Trinkwasserschutzgebiete Und Rohstoffabbau Im Bereich Des Regionalplans Arnsberg, Teilabschnitt Kreis Soest Und Hochsauerlandkreis
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Trinkwasserschutzgebiete und Rohstoffabbau im Bereich des Regionalplans Arnsberg, Teilabschnitt Kreis Soest und Hochsauerlandkreis Ein Beitrag zur geplanten Aufhebung des § 35, Abs. 2 des Landeswassergesetzes NRW vom 2016 (Verbot der Bodenschatzgewinnung in Wasserschutzgebieten ) Bund für Umwelt und Naturschutz Kreisgruppe Soest Oktober 2020 1. Vorbemerkungen Im gemeinsamen Koalitionsvertrag von CDU und FDP für die Legislaturperiode 2017- 2022 vom 16.6.2016 heißt es auf S. 81 unter dem Punkt Wasser und Hochwasserschutz: „Wir wollen Erschwerungen für den Rohstoffabbau im Wasserbereich wieder zurücknehmen. Wir werden daher die Einzelfallprüfung für Rohstoffgewinnung in Schutzzone III wieder zulassen.“ Dieses Ziel soll nun in der anstehenden Novellierung des Landeswassergesetzes durch die ersatzlose Streichung des erst in der letzten Novellierung des LWG 2016 aufgenommenen Bodenschatzgewinnungsverbotes in Wasserschutzgebieten ersatzlos aufgehoben werden. Aktuell regelt der § 35 (2) LWG [1]: „In Wasserschutzgebieten nach § 51 Absatz 1 Nummer 1 des Wasserhaushaltsgesetzes ist die oberirdische Gewinnung von Bodenschätzen verboten . Eine von Satz 1 abweichende Regelung kann in einer Wasserschutzgebietsverordnung nach Absatz 1 Satz 1 getroffen werden, wenn und soweit der Schutzzweck das Verbot für einen Teil des Wasserschutzgebiets nicht erfordert. § 52 Absatz 1 Satz 2 und 3 des Wasserhaushaltsgesetzes über die Befreiung von Verboten findet Anwendung.“ Die anerkannten Naturschutzverbände in NRW [2] haben in einer gemeinsamen Stellungnahme zur Änderung des LWG vom 03.06.2020 eine Beibehaltung des Verbotes der Rohstoff- gewinnung gefordert. Ebenfalls in einer gemeinsamen Stellungnahme [3] vom 03.06.2020 haben die nordrhein- westfälischen Landesgruppen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. und des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. als eine von drei zentralen Forderungen die Beibehaltung des § 35(2) gefordert. In der Stellungnahme der Wasserversorger wird auch explizit darauf verwiesen, dass die geplante Regelung in einer landesweiten Wasserschutzgebietsverordnung als Kompensation nicht ausreicht. Zitat.: “Eine Aufnahme dieses Verbotes lediglich in der landesweiten Wasserschutzgebietsverordnung ist nicht ausreichend. Hier sollte wegen des massiven Grundrechtseingriffs aus verfassungsrechtlichen Gründen eine gesetzliche Grundlage beibehalten werden.“ Der Kreis Soest und der Hochsauerlandkreis sind ein Zentrum der Rohstoffgewinnung in NRW [4]. Hier sind Konflikte zwischen Rohstoff- und Trinkwassergewinnung seit vielen Jahren bekannt und auch häufig Thema im Landtag gewesen. Die Forderung der Verbände der Rohstoffgewinnung auf „Einzelfallprüfung“ in Trink- wassergewinnungsgebieten sind uns seit vielen Jahren bekannt. Sie haben u.a.in den Bera- tungen des Regionalrats Arnsberg zur Fortschreibung des Regionalplans Teilabschnitt Soest und Hochsauerlandkreis von 2012 im Zuge der Diskussion um das Ziel 29 (Vorrang Trinkwassergewinnung vor Rohstoffabbau) eine zentrale Rolle gespielt [4]. Zur Verdeutlichung der durch die Änderung des LWG aus unserer Sicht zu erwartenden Konsequenzen und den seit vielen Jahren von uns dokumentierten Ergebnissen der „Einzelfallprüfung“ möchten wir daher das Gebiet des o.g. Teil-Regionalplan (SO-HSK) als Beispiel kurz darstellen. 2 2. Die Rohstoffgewinnung im Gebiet des Regionalplans Arnsberg (TA SO-HSK) Der gültige Regionalplan [4] weist Bereiche für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher Bodenschätze für nichtenergetische Rohstoffe als Vorranggebiete mit der Wirkung von Eignungsgebieten aus (sog. BSAB). Im TA SO-HSK sind dies gem. Tabelle 1 (Spalte 1) 3.224 Hektar Fläche für die einzelnen Rohstoffarten. Darüber hinaus sind in 11 Teilkarten (Anhang 16) 4.667 als Reservegebiete (siehe Spalte 3, Tab. 1) ausgewiesen. Diese Reservegebiete schließen die BSAB-Flächen ein. Für den langfristigen Bedarf ist daher die Differenz beider Flächen, also 1.443 ha vorgesehen, in denen schon jetzt als sog. Vorbehaltsgebieten nur solche raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zulässig sind, die eine mögliche spätere Rohstoffgewinnung langfristig nicht in Frage stellen oder einschränken. Abb.: 1 Berechnung von Rohstoffflächen und -mengen aus dem gültigen Regionalplan Arnsberg, TA Soest/ Hochsauerlandkreis. Quelle: Reg Plan Arnsberg, TA Kreis SO/ HSK Abb.2: Der betrachtete Teilbereich SO- HSK ist 3.288,88 km 2 groß. Damit beträgt der Anteil der regionalplanerisch ausgewiesenen 46,67 km 2 Flächen für die Rohstoff- sicherung rund 1,42 % der Gesamtfläche. Quelle: Reg Plan Arnsberg, TA Kreis SO/ HSK 3 3. Die Überlagerung von Rohstoff- und Trinkwassergewinnung Insgesamt sind 33 Teilgebiete für die Rohstoffsicherung ausgewiesen (siehe Karte Anlage 1) . In sechs Regionen mit insgesamt 13 BSAB und 1 Reservegebiet kommt es im Regionalplan zu einer Überlagerung mit Schutzgebieten zur Trinkwassergewinnung. Die Karte weist hier die betroffenen Bereiche aus: Abbaugebiete innerhalb der Schutzzone III oder IIIA - 431601 (Lippstadt-Lipperbruch), Überlagerung mit 1 BSAB - 431603 (Lippstadt-Erwitte/Eikeloh), Überlagerung mit 1 BSAB und 1 freies Reservegebiet - 451602 (Warsteiner Kalkmassiv), Überlagerung mit 4 BSAB und 1 eingeschlossenes Reservegebiet - 471621 (Rappelspring, Hildfeld) teilweise Überlagerung mit 1BASB - 476556 (Fuchshohl, Silbach), teilweise Überlagerung mit 1 BSAB Abbaugebiete innerhalb der Schutzzonen IIIB und IIIC - 45614 (Briloner Kalkmassiv), Überlagerung der Schutzzone IIIB mit 1 BSAB Überlagerung der Schutzzone IIIC mit 4 BSAB. Es ist jedoch nur ein kleiner Teil der Flächen von den Bestimmungen des § 35(2) LWG betroffen, denn der § 125 (Überleitung) des geltenden LWG [1] regelt unter (6): „ § 35 Absatz 2 gilt nicht für die oberirdische Gewinnung von Bodenschätzen im Sinne von § 35 Absatz 2 Satz 1 in Bereichen, die vor dem 16. Juli 2016 nach den Bestimmungen des Raumordnungsrechts auf Ebene der Regionalplanung als Vorranggebiete für die Sicherung und den oberirdischen Abbau von oberflächennaher Bodenschätzen mit der Wirkung von Eignungsgebieten festgelegt worden sind. § 35 Absatz 2 gilt nicht für die oberirdische Gewinnung von Bodenschätzen im Sinne von § 35 Absatz 2 Satz 1, die vor dem 16. Juli 2016 zugelassen worden sind.“ Damit fallen fast alle Rohstoff-Abbaugebiete aus der Regelung des § 35 (2) LWG heraus, nämlich alle Flächen, die vor dem 16.07.2016 in Regionalplänen als BSAB rechtskräftig ausgewiesen wurden. Von den 4.667 ha Reserveflächen für die Rohstoffgewinnung des Regionalplan-Arnsberg sind daher bezüglich des Trinkwasserschutzes nur zwei Gebiete betroffen: - 431603 (Lippstadt-Erwitte/Eikeloh) , mit einem bisher nicht als BSAB ausgewiesenes Reservegebiet südlich des OT Erwitte-Eikeloh zur Gewinnung von Kalkmergel für die Zementproduktion mit einer Größe von 70,6 ha - 451602 (Warsteiner Kalkmassiv) , mit einem bisher nicht als BSAB ausgewiesenes Reservegebiet südlich der Ortschaft Rüthen-Kallenhardt zur Gewinnung vom Kalk mit einer Größe von ca. 15,4 ha 4 Nur für diese 86 ha großen Flächen ergibt sich für die Rohstoffgewinnung in Verbindung mit dem § 35 (2) LWG die Situation, dass die Flächen nicht in einem zukünftigen Regionalplan vom jetzt ausgewiesenen Reservegebiet in ein Vorranggebiet (BSAB) ausgewiesen werden können. Angesichts der 4.667 ha Reservegebiete ist dies ein Anteil von 1,84 %. Damit kann aktuell nicht von einer „ Erschwerung für den Rohstoffabbau “ gesprochen werden. Diese Situation wird sich auch in den nächsten Jahren nicht wesentlich ändern, weil die ausgewiesenen BSAB noch erhebliche Rohstoffreserven aufweisen und somit die Situation durch die Streichung des §35(2) LWG nicht verändert würde. Anders sieht die Betrachtung auf längere Sicht aus. Der Druck der Rohstoffgewinnung auf die Ausweisung neuer Abbauflächen in Trinkwasserschutzgebieten wird steigen. Es ist politisch zu entscheiden, ob bei der regionalplanerischen Ausweisung zukünftiger Abbauflächen auf der einen Seite ein EU-Vogelschutzgebiet als Tabu-Kriterium angesehen wird, auf der anderen Seite aber Trinkwasser-Schutzgebiete bedenkenlos überplant werden. Die untenstehende Abbildung 3 [5] zeigt, dass bundesweit fast dreimal häufiger ein Naturschutzgebiet als ein Wasserschutzgebiet die Ausweisung eines Vorranggebietes für die Rohstoffsicherung ausgeschlossen hat. Das Abgrabungsverbot in Wasserschutzgebieten im Landeswasserrecht korrigiert dieses Ungleichgewicht und sorgt schon auf der Ebene der Regionalplanung für Planungssicherheit für die öffentliche Wasserversorgung. Die von der Rohstoffgewinnung gewünschte Verlagerung auf eine spätere Einzelfallprüfung kann dies nicht erreichen und führt in der Folge zu einer Kaskade von Entscheidungen, die die Wasserwirtschaft und damit die Versorgung der Bevölkerung mit dem wichtigsten Nahrungsmittel nachhaltig beschädigt. Abb. 3: Auf welchen Flächen wird die Ausweisung von Vorranggebieten für die Rohstoffsicherung ausgeschlossen? Aus: Raumforschung und Raumordnung Spatial Research and Planning 76, 4; 10.1007/s13147-018-0537-0 (2018) 5 4. Betroffenheit der Trinkwassergewinnung Die o.g. 86 ha (zusätzliche) Abgrabungsfläche sind in Relation zu den Gesamtflächen für Abgrabungen gering. Für zwei regionale Trinkwasserversorgungen bedeuten sie hingegen eine direkte Betroffenheit und deutliche Verschlechterung. 4.1 Die Stadtwerke Lippstadt versorgten lt. Wasserversorgungskonzept der Stadt Lippstadt (2016) [6] 67.066 Einwohner mit Trinkwasser. Diese Aufgabe wird durch den Betrieb von drei Wasserwerken (Lipperbruch, Fichten