23 — 28 Eiszeitalter u. Gegenwart 43 Hannover 1993 2 Abb.

Neue Ergebnisse quartärgeologischer Untersuchungen im Gebiet der "Falkenberg-Endmoräne"

HANS DIETRICH LANG*)

Drenthe main advance, ground moraine, end moraine, geological structure, kames, Falkenberg end moraine,

Kurzfassung: Neuere Untersuchungen und Bohrungen Kames. As proved by drillings they are underlayn by the haben die vom Autor im Jahre 1983 mitgeteilten Vorstel­ ground moraine of the Drenthe main advance. lungen über den quartärgeologischen Aufbau dieses Ge­ The end moraines were shaped by two ice lobes that ad­ bietes (LANG 1983 a) bestätigt und erweitert. vanced from NE and from NE to NNE and hit each other at Die zum Drenthe-HauptvorstolS gehörende Grundmoräne that point, melting down after that. The origin of the end taucht unter die Endmoränenbögen im Gebiet um den Fal­ moraines and the Kames can be located at the late Drenthe ken-Berg ab und ist auch darunter erbohrt worden. Auf Stadium of the Saale glaciation. den Endmoränenrücken fanden sich keinerlei Reste von Gnindmoräne, desgleichen waren keine Hinweise auf Stauchungen zu beobachten. Aus Bohrungen ergehen sich keine Hinweise auf präexistente Aufragungen im Unter- Einleitung gnind. Die Rücken der verschiedenen Endmoränenbögen sind als Satzendmoränen aufzufassen, die nicht mehr vom Im Jahre 1983 habe ich im 33. Band dieser Zeitschrift nordischen Inlandeis überfahren wurden. über "Aufbau, Alter und regionale Einordnung der

Der Mühlenberg-Zug, der Tannensieksberg und ein kleiner Endmoränen im Gebiet des Falkenberges bei Fal­ Rücken wenig südwestlich davon werden als Kames ge­ lingbostel (Niedersachsen)" berichtet (LANG 1983 a). deutet. Auch sie werden, wie Bohrungen zeigten, von der Entgegen der damaligen Annahme war es mir in den Grundmoräne des Drenthe-Hauptvorstoßes unterlagert. Jahren 1985 bis 1987 doch noch möglich, im Rah­ men der geologischen Landesaufnahme das Blatt Die Endmoränen entstanden durch zwei von NW und von NE bis NNE vorstoßende Gletscherloben, die hier aufein­ 3125 liergen der top. Karte 1:25 000 geologisch zu andertrafen und danach abtauten. Die Endmoränen und bearbeiten, für das bisher nur eine geologische die Kames sind dem ausgehenden Drenthe-Stadium der Übersichtsaufnahme vorlag (NIEDERMAYF.R 1950 b). Saale-Kaltzeit zuzurechnen. Auf dem Blatt Bergen liegt der Zentralteil der "Fal­ kenberg-Endmoräne", der etwas mehr als [New Results of Quaternary-Geological Research in the "Falken Berg" End Moraine Area] das nordwestliche Viertel des Blattgebietes umfaßt. Er ist durch eine breite Senke, in der das "Große Abstract: New field research and drilling have confirmed a Moor" liegt, vom Mühlenberg-Zug getrennt, conception of the Quaternary-Geological structure of the der etwa aus der nordöstlichen Blattecke in SSW- "Falken Berg" area in extension of results published by the Richtung bis in die Höhe von Bergen zieht und den author in 1983 (LANG 1983 a). WOLDSTEDT (1939) "als einen Gegenflügel der Fal­ The fact that the ground moraine belonging to the Drenthe kenberg-Endmoräne" angesehen hatte. Die Kartier­ main advance is dipping under the end moraine ridges in arbeiten haben eine Reihe neuer Ergebnisse zum the Falken Berg area has been proved by drilling. On the quartär-geologischen Aufbau dieses Gebietes er­ end moraine ridges relics of the ground moraine never bracht. Als besonders wichtig haben sich die Ergeb­ have been found; likewise no references to pushings have nisse der bis zu 50 m tiefen Bohrungen mit einem been observed. Equally drilling holes have not proved any Drillbohrgerät des Niedersächsischen Landesamtes pre-existing towering in the underground. The ridges of für Bodenforschungen im Zuge der Kartierarbeiten the several arcuated end moraines have been interpreted erwiesen. as recessional end moraines.

The author explaines the Mühlenberg Zug, the Tannen­ Die Ergebnisse werden hier in Form eines Nachtra­ sieksberg and a small ridge not far in the south-west of it as ges zu der Arbeit des Autors von 1983 vorgestellt. Zum Verständnis des Textes ist es nötig, Passagen *) Anschrift des Verfassers: Dr. H. D. LANG, Marienburger aus der Arbeit LANG 1983 a zu wiederholen, desglei­ Weg 9, 30916 Isernhagen NB. chen einige Literaturzitate. 24 HA\S DIETRICH LANG

Die Endmoränen in der Umgebung des der Aller. Ein saalezeitlicher Gletscher, so schrieb Falkenberges WOLDSTEDT im Jahre 1939, der durch norwegisches Eis nach Süden abgedrängt wurde, habe die Morä­ STOLLER (1918), der Erstbearbeiter dieses Gebietes, nen aufgestaucht. In einer Arbeit von 1950 stellte beschrieb in seinem Geologischen Führer durch die WOLDSTEDT die Falkenberg-Endmoräne in seine Sol- Lüneburger Heide das Gebiet um den fast 150 m üb. tauer Staffel, die jüngste der drei Phasen des NN aufragenden Falkenberg als ein "... geschlosse­ Drenthe-Stadiums der Saale-Eiszeit. LITTIG (1964) nes Massiv aus der Ebene aufsteigender Endmorä­ sah in seiner Falkenberg-Staffel eine ältere Staffel nen die er seiner vorletzten Eiszeit ztiordnete. der Northeimer Phase, die er etwas jünger einstufte WOLDSTEDT (1938) führte den Begriff "Falkenberg- als die zur gleichen Phase gehörende Ostenholzer Endmoräne" in das Schrifttum ein und sah darin die Staffel. DiTHORN (in WOLDSTEDT 1974) folgte in gro­ Hauptfortsetzung des Rehburger Stadiums nördlich ben Zügen dieser Vorstellung und sah in der Fal-

Abb. 1: Eiszeitliche Ablagerungen und Formen im Gebiet um den Falkenberg bei Fallingbostel Neue Ergebnisse quartärgeologischer Untersuchungen 25 kenberg-Endmoräne eine frühdrenthestadiale, vom gehörenden Rücken sind leicht gebogen und nach nordischen Inlandeis überfahrene Endmoräne. N bzw. NE geöffnet. Nach N geht dieses reich gegliederte Gebiet in eine pultartige, leicht nach Wie bei LANG (1983 a) dargestellt, sind im Gebiet um NE abfallende Hochfläche über (LANG 1983 a). den Falkenberg drei voneinander getrennte, meist mehrfach hintereinander gestaffelte bogige End­ Die einzelnen Rücken bestehen in ihrem tieferen moränen zu unterscheiden (s. Abb. 1): Teil aus z. T. grobsandigen Fein- und Mittelsanden, der Örbker Endmoränenbögen im oberen Teil aus einer Folge von bis zu 20 - 30 m der Kl. Bockeler Endmoränenbögen mächtigem Grobsand und Kies. Die gesamte Abfol­ ge kann bis etwa 70 m mächtig werden. Die Täler der Becklinger Endmoränenbögen. zwischen den einzelnen Rücken dürften durch die Durch die Achterberg-Senke, die den Örbker End­ nach-drenthezeitliche Erosion stark überprägt und moränenbögen von den beiden nördlich bzw. nord­ vertieft worden sein. Die grobsandig-kiesigen Deck­ östlich davon gelegenen Kl. Bockeler und Becklin­ schichten auf den Rücken haben der Erosion einen ger Endmoränenbögen trennt, und durch eine größeren Widerstand entgegengesetzt als die sandi­ Scharte im Örbker Endmoränenbögen, die heute der gen Schichten in den ursprünglich vermutlich nur Hohebach durchfließt, dürften die Schmelzwässer flachen Dellen zwischen den Rücken und haben ei­ nach S und nach SE abgeflossen sein. Sie haben da­ ne flächenhafte Erosion verhindert. Vermutlich ha­ bei einen Sander aufgeschüttet, der sich bis nahe an ben diese frischen Formen die früheren Bearbeiter die Aller-Niederung heran verfolgen läßt (LANG 1980, der Endmoränen im Falkenberg-Gebiet dazu ge­ 1983 a, 1983 b). bracht, diese Rücken als durch Stauchung entstan­ Der fast "aus einem Guß" bestehende Örbker den anzusehen. Endmoränenbögen erreicht im Goldbocken- Berg eine Höhe von 121,9 m üb. NN und überragt An keiner Stelle im Hochgebiet um den Falken-Berg sein Hinterland um etwa 45 m. Dort steht weitflächig und nördlich davon fanden sich Reste von Grund­ Grundmoräne zu Tage an (NIEDERMAYF.R 1950 a), die moräne. Lediglich vereinzelte größere Geschiebe bis jedoch nicht, wie nach einer älteren Bohmng anzu­ zu etwa 1 m' Größe kommen vor. Desgleichen ha­ nehmen (s. LANG 1983 a), zweigeteilt ist. Sie wird ben sich an keiner Stelle Lagerungsstörungen finden nach neueren Bolmingen bis etwa 20 m mächtig lassen, die als Ergebnis einer Stauchung durch das und besteht in den oberen Metern aus Geschiebe­ Inlandeis gedeutet werden könnten. lehm, in den unteren aus Geschiebemergel. Zwei Bohrungen auf der Endmoräne selbst nahe Im südlichen und östlichen Vorland des Becklinger dem Goldbocken-Berg und nahe dem Hamm-Berg Endmoränenbogens treten einzelne Grundmorä­ haben eine Wechselfolge von Grob-, Mittel- und nenflecken oder, wie nördlich der nach Wietzen­ Feinsanden erbohrt, Grundmoräne aber nicht ange­ dorf-Soltau führenden Bahnstrecke, zwischen Kl. troffen. NIEDERMAYER (1950 a) gibt jedoch auf seiner Amerika und Ohus, größere Grundmoränenflächen Karte ein kleines Vorkommen von Grundmoräne auf. Bohrungen im nördlichen Randgebiet des Blat­ unter etwa 1 m Sandüberdeckung vom östlichen Ab­ tes Bergen der GK 25 in der Nähe der neuen Straße fall des Örbker Endmoränenbogens etwa 1,5 km öst­ nach Soltau (Bohrungen Nr. G 9 und H 10, Archiv lich des Goldbocken-Berges an, in einer Gelän­ NLfB, s. auch LANG 1989) haben gezeigt, daß die dehöhe von 86 bis 87 m üb. NN. Vermutlich handelt Grundmoräne unter die Sande und Kiese der End­ es sich hier um die gleiche Grundmoräne, die nörd­ moränen abtaucht. Auch im Bmchkamp, wenig öst­ lich des Endmoränenbogens in seinem Hinterland lich vom Meyerhof nahe Bleckmar, war die Überla­ ansteht und die hier unter dünner Sandüberdeckung gerung von Geschiebelehm durch Sande der End­ auftaucht. Auf der Endmoräne selbst, die auffallend moränen im Bohrstock zu beobachten. frische Formen zeigt (NIEDERMAYER 1950 a; LANG 1983 Die Bohmng G 5 (Archiv NLfB), etwa 4 km westlich a), sind bisher keinerlei Reste von Gnindmoräne ge­ gelegen, also im zentralen Teil des funden worden. Hochgebietes mit den Endmoränen, hat unter 10,5 m mächtigen Sanden und Kiesen der Endmoränen Aus dem Gebiet des Kl. Bockeler Endmorä­ 2,5 m mächtigen Geschiebelehm des Drenthe-Stadi- nenbogens, auf Blatt 3124 Fallingbostel gelegen ums nachgewiesen. Andere Bohrungen haben in (NIEDERMAYER 1950 b) liegen keine neuen Befunde vergleichbarer Höhenlage unter Ausfall des Ge­ gegenüber 1983 vor. schiebelehms graue schluffige Tone oder z. T. leuch­ Der aus einer Reihe einzelner Staffeln bestehende tend gelbbraune Schluffe des Drenthe-Stadiums, die Becklinger Endmoränenbögen mit dem das Liegende der Grundmoräne bilden (LANG 1989), 149,6 m hohen Falken-Berg nimmt den Großteil des teilweise auch mit einer Steinsohle, nachgewiesen. Hochgebietes im nordwestlichen Viertel des Blattes Diese Grenzfläche zwischen den Sanden und Kiesen Bergen ein. Die einzelnen zu diesem Bogen der Endmoränen und der drenthestadialen Grund- 26 HANS DIETRICH LANG moräne, bei ihrem Fehlen der unmittelbar unter der unter den Rücken abtaucht. Die Bohrungen G 18 (et­ Grundmoräne folgenden Schichten, läßt sich in ei­ wa 2,3 km südlich Marbostel) und G 21 (etwa 1,5 km ner Höhe von etwa 80 m üb. NN relativ gut verfol­ südlich Bleckmar; Archiv. Nieder. L.-Amt f. Boden­ gen. Dieses Niveau entspricht etwa der Höhenlage forsch.), beide auf dem Rücken angesetzt, haben der Oberkante der drenthestadialen Grundmoräne 2 m bzw. 4,5 m mächtigen Geschiebelehm an seiner im westlichen und südlichen Vorland des Becklinger Basis erschlossen. Der Rücken ist also einer Grund­ Endmoränenbogens. Damit wird die Vermutung moräne aufgesetzt, die, wie in einer Kiesgmbe nahe von SCHLICHT (1935), "... daß sich in diesem diluvia­ Häger Döpe unweit Bergen zu beobachten war, ge­ len Hochgebiet präexistente Reliefformen wider­ stauchte Sande und Kiese überlagert und die spiegeln durch Bohrungen widerlegt. der Drenthe-Hauptmoräne zuzuordnen ist (LANG 1983 b). Diese Befunde untermauern die schon bei LANG (1983 a) vorgenommene Einstufung des Örbker Schotteraufsammlungen bei Marbostel und in einer Endmoränenbogens und der Endmoränen im Hoch­ Grube bei Bleckmar zeigen, daß hier nur nordisches gebiet um den Falkenberg in eine späte Phase des Material vorkommt. In Aufschlüssen auf dem Drenthe-Stadiums. Sie sind jünger als die drenthe- Mühlenberg-Zug (Sandgaibe etwa 800 m östlich stadiale Hauptmoräne, der sie aufgesetzt sind. Zu­ Marbostel; Alte Sandgrube auf dem Sittern-Berg; sammen mit der Frische der Oberflächenformen, be­ Sandgnibe an der Bahnlinie Bergen-Bleckmar, etwa sonders des Örbker Endmoränenbogens, weisen 1 km südöstlich Bleckmar) waren keine Hinweise alle Beobachtungen darauf hin, daß es sich hier um auf durch Stauchung hervorgerufene Lagerungs­ Satzendmoränen handelt, die nicht mehr vom störungen zu beobachten. Die aufgeschlossenen Inlandeis überfahren wurden. Sande sind relativ sauber geschichtet und zeigen Schrägschichtung. Sowohl in der alten, heute teil­ weise verfüllten Sandgrube auf dem Sittern-Berg Mühlenberg-Zug und Tannensieksberg (R 35 64 950, H 58 57 550, 36 Messungen) als auch in der Sandgrube an der Bahnlinie Bergen-Bleckmar Als einen östlichen Gegenflügel der Falkenberg- (R 35 63 600, H 58 54 940, 66 Messungen) zeigen die Endmoräne faßte WOLDSTEDT (1939) in seiner Arbeit Maxima der Einfallsrichtung der schräggeschichte­ "Über Endmoränen in der südlichen Lüneburger ten Sande und Kiese nach SW, nur wenig abwei­ Heide" den Mühlenberg-Zug auf, der sich etwa von chend von der Streichrichtung des Mühlenberg-Zu­ der Wietze bei Wietzendorf bis in die Höhe von Ber­ ges (s. Abb. 2). gen verfolgen läßt. Dieser von NNE nach SSW zie­ hende Rücken ist etwa 11 km lang und an seinem Ähnlich gebaute Rücken, im wesentlichen aus Sand nördlichen Ende 1 - 1,2 km breit, an seinem südli­ bestehend, mit grobsandig-kiesigen Deckschichten, chen etwa 2 km. Seine größten Höhen erreicht er im sind der Tannensieksberg und ein kleiner Bleckmarsberg mit 95,4 m üb. NN und im namenge­ Rücken wenig südwestlich davon (der auf den Kar­ benden Mühlenberg bei Widdernhausen mit 92,7 m ten keinen Eigennamen führt), denen die Bahn­ üb. NN. Er überragt seine Umgebung um durch­ strecke von Bleckmar nach Wietzendorf folgt. Sie schnittlich 15 - 20 m. Vom Hochgebiet mit dem werden bei einer Breite von etwa 300 m ungefähr Becklinger Endmoränenbögen trennt ihn eine etwa 900 bzw. 700 m lang und erheben sich 5 - 10 m über 4 km breite und sich nach S auf etwa 1 km ver­ ihre weitgehend vermoorte Umgebung. Sie werden schmälernde Senke, die weitgehend vom "Großen von der hier weitflächig auftretenden drenthestadia­ Moor" eingenommen wird (s. Abb. 1). len Grundmoräne unterlagert (LANG 1989).

Der Mühlenberg-Zug wird von etwa 10 - 15 m mäch­ WOLDSTEDT (1939) sah im Mühlenberg-Zug einen tigen Mittel- und Grobsanden mit Feinsandlagen Teil der Falkenberg-Endmoräne, LÜTTIG (1964: Taf. aufgebaut, denen auf seinen höheren Teilen 5 - 7 m 7) detitete ihn als Os. mächtige Deckschichten aus Grobsand und Kies Die Breite des Mühlenberg-Zuges zwischen 1,2 und aufgelagert sind. Seine südliche Hälfte wird von etwa 2 km bei einer Länge von etwa 11 km, der fast Sandlöß überlagert, der bis etwa 2 m mächtig wird gerade Verlauf, die (soweit aufgeschlossen) relativ (LANG 1989, 1990). Eine bestimmte Korngrößenab­ ungestörten Schichten und vor allen Dingen die folge innerhalb der Sedimente dieses Rückens ist, weitgehend der Längserstreckung des Rückens ent­ abgesehen von den gorbsandig-kiesigen Deck­ sprechenden Maxima der Einfallsrichtung der schichten, nicht erkennbar. Schrägschichtung dürften eher zu einem Käme als Geschiebelehm tritt auf dem Mühlenberg-Ztig nicht zu einem Os passen. Das gleiche wird für den Tan­ auf, er kommt aber auf größeren Flächen zu beiden nensieksberg und den kleineren Rücken wenig süd­ Seiten des Rückens vor. Im Verlaufe der Kartierar­ westlich davon angenommen. Diese drei Rücken beiten hat sich gezeigt, daß dieser Geschiebelehm entstanden nahe dem Eisrand, zur Zeit des Zerfalls Neue Ergebnisse quartärgeologischer Untersuchungen 27

denen im Süden ein Sander vorgelagert ist, der bis N an die Aller-Niedemng heranreicht. Die drenthesta- diale Haupt-Grundmoräne, die diesen Sander unter­ lagert, steht im südlichen und östlichen Randgebiet des vornehmlich dem Becklinger Endmoränenbö­ gen zuzuordnenden Hochgebiet um den Falkenberg zu Tage an und taucht, wie es auch Bohrungen nachgewiesen haben, darunter ab. Sander Lind End­ moränen sind also nachweislich jünger als der Drenthe-Hauptvorstoß.

Zwei von NNW und von NE bis NNE vorstoßende Gletscherloben haben das Untersuchungsgebiet nicht streng gleichzeitig erreicht. Der von NW kom­ 7f ' mende Gletscherlobus ist etwas vorangeeilt, und vor seiner Stirn konnte sich eine fast modellhaft deutli­ S che Satz-Endmoräne entwickeln. Vermutlich erst danach traf der "leicht nachhinkende" östliche Glet­ N scherlobus schräg auf den westlichen Gletscherlo­ bus, der ihn bremste und daran hinderte, weiter nach Süden vorzustoßen. Die vergleichsweise vie­ len, hintereinander gestaffelten Rücken des Becklin­ ger Endmoränenbogens sind vermutlich darauf zurückzuführen, daß es diesem Gletscherlobus an dem gehörigen Platz zur Ausbildung eines breit aus­ ladenden Endmoränenbogens fehlte. Der kl. Bocke­ ler Endmoränenbögen auf der westlichen Seite mit seinen kurzen, nach NW geöffneten Rücken ist ver­ mutlich auch dem Örbker Endmoränenbögen zuzu­ s schreiben; er ist jünger als der Örbker Endmoränen­ bögen und zeigt vielleicht schon ein Abschmelzsta- ditim an. Abb. 2: Die Schüttungsrichtung von Sanden und Kiesen des Mühlenberg-Zuges Wie die Bohrungen nachgewiesen haben, gab es oben: Sandgrube etwa 1 km südöstlich Bleckmar (R 35 63 keine prä-existenten Aufragungen im Untergrund, 600, H 58 54 940, 66 Messungen) die die Lage der Endmoränenbögen bestimmt haben unten: Sandgrube auf dem Sittern-Berg, etwa 1 km nord­ westlich (R 35 64 950, H 58 57 550, 36 Messungen) könnten. Das Aufeinandertreffen zweier sich schräg aufeinan­ des Eislobus, der den Becklinger Endmoränenbö­ der zubewegenden Eisloben, also rein lokale und gen gebildet hat. Aus nördlicher bzw. nordöstlicher nicht vom Untergrund abhängige Gegebenheiten, Richtung kommendes Schmelzwasser, das in Rich­ haben die Lage der Endmoränen um den Falkenberg tung des Eisrandes abfloß, dürfte diese Rücken zwi­ hemm bedingt. Sie erklären vielleicht auch die schen stehengebliebenen Eisklötzen abgelagert ha­ Schwierigkeit, eine Fortsetzung der Endmoränen ben. Der unmittelbar am Eisrand sich verbreiternde nach Westen und Osten zu finden. Mit den bisher Abstand zwischen den Eisklötzen könnte bedingt bekannten, sicher aus dem ausgehenden Drenthe- haben, daß das Kames sich an seinem Südrand ver­ Stadium stammenden und also nicht vom Inlandeis breitert und auseinanderfließt. überfahrenen Endmoränen in der weiteren Umge­ bung läßt sich bis heute keine glaubhafte Verbin­ Die Kames dürften also etwas jünger als die dung herstellen. Endmoränen selbst sein. Mühlenberg, Tannensieksberg und der kleine Rücken wenig südwestlich da­ Regionalgeologische und zeitliche von, die als Kames gedeutet werden, gehören be­ Einordnung reits in die Abschmelzphase der Gletscherloben. Sie entstanden vermutlich nahe dem Außenrand des Die früher als ein einheitlicher Komplex angesehene nun im Zerfall begriffenen östlichen der beiden Glet­ Falkenberg-Endmoräne (WOLDSTEDT 1939) be­ scherloben, in breiten Lücken zwischen noch ste­ steht aus 3 Endmoränenbögen, die aus mehrfach hengebliebenen Eisklötzen. Es ist denkbar, daß das hintereinander gestaffelten Rücken bestehen und Südende des Mühlenberg-Zuges, das wesentlich 28 HANS DIETRICH LANG

breiter als sein Nordende ist, bereits unmittelbar am LÜTTIG, G. (1966): Prinzipielles zur Quartärstratigraphie. - Übergang zum eisfreien Gebiet oder schon im eis­ Geol. Jb., 82: 177 - 202, 1 Abb., 1 Taf; Hannover. - freien Bereich entstanden ist. [Sonderdrucke 1964.] NIEDERMAYER, J. (1950 a): Erläuterungen für das Meßtisch­ blatt Fallingbostel 1:25 000: 8 S, 1 Kt.; Archiv Nieders. L.-Amt Bodenforsch. Hannover. - [Unveröff.l

Schriftenverzeichnis - (1950 b): Erläuterungen zu Blatt Bergen 1 : 25 000: 9 S., 1 Kt.; Archiv Nieders. L.-Amt Bodenforsch. Hannover. - [Unveröff.l LANG, H. D. (1980): Geol. Karte Niedersachsen 1:25 000, Erl. STOLLER, J.. (1918): Geologischer Führer durch die Lüne­ Bl. 3224 Westenholz: 98 S., 12 Abb., 5 Tab., 5 Kt.; Han­ nover (Nieders. L.-Amt Bodenforsch.) burger Heide. - 168 S., 38 Fig., 8 Taf; Braunschweig (Vieweg). (1983 a): Aufbau, Alter und regionale Einordnung der Endmoränen im Gebiet des Falken-Berges bei Falling­ WOLDSTEDT, P. (1938): Über Vorstoß- und Rückzugsfronten bostel (Niedersachsen). - Eiszeitalter u. Gegenwart, 33: des Inlandeises in Norddeutschland. - Geol. Rdsch., 31 - 43, 3 Abb., 1 Tab.; Hannover. 29,6: 481 - 490, 2 Abb.; Stuttgart.

- (1983 b): Geol. Karte Niedersachsen 1 : 25 000, Erl. Bl. - (1939): Über Endmoränen in der südlichen Lüneburger 3225 Offen: 108 S., 8 Abb., 5 Tab., 8 Kt.; Hannover Heide. - Abh. Naturw. Ver. Bremen, 31: 236 - 246, 3 (Nieders. L.-Amt Bodenforsch.) Abb.; Bremen.

- (1990): Der Sandlöß in der Umgebung von Bergen Krs. - (1974): Norddeutschland Lind angrenzende Gebiete im - Verbreitung, Zusammensetzung und Entste­ Eiszeitalter. 3. Aufl., neu bearb. u. herausgegeb. von K. hung - . - Eiszeitalter u. Gegenwart, 40: 97 -106, 3 Abb.; DtiPHORN: 500 S., 91 Abb., 26 Tab.; Stuttgart (Koehler). Hannover.

- (1992): Geol. Karte Niedersachsen 1 : 25 000, Erl. Bl. 3125 Bergen: 100 S., 11 Abb., 9 Tab., 7 Kt.; Hannover (Nieders. L.-Amt Bodenforsch.) Manuskript eingegangen am 6. 4. 1992