Zweijahresvertrag, er verdiente jetzt etwas mehr als bei Te- lekom. Once ist die spanische Blinden- lotterie-Gesellschaft, die Fahrer waren dort ebenso angestellt wie Ärzte, Mas- seure oder Busfahrer. Im Frühjahr traf sich das Team für zwei Wochen in einem Trainingslager in El Bosque in der Nähe von Málaga. Ein Hotel ohne Fernseher, abends saßen die Fahrer zusammen, einer spielte Gitarre. Alles war perfekt organi- siert, auch die ärztliche Betreuung. Das Jahr 2001 begann gut: Jaksche wurde beim Frühjahrsklassiker Flèche Wallone Dritter. Beim Etappenrennen Paris–Nizza war er zeitweise Zweiter, am Ende kam er auf den achten Platz. Bei der Tour de France fuhr er einige Etap-

SCHWENKE / IMAGO pen im weißen Trikot des besten Nach-

Milram-Chef Stanga (r., 2006) „Hoffentlich bist du nicht allergisch auf Epo“ 69 Sport wuchsfahrers. Sein Team schätzte ihn be- Erfolg seiner Karriere erringen können. Telekom. 2004 war ein schwieriges Jahr, sonders für seine Dienste als Edelhelfer Sein Teamkapitän Beloki stürzte, Jaksche die Geschäftsgrundlage hatte sich geän- des Once-Kapitäns Joseba Beloki. Er hat- hätte selbst ins Gelbe Trikot des Spitzen- dert. Es gab jetzt auch einen Test zum di- te großen Anteil daran, dass der Spanier reiters fahren können, aber er hielt an und rekten Nachweis von Epo, es wurden auch in Paris als Dritter aufs Siegerpodest kümmerte sich um den Verletzten. Der Kontrollen in der Trainingsphase vorge- durfte. Jaksche selbst wurde 29. Spanier hatte mehrere Brüche, Jaksche nommen. Die ersten 50 der Weltrangliste kam mit großer Verspätung ins Ziel. „Ich mussten jetzt ihren Aufenthalt für Trai- SPIEGEL: Was war anders bei Once? hätte mein Gewissen ruiniert, wenn ich ningskontrollen melden. Da hatte ich oft Jaksche: Ich kam plötzlich in eine Art Fa- nicht gehalten hätte. Das ist ja mein das Gefühl der Panik. Kann ich keine Leis- milie, die dich beschützt und dir hilft. Und Freund Beloki, der da am Boden lag“, sag- tung mehr bringen? Kann ich noch Geld Saiz war der Boss dieser Familie, dem nie- te er. Er wurde schließlich in Paris 17. verdienen? Wie erkläre ich meinen Leis- mand widerspricht. Er hat immer gesagt: Am Ende des Jahres zog sich der Spon- tungsabfall? Dahinter stand der Gedanke: Ihr werdet nicht fürs Denken, sondern fürs sor Once zurück, das Team löste sich auf. Das ist ungerecht. Die ersten 50 werden Treten bezahlt. Jaksche verhandelte zunächst mit dem kontrolliert, die anderen nicht. Deshalb SPIEGEL: Wie war das Doping organisiert? Team Gerolsteiner, schloss sich dann aber suchst du irgendwann nach anderen Lö- Jaksche: Ich war komplett in der Hand der dänischen Mannschaft CSC an. Er sungswegen, um auf ein ähnliches Leis- der Mediziner und kann nicht einmal sa- erhielt einen Zweijahresvertrag über tungsniveau wie bisher zu kommen. gen, was die genau mit uns gemacht haben. 500000 Euro pro Jahr, im Vertrag stand SPIEGEL: Wie oft wurden Sie kontrolliert? Ich habe einfach nur meinen Arm hinge- die Klausel: Wer dopt, fliegt raus. Es war Jaksche: Die Trainingskontrollen waren nur halten und mich spritzen lassen. Dir bleibt ein Paragraf, mit dem damals jede Team- sporadisch und eher lasch. Ich hätte ein- auch gar nichts anderes übrig. Außerdem leitung ihren hartnäckigen Kampf gegen fach nur zur Tür gehen müssen, den Na- gehst du davon aus, dass die dir nichts ge- das Doping demonstrieren wollte. men meines Bruders angeben, und die ben, was dich positiv machen würde. Das Chef des Rennstalls war Bjarne Riis, Kontrolleure wären wieder weggefahren. ist ja die Hauptsorge eines Radfahrers. Du Tour-Sieger von 1996. Riis hat unter Fah- Ich bin nur sehr selten in der Trainings- schaust dir die Historie des Teams an und rern einen guten Ruf als Sportlicher phase überprüft worden. Bjarne und ich siehst: In zehn Jahren haben die immer Leiter. Er ist akribisch und kennt sich haben offen über mein Problem mit den auf ihre Fahrer aufgepasst. Also wird dir aus. Der ehemalige Telekom-Masseur Jef Trainingskontrollen geredet. auch nichts passieren. Gut möglich, dass D’hont nennt ihn wegen seiner hohen SPIEGEL: Gab es bei Riis organisiertes sie mir drei Jahre lang das volle Programm Hämatokritwerte „Mister 64 Prozent“. Doping? verabreicht haben. Ich weiß es einfach Jaksche: Riis wusste natürlich über Doping nicht. Und ich wollte es auch nicht wissen: SPIEGEL: Warum sind Sie zum Team CSC Bescheid, er sagte, was Sache ist. Ich glau- Mir ging es gut, ich war gesund und hatte von Bjarne Riis gewechselt? be, er war in dem Zwiespalt, zwischen einigermaßen gute Ergebnisse. Es war so Jaksche: Sagen wir es so: Seine Vorge- dem, was in seiner aktiven Zeit möglich eine Art Rund-um-sorglos-Paket. schichte als Fahrer war kein Grund, mich war, und dem, was heute noch möglich ist. gegen ihn zu entscheiden. Es war aber Es war eine Gratwanderung zwischen der Bei der Tour de France des Jahres 2002 auch kein Grund für mich, zu ihm zu ge- Vision eines sauberen Radsports und dem besiegte Once im Zeitfahren das favori- hen, nach dem Motto: Der weiß, wie’s Wissen, dass es ohne Doping nicht geht. Es sierte Team des Amerikaners Lance Arm- geht. Mich hat beeindruckt, wie er aus Fah- gab dann die Möglichkeit, Synacthen zu strong, Jaksche belegte im Endklasse- rern wie oder Tyler Ha- nehmen und Sachen, die so halblegal sind, ment Platz 31 – als bester Deutscher. Weil milton noch mal viel Leistung herausge- weil sie offiziell nicht auf der Doping-Liste er damit zufrieden war, machte er sich kitzelt hat. Er ist ein Pragmatiker, versucht, standen. Aber der Zweck war der gleiche: nur selten Gedanken darüber, wie seine immer das Maximale herauszuholen. Ich Doping. Generell ging das Niveau in die- Karriere weitergehen sollte. Jaksche ist kannte Riis schon länger, er wohnt in der sem Jahr ein bisschen runter, die Ge- ehrgeizig, professionell, bereit, alles zu Nähe von Lucca. Anfang des Jahres 2004 schwindigkeit am Berg war etwas geringer. tun, was man von einem Radprofi ver- haben wir uns zum Skifahren in Abetone Kein Vergleich zum Jahr 1997, als der 50er langt. Aber es fehlte ihm das letzte Talent verabredet. Wir sitzen also im Doppelses- Hämatokritwert eingeführt wurde. eines Ullrich, die Aggressivität eines Riis sel des Skilifts und unterhalten uns über SPIEGEL: Was nahmen Sie unter Riis? und die Besessenheit eines Armstrong, den Rennkalender und kommen ganz ne- Jaksche: Epo, aber nur bis Paris–Nizza, da- um ganz nach oben zu kommen. benbei darauf zu sprechen, was man als nach wurde es, wie schon gesagt, zu ge- Bei der Tour de France 2003 hätte er auf Fahrer so machen kann, um seine Leistung fährlich. Zu Bjarne habe ich gesagt: „So, einer der ersten Bergetappen den größten zu steigern, so wie damals Pevenage bei meine Leistung habe ich für dieses Jahr

Verbotene Helfer Ausgewählte Dopingmethoden Hämoglobin Kortikoide Synacthen Hämoglobin ist der Kortikoide sind in Adrenocortikotropes Epo Eigenblut Sauerstoffträger im Blut erster Linie Ent- Hormon (ACTH) und Erythropoietin (Epo) Dem Sportler wird Blut abgenommen, und normalerweise zündungshemmer. sein synthetisches führt zu einer ver- welches dann konserviert und gekühlt in den Erythrozyten Für Sportler ist Pendant Synacthen stärkten Bildung der gelagert wird. Anschließend kann die gebunden. Künstliches jedoch vor allem werden missbraucht, sauerstofftranspor- Erythrozytenbildung mit Epo angeregt Hämoglobin liegt frei die euphorisie- um die körpereigene tierenden Erythrozyten werden. Vor dem Wettkampf wird das im Blutplasma vor, die rende Wirkung Produktion von Korti- (rote Blutkörperchen), entnommene Blut wieder zugeführt, Ausdauerleistung interessant. koiden zu stimulieren woraus eine erhöhte so die Gesamtzahl der Erythrozyten wird verbessert. Einnahme oral, und den damit ver- Ausdauerleistung im Blut erhöht und damit direkt Verabreichung intramuskulär bundenen euphori- resultiert. die Leistungsfähigkeit durch Infusion oder intravenös sierenden Effekt Wird unter die Haut gesteigert. auszunutzen. oder intravenös Intravenöse Einnahme durch In- gespritzt Verabreichung jektion oder Infusion

70 der spiegel 27/2007 gebracht. Ich will jetzt kein Risiko mehr eingehen.“ Kortison haben wir dagegen praktisch über die gesamte Saison genom- men. Das steht zwar auch auf der Doping- Liste, ist aber unter bestimmten Auflagen erlaubt – etwa wenn man eine Bescheini- gung hat, Asthmatiker zu sein. So konnte man es zu den Rennen mitnehmen, ohne Angst vor einer Razzia zu haben. Kortison gab es zu den Rennen intramuskulär, weil es so den größten Effekt hat.

Im Februar 2004 gewann Jörg Jaksche die Mittelmeer-Rundfahrt, vier Wochen später die Rundfahrt Paris–Nizza. „Vom kleinen Wasserträger zum großen Hoff- nungsträger“, schrieb der „Kicker“. Bei einer Trainingsfahrt im April stürzte Jak- sche, brach sich den Ellenbogen und wenige Tage vor dem Start der Tour de France sogar ein zweites Mal. Während Armstrong in Frankreich wieder einmal über Ullrich triumphierte, bereitete sich Jaksche auf die Klassiker im Spätsom- mer vor. Doch er stürzte noch einmal, brach sich diesmal die Schulter. Nach dem starken Beginn war 2004 ein Seu- chenjahr. Ende 2004 geriet Riis mit seinem Team in finanzielle Schwierigkeiten. Er war be- reit, Jaksche ziehen zu lassen. Jaksches alter Once-Teamleiter Saiz hatte mit dem Versicherungsunternehmen Liberty Se- guros einen neuen Geldgeber gefunden und machte Jaksche ein Angebot. Jah- resgehalt: rund 500000 Euro. Zum neuen Team von Liberty Seguros gehörte auch ein bekannter Arzt: Eufemiano Fuentes, damals 49 Jahre alt, bis 2003 Teamarzt beim spanischen Team Kelme.

SPIEGEL: Haben Sie jemals mit Saiz kon- kret über Doping gesprochen? Jaksche: Nein, das war so ein Wir-wissen- worum-es-geht. Er hat auch den Namen Fuentes nie erwähnt, er sagte nur irgend- wann, dass mich ein Arzt anrufen wird. Ich kannte Fuentes vom Hörensagen, er rief mich kurz nach Silvester an, es war

ULLSTEIN BILD / REUTERS BILD ULLSTEIN kalt, ich war mit Freunden in den Bergen, Streikende Fahrer bei Skandal-Tour 1998: „Worüber regen die sich auf, jeder hat’s doch dabei?“ ich ging nach draußen in den Schnee, weil ich ja nicht wollte, dass irgendjemand das Gespräch mithört. Fuentes sagte: Hallo, Wachstums- Anabolika Insulin hier ist Eufemiano. Er schlug vor, dass ich hormon Anabole Substanzen Insulin ist ein Hormon und veran- mal nach Gran Canaria komme, wo er wohnt. Und dann bin ich runtergefahren. Mit der Anwendung (z. B. Testosteron, lasst Muskeln und Leber, nicht Nandrolon) führen benötigte Glukose aus dem Blut SPIEGEL: Wann? von Wachstums- Jaksche: Mitte Januar 2005. Fuentes holte hormon (HGH) zu einem verstärkten zu speichern, was sich direkt auf Muskelaufbau. Hinzu die Leistungsfähigkeit auswirkt. mich in seinem klapprigen Toyota vom erhoffen sich Flughafen ab. Wir kamen sehr zügig zur Sportler vor allem kommen leistungs- Ausdauersportler können so ihre steigernde Effekte Zuckerspeicher auf das bis zu Sache und gingen das ganze Programm Leistungsgewinne durch. Als Erstes sprach er von Anabolika, durch dessen u. a. durch Zunahme Zwölffache aufstocken, wenn der roten Blutkörper- parallel zum Insulin Glukose- aber die wollte ich nicht, weil große Mus- anabole Wirkung, kelpakete hinderlich sind in den Bergen. die jedoch für chen sowie Hämoglo- lösung gespritzt wird. Hinzu binkonzentration. kommt eine anabole Wirkung Dann künstliches Hämoglobin, irgendwel- gesunde Menschen ches Zeug aus Russland, tiefgefroren. Das noch nicht nach- Verabreichung z. B. von Insulin. Quelle: W. Schänzer/ war mir zu gefährlich. Dann kamen wir gewiesen ist. über Hautpflaster Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln auf Epo, aber das wollte ich nicht wegen der Trainingskontrollen. Er sagte, dass er ein

der spiegel 27/2007 71 Sport

Mittel habe, um Epo-Doping zu vertuschen, meinen Vater weitergeleitet habe. Mein Va- anderen. Noch nicht einmal in unserem das hat er mir später mal in so einer kleinen ter hat Kontakt zu Chefärzten in München Team war genau bekannt, ob noch mehr Pillendose mitgegeben, und das mixte man und Münster, denen er die Dokumente Fahrer bei ihm sind. in den abgegebenen Urin. Fuentes hat qua- weitergeschickt hat. SPIEGEL: Sie glaubten doch nicht im Ernst, si seinen gesamten Katalog aufgeblättert SPIEGEL: Hat Fuentes Ihnen beim ersten dass Fuentes Sie exklusiv betreute? und mich gefragt, welches Risiko ich einge- Treffen auf Gran Canaria schon Blut ab- Jaksche: Nein, aber Fuentes hat dich in hen wolle. Mit Risiko meinte er das Risiko, genommen? diesem Glauben gelassen. Ein Fahrer hat erwischt zu werden, nicht das gesundheit- Jaksche: Ja, das war in meinem Hotelzim- mir später erzählt, Fuentes habe ihm liche Risiko. So kamen wir auf Eigenblut- mer und lief ab wie bei einer Blutspende. gesagt, er solle ihm ein bisschen mehr Doping. Die Methode war komplett neu für Ich habe mich auf eine Couch gelegt, dann bezahlen, dann betreue er ihn exklusiv. mich, aber er redete davon wie andere Leu- wurde die Kanüle angelegt, das Blut floss Vermutlich hat Fuentes es mit anderen te vom Windelwechseln. raus, und nach gut einer halben Stunde Top-Fahrern wie Ullrich genauso gemacht. SPIEGEL: Was für ein Typ ist Fuentes? war ein halber Liter abgezapft. Zumindest schließe ich das aus den be- Jaksche: Er stammt aus einer angesehenen kanntgewordenen Honoraren der Opera- Familie auf Gran Canaria und legt keinen In der DDR wurde schon in den siebziger ción Puerto. großen Wert auf großspurige Auftritte in Jahren mit Blutaustausch experimentiert, SPIEGEL: Wie liefen die Treffen ab? der Öffentlichkeit. Fuentes ist einer dieser die Methode geriet aber in Vergessenheit, Jaksche: Ich musste in einem Café in der Sportmediziner, die sich freuen, wenn ihre weil das systematisch organisierte Ana- Nähe warten, manchmal nur fünf Minu- ten, manchmal auch zwei Stunden. Fuen- tes persönlich setzte dann die Nadel an. Ich habe mir gedacht, du musst das jetzt machen, wenn du mithalten willst. Und da waren keine Quacksalber am Werk. Meri- no Batres, der Helfer von Fuentes, ver- steht sein Handwerk, der war angeblich 40 Jahre lang Chef der Madrider Blutbank. Und Fuentes war so ein Arzt, der dich auf- geklärt hat. Während das Blut rauslief, hat er erzählt, wie das Blut gekühlt und auf- bewahrt wird. Das Gefährlichste, was pas- sieren könne, sei, dass Bakterien ins Blut gelangen. Deshalb hat er viel Wert auf Hy- giene gelegt. Mein Arm wurde immer mit rotem Desinfektionsmittel eingeschmiert, so als wollte er mir Gott weiß was auf- schneiden. SPIEGEL: Ist Blut-Doping unangenehmer als die Epo-Spritze? Jaksche: Der Akt der Blutzufuhr an sich ist schon eklig. Auf der anderen Seite hast du ein reines Gewissen, du sagst dir: Okay, ich muss keine Angst haben bei der Kon- trolle. Es sind keine gefährlichen Substan- zen, es ist mein eigenes Blut. Für mich war

TIM DE WAELE / PIXATHLON TIM DE WAELE das kein Doping. Für mich war es Anpas- Tour-Fahrer Jaksche mit gestürztem Teamkapitän Beloki (2003): „Eine Art Familie“ sung an das System.

Fahrer vorn sind, weil sie dies auch als bolika-Doping größere Erfolge versprach. 2005 war Jaksche im Team von Saiz wie- ihren eigenen Triumph ansehen. Fuentes Fuentes hat Jaksche erzählt, dass er der als Edelhelfer vorgesehen, diesmal hatte keine Praxis, noch nicht einmal zur selbst eine Zeitlang in der DDR gewesen für den Spanier Roberto Heras. Beim Tarnung. Sein Geschäft betrieb er in ei- sei und sich dort mit Trainern und Ärzten Critérium International in den Arden- nem Apartment in der Calle Caídos de la ausgetauscht habe. Es ist wohl unwahr- nen wurde er Dritter und gewann die División Azul. Er ist nicht so ein spani- scheinlich, dass sich Fuentes hier viel Wis- Bergwertung. Beim Etappenrennen Pa- scher Metzger. Er hat etwas Geniales an sen besorgt hat. Blut-Doping gab es auch ris–Nizza belegte er Platz fünf, ein Sturz sich, auch wenn er manchmal ein bisschen im Westen. Der viermalige Langstrecken- verhinderte eine bessere Plazierung. Vor durchknallt. Das ist so einer, der auch mal Olympiasieger von 1972 und 1976 Lasse seinem Lieblingsrennen hatte er sich erst- bei Rot über die Ampel fährt, um zu schau- Virén gilt als ein Pionier des Verfahrens, mals einen der gebunkerten Blutbeutel en, was passiert. sich vor den Rennen Blut zuzuführen, das reinfundieren lassen. SPIEGEL: Hatten Sie dann später auch privat man sich zuvor bei einem Höhentrai- Eigenblut-Doping ist logistisch hoch- Kontakt zu ihm? ningslager entnommen hat. Danach ge- kompliziert. Die Termine für die Blut- Jaksche: Ja. Ich hatte ihm mal erzählt, dass riet die Methode außer Mode. Zu hoch abnahme und die Blutzufuhr müssen mein Vater Augenarzt ist. Fuentes hat eine der Aufwand und zu wenig Ärzte, die da- festgelegt werden, dabei muss Fuentes kleine Tochter, bei der kurz nach der Ge- bei mitmachten. berücksichtigen, dass er dem Fahrer im- burt Augenkrebs festgestellt worden war. mer nur einen halben Liter Blut abneh- Er hat mich gefragt, ob ich ihm helfen kön- SPIEGEL: Wussten Sie von anderen Fahrern, men kann und der Körper bis zu vier Wo- ne. Da ein Augapfel fehlte, wuchs der die sich von Fuentes das Blut austauschen chen braucht, bis er das alte Blut ersetzt Schädel des Mädchens ungleichmäßig. Er ließen? hat. In dieser Zeit ist der Körper ge- hat mir medizinische Unterlagen und Bil- Jaksche: Fuentes war ein Meister der Tar- schwächt und der Sportler bei Rennen der seines Kindes gegeben, die ich dann an nung. Keiner seiner Kunden wusste vom nicht einsetzbar.

72 der spiegel 27/2007 Sport

Und weil die Blutbeutel maximal vier der Machete. Man lernt: Es gibt ein neu- Wochen haltbar sind, wird bei einem Fah- es System, sich den Kontrollen zu ent- rer während des ganzen Frühjahrs Blut ziehen. ausgetauscht. Bei der ersten Abnahme gibt der Athlet einen halben Liter Blut Eine Magenverstimmung auf einer ab, beim zweiten Besuch vier Wochen schwierigen Pyrenäen-Etappe kostete später einen ganzen Liter, bekommt aber Jaksche den erhofften Platz unter den den ersten halben Liter wieder zugeführt. Top Ten. Im Gesamtklassement belegte So hat Fuentes einen Liter Frischblut, der er als bester Deutscher hinter Jan Ull- Fahrer verliert jedoch nur einen halben rich den 16. Rang. Mit der Tour war sein Liter. Beim dritten Besuch der gleiche letzter Blutbeutel für dieses Jahr ver- Vorgang: Der Athlet gibt einen Liter ab, braucht. Er fuhr noch die Deutschland- bekommt aber einen halben Liter wieder Tour und erreichte dort den vierten zurück. So hatte ein Fahrer immer zwei Platz. Im September traf er bei der frische Beutel im Kühlschrank. Das ist ein Weltmeisterschaft in Madrid Fuentes, ziemlich großer Aufwand, erst recht, um die Zusammenarbeit für die neue wenn mehr als 50 Fahrer auf der Kun- Saison zu besprechen. denliste stehen. 2006 sollte Jaksche von Fuentes’ neu- Auch der Transport der Beutel ist kom- em Kühlsystem profitieren, ein Aggregat, pliziert. Die Päckchen müssen gekühlt das angeblich die Amerikaner für den und beim Einsatz in ganz Europa über Vietnam-Krieg erfunden haben. Dabei die Grenzen transportiert werden. Weil wird das abgegebene Blut zentrifugiert es in Frankreich ein Anti-Doping-Gesetz und dann auf mehr als minus 80 Grad gibt, holte sich Jaksche vor dem Start der eingefroren. Der Vorteil gegenüber dem Tour de France 2005 die erste Ration fri- alten System: Das Blut ist zehn Jahre sches Blut in Madrid ab und ging also lang haltbar. So können viel mehr Beutel frisch gedopt auf die erste Etappe. gelagert werden, der stetige Austausch von altem und neuem Blut entfällt. In Jaksche: Das war wie ein ständiger Öl- der Winterpause fuhr Jaksche regelmäßig wechsel. Bei mir hat es anfangs aber nicht nach Madrid, einmal im Monat. so toll funktioniert, weil mich diese Rein- und Raustauscherei kaputtgemacht hat. Jaksche: Fuentes war inzwischen bei Saiz Deshalb habe ich den Einsatz auf ein Mi- in Ungnade gefallen. Einer unserer Fahrer nimum reduziert. Für zwei Klassiker, für war in der ersten Hälfte der Saison wegen das Rennen Paris–Nizza und für die Tour eines Hämatokritwerts von über 50 mit de France. einer Schutzsperre belegt worden. Danach SPIEGEL: Und wie funktionierte das dann gab es keine Kooperation des Teams mehr während einer Rundfahrt? mit Fuentes. Aber Saiz erlaubte es trotz- Jaksche: Da zeigt sich die logistische Meis- dem, dass ich weiter privat mit Fuentes terleistung von Fuentes. Der hatte überall zusammenarbeitete, allerdings auf eigene seine Mitarbeiter. 2005 führte die Tour Kosten. Fuentes und ich haben uns dann durch Deutschland. Also bin ich im Früh- Anfang 2006 in Madrid getroffen. Er sagte sommer von Ansbach nach Bad Sachsa in mir, was ich zu zahlen habe: 10000 Euro den Harz gefahren. Dort hat mir ein Dr. für die erste Rate. Die habe ich ihm über- Choina einen halben Liter Blut abgenom- wiesen. Das Komplettprogramm mit allem men. Zum verabredeten Termin am 8. Juli Drum und Dran sollte 30000 Euro kosten. kam Choina dann nach Karlsruhe und hat Wir haben nicht großartig verhandelt, der es mir für den Rest der Tour zurückgege- Preis erschien mir fair, er musste die Gerä- ben. Es dauert zwei Tage, bis sich das zu- te bezahlen, seine Helfer, außerdem ging er geführte Blut verstoffwechselt hat. Aber ja auch ein gewisses Risiko ein. dann fühlt man sich einfach besser. Du SPIEGEL: Wie funktionierte das neue Sys- merkst, dass du am Berg länger vorn mit- tem? fahren kannst. Du hast dabei nicht weniger Jaksche: Ich bin zum Reinfundieren immer Schmerzen, aber die Schmerzgrenze liegt über Madrid zu den Rennen gefahren. höher. Denn in den Blutbeuteln ist ja mehr Fuentes ist dann meist morgens oder drin als die roten Blutkörperchen, die du abends ins Hotel gekommen. Er war dabei zum Transport des Sauerstoffs brauchst: oft gestresst, weil er vor großen Rennen körpereigenes Wachstumshormon und Tes- viel zu tun hatte. In den Unterlagen der tosteron, Vitamine, Proteine. Das wirkt wie Guardia Civil steht, dass er einmal 72 Stun- eine Verjüngungskur. den am Stück gearbeitet haben soll. SPIEGEL: War die Tour 2005 eine Tour der SPIEGEL: Was war Ihr Plan für 2006? Eigenblut-Doper? Jaksche: Für die erste große Frühjahrs- Jaksche: Irgendwann wird dir klar, dass rundfahrt, einen weiteren Klassiker und das, was du machst, keine Sonderbehand- natürlich für die Tour de France sollte ich lung ist. Ich hatte mich mit meinem eige- frisches Blut bekommen. Das war der Jah- nen Blut gedopt und trotzdem weiterhin reshöhepunkt. Geplant war, dass ich vor die gleichstarken Gegner. Es war ja nicht der Tour nach Madrid komme, und für die so, dass ich eine Atombombe hatte und zweite Hälfte der Tour sollte Blut in der die anderen kämpften immer noch mit Bretagne gebunkert werden.

der spiegel 27/2007 75 LARS RONBOG / IMAGO CSC-Teamchef Riis, Angestellter Jaksche (2004): „Er sagte, was Sache ist“

Fuentes und Jaksche haben sich das letz- unter Druck gesetzt. Sie wollten eine bes- Bilbao zum Flughafen und dann zurück te Mal gesehen in der Nacht vom 13. auf sere medizinische Betreuung, und Saiz ließ nach Hause, über Paris. Ich war in meinem den 14. Mai, in Madrid, in Zimmer 605 sich darauf ein, er war in einer Zwickmüh- Leben noch nie so glücklich, französischen des Hotel Puerta, dort, wo Saiz öfter sein le: Der Spitzenfahrer ist teuer, Saiz musste Boden zu betreten. Team zusammenkommen ließ. Fuentes sich vor seinen Sponsoren rechtfertigen. nahm ihm an diesem Abend noch einmal SPIEGEL: Könnte es sein, dass es sich bei Jaksche trat, trotz Angst, dass alles auf- Blut ab. Zehn Tage später, am 23. Mai, dem Fahrer um Alexander Winokurow und fliegt, bei der Tour de Suisse an. Er war durchsuchte die spanische Polizei das La- bei dem Manager um Tony Rominger han- nervös, er hatte fünf Kilo abgenommen. bor des Fuentes-Helfers Merino Batres delt? Warum nennen Sie nicht die Namen? Jan Ullrich siegte, Zweiter wurde der und die Apartments von Fuentes in der Jaksche: Noch einmal, ich will keine Fah- Spanier Koldo Gil und Dritter Jaksche. Calle Alonso Cano und in der Calle Caí- rer belasten. Saiz ist wegen dieses Fah- Auf den Fotos der Siegerehrung sieht er dos de la División Azul. Sie fanden mehr rers zurück zu Fuentes, deswegen musste ziemlich klapprig aus, das Trikot schlab- als 220 Blut- und Plasmabeutel, dazu er die Schulden bezahlen, deswegen flog bert, er wog höchstens 65 Kilo. „Ich sehe große Mengen Wachstumshormon, Ana- alles auf. schrecklich aus“, sagt Jaksche. bolika und Epo. Beim Verlassen eines SPIEGEL: Wie haben Sie von der Razzia und Einen Tag vor der Tour de France ver- Hotels nahmen sie Jaksches Teamleiter den Verhaftungen im Rahmen der Opera- öffentlichte eine spanische Zeitung eine Saiz und Fuentes fest. Saiz hatte 30000 ción Puerto erfahren? Liste mit 37 Kunden von Fuentes, die aus Euro und 28000 Schweizer Franken in Jaksche: Wir waren im Trainingslager in den Akten zusammengestellt worden bar dabei und eine Kühltasche, darin vier der Nähe von Santander in Nordspanien. war. Die beiden Tour-Favoriten Basso Packungen Synacthen. Abends gegen 18 Uhr, nach dem Training, und Ullrich waren dabei, und auch Jörg sagte unser Busfahrer: Manolo und Eu- Jaksche. Ullrich und sein Teamkollege SPIEGEL: Wieso wollte Saiz dieses Geld an femiano sind verhaftet worden. Mehr wuss- Oscar Sevilla sowie der Sportliche Leiter Fuentes zahlen, die beiden hatten doch gar ten wir nicht. Ich habe erst mal eine Du- Rudy Pevenage wurden vom Team T-Mo- keinen Kontakt mehr? sche genommen, ich war ziemlich durch- bile suspendiert. Der Untersuchungsbe- Jaksche: Meines Wissens nach waren es einander: Wieso werden die verhaftet? richt der Guardia Civil über die Kunden Restschulden von Saiz an Fuentes aus dem Wir wussten nicht, dass es illegal ist, was von Fuentes machte die Runde. Jahr 2005, die er begleichen musste. Saiz wir taten. Ich habe Fuentes mal gefragt, hatte Probleme mit einem Spitzenfahrer was eigentlich passiere, wenn er von der Jaksche: Die Angaben in den Akten stim- aus seinem Team, der zu Beginn des Jahres Polizei angehalten wird und Blutbeutel im men nur zum Teil. Die Nr. 20 gehörte zum zu Liberty Seguros gewechselt war und ei- Auto hat. Nichts, hat er gesagt, weil es kein Beispiel bis 2005 einem anderen Fahrer. nen sehr schlechten Frühling hatte. Der Gesetz gibt, das ihm diese Arbeit verbiete. Die spanischen Ermittler gehen davon aus, Fahrer und sein Manager, der seit fünf Jah- Am nächsten Tag jedenfalls waren die Zei- dass ich auch unter dem Namen „Jorge“ ren auch mein Manager war, hatten Saiz tungen voll, ich bin dann abgehauen. Nach geführt wurde, was nicht stimmt. Und es

76 der spiegel 27/2007 Sport hat sich außerdem herausgestellt, dass es Sportdirektoren seiner Karriere: Gian- keinerlei Filmaufnahmen von mir gibt. Was luigi Stanga, Bjarne Riis, Manolo Saiz. die spanische Polizei gefunden hat, war eine Visitenkarte von Doktor Merino Ba- Jaksche: Es gab das Gerücht, dass ich rede, tres, dem Helfer von Fuentes. Batres ist und das hat wohl viele beunruhigt. Bjarne über 70 Jahre alt und ein bisschen senil. Riis zum Beispiel sagte mir, er könne mir Bei jedem Treffen hat er sich immer wieder nicht helfen, er könne ja nichts dafür. Und neu vorgestellt und auch jedes Mal erzählt, er sagte, dass es ihm leidtue. Alle behaup- dass er zum Skifahren nach Tirol fährt. ten immer, dass der Radsport mafiös sei. Der war so durcheinander, dass er sich Aber dieser Vergleich stimmt nicht. Die Codenamen und dazugehörige Nummern Mafia kümmert sich um ihre Leute, um auf einer Visitenkarte notieren musste, und ihre Familien. Wenn einer zurückbleibt, die wurde gefunden bei der Razzia. Ich muss er sich keine Sorgen machen. Wäre will nichts zerreden, aber man muss schon der Radsport eine Mafia, würden sie sagen: sagen, dass die spanische Polizei merk- Halt ein Jahr lang deine Klappe, und da- würdig schlampig gearbeitet hat, die woll- nach stellen wir dich zu guten Konditionen ten vor der Tour noch schnell etwas raus- wieder ein. Aber der Radsport ist nicht hauen. mafiös, der Radsport ist skrupellos. SPIEGEL: Hat es Sie überrascht, wer alles auf der Liste steht? Seit zweieinhalb Monaten hat Jaksche Jaksche: Ja. Aber noch mehr hat mich einen neuen Rennstall. Es ist so etwas überrascht, wer alles nicht draufsteht – bei wie ein Gnadenbrot. Das Team Tinkoff all dem Wissen, das jetzt bekannt ist. Es gehört dem russischen Millionär Oleg gibt auch unterschiedliche Versionen dieser Tinkoff, es ist ein zweitklassiges Team, Liste, plötzlich fehlten Namen. Da hat es das nicht zur Tour de France eingeladen

eine Selektion gegeben. Am Ende standen / PIXATHLON TIM DE WAELE ist. Jaksche bekommt ein Mini-Gehalt für fast nur die Fahrer aus meinem Team Once-Profi Jaksche (2001) einen Radprofi: 37500 Euro. Er hat für Liberty Seguros drauf und ein paar große „Einfach nur meinen Arm hingehalten“ das Team nur ein paar kleinere Rennen wie Ullrich oder Basso. fahren dürfen, die Lothringen-Rundfahrt SPIEGEL: Die UCI behauptet, es gebe von ihr drei Minuten miteinander geredet. Er war gewann er, bei der Euskal Bizikleta wur- nur eine Liste. Der spanische Fahrer Ale- ganz gelassen, was seine Zukunft betrifft, de er Zweiter. Jaksche sagt, dass er nicht jandro Valverde beispielsweise fehlt dort. aber er hat sich auch entschuldigt, weil mehr dopt. In Fuentes Tiefkühlschrank wurde ein Blut- er wusste, in was für einer Situation ich Acht Stunden lang redet Jaksche an beutel gefunden, der mit dem Codenamen mich befand. diesem Freitag im Hotel Universo in Luc- „VALV.(PITI)“ beschriftet ist und in dem ca. Irgendwann am Nachmittag klingelt sogar Epo-Spuren gefunden wurden. Piti ist Nach der Operación Puerto zog sich sein Handy. Es ist Gianluigi Stanga, der der Name von Valverdes Schäferhund. Liberty Seguros, der Sponsor von Jak- Chef des Teams Milram. Der Radsport Jaksche: Name, Codename, Blutbeutel und sches altem Team zurück. Jaksche wurde ist eine kleine Welt, in der sich Gerüch- Blutbeutel mit Epo – das ist der Super-GAU. schließlich arbeitslos. In der Öffentlich- te schnell rumsprechen. Seit Wochen SPIEGEL: Aber warum sollte jemand Val- keit leugnete er weiterhin jedes Doping. schon gilt Jaksche als Bedrohung. Stan- verde schützen? Die Versuche, ein neues Team zu finden, ga hat gehört, dass Jaksche mürbe ge- Jaksche: Wenn es so sein sollte, dann gibt scheiterten. Einerseits fehlten dem Welt- worden ist. es wohl sportpolitische Interessen, weil er radsportverband zwar die Beweise für Das Telefonat hat einen freundlichen, Spaniens große Radsporthoffnung ist. eine Sperre, andererseits wollte keines ruhigen Ton. Stanga ist keiner dieser SPIEGEL: Und Jan Ullrich? der größeren Teams ihn anstellen, weil hemdsärmeligen Teamleiter, er trägt feine Jaksche: Gewundert hat mich damals gar die Veranstalter der großen Rennen kei- Anzüge und hat gute Manieren. Man nichts mehr, selbst wenn der König von nen Fahrer von der Fuentes-Liste fahren könnte sagen, dass er Jaksche einlullen, Spanien auf der Liste gestanden hätte. lassen wollten. Als Jaksche schließlich in ihm Hoffnung machen will, dass bald SPIEGEL: Können Sie sich einen anderen einem Interview mit einer Presseagentur alles vorbei sei mit der Operación Puerto Grund vorstellen, Blutbeutel im Kühl- im März vom Aufhören spricht, meldeten und wieder Ruhe einkehre. Er sagt auch, schrank von Fuentes zu lagern, außer um sich danach fast alle Teamleiter und dass sich alle Teamleiter demnächst zu- sie zum Doping einzuset- sammensetzen wollten und er sich für zen? eine Amnestie einsetzen werde, damit die Jaksche: Höchstens für den Fuentes-Fahrer wieder starten dürfen. Stierkampf. Nur noch die deutschen Teams, Gerol- SPIEGEL: Hat sich Fuentes steiner und T-Mobile, verhinderten, dass noch einmal bei Ihnen ge- die Operación Puerto endlich ad acta meldet? gelegt werde. Stanga droht ihm nicht, er Jaksche: Im September, kann ihm nicht drohen, womit auch? Jak- vier Monate nach der Ope- sche hat nichts mehr zu verlieren. ración Puerto, bekam ich In den beiden vergangenen Wochen, eine SMS von Fuentes: seit dem Treffen in Lucca, hat er mehr als „Hallo, hier ist ein alter 40 Anrufe bekommen. Teamleiter, Mas- Freund von dir, melde dich seure, Fahrer, es gibt nicht viele, die ihn mal.“ Wir haben dann zwei, unterstützen, ein paar drohen ihm, dass es für ihn keinen Weg zurück geben wer- de. Jaksche versucht trotzdem, sein Trai- * Detlef Hacke, Lothar Gorris und

Udo Ludwig im Hotel Universo im / ANZENBERGER BOTTARO MAURO ningspensum einzuhalten, sechs Stunden italienischen Lucca. Jaksche (2. v. l.), SPIEGEL-Redakteure*: „Angst und Zweifel“ lang, jeden Morgen.

der spiegel 27/2007 77 PAPON / WITTERS PAPON JAIME REINA / AFPJAIME Doping-Verdächtigte Basso, Armstrong, Ullrich*, Radprofi Valverde: „Was du hier machst, ist keine Sonderbehandlung“

Jaksche: Das sind dann die Momente, in bereichert haben, die dir die Sachen be- Am vergangenen Donnerstag konfron- denen man nachdenkt. Und man sich fragt, sorgt haben, ausgerechnet die tun plötz- tierte der SPIEGEL die Betroffenen mit ob die Entscheidung zu reden richtig ist lich so, als würden sie alle für einen sau- den Schilderungen Jaksches. oder nicht. Ich weiß, dass diese Entschei- beren Radsport eintreten. Reagiert hat Jaksches erster Profi-Team- dung sehr weit reichende Konsequenzen SPIEGEL: Warum haben Sie gedopt? leiter Stanga, der ein Fax aus Italien haben kann. Ich habe Angst davor und im- Jaksche: Radfahren an sich ist nicht schön. schickte: „Die Behauptungen Jaksches mer noch Zweifel, ich werde sie auch ha- Es tut immer weh. Der Sport ist mit sehr sind völlig gegen meine Prinzipien und ben, wenn die Geschichte erschienen ist. viel Schmerz, körperlichem Schmerz, ver- meine professionelle Tätigkeit.“ Ex-Tele- Ich mag Bjarne und Stanga und die ande- bunden. Das Training ist der Versuch, dei- kom-Teamchef Godefroot streitet ebenfalls ren, ich möchte ihnen keinen Schaden zu- ne Leistungsfähigkeit so zu steigern, dass alles ab, vor allem jede Warnung, Doping- fügen. Bjarne steckt dieses Jahr 500 000 du nicht abgehängt wirst, und damit es Mittel zu Rennen mitzunehmen. Er habe Euro in das Anti-Doping-System seines nicht so wehtut, gab es erst Kortison, dann lediglich auf die neuen französischen Ge- Rennstalls CSC. Das ist sein persönliches Epo, und heute gibt es frisches Blut. Rad- setze hingewiesen, wonach nur Medika- Geld und nicht, wie bei T-Mobile, das Geld fahren ist ein schwieriger Sport. Als Fuß- mente aus französischen Apotheken, ver- eines Konzers. baller kann man 90 Minuten lang wie ein schrieben von französischen Ärzten, legal SPIEGEL: Warum macht Riis das erst jetzt? Trottel übers Feld laufen, dann schießt du seien. Er sei beim Doping „Null-Toleranz“. Jaksche: Weil er begriffen hat, dass sich in der Verlängerung das entscheidende Tor Der Anwalt des Mediziners Markus etwas ändern muss, denn sonst geht der und bist ein Held. Im Radsport wird man Choina, einer der mutmaßlichen Helfer ganze Sport vor die Hunde. Natürlich ist bei 99 von 100 Rennen abgehängt, auch des Doping-Arztes Fuentes in Deutsch- das eine wirtschaftliche Entscheidung, wenn du alles gibst. Es tut weh, die ganze land, wehrt sich mit Nachdruck gegen die natürlich will er weiter Geld verdienen mit Zeit, und man hat trotzdem nur selten Behauptung, sein Mandant habe Doping- seiner Firma. Aber es waren auch wirt- Erfolg. Mittel ausgegeben: „Sobald der Vertei- schaftliche Gründe, die ihn früher dopen SPIEGEL: Würden Sie weiter dopen, wenn digung die Akten vollständig vorlie- ließen: Nur wer dopt, gewinnt. Nur wer Sie nicht auf der Fuentes-Liste stünden? gen, wird er sich zu den Vorwürfen in gewinnt, kommt in die Medien. Nur wer in Jaksche: Ich würde es wahrscheinlich tun, dem gebotenen Umfang einlassen.“ Tony den Medien ist, macht seine Sponsoren so egoistisch bin ich schon. Obwohl sich Rominger, Manager des Astana-Fahrers glücklich. Nur glückliche Sponsoren ge- natürlich jeder normal denkende Mensch Winokurow, sagt am Telefon: „Ich habe ben auch im nächsten Jahr noch frisches sagen muss: Das kann so nicht weiterge- niemals jemanden wegen medizinischer Geld. hen, weil irgendwann alle Sponsoren weg Betreuung unter Druck gesetzt und habe SPIEGEL: Hat sich Riis bei Ihnen auch in sind. Aber angenommen, ich wäre nicht auch keinem Klienten zu unerlaubten den vergangenen Tagen gemeldet? auf der Liste, und ich würde trainieren wie Mitteln geraten.“ Der deutsche Radprofi Jaksche: Ja, er war sehr nett, sehr um- verrückt, und trotzdem hängen mich alle Jens Voigt schreibt, die Aussage über die gänglich. Er hatte gehört, dass ich mit dem ab, gerade bei den großen Rennen, dann Versteckaktionen seines Teams während SPIEGEL rede, und wollte wissen, ob das hätte ich keine Chance ohne Doping. der Skandal-Tour 1998 sei nicht von ihm. stimmt. Ich habe ihn gefragt: Bjarne, war- Wenn du weißt, dass sich der Radsport Die Fahrer Winokurow und Valverde um meldest du dich jetzt? Als ich arbeits- nicht grundsätzlich geändert hat, wovon haben bisher jedes Doping dementiert. los wurde, hast du dich nicht gemeldet. auszugehen ist, dann musst du weiterma- Und auch Bjarne Riis, Teamleiter bei SPIEGEL: Herr Jaksche, Sie haben zehn Jah- chen. Es ist pervers, aber das Doping-Sys- CSC, bestreitet alle Verwicklungen in re geschwiegen und gelogen, wenn Sie auf tem ist gerecht, weil alle dopen. Radsport die Doping-Karriere von Jörg Jaksche. das Thema Doping angesprochen wurden. ohne Doping ist nur gerecht, wenn wirklich Nur eins wollte er bestätigen: den Anruf Warum reden Sie jetzt? niemand mehr dopt. Mir hat ein Fahrer er- bei Jaksche vor zwei Wochen, nachdem Jaksche: Ich glaube, dass es wichtig ist für zählt, dass es wegen der Trainingskontrol- erstmals Gerüchte über ein mögliches die Zukunft dieses Sports, dass einer mal len Deals geben soll zwischen ein paar Geständnis im SPIEGEL die Runde sagt: Okay, so läuft das hier. Ich will ir- Mannschaften und dem Weltradsportver- machten: „Ja, das ist wahr“, schreibt Riis. gendwann bei einem großen Rennen an band. Da muss man annehmen, dass es „Wir haben kurz darüber gesprochen.“ die Tür der Teamleiter klopfen und sagen: kein generelles Umdenken gibt. Das hat Jaksches ehemaliger Teamleiter Saiz, „Ihr wolltet mich loswerden, aber ich bin mir dieser Fahrer stolz erzählt. Da wusste der spanische Arzt Fuentes und auch die immer noch da.“ Natürlich hat mir nie- ich: Nichts hat sich geändert. beiden Freiburger Mediziner Heinrich mand den Arm für die Spritze festgehalten, und Schmid äußerten sich nicht. aber die Teamleiter, die sich früher an dir * Bei der Siegerehrung der Tour de France am 24. Juli 2005. Lothar Gorris, Detlef Hacke, Udo Ludwig

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