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Statistisches Monatsheft -Württemberg 3/2008 Bildung, Soziales

Kennzahlen zu baden-württembergischen Universitäten

Michael Walker

Verschiedene nationale und internationale Ins- und . Auch die hohen Promotionsan- titute und Organisationen wie zum Beispiel das teile unter den Absolventen der Universitäten Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH1 in und im gehen stellen eine ganze Reihe von Indikatoren und auf andere Gründe als nur das Fächerangebot Rankings für die Hochschulen in Deutschland zurück. Ausschlaggebend könnte hier eine zur Verfügung. Sie sollen unter anderem einem gute Reputation sein. Bei der Einwerbung von angehenden Studierenden eine bessere Aus- Drittmitteln spielt ebenfalls nicht nur die Fächer- wahl seiner Wunschhochschule ermöglichen, struktur eine Rolle: Die Einnahmen aus Dritt- können aber auch einer besseren Selbstein- mitteln je Professor sind in wesentlich Dipl.-Geograf schätzung der Hochschulen dienen. Die amt- höher als in , obwohl beide Universi- Walker ist Referent im liche Statistik erfasst zahlreiche Daten zu den täten eine technische Ausrichtung haben. Dies Referat „Bildung und Kultur“ des Statistischen Hochschulen, aus denen sich verschiedene In- könnte damit zusammenhängen, dass die Landesamtes Baden- dikatoren bilden lassen2, deren Kennzahlen Universität Stuttgart als Forschungsstätte von Württemberg. teilweise deutliche Differenzen zwischen den der Nachbarschaft des starken Industriestand- Universitäten zeigen. Diese sind zumeist durch orts Region Stuttgart profitiert. ein unterschiedliches Fächerangebot bedingt. Das gilt insbesondere für die Studienzeiten. Auch bei den Frauenquoten spielen die ange- botenen Studienfächer eine wichtige Rolle. In Baden-Württemberg gibt es 9 staatliche Einige Indikatoren lassen sich aber nicht oder Universitäten, an denen zum Wintersemester nur zu einem geringen Teil durch das Fächer- 2006/07 rund 141 000 Studierende eingeschrie- angebot erklären. So ist die Umstellung auf ben waren. In ihrer Größe und Ausrichtung be- die neuen Studienstrukturen mit Bachelor- und stehen zwischen den Universitäten erhebliche Masterabschlüssen hauptsächlich von den Unterschiede. Die traditionsreichen großen Universitäten selbst abhängig. Reformfreudig Universitäten Heidelberg, Tübingen und Frei- zeigen sich hier die Universitäten burg im Breisgau haben jeweils mehr als 20 000

Studierende an staatlichen Universitäten Baden-Württembergs S1 im Wintersemester 2006/07 nach Fächergruppen

Sprach- und Kulturwissenschaften Humanmedizin Sport Agrar, Forst- und Ernährungswissenschaften Rechts-, Wirtschafts- Ingenieurwissenschaften und Sozialwissenschaften Kunstwissenschaften Mathematik, Naturwissenschaften

Heidelberg

Tübingen

Freiburg im Breisgau

Stuttgart 1 Vergl. dazu: www.che- Karlsruhe ranking.de

Mannheim 2 Internationale Bildungsin- dikatoren im Länderver- Konstanz gleich – Ausgabe 2007, www.destatis.de, Nicht- monetäre hochschulstatis- tische Kennzahlen – Fach- Hohenheim serie 11, Reihe 4.3.1 1980 – 2005. Das Indika- 0510152025 torenset für die 9 baden- württembergischen Uni- Anzahl in Tsd. versitäten kann unter www.statistik-bw.de ab- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 34 08 gerufen werden.

13 Bildung, Soziales Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2008

Deutschland erworben haben. Der Anteil an Bildungsausländer an staatlichen Universitäten Bildungsausländern kann als Indikator für die S2 Baden-Württembergs im Wintersemester 2006/07 internationale Attraktivität einer Hochschule herangezogen werden.

in %1) Die Universität Stuttgart hat den höchsten Stuttgart 14 7 Anteil an Bildungsausländern unter den staat- Karlsruhe 13 4 lichen Universitäten. Auch in Karlsruhe, Heidel- berg und sind über- Heidelberg 15 2 durchschnittlich viele Bildungsausländer Freiburg im Breisgau 13 2 eingeschrieben. Vergleichsweise wenig Studie-

Baden-Württemberg 12 2 rende ausländischer Herkunft gibt es dagegen an den Universitäten Ulm und . Hohenheim 10 1

Konstanz 10 1 Übrige Länder Die Anteilshöhe der Bildungsausländer wird zum Teil vom Studienfachangebot geprägt: Tübingen 10 1 durch Fächer wie zum Beispiel Sprachwissen- Ulm 7 3 schaften, die einen engen Bezug zu ausländi- schen Studierenden haben, durch die Affinität Mannheim 8 1 starker Ausländergruppen zu technischen Fä- chern und durch international ausgelegte Stu- 1) Anteile an den Studierenden insgesamt. diengänge. Daneben spielen in Heidelberg Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 35 08 und in Freiburg im Breisgau mit Sicherheit der hohe Bekanntheitsgrad und die Attraktivität des Hochschulstandorts eine Rolle. Studierende und ein sehr breit gefächertes Studienangebot mit Schwerpunkten in den Die Universitäten in Stuttgart und Karlsruhe Fächergruppen „Sprach- und Kulturwissen- profitieren von ihrer Schwerpunktbildung im schaften“, „Rechts-, Wirtschafts- und Sozial- Bereich der technischen Studiengänge: im wissenschaften“, „Mathematik, Naturwissen- Wintersemester 2006/07 waren an diesen schaften“ und „Humanmedizin“ (Schaubild 1). Eine zweite Gruppe bilden die technisch aus- gerichteten Universitäten Stuttgart und Karls- Bologna-Prozess ruhe mit rund 20 000 bzw. 18 000 Studieren- den. In Größe und Studienangebot ähnlich 1999 stellten die Bildungsminister sind die Universitäten Mannheim und Kons- aus 29 europäischen Staaten mit der tanz mit 11 200 bzw. 9 700 Studierenden. Die „Bologna-Erklärung“ die Weichen für die dortigen Schwerpunkte liegen auf den „Rechts-, Schaffung eines Europäischen Hochschul- Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ sowie raumes und die Angleichung ihrer Studien- auf den „Sprach- und Kulturwissenschaften“. systeme. Sie orientierten sich dabei am Dabei hebt sich die Universität Mannheim international verbreiteten Bachelor-/Mas- durch eine ausgeprägte Konzentration auf die ter-Modell. Deutschland eröffnete bereits „Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ 1998 mit der Novellierung des Hochschul- hervor. Mit 7 000 bzw. 6 000 Studierenden sind rahmengesetzes den Hochschulen die die Universitäten Ulm und Hohenheim wesent- Möglichkeit, in einer Erprobungsphase lich kleiner. Sie zeichnen sich in Ulm durch neben den bisherigen Diplom- und Ma- Spezialisierungen im medizinischen und natur- gisterstudiengängen die neuen Studien- wissenschaftlichen Bereich sowie „Rechts-, gänge einzuführen. Mit einer weiteren Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ und in Änderung des Hochschulrahmengesetzes Hohenheim durch die „Agrar-, Forst- und Er- im Jahr 2002 wurde das Modell der ge- nährungswissenschaften“ aus. stuften Studiengänge aus der Erprobung in das Regelangebot der deutschen Hoch- schulen überführt. In Baden- Württemberg Indikator 1: Anteil an Bildungsausländern werden seit 2005 keine neuen Diplom- studiengänge mehr eingerichtet. Bis 2010 An den Universitäten des Landes waren zum sollen keine Studienanfänger mehr in den Wintersemester 2006/07 mehr als 14 % der Diplom- und Magisterstudiengängen zu- Studierenden Bildungsausländer (Schaubild 2). gelassen werden und damit die Bologna- Bildungsausländer sind ausländische Studie- Erklärung der inzwischen 39 Unterzeich- rende, die ihre Hochschulzugangsberechtigung nerstaaten umgesetzt sein. im Ausland bzw. an einem Studienkolleg in

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Universitäten in der Fächergruppe „Ingenieur- Studienanfänger*) an staatlichen Universitäten wissenschaften“ mit 22 % bzw. 24 % Anteil S3 Baden-Württembergs im Studienjahr 2006**) überdurchschnittlich viele Bildungsausländer mit angestrebtem Abschluss Bachelor oder Master eingeschrieben. In Stuttgart gibt es außerdem noch eine Besonderheit: hier befindet sich eine in % „Chinesenhochburg“. Fast ein Drittel (1 327 Stu- Hohenheim 65 8,1 dierende) aller Chinesen im Land studierte im Wintersemester 2006/07 in Stuttgart. Unter den Konstanz 44 2,1 Bildungsausländern an der Universität Stutt- Mannheim 42 0,4 gart wiederum hatten sie ebenfalls einen Anteil von einem Drittel. Diese starke Konzentration Baden-Württemberg 21 2,4 der Chinesen auf die Universität Stuttgart ist Freiburg im Breisgau 18 4,0 der Grund für den höchsten Bildungsauslän- deranteil unter den baden-württembergischen Tübingen 16 1,1

Universitäten. Heidelberg 14 1,6 Bachelor Master Stuttgart 11 2,0

Indikator 2: Anteil Studienanfänger mit Karlsruhe 11 1,5 angestrebtem Bachelor- und Masterabschluss Ulm 8 4,5 Dieser Anteil zeigt, wie weit die staatlichen Uni- *) 1. Hochschulsemester. – **) Studienjahr 2006: Sommersemester 2006 und Wintersemester 2006/07. versitäten bei der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse (Bologna-Prozess, i-Punkt) Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 36 08 vorangeschritten sind. Landesweit strebten 21 % der Anfänger im ersten Hochschulsemes- und Masterabschluss reicht die Bandbreite von ter des Studienjahres 2006 einen Bachelor- und 9 % in Heidelberg bis zu 89 % in Hohenheim. etwas mehr als 2 % einen Masterabschluss an Für die Unterschiede sind hier nicht die Lehr- (Schaubild 3), die Mehrheit war allerdings nach amtsstudiengänge verantwortlich, denn gerade wie vor in den klassischen Diplom-, Magister- Universitäten wie Stuttgart oder Mannheim oder Lehramtsstudiengängen eingeschrieben. haben trotz vieler Lehramtsstudierenden einen Zwischen den Universitäten bestanden dabei überdurchschnittlich hohen Anteil an Studien- deutliche Unterschiede. Die Bandbreite der anfängern in Bachelor- und Masterstudiengän- Anteile an eingeschriebenen Bachelor- und gen. In Heidelberg und Freiburg im Breisgau Masterstudierenden reichte dabei von 73 % in waren dagegen weniger Lehramtstudierende Hohenheim bis 12 % in Ulm. Weit über dem und gleichzeitig weniger Bachelor- oder Master- Durchschnitt von 23 % lagen Konstanz und Mann- studierende erstmals eingeschrieben. heim, weit darunter Stuttgart und Karlsruhe.

Die deutlichen Unterschiede gehen teilweise S4 Absolventen mit Promotion von staatlichen Universitäten auf die angebotenen Studienfächer zurück. So in Baden-Württemberg im Prüfungsjahr 2006 (1. Prüfung)*) wurden die vom Staat festgelegten Studien- ordnungen und Abschlussprüfungen der Human- 1) medizin, Rechtswissenschaft und der Lehrämter in % noch nicht auf das neue zweistufige Studien- Heidelberg 16 32 system umgestellt. Universitäten wie Heidel- Ulm 20 30 berg, Tübingen, Freiburg im Breisgau und Ulm mit einer Universitätsklinik oder einer größeren Tübingen 9 25 Anzahl an Studierenden der Rechtswissen- Freiburg im Breisgau 10 23 schaften haben daher einen geringen Anteil an Bachelor- und Masterstudierenden. Der nied- Baden-Württemberg 7 21 rige Anteil an Bachelor- und Masterstudienan- Stuttgart 16 fängern an den Universitäten Stuttgart und Hohenheim 14 Karlsruhe liegt an der verzögerten Umstellung der Studiengänge in den „Ingenieurwissen- Karlsruhe 13 Übrige Fachgebiete schaften“. Humanmedizin Konstanz 12

An den „Sprach- und Kulturwissenschaften“ Mannheim 8 lässt sich ebenfalls der unterschiedliche Reform- fortschritt der Universitäten ablesen. Bei einem *) Prüfungsjahr 2006: Wintersemester 2005/06 und Sommersemester 2006. – 1) Aller Absolventen. landesweiten Anteil von insgesamt 26 % der Studienanfänger mit angestrebtem Bachelor- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 37 08

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Frauenanteil unter Studienanfängern (1. FS) Vor allem in der Humanmedizin werden sehr S5 und Absolventen (1. Prüfung) an staatlichen Universitäten viele Doktortitel verliehen. Im Prüfungsjahr 2006 Baden-Württembergs 2006*) waren es 52 % der abgelegten Prüfungen, das heißt es gab mehr Promotionen als erfolgreich

in % abgelegte Staatsexamen. Dies ist auch der Grund 59 dafür, dass alle Universitäten mit einer ange- Tübingen 54 schlossenen Universitätsklinik bei diesem Indi- 57 Heidelberg kator die höchsten Werte erreichen. Auch in der 54 Fächergruppe „Mathematik, Naturwissenschaf- 56 Konstanz ten“ gibt es überdurchschnittlich viele Promo- 53 tionen (26 %). So gut wie keine Promovierten 54 Hohenheim 52 gibt es dagegen im „Sport“ und vergleichs- 54 weise wenige in den „Sprach- und Kulturwis- Freiburg im Breisgau 51 senschaften“ sowie den „Rechts-, Wirtschafts- 54 Mannheim und Sozialwissenschaften“ (jeweils 11 %). Ein 48 detaillierter Vergleich der einzelnen Fachgebiete 49 Baden-Württemberg 46 nach Universitäten zeigt, dass Heidelberg, 45 Tübingen und Freiburg im Breisgau fast durch- Ulm 40 weg die höchsten Promotionsquoten haben: 36 Stuttgart 33 Studienanfänger Tübingen: „Sprach- und 30 Karlsruhe Absolventen 31 Kulturwissenschaften“ 19 % Heidelberg: „Rechts-, Wirtschafts- *) Studienanfänger des Sommersemesters 2006 und des Wintersemesters 2006/07, Absolventen des und Sozialwissenschaften“ 14 % Wintersemesters 2005/06 und des Sommersemesters 2006. Heidelberg: „Mathematik, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 41 08 Naturwissenschaften“ 42 % Freiburg im Breisgau: „Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften“ 34 % In der Fächergruppe „Agrar-, Forst- und Ernäh- Freiburg im Breisgau: rungswissenschaften“ streben überdurchschnitt- „Ingenieurwissenschaften“ 40 % lich viele Studienanfänger einen Bachelor- oder Masterabschluss an (59 %). Zwischen den bei- Für die hohen Promotionsquoten an den ge- den Universitäten Freiburg im Breisgau und nannten 3 Hochschulen ist somit nicht nur die Hohenheim sind in dieser Fächergruppe die Humanmedizin verantwortlich. Unterschiede weniger ausgeprägt als in ande- ren Fächergruppen. Die betroffenen Universi- täten haben Teile ihres Studienangebots inter- Indikator 4: Studiendauer in Fachsemestern national ausgelegt, um auch für ausländische Studierende attraktiv zu sein. Dies erreichen Die Fachstudiendauer gibt die Zahl der Semes- sie durch speziell zugeschnittene Studiengän- ter an, die bis zum Abschluss eines Studien- ge, die in Englisch gelehrt werden und einen ganges benötigt wurden und ist ein Maß dafür, Master als Abschluss haben, wie zum Beispiel wie schnell Studierende zu einem Abschluss „Agricultural Economics“, „Environmental Pro- gelangen. Beim Vergleich der Studiendauer tection and Agricultural Food Production“ oder wurden die Absolventen mit Masterabschlüssen „Forest Ecology and Management“. und Promotionen nicht berücksichtigt. Im Prü- fungsjahr 2006 wurden 13 834 Prüfungen er- folgreich abgeschlossen. Die durchschnittliche Indikator 3: Anteil Promotionen an Studiendauer an den 9 staatlichen Universitäten Absolventen betrug im Prüfungsjahr 2006 etwas mehr als 11,3 Semester. Am längsten studierten die Ab- Der Promotionsanteil einer Hochschule gilt solventen an der Universität Ulm mit 11,9 Se- auch als Forschungsindikator, da Promovieren mestern, am kürzesten diejenigen der Univer- als Forschungstätigkeit angesehen wird. Im sität Konstanz mit knapp 10,2 Semestern. Prüfungsjahr 20063 schlossen 18 206 Studie- rende ihr Studium erfolgreich an einer der Die durchschnittliche Studiendauer an den staatlichen Universitäten des Landes ab, da- 9 Universitäten bewegt sich damit in einer runter waren 3 762 Promovierte (Schaubild 4). engen Bandbreite, die überwiegend durch das Überdurchschnittlich viel wurde in Heidelberg, Studienangebot der Universitäten beeinflusst Ulm, Tübingen und Freiburg im Breisgau pro- wird. Zwischen den Fächergruppen bestehen 3 Prüfungsjahr 2006: Win- moviert, vergleichsweise wenig in Mannheim, nämlich größere Abweichungen als zwischen tersemester 2005/06 und Sommersemester 2006. Konstanz und Karlsruhe. den Universitäten: die längste Studiendauer

16 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2008 Bildung, Soziales haben Humanmediziner mit 13,7 Semestern senschaften nur geringe Differenzen. Alle Uni- und die kürzeste die Agrar-, Forst- und Ernäh- versitäten liegen in der Bandbreite von 63 % rungswissenschaftler mit 9,8 Semestern. Dabei (Freiburg im Breisgau) bis 74 % (Mannheim). streute die Studienlänge der Humanmediziner Ähnlich sieht es in den „Rechts-, Wirtschafts- an den 4 Universitätskliniken zwischen 13,3 Fach- und Sozialwissenschaften“ mit 46 % in Hohen- semestern in Ulm und 14,1 Fachsemestern in heim und 55 % in Konstanz aus. Ein Ausnahme Freiburg im Breisgau. Die Agrarwissenschaftler bildet allerdings Karlsruhe mit nur 24 %. studierten in Hohenheim durchschnittlich 9,4 und in Freiburg im Breisgau 10,9 Semester lang. Indikator 6: Betreuungsrelation an Die kürzere Studiendauer der Agrarwissen- den Universitäten schaftler hängt auch mit der schon weiter fortgeschrittenen Umstellung auf Bachelor- Das Betreuungsverhältnis gilt als Indikator für studiengänge zusammen. So schlossen im die Studienbedingungen und Ausbildungsqua- Prüfungsjahr 2006 rund 38 % der Absolventen litäten einer Hochschule. Es kann dabei nicht der Fächergruppe „Agrar-, Forst- und Ernäh- geklärt werden, ob das wissenschaftliche Per- rungswissenschaften“ mit einem Bachelor ab, sonal einer Universität sich eher in der Lehre in allen Fächergruppen waren es nur 7 %. oder Forschung engagiert. Die wissenschaft- lichen Teilzeitkräfte und die nebenberuflich täti- gen Wissenschaftler und Künstler wurden zu Indikator 5: Frauenquote unter den sogenannten Vollzeitäquivalenten umgerechnet. Studienanfängern, Absolventen Der Fachbereich Humanmedizin an den 4 Uni- versitätskliniken wurde nicht in den Vergleich Ein wichtiger Bestimmungsfaktor für die Frauen- einbezogen, da dort das wissenschaftliche Per- quote einer Universität ist deren Studien- sonal schwerpunktmäßig mit der Pflege von fachangebot. Im Einzelnen wurden bei den Patienten beschäftigt ist. Studienanfängerinnen folgende Quoten je Fächergruppe ermittelt: Entsprechend dieser Berechnungsgrundlage kamen an den Universitäten des Landes im Kunstwissenschaften 74 % Jahr 2005 im Durchschnitt auf einen Wissen- Sprach- und Kulturwissenschaften 67 % schaftler 11 Studierende (Schaubild 6). Die Humanmedizin 61 % wenigsten und damit ein vergleichsweise Agrar-, Forst- und Ernährungs- günstiges Betreuungsverhältnis hatte die Uni- wissenschaften 54 % versität Ulm mit 7 Studierenden pro Wissen- Rechts-, Wirtschafts- und Sozial- schaftler, weniger gut schnitt die Universität wissenschaften 48 % Mannheim mit 16 ab. Auch in Stuttgart, Karls- Sport 45 % ruhe und Hohenheim werden verhältnismäßig Mathematik, Naturwissenschaften 40 % wenig Studierende von einem Wissenschaftler Ingenieurwissenschaften 21 %

Die Vorlieben der Frauen für einzelne Fächer- S6 Studierende bezogen auf das wissenschaftliche Personal gruppen haben somit einen erheblichen Ein- an staatlichen Universitäten Baden-Württembergs 2005*) fluss auf die Frauenanteile an den einzelnen Universitäten. Überdurchschnittliche Quoten gibt es deswegen an den Universitäten Tübin- Ulm 7 gen (59 %) und Heidelberg (57 %) mit vielen Stuttgart 8 Studierenden in den „Sprach- und Kulturwis- Karlsruhe 8 senschaften“, „Rechts-, Wirtschafts- und Sozial- wissenschaften“ sowie der „Humanmedizin“ Hohenheim 9

(Schaubild 5). Aber auch in Konstanz, Mann- Baden-Württemberg 11 heim, Freiburg im Breisgau und Hohenheim Freiburg im Breisgau 12 sind die Frauen dank eines entsprechenden Angebotes an Studienfächern in der Mehrheit. Konstanz 13

Dagegen weisen die technisch orientierten Heidelberg 13 Universitäten Karlsruhe, Stuttgart und Ulm Tübingen 14 deutlich niedrigere Frauenquoten unter den Studienanfängern auf. Mannheim 16

*) Ohne Humanmedizin bzw. Universitätskliniken. Personal in Vollzeitäquivalenten einschließlich Ein detaillierter Vergleich der Frauenquoten durch Drittmittel finanziertem Personal. nach Universitäten und Fächergruppen zeigt zum Beispiel bei den „Sprach- und Kulturwis- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 38 08

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der „Sprach- und Kulturwissenschaften“. Be- Drittmittel je Professor an staatlichen Universitäten sonders ungünstige Betreuungsverhältnisse S7 Baden-Württembergs 2005*) bestehen bei den Studierenden der „Kunst- wissenschaften“. Aus dieser, für bestimmte in EUR Fächergruppen typischen Verteilung ergibt sich, Stuttgart 433 000 dass die Universitäten mit hohen Studierenden- anteilen in den „Ingenieurwissenschaften“ und Karlsruhe 327 000 in „Mathematik, Naturwissenschaften“ ver- Baden-Württemberg 180 000 gleichsweise gut abschneiden.

Hohenheim 166 000

Konstanz 161 000 Indikator 7: Drittmittel je Professor Mannheim 133 000 Im Jahr 2005 wurden im Durchschnitt 180 000 Heidelberg 118 000 Euro an Drittmitteln je Professor einer staat- Tübingen 117 000 lichen Universität eingeworben (Schaubild 7). Freiburg im Breisgau 117 000 Absolute Spitzenreiter waren hier die Universi- täten Stuttgart und Karlsruhe mit 433 000 Euro Ulm 92 000 bzw. 327 000 Euro. Knapp unter dem Mittelwert lagen die Universitäten Hohenheim und Kons- *) Einschließlich Humanmedizin und Universitätskliniken. tanz. Danach folgten relativ dicht beieinander Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 39 08 liegend die Universitäten Mannheim, Heidel- berg, Tübingen und Freiburg im Breisgau. Am betreut, während in Tübingen, Heidelberg, wenigsten Drittmittel je Professor gab es in Konstanz und Freiburg im Breisgau die Anzahl Ulm. Auch hier spielen die Fächergruppen eine der Studierenden höher ausfiel. Die Betreuungs- Rolle. So erhält nach einem Vergleich des Sta- relation einer Universität hängt auch mit den tistischen Bundesamtes für alle Universitäten dort angebotenen Studienfächern zusammen. Deutschlands im Durchschnitt ein Professor So werden nach einem Vergleich des Statisti- der „Ingenieurwissenschaften“ mit fast 285 000 schen Bundesamtes4 die Studierenden der Euro wesentlich mehr Drittmittel als einer der Fachgebiete „Agrar-, Forst- und Ernährungs- „Sprach- und Kulturwissenschaften“ mit wissenschaften“, „Ingenieurwissenschaften“ 42 000 Euro. und der „Mathematik, Naturwissenschaften“ durch mehr Lehrpersonal betreut als zum Bei- Weitere Auskünfte erteilt 4 Statistisches Bundesamt: spiel die der „Kunstwissenschaften“, „Rechts-, Michael Walker, Telefon 0711/641-26 11, Hochschulen auf einen Blick, Ausgabe 2007. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ sowie [email protected]

kurz notiert ...

Baden-Württemberg wieder auf Platz 1 Auch international kann der Südwesten seine bei der Forschungsintensität in der EU Spitzenposition als forschungsintensiver Standort weiter ausbauen. Mit 4,2 % seiner Im Jahr 2005 investierte der Südwesten 4,2 % Wirtschaftsleistung investierte 2005 kein ande- seiner Wirtschaftsleistung in Forschung und res Land in Europa mehr in Forschung und Ent- Entwicklung. Damit erreicht Baden-Württem- wicklung als Baden-Württemberg. Rund 80 % berg im Vergleich der Bundesländer und in der der gesamten FuE-Ausgaben konzentrieren sich EU Platz 1. hier, insbesondere in den forschungsintensiven Branchen Fahrzeug- und Maschinenbau sowie Erstmals seit Jahren wurde damit auch wieder Elektrotechnik. Auf die außeruniversitären For- der Stadtstaat überholt, der mit einer schungsinstitute – hierzu zählen beispielsweise FuE-Intensität von rund 4 % im Jahre 2003 noch die Institute der Max-Planck- und der Fraun- vor den Flächenländern gelegen hatte, aktuell hofer-Gesellschaft – und die Hochschulen ent- mit 3,8 % an zweiter Stelle liegt. Bayern gehört fallen jeweils ein Zehntel der FuE-Aufwen- mit 2,9 % in Deutschland ebenfalls zur Spitzen- dungen im Land. gruppe, wohingegen im , in Schleswig- Holstein sowie in Sachsen-Anhalt mit jeweils Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung rund 1 % des Bruttoinlandsproduktes am we- beliefen sich hierzulande im Jahr 2005 auf nigsten für Forschung und Entwicklung ausge- rund 13,7 Mrd. Euro – das sind gut 1,3 Mrd. Euro geben wird. bzw. 11 % mehr als noch 2 Jahre zuvor.

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