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DIE SOZIALPOLITISCHE GESCHICHTE DES STAATES RUANDA VOM LETZTEN VORKOLONIALEN KÖNIG KIGERI IV RWABUGIRI(1853-1895) BIS ZUR SOZIALEN REVOLUTION VON 1959 BIS 1962

Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie

an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von Charles Butare

am Institut für Geschichte Begutachter: O.Univ.-Prof. Dr.phil. Dr.h.c. Helmut Konrad

Graz, 2011 2

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ...... 4

2. Überblick über die rwandesische Vorgeschichte ...... 6 2.1. Die Entstehung des Landes Ruanda ...... 6 2.2. Bevölkerung ...... 11 2.3. Religion und Magie ...... 18 2.4. Demographie ...... 20 2.5. Sprache ...... 23

3. Die Territoriale Entwicklung Ruandas ...... 24 3.1. Die Hierarchie der Machtausübung vom König bis zu den Kleinen Verwaltungen24 3.2. Die Konsolidierung der Macht durch die Sozialen Abgaben und den Viehpächtervertrag “Ubuhake“ ...... 27

4. Die Politische Lage von Ruanda unter König Rwabugiri von 1853 bis 1895 ... 28 4.1. Ausweitung des Landes vor der Ankunft der Kolonialen Mächte ...... 29 4.2. Die Eroberung der Staaten im Osten und Norden Ruandas ...... 30 4.3. Die Ausdehnung Ruandas bis in das Heutige Südliche Kivu, Burundi und Südliche Uganda ...... 31

5. Die Aufstände von Rucunshu nach dem Ende der Rwabugiri-Herrschaft im Jahre 1896 ...... 35 5.1. Der Machtkampf zwischen der Nyiginya und der Bega Familie ...... 37 5.2. Die Inthronisierung von Yuhi V Musinga und die Politik von Mutter Kanjogera .. 41

6. Das Deutsche Protektorat und die Berliner Konferenz 1884-1885 ...... 43 6.1. Die Aufteilung von Afrika und die Übernahme von Ruanda durch die Deutschen45 6.1.1 Der erste Kontakt des Hofes mit den Deutschen Soldaten ...... 47 6.1.2 Die Rolle der Deutschen in der Konsolidierung der Königlichen Herrschaft ..... 48 6.1.3 Handel und Wirtschaftliche Politik der Deutschen in Deutsch-Ostafrika ...... 53

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7. Das Ende des Deutschen Protektorats und die Ankunft der Belgier im Jahr 1916 ...... 61 7.1. Der Erste Weltkrieg und die Niederlage der Deutschen Kolonien in Deutsch- Ostafrika ...... 61 7.2. Die Hamitentheorie und ihre Folgen auf die Ruandesischen Volksgruppen ...... 71 7.3. Die Einführung der Ethnischen Identität ...... 74

8. Die Folgen der Volkstrennung und die Auswirkungen auf die Innenpolitik .... 77 8.1 Die Entstehung der politischen Gruppierungen auf Basis der ethnischen Zugehörigkeit ...... 81

9. Die soziale Revolution und die Abschaffung der Monarchie ...... 94 9.1. Die Bauernrevolte im Jahr 1959 und der Sturz der Monarchie ...... 94

10. Schlussbemerkung ...... 96

11. Literaturverzeichnis ...... 97

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1. Einleitung

Die Geschichte Afrikas beginnt nicht erst ab der Zeit der Kolonisierung, sondern schon viele Jahre vor der Kolonialzeit. In Afrika hatten die Länder ihre eigene Verwaltung von dem König bis zur untersten Schicht. Dass heißt vom König bis zu den Kleinbauern. Nach dem der afrikanische Kontinent von den Europäern entdeckt wurde, haben die Entdecker Verhandlungen angefangen, die bis zur Kolonisierung andauerten. Die kolonialen Mächte änderten die Politik, Wirtschaft und Sozialsysteme der kolonisierten Länder. Diese Änderungen wirkten sich auf einige Länder ganz positiv und auf andere wiederum negativ aus, was zu Spannungen und Kriegen führte. In dieser Arbeit werde ich über die Ankunft der Europäer im ostafrikanischen Gebiet schreiben, ein großer Teil wird sich aber auf das Land Ruanda konzentrieren. Ich werde erforschen, wie die politische und soziale Lage in Ruanda wenige Jahre vor der Ankunft der kolonialen Mächte (Deutschland im Jahr 1886 und Belgien 1916) aussah. Meine Diplomarbeit besteht aus 6 Kapiteln und jedes Kapitel hat Unterkapitel. Im ersten Kapitel werde ich einen generellen Überblick über Ruanda schreiben, die Herkunft des Namens Ruanda und seine Bedeutung. Im selben Kapitel werde ich die drei ruandesischen Volksgruppen erforschen. Es wurde und wird noch geschrieben und gesprochen, dass das Land Ruanda vor der Ankunft der ruandesischen Bevölkerung nur Wald war. Die drei ruandesischen Volksgruppen (, und Twa) haben sich nacheinander in Ruanda angesiedelt und niedergelassen. Im ersten Kapitel werden die Herkunftsgebiete jeder Gruppe analysiert. Die Bevölkerung von Ruanda spricht nur eine Sprache, „Kinyaruanda“, aber es gibt noch einige Dialekte, die mit Migration zu tun haben. Diese Dialekte haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Sprachen der Nachbarländer, wie Burundi im Süden von Ruanda, Uganda im Norden, Tansania im Westen und Kongo im Osten. Die ersten Einwohner Ruandas hatten auch ihren eigenen Glauben. Die christliche Kirche und Moscheen wurden erst nach Ankunft der Weißen aus Europa, der Araber und Suaheli aus Uganda in Ruanda im 19. und 20. JH errichtet. Die ersten wanderten in Afrika ein, um den Kontinent zu erforschen, aber sie änderten ihre Ziele danach, zwecks der Kolonisierung Afrikas. Die zweiten kamen 5 mit Waren von der Ostküste nach Uganda, haben zuerst mit Handel angefangen und gleichzeitig ihren muslimischen Glauben an Einheimische vermittelt. 1 Im zweiten Kapitel werde ich die Folgezeiten nach der Niederlassung der Ruandesen erforschen. Das Land Ruanda war ein in der Region gut organisiertes Königreich. Vom König bis zu den unteren Institutionen war jeder Teil politisch organisiert, so dass die im 19. JH gekommenen Deutschen, die getroffenen Institutionen von Ruanda nicht geändert haben. Die Geschichtsschreiber beschreiben das Königreich von Ruanda als ein sehr starkes und militärisch gut organisiertes Königreich.

Als kleines Königreich hat Ruanda von den Bergen Gasabo und Staaten wie z.B. Kongo und Uganda militärisch erobert. Diese Eroberung hat viele Staaten zusammengebracht und das heutige Land Ruanda aufgestellt. Ruanda hat aber seine eroberten Gebiete verloren und das war nachdem die Grenzen jedes Landes festgelegt wurden.

Vom dritten Kapitel bis zum Schluss werde ich die Machtausübung des Königs analysieren, das politische und soziale Leben während der Monarchie, kurz vor und nach der Ankunft der Kolonialmacht. Die drei ruandesischen Volksgruppen waren nicht gleichberechtigt, die Macht war nur in den Händen einer Gruppe, bezeichnet als „ Adelige“. Der König bekam Geschenke von seinen Leuten gesammelt vom Provinzen Chef, Hutus, arme Tutsis und Twas waren unterworfen und haben für den Chef und Tutsi Adelige arbeiten müssen. Diese von Armut gezwungene Arbeit war als „Ubuhake“ und „Uburetwa“ bekannt. Die soziale und politische Ungleichheit bestand in Ruanda von der Ankunft der Deutschen bis zum Ende des ersten Weltkrieges im Jahr 1916. Die Deutschen verloren den ersten Weltkrieg und wurden von den Belgiern belagert. Die Einführung der Schulen hat mehr Änderungen im Bereich der Gleichheit zwischen den drei Volksgruppen im Leben der Ruandesen gebracht. Hutus und Twas hatten zuerst keine Chance die Schule zu besuchen. Die Schule wurde zunächst nur für adelige Familien gebaut. Hutus und Twas konnten nur die Kirchenschule besuchen. Dies änderte sich erst in den 50er Jahren, als die ersten Hutus über die Gleichheit und

1 Hooge, Heiko, Uganda, Ruanda ( Tipps für Individuelle Entdecker; mit Reisekarte), Dormagen Iwanowski's Reisebuchverl, 2010, s 111 6

Einführung der Demokratie sprachen. Sie erreichten die Revolution und die Abschaffung der Monarchie im Jahr 1959 mit der Unterstützung der kolonialen Mächte. Das Ziel meiner Diplomarbeit ist die wissenschaftliche Recherche über die politische und soziale Ungleichheit in Ruanda vor Ankunft der kolonialen Mächte bis zur sozialen Revolution, sowie die Abschaffung der Monarchie im Jahr 1962 und die Einführung der Demokratie unter dem ersten Staatspräsident Grégoire Kayibanda. Um dieses Ziel zu erreichen ist die umfassende Literaturaufarbeitung über die ruandesische Monarchie und die Kolonialzeit notwendig.

2. Überblick über die rwandesische Vorgeschichte

2.1. Die Entstehung des Landes Ruanda

Der Name Ruanda kommt von Verben in Kinyarwanda 2 (Kwanda) und das Verb „Kwanda“ heißt in Kinyarwanda “Kuba Kigali“, was im Deutschen „verbreiten“ oder „überall sein“ bedeutet. Die ruandesische Mythologie attribuiert die Erschaffung Ruandas dem Herrn „ 3“, der auf dem Berg “Gasabo“ gelebt hat. Gihanga begründet seine Dynastie im westlichen Teil von Ruanda, in der Nähe des Flusses Muhazi. Laut “Ubucurabwenge 4“ wurde Gihanga als Sohn von Kazi ka Muntu in Rweeya im Nord-Osten des Landes Ruanda geboren. Die Ureltern von Kazi ka Muntu waren jene, die vom Himmel gekommen sind, um das Land begründen zu können. Die Mutter von Gihanga war Nyirarukangaga, die Tochter von Nyamigezi, dem König des auf die Erde getroffenen Volkes “Abasangwabutaka 5“. Als der Vater von Gihanga vom Himmel und die Mutter von der Erde gekommen waren, erhielt Gihanga eine doppelte Nationalität, halb himmlisch und halb erdig 6. Vor seinem Tod hat Gihanga sein Land politisch gut organisiert, damit sein Volk nur

2 Kinyarwanda: ist die Muttersprache des rwandesischen Volkes. 3 Gihanga. Der Name kommt vom Verb „Guhanga“, und Guhanga bedeutet begründen. 4 Ubucurabwenge ist ein Sammelbegriff und bedeutet die ruandesische Kunst, die verantwortlich dafür war, die Namen der Könige aufzulisten. 5 Abasangwabutaka heißt in ruandesischer Sprache die ersten Bewohner des Gebiets . 6 http://webspinners.com/Gakondo/en/Myths/Gihanga.php am 25/05/2010 7 einen “König“ respektieren konnte. Nach seinem Tod folgte ihm einer seiner Sohne, König Kanyarwanda, von dem der aktuelle Name Ruanda abstammt. Die mündliche Überlieferung ergibt die Liste der ruandesischen Könige, beginnend mit Ruganzu Bwimba, dem wichtigsten König in der Geschichte aufgrund seiner Ausdehnungspolitik des Landes Ruanda. Ab diesem König ergibt sich folgende Liste der Erbfolge - von Ruganzu Bwimba bis zu Kigeri Rwabugiri. 7

Zwischen dem 14. und 15. JH Ruganzu Bwimba Kirima Rugwe Zwischen dem 15. und 16. JH Kigeli I Mukobanya Mibambwe Sekarongoro Mutabazi Ndahiro II Cyamatare Ruganzu II Ndori Zwischen dem 16. und 17. JH Mutara I Nsoro Semugeshi 1543- 1576 Kigeri II Nyamuheshera 1576- 1609 Mubambwe II sekarongoro II Gisanura 1606- 1642 Yuhi III Mazimpaka 1642- 1675 Zwischen dem 17. und 18. JH Karemera Rwaka Cyirima II Rujugira 1675-1708 Kigeri III Ndabarasa 1741- 1786 MibambweIII Mutabazi II Sentabyo 1786 Vom 18. JH bis 1865 Yuhi IV Gahindiro 17...- 1802 Mutara II Rwogera 1802-1853 Kigeri Rwabugiri. 1853-1895

7 Vansina, Jan, Le Rwanda encien, Paris, Karthala, 2001, s 20 8

Die Geschichte des Königreichs Ruanda wird aber auch von Historikern unterschiedlich geschrieben. Die obige Nachfolge von Königen, geschrieben von Jan Vansina, unterscheidet sich zum Beispiel von der unten aufgelisteten Liste. Vansina beginnt mit König Ruganzu Bwimba, während Hugh Montgomery- Massingberg mit dem Schöpfer Gihanga beginnt. Siehe unten die Liste von Hugh Montgomery- Massingberg.

König Amtszeit

Gihanga 1080 - 1114

Kanyarwanda I Gahima I 1114 - 1147

Yuhi I Musindi 1147 - 1180

Ndahiro I Ruyange 1180 - 1213

Ndahiro Ndoba 1213 - 1246

Ndahiro Samembe 1246 - 1279

Nsoro I Samukondo 1279 - 1312

Ruganzu I Bwimba 1312 - 1345

Cyirima Rugwe 1345 - 1378

Kigeri I Mukobanya 1378 - 1418

Mibambwe I Sekarongoro I Mutabazi 1418 - 1444

Yuhi II Gahima II 1444 - 1477

Ndahiro II Cyamatare 1477 - 1510

Ruganzu II Ndori 1510 - 1543

Mutara I Nsoro II Semugeshi 1543 - 1576

Kigeri II Nyamuheshera 1576 - 1609

Mibambwe II Sekarongoro II Gisanura 1609 - 1642

Yuhi III Mazimpaka 1642 - 1675

Tabelle 1 Quelle; Hugh Montgomery-Massingberg, Editor; „Burke’s Royal Families of the World, Volume 2: Africa and the Middle East“, Burke’s Peerage, January 1980 Am Beispiel von König Kigeri IV Rwabugiri schreibt Vansina, dass er im Jahr 1867 das Amt begonnen hat, obwohl der rwandesische Geschichtsschreiber Alexis Kagame sagt, dass Rwabugiri seine Herrschaft von 1853 bis 1896 ausgeübt hat. Das Datum von Kagame wurde von Vansina abgelehnt. Nach Delmas hat Rwabugiri die Machtausübung 9

im Jahr 1958 begonnen und Vansina lehnt auch in seiner Literatur dieses Datum ab. Van Overschelde gibt das Jahr 1870 als Machtübernahme von Rwabugiri an. Wiederum sagt Vansina, dass dies zu spät war. Unten haben wir noch eine Tabelle der Genealogie von ruandesichen Königen und es werden auch die zeitlichen Unterschiede zwischen Autoren der rwandesischen Geschichte deutlich. Kagame Alex beginnt mit Gihanga, Vansina Jan und Rennie beginnen mit Ndahiro Ruyange und Nkurikiyimfura fängt mit Ruganzu Bwimba an, um die Genealogie der Könige Rwandas zusammenzufassen.

Mwami (voller Kagame Vansina Rennie Nkurikiyimfura Name) (Generationendauer (Generationendauer (Generationendauer (Generationendauer 33 Jahre) 24 Jahre) 27 Jahre) 23 Jahre) I Gihanga 959-992 II Kanyarwanda Gahima 992-1025 III Yuhi Musindi 1025-1058 IV ? Rumeza 1058-1091 V ? Myarume 1091-1124 VI ? Rukuge 1124-1157 VII ? Rubanda 1157-1180 1 Ndahiro Ruyange 1180-1213 ?-1386 1424-1451

2 ?Ndoba 1213-1246 1213-1246 1386-1410 1451-1478 3 Samembe 1246-1279 1410-1434 1478-1505 4 Nsoro Samukondo 1279-1312 1434-1458 1505-1532

5 Ruganzu Bwimba 1312-1345 1458-1482 1532-1559 1468-1470

6 Cyilima Rugwe 1345-1378 1482-1506 1559-1586 1470-1520 7 Kigeri Mukobanya 1378-141 1506-1528 1586-1588 1520-1543

8 Mibambwe Mutabaazi 1411-1444 1528-1552 1588-1593 1543-1566

9 Yuhi Gahima 1444-1477 1552-1576 1593-1603 1566-1589 10 Ndahiro Cyaamatare 1477-1510 1576-1600 1603 11589-1600 10

11 Ruganzu Ndoori 1510-1543 1600-1624 1603-1630 1600-1623

12 Mutara Seemugeshi 1543-1576 1624-1648 1630-1657 1623-1646

13 Kigeri Nyamuheshera 1576-1609 1648-1672 1657-1684 1646-1669

14 Mibambwe Gisanura 1609-1642 1672-1696 1684-1711 1669-1692

15 Yuhi Mazimpaka 1642-1675 1696-1720 1711-1738 1692-1715

16 Karemeera Rwaaka ------1720-1744 1738-1756 1715-1731

17 Cyilima Rujugira 1675-1708 1744-1768 1756-1765 1731-1759 18 Kigeri Ndabarasa 1708-1741 1768-1792 1765-1792 1759-1792

19 Mibamwe Seentaabyo 1741-1746 1792-1797 1792-1797 1792-1797

20 Yuhi Gahindiro 1746-? 1797-1830 1797-1830 1792-1830 21 Mutara Rwoogera ?-1853 1830-1860 1830-1860 1830-1860

22 Kigeri Rwabugiri 1853-1895 1860-1895 1860-1895 1860-1895 23 Mibambwe Rutarindwa --- 1895-1896 1895-1896 1895-1896

24 Yuhi Musinga 1897-1931 1867-1931 1897-1931 1897-1931 25 Mutara Rudahigwa 1931-1959 1931-1959 1931-1959 1931-1959

Tabelle 2 Quellen: Kagame (1959): La notion de génération appliquée à la généalogie dynastique et à l’histoiredu Rwanda dès la Xe-Xie siècle à nos jours, Bruxelles; Nkurikiyimfura J- N. (1989): La revision d’une chronologie: le cas du royaume du Rwanda, in Perrot C-H. et al. (Hsg): Sources orales de l’histoire de l’Afrique, Vansina 1962 und Rennie 1972.

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2.2. Bevölkerung

Bevor ich über die Bevölkerung und die drei ethnischen Gruppen Ruandas spreche, werde ich zuerst die Namen der ruandesischen Volksgruppen nennen und die Herkunft jeder Gruppe entweder mythologisch oder wissenschaftlich analysieren. Wie Jean Damascen Gasanabo in seinem Buch (memoire et Histoire du Rwanda de 1962 a 1994) schreibt, “teilt die Geschichtsschreibung von Ruanda die ruandesischen ethnischen Gruppen in drei Kategorien, Twa, Hutu und Tutsi“. Obwohl diese Begriffe auch vor der Ankunft der Weißen noch in Ruanda besprochen wurden, hatten sie damals keine ethische Bedeutung. Dies bestätigt auch Vansina in seinem Buch: le Rwanda ancien, 2001, Seite 51. Der Name Tutsi wurde zum Beispiel unter der Herrschaft von König Ndoli nur von einer Gruppe von Menschen, die Eliten und Viehzüchter waren, getragen. Vansina meint, dass diese Leute sich selbst Tutsi genannt haben. Vansina sagt weiter, dass der Name Hutu eine andere Bedeutung hatte, nämlich jene Leute, die gegenüber den Tutsis Ausländer waren. Diese Volksgruppe war als eine untere Schicht angesehen und konnte sich die Macht nicht mit den Tutsis teilen. Von den ersten Königen bis zum König Cyilima Rujugira (1744-1768) waren die Tutsis die guten Krieger, was die Hutu nicht interessierte, da ihre erste Tätigkeit der Anbau von landwirtschaftlichen Produkten war. Unter der Tutsi- Herrschaft, wie Gasirabo 8 in seinem Buch schreibt, bemerkte man keinen Unterschied zwischen Tutsi und Hutu in verschiedenen königlichen Aktivitäten. Sie wurden gleich behandelt. Ungleichheit herrschte nur bei der Armee, weil die Tutsi bevorzugt und favorisiert waren. Nach dem Krieg bekamen sie eine Belohnung und somit waren sie reicher im Vergleich zu der Hutu- Volksgruppe. Aber nicht alle Tutsi gingen zur Armee. Die restlichen bekamen keinen Lohn und wurden ebenso wie die Hutu Bauern genannt. Obwohl nur die Tutsi- Eliten regieren sollten, gab es eine Möglichkeit, dass ein Hutu vom König ein Gebiet zu regieren bekam. Dieser Hutu musste seine Gruppeangehörigkeit der Hutu verlassen, um die Tutsi-Identität zu gewinnen.

8 Jean Damascen Gasanabo, Memoire et Histoire scolaire: le cas du Rwanda de 1962 a 1994, Geneve, 2004 s 46 12

Die dritte Volksgruppe waren die Twa. Sie waren weder Landwirtschaftler noch Krieger. Ihre Existenzgrundlage war die Jagd und die Sammlertätigkeit. Die Herkunft der drei Volksgruppen wurde von verschiedenen Geschichtsschreibern aus Afrika und Europa beschrieben und sie unterscheiden sich in der zeitlichen Ankunft in Ruanda wie folgt. Alle Historiker behaupten, dass die Twa die ersten Bewohner des Landes Ruanda waren. Sie kamen ungefähr im 8. Jahrhundert ins Land. Das Twa Volk oder Pygmäe kam von Westrwanda und sprach die sogenannte Bantou- Sprache. Nach einigen Jahrhunderten wanderten die Hutus nach Ruanda. Dieses Volk hat von Feldarbeiten gelebt und alle waren Bauern. Die Tutsis, die dritte Einwanderungsgruppe Ruandas, kamen vom Norden und haben sich zwischen dem 10. und 15. JH in Ruanda niedergelassen. Die Tutsis haben vom Viehzüchten gelebt. 9 Die folgenden Bilder zeigen die drei ruandesichen Völker, Twa, Hutu und Tutsi.

Abb. 1 Links: Foto ROSMANT in A. Kagame, Les organisations socio-familiales de l’ancien Rwanda ) und Abb. 2 Recht: Foto, Gilbert Rwamat Kigali-Rwanda .

9 http://www.tlfq.ulaval.ca/axl/afrique/rwanda.htm 13

Abb. 3 Die Twa Frauen mit traditionellen ruandesischen Töpfen vermutlich auf dem Weg zum Markt . Foto: http://rw.wikipedikia.org/wiki/Abatwa am 23/01/2011

Dieses ruandesische Volk (Twa), das als erstes nach Ruanda kam, hat früher vom Jagen gelebt und es waren meist Keramiker. Bis zur heutigen Zeit leben sie aber nur von keramischen Objekten und stellen die ruandesischen traditionellen Töpfe aus Keramik her. Sie lebten im Busch und bis heute leben einige in Hütten. Die Topftradition blieb bis heute in Ruanda erhalten., Obwohl Metalltöpfe ein Anzeichen der Modernisierung sind, so bleiben die traditionellen Töpfe der Ureinwohner Ruandas (Batwa) sehr beliebt, vor allem unter den alten Leuten. Die Twa trugen und tragen ihre Töpfe auf dem Kopf bis zum Markt. Die traditionellen ruandesischen Töpfe sind aber sehr billig, so dass die Twa kein großes Einkommen von ihrer Kunst bekommen. Sie waren und sind noch immer die ärmste ruandesische Volksgruppe und werden als Analphabeten bezeichnet.

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Abb. 4 Die neue Wohnpolitik der heutigen ruandesischen Regierung wird Tschüss Tschüss Nyakatsi (Hütte) genannt. Die ruandesische Behörde möchte, dass die gesamte ruandesische Bevölkerung in modernen Bauten lebt. Sie haben bereits im Jahr 2010 begonnen alle Hütten zu zerstören. Die Bewohner der Hütten bekommen modernen Materialen von der Regierung, um moderne Wohnungen bauen zu können. Quelle: http://www.orinfor.gov.rw/images/news/nyakatsi%20iracyahari...... jpg am 23/12/2010.

Die Twa waren und sind auch heute noch starke Leute und hatten vor niemandem Angst. Als Beispiel für die starke Armee wird in der Geschichtsschreibung der Twa Basebya ba Nyirantwari genannt. Er war sehr bravourös und wollte nach dem Putsch von König Musinga gegen Rutarindwa im Jahr 1897 die neue Regierung nicht anerkennen. Er boykottierte und protestierte gegen alle Befehle des neuen Königs Musinga. Er nahm seine Armee und begann den Krieg gegen Musinga. Er eroberte Buberuka und tötete alle, die seinen Weg kreuzten. Mit der Unterstützung von Bahutu aus Ndorwa und Buberuka und den Batutsi von Ruhararamanzi gewann er einen großen Krieg und okkupierte den Berg Mwerere.

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Ein anderes Beispiel ist Rukara rwa Bishingwe, der das Land Ruanda gegen die Ankunft der Weißen verteidigt hat. Neben dem Twa Volk gibt es in Ruanda zwei weitere Völker, die eines nach dem anderen nach Ruanda übersiedelten. Dies waren die Hutus und die Tutsi. Wie oben beschrieben, sind die Hutus vor den Tutsi nach Ruanda gekommen. Die Herkunft der beiden Volksgruppen wurde unterschiedlich analysiert. Die Hutus werden als Bantu Bevölkerung identifiziert, die Tutsis als Nilotiken. Die Ackerbau betreibende Bantu Bevölkerung der Hutus stammt ursprünglich aus Kamerun und Nigeria. Sie begann ihre Ansiedelung im 2. Jahrtausend vor Christus und erreichte die zentralafrikanischen Regenwälder als Hackfrüchtebauern. Die Geschichtsschreibung bestätigt, dass die Hutus und die Twa eine gute Beziehung und ebenso friedliche Begegnung hatten.

Abb. 5 Die Hutus, die zweite Gruppe, siedelte als Bauern nach Ruanda Foto: http://www.olny.nl/RWANDA/Histoire_History/C_Nkurunziza_Conflit_Rwandais.html und http://www.igihe.com/news-9-32-4077.html am 24/01/2011

Die dritte Gruppe der ruandesischen Ansiedler waren die Tutsis. Die Geschichte sagt, dass die Tutsis nach der Ansiedelung der Hutus nach Ruanda gekommen sind. Sie waren meist Viehzüchter und lebten mit ihrer Viehherde. Das Datum der Ankunft der Tutsis ist sehr hypothetisch. Ian Linden schreibt, dass die Tutsis wahrscheinlich im 13. JH aus Süd-West Äthiopien nach Ruanda gekommen sind und die äthiopische Sprache „Cushitique“ gesprochen haben. 16

Nach ihrer Ankunft in Ruanda haben sich die Tutsis mit ihrer gesamten Viehherde in Süd-Ost Ruanda niedergelassen. Sie betrieben Tauschgeschäfte und tauschten Milch, Kuhleder und Rindfleisch gegen Getreide 10 . Die drei verschiedenen Beschäftigungen der ruandesischen Völker ermöglichten sozusagen das soziale Leben. Die Hutus verkauften ihre Lebensmittel an die Tustis, die ebenfalls ihre Kühe verkauften. Die Twas verkauften traditionelle Töpfe. Die Tutsis wurden als großes Volk identifiziert, vermutlich weil sie viel Milch getrunken haben. Wie ich auch weiterhin betonen möchte, waren die Tutsis nach ihrer Ansiedlung eine dominierende Volksgruppe in Ruanda. Diese Situation verursachte die spätere Ausbeutung und Ausnutzung der Tutsis gegenüber den Hutus und Twas. Basierend auf dem Eigentum an Rindern der Tutsis, gründete sich das oben beschriebene Abhängigkeitsverhältnis zwischen Hutus und Tutsis 11 , welches als Ausbeutung betrachtet wurde. Durch diese sozioökonomischen Strukturen entstand die schlechte Behandlung der Tutsis gegenüber den Hutus. Eine zum Beispiel neu gegründete Landaufteilung, „Ibikingi“, war in der Zeit von König Mutara III Rwogera (1830-1860) ein System, bei dem die Einheimischen kein eigenes Land hatten. Das Land gehörte dem König, der es dann auch an die jeweiligen Chefs verteilte. Die Chefs hatten auch die Aufgabe, das Land an die kleinen Leute zu verteilen. Dieses System hatte schlechte Auswirkungen auf arme Leute, weil davon nur die Tutsis als Viehzüchter profitierten. Die Hutus hatten ihr Land verloren und sollten auch ein oder zwei Tage auf den Feldern des Chefs umsonst arbeiten. 12 Während der belgischen Kolonialherrschaft wurde dieses System auf ein Steuersystem umgewandelt. Es gab auch ein anderes Ausbeutungssystem, aufgrund dessen die Bevölkerung für den Chef arbeiten sollte: “Uburetwa“. Diese Ausbeutungspolitik hatte viele schlechte Folgen, jedoch nur für die armen Leute. Die Bauern mussten pro Mann 1 bis 2 Mal pro Woche gratis für den Chef arbeiten. Die Tutsis als Viehzüchter hatten pro Familie ein Mal pro

10 Linden, Ian, Christianisme et Pouvoir au Rwanda 1900-1990, Paris Karthala, 1999, s 29 11 Bandoka, Regina, Der Beitrag der Bildungspolitik zur Ländlichen Bevölkerung dargestellt am Beispiel Rwanda, Berlin,Duncker&Humblot, 1977 s 45 12 Institut de Recherche et de Dialogue pour la paix, Dialogue et Concensus, 1 avenue député Kamuzinzi, Kigali, Mutarama 2007 s 8 17

Jahr ein Rind abzugeben. Die reichen Leute hatten aber manchmal gar nichts gegeben oder gemacht. Die armen Menschen hatten keine Möglichkeit diesem System zu entfliehen. Sie arbeiteten viel und gratis für den Chef. Aufgrund der sogenannten „Uburetwa“ sowie „Ibikingi“ während der belgischen Herrschaft im Jahr 1927 wurde es dahingehend geändert, dass nicht ein Mann pro Familie zweimal gratis arbeiten musste, sondern jeder Man nur einen Tag pro Woche. 13

Abb.6 Die Tutsis sind als reiche und privilegierte Menschen nach Ruanda gesiedelt und haben sich dort niedergelassen. Sie hatten eigene Frisuren und waren gut bekleidet. Foto Bouchonville 1944 in http://www.flickr.com/photos/34570050@N07/4108265447/. Der Tutsi wurde als großer Mensch und echter Kriegsführer bezeichnet. 14

13 Institut de Recherche et de Dialogue pour la paix, Dialogue et Concensus, 1 avenue député Kamuzinzi, Kigali, Mutarama 2007 s 11 14 Es wurde geschrieben und gesagt, dass die drei ruandesischen Volksgruppen morphologisch unterschiedlich sind. Die Twa sind sehr klein, die Hutu ein bisschen größer und die Tutsi sehr groß. 18

Zurück zur Herrschaft und der politischen und sozialen Entwicklung der Tutsis. Im Jahr 1700 organisierten sich die durch ihre Viehzucht reich gewordenen Tutsis und gründeten ihre Dynastie “Nyiginya Dynastie“. Es war unter der Herrschaft von König Ruganzu Ndori, der ein ebenso großes Ansehen wie Sundjata oder Alexander der Große genoss und ein sehr anständiger König war, dass die Ausdehnung der ruandesischen Armee begonnen hat. 15

Abb.7 Als Tutsis Viehzüchter waren hatten Rinder eine große Bedeutung im Alltagsleben sowie bei verschiedenen Veranstaltungen auf diesem Bilder machten Rindern einen Parade in Kabgayi im Jahr 1953. Foto: http://scholastique.mukasonga.over-blog.com/article-la-gloire-de-la-vache- 42565946.html am 24 / 02/ 2011

2.3. Religion und Magie

Das vorkoloniale Ruanda hatte seinen eigenen Gott (Imana), der die Bevölkerung vor Seuchen und Kriegen beschützte. Die Ruandesen haben einen Vorfahrenskult („Ahnenkult“), „Gedächtnisbäume“ und den Kult von Ryangombe (“Ryangombekult“), den Kult der Zauberer, der Wahrsager, der Regenmacher usw. 16 Aber der große Gott

15 Vansina,Jan, Le Rwanda ancien: le Royaume Nyiginya, Paris, Karthala, 2001, s 62 16 Innocent Nsengimana, le Rwanda et le pouvoir européen (1894-1952), Peter Lang SA, Editions scientifiques européennes, bern 2003 s49 19

Ruandas wurde Ryangombe genannt und der Großteil von Westruanda bis zum Tanganyika See hatte ihn als Gott des Jagens und der Viehzucht. 17 Die Einführung des Ryangombekults hatte die Unterstützung des Königshofs. Der König konnte auf dem Königshof die Hütte für die Verehrung und der Verstorbenen seiner Abstammung bauen. Dadurch erhielt der König ein neues Bild und war mit Gott verbunden. 18 Nach der Ankunft der Europäer in Ruanda und der damit einhergehenden Christianisierung verschwand die Religion der Vorfahren zusehends bis zum ziemlichen Ende der traditionellen Religion. 19 Die Einführung der Christianisierung in Ruanda begann mit der Missionarsreise der Europäer. Für die Ruandesen war es nicht einfach, da sie ihre traditionellen Kulte weiter praktizieren wollten. Sie wurden gezwungen, in die römisch-katholische Kirche einzutreten, oder ins Asyl in den Kongo zu fliehen. Der um 1931 herrschende König Yuhi Musinga wurde in den Kongo gezwungen. 20 In Ruanda wurden schön langsam auch andere Kirchen gebaut und gegenwärtig hat Ruanda neben der römisch-katholischen Kirche und der animistischen Religion viele verschiedene Religionen. Die folgende Statistik zeigt uns, welchen verschiedenen Religionen die Ruandesen zugeteilt sind. a. 80% der ruandesischen Bevölkerung bekennen sich zur katholischen Kirche. b. 15% der ruandesischen Bevölkerung bekennen sich zur protestantischen Kirche, die im 20. JH von Amerika, England und Dänemark nach Ruanda gebracht wurde. c. Obwohl die muslimische Religion als erste Religion in Ostafrika angesehen ist, sind Muslime in Ruanda eine Minderheit. Nur 4% der ruandesichen Bevölkerung sind Muslime.

17 B. A. Ogot, UNESCO General , Vol. V, Abridged Edition, Africa from the Sixteenth to the Eighteenth Century, Paris, California, 1999 s 396

18 Linden, Ian, christianisme et pouvoir politique au Rwanda (1900-1990), Paris Karthala, 1999,s 34 19 Claudine Vidal, De la Religion subie au modernisme refusé “theophagie“, ancentres clandestins et réstances populaire au Rwanda, arch sc.80c. des. Rel. 38, 1974 s 63 20 http://fr.wikipedia.org/wiki/Histoire_du_Rwanda 20

Nachdem Yuhi Musinga verneint hatte sich vom Missionar taufen zu lassen und ins Ausland gezwungen wurde, ließ sich sein Nachfolger Mutara Rudahigwa (1931-1959) taufen und wurde er der Gläubiger der römisch-katholischen Kirche Die Statistik von 2006 zeigt, dass 56,5% der ruandesischen Bevölkerung der römisch- katholischen Kirche angehören. 26% sind protestantisch, 11,1% sind Anhänger der Siebenten-Tags-Adventisten, 4,6% gehören zur muslimischen Religion, 1,7% gehören keiner Kirche an und 0,1% praktizieren noch ihren traditionellen Glauben.

Abb.8 Die Taufe von Mutara Rudahigwa am 17. Oktober 1943. Er hat für Taufvater Pierre Ryckmans, der General Gouverneur von Ruanda. Die Taufe Name war Charles 21 .

2.4. Demographie

Schätzungsweise hat das Land Ruanda 8,9 Millionen Einwohner. Der Bevölkerungsanteil der unter 14-Jährigen beläuft sich auf 42,3 %, jener der 15-bis-64- Jährigen auf 55 % und jener der über-65-Jährigen auf 2,7 %. Mit durchschnittlich 314 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Ruanda das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas. 22 Die Zahl der ruandesischen Bevölkerung ist von 1991 bis 2002 angestiegen. Die

21 Histoire des Rois que suppose les Poèmes Episodiques, in Alex Kagame, La poésie dynastique au Rwanda, (Bruxelles IRSAC) 1951, s 30-50 22 http://de.wikipedia.org/wiki/Ruanda 21 folgende Grafik zeigt wie viele Ruandesen es im Jahr 1991 gab und wie viele es im Jahr 2002 waren.

Tabelle 3 Die Aufteilung der ruandesischen Bevölkerung pro Provinz/Stadt in den Jahren 1991 und 2002. 23 Der folgende Grafik zeigt auch wie die ruandesiche Bevölkerungszahl von 1961 bis 2003 angestiegen ist. Ab 1990 stürzt das Land Ruanda in einen Machtkrieg zwischen den ehemaligen ruandesischen Flüchtlingen aus Uganda 24

23 http://www.statisticsrwanda.gov.rw/Graphs/French/figure_01F.htm 24 Während der ruandesischen sozialen Revolution hat die ruandesische Volksgruppe der Tutsi das Land Ruanda verlassen und sich in Nachbarländern wie Burundi, Uganda, der demokratischen Republik Kongo und Uganda niedergelassen. Charles Robert Ageron und Marc Michel in „L'ère des Décolonisations:Sélection des textes du colloque: Décolonisation comparées, Paris édition Kharthara, 1995“ S 238 „die soziale Ausgrenzung, die die Wahl im Jahr 1960 und 1961 begleitet, verursacht die Massaker und die Flucht von 130.000 von Personen. 22 unter der Partei FPR (Front Patriotique Rwandaise) und der ehemaligen ruandesischen Regierung unter dem ermordeten ehemaligen Präsidenten Habyarimana Juvènal 25 , was in einem Bürgerkrieg und ungefähr 800.000 Toten im Jahr 1994 endet. Nach diesem Krieg besiegte die FPR die ehemalige ruandesische Armee und übernahm am 04. Juli 1994 die Macht. Diese Eroberung des Landes durch ehemalige ruandesische Flüchtlinge verursachte die Flucht von rund 3.000.000 Ruandesen in benachbarte Länder wie die demokratische Republik von Kongo, wo diese Flüchtlinge ihre Camps errichteten.

Tabelle 4 Die Anzahl der ruandesischen Bevölkerung ist von 1961 bis 2003 stark gestiegen. Im Jahr 1994 ist sie aber aufgrund des Genozides gesunken. Quelle: Evolution of Demograph in Rwanda (1961-2003), Data FAOSTAT, Year 2004

25 Juvènal Habyarimana übernahm als ruandesischer Verteidigungsminister die ruandesische Regierung nach dem Coup am 05, Juli 1973 gegen seinen Vetter Gregoire Kayibanda M A Frorence Tsague assopgoum in „Ethnizität und Ethnische Konflikt in Afrika: der Fall Ruanda/Burundi. Studienarbeit“ Der Generalmajor Habyarimana Juvènal(Hutu) ergriff die Macht am 5. Juli 1973 durch einen Putsch und konnte durch seine fragwürdigen Mittel (Diktatur und Verbot aller Parteien außer seiner Partei Mouvement républicain pour le Dévéloppement MRND ) das Land beruhigen. 23

2.5. Sprache

Vor der Kolonialzeit dominierte in Ruanda die ruandesische Sprache (Kinyarwanda) und viele andere Dialekte. Mit der Ankunft der Europäer begann in Ruanda die Alphabetisierung. Vor dem ersten Weltkrieg besuchten mehr junge Menschen die Schule als Erwachsene. Die geschriebene Presse erschien nur in ruandesischer Sprache, weil die Bevölkerung die französische Sprache ignorierte. Aber mit dem Jahr 1930 begann die wahrhaftige Alphabetisierung, bis schlussendlich im Jahr 1932 die erste Zeitung (Kinyamateka) in französischer Sprache erschien. 26

Nach der Einführung der französischen Sprache in den Schulen konnte auch das Volk die andere Sprache sprechen und sogar schreiben. Zurzeit spricht man in Ruanda die ruandesische Sprache, Französisch, Englisch und Kisuaheli. Als Amtssprache spricht man Französisch und Englisch. Neben all diesen Sprachen hat das Land Ruanda auch andere Sprachen, die als Dialekt bezeichnet werden, wie zum Beispiel:

-Die Luciga und die Hima Sprachen, die in der alten Byumba Provinz (der heutigen Ostregion) gesprochen werden. Diese Sprachen werden aber nur in drei ehemaligen Kommunen von Kiyombe, Kivuye, Muvumba, und noch in einigen Gebieten von Butaro in der Ex-Provinz von Ruhengeri (die heutige Nord-region) gesprochen. -In der ehemaligen Provinz Kibungo (der heutigen Süd-Ost Region) wird die Sprache Kinyambo und in der Ex- Kommune Rusumo wird Kirasi gesprochen. 27 - Gihavu und Mashi sind zwei unterschiedliche Sprachen, die in der ehemaligen Provinz Cyangugu gesprochen werden.

26 Shyirambere Spiridion, contribution a l'étude de la sociolinguistique du bilinguisme: Kinyarwanda et français au Rwanda, Selaf, Paris, e trimestre 1978, s 107-108. 27 Verfassung von Jonathan Kaye in „current approaches to African Linguistics, Band 2“, Dordrecht, Holland; Cinnaminson, N.J: Foris Publications, 1983 s 57 24

-Die Kirundi Sprache (Sprache von Burundi) wird an der Grenze und in den Gebieten zwischen Ruanda und Burundi gesprochen.

3. Die Territoriale Entwicklung Ruandas

3.1. Die Hierarchie der Machtausübung vom König bis zu den Kleinen Verwaltungen

In Ruanda hat es vor der Ankunft der Europäer eine gute politische Ordnung gegeben. Diese Hierarchie sah wie folgt aus: An der Spitze des Landes war der König. Hinter sich hatte er eine Gruppe an großen Chefs, die mit den heutigen Ministern zu vergleichen sind. Die sogenannten „Abatware b'intebe“ (Chefs der Sitze) haben immer dem König geholfen das Land gut zu regieren. Das Land war in verschiedene Provinzen eingeteilt und jede Provinz oder „Igihugu“ („Land“) hatte auch seinen eigenen „Chef vom Sitz“ oder „Sammler“. Seine Hauptaufgabe war die Sammlung der Abgabe für den Königshof. Wegen der langen Zeiten, die der Sammler am Hof verbringen sollte, sollte er von dem „Igisonga“ 28 vertreten werden. Igisonga hat in der Provinz gelebt und ihm wurde von kleinen „Subaltern Chefs“ (“Abatware“) geholfen 29 . Die Subaltern Chefs verwalteten eine Gruppe von Bergen (Bezirke), welche „Ubwatsi“ hießen. Die Aufgabe der Subaltern Chefs war das Sammeln der Abgabe in ihrem Bezirk. Im Allgemeinen waren die „Abatware“ die Bauern, die von der Erde gelebt haben. In diesem Fall wurde der Abgabesammler als „Chef der Erde“ (“Umunyabutaka“ 30 ) bezeichnet.

28 Das Wort “Igisonga“ hat viele Bedeutungen. Der Hauptvertreter des Königshof wurde „Igisonga cy' Umwami“ genannt und in jeder Provinz wurde der Hauptvertreter der Sammler als “Igisonga“ bezeichnet. 29 Innocent Nsengimana, le Rwanda et le pouvoir européen (1894-1952), Peter Lang SA, Editions scientifiques européennes, bern 2003 s71 30 Umunyabutaka: Ubutaka heißt in der ruandesischen Sprache Erde. Ubutaka war ein kleiner Bezirk in dem Land, in dem der Umunyabutaka (Chef der Erde) regiert hat. 25

Die Abgabe sollte nicht nur von den Bauern, sondern auch von den Viehzüchtern gegeben werden. Der Sammler dieser Abgabe hieß nicht „Umunyabutaka“ sondern „Umunyamukenke“. 31 Neben den beiden oben beschriebenen Chefs, hatte auch der König in jeder Provinz seine Enklave (Igikingi). Der Chef dieser königlichen Enklave hieß “Umunyagikingi„ und hatte nichts mit dem Provinzchef zu tun. Er hatte keine Berichte für den Königshof. Nicht nur, dass die territorialen Chefs die Abgabe sammeln sollten, sie konnten auch als Justiz- und Polizeibeamte agieren. In jeder Provinz hat es auch eine Arme gegeben. Der Provinzchef war der Kommandant der Miliz (“Umutwe“). Diese Arme wurde von jungen Leuten, Angehörigen jeder Provinz, konstruiert. Vor jeder Expedition sollte der König mit den Chefs der Provinzen Kontakt aufnehmen, um die Mobilisation von Milizen zu beantragen. Der König war an der Spitze der Hierarchie. Er war der Hauptbesitzer, Hauptjustizbeamte, er konnte über Krieg oder Frieden entscheiden, er war der Vertreter Gottes und der Volksvater. 32 Der ruandesische König hat mit seiner Mutter geherrscht. Der König hat bestimmte Entscheidungen ohne den Rat seiner Mutter, den traditionellen Hütern () 33 und dem Hofstaat, welcher beachtlichen Einfluss hatte, getroffen. Es wurde gesagt, dass der Geist dafür war und niemand sonst gegen die Entscheidung des Königs sein durfte. 34 Im vorkolonialen Ruanda war der König direkt mit der königlichen Trommel verbunden. Diese Trommel sollte von einem Mitglied des Familienclans hergestellt werden. Die Trommel musste aus einem speziellen Baum und einem magischen Element gebaut werden.

31 Innocent Nsengimana, le Rwanda et le pouvoir européen (1894-1952), Peter Lang SA, Editions scientifiques européennes, bern 2003 s71 32 Idem, s, 71 33 Abiru: Sie waren sehr wichtige Leute im Königshof, die alle Hofgeheimnisse bewachen mussten und rituelle Experten und Berater des Königs waren . 34 Recueil de la Société Jean Bodin pour l'histoire comparative des institutions, la coutume, première partie. Antiquité, Afrique noire, Ameriqué, Australie, de Boeck-Wesmael s.a, 1990 s 187 26

Damit war die königliche Trommel ein sehr großes Herrschaftssymbol und musste gut überwacht werden. Sollte sie irgendwie gestohlen werden, verlor das Königreich seine große Macht. Die Genitalien eines männlichen Feindes, getötet durch den König selbst, sollten an die Trommel gehängt werden. 35 Zusammengefasst hatte das Land Ruanda vor den Kolonialmächten drei politische Institutionen, die miteinander verbunden waren: Militär, Pastoral und Administration. Jede dieser politischen Institutionen hat ihr eigenes Gesetzbuch. In der administrativen Institution hatte der König das erste Wort. Er war der Zivilchef, gefolgt von dem Landchef („Umunyamukenke“) und dem Viehzuchtchef („Umunyamukenke“) in jedem Distrikt.

Abb. 9 Die Karinga Trommel, ein großes Symbol der königlichen Herrschaft Foto: http://wikirwanda.org/index.php?title=Ingoma-ngabe

35 Heiko Hooge, Uganda, Ruanda,: (Tipps für individuelle Entdecker: mit Reisekarte zum Herausnehmen, Dormagen(Germany), Iwanowski's, 2006 s 47 27

3.2. Die Konsolidierung der Macht durch die Sozialen Abgaben und den Viehpächtervertrag “Ubuhake“

Ubuhake war ein Vertrag zwischen einer reichen und einer armen Familie. Der „Patron“ oder „Chef“ sollte nicht nur Angehöriger der Tutsi Volksgruppe sondern auch der Hutu Volksgruppe sein. Ob er Mitglied beider Volksgruppen sein konnte hängte von seinem Vermögen ab. 36 Außer dem König hatten auch die großen Chef ihre eigene Leibgarde (“Intore“). Diese bestand aus jungen Menschen und den Kindern der kleinen Chefs. Diese Rekruten hatten die Aufgabe dem Chef überall hin zu folgen und auf dem Feldzug zu beschützen. Wegen dem großen Unterschied zwischen den Völkern mussten die kleinen Leute ihre Sicherheit kaufen. In diesem Fall haben die Leute viel Zeit ohne ihre Familie verbracht. Manche haben die Zeit auf dem Königshof verbracht, andere mussten für die Familien der Chefs und kleinen Chefs arbeiten. Im Königshof arbeiteten Beamte, Hofschmiede, Musikanten und Leibwächter. Außer diesen waren auch Bauern “Ibiletwa“ Mitglieder dieser unteren Schicht und mussten Schutz suchen. Sie sollten für ihren Chef arbeiten. Diese Arbeit war Verbindung zwischen Schützern und Beschützten. 37 Das System “Ubuhake“ hatte sehr negative Auswirkungen auf die ruandesische Gesellschaft, weil nur ein kleiner Teil des Volkes davon profitiert hat. Es hat auch die Macht der Monarchie durch die Ausbeutung der Massen armer Menschen konsolidiert. Ubuhake wurde nicht im ganzen Land praktiziert, weil die Hutu Staaten im Norden Ruandas Widerstand zeigten. Je weiter der König sein Land bei der Eroberung ausdehnte, desto weiter wurde das System entwickelt, bis zur Ankunft des weißen Mannes, als auch der Norden Ruandas betroffen war. Nach der Ankunft der Weißen änderte sich „Ubuhake“ folgendermaßen: Es wurde ein

36 Moise Léonald Jamfa Chiadjeu, Comment comprendre la “Crise“ de l'état postcolonial en Afrique? Un Essai d'explication structurelle a partir des cas de l'Angola, du Congo-Brazzaville, du Congo-Kinshasa, du Liberia et du Rwanda, Bern Berlin Bruxelles Frankfurt am Main New York Oxford Wien Lang, 2003 s 147 37 Innocent Nsengimana, le Rwanda et le pouvoir européen (1894-1952), Peter Lang SA, Editions scientifiques européennes, bern 2003 s48 28

Kalender mit Tagen und Plänen der Woche mit Bestimmungen wann und wie oft die kleinen Leute für die Chefs arbeiten mussten eingeführt. Bei dieser Arbeit zählte keine Zeit, weder in guten noch in schlechten Zeiten bekamen die kleinen Leute einen Lohn. 38

4. Die Politische Lage von Ruanda unter König Rwabugiri von 1853 bis 1895

Die Zeit der Rwabugiri Herrschaft markiert die politische Geschichte Ruandas mit vielen Änderungen, die von Rwabugiri herbeigeführt wurden. Zuerst basierte die Politik sehr stark auf dem Militär, der König hat versucht das Land auszudehnen. Als er zur Macht kam, betrieb er Expansionspolitik. Durch sein Militär nahm er alles ein, was auf seinem Land war 39 . Er konnte alles kontrollieren. Als er das Land hatte, betrieb er eine Politik der Ungleichheit zwischen den Volksgruppen. Im politischen und ökonomischen Bereich profitierte nur eine kleine Gruppe von Leuten davon, die Chefs, die sehr reiche Leute im Land waren. 40 Die Feudalherren haben viel zu oft umsonst für die Chefs gearbeitet und das Ergebnis dieser unbezahlten Arbeit war, dass die Wohnungen der Chefs sehr wichtig in der ruandesichen Gesellschaft waren. Wegen ihrer großen Wohnfläche sollten die Feudalherren lange Zeit bei ihren Chefs bleiben. Es konnte viele Monate dauern die Wohnungen der Chefs zu bauen, wohingegen es nicht länger als zwei bis drei Tage dauerte die Wohnungen der Feudalherren zu bauen. 41

38 http://www.orinfor.gov.rw/DOCS/Amateka3.htm 39 UW-L Journal of Undergraduate Research XII (2009) : Stephanie Rohr, The Response of the International Community to the Rwanda Genocide 40 Vidal Claudine, Economie de la société féodal Rwandaise, cahiers d'études Africaines, 1974 s 53-54 41 Idem s 55 29

4.1. Ausweitung des Landes vor der Ankunft der Kolonialen Mächte

Wenn man über die Geschichte der Ausweitung des Landes Ruanda spricht, beginnt man mit der Herrschaft Bwimbas, dem ersten bekannten König von Gasabo. Rugazu Bwimba wurde von König Gisaka ermordet. Der Nachfolger von Bwimba, Cyirima Rugwe, hat das Land durch die Eroberung von Buriza und Bwanacyambwe weiter erweitert. Nduga (im Süden des heutigen Ruanda) hat den Eroberungskrieg unter dem Nduga König Mashira gekämpft und konnte nicht erobert worden.

Der damalige König Mibambwe I sekarongoro I Mutabazi I kehrte nach einigen Jahre nach Ruanda zurück. Der König wurde von Banyoro attackiert und sollte sein Land verlassen, um in Bushi (heutiges Bukavu im südlichen Kongo) Asyl zu suchen. Als seine Tochter Nyirantorwa mit dem König Mashira in Nduga verheiratet war, kehrte der König nach Ruanda zurück und lebte in Nduga. Der Rückkehr folgte der Tod des Königs Cwa von Bunyoro. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Nduga regierte Mashira sein Land, aber der König von Ruanda entwickelte eine neue Heiratspolitik, die zu einem Besuch des ruandesischen Königs bei Mashira führte. Als der Nduga König seinen Schwiegervater empfing, profitierte der König von Ruanda davon und tötete Mashira, den König von Nduga. Die Ermordung von Mashira ermöglichte die totale Kapitulation von Nduga und seine Bindung zu Ruanda. Die Ausweitung des Landes Ruanda begann vor langer Zeit, zuerst mit der Ansiedlung der Nyiginya Dynastie im 16. JH, die langsam fünfzig kleine Staaten erobert hat. Diese Staaten wurden von den geistlichen Königen „Umuhinza“ oder „Mwami“ regiert. Unter der Herrschaft von Kigeri Rwabugiri (1960-1985) hatte Ruanda eine ganz starke militärische Struktur, was die Ausdehnungspolitik und die aufgezwungene Nyiginya Herrschaft auf die gesamten ruandesischen Gebiete ermöglichte, was jedoch, wie unten beschrieben, nicht ganz leicht war. 42

42 Université du Burundi, Département d'histoire, Histoire sociale de L'afrique de l'est (XIXe-XXe Siècle) acte du Colloque de Bujumbura, 14-24 Octobre 1989, Paris Karthala, 1991 s 54 30

4.2. Die Eroberung der Hutu Staaten im Osten und Norden Ruandas

Die Geschichte von Ruanda beschreibt König Rwabugiri als einzigen und wahren König des heutigen Ruanda. Wegen seiner Militärs- und Eroberungspolitik konnte Rwabugiri einige Länder im Inneren Ruandas erobern und unterwerfen. Aber es war König Ruganzu Bwimba, der schon davor das Land aufzubauen begann. Die Eroberungskriege erlaubten die Expansion der Rwabugiri Regierung und ermöglichten die Erweiterung der sogenannten Systeme „Ubuhake“ und „Uburetwa“. Obwohl König Rwabugiri als echter Eroberer vieler Staaten Ruandas gilt, schreibt Linden Ian (Christianisme et pouvoirs au Rwanda (1900-1990)), dass das Ende des 18. JH, die Herrschaft von König Cyirima Rujugira am entscheidendsten war für die Ausdehnung Ruandas. Zwischen 1740 und 1765 erweiterte das Land seine Grenze bis nach Bogoyi im Norden Ruandas. Die Hutu Staaten wurden langsam erobert. Ndorwa wurde auch erobert. Der König baute sein Haus und Buhoma wurde erobert. Nachdem der reiche Twa von König Yuhi Gahindiro zum Buhoma Chef gewählt wurde, wurde ein großer Aufstand organisiert, der jedoch niedergeschlagen wurde. Die Eroberung der Hutu Staaten im Osten Ruandas endete mit der Besetzung von Gisaka und Bugesera. Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortete diese Okkupation. 43 Es war aber nicht leicht für Rwabugiri die kleinen Staaten zu erobern und zu unterwerfen. Die östlichen und nördlichen Teile, die von den meisten Hutus bewohnt wurden, konnten nicht sofort erobert werden, da sie großen Widerstand zeigten. Robert O Collins schrieb, dass “die letzten unabhängigen Tutsi Staaten im Jahr 1852 von König Mutara Rwogera (1802-1853) erobert wurden. Die Hutu Staaten an der Grenze zu Uganda (Nordruanda) konnten jedoch bis 1920 nicht von König Yuhi Musinga (1896-1931) erobert werden“. 44

43 Linden, Ian, Christianisme et pouvoirs au Rwanda, 1999 s34 44 Robert O Collins, James Mc Donald Burns, a History of Sub-Saharan Africa, Cambridge(u a) Cambridge University Press, 2007 s 124 31

Abb. 10 Die Karte hier zeigt einige der alten Provinzen und ihre Hauptstädte vor der Ankunft der Weißen. Einige Gebiete und Provinzen haben ihre Namen bis heute behalten, andere haben ihre Namen geändert. Foto Google am 15 Juli 2010

4.3. Die Ausdehnung Ruandas bis in das Heutige Südliche Kivu, Burundi und Südliche Uganda

Die Geschichte Ruandas begann damit, dass das Land als Berg seine Ausdehnung begann. Früher wurde das Land als Gasabo bezeichnet. Wie jeder Berg, hatte auch Gasabo eine Verwaltung, die vom König als oberster Verwalter regiert wurde. Hier kann man denken, dass Gasabo die Wurzel von Ruanda ist. Als Gasabo 45 seine Ausdehnung begonnen hat war es unter der Verwaltung von König Ruganzu Bwimba 46 , der auf dem erwähnten Berg Gasabo in diesem Jahr regierte. Der König von Gasabo regierte auch auf den anderen Bergen in der Nachbarprovinz Buganza. 47 Buganza wurde als Heimat der Banyiginya Dynastie bezeichnet. 48 Die Ausdehnung des Landes Rwanda fand in dem Ort Buganza an der Küste des Flusses Muhazi statt und erstreckte sich noch weiter bis zum heutigen Ruanda. Die Ausdehnung und Einigung von „Ibihugu“ hat bei Gasabo begonnen und verlief dann

45 Gasabo ist ein Ort, in dem sich der Berg Gasabo befindet. Von diesem Berg begann der König Ruganzu die Annexion und Ausdehnung des Landes durch die Eroberung anderer Orte. 46 Ruganzu Bwimba gilt als der echte Erfinder von Rwanda durch die Annexion. 47 Buganza: Die Rwandesiche Dynastie Nyiginya kommt von Buganza. 48 Gausemans Jos,Les instruments de musique du Rwanda, Hardcover, Januar, 1998 32 weiter in Richtung Nduga und dann in den Osten Ruandas nach Bugesera, Mutara, Gisaka und Ndorwa. 49 Obwohl das Land Rwanda klein war, konnte es die anderen Gebiete, die heutigen Provinzen, annehmen. Diese Provinzen waren Bwanacyambwe, Buliza, Busigi und Busarasi, die Kimbogo genannt wurden.

Die Nachbarländer von Buganza waren Gisaka, das Land von dem Clan Bagesera, von Bazirankende, Bugesera von Bahondogo, Mubali von Bazigaba, und Ndorwa von Bashambo. Nach dem die Rwandesen gemerkt haben, dass sie nicht immer an der Küste des Muhazi Flusses bleiben konnten, begannen sie mit der Ausdehnung Ruandas. 50 Vansina schreibt: “Es kann sein, dass die Expansion von Ruanda wie folgt beschrieben wurde: Im 16. JH eroberte Rwanda Nduga. Im 17. JH unterwarf die Region Astrida. Im 18. und 19. JH wurden die Königreiche von Mubari, Ndorwa, Bugesera und Gisaka unterworfen. In der Zwischenzeit wurde in Gisaka eingedrungen. Die Expansion Ruandas nach Osten und Westen wurde gleichzeitig geführt. Die Eroberung von Zentralruanda bis nach Kivu war, wie viele Schriften bestätigen, eine Strategie der Nyiginya Dynastie, um ihre Macht bis in die Nachbarstaaten auszuüben. Die Unterwerfung der Nachbarstaaten von Kivu (heutige demokratische Republik Kongo) ermöglichte die Expedition der ruandesischen Armee.

Am Ende der Rwogera Herrschaft versuchte die Nyiginya Armee Bugoyi zu erobern, was jedoch bis zur Zeit Rwabugiris ab 1875 nicht gelang. Die Eroberung von Bugoyi ist in der Hilfe des Königs Rujugiga begründet, der seine Armee nach Bugoyi geschickt hat, um „das Land vor einer Invasion durch die westlichen Rebellen zu schützen“. Nach dem Krieg sind aber nicht alle gesandten Armeemitglieder nach Ruanda zurückgekehrt. Einige Soldaten sind als Königsvertreter in Bugoyi geblieben 51 .

49 Gérald Prunier, The Rwanda crisis 1959-1994 History of a Genocide, Hurst,1995 s 18 50 http://www.orinfor.gov.rw/DOCS/Amateka19.htm 51 Newbury, David, Kings and clans, Ijwi Island and the Lake Kivu Rift, 1780-1840, Madison, Univ. of Wisconsin press, 1992, s 93 33

Der Einmarsch der Nyiginya im Nordwesten ging unter Gahindiros Herrschaft weiter über Bugoyi bis ins Vulkan Land. Wie in der Herrschaftspolitik Ruandas, folgte nach der Eroberung die Anerkennung. Die eroberten Staaten sollten die Zentralherrschaft anerkennen und damit beginnen, die Abgabe und die Geschenke zu schicken. Der erste Einmarsch der Nyiginya in Bufumbira weiter im Norden fand auch unter der Herrschaft von Gahindiro statt. Nach der totalen Eroberung der nordwestlichen Staaten begann der Abenteurer, den Nordwesten der Seeregion Kivu zu erobern. 52

Es wird geschrieben, dass die Ausdehnung Ruandas bis in die heutige demokratische Republik Kongo (Kivu Gebiet) in zwei Richtungen gelungen ist. Von der Rujugira Herrschaft kam die Expansionsidee von Ruanda bis Kivu zuerst mit dem Zuzug des ruandesischen Volkes nach Western. Diese Art der Emigration wurde als Flucht angesehen, aber die so genannten Fluchtlinge waren in Wahrheit keine militärischen Flüchtlinge, sondern Emissäre ruandischer Kultur im neuen Land. Durch die Heterogenität der Ijwi Bevölkerung und die sondermilitärischen Manöver konnten die Herrschaften von Gahindiro und Sentabyo ihre militärische Politik auf der Insel Ijwi expandieren. Kinyaga, ein Königreich in der Nähe von Kivu, hat der ruandesischen Herrschaft dabei geholfen, das Land Kivu erobern zu können. Kivu war aufgrund seiner Nähe zur ruandesischen Grenze unter der Herrschaft des Königreichs Shi. Es war aber nicht leicht für König Gahindiro das Königreich Ngweshe zu erobern, weil eine der ersten 4 Militärexpeditionen, gesandt um Bunyabungo zu erobern, gescheitert ist. Wie die Nyiginya Geschichtsschreibung bestätigt, wurde der erste König von Ijwi (Mwendanga) von seinen Familienmitgliedern darin unterstützt, das Königreich von Ijwi zu gründen. Diese Familienmitglieder haben sich unter der Herrschaft von Gahindiro in Bwishaza niedergelassen. Nachdem sich Rugagi in Bwishaza niedergelassen hatte, begannen die diplomatischen

52 Vansina, Jan, The Antecedent to Modern Rwanda, the nyiginya Kingdom, Madison, Univ. of Wisconsin press, 2004, s 158 34

Begegnungen zwischen Ijwi und Ruanda zuerst mit einem Geschenkeaustausch 53 . Dieser Geschenkeaustausch blieb noch bis zur Beendigung der ruandesischen Machtausübung über Ijwi in Kraft. Die ruandesische Herrschaft hat die Ausdehnung Ruandas nicht nur im heutigen Kivu (Demokratische Republik Kongo) praktiziert, sondern auch in Burundi. Nach dem Tod des burundischen Königs Mutaga versuchte Gahindiro die Grenze zu Burundi (Akanyaru) zu überqueren, aber diese Grenze wurde von der schwer bewaffneten Burundiarmee überwacht. Aufgrund dessen wurde die von König Gahindiro gesandte Expedition unter dem Führer Ruyenzi total vernichtet. Die internen Probleme basieren auf der Kapitulation Burundis. Die Nyiginya Dynastie hat diese Zeit ausgenutzt, um die Situation wieder in Ordnung zu bringen. Die Nyiginya Armee aus Nyaruguru hat unter der Führung von Nyarwaya von Mbyayingabo eine große Rolle dabei gespielt, die Situation in Burundi wieder gut zu machen. Jedoch nur bis zum Ende der Herrschaft von Gahindiro, als Rugaju von der Auseinandersetzung im Königshof profitiert und Burundi erobert. Die Eroberung wurde durch eine riesengroße Armee ermöglicht. 54 Dazu kommen die Heiratspolitik und die guten Beziehungen zwischen zwei Armeen, welche die Geschichte von Ruanda und Burundi im 2. bzw. 17. und 18 JH dominiert haben. Die Okkupation eines Großteils von Burundi geht weiter bis zum Ende des 17. JH. Ein großer Teil des heutigen Nordburundi, von Akanyaru bis Ruvubu, war bis Ende des 17. JH mit Bugesera verbunden. 55 Andererseits hatten die Königshöfe von Buganda und Ruanda eine gute Beziehung, nicht nur wegen ihrer Nachbarschaft sondern auch wegen des Glaubens und des Handels. Es wird gesagt, dass der Gott Ryangombe den Bakimbiri Clan beherrscht hat. Im Jahr 1884 begann der Handel zwischen den Arabern und dem Königshof von

53 Vansina, Jan, The Antecedent to Modern Rwanda, the nyiginya Kingdom, Madison, Univ. of Wisconsin press, 2004,s 161 54 Vansina,Jan, Le Rwanda encien, Paris, Karthala, 2001, s 168-169 55 General History of Africa/UNESCO International scientific committee for the drafting of a general history of Africa.- London (u.a):Heinemann (u.a) Ogot, B.A, (hrsg.) Africa from the sixteenth to the eighteenth century/ed B.A. Ogot.- 1 Publ, 1992 s 817 35

Buganda. Die erste Handelsbeziehung begann im selben Jahr (1884) wie der erste arabische Händler in Buganda angekommen war. Diese arabischen Händler haben auch dabei geholfen, dass König Rumanyika im Jahr 1855 die Krone übernehmen konnte. Das Handelssystem ging in den 1850er Jahren weiter und die arabischen oder Swahili Karawanen kamen unter der Herrschaft von Rwogera nach Ruanda. Sie blieben aber nicht lange und wurden angeklagt, die Ursache von Hungersnot und Dürre zu sein 56 . Die guten Handelsbeziehungen zwischen Buganda und Ruanda haben schon früher begonnen, aber die Ausdehnungspolitik Bugandas verursachte die Eroberung des gesamten südwestlichen Bugandas und die Okkupation der ruandesischen Armee. Zur Mitte des 17. JH wurde Gisaka von König Gahaya (Buganda) attackiert. Diese Attacke wurde als Provokation empfunden und Ruanda kam zur Hilfe. Der bittere Krieg dauerte bis Anfang des 18. JH. Nach dem Tod von König Gahaya ka Rutindangyezi fünfzehn Jahre später eroberte Prinz Ndabarasa, Sohn des damaligen ruandesischen Königs Kirima Rujugira, den gesamten südlichen Teil Bugandas. 57

5. Die Aufstände von Rucunshu nach dem Ende der Rwabugiri-Herrschaft im Jahre 1896

In der ruandesischen Tradition war die Trommel das Symbol der Herrschaft und jeder König hatte sein eigenes Symbol. Die Übergabe der Macht erforderte auch, dem Nachfolger die Trommel abzutreten. Die Wahl um den Nachfolger in der königlichen Familie war ein großes Problem. Vor dem Tod Rwabugiris war schon klar, wer nach seinem Tod zur Macht kommen würde. Alles begann als Rwabugiri seinen Nachfolger gewählt hat. Rwabugiri hatte selbst Kinder, aber er hat auch die Kinder seiner Cousine als seine eigenen Kinder erzogen. Wie die ruandesische Tradition besagt, sollte dem König eines seiner leiblichen Kinder

56 Vansina, Jan, Le Rwanda encien, Paris, Karthala, 2001, s 199 57 General History of Africa/UNESCO International scientific committee for the Drafting of a general History of Africa.- London (u.a): Heinemann (u.a) Ogot, B.A, (hrsg) Africa from the sixteenth to the eighteenth century/ed B.A. Ogot.- 1 Publ, 1992 s 817 36 nachfolgen. Aber er hat nicht eines seiner leiblichen Kinder als Nachfolger gewählt, sondern eines seiner Adoptivkinder (Kind seiner Cousine). Nach seinem Tod hat er die Herrschaft seinem Adoptivkind Rutarindwa übergeben. Rutarindwa, Karara Burabyo und Baryinyonza waren alles Adoptivkinder von Rwabugiri, der seine Cousine Nyiraburunga geheiratet hat. Die Investitur von Rutarindwa begann, als er 22 Jahr alt war. Er hatte selbst 3 Kinder, obwohl er als das Kind Rwabugiris zur Herrschaft gebracht wurde, könnte seine echt Vater Gacinya ka Rwabika ka Gahindiro nicht reden von Angst, dass er getötet wurden könnte. Am 22. Dezember 1889 sollte Rutarindwa sein Amt antreten. Seine Mutter war jedoch schon tot und alleine konnte er nicht herrschen, da es eine königliche Herrschaftsbedingung war, dass der König nicht allein, sondern mit seiner Mutter regieren musste. Da seine leibliche Mutter tot war, gab Rwabugiri seinem Adoptivkind Kanjogera 58 als Königsmutter. Die Wächter der Tradition (Abiru 59 ) waren aber dagegen, dass Kanjogera zur Königsmutter wurde, da sie die Frau von Rwabugiri war und ein leibliches Kind mit ihm hatte. Für die Wächter der Tradition war es nicht möglich, dass Rutarindwa mit seiner nicht- leiblichen Mutter regieren könnte. Kanjogera hatte ja ein leibliches Kind mit Rwabugiri, welches Musinga genannt wurde. Mit Hilfe ihrer Verwandten bzw. ihrer Brüder Kabare und Ruhinankiko und ihrem Sohn Rwidegembya begann die Königsmutter einen Plot gegen König Rutarindwa. Sie wollten Rutarindwa von dem Thron stürzen und den Sohn Kanjogeras (Musinga) als König zur Macht bringen. Der Plan hat wie folgt begonnen: gute und starke Freunde von Rutarindwa wurden einer nach dem anderen ins Land transferiert und haben dort andere Aufgaben bekommen. Sein starker Freund und Chef der Armee, der Hutu Bisangwa wurde nach Shangi geschickt, um die Aggression der kongolischen Armee unter dem belgischen Führer einzudämmen. Er wurde dort ermordet und begraben. Sehene, der Bruder von

58 Kanjogera war die Frau von Rwabugiri und die Königsmutter von Rutarindwa, dem Sohn von Rutarindwas Cousine Nyiraburunga. 59 Abiru waren sehr wichtige Leute auf dem Königshof, die alle Geheimnisse des Königs für sich behalten sollten. 37

Bisangwa, riet Rutarindwa Musinga zu töten, um eine Katastrophe in Ruanda zu vermeiden. Verneinte der König würden die Verräter den Plot gegen Musinga beenden und ihn töten. Der dritte und sehr gute Freund von Rutarindwa, Mugugu wa Shumbusho, bekam eine schlechte Nachricht vom König und es kam zu Problemen zwischen ihm und Rutarindwa. Aufgrund dessen verlor Rutarindwa all seine guten und starken Freunde.

5.1. Der Machtkampf zwischen der Nyiginya und der Bega Familie

Obwohl es in Ruanda nur drei ethnische Gruppen gab, die Hutus, Tutsis und Twa, zeigt die anthropologische Kultur, dass es in Ruanda Clans gab. Die so genannten Clans gründeten Familien. Diese Familien hießen zum Beispiel Abega, Abasinga, Abanyiginya, Abagesera, Abashambo, Abazigaba, Abatsobe, Abasindi, Abacyaba, ...

Die folgende Tabelle zeigt, wie viele ruandesische Völker einem Clan angehörten:

Clan Gesamte Bevölkerung % Hutus% Tutsis% Twa%

Abasinga 14,60 15,08 12,49 6,30

Abanyiginya 10,90 7,51 28,96 6,30

Abagesera 11,04 11,94 6,36 24,79

Abashambo 3,94 2,99 9,00 3,36

Abazigaba 11,46 12,86 4,41 9,24

Abatsobe 0,86 0,65 1,99 0,42

Abasindi 13,33 14,86 5,63 8,82

Abega 8,00 7,49 10,74 11,76

Abacyaba 6,46 6,64 5,74 2,52

Ababanda 6,69 7,64 1,65 18,48

Abongera 0,11 0,09 0,22 - 38

Abanyakarama 0,28 0,13 0,04 -

Abaha 0,55 0,27 2,01 -

Abashingo 0,43 0,14 1,99 -

Abasita 0,14 0,08 0,45

Abungura 5,84 6,84 0,76 3,36

Abakono 0,68 0,23 3,05 -

Abenengwe 0,004 0,003 0,01 -

Sonst 4,68 4,68 3,51 - Tabelle 4 Quelle the Teaching of the , a participatory approach. For secondary schools in Rwanda

Viele Schriftsteller schreiben, dass die Hutu schon vor der Ankunft der Nyiginya Dyanastie in Ruanda damit begonnen haben kleine Staaten zu bauen. Nachdem sich die Nyiginya Dynastie in Ruanda angesiedelt hatte, begann sowohl ihre Herrschaft als auch die Expansion ihrer Gebiete. Diese Dynastie Abanyiginya war die Großsippe des Königs von Ruanda. Von Ruganzu, über seine Nachfolger bis zum heutigen, sich im Asyl befindenden König Kigeli Ndahindurwa entstammen alle der Nyiginya Dynastie 60 . Die Banyiginya herrschten so lange, bis das Land im Jahr 1960 zur Republik wurde. 61 Obwohl viele Historiker Ruganzu als ersten Erfinder des Nyiginya Königreichs betrachten, schreibt Vansina in seinem Buch “Antecedents to modern Rwanda“, dass die Geschichte des Königreichs Ruanda nicht mit Ruganzu Ndori beginnt, sondern mit einem anderen Ruganzu, dessen Vorname Bwimba war 62 .

60 Mensching Wilhelm (hrsg), Ruanda, eine Selbstdarstellung des Volkes im alten Überlieferungen, Bückeburrg, Driftmann, 1987 s 124 61 Rwanda: Clan of the dynasty Abanyiginya (clan of the king), including its origin in the country, whether its members are identifiable by language, name or physiognomy and the treatment of its members by the government authorities, immigration and Refugee, board of Canada, 31 October 2002. 62 Vansina, Jan, Antecedents to Modern Rwanda, The Nyiginya Kingdom, the Univ. of Wisconsin Press, 2004,s 217 39

Der Machtkampf zwischen der Nyiginya und der Bega Dynastie begann mit der Herrschaft von Rwabugiri. Innere Konflikte wurden durch Kriminalität, meist Morde innerhalb desselben Clans, gelöst. Zum Beispiel hat der bekannte Nzirumbanje vom Kono Clan seine Schwester Murorunkwere getötet. Die Rituale des Tsobe Clans verursachten den Tod seiner Geschwister und Freunde Serungata und Mugabwambere. Im Bega Clan ging es ähnlich zu. Der sogenannte Rwakagara tötete seine Schwester mit seinen eigenen Händen, weil diese ihren Bruder Giharamagara umbrachte. Kurz nachdem sie die Herrschaft übernommen hatte, tötete sie auch ihre Brüder Kabare und Ruhinankiko. Der echte Machtkampf zwischen Bega und Nyiginya begann im Dezember 1896, als König Rutarindwa von seiner Königismutter Kanjogera vom Thron gestürzt werden sollte, damit ihr echter Sohn die Bega Dynastie an die Macht brachte! Dies ging als Rucunchu Kriege in die Geschichte ein und endete mit der Eroberung der Macht über Rutarindwa. Eine Version des Rucunchu Coups ist die von R. Heremans. Der König und seine Leute waren in Rucunschu, während die Königsmutter, ihre Brüder Kabare und Ruhinankiko und ihre Leute in einem Nachbargebiet wohnten. Eines Abends nutzte Kabare den Streit der Kinder aus und schlägt die Trommel, um die Soldaten zusammen zu bringen. Nachdem alle Soldaten zusammen waren attackierte Kabare die Hütte des Königshofs. 63

Eine weitere Version des Rucunchu Coups beschreibt Lacger 1959 in seinem Buch “Ruanda“. Er schreibt, dass während der Bohnenzeit im Frühling (eine der vier alten ruandesichen Zeiten) der König Rutarindwa auf einer Reise quer durch Ruanda war und einige Tage in Rukaza, in der Nähe von Kabgayi in Rucunchu verbracht hat. Er war dort zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern. Seine Mutter war mit ihrem Sohn Musinga, der ungefähr 13 Jahr alt war, im Haus in der Nähe. Eines Tages hat es geregnet und die jungen Männer haben begonnen mit den Arbeitern am Königshof zu streiten.

63 Nsekuye Bizimana, les Africain doivent-ils imiter les Brancs en tout?: (Critique de la société “Branche“, Alternatives de Développement pour le tiers monde: Berlin: Ed, Humana c, 1987 s 163 40

Diese Unruhe hat den Brüdern von Kanjogera geholfen ihre Gewähre vorzubereiten und sich dem Königshaus zu nähern. Nachdem am Königshof Alarm ausgerufen wurde sind auch die Soldaten des Königs gekommen und der echte Krieg hatte begonnen. Nachdem der König auf dem Schlachtfeld von einem Feind ins Bein geschossen wurde verloren seine Leute den Mut und hatten keine Macht mehr. Nach der Niederlage von Rutarindwa hat Kabare seinen Neffen Musinga zum König proklamiert.

Es wird geschrieben, dass sich nach dem Krieg und dem Verlust von Rutarindwa, er selbst, seine Frau, seine drei Kinder und all seine Anhänger umgebracht haben, da sie Angst hatten in die Hände des Feindes zu geraten. Der Rucunshu Coup wurde realisiert und Musinga wurde von seiner Mutter Kanjogera und seinem Onkel Kabare inthronisiert.

Abb. 11 König YuhiV Musinga und seine Mutter(Photo Rwanda.free.fr) am 12/11/2010

41

5.2. Die Inthronisierung von Yuhi V Musinga und die Politik von Mutter Kanjogera

Nach dem Tod von Rutarindwa von der Nyiginya Dynastie kam der Machtwechsel, vom Nyiginya zum Ega Clan. König Musinga, Sohn von Kanjogera, der zu dieser Zeit etwa 15 Jahre alt war, wurde inthronisiert und übte mit seiner Mutter und seinem Onkel Kabare die Politik des Triumvirats aus. Aber die Musinga Herrschaft befand sich in einer schlechten Situation. Normal Yuhi V Musinga stammte von einem Nyiginya Clan, während seine Mutter und sein Onkel vom Ega Clan stammten. Es war nicht einfach für Yuhi V Musinga mit Ega zu regieren. Deswegen kam es zu Problemen und Rivalitäten am Königshof zwischen Musinga und seinen Onkeln Kabare und Ruhinankiko 64 . Musinga war sich nicht sicher, ob seine Innenpolitik gut verlaufen würde. Vor seinem Amtsantritt hatte König Yuhi V Musinga Probleme. Weil als er als Junge den Thron übernahm, wurde die Innenpolitik von seiner Mutter Kanjogera bzw. seinem Onkel Kabare kontrolliert. So konnte König Musinga zum Beispiel, weil er noch jung war, nach Ankunft der Weißen in Ruanda seine Besucher (Weiße) nicht empfangen, und so wurden die Gäste des Königshofs entweder von Kabare oder von Kanjogera empfangen. In manchen Fällen wurde Musinga sogar von einem sogenannten Mpamarugamba vertreten. Als er 18 Jahre alt war konnte er seine Gäste selbst empfangen. Es war im Jahr 1907, als er den weißen Richard Kandt empfing.

64 Helmut Strizek, Geschenkte Kolonien Ruanda und Burundi unter Deutscher Herrschaft, Mit einem Essay unter die Entwicklung bis zur Gegenwart, Berlin Links, 2006 s 73 42

Abb. 12 Nyirayuhi V Kanjogera, Königsmutter von König Yuhi V Musinga. Foto: http://www.n- oublionsjamais.com/forum4.htm am 22/02/2011

Nach dem Tod von Kabare im Jahr 1911 hatte König Yuhi V Musinga Gelegenheit dazu, seine Politik in Ruhe auszuüben. Und dies obwohl er noch mit seiner Mutter Kanjogera zusammen regierte. Dies hat aber nicht lange gedauert. Im Jahr 1912 kam Ndungutse, der Sohn des getöteten Königs Rutarindwa. Er wollte die Herrschaft übernehmen, da Yuhi V Musinga die Herrschaft von Rutarindwa gestohlen hatte. Mit seinen Freunden, wie z.B. Rukara rwa Bishingwe hat Ndungutse den Krieg gegen Musinga begonnen. Mit Hilfe der Weißen wurde Ndungutse jedoch niedergeschlagen und ist nach Buganda geflüchtet. Die ruandesische Geschichtsschreibung beschreibt die Königsmutter Kanjogera als schlimmste Königsmutter des Landes Ruanda. Gemeinsam mit ihrem Sohn Musinga hat sie alle Demonstranten und Opportunisten des Machtwechsels getötet. Nach dem Rucunchu Putsch gab es viele Demonstrationen im ganzen Land gegen Musinga. Es wurde gesagt, dass er den Thron gestohlen habe und deswegen gab es einen großen Protest gegen seinen Amtsantritt bis zum Antritt der Europäer im Jahr 1908. 65

65 Nsekuye Bizimana, Müssen die Afrikaner den Weissen alles nachmachen?, 2.- 3 Taus, Berlin, Quorum-Verlag, 43

Auf Art und Weise wurden viele Gegner der Musinga Herrschaft Jahre lang ermordet. Es wird geschrieben, dass nicht nur erwachsene Gegner getötet wurden, sondern auch kleine Kinder, die die Königsmutter Kanjogera mit ihrem Halm tötete. Nsekuye Bizimana schreibt in seinem Buch “Les Africains doivent ils imiter les Blancs en tout“, dass es der Königsmutter viel Spaß gemacht hat, ihren Halm in die Herzen der Hutu Kinder zu stoßen. König Musinga blieb bis 1931 an der Macht, jenem Jahr als die Weißen ihn vom Thron stürzten. Er wurde von seinem Sohn, Charles Mutara Rudahigwa, ersetzt. 66

6. Das Deutsche Protektorat und die Berliner Konferenz 1884- 1885

Das Wort “Protektorat“ kommt ursprünglich vom lateinischen Wort “protegere“, welches in der deutschen Sprache „beschützen“ bedeutet. Es ist eine Form der Unterwerfung, aber unterschiedlich zur Kolonisation, weil die normale Administration des Landes zur Bevölkerung gehört. Die Protektoratsmacht übernimmt nur die diplomatische Verwaltung, Handelsverwaltung, und die Armee des geschützten Landes. Das Protektorat schafft alle direkten diplomatischen Beziehungen zwischen dem geschützten Staat und den anderen Staaten. 67

Nach der Vereinigung des Reiches Deutschlands im Jahr 1871 und durch die Unterzeichnung des Frankfurter Vertrages am 10. Mai 1871, hat der damaliger Bundeskanzler Otto von Bismarck seine Politik weltweit begonnen, deren Ziel es war die Expansion der Großmacht Deutschlands nicht nur auf die europäischen Kontinente zu üben, sondern auch auf die ganze Welt. Zu Beginn mit der Handelspolitik und danach

1985s 161 66 Nsekuye Bizimana, les Africains doivent ils imiter les Blancs en tout?: critique de la société „Blanche“Alternatives de Développement pour le tiers monde, Berlin: Ed. Humana. c 1987 s 163 67 Verdross Alfred, Völkerrecht, Wien, Springer, 1958, s 311 44 mit dem Protektorat. Die Frage der Aufteilung Afrikas durch die Großmächte europäischer Länder im Jahre 1880 wurde aber auf Initiative von Portugal in besondere zentralafrikanische Gebiete verlegt. Das Land Portugal hat im Jahre 1884 angefragt, ob eine internationale Konferenz stattfinden könnte. Der damaliger Deutschlandkanzler Otto von Bismarck sah diese Idee als gute Möglichkeit für Deutschland, um seine Investition weiter verbreiten zu können und er lud die 13 Länder zur Konferenz ein. Die Konferenz fand zwischen dem 15. November 1884 und dem 26. Februar 1885 in Berlin statt. In dieser Konferenz befanden sich folgende dreizehn europäische Länder: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland, Belgien, Norwegen, Spanien, Schweden, Italien, Portugal, Holland, Dänemark und Österreich-Ungarn, sowie Vertreter der Vereinigten Nation und des Osmanischen Reichs.

Die Geschichte Deutsch-Ostafrikas begann aber noch vor der Berliner Konferenz, mit den Initiativen von Carl Peters, geboren 1856 und verstorben im Jahr 1918. Am 28. März 1884 gründete Peters die „Gesellschaft für Deutsche Kolonisation“. Mit seiner kleinen Expedition nach Sansibar erreichte er am 9. November 1884 das Festland, mit dem Ziel der Hissung der Deutschen Flagge und der Unterzeichnung der Abtretungsverträge durch die Häuptlinge der Eingeboren“. 68

Nach der Unterzeichnung des Vertrages zwischen den Deutschen und dem Sultan von Sansibar und der Akzeptanz der Verwaltung des Küstengebietes kam es zu Unruhen zwischen den Arabern und der neuen Herrschaft. In diesem Aufstand drohten die Araber mit Vertreibung und sogar Ermordung der Deutschen, die sich im Land befanden. Diese Drohungen zwangen den Kaiser dazu Major Wissmann nach Afrika zu schicken. Im März 1889 erreichte Wissmann Sansibar. Als Reichskommissar mit 300 Europäern und etwa 800 ägyptischen Söldnern stürmte er alle Aufstände bis zum Jahr 1890, als er alle noch verbliebenen Aufstände niedergeschlagen hat. Nach seinem Tod im Jahr 1905 konsolidierte das Reich die Verwaltung und teilte die Schutzgebiete in 22 Bezirke ein, die von 3 Beamten geleitet wurden. Die Bezirke Bukoba, Ruanda und Burundi bekamen

68 Horstmann Harry, die Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika im ersten Weltkriege, Norderstedt, Germany, 2008 s3 45

Resident der unter kaiserlichem Gouverneur agiert hat. Der kaiserliche Gouverneur residierte in Daressalam. 69

Abb. 13 Diese afrikanische Karte zeigt die totale Aufteilung von Afrika, in der Deutschland Ruanda, Burundi und Tansania bekam. Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2e/Kolonisation_Afrikas.png am 29April 2010

6.1. Die Aufteilung von Afrika und die Übernahme von Ruanda durch die Deutschen

Die Berliner Konferenz hieß im Normalfall eigentlich Berliner West Afrikanische Konferenz aber auch Kongo Konferenz und hatte folgende drei Ziele: friedliche Schifffahrt auf den Flüssen Kongo und Niger, friedlicher und sicherer Handel im

69 Idem s4 46

Flusseinzugsgebiet des Kongos, und die Okkupation neuer Erdgebiete. 70 Es wird gesagt, dass die Initiativen Frankreichs und Deutschlands gute Strategien waren, um die schnelle Besatzung Großbritanniens durch Afrika zu begrenzen.

Marianne Bechhaus-Gerst schreibt in “AfrikanerInnen in Deutschland und Schwarz- Deutsche Geschichte und Gegenwart“: Die Kolonialmächte waren zusammengekommen um den freien Zugang für Handel und Mission in Afrika für alle Nationen vertraglich festzustellen, was mit der Erklärung der Freiheit und Schifffahrt auf dem Kongo und dem Niger, der Schaffung der Kongo-Freihandelszone und der Erklärung der Missionsfreiheit in ganz Afrika einherging. 71 In dieser Konferenz befanden sich keine AfrikanerInnen, obwohl Ziel der Konferenz die Aufteilung Afrikas war, was bedeutet, dass die Souveränität der Länder nicht respektiert wurde.

Während der Berliner Konferenz wurden einige Paragraphen diskutiert und beschlossen. Dies waren unter anderem: § 34: Die Information eines jeden neu okkupierten Gebiets soll an alle unterzeichneten Ländern weitergegeben werden. § 35: jedes Land, das ein Gebiet an der Küste des Kontinenten hat, hat die Verpflichtung in diesem Gebiet seine Autorität zu etablieren und die Sicherheit des Handels zu gewährleisten.

Nach der Konferenz und der totalen Aufteilung des afrikanischen Kontinents haben die Länder alle Resultate unterzeichnet, obwohl Deutschland und Frankreich gegen die Hegemonie von Großbritannien in Afrika waren. Großbritannien hat jegliche Resolution akzeptiert. Einen Tag nach der Konferenz schrieb Bismarck einen Brief zum Schutz der Deutsch-Ostafrikanischen Firmen. Das Ost-Afrika Gebiet umfasst das damalige Ruanda, Urundi und Tanganyika, das heutige Ruanda, Burundi und Tansania.

70 Koskenniemi Martii, the Gentle Civiliser of Nations; The rise and fall of International Law, 1870-1960, Cambridge, Cambridge Univ. Press, 2002, s 123 71 Bechhaus-Gerst Marianne (hrsg), AfrikanerInnen in Deutschland und Schwarz-Deutsche Geschichte und Gegenwart Münster, LIT, 2004 s 91 47

Das Ankommen der Weißen im ostafrikanischen Gebiet war aber nicht einfach, da die einheimische Bevölkerung sehr stark dagegen war. Es war ein Widerstand gegen die sogenannte Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (DOAG) und gegen alles, was damit verbunden war, Institutionen und Personen. 72

Im Jahr 1885 kam dann der erste Europäer unter dem Namen John Hanning Speck 73 nach Ruanda. Seine Beschäftigung war die Suche nach der Nil Quelle. Vom 11. bis zum 15. September 1892 reiste ein Österreicher als erster Europäer nach Ruanda. Es war Dr. Oscar Baumann, Doktor der Philosophie und Geographie, der vier Tage im Süden von Ruanda verbrachte. 74

6.1.1 Der erste Kontakt des Hofes mit den Deutschen Soldaten

Obwohl das Königreich von Ruanda bereits neun Jahre zum Deutschen Protektorat gehörte, war der erste Deutsche, der das ruandesische Königreich besuchte, Herr Graf Gustav Adolf von Götzen. Er war aus Tansania und überquerte den Flus Rusumo im Südosten um den Kivu See zu erreichen. Mit seinen 620 Soldaten stattete er dem Königshof in Nyanza einen Besuch ab, wo der damaliger König Kigeli IV Rwabugiri gelebt hat. Ohne zu wissen, dass sein Land Ruanda bereits 9 Jahre lange unter Deutschem Protektorat war, empfing der König seine Besucher am 4. Mai 1894. Von Götzen wurde im darauffolgenden Jahr als Gouverneur von Deutsch-Ostafrika geschickt. 75

72 Bückendorf, Jutta, Schwarz-Weiß-Rot über Ostafrika!, Münster, (ua), Lit Verl, 1997 s 349 73 Geboren in Großbritannien am24 Mai 1827, John Hanning Speck war ein Britischer Afrikaforscher. Gemeinsam mit seinem Freund Richard Francis Bourton planten sie eine Ostafrikanische Expedition, um die Quellen des Flusses Nil zu finden. Er entdeckte viele Flüsse und Seen wie den Tanganyikasee am 3. Februar 1853 und den Victoriasee am 3. August 1853. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Hanning Speck am 23/04/2010. 74 Briggs, Philip, Booth, Janice, Rwanda, Bradt pubns, 2010, s 9 75 Heiko Hooge, Uganda, Ruanda: (Tipps für individuelle Entdecker: mit Reise Karte zum Herausnehmen, Dormagen (Germany), Iwanowski's, 2006 s 48 48

Wie von verschiedenen Historikern beschrieben wurde, war das Land Ruanda vor der Ankunft der Europäer sehr stark, nicht nur die Armee des Landes, sondern auch die Politik und das gesamte Sozialsystem. Die ruandesische Gesellschaft war gut organisiert. Die gute Strukturierung der Herrschaft, d.h. die sehr gute Aufteilung der Macht überraschte die Deutschen. Deswegen hatten sie keinen großen Einfluss im politischen und sozialen Leben des Landes Ruanda. Die deutsche Okkupation war im Bereich der militärischen Aufgaben viel aktiver als im Bereich des politischen und sozialen Lebens. Diese 17 dauernden Okkupationen wechselten von militärischen Aufgaben zu zivilen Aufgabe im Jahr 1907.

Im Vergleich zu anderen Königreichen in Afrika wie z.B. Mwezi und Gisabo in Burundi, zeigte die ruandesische Herrschaft eine gute Beziehung und Kooperation mit den Deutschen. Dies hatte für beide Seiten Vorteile. Die Herrschaft unter König Yuhi V Musinga profitiert von der Kooperation mit den Deutschen, um die Macht und Herrschaft des Königs ganz stark zu ermöglichen. 76 Musinga, der seine usurpatorische Herrschaft noch stärken wollte, konnte keinen Widerstand gegen die Deutschen zeigen, da in einigen Teilen Ruandas die Aufstände gegen den Neuen begonnen hatten.

6.1.2 Die Rolle der Deutschen in der Konsolidierung der Königlichen Herrschaft

Die Deutschen haben König Musinga geholfen alle Unruhen zu bekämpfen. Jeder, der die Stabilität der Herrschaft stören wollte, speziell in den Gebieten der Königreiche, wurde bekämpft und besiegt. Ein Beispiel ist der sogenannte Ndungutse, der im Jahr 1912 mit dem Ziel nach Ruanda kam, die Herrschaft von Musinga zu stürzen. Er bestätigt sich als Sohn des gestürzten Königs Rutarindwa und wollte Nachfolger seines

76 Ferdinand Nahimana, le Blanc est arrivé, le Roi et Parti: une facette de l'histoire du Rwanda contemporain 1894- 1931, Kigali, Rwanda, Editions printer set, 1897 s 112 49

Vaters werden, weil König Musinga die Herrschaft illegal übernommen hat. Ndungutse wollte eine fast parallele Herrschaft mit Musinga, um ihn am Ende stürzen zu können. Er begann in den Regionen von Mulela und Buberuka, in denen er als König geherrscht hatte. Diese Regionen befanden sich zwischen den zwei Seen Burera und Ruhondo, an der heutigen Grenze zu Uganda. Er gründete seine Administration von kleinen Leuten, hatte eine Armee, bekam die Abgabe der Bevölkerung und hatte als König die Ehre. Mit den sogenannten Rukara rwa Bishingwe und Basebya ba Nyirantwari hatte er fast den gesamten nördlichen Teil des Landes erobert bevor König Musinga die Unterstützung der deutschen Soldaten bekam. Die entscheidende Schlacht zwischen den deutschen Soldaten und den aufständischen Truppen begann genau im Jahr 1912. 77 Ndungutse wurde besiegt, da die deutschen Soldaten Feuerwaffen benutzt hatten, während die anderen nur mit traditionellen Waffen kämpften. Nach dem Sieg der deutschen Armee über die Rebellen von Ndungutse, floh dieser nach Uganda und wurde dort von der Englischen Armee gefangen und ins Gefängnis gebracht. Die Deutschen erhielten durch König Musinga viele Begünstigungen und sind gute Freunde des Königs geblieben. Die politische und soziale Lage blieb jedoch weiterhin schlecht. Die kleinen Leute blieben ohne Macht und mussten weiterhin Abgaben an die großen Chefs leisten. 78 Für die Deutschherren hat es kein Sinn gemacht die politische und soziale Situation zu ändern. Der König als Großherr des Landes und die Tutsis als aristokratische Schicht wurden von den Deutschen unterstützt. Die Tutsi Herrschaft wurde stabilisiert und gestärkt. Die Hutus blieben als Untertanen bestehen. Obwohl die Kolonialmächte nicht viele Änderungen in der Herrschaftspolitik durchgeführt hatten, verlor der König einiges an Autorität. So hatte er vor Ankunft der Deutschen die Möglichkeit sein Land zu teilen, konnte die Hauptstadt jederzeit ändern und seinen Sitz ändern. Nachdem die Kolonialmächte nach Ruanda gekommen waren, sollte der König das Land nicht mehr so navigieren, wie er es früher gemacht hat. Er sollte auf einem bestimmten Platz bleiben, an dem er die Deutschen und die Missionare empfangen musste. Sein Hauptsitz blieb in Nyanza.

77 Heiko Hooge, Uganda, Ruanda, : (Tipps für individuelle Entdecker: mit Reise Karte zum Herausnehmen, Dormagen(Germany), Iwanowski's, 2006 s 551 78 Buranga, Anicet, Le Rwanda a la lumière des écritures, Editions publibook, Paris, 2008, s 43 50

Es hat noch weitere Änderungen gegeben. Die sogenannten “Abatware“ (Chefs) haben immer die Versammlungen im Königshof gehalten, aber zur Zeit der Deutschen konnten die Chefs sich auch an anderen Plätzen treffen. Neue Regierungsplätze (“Boma“) wurden gegründet, wie z.B. Gisenyi Ruhengeri, Shangi, Gatsibo und Musaho.

Der König wurde dann einerseits geschwächt und verlor auch an Macht in der Politik des Landes. Es wird geschrieben, dass der Verlust der Macht des Königs auch Konsequenzen für die ruandesische Gesellschaft hatte, wie zum Beispiel die Errichtung der Grenzen zwischen Ruanda und den Nachbarländern. Die Auseinandersetzungen zwischen den Kolonialmächten im Norden Ruandas und der Kampf über die Grenzen führten dazu, dass ein Teil der ruandesichen Bevölkerung ihr Heimatland verlor und in den Kongo und nach Uganda gezwungen wurden.

Die Ausgrenzung der Königsmacht ging weiter bis zur Errichtung der zweiten Hauptstadt des Landes im Jahre 1908 unter Führung des Deutschen Residenten Richard Kandt in Kigali. Diese verursachte ein Missverständnis zwischen dem König und dem Residenten, der Von Usumbura (heutiges Bujumbura: Hauptstaat von Burundi) nach Kigali gesiedelt war. Es hat aber keine große Änderung gegeben. Der König kooperierte trotz allem mit den Deutschen und den Missionaren. 79 Durch die Zusammenarbeit und Kooperation mit den Missionaren und Deutschen bewies die Herrschaft mit der Wegfreilassung zu den Missionarsleuten ein gutes Herz. Dies ermöglichte die Änderungen und die Akzeptanz der europäischen Ideen, was zu den politischen Änderungen führte.

Nachdem die Deutschen mit den Missionaren kooperiert haben, führten die Missionare im Jahr 1907 die Politik der Erziehung ein. Die ruandesische Bevölkerung konnte zu dieser Zeit weder lesen noch schreiben. Obwohl die Erziehungsprobleme keine Sorge für die Deutschen darstellte, haben einige wenige Deutsche, nicht mehr als 10 Leute im

79 Repubulika y'u Rwanda, Peresidansi ya Repubulika, Ubumwe bw'abanyarwanda, Mbere y'abazungu n'igihe cy'ubukoloni. Mu gihe cya Repubulika ya mbere, Kigali Kanama, 1999 s 19 51 ganzen Land, in Ruanda eine Schule gegründet. Es war im Jahr 1908, als sie die erste Schule in Kigali errichteten, welche jedoch nur für die Kinder der elitären Tutsis war. Diese Idee dauerte aber nicht lange an, da die Missionare diese Initiativen schon vor 1900 an die Missionare vergeben hatten. Die Missionare haben damals die Genehmigung der Deutschen benötigt, um die Schule in Nyanza bauen zu können. Die weißen Väter, die vor Ort waren, bauten Schulen in ganzem Land. Wie Francis Jouannet in seinem Buch „Le Francais aux Rwanda: Anquete Lexcale“ schreibt: Um 1910 existierten bereits 33 Missionsschulen, mit 1290 SchülerInnen (davon 279 Mädchen), im Jahr 1916 gab es 55 Schulen mit 3158 SchülerInnen, im Jahr 1921 waren es bereits 5034 SchülerInnen und im Jahr 1923 10.000 SchülerInnen.

Die weißen Väter konnten die Evangelisierung jedoch nicht allein durchführen und deswegen gründeten sie die Missionarsschule. Die ersten Ruandesen, die in die Schule geschickt wurden, wurden in die Missionarsschule von Rubya in Westtansania geschickt. Das Missionarsgymnasium wurde im Jahr 1912 in Ruanda gebaut. Es war in Nyaruhengeri, im Süden von Ruanda. Es übersiedelte aber nach Kabgayi, wo auch eine große Pfarrschule errichtet wurde.

Abb. 14 Die Bilder zeigen einen Missionar, der mit einem Chef und seinem leiblichen Beschützer auf einem traditionellen Teppich sitzen. Foto Google am 31/Mai/2010.

Das Abkommen zwischen der Kolonialmacht und den Missionaren war, dass die politische Administration damals an Zivilpersonen vergeben wurde, jedoch mit vielen 52

Vorteilen für die Missionare, die diese Zivilpersonen dazu benutzt haben, die gesamte einheimische Bevölkerung zu überzeugen, was das primäre Evangelisationsziel der weißen Väter war. Die Kolonialmacht profitierte von diesem System und konnte ihren Einfluss expandieren. Die Medien kamen zu viel und dies half den Jungen die Beamten zu überzeugen. Und es hatte keine negativen Auswirkungen auf die politischen und sozialen Beziehungen zwischen den Deutschen und dem König. Die Deutschen hatten eigentlich eine gute Beziehung mit dem König. Sie haben die Ordnung im Inneren des Landes gesichert und die getroffenen sozio-politischen Institutionen nicht gestört oder modifiziert. Dies ermöglichte eine gute Atmosphäre zwischen dem König und den Deutschen. 80 Nachdem die deutsche Kolonialherrschaft das Land Ruanda mit Missionen in Ordnung gebracht hatte, wurde die Administration in drei Teile geteilt. Die getroffenen Institutionen des Königs und seiner Chefs sind intakt geblieben, aber in Zusammenarbeit mit der parallelen deutschen Verwaltung. Die weißen Väter waren auch unter der kirchlichen Mission vertreten.

Abb. 15 Erziehung war eines der Ziele der weißen Väter. Auf diesem Foto lesen die Schüler die Deutsche Zeitung. Foto Otto Haeckel Deutsch -Ostafrika 1906

80 Jouannet, Francis, Le Français aux Rwanda: Enquête lexicale, Paris, SELAF, 1984 s 18 53

6.1.3 Handel und Wirtschaftliche Politik der Deutschen in Deutsch- Ostafrika

Die schnelle wirtschaftliche Entwicklung in den Deutsch-Ostafrikanischen Gebieten in den 1890er Jahren beeinflusste die koloniale Handelspolitik und die Plantagenarbeiter, was zum Ausbau der Infrastruktur, zum Straßen- und Wegebau und dem Eisenbahnbau geführt hat. Im Jahr 1893 errichteten die Deutschen die Eisenbahn von Tanga in Richtung Victoria See. Im Jahr 1899 wurde die Usambara Eisenbahn gebaut und durch die Unterstützung der Regierung führte die Deutsche-Ostafrikanische Gesellschaft (DOAG) diese Eisenbahn im Jahr 1912 bis nach Moschi. Mit dem Bau der ostafrikanischen Zentralbahn wurde im Jahr 1905 durch die Berliner Großbanken und die ostafrikanische Eisenbahn-Gesellschaft begonnen. Diese Eisenbahn erreichte Kigoma, unweit des Tanganyika Sees im Jahr 1914. Diese Eisenbahn hieß auch Tanganjika Bahn. Die Handelspolitik in Deutsch-Ostafrika basierte vor der Ankunft der Kolonialmacht nur auf einem Austauschsystem. Nachdem die Deutschen auf Grund der Wirtschaftsentwicklung und der Plantagenarbeit viele Mitarbeiter gebraucht hatten, dachten sie über die Einführung des Geldes im Deutsch-Ostafrikanischen Gebiet nach. In Zusammenhang mit diesen Aktivitäten begründeten die Deutschen ein neues Steuersystem, bei dem jeder erwachsene arbeitsfähige Mann 3 Rupien bezahlen musste. 81

81 Horst, Gründer, Geschichte der deutschen Kolonie, Paderborg; Wien (u.a), schnöningh, 1955 s 157 54

Abb. 16 Deutsch-Ostafrika Währung im Jahr 1884, Foto Wikipedia am 08/06/2010

Diese sogenannte Steuerpflichtpolitik brachte aber Probleme im deutschen Schutzgebiet mit sich, weil das bezahlte Geld nicht ausreichend war. Die Eingeborenen sollten dann auch noch die erhöhte Steuer bezahlen. Am 22. März 1895 wurde die Steuerpflicht pro Hütte vier Mal erhöht. Dadurch dass die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung der Arbeiter auf den Plantagen sehr schlecht waren (schlechte Behandlung während der Arbeit führte zum Tod mehrerer Arbeiter), kam es zu Unruhen zwischen Einheimischen und Deutschen. Dadurch kam es zur Begründung des Maji Maji Kultes („Maji“ = Wasser). Dieser Kult verbreitete sich sehr schnell und die einzige Ideologie war, dass die Einheimischen ein gemeinsames Gefühl haben sollten. 55

Abb. 17 Die unten gezeichnete Karte zeigt die gesamten Deutsch-Ostafrika Gebiete und den Absturzpunkt des Aufstands. Foto Google am 05/01/2011

Der erste Punkt des Aufstands war in Tansania, im Hinterland der Stadt Kilwa. Durch die Ausweitung der Kilwa Revolte gelang es den Revoltierenden das gesamte Kilwa zu erobern und nach kurzer Zeit versammelten sich ca. 2000 Kilwa Krieger gegen die Deutschen. Dies wurde als alarmierend empfunden, weil die Maji Maji Krieger mehrere Botschafter in das gesamte Südtansania schickten, um die Revolte zu stoppen. Der Alarm erklang bis nach Berlin, die die weniger und schwache deutsche Soldaten zum Hilfe kommen mussten.

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Der Kaiser entschied sich dazu einen Kreuzer nach Ostafrika zu schicken und weitere 200 Soldaten sollten von Eritrea kommen. Nach vielen Niederlagen der Kolonialmacht wird ein neues Kriegssystem, “System der Verbrannten Erde“ gegründet, welches zum Niederschlag und zur Vernichtung der Rebellen führte. Nach dem Aufstand bemühten sich die Deutschen im Schutzgebiet um Frieden.

Die Konsequenzen für die Deutsch-Ostafrikanischen Gebiete waren aber katastrophal. Die Politik der Verbrannten Erde kostete vielen Menschen das Leben. Obwohl es keine genaue Zahl der Opfer gab, hat die deutsche Behörde 75.000 Todesopfer angegeben, was aber in Realität viel zu niedrig bemessen war. Verschiedene Berichte ergaben große Unterschiede. Es war von bis zu 120.000 Todesopfern nach dem Kriege die Rede. Der Historiker G.C.K Gwassa aus Tansania sprach von einer Gesamtopferzahl von 300.000 Schwarzen und 500 deutschen Soldaten. Es wurde geschrieben, dass nur 15 der 500 deutschen Soldaten ums Leben gekommen sind. Auch 73 Askaris und 316 Kriegshelfer haben ihr Leben im Krieg gelassen. 82 Dem Krieg folgten Hungersnöte, so dass laut dem Bezirksrat von Lind jeden Monat des Jahres 1907 ungefähr 1500 Menschen verhungerten. Hungernde Schwarze wurden auch dazu gezwungen auf den Plantagen zu arbeiten.

82 Baer, Martin, Schröter, Olaf, Eine Kopfjagd, Deutsche in Ostafrika, Spuren kolonialer Herrschaft, Berlin, Links, 2001, s 101 57

Abb. 18 Strenge Bedingungen bei sehr niedriger Entlohnung führten zum Aufstand und Krieg zwischen der deutschen und ostafrikanischen Bevölkerung. Auf diesem Bild kümmern sich die Schwarzen um die Kautschukplantage. Foto: http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba108548/index.html am 16/06 2010

Trotz des ersten Weltkrieges war die wirtschaftliche Politik der Kolonialen Herrschaft in Ruanda nicht schlecht. Das soziale Leben basierte auf Viehzucht und Ackerbau. Um das Leben der Bevölkerung zu verbessern, haben die weißen deutschen Väter neue Pflanzen eingeführt, zum Beispiel „Kaffee“. Die Einführung des Kaffees in Ruanda begann im Südwesten Ruandas. Im Jahr 1904 haben die weißen Väter in Mibilizi, der Provinz Cyangugu, mit der ersten Kaffeeaussaat aus Guatemala begonnenen, welche anschließend noch ausgeweitet wurde. Nachdem die weißen Väter bemerkten wie gut der Kaffee auf ruandesischer Erde gewachsen war, brachten sie im Jahr 1910 noch eine andere Kaffevariante, die “Arabica“ von der Bourbon Insel. 83 Aufgrund ihrer Kaffeekultur und der Bemühungen der kolonialen Herrschaft hatte Ruanda die Chance auf europäisches Geld und die Erschließung der internationalen Märkte. Der Export von

83 Harorimana, Déogratias, le café et les caféicultures au Rwanda: cas du district de Marabá (Butare) dans la Province du Sud, Paris: publibook, 2007, s 35 58

Kaffee und die damit verbundene Handelspolitik führten am 01. November 1897 im gesamten Land zur Einführung der Steuerpflicht, der sogenannten Kopf- oder Hüttensteuer. Mit der Ausbreitung des ruandesischen Kaffees planten die Deutschen auch ein Eisenbahnnetz, “Ruanda Bahn“, im Deutsch-Ostafrikanischen Gebiet, was aber scheiterte, weil Deutschland nach dem ersten Weltkrieg einige seiner Kolonien, inklusive Ostafrika, verloren hat. Trotz allem gelang es den Deutschen eine innere Verkehrsverbindung zu errichten. Diese Verbindung ermöglichte Kontakte zwischen den südlichen und nördlichen, sowie den westlichen und östlichen Teilen des Landes. Die internationale Verkehrsverbindung führte vom Kivu-See im Kongo bis nach Bukoba in Tansania. 84

Dieses Verkehrssystem erleichterte einerseits die Kommunikation und ermöglichte andererseits den Handel in Ruanda. Es wird gesagt, dass es auch schon im alten Ruanda ein Kommunikationssystem gegeben hat, aber dieses bereitete der Bevölkerung nur Schwierigkeiten. Es gab Leute, die eine sehr lange Strecke zu Fuß mit einer Botschaft gegangen sind und solche Strecken sollten ebenfalls als Handelsweg dienen.

Die Kommunikationspolitik wurde von den weißen Missionarsvätern bekräftigt und auch durch den Ausbau des Postwesens, welches die Missionare verbinden konnte. Der Postverkehr hat bis zu der Zeit der Nationalpost gut funktioniert, aber eine große Rolle spielten auch noch die katholischen Gemeindezentren, die noch die Postbüros und die Briefmarken erhielten.

84 Sitefani Klos, der Beitrag von Mission und Kirche zu Ländlichen Entwicklung in Rwanda, Münster, Lit 1996 s 39 59

Abb. 19 Der Deutsch-Ostafrika Briefstempel für Ruanda Foto Google am 05/01/2011

Die katholischen Missionare haben viel gemacht, aber auch die protestantischen Missionare haben ein Rolle in der Bekämpfung der Krankheiten, dem Aufbau der Krankenhäuser und der Pflege kranker Leute in Deutsch-Ostafrika gespielt. Zum Beispiel hat die evangelische Missionsgesellschaft ein Spital für Deutsch-Ostafrika auf Sansibar gebaut. Dort wurde auch ein Krankenhaus von französisch-katholischen Missionaren errichtet. Mit der finanziellen Unterstützung des Kaisers haben die Deutschen ein Missionskrankenhaus in Daressalam neu gebaut. Diese Krankenhäuser hatten aber wenig mit der einheimischen Bevölkerung zu tun. Die behandelten Patienten waren fast ausschließlich Soldaten, auch solche aus Ägypten oder dem Sudan. Die ersten deutschen Ärzte, die an die ostafrikanische Küste kamen, sind nicht direkt zur Behandlung der Einheimischen gekommen, sondern als Schutztruppe unter der Führung von Wissmann. Nur zwei Ärzte, Stabsarzt Dr. Carl Heinrich SCHMERZKOPF(1848-1889) und Stabsarzt Dr. Paul KOHLSTOCK (1861-1901) sind gekommen, um sich der Gesundheit der Europäer und der Schutztruppe zu widmen.

Es war nicht leicht für die beiden Ärzte sich um die Gesundheit der Truppen und der Europäer zu kümmern. Deswegen sind noch mehr Ärzte dazugekommen. Dann fand auch die Gesundheitsversorgung für die einheimische Bevölkerung Platz.

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Die Einheimischen waren im Gegensatz zu den Europäern gegen viel mehr Krankheiten resistent. Es verwunderte die Europäer, wie der am Kopf verletzte Afrikaner noch weitergehen konnte. 85 Die Gesundheitsversorgung im vorkolonialen Ruanda wurde von traditionellen Ärzten durchgeführt. Diese sogenannten “Abavuzi ba Gakondo“ konnten Medikamente aus Tieren und Pflanzen gewinnen und hatten die Fähigkeit, verschiedene Krankheiten wie Lungenentzündung, Durchfall etc. zu heilen.

Die moderne medizinische Versorgung wurde in Ruanda von Missionaren eingeführt, wie in dem Buch “Contribution a l'étude de la sociolinguistique du Rwanda Belinguisme: Kinyarwanda et Francais au Rwanda“ beschrieben wird. Spiridion Shyirambere schreibt, dass es während des ersten Weltkrieges ein Spital für deutsche Soldaten in Ruanda, genau in Rubengera (Westruanda) gegeben hat. Im Jahr 1920 wurde ein Spital im Zentrum von Kigali von dem Belgischen Major Declercq errichtet. Die „Church Missionary Society“ erbaute drei Spitäler in Gahini (Ostruanda), Shyira (Westruanda) und Kigeme (Südruanda). Die Adventistische Kirche begründete im Jahr 1934 ein sehr wichtiges Spital in Ngoma, nahe dem Kivusee. Die Römisch-Katholische Kirche begründete im Jahre 1937 eine katholische Poliklinik in Kabgayi (im Zentrum des Landes).

Alle oben genannten deutschen Initiativen kamen zu keinem Ende, da die militärischen Konflikte, die der Welt zwischen 1914-1918 schadeten, die Deutschen dazu zwangen ihre kolonialen Gebiete zu übergeben.

85 Walter Bruchhausen, Medizin zwischen den Welten. Geschichte und Gegenwart des Medizinischen Pluralismus im südöstlichen Tansania, Göttingen V und R Unipresss, Bonn, univ. press, 2004 s 58-59 61

7. Das Ende des Deutschen Protektorats und die Ankunft der Belgier im Jahr 1916

7.1. Der Erste Weltkrieg und die Niederlage der Deutschen Kolonien in Deutsch-Ostafrika

Die komplette Aufteilung Europas in zwei große Mächte, Drei Bund (Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien) und Triple Entente (England, Frankreich und Russland) beeinflusst von Entwicklungen und der großen Umrüstung waren die Hauptgründe für den Ersten Weltkrieg. Es wird geschrieben, dass auch die Expansionspolitik der Großmächte nach Asien, Afrika und Lateinamerika als Ursache gilt. In seinem Buch “Der Erste Weltkrieg“ schreibt Volker Rolf Berghahn: “Schließlich ist der Kriegsausbruch 1914 auch mit der Imperialistischen Expansion der Europäer nach Asien, Afrika und Lateinamerika in Zusammenhang zu bringen. In den Siebziger und Achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts begannen die Europäer jenen berühmt- berüchtigten “scramble for colonies“. 86

Nach der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie am 28. Juni 2008 und nach dem Ultimatum vom 23. Juli 1914, in dem die österreichisch-ungarische Regierung von der serbischen Regierung verlangte eine gerichtliche Untersuchung gegen die Teilnehmer des Komplotts vom 28. Juni einzuleiten, weigerte sich die serbische Regierung dies zu tun. Am 28. Juli 1914 erklärte der damaliger Außenminister Leopold Berchtold Serbien den Krieg.

86 Berghahn, Volker, R, Der Erste Weltkrieg, München, Beck, 2003 s 25 62

Abb. 20 Der Österreichisch-Ungarische Erzherzog Franzis Ferdinand und seine Gattin Sophie (Links) verlassen das Rathaus in Sarajevo am 28. Juni 1914 kurz vor ihrer Ermordung durch den Serben Prinzip (Recht) Foto: http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/sarajew1/index.jpg&im grefurl=http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/sarajew.1 am 20/09/2010

Am Anfang war es ein europäischer Krieg, der dann aber auch auf die Kolonien übergriff. Nachdem England im Jahr 1914 beschlossen hat Deutschland zu erobern, war das Ziel nicht nur auf Deutschland begrenzt, sondern auch auf die Kolonien. Die Niederlage Deutschlands begann mit der Eroberung des Hafens Tanga im heutigen Tansania und der Zerstörung des Kommunikationsnetzwerkes in Dar es salaam, wodurch den Deutschen keine Kommunikation mehr zwischen Bukoba, Mwanza und der Deutschmarine möglich war. Dies ermöglichte die Kapitulation der Deutschen durch die englischen sowie indischen Soldaten, aber zuerst war ein Sieg der Deutschen über die Briten im November 1914 zu verzeichnen, welcher zahlreiche Opfer forderte.

63

Im folgenden Jahr 1915 gelang den Briten durch eine entscheidende Schlacht der Sieg über die Deutschen. In der Zwischenzeit kämpften die belgischen Soldaten aus dem Kongo gegen die Deutschen in Ruanda. 87

Die Deutsche Armee, die im Jahr 1914 in Ruanda stationiert war, hatte nur 24 deutsche Offiziere und Sous Offiziere unter dem Kapitänsführer Wintgens. Die 24 deutschen Soldaten mussten dann das einheimische Militär ausbilden. Das waren insgesamt 150 einheimische Soldaten, die mit den Deutschen im Krieg gegen die Belgier teilnehmen sollten. Es kamen noch 2500 Kämpfer mit traditionellen Gewehren dazu. Die 2500 Askaris oder freiwillige Soldaten wurden vom König rekrutiert und sollten nicht vor der Schlacht weglaufen. Wer weglief, wurde zusammen mit seiner Familie vom König bestraft.

Die belgische Armee hatte keinen Zugang zum See und hatte Schwierigkeiten damit, die Kanonen zu transportieren. Die Einheimischen sollten nur die Kanonen transportieren, welche die belgische Armee nicht brauchte.

Die deutsche Armee profitierte davon und eroberte den Kivusee. Kapitän Wentigens eroberte am 24. September 1914 die komplette Insel Idjwi. Auf diesem Feldzug wurden zwei belgische Soldaten und 50 Afrikaner gefangen genommenen. Die entscheidende Attacke der belgischen Armee am 27. Oktober 1914 in Gisenyi (Ruanda) war erfolglos. Die 2500 einheimischen Soldaten von Musinga haben der deutschen Armee geholfen, vermutlich unter der Prämisse König Musingas, die Königreiche Kivu und Ijdwi wieder erobern zu können. Es wurde auch gesagt, dass König Musinga den Deutschen geholfen hat, weil er gehört hat, dass die Belgier seine Viehzüchte sicherstellen konnten. Es gab auch Revolten gegen die Briten in dem Gebiet Kiga. Nyindo, der Stiefbruder von Musinga, versuchte mit den Deutschen in Ruhengeri eine Beziehung anzufangen.

87 Gerhard Hirschfeld, Enzyklopädie Erst Weltkrieg, Paderborn (u.a.): Schöningh, 2008, s 438 64

Zu Beginn hasste er die Weißväter und wollte unter den Einheimischen den Hass gegenüber den Weißvätern verbreiten. Kapitän Wintgens versprach ihm einige Rinder. 88

Die belgischen Soldaten hatten in Kivu große Schwierigkeiten damit die Deutschen zu attackieren, da der Tanganyikasee noch von den Deutschen blockiert wurde und keine Munition zur Verfügung stand. Jeder Soldat sollte nur 150 Schüsse haben. Im Jahr 1915 haben die Briten ein neues System entwickelt, bei dem eine Pflichtwehr für alle eingeführt wurde. Die britischen Soldaten wurden verstärkt nach Europa und die anderen nach Afrika in die Kolonien geschickt. Damit die Briten auch die neuen und modernen Gewähre kauften, intensivierten sie die offensive Attacke unter dem europäischen Kommandanten Leutnant Colonel Harry. Im Jänner 1916 bombardierten und zerstörten die Briten die große deutsche Marine, wodurch die drei deutschen Schiffe im Tanganyikasee kapitulierten. Im Jänner 1916 versuchte die belgische Armee noch eine große Offensive gegen die Deutschen in Kivu. Die Deutschen hatten nach Angabe der Spione nur 1500 Soldaten, 6 Kanonen und 15 automatische Gewähre. 89

Am 16. April 1916 marschierte die belgische Armee in drei Teilen und drei verschiedenen Richtungen nach Ruanda. Unter der Führung von Kapitän Molitor marschierte der erste Teil von Gisenyi nach Kigali. Südlich des Landes nahm Olsen die Führung nach Nyanza auf, dem damaligen Wohnsitz und Königshof von König Musinga. Rouling kommandierte den dritten Teil von Nord nach West. Wie oben beschrieben hatte die belgische Armee Schwierigkeiten beim Transport. Die Ziele des Marsches nach Nyanza waren es den König zu überzeugen und eine dringende Zusammenarbeit gegen die Deutschen zu fordern. Sie fragten den König auch nach den Leuten, die mit dem Transport von militärischen Sachen zu tun hatten. Die kongolesischen Transporter waren schon müde und konnten vermutlich weglaufen. Die belgischen Soldaten rekrutierten mehr ruandesische Männer und die rekrutierten Männer waren es, die den

88 Linden, Ian, Christianisme et pouvoirs au Rwanda, 1999 s 166 89 Patrick Lefèvre, Jean Nöel Lefèvre, les Militaires Belge et le Rwanda: 1916-2006, Bruxelles: Edition racine, 2006 s 19-20 65 großen Marsch nach Kigali ermöglichten. Kigali wurde im Mai 1916 von Molitor besiegt. Es war aber nicht einfach für die belgische Armee nach Kigali zu marschieren. Die Soldaten hatten auch Probleme mit der Kommunikation, wurden aber von den weißen Vätern darin unterstützt den richtigen Weg zu finden und die einheimische Bevölkerung zu überzeugen. Nach der Niederlage des deutschen Kapitäns Wintgens, der genannt wurde nicht gefangen und versuchte nach dar es-Salaam zu fliehen. Es gelang ihm und seine Soldaten (Askaris) wurden von König Musinga entwaffnet. Nach der Niederlage der deutschen Armee entschieden sich die Siegermächte über die Zukunft der Kolonien. Die nördlichen sowie südlichen Kolonien wurden von Deutschland entzogen und entweder als Mandat oder Protektorat an die Siegermächte übergeben. Wie oben beschrieben wurde die deutsche von der belgischen Armee, die im heutigen Kinshasa (Kongo) stationiert ist besiegt und die Territorien von Ruanda und Urundi fielen im Jahr 1916 in die Hände der Belgier. Als Konsequenz des ersten Weltkrieges verliert Deutschland auch die Kolonien. Im Jahr 1918 entscheidet sich der Völkerbund, dass Deutschland seine Kolonien an die Kriegssieger übergeben musste. Belgien bekam die Territorien von Ruanda und Urundi, die beide von Bujumbura als alter Hauptstadt von Ruanda-Urundi und heutiger Hauptstadt von der Republik Burundi regiert wurden.90 Am Anfang haben die Belgier eine indirekte Herrschaft ausgeübt und mit dem König und den Tutsi Eliten zusammengearbeitet. Die Gesundheitspolitik wurde an die Kirchenleute weitergegeben. Dies hat der römisch-katholischen Kirche geholfen, die einheimische Religion zu bekämpfen. Die Tutsi Volksgruppe wurde noch als Elite angesehen und konnte die Schule besuchen. Sie hatten die Möglichkeit, der Kirche sehr schnell beizutreten, während die andere Volksgruppe noch warten musste. Sie haben in der Schule gelernt, dass sie einer intelligenten Klasse angehören und ähnlich der weißen Bevölkerung sind. Gleichzeitig wurden die Hutus als Neger, Wilderer und ungebildete Menschen angesehen. Diese Ideologie verbreitete sich sehr schnell und wurde auch weiterhin in den Schulen von Priestern, Intellektuellen und Akademikern gelehrt. Dies wirkte sich sehr negativ auf das soziale Leben aus.

90 http://www.tlfq.ulaval.ca/ax1/afrique/rwanda.htm am 07/09/2010 66

Die Tutsis wurden von der katholischen Kirche favorisiert, die Hutus und ihre Chefs blieben weiterhin die unterworfene Volksvolksgruppe. Vor Ankunft der Weißen gab es diese Autoritätsunterschiede nicht.

Auf der anderen Seite verlief die kirchliche Politik aber sehr schlecht. König Musinga V wollte seine Leute nicht in die katholische Kirche eintreten lassen. Als die Kirche im gesamten Land verbreitet war, versuchte König Yuhi Musinga V diese Verbreitung zu schwächen, aber seine Initiativen konnte er nicht zu Ende bringen, da er am 12. November 1931 von den Belgiern vom Thron abgesetzt wurde. 91

Der König wurde mit seiner Familie, 5 Frauen und 9 Kindern, ins Asyl gezwungen und nach Kamembe in Cyangugu (südöstlich von Ruanda) deportiert. Dort wurde er zwei Mal von Belgiern verhaftet, weil er mit Beginn des zweites Weltkrieg glaubte, die Deutschen könnten ihn wieder zurück zum Thron bringen. Seine Anhänger und die Schützer der Tradition haben aber weiterhin König Musinga als ihren Chef angesehen. Sie haben ihm weiterhin die Abgaben gebracht.

Als seine Mutter Kanjogera am 2. Oktober 1933 in Kamembe (Cyangugu) gestorben war, bekam der abgesetzte König am 18. Juni 1940 von der belgischen Behörde in Kigali den Befehl das Land zu verlassen. Er wurde in den Kongo abgeschoben, wo er auch unter der Angst, dass er dort als König herrschen könnte, verhaftet wurde. Am 25. Dezember 1944 starb König Musinga in der heutigen Demokratischen Republik Kongo, genau genommen im Moba Gebiet.

91 Moise Léonald Jamfa Chiadjeu, Comment comprendre la “Crise“ de l'état postcolonial en Afrique? Un Essai d'explication structurelle à partir des cas de l'Angola, du Congo-Brazzaville, du Congo-Kinshasa, du Liberia et du Rwanda, Bern Berlin Bruxelles Frankfurt am Main New York Oxford Wien Lang, 2003 s 148 67

Abb. 21 Der ins Asyl gezwungene König Yuhi Musinga V im November 1931 92

Abb. 22 Eine von Musingas Töchtern in Kamembe Cyangungu (Ruanda Urundi) Photo http://www.flickr.com/photos/pgkivu am 03/10/2010

92 http://www.musabyimana.be/lire/article/la-deportation-du-roi-yuhi-musinga/index.htm am 11/09/2010 68

Die belgische Politik änderte sehr viel in Ruanda, zum Beispiel zwang das Dekret von 1917 die Könige dazu unter dem belgischen Statthalter zu arbeiten. Unter dieser Bedingung sind alle königlichen Autoritäten unter der Herrschaft der Kolonien geblieben. In diesem Zusammenhang bekam die Kirche eine große Rolle in der Innenpolitik und konnte die hamitische Idee verbreiten. Nach Meinung der Kolonialmacht sind die drei Volksgruppen von Ruanda in Hutus, Tutsis und Twas unterschieden. 93 Das soziale und politische Leben änderte sich ganz stark nach der Inthronisierung von Mutara III Rudahigwa am 16. November 1931. Dieser Königsnachfolger wurde zum König für die Weißen, weil er so wie Weiße bekleidet war und selbst mit seinem Auto fuhr. Die Kirche spielte eine große Rolle dabei, seinen Bruder, Musinga, ins Ausland zu schicken. Rudahigwa wusste warum sein Bruder vom Thron gestoßen wurde. Musinga hat nicht gut mit der belgischen Kolonialmacht kooperiert und wurde deswegen entmachtet. Da sein Nachfolger nicht denselben Fehler machen wollte wurde er christianisiert und am 14. Oktober 1940 konsekrierte er, unter dem Druck von Bischof Léon Classe das gesamte Land zum Katholizismus. Er wurde am 17. Oktober 1943 getauft. Sein Taufvater war ebenfalls Bischof Léon Classe. Der Taufname des Königs war Charles-Léon-Pierre.

93 Moise Léonald Jamfa Chiadjeu, Comment comprendre la “Crise“ de l'état postcolonial en Afrique? Un Essai d'explication structurelle à partir des cas de l'Angola, du Congo-Brazzaville, du Congo-Kinshasa, du Liberia et du Rwanda, Bern Berlin Bruxelles Frankfurt am Main New York Oxford Wien Lang, 2003 s 150 69

Abb. 23 Der modernisierte König Mutara III Rudahigwa mit katholischen Priestern in Kabgayi Foto von Habimana Murayi auf http://www.flickr.com/photos/26403077@N02/4356788179/ am 30/10/2010

Die römisch-katholische Kirche beherrschte ganz Ruanda. Im Jahr 1934 waren 90% der Chefs getauft. 94 Die regierende Klasse wurde favorisiert, aber erst nachdem die Mitglieder zum Katholizismus konvertierten. Die belgischen Herrscher übernahmen die Kontrolle in allen Bereichen. Sie beginnen die Verwendung des Geldes und setzten die Politik der Erziehung fort. Von dieser profitierten nur die Tutsis. In der Schule der „Gruppe scolaire d'Astrida“ gab es 1932 viermal mehr Tutsi Studenten als Hutus. Diese Schule bildete zukünftige Administratoren, Ärzte, Agronomen und Viehärzte aus. Zwischen den Jahren 1945 und 1954 gab es nur 16 Hutu Studenten, aber 447 Tutsis. Nach Abschluss des Studiums bekamen Hutu Studenten keine guten Jobs. Die Politik der Ungleichheit ging noch weiter bis zur gezwungenen Arbeit gegen die Hutus. Immer mehr Hutus entschieden sich dazu das Land Ruanda zu verlassen und ins Ausland zu fliehen.

94 Chrétien, Jean Pierre, l'invention de l'Afrique des Grands Lacs: une Histoire du XXe Siècle, Paris: Karthala, 2010 s 302 70

Abb. 24 Die Landkarte von Ruanda-Urundi und die Währung der belgischen Kolonialherren. Foto http://www.worldstatesmen.org/Burundi.html und http://www.numismondo.com/pm/rwb/ am 20/11/2010

7.2. Die Hamitentheorie und ihre Folgen auf die Ruandesischen Volksgruppen

Unter dem Wort „Hamite“ bzw. „Nilotik“ versteht man eine Hirtenvolksgruppe aus Äthiopien, Palästina und Mitteleuropa. Dieses Volk entstammt dem biblischen Mythos nach angeblich einem Sohn Noahs, Ham. Nachdem europäische Reisende wie John Hanning Speke, Richard Burton und Harry Hamlin Johnston nach Afrika der Größensee gereist sind haben sie die Behörden getroffen. Diese Behörden basierten auf Rassen. Die aristokratische Klasse war sehr wichtig in der Monarchie und hat die europäischen Reisenden geprägt. Diese glaubten, dass die hamitische Hirtenvolksgruppe nach Afrika der Größensee gesiedelt ist.

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Die Tutsi Eliten, die mit den Europäern gekommen waren wurden von ihren Gästen als intelligent, schön, und zum Herrschen geboren beschrieben. Andererseits wurden die Hutus als Neger und Unterworfene der Tutsis beschrieben. Die Tutsis haben den Europäern bezüglich dieser Theorie der neuen Charakterisierung zugestimmt. 95 Die gefolgten Europäer beschrieben die Tutsis auch als Eliten und als sehr schön. Im Jahr 1902 schrieb der katholische Bischof Leon Klasse, dass die Tutsis eine sehr gute physische Kondition hätten. Im Jahr 1917 schrieb Vater Francois Menard: „Tutsis sind Europäer mit schwarzer Haut“. 96 Sandrine Schilling schrieb “ Tutsis seien „Neger“ oder gar „Europäer mit schwarzer Haut“, was sie indes nicht weiter erstaunte, gehörten diese doch weitgehend zur herrschenden, aristokratischen Gruppe. Die Kolonisatoren nahmen an, dass diese den Europäern in eigenartiger Weise ähnlich sehende Afrikaner “zum Regieren geboren“ seien .97 Richard Kandt, erster deutscher kaiserlicher Resident schrieb, dass sich „ dieses Volk in knechtischer Abhängigkeit von den Watussi, einer fremden semitischen oder hamitischen Adelskaste deren Vorfahren aus den Gallaländern südlich Abessiniens kamen, dem gesamten Zwischenseegebiet unterworfen hatten; er fand das Land eingeteilt in Provinzen und Distrikte, die unter der aussaugenden Verwaltung der Watussi standen, deren riesige über zwei Meter hohe Gestalten ihn an die Welt der Märchen und Sagen erinnerten 98 . Es wird aber geschrieben, dass die Worte “Tutsi“, „Hutu“ und „Twa“ vor der Kolonisierung keine rassische oder ethnische Bedeutung hatten, sondern die jeweilige Identifizierung vom Sozialleben und der Klasse abhingen. Das Alltagsleben im alten Ruanda basierte zum Großteil auf Ackerbau und Viehzucht. Die Identifizierung zwischen Hutus und Tutsis basierte aber nur auf Viehzucht. Wie die Geschichte des alten Ruanda besagt, gehörte jeder der mehr als 10 Rinder hatte der

95 Helmut Strizek, Geschenkte Kolonien Ruanda und Burundi unter Deutscher Herrschaft, Mit einem Essay unter der Entwicklung bis zur Gegenwart, Berlin Links, 2006 s 33 96 Gatwa Tharcisse, The Churches and Ethnic Ideology in the Rwanda crises, 1900-1994, Milton Keynes: Patemoster, 2005 s 70 97 Schilling, Sandrine, Gegen das Vergessen: Justiz, Wahrheitsfindung und Versöhnung nach dem Genozid in Rwanda durch Mechanismen transitionaler Justiz: Gacaca Gerichte, Lang, Bern; Wien ( u. a), 2005, s 58 98 Idem, s 58 72 adeligen Volksgruppe der Tutsi an, während jene die weniger als 10 Rinder hatten Angehörige der Hutu Gruppe waren. Vansina Jan geht in ihrem Buch “Le Rwanda encien: le Royoume Nyiginya“ mit der Erkennung der Namen Hutu und Tutsi sogar noch weiter. Sie schreibt: “ Dans le cadre du developpement interne des armees, donc au plus tard du temps de Rujugira les termes Hutu et Tutsi furent appliqués a de nouvelles catégories de personnes. dans cet environnement, tout guerrier combattant était un Tutsi, le terme étant opposé à umutware:“chef“ et a Hutu: “Non combattant“. „Bei der Entstehung der Armee zur Zeit Rujugiras haben die Namen Hutu und Tutsi eine neue Bedeutung bekommen. Die echten Krieger wurden als Tutsi identifiziert, während jene, die nicht am Krieg Teil genommen haben, als Hutu bezeichnet wurden. Der Name Hutu wurde an alle Bauern vergeben“. 99

Obwohl die Kategorisierung unter der ruandesischen Bevölkerung schon gegeben war, hat die Biologisierung der Gruppen nach Sozialstruktur die Verbindung zwischen den Ruandesen weiter ermöglicht. Diese Verbindung wurde von allen drei Volksgruppen akzeptiert und respektiert. Beispiele dafür sind unter anderem die gemeinsame Kultur, die gleiche Sprache “Kinyarwanda“, das Verwandtschaftssystem und das Gemeinschaftsleben. Es gab in Ruanda keine Region, die ausschließlich für Tutsis, Hutus oder Twas war, sondern alle wohnten ohne jegliche Unterschiede in ganz Ruanda. Die zwei großen Volksgruppen Hutu und Tutsi hatten durch die Hochzeit eine große Verbindung. Die sogenannte Heiratsallianz und die Durchmischung spielten eine wichtige Rolle im sozialen Zusammenhalt und die gemeinsame Kultur wurde unterstützt. 100 Dieses System hat sich durch die Kolonisation langsam verändert. Zuerst während der Zeit der Deutschen, und noch mehr während des Belgischen Mandats.

99 Vansina, Jan, Le Rwanda encien: le Royoume Nyiginya, Paris, Karthala, 2001, s 173 100 Schilling, Sandrine, Gegen das Vergessen: Justiz, Wahrheitsfindung und Versöhnung nach dem Genozid in Rwanda durch Mechanismen transitionaler Justiz: Gacaca Gerichte, Lang, Bern; Wien ( u. a), 2005, s 40 73

Die beschriebene Biologisierung der Ruandesen wurde verstärkt und die Verstärkung basierte zu dieser Zeit auf dem Körperbau. Die belgische Kolonialmacht beschrieb die Hutus als sehr niedrige und kleine Menschen mit großen Köpfen, lustigen Gesichtern, sehr dicker und breiter Nase, großem Mund und großen Lippen. Sie waren sehr einfache Menschen und lachten viel, wenn sie zusammen waren. 101 Auf der anderen Seite wurden die Tutsis als Hamiten beschrieben. Der Belgische Arzt J Sasserat beschrieb die Tutsis 1948 als Hamiten weil sie eine ganz gerade Nase, ein langes Gesicht und kleine Lippen hatten. Sie waren sehr diskret, bewahrten Geheimnisse für sich und waren ruhige und schöne Menschen. Die Hutus waren seiner Meinung nach Bantus, Neger mit breiter Nase, dicken Mundlippen und gesenkten Gesichtern. Weiters beschreibt er Hutus als kleine furchtsame Kinder, schmutzig und Angehörige der Sklavenklasse. 102 All diese unrealistischen Ideologien und dieser Trennungsgeist haben die damalige ruandesische Gesellschaft und das soziale Leben der Bevölkerung verändert. Dies wurde von den weißen Vätern noch weiter ausgeführt. Diese unbestreitbare Situation und rassistische Ideologie führte nach Einführung des Ausweises mit Bezeichnung der ethnischen Angehörigkeit zu einer gefährlichen sozialen und politischen Situation zwischen allen drei ruandesischen Volksgruppen. Es wurde gesagt, dass auch Hutus regieren konnten, aber die weißen Väter ließen diese nicht allein regieren, sondern wollten, dass sie von den Tutsis kontrolliert wurden. Linden Ian schrieb in seinem Werk „Christianisme et pouvoir au Rwanda 1900-1990“ von dem Administrator Mahuku: “Mahuku n'est pas un mauvais sous-chef, mais Muhutu il doit etre surveillé dans tous ses actes“ 103 Mahuku ist kein schlechter Sous-Chef, aber der Hutu muss in all seinen Taten überwacht werden. Zuerst hatte die belgische Kolonialherrschaft die Bemessung der Nase als konkreten Beweis zur Identifizierung der Hutus oder Tutsis. Aber diese Methode konnte nicht an der gesamten Bevölkerung praktiziert werden. Die belgische

101 Moise Léonald Jamfa Chiadjeu, Comment comprendre la “Crise“ de l'état postcolonial en Afrique? Un Essai d'explication structurelle à partir des cas de l'Angola, du Congo-Brazzaville, du Congo-Kinshasa, du Liberia et du Rwanda, Bern Berlin Bruxelles Frankfurt am Main New York Oxford Wien Lang, 2003 s 150 102 Josiane Boulad Ayoub, Luc Bonneville, Souverainetés en crise, Paris : L'Harmattan; [Québec ]: Presses de l'Université Laval, 2003 s 458. 103 Linden, Ian, Christianisme et pouvoirs au Rwanda, 1999 s 223 74

Kolonialherrschaft führte daher eine neue Methode ein, den Ausweis mit Identitätsbezeichnung.

Abb. 25 Die Nasenbemessung als erste Methode der Volkstrennung in Ruanda wurde von der belgischen Kolonialherrschaft praktiziert. Foto: am 21/10/2010 Artikel: 1450-1990: Histoire, Naissance et Affermissement de l’idéologie raciste. Veröffentlicht am 13. Dezember 2005 http://jonathan.touboul.free.fr/article.php3?id_article=35

7.3. Die Einführung der Ethnischen Identität

Das Land Ruanda hatte in den 30er Jahren bereits Elite Hutus, die schon die Schule besuchten. Diese Hutus kritisierten die koloniale Politik der Trennung. Trotz der Kritiken über die Verbreitung der Hasspolitik in Ruanda, wurde dieser Hass verstärkt und nach der Einführung des Personalausweises mit der ethnischen Identität war es klar, dass die Konflikte zwischen Hutus und Tutsis unvermeidbar waren. 104 Im Jahr 1931 wurde der erste Nationalausweis in Ruanda eingeführt, welcher die sozialen und politischen Spannungen in Ruanda weiter fortsetzte. Jeder Ruandese über

104 Buranga, Anicet, le Rwanda a la Lumière des écritures, édition Publibook, Paris-France, 2008 s 44 75

18 sollte einen Ausweis bekommen. Die vorkolonialen Herrschaften haben die ethnische Angehörigkeit von der Anzahl der Rinder abhängig gemacht. Während der Verleihung des Ausweises in der Kolonialzeit haben die belgischen Behörden diese Bedingungen jedoch ignoriert und jeder konnte seine ethnische Angehörigkeit wählen. In dieser Situation wählte die Mehrheit mit 84% Hutu als ihre Identität, 15% wählten Tutsi und 1% Twa. 105

Abb. 26 Die Ausweise mit Aufzeichnung der ethnischen Gruppe waren mitunter Hauptgrund für die Auseinandersetzungen zwischen Hutus und Tustis. Foto: am 22/10/2010 Artikel: 1450-1990: Histoire, Naissance et Affermissement de l’idéologie raciste. Veröffentlicht am 13. Dezember 2005 http://jonathan.touboul.free.fr/article.php3?id_article=35 .

105 Ternon, Yves, Guerres et Génocides au XXe Siècle: Architectures de la violence en masse, Paris, Odole Jacob, 2007 s 297 76

Die politische Lage in Ruanda ist spannend geblieben. Die Tutsi Minderheit hatte keinen Einfluss, weil sie die Regierung monopolisierten. Die Statistik zeigt eine drastische Zahl der Tutsi Regierung im Jahr 1950. Von 33 Stadtratsmitgliedern waren 31 Tutsi; alle 45 Bundeshauptmänner waren Tutsi; 544 von 559 Souschefs waren Tutsi. Die soziale Lage und die Beziehungen zwischen den Hutus und den Tutsi waren extrem schwach und kompliziert. Ungleichheit herrschte im Land, die Ausbeutung der kleine Leute nahm zu, die belgische Behörde regierte an der Spitze des Landes mit privilegierten Tutsis an zweiter Stelle und diese nutzten jede Gelegenheit, um die Politik des Landes diktatorisch auszuüben. Die Regierung des Landes basierte demnach mehr auf ethnischer Zugehörigkeit als auf Landesleuten. 106 Trotz der Politik der Ungleichheit in Ruanda hatten auch manche Hutus einen Posten in der Administration des Landes, wurden aber aufgrund des Verdachts gekündigt, dass sie laut dem Chef Gashugi in „Un éveque au Rwanda: les six premières années de mon épiscopat (1956 – 1962)“ von Pater Perraudin André nicht zum Regieren geeignet waren. “ Après leur investiture, ils se sont attelés à depouiller leur gens de leur biens: Chevres, Mouton, ect et ceci dès le début de leur carrière. L'état et le Mwami, mis au courant de ces Agissement sont intervenus pour les obliger a restituer et ensuite leur écarter des Fonctions publiques.c'est à ce moment qu'on s'est rendu compte qu'il n'etait pas opportun de places les Hutu dans des Postes de commendements“. 107 Nachdem die Hutus die Arbeit in der Regierung bekamen hat die Bevölkerung ihre Viehzucht (Ziege, Schafe) in den Hutu Gebieten beendet und somit schon von Anfang an ihre Karriere. Deswegen haben der König und die Regierung sie zur Kündigung gezwungen, da sie schon merkten, dass es die richtige Zeit für sie war zu regieren.

106 Uvin Peter, Aiding violence: the development enterprise in Rwanda, West Hartford, Conn. Kumarian Press, 1998 s 20 107 Perraudin André, Un évêque au Rwanda: les six premières années de mon épiscopat (1956 – 1962), Saint- Maurice, Ed. Saint-Augustin, 2003.s 157 77

Abb. 27 Pater André Perraudin, geboren am 7. Oktober 1914 in Bagnes in der Schweiz, war der Pater von Kabgayi von 1956 bis 1989. Foto. http://www.google.at/imgresimgurl=http://www.only.nl///RWANDA/Archives/perraudin.jpg

8. Die Folgen der Volkstrennung und die Auswirkungen auf die Innenpolitik

Nachdem die ruandesische Gesellschaft ethnisiert wurde entstand in Ruanda eine ganze neue Politik mit der Ambition das ruandesische Volk zu trennen. Es entstanden Schichten innerhalb des Volkes, welches sich in früheren Zeiten als eines gesehen hat. Zuerst eine Schicht mit ungefähr 50.000 privilegierten Tutsis. Diese Tutsi haben eine große Rolle in der Regierung des Landes gespielt, aber die restlichen 250.000 Tutsis waren kleine und ärmere Leute. Die dritte große Schichte war die Hutu Mehrheit, welche überhaupt keinen Teil in der Regierung eingenommen hat. Es wurde geschrieben und gesagt dass einige Hutus die Schule besuchten und auch 78

Ahnung von Demokratisierung hatten. Es gab einige Auseinandersetzungen, die Innenpolitik wirkte bedroht, die Monopolisierung der Macht und die Ausbeutung der kleinen Leute nahmen zu. Die kleinen und armen Leute wurden gezwungen mehr Steuern zu bezahlen und das Geld verwendeten die Kolonialmächte um die elitären Tutsis zu bezahlen. Aber nicht alle Tutsis haben davon profitiert, sondern nur ein kleiner Teil, ca. 50.000 adelige Tutsis. Viele unternommene Versuche verursachten die Aufteilung der ruandesischen Volksgruppe. Politische Beschäftigung war nur für Privilegierte möglich. Die restliche Bevölkerung war vom politischen Leben des Landes ausgenommen. Mit der Einführung des Nationalausweises wollten die Belgier die ruandesische Bevölkerung in Schichten aufteilen. Die Chef Hutus waren von der Regierung distanziert, die Sous Chef Hutus wurden von ihren Jobs gekündigt. Jene Tutsis mit kleiner Figur und Hutu Aussehen wurden nicht als Tutsis angenommen 108 . Diese Differenzierung innerhalb der ruandesischen Volksgruppe, welche auf Vermögen und morphologischen Bedingungen basierte, provozierte die Entstehung der Qualifizierung und Schichten in der damaligen ruandesischen Gesellschaft. Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen Hutus und Tutsis entstanden durch diese Kategorisierung innerhalb des ruandesischen Volkes. Ein Teil der Privilegierten glaubte, dass sie wie Weiße mit schwarzer Haut sind, geboren um zu regieren, während ein anderer Teil sich als Unterworfene und Sklaven fühlte. Die Tutsis und Hutus, die schon lange gut in ihrem Königreich gelebt haben, begannen sich als Feinde zu fühlen. Ein kleiner Teil der Tutsi Minderheit gehörte zur Regierungsklasse und ein Teil der Hutu Mehrheit gehörte keiner Klasse an. Die Kolonialmacht verursachte unvermeidbare Konflikte. Diese Auseinandersetzungen gingen weiter bis ins Jahr 1958. Das soziale und politische Leben wurde noch schlechter in Rwanda, so dass im Jahr 1952 der Gouverneur Pétillon eine Bestimmung publizierte. Das Dekret über die neue politische Ordnung in Ruanda und Urundi wurde am 4. Juli 1952 von Pétillon durchgesetzt. Dies beinhaltete auch die Empfehlung, die politische Situation in Richtung Demokratie zu ändern. Der Nationalrat wurde 1958 eingeführt und spielte eine große Rolle bei der Unterscheidung der königspolitischen Macht, der Kolonialmacht und der Rolle der UNO in der Politik

108 Morel Jacques, la France au cœur du Génocide des Tutsi, Paris, Esprit frappeur, 2010, s 21 79

Ruandas. Die UNO schickte sogar mehrmals die Delegation nach Ruanda, um zu schauen wie man die sozialen und politischen Probleme in Ruanda beheben könnte. Die UNO besuchte das Land Ruanda in den Jahren 1948, 1952, 1954,1955, 1957 und 1960.

Die verschlechterte Situation der bäuerlichen Bevölkerungsmehrheit nahm zu und stieß in manchen Gebieten auf Widerstand. Das Herrschaftsniveau war bis zum Jahr 1958 sehr katastrophal. Die Tutsis, die 14 % der ruandesischen Bevölkerung ausmachten, besetzten 95% der ruandesischen Verwaltungs- und Beamtenposten, während die Hutus, die 95% der Gesamtbevölkerung ausmachten, gar nicht bedacht wurden. Hauptursache dafür war die Ungleichheit im Bildungsbereich. 109

Die Ungleichheit der ruandesischen Gesellschaft in der Schule war zwischen 1957 und 1958 hoch, bis die Tutsi Studenten über 60% erreichten. Dies dauerte aber nicht lange und wurde von vielen Organisationen wie z.B. der UNO kritisiert. Die koloniale Regierung empfahl der einheimischen Regierung ihre Politik neu zu ordnen. Dieser neue soziale und politische Gedanke beeinflusste die belgische Regierung dahingehend, das sogenannte „Manifest der Bahutu“ 110 am 24. März 1957 für die Hutus zu veröffentlichen. Die weniger intellektuellen Hutus, ausgebildet nur für den Kirchendienst, sprachen sich nicht nur gegen die soziale und politische Ungleichheit aus, sondern auch gegen die ökonomische Ungerechtigkeit innerhalb der ruandesischen Gesellschaft. Die Freiheits- und Gerechtigkeitsideologie verbreitete sich im ganzen Land und markierte das Ende der Tutsi Herrschaft. Das Manifest der Bahutu wurde von den folgenden neun intellektuellen Hutus unterzeichnet: Maxmilien Niyonzima, Grégoire Kayibanda, Claver Ndahayo, Isidore Nzeyimana, Calliope Mulindahabi, Godefroy Sentaman Sylvestre Munyambonera, Joseph Sibomana und

109 Sitefani Klos, der Beitrag von Mission und Kirche zu Ländlichen Entwicklung in Rwanda, Münster, Lit 1996 s 42 110 „Das Manifest der Bahutu“ war ein Dokument, das von intellektuellen Hutus im Jahr 1957 publiziert wurde. In diesem Dokument befanden sich die Reklamationen der Hutu Bevölkerung um Gleichheit und Freiheit innerhalb der ruandesischen Bevölkerung. Sie verlangten die Einführung der Demokratie. Nsekuye, Bizimana, Müssen die Afrikaner den Weißen alles nachmachen?, Quorum-Verlag, Berlin, 1985, s 172 80

Joseph Habyarimana Gitera. Da der Demokratisierungsprozess beginnen sollte, versammelte sich die intellektuelle Bevölkerung und gründete die neuen politischen Parteien mit Unterstützung der kolonialen Regierung und der Kirche.

8.1 Die Entstehung der politischen Gruppierungen auf Basis der ethnischen Zugehörigkeit

Ab 1959 nahm der Kampf um Gleichgerechtigkeit zwischen den intellektuellen Hutus und der Tutsi-regierenden Minderheit eine neue Form an. Nach der Publikation der berühmten “Manifeste des Bahutu“ gab die Kirche im gleichen Jahr den Brief aus. In dem Brief war die Situation zwischen den Hutus und Tutsis in beiden Ländern, Ruanda und Burundi, beschrieben. Die Ungleichheit und das Unrecht der Regierungsbehörde wurden in diesem Brief detailliert dargestellt. Die Demokratie und die Gleichheitsideen wurden aber von der Tutsi regierenden Gruppe abgelehnt. In einer Briefantwort an die Kirchenleute erklärten die Tutsis, dass die lange Beziehung zwischen Hutus und Tutsis auf Leibeigenschaft basierte. Die Hutus haben lange Zeit für die Tutsis gearbeitet und es machte keinen Sinn sich mit ihnen zu vergleichen. 111 Der Kampf gegen die ruandesische Monarchie und die Ausbeutung der kleinen und ärmeren Menschen war ein ziemlich langer Prozess. Erst ab 1951 wurde die Peitschenstrafe abgeschafft. Die Peitschenstrafe wurde ursprünglich in Griechenland, Israel, und Rom praktiziert. Bestraft wurde in Rom z. B. der Soldat, der seine Karriere beendete oder als Dieb erwischt wurde. Die Peitsche wurde auch während der Sklaverei genutzt. In Frankreich nutzte man die Peitsche in Gefängnissen, gegen erwachsene Kinder, Frauen und Diebe. 112 Eingeführt von der belgischen Kolonialherrschaft bekamen unschuldige kleine und arme Menschen sogar die Peitsche, wenn sie gratis arbeiteten. Eine große Anzahl der ruandesischen Bevölkerung, vor allem Hutus, flohen als Bauern nach Uganda, wo der

111 Nsekuye Bizimana, Les africains doivent imiter les Blancs en tout? Critique de la société ”Blanche”; Alternative de Développement pour le Tiers monde, Berlin: edu Humana c 1987, s 164 112 Encyclopédie des Gens du Monde, Répertoire Universel des Sciences, des Lettres et des Arts avec des Notices sur les Principales Familles Historiques et sur les personnages cérébrés, morts ou vivants, Band 11, Paris, Librairie de Treuttel et Würtz, 1839, s 352 81

Chef der Berge (Gebiet) einen Großteil der Hutu Bevölkerung dazu zwang, unter Druck der belgischen Behörde zu arbeiten. Zu dieser Zwangsarbeit gehörten zum Beispiel der Straßenbau sowie der Transport von Kolonialherren und einheimischen Chefs auf den Schultern der Hutus und armen Leute. Körperliche Verletzungen durch die Peitsche forderten zusätzlich das Streben der Hutus nach Demokratie, Freiheit und Gleichheit zwischen den ruandesischen Einheimischen. 113 1940 begann König Mutara III Rudahigwa seine Reise nach Europa sowie nach Amerika, Tanganyika, Uganda, Tanganyika und in den Kongo. Während seiner Reise und den damit verbundenen Besuchen in den besagten Ländern lernte der König viel über Demokratie und Entwicklungen im Bereich der Sozialpolitik und Wirtschaft.

Am 22. April 1949 begann der König seine Reise nach Europa und verlies seinen Sitz in Nyanza. Er fuhr zuerst nach Bujumbura, wo er vom König Burundis, Mwami Mwambutsa empfangen wurde. Er setzte seine Reise nach Léopoldville fort. In Léopoldville besuchte er den Léopoldville Park, den Fluss Kongo und das Königin Astrida Stadium. Nach diesem Besuch war der König überzeugt und hat seine Meinung geändert. Seine Ziele in Belgien waren unter anderem die Migration nach Uganda zu stoppen. Er wollte die Territorien von Bugesera, Cyanya und Mutara darauf vorbereiten, dass die dortige Bevölkerung die Wohnplätze haben konnte. Er wollte die Handelspolitik ändern, so dass diese nicht nur in den Händen von Fremden bleibt. Er wollte auch eine Kunstschule bauen. Sein Besuch in Brüssel war sehr überzeugend. Der König von Ruanda hat das „Hotel de Ville“ de Bruxelle mit sehr guter Ausmalung besucht. Die Ausmalung unterschrieb die Geschichte der Stadt. Er besuchte die modernen Viehzuchtorte, wo eine Kuh 1200 Kg wog und ein Schwein 600 Kg. Er sah wie die Milch nicht mit Händen, sondern mit einer elektrischen Maschine gemacht wird. Der König besuchte noch mehrere Orte. Dies beinhaltete moderne Friedhöfe, moderne Felder, und die 15 Km lange Brücke von Enver. Er besuchte das Militärscamp, die Louvain Universität und ihre große Bibliothek mit 400.000 Büchern. Er besuchte auch die Kohlefirma und fuhr mit dem Lift. Er war sehr überzeugt und nach seiner Rückkehr hat der König seinen Leuten berichtet, wie er Belgien gesehen hat. Er

113 Linda, Mervern, a people betrayed: The Role of the west in Rwanda's Genocide, London, Zed, 2000, s 10 82 hat sein Volk in Bezug aufs Arbeiten beraten. Nicht für Quantität, sondern für Qualität. muss man gut arbeiten. Er hat in folgenden Worten gesprochen: „ Kugira ngo igihugu cyacu kijye imbere tugomba gukora. Ibyo ndabibabwira kandi sinzareka kubivuga. S'ugukora imirimo myinshi gusa, aliko cyane cyane ni ukurushaho kuyikora neza. Tugomba kumenya neza ko igihe duhawe itegeko ryo gukora umulimo ushyira igihugu imbere cyangwa uwo duhemberwa, tuba duhawe n'iryo kuwukora neza. Kutita ku mulimo ukora ngo ugeregeze kuwukora neza, nta majyambere bigira“ (Dafür dass unser Land gut entwickelt ist, müssen wir arbeiten. Ich möchte weiter betonen, dass gut arbeiten nicht viel arbeiten bedeutet, sondern die Arbeit gut zu verrichten, egal ob die Arbeit bezahlt wird oder nicht. Ohne diese Einstellung entwickelt sich das Land kaum). 114 Im Kongo haben König Mutara III Rudahigwa und sein Kollege Mwami Mwambutsa von Burundi einige Wasserkraftenergiewerke besucht, aber sie waren enttäuscht davon, wie schwarze Menschen behandelt wurden. Um 18 Uhr sollten alle schwarzen Leute zu Hause sein, niemand sollte mehr draußen sein, außer den Boys mit Uniform. Während seines Besuches in Buganda hat der ruandesische König erfahren wie unabhängig das Königreich Buganda von der Kolonialherrschaft war und wollte dies auch in seinem Land einführen. Der König von Buganda hatte einen Berater und 6 Minister. Er konnte frei sprechen, ohne jeglichen Zwang durch die Kolonialherrschaft.

In weiteren besuchten Ländern hat der König die Demokratie kennengelernt und entdeckte einige Probleme, die auch seiner Herrschaft Probleme bereiteten. In der Zwischenzeit veröffentlichte er das Dekret, in welchem er die Zwangsarbeit abschaffen wollte. Er hat gesehen wie die Bevölkerung unter dieser Zwangsarbeit gelitten hat und wie viele auf Straßenbaustellen starben. Die Menschen mussten schwere Steine auf ihren Rücken tragen und wurden noch immer mit der Peitsche bestraft und körperlich verletzt. Diese Verfügung hat die belgische Behörde jedoch nicht ernst genommen und hat die Leute weiterhin ausgebeutet. Der gelehrte französisch sprechende König Mutara III Rudahigwa brachte seine Reklamation bis vor die UNO. Die von der UNO entsandte Beobachtergruppe forderte jene Länder mit Kolonien in Afrika dazu auf diese Ausbeutung und Peitschenstrafe abzuschaffen. Die Herren aber verteidigten die

114 http://www.memoireonline.com/02/10/3204/Les-voyages-officiels-du-roi-Mutara-III-Rudahigwa-.html 83

Zwangsarbeit und die Peitschenstrafe als letzte Möglichkeit für den Straßenbau. Für sie war es überhaupt kein Problem dass hunderte oder tausende Menschen auf den Baustellen starben, weil die Straßen ja von ihren Kindern und Enkelkindern benutzt werden konnten. Sogar das Land hat diese Straßen gebraucht. 115

Abb. 28 Die politische und soziale Ungleichheit, begonnen unter den Einheimischen mit der Ausbeutung der kleineren und ärmeren Leute und weitergeführt von der Kolonialherrschaft war die Hauptursache für die Freiheitsbewegungen in Ruanda. Auf dem Linken Foto sieht man wie die kleinen Leute den König oder die Chefs im traditionellen Wagen auf ihren Schultern tragen. Foto www.benjaminsehene.com/Histoire.htm . Auf demRechten Foto sieht man wie die Kolonialherrschaft die Ausbeutung weitergeführt hat. Foto: www.togolese.de/die-Deutsche- Kolonialherrschaft . Am 16/11/2010

Die Bewegungen für Freiheit und Gleichheit haben mehr Unterstützung bekommen. Die Medien und katholischen Zeitungen spielten dabei eine große Rolle, wie z. B. die „Temp nouveau d'Afrique“ aus Usumbura und die heutige „Bujumbura“ und „Kinyamateka“ aus Ruanda. 116 Im Jahr 1957 änderte sich die Kolonialherrschaftspolitik. Die Kirche und die Belgier zeigten, dass sie der Tutsis müde geworden waren. Als sie die Monarchie lange Zeit unterstützt haben und nicht mehr weiterhelfen wollten,

115 Rucyahana, John, Bishop of Rwanda, Nashville, TN: W pub. group, 2006, s 16 116 Robert Charles Ageron, Marc Michel, L'ère des Révolutions: Sélection des Textes du Colloque „Décolonisations comparées“ Aix-en- Provence, 30 Septembre- 3 Octobre 1993, Paris, Editions Karthala, 1995 s 237 84 passierte dieselbe Situation wie zurzeit Musingas. Es kam zu Missverständnissen zwischen König Mutara III Rudahigwa und der belgischen Kolonialherrschaft. Dies passierte nachdem die belgische Behörde in Ruanda hörte, dass der König zur UNO gegangen war und sich über die unmenschliche Behandlung der Ruandesen äußerte. Sie haben selbst die UNO kontaktiert und entdeckten, dass es mit König Mutara III Rudahigwa nicht gut gehen konnte. Das Vertrauen zwischen dem König und den Belgiern ist ab 1956 verloren gegangen. In seiner Bemühung um Demokratie besuchte König Mutara Länder wie Deutschland und Amerika und dort begann langsam die Freundschaft. Dort entwickelte er auch die Unabhängigkeitsidee des Landes Ruanda. Er trat in Kontakt mit anderen afrikanischen Demokraten, wie z: B. Patrick Lumumba aus der Demokratischen Republik Kongo. Die Befreiungspolitik König Mutaras nahm eine neue Form an, als er erneut viele Länder (europäische und afrikanische) besuchte und dort seine Unabhängigkeitsziele forcierte. Er besuchte Versammlungen auf dem europäischen Kontinent zur Befreiung und dem Ende der Kolonisation in den afrikanischen Staaten. Die Freiheits- und Befreiungsideen gingen den Belgiern jedoch auf die Nerven und der König sah ein, dass es dieselbe Situation war wie bei seinem Vater Musinga. Er engagierte sich für die Reformation der Regierung und gab mehr Plätze an die Hutu Chefs. Er forderte den freiwilligen Rücktritt aller Chefs, um eine gute demokratische Wahl zu organisieren. Die gute Entwicklung des Landes in Sachen Ernährung half dabei die Todesrate zu senken und führte zu einer raschen Entwicklung der Wirtschaft und einer Änderung der Ökonomie des Landes durch die Bewirtschaftung der Bodenschätze. Die Entwicklung der Industrie und des Handels ermöglichte eine gute Ernte unter den Kleinbauern. 117

Der Kampf um die Unabhängigkeit und die Demütigung des Königs über die belgische Behörde in Ruanda überzeugte die Belgier, dass der König wirklich zu weit weg war. Sie lehnten den Antrag über die Unabhängigkeit ab und fanden einen anderen Weg diese Unabhängigkeit unter anderem Namen zu erzielen.

117 Kuper, Leo, Race, Class & Power: Ideology and Revolutionary change in Plural Societies, New Brunwick, NJ (u.a), Aldine Transaction, 2006, s 128 85

Sie befreiten die Gefangenen, die unter dem Befehl des Königs ins Gefängnis gegangen waren. Unter den freigelassenen Gefangenen war auch Prospèr Bwanakweri, der im Jahr 1954 vom König gefangen wurde. Sie wollten dieser Unabhängigkeit den Namen „Hutu Revolution“ geben.

Abb. 29 In seinem Kampf um die Unabhängigkeit reiste der König ins Ausland. Er traf sich mit mehreren Regierungschefs und erhielt neue Ideen über das Ende der Kolonialherrschaft und die Freiheit in Ruanda. Auf diesem Foto traf sich König Mutara im Jahr 1955 mit dem damaligen belgischen König Baudouin bezüglich der Unabhängigkeit von der belgischen Behörde. Foto http://www.ambarwanda.ch/spip.php?article11 5am 24/11/2010.

Die Entstehung der politischen Partei auf Basis der Ethnien ist ein Resultat des Missverständnisses zwischen der Tutsi Elite und der belgischen Kolonialmacht. Die Tutsi Elite wollte die direkte Unabhängigkeit, während die weniger in der Kirchenschule gelehrten Hutus zuerst die Demokratisierung wollten. Die Tutsis organisieren zuerst die Wahl der Chefs. Im Jahr 1953 wurde der sogenannte „Conseil Supérieur du Pays“ von den Tutsis dominiert. Die Zahl der Tutsi Mitglieder war im Jahr 1953 mit 90.6% sehr hoch und stieg bis auf 94% im Jahr 1956. Nach der Wahl haben die Tutsis neue Posten bekommen und wollten auch einige Plätze in der belgischen Administration haben.

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Durch die rasche Entwicklung der Tutsis entwickelten sich auch neue Ideen gegen die Kolonialmacht. Diese anti-kolonial Bewegung der Tutsis reklamierte die sofortige Unabhängigkeit. 118

Das war im Jahr 1958. Ein Jahr vorher, 1957, gründeten die Hutus politische Parteien, nachdem sie die Gemeindewahlen von 1953 und 1956 verloren hatten. Die Hutus waren überzeugt, dass es zwei Arten von Kolonisation gegeben hatte. Einerseits nahmen sie an, dass die Ungleichheit und die Ausbeutung der Hutu Völker durch die Tutsi dominierende Herrschaft eine Arte von Kolonisation war. Sie schlugen dann vor, dass die Tutsi Kolonisation beendet sein sollte bevor die echte europäische Kolonisation zu Ende kommen konnte. Im Jahre 1959 kam die Delegation des belgischen Parlaments unter der Führung von Auguste de Schrijver. Während der Anhörungsgespräche mit der Bevölkerung im Süden des Landes zeigten die Teilnehmer, dass sie die Aufteilung der Macht zwischen Tutsis und Hutus forderten. 119 Diese Forderung kam von Tutsi Angehörigen der kleinen Klasse, weil die erste Klasse die Monarchie noch behalten wollte. Es schien als ob die Hutus und Tutsis in unterschiedliche Parteien gruppiert waren. Im Juni 1957 gründete Herr Grégoire Kayibanda 120 die erste Hutu Partei Muhutu (Mouvement Sociale Muhutu - Soziale Bewegung) MSM. Die Ziele der Partei konzentrierten sich auf wirtschaftliche, politische und soziale Reformen.

118 Barrington Lowel, W, After Independence: Making and Protecting the Nation in Postcolonial & Postcommunist States, Ann Arbor: University of Michigan Press, 2006,s 83 119 Vansina , Jan, Living with Africa, Madison , Wis.(u.a), Univ. of Wisconsin Press, 1994 s 78 120 Kayibanda Grégoire war der erste Präsident von Ruanda von 1961 bis 1973. Nach Abschluss seines Studiums an der römisch-katholischen Kirchenschule unterrichtete er an der Schule im Jahr 1949. Im Jahr 1950 wurde er zum Regierungsschulrat promoviert, und zur selben Zeit zum Informationsbeamten für die belgische Administration. Er war auch Editor einer Ortszeitung (Mark, R, Lipsschutz, R Kent Rasmussen, Dictionary of African Historical Biography, Berkeley, C A, University of California, 1989 s 269). Als er an der katholischen Schule studierte bekam er eine Einladung von der Kirche und studierte Journalismus in Brüssel. Er hat dort zwischen 1958 und 1959 für die Missionarspresse gearbeitet und eine große Rolle in der Unabhängigkeit des Landes gespielt. Er ist einer von 9 Ruandesen die den berühmten „Manifest des Bahutu“ unterzeichnet haben. Im Jahr 1960 wurde er als Premierminister in die provisorische Regierung gewählt (Klos Stefani, 1996). 87

Nach der Gründung der MSM Partei gründete ein anderer Hutu, der Geschäftsführer Joseph Habyarimana Gitera 121 , im November 1957 die Partei APROSOMA (Association pour la Promotion de la masse) mit dem Ziel des Aufstiegs der Massenbevölkerung. Nachdem die Tutsis gesehen haben wie Hutu Nationalisten diese politische Partei gründeten, gründeten auch sie im August 1959 ihre erste politische Partei, UNAR (Union National Rwandaise). Die größten Ziele dieser Partei waren die Konsolidierung der Monarchie und die Verbreitung der anti-belgischen Ideen. 122 Die vierte Partei gründete Prospèr Bwanakweli, der im Jahr 1954 auf königlichen Befehl ins Gefängnis gesteckt wurde und danach von belgischen Behörden freigelassen wurde. Der Name dieser gemäßigten Tutsi Partei war RADER (Rwandese Democratic Rally) und ihr Ziel war es gegen die konservative Partei zu treten. Nach der Gründung dieser politischen Parteien hat der König mehrmals versucht die Einigung der Ruandesen zu gewinnen. Er hat zuerst gesehen wie die Belgier die Hutu Mehrheit zu unterstützen begonnen haben und bezeichnet diese Hutus als Teil der Herrschaftspolitik der belgischen Behörde. Er führte teils sehr scharfe Gespräche gegen die Belgier bis sie zu Staatsfeinden erklärt wurden. Seiner Meinung nach haben die Feinde des Staates keine Möglichkeit gehabt, das Land durch Einigung und eine starke Armee aufzuteilen. Das Resultat dieser Missverständnisse war ein Hass der belgischen Herren und der Kirche auf den König und die volle Unterstützung der Hutu Kämpfer für Demokratie und Unabhängigkeit. 123 Die Hilfe für die Hutus hat aber nicht 1957, sondern schon früher begonnen. In den 50er Jahren wurde publiziert, dass die Theorie der Ungleichheit zwischen den ruandesischen Völkern nicht wahr gewesen sei, sondern eine gefälschte Theorie der Belgier. Bischof Perruadin hat in seinem Brief geschrieben, dass „die gesetzte Theorie der Ungleichheit zwischen den Tutsi und Hutu“ gegen die Kirche war, dass es unbedingt Korrekturen geben sollte.

121 Geboren in Save, südlich Ruandas, besuchte Gitera Joseph das Großseminar von Nyakibanda. Er ist einer der Kämpfer für Demokratie in Ruanda. Er unterzeichnete den „ Manifest des Bahutu“. Er war einer der drei Hutus (gegenüber 30 Tutsis), die den Hochlandesrat dirigierten. 122 Adekunle, Julius, Culture and Customs of Rwanda, Westport, Conn (u.a), Greenwood Press, 2007 s 18 123 Gatwa, Tharcisse, The Churches and Ethnic Ideology in the Rwandan crises, 1990-1994, Milton Keynes: Paternoster, 2005 s 54 88

Damit begann die belgische Kolonialherrschaft einige Hutus an den Schulen anzumelden und sie auf den nächsten Regierungschef vorzubereiten. 124

Abb. 30 Grégoir Kayibanda (rechts) und Gitera Joseph (links) sind zwei von nur sehr wenigen Hutu Intellektuellen, die ihre gesamte Kraft auf die Gleichheit zwischen den ruandesischen Volksgruppen, die soziale Revolution und die Unabhängigkeit konzentrierten. Foto http://nikozitambirwa.tripod.com/AMAFOTO/index.album/president-gregoire-kayibanda-du- rwanda-19621973?i=7 und http://rwandarwabanyarwanda.over-blog.com/325-categorie- 10752339.html 24/11/2010

Seit dem Jahr 1930 beherrschten Unabhängigkeitsbewegungen von asiatischen und afrikanischen Ländern die Welt. Nach dem zweiten Weltkrieg verbreiteten sich die Unabhängigkeitsideen ganz schnell. Vom 18. bis zum 24. April fand in Bandoeng (Indonesien) die sogenannte „Bandoeng“ Konferenz statt. Diese Konferenz versammelte insgesamt 29 afrikanische und asiatische Länder. Die dorthin geschickten Vertreter waren zum Beispiel aus Ägypten, China, Indonesien und Indien. Die neuen unabhängigen Länder wollten die sich noch in Kolonisation befindlichen Dritten Länder unterstützen. Während der Konferenz unter der Führung des damaligen indischen

124 Osabu-kle Daniel Tetteh, Compatible cultural democracy in the key to development in Africa, Peterborough, ant: Broadview Press c2000, s 220 89

Ministerpräsidenten J Nahru wurden einige Punkte beschlossen, wie z.B. die Unabhängigkeit aller noch kolonisierten Länder, die Entwicklung der Dritten Länder, der Abstand zwischen Ost- und Westblock und die Abrüstung. In dieser Konferenz ging es vor allem um die Unabhängigkeit Nordafrikas und Indochinas. Die Delegation kritisierte die Kolonisation als Ursache für die ewige Armut und die unveränderte Entwicklung. 125 Kurz vor der Konferenz hat aber die Unabhängigkeitsbewegung in Algerien begonnen. Am 1. November 1954 hatte bereits der Aufstand der muslimischen Partei begonnen und der Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich war bereits erklärt. Der französischen Armee gelang es bis zur Unabhängigkeitserklärung am 3. Juli 1961 nicht mit ihren 50,000 starken Männern den Aufstand aufzuhalten. 126 In Ruanda begann die Unabhängigkeitsbewegung nach dem Tod König Mutara III Rudahigwa im Jahr 1959. Der König bereitete sich auf eine Reise zur Generalversammlung der UNO nach Amerika vor. Am 24. Juli bekam er ein Telegramm mit der Einladung nach Bujumbura. Der Absender des Telegramms bleibt bis heute unbekannt, weil sich der damalige Gouverneur von Ruanda-Urundi bereits auf Urlaub in Belgien befand. Der Vertreter des Gouverneurs war in Rumonge, im Süden von Burundi. Nachdem der König und sein Chauffeur ein gemeinsames Frühstück mit zwei weiteren Ruandesen einnahmen, verließ der König seine Leute um ca. 11.30 Uhr und ging zu seinem Arzt, Herrn Dr. Vinck. Er bat ihn um einige Dosen Penicillin und hat diese auch erhalten. Nachdem er die Medikamente eingenommen hatte setzte sein Herzschlag aus und er starb. Über seine Todesursache wurde viel gesprochen. Manche Personen sprachen von Vergiftung, vermutlich jene von der belgischen Behörde, weil der König sich schon auf eine Reise zur UNO Generalversammlung nach New York vorbereitet hatte. In dieser Versammlung sollte er die Unabhängigkeit von Ruanda fordern. Das Land Ruanda war keine belgische Kolonie sondern ein Mandat. König Mutara III Rudahigwa wollte sein Land aus belgischer Hand zurückgewinnen. 127

125 Bennetta Jules-Rosette, Black Paris: the African Writers’ landscape, Urbana, University of Illinois Press, 1998, s 57 126 Dieter, Ruloff, wie Kriege beginnen: Ursachen und Formen, Beck, München, 2004, s 70 127 http://aergingeri.jimdo.com/anthem/umuhuzabikorwa/ am 28. Dezember 2010. 90

Bischof André Peraudin, der zu dieser Zeit in Ruanda bereits im Dienst war, berichtet was er erlebt hat. Er schreibt: Quand a moi je me bornerai à raconter ce dont j'ai été témoin direct et acterur: c'est au moment de la clôture de la retraite annuelle des Prêtres a la chapelle du Grand Seminaire de Nyakibanda, que j'ai apris la nouvelle du décès du Mwami Mutara. J étais agenouillé devant la sainte Sacrement exposé quand le frère Bertin Arts vint me dire discrètement a l’Oreille: „On vient d'apprendre le Décès du Mwami a Bujumbura, il est mort d'un Accident“ rien d'autre. (Ich werde nur erzählen was ich direkt und persönlich als Zeuge erlebt habe. Es war am Ende des jährlichen Priesterruhestands in der Kapelle von Nyakibanda als ich vom Königstod gehört habe. Ich kniete vor dem heiligen Sakrament, als Bruder Bertin Arts mir heimlich ins Ohr flüsterte: „wir haben vom Tod von König Mutara in Bujumbura erfahren, er wurde durch einen Unfall getötet“. Mehr nicht.) 128 Nach seinem Tod am 25. Juli 1959 wurde der König begraben. Das Begräbnis wurde von der Tutsi Elite organisiert. Diese Gruppe von Tutsis wählte danach den Nachfolger von König Mutara aus, der kein Kind bekommen hatte. Sein Stiefbruder wurde dann von der Gruppe bekannt als „Extremisten“ inthronisiert. Die Inthronisierung von Kigeli wurde von den elitären Hutus und den belgischen Machthabern als Putsch angesehen. 129 Der beschriebene Nyanza Coup begann am 28. Juli 1959 während des Begräbnisses des getöteten Königs. In der Nacht von 27. auf 28. Juli 1959 trafen sich die großen Berater des Königs, unter ihnen Priester Alex Kagame, Chef Kayihura und Kayumba, der große Umwiru. Nach dieser Versammlung trafen die Teilnehmer die Entscheidung über die Nachfolge Mutaras. Niemand anderes als Kigeli V Ndahindurwa sollte es sein und dies wurde auch an die anderen, nicht eingeladenen Abiru (Traditionswächter) kommuniziert. Nach ruandesischer Tradition sollte der König nicht begraben werden, bevor sein Nachfolger offiziell bestätigt war. Daher war es notwendig, dass Chef Kayihura einen von neun Mutara Stiefbrüdern auswählte.

128 Perraudin, André, évêque au Rwanda: les six premières années de mon épiscopat(1956-1962), saint Maurice: ed saint Augustin c 2003 s 207 129 Lanotte Olivier, la France au Rwanda (1990-1994): entre abstention impossible et engagement ambivalent, Bruxelles New York: PIE -Peter Lang, 2007, s 50 91

Da die belgische Behörde dazu nicht berechtigt war hat Harroy, der Gouverneur von Ruanda-Urundi die Nominierung von Kigeli V Ndahindurwa akzeptiert, aber unter einer Bedingung: er musste der konstitutionelle König sein. Am 28. Juli 1959, wie in der Konstitution von 1952 geschrieben (§15 Dekret 1952), sollte der neue König vom Gouverneur proklamiert werden. In diesem Sinne hat der damalige Gouverneur Harroy den neuen König proklamiert.

In der Zwischenzeit hatte aber die Unruhesituation begonnen. Nach dem Tod des Königs bis zu seinem Begräbnis waren einige Unruhezeichen zu erkennen. Zum Beispiel wurde der damalige höchste Polizeibeamte von Nyanza attackiert. Leute warfen Steine auf seinen Rücken. Am nächsten Tag wurde auch der territoriale Beamte von Gitarama attackiert. Eine Gruppe von Einheimischen stürzte ein Baum um, der die Straße blockierte. Der Beamte wurde verletzt. Am selben Tag hatte Frau Laps, die Sozialassistentin in Astrida (der späteren Provinz Butare) Probleme als sie mit ihren einheimischen Mitarbeitern unterwegs war. Ihr Auto wurde beschädigt und die Fensterscheiben wurden zerstört. Am gleichen Tag wurde auch ein Zeitungsauto (Kinyamateka) zur Geisel genommen. Das Begräbnis des Königs wurde ebenfalls von Unruhen begleitet. Während der Begräbniszeremonie wurde die Straße zwischen Nyanza und Astrida blockiert und die einheimischen Leute der Volksgruppe Twa attackierten die Passanten. Am Tag nach dem Begräbnis wurde Herr Nys, der Administrator von Kibuye ebenfalls von Batwa (Twa) attackiert und von der Polizei gerettet. Die Situation in Nyanza blieb weiterhin sehr schlecht. Drei Tag nach dem Königsbegräbnis waren noch einige Gruppierungen von Twa, Hutu und Tutsi zu sehen. Jede Gruppe trug Gewähre mit sich, ebenso wie Manschetten, Bogen, Lanzen etc. Dies hatte aber nichts mit der kolonialen Behörde zu tun. Die Sicherheitssituation war unter Kontrolle. Es ging das Gerücht um, dass die Hutus die Trommel Kalinga, das Symbol des Königreichs erobern wollten. Diese Trommel bedeutete auch die Unterwerfung der Hutus und ihre Dienste gegenüber der Tutsi regierenden Gruppe. Obwohl es in der ruandesischen Kultur verboten war waren auch bewaffnete Leute bei dem Begräbnis. Vor dem Begräbnis hielt Chef Kayihura eine Rede und erwähnte den Namen des Nachfolgers, was in der ruandesischen Kultur ebenfalls verboten war. 92

Der neue König wurde genannt bevor der Sarg unter der Erde war. Dies wurde als Theater für den Putsch angesehen. Danach nahm Gouverneur Harroy Kontakt mit dem neuen König und anderen Landesleuten bezüglich der Zukunft des demokratisierten Ruandas auf. Am 25 Juli 1959 proklamierte er König Kigeli V Ndahindurwa als neuen König Ruandas. Dies sorgte für große Freude innerhalb der Königsfamilie, aber für Unzufriedenheit in der restlichen Bevölkerung. Der Gouverneur kehrte nach Urundi zurück, da mit mehr Reklamation von einer Seite Hutu Mehrheit und anderer Seite Kleine Tutsi vergessen von Tutsi Regime. Die Mehrheit der ruandesischen Bevölkerung war nicht zufrieden damit wie der Nachfolger von Mutara III Rudahigwa gewählt wurde.

Abb. 31 Das Begräbnis von König Mutara III Rudahigwa fand in Mwima (Nyanza) in Anwesenheit vieler religiöser Leute statt. Es waren viele Behörden aus Belgien, Burundi und Ruanda und noch mehr Ruandesen aus dem ganzen Land anwesend. Auf dem Berg Mwima in Nyanza wurden verschiedene Briefe vorgelesen, einer vom belgischen König Baudouin, einer vom Vize-Gouverneur Harroy und einer von Kayihura, der Vizepräsidentin vom Landesrat. Foto www.only.nl/Rwanda/Histoire_History mort_Rudahigwa.html am 07/01/2011

Am 9. Oktober 1959 schwor der neue König das Land als konstitutioneller König zu regieren. Dies war in Anwesenheit von Gouverneur Harroy. Die elitären Hutus haben 93 sich dazu entschieden, die Feudalität zu Ende zu bringen. Dies war aber nicht leicht zu schaffen, weil der König mittlerweile eine Einschüchterungspolitik gegen die Hutu Elite begonnen hatte. Er reiste durch das ganze Land, um die Popularität der Bevölkerung zu gewinnen. Überall wo er hinreiste wurde ihm von vielen Menschen zugejubelt und er bekam Geschenke. Am 13. August 1959 reiste er in den Nord-Osten Ruandas (Kibungo). Er besuchte den Senator von Rwamagana, wo er Gespräche mit Schwestern führte. Der König reiste nicht nur innerhalb Ruandas sondern auch ins Ausland. Im Dezember desselben Jahres traf König Kigeri V Ndahindurwa den belgischen König Baudouin in Usumbura (heutiges Bujumbura).

Abb. 32 Nachdem König Kigeri V Ndahindurwa als neuer König Ruandas von Gouverneur Harroy proklamiert wurde machet er mehrere reisen in die Provinzen. Er wurde, wie man sehen kann, von zahlreichen Leuten empfangen. Auf beiden Bildern sieht man König Kigeri V Ndahindurwa in Kibungo. Auf dem Bild rechts oben beobachtet er mit seinem Berater, wie der Jäger neben seiner Beute tanzt. Quelle: http://www.musabyimana.be/lire/article/kigeli-v- ndahindurwa/index.html am 23 Januar 2011 94

Die Herrschaft des neuen Königs Kigeli V Ndahindurwa war von vielen Schwierigkeiten begleitet. Die katholische Kirche empfand den neuen König als anti-kirchlich und es kam zu Missverständnissen zwischen der Kirche und der neuen Regierung. Die gelehrten Hutus haben damals auch versucht, die neue Herrschaft zu entmachten und das Land als Republik zu führen. Da die große Anzahl an armen Hutus aber keine Möglichkeit hatte die Gleichstellung zwischen Hutus und Tutsis zu beanstanden, unterstützten sie die intellektuellen Hutus in ihrem Kampf gegen den neuen König, welchen sie nicht anerkannten. 130

9. Die soziale Revolution und die Abschaffung der Monarchie

9.1. Die Bauernrevolte im Jahr 1959 und der Sturz der Monarchie

Die Konfrontation zwischen Hutus und Tutsis nahm nach 1959 stark zu. Die belgische Behörde schaute nur zu und konnte dem neuen König nicht helfen, weil er seine Legitimation aus anti-kolonialer Herrschaft bezog. Solange das Chaos im ganzen Land anhielt, begannen die belgischen Vertreter die Kontrolle über das Land zu verlieren. Deswegen hatten sie am 11. November 1959 ihre eigene Regierungsidee. Das Land stand unter Feuer, der Bürgerkrieg zwischen Tutsis und Hutus war nicht mehr zu vermeiden, mehrere Häuser wurden in Brand gesetzt, interne Flüchtlinge waren überall, ungefähr 22.000 Menschen mussten ihre verbrannten Wohnungen verlassen und als Obdachlose im Freien schlafen. Die Mehrheit der Flüchtlinge waren Tutsis, die von Hutus niedergeschlagen wurden. Am schlimmsten war die Situation im Norden von Ruanda, wo die Minderheit der Tutsis ins Exil gezwungen wurde 131 . In dieser Situation wurden viele Chefs und Sub-Chefs der Tutsis festgenommen und in Gefängnisse gesteckt, einige wurden getötet, andere sind in benachbarte Länder geflüchtet. Mehr als 300.000 Tutsis haben das Land verlassen und sich in

130 Auzias, Dominique, Jean-Paul la Bourdette, Rwanda, Paris: Nouvelle Ed. De l’Universite, 2007, s 39 131 Prunier, Gerard, The Rwanda crisis: 1959-1994; The History of genocide, London, Hurst, 1995, s 51 95

Nachbarländern wie Uganda, Kongo, Kinshasa (damaliges Zaire), Burundi und Tansania als Fluchtlinge niedergelassen 132 . Nach der Tutsi Niederlage begann die Kolonialherrschaft unter der Führung von Ruanda- Urundi Vize Gouverneur Kolonel Logiest die Tutsi Chefs von der Macht zu stürzen und die Macht an die Hutus zu übergeben. Das war zu Beginn des Jahres 1960. Zwischen Juni und Juli desselben Jahres wurde die Wahl von der belgischen Kolonialherrschaft organisiert. Trotz der Spannungen zwischen Hutus und Tutsis präsentierten sich alle politischen Parteien zur Wahl, das heißt die Hutu Gruppen APROSSOMA und PARMEHUTU, und die Tutsi Gruppen RADER und UNAR. Es gab auch unabhängige Kandidaten. Diese Gemeindewahl wurde natürlich von einer Hutu Mehrheit gewonnen. Von 3125 Stimmen hatte die Hutu Partei PARMEHUTU mit 2390 Stimmen die absolute Mehrheit, die unabhängigen Kandidaten hatten 237, die Partei APROSOMA hatte 233 Stimmen und RADER hatte 209. Die letzte noch monarchistische Partei hatte mit nur 56 Stimmen verloren. 133 Die Stimmen haben der belgischen Kolonialmacht gezeigt, dass die Zeit der Änderung gekommen war. Chefs und Sub-Chefs haben ihre Arbeitsplätze verloren, da die Namen der Gemeinde sofort geändert wurden. Die neu gewählten Chefs hatten auch den neuen Namen „Bourgmestres“ bekommen. Die Gemeinden wurden nach belgischem Regierungsmodell „Kommunen“ genannt. Hier hatten die Hutus bessere Chancen viele Plätze in der neuen Regierung zu bekommen. Von insgesamt 229 neu ernannten Kommunen hat die Gewinnerpartei 160 Bourgmestres bekommen. Die Tutsis und Anhänger der Monarchie haben nur 19 Kommunen bekommen. Im Oktober 1960 hat der Vize Gouverneur von Ruanda- Urundi, Herr Logiest, auch bestätigt, dass die soziale Revolution schon stattgefunden und beendet war. Zu dieser Zeit befand sich der Könignachfolger KigeliV Ndahindurwa bereits in Usumbura (heutiges Bujumbura), von wo aus er weiter in andere ostafrikanische Länder gereist war, bis er im Jahr 1992 den Asylstatus in den Vereinigten Staaten bekommen hat.

132 Jacque, Morel, La France au coeur du Genocide des Tutsi, Paris, Esprit Frappeur, 2010, s 26 133 Prunier, Gerard, 1995, s 51 96

Im Jahr 1961, genauer gesagt am 28. Jänner, versammelten sich alle 3125 Gemeindechefs (Bourgmestres) und Gemeindebeiräte in Gitarama, unter der Führung vom belgischen Vize Gouverneur Logiest und der PARMEHUTU Partei Grégoire Kayibanda. Dort wurde die echte Revolution proklamiert und von Massen akklamiert. Das Land Rwanda erhielt im Juli 1962 seine völlige Unabhängigkeit und wurde zur Republik proklamiert.

10. Schlussbemerkung

Das konkrete Ziel meiner Arbeit war es, die politische und soziale Lage in Ruanda vom letzten vorkolonialen König Kigeri IV Rwabugiri (1853-1895) bis zur sozialen Revolution von 1959 bis 1962 zu beleuchten. Das Land Rwanda ist von vielen Jahren von Spannungen zwischen den drei Volksgruppen Hutus, Tutsis und Twa geprägt, am stärksten zwischen den Hutus und den Tutsis. Jeder weiß, was in Ruanda passiert ist. Die Auseinandersetzungen zwischen den zwei großen Volksgruppen hatten die Massaker von mehreren Tausenden Menschen in Ruanda im Jahr 1994 zur Folge, welche als Genozide bekannt sind. Die schlechte politische und soziale Ausübung in Ruanda gilt als alte und neue Ursache für die Spannungen in Ruanda. Zuerst habe ich mich in meiner Arbeit auf die königliche Herrschaft konzentriert. Wie haben die Könige von Anfang an regiert, wie war das Leben der Einheimischen im Alltag, welche Verhältnisse gab es zwischen den Hutus und Tutsis während der Monarchie und wie haben die drei ruandesischen Volksgruppen zusammen gewohnt? Die Literatur, die ich benutzt habe, beschreibt detailliert die vermutliche Ansiedelung der drei Volksgruppen und den Beginn der Monarchie in Ruanda. Ich habe auch die Strukturierung der Herrschaft vom König bis zu den unteren Schichten wissenschaftlich analysiert, was mich überzeugt hat, dass eine extreme Ungleichheit in Ruanda herrschte. Es existierte nur wenig Gleichstellung zwischen Tutsis und Hutus. Die Folge der Ungleichheit waren Massendemonstrationen von den unterworfenen Hutus im Jahr 1959. Während der Kolonisierung haben die kolonialen Herrschaften auch die Alphabetisierung eingeführt. Das Bewusstsein und der Kampf um die Gleichheit haben dem ruandesischen Volk geholfen das Ende der Monarchie zu erreichen und die lange 97 unterdrückte Volksgruppe zu befreien. Die Trennung und die Ungleichheit zwischen den drei ruandesischen Volksgruppen wurden auf morphologischer Basis gefälscht und in manchen Fällen von kolonialer Herrschaft unterstützt. Diese Tutsis) wollte die andere Gruppe der Hutus ausbeuten. Die deutsche Kolonialmacht hatte wenig Interesse an der politischen und sozialen Stellung Ruandas, während die Belgier, die das Land Ruanda nach dem zweiten Weltkrieg von den Deutschen übernommen haben, eine große Rolle dabei gespielt haben, eine Änderung in der Politik herbeizuführen. Die Kirche hat auch für die Erziehung der unterdrückten Bevölkerung eine große Rolle gespielt, bis zur Zeit der Revolution, als die Hutus ihre Rechte, Demokratie und Unabhängigkeit erzielt haben.

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