Handout VCV W -P-3-42-14
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vcv(w)-p-3-42-14 1 Die 100 VCV(W)-Vorträge über „Künste in der & um die Romantik“ - ein Zyklus von Vortragsabenden über vorwiegend (spät)romantische ( - aber auch prä/para/post/…/neo-romantische - ) Künste/…/Kunstwerke für Musik/Malerei/…/Architektur-Freundinnen/Freunde und alle anderen Kunstliebhaber(innen) an jedem 2. Dienstag in jedem Monat im „art hotel weimar“ („Freiherr v. Stein“-Allee) ab 20:00 Uhr (Gesamtleitung: Prof. Wolf-G. Leidel, Vorsitzender des VCV(W) [„Vox coelestis“-e.V. Weimar]) - ---------------------------------------------------------------------- Vortrag Nr. 014 ----------------------------------------------------------------------------------------------- Nicht zum öffentlichen Gebrauch: nur für VCV(W)-Mitglieder und Besucher/Gäste des o.g. Vortragzyklus’! -------------------------------------------------------------------------------------- Stand vom 23. Januar 2007 ----------------------------------------------------- Das Thema dieses 14. Abends: „Die bekannteste Oper von Richard Strauss & Hugo v. Hofmannsthal: „Der Rosenkavalier““ ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Eine Sonntagsvorfrühlingsspaziergangidee zweier Herren im Park zu (Weimar-)Tiefurt Igor Strawinski nannte die Oper „…Sklerosenkavalier…“ und meinte den Komponisten damit; es sei „…Bonbon- & Pralinen-Musik, weiter nichts…“. Strauss hielt nicht viel von ihm und er wohl nicht von Strauss…; die Ur-Idee zur Oper jedenfalls überkam dem Gentleman- Duo „Hofmannsthal/Keßler“ bei einem Sonntagsausflug im Park zu TIEFURT bei WEIMAR der Apotheker W. Ermer aus KELHEIM (bei REGENSBURG) ( - die Bronze rechts stammt von B. Gautam aus Moers) anno 1909; sofort danach und in nur 2 Tagen ( - 12. bis 14. März ( - in des VCV(W)-Mitglied Wolfram Ermers Haus in der Ilmstraße in Oberweimar vis-a-vis des „Bienenmuseums“)) war das „scenario“/Exposé fertig und mit dem Libretto konnte begonnen werden ( - in W. Ermers anderem Haus in der Cranachstraße zu Weimar…)… - Der Park zu WEIMAR-TIEFURT ist jedem Touristen wärmstens zu empfehlen: Historie pur; z.B. das erste Mozart-Denkmal auf deutschem Boden, ein wunderschöner kleiner Tempel, Wieland-Büste, ein Matthisson- Gedicht, ein Schlößchen, in dem Anna-Amalia ihre „Literatur-Runden“ abhielt u.v.A.m.; auch landschaftlich ist der Park sehr schön. Der VCV(W) bespielt an jedem ersten Montag im September ein Konzert in der dortigen „Christoph(oros)“-Kirche mit ihrer leise säuselnden vcv(w)-p-3-42-14 2 Äolsharfe ( - „…das sanfte TIEFURT ist wie ein [Spinett-]Lautenzug/„Adagio“…“ („Jean Paul“ = „Johann-Paul-Friedrich Richter“; * 21. März 1763 in Wunsiedel & † 14. November 1825 in Bayreuth: ein deutscher Schriftsteller, literarisch gesehen zwischen Klassik-&- Romantik ( - die Namensänderung geht auf JPs große Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau zurück)) in Gedenken an die von Helene von Nostitz beschriebene „Rosenkavalier“-Entstehung auf der spätromantischen „Heerwagen“-Orgel. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Der Sklerosenkavalier „Der Rosenkavalier“ („Komödie für Musik“) (op.59) ist eine komische Oper in drei Aufzügen, die am 26. Januar 1911 in der Dresdener Semperoper (Königliches Opernhaus) uraufgeführt wurde. Die Musik stammt von dem deutschen Komponisten Richard Strauss, das Libretto von dem österreichischen Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal. Die Handlung ist im Milieu der Aristokratie in Wien um 1740 angesiedelt, in den ersten Jahren der Regierung der Kaiserin Maria Theresia. Hauptfiguren sind der junge Adlige Octavian, die junge, neureiche Sophie, ihr Vater, der Herr von Faninal sowie ihr Bräutigam Baron Ochs auf Lerchenau und die Feldmarschallin Maria Theresa Fürstin Werdenberg. Der erste Aufzug beginnt mit einer pikanten Szene zwischen Octavian und der Feldmarschallin, deren viel v. Hofmannsthal jüngerer Geliebter er ist. Das Liebesspiel zwischen „Quinquin“ und der Marschallin endet abrupt, als an die Tür ihres Gemachs geklopft wird. Sie befürchtet, ihr Ehemann sei unerwartet angereist; es ist jedoch nur ihr Vetter Baron Ochs. Dieser tritt ein und findet neben der Marschallin den jungen Octavian, der sich in der Eile als Kammerzofe verkleidet hat. Octavian kann sich den Zudringlichkeiten des Barons kaum widersetzen. Der Baron prahlt mit seiner unersättlichen Begierde: „So viel Zeiten das Jahr, soviel Stunden der Tag, da ist keine – (...) wo nicht dem Knaben Kupido ein Geschenkerl abzulisten wäre. (...) Wollt ich könnt sein wie Jupiter selig in tausend Gestalten, wär Verwendung für jede. (...) Das Frauenzimmer hat gar vielerlei Arten, wie es will genommen sein. Da kenn ich mich aus, halten zu Gnaden!“; er beabsichtigt, die junge Sophie zu heiraten; die Feldmarschallin bietet ihm Octavian – von dessen Gegenwart der Baron nichts ahnt – als Bräutigamsaufführer ( - der „Rosenkavalier“ - ) an. Der zweite Akt beginnt im Hause des Herrn von Faninal. Seine Tochter Sophie bereitet sich auf die Ankunft des Rosenkavaliers vor, der ihr zeremoniell eine silberne Rose überbringen soll und damit die Ankunft des Bräutigams ankündigt. Der Rosenkavalier ist Octavian; als er Sophie gegenübersteht, verliebt er sich in sie. „Wer ist denn die? Wie kommt sie denn zu mir? Wer bin denn ich? Wie komm ich denn zu ihr? Wär ich kein Mann, die vcv(w)-p-3-42-14 3 Sinne möchten mir vergehn.“. Der Baron tritt auf; sein Benehmen ist rüpelhaft und stößt Sophie, die seine Braut werden soll, eher ab. Als sich Octavian und Sophie heimlich küssen, „Kladderadatsch“ 1911 werden sie von einem italienischen Intrigantenpärchen verraten. Der Baron ist darüber nicht bekümmert, doch Octavian fordert ihn auf, von Sophie abzulassen. Schließlich verletzt er den vcv(w)-p-3-42-14 4 Baron mit dem Degen. Sophies Vater greift ein und droht, sie bei weiterer Weigerung, den Baron zu heiraten, auf Lebenszeit ins Kloster zu schicken. Im dritten Akt stellen Octavian und die Italiener, die das Paar zuvor verraten haben, dem Baron eine Falle. In einem Wirtshaus soll der Baron die hübsche Kammerzofe der Marschallin zum Stelldichein treffen. Deren Ähnlichkeit mit Octavian verwirrt ihn; als dann eine Frau mit vier Kindern auftritt, die, wie sie behauptet, die seinen sein sollen, und der Kommissar der Sittenpolizei gerufen wird, verliert er völlig die Fassung. Schließlich treten Sophie und ihr Vater sowie die Feldmarschallin auf; der Fall wird aufgedeckt und der Baron davongejagt. Der Feldmarschallin bleibt nichts übrig, als Octavian freizugeben ( - was sie bereits zum Ende des ersten Akts ahnte…); dieser und Sophie sind nun frei für die Ehe. Ob sie heiraten werden, bleibt zum Schluß offen; Sophie sagt zuletzt: „…ist ein Traum, kann nicht wirklich sein, daß wir zwei beieinander sein, beieinand für alle Zeit und Ewigkeit…“. Die Figuren sind weniger Charaktere als vielmehr Typen, aufeinander abgestimmt wie die Rollen der italienischen Commedia dell'arte. Anregungen holte sich Hofmannsthal auch von den Komödien Molières; „…die Gestalten waren da und agierten vor uns, noch ehe wir Namen für sie hatten: der Buffo, der Alte, die Junge, die Dame, der ‚Cherubin‘. (...) Aus dem ewig typischen Verhältnis der Figuren zueinander entsprang die Handlung, fast ohne daß man wußte, wie.“ („Der Rosenkavalier“. Zum Geleit, 1927) „(E)iner braucht den andern, nicht nur auf dieser Welt, sondern sozusagen auch im metaphysischen Sinn. (...) Sie gehören alle zueinander, und was das Beste ist, liegt zwischen ihnen: es ist augenblicklich und ewig, und hier ist Raum für Musik…“, schreib Hofmannsthal 1911 in „Ungeschriebenes Nachwort zum „Rosenkavalier““. William Hogarths Gemälde "Morgendlicher Empfang der Comtesse" aus dem Zyklus „Mariage à la Mode“ von 1743/1745 gab die Anregung zum "Lever" der Marschallin im 1. Akt der Oper. Hofmannsthal legte auch Wert darauf, daß der Text nicht versuchen wolle, die historische Zeit des Rokoko wieder auferstehen zu lassen; vielmehr sei „…mehr von der Vergangenheit in der Gegenwart als man ahnt…“ (ebd.); „…dahinter war vcv(w)-p-3-42-14 5 der geheime Wunsch, ein halb imaginäres, halb reales Ganzes entstehen zu lassen, dies Wien um 1740, eine ganze Stadt mit ihren Ständen, die sich gegeneinander abheben und miteinander mischen, mit ihrem Zeremoniell, ihrer sozialen Stufung, ihrer Sprechweise oder Hogarth(’)s Gemälde (s.o.) vielmehr ihren nach den Ständen verschiedenen Sprechweisen, mit der geahnten Nähe des großen Hofes über dem allen, mit der immer gefühlten Nähe des Volkselementes…“ („Zum Geleit“). Der „Rosenkavalier“ ist also durchaus ein Gegenwartsstück, bezogen auf das Österreich der Zeit um 1910. Es läßt sich als Kritik auf die verkommenen Sitten der Donaumonarchie lesen – der Hofmannsthal selbst aber doch anhing… – oder als eine Apologie des heiligen Ehestandes: im Stück verborgen liegt eine konservative Tendenz, die Verkommenheit des Ehebrechers und Lüstlings zu entlarven und zu demontieren, um am Schluß die Liebe in der Ehe triumphieren zu lassen. Der Figur Sophie betet vor der Ankunft des Barons zu Gott „…die Mutter ist tot und ich bin ganz allein. Für mich selber steh ich ein. Aber die Ehe ist ein heiliger Stand…“. Das Verhältnis zwischen Liebesrausch und ehelicher Bindung ist im Stück selbst nicht so eindeutig, wie es den Anschein hat; der junge Octavian trägt auch gewisse Züge des Lüstlings Baron Ochs; Sophie ist keine keusche Braut, sondern läßt sich verführen, obwohl sie zur Ehe versprochen wurde. Ob die Ehe zwischen Sophie und Octavian am Ende tatsächlich geschlossen wird, bleibt offen. Nach seinen